Kategorie-Archiv: Senckenberg Naturmuseum

Senckenberg-Wissenschaftler blasen zur Mückenjagd auf Friedhöfen in Wiesbaden, Lorch und Dornburg im Westerwald

Asiatische Buschmücke Aedes japonicus  nach einer Blutmahlzeit,  © Foto: James Gathany/CDC
Asiatische Buschmücke Aedes japonicus nach einer Blutmahlzeit, © Foto: James Gathany/CDC

Dem einen oder anderen aufmerksamen Friedhofsbesucher wird es schon aufgefallen sein: Seit kurzem stehen auf Friedhöfen in Wiesbaden, Lorch und Dornburg im Westerwald kleine, weiße Tonnen mit einem schwarzen Stutzen oder wassergefüllte, schwarze
Plastikbecher. Was so unscheinbar daher kommt, sind tatsächlich ausgeklügelte Fallen, mit denen Frankfurter Forscher auf Friedhöfen der Region drei Jahre lang Jagd auf exotische Stechmücken machen.

Unsere heimischen Stechmücken sind nicht mehr allein. Seit Jahren mischen sich exotische Zuwanderer unter sie. Einer dieser Neuankömmlinge ist die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus japonicus), die erstmals 2008 in Deutschland nachgewiesen wurde. Derzeit kommt sie in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern vor.

„Laborexperimente zeigen, dass diese Mücken Krankheitserreger der Japanischen Enzephalitis oder des West-Nil-Virus übertragen können“, erklärt die Biologin Friederike Reuß, Abteilung Molekulare Ökologie des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt am Main. Deshalb steht die Asiatische Buschmücken von nun an in Hessen unter Beobachtung der Frankfurter WissenschaftlerInnen.

Finanziert vom Fachzentrum Klimawandel (FZK) des Hessischen Landesamts für Natur, Umwelt und Geologie (HLNUG) haben die WissenschaftlerInnen auf den Friedhöfen Bierstadt und Süd in Wiesbaden, dem Friedhof Dorndorf in Dornburg/Westerwald, dem Neuen Friedhof in Hadamar und dem Friedhof Lorch am Rhein insgesamt zehn Fallen aufgestellt. Ihr Ziel: Herausfinden, wie viele Asiatische Buschmücken über das Jahr verteilt in diesen Regionen unterwegs sind.

Die kleinen, weißen Stofftonnen mit schwarzem Stutzen gaukeln Stechmücken vor, lebendige Stechobjekte zu sein, indem sie Kohlendioxid und Duftstoffe ausstoßen. Über einen Ventilator werden die Mücken dann in die Falle gesaugt. Sitzt die Mücke in der Tonne, kann sie nicht wieder heraus.

Falle zum Fang ausgewachsener Stechmücken;  die Tiere werden mit Kohlendioxid und Duftstoffen  angelockt, © Foto: Axel Magdeburg/Senckenberg
Falle zum Fang ausgewachsener Stechmücken; die Tiere werden mit Kohlendioxid und Duftstoffen angelockt, © Foto: Axel Magdeburg/Senckenberg

„Friedhofsbesucher müssen also keine Angst haben, in der Nähe der Fallen besonders oft gestochen zu werden. Außerdem locken wir keine zusätzlichen Mücken an, sondern fangen nur die bereits vorhandenen“, erklärt Reuß. Zusätzliche kleine Behälter mit stehendem Wasser sollen zudem Aufschluss über die Eiablage der Mücken geben.

Die ersten Stechmückenfallen haben die Frankfurter WissenschaftlerInnen Ende Oktober in Betrieb genommen. Im Winter werden sie zwei Mal pro Monat, im Sommer wöchentlich geleert und der Inhalt wird in Frankfurt ausgewertet. Denn außer der Asiatischen Buschmücke gehen den Forschern auch allerhand andere Stechmücken und Insekten in die Falle.

Die erwachsenen Stechmücken und deren Larvalstadien werden im Labor bestimmt und gezählt. Mit gutem Grund: „Das Wissen darum, wann wie viele Asiatische Buschmücken schlüpfen und fliegen, ist Voraussetzung für eventuelle Aktionen zur Eindämmung“, so Reuß.

Ein mögliches natürliches Bekämpfungsmittel testet das Team bereits in einem weiteren Projekt, das ebenfalls vom FZK des HLNUG finanziert wird. An einzelnen Stellen wird Nelkenöl in die Eiablagegefäße mit stehendem Wasser getropft. Dadurch sollen vorhandene Larven abgetötet werden. Ob der großflächige Einsatz sinnvoll ist, wird die Forschung zeigen.

Das Forschungsprojekt läuft noch mindestens bis zum Sommer 2020 unter der Leitung des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt. Des Weiteren sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und die Hochschule Geisenheim University maßgeblich an der Forschung beteiligt.

WissenschaftlerInnen des ISOE werden untersuchen, inwieweit die natürliche Mückenbekämpfung mittels Nelkenöl bei Friedhofsbesuchern auf Zustimmung stößt. Die Hochschule Geisenheim wiederum will die im Projekt gesammelten Daten für Modelle nutzen, die zeigen, wo und mit wie vielen Mücken zukünftig zu rechnen ist.

„Besucherschrumpfen“ für virtuelle Bodenerkundung – Mit der Assel auf Augenhöhe im Senckenberg-Museum Frankfurt

Per Virtual Reality den Tieren des Bodens  Auge in Auge begegnen!
Auf die Größe einer Assel geschrumpft den Porenraum des Bodens erkunden – eine Virtual-Reality-Animation aus Görlitz macht das möglich. 

