Freilichtmuseum Hessenpark errichtet historische Dorfgärtnerei aus Rechtenbach

Kürbis_vor_Kohlgrund1Neu-Anspach, den 11. April 2017. Historische Fachwerkbauten können im Freilichtmuseum Hessenpark seit über 40 Jahren bewundert werden. Mehr als 100 dörfliche Gebäude aus natürlichen Baustoffen wie Holz, Stein und Lehm bilden das Fundament des Museums. Nun wird der Hessenpark um ein Gebäude aus Stahl und Glas reicher: Nach rund einjähriger Planungs- und Vorbereitungszeit beginnt in Kürze in der Baugruppe Mittelhessen der Aufbau der Gärtnerei aus Hüttenberg-Rechtenbach. Heute erfolgte der erste Spatenstich, zu dem zahlreiche Gäste geladen waren. Mit von der Partie waren unter anderem Museumsleiter Jens Scheller, der Vorstandsvorsitzende des Förderkreises Jürgen Banzer, Norbert Breidenbach vom Vorstand der Mainova AG, der Erste Beigeordnete der Gemeinde Hüttenberg Rudi Weber und die ehemalige Besitzerfamilie Weidmann.

Derzeit befindet sich die Gärtnerei aus Rechtenbach noch an ihrem alten Standort. Schon bald aber werden zwei Glashäuser und mehrere Frühbeetkästen abgebaut und im Freilichtmuseum im Stil der 1950er-Jahre wiedererrichtet. Schon diesen Sommer soll der Rohbau stehen und ein Gewächshaus in Nutzung genommen werden. Hier werden zukünftig Pflanzen für die Nutzgärten, Sonderkulturen wie Tabak, Färberpflanzen, Hopfen oder Feldgemüse sowie Beet- und Balkonpflanzen für den musealen Bedarf angezogen. Dabei kultivieren die Hessenpark-Mitarbeiter alte Sorten, die aus den Sortimenten der modernen Gartencenter längst verschwunden sind. Ziel des Museums ist es, sich mithilfe der historischen Gärtnerei verstärkt für die bedrohte Nutzpflanzenvielfalt einzusetzen und seinen Arche-Gedanken zu erweitern. Seit 2012 ist der Hessenpark bereits zertifizierter Arche-Park für alte Haustierrassen. Mit dem Bauprojekt betreten die Verantwortlichen Neuland, denn ein solches Gebäude ist bisher in keinem anderen deutschen Freilichtmuseum zu finden.

In einem der beiden Glashäuser wird eine Dauerausstellung eingerichtet, die fachliche Bezüge zur Gärtnerei vermittelt. Beleuchtet werden außerdem die Bedeutung von Gärtnereien für die dörfliche Alltagskultur und der soziale Wandel, der innerhalb weniger Jahrzehnte zum Aufblühen und Niedergang solcher Betriebe führte. Ein museumspädagogischer Bereich ist ebenfalls vorgesehen. Dort können die Besucher den Gärtnern bei der Arbeit zuschauen und im Rahmen von buchbaren Angeboten selbst Hand anlegen. Auch im Bereich des Gartenhandwerks möchte der Hessenpark dazu beitragen, altes Wissen und Können zu erhalten und an Interessierte weiterzugeben. Offiziell eröffnet wird die Gärtnerei voraussichtlich 2018.

Museumsleiter Jens Scheller freut sich über den Zuwachs im Museumsgelände: „Historische Nutz- und Zierpflanzen werden – wie viele andere Bestandteile unseres kulturellen Erbes auch – im Hessenpark bewahrt und erlebbar gemacht. In der Gärtnerei aus Rechtenbach findet unsere Arbeit mit Kulturpflanzen endlich einen angemessenen Ort. Bald dürfen unsere Gäste Gewächshausluft schnuppern und sich auf eine neue wunderbare Attraktion freuen!“

Finanziert wird das Bauprojekt größtenteils durch den Förderkreis des Freilichtmuseums, der insgesamt 130.000 Euro bereitstellt und mit inzwischen mehr als 3.000 Mitgliedschaften eine wichtige finanzielle Stütze des Museums ist. Ein beachtlicher Betrag konnte über einen internen Spendenaufruf für die Gärtnerei erzielt werden. „Viele Mitglieder des Förderkreises folgen gerne den projektbezogenen Spendenaufrufen, bei denen man ganz konkret sieht, wofür das Geld eingesetzt wird. So wächst die Identifikation mit dem Hessenpark“, erklärt der Vorsitzende des Förderkreisvorstands Jürgen Banzer. Zusätzlich spendet die Mainova AG Frankfurt 5.000 Euro. Vorstandsmitglied Norbert Breidenbach betont: „Mainova setzt sich mit der Förderung ausgewählter Projekte wie dem Wiederaufbau der historischen Gärtnerei aus Rechtenbach dafür ein, dass die Attraktivität unserer Heimatregion auch in Zukunft erhalten bleibt und weiter wächst. Ein Schwerpunkt unseres Sponsorings ist die außerschulische Bildung von Kindern und Jugendlichen, die von der wertvollen Arbeit des Hessenparks besonders profitieren.“