HANNAH RYGGEN GEWEBTE MANIFESTE vom 26. SEPTEMBER 2019 – 12. JANUAR 2020 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt

Hannah Ryggen: Fischen im Schuldenmeer von 1933, so aktuell wie damals. Es ist eine ihrer ersten Arbeiten, in denen Ryggen das Leid der Menschen in der Weltwirtschaftskrise, die 1929 ihren Anfang in den USA nahm, schildert. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Hannah Ryggen: Fischen im Schuldenmeer von 1933, so aktuell wie damals. Es ist eine ihrer ersten Arbeiten, in denen Ryggen das Leid der Menschen in der Weltwirtschaftskrise, die 1929 ihren Anfang in den USA nahm, schildert. © Foto: Diether v Goddenthow

Anlässlich des norwegischen Ehrengastauftritts auf der Frankfurter Buchmesse 2019 widmet die Schirn Frankfurt  der schwedisch-norwegischen Künstlerin Hannah Ryggen (1894–1970) vom 26. September 2019 bis zum 12. Januar 2020 eine große Einzelausstellung  und ermöglicht somit dem Publikum in Deutschland erstmals einen umfassenden Einblick in ihr Œuvre. Von einem kleinen autarken Bauernhof an der Westküste Norwegens aus schuf sie mit ihren monumentalen Wandteppichen ein eindrucksvolles, politisch inspiriertes Werk. Sie lancierte bildliche Angriffe auf Hitler, Franco und Mussolini und setzte sich damit deutlich vernehmbar für die Opfer von Faschismus und Nationalsozialismus ein.

In den rund 25 gezeigten Tapisserien greift Ryggen grundlegende Themen des Menschseins und des Lebens in der Gesellschaft auf: die Gräueltaten des Krieges, Machtmissbrauch, die Abhängigkeit von der Natur und die Verbindungen zu Familie und Mitmenschen. Viele der Werke befassen sich mit den Ereignissen und politischen Auseinandersetzungen im Europa der 1930er- und 1940er-Jahre und spiegeln zugleich die sozialistischen Überzeugungen der Künstlerin.

Die Ausstellung präsentiert Ryggens monumentale Tapisserien und stellt die Künstlerin auch als Vertreterin einer anderen Art von Moderne vor – einer Moderne, in der sich Elemente aus Volkskunst und Mythologie mit politischen Anliegen und Themen des alltäglichen Lebens mischen. Dabei erkundete Ryggen ein ganz neues Spektrum von Motiven und verwendete ein traditionelles Medium für ein neuartiges Ziel: der Öffentlichkeit mit Wandteppichen, die von Ort zu Ort bewegt werden können, ihre starken politischen Botschaften mitzuteilen. In einer Gegenwart, die von zunehmender Ungleichheit, Nationalismus und Populismus geprägt ist, erscheint ihr kompromissloses Werk von erschütternder Aktualität und führt die Notwendigkeit vor Augen, für die Prinzipien des Humanismus einzustehen. Die Schirn versammelt Werke der Künstlerin aus dem Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum, dem Nationalen Museum für Kunsthandwerk und Design in Trondheim, welches die wichtigste Sammlung von Ryggens Werken besitzt, sowie aus weiteren norwegischen und schwedischen Museen und Institutionen, u. a. dem KODE –Kunstmuseen und Komponistenhäuser in Bergen, dem Büro der norwegischen Ministerpräsidentin in Oslo, der DNB Art Collection, der Telenor Art Collection, dem Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design, Oslo, dem Trondheim kunstmuseum, dem Röhsska Museum für Design und Kunsthandwerk in Göteborg, dem Malmö Konstmuseum und dem Stadtmuseum Stockholm.

Die Ausstellung „Hannah Ryggen. Gewebte Manifeste“ wird gefördert von NORLA – Norwegian Literature Abroad und der Sparebankstiftelsen DNB.

„Hannah Ryggens monumentale Bildteppiche können wir als gewebte Manifeste ihrer künstlerischen und politischen Überzeugungen lesen, für die sie ihr Leben lang eintrat. Mit ihrem Werk zeigte die Künstlerin Haltung und positionierte sich in ihrem Selbstverständnis als Weltbürgerin immer wieder zu aktuellen politischen Ereignissen. Es ist ihre humanistische Einstellung und es sind ihre Themen, warum uns Hannah Ryggens Kunst heute wieder besonders aktuell und relevant erscheint“, sagt Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt.

"Blut im Gras" schuf Hannah Ryggen im 73. Lebensjahr als erschütternder eindringlicher Protest gegen den Vietnamkrieg.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
„Blut im Gras“ schuf Hannah Ryggen im 73. Lebensjahr als erschütternder eindringlicher Protest gegen den Vietnamkrieg. © Foto: Diether v Goddenthow

Dr. Marit Paasche und Esther Schlicht, die Kuratorinnen der Ausstellung, erläutern: „Jüngst erfährt das einzigartige Œuvre von Hannah Ryggen neue Beachtung im Kontext der zeitgenössischen Kunst, nicht zuletzt waren einige ihrer Arbeiten 2012 auf der dOCUMENTA (13) zu sehen.  Zu Lebzeiten wurden ihre Bildteppiche in wichtigen Kunstausstellungen in Europa und den USA präsentiert, nach 1970 aber mehr und mehr dem Kunsthandwerk zugeordnet und fanden daher nie wirklich Eingang in den kunsthistorischen Kanon. Ryggen selbst verstand ihre Werke stets als freie Kunst. Indem sie aktuelle politische Ereignisse in ihren Motivkreis miteinbezog, gab sie dem Bildteppich als Medium eine gänzlich neue Rolle. Doch nicht allein dies macht ihr Werk so besonders. Ryggen entwickelte ihre ganz eigene Bildsprache, die Fiktion, Wirklichkeit und Mythen kombiniert, und sie verband unterschiedliche Bildtraditionen mit ungewöhnlicher Leichtigkeit.“

THEMEN UND WERKE DER AUSSTELLUNG – EINE AUSWAHL
Die Ausstellung der Schirn präsentiert Hannah Ryggens monumentale Bildteppiche, in denen sie sich Zeit ihres Lebens zu gesellschaftlichen Fragen positionierte: zu Machtpolitik und internationalen Konflikten, zum Nationalsozialismus und Faschismus in Europa sowie zur Rolle der Kunst und zur Stellung der Frau in der Gesellschaft.

Eindrücklich verband Ryggen in ihrem Werk das Persönliche mit dem Politischen. Zu Beginn der Ausstellung sind zwei frühe Tapisserien zu sehen, die wesentliche Aspekte der Weltanschauung der Künstlerin spiegeln: das Prinzip der Selbstversorgung und die Gleichstellung aller Menschen. Fiske ved gjeldens hav (Fischen im Schuldenmeer, 1933) thematisiert die ausweglose Situation der Arbeiter, Kleinbauern und Fischer zur Zeit der Wirtschaftskrise in Norwegen, von der auch die Familie Ryggen betroffen war. In Vi og våre dyr (Wir und unsere Tiere, 1934) schildert Ryggen, die mit ihrem Mann, dem Maler Hans Ryggen, und ihrer Tochter Mona auf einem kleinen autarken Bauernhof in Ørlandet bei Trondheim lebte, den Alltag im engen Verbund mit Tier und Natur.

Im Zentrum der Präsentation stehen Ryggens antifaschistische und pazifistische Werke. Sowohl die Anzahl als auch die großen Formate dieser Arbeiten zeugen von der immensen Schaffenskraft, mit der die belesene und gut informierte Künstlerin nationale und internationale politische Ereignisse verhandelte. Als öffentliche Kommentare konzipiert, waren diese Tapisserien von politischer Brisanz. Mit Etiopia (Äthiopien, 1935) prangerte Ryggen Italiens Invasion in Äthiopien an. Als eine ihrer ersten international ausgestellen Arbeiten wurde sie im Norwegischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 in Paris in unmittelbarer Nähe von Pablo Picassos Guernica gezeigt – allerdings zensiert, da man fürchtete, die italienische Staatsmacht zu beleidigen. Auch während der nationalsozialistischen Besatzung Norwegens webte die Künstlerin ungeachtet der damit verbundenen Gefahr deutliche Stellungnahmen zum Zeitgeschehen. 6. oktober 1942 (6. Oktober 1942, 1943) erinnert eindrücklich an die „Versöhnungsopfer“ während der Besatzungszeit und zeigt u. a. links in verhöhnender Darstellung Adolf Hitler, in der Mitte Winston Churchill und auf der rechten Seite eine imaginierte Flucht der Familie Ryggen. In vielen ihrer Arbeiten setzte Ryggen dem Widerstand politisch Verfolgter ein Denkmal, etwa der 1938 hingerichteten deutschen Antifaschistin Liselotte Herrmann. Die Schirn zeigt auch Drømmedød (Tod der Träume, 1936), in dem die Künstlerin den Fall des wegen Landesverrats angeklagten deutschen Friedensnobelpreisträgers Carl von Ossietzky behandelt, der als politisches Symbol die norwegische Öffentlichkeit spaltete. Die Arbeit Grini (1945) widmete sie ihrem Mann Hans Ryggen, der im Mai 1944 von den Nationalsozialisten verhaftet wurde und im Gefangenenlager Grini bei Oslo inhaftiert war. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg positionierte sich Ryggen weiterhin zum Zeitgeschehen und äußerte sich etwa mit Henders bruk (Der Gebrauch der Hände, 1949), Atomsen (Herr Atom, 1951) oder Jul Kvale (1956) zum umstrittenen NATO-Beitritt Norwegens und zur  atomaren Aufrüstung der Weltmächte. Noch mit 72 Jahren webte sie aus Protest gegen die Kriegsführung in Vietnam Blod i gresset (Blut im Gras, 1966) und benutzte für das blutrote Gittermuster zum ersten Mal künstliche Farbe. Ein besonderes Augenmerk der Ausstellung liegt auf dem frauenpolitischen Engagement Ryggens. Immer wieder reflektierte sie in ihrem Werk die Rolle der Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft. Das großformatige Triptychon Ugift mor (Unverheiratete Mutter, 1937) widmet sich den Lebensumständen alleinerziehender Mütter, während Gullammet Iselin (Das goldene Lamm Iselin, 1935) das vielschichtige Verhältnis zwischen Schönheit und Macht behandelt. Die Schirn zeigt auch Mors hjerte (Mutterherz, 1947), eine persönliche Arbeit über die Mutterschaft und die spannungsvolle Beziehung zu ihrer an Epilepsie leidenden Tochter Mona. Die eindringliche Mutter-Kind-Schilderung ist eine Pionierarbeit in der Darstellung eines dezidiert weiblichen Erfahrungshorizonts.

