Kategorie-Archiv: Universal-Museen

Jäger und Sammler – Vom Ende einer Kultur – Hessisches Landesmuseum Wiesbaden ab 27.09.2015

© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Die Natur bietet dem Menschen alles was er zum Leben braucht. Doch nur noch wenige Kulturen haben die Fähigkeit das Angebot in seiner Fülle so zu nutzen, dass der Naturhaushalt keinen extremen Schaden erfährt.

Die Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden geben mit ihrer aktuellen Sonderausstellung „Jäger und Sammler – Vom Ende einer Kultur“ vom 27. September 2015 bis zum 22. Mai 2016 Einblicke in das Leben und die Umwelt dieser Gesellschaften. Beispielhaft wird in drei Ausstellungsälen mit großen Dioramen ein Eindruck von der südafrikanischen Kalahari, dem australischen Outback und dem Amazonasregenwald vermittelt. Taschen aus Vogelnestern und messerscharfe Klingen aus Steinen, Schmuckgegenstände aus Federn und Nüssen, Speere und Pfeile aus leichtem Holz sind nur einige der über 300 Ausstellungsstücke, die als Leihgaben in die Ausstellung kamen oder aus der völkerkundlichen Sammlung des Museums Wiesbaden stammen.

© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

So hat das Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig aus ihren bedeutenden Sammlungen einen Bogen der Andamanen und historische Bumerangs der Aborigines ausgeliehen. Ein Modell eines Eskimokanus aus Originalmaterialien kommt aus Mannheim von den Reiss-Engelhorn-Museen. Einen Großteil der Objekte brachte der Wiesbadener Werner Hammer von seinen Expeditionen mit. Er lebte viele Jahre bei den Menschen in den Urwäldern Südamerikas und anderer Regionen. Bereits als Jugendlicher entwickelte sich sein Interesse für indigene Völker und so studierte er alle ihm zur Verfügung stehende Literatur. Mit 20 Jahren reiste er erstmals alleine tief in den Amazonas. Alle weiteren Expeditionen unternahm er mit seiner Frau Marion Dirksen. Für die Ausstellung stellt Werner Hammer nicht nur seine mitgebrachten Alltags- und Kultgegenstände und Fotografien zur Verfügung. Im Kuratorenteam entwickelte er mit den Mitarbeitern des Museums auch das Konzept der Ausstellung und brachte sein Wissen und seine Erfahrungen ein. „Für diese Menschen und ihre Kultur gibt es in unserer Welt immer weniger Platz“, sagt Hammer. Unter welchen Bedingungen eine Vielfalt an Jäger- und Sammlerkulturen erhalten bleiben können, wird in der Ausstellung auch zum Thema gemacht.

Alle in der Ausstellung vertretenden Gesellschaften, wie die San und Pygmäen Afrikas, die Avá Guajá und Inuit Amerikas, die Stämme der Aborigines in Australien und die Semang Asiens leben heute im Kontakt mit der modernen Welt, und das zumeist unfreiwillig. Straßen, Erdölpumpen und Plantagen breiten sich in ihrem Lebensraum aus und zerstören die natürlichen Lebensgrundlagen. Fanatische Missionare tragen mit dazu bei, ihre Kultur zu vernichten.

© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
© Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

In Mittel- und Nordeuropa traten vor 7500 Jahren Ackerbau und Viehzucht ihren Siegeszug an und verdrängten nach und nach die Jäger- und Sammlerkulturen. Mit einem Rückblick auf die Frühgeschichte macht die Ausstellung auf diese Kulturen aufmerksam, die über die längste Zeit der Geschichte die bestimmende Lebensform der Menschen war. Im Fokus stehen dabei die von Prof. Dr. Thomas Terberger erforschten Pferdejäger von Wiesbaden-Igstadt. Sie lebten vor etwa 23 000 Jahren, also noch während der letzten Kaltzeit. Die Ausgrabungen förderten auch Schmuck aus fossilen Muscheln und Schnecken zutage und lassen eine vielseitige Kultur erkennen. Die Leihgaben stammen aus den Sammlungen des Stadtmuseums Wiesbaden. Die letzten Jäger- und Sammlerkulturen Europas sind schließlich Gegenstand der Forschung von Wolfram Viel, der in der Ausstellung einen besonderen Fundplatz der nordwesteuropäischen Ertebølle-Ellerbek-Kultur aus der Zeit vor etwa 7000 Jahren vorstellt.

