Kategorie-Archiv: Wiesbaden

Wettbewerb „Jugend musiziert“ am 15. November in der Wiesbadener Musik- u. Kunstschule Wiesbaden

„Jugend musiziert“ – der große musikalische Wettbewerb motiviert Jahr für Jahr Tausende von jungen Menschen zu besonderen künstlerischen Leistungen. Anmeldeschluss für die Teilnahme ist am Sonntag, 15. November.

Eine fachkundige Jury aus professionellen Musikern beurteilt die Performance. Neben dem musikalischen Wettbewerb geht es bei „Jugend musiziert“ um die Begegnung musikbegeisterter Jugendlicher und um die Bewältigung einer besonderen künstlerischen Herausforderung. Die konzentrierte Arbeit mit dem Instrument oder der Singstimme, die Auseinandersetzung mit Werken verschiedener Musikepochen oder das gemeinsame Erlebnis beim Musizieren im Ensemble bereichern alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und fördern ihre Entwicklung.

Eingeladen sind Schülerinnen und Schüler im Kindes- und Jugendalter, Auszubildende, junge Berufstätige und Studierende, die nicht in einer musikalischen Berufsausbildung stehen. Die Kategorien des 53. Wettbewerbs lauten: Solowertung: Streichinstrumente, Akkordeon, Percussion, Mallets und Pop-Gesang.

Ensemblewertung: Duo: Klavier und ein Blasinstrument, Klavier-Kammermusik, Vokal-Ensemble, Zupf-Ensemble, Harfen-Ensemble und „Alte Musik“. Als neue Ensemble-Kategorie wird erstmals „Besondere Instrumente“ angeboten.

Der 53.Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ für den Kreis Wiesbaden, Rüsselsheim mit Main-Taunus-Kreis und Rheingau-Taunus-Kreis findet am Samstag, 30. Januar, in der Wiesbadener Musik- und Kunstschule (WMK) statt.

Informationen und Unterlagen gibt es im Internet auf
www.wmk-wiesbaden.de/jugend-musiziert/.

Pfarrer Christoph Wonneberger erhielt den Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage 2015 der Stadt Wiesbaden

Die musikalische Umrahmung des Festaktes der Ludwig-Beck-Preis-Verleihung erfolgte durch das Streichquartett der Wiesbadener Musik- & Kunstschule: Johanna Steuer, Violine, Merle Kreyenfeld, Violine, Luisa Nowotny, Viola und Juliane Steuer, Violoncello.© massow-picture
Die musikalische Umrahmung des Festaktes der Ludwig-Beck-Preis-Verleihung erfolgte durch das Streichquartett der Wiesbadener Musik- & Kunstschule: Johanna Steuer, Violine, Merle Kreyenfeld, Violine, Luisa Nowotny, Viola und Juliane Steuer, Violoncello.© massow-picture

Am vergangenem Mittwoch,  30.September 2015, wurde der Wegbereiter der Leipziger Montags-Demonstrationen, der Leipziger Pfarrer Dr. h.C. Christoph Wonneberger von Oberbürgermeister Sven Gerich und Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel mit dem Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage der Landeshauptstadt Wiesbaden 2015 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Unter den Gästen waren   neben Vertretern der Stadtverordnetenversammlung und der Kirchen auch die Kommandeurin der US-Garnison Wiesbaden Erbenheim, Colonel Mary L. Martin sowie eine Schulklasse der Dilthey-Schule mit ihrem Geschichtslehrer Dr. Schubert. Ferner begrüsste Oberbürgermeister Sven Gerich die beiden  Großnichten Ludwig Becks:  Marianne Tobeck und Gabriele Schreiner-Hammes.

Pfarrer Dr. h.c. Christoph Wonneberger, Leipzig. Preisträger des Ludwig-Beck-Preises für Zivilcourage der Landeshauptstadt Wiesbaden 2015.© massow-picture
Pfarrer Dr. h.c. Christoph Wonneberger, Leipzig. Preisträger des Ludwig-Beck-Preises für Zivilcourage der Landeshauptstadt Wiesbaden 2015.© massow-picture

Der Preis trägt den Namen des in Wiesbaden-Biebrich geborenen Widerstandskämpfers Generaloberst Ludwig Beck. In seiner Wohnung liefen die Fäden für das Attentat auf Hitler zusammen, obwohl er wusste, dass er permanent von der Gestapo observiert wurde. Beck war sogar als Staatsoberhaupt vorgesehen, hätte das Attentat auf Hitler geklappt. Mit dem Ludwig-Beck-Preis ehrt die Landeshauptstadt Wiesbaden Menschen in Gedenken an den Mut des Generaloberst Beck Institutionen oder Vereinigungen aus aller Welt, die sich mit besonderer Zivilcourage für das Allgemeinwohl, das friedliche Zusammenleben der Menschen, die soziale Gerechtigkeit und die Grundprinzipien der Demokratie und des Rechtsstaates eingesetzt haben.

Oberbürgermeister Sven Gerich .© massow-picture
Oberbürgermeister Sven Gerich .© massow-picture

„Ich freue mich sehr, dass sich das Auswahlgremium für Christoph Wonneberger ausgesprochen hat. Er hat Zivilcourage in ganz herausragender Art und Weise gezeigt. Die Verleihung des Preises an ihn, einen der maßgeblichen Wegbereiter der friedlichen Revolution in der DDR, ist auch angesichts des 25jährigen Jubiläums der Deutschen Einheit ein wunderbares Zeichen“, betonte Oberbürgermeister Sven Gerich.  Aber Ludwig Beck und Christoph Wonneberger. so der Oberbürgermeister, seien auf den ersten Blick sicherlich nicht miteinander vergleichbar:„hier der humanistisch gebildete Sohn einer alten Offiziersfamilie, dessen militärische Laufbahn quasi schon in die Wiege gelegt war, dort der Sohn eines sächsischen Pfarrers, dem seine Berufung zum Pfarrer auch schon von Geburt an vorgegeben war“. Unterschiedlicher könnten Menschen auf den ersten Blick nicht sein“, so Sven Gerich,“und doch einen sie beide das Ziel, sich mit dem jeweils herrschenden System nicht nur anzulegen, sondern es nach Möglichkeit zu überwinden. Aber auch mit ganz unterschiedlichen Mitteln: Auf der einen Seite militärisch mit einem geplanten Attentat als Basis für einen Staatsstreich. Auf der anderen Seite mit Friedensgebeten; ermunternd, motivierend und immer wieder Mut machend. Jedoch in beiden Fällen immer mit der Gewissheit, beobachtet und in Gefahr für Leib und Leben zu sein.
Ludwig Beck bezahlte für seinen Einsatz mit dem Leben. Christoph Wonneberger erfuhr seine eigene Wiedergeburt nach einem Gehirninfarkt am 30. Oktober 1989, dem Tag, an dem 500 000 Menschen in Leipzig demonstrierten und skandierten: „Wir sind das Volk“.

Stadtverordnetenvorsteher und Mitglied des Auswahlgremiums Wolfgang Nickel. © massow-picture
Stadtverordnetenvorsteher und Mitglied des Auswahlgremiums Wolfgang Nickel. © massow-picture

Auch Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel, Mitglied des Preis-Auswahlgremiums, unterstrich Dr. Christoph Wonnebergers Schlüsselrolle als einer der Wegbereiter der friedlichen Revolution in Leipzig und sein unbeirrbares wie riskantes Engagement der  Freiheit zum Durchbruch zu verhelfen. „Pfarrer Christoph Wonneberger war einer der Haupt-Akteure der friedlichen Revolution in der DDR. Bereits zu Beginn der 80er Jahre hat er sich konsequent für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit eingesetzt. Ich bin sehr beeindruckt von dieser Leistung.Trotz der ständigen Bedrohung durch die Staatssicherheit und der Schwierigkeiten auch innerhalb der Kirche, hat er in der Leipziger Nikolaikirche den Menschen Mut gemacht und ihnen die Angst genommen“, sagte Wolfgang Nickel.

Der anschließend im Ratssaal abgespielte Videofilm 25 Jahre Friedliche Revolution: Aus der Kirche auf die Straße nahm die Besucher auf eine beeindruckende kurze Zeitreise über Christophs Wonnebergers Wirken mit.