Ausstellungsimpression - Im Hintergrund  Hannah Ryggens  großer Wandteppich "Wir leben auf einem Stern" von 1958. Das für ein  Regierungshochhaus in Oslo geschaffene Werk zieht ein Fazit zu für Ryggen grundlegenden Fragen: Wie geht der Mensch mit Zeit und Liebe um und welche Rolle sollte die Kunst in unseren Beziehungen zu anderen und zur Welt spielen. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungsimpression – Im Hintergrund Hannah Ryggens großer Wandteppich „Wir leben auf einem Stern“ von 1958. Das für ein Regierungshochhaus in Oslo geschaffene Werk zieht ein Fazit zu für Ryggen grundlegenden Fragen: Wie geht der Mensch mit Zeit und Liebe um und welche Rolle sollte die Kunst in unseren Beziehungen zu anderen und zur Welt spielen. © Foto: Diether v Goddenthow

Den Abschluss bildet Hannah Ryggens ikonisches Werk Vi lever på en stjerne (Wir leben auf einem Stern, 1958), eine Auftragsarbeit für den Eingangsbereich des Regierungshochhauses Høyblokka in Oslo. Ein halbes Jahr benötigte Ryggen, um die Wolle für das großformatige Werk zu färben, weitere 13 Monate webte sie daran. Auf dem Bildteppich entfaltete sie eine philosophische Betrachtung des menschlichen Daseins sowie der zentralen Stellung von Kunst und Liebe als persönlichen und politischen Kräften. Am 22. Juli 2011 wurde dieser Teppich bei dem Bombenanschlag des rechtsextremistischen Terroristen Anders Behring Breivik auf das Regierungsgebäude beschädigt. Wie eine Narbe erinnert heute der restaurierte Riss am unteren rechten Bildrand an diesen Angriff auf die Demokratie.

KATALOG HANNAH RYGGEN.GEWEBTE MANIFESTE, herausgegeben von Marit Paasche und Esther Schlicht. Mit einem Vorwort von Philipp Demandt, Texten von Marit Paasche und Marie Luise Knott, einem Interview von Esther Schlicht mit Ingar Dragset, einer Biografie und Chronologie von Johanna Laub sowie detaillierten Ansichten der Werke. Deutsche und englische Ausgabe, je 136 Seiten, ca. 100 Abb., 24,5 x 29 cm (Hochformat), Prestel Verlag, ISBN 978-3- 7913-6969-3, 29 € (SCHIRN), 42 € (Buchhandel)

HANNAH RYGGEN GEWEBTE MANIFESTE vom  26. September 2019 – 12. Januar 2020

Ort
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT,
Römerberg,
60311 Frankfurt
www.schirn.de

DIE AUSSTELLUNG WIRD GEFÖRDERT VON NORLA und der Sparebankstiftelsen DNB.
NORLA ist der Veranstalter des norwegischen Ehrengastauftritts der Frankfurter Buchmesse 2019, die Ausstellung ist Teil des norwegischen Kulturprogramms des Ehrengastauftritts.

Modenschau 100 Jahre Bauhaus in der Wiesbadener Handwerkskammer am 9.11.2019

©  Handwerkskammer Wiesbaden
© Handwerkskammer Wiesbaden

Die Handwerkskammer Wiesbaden veranstaltet bereits zum zehnten Mal  eine Modenschau mit handwerklich gefertigter Mode und Modeaccessoires. In diesem Jahr hat haben die Modemacherinnen und Macher ihre Kreationen unter das Motto  „100 Jahre Bauhaus“ gestellt.

Zudem lädt die Handwerkskammer Wiesbaden herzlich ein, sich auch von den „Traumgestalten“ des Kreativwettbewerbs der Maßschneider-Innung-Rhein-Main bezaubern zu lassen.

Den Kreativwettbewerb bestreiten nicht nur  die Damen- und Herrenmaßschneider, sondern auch Schuhmacher, Gold- und Silberschmiede, Augenoptiker, Modisten, Feintäschner, Kürschner, Weber, Sticker und Friseure.

Die HWK Wiesbaden weist darauf hin,  dass nur 200 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Der Anmeldeschluss zur Veranstaltung ist der 28. Oktober 2019.

Wann: 09.11.2019 um 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Wo: Handwerkskammer Wiesbaden, Bierstadter Straße 45, 65189 Wiesbaden
Anmeldung

Ansprechpartnerin
Britt Fröse
Telefon 0611 136-158
Telefax 0611 136-8158

Veranstaltungen im Gutenberg-Museum vom 14.10. bis 20.10.2019

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Veranstaltungen, die vom 14.10. bis 20.10.2019 im Gutenberg-Museum stattfinden.

Montag, 14.10.2019, 9.00-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen. Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Dienstag, 15.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Mittwoch, 16.10.2019, 9.00-18.30 Uhr
Das Gutenberg-Museum auf der Frankfurter Buchmesse
Das Gutenberg-Museum präsentiert sich auch dieses Jahr wieder mit der Museumspädagogik (Druckladen), dem Gutenberg-Shop der Gutenberg Stiftung und der Gutenberg-Gesellschaft auf der Frankfurter Buchmesse. Besuchen Sie uns an unseren Ständen A32 und A33 in Halle 4.1.

Mittwoch, 16.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Donnerstag, 17.10.2019, 9.00-18.30 Uhr
Das Gutenberg-Museum auf der Frankfurter Buchmesse
Das Gutenberg-Museum präsentiert sich auch dieses Jahr wieder mit der Museumspädagogik (Druckladen), dem Gutenberg-Shop der Gutenberg Stiftung und der Gutenberg-Gesellschaft auf der Frankfurter Buchmesse. Besuchen Sie uns an unseren Ständen A32 und A33 in Halle 4.1.

Donnerstag, 17.10.2019, 9.00-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen. Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Donnerstag, 17.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Freitag, 18.10.2019, 9.00-18.30 Uhr
Das Gutenberg-Museum auf der Frankfurter Buchmesse
Das Gutenberg-Museum präsentiert sich auch dieses Jahr wieder mit der Museumspädagogik (Druckladen), dem Gutenberg-Shop der Gutenberg Stiftung und der Gutenberg-Gesellschaft auf der Frankfurter Buchmesse. Besuchen Sie uns an unseren Ständen A32 und A33 in Halle 4.1.

Freitag, 18.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Freitag, 18.10.2019, 13.30-17.00 Uhr
Drucken und Setzen im Druckladen des Gutenberg-Museums für Kleingruppen
Setzen mit Holzlettern, Drucken der Motive im Hochdruck, Anwenden des Frottageverfahrens. Weitere Projekte nach Absprache. Kosten: Werkstattbeitrag (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Freitag, 18.10.2019, 11.00 Uhr
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 19.10.2019, 9.00-18.30 Uhr
Das Gutenberg-Museum auf der Frankfurter Buchmesse
Das Gutenberg-Museum präsentiert sich auch dieses Jahr wieder mit der Museumspädagogik (Druckladen), dem Gutenberg-Shop der Gutenberg Stiftung und der Gutenberg-Gesellschaft auf der Frankfurter Buchmesse. Besuchen Sie uns an unseren Ständen A32 und A33 in Halle 4.1.

Samstag, 19.10.2019, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse

Samstag, 19.10.2019, 10.00-15.00 Uhr
Offene Werkstatt im Druckladen des Gutenberg-Museums
für Einzelpersonen und Kleingruppen mit max. 5 Teilnehmern. Drucken von eigenen oder vorhandenen Motiven, Setzen mit Holzlettern. Sondermaterialien auf Anfrage. Kosten: Werkstattbeitrag

Samstag, 19.10.2019, 11.00 Uhr
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 19.10.2019, 13.30-16.30 Uhr
Nachlass von großen und kleinen Sünden
Druckvorführung von Ablassbriefen im 1. Stock des Gutenberg-Museums.
Samstag, 19.10.2019, 14.15 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate Design“. Führung 1,50 Euro (zzgl. Eintritt).

Samstag, 19.10.2019 und Sonntag, 20.10.2019, 10.00-16.00 Uhr
Workshop „Arabische Kalligrafie“ mit Adel Ibrahim Sudany im Druckladen des Gutenberg-Museums; Teilnahmebeitrag 100/80 Euro pro Person (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de).

Sonntag, 20.10.2019, 9.00-17.30 Uhr
Das Gutenberg-Museum auf der Frankfurter Buchmesse
Das Gutenberg-Museum präsentiert sich auch dieses Jahr wieder mit der Museumspädagogik (Druckladen), dem Gutenberg-Shop der Gutenberg Stiftung und der Gutenberg-Gesellschaft auf der Frankfurter Buchmesse. Besuchen Sie uns an unseren Ständen A32 und A33 in Halle 4.1.

Sonntag, 20.10.2019, 12.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse (15 Uhr im Rahmen der Kinderführung)

Sonntag, 20.10.2019, 13.00 Uhr
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro (zzgl. Eintritt)

Sonntag, 20.10.2019, 15.00-17.00 Uhr
Familiennachmittag
Von tanzenden Buchstaben und bunten Blättern – Spannende Kinderführung von A bis Z mit Druckerschwärze und zauberhaften Büchern im Reich der schwarzen Kunst. Für Kinder ab 4 Jahre und ihre Eltern. Treffpunkt 15 Uhr an der Museumskasse | Mobile Druckwerkstatt: Drucken im Foyer des Gutenberg-Museums. Teilnahmebeitrag pro Kind: Führung 2 Euro und Drucken 2 Euro, inkl. Eintritt, erm. Eintritt 3,50 Euro für Eltern und begleitende Angehörige

Von Montag bis Freitag zwischen 9.00-17.00 Uhr
Einzelbetreuung und Druckaufträge im Druckladen des Gutenberg-Museums
Erstellen privater Drucksachen unter fachkundiger Hilfe. Entgegennahme von Aufträgen nach persönlicher Absprache (Voranmeldung erforderlich, Tel. 06131-122686 oder gm-druckladen@stadt.mainz.de)

Gutenberg-Museum
55116 Mainz
Liebfrauenplatz 5
http://www.gutenberg-museum.de

Die Metamorphose vom Bauhaus-Schüler Theodor Bogler – vom Töpfer, Kaufmann zum Mönch – – Vortrag im Landesmuseum Mainz

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Vom Bauhaus-Schüler zum Kaufmann, vom Leiter der Keramikwerkstatt zum Mönch samt Priesterweihe: Die Biografie von Theodor Bogler hat zweifellos spannende Wendungen zu bieten. Im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“ im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) befassen sich Katharina Brellochs und Bruder Stephan Oppermann OSB am 15. Oktober 2019 ausführlich mit dem Wirken des ausgebildeten Töpfers. Brellochs stellt die Wiesbadener Architektenfamilie Bogler vor und beleuchtet insbesondere das Leben von Theodor. Stephan Oppermann, Nachfolger Boglers in der Leitung der Keramikwerkstatt in Maria Laach, erläutert vor originalen Exponaten den Zusammenhang von Boglers Formensprache und der von ihm eingesetzten Produktionstechnologie, dem damals neuartigen Gießverfahren für Keramik. Zudem stellt er seine Erfahrungen aus der Auseinandersetzung mit den Boglerschen Vorbildern dar und schildert, wie jene heute umgesetzt oder neu interpretiert werden können.
Theodor Bogler gehörte zu den ersten Schülern am Staatlichen Bauhaus Weimar. Bald schon übernahm er Verantwortung im kaufmännischen Bereich und stellte Kontakte zur freien Wirtschaft her, für die er Entwürfe für Alltagsgegenstände lieferte. Auch nachdem er 1927 in das Benediktinerkloster Maria Laach in der Eifel eingetreten war und die Priesterweihe erhalten hatte (1932), wirkte er weiterhin als Keramiker. In der Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“ sind Kannen, Vorratsbehälter und Vasen von ihm zu sehen.