Mit Hilfe der VR-Brille die Tierwelt im Boden entdecken – im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. Copyright: Uwe Vaartjes
Mit Hilfe der VR-Brille die Tierwelt im
Boden entdecken – im Senckenberg
Naturmuseum Frankfurt.
Copyright: Uwe Vaartjes

Im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt werden nicht nur Dinosaurier virtuell zum Leben erweckt und der Museumsraum in ein Jurameer verwandelt – ab Montag, 9. April 2018 ist hier für vier Wochen eine weitere Virtual-Reality-Anwendung zum Thema „Boden“ zu erleben. Wer sich die VR-Brille aufsetzt, wird gefühlt auf die Größe einer Assel geschrumpft und kann so die Tierwelt des Bodens auf Augenhöhe erkunden.
Ein handgesteuerter Controller funktioniert auf der Tour als Taschenlampe und ermöglicht, sich virtuell durch die dunklen Gänge des Bodens zu bewegen und Springschwänzen, Hornmilben, Weißwürmern, Hundertfüßern und weiteren Bodenbewohnern zu begegnen.

Auf Tuchfühlung mit einer Hornmilbe – in der Virtual-Reality-Animation „Boden“. Copyright: hapto
Auf Tuchfühlung mit einer Hornmilbe
– in der Virtual-Reality-Animation
„Boden“. Copyright: hapto

Der Boden ist, wie Wasser und Luft, eine unverzichtbare Lebensressource – und er lebt! Dass auf einem Quadratmeter Boden mehr Organismen leben als Menschen auf der Welt, ist den Wenigsten bekannt. Das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz, dessen Forschungsschwerpunkt die Bodenzoologie darstellt, bringt mit dieser Virtual-Reality-Animation Besucherinnen und Besuchern den Lebensraum unter unseren Füßen näher.
Das Görlitzer VR-Projekt zum Thema Boden ist im Rahmen des bundesweiten Projekts „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“ entstanden und tourt durch mehrere Museen.

Im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt ist die Virtual-Reality Animation vom 9. April bis 4. Mai 2018 zu Gast. Die VR-Brille kann täglich von 11 bis 16 Uhr im 2. OG des Museums (in der Leseecke vor dem Bistro) gegen eine Nutzungsgebühr von 2 Euro (Kinder 1 Euro) aufgesetzt werden.

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Telefon: +49 69 7542 0
Fax: +49 69 746238
E-Mail: info@senckenberg.de

Mit freundlicher Unterstützung von hapto.

Das Projekt „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“ erforscht die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation in Museen. Dazu erprobt ein Verbund von Kulturinstitutionen seit Mai 2017 drei Jahre lang verschiedene museale Nutzungsszenarien für digitale Technologien. Die dabei entstehenden Anwendungen und Erkenntnisse werden anderen Kultureinrichtungen deutschlandweit zur Verfügung gestellt. An dem von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geleiteten Projekt sind beteiligt: die Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven, das Deutsche Museum, das Fastnachtsmuseum Schloss Langenstein und Museum Narrenschopf Bad Dürrheim mit weiteren Museen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht und das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz. Das Verbundprojekt wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Weitere
Informationen zum Projekt: www.museum4punkt0.de

Highlights im April bei Senckenberg

March for Science 2018: Auch Frankfurt/Rhein‐Main am 14. April  wieder beim weltweiten Marsch für die Wissenschaft dabei

Frankfurter March for Science 2017. © Foto: Diether v. Goddenthow
Frankfurter March for Science 2017. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am 14. April gehen wieder weltweit Menschen auf die Straße, um für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung sowie deren Bedeutung als Grundlage unserer offenen und demokratischen Gesellschaft zu demonstrieren. In Deutschland sind aktuell in 16 Städten und Regionen Veranstaltungen im Rahmen des March for Science geplant. Eine davon ist Frankfurt/Rhein‐Main.

Der March for Science ist eine internationale Bewegung mit dem Ziel, die Freiheit der Wissenschaft zu verteidigen. Die weltweiten Demonstrationen und sonstigen Events setzen ein Zeichen gegen jede Einschränkung der Freiheit von Forschung und Lehre. Wir in Deutschland sind zwar in der glücklichen Situation, dass unsere Freiheit nicht so direkt bedroht ist wie in vielen anderen Ländern. Aber auch wir haben allen Grund, wachsam zu sein und Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegenzutreten: Das Beispiel USA zeigt, wie schnell sich Dinge radikal ändern können. Und dieWissenschaft in Deutschland und Europa sieht sich aktuell einem zunehmenden Vertrauensschwund gegenüber.

Demokratiefeindliche Kräfte versuchen, daraus politisches Kapital zu schlagen.

Nach dem aktuellen Planungsstand sind in Frankfurt nach einem kurzen Auftakt um 13 Uhr an der Bockenheimer Warte ein Marsch durch die Innenstadt und eine Kundgebung um 16 Uhr auf dem Römerberg geplant. Eine anschließende Science Arena, ebenfalls auf dem Römerberg, lädt zum Gespräch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein, den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion im nahe gelegenen Haus am Dom, bei der es um die Rolle und Bedeutung der Universität in der heutigen Forschungslandschaft  geht.
Den aktuellen Planungsstand sowie die Namen der bereits bestätigten Rednerinnen und Redner finden Sie auf unserer lokalen Webseite: https://marchforscience.de/auch‐in‐deiner‐stadt/frankfurt‐rhein‐main/

Website: marchforscience.de/auch‐in‐deiner‐stadt/frankfurt‐rhein‐main/
Twitter: @ScienceMarchFFM
Facebook: ScienceMarch Frankfurt‐am‐Main

