„EN PASSANT IMPRESSIONISMUS IN SKULPTUR“ ab 9. Mai 2020 im Frankfurter Städel Museum

Was für ein Glück, dass das Städelmuseum Frankfurt diese fulminante Überblicksausstellung „EN PASSANT IMPRESSIONISMUS IN SKULPTUR“ trotz Corona-Pandemie nunmehr ab 9. Mai 2020 doch noch zeigen kann. Was für ein großartiges Werk haben da Dr. Alexander Eiling (Leiter Kunst der Moderne, Städel Museum), Dr. Eva Mongi-Vollmer (Kuratorin für Sonderprojekte, Städel Museum) unter Mitarbeit von Dr. Juliane Betz und Fabienne Ruppen gemeinsam mit dem Städel-Team geschaffen. Diese Ausstellung ist ein Muss für jeden, nicht nur für Impressionisten-Fans und Kunstkundige. Denn „der“ Impressionismus fasziniert vor allem, da er einfach die Herzen der Menschen berührt. Impressionistische Malerei und Gestaltung sind nicht erklärungsbedürftig. Sie sind nicht verkopft,   sondern emotional. Die Werke berühren unsere Seelen durch ihre Lebendigkeit und Dynamik. Das gilt auch noch anderthalb Jahrhunderte nach Entstehung dieser Kunstrichtung als Ausdruck einer neuen, emanzipierten  Lebensweise.

Die impressionistische Malerei fasziniert besonders mit ihrem lockeren, skizzenhaft anmutenden Duktus, der hellen Farbpalette und den alltäglichen Motiven. Es glich Mitte des 19. Jahrhunderts einer kleinen Revolution als es zahlreiche junge Künstler aus ihren dunklen Ateliers ins Licht der Natur hinaus zog, und sie alles auf Leinwand bannten, was und wie sie es sahen. Das ist zumeist bekannt.

Ausstellungsansicht EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur © Foto: Diether v Goddenthow
Ausstellungsansicht EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur © Foto: Diether v Goddenthow

Bis heute weniger erforscht und einem breiten Publikum unbekannt ist hingegen die Vielfalt des Impressionismus in der Skulptur. Das Städel Museum geht in einer großen Ausstellung erstmals der Frage nach, wie sich Eigenschaften der impressionistischen Malerei wie Licht, Farbe, Bewegung – sogar Flüchtigkeit – in der Bildhauerei manifestiert haben. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen fünf Künstler: Edgar Degas (1834–1917), Auguste Rodin (1840–1917), Medardo Rosso (1858–1928), Paolo Troubetzkoy (1866–1938) und Rembrandt Bugatti (1884–1916). Mit ihren Werken stehen sie stellvertretend für unterschiedliche Spielarten der impressionistischen Skulptur.

„EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur“ wird durch die DZ BANK AG, die Art Mentor Foundation Lucerne und die Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH gefördert. Zusätzliche Unterstützung erfährt die Ausstellung durch die Stadt Frankfurt am Main und die Städelfreunde 1815.

Edgar Degas "Tänzerinnen auf der Bühne"  (ca. 1889). © Foto: Diether v Goddenthow
Edgar Degas „Tänzerinnen auf der Bühne“ (ca. 1889). © Foto: Diether v Goddenthow

Die Schau vereint herausragende Skulpturen der fünf Künstler und setzt sie in Dialog mit Gemälden, Pastellen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien des Impressionismus. Es sind u. a. Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie Pierre Bonnard, Antoine Bourdelle, Mary Cassatt, Camille Claudel, Henri Matisse, Claude Monet, Auguste Renoir, Giovanni Segantini und John Singer Sargent zu sehen. Mit mehr als 160 Werken liefert die Ausstellung einen umfassenden Einblick in die Möglichkeiten und Herausforderungen des Impressionismus in der Skulptur.
Neben bedeutenden internationalen Leihgaben etwa aus dem Museum of Fine Arts, Boston, der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen, der Tate Modern in London, dem Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid, dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem Musée d’Orsay in Paris sowie zahlreichen privaten Sammlungen zeigt die Ausstellung auch den reichen Sammlungsbestand impressionistischer Kunst des Städel Museums.