Heute leben lokale Gemeinschaften von Jägern und Sammlern meist nur noch in extra für sie geschaffenen Reservaten oder in Gebieten,die bis jetzt aus ökonomischer Sicht für die Welt uninteressant waren. Die dort lebenden Menschen sollten selber entscheiden können, ob sie weiterhin isoliert ihre Kultur pflegen oder sie mit der Außenwelt Kontakt haben möchten. Mit der Ausstellung möchten die Kuratoren auf ihre Lebensweise aufmerksam machen und dazu beitragen, dass ihnen der Raum gelassen wird, der ihnen zusteht.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung
Führungstermine
Donnerstags um 18:00 Uhr und sonntags um 11:00 Uhr laden wir Sie zu öffentlichen Führungen durch die Naturhistorischen Sammlungen und die Sonderausstellung Jäger und Sammler ein.
Die aktuellen Themen finden Sie im Veranstaltungskalender der Interseite. Hier können Sie auch die Termine entnehmen, an denen Werner Hammer durch die Ausstellung führt.

Vorträge
Di 13 Okt 2015, 18:00 Uhr
Die Asmat in Papua, Sammler und Jäger im Aufbruch in die Moderne
Mit Prof. Dr. Gunter Konrad, Mönchengladbach

Di 8 Dez 2015, 18:00 Uhr
Die Pferdejäger von Wiesbaden
Mit Prof. Dr. Thomas Terberger, Greifswald

Di 9 Feb 2016, 18:00 Uhr
Die Ureinwohner von Australien
Mit Dr. Scheps-Bretschneider, Leipzig
Exkursionen

Sa 17 Okt 2015, 14:00 – ca. 17:00 Uhr
Pferdejäger und Muschelsammler – Geologisch-archäologische Wanderung zum altsteinzeitlichen Fundplatz Wiesbaden-Igstadt
Mit Prof. Dr. Thomas Terberger, Hannover und Dr. Michael Weidenfeller, Wiesbaden
Treffpunkt: 14:00 Uhr, Bushaltestelle „Am Wiesenhang“ (Linie 23), in der Susannastraße, Wiesbaden-Igstadt

Angebote für Schulen und Familien
Sa 10 Oktober, 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder: Auf den Spuren von Jägern und Sammlern: Blasrohre bauen und damit schießen

So 15 November, 11:00 – 14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien in der Ausstellung Jäger und Sammler

Sa 21 November, 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder: Auf den Spuren von Jägern und Sammlern: Masken, Gesichtsbemalung und mehr herstellen

Ort:

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum 
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄ 335 2250
Fax 0611 ⁄ 335 2192

Eines der letzten Universalmuseen: Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Ausstellungskalender

Das hessische Landesmuseum, selbst bedeutendes Baudenkmal, gilt als Deutschlands schönstes Museum. © massow-picture
Das hessische Landesmuseum, selbst bedeutendes Baudenkmal, gjilt als Deutschlands schönstes Museum. © massow-picture

Das nach 7 Renovierungsjahren im September 2014 wiedereröffnete prachtvolle Hessische Landesmuseum Darmstadt, selbst ein bedeutendes Baudenkmal, zählt zu den großen Museen Deutschlands und ist mit seinen 13 Abteilungen von Archäologie über Gemäldegalerie bis Zoologie eines der letzten – und zudem modernsten – Universalmuseen überhaupt.

 

 

Die dreizehn Sammlungsbereiche gliedern sich in:

  1. Archäologie
  2. Kirchliche Schatzkammer
  3. Graphische Sammlung
  4. Kunsthandwerk ab 1500
  5. Jugendstil
  6. Gemäldegalerie vom 13. bis Anfang 20. Jahrhundert
  7. Kunst nach 1945
  8. Block Beuys
  9. Ein Wald der Skulpturen – Sammlung Simon Spierer
  10. Geologie | Paläontologie
  11. Fossilien aus der Grube Messel
  12. Mineralogie
  13. Zoologie
Sonderausstellungen im Hessischen Landesmuseum finden in der großen Steinhalle statt.
Sonderausstellung: Zwischen Aufklärung und Romantik (noch bis 14. Juni 2015) .