Die Veranstaltung beginnt am Dienstag, 15. Oktober, 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51

Die Revolution der Gesten: Vom Handgriff zur Gestensteuerung Interaktive Ausstellung im Museum für Kommunikation Frankfurt befragt die Evolution der „Gesten – gestern, heute, übermorgen“

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Mit dem Daumen nach oben signalisieren wir unser Okay, mit der Scheibenwischergeste unser Unverständnis, und wenn wir eine imaginäre Kurbel betätigen, möchten wir in der Regel, dass jemand sein Autofenster herunterlässt: Mit unseren Händen imitieren wir Objekte und wie wir mit ihnen umgehen. Sie begleiten unser Sprechen und sind ein wichtiger Teil der Alltagskommunikation. In einer zunehmend technisierten Welt revolutionieren Gesten unseren Umgang mit Fahrzeugen, Computern, Haushaltsgeräten und Spielekonsolen.

Die interaktive Ausstellung Gesten – gestern, heute, übermorgen, die das Museum für Kommunikation Frankfurt vom 25. September bis 23. Februar 2020 zeigt, macht Gesten und ihre vielfältigen Bezugspunkte zu aktuellen kulturellen sowie technischen Entwicklungenerfahr- und erlebbar. In dem von der Technischen Universität Chemnitz gemeinsam mit dem Ars Electronica Futurelab (Linz) und dem Sächsischen Industriemuseum entwickelten Projekt treffen interaktive Installationen auf geschichtsträchtige Exponate und Werke Artefakte internationaler Künstler*innen.

Wie hängen Gestik und Sprechen zusammen? Welche Rolle spielen Gesten in der menschlichen Kommunikation? Was teilen uns Gesten über unsere Sprache, Kultur und Technik mit? Neben einem Blick in die Geschichte der Gesten und der Gestenforschung lädt die Ausstellung auf rund 600 Quadratmetern unter anderem dazu ein, mit den Händen virtuell zu töpfern, um den Globus zu fliegen oder ein Kugellabyrinth zu steuern, sich gestikulierend in einer Holzwand zu spiegeln und mit Hilfe von Gesten-Schmuck auszuprobieren, ob zum Beispiel die „Merkel-Raute“ als Powergeste tatsächlich das Selbstbewusstsein stärkt.

„Gesten – gestern, heute, übermorgen“: Drei Themenbereiche
Die Ausstellung gliedert sich in drei Themenbereiche: Im ersten Bereich Von der Geste zum Gestenlexikon werden die Grundlagen der Gestenforschung vorgestellt und Einblicke gegeben, wie man Gesten der zwischenmenschlichen Kommunikation analysieren kann. Objekte, Handhabungen und der aktuelle Einsatz von Gesten stehen im Mittelpunkt des Bereichs Vom Handgriff zur Gestensteuerung. Wie die Hand durch Werkzeuge, Maschinen und Roboter ersetzt oder erweitert wird, beleuchtet der dritte Abschnitt Erweiterung und Reduktion der Hand.

1. Von der Geste zum Gestenlexikon
Wie werden Gesten dokumentiert und analysiert? Der Gestenraum zum Beispiel ist ein in der Gestenforschung grundlegendes Konzept. Dieses teilt den menschlichen Körper in verschiedene Sektoren: Positioniert man die Hand mit dem V-förmig ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger neben dem eigenen Körper, wird dieser Geste eine andere Bedeutung zugeschrieben, als wenn man sie hinter dem Kopf, also in einem anderen Sektor des Gestenraums, ausführt. Viele Menschen deuten die V-Form dann nicht mehr als Siegesgeste, sondern sehen vielmehr Hasenohren. In welchem Bereich des Gestenraums unsere Gesten verortet sind, macht das interaktive Exponat Gesture Space Visualizer am eigenen Körper erfahrbar. Das Zusammenwirken von Wörtern und Gesten können die Gäste mit Hilfe eines Gestenlexikons erkunden. Auf einem Touchscreen wählen sie aus einer Wort-Wolke Verben aus, die gestisch von unterschiedlichen Personen umgesetzt in einem Video präsentiert werden. Beim Gestenpuzzle geht es darum, filmisch festgehaltenen Gesten die passende Tonspur zuzuordnen.

2. Vom Handgriff zur Gestensteuerung
Gesten haben sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert, auch deshalb, weil sich Technologien geändert haben. Der Wandel von händischer Arbeit hin zur Maschinensteuerung bedingt, dass die menschlichen Handhabungen auf die Maschinen selbst übertragen wurden. Zugleich sind zahlreiche Formen alter handwerklicher Tätigkeiten wie etwa das Töpfern noch in unseren Köpfen verankert und können damit auch bei zukünftigen Anwendungen weiterverwendet werden. Viele Gesten der zwischenmenschlichen Kommunikation stellen zudem Abstraktionen und Stilisierungen solcher grundlegenden Basishandlungen des Objektgebrauchs dar. Entsprechend ist die Steuerung von Objekten über Gesten für die meisten Menschen einfach und intuitiv. So zum Beispiel beim virtuellen Töpfern oder beim virtuellen Flug: Hier können die Besucher*innen mit zwei Händen einen virtuellen Tonkrug modellieren oder mit der flachen Hand als Flugzeuggeste virtuell um den Globus navigieren Dass bestehende Handhabungen schnell durch andere intuitive Gesten ersetzt werden können, zeigt das Kugellabyrinth. Das traditionell über zwei Achsen bewegte Geschicklichkeitsspiel ist mit einer Gestensteuerung versehen, bei der nur die Handfläche gekippt werden muss.

3. Erweiterung und Reduktion der Hand
Mit der Industrialisierung änderte sich die Funktion der Hand: Werkzeuge erweiterten ihre Fähigkeiten, Automatisierung reduzierte sie auf einförmige Handgriffe, und Roboter ersetzten schließlich die menschliche Hand. Weiterführende technologische Entwicklungen zielen darauf ab, die haptische Lücke zwischen digitaler und analoger Welt zu schließen: Was als „real“ gilt, bestimmt sich in unserem Alltagsverständnis noch immer weitgehend aus der Erfahrung des Anfassenkönnens. In der Ausstellung können die Besucher*innen genau diese Erfahrung mit dem Ultrahaptics Interface machen. Das für die Gestensteuerung in Autoinnenräumen entwickelte System ist mit einer Ultraschalltechnik ausgestattet. Diese macht dreidimensionale Oberflächen kontaktlos wahrnehmbar und somit ein haptischen Feedback der ausgeführten Geste möglich.

Ausgewählte Werkzeuge und Maschinen des Industriemuseums Chemnitz lassen schließlich erkennen, wie sich Herstellungsprozesse und damit auch Handhabungen und Arbeitsgesten im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Ein Videodokumentationsprojekt zum Töpfern, Spinnen und Hämmern zeigt Exponate im Kontext ihres Gebrauchs und macht die Beziehung von Objektgebrauch und Objektgebrauchsgesten für die Besucher*innen sichtbar.

Kunst trifft Forschung
Neben der wissenschaftlichen Perspektive werden experimentelle und künstlerische Herangehensweisen aus der Forschung in das Projekt hineingetragen. Zu diesem Zweck hat das Ars Electronica Futurelab international renommierte Künstler*innen eingeladen, Positionen zur Ausstellung beizusteuern:

Der interaktive Wooden Mirror des New Yorker Künstlers Daniel Rozin verwandelt ein nichtreflektierendes Material in einen Spiegel. Bei dem Auftaktexponat der Ausstellung werden Hand- und Körperbewegungen der Betrachtenden von Kameras digital erfasst und von 830 einzeln ansteuerbaren Holzplättchen „gespiegelt“. Jennifer Crupis elegant gearbeitete Gesture Jewelry ist mehr als nur Körperschmuck. Die handgefertigten Einzelstücke der amerikanischen Künstlerin und Kunstschmiedin machen bestimmte Haltungen und Gesten, die wir im täglichen Leben ganz selbstverständlich einnehmen oder ausführen, als statische Posen bewusst. In der Ausstellung können mit den handgefertigten Einzelstücken verschiedene Positionen ausprobiert werden, darunter auch die an die „Merkel-Raute“ erinnernde „Power Gesture“. Die Gestenskulpturen von Hannah Groninger und dem Natural Media Lab von Irene Mittelberg an der RWTH Aachen übersetzen digital gespeicherte Bewegungsverläufe in Skulpturen, die als materialisierte Gesten aus dem 3D-Drucker vollkommen neue Perspektiven auf ansonsten flüchtige Zeichen ermöglichen. Am Ende lädt die interaktive Installation Shadow Gestures die Gäste ein, eine Geste zu hinterlassen – und diese zumindest für einen gewissen Zeitraum als Schattenprojektion festzuhalten und somit Teil der Ausstellung zu werden.

