Kategorie-Archiv: Tatorte Kunst

Wiesbadener „Tatorte Kunst“ trotz Regenwetter gut besucht

© 2011 René Zeidler www.rene-zeidler.de
© 2011 René Zeidler www.rene-zeidler.de

Am 28. und 29.Oktober 2023 fanden sich bereits zum 15sten Mal in Wiesbaden 60 Künstlerinnen und Künstler an insgesamt 28 Tatorten Kunst“ zusammen, um in ihren offenen Ateliers, Mansarden, Läden, Kellern und Galerien ihre Werke und Produktionen einem breiten Publikum zu zeigen. Trotz des nassen Wetters machten viele Mainzer und Wiesbadener Kunstenthusiasten von dem Kunstrundgang zu den Offenen Ateliers und Orten in Wiesbaden-Mitte und Rheingauviertel-Hollerborn regen Gebrauch. Sie ließen sich vom kreativen Angebot im reizvollen Ambiente verzaubern, kamen mit Künstlern und anderen Kunst-Fans ins Gespräch. Viele lernten dabei neue Orte kennen oder nutzen die günstige Gelegenheit, um einfach mal einen Blick hinter die „Tatort“-Kulissen oder Künstlern über die Schultern zu schauen.

Mit "Bedruckt" ist auch eine Wiesbadens ältester Galerien, die "Galerie Pokusa" in der Albrechtstraße40 mit der Ausstellung "Bedruckt" am Start.  © Foto Diether von Goddenthow
Mit „Bedruckt“ ist auch eine Wiesbadens ältester Galerien, die „Galerie Pokusa“ in der Albrechtstraße40 mit der Ausstellung „Bedruckt“ am Start. © Foto Diether von Goddenthow

Egal, von wo aus Besucher ihre Kunsttour auch starteten – zumeist entführte sie gleich die erste Station aus ihrem Alltagstrott in  andere Welten. Wer beispielsweise in einer von Wiesbadens ältesten Galerien, der Galerie Pokusa des polnischen Kultursalon Wiesbaden e.V., Albrechtstraße 40, (www.pokusa.de) begann, konnte sich von den studentischen Siebdruck-Arbeiten der Breslauer Kunstakademie entführen lassen. Von dort zur Oranienstraße, gelangte man gleich zu zwei geöffneten Tatorten Kunst.

Malerin Eva Heinelt. © Foto Diether von Goddenthow
Malerin Eva Heinelt. © Foto Diether von Goddenthow

In der Oranienstraße 23 war Eva Heinelt zu Gast bei der Werkstatt von Orfeo Biemel. Die seit 18 Jahren in Wiesbaden lebende Künstlerin, auch unter Isleva bekannt, zeigte einige beeindruckenden farbigen Werke ihrer intuitiven Malerei, die sich aus den diversen Materialien ergeben. So verwendet Heinelt Sand, Gips, Pappe, Acrylfarben, Pastellkreide, Spachtelmasse und Epoxidharz, diesen oftmals zum Versiegeln, um Hochglanz-Effekte hinzubekommen.

Schräg gegenüber treffen wir EL EGO, alias Dr. Carsten Siebert (www.carsten-siebert.de/el_ego/), zu Gast bei Claudia Zimmer im Konzeptschneider Atelier O18 Oranienstraße 18. Der Künstler und Kurator hat eine neue Kunstgattung kreiert, eine „Kunst über die Kunst“, die sogenannte Epikunst, eine Kunst, die Kunst und Künstler auf einer Metaebene reflektiere, so Siebert.

EL EGO alias Dr. Carsten Sieber hier mit einer aus Legobausteinen erstellten Hommage an Julian Opie (britischer Maler, Bildhauer und Videokünstler) © Foto Diether von Goddenthow
EL EGO alias Dr. Carsten Siebert hier mit einer aus Legobausteinen erstellten Hommage an Julian Opie (britischer Maler, Bildhauer und Videokünstler) © Foto Diether von Goddenthow

Inspiriert habe ihn hierzu Jean-Christophe Ammanns Ausspruch: „Ein Künstler kann heute nichts mehr neu entwickeln, allenfalls für sich etwas neu entdecken.“ So seien bekanntlich die Grenzen zwischen Kunst und Design hinreichend untersucht und die Verwendung von allen möglichen und unmöglichen Materialien bei Bildern, Reliefs und Plastiken bis hin zu Alltagsgegenständen sei auch schon erfolgt. Dabei wurden alle möglichen Kombinationen, mal mehr oder weniger glückend, ausprobiert. EL EGO hat für sich die Kombination aus „Kunst und Kunstbetrachtung“ entdeckt, sein „Werkstoff“ bilden Legobausteine, woraus der Künstler einerseits berühmte Künstler und ihre Kunstwerke im Sinne einer Hommage an sie  nachempfindet oder aber auch aktuelle Themen des Zeitgeschehens in Eigenkreationen ironisch und auch mahnend, gekonnt aufspießt.

