Das Modell des „begehbaren Gehirns“ für das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt heute vorgestellt

MEG-Demonstrations-Messung mit Fußball-Legende Charly Körbel für das geplante Highlight-Exponat „Begehbares Gehirn“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

So soll das begehbare Gehirn im neuen Senckenberg aussehen. Copyright: Modell: Hertie-Stiftung 2018, Alexander Grychtolik/Foto: U. Dettmar
So soll das begehbare Gehirn im neuen Senckenberg aussehen. Copyright: Modell: Hertie-Stiftung 2018, Alexander Grychtolik/Foto: U. Dettmar

Frankfurt, den 28.05.2018. Im vergangenen Jahr hat sich Rekordbundesligaspieler und Leiter der Eintracht Frankfurt Fußballschule Karl-Heinz „Charly“ Körbel ins MRT gelegt, um sein Gehirn für die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung scannen zu lassen. Der Scan dient als Grundlage für das begehbare Gehirn – das Highlight-Exponat im Bereich „Mensch“ des geplanten neuen Senckenberg Naturmuseums, den die Gemeinnützige Hertie-Stiftung mit einer Million Euro fördert. Ein nach dem Gehirn von Charly Körbel angefertigtes Arbeitsmodell des Exponats liegt inzwischen vor und nun werden die neurowissenschaftlichen Inhalte ausgearbeitet, welche die Besucher im Inneren des „Begehbaren Gehirns“ sehen und hören werden. Auch hier spielt das Thema
„Fußball“ eine wichtige Rolle: Was geschieht im Kopf eines Spielers, wenn er eine Trillerpfeife hört, einen Fußball sieht oder diesen mit dem Fuß berührt? Das möchten Senckenberg, die Hertie-Stiftung und das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik u.a. mit Hilfe von Magnetenzephalographie-Messungen der Hirnrinde verdeutlichen und im Ausstellungsbereich „Mensch“ des Neuen Museums darstellen. Charly Körbel unterstützt dieses Projekt und nahm an einer MEG-Demonstrations-Messung teil, um dieses Verfahren vorzustellen und damit einen Blick in das zukünftige Gehirnexponat zu geben.

Das Highlight-Exponat „Begehbares Gehirn“ ist noch nicht zu besichtigen – die Vorbereitungen des geplanten neuen Ausstellungsbereichs im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt laufen hinter den Kulissen aber bereits auf Hochtouren. Auf der heutigen Pressekonferenz wurde ein Modell im Maßstab 1:10 präsentiert. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und mit dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik so hochkarätige Unterstützung bei der Konzeptionierung des Ausstellungsbereichs ‚Mensch als System’ haben. Und vor allem freuen wir uns sehr darüber, dass Herr Körbel unser Projekt weiter unterstützt und an dieser Demonstrations-Messung teilnimmt“ erklärt Dr. Martin Čepek, Leiter des Stabs Zentrale Museumsentwicklung bei Senckenberg. „Wir erarbeiten zurzeit die Inhalte des Ausstellungsbereichs, der den Besuchern veranschaulichen soll, wie das menschliche Gehirn funktioniert“, fährt er fort.

„Der Bau des neuen Senckenberg-Museums ist eines der aufregendsten Projekte dieser Jahre“ findet Charly Körbel, der während seiner Profikarriere ausschließlich für Eintracht Frankfurt antrat und mit 602 Spielen den Rekord für die meisten Einsätze in der Fußball-Bundesliga hält. „Es erfüllt mich wirklich mit Stolz ein Teil davon zu sein. Das Modell des eigenen Gehirns in den Händen zu halten ist ein seltsames Gefühl: faszinierend und irgendwie mulmig zugleich. Wie wird es dann erst mit der begehbaren XXL-Version sein? In jedem Fall ist es extrem spannend, vor Augen geführt zu bekommen, was das Gehirn beim Fußballspielen alles leistet und wie viele Reize es gleichzeitig verarbeiten muss“, so Körbel.