Gesten im Museum für Kommunikation Frankfurt
„Die Ausstellung „Gesten – gestern, heute übermorgen“ stellt einen wichtigen Aspekt der nonverbalen Kommunikation vor. Er spielt im Alltag eine große Rolle bei der Verständigung, findet aber nur selten Beachtung und macht kulturelle Unterschiede, historische Entwicklungen und so manche Eigenart des Sprechers oder der Sprecherin sichtbar. Woran wenige denken und was viele überraschen wird: die Fertigkeiten der Finger und Hände wird für die zukünftige Arbeitswelt eine bedeutende Rolle spielen. Maschinen werden zunehmend mehr mit feinen Gesten gesteuert, Bewegungen lösen Reaktionen aus, die Geste wird zum Kommunikationsmittel mit der Maschine und darüber zum Produktionsmittel. Die Zuschreibung „handgemacht“ erhält so eine neue Bedeutung. Ich freue mich sehr, dass wir die Ausstellung zeigen können, die von unseren Kooperationspartnern aus Chemnitz und Linz erstellt wurde, die unseren Besucher*innen gewohnt viele Angebote zum Erkunden und Ausprobieren macht.“(Dr. Helmut Gold, Direktor Museum für Kommunikation Frankfurt, Kurator der Museumsstiftung Post und Telekommunikation)

MANUACT-Forschungsprojekt
Gesten bilden seit jeher einen Teil der menschlichen Kommunikation – manche Forscher*innen halten sie für älter als die Lautsprache selbst. Dennoch wird Gestik erst seit einigen Jahrzehnten intensiv erforscht. An der Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation (Prof. Dr. Ellen Fricke) der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz liegt einer der Schwerpunkte auf dem Zusammenwirken von Gesten und Lautsprache in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Ein wesentliches Ziel besteht in einer multimodalen Sprachbeschreibung, die beide Bereiche miteinander verbindet. Die Ausstellung „Gesten – gestern, heute, übermorgen“, die erstmal vom 17. November 2017 bis zum 4. März 2018 im Industriemuseum Chemnitz gezeigt wurde, bildet den Abschluss des Forschungsprojekts „Hands and Objects in Language, Culture, and Technology: Manual Actions at Workplaces between Robotics, Gesture, and Product Design“. (MANUACT) www.manuact.org Ars Electronica Futurelab (Linz)

Das Ars Electronica Futurelab, ein transdisziplinäres und vielfach preisgekröntes Medienkunstlabor, wurde 1996 gegründet. Es gilt international als eines der führenden außeruniversitären Forschungs- und Entwicklungsinstitute auf den Gebieten der Medienkunst, Informationsästhetik, Interaktionsdesign, Persuasive Technology, Robotik oder Virtual Environments. Wissenschaftler/innen, Techniker/innen und KünstIer/innen aus aller Welt und aus unterschiedlichsten Disziplinen entwerfen im Ars Electronica Futurelab innovative Konzepte, Projekte und Prototypen in den Bereichen Medienkunst, Architektur, Design, interaktive Ausstellungsgestaltung oder Echtzeitgrafik. www.ars.electronica.art/futurelab

Gesten – gestern, heute, übermorgen
25. September 2019 bis 23. Februar 2020
Eine wissenschaftlich-künstlerische Kooperation der TU Chemnitz und des
Ars Electronica Futurelab (Linz) mit dem Sächsischen Industriemuseum
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

Museum für Kommunikation Frankfurt
Schaumainkai 53
D-60596 Frankfurt am Main
Telefon +49 (0)69 60 60 0
www.mfk-frankfurt.de

Eintritt
Bis 18 Jahre: 1,50 EUR
Eintritt ab 18 Jahre: 5 EUR

Schirn widmet der Königin des Abstrakten Expressionismus, Lee Krasner, erste deutsche Überblicksschau

Lee Krasner vom  11.10.2019 bis 12.01.2020 in der Schirn. ©  Foto: Diether  v Goddenthow  Kunsthalle Frankfurt
Lee Krasner vom 11.10.2019 bis 12.01.2020 in der Schirn. © Foto: Diether v Goddenthow
Kunsthalle Frankfurt

Nachgesagt wird ihr, sie habe keine Angst gekannt. Aber gemalt hat sie mit einem Tempo  wie jemand, der ewig auf der Flucht ist. Diese Rastlosigkeit war es, die sie triebt, Lee Krasner, die nachts lieber arbeitete als ihre Schlaflosigkeit ertragen zu müssen. Vielleicht hat das – psychologisch betrachtet – etwas mit der Herkunft ihrer Familie zu tun. Diese war aus der Nähe von Odessa, Russland (heute Ukraine), vor den brutalen Judenverfolgungen und dem Russisch-Japanischen Krieg nach Amerika geflohen und Lena Krasner war das erste Kind der Familie, das in Brooklyn, New York, geboren wird, am 27. Oktober 1908.  Vielleicht haben die Traumata ihrer Eltern auch in ihrer Kinderseele  Spuren hinterlassen, gar zu einer unstillbaren inneren Leere beigetragen, die sie unentwegt antrieb,  zunächst aus der Enge der tradierten Vorstellungen ihrer zutiefst gläubigen Familie und später zu ihrem  unentwegten Schaffen. Sie wollte frei sein, unabhängig sein, ihr Leben selbst bestimmt in die Hand nehmen.  Bereits im Alter von 14 Jahren  bewarb sie sich   an der Washington Irving High School in Manhattan, der einzigen öffentlichen Schule im Großraum New York, die einen Kunstkurs für Mädchen anbot. Damit begann  das turbulente kreative Leben der Künstlerin, die  später als Pionierin des abstrakten Expressionismus gefeiert wurde.

The Eye ist the First Circle, 1960. Der Kreis ist für Lee Krasner auch Symbol ewiger Wiederkehr, für die Kreisläufe in der Natur, für die es keinen Anfang und Ende gibt. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
The Eye ist the First Circle, 1960. Der Kreis ist für Lee Krasner auch Symbol ewiger Wiederkehr, für die Kreisläufe in der Natur, für die es keinen Anfang und Ende gibt. © Foto: Diether v Goddenthow

Und endlich, nach nunmehr mehr gut  50 Jahren ist Krasners Werk erstmals wieder  in einer großen Retrospektive  in Europa zu sehen, nämlich vom 11.10. 2019 bis 12.01.2020 in der Schirn
Kunsthalle Frankfurt.

Präsentiert werden dabei die Hauptwerke der Künstlerin, darunter Gemälde, Collagen und Zeichnungen, sowie Fotografien und Filmaufnahmen dieser Zeit. Die Ausstellung erzählt die Geschichte einer der unbeirrbarsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und zeigt Krasners Gesamtwerk, das ein halbes Jahrhundert umfasst: Selbstporträts aus den 1920er-Jahren, Aktdarstellungen in Kohle, Werkgruppen, wie etwa die geometrischen Little Images aus den 1940er-Jahren oder wegweisende Gemälde der Prophecy-Reihe aus den 1950er-Jahren, experimentelle, großformatige Werke der Umber- und Primary-Serie der 1960er-Jahre und späte Collagen der 1970er-Jahre.

Zielstrebig nahm Krasner bereits während des High-School-Besuchs Kunstunterricht,  studierte unter anderem  in New York an der Cooper Union, der National Academy of Design, und wechselte 1937 zu Hans Hofmann,  dem einzigen Experten für europäischen Kubismus, an dessen School of Fine Arts.  Hier fand sie zu ihrem, zunächst eigentlichen Stil.  Sie war aktives Mitglied der American Abstract Artists und pflegte Freundschaften zu Ray Eames, Ashile Gorky und Willem de Kooning. Im New York der 1940er-Jahre bewegte sie sich neben Künstlern wie Mark Rothko, Barnett Newman, Stuart Davis und Jackson Pollock im Zentrum der sich neu herausbildenden Kunstrichtung des abstrakten Expressionismus, auch New York Style genannt. Mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen suchte diese junge Künstlergeneration nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue bildnerische Sprache durch eine spontane, abstrakte Arbeitsweise sowie die Abkehr von europäischen Bildtraditionen. Lee Krasners Kunst stand lange im Schatten ihres Ehemanns Jackson Pollock, der mit seinen Drip Paintings einer der Hauptvertreter des Action Painting ist. Beide lebten und arbeiteten ab 1945 in einem einfachen Holzhaus in Springs, Long Island. Nach Pollocks frühem Tod bei einem Autounfall 1956 entschied sich Krasner, sein Atelier in einer umgebauten Scheune zu nutzen, und leitete damit eine neue Phase ihrer künstlerischen Karriere ein. Erstmals konnte sie auf monumentalen, nicht aufgezogenen Leinwänden arbeiten. Es entstanden einige ihrer bedeutendsten Werke, die Schirn zeigt u. a. Polar Stampede (1960), Another Storm (1963) oder Portrait in Green (1969). Anders als andere Künstler dieser Zeit, die ebenfalls ungegenständlich malten, entwickelte Krasner nie einen „signature style“, sondern reflektierte ihre Praxis mit dem Anspruch, ihre Bildsprache stets neu zu erfinden.

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Für die Ausstellung konnte die Schirn Leihgaben aus zahlreichen internationalen Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen gewinnen und in Frankfurt zusammenführen, u. a. der Pollock-Krasner Foundation, dem Metropolitan Museum of Art, dem San Francisco Museum of Modern Art, der National Gallery of Washington, dem Whitney Museum of American Art, dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, dem Philadelphia Museum of Art und dem Jewish Museum, New York. Viele der Werke sind erstmals in Deutschland zu sehen, wie etwa das monumentale, über vier Meter lange Gemälde Combat (1965) aus der National Gallery of Victoria in Australien.