Impression aus Station 18 und 19, der Kunstwerkstatt Wiesbaden von Katja Rosenberg und Leo Kirsten Pflaum,  Wörthstraße 5. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus Station 18 und 19, der Kunstwerkstatt Wiesbaden von Katja Rosenberg und Leo Kirsten Pflaum, Wörthstraße 5. © Foto Diether von Goddenthow

In der Kunstwerkstatt Wiesbaden, Wörthstraße 15, zeigen Diplom-Designerin Kirstin Pflaum und Diplom-Designerinnen (FH) Katja Rosenberg, seit Februar 2023 Ateliergemeinschaft, ihr „Experimentierfeld“ Zeichnungen und MixedMedia:

Dipl.-Designerin (FH) Kirsten Pflaum.© Foto Diether von Goddenthow
Dipl.-Designerin (FH) Kirsten Pflaum.© Foto Diether von Goddenthow

Kirstin Pflaum, die seit 2023 kreative Zeichenkurse in Kooperation mit und im Museum Wiesbaden gibt, widmet sich mit „Zerbrochenenen Blättern“ oder „Heimat“-Scholle u. weiteren Serien zu einer Polarexpedition dem Klima-, Umwelt- und Naturschutz und der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft (…) für eine lebenswerte und menschliche Welt. Katja Rosenberg, Werkstattgründerin, u.a. Dozentin bei Artistravel, für Onlinezeichenkurse und Urban-Sketching, zeigt u.a. Arbeiten aus ihrem Skizzenbuch.

Zu einem großen „Kunst-Tatort“ avancierte die Ringkirche mit einem kreativen Mix aus Arbeiten von Anna Bieler (Malerei), Petra von Breitenbach (Installation), Dieter Knoblauch „Bildende Kunst /Installation“ Eva Raabe-Lindenblatt (Malerei), Bernd Schneider (Zeichnen – Text /Installation), Mike Wosnitzka (Malerei) und Bruno Zaid (Malerei).

Anna Bilder mit ihren neosurrealen Bildwelten.© Foto Diether von Goddenthow
Anna Bieler mit ihren neosurrealen Bildwelten.© Foto Diether von Goddenthow

Sofort ins Auge  springen die gegenüber des Altars von der Empore herabhängenden großformatigen vielfarbigen Werke von Anna Bieler: „Release of hope and peace“, „Das andere Selbst“, „Die Kreuzigung“ und „Auferstehung“ heißen  ihre fantasievolle  Engel-Wesen und  an neosurreale Paradies- und Apokalypse-Darstellungen  erinnernde Bilderwelten.  „In diesen Arbeiten befasst sich Bieler“, so ein Waschzettel, „damit, wie Menschen sich selbst wahrnehmen und wie sie sich in der Welt sehen möchten. Sie beschreibt malerisch Ängste, Wünsche, Verzweiflung und Hoffnung“.

Petra von Breitenbach mit Besucherin.© Foto Diether von Goddenthow
Petra von Breitenbach mit Besucherin.© Foto Diether von Goddenthow

Die Künstlerin Petra von Breitenbach widmet sich in „atmen“ 2023, einer Metapher für Leben. 25 Gipsobjekte  und Stoffe als Tischinstallationen liegen dort wie die Resultate von  Häutungen oder entfernten Gipsverbänden, die ursprünglich an Kelche und  Köpfe erinnernden Kugeln umschlossen hatten. Babymützen wurden umgearbeitet und umgedeutet in Schalen, Köpfe, Hohlräume, erläutert  ein Erklärtext. Schale und Kelch seien oft ein Symbol überströmender Fülle (…) Eine Art Altaraufbau mit fließenden Stoffbahnen soll das Thema in den Bereich des Spirituellen transformieren. Ihre Installationen in der Ausstellung „Trotzdem“ (BBK-SCHAUstelle)  rundeten die hier gezeigte Installation zu einem Tandem ab.

