Humorvolle Scherenschnitte als Zeitdokument Filigrane Papierkunstwerke der Mainzer Künstlerin Therese Prestel werden erstmalig im Landesmuseum Mainz ausgestellt

Therese Prestel „Frankfurt im Mai 1911.“, Scherenschnitt und blaue Tinte, 142x130 mm, GDKE, Landesmuseum Mainz, Inv. 2022/16
Therese Prestel „Frankfurt im Mai 1911.“, Scherenschnitt und blaue Tinte, 142×130 mm, GDKE, Landesmuseum Mainz, Inv. 2022/16

Ob die Rolle der Frau im frühen 20. Jahrhundert, das Mainzer Schützenfest oder die Reichstagswahlen der noch jungen Weimarer Republik – die Mainzer Künstlerin Therese Prestel war eine Meisterin des Scherenschnitts und illustrierte die Gesellschaft der 1910er bis 1920er Jahre in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt auf zum Teil humorvolle Art und Weise. Geboren 1856 in Mainz, entstammt sie der bekannten Künstler- und Verlegerfamilie Prestel. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) zeigt vom 15. März bis 6. Juni 2022 in einer Kabinettausstellung in der Graphischen Sammlung erstmals eine Auswahl ihres rund 300 Blatt umfassenden Bestands an Scherenschnitten der Künstlerin Therese Prestel. Titel der Ausstellung: „Schemenhaft – Die Scherenschnitte der Therese Prestel“. Die seit 1. Januar neue Leiterin der Graphischen Sammlung, Dr. Maria Aresin, wird als Kuratorin, am Dienstag, 15. März um 18 Uhr, eine Einführung in die Ausstellung geben.

Therese Prestel: „Zwei Kinder und ein Hund im Regen“, Scherenschnitt und blaue Tinte, 97x88 mm, GDKE, Landesmuseum Mainz, Inv. 0/2554
Therese Prestel: „Zwei Kinder und ein Hund im Regen“, Scherenschnitt und blaue Tinte, 97×88 mm, GDKE, Landesmuseum Mainz, Inv. 0/2554

In ihren handgroßen humoristischen Arbeiten greift Prestel mit Vorliebe Themen der Zeit kurz nach 1900 auf. Eine besondere Rolle spielt dabei die Damenmode in der Zeit um den 1. Weltkrieg. Mit ihren aufwendigen Hüten, Taschen, Schirmen und Stöcken ausgestattet und begleitet vom obligatorischen Hündchen, flanieren die Damen über das Papier. In kurzen, fein mit Bleistift geschriebenen Notizen vermerkte Prestel dazu das jeweilige silhouettenhaft karikierte Ereignis: von Spaziergängen im Frankfurter Palmengarten, über Wanderungen im Taunus bis hin zum Mainzer Schützenfest.

Die geschnittenen Figuren dokumentieren nicht nur die Mode und den Geschmack der Zeit auf humorvolle Weise, sie bieten auch einen Einblick in das Leben Prestels selbst als einer Dame der Gesellschaft. Auch politisch brisante Themen wie der Weltkrieg selbst oder die Reichstagswahlen der noch jungen Weimarer Republik greift sie in ihren Schnitten auf. Die Rolle der Frau ist dabei stets betont oder findet besondere Berücksichtigung. Während viele der collageartigen Papierarbeiten an Freunde und Bekannte verschickt wurden, hat sich im Landesmuseum Mainz ein etwa 300 Blatt umfassender Bestand an Scherenschnitten der Künstlerin erhalten, der hier erstmals ausgestellt und im Feld der Scherenschnitttechnik verortet wird, die immerhin als eine der wichtigen Kulturtechniken um 1900 angesehen wird.

Therese Prestel, die 1921 in Mainz verstarb, ist die Tochter von Anna Britz (aus der Kurmainzer Familie Barth) und Johann Erdmann Gottlieb Prestel, der als Bildhauer und deutscher Maler vor allem für seine Tierporträts berühmt war.

Begleitprogramm:
Führungen zur Ausstellung:

Dienstag, 15.03.2022 – 18:00-19:00 Uhr
Dienstag, 22.03.2022 – 18:00-19:00 Uhr
Dienstag, 19.04.2022 – 18:00-19:00 Uhr

Abendvortrag:
Dienstag, 31.05.2022, 18:00 Uhr (s.t.), Landesmuseum Mainz, Forum (mit anschließender Führung durch die Ausstellung):
Antje Buchwald: Von „Papiernen Sachen“ bis zum „Cutout“. Geschichte und Gegenwart des Scherenschnitts und Schattenrisses

Landesmuseum Mainz
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55116 Mainz
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