Edgar Degas "Das Wannenbad". © Foto: Diether v Goddenthow
Edgar Degas „Das Wannenbad“. © Foto: Diether v Goddenthow

„Es mag verwundern, doch es gibt tatsächlich noch ‚blinde Flecken‘ in der international breit angelegten Forschung zur Kunst des Impressionismus. Ausgehend von unserer qualitätsvollen Sammlung impressionistischer Kunst und ergänzt durch herausragende Leihgaben europäischer und internationaler Museen zeigt sich, wie die Künstler die Bildhauerei an die Gegebenheiten ihrer Zeit anpassen wollten – parallel zu den Bestrebungen in der Malerei des Impressionismus. Die Ausstellung eröffnet unseren Besucherinnen und Besuchern einen eindrucksvollen Dialog zwischen Skulpturen und Gemälden, Papierarbeiten und Fotografien – wie sie auch damals von den Künstlern selbst mehrfach veranlasst wurde“, so Städel Direktor Philipp Demandt.

„Der Impressionismus wird heute wie damals überwiegend als zweidimensionale Kunst wahrgenommen. Die Ausstellung diskutiert die Existenz impressionistischer Skulptur und rückt mit Degas, Rodin, Rosso, Troubetzkoy und Bugatti fünf Künstler ins Zentrum, die mit ihren Werken neue Wege beschritten und von ihren Zeitgenossen als impressionistische Bildhauer bezeichnet wurden. Ihre Ansätze sind zu vielfältig, um nur von einer Form der ‚impressionistischen Skulptur‘ zu sprechen. Es finden sich aber spannende Ausprägungen einer ‚Skulptur im Impressionismus‘, die unseren Blick auf diese bislang durch Malerei, Druckgrafik und Zeichnung dominierte Stilrichtung erweitern“, erklären die Kuratoren der Ausstellung, Eva Mongi-Vollmer und Alexander Eiling.

Edgar Degas’ Plastik Kleine 14-jährige Tänzerin (1878/81, Privatsammlung, Europa) © Foto: Diether v Goddenthow
Edgar Degas’ Plastik Kleine 14-jährige Tänzerin (1878/81, Privatsammlung, Europa) © Foto: Diether v Goddenthow

Mit der Präsentation der berühmten Kleinen 14-jährigen Tänzerin (1878/81) von Edgar Degas auf der sechsten Impressionisten-Ausstellung im Jahr 1881 nahm die Diskussion über den Impressionismus in der Skulptur ihren Anfang. Es ist demnach keine Frage, ob es die impressionistische Skulptur gibt: Sie wurde zwar verhalten definiert und vorwiegend in Kritikerkreisen diskutiert, der Begriff galt aber bis nach der Jahrhundertwende als gesetzt.

Degas, Rodin, Rosso, Troubetzkoy und Bugatti wurden alle zu Lebzeiten als „impressionistische Bildhauer“ bezeichnet. Die Gründe dafür waren vielfältig: Zum einen wandten sich diese fünf Künstler mehr und mehr zeitgenössischen, häufig alltäglichen Themen zu. Zum anderen griffen sie auf Materialien jenseits des akademisch-klassischen Marmors zurück und verwendeten beispielsweise Wachs nicht nur für Entwürfe, sondern auch für ausgearbeitete Skulpturen. Anstatt die Oberflächen glatt und geschlossen anzulegen, arbeiteten sie lebhafte Strukturen heraus, in denen sich das Licht brechen konnte. Auch durch die Sichtbarkeit von Arbeitsspuren näherten sich ihre Skulpturen der Wirkung impressionistischer Gemälde an.

RUNDGANG DURCH DIE AUSSTELLUNG

Die Ausstellung beginnt im ersten Obergeschoss des Peichl-Baues und zeigt in überwiegend künstlermonografischen Räumen die unterschiedlichen Ansätze des Impressionismus in der Skulptur. Die Gegenüberstellung von Bildwerken, Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien verdeutlicht die Wechselwirkungen zwischen den Medien.

