Zutrauen – Ideen statt Ideologien – Martin Rupps u. Volker Resing Interview-Buch mit Julia Klöckner

Manuel Herder im Gespräch mit Julia Klöckner während ihrer Buchpräsentation auf dem Stand des Herder-Verlages auf der 67. Frankfurter Buchmesse © massow-picture
Manuel Herder im Gespräch mit Julia Klöckner während ihrer Buchpräsentation auf dem Stand des Herder-Verlages auf der 67. Frankfurter Buchmesse © massow-picture

Ideen statt Ideologien
Julia Klöckner: Was mir in der Politik wichtig ist

In turbulenten Zeiten wie diesen sind Persönlichkeiten vom Format Julia Klöckners  gefragt.  Nicht nur in der Flüchtlingsfrage hat Julia Klöckner schon früh den Blick für soziale Realitäten bewiesen. Sie lässt sich auch nicht vom politisch-korrekten Zeitgeist in die rechte Ecke drängen, wenn sie – wie Alice Schwarzer – dafür plädiert,  frauendiskriminierende Vollverschleierung (Burka oder Nigab mit Augenschlitz)  zu verbieten und ein Integrationsbekenntnis von Neuankömmlingen zu fordern. „Eine Gegenleistung müssen wir aber erwarten: dass sich die Neuankömmlinge an unsere Gesetze halten und unseren Lebensstil respektieren. Sie sollen ihre eigene kulturelle Identität durchaus bewahren, aber nur insoweit, als sie nicht mit unseren Auffassungen von Recht und Gesetz, von Demokratie, von Meinungs- und Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung von Mann und Frau widerspricht. Hier können und dürfen wir keine Abstriche machen, weil das die Grundpfeiler unserer freiheitlichen Demokratie sind. Deshalb müssen alle Flüchtlinge wissen: Wer bei uns Schutz und Hilfe sucht, muss bereit sein, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Und er muss sich auch dazu verpflichten.“, so Julia Klöckner.

Sie  hat   kein Verständnis dafür, wenn   Gender-Ideologinnen einerseits Haare darüber spalten, ob, wie einst, Rainer Brüderles  Dekolleté-Bemerkung harmloser Flirt oder Frauendiskriminierung gewesen sei, aber bei offensichtlich gravierenden Frauendiskriminierungen anderer Kulturkreise in unserem Lande wegschauen oder dies paradoxerweise eher noch verteidigen:   „Wenn Nichtgleichberechtigung als kulturelle Vielfalt abgetan wird, halte ich das für schwierig“, so Julia Klöckner bei einem Interview mit Manuel Herder zur Vorstellung ihres Buches ‚Zutrauen   – Ideen statt Ideologien – Was mir in der Politik wichtig ist‘ auf der diesjährigen Buchmesse. „Sie spielen ja wohl auch auf einen Vorfall an, dass in einer Flüchtlingseinrichtung mir ein Imam die Hand nicht geben wollte, weil ich Frau bin, nicht weil ich erkältet bin, nein, weil ich Frau bin. Darüber ist eine heiße Debatte  entbrannt“, so Klöckner: „Was ist der Beweggrund, dass er mir die Hand nicht gegeben hat? Ich finde, dass das Geschlecht kein Grund sein darf. Da gibt es zwar  unterschiedliche Interpretationen: Weil man so viel Respekt vor Frauen hat oder weil man sie nicht als gleichwertig anschaut. Mir persönlich ist es relativ gleich. Wichtig ist, wie es ankommt, und wichtig ist auch das Denken, das hinten dran steht. Ganz viele Männer, die so stark im islamischen Glauben geprägt sind, haben nun mal starke Vorbilder wie diesen Imam. Diese Männer haben oft auch Probleme, Lehrerinnen zu akzeptieren, haben Probleme, Chefinnen zu akzeptieren. Das gilt nie für alle. Pauschalitäten sind immer fehl am Platz. Aber ich habe so viele Rückmeldungen bekommen wie selten zuvor, von wirklich betroffenen Frauen, von einer Maklerin, von Geschäftsfrauen, die sagen: ‚wir wollen gleich behandelt werden!‘. Und das sollten wir eben nicht als kulturelle Vielfalt abtun, wenn Menschen anderer Kulturkreise nicht gewohnt sind, mit Frauen gleichberechtigt umzugehen.
Und wenn man auf der anderen Seite gerne die Offenheiten unseres Landes annimmt: Religionsfreiheit, ein Rechtssystem, das verlässlich ist, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, soziale Absicherung usw., dann gehört zur anderen Seite der Medaille eben auch die Gleichberechtigung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Und übrigens: Auch homosexuelle Partnerschaften sind legal in Deutschland, und auch das sind Punkte, die wir  den Neuankömmlingen abverlangen müssen.  Zusammenhalt unserer Gesellschaft kann nur gewährleistet werden, wenn die Integration derjenigen gelingt, die dauerhaft hier bleiben werden.“, so Julia Klöckner. Wie   für den Philosophen Rüdiger Safranski die Grundsätze und Werte der Gleichberechtigung unantasbar sind und das Grundgesetz über  Koran und Scharia stehen muss, fordert  Julia Klöckner, dass „es wohl nicht zuviel verlangt ist, von Asylbewerbern und Einwanderern ein Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung als oberste Instanz unseres Staates zu verlangen, wenn sie hier Schutz, Arbeit, Bildung und Versorgung suchen.“

zutrauen-julia-kloecknerJetzt hat die  Seiteneinsteigerin in die politische Parteiarbeit und heutige Hoffnungsträgerin der CDU und  Spitzenkandidatin bei den Landtagswahlen 2016  in Rheinland-Pfalz das Buch „Zutrauen – Ideen statt Ideologien – Was mir in der Politik wichtig ist“ vorgelegt. Hierin verrät die Politikerin, was ihr wichtig ist, und gibt im Gespräch mit den Journalisten Volker Resing und Martin Rupps Auskunft über ihr Verständnis von Politik und gesellschaftlichem Engagement.
Neben Themen wie Glaube, Werte und Heimat, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit, Familienpolitik und alternative Lebensentwürfe, Flüchtlingspolitik und Integration spricht sie auch über persönliche Weggefährten und Vorbilder. Im Kern komme es ihr darauf an, Probleme unideologisch und pragmatisch zu lösen, Konzepte für die Zukunft zu haben, das Land voran zu bringen, sagt sie und weiter: „Wir brauchen ein politisches Verständnis, das nicht Legislaturperioden, sondern Generationen im Blick hat.“ Anstatt zu bevormunden, möchte sie den Menschen zutrauen, selbst zu erkennen, was gut ist, welche Veränderungen und auch welche Politiker notwendig sind.

Wer Julia Klöckners  – mitunter unkonventionellen  – Ansichten und politisch pragmatische Herangehensweisen  besser verstehen möchte, dem sei ihr Buch  „Zutrauen – Ideen statt Ideologien – Was mir in der Politik wichtig ist“ wärmstens empfohlen. Erschienen ist es im Herder-Verlag Freiburg 2015, 192 Seiten, 19,99 Euro (als E-Book 15,99 Euro).

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst.com)