Schrei nach Gerechtigkeit – Am Vorabend der Reformation. Im Dommuseum Mainz vom 5.09.15 bis 17.1.2015

n.gerechtigkeitIn einer einmaligen Präsentation stellt die große Sonderausstellung die Frage nach den Lebensverhältnissen am Vorabend der Reformation. Hochkarätige Exponate bieten einen tiefen Einblick in Mentalität und Kultur der Zeit um 1500. Auf 2000 m² werden über 200 Ausstellungsstücke den Glanz des späten Mittelalters erstrahlen lassen.

Der Mittelrhein zählte um 1500 zu den wirtschaftlich stärksten Regionen des Reiches. Bedingt durch einen starken überregionalen Wettbewerb entwickelten sich hier unter der „Wirtschaftsförderung“ der Mainzer Erzbischöfe innovative Produktionsformen wie die serielle Fertigung mit Hilfe von Tonmodeln oder die aus Bayern importierte Flachschnitzerei. In Kloster Eberbach entstand das größte Weinfass der Welt und in der Pfarrkirche zu Lorch der erste Altaraufsatz, dessen Figuren nicht farbig gefasst waren. Einhergehend mit einer überdurchschnittlichen Bildung resultierte aus dieser florierenden Wirtschaft ein ungekannter Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten. Unter diesen Voraussetzungen wurde in den Jahren vor der Reformation der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit immer lauter. Diesen modern anmutenden Entwicklungen folgt die Ausstellung anhand von eindringlichen historischen Dokumenten und herausragenden Kunstwerken der Spätgotik.

DommuseumDie erste Sonderausstellung zur Kunst am Mittelrhein um 1500 mit einer Fülle hochkarätiger, zum Teil noch nie gezeigter Exponate.

 

Ort:
Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz
Domstr. 3
55116 Mainz

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage von 11 bis 18 Uhr

Bei Veranstaltungen ggf. länger geöffnet.
Geschlossen am 1.11. (Allerheiligen)
24.-26.12, 31.12.2015 und 1.1.2016

Eintritt:
Regulär 8 € / Ermäßigt 6 €
Familienkarte I: 8 € / Familienkarte II: 16 €
Die Sonderausstellung ist zu 2/3 barrierefrei.

Führungen:
Öffentliche Führungen sonntags um 14 Uhr
Teilnahmegebühr: 2,50 € + Eintritt
Gruppenführungen:
60 Min. / 60 € + erm. Eintritt
90 Min. / 90 € + erm. Eintritt
Private Führungen bitte telefonisch / per E-Mail vereinbaren

Weitere Informationen über das Dommuseum Mainz

Umfangreiches Begleitprogramm hier!

Sippenteppich2_72

Begrüßung des Bischofs von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, bei der Eröffnung im Mainzer Dom

Frau Ministerpräsidentin mit den Mitgliedern der Landesregierung von Rheinland-Pfalz, Frau Staatsministerin Vera Reiß und Herr Staatsminister Prof. Dr. Gerhard Robbers, Herr Generaldirektor Thomas Metz, meine Herren Oberbürgermeister, Michael Ebling und Michael Kissel, Mainz und Worms, Herr Dekan Klodt, meine Damen und Herren Ehrengäste, vor allem aus allen Ebenen der Politik, besonders der Parlamente: des Europäischen Parlaments, des Bundestags und der Landtage, hochgeschätzte Leihgeber und Autoren, sehr verehrte Damen und Herren, lieber Herr Direktor Wilhelmy mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Dommuseums!

Wir haben schon bei der Eröffnung der Ausstellung „Franz von Sickingen“ betont, wie wichtig es beim Reformationsgedenken ist, neben den klassischen Gedenkstätten vor allem in Mitteldeutschland im Südwesten einen eigenen Schwerpunkt zu setzen, der die drei Ausstellungen zur Reformation als Medienereignis, zu Ritter Franz von Sickingen und nun die dritte und letzte Ausstellung „Schrei nach Gerechtigkeit. Leben am Mittelrhein am Vorabend der Reformation“ umfasst. Ich freue mich über Ihr Interesse und darf Sie alle gemeinsam herzlich begrüßen, vor allem Sie, verehrte Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit den Mitgliedern der Landesregierung. Dankbar erwähne ich auch vielfache finanzielle Hilfen der Generaldirektion Kulturelles Erbe und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Staatsministerin Prof. Dr. Monika Grütters.

Wir wollen erkunden, wie die Menschen um 1500 in unserer Region gelebt haben. Dies ist auch wichtig zu wissen, wenn man auf die Themen und Probleme der Reformationszeit schaut. Manchmal gibt es doch auch in der Reformationsgeschichte Verengungen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten gelernt, ohne Martin Luthers Originalität abzustreiten, wie sehr diese Zeit in den mannigfachen Aufbruch- und Erneuerungsbewegungen des zu Ende gehen-den Mittelalters und der frühen Neuzeit wurzelt: Die große Bedeutung der deutschen Mystik, der spätmittelalterlichen Theologie, des gelebten Mönchtums und der zeitgenössischen Reformbewegungen. Gewiss gehört zur Reformationsgeschichte auch die Rolle sozialer Probleme, wie sie uns dann etwa auch im Bauernkrieg und im Täufertum begegnen. Aber das normale Leben der Menschen in jener Zeit war im Kontext der kirchlichen Ereignisse doch ein Stück weit Stiefkind. Bekannt ist jedoch z.B. die Inschrift auf einer Kirchenbank aus dem Jahr 1510 in der Kiedricher Pfarrkirche: „Die Gerechtigkeit lit in grosser Not – die Wahrheit ist geschlagen dot.“ Diese bitteren Worte zeigen, dass die Ängste und Hoffnungen dieser Zeit mit zum Reformationsgedenken gehören. Doch zeigen wichtige Abhandlungen im Katalog, dass man sich kirchlicherseits damit nicht zufrieden gab.