Darüber hinaus werden Sonderausstellungen in der großen Steinhalle gezeigt, zuletzt: Karl der Große und Zwischen Aufklärung und Romantik usw.
Ein umfangreiches Programm bietet die Museumspädagogik. In den Vortragsräumen finden interessante Veranstaltungen für die Fachöffentlichkeit und den interessieren Laien statt.

 

 

Dipl. Rest. Olivia Levental (li), Leiterin der Restaurationswerkstätten erläutert auf dem Internationalen Museumstag am 17.Mai 2015 Volker Bouffier (m), Hessischer Ministerpräsident, in Beisein von Dr. Gabriele Gruber, stv. Direktorin des HLMD (r.) Jochen Partsch, Oberbürgermeister von Darmstadt und Prof. Dr. Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes, die Restaurierung von A. Delugs Gemälde "Märzwind".
Dipl. Rest. Olivia Levental (li), Leiterin der Restaurierungswerkstätten, erläutert auf dem Internationalen Museumstag am 17.Mai 2015 Volker Bouffier (m), Hessischer Ministerpräsident, in Beisein von Dr. Gabriele Gruber, stv. Direktorin des HLMD (r.), Jochen Partsch, Oberbürgermeister von Darmstadt und Prof. Dr. Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes sowie Dr. Thomas Wurzel, Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes, die Restaurierung von A. Delugs Gemälde „Märzwind“. © massow-picture

Das Haus ist eines der wenigen mit noch museumseigenen Restaurierungswerkstätten. Sechs für den Kunstbereich angestellten Diplom-Restauratorinnen und -Restauratoren betreuen tausende Objekte, darunter Gemälde, Skulpturen, archäologische und kunsthandwerkliche Artefakte sowie volks- und völkerkundliche Gegenstände. Die Restaurierungsabteilung des HLMD ermöglicht Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten in Form einjähriger, studienvorbereitender Praktika sowie die Betreuung von Studenten im Zuge von Semester- und Masterarbeiten.

Mario Drobek (m) erläutert gemeinsam mit Marisa Blume (li) dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier am Beispiel der Fossilie Hessischer Schuppenschwanz aus der Grube Messel die Präparationsmethoden von einst und heute.  © massow-picture
Mario Drobek (m.) erläutert gemeinsam mit Marisa Blume (r) dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier am Beispiel der Fossilie Hessischer Schuppenschwanz aus der Grube Messel die Präparationsmethoden von einst und heute. © massow-picture

Die geologische Präparation beschäftigt zwei Präparatoren und eine Museumstechnische Assistentin.  Zwei Praktikanten des Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes absolvieren ein einjähriges Praktikum in der Denkmalpflege Weltkulturerbe Grube Messel. Schwerpunkte der geologischen Präparation liegen in der Vorbereitung, Durchführung und Präparation der Fossilien der jährlichen Messel-Grabungen. Dies betrifft auch die Aufarbeitung und Sicherung der historischen Messel-Sammlung – insbesondere Krokodilfunde betreffend. Einen hohen Stellenwert in der alltäglichen Arbeit der geologischen Präparatoren hat die Aufarbeitung von Objekten für die bedeutende Sammlung sowie die Dauer- und Sonderausstellungen.

 Das Museum im Detail

Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen, eröffnete am 17. Mai 2015 feierlich im Foyer des Hessischen Landesmuseum den Internationalen Museumstag.Neben Vertreter des Landes und des Hauses  und des Oberbürgermeisters von Darmstadt, Jochen Partsch, waren anwesend: der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Prof. Dr. Eckart Köhne, der Präsident des Deutschen Nationalkomitees des Internationalen Museumsrates (ICOM), Dr. Michael Henker und der Vorsitzende des Hessischen Museumsverbandes, Dr. Thomas Wurzel . 1750 Museen bundesweit, davon 202 allein aus Hessen, nahmen am Internationalen Museumstag teil, international waren es gar 36 000 Museen. Das verbindende Element sei die Öffnung der ganz unterschiedlichen Einrichtungen bei freiem Eintritt. © massow-picture
Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen, eröffnete am 17. Mai 2015 feierlich im Foyer des Hessischen Landesmuseum den Internationalen Museumstag. Neben Vertretern des Landes und des Hauses und des Oberbürgermeisters von Darmstadt, Jochen Partsch, waren anwesend: der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Prof. Dr. Eckart Köhne, der Präsident des Deutschen Nationalkomitees des Internationalen Museumsrates (ICOM), Dr. Michael Henker und der Vorsitzende des Hessischen Museumsverbandes, Dr. Thomas Wurzel . 1750 Museen bundesweit, davon 202 allein aus Hessen, nahmen am Internationalen Museumstag teil, international waren es gar 36 000 Museen. Das verbindende Element sei die Öffnung der ganz unterschiedlichen Einrichtungen bei freiem Eintritt. © massow-picture

