„Nie war die Zukunft besser als heute“ – Senckenberg-Festakt zum 200. Geburtstag „GRENZENLOS“ gefeiert!

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Schon seit Jahresbeginn feiert die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung (SGN), im Jahr 1817 von Frankfurter Bürgern im Geiste der Aufklärung gegründet, an allen 11 Standorten und drei Museen ihr Jubiläum  zum 200jährigen Bestehen unter dem Motto „Senckenberg forscht für IHR Leben gern“ mit verschiedenen Sonderausstellungen und Veranstaltungen. Ein weiterer Höhepunkt dabei war am 18. August 2017 der glanzvolle Jubiläumsfestakt „GRENZENLOS. Woher wir kommen und wohin unsere Reise geht“ im Bockenheimer Depot Frankfurt mit über 400 geladenen Gästen aus Politik, Wissenschaft und Kultur.

 

v.li.: Professor Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt a. Main, Professorin Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung,Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident und Schirmherr der Veranstaltung, Professor Dr. Ing. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Professor Dr. Harald Lesch, ZDF-Wissenschafts-Moderator, Buchautor und Festredner bei der Senckenberg-Jubiläumsfeier zum 200. Geburtstag im Bockenheimer Depot Frankfurt am 18.08.2017. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
v.li.: Professor Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt a. Main, Professorin Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung,Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident und Schirmherr der Veranstaltung, Professor Dr. Ing. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Professor Dr. Harald Lesch, ZDF-Wissenschafts-Moderator, Buchautor und Festredner bei der Senckenberg-Jubiläumsfeier zum 200. Geburtstag im Bockenheimer Depot Frankfurt am 18.08.2017. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Über 100 – darunter etliche prominente – Mitwirkende boten mit Musik, Film, Tanz, Science Slam, Reden und Appellen zur Bewahrung der Schöpfung in  vier Akten, „Mensch – Erde – Kosmos – Zukunft“, spannende Einblicke in die tägliche GRENZENLOSE Arbeit der Senckenberg-Forschung mit 850 Mitarbeitern in mehr als 150 Ländern: von der Tiefsee bis zur Erforschung von Meteoriten, von der Entstehung des Menschen bis zu Zukunftsszenarien für unseren Planeten. „Früher ging es bei der Naturforschung um das reine Entdecken. Heute möchten wir die Natur in ihrer ganzen Komplexität verstehen, um sie zu erhalten und nachhaltig zu nutzen – zu unser aller Wohlergehen. Um das System Erde zu erforschen, denken wir nicht in einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplinen, sondern betreiben eine moderne Geobiodiversitätsforschung“, so Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Senckenberg-Generaldirektor zu den Zielen und Aufgaben der SGN bei seiner gemeinsamen Begrüßung mit Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Zu den Gratulanten zählten der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, die Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Johanna Wanka, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner und weitere namhafte Persönlichkeiten.

Science Slam „Von Eduard Rüppeli bis Sebastian Lotzkat – über Echsen und andere Wunder“

Dr. Sebastian Lotzkat  Senckenberg-Wissenschaftler und namhafter Reptilienforscher. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Sebastian Lotzkat Senckenberg-Wissenschaftler und namhafter Reptilienforscher. Foto: Diether v. Goddenthow

Mit seinem grandiosen Science Slam „Von Eduard Rüppeli bis Sebastian Lotzkat – über Echsen und andere Wunder“  läutete der Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Sebastian Lotzkat  den Veranstaltungsreigen des Abends ein. In unglaublicher Sprechgeschwindigkeit, schaffte Lotzkat seine Reptilienforschung humorvoll und auf eine so fantastische Weise laienverständlich herunter zu brechen, dass anschließend der Hessische Ministerpräsident und Schirmherr der Veranstaltung Volker Bouffier ihm „ganz großes Kino“ zurief und bekannte: „Ich gestehe freimütig, so was wie eben habe ich noch nie erlebt“