In "Trotzdem! - Künstlerische Ausdrucksstärke und Resillienz" zeigten  BBK-Mitglieder, die teilweise zugleich auch  an weiteren Kunstorten vertreten waren, ihre Werke in der SCHAUstelle, Geschäftsstelle des BBK Wiesbaden, Berufsverband Bildender Künstler, Marcobrunnerstraße 3. © Foto Diether von Goddenthow
In „Trotzdem! – Künstlerische Ausdrucksstärke und Resillienz“ zeigten BBK-Mitglieder, die teilweise zugleich auch an weiteren Kunstorten vertreten waren, ihre Werke in der SCHAUstelle, Geschäftsstelle des BBK Wiesbaden, Berufsverband Bildender Künstler, Marcobrunnerstraße 3. © Foto Diether von Goddenthow

In der SCHAUstelle, Marcobrunnerstraße 3, der BBK-Geschäftsstelle, widmen sich Claudia Stöber, Iris Kaczmarczyk, Jana Albrecht, Julia Isterling, Krista Kadel, Petra von Breitenbach, Reiner Strasser, Renate Schwarz Kraft, Rita Eller, Sabine Pillwitz-Schaum, Tine Kaiser, Ulrike Mangel und Uta Grün in der Ausstellung „Trotzdem! • Künstlerische Ausdrucksstärke und Resilienz mit ihren Werken künstlerischer Ausdrucksstärke und Resilienz. Noch bis 12.11.2023, jeweils samstags und sonntags, 14.00 bis 18.00 Uhr erwartet die Besucher „ein facettenreiches Miteinander von Werken, die trotz oder gerade wegen der Widrigkeiten des Lebens geschaffen wurden“, so der BBK in seiner Ankündigung. Die Künstler ermutigen damit zu einem konstruktiven Trotz als bewusste Haltung des Widerstands gegenüber Schwierigkeiten und Unsicherheit.

Selbst an zwei Tagen war das Kunstangebot nicht zu schaffen

Reichlich Gebrauch gemacht haben Kunstliebhaber, Flaneure und neugierige Passanten von „Tatorte Kunst“, dem Wiesbadener Kunstrundgang „Offene Ateliers und Orte“, am 28. u. 29.Oktober 2023. Stöbern und Schauen mit allen Sinnen. Hier in Tillys Café Walz beim der Malerin Caroline Annandale © Foto Diether von Goddenthow
Reichlich Gebrauch gemacht haben Kunstliebhaber, Flaneure und neugierige Passanten von „Tatorte Kunst“, dem Wiesbadener Kunstrundgang „Offene Ateliers und Orte“, am 28. u. 29.Oktober 2023. Stöbern und Schauen mit allen Sinnen. Hier in Tillys Café Walz beim der Malerin Caroline Annandale © Foto Diether von Goddenthow

Selbst an zwei Tagen, jeweils von 12:00 bis 18:00 Uhr, war das Pensum nicht zu schaffen, schon gar nicht, wenn man sich da und dort in anregenden Gesprächen festquatschte, oder Mal- und Kunsttechniken miteinander teile, oder sich zwischendrin bei Kaffee und Kuchen stärkte, etwa in Tillys Café Walz, umgeben von den Bildern der Malerin Caroline Annandale.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Die Tatorte-Künstler 2023 im Überblick

https://www.tatorte-kunst.de/

Tatorte Kunst – 33 Künstler an 26 Tatorten laden am 1.Nov. 2015 in Wiesbaden zum Rundgang ein

© tatorte-kunst.de – Cover von Iris Kaczmarczyk www.fotografie-Kaczmarczyk.de
© tatorte-kunst.de – Cover von Iris Kaczmarczyk www.fotografie-Kaczmarczyk.de

Am Sonntag, 1. November 2015, öffnen in der Zeit von 12 bis 18 Uhr 26 Wiesbadener Ateliers in der Innenstadt und im Rheingauviertel unter dem Motto „Tatorte Kunst“ ihre Türen.

Künstlernamen, Atelier-Adressen von „LebensART“ bis „heimathafen Wiesben“ finden Sie auf der Webseite der Veranstalter www.tatorte-kunst.de und in den überall an kulturellen Orten ausgelegten Flyern.