Kategorie-Archiv: Theater Wiesbaden

Wiesbadener Biennale: Bis dass uns der Boden unter den Füßen wegweht? – Auftakt mit Sculpting-Fear

Julian Hetzel - Sculpting Fear Foto: Martin Wickenhaeuser
Julian Hetzel – Sculpting Fear Foto: Martin Wickenhaeuser

Sculpting Fear – bis  dass uns der Boden unter den Füßen wegweht? 

Julian Hetzels Auftakt-Performance auf der Wiesbadener Biennale 2016-geriet für manch einen Premiere-Gast zur Nervenprobe.-

Mit „Sculpting Fear“ von Julian Hetzel, war die Biennale Wiesbaden zwischen Schauspiel und Performance, Musik und Bühnenkulisse in die „Erkundung der Europäischen Union“ gestartet. Wenngleich von den Schauspielern hervorragend umgesetzt, konnte sich mir der tiefere Sinn dieser von monotoner elektronischer Dauer-Klangkulisse begleiteten Apokalypse nicht wirklich erschließen. Ging es eher darum, die in Europa umgehende Angst aufzuzeigen, die besorgte Bürger zunehmend auf die Strasse treibt, radikale Positionen aufblühen und Gewalt heraufbeschwören lässt, wie es in einem Begleittext heißt. Oder will die Bühnenperformance „Sculpting Fear“ eher auf den psychologischen Aspekt des selbstzerstörend wirkenden Systems ungebremsten Burnouts hinweisen?

Das Szenario: Die Zuschauer sehen zunächst drei Büro-Menschen, die minutenlang Bürostühle vor sich hin- und her-rollen, zeitweise sich darin gegenseitig über die Bühne schieben, um schließlich wieder –  jeder für sich allein – seinen „Roll-Stuhl“ zu bugsieren. Das dauert alles recht lange, bis sich auf einmal der Raum verdunkelt.  Heftige detonationsähnliche Geräusche ertönen. Die Protagonisten sind aus ihren Brürostühlen gekippt. Als allmählich das  Licht hochgedimmt wird, liegen die drei Protagonisten neben oder unter  ihren  Bürostühlen begraben da wie tot. Nebelschwaden wabern und geben der Szenerie beinahe wagnerische Dramatik, wäre da nur nicht dieser entsetzliche, tinnitusähnliche Dauerklang. –

In diesem Moment übernehmen Staubsaugerroboter den Dialog. Robbi 1 eine sagt: „Dieser Job saugt mich einfach aus!“ Daraufhin Robbi 2: „Klingt so, als würdest du zu viel arbeiten?“ (…) „Ich denke, du brauchst mal frische Luft!“ Robbi 1:  „Ich glaube ich bin voll“ Robbi 2: „Zeit, dein System zu reinigen.“ Das Roboter-Zwiegespräch erstickt jäh, als ein, an einen Tatort-Reiniger erinnernder Katastrophen-Müllmann die Bühne betritt und die Robbis abschaltet, bevor er mit seiner Entsorgungsarbeit beginnt.

In orangene Ganzkörper-Schutzmontur gehüllt, beginnt der  „Tatort-Müllwerker“   die nieder gestreckten erschlafften Büro-Kadaver mit einer  geschickt an sie gelegten Kadaver-Stange zu entsorgen. Als nun die  letzte „Leiche“ dran ist bei der „Entsorgung“, und doch noch ein Lebenszeichen von sich gibt, wird klar, die Drei  sind noch nicht wirklich tot!“.

Schließlich schaffen sie es noch einmal, sich zu reaktivieren, symbolisch mit der Bereitung eines Kaffees am Kaffeeautomat unterstrichen.. Dieser Akt zog sich überlang hin, da das Publikum dreimal hintereinander die laut simulierten Vorgänge des Kaffeeaufbrühens-(Bohnen malen, Wasser hochkochen und einschießen, Milch schäumen etc.) miterleben durfte.

Die Bürostuhl-Performance wiederholt sich, so wie auch, wer von Burnout gefährdet ist, immer wieder von neuem versucht, ins Hamsterrad zu steigen.

Typischerweise zeichnen sich viele Burnout-Kandidaten darin aus, ihre psychophysischen Belastungs-Grenzen solange zu ignorieren, bis die ganz große persönliche Katastrophe passiert, wie immer diese aussehen mag,
Auf der Bühne gipfelt der katastrophale Höhepunkt in selbstzerstörerischer Aggressivität: Als die „Burnoutler“ von ihrem zweiten Zusammenbruch noch desorientierter als beim ersten Mal  wieder zu sich kommen und nichts mehr mit sich anzufangen wissen, beginnen sie, wie  Borderliner mit Ritzen in seinen Unterarm, den Boden unter sich mit Händen und  Schuhen zu malträtieren.

 

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Die Darsteller rieben und bearbeiteten den sich als Styroporboden erweisenden Untergrund solange, bis er aufplatzte: erst ein wenig, dann zusehends. Immer mehr Styroporteile bröselten heraus. Sofort wurden diese  von kleinen Windmaschinen weggeblasen. Dieses Szenario versinnbildlichte wunderbar die eisige (Gefühls-)Kälte, in der nur noch die Logik von Zerstörung einen gewissen Lustgewinn zu verschaffen scheint.  Schließlich dem Zerstörungswahn verfallen,  rissen die Darsteller bei vollem Körpereinsatz ganze Platten aus dem Boden, auf dem sie standen. Sie zertrümmerten diese, eine nach der anderen, unermüdlich und gründlich.  Als der Rausch  allmählich abebbte, erkannten sie fast zu spät, das Ausmaß und die Folgen ihrer blinden Zerstörungswut. In letzter Minute nun, versuchten sie zu retten, was noch vielleicht zu retten war. Sie versuchten die wegfliegenden restlichen Trümmerteile festzuhalten und sie mosaikartig zu einem notdürftigen Bodenersatz zusammenzulegen.