Louis-Marie Ottin (1811–1890) , Skulptur "Junges Mädchen eine Vase tragend"  im Hintergrund Claude Monets (1840–1926) "Das Mittagessen" © Foto: Diether v Goddenthow
Louis-Marie Ottin (1811–1890) , Skulptur „Junges Mädchen eine Vase tragend“ im Hintergrund Claude Monets (1840–1926) „Das Mittagessen“ © Foto: Diether v Goddenthow

Eingangs präsentiert die Schau drei der insgesamt siebzehn Skulpturen, die zwischen 1874 und 1886 im Rahmen der acht Impressionisten-Ausstellungen in Paris zu sehen waren. Diese Skulpturen – zwei Arbeiten des neoklassizistischen Bildhauers Auguste-Louis-Marie Ottin (1811–1890) und eine von Paul Gauguin (1848–1903) – werden unter anderem zu Gemälden und Grafiken von Mary Cassatt (1844–1926), Claude Monet (1840–1926) und Pierre-Auguste Renoir (1841–1919) in Beziehung gesetzt. Sie überraschen die Besucherinnen und Besucher, da sie keines der Merkmale aufweisen, die heute mit dem Impressionismus in Verbindung gebracht werden. Dennoch waren sie Exponate in den namensgebenden Impressionisten-Ausstellungen.

 Edgar Degas

Edgar Degas’ Plastik Kleine 14-jährige Tänzerin (1878/81, Privatsammlung, Europa) © Foto: Diether v Goddenthow
Edgar Degas’ Plastik Kleine 14-jährige Tänzerin (1878/81, Privatsammlung, Europa) © Foto: Diether v Goddenthow

Mit Edgar Degas’ Plastik Kleine 14-jährige Tänzerin (1878/81, Privatsammlung, Europa) stellt das Städel ein Hauptwerk des Impressionismus in der Skulptur vor. Als sie 1881 auf der sechsten Impressionisten-Ausstellung gezeigt wurde, führte der Kritiker Jules Claretie erstmals den Begriff des „impressionistischen Bildhauers“ ein. Degas wählte mit der Darstellung einer jungen Ballettschülerin ein seinerzeit aktuelles Thema aus dem Schattenbereich des Pariser Unterhaltungsgeschäftes. Die Darstellung einer jungen Ballerina wurde vom damaligen Publikum mit dem Thema der Prostitution verknüpft. Die Neuartigkeit des Motivs unterstrich Degas mit der damals in der Kunst unüblichen Verwendung von Alltagsmaterialien. Den Hauptbestandteil der Figur bildete Wachs, das sich zu einer als modern und unkonventionell empfundenen Alternative zu Marmor und Bronze entwickelte.

Edgar Degas Impression von Tänzerinnen Skulpturen. © Foto: Diether v Goddenthow
Edgar Degas Impression von Tänzerinnen Skulpturen. © Foto: Diether v Goddenthow

Degas’ Skulptur steht prototypisch für eine Bildhauerei, die versuchte, mit neuartigen Materialien auf die Gegebenheiten einer sich grundlegend verändernden Gesellschaft zu reagieren. Während Degas’ Kleine 14-jährige Tänzerin die einzige Skulptur ist, die der Künstler zu Lebzeiten ausstellte, können die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung auf eine große Bandbreite an Kleinplastiken blicken. Nach Degas’ Tod 1917 ließen seine Erben die in seinem Atelier verwahrten zahlreichen Wachsfiguren in dauerhaftes Material überführen und eine limitierte Anzahl von Bronzegüssen anfertigen. Die Skulpturen stehen in direktem Zusammenhang mit den von Degas zeitlebens bevorzugten Motivkomplexen der Tänzerinnen und Badenden, Boudoir-Szenen sowie Darstellungen von Pferden und Jockeys. Sie waren für den Künstler Teil eines medienübergreifenden Werkprozesses. Ausdrucks- und Bewegungsmotive erprobte er im Zwei- sowie Dreidimensionalen und profitierte von den jeweiligen Wechselwirkungen.

