Neues Filmfestival in der Mainmetropole – Vor 100 Jahren wurde der Avantgardefilm in Frankfurt geboren

Dore O 1 © Stiftung Deutsche Kinemathek
Dore O 1 © Stiftung Deutsche Kinemathek

ffm. Vor 100 Jahren wurde der abstrakte Avantgardefilm in Frankfurt geboren. Am 2. April 1921 berichtete der Frankfurter Theaterkritiker Bernhard Diebold in der Frankfurter Zeitung von der Aufführung von Walter Ruttmanns kurzem Film „OPUS 1“. Die Vorstellung fand vor geladenen Gästen statt, die offizielle Uraufführung folgte drei Wochen später in Berlin. „Der abstrakte Avantgardefilm ist das einzige filmische Genre, dessen Geburtsstunde sich die Stadt Frankfurt auf die Fahnen schreiben darf“, schreiben Herbert Gehr und Christine Kopf in der 1995 erschienen Publikation „Lebende Bilder einer Stadt. Kino und Film in Frankfurt am Main.“

„Damit wurde in Frankfurt die kinematografische Avantgarde geboren, die sich dann in Europa und darüber hinaus entfaltete und im analogen und digitalen Experimentalkino bis heute fortlebt. Es ist ein schöner Zufall, dass ausgerechnet in diesem Jahr die erste Ausgabe der exff – tage des experimentellen films frankfurt stattfinden“, erklärt Kulturdezernentin Ina Hartwig. Geplant war das Festival bereits für das vergangene Jahr und wird nun von Donnerstag, 12., bis Sonntag, 15. August, in den Räumlichkeiten der Pupille – Kino in der Universität nachgeholt. An vier Tagen zeigt das Festival ein umfangreiches Programm mit zeitgenössischen internationalen Arbeiten aus den letzten zehn Jahren, Werken regionaler Filmemacher und gleich drei Retrospektiven.

Eine davon ist die Werkschau der aus Mühlheim an der Ruhr stammenden Filmemacherin und bildenden Künstlerin Dore O. Als einzige Frau war sie in den späten 1960er Jahren an der Gründung der Hamburger Filmmacher-Cooperative beteiligt, einer nach amerikanischen Vorbild organisierten Gruppe von Filmemachern, die fern der Filmförderung und kommerziellen Zwängen, Film als Kunstform realisierten und vertrieben.

„Mit unserem Festival möchten wir auch einen Begegnungsraum ermöglichen, der Film in seiner spezifischen Medialität und seinen unterschiedlichen Materialitäten als eigenständige Kunstform auslotet. Denn während digitale Aufnahme- und Vorführungsprozesse in der populären Filmproduktion das analoge Filmschaffen nahezu gänzlich ersetzt haben, genießen die verschiedenen photochemischen Filmformate in der zeitgenössischen Experimentalfilmszene eine besondere Wertschätzung“, erklären die Festivalmacherinnen und -macher Larissa Krampert, Martin Klein und Björn Schmitt. Das studentische Kino Pupille, welches als eines der wenigen Frankfurter Kinos noch viele verschiedene Filmformate vorführen kann, eignet sich bestens für das Festival. Dieses zeigt Werke in analogen Formaten, von Super 8 über 16 und 35 Millimeter, ebenso wie digitale Produktionen und Digitalisate restaurierter Filme.

Hartwig freut sich über das neue Frankfurter Festival: „Ganz besonders nach der langen Zeit, in der die Kinos geschlossen waren, sehnen wir uns nach dem Kino als Erfahrungsort. Experimentelle Werke regen uns in einer ganz besonderen Weise dazu an, sich auf sie einzulassen. Sie können Assoziationen auslösen und uns zum Nachdenken bringen, indem sie unsere Erwartungen untermauern, oder dazu auffordern, sinnlich wahrzunehmen und sich in ihnen zu verlieren. Dem Festivalteam wünsche ich gutes Gelingen und hoffe, dass das Festival zu einer festen Größe innerhalb unser vielschichtigen Filmfestivallandschaft wird.“ Das Kulturamt der Stadt Frankfurt fördert das Festival. Weitere Informationen und das Programm zum Avantgarde-Filmfestival Frankfurt finden sich unter exff.de und exff.de/program.

Pupille e.V.
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Mertonstr. 26–28
60325 Frankfurt am Main

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info@exff.de