Laudator Christan Dietrich, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.© massow-picture
Laudator Christan Dietrich, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.© massow-picture

So eingestimmt, lauschten die Festgäste besonders aufmerksam der Laudatio Cristian Dietrichs, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.  Christian Dietrich ist langjähriger Freund und Wegbegleiter von Christoph Wonneberger. Er war damals als 16-jähriger in den Leipziger friedensbewegten Zeiten der Montags-Demos aktiv mit dabei. Kein anderer   hätte es wohl besser verstanden,   als Zeitzeuge so authentisch  über  Pfarrer Christoph Wonnebergers riskantes und mutiges Wirken  zu berichten. Dietrichs Gänsehaut-Laudatio, zugleich ein beeindruckendes zeitgeschichtliches Dokument jener Tage,  dürfen wir mit Dietrichs Erlaubnis  folgend  abdrucken:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
Wunderbar ist es: der Zivilcouragepreisträger 2015 ist Christoph Wonneberger. Ein Vierteljahrhundert nach dem Deutschland geeint ist, schauen wir dankbar zurück auf das, was seit dem Ende der kommunistischen Gewaltherrschaft in unserem Land möglich wurde.
Mit Christoph Wonneberger wird nicht nur ein Mensch geehrt, der einen besonderen Anteil am Ende der SED-Diktatur hatte, sondern zugleich einer der auch heute an einer Kultur des Bürgermutes arbeitet. Welchen langen Weg Christoph Wonneberger dabei gegangen ist und geht, wird öffentlich noch nicht so lange wahrgenommen. Die Biographie des Archivs Bürgerbewegung und die Biographie, die der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen im vergangenen Jahr herausgegeben haben, versuchen diesem Mangel abzuhelfen. Dem diente auch der Nationalpreis im vergangenen Jahr. Bei der Verleihung im Französischen Dom in Berlin hisste der Preisträger jedoch nicht die Deutsche Fahne, sondern seine Regenbogenfahne mit dem Symbol der DDR-Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“. In diesem Sinne denke ich, ist Dir, lieber Christoph, der Zivilcouragepreis besonders nahe.
Mit dem Ludwig-Beck-Preis werden die „beiden Leben“ von Christoph Wonneberger gewürdigt: sein Engagement für Freiheit und Leben als Pfarrer in der DDR bis zum Schlaganfall Ende Oktober 1989 und sein Engagement für die Menschlichkeit und den Frieden, seit Christoph Wonneberger seine Sprache wiedergefunden hat. Dazu gehört der Protest gegen die Präsenz amerikanischen Militärs auf dem Fliegerhorst in Büchel und gegen die Verletzung des Atomwaffensperrvertrags in den letzten Jahren.

Für Christoph Wonneberger ist Zivilcourage das Pendant zum Gebet und Ausdruck des Gottvertrauens. Diese Form des Bürgermutes kumulierte in Ost und Mitteleuropa vor einem Vierteljahrhundert zu einer Revolution. Eine Revolution, die anders verlief als die Französische. Eine Revolution, die auch auf anderen Werten ruhte.

Zu ihren Schlüsseldaten gehören ganz unterschiedliche Versuche, „in der Wahrheit zu leben“ (Václav Havel), aber auch die Öffnung von russischen Kirchen kurz vor dem Millennium der Taufe Russlands, die Bildung von fliegenden Universitäten und Gewerkschaften in Polen und die Wahl eines Polen zum Papst, die Bezeichnung von Gräbern der Opfer des kommunistischen Terrors, Gottesdienste auf den Straßen vor den umgenutzen Kirchen in der Ukraine und Weißrussland, eine 600 km lange Menschenkette quer durch das Baltikum 50 Jahre nach dem Stalin-Hitler-Pakt und hunderttausende Menschen, die ihre Heimat mit fast nichts verließen.

Lange bevor sich in den ehemals kommunistischen Ländern der Wandel hin zu bürgerlichen Freiheiten vollziehen konnte, begann sich das Wissen auszubreiten, dass es Freiheit und Demokratie nicht ohne Besonnenheit und beherzte Bürger geben kann.

Nicht mehr in der Lüge leben zu müssen und Verantwortung übernehmen zu dürfen, souverän zu werden als Bürger, als Unternehmer, als Kommune oder Land, das waren die Leitwerte, die die Menschen aus der kommunistischen Diktatur nach Europa führten. Ein wichtiger Pfad dabei war die Zivilcourage, die letztlich auf Konflikt- und Gewaltminimierung zielte.
Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen. Glücklich ein Land, das keine Helden braucht!

In Diktaturen gibt es keine Trennschärfe zwischen Zivilcourage und Heldentum. Die SED verstand – wohl nicht zu unrecht – Selbstbestimmung und Solidarität sehr oft als Angriff auf ihre Macht.

Zur Anpassung in Schule, in Beruf, im Verein, in der Hausgemeinschaft, in der Öffentlichkeit und anderswo… – zur Anpassung gab es Alternativen, doch oft mit unabsehbaren Risiken. Leben in der Diktatur hieß, ständig abzuwägen ob Anpassung oder Widerstand gegen die staatlichen Instanzen sinnvoll ist. Dem Druck konnte man nur mit einer Risikobereitschaft und mit einer gewissen politischen Moralität gewachsen sein.

Christoph Wonneberger hat wie sein Vater Theologie studiert und wurde evangelischer Pfarrer. In den evangelischen Kirchen wurden nach dem Mauerbau Trainingsprogramme zur Stärkung der Bürger gegenüber dem Staat und seiner Ideologie entwickelt. Eines dieser pädagogischen Konzepte nannte sich „Erziehung zum Frieden“ – es hätte auch Freiheitstraining heißen können. Einer der Innovativsten auf diesem Feld in den letzten 15 Jahren der DDR war Christoph Wonneberger.
Viele Elemente des gewaltlosen Widerstands gegen eine der wirkmächtigsten europäischen Diktaturen sind mit ihm verbunden:

  • Friedensgebete
  • Fastenwochen
  • Friedenssternfahrten
  • ein Werkstattwochenende der Opposition unter dem Titel „Statt Kirchentag“
  • selbstverantwortete Zeitschriften
  • Flugblätter
  • Demonstrationen.

Etwas ganz Spezifisches für Christoph Wonneberger war die Initiative für den Sozialen Friedensdienst mit der sprechenden Abkürung „SoFD“.
Was verbarg sich dahinter?
In der DDR gab es keine Alternative zur Wehrpflicht. Lediglich Baubrigaden innerhalb der DDR-Armee wurden zugestanden. Verweigerer mussten mit hohen Haftstrafen rechnen. Im Gegenzug dazu entwickelte eine Dresdner Gruppe um Christoph Wonneberger 1981 ein scheinbar ganz niederschwelliges Konzept der Selbstverteidigung und des gesellschaftlichen Wandels. Anstelle des Dienstes in der Armee sollten – ähnlich wie es in der Bundesrepublik möglich war –Wehrpflichtige in Alters- und Pflegeheime gehen können. SoFD stellte nicht nur die Militarisierung der Gesellschaft in Frage, sondern ging zugleich an gegen die katastrophalen und entwürdigenden Zustände in den staatlichen Pflege- und Altersheimen. Schon die Idee war ein Übungsfeld für Zivilcourage. In Verbindung mit dem Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ waren viele Jugendliche daran beteiligt.

Wieder waren die Risiken unabsehbar. Die Vorreiter wurden von der Stasi verfolgt. Die Vorgänge der Beteiligten erhielte Codeworte wie „Feind“, „Pazifist“, „Zersetzer“ oder „Provokateur“. Die SED reagierte mit Bildungsverboten. Einige Bürgerrechtler wurden inhaftiert, wie z.B. Roland Brauckmann aus Hoyerswerda.
Was ermutigte die so Verfolgten, nicht aufzugeben?

Im Gemeindebrief vom Ende des Jahres 1987 fragte Pfarrer Wonneberger nach dem Horizont des Jahres 1987 und stellte fest, dass in der Froschperspektive alles grau und grau erscheint.
Kein Silberstreif am Horizont… Horizontverengung. Selbst der Stern von Bethlehem außer Sichtweite.

