MCV-Motivwagen mit satirischen Seitenhieben auf Trump über Erdogan bis Macron

© Foto: Diether v. Goddenthow
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Unter dem Motto „So wie der Mond die Nacht erhellt, strahlt Mainzer Fastnacht in die Welt“ startet am Rosenmontag 2018 der 116. närrische Zug seit Gründung des Mainzer Carneval-Vereins 1838 e.V. durch die Straßen der Stadt. An der Josefsstraße Ecke Boppstraße macht sich der vierfarbbunte Lindwurm traditionell um 11:11 Uhr auf seine rund sieben Kilometer lange Strecke mit insgesamt 139 Zugnummern, begleitet von rund 8.800 Teilnehmern und erwarteten 550.000 Zuschauern entlang der Strecke.

Einer der Höhepunkte und Markenzeichen des Mainzer Rosenmontagszugs sind die Motivwagen, die alljährlich herrlich humorvoll mit satirischen Seitenhieben gespickt Ereignisse und Persönlichkeiten auf die närrische Schippe nehmen. In diesem Jahr ziehen insgesamt 13 Motivwagen ihre überlebensgroß karikierten Kunstwerke durch die Gassen.

© Foto: Diether v. Goddenthow
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Selbstverständlich darf Donald Trump nicht fehlen, der im Wettstreit mit Nordkorea fragt „Wer hat den Größten?“, genauso wenig wie der türkische Machthaber Erdogan, der „Urlaub bei Freunden“ etwas anders interpretiert. Einen satirischen Seitenhieb bekommt auch der französische Präsident Macron ab, der mit einer lädierten Karosse zu kämpfen hat. Karikiert werden unter anderem auch Günter Beck mit seinem Spaßbad und Marianne Grosse als Bücherstütze am Bibelturm.

Vorgestellt werden die Motivwagen traditionell am Dienstag vor Fastnacht, wobei die vom MCV gebauten Motivwagen seit Anbeginn ein ganz wesentlicher Aspekt des Mainzer Rosenmontagszuges sind. Gebaut werden sie seit über 55 Jahren vom MCV-Wagenbauer Dieter Wenger und seinem Team. Die Motivwagen glossieren sowohl innerstädtische oder regionale wie auch bundes- oder weltpolitische Themen. Mit der Planung und dem Bau der Motivwagen wird bereits im Herbst des jeweiligen Vorjahres angefangen. Alle Motivwagen werden am Fastnachtssonntag in der Innenstadt auf der Ludwigsstraße im Rahmen der Veranstaltung „Tanz auf der Lu“ aufgestellt und der Öffentlichkeit präsentiert.

Motivwagen 2017 © Foto: Diether v. Goddenthow
Motivwagen 2017
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Über die Motivwagen im Rosenmontagszug entscheidet die Zugleitung des MCV. Jedes Jahr stimmt sie in einer Sitzung über die Ideen und Entwürfe ab, mit denen die aktuelle Politik karikiert werden soll. Zeichnerisch umgesetzt hat sie in diesem Jahr Michael Apitz. Ist die endgültige Entscheidung gefallen, werden die Plastiken in der Wagenhalle des MCV in Mombach gebaut und die passenden Verse geschmiedet. Früher wurden die Figuren aus Maschendraht geformt, mit Rupfen (poröses Gewebe) bezogen, eingegipst und bemalt. 1967 kam erstmals Styropor zum Einsatz. Heute werden die Figuren der Motivwagen mit der Säge aus Styroporblöcken herausgeschnitten. Die Feinarbeit erfolgt mit dem „heißen“ Draht und elektrischen Schlingen. Polierwerkzeuge geben den letzten Schliff, bevor die Figuren farbig gestaltet werden. Veranstalter der Mainzer Straßenfastnacht ist der Mainzer Carneval-Verein 1838 e.V. (MCV).

Mainzer Rosenmontagszug 2018: Zahlen, Daten und Fakten

© Foto: Diether v. Goddenthow
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Motto: „So wie der Mond die Nacht erhellt, strahlt Mainzer Fastnacht in die Welt“.

Historie: Im Jahr 2018 geht der 67. Zug nach dem 2. Weltkrieg und der 116. Zug seit Gründung des Mainzer Carneval-Verein 1838 e.V. am 19. Januar 1838 durch die Straßen der Stadt. Veranstalter der Mainzer Straßenfastnacht ist der Mainzer Carneval-Verein, MCV. In diesem Jahr feiert der MCV 180. Geburtstag.