Die Ausstellung „Lee Krasner“ wird von der Art Mentor Foundation Lucerne ermöglicht. Zusätzliche Unterstützung erfährt die Ausstellung durch die Terra Foundation for American Art. Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, sagt: „Lee Krasner ist eine der wichtigsten Malerinnen der US-amerikanischen Nachkriegsmoderne und dennoch hat ihr Werk lange nicht die verdiente Aufmerksamkeit erfahren. Es erstaunt, dass unsere Ausstellung ihre erste Retrospektive in Europa nach über 50 Jahren ist. Die noch immer oft vorrangig als männlich wahrgenommene Kunst des abstrakten Expressionismus erfährt mit dieser Würdigung Krasners eine lange überfällige Neubewertung. Und für unser Publikum ist die Schau in der Schirn eine einmalige Gelegenheit die Werke der Künstlerin im Original zu erleben, denn nur wenige ihrer großformatigen Werke befinden sich in europäischen Sammlungen.“

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Eleanor Nairne, Barbican Art Gallery, London und Dr. Ilka Voermann, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Kuratorinnen der Ausstellung, erläutern: „In Zyklen arbeitend griff Lee Krasner immer wieder auf frühere Serien zurück und entwickelte daraus neue künstlerische Ausdrucksformen. Mit bemerkenswerter Energie und Freiheit blieb sie ihrem eigenen Geist treu. Unsere Ausstellung zelebriert Krasners künstlerische Wandlungsfähigkeit und stellt den Facettenreichtum ihrer Kunst sowie ihren bedeutenden Beitrag zum abstrakten Expressionismus vor.“

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Taschenlampenführung: Nachts im Naturhistorischen Museum – 10.000 Besucher/in nach Wiedereröffnung des Naturhistorischen Museums Mainz

In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, den Besucher.   ©  Foto: Diether  v Goddenthow
In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, den Besucher. © Foto: Diether v Goddenthow

Nach elfmonatiger Schließung wurde das Naturhistorische Museum Mainz (nhm) nach umfangreichen Sanierungsarbeiten am Samstag/Sonntag, 28./29. September 2019 mit einem großen Bürgerfest und bunten Programm im neuen Ausstellungsdesign vorgestellt. Das beliebte Haus konnte sich in der kurzen Zeit, die seither vergangen ist, über einen Mangel an Besucher/innen nicht beklagen. Das Interesse ist so immens, dass das Team um Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner und seine Stellvertreterin Nicole Fischer am heutigen Freitag, 11. Oktober 2019, bereits den 10.000 Besucher im Haus mit einer kleinen Überraschung begrüßen konnten. Das runderneuerte und erweiterte Naturhistorische Museum Main hatte Ende September mit neuen Ausstellungsbereichen sowie frischen Pädagogikräumen wiedereröffnet.

Besonders Kinder und Jugendlich können sich darauf freuen, auch mit der Taschenlampe die neue Ausstellung erkunden zu können: Abends im Kegel des Taschenlampenlichts begeben sich die Gäste auf eine Zeitreise, die vor 400 Jahren beginnt und dann durch die wechselhafte Erdgeschichte der Region führt. Die Führung geleitet durch Wüsten, tropische Wälder und eiszeitliche Kältesteppen, die Teilnehmer /innen tauchen ab in urzeitliche Meere.
In der geheimnisvollen Atmosphäre des dunklen Museum sind im Taschenlampenschein die beindruckenden und teils bizarren Bewohner dieser urzeitlichen Lebensräume zu entdecken. Elefanten und Nashörner an Orten, wo heute Wein gedeiht. Seekühe und riesige Haie im Rhein. Dies und noch mehr erwartet die Gäste auf dieser spannenden Reise durch die Zeit.

Führungen: 17.00 und 18.00 Uhr.
Preise: Erwachsene 8,00 Euro, Kinder 6,00 Euro

Führungsdaten: jeweils am Freitag, 8.11., 15.11., 22.11., 29.11., 6.12.2019 sowie im kommenden Jahr am
10.1.2020, 17.1.2020, 24.1.2020

Anmeldungen sind dringend erforderlich unter:
Museumspädagogik Naturhistorisches Museum Mainz
Telefon: 06131-122913
Email: Martina.Kracht@stadt.mainz.de

Ort:
Naturhistorisches Museum Mainz
Reichklarastraße 10
55116 Mainz

Öffnungszeiten
Montag: geschlossen
Dienstag: 10 bis 17 Uhr
Mittwoch: 10 bis 17 Uhr
Donnerstag: 10 bis 17 Uhr
Freitag: 10 bis 17 Uhr
Samstag: 10 bis 18 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Feiertage: 10 bis 18 Uhr
(auch montags)

Montag geschlossen

Vernissage „LUMINOUS“ – Exponate zeitgenössischer Künstler sorgen für neues Lichterleben bei Henkell Freixenet

Luminous_Eröffnung_1: (v.l.n.r.) Jan Rock, Pressesprecher Henkell Freixenet, Elvira Mann-Winter (Galerie Rother-Winter), Christine Rother-Ulrich (Galerie Rother-Winter), Künstlerin Rita Rohlfing, Künstlerin Ulli Böhmelmann © Henkell Freixenet
Luminous_Eröffnung_1: (v.l.n.r.) Jan Rock, Pressesprecher Henkell Freixenet, Elvira Mann-Winter (Galerie Rother-Winter), Christine Rother-Ulrich (Galerie Rother-Winter), Künstlerin Rita Rohlfing, Künstlerin Ulli Böhmelmann © Henkell Freixenet

Inspirierend und gemeinschaftsstiftend – das verbindet Kunst mit prickelndem Sektgenuss. Bei Henkell Freixenet ist diese Liaison, die in Kooperation mit der Galerie Rother Winter stattfindet, längst eine lieb gewonnene Tradition: Am 10. Oktober öffnete die Ausstellung „LUMINOUS“ im repräsentativen Marmorsaal der Kellerei mit einer festlichen Vernissage ihre Türen. Noch bis zum Spätsommer 2020 werden hier Exponate zeitgenössischer Künstler gezeigt, in denen Licht ganz im Mittelpunkt steht.

„LUMINOUS“ – drei Künstler sorgen für Erhellung

©  Foto: Diether  v Goddenthow.
© Foto: Diether v Goddenthow.

Ulli Böhmelmann
Transparenz, Fragilität und Zwischenräume sind wesentliche Themen der Künstlerin Ulli Böhmelmann. Ihre Objekte entstehen aus unterschiedlichen Materialien wie Papier, Porzellan, Silikon oder Vliesstoff. In Ihrem plastischen Denken sucht sie ständig nach Systemen und Strukturen, die das Objekt gliedern. Ihre Objekte kreisen um die zellenartige Vermehrung einzelner Elemente, die aus Regelmäßigkeit und Ordnung ausbrechen, in ihrer Addition Körper entwickeln und Raum beherrschen.

Ulli Böhmelmann, RahmenLichtObjekt rund 2  2019, Holz, Acrylglas bedruckt, LED-Panel, Vliesstoff, Zubehör, Heißkleber, 97 x 97 x 10 cm ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ulli Böhmelmann, RahmenLichtObjekt rund 2 2019, Holz, Acrylglas bedruckt, LED-Panel, Vliesstoff, Zubehör, Heißkleber, 97 x 97 x 10 cm © Foto: Diether v Goddenthow

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind zahlreiche ortsbezogene Installationen, die sie in Museen und Kunstvereinen verwirklicht hat. Die sinnliche Wahnehmung ihrer abstrakten RahmenObjekte aus Vliesstoff wird verstärkt durch das Hinzunehmen von Farbe und Licht.

José de Guimarães entwickelte in mehr als 40jähriger künstlerischer Arbeit ein „Bildnerisches Alphabet“ der Symbole. Diese Symbole waren ursprünglich eine Metamorphose zwischen europäischen und afrikanischen Archetypen und Ideen. Heute hat er sein Symbol-Alphabet zu einer transkulturellen Sprache entwickelt, die zum einen stark geprägt ist durch den Einfluss der afrikanischen Kultur mit ihren Ritualen und Mythen, die er bei seinem langjährigen Aufenthalt in Angola während des Militärdienstes kennen lernte, aber auch durch die eigene Kultur, die portugiesischen Legenden und spätere Arbeitsaufenthalte in Asien und Mexico.

José de Guimarãs. Longues et Profundes 2001. Mischtechnik mit Neon-Licht 126 x 187 x 13 ©  Foto: Diether  v Goddenthow
José de Guimarãs. Longues et Profundes 2001. Mischtechnik mit Neon-Licht 126 x 187 x 13 © Foto: Diether v Goddenthow

In neueren Arbeiten integriert Guimarães Neonröhren. Durch die Leuchtkraft des Neon erhalten die Bilder und Skulpturen nach den mehr materiallastigen Arbeiten der 80er Jahre, wieder eine deutlichere Formensprache. Seine Bilder und Skulpturen sind in öffentlichen Sammlungen in Europa sowie Angola, Brasilien, Canada, China, Korea, Israel, Japan, Mexico und USA vertreten.

Rita Rohlfing
Die Kunstwerke von Rita Rohlfing lassen sich nicht eindeutig zuordnen, sie sind weder Malerei noch Skulptur. Zunächst
begann die Malerin ihre Leinwände durch Verwinkelungen, Brechungen und Aufwölbungen in Richtung Dreidimensionalität zu erweitern, bis ihr auch dies nicht mehr genügte. Seit Mitte der 90er Jahre konstruiert sie Farbflächen, zum Teil mehrere Meter hoch, oder nicht betretbare Räume, arbeitet mit Farbe und Licht, meist Rottönen, verändert zum Teil die Wahrnehmung durch die Verwendung matter Plexiglasscheiben, die die Farbwirkung brechen. Rita Rohlfing entwickelt ihre Installationen individuell für konkrete Räume, sie werden stark von den Räumlichkeiten beeinflusst, für die sie geschaffen werden, und beeinflussen ihrerseits wieder den Raum.

Rita Rohlfing. R.o.T. 2018 Acryl- und Ölfarbe auf Leinwand. 113 x 188 x 5 cm ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Rita Rohlfing. R.o.T. 2018 Acryl- und Ölfarbe auf Leinwand. 113 x 188 x 5 cm © Foto: Diether v Goddenthow

Ganzjähriges Kulturprogramm bei Henkell Freixenet
Nichts ist so schön wie die genussvolle Anregung aller Sinne. Und darum steht bei Henkell Freixenet seit Jahrzehnten das Zusammentreffen von kulturellen Highlights und feiner Sektkultur zu allen Jahreszeiten auf dem Programm. Kunst und Kultur, Musik und Tanz – bei Henkell Freixenet wird gemeinsames Erleben zur Inspiration. Celebrate Life!