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt wurde in den Jahren 1897 – 1902 nach den Plänen des Berliner Architekten Alfred Messel (1853 – 1909) erbaut und konnte 1906 eröffnet werden. Mit den um eine große zentrale Halle gruppierten Stilräumen und Sammlungssälen, den offenen Höfen, beziehungsreichen Durchblicken und einer Durcharbeitung bis in das letzte Detail galt das Haus damals als eines der schönsten und modernsten Museen in Europa. Wegen dieses Erfolgs wurde der Architekt zum Generalplaner der Berliner Museumsinsel ernannt, für die er selbst das Pergamon Museum entwerfen konnte.

Hessische Landesmuseum Darmstadt © massow-picture
Hessische Landesmuseum Darmstadt © massow-picture

Das spezifische Profil des Hessischen Landesmuseums Darmstadt ist seit über zweihundert Jahren unverändert. Es war nie ein Spezialmuseum, sondern stets ein Hort für viele Sammlungen aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten. Wurde im 18. Jahrhundert damit noch eine vollständige Darstellung des damaligen Wissens angestrebt, so stand in den folgenden 150 Jahren der Gedanke eines Zentralmuseums im Vordergrund, das die Objekte und Kunstwerke, die im Großherzogtum und im Volksstaat Hessen von musealer Bedeutung waren, aufnahm. Während in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg die Frage nach einem besonderen Profil des Museums keine große Rolle spielte, ist Profilschärfung heute innerhalb der reichen Museumslandschaft im Rhein-Main-Gebiet sehr wohl von Relevanz. Der einzigartige Charakter des Landesmuseums besteht in der Vielzahl und Breite seiner Sammlungen bei gleichmäßig hoher Qualität der Bestände. Dies soll bei der Neupräsentation deutlich werden. Fast alle Sammlungen des Hauses, wenn auch manchmal nur mit wenigen Stücken, sind präsent und in den Rundgang eingebunden. Dabei ist jede Sammlung in einer spezifisch unterschiedlichen Weise präsentiert, so dass sich dem Besucher ein steter Wechsel von Erlebnisräumen darbietet, ganz so, wie es in der Intention Alfred Messels lag.

Der Charakter der Erlebnisräume wird im Hauptgeschoss mit seinen Stilzimmern besonders deutlich.

Bad Vilbeler Mosaik im Hessischen Landesmuseum Darmstadt
Führung durch die archäologische Raumfolge mit der Antikenrezeption, dem Säulenhof für das römische Bad Vilbeler Mosaik „Oceanus mit Gefolge“,© massow-picture

Rechts erstreckt sich die archäologische Raumfolge mit der Antikenrezeption, dem Säulenhof für das römische Bad Vilbeler Mosaik, dem römischen Gang mit der antiken Großskulptur und der Großen Halle, die als zukünftiger Ausstellungsraum klimatisiert ist. Auf der linken Seite führt der Romanische Gang mit mittelalterlicher Kunst zur Kapelle mit der kirchlichen Schatzkammer und der daran anschließenden weltlichen Schatzkammer mit der Decke aus dem Palazzo Medici-Pandolfini und dem originalen Zimmer aus dem Palazzo Pestalozzi in Chiavenna.

Waffensaal im Hessischen Landesmuseum Darmstadt
Der Waffensaal im Hessischen Landesmuseum Darmstadt mit Beständen aus diversen Zeughäusern. Hier die große Sammlung an Ritterrüstungen. © massow-picture

Seitlich schließt sich der sogenannte Waffensaal an mit den Beständen verschiedener Zeughäuser, darüber das bürgerliche Kunsthandwerk des Barock mit den berühmten Darmstädter Wämsern. Allen diesen Räumen ist gemeinsam, dass mit der Vermischung verschiedener Kunstgattungen: Kunsthandwerk, Glasmalerei, Malerei und Skulptur, der thematische Ansatzpunkt denn Raumeindruck bestimmt.