Volker Bouffier „Es geht um eine Welt, in der die Menschen gerne und gut leben“

Volker Bouffier, Hessische Ministerpräsident und Schirmherr der Veranstaltung. Foto: Diether v. Goddenthow
Volker Bouffier, Hessische Ministerpräsident und Schirmherr der Veranstaltung. Foto: Diether v. Goddenthow

Senckenberg, so der Hessische Ministerpräsident weiter, sei „ trotz seiner 200 Jahre wahrlich kein alter Verein. “Senckenberg, das ist eine Gesellschaft, die hier in Frankfurt ihre Heimat hat, und die auf der ganzen Welt forscht, die exzellent ist, und die auf ihre Leistung sehr stolz sein kann“, so der Hessische Ministerpräsident. In bester Bürgertradition dieser Stadt, haben damals 32 Bürger die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung gegründet. „Und die Satzung, die auch heute noch gilt, sieht vor, Naturforschung zu betreiben, Sammlungen anzulegen und zu betreiben und der Öffentlichkeit Erkenntnisse zu vermitteln. Das ist heute so modern wie es damals revolutionär war“, so Volker Bouffier. Und diese Kombination, die er besonders wichtig fände, „sie ist geglückt. Diese Kombination aus Forschung und Museum, das ist ein Erfolgsprodukt.“, so der Hessische Ministerpräsident. Aber im Kern ginge es eigentlich um viel mehr, immer um das Gleiche, so Volker Bouffier: nämlich, wie wir  es erreichen könnten, „dass wir in der Welt von Morgen eine Gesellschaft haben, eine Erde haben, in der wir unseren Wohlstand erhalten, in der wir in der Lage sind, viele Menschen, die heute hungern, gesund zu ernähren, in der wir in der Lage sind, die Probleme der Übervölkerung bestimmter Bereiche in den Griff zu kriegen, in der wir eine Lösung finden, dass nicht ohne Rücksicht auf Verluste Naturschätze abgebaut werden, in der wir eine Lösung finden, in der diese Welt sozusagen auch Morgen noch eine Welt ist, in der die Menschen gerne und gut leben!“

Ob es um den Klimaschutz oder um die Fragen der riesigen Mega-Cities ginge, ob es um die Frage der weltweiten Wanderungsbewegungen oder um die Überfischung der Meere ginge und um Vieles andere: All das seien Fragen,  denen wir nicht ausweichen könnten, zu deren „Lösung“ wir heute exzellente Wissenschaft betrieben, und genau da setze Senckenberg an: „Diese Kombination aus exzellenter Forschung und Relevanz! In der öffentlichen Debatte Dinge zu erkennen, zu erklären, sie manchmal erst einmal bewusst zu machen, und Anstöße zur Lösung zu geben, darum geht es!“, lobte Volker Bouffier, der versicherte, dass das Land Hessen auch in Zukunft ein treuer, fester Partner der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung sein werde und dies mit dem Geburtstagsgeschenk, einer Ehrentafel aus Höchster Porzellan mit Hessenlöwen als Symbol für Mut und Stärke, unterstrich.

Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident überreicht Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und  Professor Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die Ehrentafel des Landes Hessens aus Höchster Porzellan mit dem Hessenlöwen als Symbol für Mut und Stärke. Foto: Diether v. Goddenthow
Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident überreicht Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Professor Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die Ehrentafel des Landes Hessens aus Höchster Porzellan mit dem Hessenlöwen als Symbol für Mut und Stärke. Foto: Diether v. Goddenthow

 

Professor Dr. Andreas Mulch im Gespräch über die „Erde“ mit ZDF-Moderator Eric Mayer