Impression aus dem Marmorsaal auf Henkellsfeld ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Impression aus dem Marmorsaal auf Henkellsfeld © Foto: Diether v Goddenthow

„LUMINOUS“ im Marmorsaal von Henkell Freixenet ist für alle Kunstinteressierten geöffnet. Nach vorheriger Anmeldung kann die Ausstellung Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstag sowie Sonntag von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. Anmeldungen unter willkommen@henkell-gruppe.de

Am 15. Oktober eröffnet das Lesefest OPEN BOOKS 2019 mit dem Blauen Sofa zur Frankfurter Buchmesse

OPENBOOKS_LOGO_2019Eröffnung von OPEN BOOKS 2019 mit dem Blauen Sofa Joachim Gauck, Felicitas Hoppe, David Wagner und der am Vorabend gekürte Buchpreisträger 2019 sprechen am 15. Oktober über ihre jüngst erschienen Bücher. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft. Aufgrund des großen Erfolgs findet die Eröffnungsveranstaltung des Lesefests OPEN BOOKS mit dem Blauen Sofa am 15. Oktober 2019 erneut in der Deutschen Nationalbibliothek statt. Im Gespräch mit Luzia Braun, Sonja Vandenrath, Dorothea Westphal sowie Gert Scobel stellen die Gäste ihre aktuellen Publikationen vor. Auf dem Blauen Sofa nehmen in diesem Jahr Platz:

  • Joachim Gauck „Toleranz: einfach schwer“
  • Felicitas Hoppe „Grimms Märchen für Heldinnen von heute und morgen“
  • David Wagner „Der vergessliche Riese“ und
  • die Trägerin/ der Träger des Deutschen Buchpreises 2019

OPEN BOOKS, das große Lesefest der Stadt Frankfurt, findet in diesem Jahr zum elften Mal statt und ist ein Publikumsmagnet. Vom 15. bis 19. Oktober präsentieren über 240 Autorinnen und Autoren bei rund 160 Veranstaltungen ihre neuen Bücher an Veranstaltungsorten rund um den Frankfurter Römerberg, am BuchmessenWochenende lädt das Kinderprogramm zu 13 Veranstaltungen im Jungen Museum am Römerberg ein. 94 Verlagshäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen
die Möglichkeit, die Novitäten ihres Herbstprogramms bei OPEN BOOKS vorzustellen.
Neben den Veranstaltungen zu deutschsprachigen Belletristik, neuen Sachbüchern, Lyrik und Graphic Novels werden Lesungen internationaler Autorinnen und Autoren mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem diesjährigen Gastland Norwegen stattfinden. Den Abschluss des Lesefests bildet die OPEN PARTY in guter Tradition im Literaturhaus Frankfurt.

Die Eröffnungsveranstaltung ist bereits ausverkauft, vereinzelte Restkarten (10/7 €) sind ggf. noch an der Abendkasse der Deutschen Nationalbibliothek ab 19.45 Uhr erhältlich. Die Veranstaltung kann auch über einen Livestream verfolgt werden, der unter folgendem Link zu finden ist: www.kultur-frankfurt.de/livestream. Das Blaue Sofa in Frankfurt wird veranstaltet von Bertelsmann, ZDF, Deutschlandfunk Kultur und 3sat gemeinsam mit dem Kulturamt Frankfurt am Main und der Deutschen Nationalbibliothek. Das Programm von OPEN BOOKS und Literatur im Römer ist hier zur finden: www.openbooks-frankfurt.de

Meisterstücke – Vom historisch entstandenen Handwerk der Maler bis zur Entwicklung „der“ freien Künste

Maarten van Heemskerck (1498 - 1574) Der heilige Lukas malt die Madonna, 1532.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Maarten van Heemskerck (1498 – 1574) Der heilige Lukas malt die Madonna, 1532. © Foto: Diether v Goddenthow

„Tolle Ausstellung! Endlich sieht man doch mal, dass Malen ein Handwerk ist!“, schreibt ein begeisterter Besucher am 8.Oktober den Ausstellungsmachern ins Gästebuch. Mehr noch: Das Historische Museum Frankfurt, dem mit „Meisterstücke“ eine einzigartige und didaktisch hervorragend konzipierte Sonderausstellung vom 11.09. bis 19.01.2019 im Historischen Museum Frankfurt gelungen ist, zeigt nicht nur, dass perfektes „Handwerk und gute Kunst“ viel Talent, gewissenhafter Ausbildung  und guter Übung bedürfen. Sie zeichnet auch den Entwicklungsweg „der“ Maler bis hin zur Etablierung von freier bildender Kunst nach.

Zur Einführung

Wenn von „Meisterwerk“ die Rede ist, glauben die meisten kulturell Interessierten, zu wissen, was darunter zu verstehen ist. Wir danken dabei an Dürer, Rembrandt und Velázquez. Aber was ist ein Meisterstück? In Vergessenheit geraten ist, dass auch Maler einmal in Zünften organisiert waren und wie andere Handwerker zum Abschluss ihrer langen Ausbildung ihr Können mit einem Meisterstück beweisen mussten. Erst dann durften sie ihre Gemälde signieren, eine eigene Werkstatt führen und selbst ausbilden. Die Ausstellung des Historischen Museums widmet sich erstmals diesem vergessenen Thema der Künstlersozialgeschichte.

Die Schau vermittelt eine Vorstellung von der langen Ausbildung des Malers als zünftiger Handwerker bis ins 19. Jahrhundert. Als Lehrling und Geselle lernte er durch Nachahmung und ständige Wiederholung die Farben zu reiben, Leinwände zu spannen und zu grundieren und einfache malerische Aufgaben auszuführen. Erfahrungen sammelten die Gesellen außerdem auf der Wanderschaft, die sie durch Deutschland oder ins Ausland führte. Um selbst Meister zu werden, schrieb die Zunftordnung dem Maler viele Bedingungen vor, darunter die Heirat, den Erwerb des Bürgerrechts, Geldzahlungen und oft auch die Anfertigung eines Meisterstücks.

Ausstellungsimpression der Sonderausstellung Meisterstücke, hier: Bereich Zunftwesen. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungsimpression der Sonderausstellung Meisterstücke, hier: Bereich Zunftwesen. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Historische Museum Frankfurt besitzt eine für die Erforschung der Künstlersozialgeschichte in Deutschland einzigartige Sammlung von über 45 Meister- oder Probestücken aus der Zeit von 1631 bis 1858. Die Stadt Frankfurt verlangte von den Malern die Einlieferung des vorgeschriebenen Meister- oder Probestücks für die Ausstattung des Rathauses, des Römers. Diese Frankfurter Gemälde werden anderen Malermeisterstücken aus Nürnberg, Hamburg, Lübeck und Burghausen sowie Meisterstücken anderer Handwerke bis in die Gegenwart gegenübergestellt.

Johann Heiss (1640 - 1704) Aktsaal mit fünf  weiblichen Modellen, 1687 ©  Foto: Diether  v Goddenthow.
Johann Heiss (1640 – 1704) Aktsaal mit fünf weiblichen Modellen, 1687 © Foto: Diether v Goddenthow.

In den europaweit gegründeten offiziellen Kunst- und Zeichenakademien wurde besonderes Gewicht auf die theoretische Ausbildung der Künstler gelegt. Die Lehre basierte auf dem Zeichnen nach dem Schönheitskanon (Antike) und nach dem Akt sowie nach den Prinzipien der Wissenschaft (Perspektive, Geometrie und Anatomie). Doch auch an der Akademie herrschten strenge Regeln: Hier ersetzte das Aufnahmestück das frühere Meisterstück der Zunft. Die Ausstellung im Historischen Museum zeichnet ein Bild dieser Entwicklung mit Thesenbildern, Gründungsallegorien, Akademieszenen und Aufnahmestücken. Lehrmaterial, das an den Akademien eingesetzt wurde, vervollständigt das Bild.

Das letzte Kapitel der Ausstellung widmet sich den Versuchen einer Akademiegründung in Frankfurt und der Städelschule als bürgerlicher Kunstakademie, die in den ersten Jahrzehnten unter dem Einfluss der nazarenischen Kunstideale stand. Hier schließt sich ein Kreis: Die ersten Zunftmaler lieferten in den 1630er Jahren die Ausstattung der Wahlstube im Römer, die Maler der Städelschule und ihre Künstlerfreunde statteten in den 1840er und 1850er Jahren den Kaisersaal des Römers mit 52 Kaiserporträts aus.

Tour durch die Kapitel der Ausstellung
I. Der Maler als Handwerker
Die Zünfte bestimmten vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert die Ausbildung der Handwerker. In den Zunftordnungen war der Weg vom Lehrling bis zum Meister geregelt. Auch die Maler waren in dieser Zeit in Zünften organisiert.

1. Was ist ein Meisterstück?

Meisterstücke. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Meisterstücke. © Foto: Diether v Goddenthow

Handwerker*innen fertigen bis heute am Ende ihrer Ausbildung ein Meisterstück an, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Der Meistertitel berechtigt auch dazu, im eigenen Betrieb Lehrlinge und Gesellen auszubilden. Vom Mittelalter bis zur Aufhebung der Zünfte im 19. Jahrhundert regelten städtische Zunftordnungen die Ausbildung der Handwerker. Das Bürger und Meisterrecht konnte nur erwerben, wer ehelich geboren, unbescholten und verheiratet war, dem „richtigen“ Glaubensbekenntnis angehörte und ein Meisterstück herstellte. Diese Bestimmungen galten auch für Maler und andere Künstler, die in Zünften organisiert waren.

In Frankfurt bestand seit 1630 die Malergesellschaft mit einer eigenen Ordnung. Diese verpflichtete alle Mitglieder zur Abgabe eines Kunststücks an das Rathaus. Diese Regeln galten auch für auswärtige Handwerker und Maler, die sich (zeitweise) in Frankfurt niederlassen wollten und oft nur eingeschränkte Bürgerrechte erhielten.

2. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!“ – Die Malerwerkstatt als Ausbildungsort

Ein Maler musste eine Ausbildung nach der Zunftordnung – in der Regel vom Lehrling über den Gesellen zum Meister – durchlaufen, um eine eigene Werkstatt führen und selbst ausbilden zu dürfen. Zu den Aufgaben des Lehrlings gehörte die Pflege von Werkzeugen und Werkstatt, das Reiben der Farben, das Vorbereiten des Malgrunds sowie alltägliche Haushaltsarbeiten. Lehrlinge erhielten Zeichenunterricht und lernten vornehmlich über das Beobachten und Nachahmen von Gesellen und Meistern. Auch die Gesellenwanderung wurde oft gefordert. Dadurch dauerte die Ausbildung bis zum Erwerb des Meisterrechts häufig zehn Jahre und länger. Gesellen bildeten sich auch an den Vorlagensammlungen (Zeichnungen, Kupferstichen, Gipsen) ihrer Meister fort.

3. „Von der Wiege bis zur Bahre“: Handwerkszünfte im Alten Reich
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts waren Handwerker in der Regel in Zünften organisiert. Diese Berufsvereinigungen hatten je nach Handwerk einen sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Stand. Handwerkszünfte und zünftige Bruderschaften übernahmen für ihre Mitglieder gewerbliche, administrative, soziale, militärische oder religiöse Aufgaben. Die Zunftstuben dienten als Versammlungsort. In ihnen wurden auch die Zunftsymbole und Zunftaltertümer wie Meister- und Gesellenbücher, Truhen, Pokale und Fahnen aufbewahrt. Seit dem 17. Jahrhundert standen die Zünfte in vielen Städten – auch in Frankfurt – unter der Aufsicht eines Ratsmitglieds. Die von der Stadt für die jeweiligen Zünfte erlassenen Ordnungen regelten die Ausbildung, die Rechte und Pflichten der Mitglieder und auch die Abgabe des Meisterstücks.