Nebelschaden, zuletzt  eine alles umhüllende rote Wolke beendete den ergebnisoffenen, eher hoffnungslos anmutenden Aktionismus. Und die Botschaft?, vielleichit:  „Hört auf, blindlinks zu funktionieren in einem System, das euch krank macht,  bevor es euch der Boden unter den Füßen wegfliegt?

Wiesbadener Biennale: Dries Verhoeven Beerdigungs-Happening der „Multikulturellen Gesellschaft“

Einzug in die Kirche, vorneweg die Messdiener mit Weihrauchschwenker, gefolgt vom niederländischen Künstler Dries Verheoven, den Sargträgern mit der verstorbenen "Multikulti-Gesellschaft" Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Einzug in die Kirche, vorneweg die Messdiener mit Weihrauchschwenker, gefolgt vom Pfarrer (Schauspieler Ulrich Schmissat), den Sargträgern mit der verstorbenen „Multikulti-Gesellschaft“ Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Als einzige Kirche hatte sich die Wiesbadener Anglikanische Kirche St. Augustine auf Dries Verhoevens  Kunst-Event eingelassen und es nicht als allzu gotteslästerlich empfunden, namens der Kunst in ihren christlich sakralen heiligen Hallen  eine  „Beerdigung ganz besonderer Art“ zuzulassen. Zu Grabe getragen wurde nämlich  kein Mensch, sondern eine Idee, eine Wertvorstellung: das Konstrukt der „multikulturellen Gesellschaft“.

Am offenen Sarg vorbei ging es für die Trauernden in den Trauergottesdienst. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Am offenen Sarg vorbei ging es für die Trauernden in den Trauergottesdienst. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Ganz in schwarz  begrüßte Dries Verhoeven die  Trauergäste  mit einer Umarmung und den Worten: „Schön das du gekommen bist!“ Dann ging es vorbei am offenen Sarg, in dem ein junger Mann mit geöffneten Augen aufgebahrt lag, in die Kirche. Die ersten beiden Bank-Reihen sind reserviert, wie wir ein wenig später erleben, für die „Trauergäste“. Als die Kirche bis auf den letzten Sitz-und Stehplatz gefüllt ist, und er Chor anstimmt,  zieht der Trauerzug ein: Voran die Messdiener, gefolgt vom „Pfarrer“ (Schauspieler Ulrich Schmissat), hinter diesem schultern sechs original als Sargträger gekleidete Statisten den  schwarzglänzenden Holz-Sarg. Die  Gruppe der „trauernden Angehörigen“ folgt dem Sarg, der in der Chorapsis aufgebockt wird. Vier Kerzen, die auf Geheiß des Geistlichen hin von einem deutlich als Migrantenkind erkennbarem Mädchen entzündet werden, sollen ein wenig helfen, die „Finsternis“ zu erhellen.  Wie das Entzünden der Kerzen passiert auch alles andere in zum Verwechseln ähnlicher,  christlicher Liturgie: Weihrauch, Kreuz, Gebet, Ornat, Predigt,  Lesung, Sammeln, Fürbitte, Friedensgruß und das Orgelspiel vom Wiesbadener Kirchenmusiker Thomas Schermuly.

Die Lesung der Totenmesse   beim Beerdigungs-Happing.© massow-picture
Die Lesung der Totenmesse beim Beerdigungs-Happing.© massow-picture

Die Begräbnisfeier der „multikulturellen Gesellschaft“, wie sie hierzulande assoziiert wird, nimmt ihren Lauf. Ihr Todeszeitpunkt wird auf die Zeit um Charli Hebdo datiert. Seitdem sind hierzulande Migranten unter Generalverdacht geraten.  Radikale, zunehmend auch aus der Mitte der Gesellschaft, haben  die Angst der Leute vor Überfremdung und der Abschaffung des Abendlandes geschürt und vielfach für ihren eigenen Zwecke missbraucht.
Nun endlich hat die   monokulturelle Gesellschaft wieder eine Chance. Begrüßt wird daher die neue deutsche Leitkultur, und „Thilo Sarazin“, dem Schöpfer des Basiswerkes „Deutschland schafft sich ab!“  skandiert: „Dank sei Thilo!“

Der Auszug aus der Kirche erfolgt nach einer Abendmal-ähnlichen Darreichung einer Dattel an interessierte Trauernde in gleicher Aufstellung wie der Einzug. Die Messdiener, der Pfarrer, der Sarg und hintenan die Trauernden, insgesamt gut 200 Personen.

Die lange Trauerkolonne bewegt sich hier von der Anglikanischen Kirche an der Wilhelmstrasse entlang in Richtung Schillerdenkmal, wo die Erdbestattung stattfinden wird. Am offenen Sarg vorbei ging es für die Trauernden in den Trauergottesdienst. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Die lange Trauerkolonne bewegt sich hier von der Anglikanischen Kirche an der Wilhelmstrasse entlang in Richtung Schillerdenkmal, wo die Erdbestattung stattfinden wird. Am offenen Sarg vorbei ging es für die Trauernden in den Trauergottesdienst. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Nachdem der Sarg in das Beerdigungsfahrzeug geladen ist,  stoppt gar ein Bus in der Frankfurter Straße, damit der  Trauerzug gefahrlos hinüber und  entlang der   Wilhelmstrasse  in Richtung Schillerdenkmal zur letzten – bereits für die Erdbestattung vorbereitete –  Ruhestätte am Theater marschieren kann.