Ausschnitt aus der berühmten Skelettherde im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Jedes Ausstellungsstück wurde für die Neuaufstellung gereinigt, restauriert, neu präpariert. © massow-picture
Ausschnitt aus der berühmten Skelettherde im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Jedes Ausstellungsstück wurde für die Neuaufstellung gereinigt, restauriert, neu präpariert. © massow-picture

Im Norden des großen Foyers folgt die gänzlich neu gestaltete Zoologische Abteilung mit einer monumentalen Biodiversitätswand, einer Skelettherde und den frisch sanierten historischen Dioramen.

Darüber die Sammlung zur Erd- und Lebensgeschichte mit den Funden aus der Grube Messel.

 

 

 

Kunst nach 45 im 2 Stock, wo sich auch eine der größten Beuys-Sammlungen, "Block Beuys", befindet. © massow-picture
Kunst nach 45 im 2 Stock, wo sich auch eine der größten Beuys-Sammlungen, „Block Beuys“, befindet. © massow-picture

Im 2. Stockwerk befindet sich  das Geschoss für die Moderne mit den sanierten Räumen des Block Beuys und der Sammlung Simon Spierer und schließlich die Graphische Sammlung mit einem neuen Studiensaal.

Seitlich führen vom Foyer zwei in die historische Architektur symmetrisch eingefügte moderne Treppen in das neue Tieffoyer. Die bislang nicht oder nur ungenügend vorhandenen Funktionsräume werden von hier erschlossen: die Garderoben, Sanitäranlagen, ein neuer Vortragssaal, Studienräume für die Museumspädagogik sowie das Café mit eigenem Außenzugang und der Museumsshop, ebenfalls und zwar auch als barrierefreier Zugang zum Museum mit eigenem Außeneingang.

Römischer Hof mit einem Freilufttheater, hier während des Internationalen Museumstages.
Römischer Hof mit einem Freilufttheater, hier während des Internationalen Museumstages.

Die drei offenen Höfe des Museums, der Rodensteiner Hof als Freibereich des Cafés, der erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder öffentliche Gotische Hof und der überhaupt zum ersten Mal öffentlich gemachte Römische Hof mit einem Freilufttheater sind von hier aus zugänglich.

Im Sockelgeschoss finden sich die erstmals ausgestellten Sammlungen zur Ägyptischen, Griechischen und Japanischen Kunst mit vielen Exponaten aus dem ehemaligen Wella-Museum, die Vor- und Frühgeschichte sowie die international berühmte Sammlung zum internationalen Jugendstil, allesamt in gänzlich neuer Präsentation. Hier beginnt nun auch der Übergang zum 1984 erstellten und jetzt sanierten Erweiterungsbau von Reinhold Kargel, der die Gemäldegalerie des Museums enthält.

Walter Crane A Masque for the four seasons (1905 -09) auf Leinwand. Die vier weiblichen Figuren des berühmten Jugendstilgemäldes repräsentieren die vier Jahreszeiten.
Walter Crane A Masque for the four seasons (1905 -09) auf Leinwand. Die vier weiblichen Figuren des berühmten Jugendstilgemäldes repräsentieren die vier Jahreszeiten. © massow-picture

Die einstmals berühmte Darmstädter Gemäldegalerie, die in den letzten Jahrzehnten stets nur in Ausschnitten und an verschiedenen Stellen im Museum ausgestellt war, erhält hier auf fast 2.000 qm Fläche und in kolorierten Räumen wieder den Rahmen, der ihrem Rang in der deutschen Museumslandschaft gebührt.

Ausstellungskalender

Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00-18.00 Uhr
Mittwoch: 10.00-20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag: 11.00-17.00 Uhr
Montag, Karfreitag, Heiligabend und Silvester geschlossen

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
Telefon 06151 1657-000
info@remove-this.hlmd.de

Themenführung „Block Beuys“ am 22.4.2015, Landesmuseum Darmstadt

Joseph Beuys FOND III, 1969 / Grauballemann, 1952 / Filzanzug, 1970 Block Beuys, Raum 2 © VG Bild-Kunst Bonn 2014
Joseph Beuys
FOND III, 1969 / Grauballemann, 1952 / Filzanzug, 1970
Block Beuys, Raum 2
© VG Bild-Kunst Bonn 2014

Am Mittwoch, 22. April 2015, lädt das Landesmuseum Darmstadt um 18.30 Uhr zu der Themenführung „Block Beuys“ mit Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos für 19.-21 Jh., ein.

Joseph Beuys (1921–1986) war einer der bedeutendsten deutschen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt besitzt mit dem „Block Beuys“ seinen weltweit größten, authentischen Werkkomplex.

Den Kern bildet eine 1967 vom Darmstädter Sammler Karl Ströher angekaufte Werkgruppe, die ab 1968 erweitert und ergänzt wurde. 1970 hat Joseph Beuys die Aufstellung der Objekte und ihre Installation in Vitrinen selbst vorgenommen. 1989 konnte der „Block Beuys“ für das Museum erworben werden.

In sieben Räumen befinden sich 290 betitelte Arbeiten aus der Zeit von 1949 bis 1972 – darunter zahlreiche für das Kunstverständnis des Künstlers bedeutende Objekte und Installationen wie „Grauballemann“ (1952), „Jungfrau“ (1961), „Szene aus der Hirschjagd“ (1961), „Stuhl mit Fett“ (1963), „FOND II“ (1968) und „FOND III“ (1969). Filzobjekte aus den Jahren 1964–1967 dokumentieren die Bedeutung eines der Hauptmaterialien des Künstlers. 23 Vitrinen in drei Räumen bergen Objekte aus ehemaligen Aktionen und zahlreiche Multiples von Joseph Beuys. Zeichnungen und Wasserfarbenblätter ergänzen die Sammlung.

Die Führung ist kostenfrei, max. 25 Teilnehmer. Es gilt der Museumseintritt 6 und  ermäßigt 4 Euro.

Aktuelle Sonder-Ausstellungen: Zwischen Aufklärung und Romantik Zeichnungen, Aquarelle und Ölstudien aus der Gründungszeit des Hessischen Landesmuseums Darmstadt 13. März bis 14. Juni 2015

Ort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1,
64283 Darmstadt

Fliegen, Mücken, Bremsen 15 Mär 2015 — 30 Aug 2015 Landesmuseum Wiesbaden

© Landesmuseum Wiesbaden
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Eine Ausstellung der Naturhistorischen Sammlungen
Kleine Tiere sind selten Thema großer Ausstellungen. Fliegen, Mücken und Bremsen kommen jetzt im Museum Wiesbaden groß raus. Aber nicht nur, weil ein Schwarm übergroßer Tigermückenmodelle ausgestellt wird. In hochaufgelösten

© Landesmuseum Wiesbaden
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Fotografien wird ihre bizarre Schönheit zur Schau gestellt und unter dem Mikroskop kann ihre filigrane Bauweise studiert werden. Dank der Stubenfliegen und Stechmücken ist die Insektenordnung der Zweiflügler gut bekannt, beliebt sind sie weniger und das Wissen über sie gering. Allein in Deutschland leben 10.000 verschiedene Arten von Zweiflüglern. Sie sind nicht nur Plagegeister, sondern auch intelligent und faszinieren mit spannenden Lebensweisen. In der Ausstellung können Besucher die Tiere mit dem Mikroskop erforschen, sich von lebenden Fliegen umschwärmen lassen und die Tiere bei der Nahrungssuche beobachten. Die Ausstellung informiert auch über die Gefahren, die von den Tieren als Krankheitsüberträger ausgehen und über die ungeahnten Dienste, die sie als Putzkommando für die Umwelt leisten. Eine Welt ohne Fliegen ist nicht denkbar, sind doch ein Fünftel aller auf dem Erdball vorkommenden Tierarten Zweiflügler.

Zusammen mit dem Naturhistorischen Museum Neuchâtel und dem Museum für Naturkunde Berlin bieten die Naturhistorischen Sammlungen Wiesbadens mit dieser Ausstellung eine natur- und kulturgeschichtliche Reise in das wenig bekannte Reich der Fliegen.

Zur Ausstellung

© Landesmuseum Wiesbaden
© Landesmuseum Wiesbaden

Der Ausstellungsrundgang startet mit dem Surren von Stubenfliegen. Eine alleine kann schon nerven. Wie klingen dann erst tausend Tiere? Gut sichtbar und auch gesichert sind die nervösen Tiere in der Eingangsinszenierung zu erleben. Die nächsten Stationen zeigen das Wirken der Tiere, im Nützlichen wie im Schädlichen. Nützlich sind sie als Aasfresser und in der Ausstellung können die Maden bei dieser Tätigkeit beobachtet werden. Sie sind es, die sich im Lebenszyklus der Fliegen von Tierkadavern ernähren.

© Landesmuseum Wiesbaden
© Landesmuseum Wiesbaden

Wen es dabei schaudert, sollte bedenken, dass Fliegen innerhalb von kurzer Zeit Aas verschwinden lassen. Diese Fliegen sind die Müllabfuhr der Natur und in den Städten würde man ohne sie im Haustierkot versinken. Dieser Säuberungsdienst half übrigens viele Jahrhunderte lang auch Wunden zu heilen und wird heute dort wieder nützlich, wo Antibiotika nicht mehr wirken.

Raubfliege © Landesmuseum Wiesbaden
Raubfliege © Landesmuseum Wiesbaden

Zweiflügler tun aber auch weh, gerade wenn Bremsen und Gnitzen zustechen. Gefährlicher sind die Stiche tropischer Bluttrinker. Malariamücke und Tsetsefliege sind die bekanntesten Arten. Zusammen mit einigen weiteren Arten tragen sie dazu bei, dass fast die Hälfte der Menschheit durch Zweiflügler von Krankheit bedroht ist. Jährlich erkranken weltweit eine halbe Millionen Menschen an einem Insektenstich schwer. In rot getaucht zeigt die

© Landesmuseum Wiesbaden
© Landesmuseum Wiesbaden

Ausstellunginszenierung Krankenbetten und informiert eindrücklich mit Filmen und Fotos über die Krankheiten, ihre Verursacher und stellt neuste Forschungsprojekte vor.
Die Zweiflügler-Forschung beschäftigt sich aber nicht nur mit medizinischen Fragen. Die Tau- oder Essigfliege Drosophila melanogaster kam schon vor einhundert Jahren als Modellorganismus zu Ehren. Sie gehört zu den ersten höheren Organismen, deren Erbgut erforscht werden konnte und verhalf damit der heutigen Medizinforschung zu einem ungeheuren Schub. Techniker studieren die Flugkünste der Zweiflügler mit ihren halsbrecherischen Landemanövern und träumen von Fluggeräten mit ähnlich guten Flugeigenschaften. Dieses und weiteres Wissenswertes erfahren die Besucher im letzten Raum der 800 Quadratmeter großen Ausstellung.

Wussten Sie, dass man mit Fliegen auch Trüffelpilze findet? Oder dass sie den industriellen Fischfang entlasten, weil man sie statt Fischmehl verfüttern kann? Die kleinen Insekten mit den zwei Flügeln überzeugen in der Wiesbadener Ausstellung auch optisch. Hier sind neben den einheimischen Zweiflüglern besonders schöne Exemplare aus der ganzen Welt zu sehen. Stielaugenfliege, Langhornmücke oder Regenbremse, Waffen-, Tanz- und Buckelfliege, Hummelschwärmer und Schneckenfliege sind nur einige davon.

Aber Achtung, Stein-, Köcher- und Kamelhalsfliegen führen mit ihren Namen in die Irre, sind sie doch mit den Zweiflüglern nicht näher verwandt. Und die Fliegenfischer erfinden ihre ganz eigenen, kunstvollen Fliegen, um Fische an die Angel zu bekommen.