4. Wie die Handwerker, so die Maler: zünftig!

Ausstellungs-Impression Malerzünfte. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungs-Impression Malerzünfte. © Foto: Diether v Goddenthow

Ebenso wie Schreiner, Metzger oder Schmiede waren auch Maler meistens in einer Zunft oder Gilde organisiert. Aufgaben, Funktionen und Geselligkeitsformen dieser Zusammenschlüsse unterschieden sich nicht von denen anderer Zünfte. Das soziale Leben der Malerzunft spielte sich in der Zunftstube ab. Hier wurden neue Mitglieder in die Zunftbücher eingeschrieben, die Rechnungsbücher geführt und Festmahlzeiten gehalten. Ihre Zunftobjekte sind durch das Malerwappen gekennzeichnet: drei weiße Schilde auf rotem oder blauem Grund.
Malerbruderschaften kümmerten sich um religiöse und soziale Belange wie das Seelenheil und die Kranken- und Armenfürsorge. Die Malerzünfte besaßen häufig einen eigenen Altar, der ihren Schutzpatron, den heiligen Lukas, zeigte, wie er gerade die Maria mit dem Christuskind malte. In Hamburg erfolgt noch heute jedes Jahr ein Umzug der neuen Meister vor den mittelalterlichen Lukasaltar, wo sie gesegnet werden.

II. Meisterstücke = Meisterwerke?
Die Zunftordnungen schrieben in vielen Städten auch für die Maler die Abgabe eines Meisterstücks vor. Es diente als Nachweis des technischen, nicht des künstlerischen Könnens: Meisterstücke sind selten Meisterwerke.

Galerie der Meisterwerke.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Galerie der Meisterwerke.© Foto: Diether v Goddenthow

5. „Sonderbare Kunststücke“ – Die Gründung der Frankfurter Malergesellschaft und die Ausstattung derWahlstube im Römer (1630–1645) Der Rat der Stadt gab den Frankfurter Malern 1630 die von ihnen erbetene Malerordnung. Artikel 6 der Ordnung sah die Lieferung eines „sonderbahr kunststück(s)“ an den Frankfurter Römer vor: das Meisterstück. Thema und Größe des Gemäldes legten die Stadtväter fest. Im Gründungsjahr mussten nicht nur die neuen Meisterkandidaten, sondern auch die bereits vorher in der Stadt eingebürgerten Maler ein Gemälde abliefern. Mit diesen wurde die Wahlstube im Römer ausgestattet, die für festliche Anlässe und für die Verhandlungen bei den Kaiserwahlen genutzt wurde.

Ab 1631 erhielt die Wahlstube einen Fries von elf Gemälden mit Gerechtigkeitsszenen aus dem Alten Testament und aus der antiken Geschichte. Das für Rathäuser typische Bildprogramm mahnte Kaiser und Kurfürsten zu tugendhaftem Handeln. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurden einige dieser Gemälde durch neue Meisterstücke ersetzt. Zwei dieser neuen Gemälde mit biblischen und mythologischen Szenen lösten wegen ihrer erotischen Darstellungen einen Wortwechsel zwischen den Kurfürsten von Köln und Sachsen aus.

6. Geprüft und für gut befunden: Malermeisterstücke aus deutschen Städten Nicht nur in Frankfurt, sondern in fast achtzig Städten des deutschsprachigen Alten Reichs schrieben die Malerordnungen zu unterschiedlichen Zeiten die Abgabe eines Meisterstücks vor. Die Anforderungen daran waren allerdings von Stadt zu Stadt verschieden. Die Malerordnung verlangte in manchen Städten mehrere Probearbeiten mit unterschiedlichen Techniken und Themen und legte Thema und Größe fest. Kopien nach Vorlagen (zum Beispiel Druckgrafiken) waren meist nicht zugelassen. Gelegentlich fand die Anfertigung der Arbeit unter Aufsicht statt. Bei technischen Mängeln in der Ausführung musste der Kandidat eine Strafe zahlen, künstlerische Fehler wurden nicht geahndet. Die künstlerische Qualität der Gemälde war deshalb häufig nur mittelmäßig. Das Meisterstück blieb vielfach Eigentum der Stadt, manchmal auch der Zunft oder des Malers. Oft wurden damit Rathausräume und andere öffentliche Gebäude ausgestattet. Viele Rathaussammlungen wurden im 19. Jahrhundert aufgelöst. Nur in seltenen Fällen, wie in Nürnberg, Lübeck, Hamburg, Burghausen und in Frankfurt, gelangten einzelne Gemälde oder ganze Sammlungen in die damals neu gegründeten städtischen Museen.

7. „Kunst kommt von Können“: Handwerker-Meisterstücke von gestern und heute Das Meisterstück hat im Handwerk eine lange Tradition und spielt bei der Ausbildung bis in die Gegenwart eine wichtige Rolle. Seit dem Mittelalter gibt es eine stetig wachsende Vielfalt von Handwerksberufen. Noch heute gibt es 41 meisterpflichtige Berufe. Ebenso vielfältig sind die eingereichten Meisterstücke, wie die ausgestellten Objekte aus dem 16. Jahrhundert bis heute zeigen. Teils wurden Vorlagen für die Anfertigung des Meisterstücks ausgegeben oder genaue Vorgaben gemacht. Teils musste der Anwärter zunächst einen Entwurf des geplanten Meisterstücks einreichen. Einige Meisterstücke entstanden sogar direkt auf oder um (Meister)Stücke anderer Handwerker: In Frankfurt sollten die Vergolder als Meisterstück einen Rahmen für ein Meisterstück der Maler fertigen. Auch vergängliche Meisterstücke gab es, beispielsweise bei den Feuerwerksmachern.

8. „Öfters über alle Erwartung schöne Gemälde“ (Hüsgen 1790): Frankfurter Malermeisterstücke von 1760 bis 1858
Im Jahr 1757 wurde die Malerordnung in Frankfurt erneuert und die Abgabe des Meisterstücks strenger kontrolliert. Unter Carl Theodor von Dalberg, 1806 bis 1813 Fürstprimas und Großherzog von Frankfurt, wurden die Zünfte für wenige Jahre aufgehoben. In der Restaurationszeit nach 1815 wurden sie von den Stadtvätern aber wieder eingeführt und bestanden bis zu ihrer erneuten Auflösung 1864. Die Mitgliedschaft in der Zunft war für die Maler jetzt nicht mehr verbindlich. Nur die zünftigen Maler, meist Maler Lackierer,schufen noch Meisterstücke. Von 1760 bis 1806 reichten 34 Maler, von 1816 bis 1858 sogar 56 Maler ihre Meisterstücke im Römer ein. Von diesen 90 Meisterstücken, die 1878 in das Historische Museum gelangten, sind heute noch 38 erhalten, ein deutschlandweit einzigartiges Gemäldekonvolut. Es wurde eigens für die Ausstellung mit Mitteln der Ernst von Siemens Kunststiftung restauriert.

9. Rosenkrieg: Die Konkurrenz zwischen Malern und Tünchern Hinter der Bezeichnung „Maler“ konnten sich in der Frühen Neuzeit ganz unterschiedliche Berufe verbergen: Kunstmaler, aber auch Fassmaler, Briefmaler oder Glasmaler. Weißbinder, Tüncher und Quadraturmaler weißten Fassaden und Innenräume und malten Tür- und Fensterumrahmungen sowie Deckenornamente. Alle diese Maler gehörten meistens einer gemeinsamen Zunft an. Die Kunstmaler fühlten sich dadurch in ihrer Berufsehre erniedrigt und gründeten später eigene Zünfte oder Malergesellschaften. Aber auch die Weißbinder fühlten sich in den Gruppenzünften nicht angemessen vertreten, solange dort die Kunstmaler das Sagen hatten. Immer wieder kam es über die Abgrenzung der Arbeitsgebiete, die in den Zunftordnungen festgelegt waren, zu Auseinandersetzungen und zu Klagen bei den Stadträten.

10. Verweigerung und Ausgrenzung: Maler und Malerinnen ohne Meisterstücke
Viele Maler versuchten, sich der Anfertigung eines Meisterstücks zu entziehen. Die Herstellung kostete Zeit und Geld. Vor allem aber fühlten sich die Maler seit der Renaissance nicht mehr als Handwerker, sondern als freie Künstler. In Frankfurt gelang es einigen herausragenden Malern, wie Jacob Marrel oder Matthäus Merian d. J., sich den Anforderungen des Frankfurter Rats zu widersetzen und die Ablieferung des Meisterstücks zu verweigern. Andererseits schlossen die Zünfte einige Maler von vornherein aus. Frauen durften lediglich als Witwe eines Meisters den Betrieb selbstständig weiterführen, bis sie wieder heirateten, konnten selbst aber keine Meisterinnen werden. Ehefrauen oder Töchter eines Meisters waren häufig an den verschiedenen Tätigkeiten in der Werkstatt und auch an der Herstellung von Kunstwerken beteiligt. Ihre Werke wurden aber meistens unter dem Namen des Mannes verkauft. Selten konnten Künstlerinnen sich so emanzipieren wie Maria Sibylla Merian. Eher lebten sie in prekären Verhältnissen wie Maria Eleonora Hochecker.

III. Akademie = Autonomie?

Adriaan de Lelie (1755 - 1820) Anatomie-Vorlesung in der Gesellschaft Felix Meritis, 1792. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Adriaan de Lelie (1755 – 1820) Anatomie-Vorlesung in der Gesellschaft Felix Meritis, 1792. © Foto: Diether v Goddenthow

Akademien und Zeichenschulen dienten der Professionalisierung der Künstlerausbildung. Im Vordergrund der Ausbildung stand das künstlerische, nicht das technische Können. Aber Aufnahmestücke waren auch nicht immer Meisterwerke.