Ganz gewiss wird dies, konzentriert auf die Region am Mittelrhein, in den Grußworten von Frau Ministerpräsidentin Dreyer, Herrn Dekan Klodt und ganz besonders im Festvortrag von Herrn Staatsminister Prof. Dr. Robbers zur Sprache kommen. Sie sind, Herr Staatsminister Robbers, durch Ihre großen wissenschaftlichen Arbeiten zu „Gerechtigkeit als Rechtsprinzip“ und „Sicherheit als Menschenrecht“, um nur diese zu nennen, besonders sensibel für dieses Thema. Sie sind außerdem Regierungsbeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz für das Reformationsjubiläum und Vorsitzender des Leitungskreises Reformationsjubiläum 2017, der die Jubiläumsveranstaltungen plant und koordiniert.

Ich heiße alle Vertreterinnen und Vertreter staatlicher und kommunaler Verantwortung herzlich willkommen, Sie, verehrte Frau Staatsministerin Vera Reiß, zugleich „Kirchenministerin“, den Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Herrn Thomas Metz, die Herren Oberbürgermeister Ebling und Kissel aus Mainz und Worms mit den hochverdienten Damen und Herren aus ihrem Bereich. Ich nenne nur Herrn Dr. Joachim Glatz, den ehemaligen verdienstvollen Landeskonservator.

Unsere Ausstellung ist auch ein Erweis hervorragender Zusammenarbeit der Museen unterei-nander. Ich begrüße die Verantwortlichen des Gutenberg-Museums, Frau Dr. Annette Ludwig, des Landesmuseums Mainz (Frau Dr. Andrea Stockhammer) und vor allem auch der Stadtbibliothek, hier namentlich Frau Dr. Annelen Ottermann, und danke Ihnen für die gute Zusammenarbeit. Dies gilt in hohem Maß auch für das Diözesanmuseum in Limburg, besonderen Dank an Herrn Prof. Matthias Kloft. Mit besonderer Dankbarkeit begrüße ich die zahlreichen Damen und Herren aus der Wissenschaft, von denen zahlreiche Autoren wichtige Beiträge aus vielen Disziplinen beigesteuert haben, stellvertretend nenne ich nur für die Kirchengeschichte Herrn Prof. Dr. Johannes Schilling aus Kiel, aus der säkularen Geschichtswissenschaft Herrn Prof. Dr. Michael Matheus, aus der Kunstwissenschaft Herrn Prof. Dr. Andreas Tacke. Ich möchte bewusst aber auch jüngere Wissenschaftler nennen, wie die Privatdozenten Dr. Michael Oberweis und Dr. Christoph Nebgen mit ihren wegweisenden neuen Erkenntnissen. Es ist ein hohes Verdienst nicht nur der Katalogredaktion in Mainz unter Leitung von Herrn Dr. Wilhelmy, sondern auch des Verlages Schnell & Steiner aus Regensburg unter der bewährten Leitung von Dr. Albrecht Weiland, dass wir trotz der drängenden Zeit einen so herausragenden Katalog auf dem Tisch liegen haben. Unter den vielen Leihgebern möchte ich aber auch die Kirchengemeinden, besonders aus dem Rheingau, nicht vergessen, ganz besonders die Pfarrgemeinde St. Valentinus und Dionysius aus Kiedrich, namentlich Herrn Pfarrer Dr. Robert Nandkisore und Herrn Bürgermeister Winfried Steinmacher.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte mich noch besonders bedanken bei der Evangelischen Kirche, besonders dem Mainzer Dekanat, vornehmlich bei Frau Präses Dr. Birgit Pfeiffer und Herrn Dekan Andreas Klodt. Dankbar nenne ich auch als Schirmherrn Herrn Kirchenpräsident Dr. Volker Jung. Zusammenfassend möchte ich den Dank abschließen für mannigfache Unterstützung, wie z.B. von Herrn Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, Herrn Stefan Schmitz und Herrn Prof. Stefan Weinfurter.

Den größten Dank möchte ich jedoch Ihnen, Herrn Dr. Winfried Wilhelmy, Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums, sagen. In einer seltenen Verbindung haben Sie eine außerordentlich große wissenschaftliche Kompetenz mit hohem praktischem Sinn, pädagogischer Einfühlungskraft, Organisationstalent in das Werden dieser Ausstellung eingebracht, dazu noch Ihren immensen Fleiß und Ihre erkennbare Leidenschaft. Sie haben auch dadurch herausragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tief begeistert. Ein relativ kleines Team hat eine große Ausstellung gemeistert. Sie, verehrter und lieber Herr Dr. Wilhelmy, werden dies bei der Einführung in die Ausstellung noch selbst präzisieren können. Sie haben oft weit über alle Maßen und bis an den Rand der Erschöpfung alles für „Ihre“ Ausstellung gegeben. Unser Dank kommt darum auch wirklich von Herzen. Bedanken möchte ich mich auch für die schöne und passende Musik „Ars Choralis“.

Ich danke Ihnen und darf Frau Ministerpräsidentin Dreyer um ihr Grußwort bitten.

Karl Kardinal Lehmann