Preis der IHK für Rheinhessen 2017: Akademischer Nachwuchs und Leistungsträger der Weiterbildung in Mainz ausgezeichnet

Auszeichnung der Preisträger beim IHK-Preis 2017 (v.r.): Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Sandra Wolnitz, Marcel Hauck, Sahra Wagner, Alexa Groh, Florian Mölleken, IHK-Präsident Dr. engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow
Auszeichnung der Preisträger beim IHK-Preis 2017 (v.r.): Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Sandra Wolnitz, Marcel Hauck, Sahra Wagner, Alexa Groh, Florian Mölleken, IHK-Präsident Dr. engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow

Günster: Wissenstransfer eröffnet
rheinhessischen Unternehmen neue Chancen

Die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zeichnet eine junge Wissenschaftlerin und zwei junge Wissenschaftler mit dem IHK-Preis 2017 aus. Die mit insgesamt 5.000 EUR dotierte Förderung des akademischen Nachwuchses vergab die Jury an die Wirtschaftswissenschaftlerin Sandra Wolnitz, den Medieninformatiker Marcel Hauck, den Umweltschutzingenieur Florian Mölleken und die Internationale Betriebswirtschaftlerin Sarah Wagner. Für herausragende Leistungen in der beruflichen Weiterbildung erhielt die Personalfachkauffrau Alexa Groh den mit 2.500 EUR dotierten Sonderpreis „Beste der Besten“.

IHK-Präsident Dr. Engelbert Günster sagte anlässlich der Preisverleihung: „Die Innovationsfähigkeit der rheinhessischen Unternehmen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können kein umfangreiches Detailwissen in eigenen Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen vorhalten. Deshalb ist die Kooperation mit der angewandten Forschung für sie ein praktikabler Weg, um eigenes Know-how zu generieren und zu optimieren.“ Zudem schafft der Wissenstransfer nach den Worten Günsters eine weitere Chance für die Betriebe: „In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels bietet sich die Gelegenheit, potenzielle Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.“ Vor diesem Hintergrund lobte der IHK-Präsident auch das Bestreben in der rheinland-pfälzischen Bildungspolitik, die Durchlässigkeit des Bildungssystems weiter zu erhöhen.

Den Festvortrag anlässlich der Verleihung des IHK-Preises 2017 hielt Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Sein Thema war die „enge Verzahnung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft einerseits, verbunden mit der gesellschaftlichen Herausforderungen der Fachkräftesicherung andererseits“. Wolf sagte: „Erfolgreiche Forschung bringt Innovationen und intelligente Lösungen hervor, die helfen, Herausforderungen wie z. B. Klimawandel, demografische Entwicklung, Gesundheit und Ernährungssicherheit, Ressourcenverknappung und Energieversorgung sowie Zugang zu Informationen und Mobilität zu bewältigen. Denn Innovationen setzen aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik in marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen um und sind so entscheidende Treiber für Investitionen, Produktivität und Beschäftigung. Sie bieten wesentliche Wachstumschancen und bilden das Fundament der Wirtschaft. Eine Volkswirtschaft kann nur florieren, wenn die Wissenschaft, insbesondere die Forschung und die Akteure aus der Wirtschaft Hand in Hand agieren.“ Dazu seien natürlich Fachkräfte notwendig um einerseits durch Forschung neues Wissen und neue Erkenntnisse zu schaffen und andererseits das neue Wissen und die neuen Erkenntnisse auf den Markt zu bringen. Dabei würde der demographische Wandel und die deutlich veränderte Alterszusammensetzung der Bevölkerung sowie die Tendenz zum Zuzug in urbane Räume ein Land wie Rheinland-Pfalz vor große Herausforderungen stellen. Der Minister betonte: „Die ‚Fachkräftesicherung‘ für unsere Wissenschaft und unsere Wirtschaft hat deshalb bei der Landesregierung höchste Priorität.“

Der IHK-Preis wird zum 30. Mal verliehen. Er prämiert hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die an einer Hochschule des IHK-Dienstleistungsbereiches erstellt wurden. Sie sollen eine praktikable, möglichst direkte Umsetzung oder Anwendung in der Unternehmenspraxis erwarten lassen und im Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft liegen. Zugleich soll der akademische Nachwuchs einen Ansporn zur Leistung erhalten. Ergänzt wird der Förderpreis seit dem Jubiläum zum 200-jährigen Bestehen der Kammer im Jahr 1998 durch den Sonderpreis „Beste/-r der Besten“ für herausragende Absolventen der beruflichen Fortbildung.

IHK prämiert Spitzenleistungen
an Hochschulen und in der Weiterbildung

Die Träger des „IHK-Preis 2017“

IHK-Preis 2017, dotiert mit 2.000 EUR
Preisträgerin: Sandra Wolnitz
Thema: „Augmented Reality: Eine empirische Untersuchung zu Auswirkungen erweiterter Realität auf ausgewählte Erfolgsfaktoren von Online-Stores“, Masterarbeit im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Betreuer: Prof. Dr. Frank Huber, Note: 1,0.

Die Bekleidung ist ein Absatzfeld des Online-Handels, auf dem besonders zahlreiche Anbieter eine große Vielfalt an Produkten vorhalten. Wie für viele andere Branchen auch ist dabei die räumliche Trennung zwischen Angebot und Nachfrage eine Herausforderung in der Kundenansprache. In dem hart umkämpften Segment verspricht die innovative Technologie der Augmented Reality Wettbewerbsvorteile. Denn die potenziellen Käufer können die Produkte am heimischen Bildschirm im Detail inspizieren und sich damit eine bessere Basis für ein zufriedenes Kauferlebnis verschaffen. Sandra Wolnitz betritt ein Forschungsgebiet, zu dem erst wenige Arbeiten erschienen sind. Sie untersucht das wahrgenommene Risiko eines Fehlkaufs sowie die positive Kundenerfahrung, die zur Kundenbindung führt – die sogenannte Customer Experience – als entscheidende Determinanten für den  Erfolg von Augmented Reality. Ihre Studie thematisiert diese Technologie als eine Verknüpfung von Interaktion und erweiterter Bilddarstellung, ebenso wie jede dieser beiden Komponenten für sich genommen. Es zeigt sich, dass Augmented Reality das Risiko eines Fehlkaufs stark mindert, während der Einsatz der einzelnen Komponenten bereits zu einer verbesserten Kundenbindung führen kann. Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen Unternehmen Möglichkeiten für die optimale Ausgestaltung einer Produktpräsentation auf.

Sandra Wolnitz (*1991 in Ludwigshafen) war nach dem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität zunächst Erasmus-Stipendiatin an der Warsaw School of Economics und schloss daran das Masterstudium in Mainz an. Nebenher absolvierte sie Praktika, Studienprojekte oder war Werksstudentin bei MLP Finanzdienstleistungen, Unilever, BASF, Axel Springer, L´Oréal Polska oder Movento. Derzeit promoviert sie an der Johannes GutenbergUniversität im Fachbereich Marketing.

IHK-Preis 2017, dotiert mit 1.500 EUR
Preisträger: Marcel Hauck
Thema: „Vergleichende Analyse der Nutzung von Augmented und Virtual Reality in ausgewählten Wirtschaftsbranchen“. Bachelorarbeit im Studiengang „Medien, IT und Management“ der Hochschule Mainz. Betreuer: Prof. Dr. Sven Pagel, Note: 1,0.

Marcel Hauck vergleicht die Nutzung von Augmented Reality und Virtual Reality in der Automobilbranche sowie in der Bankenbranche. Die Untersuchung von über 200 Apps und Veröffentlichungen zeigt, dass bis auf eine Ausnahme jeder der 20 größten Automobilhersteller in Deutschland auf Augmented Reality und Virtual Reality entlang der Wertschöpfungskette sowie im Fahrzeug selbst zurückgreift. Durch den Vergleich mit der Bankenbranche wird aber auch klar, dass die beiden Technologien nur dann effizient einsetzbar sind, wenn das zu vermarktende Produkt materiell greifbar ist. Unternehmen mit immateriellen Gütern, wie es Finanzprodukte sind, sollten dennoch individuell prüfen, inwiefern ihre Dienstleistungen innerhalb von Augmented Reality- und Virtual Reality-Welten angeboten werden können, etwa als Virtual Reality-Payment.

Marcel Hauck (*1987) ist heute Online-Marketing-Manager und Mitarbeiter der Sparkasse RheinNahe.
Nach seiner Ausbildung zum Informatikkaufmann hat er 2016 den Bachelor of Science an der Hochschule Mainz erworben. Seit 2017 studiert er den Master of Science „Medieninformatik“ am Umwelt-Campus der Hochschule Trier in Birkenfeld. Außerdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Mainz. Nebenberuflich hat er von Juni 2012 bis November 2016 die Digitalagentur für Web und Marketing „stilbox studios“ geleitet.

IHK-Preis 2017, dotiert mit 750 EUR
Preisträger: Florian Mölleken
Thema: „Validierung von Filterkonfigurationen in Verbindung mit moderner Plasmatechnik zur
Optimierung des Abscheidegrades zur Geruchsminimierung von Küchenabluft“. Bachelorarbeit am
Fachbereich Umweltschutz der Technischen Hochschule Bingen. Betreuer: Prof. Dr. Ulrich Glinka, Note: 1,0.

Aufgrund der Verdichtung unserer Städte hat die wahrgenommene Belastung durch Gerüche in der Luft deutlich zugenommen. Unter anderem ist man darum bestrebt, Küchenabluft zu minimieren, seitdem immer mehr Restaurants in Shopping-Centern oder in direkter Nachbarschaft zu Anwohnern eröffnen. Florian Mölleken untersuchte in Zusammenarbeit mit dem nordrheinwestfälischen Unternehmen BÄRO, wie sich der Abscheidegrad von Küchenabluft optimieren lässt.
Dazu nahm er olfaktorische Messungen vor und stellte in weiteren Versuchen die Effizienz verschiedener Filterkonfigurationen auf den Prüfstand. Seine Messungen zeigen auf, dass Geruchsminimierung am besten durch eine geschickte Kombination unterschiedlicher Filterstufen und Verfahren erreicht werden kann, mit der die Geruchsemissionen von Brat- und Frittierprozessen unterhalb der Erkennungsschwelle gebracht werden können.

Florian Mölleken hat nach dem freiwilligen Ökologischen Jahr bei der Heinrich-Böll-Stiftung das Studium im Fachbereich Umweltschutz an der TH Bingen aufgenommen. Daneben engagierte er sich im Hochschulrat und war wissenschaftlicher Mitarbeiter und Tutor. Nach einem Praktikum im Umweltschutzamt der Landeshauptstadt Kiel absolvierte er Praxisphase und Bachelorarbeit bei der BÄRO GmbH & Co. KG und ist heute Jungbauleiter bei DIBAG Industriebau AG im Bereich Erschließung & Umwelt in München.

IHK-Preis 2017, dotiert mit 750 EUR
Preisträgerin: Sarah Wagner
Thema: „Risikodiversifikation in der Beschaffung, Entwicklung eines risikoeffizienten Lieferantenportfolios unter Anwendung von finanzmathematischen Verfahren“. Bachelorarbeit im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Studienrichtung Internationale Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft, der Hochschule Worms. Betreuer: Prof. Dr. Henning Kehr, Note: 1,0.

Gerade in der Automobilindustrie waren in der jüngeren Vergangenheit immer wieder einzelne Lieferanten nicht mehr lieferfähig oder willens, zu liefern. Das führte zu Produktionsausfällen mit hohen Verlusten. Auch in der chemischen Industrie gab es Lieferantenausfälle, besonders nach Fukushima. Mithin hat die Bedeutung des Risikomanagements in einer globalisierten Welt deutlich zugenommen. Sarah Wagner zeigt auf, wie sich durch die Anwendung von finanzmathematischen Instrumenten effektiv sowohl Kosten als auch Risiken senken lassen. Hierzu zog sie die „Moderne Portfoliotheorie“ nach Harry M. Markowitz als Instrument heran und wandte sie auf Basis von Daten aus Experteninterviews praktisch an. In der Untersuchung wurde letztlich nicht nur die Rentabilität des Managements von Beschaffungsrisiken bewiesen, sondern sogar erweitert.

Sarah Wagner (*1991 in Worms), hat sich während des Bachelorstudiums als Praktikantin, Werksstudentin, Trainee und Bachelorandin Einblicke verschafft in die Praxis von Einkauf, Instandhaltung oder Wirtschaftsprüfung bei Grace in Worms, Deloitte in Luxemburg oder einer Firma in Austin/Texas. Heute ist die Preisträgerin, die drei Fremdsprachen verhandlungssicher spricht, Einkaufsmanagerin bei Spaniens größter Supermarktkette „Mercadona“ in Valencia.

Sonderpreis „Beste der Besten“, dotiert mit 2.500 EUR
In die Weiterbildungsprüfungen bei der IHK für Rheinhessen sind im vorigen Jahr 309 Absolventen gegangen. Das beste Gesamtergebnis mit der Note „sehr gut“ (93,6 Punkte) hat Alexa Groh in der IHK-Weiterbildungsprüfung „Geprüfte Personalfachkauffrau“ erzielt.

Die gebürtige Merzigerin hat das Studium der Pädagogik an der Universität Trier mit dem Diplom abgeschlossen und daneben Praktika geleistet unter anderem bei der Deutschen Angestellten
Akademie, der IHK Trier, dem Bildungswerk des Landessportbundes Rheinland-Pfalz oder der Europäischen Akademie für Bildung und Dienstleistungen. Nach einem Auslandsaufenthalt in Peru arbeitete sie bei einem Personalberatungsunternehmen in Düsseldorf, der Mainzer Aareon AG und ist seit Juli dieses Jahres beim japanischen Tabakkonzern JTI in Trier. Ebenso stringent wie ihre berufliche Karriere hat Alexa Groh ihre berufliche Weiterbildung vorangetrieben. Dazu gehören die IHK-Ausbildereignungsprüfung, die IHK-Prüfung zur Personalfachkauffrau und derzeit die
Ausbildung zum Coach in der Personalentwicklung an der Universität Trier.