Großes Kulturprogramm zu 25 Jahre Tag der Deutschen Einheit in Frankfurt

Siehe auch Programm Woche der Freiheit vom 25.09. bis 2.10.2015 in Wiesbaden

Broschüre: 25 Jahre Tag der Deutschen Einheit. Liegt überall aus.
Broschüre: 25 Jahre Tag der Deutschen Einheit. Liegt überall aus.

Parallel und ergänzend zum großem Bürgerfest vom 2. bis 4. Oktober anlässlich 25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung hat das Frankfurter Kulturamt mit über 50 Veranstaltungen und Bildern von Barbara Klemm ein feines, spartenübergreifendes Kulturprogramm rund um „25 Jahre Tag der Deutschen Einheit“  für September bis Oktober 2015 zusammengestellt. Es findet in der Paulskirche und allen einschlägig bekannten Kulturinstitutionen der Mainmetropole statt.

Die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit finden in diesem Jahr in Frankfurt am Main statt. Das Kulturamt und zahlreiche Kultureinrichtungen nehmen das 25-jährige Jubiläum zum Anlass, die Wiedervereinigung aus unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven zu betrachten. Die Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste Frankfurts können Veranstaltungen aus den Bereichen Literatur, Bildende Kunst, Musik, Theater oder auch Tanz besuchen. Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth spricht von „einem Fest der Demokratie, auf deren Wert und Kraft wir vertrauen und ein freies Europa bauen.“ Der Stadtrat betont: „Es ist mir eine große Freude, dieses besondere Ereignis in unserer Stadt zu feiern. Der Tag der Deutschen Einheit ist ein eindrucksvoller und unvergesslicher Moment der deutschen Geschichte. Im Rahmen zahlreicher kultureller Veranstaltungen besteht die Möglichkeit zurückzublicken und sich gleichzeitig mit der Gegenwart und der Zukunft zu beschäftigen. Wie haben sich Deutschland und Europa, wie hat sich unsere Gesellschaft seitdem entwickelt?“

Ab dem 22. September werden großformatige Werke der Frankfurter Fotografin und Max-Beckmann-Preisträgerin Barbara Klemm im öffentlichen Raum zu sehen sein. Die Ausstellung mit dem Titel „Bilder zur Einheit“ wird an zentralen Gebäuden ebenso wie an Bauwerken außerhalb des Zentrums angebracht – die Anzahl der Ausstellungsorte steigert sich in der zweiten Septemberhälfte, bis am Festwochenende 29 in Schwarzweiß realisierte Motive das Stadtbild an rund vierzig Stellen schmücken. Seit den späten Sechzigerjahren hat Barbara Klemm die damalige BRD und DDR in charakteristischen und treffenden Fotografien eingefangen und Bilder gemacht, die im kollektiven Gedächtnis fest verankert sind. So lädt die Ausstellung ein, die Werke bei einem Rundgang oder auch zufällig zu entdecken. Das Projekt des Kulturamts konnte durch die großzügige Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung und in Kooperation mit der FAZ sowie zahlreicher Frankfurter Institutionen und Unternehmen realisiert werden.

Zusätzlich hat das Kulturamt eine interdisziplinäre Veranstaltungswoche, die in der Paulskirche stattfindet, konzipiert. Eine Lichtinstallation mit dem Titel „Wortfusion“ des Konzeptkünstlers Peter Zizka wird an der Paulskirche die Blicke auf dieses Denkmal der deutschen Demokratie ziehen. Während der langen Zeit der deutsch-deutschen Trennung entwickelten sich unterschiedliche Begriffe, die Eingang in den Sprachgebrauch fanden. Der Ökonomisierung der Sprache, die sich in Westdeutschland über Maximierungsattribute artikulierte, stand eine funktionale Ausrichtung vieler Begriffe im Osten gegenüber. Die Lichtinstallation auf der Frankfurter Paulskirche verbindet symbolisch diese Begriffswelten.

Die Veranstaltungen in der Paulskirche dienen ebenfalls zur gesellschaftlichen Lageverordnung; mit den künstlerischen Mitteln Film, Diskussion, Lesung und Musik wird Geschichte erlebbar gemacht und die historischen Hintergründe beleuchtet.

Den Anfang der Festwoche in der Paulskirche macht das Podiumsgespräch „25 Jahre Deutsche Einheit – Deutschland in der zeitgenössischen Kunst“. Der Abend beginnt mit einem Eröffnungsvortrag des Kulturwissenschaftlers und Poptheoretikers Diedrich Diederichsen. Anschließend bekommen die Zuschauer einen Einblick in den Dokumentarfilm „Blick zurück nach vorn – Künstler über Deutschland“ von Maria Anna Tappeiner aus dem Jahr 2014. Katharina Sieverding, Tobias Zielony und Burcu Dogramaci diskutieren mit dem Moderator Hans-Joachim Müller nachfolgend über kulturelle Identität.

Am 29. September findet die Lesung „Die Wende im Roman“ statt. Katja Lange-Müller, Ingo Schulze und Uwe Tellkamp lesen aus ihren Werken, in denen sie ihre eigenen Erfahrungen aus der Zeit des Mauerfalls verarbeitet haben.

Nachdem am 30. September eine multireligiöse Feier des Dezernats für Integration in Zusammenarbeit mit verschiedenen Glaubensgruppen in der Paulskirche stattfindet, wird das Kulturprogramm am 1. Oktober mit dem Lesungskonzert „Zeitsprung 1848“ fortgesetzt. Schauspieler und Sprecher Uli Pleßmann trägt ausgewählte Reden der Paulskirchen-Versammlung vor, die thematisch eine Brücke in die heutige Zeit schlagen. Das Ensemble Modern interveniert und interagiert musikalisch.

Kulturamtsleiterin Carolina Romahn erklärt die umfangreichen Aktivitäten: „Das Kulturamt hat sich die Aufgabe gestellt, die Wiedervereinigung aus verschiedenen künstlerischen Perspektiven zu beleuchten. Der Anspruch ist, die Veränderungen der nationalen Identität im Spiegel der diversen Künste aufzuzeigen und Impulse für die Diskussion über die Gestaltung unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens in einem international ausgerichteten und weltoffenen Deutschland zu geben.“

Neben den Veranstaltungen des Kulturamts gibt es mit über 50 Programmpunkten aus den Bereichen Ausstellung, Theater oder Musik ein breites Angebot verschiedenster Kulturinstitutionen zum Tag der Deutschen Einheit. Beispielsweise kann im Städel seit Ende Juli die Figurative Malerei in der BRD der 80er Jahre betrachtet werden, das Museum für Kommunikation befasst sich mit Werbung aus Ost- und Westdeutschland, während der Künstler Volker Mehnert sich in der AusstellungsHalle mit der wehrhaften Auseinandersetzung mit den Vorgaben eines autoritären Systems beschäftigt. Das Hessische Literaturforum im Mousonturm lädt zu einer Reihe von Lesungen von wichtigen DDR-Autoren ein, die Deutsche Nationalbibliothek veranstaltet ein „Speeddating mit Expertinnen und Experten“ der Standorte Leipzig und Frankfurt am Main. Im Deutschen Filmmuseum läuft bereits die Filmreihe „Geteilt-Vereint“ und im Künstlerhaus Mousonturm wird die Performance „Schubladen“ von She She Pop aufgeführt, bei der sich sechs Frauen aus Ost und West treffen und unterschiedlichste Erinnerungen aus ihren Schubladen hervorholen. Klassisch wird es beim festlichen Orgelkonzert am 3. Oktober in der Dreikönigskirche.

Weitere Informationen: www.kultur-frankfurt.de – Die Veranstaltungen des Kulturamts sind kostenfrei.

Termine
• Ausstellungseröffnung „Bilder zur Einheit“: 22. September, 19 Uhr, MMK1 des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Domstr. 10, Frankfurt.
• Gespräch „Bilder zur Einheit“ mit Barbara Klemm und F.A.Z.-Herausgeber Werner D’Inka: 24. September, 19 Uhr, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Hellerhofstr. 9, Frankfurt. Anmeldung unter www.faz.net/veranstaltungen.
• Wortfusion: Projektion an der Paulskirchenfassade. 28. September – 4. Oktober, täglich 21 bis 23 Uhr
• 25 Jahre Deutsche Einheit. Deutschland in der zeitgenössischen Kunst. Filmvorführung und Podiumsgespräch: 28. September, 19 Uhr, Paulskirche
• Die Wende im Roman: mit Katja Lange-Müller, Ingo Schulze und Uwe Tellkamp, Lesung, 29.September, 19 Uhr, Paulskirche
• Zeitsprung 1848. Ensemble Modern und Uli Pleßmann: Lesungskonzert, 1. Oktober, 20 Uhr, Paulskirche