Robert Gernhardt Preis 2016 an Silke Scheuermann und Norbert Zähringer verliehen

(vli.) Dr. Michael Reckhard, Mitglied d. Geschäftsführung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, Silke Scheuermann, Preisträgerin, Norbert Zähringer, Preisträger, Boris Rhein, Hessischer Kunst- und Kulturminister. Foto: Diether v. Goddenthow  © massow-picture
(vli.) Dr. Michael Reckhard, Mitglied d. Geschäftsführung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, Silke Scheuermann, Preisträgerin, Norbert Zähringer, Preisträger, Boris Rhein, Hessischer Kunst- und Kulturminister. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Silke Scheuermann und Norbert Zähringer erhalten die mit jeweils 12.000 Euro dotierte Auszeichnung

Wiesbaden/ Frankfurt. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein zeichnet in einer feierlichen Verleihung im Museum Angewandte Kunst gemeinsam mit Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, die beiden Robert Gernhardt Preisträger 2016, Silke Scheuermann und Norbert Zähringer, aus. Eine wunderbar geistreich ironische Laudatio auf Silke Scheuermann und Norbert Zähringer hielt Andreas Platthaus, Verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben bei der FAZ. Da der Robert-Gernhard-Preis nicht für bereits erschienene, sondern geplante oder im Entstehen befindliche Publikationen vergeben wird, fiel Platthaus „die Auswahl vorzustellender Textstellen nicht all schwer, da bei sechsseitigen Exposés es eben nur diese Text verfügbar sind“.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein:Ich gratuliere den beiden Preisträgern zu ihrem Erfolg und freue mich, dass die Auszeichnung in diesem Jahr zwei stark mit Hessen verbundenen Autoren zugutekommt. Ich hoffe, dass der Preis dazu beitragen kann, die im Entstehen begriffenen Werke von Silke Scheuermann und Norbert Zähringer zu vollenden und zu veröffentlichen. Der Robert Gernhardt Preis zeigt auch in diesem Jahr wieder, wie erfolgreich eine gute Zusammenarbeit verschiedener Institutionen sein kann.“

Silke Scheuermann. Foto: Diether v. Goddenthow  © massow-picture
Silke Scheuermann. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Silke Scheuermann erhält die Auszeichnung für ihr Lyrikprojekt „Zweites Buch der Unruhe“,  das sich mit Bewegungen aller Art beschäftigt, seien es durch das Wasser gleitende Fische, sei es ein Vogelzug oder seien es Migranten auf ihrem Weg nach Europa. Silke Scheuer-mann gelingt in ihren doppelbödigen Gedichten ein schwebender, poetischer Ton, der den-noch immer wieder ironische Brechungen zulässt; das hat die Jury überzeugt. Silke Scheu-ermann wurde in Karlsruhe geboren und lebt in Offenbach am Main. Sie ist Autorin mehrerer Gedichtbände und Romane, ihr letzter Gedichtband „Ich fragte den Vogel. Lyrische Momente“ wurde im letzten Jahr veröffentlicht. Silke Scheuermann bedankte sich, ein wenig aufgeregt, mit ein paar erheiternden Einblicken aus ihren Jugendtagebuch.

Norbert Zähringer Foto: Diether v. Goddenthow  © massow-picture
Norbert Zähringer Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Norbert Zähringer erhält die Auszeichnung für sein Romanprojekt „Wo wir waren“, in dem ein Waisenjunge am Tag der ersten Mondlandung die Flucht aus dem von autoritären Strukturen beherrschten Heim wagt und beschließt, in Amerika sein Glück zu suchen. Die Kunst, realistisches Erzählen mit Reflexionen über die Möglichkeiten des Erzählens, zusammenzubringen beeindruckte die Jury. Norbert Zähringer wurde in Stuttgart geboren, wuchs in Wiesbaden auf und lebt heute in Berlin. Er ist Autor von vier Romanen und verschiedenen Hörspielen und Features. Sein letzter  Roman „Bis zum Ende der Welt“ erschien 2012. Norbert Zähringer verglich in seinen Dankesworten, das Versprechen seines Exposés,  einen fertigen Roman  daraus zu verfassen, mit der riskanten Fahrt auf der Bounty ins Ungewisse.