Unterstützende Einrichtungen in Frankfurt:
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)
Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI)
Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG)
EXPERIMINTA ScienceCenter FrankfurtRheinMain
Frankfurt University of Applied Sciences
Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V. (GBM)
Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
Goethe‐Universität Frankfurt
Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON)
House of Finance, Goethe‐Universität Frankfurt
ISOE ‐ Institut für sozial‐ökologische Forschung
Leibniz Institut Hessische Stiftung Friedens‐ und Konfliktforschung
Physikalischer Verein ‐ Gesellschaft für Bildung und Wissenschaft
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Rhein‐Main und/oder Hessen:
Justus‐Liebig‐Universität Gießen, Gießen
Philipps‐Universität Marburg,
Technische Universität Darmstadt
Gutenberg‐Universität Mainz
Max‐Planck‐Institut für Chemie, Mainz
Science Bridge e.V., Kassel
Wissenschaftsstadt Darmstadt, Darmstadt

Bundesweit wird der Science March von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen unterstützt:
https://www.helmholtz.de/fileadmin/user_upload/Stellungnahme_Allianz‐March‐for‐Science.pdf

Die vollständige Liste aller Unterstützer des Science March Deutschland (Institutionen und Personen): http://marchforscience.de/unterstuetzer/

Jugend forscht-Regionalsieger bei Senckenberg gekürt

59 Jungforscherinnen und Jungforscher stellen beim Regionalwettbewerb Rhein-Main West im Senckenberg Naturmuseum ihre Projekte vor..  © Senckenberg/Tränkner
59 Jungforscherinnen und Jungforscher stellen beim Regionalwettbewerb Rhein-Main West im Senckenberg Naturmuseum ihre Projekte vor.. © Senckenberg/Tränkner

Acht Jugend forscht-Regionalsieger haben die Jury überzeugt und sind eine Runde weiter

Frankfurt, den 16.02.2018. Aesculin – Ein Multiltalent aus der Rosskastanie, Organische Redox-Flow-Batterien Energiespeicherung der Zukunft, SeeQuest – Geodätische Definition der Länge und Breite eines Sees, „Strahlensatz“ für Integrale, die Verbesserung von Abstellbarkeit von Gehilfen, Richtungsabhängige Verdunklungstechnik zur Sichtunterstützung, Myoelektrische Prothesen und ein Blindenhut – diese acht Jugend forscht-Arbeiten von Schulen aus Frankfurt am Main, Seeheim-Jugenheim und Oberursel errangen heute den Sieg beim Jugend forscht- Regionalwettbewerb Rhein-Main West im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt.

Die Schülerinnen und Schüler haben sich damit für den Landeswettbewerb Hessen am 09. und 10. April bei Merck in Darmstadt qualifiziert. In der Nachwuchssparte Schüler experimentieren (Teilnehmer unter 15 Jahren) wurden drei weitere Regionalsieger von der Jury gekührt. Bereits zum achten Mal war das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt Austragungsort und zum dritten Mal sind die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und die Deutsche Bank gemeinsam Wettbewerbspaten.

„Spring!“ lautet das Motto der 53. Wettbewerbsrunde von Jugend forscht – es steht für Aufbruch und Beweglichkeit und für die Bereitschaft sich auf etwas Neues einzulassen. 59 Jungforscherinnen und Jungforscher sind diesem Motto gefolgt und haben insgesamt 36 Projekte beim diesjährigen Regionalwettberb Rhein-Main West im Saal der Wale und Elefanten im Senckenberg Naturmuseum präsentiert. Wettbewerbsleiter Dr. Sven Soff freut sich über das große Interesse junger Menschen an naturwissenschaftlichen und technischen Fragestellungen und über die breite thematische Fächerung der eingereichten Projekte: „Ich bin begeistert von den vielen fragenden, wachen, jungen Köpfe, die, speziell in diesen Zeiten, dringend benötigt werden, um kritisch, konstruktiv und produktiv zur Entwicklung unserer Gesellschaft beizutragen.“ Dabei dankt er auch den betreuenden Lehrkräften, denen es gelungen sei, die besonderen Talente aufzuspüren und mit großem Engagement zu fördern.

Beispiel: Automatische Abfüllstraße für Kleinbetriebe. vertreten. © Senckenberg/Tränkner
Beispiel: Automatische Abfüllstraße für Kleinbetriebe. vertreten. © Senckenberg/Tränkner

14 Mädchen und 22 Jungen wetteiferten in 23 Einzel- oder Gruppenprojekten in den Kategorien Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik um die Teilnahme am Landeswettbewerb Jugend forscht. In der Junior-Sparte Schüler experimentieren nahmen weitere 16 Mädchen und 7 Jungen mit 14 Projekten teil. Mit dabei waren Schulen aus Frankfurt am Main, Bad Vilbel, Butzbach, Eschborn, Flörsheim, Friedberg, Hadamar, Oberursel, Schwalbach und Seeheim-Jugenheim.

Mit zahlreichen Geld- und Sachpreisen, wie beispielsweise Jahresabonnements der Zeitschriften GEOlino oder „bild der
wissenschaft“, Senckenberg-Schülermitgliedschaften oder Freikarten für die Veranstaltung „Astronomie am Freitag“ des Physikalischen Vereins, wurden die Sieger, aber auch zahlreiche weitere Teilnehmer belohnt. Das Gymnasium Oberursel erhielt den Jugend forscht-Schulpreis 2018 und Otto Schäfer vom Gymnasium Oberursel wurde mit dem Sonderpreis für engagierte Talentförderer ausgezeichnet.

