Dalai Lama 7000 feierten seine Heiligkeit in Wiesbaden

© O.W.Barth-Verlag – aus Cover des neuen Buches: Die Macht des Guten. Der Dalai Lama und seine Vision für die Menschheit von Daniel Golemann, München 2015
© O.W.Barth-Verlag – aus Cover des neuen Buches: Die Macht des Guten. Der Dalai Lama und seine Vision für die Menschheit von Daniel Golemann, München 2015

Anlässlich seines 80. Geburtstages besuchte der XIV. Dalai Lama vom 12.-14.07.2015 Frankfurt und Wiesbaden. Der Friedensnobelpreisträger folgte damit einer Einladung des Vereins Freunde für einen Freund, der nach den Feierlichkeiten aus Anlass seines 70. Geburtstags im Jahr 2005 nun erneut einen mehrtägigen Besuch in Hessen ausrichtet hatte. Während des diesjährigen Aufenthalts traf der XIV. Dalai Lama wieder auf eine große Öffentlichkeit, sowie auf Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur.

 

 

Den  Auftakt  bildete am 12.7.2015 eine öffentliche Ansprache Seiner Heiligkeit im Kurpark Wiesbaden. Die Hessenmetropole befand sich dabei im Ausnahmezustand: Gut 7000 Freunde und Neugierige waren in den Kurpark gekommen. Vor dem Bowling Green visavis dem Nassauer Hof, in dem Seine Heiligkeit logierte, demonstrieren rund 200 Anhänger des Shugden-Glaubens stundenlang in singsangähnlicher Trance mit großen Spruchbändern und bunten Fahnen gegen den Dalai Lama, der ihrer Meinung nach zu Unrecht als geistiges Oberhaupt der Tibeter fungiere.

Tibeter Exilanten tanzen seit den Morgenstunden vor dem Wiesbadener Kurhauseingang für den Dalai Lama.Foto: massow-picture
Tibeter Exilanten tanzen seit den Morgenstunden vor dem Wiesbadener Kurhauseingang für den Dalai Lama.Foto: massow-picture

Hinter den Demonstranten, weiter oben vor dem Eingangsbereich zum Kurpark tanzte seit den frühen Morgenstunden eine Gruppe Exil-Tibetaner für ihren Meister, sozusagen als Demonstranten gegen die Demonstranten im innerbuddhistischen Glaubensstreit. Von überall strömten die Besucher, und Polizei, Deutsches Rotes Kreuz und unendlich viele freiwillige, in gelblich-orange gekleidete ehrenamtliche Helfer der „Freunde für einen Freund“ hatten alle Hände voll zu tun, den friedlichen Ablauf der Großveranstaltung zu garantieren. Zwischendrin Bombenspürhunde und Sicherheitskräfte.  An zahlreichen Ständen wurde kostenfrei erfrischendes Mineralwasser angeboten. Und jede Zuschauerzone, die mit Gattern zum nächsten Besucherbereich abgegrenzt war, hatte ihre eigenen Dixiklo-Batterien.
Der Eintritt in den Kurpark war kostenfrei dank zahlreicher Spender, die im Vorfeld die gesamten Veranstaltungskosten finanziert haben.

7000 feiern seine Heiligkeit am 12. Juli im Wiesbadener Kurpark.Foto: massow-picture
7000 feiern seine Heiligkeit am 12. Juli im Wiesbadener Kurpark.Foto: massow-picture

Um 10 Uhr begann der Einlass, das Vorprogramm startete gegen 12 Uhr. Um 13:30 Uhr begrüßte der Vorsitzende des Vereines Freunde für einen Freund e.V. Frank Auth, der Bürgermeister der Stadt Wiesbaden Arno Goßmann, Bundestag-Vizepräsidentin Claudia Roth und der hessische Ministerpräsident a.D. Roland Koch die Gäste im Kurpark. Anschließend sprach der XIV. Dalai Lama zur Öffentlichkeit zum Thema 80 Jahre Mitgefühl. Sein Alter merkte man ihm kaum an. Er spricht seine Botschaft „Friede und Freundschaft“ im Stehen, nimmt sich die großen Themen unserer Zeit zur Brust: Religionskonflikte, Flüchtlingsproblematik, Armutsbekämpfung, Wirtschaftskrise, Klimawandel und Kriege in der Welt: Was wir benötigten wäre ein Gefühl der Einheit aller sieben Milliarden Menschen. Es gäbe zwei Ebenen menschlichen Zusammenlebens. Auf der ersten Ebene seien wir nichts anderes als Menschen und deswegen alle gleich. Erst auf der zweiten Ebene kämen Nationalität, Rasse und oder Religion dazu. Wir müssten uns auf die erste Ebene konzentrieren, mehr Mitgefühl füreinander aufbringen, Liebe, Toleranz und Vergebung üben und Vertrauen aufbauen, dann gäbe es weniger Konflikte. Vertrauen sei die Basis von Freundschaft und Freundschaft das Wichtigste. Der Dalai Lama wirkte sehr überzeugend, und auf sein vorgerücktes Alter anspielend, meinte er schelmisch lächelnd: „80 ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass man etwas Nützliches für andere getan hat. Wenn ich heute zurückblicke, bin ich recht zufrieden. Ich glaube, ich habe niemanden geschadet – außer vielleicht ein paar Moskitos, die mich zu sehr ärgerten.“ Im Nu verwandelte seine Heiligkeit den Kurpark in eine Oase des Lächelns.