In der folgenden Zeitreise in die Vergangenheit, quasi durch die 4,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte, rückten Klima- und Biodiversitätsforscher Professor Dr. Andreas Mulch, stellvertretender Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und ZDF-Moderator Eric Mayer die Bedeutung des Wassers in den Mittelpunkt. Das Nass der Erde sei auch ein Schatz für die Wissenschaft, da mit Hilfe von Massenspektrometern Wasser auch viel darüber verraten könne, was früher auf der Erde so los war. Verkürzt gesprochen, so Professor Mulch „wisse“ der Regentropfen, der in Frankfurt fiele oder am Amazonas oder auf dem Mount Everest, wo er herkäme. Das sei keine Esoterik, sondern folge den  ganz banalen Gesetzen der Physik, die dahinter steckten. Die Moleküle, die den Wassertropfen aufbauen, wüssten, ob sie nah oder weit weg vom Ozean gefallen seien. Da entstünden systematische Zusammenhänge,“ ob es viel oder wenig regnet, ob es warm oder kalt ist, wenn der Regentropfen sich aus der Wolke bildet. Und diese Spur können wir heute ganz gut nutzen, um zu verstehen, wie die Erde aussieht, aber viel spannender ist, zu wissen, wie die Erde vielleicht vor 50 Millionen Jahren aussah.“

vli.: Professor Dr. Andreas Mulch im Gespräch über die „Erde“ mit ZDF-Moderator Eric Mayer. Foto: Diether v. Goddenthow
vli.: Professor Dr. Andreas Mulch im Gespräch über die „Erde“ mit ZDF-Moderator Eric Mayer. Foto: Diether v. Goddenthow

„Was kann diese Forschung, wie sie da machen, für uns Menschen heute bringen? Was bedeutet das für uns jetzt und auch in der Zukunft?“, hakte Eric Mayer nach: Mulch: „Uns beschäftigt, wie verschiedene Rädchen des Systems Erde ineinander greifen. Die Biowissenschaften und die Geowissenschaften zusammen erlauben uns  Dinge zu sehen, die wir, wenn wir sehr disziplinär arbeiten würden, nicht mehr entdecken würden. Wir Menschen merken heute auch: Die ‚Bettdecke‘ wird von vielen Seiten gezogen. Es ist nicht so, wenn ich an der einen Seite ziehe, ändert sich da ein bisschen was (…) das System, geht als Ganzes in Schwingung, wenn man so will“.
Auf Mayers weitere Frage hin, wie es denn im Moment der Erde ginge, empfahl Mulch, nicht nur ihn zu fragen, sondern sich auch mal bei einer Schlange, einem Elefanten oder einem Bodenpilz zu erkundigen: Es ginge typischerweise bei uns „nur um das eine nervige Kind in der Klasse: den Menschen“, so Mulch. „Der Erde geht’s grundsätzlich gut. Das nervige Kind allerdings geht sich eigentlich selbst am meisten auf die Nerven, und macht das Leben durchaus anstrengend. Ich glaube, es ist ein wichtiger Punkt zu sehen“, so Mulch, „dass wir mit der für uns wichtigsten Ressource, mit unserer Umwelt, die uns glücklich macht,  die uns ganz, ganz viel gibt, auch eine große Verantwortung übernehmen und eigentlich die ‚einfachste‘ Aufgabe schlichthin haben: Nämlich auf uns selber aufzupassen, und komischerweise fällt uns das ganz schön schwer. Der Erde geht’s gut, und der Mensch kann eigentlich daran teilhaben, wenn er’s klug macht!“

Für die Zukunft wünsche sich Mulch, dass wir von der Natur Nachhaltigkeit  lernten, von deren zahlreichen doppelten Böden und gespannten Netzen der Nachhaltigkeit, „die die Natur eigentlich in ihrem System drin hat“. Wenn wir mehr Nachhaltigkeit hinkriegen, in dem, was wir mit dem Planet machen, dann geht’s uns auch gut!“, ist sich der Klima- und Biodiversitätsforscher relativ sicher

Prof. Dr. Johanna Wanka „Mehr Meinungsführerschaft für Senckenberg“

Professorin Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Bundesministerin für Bildung und Forschung. Foto: Diether v. Goddenthow
Professorin Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Bundesministerin für Bildung und Forschung. Foto: Diether v. Goddenthow