„Wir freuen uns, den Regionalwettbewerb bereits zum dritten Mal gemeinsam mit der Senckenberg Gesellschaft auszurichten“ erklärte PD Dr. Matthias Büger, Patenbeauftragter der Deutschen Bank und ergänzte: „Die Übernahme dieser Patenschaft ist Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Wir tun dies bewusst bei Jugend forscht, weil diese Initiative in besonderer Weise engagierte Schülerinnen und Schüler ermuntert, in Naturwissenschaft und Technik kreativ zu werden und innovative Lösungen zu entwickeln.“

Siegerliste

(Quelle: Senckenberg-Naturmuseum)

 

Nachhaltige Entwicklung – auch eine Frage der richtigen Chemie Vortrag am 14.2.2018 bei Senckenberg

Frankfurt, 12.02.2018. In seinem Vortrag am 14.2. im Senckenberg Forschungsinstitut zeigt Prof. Dr. Klaus Kümmerer von der Leuphana Universität Lüneburg anhand aktueller Beispiele, welche Chancen und Perspektiven eine nachhaltige Chemie bietet. Die Präsentation ist der vorletzte Programmpunkt der Senckenberg-Vortragsreihe „Die Zukunft hat schon begonnen“.

Künftig sollen chemische Stoffe, wie beispielsweise Arzneimittel, nach ihrem Eintrag in die aquatische Umwelt schnell und vollständig abbaubar sein – eine von vielen Ideen aus der nachhaltigen Chemie. Viel stärker als heute sollen alle Nachhaltigkeitsaspekte entlang des gesamten Lebenswegs einer Chemikalie betrachtet werden; vorab ist zu prüfen, ob Chemie zum Erreichen einer bestimmten Wirkung oder Funktion überhaupt notwendig ist. Ziel der nachhaltigen Chemie ist es, vorsorgenden Umwelt- und Gesundheitsschutz mit einer innovativen ökonomischen Strategie zu verbinden, die gleichzeitig zu mehr Beschäftigung führt. Ohne eine nachhaltige Chemie können viele Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen nicht erreicht werden; gleichzeitig können die Beiträge der Chemie auch ihre Schattenseiten haben.

Der neue Ansatz erfordert auch ein neues Selbstverständnis der Chemikerinnen und Chemiker und eine intensivere Zusammenarbeit aller, die an der Erforschung, Herstellung und Nutzung chemischer Produkte beteiligt sind. Damit ergeben sich jedoch auch Chancen, z.B. für neue Stoffe und Materialien, ihre Konzeption und Verwendung, aber auch neue Geschäftsmodelle.

Für Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen an der Leuphana Universität Lüneburg, darf eine zukunftsfähige Chemie nicht nur die Funktionalität von Produkten in den Fokus nehmen, sondern muss bereits bei der Entwicklung auch deren „Lebensende“ nach der Nutzung und Alternativen im Blick haben.

Vortrag: Nachhaltige Entwicklung – auch eine Frage der richtigen Chemie
Referent: Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Leuphana Universität Lüneburg
Datum: Mittwoch, 14. Februar 2018, 19:00 Uhr
Ort: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,
Arthur-von-Weinberg-Haus | Robert-Mayer-Straße 2 | 60325 Frankfurt

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Vortragsreihe „Die Zukunft hat schon begonnen“ beschäftigt sich mit den künftigen Möglichkeiten und Spielräumen des Menschen auf der Erde, die nicht zuletzt durch Forschung ermöglicht werden. In dieser Reihe stellen namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus renommierten Institutionen ihre Forschung zu aktuell drängenden Fragen vor und geben einen Überblick über in der Wissenschaft entwickelte Ideen, Utopien und Lösungen, die uns heute noch futuristisch erscheinen mögen, deren Umsetzung aber vielleicht bald keine Zukunftsmusik mehr ist.

Die Vortragsreihe wird in Kooperation mit der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Leibniz-Gemeinschaft und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) veranstaltet. Mehr unter: www.senckenberg.de/zukunft

Senckenberg digitalisiert sein umfangreiches Archiv-Erbe gemeinsam mit dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Digitalisierung der umfangreichen Senckenberg-Archive bewilligt

Frankfurt, 29.01.2018. In einem gemeinsamen Projekt werden das Institut für Stadtgeschichte, die Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) in den kommenden drei Jahren das archivische Erbe von Johann Christian Senckenberg in Frankfurt digitalisieren und auf einer Präsentationsplattform zur Verfügung stellen. Damit können erstmalig Fachwelt und interessierte Öffentlichkeit frei auf die verschiedenen Archive aus der Zeit von 1730 bis 1950 zugreifen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das umfangreiche Projekt.

373.390 Einzelseiten und über 56 Regalmeter aus der Zeit von 1730 bis 1950 umfasst das archivische Erbe von Johann Christian Senckenberg. Die Nachlässe des Frankfurter Mediziners, Stifters und Gelehrten sind aus historischen Gründen in unterschiedlichen Frankfurter Gedächtnisorganisationen verwahrt. Die Archivalien des Instituts für Stadtgeschichte, der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung werden nun aber in einem Online-Archiv zusammengeführt. „Zwischen den verschiedenen Dokumenten gibt es wichtige Querverbindungen, die in der analogen Welt mit den unterschiedlichen Standorten nicht oder nur schwierig zu erkennen
sind“, erläutert Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, und fährt fort: „Mit der geplanten Digitalisierung bieten wir der Öffentlichkeit sowie der wissenschaftlichen Fachcommunity erstmalig einen kostenlosen und vollständigen Zugang.“

Die Bestände setzen sich aus dem Nachlass Johann Christian Senckenbergs – unter anderem 53 Quartbände mit je 700 Tagebuchseiten der Jahre 1723 bis 1772 –, den Aktenbeständen der Dr. Senckenbergischen Stiftung, dem umfangreichen Archiv der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) und mehreren Personennachlässen zusammen. Alle Dokumente sind unmittelbar mit der Person Senckenbergs, der Geschichte der Stiftung und der SGN verzahnt.