Termine: Am Rosenmontag, am 12.02.2018,
11.11 Uhr ist Abfahrt ab Josefs-/Ecke Boppstraße,
12.15 Uhr Tribüne Gutenbergplatz, Beginn der TV-Übertragung,
13.30 Uhr erreicht die Spitze des Zugs den Münsterplatz, danach löst sich der Zug auf.
Die letzten Teilnehmer werden gegen 16.30 Uhr am Münsterplatz eintreffen.

Zugweg: Der Rosenmontagszug bewegt sich durch die schönsten Straßen der Innenstadt. Der Zugweg beträgt ca. 7,2 km, die Zuglänge beläuft sich auf ca. 9 km.

Erwartete Zugteilnehmer und Gäste:
Anzahl Zugnummern: 139
Musikgruppen: 70
Musiker: 2124
Reiter: 107
Zugpferde: 33
Närrische Wagen, Motivwagen und Komitees: 161
Traktoren, Zugmaschinen (PKW/LKW): 113
Fahnen- und Schwellkoppträger: 92
Gesamtteilnehmer: ca. 8804
Zuschauer: ca. 550.000

Kosten: Der Mainzer Carneval-Verein 1838 e.V. ist Veranstalter und Organisator des Rosenmontagszugs.
Der Finanzierungs-, der Plakettenausschuss und das Web-Marketing-Team des MCV sowie unsere Partner und Sponsoren helfen, den Rosenmontagszug zu finanzieren.
Förderer, Spender, die heimische Wirtschaft sowie die Einnahmen aus den Sitzungen des MCV liefern die finanzielle Basis für die Mainzer Straßenfastnacht, insbesondere des Rosenmontagszugs.

Hintergründe und Wissenswertes zum Zug

– Seit 1838 gab es insgesamt 35 verschiedene Zugwege für den Mainzer Rosenmontagszug. Das letzte Mal musste die Zugstrecke 1995 geändert werden, als die ansteigenden Besucherzahlen die Durchführung des Zuges in Teilen der Altstadt, dort speziell in der Augustinerstraße, aus sicherheitstechnischen Gründen unmöglich machten. Die Streckenänderung 2010, die den Zug entlang des Kurfürstlichen Schlosses führte, wurde nur ein Jahr später wieder zurückgenommen. Die aktuelle Zugstrecke ist über 7 km lang und führt in etwa 4 Stunden von der Mainzer Neustadt in die Altstadt.

Aufstellung des Zuges  2017 Motivwagen 2017 © Foto: Diether v. Goddenthow
Aufstellung des Zuges 2017 Motivwagen 2017 © Foto: Diether v. Goddenthow

– Ausgangspunkt des Mainzer Rosenmontagszuges sind die Straßen rund um die Josefs- und die Boppstraße. Hier stellen sich die einzelnen Gruppierungen auf und werden von MCV-Zugordnern eingewiesen. Von der Boppstraße geht der Zug zur Kaiserstraße zuerst in Richtung Hauptbahnhof, um dann kurz davor eine 180°-Wendung zu machen und auf die andere Straßenseite in Richtung Rhein zu gelangen. Er umrundet die Christuskirche und biegt in die Bauhofstraße ein. Von dort führt der Zugweg in die Große Bleiche, die Große Langgasse und über die Ludwigsstraße zum Gutenbergplatz, Theater und Höfchen. Weiter geht der Zug am Mainzer Dom entlang über die Domplätze zur Rheinstraße und biegt dort in südlicher Richtung auf die Rheinstraße ab. Über die Holzhofstraße, Weißliliengasse geht es zurück zur Ludwigsstraße und weiter zum Schillerplatz und an dem Fastnachtsbrunnen entlang. Über die Schillerstraße führt der Zugweg zur Münsterstraße und in Richtung Alicebrücke/Binger Schlag, wo sich der Zug dann auflöst.

© Foto: Diether v. Goddenthow
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– Um die schon früher oft problematische Finanzierung zu sichern, führte der MCV 1950 zum ersten Rosenmontagszug der Nachkriegszeit Zugplaketten (mainzerisch: Zuchplakettcher) ein. Dies sind kleine Plastikfiguren zum Umhängen mit einem jährlich wechselnden Motiv. Der Verkaufserlös fließt vollständig in die Zugfinanzierung ein. Bis heute wurden über 3 Millionen Zugplaketten seit 1950 verkauft.