Dr. Martin Cepek, Dr. Astrid Proksch, Karl-Heinz Körbel und Prof. David Poeppel, PhD, mit dem 1:10 Modell des "Begehbaren Gehirns". Copyright: Senckenberg/Neunzehn
Dr. Martin Cepek, Dr. Astrid Proksch, Karl-Heinz Körbel und Prof. David Poeppel, PhD, mit dem 1:10 Modell des „Begehbaren Gehirns“. Copyright: Senckenberg/Neunzehn

„Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung ist einer der größten privaten Förderer der Hirnforschung in Deutschland. Neben der Gewinnung von Erkenntnissen über Funktionsweisen und der Erforschung von Erkrankungen, ist unser Anliegen, neurowissenschaftliche Inhalte allgemeinverständlich aufzubereiten, um Menschen für eines der faszinierendsten Organe zu begeistern und die Bedeutung der Hirnforschung für unseren Lebensalltag aufzuzeigen“, erklärt Dr. Astrid Proksch, Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung, Arbeitsbereich „Gehirn erforschen“. Proksch weiter „Anhand von konkreten Beispielen aus der Fußballwelt können wir im „Begehbaren Gehirn“ sehr anschaulich die komplexen Vorgänge im Gehirn erklären. Wir sind dem MPI für empirische Ästhetik sehr dankbar, dass sie uns bei der inhaltlichen Entwicklung unterstützen.“ Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik machen am Beispiel von Sinneseindrücken, die ein Fußballspieler in Aktion erfährt, die Aktivität verschiedener Gehirnbereiche sichtbar und erklären deren Funktion. „Um den Ausstellungsbesuchern neurowissenschaftliche Methoden näher zu bringen, wie wir sie auch in vielfältigen Studien der Grundlagenforschung und Ästhetikforschung an unserem Institut einsetzen, haben wir typische Reize eines Fußballspiels mittels Magnetenzephalographie (MEG) gemessen und visualisiert. Sichtbar wird so: Je nach Gattung der Reize aktiviert unser Gehirn unterschiedliche, spezialisierte Areale“, erklärt Prof. David Poeppel, PhD, Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik. Bei diesem bildgebenden Verfahren wird die magnetische Aktivität des Gehirns durch äußere Sensoren gemessen und kann anschließend grafisch dargestellt werden.

Bis zur tatsächlichen Begehung des neuen Ausstellungsbereichs „System Mensch“ müssen die Museumsbesucher sich noch gedulden. Aktuell startet das „Projekt Senckenberg – Neues Museum“ mit einem modularen Umbau im Bestandsbau. Einzelne Themenbereiche entstehen neu, während der Museumsbetrieb weiterlaufen kann.

Die Ausstellung „Korallenriffe – Bedrohte Schätze der Ozeane“ (Start 8. Juni 2018) gibt einen
Vorgeschmack auf den neuen Raum „Korallenriffe“, der aktuell gebaut wird und 2020 eröffnet werden soll. Die neue Archaeopteryx-Ausstellung (Start: 6. Juli 2018) wird später in den Bereich „Fossillagerstätten“ im Neuen Museum übernommen werden und eine simulierte U-Boot-Tauchfahrt (Start: Winter 2018) weckt die Vorfreude auf den neu gestalteten Raum „Tiefsee“, der im Herbst 2019 eröffnet werden soll.

Weitere Projekte sind bereits mit verschiedenen Partnern in Planung und werden „hinter den Kulissen“ vorbereitet. Ziel ist es, durch den modularen Umbau eine längerfristige Museumsschließung zu vermeiden, nach und nach neue Räume zu eröffnen und den Besucherinnen und Besuchern bereits im laufenden Jahr 2018 Vorboten des Neuen Museums präsentieren zu können. Für die große Um- und Neubauaktion wird eine Summe von 56 Millionen Euro benötigt, die über die Fundraising-Kampagne unter dem Slogan „Die Welt baut ihr Museum“ gesammelt wird. Mehr unter: www.die-welt-baut-ihr-museum.de