Rembrandt Bugatti

Impression Arbeiten von  Rembrandt Bugatti. © Foto: Diether v Goddenthow
Impression Arbeiten von Rembrandt Bugatti. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Rundgang leitet zu den Plastiken von Rembrandt Bugatti über. Diese entstanden in der Regel sur nature, also direkt vor seinen Modellen in den zoologischen Gärten von Paris oder Antwerpen. Bugattis Tierdarstellungen lösen sich von einer Tradition in der das Tier primär als Spiegel menschlicher Eigenschaften verstanden wurde. Vielmehr schuf er regelrechte Porträts von Panthern, Löwen oder Flamingos. Zugunsten der Wiedergabe von markanten Haltungen und Bewegungen verzichtete er auf Details.

Rembrandt Bugattis Fressende Löwin (1903, The Sladmore Gallery, London). © Foto: Diether v Goddenthow
Rembrandt Bugattis Fressende Löwin (1903, The Sladmore Gallery, London). © Foto: Diether v Goddenthow

Mitunter ist das Motiv kaum noch erkennbar, wie etwa Bugattis Fressende Löwin (1903, The Sladmore Gallery, London) verdeutlicht. Für Bugatti war das rasche Modellieren vor Ort maßgeblich für das Gelingen eines Werkes. Für seine ausgesprochen freie Modelliertechnik verwendete er unter anderem einen neuartigen Werkstoff, das Plastilin, das sehr geschmeidig und lange formbar war. Die Offenheit von Bugattis Formen und die Sichtbarkeit der Bearbeitungsspuren ähneln den Oberflächen impressionistischer Gemälde.

Rembrandt Bugatti Flamingo. © Foto: Diether v Goddenthow
Rembrandt Bugatti Flamingo. © Foto: Diether v Goddenthow

In der Ausstellung werden Bugattis frühe Arbeiten von Kühen und Ziegen Gemälden seines Onkels Giovanni Segantini (1858–1899) gegenübergestellt. Neben der motivischen Nähe der beiden Künstler wird auch ihr gemeinsames Interesse am Verweben von Figur und Raum durch eine übergreifende Struktur und Harmonie deutlich.

Medardo Rosso

Ausstellungs-Impression Medardo Rosso.  © Foto: Diether v Goddenthow
Ausstellungs-Impression Medardo Rosso. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Erdgeschoss des Peichl-Baues setzt sich die Ausstellung mit den Arbeiten von Medardo Rosso fort. Die französische Presse bezeichnete den Künstler bereits 1886 als den Begründer der impressionistischen Skulptur. Seine figurativen Arbeiten versuchen das Vergängliche, Flüchtige zu erfassen und beziehen dabei auch den umgebenden Raum mit ein. Wie Rosso dies umsetzte, lässt sich eindringlich am Beispiel der Portinaia (1883/84, Guss 1887; Museum of Fine Arts, Budapest) sehen.

Medardo Rosso "Das goldene Zeitalter". © Foto: Diether v Goddenthow
Medardo Rosso „Das goldene Zeitalter“. © Foto: Diether v Goddenthow

Sie gilt in der Forschung als Schlüsselwerk. Dargestellt ist die Pförtnerin in Rossos Wohnhaus, an der er täglich vorbeiging. Diesen kurzen Augenblick des Wahrnehmens übertrug der Künstler in Form einer verwischten Kontur in das Objekt. Die entstehende Unschärfe lässt die Porträtierte nur von einer bestimmten Position erkennen und führt zu einer ungewöhnlichen Verschleifung von Figur und Raum. Mit diesem komplexen Ansatz und seinem Fokus auf die subjektive Wahrnehmung schloss Rosso an die Entwicklung des Impressionismus in der Malerei an. Rosso war selbst bestrebt, seine Werke zusammen mit Gemälden und Fotografien zu präsentieren. In der Ausstellung werden sie gemeinsam mit Arbeiten von Eugène Carrière (1849–1906) und Tranquillo Cremona (1837–1878) gezeigt.