Da half nur ein Blickwechsel, doch auch die Vogelperspektive ist nicht eindeutig. Der Pfarrer stellte Alternativen fest: Falke oder Taube? und plädierte für die Perspektive aus dem Taubennest auf dem Kreuz Jesu Christi. Wie solch ein Perspektivwechsel, solche eine Befreiung möglich ist, habe ich im Leipziger Friedensgebet vor 26 Jahren, am 25. September 1989, erlebt.
Seit Ende 1988 versuchten wir den Platz vor der Nikolaikirche als öffentlichen Raum zu gewinnen, als Forum und letztlich als Ort, an dem die Sinn- und Machtfrage gestellt werden kann. Nach dem Friedensgebet am 4. September 1989 wurden dazu Transparente getragen.
Darauf war u.a. zu lesen: „Für ein offenes Land mit freien Menschen“. Die SED reagierte mit Gewalt. Verhaftungen, hohe Geldstrafen, Polizeiketten und Hundestaffeln. Faktisch wurden die Friedensgebetbesucher und Demonstranten eingekesselt.

In dieser Bedrohungssituation hielt Christoph Wonneberger seine Predigt.
Er begann mit den Worten:
’Mit Gewalt’, sagte der Friseurgehilfe – das Rassiermesser an meiner Kehle – ‚ist der Mensch nicht zu ändern!’

Mein Kopfnicken beweist ihm das Gegenteil.

Nach einer kurzen Pause lachten einige in der Kirche und es gab Beifall. Mit wenigen Worte war das Problem eines jeden, der unter Gewalt lebt, umschrieben. Fast jeder, der in der Kirche stand – es waren 2000 Menschen
gekommen, hatte Angst vor Gewalt.
Sie waren ja gekommen, weil sie nicht abseits stehen wollten, weil sie „Gesicht zeigen“ und ihren Protest artikulieren wollten. Doch wie wird die Staatsmacht in weniger als einer Stunde darauf reagieren?

Die Geschichte mit dem Rassiermesser an der Kehle zeigte: Unter Gewalt gibt es kein Entrinnen, keine Freiheit. Gewaltlogik widerspricht jeder Vernunft. Unter Zwang, Androhung und Anwendung von Gewalt wird das Subjekt gespalten und Lebensoptionen zerstört. Indem Christoph Wonneberger dieses Diktaturprinzip ansprach, leitete er schon die Befreiung ein.
Ich erinnere mich, wie seine Rede mich immer wieder zum Lachen lockte und so die Anspannung wich.

Im Zentrum der Rede stand die Analyse der Gewalt und ihrer Logik:
Gewalt zerstört Menschenleben.
Aus diesem Grund wird Gewaltanwendung strafrechtlich geahndet.
Doch was ist, wenn der Staat gewalttätig ist und diese nicht kontrolliert und begrenzt wird durch Parlamente, Gerichte und die Öffentlichkeit?
Ein solcher Staat verliert seine Legitimation.
Wer Gewalt übt,
mit Gewalt droht und sie anwendet, wird selbst Opfer der Gewalt.
[…]
Wer andere willkürlich der Freiheit beraubt, hat bald selbst keine Fluchtwege
mehr.
Wer das Schwert nimmt, wird durchs Schwert umkommen.

Und die, die von Gewalt bedroht sind, was können sie tun?
Wonneberger sagte: Angst haben wir, so denke ich, alle […] Aber: Fürchtet Euch nicht, mir ist gegeben alle Gewalt, im Himmel und auf Erden, so sagte einst Jesus. Das war keine Drohung, das war keine Nötigung. Dahinter steht kein Machtapparat. Mir ist gegeben alle Gewalt, das heißt innere Gewissheit und innere Kraft und äußere Glaubwürdigkeit. Demgegenüber sind Stasi- Apparat, Hundertschaften, Hundestaffeln nur Papiertiger und so endete die Predigt prophetisch: Fürchtet euch nicht! Wir können auf Gewalt verzichten.

In Besonnenheit und im Vertrauen auf Gott kann der destruktive Regelkreis der Gewalt durchbrochen werden, Freiheit hat Platz und Gewaltlosigkeit Zukunft. Nach einem orthodoxen Lobpreis Gottes und Empfehlungen zum gewaltlosen Handeln folgte das Lied ‚We shall overcome’. Es war von Peet Seeger in die DDR gebracht worden und war auch unter der sozialistischen Jugend bekannt. Das Lied nahm die Emotionen auf und gab eine gemeinsame Sprache der Zuversicht (‚We shall overcome‘), Gemeinschaft (‚We walk hand in hand‘) und Sehnsucht (‚We will live in peace‘).

Beim Fürbittengebet ergriffen manche die Hände ihrer Nachbarn und erhoben die gefassten Hände. Nach dem Segen wurde noch mal das Lied gesungen.“

Es war wie Heilig Abend am Ende der Christvesper, wenn die Gemeinde im Stehen die Weihnachtshymne anstimmt und weiß: Jetzt ist Weihnachten.

Draußen auf der Straße formierte sich dann der Demonstrationszug, Hunderte, die nicht im Friedensgebet waren, schlossen sich ihm an. Zuletzt waren es wohl 4000 Menschen, die an diesem Abend demonstrierten. Hier – auf der Straße – wurde couragiert die Machtfrage gestellt – ganz im Sinne des Predigers: Wir können auf Gewalt verzichten.

Später wird Christoph Wonneberger sagen:
Leibhaftig ist der, der mit Gott rechnet.

Mit der Zunahme der Gewalt gegen Demonstranten in den Tagen um den 40. Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober wurde der Montag, der 9. Oktober, zum Tag der Entscheidung.

Vierzehn Tage nach der ersten großen Demonstration kamen wohl 25mal soviel Menschen in die Leipziger Innenstadt. Eine Gruppe um Christoph Wonneberger hatte in Vorbereitung dieses Tages tagelang heimlich über 25.000 Flugblätter hergestellt.
Wir haben eines davon gerade in dem Film gesehen

(https://www.youtube.com/watch?v=LY-N7seuOBM).
Hier hieß es:
An die Einsatzkräfte appellieren wir: Enthaltet Euch der Gewalt!
Reagiert auf Friedfertigkeit nicht mit Gewalt!
W i r s i n d e i n V o l k !
Gewalt unter uns hinterlässt ewig blutende Wunden!

Der Satz Wir sind ein Volk! sprang in die Augen. Er wurde auf der Straße auch skandiert.

„Wir sind ein Volk!“ meinte nicht die Deutsche Einheit, sondern überbrückte die Distanz zwischen denen, die ihre Herrschaft auf Gewalt und Willkür errichteten und denen, die dagegen aufstanden.
Die Autoren des Flugblattes gingen davon aus, dass es trotz dieser langen Gewaltherrschaft etwas gibt, was die Menschen in der DDR letztlich verbindet: die Angst vor blutenden Wunden.

Meine sehr geehrte Damen und Herren,
heute, wo sich der Magistrat von Wiesbaden und viele Demokraten dieses Landes Christoph Wonneberger mit dem Preis für Zivilcourage ehren oder ihm dazu gratulieren, sei mir gestattet die brennende Frage der Friedlichen Revolution zu wiederholen:

Sind wir ein Volk?

Was hält uns als Deutsche, als Bundesrepublik zusammen? Das ist keine Frage nach dem Verhältnis von „Ossi“ und „Wessi“. Nein, die Unterschiede unter uns Ostdeutschen sind größer als diese pauschalen Zuordnungen innerhalb Deutschlands. Den „Ossi“ gibt es nicht. Dies zumindest stellte der Bundespräsident vor wenigen Tagen fest (Interview mit der Wochenzeitschrift SUPERillu, 24.09.2015).

Ein Ausgleich zwischen denen, die in ihrer Bildung und Karriere behindert wurden, viele Jahre ihres Lebens in mehrfacher Hinsicht eingesperrt waren und mit perfiden Methoden zersetzt wurden und denen, die das auf Gewalt gestützte System mitgetragen haben, ist immer noch offen und schon lange ein gesamtdeutsches Thema.

