Die Paulskirche in die Stadtteile bringen – das war eine der zentralen Forderungen der Bürger:innen-Werkstätten zum 175. Jahrestag der Nationalversammlung in 2023. Damals entwickelten über 200 Menschen eine Charta der Demokratie, Motto: Zivilgesellschaft aktiv. Nun ist es soweit: Das Projekt Pavillon der Demokratie, eine Initiative von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, hat am Donnerstag, 29. August, auf dem Paulsplatz mit einem fünfstündigen Programm seine Premiere gefeiert.
Zum Auftakt kamen die Aktivistinnen der „Omas gegen Rechts“ mit Schülerinnen und Schülern der Liebigschule und mit Kindern der Kita Seilerstraße zusammen. Beim „Storytelling“-Format sprachen Persönlichkeiten wie Constance Ohms oder Alon Meyer über ihre ganz persönlichen Geschichten. Auch die Drag-Queen Maxima Love berichtete – und begeisterte das Publikum mit einigen Liedern. Moderiert wurde der Tag von Shahrzad Osterer.
Die Eröffnung vor 250 Gästen nahmen Oberbürgermeister Mike Josef, Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner und Eskandari-Grünberg vor, danach sprach die Shoah-Überlebende Eva Szepesi. Sie beschwor die Anwesenden, für den Erhalt der Demokratie zu kämpfen: „Das erfordert den Einsatz von jedem einzelnen. Wir müssen es tun für unsere Kinder und Enkelkinder.“
Oberbürgermeister Josef sagte: „Unsere Demokratie braucht Orte, an denen miteinander diskutiert und in der Sache gestritten werden kann. Weltweit ist es keine Selbstverständlichkeit, sich frei zu treffen, zu debattieren oder gemeinsam Ideen zu entwickeln. Frankfurt hat diese Orte: Vor und in der Paulskirche, aber auch in den vielfältigen Stadtteilen. Es ist wichtig, vielfältige Angebote, die unsere Demokratie stärken, weiter auszubauen. Der Pavillon der Demokratie passt gut zur Demokratiestadt Frankfurt, in der mit unserer Paulskirche die Wiege der deutschen Demokratie steht. Auf dieser Tradition aufbauend werden wir einen Ort schaffen, der offen ist für alle Frankfurterinnen und Frankfurter und der zeigt, lebendige Demokratie lebt vom Mitmachen.“
Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner ergänzte: „Demokratie geht nicht von allein, wir müssen uns anstrengen. Demokratie erlaubt keine Denkfaulheit. Sie verlangt von uns, einander zuzuhören und sich mit dem, was der oder die andere sagt, sachlich und respektvoll auseinanderzusetzen. Demokratie muss man üben, mit dem Projekt Demokratie-Pavillon machen wir genau das. Hier mitten in der Stadt und in den Ortsteilen, mit den Menschen, die dort wohnen und vielen unterschiedlichen Akteur:innen der Zivilgesellschaft.“
Für Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg gibt es keinen besseren Zeitpunkt für die Stärkung demokratischer Strukturen als jetzt: „Mit dem Pavillon wollen wir die Zivilgesellschaft vernetzen, wollen mit Menschen vor Ort ins Gespräch kommen, diskutieren und ja: auch debattieren und streiten.“ Man wolle auch Geschichten aus den Stadtteilen einsammeln und erfahren, was Demokratie für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt bedeute. „Wir planen den Pavillon der Demokratie langfristig und wollen perspektivisch alle 16 Ortsbezirke Frankfurts erreichen.“ Und: „Jeder ist eingeladen – unser Ziel ist ein demokratischer, aber auch ein dsikriminierungsfreier Raum.“
Zuvor hatte Eskandari-Grünberg vor Medienvertreterinnen und -vertretern das Programm der Demokratie-Tour 2024 vorgestellt. Demnach wird es an den vier Stationen im Nordend sowie in Rödelheim, Bockenheim und Höchst an jeweils zwei Tagen Vorführungen, Gespräche und Diskussionen geben. Parallel können sich die Interessierte an Mitmachaktionen beteiligen oder ihre Meinung auf Plakatwänden kundtun.
Die Stabsstelle Antidiskriminierung im Diversitätsdezernat hat das Programm mit insgesamt 90 Kooperationspartnern wie Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen aus den Stadtteilen entworfen. Das Design des Pavillons kommt vom Büro Schramm für Gestaltung und setzt die Kampagnen zum Paulskirchen-Jubiläum, zur Bürger:innenbeteiligung Haus der Demokratie und zum Lauf für Demokratie fort. Zudem nutzt die Demokratie-Tour auch drei Hütten der Klima-Piazza des Umweltdezernats. Mit dabei waren auch Mitarbeitende vom World Design Capital 2026, die in der Region Fragen nach „Design for Democracy“ nachgehen – konkret war die Illustratorin Amelie Persson vor Ort, die Zeichenworkshops anbot.
Nächste Station des Pavillons der Demokratie ist am Donnerstag, 5., und Freitag, 6. September, der Luisenplatz im Nordend.
Die weiteren Veranstaltungen
Donnerstag, 19. und Freitag, 20. September: Arthur-Stern-Platz, Rödelheim
Mittwoch, 9. und Freitag, 10. Oktober: Carlo-Schmid-Platz vor dem Bockenheimer Depot
Donnerstag, 31. Oktober und Freitag, 1. November: Ettinghausenplatz, Höchst
Weitere Infos zu den Daten und zum Programm gibt es online unter pavillon-der-demokratie.de.