Der Robert Gernhardt Preis soll Autorinnen und Autoren mit hessischem Bezug die Realisierung eines größeren literarischen Vorhabens ermöglichen. Er ist nach dem 1937 in Reval geborenen und 2006 in Frankfurt am Main verstorbenen Autor, Zeichner und Maler Robert Gernhardt benannt: Seit 2009 erhalten jährlich zwei Autoren die mit jeweils 12.000 Euro dotierte Auszeichnung. Das Preisgeld stiftet die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank).

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein dankte der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen für ihr Engagement in der Literaturförderung Hessens.

„Ohne diese finanzielle Unterstützung könnte es den Robert Gernhardt Preis nicht geben. Das ganz besondere an dieser Auszeichnung ist, dass die Wirtschafts- und Infrastrukturbank die Preisträger auch nach der Veröffentlichung ihrer literarischen Projekte weiter begleitet und unterstützt. WIBank und Landesregierung haben mit dem Preis gemeinsam eine Win-Win-Situation geschaffen für die Autorinnen und Autoren, die literarische Szene, das Kulturleben und nicht zuletzt für das Land Hessen“, erklärte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.

79 Autorinnen und Autoren mit unterschiedlichsten literarischen Projekten haben sich 2016 um den Robert Gernhardt Preis beworben. Über die Vergabe des Robert Gernhardt Preises entscheidet eine Jury bestehend aus der Frankfurter Autorin Eva Demski, dem Literaturwissenschaftler Karl-Heinz Götze (Professor für deutsche Literatur und Landeskunde an der Universität Aix-en-Provence) und dem Frankfurter Literaturkritiker Christoph Schröder. Darüber hinaus wirken je ein Vertreter der WIBank und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst beratend mit.

„Literatur ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Vielfalt in Hessen. 11 seit 2009 ausgezeichnete Roman- bzw. Lyrikprojekte sind bereits erfolgreich veröffentlicht. Damit steht der Robert Gernhardt Preis für lebendige Literaturförderung und ist inzwischen eine feste Größe im deutschen Literaturbetrieb“, sagte Kunst- und Kulturminister Boris Rheinabschließend.

Den Robert Gernhardt Preis erhielten bisher:
 

  • 2009: Andreas Maier für sein Romanprojekt „Das Zimmer“, den ersten Teil seines auf elf Einzelpublikationen angelegten Großprojekts „Ortsumgehung“, (erschienen 2010) sowie Elsemarie Maletzke und Christian Golusda für ihr gemeinsames Reise-Reim-Projekt „Frau M. grüßt herzlich Dr. Krittel“, das 2010 unter dem Titel „Sturm und Tang“ erschienen ist.
  • 2010: Peter Kurzeck für sein Romanprojekt „Vorabend“, dem fünften Teil der großen Chronik „Das alte Jahrhundert“ (erschienen 2011) und Andreas Martin Widmann für sein erstes Romanprojekt „Die Glücksparade“ (erschienen 2012).
  • 2011: Matthias Göritz für sein Romanprojekt „Das Geschäft mit den Träumen“, erschienen 2013 unter dem Titel „Sünder und Träumer“ und Thomas Gsella für sein Lyrikprojekt „Tiere und Reime“, das 2012 mit Illustrationen von Achim Greser und Heribert Lenz unter dem Titel „Viecher in Versen“ erschienen ist.
  • 2012: Pete Smith für sein Romanprojekt „Endspiel“ (erschienen Januar 2015) und Frank Witzel für sein Romanprojekt „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969″ (erschienen März 2015).
  • 2013: Ricarda Junge für ihr Romanprojekt „Die letzten warmen Tage“ (erschienen 2014) und Paulus Böhmer für sein Lyrikprojekt „Zum Wasser will / alles / Wasser will weg“ (erschienen 2014).
  • 2014: Ulrike Syha für ihr erstes Romanprojekt „Der Korridor“ und Kurt Drawert für sein Lyrikprojekt „Verständnis und Abfall“ (erschienen 2016).
  • 2015: Gila Lustiger für ihr Romanprojekt „Die Entronnenen“ und Annika Scheffel für ihr Romanprojekt „Hier ist es schön“.