Doch – was verbindet unsere Gesellschaft?
Nicht nur angesichts der vielen potentiellen Neubürger stellt sich die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz des Gründungsimpuls der Bundesrepublik. „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen…“, – so wird die Basis unserer Gemeinschaft in der Präambel unserer Verfassung beschrieben.

In Verantwortung wächst Freiheit.
Doch: Können wir uns des deutschen Verantwortungspatriotismus’ so sicher sein? Wie kommen dabei die Erfahrungen der beiden menschenverachtenden deutschen Diktaturen zur Geltung?
Eine europäische Studie stellt fest, dass sich nirgendwo die Bevölkerung so wenig mit ihrem Land identifiziert wie in Deutschland (Radar des gesellschaftlichen Zusammenhalts).
Ein gefährliches Missverständnis von Zivilcourage ist, den Pfad der Gewaltlosigkeit zu verlassen und sie als Konkurrenz zum staatlichen Gewaltmonopol auszubauen.

Christoph Wonneberger hat – als ein ganzer Staatsapparat gegen sein Volk stand – gesagt: Er gibt keine Alternative zum staatlichen Gewaltmonopol.
Christoph Wonneberger – Preisträger des Ludwig-Beck-Preises für Zivilcourage. Der Preis ist eine Ermutigung zur Freiheit, die aus Verantwortung wächst

Leibhaftig ist der, der mit Gott rechnet.

Zivilcourage als Stärkung des rechtsstaatlichen Gewaltmonopols durchbricht die Teufelskreise der Gewalt und stärkt unsere Gesellschaft als Schutzraum der menschlichen Würde.

Ich danke Ihnen für ihre Geduld.“

(Wir danken Christian Dietrich, dass wir seine Rede vom 30. September 2015 im Rathaus Wiesbaden anlässlich der Verleihung des Ludwig-Beck-Preises für Zivilcourage der Landeshauptstadt Wiesbaden 2015, original abdrucken durften)

vl.Sven Gerich, Oberbürgermeister, Angelika Eder, Begleiterin von Pfarrer Wonneberger, Christian Dietrich, Laudator, Wolfgang Nickel, Stadtverordnetenvorsteher und Mieglied des Auswahlgremiums bei der Ludwig-Beck-Preisverleihung am 30.September 2015 im Wiesbadener Rathaussaal. © massow-picture
vl.Sven Gerich, Oberbürgermeister, Angelika Eder, Begleiterin von Pfarrer Wonneberger, Christian Dietrich, Laudator, Wolfgang Nickel, Stadtverordnetenvorsteher und Mieglied des Auswahlgremiums bei der Ludwig-Beck-Preisverleihung am 30.September 2015 im Wiesbadener Rathaussaal. © massow-picture

Nach einem musikalischen Zwischenspiel „Tango von Michael Mc Lean“ des Streichquartett der Wiesbadener Musik- und Kunstschule folgte die Preisverleihung durch Oberbürgermeister Sven Gerich und Stadtrat Nickel. Lang anhaltender Applaus. Der so geehrte Pfarrer Dr. Christian Wonneberger war sichtlich gerührt über so viel Lob. Das ist gar nicht sein Ding. So spielte er in seinem Dank sogleich sein „viel zu hochgespieltes“ Leipziger Wirkung im Vergleich zum Wagemut  des Offiziers  und Namenspatron Ludwig Beck herunter: „Während Beck seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlte“, so Wonneberger, „war meine geplante Internierung in einem Schweinestall für mich dagegen ein Klacks.“ Er habe doch nur getan, was getan werden musste, und in seiner Position als Pfarrer habe er da schon mehr Möglichkeiten gehabt als die meisten anderen. Er sei immer schon ein Revoluzzer gewesen, auch heute noch. Seit Pfarrer Wonneberger nach seinem Schlaganfall 2008 wieder die Sprache gefunden hatte,  ist er erneut unermüdlich in Sachen Frieden  unterwegs, und das im wahrsten Wortsinne: Mit dem Fahrrad fährt  und organisiert Wonneberger Friedenstouren. Angelika Eder, Lehrerin aus Benzheim Bergstrasse, begleitet ihn häufig dabei. Eine der weitesten Friedensfahrten führte  von Paris nach Moskau und zurück, insgesamt  4000 Kilometer Friedens-Fahrradtour.

Pfarrer Christoph Wonneberger (r.) überreicht Oberbürgermeister Sven Gerich ein Exemplar seiner eigens für die Friedensmissionen gefertigten Friedenfahnen mit dem Leitgedanken "Schwerter zu Pflugscharen". © massow-picture
Pfarrer Christoph Wonneberger (r.) überreicht Oberbürgermeister Sven Gerich ein Exemplar seiner eigens für die Friedensmissionen gefertigten Friedenfahnen mit dem Leitgedanken „Schwerter zu Pflugscharen“. © massow-picture

Immer im Gepäck dabei: Mehrere Exemplare seiner eigens für diese Friedensmissionen gefertigte Regenbogen-Friedensfahne mit der aufgedruckten weltweiten Botschaft „Schwerter zu Pflugscharen“, die Wonneberger an würdige Gesprächspartner als Andenken und Mahnung zugleich verschenk, so auch  an Wiesbadenens Oberbürgermeister Sven Gerich. In Kürze reisen Christoph Wonneberger mit Angelika Eder in einer  Gruppe  Kriegsgegner wiederholt ins ferne Asien nach Korea. Dort ist eine Friedens-Radtour  entlang der Grenze zwischen Nord- und Südkorea geplant. Weitere Projekte stehen auf Wonnebergers Plan: Mahnende Friedensfahrten zu europäischen Nato- und Atomwaffen-Stützpunkten mit der Forderung nach totaler Abrüstung auf allen Seiten, „bei den Amerikanern und den Russen“. Pfarrer Dr. Christoph Wonneberger ist durch und durch Pazifist und auch nach 25 Jahren kein „Salon-“ oder „Talkshow-Friedensbewegter“ geworden, sondern einer, der es vorzieht couragiert zu handeln und Verantwortung vorzuleben. Der Frieden muss jeden Tag aufs Neue  gepflegt, verteidigt und eingefordert werden, davon ist Pfarrer Dr. Christoph Wonneberger überzeugt. Einen besseren und authentischeren Preisträger hätte die Stadt Wiesbaden wohl kaum finden können!

Silvester-Party 2015 /16 im Kurhaus Wiesbaden – Karten sichern!

silvestparty-kurhaus15bSilvester-Party im Kurhaus Wiesbaden – Karten ab sofort erhältlich

Für viele Wiesbadener und Gäste der Stadt gehört die Party im Kurhaus zum letzten Vorhaben im alten Jahr. Auch diesmal öffnet das Kurhaus wieder seine Pforten und Räumlichkeiten und lädt Jung und Alt ein, gemeinsam einen rauschenden Jahreswechsel zu feiern.

Der Abend beginnt um 20 Uhr mit einem Sektempfang im ansprechenden Foyer des Kurhauses. Im Anschluss wird in zehn Sälen ein buntes Programm geboten, das zum Flanieren, Verweilen, Tanzen und Feiern einlädt. Musikalische Highlights werden von den bekannten Nightbirds, dem Duett „Blanc de Noir“, der Rock`n`Roll Band Boppin`B sowie der Latina Kim Morales und Los Marcapasos geboten. Die Disco ist auch in diesem Jahr wieder mit PRR1 DJ Hardy der absolute Stimmungsgarant. Abkühlen kann man sich dann im Wintergarten, der in diesem Jahr zur „Icelounge“ wird. Ab 20 Uhr können sich die Gäste kulinarisch am Speisen-Verkaufsbuffet der Kurhaus Gastronomie Käfer´S verwöhnen lassen. Noch vor Mitternacht erhellen „Mondfeuer“ mit verschiedenen Feuerelementen und Feuerspuckern dann den Nachthimmel um das Kurhaus.