Am Montag, den 13.7.2015 wurde der XIV. Dalai Lama offiziell vom Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann und Magistratsmitgliedern im Römer empfangen. Anschließend traf Seine Heiligkeit im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung eine kleine Gruppe ausgewählter Schüler. Er diskutierte mit ihnen zum Thema „Mit Nächstenliebe und Mitgefühl zum Erfolg“. Am Nachmittag besuchte er die Gemeinde der Exil-Tibeter in Deutschland.

Am Dienstag 14.7.2015 hatte die Stadt Wiesbaden den XIV. Dalai Lama zu einem  Empfang eingeladen. Dieser begann mit einer halben Stunde Verspätung gegen 11.30 Uhr. Begrüßt wurde Seine Heiligkeit von Bürgermeister Arno Goßmann und Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel vor dem Rathaus. Sie begleiteten den Dalai Lama in den großen Festsaal des Wiesbadener Rathauses, in dem das halbe Parlament und geladene Gäste bereits gespannt den Gast erwarteten, und bei Eintreffen des Dalai Lamas Beifall klatschten.

Wolfgang Nickel, Arno Goßmann und Dalai Lama beim großen Empfang im Wiesbadener Rathaus. Foto: massow-picture
Wolfgang Nickel, Arno Goßmann und Dalai Lama beim großen Empfang im Wiesbadener Rathaus. Foto: massow-picture

Die Vertreter der Stadt betonten, dass es für die Stadt Wiesbaden eine große Ehre sei, dass er trotz seines engen Terminplans und des Auftritts im Wiesbadener Kurpark am vergangenen Sonntag ihrer Einladung ins Rathaus gefolgt sei. Nachdem der Dalai Lama dann selbst ans Mikrofon ging, hatte er zunächst einen jungen Mann im Rollstuhl begrüßt und für „frische Luft für alle“ gesorgt, indem er bat, doch zunächst einmal alle Fenster zu öffnen. Er wolle jetzt nicht seine Rede vom Sonntag wiederholen,  betonte der Dalai Lama. Er dankte für die Gastfreundschaft und vor allem allen Freunden und ehrenamtlichen Helfern, die sein Kommen hier ermöglicht hätten. Zum Schluss schenkte der Dalai Lama seinen Gastgebern einen Khatag, den traditionellen Begrüßungsschal, der in Tibet zumeist aus weißer Seide besteht. Er hängte ihn Arno Goßmann und Wolfgang Nickel um. Diese bedankten sich bei Seiner Heiligkeit mit einem Glas original Wiesbadener Honig und etwas Lektüre über die Landeshauptstadt Wiesbaden.
Anschließend folgte der XIV. Dalai Lama, der Einladung des hessischen Landtagspräsidenten Norbert Kartmann visavis. Hierzu ging Seine Heiligkeit, begleitet von Sicherheitskräften und Journalisten vom Rathaus über den abgesperrten Platz in den gegenüberliegenden Hessischen Landtag. Von dort kamen der  hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und sein Stellvertreter Tarek Al-Wazir entgegen und begleiteten ihn zu einem persönlichen Gespräch in Landtag, wo sich der Dalai Lama ins goldene Buch der Stadt eintrug. Bereits um 12.45 Uhr war die Audiens im Hessischen Landtag beendet, und Seine Heiligkeit wurde zum Flughafen Frankfurt gebracht, von wo aus er mit einer Maschine wieder zurück in sein Exil in Dharamsala in Indien startet.