Die  Bundesministerin für Bildung und Forschung, Professorin Dr. Johanna Wanka, betonte, dass das komplexe System Erde nur ganzheitlich untersucht werden könne, um zu schauen, dass man nicht, was sehr oft in den letzten Jahren passiert sei, an der einen Stelle etwas repariere und verändere und damit einen großen Schaden an anderer Stelle anrichte. Daher sei vorbildlich „die ganzheitliche Betrachtungsweise und Möglichkeit, die man im Senckenberg hat, dass man einerseits Grenzen überwindet, dass man in Grenzbereichen forscht und dass man auch Grenzen setzt, auch für Beratung für Politik, für das, was wir machen können und was wir machen sollen.“ Es sei ganz selbstverständlich „für unsere Forschungslandschaft in Deutschland, die weltoffen ist, dass wir dabei nationale Grenzen überwinden.“, so die Bundesministerin.

Senckenberg habe mit 40 Millionen Sammlungsobjekten die fünftgrößte naturwissenschaftliche Sammlung, die es auf der Welt gibt, und auch das sei ein Grund, stolz zu sein, so Wanka. Besonders interessiere sie auch, dass „wir aus der guten Grundlagenforschung auch anwendungsorientierte Dinge machen“, unterstrich die Bundesministerin und lobte als ein großartiges Beispiel dafür, „dass  Senckenberg in Kombination mit anderen einen Schnelltest für das Erkennen von Schlangengiften gefunden habe, „so dass man, wenn ich mal von einer Schlange gebissen wurde, in 20 Minuten sagen kann, welche Schlangenart das ist, und die entsprechenden Gegenmittel, so vorhanden, eingesetzt werden können“.

Wichtig sei ihr auch, so Wanka, dass „man Menschen erreichen muss“, damit sie Forschung und Wissenschaft besser verstehen und ihre Bedeutung für unser alltägliches Leben erkennen können. Beeindruckt zeigte sich die Bundesministerin vor allem auch von „Besonderheit an Senckenberg“, dass „das 200 Jahre lang funktioniert hat, dass es nicht nur die ersten waren, die den Anstoß gegeben haben, sondern dass es immer Menschen waren, und das wir jetzt über 7000 haben, die sich sozusagen engagieren. Das ist großartig!“, so die Bundesministerin, die sich für Senckenberg wünschte, zukünftig vielleicht noch ein bisschen stärker in vielen Forschungsverbünden  die Meinungsführerschaft zu übernehmen.

Professor Dr. Ing. Matthias Kleiner „Paradebeispiel für eine Leibniz-Einrichtung“

Professor Dr. Ing. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Ing. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Foto: Diether v. Goddenthow

Professor Dr. Ing. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft nannte die  Senckenberg-Naturforschung „ein Paradebeispiel für eine Leibniz-Einrichtung“, eine der größten überhaupt „innerhalb einer Gemeinschaft von 91 Instituten, die von Bund und Ländern zusammen zirka 1,4 Mrd. Euro bekommen, um diese so beeindruckende und wunderbare Forschung zu machen.“ Hinzu kämen noch  eine halbe Milliarde Drittmittel, Eintrittsgelder, Spenden, was das Volumen der Leibniz-Gemeinschaft ausmache. Die 40 Millionen Sammlungsstücke bei Senckenberg seien etwa ein Drittel der Sammlungen, die insgesamt in den 8 Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft vorhanden seien, „die auch, das muss ich sagen“, so der Leibniz-Präsident,“ auch ein wenig Grund zur Sorge sind. Denn es gilt natürlich, diese Sammlungen zu bewahren, zu schützen, weiterzuentwickeln und auch zukunftsfähig zu machen, zum Beispiel durch die Digitalisierung, um sie dann auch den Forscherinnen und Forschern weltweit zugänglich zu machen, und hier glaube ich, müssen wir noch zulegen, müssen wir das als nationale Aufgabe aller Akteure begreifen.“, so Kleiner. Eine weitere Komponente wäre das Vermitteln, das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Wissenschaft ganz eng zu gestalten im Sinne einer Educated Society. Hier zur Bildung mitzuhelfen, dafür stünden – neben allen anderen Instituten der Leibniz-Gemeinschaft – natürlich insbesondere die für diese Bildungsvermittlung privilegierten Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft, so Kleiner, der Senckenberg und allen an dem Erfolg Beteiligten zu 200 Jahren „wunderbarer Entwicklung“ dankte, und betonte: „dass wir sehr stolz sind, Sie in unserer Gemeinschaft zu wissen, und wir alles tun werden, um Ihre Entwicklung Ihre Zukunft weiter abzusichern“.