– Als Motiv für die Figuren dienen – bei entsprechenden Vereinsjubiläen – Vertreter der einzelnen Mainzer Fastnachtsgarden, typische Charaktere der Mainzer Fastnacht wie der Till, der Bajazz mit der Laterne oder die beliebten Mainzer Schwellköpp. Das Motiv 2010 war ein radelnder Narr auf einer „60“, da die Zugplakette zu dieser Zeit 60 Jahre alt wurde. In der MCV-Jubiläumskampagne 2013 war das Zugplakettchen der „Bajazz mit der Laterne“ -die Symbolfigur des MCV.

Passend zum diesjährigen Motto „So wie der Mond die Nacht erhellt, strahlt Mainzer Fastnacht in die Welt“ wurde auch das Zugplakettchen 2018 mit dem Mond als Hauptmotiv ausgewählt. Der Verkauf der Zugplaketten, die für 4,50 Euro das Stück angeboten werden, ist eine wichtige Einnahmequelle zur Finanzierung des Rosenmontagszuges. Auch in diesem Jahr gibt es zusätzlich eine „deluxe“-Version. Für 9 Euro präsentiert sich das Zugplakettchen mit Musik und spielt neun Sekunden lang das von Margit Sponheimer gesungene Lied: „Am Rosenmontag bin ich geboren…“.
„Das Zugplakettchen ist nicht nur ein schönes Sammelobjekt“, erklärt MCV-Präsident Reinhard Urban, „vielmehr ist es für jeden Narren, der am Zug teilnimmt, sozusagen das Eintrittsgeld für den Rosenmontag“

Schwellköpp

© Foto: Diether v. Goddenthow
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In der Mainzer Straßenfastnacht haben die sogenannten „Schwellköpp“ seit dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ihren Platz. Sie zeigen, satirisch überspitzt, typische Physiognomien von Mainzer Charakteren beiderlei Geschlechts. Die überdimensional großen Pappmachéköpfe werden von Trägern bei Straßenumzügen zur Auflockerung des Zuges zwischen den einzelnen Zugnummern getragen und präsentiert. Der Nachwuchs der Schwellkopp-Familie entsteht in der Wagenhalle des MCV. Die „Määnzer Schwellköpp“ haben Hals und Oberkörper und sind individuell gekleidet. Sie dürfen nicht mehr als 25 Kilo wiegen und müssen bequem zu tragen sein; die Träger müssen gut sehen und frei atmen können. Deshalb wird bis heute Pappmaché und kein Kunststoff verwendet. Berühmte MCV-Schwellköpp wie „Eulefons“, „Karlche“, „Bawett“ oder „Fleebutz“ kennt man landauf, landab. Wie kaum etwas anderes sind sie ein Symbol der Mainzer Straßenfassenacht. Die Produktion der aufwändigen Figuren verschlingt heute zirka 7.000 Euro. Vier Neue kamen im Jahr 2000 zu den bereits bestehenden hinzu, und die Schar wird weiter wachsen. Eigentlich sind es nur wenige Vorlagen, aus denen stets neue Gesichter entstehen. Sie werden liebevoll ummodelliert, bis sie einen neuen Typ ergeben. Die Originalformen sind ins Eigentum des MCV übergegangen. Wer die Schwellköpp tragen will, braucht Kondition: Rund vier Stunden dauert der Einsatz beim Rosenmontagszug. Doch der legendäre Zugmarschall Ady Schmelz, selbst mal Schwellkoppträger, wusste aus Erfahrung: „Man gerät wie in einen Rausch. Dann spürt man das Gewicht gar nicht.“

MCV-Zugleitung
Seit 1838 ist der Mainzer Carneval-Verein (MCV) ununterbrochen für die Organisation, Finanzierung und Durchführung des Mainzer Rosenmontagszuges verantwortlich. Innerhalb des MCV gibt es ein Organisationskomitee, die Zugleitung. Nach außen hin wird diese von den verantwortlichen Zugleitern, die auch am Zug teilnehmen, ausgeübt. Derzeit sind dies Zugmarschall Markus Perabo als Sprecher und Ann Müller-Hegemann als seine Stellvertreterin.

Die vorbereitende Arbeit der 27-köpfigen Zugleitung für einen Rosenmontagszug dauert etwa ein halbes Jahr. Die Planungsmitglieder erstellen Termin- und Etatpläne, laden Vereine und Gruppen zur Teilnahme ein, sichten eingegangene Bewerbungen für die Zugteilnahme und schließen Verträge ab. Nach dem 11.11., dem traditionellen Beginn der närrischen Zeit in Mainz, beginnt die Planung der Motivwagen. Mögliche Motivthemen werden erörtert und schließlich für rund 13 große Motivwagen festgelegt. Diese werden in einer vereinseigenen Halle im Stadtteil Mombach gebaut. Nach Eingang der Bewerbungen für eine Zugteilnahme legt die Zugleitung die Reihenfolge der einzelnen Zugelemente fest, die Anfang Januar allen Teilnehmern bekannt gegeben wird. Für alle Teilnehmer werden Aufmarschplätze in der Mainzer Neustadt festgelegt, wobei Rettungs-und Feuerwehrwege eingeplant werden müssen.

Teilnehmende Fahrzeuge (Motivwagen, Zugfahrzeuge usw.) werden danach vom TÜV Rheinland geprüft und freigegeben. Die Zugleitung sorgt außerdem für die Einhaltung rechtlicher Vorschriften zum Rosenmontagszug: Haftpflichtversicherung für die MCV-Teilnehmer werden abgeschlossen, Termin-und Einsatzpläne erstellt, musikalische Beiträge werden bei der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) gemeldet. Letzte Tätigkeiten der Zugleitung vor dem Rosenmontagszug sind eine große Abschlussbesprechung mit allen an der Organisation Beteiligten einschließlich der Mainzer Polizei.

Unabhängig von den Mitarbeitern des MCV sind bei der Zugdurchführung über 1500 weitere Personen in den Rosenmontagszug eingebunden: städtische Mitarbeiter, Polizeibeamte, Feuerwehrleute sowie Ärzte und Sanitätsdienste.

Der MCV

© Foto: Diether v. Goddenthow
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Der Mainzer Carneval-Verein, kurz MCV, wurde am 19. Januar 1838 gegründet. Somit gilt er als ältester Mainzer Fastnachtsverein und gehört heute zu den größten und bekanntesten Fastnachtskorporationen überhaupt. Der MCV organisiert und veranstaltet den Rosenmontagszug mit der gesamten Straßenfastnacht und richtet die alljährliche Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ in Kooperation mit dem MCC, KCK und GCV aus.

Schon die erste Kampagne nach der MCV-Gründung enthielt fast alle bis heute beibehaltenen Bestandteile: die Saalfastnacht mit Sitzung, Komitee, Kappe und Orden, die Straßenfastnacht mit Rosenmontagszug, Prinz, Garde und Kappenfahrt und die Fastnachtsposse sowie die Fastnachtszeitung Narrhalla.
An der Spitze des MCV stand und steht bis heute ein Präsident – aktuell Reinhard Urban –, unterstützt von einem Vorstand. Auch die ersten Sitzungen enthielten schon alle Elemente, die auch heute jede Sitzung prägen, besonders die politischen und gesellschaftskritischen Vorträge in Reim oder Prosa, den Kokolores und die musikalischen Beiträge.

Die musikalischen Beiträge wurden meistens durch die Hofkapelle intoniert, die schon durch Carl Zulehner, einem Mitbegründer des MCV, den Komponisten des Narrhallamarsches und Prinz der Kampagne 1844, zu einem Begriff wurde. Aus dem „Sekretär“ entwickelte sich der „Chef des Protokolls“, für den Seppel Glückert Maßstäbe setzte. Der MCV, der „Gründerverein der Mainzer Fastnacht“, übt bis heute noch die wichtigsten Funktionen im Fastnachtsgeschehen aus. Er veranstaltet und organisiert die Fastnachtsposse, den Aufgalopp zur Fastnachtskampagne am 11.11., den Neujahrsumzug, die Straßenfastnacht und die Kappenfahrt am Fastnachtsdienstag und vor allem den Rosenmontagszug.
Kurzum: Ohne den MCV wäre die Meenzer Fassenacht nicht das geworden, was sie heute ist und natürlich auch immer sein wird.