Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2017 mit Angela Merkel und Emmanuel Macron – Ehrengast Frankreich – „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Gestern Abend wurde in Anwesenheit von Emmanuel Macron und Angela Merkel  feierlich die größte Bücherschau der Welt, die Frankfurter Buchmesse, mit Ehrengast Frankreich unter dem Motto  „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ – eröffnet.

Neben dem französischen Staatspräsidenten und der deutschen Kanzlerin zählten weitere Würdenträger aus dem In- und Ausland und zahlreiche LiteratInnen, KünstlerInnen, SchauspielerInnen und VerlegerInnen zu den Gästen der Eröffnungsfeier.

Nach der Eröffnungszeremonie fand die erste Begehung des französischen Ehrengast-Pavillons statt.

Wajdi Mouawad, Autor, Schriftsteller und Regisseur libanesischer Herkunft vertrat als literarischer Redner den Ehrengast bei der Eröffnungszeremonie.

v.r.n.l. Peter Feldmann, Frankfurter Oberbürgermeister, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Heinrich Rietmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Angela Merkel, Bundeskanzlerin, Emmanuel Marcron, Französischer Staatspräsident, Wajdi Mouawad, Autor, Schriftsteller und Regisseur libanesischer Herkunft, Jürgen Boos, Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse  Foto: Diether v. Goddenthow
v.r.n.l. Peter Feldmann, Frankfurter Oberbürgermeister, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Heinrich Rietmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Angela Merkel, Bundeskanzlerin, Emmanuel Marcron, Französischer Staatspräsident, Wajdi Mouawad, Autor, Schriftsteller und Regisseur libanesischer Herkunft, Jürgen Boos, Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse Foto: Diether v. Goddenthow

 

„Du hast das Wort! Tu as la parole!“

Mit dem Einleitungsfilm eines deutsch-französischen Jugendprojektes „Du hast das Wort! Tu as la parole!“ – begann die Eröffnungsfeier. Die 29 Jugendlichen kamen im Sommer aus Stuttgart, Bochum, München – Colmar, Valenciennes, Paris – aus vielen Teilen Deutschlands und Frankreichs auf Einladung des Börsenvereins und des mediacampus frankfurt zusammen und setzten sich eine Woche lang mit Meinungsfreiheit, Diskussionskultur und Demokratie auseinander, erläutere Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bei seiner Begrüßung und Festrede. Die jungen Leute debattierten, recherchierten, sprachen mit Autoren und Journalisten, interviewten Passanten. Drei Monate vor der Frankfurter Buchmesse brachte das Jugendcamp die junge Generation aus dem Gastgeber- und dem Ehrengastland zusammen. Der Film, den Sie gerade gesehen haben, ist ein Ergebnis dieser Woche, so Riethmüller.

„Die Jugendlichen geben uns das Motto ihrer gemeinsamen Woche als Aufruf mit, jedem Einzelnen hier im Saal. Jede und jeder hat eine Stimme, auf jede und jeden kommt es an. Reden, diskutieren, streiten wir: „Du hast das Wort! Tu as la parole!“ Welchen besseren Ort für den Austausch von Worten, Meinungen und Ideen gäbe es, als den weltgrößten Treffpunkt der Buch- und Medienbranche?“, so Heinrich Riethmüller.

Heinricht Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow
Heinricht Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow

Angesichts zunehmender gesellschaftlicher Spannungen, politischer Verunsicherung und Fake-News seien Verlage und Buchhandlungen Garanten für Verständigung, gesicherte Informationen und Meinungsvielfalt. „Das ist die Stunde der Buchbranche. In unruhigen Zeiten fördern Verlage und Buchhandlungen Dialog, verlässliche Information und Meinungsbildung. Sie stoßen gesellschaftliche Debatten an, stehen für Pluralität und den Austausch von Meinungen“, sagte Riethmüller.

Die Branche sehe es als Aufgabe und Pflicht an, ihren gesellschaftlichen Auftrag wahrzunehmen. Dafür setze sie sich intensiv mit neuen Wegen auseinander, Inhalte und Wissen zu den Menschen zu bringen. Trotz erheblicher Medienkonkurrenz konnte die Branche ihren Umsatz in den letzten zehn Jahren auf gleichbleibend hohem Niveau halten, so Riethmüller. „Die Branche ist lebendig und innovationsfreudig. Verlage und Buchhandlungen gestalten die digitale Entwicklung aktiv mit. Über zwei Drittel der Buchhandlungen verkaufen Bücher mittlerweile online. Verlage arbeiten intensiv an digitalen Produkten, die das Printangebot ergänzen oder erweitern.“ Nach einem Umsatzplus im Gesamtjahr 2016 liege der Markt 2017 einschließlich September mit –1 Prozent leicht unter dem Vorjahr. Allerdings erwarte die Branche ein gutes Herbst- und Weihnachtsgeschäft mit starken Bestsellern.

Mehr Unterstützung für die Branche forderte Riethmüller von der Politik. Hier richtete er eine klare Aufforderung an die nächste Bundesregierung: „Mit den jüngsten Entwicklungen im Urheberrecht haben wir eine neue Dimension erreicht. Alle Änderungen der letzten Monate gehen zulasten der Verlage und damit von Qualität und Vielfalt. Wir fordern von der neuen Bundesregierung, sich dringend dafür einzusetzen, die Rahmenbedingungen für eine unabhängige, lebendige und vielfältige Verlagslandschaft zu verbessern.“

Eine grundlegende Gefahr für die Buchbranche und ihren gesellschaftlichen Auftrag seien Einschränkungen der Meinungsfreiheit weltweit. „In vielen Teilen der Welt werden Medien- und Kulturschaffende von Despoten drangsaliert, inhaftiert und mit dem Leben bedroht. Die Freiheit des Wortes ist ein Menschenrecht und die Grundlage einer freien, demokratischen Gesellschaft. Die Politik darf sie nicht zum Verhandlungsgegenstand machen. Auch in Deutschland gilt es, eine offene Diskussions- und Debattenkultur zu fördern. Ohne Meinungsfreiheit keine Bücher – und ohne Bücher keine Meinungsvielfalt“, sagte Riethmüller.

Jürgen Boos Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse. Foto: Diether v. Goddenthow
Jürgen Boos Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse. Foto: Diether v. Goddenthow

„Frankreich als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse: Das ist ein Fest für die französische Sprache, mit 180 Autorinnen und Autoren, die aus der ganzen Welt anreisen um ihre Bücher in Frankfurt zu präsentieren. Der Auftritt Frankreichs bringt uns unser Nachbarland näher, und er lenkt zugleich unseren Blick in die Welt. Ich freue mich auf die nächsten fünf Tage voller Begegnungen, Gespräche und Diskussionen, und wir heißen die französischsprachigen Literaten, Künstler und politischen Gäste hier herzlich willkommen“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Zum Auftakt von „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“fand zudem am  Abend ein Eröffnungskonzert in der Alten Oper Frankfurter statt. Die Philharmonie Straßburg und ihre Solisten, Gautier Capuçon und Veronika Eberle, nahmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch Frankreich und Deutschland. Das Konzert  bereicherte der Illustrator Grégoire Pont, der während des Konzertes zeichnete.

Eines der vielen Highlights im französischen Ehrengast-Pavillon ist die Comics-Ausstellung, die nach verschiedenen Genres aufgebaut ist. Foto: Diether v. Goddenthow
Eines der vielen Highlights im französischen Ehrengast-Pavillon ist die Comics-Ausstellung, die nach verschiedenen Genres aufgebaut ist. Foto: Diether v. Goddenthow