 

Dresden Frankfurt Dance Company tanzt "Kosmos Stress Dance" nach einer packenden Inszenierung aus dem Werk von Moto Perpetuo. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Dresden Frankfurt Dance Company tanzt „Kosmos Stress Dance“ nach einer packenden Inszenierung aus dem Werk von Moto Perpetuo. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der Kosmos im „Stress Dance“, eine Verflechtung von Kunst und Kultur mit Wissenschaft, faszinierte das Publikum. Es  ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen Senckenberg und der Dresden Frankfurt Dance Company. Unter künstlerischer Leitung des international renommierten Choreograf Jacopo Godani  zeigten die Tänzerinnen und Tänzer eine einzigartig packende Inszenierung aus dem Werk von Moto Perpetuo mit neoklassischer Grundsubstanz, die klassische Balletttechnik zu einem neuzeitlichen, künstlerischen Tanztheater entwickelt.

Festvortrag Prof. Dr. Harald Lesch

Prof. Dr. Harald Lesch, ZDF-Wissenschafts-Moderator, Buchautor und Bayerisches Klima-Ratsmitglied. Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Harald Lesch, ZDF-Wissenschafts-Moderator, Buchautor und Bayerisches Klima-Ratsmitglied. Foto: Diether v. Goddenthow

„Hilft und der Kosmos aus der Klemme?“, war Thema des Festvortrages, welches ZDF-Wissenschafts-Moderator, Buchautor und Klima-Ratsmitglied Professor Dr. Harald Lesch in Form einer pointiert inszenierten Rede gekonnt ironisch abarbeitete, wobei es im Kern um Ernstes ging, nämlich um nichts Geringeres, als um des Menschen Ehrfurcht vor dem Planeten Erde: „dessen Herkunft alleine schon eine Predigt wäre, wenn man darüber reden würde, wenn man darüber reden dürfte, wenn man darüber so predigen dürfte, wie man es eigentlich müsste, als Wissenschaftler.“, so Lesch, der keinen Zweifel daran ließ, dass seine Geschichte der Genesis wohl ein wenig anders ausfiele. „Was glauben Sie, was alles notwendig war, um diesen Planeten, diesen kleinen Winz-Planeten, diesen kleinen grauen Planeten mit diesem Sonnensystem hinzukriegen.
Es sei ein wahres Wunder, dass es uns überhaupt gibt: „Dass wir da sind, verdanken wir einer unglaublichen Stille in der Milchstrasse“, so der Wissenschafts-Autor, denn „überall knallt‘s, donnert’s, explodiert’s, setzt‘s frei usw. Nur bei uns ist alles gut. „Man sollte meinen“, so Lesch „dass dieses Denken inzwischen ein wenig global verteilt wäre, oder zumindest in den Ländern schon so weit nicht nur im Großhirn hängengeblieben ist, sondern irgendwo im Stammhirn angesammelt ist, dass wir wissen, welchen Respekt, welche Ehrfurcht wir der Natur entgegenzubringen haben, einem Universum, das sich so viel Arbeit gemacht hat. Und stattdessen ist unser empfindlichstes Organ das Portemonnaie.“ hielt Lesch uns den Spiegel vor.