Paolo Troubetzkoy

Ausstellungsansicht EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur © Foto: Diether v Goddenthow
Ausstellungsansicht EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur © Foto: Diether v Goddenthow

Mit den vibrierenden Bronzen von Paolo Troubetzkoy zeigt die Ausstellung eine weitere Facette des Impressionismus in der Skulptur. Hervorzuheben sind die Porträtplastiken des russisch-italienischen Bildhauers, bei denen er sein Hauptaugenmerk auf die bewegte Gestaltung von Kleidung und Haaren legte. Dies veranschaulicht u. a. die Darstellung Nach dem Ball (Adelaide Aurnheimer) (1897, Privatsammlung, London). Während das Gesicht der vermögenden Mäzenin Adelaide Aurnheimer glatt modelliert ist, gestaltete Troubetzkoy den Stoff ihrer Robe als eine überbordende Kaskade aus Falten mit zahlreichen Höhen und Graten, in denen die Fingerspuren des Künstlers sichtbar geblieben sind. Gussnähte und Reste von Gusskanälen bezog er bewusst als Gestaltungselemente in seine Werke ein. Selbst im anschließend angefertigten Bronzeguss ist dieser unmittelbare Zugriff des Künstlers auf den Werkstoff noch deutlich zu erkennen, sodass eine formale Ähnlichkeit zum lockeren Duktus der impressionistischen Porträtmalerei entsteht, wie etwa John Singer Sargents Gemälde der Lady Agnew of Lochnaw (1893, National Gallery of Scotland, Edinburgh) zeigt.

 Auguste Rodin

Auguste Rodin "Eva" (1881, Guss wahrscheinlich zwischen 1928 und 1942, Städel Museum © Foto: Diether v Goddenthow
Auguste Rodin „Eva“ (1881, Guss wahrscheinlich zwischen 1928 und 1942, Städel Museum © Foto: Diether v Goddenthow

Die Ausstellung schließt mit zentralen Werkgruppen von Auguste Rodin, die für die Zuordnung des Bildhauers zum Impressionismus ausschlaggebend waren. Die Gestaltung des Raumes orientiert sich an der von Rodin selbst im Jahr 1900 ausgerichteten umfangreichen Einzelausstellung im Pavillon de l’Alma. Auch wenn sich Rodin selbst nie als „impressionistischen Bildhauer“ bezeichnete, wurde er von der Kunstkritik neben Rosso als bedeutendster Vertreter dieser Richtung wahrgenommen. Den Auslöser bildete seine Skulptur Balzac (Verkleinerung, um 1892/93, Privatsammlung, London), bei der Rodin entgegen den akademischen Vorgaben für ein Denkmal keine Überhöhung des Schriftstellers anstrebte, sondern die ungeschönte Darstellung von dessen Person und Charakter.

Ausstellungsansicht EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur © Foto: Diether v Goddenthow
Ausstellungsansicht EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur © Foto: Diether v Goddenthow

Von Rodins Interesse an der Gestaltung von Oberflächen und dem Sichtbarmachen des Arbeitsprozesses zeugt seine Terrakottaplastik Das Haupt Johannes’ des Täufers (1878, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe). Eine Reihe von Bronzebüsten wiederum verdeutlicht, dass er das changierende Licht auf der Oberfläche miteinkalkulierte. Welch großen Wert Rodin zudem auf die Inszenierung seiner Werke legte, zeigt die Ausstellung mit der historisch nachempfundenen Präsentation seiner Eva (1881, Guss wahrscheinlich zwischen 1928 und 1942, Städel Museum). Rodin inszenierte den Bronzeguss im Salon de la Société Nationale des Beaux-Arts 1899 auf aufsehenerregende Weise, indem er die Plinthe der lebensgroßen Figur in Sand eingrub. Eva scheint dadurch barfuß und auf Augenhöhe der Betrachterinnen und Betrachter im Sand zu stehen. Rodin zielte damit bewusst auf die unmittelbare Begegnung mit der Skulptur.

STÄDEL MUSEUM
Dürerstraße 2,
60596 Frankfurt am Main,
Alle Informationen finden sich auch online unter www.staedelmuseum.de