Gleich wird der Sarg mit der "multikulturellen Gesellschaft" in die Grube oberhalb des Schillerdenkmals am Wiesbadener Theater herabgelassen. Die lange Trauerkolonne bewegt sich hier von der Anglikanischen Kirche an der Wilhelmstrasse entlang in Richtung Schillerdenkmal, wo die Erdbestattung stattfinden wird. Am offenen Sarg vorbei ging es für die Trauernden in den Trauergottesdienst. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Gleich wird der Sarg  der „multikulturellen Gesellschaft“ in die Grube oberhalb des Schillerdenkmals am Wiesbadener Theater herabgelassen werden.  Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

 

Nach der Beisetzung mit Grabrede und persönlicher Abschiednahme  folgten zahlreiche Trauergäste  der Einladung zum „Leichenschmaus“ mit Kaffee und Käsebrötchen in das „Café hinter dem Friedhof“ (Theater-Kantine). Hier war auch Gelegenheit, den als Menschen mit Migrationshintergrund erkennbaren Hinterbliebenen zu kondolieren und/ oder entsprechende  Beileidsbekundungen in ein ausliegendes Trauerbuch zu schreiben.

Noch bis einschließlich zum 3. September 2016 veranstaltet der Niederländer täglich ab 18.00 Uhr seine „Beerdigungs-Happenings“. „Segen und Eintritt“ sind frei.

Wiesbadener Biennale: Thomas Bellincks EU-Untergangsretrospektive im „Haus der Europäischen Geschichte im Exil“ c/o Altes Gericht

Das Haus der Europäischen Geschichte im Alten Gericht.  Für ein paar Wochen hat Wiesbaden ein Europa-Museum erhalten. Foto © massow-picture
Das Haus der Europäischen Geschichte im Alten Gericht Wiesbaden. Für ein paar Wochen hat Wiesbaden ein Europa-Museum. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Europas Untergang kann heute schon aus dem soziohistorischen Rückblick des Jahres 2060 im Alten Gericht besichtigt werden.

Wiesbaden hat ein neues internationales Museum, das „Haus der Europäischen Geschichte“, im ehemaligen Alten Gericht. Hier zeigt einer der bemerkenswertesten belgischen Regisseure, Thomas Bellinck,  noch bis zum 18. September 2016 dem „müden Europäer“ von heute,  wie dessen Nachkommen aus historischer Distanz heraus später einmal über den nicht verhinderten Untergang der Europäischen Union denken und urteilen werden.

Thomas Bellinck. "Keine Sorge, wenn, dann kommt es seiner Berechnung zur Folge erst 2053 zum Weltkrieg".Foto © massow-picture
Thomas Bellinck. „Keine Sorge, wenn, dann kommt es seiner Berechnung zur Folge erst 2053 zum Weltkrieg“.Foto Diether v. Goddenthow © massow-picture

Thomas Bellinck, unter anderem inspiriert von George Friedmans 2009 im Campusverlag erschienen Buch “Die nächsten hundert Jahre: Die Weltordnung der Zukunft“, versucht aus der Perspektive des Jahres 2060 einen Rückblick auf das dann bereits untergegangene Europa zu inszenieren. Der belgische Regisseur findet es wichtig, “aufzuzeigen, wenn man aus der Zukunft in die Jetztzeit schaut (…) vielleicht ändert es etwas, wie wir darüber denken, man sieht mehr mit Abstand. Wir bräuchten heute wieder so einen Abstand, so eine historische Distanz zu den Geschehnissen, um besser entscheiden zu können“, so der Künstler. Aber eine Utopie zur Rettung Europas hat selbst Bellinck nicht. Vielmehr kuratiert Bellinck aus dem Blickwinkel eines Historikers im Jahr 2060 minutiös den Untergang der Europäischen Union, der im frühen 21. Jahrhundert begann.

Treppenhaus des Neo-Renaissance-Gebäudes, jahrelang auch Kulisse von "Ein Fall für 2".  Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Treppenhaus des Neo-Renaissance-Gebäudes, jahrelang auch Kulisse von „Ein Fall für 2″. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Einzeln, höchstens sechs Personen in einer halben Stunde, können Besucher die „Ausstellung des europäischen Untergangs“ vom Keller bis zur Dachetage völlig selbständig im Alten Gericht durchwandern.

 

 

 

 

 

 Foto © massow-picture
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Bereits im Keller begegnen Besucher merkwürdigen  Exponaten der abgehalfterten  EU-Konsumgesellschaft wie etwa einem Karton, aus dem sich Hände an abgetrennten Armen ausrangierter Schaufensterpuppen Ihnen  entgegenstrecken. Sie fühlen sich beinahe wie in einer Geisterbahn oder etwas später wie in einem Gefängnis ohne Wiederkehr, wären da nicht dann und wann doch freundliche „Geister“, die  auf Nachfrage  hin helfen, den richtigen Weg aus dem  Raum- und Gänge-Labyrinth des Alten Gerichts im vorgegebenen Museums- Parcours zu finden.

Im großräumigen Kellergeschoss des Alten Gerichts beginnt die Ausstellung.
Im großräumigen Kellergeschoss des Alten Gerichts beginnt die Ausstellung. Foto © massow-picture

Neben allen möglichen und unmöglichen Exponaten einer untergegangenen EU-Welt gemeinsamer Währung, freiheitlicher Werte und offener Grenzen  begleiten  Besucher  Texttafeln in vier Sprachen, darunter Esperanto einer EU-Sprache in spe,  sowie angestaubte Landkarten im  Charme der 50-Jahre.

 

Tausende Visitenkarten, aufgespiest und hinter Glas gerahmt wie eine Insektensammlung, erwarten Besucher im rund 250 Quadrameter großen, ehemaligen großen holzgetäfelten Schwurgerichtssaal mit herrlicher Kassettendecke.. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Tausende Visitenkarten, aufgespiest und hinter Glas gerahmt wie eine Insektensammlung, erwarten Besucher im rund 250 Quadrameter großen, ehemaligen großen holzgetäfelten Schwurgerichtssaal mit herrlicher Kassettendecke.. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Als hätten vorausschauende Sammler einstmals alle Zeugnisse europäischer Unions-Identität liebevoll zusammen getragen: ob abgelegte Euro-Paletten, Teile einer eingemotteten Parlaments-Vertäfelung oder akribisch hinter Glas aufgespießte  Visitenkarten Brüsseler Lobbyisten im großen Schwurgerichts_Saal,

Foto © massow-picture
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ob Putin-Klopapier oder die IS-Flagge inmitten europäischer Hoheitszeichen – es wird nichts ausgelassen, was den Finger in die Wunde derzeitiger Versäumnisse oder Fehlentscheidungen legt.

 

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Selbst Angela Merkel, die sich krampfhaft am Rand einer Schüssel vor dem Ertrinken zu retten versucht, wird als Symbol massiver Versäumnisse  einer passiven und ignoranten „Wir-schaffen-das-Politik“ vorgeführt.

In 13 Stationen der vier Etagen des Neo-Renaissance-Gebäudes können die Exponate des Untergangs aus dem alten Europa bestaunt werden:1. Station: In Vielfalt geeint. 2. Magnet Europa, Otto von Europa 3. Das Ende der Geschichte. 4. Die Wiederkehr der Vergangenheit

Texttafel-Beispiel der Station 4:  „Wiederkehr der Vergangenheit“

„Am Ende der zweiten Zwischenkriegszeit wurde deutlich, dass das Europamotto ‚In Vielfalt geeint‘ im Hinblick auf die Einheit hoffnungslos übertrieben und bezüglich der Vielfalt untertrieben war. Mit jeder Erweiterung schien der Einfluss der einzelnen Mitgliedsstaaten auf die Europäischen Entscheidungsprozesse geringer zu werden. Das Vertrauen der Europäer schwand zusehends, und die alten Argumente konnten die nachkommenden Generationen nicht länger überzeugen. Wohlstand und Zusammenarbeit waren selbstverständlich geworden. Der Ansporn ‚Nie wieder Krieg‘ hatte sich nach gut einem halben Jahrhundert verbraucht.

Ausstellungsraum im 4. Bereich: Die Wiederkehr der Vergangenheit. © massow-picture
Ausstellungsraum im 4. Bereich: Die Wiederkehr der Vergangenheit. © massow-picture

Überall gab es zwar Denkmäler, die das breite Publikum an ‚die Vergangenheit‘ erinnern sollten, aber an was genau dabei erinnert wurde, erwies sich als auffällig beschränkt. Die Denkmäler und Sehenswürdigkeiten des 20. Jahrhunderts, die ein Gefühl der Verbundenheit schaffen sollten, glichen immer mehr einer Raritätensammlung. Erlebnismuseen, Massentourismus zu Kriegsschauplätzen, Themenparks und Rollenspiele und Nachstellungen historischer Ereignisse hatten Hochkonjunktur. Ehemalige Konzentrationslager wie Ausschwitz-Birkenaus lockten jährlich an die 1,5 Millionen Besucher. In Golfcarts  fuhren Touristen entlang der Drehorte des Holocaust-Blockbusters Schindlers Liste durch das frühere Krakauer Getto. In Berlin konnte man für gerade einmal zwei Euro (= 173 WEM) für ein Foto mit uniformierten Grenzbeamten posieren und so die Zeit aufstehen lassen, als der Eiserne Vorhang die Stadt noch in zwei Hälften geteilt hatte. Nicht die Erinnerung, sondern das Event stand im Mittelpunkt.

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Bild aus 12. Bereich: Die große Rezession © massow-picture

In Zeiten der Krise zeigte sich schmerzlich, wie wenig die Menschen aus der Vergangenheit gelernt hatten. Die wieder aufkeimende Angst trieb die politischen Akteure vor sich her und ließ die Menschen empfänglicher werden für die Übel der Vergangenheit als den Traum von einem vereinten Europa. 2016 ließ Großbritannien in einem ‚Referendum‘ – eine Volksabstimmung – entscheiden, ob der Staat in der Europäischen Union bleiben sollte. Und trat infolge dessen 2019 aus. Im selben Jahr gingen auf dem gesamten Kontinent die europaskeptischen, antiparlamentarischen, nationalistischen, separatistischen, populistischen, extremistischen Parteien als strahlende Sieger aus den Wahlen zum Europaparlament hervor. Der älteste Widersacher des Projektes Europa war wieder aufgetaucht: das Europa der Nationalstaaten.„

Weitere Stationen im Haus der Geschichte im Alten Gericht
Im Erinnerungstempel der Bürokatie können interessierte Besucher, wie hier die Dame auf dem Foto die Türme reglementierender Verordnungen bis ins nächste Stockwerk verfolgen.  © massow-picture
Im Erinnerungstempel der Bürokatie können interessierte Besucher, wie hier die Dame auf dem Foto die Türme reglementierender Verordnungen bis ins nächste Stockwerk verfolgen. © massow-picture

Weitere Stationen sind: 5. Die Kunst des Kompromisses, 6. Richtlinien und Verordnungen, 7. Die Lobbyisten-Hauptstadt der Welt, 8. Die Plastikwüste. 9. Demographischer Wandel. 10. Die Mauer. 11. Die Sternstunde Europas. 12. Die große Rezession. 13. Die Angst vor dem Ruin.

Der Rundgang endet in der zur Bar umgerüsteten kleinen Justizkantine im Dachgeschoss, wo sich der spätestens bis dahin müde gewanderte Europäer ein wenig bei Apfelsaft-Schorle oder Wasser erfrischen und die zuvor niederdrückenden Europa-Impressionen als schlimmen Traum, aus dem er erwacht ist, runterspülen kann.

Nachdem der Haupteingang von Taubenkotbergen befreit wurde, ist er Besuchern wieder zumutbar. © massow-picture
Nachdem der Haupteingang von Taubenkotbergen befreit wurde, ist er Besuchern wieder zumutbar. © massow-picture

Anschließend kann er sich dann auf einem anderen, direkten Weg durch das herrliche Treppenhaus hinunter zum Hausgang begeben. Hierzu dient der  Haupteingang des Alten Gerichts. Der Ausstellungs-Eingang befindet sich jedoch nicht hier, sondern zirka 10 Meter links davon, im ehemaligen Personaleingang.

Interessenten sollten ruhig 60 Minuten für ihren Alleinrundgang im „Haus der Europäischen Geschichte“  einplanen. Die  5,– Euro Eintrittspreis sind eher symbolisch zu verstehen. Karten sollten am besten an der Theaterkasse gelöst werden. Sie gibt es aber auch direkt am Ausstellungseingang im Alten Gericht.

Öffnungszeiten:
täglich noch bis einschließlich Sonntag, 18. September 2016
11 Uhr bis 18 Uhr
Ort: Altes Gericht, Gerichtsstrasse (zwischen Oranienstrasse und Moritzstrasse, Buslinie 6 bis Adelheidstrasse)

»EGMONT!« -ERÖFFNUNGSPREMIERE DER SPIELZEIT 2016.2017 IM SCHAUSPIEL des Wiesbadener Staatstheater

foyerkl.hsNach Johann Wolfgang von Goethe & Heiner Müllers »Leben Gundlings«

 Premiere am 10. September 2016 um 19:30 Uhr im Kleinen Haus // die beiden nächsten Vorstellungstermine sind am 16. & 18. September jeweils um 19:30 Uhr

Zum Spielzeit-Auftakt gibt das Schauspiel eine große Variation auf das Thema Freiheit: Den historischen Kontext bildet Brüssel Mitte des 16. Jahrhunderts. Graf Egmont, der unbekümmerte, freiheitsdurstige Titelheld, dessen Lebensprinzip Toleranz bei den Bürgern großen Anklang findet, ist eigentlich ein apolitischer Mensch. Er gerät in die Schlingen der Politik, als in der niederländischen Provinz ein Aufstand gegen die spanische Regentschaft zu toben beginnt und der Herzog von Alba, an der Spitze des Machtsystems, mit Härte zurückschlägt. Alba fürchtet Egmonts Einfluss beim Volk und sucht im politischen Kalkül Mittel gegen ihn. Egmont, dessen Macht konträr zu der des Herzogs von Alba hauptsächlich in seiner gewinnenden Persönlichkeit liegt, negiert die aufkeimende Gefahr, bis es zu spät ist. Er muss erkennen, dass sein geliebtes Volk für sein Leben nicht den Aufstand proben wird.

Die Kontroverse um die Dialektik von Herrschaft und Freiheit zwischen Egmont und Alba wird über Egmonts Tod hinaus von Albas jungem Sohn Ferdinand fortgeführt, der bezeichnenderweise ein aufrichtiger Verehrer Egmonts ist. Damit verwebt Goethe einmal mehr das Private mit dem Politischen und stellt den staatsmännischen Widerstreit nicht nur als einen innerhalb der Familie, sondern auch als einen der Generationen dar.

Regisseurin Johanna Wehner verschneidet den klassischen Goethe-Text mit Fragmenten aus Heiner Müllers »Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei«, in dem ein bildreicher Bogen durch die Risse der deutschen Geschichte entworfen wird. So loten in ihrer Inszenierung alle Figuren mit ihren (Lebens-)Entscheidungen die Grenzen der jeweiligen Selbstbestimmung im Gemeinschaftsgefüge aus.

Regie Johanna Wehner Bühne Elisabeth Vogetseder Kostüme Ellen Hofmann
Musik Felix Johannes Lange Dramaturgie Anna-Sophia Güther

Mit Sólveig Arnarsdóttir, Evelyn M. Faber, Janning Kahnert, Uwe Kraus, Rainer Kühn, Ulrich Rechenbach, Janina Schauer, Daniel Sträßer / Michael Birnbaum

Weitere Vorstellungstermine und mehr Informationen finden Sie unter www.staatstheater-wiesbaden.de

Wiesbaden Biennale: Hessisches Staatstheater und Wiesbaden werden am Wochenende zur internationalen Theater- und Performances-Bühne

Asyl Festivalzentrum Foto: © Wiesbadener Biennale
Asyl Festivalzentrum Foto: © Wiesbadener Biennale

Wiesbaden Biennale macht ab 25.8. Hessisches Staatstheater und Landeshauptstadt elf Tage lang zur Bühne für internationales Theater und Performances

Eröffnungswochenende mit Uraufführung „So little Time“ von Rabih Mroué, Europapremiere von Dmitry Krymovs „Russian Blues“ und dem „Asyl des müden Europäers“

Unter dem Titel „This is not Europe“ präsentiert die Wiesbaden Biennale vom 25.8. bis 4.9.2016 über zwanzig internationale Avantgarde-Künstlerinnen und Künstler, Kollektive und Ensembles, die mit künstlerisch vielfältigen Handschriften Narrationen von Europa schaffen. Elf Tage lang macht die Wiesbaden Biennale die Hessische Landeshauptstadt zum Schauplatz von internationalen Gastspielen aus ganz Europa und lässt mit aufsehenerregenden Performances und Kunstprojekten die Stadt zur Bühne werden.

Unter der kuratorischen Leitung von Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer sind neun Gastspiele auf allen Bühnen des Staatstheaters zu sehen, darunter eine Uraufführung, eine Europa-Premiere und zahlreiche Deutschland-Premieren, sowie im Programmschwerpunkt „Asyl des Müden Europäers“ zehn eigens für Wiesbaden neu produzierte Projekte an unterschiedlichsten Orten in der Stadt.

„Wir freuen uns auf eine herrliches Fest des Theaters und der Künste rund um und im Staatstheater aber vor allem auch in der ganzen Stadt!“ beschreibt Kuratorin Maria Magdalena Ludewig die Vorfreude. „Die vielen internationalen Künstler, die nun schon seit vielen Wochen überall in der Stadt arbeiten und ihre Spuren hinterlassen, werden die Wiesbadener*innen und die Besucher*innen der Region überraschen und herausfordern mit ungewohnten Perspektiven auf unsere Gegenwart. Und wir sind gespannt auf die spontanen Begegnungen und Debatten, die sie sicher auslösen werden“, ergänzt Kurator Martin Hammer.