Unser Planet böte uns allen eine unglaublich lebensfreundliche Grundlage für unser tägliches und auch mächtiges Leben,  für unser Hiersein, für unser Sosein. „Für unser Hiersein können wir nichts, für unser Dasein können wir was. Und wie wir sind, dafür können wir auch etwas.“ Und all die Wissenschaft vom Kosmos erzähle uns letztlich nur, „dass dieser Platz, dieser Planet, eine ganz außerordentliche Variante eines Modells ist, das es im Universum gar nicht so oft gibt.“ Wir fänden viele Planeten-Systeme,“ aber die sehen ganz anders aus als das, was unser Heimatsystem ist“. Und dieser eine habe sogar innerhalb des Sonnensystems eine ganz besonders herausgehobene Stellung, da es über einen besonderen Stoff, nämlich Wasser, verfüge.

„Wasser, die anderen Planeten haben keins. Vielleicht hatten sie mal eins, aber die Erde hat Wasser. Er verfügt über den richtigen Abstand, es ist nicht zu warm, es ist nicht zu kalt, und seit einigen Jahrhunderttausenden verfügt dieser Planet über eine Spezies, die diesen Planeten so stark verändert hat, dass man fast von einem sozialen Meteoriteneinschlag reden kann. Ja, ja, die Schäden, die wir angerichtet haben, haben inzwischen dieses Ausmaß erreicht. Und wenn wir nicht aufpassen, dann nun ja ??? –  wie es weiter wird, das werden wir ja dann sehen“ so Lesch, der „aus dem Vogelsberg“ kommt, und sich immer wieder gern daran erinnerte, welch eine große Reise es einst „für uns war,  wenn es mit der Schule ins Senckenberg-Museum ging“.
Für ihn sei es eine Riesengeschichte gewesen, vor den Sauriern zu stehen und im Museum zu sein, welches ihn „unglaublich beeindruckt und beeinflusst“ habe. Zudem freue er sich, dass die freie Rede, wie sie einige der Vortragenden heute Abend hervorragend praktiziert haben, noch nicht ausgestorben sei.

Auch heute noch, wie zu Leschs Schulzeiten: Zuschauermagnet „Diplodocus longus“ im Sauriersaal, dessen Originalskelett 1906 dem Frankfurter Senckenberg Naturmuseum geschenkt wurde. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Auch heute noch, wie zu Leschs Schulzeiten: Zuschauermagnet „Diplodocus longus“ im Sauriersaal, dessen Originalskelett 1906 dem Frankfurter Senckenberg Naturmuseum geschenkt wurde. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Etwas  augenzwinkernd resümierte Festredner  Lesch: „So eine Veranstaltung wie heute Abend, das ist eine konspirative Versammlung! Ist Ihnen das klar? Hier sind lauter Menschen, die sich der Vernunft verantwortlich fühlen, dem Diskurs, dem rationalen Diskurs! In Zeiten, wo es Idioten gibt, die auch noch zum Präsidenten gewählt werden, kann man solch Veranstaltungen gar nicht hoch genug bewerten!“

Senckenberg-Chor „Earth-Song“

Senckenberg-Chor singt das Lied der Erde. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Senckenberg-Chor singt das Lied der Erde. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit Michael Jacksons „Earth Song“ untermauerte der Senckenberg-Chor unter Leitung von Malte Bechtold den Appell zu mehr Ehrfurcht vor dem wunderbaren Planeten Erde, der während des Songs im Bühnenhintergrund aufging.

