Mode trifft Kunst: Nina Hollein und Philipp Schweiger im Kunstverein Familie Montez

Die Ausstellung ‚Palindrome‘ zur Frankfurt Fashion Week verbindet nachhaltige Mode mit Landschaftsmalerei © Blick in die Ausstellung  Stadt Frankfurt Foto: Holger Menzel
Die Ausstellung ‚Palindrome‘ zur Frankfurt Fashion Week verbindet nachhaltige Mode mit Landschaftsmalerei © Blick in die Ausstellung Stadt Frankfurt Foto: Holger Menzel

(ffm) Viereinhalb Jahre war Nina Hollein nicht mehr in Frankfurt. Doch zur ersten Frankfurt Fashion Week ist die Modedesignerin und Frau des ehemaligen Städeldirektors Max Hollein, mit dem sie nun in New York lebt, in ihre alte Heimatstadt zurückgekehrt. Denn auch wenn die Modewoche diesen Sommer in digitaler Form stattfindet, nutzt sie das Event, um den Frankfurterinnen und Frankfurtern ihre Kollektion zu präsentieren. Nicht in Form einer Modenschau, sondern als Ausstellung. Mit einem ganz besonderen Gast: Holleins Kleider werden gemeinsam mit den Gemälden ihres Zwillingsbruders, dem Maler Philipp Schweiger, gezeigt.

Die Ausstellung ist ab Donnerstag, 1. Juli, im Kunstverein Familie Montez in der Honsellstraße 7 am Ostrand des Hafenparks zu sehen. Dessen Direktor Mirek Macke kennt Hollein noch aus ihrer Zeit in Frankfurt: „Wir kennen uns schon lange und hatten immer großes Interesse an der Arbeit des Anderen.“ Der Ort für die erste gemeinsame Arbeit der Zwillinge war damit schnell gefunden. Nun stehen rund 20 Kleidungsstücke im Kunstverein bereit, umrahmt von den Bildern Schweigers, die fast durchweg Natur und Landschaften zeigen.

In Frankfurt freut man sich, dass Hollein für die Fashion Week in ihre ehemalige Heimatstadt zurückgekehrt ist. „Ich bin sehr erfreut darüber, dass mit Nina Hollein ein berühmtes Gesicht dieser Stadt während der Fashion Week zurück nach Frankfurt kommt. Das zeigt, dass die Modewoche auch eine internationale Strahlkraft besitzt“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann. „Und umso schöner, dass mit dem Kunstverein Familie Montez eine Kreativ-Location als Ausstellungsort gewählt wurde, der über die Grenzen unserer Stadt hinaus als Zentrum für innovative Kunst und Kreativität bekannt ist. Ich bin sehr gespannt darauf, wie die Ausstellung Mode und Malerei in Verbindung setzt.“ Die Werke von Hollein und Schweiger sind bis Sonntag, 25. Juli, zu sehen.

Nachhaltigkeit steht im Zentrum des Schaffens
Holleins Modelle sind vorherrschend in dunklen Blautönen und in Schwarz gehalten, zwei leuchtend bunte Seidenkleider stechen hervor. Alle Kleidungsstücke wurden aus einer Vielzahl von Stoffen genäht, teilweise sieht man Knopfleisten, kann die Form eines Anzugs erkennen. „Wir haben nichts dazugekauft“, erklärt die Designerin. „Alle Stoffe kommen aus unserem Lager oder aus dem Archiv. Und teilweise habe ich sogar Anzüge von Familienmitgliedern verarbeitet.“ Bei der Produktion wurde zudem darauf geachtet, ressourcenschonend zu arbeiten.

Denn Nachhaltigkeit spielt für Hollein eine entscheidende Rolle in ihrem Tun: „Die Modeindustrie stellt einen riesigen Faktor in der Klimakrise dar – durch den CO2-Fußabdruck, die Müllproduktion, die Arbeitsbedingungen und den Überkonsum der Menschen.“ Aus diesem Grund bringt die Designerin auch nicht regelmäßig neue Kollektionen heraus. „Das Kollektionendenken lehne ich ab. Es passt auch nicht zu dem, was ich tue. Ich arbeite an einer großen Kollektion, die sich stetig verändert und weiterentwickelt“, sagt Hollein.

Auch ihr Bruder beschäftigt sich mit dem Thema Natur und Klima. Seine in Grün- und Brauntönen gehaltenen Bilder – einige von ihnen Diptychen – zeigen schemenhafte Landschaften. „Für Künstler ist es immer gut, wenn sie sich mit etwas beschäftigen, das sie kennen, und den eigenen Alltag einer künstlerischen Wertung unterziehen. Meine Bilder zeigen nicht die Landschaften, wie sie sind, sondern eine gewisse Atmosphäre, die ich mit den jeweiligen Orten verbinde. Die ideale Landschaft gibt es im 21. Jahrhundert nicht mehr – deswegen zeige ich eine verträumte, auf Erinnerungen basierte Version davon“, erläutert Schweiger. Ein Motiv, das lange Zeit verpönt war, mit dem Aufkommen der Klimakrise jedoch wieder an Bedeutung gewonnen habe, sagt der Wiener Maler. Und fügt hinzu: „Jeder vernünftige Mensch muss sich heutzutage mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Seitdem ich Kinder habe, hat es für mich zusätzlich enorm an Bedeutung gewonnen. Wir stehen an der Kippe und müssen nun Haltung beziehen – für uns und für die kommenden Generationen.“

Ihre Kunst führt die Zwillinge an einem Ort zusammen
Den Ausstellungsnamen „Palindrome“ haben die Geschwister aus vielen verschiedenen Gründen gewählt. Einerseits könne man ihre Kleider auf verschiedene Arten tragen, erklärt Hollein: Als Rock, als Kleid, als Jacke. Und auch die Kunst ihres Bruders verändere sich je nach Perspektive. „Und andererseits sind wir Geschwister, die in verschiedenen Städten leben, und jetzt für dieses Projekt zusammenkommen“, führt die Designerin aus.

Das gemeinsame Projekt zur Frankfurter Fashion Week zu starten, läuft für Hollein einher mit der Hoffnung auf mehr Sichtbarkeit für Mode in Frankfurt. „Hier gibt es eine tolle lokale Szene von kleinen Labels, die durch die Fashion Week hoffentlich mehr Aufmerksamkeit bekommen. Ich bin gespannt, wie sich das Thema Mode in Frankfurt jetzt entwickelt. Die Frankfurter sind sehr offen und auch sehr kunstaffin – es würde also gut passen.“

Die Ausstellung „Palindrome – Mode und Malerei“ ist vom 1. bis 25. Juli im Kunstverein Familie Montez, Honsellstraße 7, zu sehen. Der Eintritt ist unentgeltlich.

(Laura Bicker)