Den Auftakt bildet die Uraufführung des libanesischen Künstlers Rabih Mroué „So little Time“ am 25.8. um 19 Uhr im Studio. Mit sezierendem Blick zerlegt Rabih Mroué spielerisch leicht die Konstruktion unserer Identität zwischen Selbstbild und Fremdbestimmung. Dies vollzieht er anhand der Biographie eines libanesischen Märtyrers der siebziger Jahre, dessen Geschichte er bis in die Gegenwart hinein verlängert. Dem gegenüber steht die bildgewaltige Theaterarbeit „Sculpting Fear“ des jungen deutschen Künstlers Julian Hetzel, die ebenfalls am Donnerstagabend um 21 Uhr erstmals im Malsaal zu sehen sein wird.

Bereits tagsüber lohnt sich ein Besuch an den verschiedenen Orten in der Stadt, an denen die Projekte aus dem „Asyl des müden Europäers“ zu sehen sind. Auf dem Faulbrunnenplatz ist ab Donnerstag Thomas Hirschhorns Installation „SPERR“ eingerichtet, ab 11 Uhr hat das MUSEUM: „Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo“ von Thomas Bellinck im Alten Gericht geöffnet und ab 12 Uhr ist in der Drei Lilien Quelle das Werbevideo für Ingo Niermanns „Armee der Liebe“ zu sehen. Und um 17.45 Uhr läuten zum ersten Mal die Glocken für Dries Verhoevens „Beerdigung“ in der Anglikanische Kirche.

Am Freitag ab 15 Uhr öffnet  dann auch Tiago Rodrigues im Lager des Stadtarchivs seine „Bibliothek“ ohne Bücher und Margarita Tsomou lädt zu konstituierenden Versammlung in die Agora am Warmen Damm.

Auf der großen Bühne des Hessischen Staatstheaters zeigt die Wiesbaden Biennale am Freitagabend um 21 Uhr außerdem die Europapremiere von „Russian Blues. Auf der Suche nach Pilzen“ vom russischen Regisseur Dmitry Krymov in einer eigens für Wiesbaden erarbeiteten Fassung mit dem Frankfurter Schauspieler Alexej Lochmann. Ein satirisches Märchen mit beeindruckenden Schauspielern über das Leben in Russland, in einer sich zuspitzenden politischen wie wirtschaftlichen Krise.

Am Donnerstag um 20 Uhr lädt die Wiesbaden Biennale zur großen Eröffnungsfeier des Festivals: Im Festivalzentrum im Park am Warmen Damm werden der Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Uwe Eric Laufenberg, die beiden Festival-Kuratoren, Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer, sowie Staatsministerin a.D. Ruth Wagner und Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz die Wiesbaden Biennale eröffnen und zum Auftakt gemeinsam mit der Wiesbaden Stiftung nicht nur die neue goldene Parkbeleuchtung, sondern auch erstmals die Lichtinstallation von Rainer Casper erstrahlen lassen.

Im Anschluss wird gefeiert, getrunken und getanzt: Der Club an der Wilhelmstraße 47 ist für Publikum, Gäste, Künstler*innen ab 22 Uhr geöffnet.

Theaterkasse des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden ist wieder geöffnet

Foto © massow-picture
Foto © massow-picture

Die Theaterkasse des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden ist in diesem Jahr schon früher als sonst aus der Sommerpause zurückgekehrt, da die Spielzeit 2016.2017 mit der Wiesbaden Biennale am kommenden Donnerstag, den 25. August eröffnet wird. Das Festival dauert bis zum 4. September an.

Am 3. September findet das große Biennale- & Theaterfest statt. Hier beginnt der Vorverkauf für das diesjährige Weihnachtsstück »Der Zauberer von Oz«.

Wiesbadener Biennale lädt ein zu experimentellen Neuproduktionen und internationalen Gastspielen ab 25. August 2016

Asyl des müden Europäers Niederlande. Dries Verhoeven – Die Kirche: Die Beerdigung Eintritt frei. © Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Asyl des müden Europäers Niederlande. Dries Verhoeven – Die Kirche: Die Beerdigung
Eintritt frei. © Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Mit der Wiesbaden Biennale eröffnet das Hessische Staatstheater die neue Spielzeit 2016/17 und wagt den Aufbruch in die Zukunft. Unter dem Titel „This is not Europe“ präsentiert die Wiesbaden Biennale vom 25.8. bis 4.9.2016 über zwanzig internationale Avantgarde-Künstlerinnen und Künstler, Kollektive und Ensembles, die mit unterschiedlichsten künstlerischen Strategien Narrationen von Europa schaffen.

Das Festival zeigt neun Gastspiele auf allen Bühnen des Staatstheaters, darunter eine Uraufführung, eine Europa-Premiere und zahlreiche Deutschland-Premieren. Zugleich produziert das Festival erstmals in seiner Geschichte Neuproduktionen. Im Programmschwerpunkt „Asyl des Müden Europäers“ entwickeln internationale Residenzkünstler zehn eigens für Wiesbaden entwickelte Projekte an unterschiedlichen Orten in der Stadt. Die Wiesbaden Biennale versteht sich als Fortschreibung des traditionsreichen Festivals „Neue Stücke aus Europa“. Mit Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer übernimmt eine junge Generation die kuratorische Leitung und konzeptionelle Ausrichtung.

Die Wiesbaden Biennale zeigt neue Arbeiten von Rabih Mroué, Dries Verhoeven, Dora García, Thomas Bellinck, Markus Öhrn, Arkadi Zaides, Tiago Rodrigues, Ingo Niermann, Margarita Tsomou, Thomas Hirschhorn sowie internationale Gastspiele, u.a. von Dmitry Krymov, Romeo Castellucci und Kornél Mundruczó.

Veranstalterungskalender

Das Alte Gericht im Focus

Ein für Wiesbaden besonderes Projekt dürfte die Produktion „Das Museum“ im Alten Gericht sein, dem bislang immer noch umstrittenen Wunschort zur Etablierung eines Hauses der Stadtkultur mit einem  historischen Stadtmuseum für die Landeshauptstadt.  Wenigstens fiktional, können   während der Biennale Wiesbaden Besucher einzeln das dunkle Neo-Renaissance-Gebäude voller merkwürdiger Exponate, Schrifttafeln und angestaubter Landkarten schlurfen und auf sich wirken lassen und sich in eine ferne Zukunft imaginieren, aus der sie dann  “ durch die Augen des belgischen Künstlers Thomas Bellinck zurück auf unsere Gegenwart“ schauen. Denn im „Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo“, dem Haus der europäischen Geschichte im Exil, lässt Bellinck die alte Idee vom vereinten Europa noch einmal aufleben, als wäre sie längst vergangen. Den Wiesbadenern wäre vielleicht  bereits geholfen, wenn sich nach diesem Museums-Projekt wenigstens lokal  die derzeit divergierenden Ideen der Standort-Freunde und -Gegner für ein Haus der Stadtkultur mit Historischem Museum  annähern würden und alle gemeinsam in einen konstruktiven Dialog eintreten würden.

Thomas Bellinck – Das Museum: Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo. Eine Produktion von Robin vzw. und dem Koninklijke Vlaamse Schouwburg in Koproduktion mit Wiesbaden Biennale und Onassis Cultural Center. © Hessisches Staatstheater
Thomas Bellinck – Das Museum: Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo. Eine Produktion von Robin vzw. und dem Koninklijke Vlaamse Schouwburg in Koproduktion mit Wiesbaden Biennale und Onassis Cultural Center. © Hessisches Staatstheater

Veranstalterungskalender

Zum Festival

Anknüpfend an das traditionsreiche Festival »Neue Stücke aus Europa« steht die Frage nach einer europäischen Identität als komplexe gesellschaftliche Erzählung im Zentrum ihrer Neukonzeption. Wer sind die Autoren dieser Erzählung? Welche Narrative werden unterdrückt, manipuliert oder verdrängt? Unter dem Titel »This is not Europe« versammelt die Wiesbaden Biennale 2016 die Widersprüche der neuen Identitätserzählungen, die die massiven Erschütterungen des europäischen Selbstverständnisses hervorbringen. Wer wollen wir sein, was macht uns aus und wer gehört zu uns?

Die Wiesbaden Biennale versammelt in diesem Jahr über zwanzig internationale Avantgarde-Künstler*innen, Kollektive und Ensembles, die auf ganz unterschiedliche Art Narrationenvon Europa schaffen – radikal subjektiv, bruchstückhaft, herausfordernd und spielerisch zugleich.

Sie erforschen, wie wir unsere Identitäten konstruieren – wie wir zu Autoren unserer Biographien – aber auch von Gemeinschaft werden können. Ihre Arbeiten – neun Gastspiele auf allen Bühnen des­ Staatstheaters,darunter eine ­Uraufführung, eine Europa-Premiere und zahlreiche Deutschland-Premieren, sowie im Asyl des Müden Europäers zehn eigens für Wiesbaden neu produzierte Projekte an unterschiedlichsten Orten in der Stadt – sind Abbild eines vielstimmigen und widersprüchlichen Dialogs. Wie wollen wir leben? Was macht Europa in Zukunft aus? Elf Tage lang ist die Wiesbaden Biennale Einladung und Herausforderung zugleich. Von morgens früh bis spät in die Nacht können Sie sich verführen lassen zu hitzigen Debatten, avantgardistischen Performances, beeindruckenden Installationen, großem Theater, wilden Konzerten und rauschenden Partys. Und vielleicht entsteht ja ganz nebenbei für eine kleine Weile mitten in der Weltkurstadt eine utopische Gemeinschaft aus Künstlern, Wiesbadenern und Gästen, die Lust macht zum Aufbruch ins spekulativ Ungewisse.

ASYL DES MÜDEN EUROPÄERS

Das vereinte Europa, es war eine große utopische Erzählung: Frieden, Freiheit und Wohlstand. Generationen haben an ihr mitgeschrieben in der Hoffnung, dass aus Utopie und Behauptung dauerhafte Wirklichkeit werden könnte. Lässt sich diese Erzählung noch fortschreiben? Oder ist sie schon unwiederbringlich zerbrochen? Wie sieht sie aus, die neue Erzählung unserer Identität?

Die internationalen Künstler*innen haben den Entwurf einer utopischen Gemeinschaft mit exemplarischen Institutionen geschaffen, die uns an Kirche, Parlament oder Museum erinnern. Zwölf Orte und Projekte, verteilt in der Innenstadt und rund um das Staatstheater. Mit kritischer Skepsis wagen sie in ihren Arbeiten einen vorsichtigen Neubeginn.
Erkunden Sie die utopischen Institutionen auf einem der geführten Spaziergänge oder erobern Sie sich Ihren eigenen Weg durch Installationen und Performances im spätsommerlichen Wiesbaden.

Geführte Spaziergänge
KLEINE RUNDE / GROßE RUNDE
Veranstalterungskalender

ERÖFFNUNGSPREMIERE DER SPIELZEIT 2016.2017 DER OPER »DIE FLEDERMAUS«

© massow-picture
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ERÖFFNUNGSPREMIERE DER SPIELZEIT 2016.2017 DER OPER
»DIE FLEDERMAUS«
Johann Strauß (1825 – 1899)

Premiere am 16. September 2016 um 19:30 Uhr im Großen Haus // die beiden nächsten Vorstellungstermine sind am 18. & 21. September jeweils um 19:30 Uhr

In der Eröffnungspremiere der Spielzeit 2016.2017 »Die Fledermaus« wird »heute show«-Comedian Lutz van der Horst sein Bühnendebüt geben: In der Rolle des Frosch mischt er das Personal der Operette auf. Als Eisenstein ist Peter Bording in einer seiner Paraderollen (u. a. auch an der Komischen Oper Berlin, Essen, Tokio) zu erleben. Netta Or ist Rosalinde (in dieser Partie u. a. auch an der Opéra National du Rhin, Straßburg). Als Falke debütieren zwei junge Sänger des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Benjamin Russell (u. a. in »Boris Godunow« und »Die Soldaten«) und Alexander Knight (German-Australian Opera Grant-Gewinner 2016). Auch die Adele ist für Gloria Rehm (in Wiesbaden zuletzt Marie in »Die Soldaten« und Adina in »Der Liebestrank«), Stella An (Gretel, Despina in »Così fan tutte«) und Katharina Konradi (Morgana in »Alcina«, Nannetta in »Falstaff«) ein Rollendebüt. Romina Boscolo und Silvia Hauer alternieren als Prinz Orlofsky, Stephanos Tsirakoglou ist Gefängnisdirektor Frank, Erik Biegel Dr. Blind, Aaron Cawley und Richard Furman alternieren als Alfred.
Die Musikalische Leitung liegt bei Michael Helmrath (in Wiesbaden u. a. »Hänsel und Gretel«, ab 2016.2017 Generalmusikdirektor des Theaters Nordhausen) und Lynn Kao (»Der Graf von Luxemburg« und das Ballett »Weltenwanderer«).

Musikalische Leitung Michael Helmrath / Lynn Kao Inszenierung Gabriele Rech Bühne Dieter Richter Kostüme Susanne Füller Chor Albert Horne Licht Andreas Frank Choreografie Myriam Lifka Dramaturgie Katja Leclerc

Gabriel von Eisenstein Peter Bording Rosalinde Netta Or Frosch Lutz van der Horst Frank Stephanos Tsirakoglou Prinz Orlofsky Romina Boscolo / Silvia Hauer Alfred Aaron Cawley / Richard Furman Dr. Falke Benjamin Russell / Alexander Knight Dr. Blind Erik Biegel Adele Gloria Rehm / Stella An / Katharina Konradi Ida Felicitas Geipel

Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Hessisches Staatsorchester Wiesbaden

Das Hessische Staatstheater Wiesbaden geht in die Sommerpause

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Das Hessische Staatstheater Wiesbaden verabschiedet sich am 10. Juli nach der zweiten Spielzeit der Intendanz Uwe Eric Laufenbergs in die Sommerpause.

Die beliebtesten Produktionen 2015.2016
Zu den beim Publikum beliebtesten Produktion der erfolgreichen Spielzeit 2015.2016 zählten in der Sparte Oper »Hänsel und Gretel«, »Madama Butterfly«, »Otello« und »Così fan tutte«. Die höchste Auslastung im Schauspiel verzeichneten »Dr. med Hiob Prätorius«, »Der ideale Ehemann«, »Kafka / Heimkehr«, »Buddenbrooks« sowie »Mutter Courage und ihre Kinder«. Der beliebteste Ballettabend war »Spannweiten«. Im Jungen Staatstheater besuchten die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer, neben dem Weihnachtsmärchen »Das doppelte Lottchen«, die Produktionen »Katers Kuchen«, »Der verborgene Schatz« und »Mio, mein Mio«. Die bestbesuchten Produktionen des Jungen Staatsmusicals waren »Non(n)sens« und »Frühlings Erwachen«.
Das Musical-Gastspiel der »Bar jeder Vernunft« aus Berlin mit »Cabaret« war an allen vier Abenden ausverkauft.

Spielzeitstart mit Wiesbaden Biennale & Theaterfest
Die Spielzeit 2016.2017 beginnt mit der Wiesbaden Biennale. Festivalzeitraum ist der 25. August bis 4. September. Am 3. September findet das traditionelle Theaterfest statt.

Vorverkaufsstart der Weihnachtsproduktion »Der Zauberer von Oz« beim Theaterfest
Beim Theaterfest am 3. September beginnt der Vorverkauf für das diesjährige Familienstück »Der Zauberer von Oz«.

Sommeröffnungszeiten der Theaterkasse, des Abobüros & des Gruppenbüros

Die Theaterkasse ist bis einschließlich Sonntag, den 10. Juli, geöffnet und kehrt in diesem Jahr wegen der Wiesbaden Biennale (25. August bis 4. September) schon früher als sonst aus der Sommerpause zurück. Sie öffnet bereits am Donnerstag, den 18. August.

Das Abobüro und das Gruppenbüro machen ab Samstag, den 16. Juli, Ferien und öffnen wieder am Montag, den 8. August.

Sommerpause der Theaterkasse unter www.staatstheater-wiesbaden.de durchgehend erhältlich.

WIESBADEN-PREMIERE DER URAUFFÜHRUNG »ODYSSEE_21« am 3. Juli – u. in Darmstadt am 14. Juli

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Partizipationsprojekt des Hessischen Staatsballetts
Premiere in Wiesbaden am 3. Juli um 19:30 Uhr im Großen Haus // Premiere in Darmstadt am 14. Juli

Für »Odyssee_21« lud das Hessische Staatsballett Menschen jeden Alters, jeglicher Herkunft und unterschiedlichster Lebenshintergründe ein, sich tänzerisch dem Thema der Heimatlosigkeit zu widmen. Sowohl Umsiedelnde und Weitgereiste als auch Festverwurzelte trafen sich in zwei Probenphasen in Darmstadt und Wiesbaden, um mit Ballettdirektor Tim Plegge und den choreografischen Mitarbeiterinnen Nira Priore Nouak und Valérie Sauer ein Stück zu erarbeiten.

Eine lange gemeinsame Reise durch die Spielzeit 2015.2016 liegt hinter den über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wenn sie am Ende in Wiesbaden und Darmstadt gemeinsam auf der Bühne stehen. Ein Abend über das Reisen, das Ankommen und die zunehmende Schwierigkeit, die eigene Heimat zu definieren.
Choreografie Tim Plegge in Zusammenarbeit mit Nira Priore Nouak & Valérie SauerDramaturgie Josefine Sautier

Weitere Information: http://www.staatstheater-wiesbaden.de