„Die ‚Senckenberg-Archive’ bilden in ihrer Gesamtheit eine unersetzliche Quellenbasis für die deutsche Stadt- und Universitätsgeschichte, die Medizingeschichte sowie die religionshistorische Entwicklung Deutschlands und können als Schlüsselbestände der deutschen und internationalen Naturforschung bezeichnet werden“, erklärt Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Frankfurter Instituts für Stadtgeschichte.

Anhand der Dokumente lässt sich zudem beispielhaft der rasante Aufstieg moderner Wissenschaftskultur in der Zeit vom 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts darstellen: die Entwicklung von einer universalen zu einer systemischen Wissenschaft, die Geschichte der „Citizen Science“ und die Aufarbeitung naturforschender Einrichtungen in der NS-Zeit. „Letzteres setzte der Soziologe und Historiker Dr. Andreas Hansert in seinem Buch ‚Das Senckenberg-Forschungsmuseum im Nationalsozialismus. Wahrheit und Dichtung’ erst kürzlich auf Basis der Archive um“, ergänzt Mosbrugger.

Die in den kommenden drei Jahren geplante und von der DFG geförderte Digitalisierung ist für die beteiligten Einrichtungen Herausforderung und Chance zugleich. Die Unterlagen zeichnen sich durch eine besondere Vielfalt an Medien, Materialarten und Formaten aus und sind in ihrer Eigenschaft als wissenschaftlich relevante Informationsträger hohen qualitativen Anforderungen an das Ergebnis der Digitalisierung unterworfen. „Wir sind der DFG sehr dankbar, dass sie uns bei diesem ehrgeizigen Projekt über die nächsten drei Jahre unterstützt“, freut sich Direktor der Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg Dr. Heiner Schnelling.

Am Ende des Projekts sollen die Senckenberg-Bestände zu einem großen Teil digitalisiert, virtuell zusammengeführt und auf einer von der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg bereitgestellten gemeinsamen Präsentationsplattform sowie im Archivportal-D zur freien und kostenlosen Nutzung angeboten werden. „Die digitale Zusammenführung dieser ‚Schätze’ wird maßgeblich dabei helfen den langfristigen Einfluss Senckenbergs auf die Stadt Frankfurt und darüber hinaus zu erforschen“, schließt Brockhoff.

(K)Ein Platz für wilde Tiere? Die Zukunft der Großtierfauna in Europa und der Welt Themenabend am 31.1.2018 bei Senckenberg

Frankfurt, 26.01.2018. Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Carsten Nowak, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt Dr. Christof Schenck und Fotograf und Filmemacher Axel Gomille diskutieren am 31. Januar die Zukunft großer Wildtierarten in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Im Rahmen des Themenabends werden neue Forschungs- und Schutzansätze präsentiert; abgerundet wird die Veranstaltung durch eindrucksvolle Naturfotografien.

Wolf und Bär kehren zurück nach Europa – begleitet wird die Wiederkehr der streng geschützten Wildtiere von Befürchtungen und Ängsten, die für heftige, emotionsgeladene Diskussionen sorgen. Neue molekularbiologische Forschungsansätze, mit denen Senckenberg arbeitet, helfen zu verstehen, wie sich diese und andere Wildtiere ausbreiten. Sie liefern zudem wichtige Daten zu Bestandsentwicklung und Ausbreitungswegen, die die Grundlage für ein zukünftiges faktenbasiertes, wissenschaftlich fundiertes Wildtiermanagement sowie für eine sachliche Diskussion darstellen.

Auch in Gebieten mit bisher großen Beständen, wie beispielsweise in Afrika und Asien, wird es die Großtierfauna in Zukunft schwer haben: Überall sind die Tiere stark auf dem Rückzug, massiv bedrängt und bedroht durch die Jagd und die Zerstörung ihrer Lebensräume. Welche Ansätze können das Überleben dieser Arten sichern? Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt verfügt hier über umfassende Erfahrungen in vielen Regionen der Erde. Können diese auch für Europa hilfreich sein?
Und wie können Europäer den Schutz von Löwe und Elefant fordern, wenn es bislang nicht gelingt, sich mit einzelnen Bären oder ein paar hundert Wölfen zu arrangieren?

Vortrag: (K)Ein Platz für wilde Tiere? Die Zukunft der Großtierfauna in Europa und der Welt
Referenten: Dr. Carsten Nowak (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung), Dr. Christof Schenck (Zoologische Gesellschaft Frankfurt), Axel Gomille (Biologe, Fotograf und Filmemacher)
Datum: Mittwoch, 31. Januar 2018, 19:00 Uhr
Ort: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Hörsaal
Arthur-von-Weinberg-Haus | Robert-Mayer-Straße 2 | 60325 Frankfurt

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Carsten Nowak ist Leiter des Fachgebietes Naturschutzgenetik am Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen und möchte mit seiner Forschung ein nachhaltiges Wolfsmanagement unterstützen. Für Biologe Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, gehört ein faires Miteinander zwischen Tier und Mensch zu einer gemeinsamen nachhaltigen Zukunft. Axel Gomille geht es als Wildlife-Fotograf, Filmemacher und Journalist stets darum, Wege für ein Miteinander von Mensch und Tier aufzuzeigen. Seine Fotos setzen sich mit dem Zusammenleben von Mensch und großen Tieren auseinander und dokumentieren aus verschiedenen Regionen der Erde Konflikte, aber auch Ansätze für eine friedliche Koexistenz.