Eine“ Medizin der Erde“ – „Nie war die Zukunft besser als heute!“

Vordenker Professor Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, mit seiner Vision einer "Medizin der Erde". Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Vordenker Professor Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, mit seiner Vision einer „Medizin der Erde“. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Abschließend entwarf Professor Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seine Vision von einer „Medizin der Erde“, mit der es vielleicht ermöglicht werde, die Zukunft unseres Planeten anders, nämlich verträglicher  zu gestalten, als das, was wir in den vergangenen 200 Jahren mit unserer Erde gemacht haben.
Bei allen fortschrittsbedingten Umweltsünden in den letzten 100 bis 200 Jahren haben wir, so Mosbrugger, aber auch „unendlich viel Positives geschaffen“, „und zwar ganz wesentlich durch Fortschritte in der Wissenschaft“.  Die „Vernunft“ habe nicht per se abgenommen, sondern „über die letzten 200 Jahre schon eher zugenommen“. Und denken Sie an die vielen Erleichterungen, die wir heute alle haben: Waschmaschinen, Autos, Smartphones –  die braucht man vielleicht nicht –  trotzdem haben wir das Gefühl, dass das Leben irgendwie angenehmer damit sei. Keiner von uns möchte eigentlich in irgendeiner früheren Zeit leben –  auch nicht zur Zeit des Neandertalers, wo ja vielleicht immer alles“ so natürlich und harmonisch“ war. Keiner von uns möchte eigentlich da zurück!, analysierte der Generaldirektor unser Dilemma: „einerseits natürlich Fortschritt haben zu wollen“, und dabei andererseits „damit unendlich viele Lebensgrundlagen für uns, die Natur, eigentlich zu zerstören“. Daher müssten wir schon fragen, „wo kann da eigentlich zukünftig die Lösung liegen“. Gibt es heute  überhaupt noch einen Ausweg. Schon Karl Valentin habe für seine Zeit konstatiert: „Auch die Zukunft war früher viel besser!“.

Zum besseren Verständnis, was unter  „Medizin der Erde“ zu verstehen sei,  entwarf der Generaldirektor das analoges Denkmodell eines kranken Menschen, dessen Arzt ihm dank der großen  Fortschritte in der Humanmedizin in den  vergangenen 200 Jahren relativ genaue Anweisungen, Informationen und Medikamente zur Genesung anbieten könne. In Abwägung „aller“ Risiken und Nebenwirkungen könne der Patient schließlich eine Therapie auswählen oder, wenn die Nebenwirkungen überwiegen, auch darauf verzichten.

Was in der Humanmedizin an profunden Erkenntnissen über die Funktionen und Behandlungsmöglichkeiten und deren mögliche positive wie negativen Folgen für den menschlichen Körper bereits vorliege, so etwas gäbe es für den „Patienten“ Erde nicht. „Tatsächlich wüssten  wir  immer noch vergleichsweise wenig, wie dieses große ‚System Erde‘ – ‚Erde Mensch‘ auch tatsächlich funktioniert, so Mosbrugger.  Wir wüssten zwar schon eine ganze Menge, aber immer noch im Vergleich zu dem, was wir eigentlich tun müssten, unendlich wenig. „Wir greifen heute mit einer unglaublichen Naivität und in ganz großem Maßstab in unser System Erde, in unsere Natur, ein und zwar, ohne zu wissen, was das letztlich für Konsequenzen hat.“, erläuterte der Generaldirektor und nannte dafür beispielhaft den Dreischluchtenstaudamm in China  und das Nicaragua-Kanalprojekt.

„Es fehlen gewissermaßen die Beipackzettel für jede große Maßnahme mit Risiken und Nebenwirkungen. Wir brauchen eine Naturforschung im Sinne einer Medizin der Erde, die also, so meine Vision, eine Gesundheitswissenschaft für die Erde darstellt“, so Mosbrugger. Wir müssten lernen, „wie die Erde funktioniert, damit wir mit der Erde genauso sorgsam umgehen können, wie wir es mit unserem eigenen Körper eigentlich tun“, so der Generaldirektor. Davon seien wir noch sehr, sehr weit entfernt. Und genau das sei die Mission von Senckenberg, das sei „unsere Zukunft für die nächsten 200 Jahre, gemeinsam mit einem Netzwerk von vielen nationalen und internationalen Partnern daran zu arbeiten, eine ‚Medizin der Erde‘ wirklich zu entwickeln. Und zwar, um umwälzende ‚Gesundheitsempfehlungen‘ zu geben ‚wie wir eigentlich gesund mit einer Erde umgehen‘ müssten und, um für ganz konkrete Maßnahmen wie beispielsweise der Elbvertiefung oder den Aufbau von Windparks in der Nordsee oder bei anderen Projekten die entsprechenden Beipackzettel über Risiken und Nebenwirkungen  entwickeln zu können.