Feuerwerk inklusive
Wenn um 0 Uhr die Korken geknallt haben und die Neujahrswünsche ausgesprochen sind, lässt sich um kurz nach Mitternacht das farbenprächtige Feuerwerk mit musikalischer Untermalung in einem extra für die Gäste abgetrennten Bereich vor dem Kurhaus genießen. Nach dem Lichtspektakel am Himmel folgt dann im Kurhaus die Fortsetzung der Neujahrs-Begrüßung mit ausgelassener Stimmung bis in die frühen Morgenstunden.

Feiern mit der ganzen Familie – Angebot
Kinderbetreuung
Letztes Jahr bewährt und von vielen Eltern freudig angenommen, wird es auch 2015 die Möglichkeit geben, gemeinsam mit Kindern ins neue Jahr zu starten. Kinder zwischen sechs und 14 Jahren können entweder mit ihren Eltern den Abend verbringen oder ihre eigene Party mit bunter Kinderdisco sowie viel Spiel und Spaß gemeinsam mit Gleichaltrigen feiern. Für professionelle Betreuung und Verpflegung wird gesorgt sein, sodass der Nachwuchs den Start ins neue Jahr, genau wie die „Großen“, im schönen Kurhaus genießen kann.

Silvester im Kurhaus – ein Feinschmeckererlebnis mit Käfer´S
Nicht nur in den Räumlichkeiten der Silvester-Party kann man sich gastronomisch verwöhnen lassen. Wer an Silvester ein Dinner in einem angenehmen Gala-Ambiente genießen möchte, ist mit einer Buchung bei der Kurhaus Gastronomie „Käfer‘S“ an der richtigen Adresse. Ob im Käfer’S Bistro, in der Belétage, im Spielbank Restaurant oder im Christian-Zais-Saal: Die exquisiten 4- und 5-Gang-Menüs lassen die Gäste der renommierten Küche auch aus kulinarischer Sicht bestens in das neue Jahr starten. Außerdem ist im Preis für die jeweils gebuchte Dinner-Variante das Flanieren auf der Silvester-Party inklusive.

Karteninformation
Karten für die Silvester-Party sind für 85 Euro, inklusive 20 Euro Verzehrgutschein und aller Vorverkaufsgebühren, bei der Wiesbadener Tourist-Information oder online unter www.wiesbaden.de/silvester an allen bekannten ADticket-Vorverkaufsstellen sowie unter www.ADticket.de erhältlich. Die Tages- beziehungsweise Abendkasse ist am 31. Dezember 2015 ab 14 Uhr vor dem Kurhaus geöffnet. Der Abendkassen-Preis für das Ticket zur Silvester-Party beträgt 90 Euro.

Karten für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren kosten 45 Euro, inklusive Betreuung und Verpflegung. Das Kartenkontingent ist begrenzt und ausschließlich im Vorverkauf über die Wiesbadener Tourist-Information erhältlich.

Informationen und Reservierungen für Dinner-Arrangements bei Käfer’S sind über die Tickethotline (0611) 536200 oder per E-Mail an info@kurhaus-gastronomie.de erhältlich. Weitere Informationen gibt es auch unter www.kurhaus-gastronomie.de sowie unter www.wiesbaden.de/silvester.

Karl Schmidt-Rottluff Bild und Selbstbild vom 2 Okt 2015—17 Jan 2016 im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden

Heute, 1. Oktober 2015, 19.00 Uhr Vernissage

Karl Schmidt-Rottluff Bild und Selbstbild
2 Okt 2015—17 Jan 2016

Schmidt-Rottluff Selbstbildnis 1919© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
Schmidt-Rottluff Selbstbildnis 1919© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Das Museum Wiesbaden und das Brücke-Museum Berlin, das die weltweit bedeutendste Sammlung zum Künstler beherbergt, präsentieren die Ausstellung „Karl Schmidt-Rottluff – Bild und Selbstbild“. Neben über einhundert Werken des Malers sind Selbstbildnisse und Porträts seiner berühmten Weggefährten wie Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller oder Emil Nolde vertreten.

Von den Gründungsmitgliedern der Dresdner Künstlervereinigung „Brücke“ hat sich am häufigsten Karl Schmidt- Rottluff (1884—1976) selbst porträtiert. Ausgangspunkt sind daher die etwa 70 Selbst-porträts des Künstlers (Malerei, Zeichnung, Druckgrafik). Mit ihnen werden die unterschiedlichen Werkphasen seiner Malerei in der Ausstellung thematisiert.

Nach zwei wichtigen Selbstbildnissen der „Brücke“-Zeit (1905—1913) folgen die hoffnungsvollen Zwischenkriegsjahre mit ihrer Aufbruch-stimmung von 1919 bis 1930, in welchen Schmidt-Rottluff sich häufig selbst dargestellt hat. Auch privat findet er mit Emy Frisch seine Lebenspartnerin, die er kurz nach dem ersten Weltkrieg heiratet und in vielen Porträts festhalten sollte. Gerade an ihren Bildnissen wird deutlich, dass Schmidt-Rottluff sich selbst als ausgleichendes beziehungsweise ergänzendes Pendant mitgedacht hat. Emy ist Teil von Schmidt-Rottluffs künstlerischem Kosmos und erscheint als selbstverständlicher Bestandteil seiner Lebenswelt. Dabei hat er sie, dem künstlerischen Stil der jeweiligen Zeit entsprechend, gestaltet. Diesen Bildnissen, von denen die meisten hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden, ist ein wesentlicher Teil der Ausstellung gewidmet.

Während des Nationalsozialismus schuf Schmidt-Rottluff, der nicht nur Berufsverbot hatte, sondern auch als vom politischen System angefeindeter Expressionist 1937 auf der Schandausstellung „Entartete Kunst“ in München mit über 50 Werken vertreten war, bemerkenswerter Weise nur ein einziges Selbstbildnis. In diesen Jahren entstand demgegenüber eine Vielzahl von Darstellungen, die metaphorisch jenen von ihm im Nachhinein als „dunkle Jahre“ bezeichneten Lebensabschnitt kommentieren. Schmidt-Rottluff malte nicht nur beengte Innenräume, die diese eingeschränkte Situation eindringlich vor Augen führen, sondern auch zerstörte Landschaften mit entwurzelten Bäumen, die den Verlust seines Fundamentes verdeutlichen, und schuf damit spannungsreiche, teilweise sogar apokalyptisch wirkende „Selbstbildnisse ohne Selbst“.

Als ein weiterer Aspekt in der Ausstellung werden jene Bildnisse in den Blick genommen, die wichtige Personen im Leben des Künstlers zeigen und sein Schaffen über sieben Jahrzehnte hinweg begleitet haben. Besonders nahe standen ihm neben seiner Frau Emy und den anderen Künstlerkollegen der „Brücke“-Vereinigung der Maler Lyonel Feininger, die Kunsthistorikerin Rosa Schapire sowie die Förderin Hanna Bekker vom Rath. Letztere hatte Schmidt-Rottluff nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in ihrem Hofheimer „Blauen Haus“ ihr eigenes Atelier zur Verfügung gestellt; damit hat sie ihm – unerschrocken und mutig zugleich – den nötigen Platz eingeräumt, um weiterhin mit den „verräterischen“ Ölfarben malen zu können. Hanna Bekker, die als Schmidt-Rottluffs langjährige Mäzenin eine der wenigen Personen war, die einen allumfassenden Einblick in sein Schaffen hatte, legte 1974 in einer Kabinettausstellung das erste und bis heute einzige Mal den Fokus auf seine Selbstbildnisse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Leuchtkraft der Farben im Werk von Schmidt-Rottluff enorm gesteigert. Sie gewinnt an Energie und Klarheit. Dass sich der Künstler in jenen Jahren als reiner Farbmaler verstand, verdeutlichen diejenigen Bilder, in welchen er uns seine Palette, Staffelei und Pinsel in leuchtenden Farben vorführt und sich
selbst als stillen Herrscher seines Reichs im Künstleratelier präsentiert.

Etwa ab 1960 rücken nicht nur motivisch, sondern auch thematisch das Selbstbildnis und das Bildnis seiner Frau Emy wieder stärker ins Zentrum seines Schaffens. Der „Alte Maler“, wie die letzten Selbstbildnisse programmatisch heißen, konfrontiert sich immer wieder, auf fast manische Art und Weise, mit sich selbst. Die derartig intensive Begegnung mit seinem Gegenüber im Wissen um das bevorstehende Lebensende wirkt gleichzeitig melancholisch resümierend, dabei sich dem Unvermeidbaren stellend, entgegensehend und annehmend.

© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Zur Ausstellung, die ab März 2016 auch im Brücke-Museum Berlin präsentiert wird, erscheint im Hirmer Verlag ein umfangreicher Katalog, der von der Ernst von Siemens Kunststiftung München maßgeblich mitfinanziert wurde.

Weitere Infos, auch zu Eintritt und Öffnungszeiten, Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Villa Clementine: Mirna Funk liest aus „Winternähe“ am 7. Oktober in Villa Clementine Wiesbaden

winternähe-mira-funkDie Journalistin und Schriftstellerin Mirna Funk ist am Mittwoch, 7. Oktober, um 19.30 Uhr im Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, zu Gast, um ihren vielbeachteten Debut-Roman „Winternähe“ vorzustellen. Hierfür wurde sie mit dem Uwe Johnson Förderpreis ausgezeichnet und ist darüber hinaus für den Klaus-Michael Kühne Preis nominiert. Moderiert wird der Abend von Eldad Stobezki im Rahmen der Reihe „Tarbut – Zeit für jüdische Kultur“.

Im Zentrum der Geschichte steht die Fotografin Lola, die – wie die Autorin selbst Tochter eines jüdischen Vaters und einer nicht-jüdischen Mutter – zwischen Identitätszuschreibungen von außen und innerer Selbstfindung steht. Sie ist und sieht sich als Jüdin und Deutsche, doch begegnet sie im Berlin der Gegenwart zunehmendem Antisemitismus, bis sie es nicht mehr erträgt. In ihrer Auseinandersetzung mit Identitäten und der lebendigen Geschichte agiert sie mit Wut und begibt sich auf eine Reise ins Tel Aviv des letzten Gaza-Krieges hin zu ihrem Geliebten Shlomo, einem Israeli, der auf palästinensischen Beerdigungen ehrliche Tränen vergießt.

Mirna Funk erzählt in einem konfrontativen und zugleich ironischen Ton. Dieser setzt unmittelbar mit der ersten Szene ein – einer Gerichtsszene, in der sich Lola provokativ einen Hitlerbart ins Gesicht zeichnet, nachdem eines ihrer Plakate auf einer Firmenfeier mit einem eben solchen Bart verunziert und im Anschluss im Internet geteilt wurde. Mit dieser absolut entblößenden Haltung behandelt Funk Themen, wie Antisemitismus oder deutsch-jüdische Identitätsfragen ebenso wie den Vater-Tochter-Konflikt oder die Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit. „Mir ging es darum, einen Roman zu schreiben, in dem die Protagonisten stellvertretend für gesellschaftliche Phänomene stehen“, erläuterte Funk in einem Interview. Der Roman bezieht starke Positionen, ohne einseitig zu sein.

Mirna Funk, 1981 in Ost-Berlin geboren, studierte Philosophie und Geschichte an der Humboldt-Universität und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für das „ZEITmagazin“ und „Der Freitag“. Momentan lebt die 34 Jährige in Berlin und Tel Aviv.

Der Eintritt kostet acht, ermäßigt sieben Euro. Reservierungen werden unter (0611) 3415837 oder literaturhaus kartenreservierung@freenet.de erbeten. Weitere Infos gibt es unter www.wiesbaden.de/literaturhaus.

„An der Grenze – Nahaufnahmen. Fernblicke“ – Dobocans Ausstellung im Kunsthaus zum Auftakt der Woche der Freiheit eröffnet

Oberbürgermeister Sven Gerich eröffnet Dorel Dobocans Ausstellung "An der Grenze – Nahaufnahmen. Fernblicke" im Rahmen der Woche der Freiheit.   © massow-picture
Oberbürgermeister Sven Gerich eröffnet Dorel Dobocans Ausstellung „An der Grenze – Nahaufnahmen. Fernblicke“ im Rahmen der Woche der Freiheit. © massow-picture

Aus Anlass des 25. Jahrestages der Deutschen Einheit eröffneten gestern Abend, 25.September 2015, Oberbürgermeister Seven Gerich und Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz im Wiesbadener Kunsthaus, Schulberg 10, die Ausstellung „An der Grenze – Nahaufnahmen. Fernblicke“ mit Arbeiten von Dorél Dobocan. Die Ausstellung, um die das gesamte Programm der „Woche der Freiheit“ entwickelt wurde, ist bis zum 8. November 2015 in der Halle des Kunsthauses zu sehen.

Mit der zentralen Ausstellung „An der Grenze – Nahaufnahmen. Fernblicke“ nimmt das Kunsthaus das Rumänien der finsteren Ceaucescu-Jahre in den Fokus. Kaum eine andere bewegte Lebensgeschichte belegt einmal mehr den Wert von Freiheit wie die des rumänisch-deutschen Künstlers Dorél Dobocan, der nur glücklichen Umständen verdankt, dass er 1978 von der Bundesregierung aus dem Gefängnis in Rumänien freigekauft wurde und seither in Mainz leben „darf“. Sein Leben und Schaffen wird im Kunsthaus Wiesbaden mittels seiner Bilder und begleitender Veranstaltungen beleuchtet. Dorél Dobocan repräsentiert eine Künstlerpersönlichkeit, die aufgrund ihrer eigenen Biographie in einem totalitären Regime das Motiv der Freiheit in allen Facetten immer wieder bearbeitet und uns „Freiheitsverwöhnte“ mahnt, für die Freiheit als den wichtigsten Wert menschlicher Würde kompromisslos einzutreten, sei es gegen politische, weltanschauliche oder religiöse Dogmen und Totalitarismen.

Künstler Dorel Doboca und Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz bei der Vernissage. ©massow-picture
Künstler Dorel Doboca und Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz bei der Vernissage. ©massow-picture

Begleitprogramm:

Sonntag, 11. Oktober, 11.30 Uhr wird nach einem Künstlergespräch die aufschlussreiche Begleitbroschüre vom Kurator der Ausstellung, Bernd Brach vorgestellt.

Sonntag, 25. Oktober 8. November, jeweils um 11.30 Uhr werden Kuratorenführungen – Gruppenführungen und Führungen von Schulklassen angeboten: Anmeldung bitte unter bildende.kunst@wiesbaden.de

Zum Künstler und der Ausstellung 
Dorél Dobocan wurde 1951 als Sohn deutscher Eltern in Temeschburg in Rumänien geboren. Schon als Jugendlicher setzte er alles daran, aus der kommunistischen Diktatur in die Freiheit zu entkommen. Die gescheiterten Fluchtversuche wurden mehrfach mit Inhaftierungen geahndet, schließlich erfolgte die Zwangseinweisung des 21Jährigen in die Psychiatrie. Unter massivem Druck der damaligen Bundesregierung durfte Dorél Dobocan in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen. Seit 1978 lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler in Mainz.

Den Machern der Veranstaltung war es sehr wichtig, mit Dorél Dobocan einen Zeitzeugen der damaligen politischen Entwicklung kennenzulernen. Sein Leben als verfolgter und inhaftierter Künstler gibt Auskunft über die Erfahrungen eines kreativen Individuums mit staatlicher Unterdrückung und ihrer Überwindung durch den historischen Umbruch der Jahre 1989/1990. Man zeigte sich zutiefst beeindruckt von der Lebensgeschichte des Malers, die zugleich sein gesamtes künstlerisches Werk bestimmt.

Die Ausstellung beginnt im abgetrennten Eingangsbereich in einer Art „Zeitschleuse“ mit kleinen Zeichnungen auf Papier, die noch in Dobocans Heimatstadt Temeschburg entstanden waren. Sie werden begleitet von einem kurzen Filmdokument. Danach gelangen Besucherinnen und Besucher mit einem „Schritt in die Freiheit“ in den großen Ausstellungsraum, in dem Arbeiten der letzten Jahre zu sehen sind. Das gesamte Werk Dorél Dobocans wie auch die Auswahl der Werke für diese Ausstellung steht unter dem Motiv der Freiheitserfahrung. Für die „Woche der Freiheit“ hat der Künstler zusätzlich eine großformatige Arbeit geschaffen, die den Titel der Ausstellung eindrücklich thematisiert.