Die Vortragsreihe „Die Zukunft hat schon begonnen“ beschäftigt sich mit den künftigen Möglichkeiten und Spielräumen des Menschen auf der Erde, die nicht zuletzt durch Forschung ermöglicht werden. In dieser Reihe stellen namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus renommierten Institutionen ihre Forschung zu aktuell drängenden Fragen vor und geben einen Überblick über in der Wissenschaft entwickelte Ideen, Utopien und Lösungen, die uns heute noch futuristisch erscheinen mögen, deren Umsetzung aber vielleicht bald keine Zukunftsmusik mehr ist.
Die Vortragsreihe wird in Kooperation mit der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Leibniz-Gemeinschaft und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) veranstaltet. Mehr unter: www.senckenberg.de/zukunft

Das Senckenberg-Forschungsmuseum im Nationalsozialismus – Publikation der Öffentlichkeit vorgestellt

Senckenberg lässt die eigene Geschichte während der NS-Zeit von
Historiker Andreas Hansert untersuchen

hansert-senckenberg-ns-zeitFrankfurt, 25. Januar 2018. Die von Frankfurter Bürgern gegründete Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hat ihr 200. Gründungsjubiläum zum Anlass genommen, von unabhängiger Seite die Geschichte des Senckenberg Forschungsmuseums in Frankfurt während der NS-Zeit untersuchen zu lassen. Sie beauftragte den Soziologen und Historiker Dr. Andreas Hansert mit diesem wissenschaftlichen Forschungsprojekt. Hansert rekonstruierte die komplexen Hintergründe dieser Zeit, die von Kooperation der Leitung, Abkehr und späterer Leugnung geprägt war. Der Historiker nahm besonders Rudolf Richter, den geschäftsführenden Direktor in der Zeit 1933-45, in den Blick und förderte dabei neue Erkenntnisse zutage. Andreas Hansert präsentiert die Ergebnisse seiner umfassenden Recherchearbeiten in seinem Buch Das Senckenberg-Forschungsmuseum im Nationalsozialismus. Wahrheit und Dichtung, das er heute gemeinsam mit Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt vorstellte.

Senckenbergs Bild sei „ohne Flecken“ in den dunklen Jahren des Nationalsozialismus und die Leitung des Hauses, Rudolf Richter als Direktor, sein Stellvertreter Hans Theodor Reuling sowie die Mitglieder des „Führerbeirats“, hätten sich „einwandfrei“ verhalten – so erklärten es nach Kriegsende die Senckenberg-Verantwortlichen offiziell. Auch ein Spruchkammerverfahren entlastete Rudolf Richter. Auf diese Aussagen hatte man lange Zeit vertraut. „Während wir in naturkundlichen Fragestellungen stets den größtmöglichen Erkenntnisgewinn anstreben, haben wir uns, was die Geschichte der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im Nationalsozialismus betrifft, über lange Zeit mit dem zufrieden gegeben, was uns die von den Zeitzeugen verfassten Chroniken übermittelt haben“, hält Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger fest.
Daher war es ihm ein besonderes Anliegen, diesen Abschnitt der Senckenberg-Geschichte zum Jubiläumsjahr in einem wissenschaftlichen Projekt aufarbeiten zu lassen – „aus Gründen der Selbstvergewisserung, aber auch um die Erforschung des Nationalsozialismus um ein weiteres Mosaikstück zu ergänzen“, wie er ergänzt.

Historiker Andreas Hansert rekonstruierte erstmalig die komplexen Hintergründe für die schnelle Bereitschaft der Verantwortlichen – allen voran des Direktors Rudolf Richter –, ab der Machtergreifung 1933 mit den NS-Behörden zu kooperieren, der Partei beizutreten und das Führerprinzip am Haus zu etablieren. Zunächst steht dies im Zusammenhang mit der damals schwierigen personellen und institutionellen Situation am Haus. Es finden sich aber auch öffentliche Äußerungen Richters, die belegen, dass er anfangs vom Nationalsozialismus überzeugt war. Richter bemühte sich um Hitlers Schirmherrschaft über das Museum, benannte die Museumszeitschrift „Natur und Museum“ in „Natur und Volk“ um und stellte die „Göring-Elche“ im Dezember 1935 im Diorama „Frankfurter Urlandschaft“ aus – das Elchpaar wurde in Ostpreußen erlegt und war ein Geschenk des Reichsjägermeisters Hermann Göring.

Richter war ein herausragender Wissenschaftler, der auch während der Kriegsjahre internationales Renommee genoss. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten lag in dem damals noch jungen Forschungsbereich der Mikropaläontologie. Seine hier erzielten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse waren auch von praktischem Nutzen, da sie der Erdölindustrie wichtige Hinweise auf Fundstellen von Erdöl lieferten.
Mit dem Kriegsausbruch wurden diese Forschungen intensiviert und wegen des hohen Treibstoffbedarfs von Wehrmacht und Luftwaffe erhielten sie den Status „kriegswichtig“.

Entgegen der offiziellen Marschrichtung hielt er zu den jüdischen Senckenbergern. 1933 forderte er die jüdischen Mitglieder in einem Brief zum Verbleib in der Senckenberg Gesellschaft auf. Zudem schützte er seine jüdischen Mitarbeiter Franz Weidenreich, Fritz Haas und Tilly Edinger und half ihnen schließlich bei der Emigration in die USA. Eine besonders wichtige Rolle spielte der große jüdische Mäzen Arthur von Weinberg. Er war die überragende Figur am Senckenberg und wurde 1930 zum „Ehrenpräsidenten“ ernannt. Als Naturwissenschaftler hielt er Vorträge im Museum, als Großindustrieller spendete er immer wieder größere Beträge. Weinberg verkannte die Gefahr, in der er sich befand. Schließlich musste er sich nach dem Progrom des 9. November 1938 komplett aus dem Senckenberg zurückziehen. Weinberg wurde schließlich nach Theresienstadt deportiert, wo er 1943 starb. Hansert arbeitet in seinem Buch heraus, wie das Schicksal Weinbergs sowie weitere schockierende Erlebnisse während des Krieges zu einer allmählichen Abkehr Richters von der NS-Ideologie führten.

Hansert hinterfragt in dem beauftragten Werk erstmals die Eigendarstellungen Senckenbergs aus der Nachkriegszeit und kommt zu dem Ergebnis, dass sich Richters Ruf als unabhängiger, der Wissenschaft verbundener Akteur, der von Anfang an eine strikt anti-nationalsozialistische Linie verfolgte, nicht halten lässt. Vielmehr erscheint Richter als zeittypisches Beispiel eines Menschen, der zumindest anfänglich offen mit dem NS sympathisierte. Dies wurde in den Rechtfertigungen nach dem Krieg geleugnet.

So finden sich in den Protokollen des „Führerbeirats“, die auf die Jahre 1933 bis 1944 datiert sind, schon 1933 Nazi-kritische Töne. Da diese Passagen jedoch in deutlichem Widerspruch zu anderen Quellen stehen, wurde Hansert misstrauisch. Im Zuge intensiver inhaltlicher und formaler Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich bei diesem zentralen Quellenkonvolut um eine Fälschung handelt. Richter hatte diese Protokolle in den vorliegenden Fassungen erst nach 1945 geschrieben, um seine anfänglichen Einlassungen mit dem NS zu überdecken. In einem ausführlichen Exkurs begründet Hansert diese Einschätzung.

Der Historiker sieht in diesem Befund „eines der wichtigsten Ergebnisse, vor allem aber das überraschendste und am meisten irritierende Resultat des Forschungsprojekts“. Hansert resümiert, dass Richters Verstrickung in den Nationalsozialismus, auch im Vergleich mit anderen Akteuren und Institutionen, nicht so tief reicht, dass es hier Grund für schwere Vorwürfe geben müsste: „Es gibt keine Denunziation, keine scharfen Ideologismen, kein Auftreten in Parteiuniform und dergleichen. Das eigentliche Skandalon ist die Quellenfälschung danach“. Erst in der Art, wie nach 1945 mit der NS-Zeit umgegangen wurde, wird die Senckenberg Geschichte für Hansert zu einem Sonderfall.
Das Umschreiben und somit das Fälschen so zentraler Dokumente wertet Hansert als den Versuch, „die Geschichtsschreibung auf eine falsche Fährte zu locken, was lange Zeit ja auch geglückt ist“. Mosbrugger nennt dieses „neue Verständnis Rudolf Richters für Senckenberg eine schmerzliche Erkenntnis, die Konsequenzen für den Umgang mit der eigenen Geschichte haben und mit der sich die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung nun auseinandersetzen muss“.

Andreas Hansert
Das Senckenberg-Forschungsmuseum im Nationalsozialismus
Wahrheit und Dichtung
304 S., 16 Abb., geb., Schutzumschlag, 29,90 € (D).
ISBN 978-3-8353-3173-0, Januar 2018

Moon Village: Eine neue Vision für den Aufbruch ins Universum – ESA bei Senckenberg

©atelier-goddenthow Foto: Diether v. Goddenthow
©atelier-goddenthow Foto: Diether v. Goddenthow

Moon Village: Eine neue Vision für den Aufbruch ins Universum
Vortrag am 8.1.2018 von ESA-Generaldirektor bei Senckenberg

Frankfurt, 04.01.2018. Die Reise zum Mars ist eines der nächsten großen Ziele in der Weltraumforschung – eine bewohnte Basis auf dem Mond wäre hierfür ein wichtiger Schritt. Eine feste Station auf dem Mond könnte zudem ein Ort für die Forschung, aber auch zur Rohstoffgewinnung sein.
Der Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) Prof. Dr.-Ing. Jan Wörner ist ein begeisterter Botschafter dieser Idee und stellt in seinem Vortrag die Vision des „Moon Village“ vor.

Wohnhäuser, eine Kirche oder ein Supermarkt auf dem Mond? Die Idee des „Moon Village“ geht in eine andere Richtung: Die permanente Station könnte die Internationale Raumstation ablösen und wäre an erster Stelle ein Ort der Forschung. Ein globales Dorf auf dem Mond, das verschiedenen Ländern und Akteuren gemeinsam als Standort für kommende Weltraum-Projekte und als räumliches und technologisches Sprungbrett in eine Zukunft im All dienen soll – mit deutlich geringerem Aufwand und Kosten als von der Erde aus. Im „Moon Village“ sollen die Fähigkeiten verschiedener Weltraumnationen zusammengeführt werden – sei es in Form von Robotik oder Astronauten. Die Teilnehmer an dieser permanenten Mondbasis können in ganz unterschiedlichen Feldern aktiv sein: Wissenschaft und Grundlagenforschung, aber auch kommerzielle Aktivitäten wie die Gewinnung von Rohstoffen, oder sogar Tourismus. Zudem würde ein solches Pionierprojekt einen gewaltigen Schub in der internationalen Zusammenarbeit in Technik und Politik bedeuten.

Vortrag: Moon Village: Eine neue Vision für den Aufbruch ins Universum
Referent: Prof. Dr.-Ing. Jan Wörner
Datum: Montag, 8. Januar 2018, 19:00 Uhr
Ort: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,
Arthur-von-Weinberg-Haus | Robert-Mayer-Straße 2 | 60325 Frankfurt

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Der Bauingenieur Jan Wörner war Professor an und Präsident der TU Darmstadt, viele Jahre Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und ist seit 2015 Generaldirektor der ESA, wo er die Weichen für das lunare Dorf stellen möchte.