Natürlich könnte man dagegen halten, dass die Vision einer solchen „Medizin der Erde“, eines „wissenschaftlich basierten Erdsystem-Managements“ ambitioniert, eine Utopie sei, und niemals zu schaffen wäre, weil das alles viel zu komplex sei, ist Mosbrugger völlig klar. Aber vor 300, 400 Jahren zur Zeit der Quacksalber, da war die Vision einer Humanmedizin, wie wir sie heute haben, mindestens genauso utopisch wie die Vision heute einer vernünftigen Medizin der Erde, eines Erdsystem-Managements.“, hält Mosbrugger dagegen.

Der Generaldirektor ist absolut überzeugt davon, dass  Karl Valentin, mit seiner Aussage, die Zukunft war früher besser, überhaupt nicht Recht hat. Im Gegenteil: „Ich glaube, nie war die Zukunft besser als heute“, so der Generaldirektor.
Und so wie in den vergangenen Jahren vieles in Wahrheit besser geworden ist, die Menschen immer älter werden, weniger Leute hungern, die Bildung weltweit wächst und sogar die Gewalt gegenüber früher zurückgegangen ist, hat auch bei allen Problemen, die wir durch unseren Fortschritt mitverursacht haben, die Sensibilität für die Umwelt zugenommen – etwa bei Eingriffen in die Natur stärker vorausschauend auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen zu achten.

Finale Grenzenlos

Das Finale GRENZENLOS mit Oberbürgermeister Peter Feldmann, Prof. Dr. Matthias Kleiner, Beate Heraeus, Felix Finkbeiner und den Senckenberg-Kids formulierten Jubiläumswünsche zu 200 Jahren Senckenberg".  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Das Finale GRENZENLOS mit Oberbürgermeister Peter Feldmann, Prof. Dr. Matthias Kleiner, Beate Heraeus, Felix Finkbeiner und den Senckenberg-Kids formulierten Jubiläumswünsche zu 200 Jahren Senckenberg“. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Abschließend gab der Violinist Puschan Mousavi Malvani Kostproben seines großen Könnens, bevor das Finale „Grenzenlos“ unter anderem mit Oberbürgermeister Peter Feldmann, Matthias Kleiner, Beate Heraeus, Felix Finkbeiner und den Senckenberg-Kids eingeläutet wurde. Dabei wurden Jubiläumswünsche zu 200 Jahren Senckenberg formuliert. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, der sich für all die informativen und schönen Stunden, die ganze Generationen von Frankfurterinnen und Frankfurtern im Museum zubringen durften“ bedankte, betonte, dass dank Senckenberg „weltweit über die Wissenschaft am Main“ gesprochen wird. Der Oberbürgermeister überreichte zudem noch ein besonderes Geschenk der Stadt Frankfurt, nämlich die geplante Umbennung der U-Bahn Haltestelle „Bockenheimer Warte“ in „Bockenheimer Warte / Senckenbergmuseum“.

baum-f.baumNeben all den zahlreichen wunderbaren und sinnvollen Wünschen für die Zukunft, formulierte Felix Finkbeiner von der Kinder- und Jugendinitiative „Plant-for-the-Planet“ ein besonderes ambitioniertes tolles Ziel, nämlich 1.000 Milliarden neue Bäume zu pflanzen, das wären also 150 Bäume je Mensch. Denn  Bäume seien die günstigste und effektivste Art CO2 zu binden.

Der großartige Festakt war noch nicht Schlusspunkt der Senckenberg-Jubiläumsfeierlichkeiten. Welche spannenden Veranstaltungen es in der zweiten Jahreshälfte des Senckenberg-Jubiläumsjahres gibt, findet man im Überblick unter: www.200jahresenckenberg.de

(Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst)