Grenzen der Künste überschreiten auf den Wiesbadener Literaturtagen v. 14. – 21. Juni 2015

pr-literaturtage160Unter dem Motto „Wie Sprache geht und wie Geschichten kommen“ lädt der diesjährige Gastgeber der 19. „Wiesbadener Literaturtage“, Christian Brückner, vom 14. bis 21. Juni zu einer Woche ein, in der die Grenzen zwischen den Künsten überschritten werden. Mit renommierten internationalen Gästen aus Literatur, Musik, bildender Kunst, Film und Medien entspinnt Christian Brückner in Wiesbaden, Darmstadt und Frankfurt einen Dialog, bei dem auch das Publikum immer wieder zu Wort kommen soll.

„Mit Sprache erschaffen wir uns unsere Welt, sie ist in unserem Alltag die Basis von allem“, erläutert Christian Brückner. Die Sprache der Literatur wiederum vermöge es auch, ganz eigene Welten zu schaffen – ebenso wie die Sprache der Musik, der Malerei oder der Kunst. „So unterschiedlich die Ausdrucksformen der verschiedenen Künste auch sein mögen, es ist spannend, darin Gemeinsamkeiten auszumachen.“

Zum Auftakt am Sonntag, 14. Juni, um 11 Uhr eröffnet Christian Brückner im Wiesbadener Kunsthaus die Ausstellung von Collagen des Mainzer Schriftstellers Ror Wolf. Wie bildende Kunst als narratives Element das literarische Werk Wolfs surreal kommentiert, erläutert Michael Lentz in seiner Einführung. Am Eröffnungsabend liest Christian Brückner im Kunsthaus, umgeben von Ror Wolfs Collagen und begleitet von den Jazzmusikern Heinz Sauer und Michael Wollny, aus Wolfs literarischen Werken.

Ein weiterer Gast der „Wiesbadener Literaturtage“ wird der ukrainische Autor Juri Andruchowytsch sein. Er stellt seinen Roman „Perversion“ vor und nimmt im Gespräch mit Hanne Kulessa Stellung zur politischen Lage in seiner Heimat. Ulrike Almut Sandig, eine der talentiertesten jungen Erzählerstimmen, beschreibt in poetischen Erzählungen rätselhafte Orte,die nur scheinbar verschwunden sind. Dass Geschichten auch ohne Worte erzählt werden können, zeigt der kanadische Jazzmusiker Jerry Granelli mit seiner Band UFB in einem Fusion- und Funk-Konzert. Dichter wie Joachim Ringelnatz oder Hugo Ball lässt Nicolai Thärichens Tentett musikalisch zu Gehör kommen. Der renommierte Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani fasst in einer Lesung die Verwirrung der Gefühle der ersten großen Liebe in Worte. Außerdem gibt er einen Einblick in Essays, in denen er sich mit dem Verhältnis zwischen Orient und Okzident auseinandersetzt.

Wie schön es sein kann, Geschichten mit der ganzen Familie zu erleben, zeigt die bekannte Schauspielerin Eva Mattes: In einem Familienkonzert liest sie die anrührende Erzählung „Schmetterlingsküsschen“ von Ute Kleeberg für Kinder ab sechs Jahren; sie wird von Klavier, Viola und Klarinette begleitet. Zum Abschluss der „Wiesbadener Literaturtage“ zeigt sich erneut die politische Dimension des geschriebenen Wortes, wenn sich der Publizist und Jurist Heribert Prantl bei einem politischen Frühschoppen mit der Autorin Jagoda Marinić unter anderem über die Frage austauscht, wie sich die individuellen Freiheits- und Grundrechte gegenüber der staatlichen Überwachung zur Abwehr von Terror wahren lassen.

Die Wiesbadener Literaturtage werden vom Kulturamt Wiesbaden veranstaltet und vom Literaturhaus Villa Clementine inhaltlich konzipiert und organisatorisch ausgerichtet. In diesem Jahr werden sie außerdem vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain im Rahmen des Schwerpunktthemas „Transit“ gefördert. Das Konzept der 1986 gegründeten Wiesbadener Literaturtage sieht vor, dass eine Autorin oder ein Autor ein literarisches Programm entwickelt und als Gastgeber die Veranstaltungen eine Woche lang begleitet und mitgestaltet. In der Vergangenheit haben zu den Programmen Lesungen ebenso dazugehört wie Filme, Konzerte, Diskussionen oder Ausstellungen. Zu den früheren Gastgebern gehören so prominente Autoren wie Erich Fried, Christoph Hein, Monika Maron, Cees Nootebom, Robert Gernhardt, Feridun Zaimoglu, Thea Dorn und Roger Willemsen. In diesem Jahr hat das Literaturhaus als Gastgeber erstmals anstelle einer Autorin oder eines Autors mit dem Hörbuchsprecher und -verleger Christian Brückner  eine „Stimme der Literatur“ engagiert. Dies mag als eine Antwort auf den Wandel der (medialen) Rezeptionsformen von Literatur verstanden werden.

Die Veranstaltungen finden in diesem Jahr in Wiesbaden im Literaturhaus Villa Clementine, im Kunsthaus, Thalhaus, Kulturforum, Museum Wiesbaden sowie im Wiesbadener Ministerium für Wissenschaft und Kunst statt. Außerdem gibt es Gastspiele im Literaturhaus Darmstadt und in der Romanfabrik Frankfurt.

Weitere Informationen gibt es im
Internet unter www.wiesbaden.de/literaturtage.