11. Höfisch, zünftig, akademisch, freischaffend? Die Malerfamilie Morgenstern
Die Karriere von Künstlern hing auch im 17. und 18. Jahrhundert von vielen verschiedenen Faktoren ab: von künstlerischem Talent und finanziellem Vermögen, von sozialen und beruflichen Netzwerken, von gesellschaftlicher und räumlicher Beweglichkeit (Heirat oder Ortswechsel während der Lehre und bei Aufträgen). Diese Faktoren bestimmten die Wahl des Ausbildungsweges und auch die späteren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Höfische, zünftige, akademische oder freischaffende Künstler hatten jeweils unterschiedliche Verpflichtungen und Privilegien. Ein Blick auf die sehr unterschiedlichen Karrieren von fünf Malern der Familie Morgenstern in Rudolstadt und Frankfurt vermittelt eine Vorstellung von der Bandbreite dieser unterschiedlichen Künstlerexistenzen.
12. Herr oder Schmarotzer? – Auf nach Italien!

Unbekannter Künstler. Die Einführung eines neuen Miegliedes der Bentvueghels in Rom, um 1660. Ein in Rom angekommener Künstler aus dem Norden wird durch eine Zeremonie in die Künstlergesellschaft der Bentvueghels aufgenommen. ©  Foto: Diether  v Goddenthow.
Unbekannter Künstler. Die Einführung eines neuen Miegliedes der Bentvueghels in Rom, um 1660. Ein in Rom angekommener Künstler aus dem Norden wird durch eine Zeremonie in die Künstlergesellschaft der Bentvueghels aufgenommen. © Foto: Diether v Goddenthow.

Für die Künstler aus Mittel- und Nordeuropa war Italien das Land, in dem sie die vorbildhafte Kunst der Antike, der Renaissance und des Barock studieren und befreit von den Fesseln der Zunft arbeiten konnten. Schon im 16. Jahrhundert hatten sich italienische Künstler von den handwerklichen Zünften getrennt und gelehrte Kunstakademien gegründet. In Rom versammelten sich nicht nur die akademisch ausgerichteten Maler, die „pictores docti“, sondern auch die noch dem zünftigen Denken ihrer Heimat verhafteten Maler, die „pictores vulgari“. Diese aus den Niederlanden und Deutschland stammenden Künstler gründeten 1623 die Schildersbent. Mit scherzhaften Aufnahmezeremonien, die sich an Gesellenfeste der
Handwerkszünfte anlehnten, verspotteten sie unter dem Schutz des Weingottes Bacchus auch ihre akademischen Künstlerkollegen.
Nach seiner Rückkehr aus Italien gab der gebürtige Frankfurter Joachim von Sandrart den Anstoß für die Gründung der ersten deutschen Akademien in Nürnberg (um 1662) und Augsburg (um 1670/1673). Mit seiner dreibändigen „Teutschen Academie“ schuf er eine theoretische und historisch-biographische Grundlage für die Künstlerausbildung in Deutschland.

13. Gilde und Akademie? Das Beispiel Antwerpen

Ausbildung in der  Akademie - im Vordergrund Anatomisches Modell: Borghesischer Fechter 1926 - 1930. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausbildung in der Akademie – im Vordergrund Anatomisches Modell: Borghesischer Fechter 1926 – 1930. © Foto: Diether v Goddenthow

Kunstakademien entstanden häufig unter Protest der örtlichen Malerzünfte wie etwa in Paris.
Antwerpen war die einzige Stadt, in der die Kunstakademie aus der Malerzunft hervorging und beide Institutionen unter einem gemeinsamen Dach fortbestanden. Schon 1663 gründeten Mitglieder der Zunft die Königliche Akademie der Schönen Künste. Ziel der neuen Künstlerorganisation war es, der mit dem wirtschaftlichen Niedergang Antwerpens im 17. Jahrhundert stagnierenden Kunstproduktion durch eine bessere Ausbildung der Künstler neue Impulse zu verleihen und an das Goldene Zeitalter von Rubens, van Dyck und Jordaens anzuknüpfen. Die Doppelinstitution zog 1664 zusammen mit der Gilde der Dichter in repräsentative Räume in der Börse. Der „Grote Schilderszaal“ und die Räume des Direktors und der Dekane wurden mit Gemälden und Skulpturen bekannter Akademiemitglieder ausgestattet. Die Gemälde waren keine Meister- oder Aufnahmestücke, sondern Geschenke der Künstler an die Akademie. Der Große Malersaal wurde so zu einer von Reisenden gerne besuchten Ruhmeshalle der flämischen Kunst 14. Endlich frei? Die Akademie als Institution Akademien sind Orte des gelehrten Gedankenaustauschs und der humanistischen Bildung. Künstler fanden sich dort seit dem 16. Jahrhundert zusammen, um über die Grundlagen der Kunst, über Literatur, Geschichte, Geometrie, Perspektive und Anatomie zu diskutieren. So untermauerten sie den Anspruch, dass Malerei, Bildhauerei und Architektur zu den freien Künsten gehörten. Zugleich sollten die Akademien auch Handwerkern grundlegende
künstlerische Fähigkeiten vermitteln, um die Wirtschaftskraft des jeweiligen Staates zu fördern. Diese Aufgabe hatten auch die vielen Zeichenschulen, die von Künstlern, Bürgern und Stadtvätern ins Leben gerufen wurden. Die Grundlage der akademischen Ausbildung bildete das Zeichnen, anfangs nach zweidimensionalen Vorlagen, später nach Gipsabgüssen und schließlich nach dem lebenden Modell. Zur Förderung der Künstler fanden Wettbewerbe und Ausstellungen statt. Begabte Schüler wurden mit Preisen und Reisestipendien ausgezeichnet.
15. Das Aufnahmestück an der Akademie: Ein neues Meisterstück?
Die Kunstakademien waren genauso streng organisiert wie die städtischen Zünfte. Die Verbindung zu den Zünften drückte sich vielleicht am deutlichsten in den Aufnahmestücken aus, die von den aufzunehmenden Mitgliedern der Akademie erwartet wurden. Man kann zwei Arten von Aufnahmestücken unterscheiden: Die ältere Tradition wie in den Akademien von Florenz, Rom und Paris sah vor, dass die Aufnahme in die Akademie auf der Grundlage eines einzureichenden Werkes geschah. Wurde dieses für gut befunden, konnte der Kandidat oder in manchen Fällen auch die Kandidatin aufgenommen werden. Die jüngere Tradition, wie etwa in der Royal Academy of Arts in London, sah vor, dass der Kandidat (oder mit Einschränkung auch die Kandidatin) auf der Grundlage des bisherigen Schaffens durch den Beschluss des Gremiums aufgenommen wurde und erst danach sein (oder ihr) Aufnahmestück der Akademie präsentierte. Dies konnte wiederum zur Folge haben, dass aufgenommene Künstler irgendein Werk (und nicht zwangsläufig das beste) der Akademie vermachten und es manchmal später gegen ein besseres Werk austauschten.

16. Akademiebestrebungen am Main

Auch in Frankfurt bemühte sich eine Gruppe von Künstlern im späten 18. Jahrhundert um die Akademisierung ihrer Ausbildung. Gegen den Widerstand der Malergesellschaft gestand der Rat 1767 den Malern die Zunftfreiheit zu. Das Bürgerrecht konnten sie aber nach wie vor nur gegen Abgabe eines Probestücks erlangen. Zur Verwirklichung der Akademie kam es jedoch nicht. Erfolgreicher und eher an der Berufspraxis orientiert war die Initiative des Malers und Kupferstechers Georg Joseph Cöntgen. Er gründete 1779 eine Zeichenakademie. Sie wurde von der Stadt und von vielen Frankfurter Bürgern unterstützt. Sie richtete sich nicht nur an Künstler, sondern auch an Handwerker und bot einen ähnlichen dreistufigen Zeichenunterricht an wie in den Kunstakademien. Mit Ausnahme des Aktzeichnens stand er auch Frauen offen. In Hanau gründete Erbprinz Wilhelm IX. von Hessen-Kassel auf Initiative von Gold- und Silberschmieden 1772 die bis heute bestehende Hanauer Zeichenakademie. Sie sollte Kunsthandwerkern eine Berufsausbildung nach modernen Standards vor Ort ermöglichen.

17. Eine bürgerliche Akademie? Die Städelschule

Anatomiestunde im Garten des Städelschen Kunstinstituts, 1876. Der akademische Anatomieunterricht war nicht auf den menschlichen Körper beschränkt, sondern beeinhaltete auch die anatomische Lehre von Tieren wie von Pferden. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Anatomiestunde im Garten des Städelschen Kunstinstituts, 1876. Der akademische Anatomieunterricht war nicht auf den menschlichen Körper beschränkt, sondern beeinhaltete auch die anatomische Lehre von Tieren wie von Pferden. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Handelsmann und Bankier Johann Friedrich Städel vermachte 1815 sein Vermögen und seine umfangreiche Kunstsammlung testamentarisch einer Stiftung: dem Städel‘schen Kunstinstitut. Frankfurt erhielt dank Städel eine bürgerliche Kunstschule mit akademischen Ausbildungsstandards. Sie blühte erst ab 1830 unter dem Direktorat des nazarenischen Historienmalers Philipp Veit auf. Die Künstlergruppe der Nazarener hatte sich in Wien und Rom in Abgrenzung zum akademischen Lehrbetrieb gebildet und vertrat das Ideal des kollektiven Arbeitens nach dem Vorbild der mittelalterlichen zünftigen Werkstätten. In Frankfurt waren die Nazarener an zwei großen Ausstattungsprojekten beteiligt, am Freskenzyklus im Dom und den Porträts für den Kaisersaal im Römer. Der Kaisersaal bildete gleichsam das Pendant zur Wahlstube im Römer, die nach der Gründung der Frankfurter Malergesellschaft mit Gemälden geschmückt wurde.

 

Begleitpublikationen
Meisterstücke – Vom Handwerk der Maler
Für das Historische Museum Frankfurt herausgegeben von Wolfgang P. Cilleßen, Andreas Tacke (Schriften des Historischen Museums Frankfurt, Band 38), 304 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Societäts-Verlag Frankfurt am Main, 30 €

DieWahlstube im Frankfurter Römer
Für das Historische Museum Frankfurt herausgegeben von Wolfgang P. Cilleßen, Aude-Line Schamschula (Kunststücke des Historischen Museums Frankfurt, Band 6) 116 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Verlag Henrich Editionen Frankfurt am Main, 18 €

Ort

Meisterwerke 12. Sep 2019 ——
19. Jan 2020

Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1
60311 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten & Eintrittspreise
Dienstag bis Freitag: 10 – 18 Uhr
Mittwoch: 10 – 21 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 – 19 Uhr
Eintritt Wechselausstellung 10 €/ermäßigt 5 €
Eintritt Museum Vollpreis 12 €/ermäßigt 6 €

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