Mit dieser Präsentation rufen Menschen den Wert der Freiheit, die jedem Einzelnen so selbstverständlich geworden ist, vor Augen. Den Wert und die Schönheit zeigen auch die eingängigen Sinnbilder, die Dorél Dobocan dafür gefunden hat.

Jäger und Sammler – Vom Ende einer Kultur – Hessisches Landesmuseum Wiesbaden ab 27.09.2015

© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Die Natur bietet dem Menschen alles was er zum Leben braucht. Doch nur noch wenige Kulturen haben die Fähigkeit das Angebot in seiner Fülle so zu nutzen, dass der Naturhaushalt keinen extremen Schaden erfährt.

Die Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden geben mit ihrer aktuellen Sonderausstellung „Jäger und Sammler – Vom Ende einer Kultur“ vom 27. September 2015 bis zum 22. Mai 2016 Einblicke in das Leben und die Umwelt dieser Gesellschaften. Beispielhaft wird in drei Ausstellungsälen mit großen Dioramen ein Eindruck von der südafrikanischen Kalahari, dem australischen Outback und dem Amazonasregenwald vermittelt. Taschen aus Vogelnestern und messerscharfe Klingen aus Steinen, Schmuckgegenstände aus Federn und Nüssen, Speere und Pfeile aus leichtem Holz sind nur einige der über 300 Ausstellungsstücke, die als Leihgaben in die Ausstellung kamen oder aus der völkerkundlichen Sammlung des Museums Wiesbaden stammen.

© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

So hat das Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig aus ihren bedeutenden Sammlungen einen Bogen der Andamanen und historische Bumerangs der Aborigines ausgeliehen. Ein Modell eines Eskimokanus aus Originalmaterialien kommt aus Mannheim von den Reiss-Engelhorn-Museen. Einen Großteil der Objekte brachte der Wiesbadener Werner Hammer von seinen Expeditionen mit. Er lebte viele Jahre bei den Menschen in den Urwäldern Südamerikas und anderer Regionen. Bereits als Jugendlicher entwickelte sich sein Interesse für indigene Völker und so studierte er alle ihm zur Verfügung stehende Literatur. Mit 20 Jahren reiste er erstmals alleine tief in den Amazonas. Alle weiteren Expeditionen unternahm er mit seiner Frau Marion Dirksen. Für die Ausstellung stellt Werner Hammer nicht nur seine mitgebrachten Alltags- und Kultgegenstände und Fotografien zur Verfügung. Im Kuratorenteam entwickelte er mit den Mitarbeitern des Museums auch das Konzept der Ausstellung und brachte sein Wissen und seine Erfahrungen ein. „Für diese Menschen und ihre Kultur gibt es in unserer Welt immer weniger Platz“, sagt Hammer. Unter welchen Bedingungen eine Vielfalt an Jäger- und Sammlerkulturen erhalten bleiben können, wird in der Ausstellung auch zum Thema gemacht.

Alle in der Ausstellung vertretenden Gesellschaften, wie die San und Pygmäen Afrikas, die Avá Guajá und Inuit Amerikas, die Stämme der Aborigines in Australien und die Semang Asiens leben heute im Kontakt mit der modernen Welt, und das zumeist unfreiwillig. Straßen, Erdölpumpen und Plantagen breiten sich in ihrem Lebensraum aus und zerstören die natürlichen Lebensgrundlagen. Fanatische Missionare tragen mit dazu bei, ihre Kultur zu vernichten.

© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

In Mittel- und Nordeuropa traten vor 7500 Jahren Ackerbau und Viehzucht ihren Siegeszug an und verdrängten nach und nach die Jäger- und Sammlerkulturen. Mit einem Rückblick auf die Frühgeschichte macht die Ausstellung auf diese Kulturen aufmerksam, die über die längste Zeit der Geschichte die bestimmende Lebensform der Menschen war. Im Fokus stehen dabei die von Prof. Dr. Thomas Terberger erforschten Pferdejäger von Wiesbaden-Igstadt. Sie lebten vor etwa 23 000 Jahren, also noch während der letzten Kaltzeit. Die Ausgrabungen förderten auch Schmuck aus fossilen Muscheln und Schnecken zutage und lassen eine vielseitige Kultur erkennen. Die Leihgaben stammen aus den Sammlungen des Stadtmuseums Wiesbaden. Die letzten Jäger- und Sammlerkulturen Europas sind schließlich Gegenstand der Forschung von Wolfram Viel, der in der Ausstellung einen besonderen Fundplatz der nordwesteuropäischen Ertebølle-Ellerbek-Kultur aus der Zeit vor etwa 7000 Jahren vorstellt.

Heute leben lokale Gemeinschaften von Jägern und Sammlern meist nur noch in extra für sie geschaffenen Reservaten oder in Gebieten,die bis jetzt aus ökonomischer Sicht für die Welt uninteressant waren. Die dort lebenden Menschen sollten selber entscheiden können, ob sie weiterhin isoliert ihre Kultur pflegen oder sie mit der Außenwelt Kontakt haben möchten. Mit der Ausstellung möchten die Kuratoren auf ihre Lebensweise aufmerksam machen und dazu beitragen, dass ihnen der Raum gelassen wird, der ihnen zusteht.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung
Führungstermine
Donnerstags um 18:00 Uhr und sonntags um 11:00 Uhr laden wir Sie zu öffentlichen Führungen durch die Naturhistorischen Sammlungen und die Sonderausstellung Jäger und Sammler ein.
Die aktuellen Themen finden Sie im Veranstaltungskalender der Interseite. Hier können Sie auch die Termine entnehmen, an denen Werner Hammer durch die Ausstellung führt.

Vorträge
Di 13 Okt 2015, 18:00 Uhr
Die Asmat in Papua, Sammler und Jäger im Aufbruch in die Moderne
Mit Prof. Dr. Gunter Konrad, Mönchengladbach

Di 8 Dez 2015, 18:00 Uhr
Die Pferdejäger von Wiesbaden
Mit Prof. Dr. Thomas Terberger, Greifswald

Di 9 Feb 2016, 18:00 Uhr
Die Ureinwohner von Australien
Mit Dr. Scheps-Bretschneider, Leipzig
Exkursionen

Sa 17 Okt 2015, 14:00 – ca. 17:00 Uhr
Pferdejäger und Muschelsammler – Geologisch-archäologische Wanderung zum altsteinzeitlichen Fundplatz Wiesbaden-Igstadt
Mit Prof. Dr. Thomas Terberger, Hannover und Dr. Michael Weidenfeller, Wiesbaden
Treffpunkt: 14:00 Uhr, Bushaltestelle „Am Wiesenhang“ (Linie 23), in der Susannastraße, Wiesbaden-Igstadt

Angebote für Schulen und Familien
Sa 10 Oktober, 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder: Auf den Spuren von Jägern und Sammlern: Blasrohre bauen und damit schießen

So 15 November, 11:00 – 14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien in der Ausstellung Jäger und Sammler

Sa 21 November, 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder: Auf den Spuren von Jägern und Sammlern: Masken, Gesichtsbemalung und mehr herstellen

Ort:

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum 
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄ 335 2250
Fax 0611 ⁄ 335 2192

PREMIERE DES JUNGEN STAATSMUSICALS »NON(N)SENS« am 25.09.2015 in Hessischen Staatstheater Wiesbaden

Premiere am 25. September 2015 um 20:00 Uhr im Studio // die nächsten Vorstellungen sind am 1. Oktober & 22. Oktober jeweils um 20:00 Uhr

In Hoboken ist der Teufel los. Fünf Nonnen des Ordens »Kleine Schwestern von Hoboken« haben sich aus dem Kloster geschlichen, um ihrer heimlichen Leidenschaft, dem Bingospielen, nachzugehen. Als sie zurückkommen, machen sie eine grausige Entdeckung: Alle restlichen 52 Nonnen sind nach dem Genuss einer Bouillabaisse an Fischvergiftung gestorben. Da ihr Geld nur reicht, um 48 der verstorbenen Schwestern zu beerdigen, müssen sie eine Benefizshow auf die Beine stellen. Schließlich sollen auch die restlichen vier tiefgefrorenen Schwestern eine ehrenvolle Bestattung erhalten. Jetzt entpuppen sich die fünf Ordensschwestern als wahre Showtalente: Mutter Oberin, die mal als Seiltänzerin im Zirkus begann, Schwester Amnesia mit ihrer Bauchrednerpuppe, die ein Eigenleben führt, Schwester Maria Leo, die zum Ballett wollte und so weiter.