Einige Zahlen und Fakten zu den Zweiflüglern

© Landesmuseum Wiesbaden
© Landesmuseum Wiesbaden

• Zweiflügler werden wissenschaftlich als Diptera bezeichnet und umfassen die beiden Großgruppen Fliegen und Mücken.
• Die meisten Fliegen haben sechs Beine, zwei Flügel und zwei Schwingkölbchen. Abweichungen existieren aber überall. So gibt es etwa einige Lausfliegen ohne Flügel.
• Zweiflügler durchlaufen nach einem Larvenstadium eine vollständige Metamorphose (Ei – Larve – Puppe – Imago).
• Die Larven entwickeln sich von unterschiedlichsten Nahrungsquellen (tote organische Substanzen, Pflanzen, Fleisch).
• Die Aufgabe der erwachsenen Tiere ist es, die Verbreitung und Vermehrung zu sichern.
• Besonders spannend sind beispielsweise Balz und Paarung, insbesondere bei Geweihfliegen, Stielaugenfliegen, Tanzfliegen und Raubfliegen.
• Ein Hektar westeuropäischer Laubwald produziert pro Jahr 7 kg (6 Millionen) Zweiflügler – Wirbeltiere nur 6,3 kg pro Hektar und Jahr.
• Wie in fast allen Tiergruppen sind etwa ein Drittel aller Arten Parasiten (Buckelfliegen, Raupenfliegen, Wollschweber, Kugelfliegen).
• Feinde der Fliegen sind unter anderem Menschen, Vögel, Fledermäuse, Eidechsen, Frösche, Fische, Spinnen, Sandlaufkäfer.
• Heute werden 175 Familien unterschieden (z.B. Schwebfliegen, Bremsen, Stechmücken).
• Fossil sind weitere 43 Familien belegt.
• Mehr als 150.000 Arten sind bisher weltweit beschrieben worden. Es wird mit mindestens einer Millionen Arten zu rechnen sein.
• Zur vollständigen Erfassung müssten wir etwa weitere 500 Jahre intensiv forschen.
• Auf dem letztjährigen Internationalen Kongress der Fliegenforscher trafen sich etwa 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 40 Ländern in Potsdam.
• In Deutschland leben mehr als 10.000 Arten (von insgesamt 48.000), also sind ein Fünftel aller Tierarten Zweiflügler.
• Alleine von den Schwebfliegen gibt es mehr als 440 Arten in Deutschland und über 5.000 Arten weltweit. Sie fallen dadurch auf, dass sie fliegend auf einer Stelle verharren und mit ihrer auffälligen Färbungen Wespen und andere wehrhafte Hautflügler imitieren.
• Der älteste bekannte Zweiflügler (Grauvogelia arzvilleriana) stammt aus der Trias (etwa 240 Millionen Jahre).
• Besonders in Bernstein finden sich ungeheure Mengen an fossil überlieferten Zweiflüglern.
• Baltischer Bernstein (etwa 44 Mio Jahren) zeigt bereits alle heutigen Familien und oft können diese auch heutigen Gattungen zugeordnet werden.
• Für den Menschen sind Zweiflügler nützlich als Destruenten, Bestäuber, Parasiten von Schädlingen, Nahrung, in der Medizin und Forensik.
• Als Quälgeister für Menschen gelten Stechmücken (Culicidae), Gnitzen (Ceratopogonidae) [Virus – Blauzungenkrankheit], Kriebelmücken (Simuliidae) [Flussblindheit], Bremsen (Tabanidae), Lausfliegen (Hippoboscidae), Wadenstecher (Muscidae), Dasselfliegen (Oestridae), Sandmücken (Phlebotominae), Zungenfliegen (Glossinidae).
Aktuelle Invasoren: (1) Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) seit 2007 in Deutschland (Überträger von Dengue- und Gelbfieber), (2) Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) seit 2011 in Deutschland, (3) Sandmücken (Phlebotominae) (Überträger von Leishmaniose) seit 1999 in Deutschland.
• Häufigste von Zweiflüglern übertragene Krankheiten: Malaria (durch Culicidae), Schlafkrankheit (durch Tsetse-Fliege, Glossinidae), Flussblindheit (durch Simuliidae), Leishmaniose (durch Phlebotominae), Gelbfieber-Virus (durch Culicidae), Denguevirus (durch Culicidae), Chikungunya-Virus (durch Culicidae), West-Nil-Virus (durch Culicidae), etc.
• Bedeutende Forscher in Deutschland: Johann Wilhelm Meigen (1764-1845), Rudolf Wiedemann (1770-1840), Willi Hennig (1913-1976), Christiane Nüsslein-Volhard (1942)