Diese makabre Rahmenhandlung ist der Beginn einer irrwitzigen Show, die als augenzwinkernde Satire auf Klosterleben, Katholizismus und Showbusiness wahre Begeisterungsstürme auslöst, dabei aber nie geschmacklos wird. »Non(n)sens« hat sich nach »Fantasticks« zum zweiterfolgreichsten Off-Broadway-Musical entwickelt. Das Comedymusical, das 1986 mit dem Outer Circle Critics Award für das beste Musical, das beste Buch und die beste Musik ausgezeichnet wurde, lief zehn Jahre lang am Off-Broadway und erlebte weltweit mehr als 5.000 Inszenierungen in 26 Sprachen.

Regie, Choreografie & Bühne Iris Limbarth Musikalische Leitung Michael Geyer
Kostüme Elisabeth Richter

Schwester Maria Regina, Mutter Oberin Felicitas Geipel Schwester Maria Hubert, Vorsteherin der Novizen Christina Rauschnabel Schwester Robert Anne Nina Links Schwester Maria Amnesia Anna Heldmaier Schwester Maria Leo, Novizin Kathrin Pattensen, Klavier Michael Geyer.

Weitere Informationen: Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Bunte Revue im Kulturforum Wiesbaden am 29.09.15

Kulturforum Eingang Friedrichstraße 16, 65185 Wiesbaden
Kulturforum Eingang Friedrichstraße 16, 65185 Wiesbaden

Nicht nur einen, sondern sogar „Zwei Kessel Buntes“ präsentieren am Dienstag, 29. September, um 19 Uhr Studierende der Wiesbadener Musikakademie im Kulturforum, Friedrichstraße 16.

Zu hören gibt es Heiteres und Ernstes von Kurt Weill, Paul Dessau, Hanns
Eisler unter anderem garniert mit Schlagern aus der Zeit von 1920 bis 1990.

 

Das Konzert findet im Rahmen der „Woche der Freiheit“ statt. Der Eintritt ist frei.

Die bunte Revue enthält neben Ufa-Songs und Klassikern von Brecht und Weill klassische Lieder aus Ost und West. Natürlich dürfen auch Schlager und Pop nicht fehlen. Udo Jürgens und Hildegard Knef gehen Hand in Hand mit den Pudhys und Karat. Franz Josef Degenhardt spielt nicht mit den „Schmuddelkindern“, während Xavier Naidoo dazu auffordert: „Bitte hör nicht auf zu träumen“. Ist der Abend dann zu Ende, geben sich die Sandmännchen aus Ost und West die Hände.

Wiesbadener Musik- & Kunstschule e.V.

Schillerplatz 1 – 2
65185 Wiesbaden
0611 31-30 32
wmk@wiesbaden.d

Pflanzen zum Sprechen bringen – Dreifachschau im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden eröffnet – noch bis Mai 2016

„Whatever man built could be taken apart“ Vom 5. September 2015 bis 29. Mai 2016 im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden,

rose-lore-scholz-nkv-eroeffGestern Abend eröffneten Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz und Elke Gruhn M.A. Vorsitzende und künstlerische Leiterin des Nassauischen Kunstvereins in Beisein vieler Künstler, Freunde und Promis die Ausstellung „Whatever man built could be taken apart“: Image / Order“.

MehreenMurtazaStar des Abends war die pakistanische Künstlerin Mehreen Murtaza (*1986, Riyad, Saudi Arabien), die achte Follow Fluxus Stipendiatin. Für ihre Ausstellung „… how will you conduct yourself in the company of trees“ im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und die Außeninstallation im Garten der Hochschule RheinMain Wiesbaden verkabelt sie Pflanzen mit Synthesizern und Modulatoren, die es ihr ermöglichen, sie schließlich „sprechen“ zu lassen.

singendePflanzenWie verhalten wir uns in der Gegenwart von Bäumen – diese, aus einem Haiku entnommene Frage stellte sich Mehreen Murtaza während ihres dreimonatigen Aufenthalts im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden. In der hessischen Landeshauptstadt kamen für die Künstlerin „zufällige urbane Umstände, Auflistungen von Rezepten für eine spirituelle Regeneration, lyrische Flechten und improvisierte kulturelle Implosionen als Dissonanz, Fragmentierung sowie als Aufeinandertreffen des Künstlichen und Mechanischen“ zusammen. Murtaza sammelte im Vorfeld der Installation im Wiesbadener Kurpark und dem Frauensteiner Forst Totholz, in der Natur zurückgelassene Objekte sowie Elemente der lokalen Flora.

In Zusammenarbeit mit dem Wiesbadener Architekten Tobias Haelke verbindet sie in der Ausstellung Pflanzen mit Soundequipment und Elektrotechnik zur Verstärkung der Energiezyklen lebender Organismen, um eine „post-ökologische“ Klanglandschaft zu erschaffen.

Während der Ausstellungslaufzeit wird ein ‚Labor‘ Einblicke in die Vorbereitungen und Arbeitsweise der Künstlerin geben. Eine zusammengesetzte Partitur, ein System oder eine mechanische Mind-Map der vermenschlichten elektronischen und pflanzlichen Wesen verknüpft Murtaza mit wiederkehrenden Themen des inneren Universums – anstatt Ideen zu entwickeln, versucht sie, einen innewohnenden Geist anzurufen, der weder Fiktion noch Nicht-Fiktion ist.

Im Nassauischen Kunstverein zeigt sich so ein Entwurf dessen, was am 15. September im Garten der Hochschule RheinMain Wiesbaden in den Abendstunden zu sehen sein wird. Installativ werden individuell angepasste Arduinos, Computer, Software und Lichttechnik mit der Pflanzenwelt zusammengebracht, die die elektronischen Ströme von Pflanzen erklingen lassen. Franciscus Gall, wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Lehrauftrag als Laboringenieur am „Lichtlabor“ der Hochschule RheinMain, wird die temporäre Außeninstallation mit seinem an der Institution entwickelten magischen Nachtregenbogen ergänzen.

Mehreen Murtaza, die diesjährige Stipendiatin des 2008 von der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ins Leben gerufenen Stipendium Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen, wurde von Dr. Marion Ackermann, Direktorin der K21 Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, nominiert. Das Stipendium setzt sich zum Ziel, internationale junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern, die in ihrem Werk die Ideen der Kunstbewegung Fluxus aufgreifen und diese weiterentwickeln. Neben einem Preisgeld in Höhe von 10.000 € beinhaltet das Stipendium einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt in der hessischen Landeshauptstadt sowie eine Einzelausstellung im Nassauischen Kunstverein inklusive einer Publikation.

Die fünfköpfige Jury setzte sich zusammen aus Prof. Gregor Schneider, Künstler und Professor für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München, Lilian Engelmann, ehemals Kuratorin am Frankfurter Kunstverein und ab September Geschäftsführerin des nGbK, Berlin, Michael Berger, Fluxus-Sammler und Mäzen, Wiesbaden, Dr. Isolde Schmidt, Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, und Elke Gruhn, Künstlerische Leitung, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden. Die Jury entschied aus 43 Nominierungen.

Die bisherigen Follow Fluxus-Stipendiaten waren Emily Wardill (2008), Jimmy Robert (2009), Aslı Sungu (2010), Kateřina Šedá (2011), Stefan Burger (2012), Annette Krauss (2013) und Taro Izumi (2014). Das Stipendium wird durch das Kulturamt Wiesbaden ermöglicht.

Die Ausstellung wurde in Kooperation mit der Hochschule RheinMain – Wiesbaden technisch realisiert.