Die Vortragsreihe „Die Zukunft hat schon begonnen“ beschäftigt sich mit den künftigen Möglichkeiten und Spielräumen des Menschen auf der Erde, die nicht zuletzt durch Forschung ermöglicht werden. In dieser Reihe stellen namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus renommierten Institutionen ihre Forschung zu aktuell drängenden Fragen vor und geben einen Überblick über in der Wissenschaft entwickelte Ideen, Utopien und Lösungen, die uns heute noch futuristisch erscheinen mögen, deren Umsetzung aber vielleicht bald keine Zukunftsmusik mehr ist.

Die Vortragsreihe wird in Kooperation mit der Leopoldina –Nationale Akademie der Wissenschaften, der Leibniz-Gemeinschaft und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) veranstaltet. Mehr unter: www.senckenberg.de/zukunft

In den kommenden Jahren erweitert die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ihr Naturmuseum in Frankfurt von 6.000 auf 10.000 Quadratmeter. Vier neue Ausstellungsbereiche (Mensch – Erde – Kosmos – Zukunft) nehmen die Besucher mit auf die Reise zu unseren Anfängen, zu den aufregendsten Plätzen der Erde, in die Weiten des Universums und beleuchten die Zukunft unseres Planeten. (siehe auch http://die-welt-baut-ihr-museum.de)

Archäologische Attraktion: Das Parthenonfries nach Restaurierung wieder im Jügel-Bau – Senckenberg-Forschungszentrum Frankfurt

Ausschnitt aus dem Parthenon-Fries im Jügel-Haus, Forschungs-Zentrum Senckenberg © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausschnitt aus dem Parthenon-Fries im Jügel-Haus, Forschungs-Zentrum Senckenberg © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Senckenberg-Forschungsinstitut, welches bis zum 31. Dezember 2017 in sein neues Domizil im „Jügelbau“ der ehemaligen Goethe-Uni an der Bockenheimer Warte umziehen wird, hat im Obergeschoss des Gebäudes C eine bedeutende archäologische Attraktion freilegen lassen: Abgüsse von Teilen des im Original 160 Meter langen Frieses des Parthenon auf der Akropolis in Athen. „Wir haben einen Abguss von fast 40 Metern“, so Gerd Mangel, Projektleiter Neugestaltung Senckenberg Forschungsinstitut. Der Parthenon zeige Ausschnitte aus den Feierlichkeiten anlässlich der Panathenäen, dem Hauptfest der Athener, das alle vier Jahre zu Ehren der Göttin Athena stattfand.

Projektleiter Gerd Mangel, beim Presserundgang durch das Gebäude C des Jügelhauses", dem neuen  Forschungszentrum der Gutenberg-Gesellschaft. © Foto: Diether v. Goddenthow
Projektleiter Gerd Mangel, beim Presserundgang durch das Gebäude C des Jügelbaus“, dem neuen Forschungszentrum der Gutenberg-Gesellschaft. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Fries sei deshalb so bedeutsam, so Gerd Mangel, Projektleiter Neugestaltung Senckenberg Forschungsinstitut, „weil dort die Götter und die Menschen erstmalig sich auf Augenhöhe erscheinen“, so der Projektleiter. Der Mensch sei den Göttern als ebenbürtig dargestellt. Dies sei die große Bedeutung dieses Frieses. Die hiesige Kopie, welche in den 1770/80er Jahren vom Pariser Louvre dem Städel zur Verfügung gestellt wurde, war noch am Original in Athen abgenommen worden. Die zweite Hälfte der Abgüsse des Frieses sei dann 1832 im Britischen Museum in London von deren Abgüssen abgeformt worden.

Baustellen-Impression: Sanierte Flure, Türen, Decken usw. © Foto: Diether v. Goddenthow
Baustellen-Impression: Sanierte Flure, Türen, Decken usw. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Abguss-Sammlung geht zurück auf die Stiftung des Frankfurter Kaufmannssohns, Bankiers und Kunstsammlers Johann Friedrich Städel (1728-1816). Sie diente zunächst im Zeichensaal der Städelschule Kunstschülern als Modellvorlage zum Abzeichnen. Anfang des 20. Jahrhunderts zog der Parthenon-Fries von der Städelschule um in den Erweiterungsbau des neuen neobarocken Jügelbaus, wo er ursprünglich im Skulpturensaal der Archäologen im Dachobergeschoss, der sogenannten Laterne, eingebaut wurde. Im Zuge der universitären Nutzung ist dann mehrmals Leimfarbe und später , was besonders „schön“ war, mehrfach Dispersionsfarbe drüber gestrichen worden. Irgendwann verschwanden die Konturen und damit der archäologische Schatz und die Erinnerung daran. Zuletzt wurde der Raum unterm Dach als Computerraum genutzt.

Das Treppenaus-Auge: Hier befand sich der Aufzug, der herausgenommen wurde, damit das alte Treppenhaus wieder zur Wirkung kam. © Foto: Diether v. Goddenthow
Das Treppenaus-Auge: Hier befand sich der Aufzug, der herausgenommen wurde, damit das alte Treppenhaus wieder zur Wirkung kam. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Übernahme des Jügelbaus durch die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wird das Gebäude kernsaniert und umgebaut. Der Jügelbau wird ab Januar 2018 das geologische Zentrallabor und die Zentralbibliothek der Senckenberg Gesellschaft, sowie ein Tagungszentrum beherbergen. Bei den Umbauarbeiten unter Leitung des Architekten Peter Kulka wurden die Merkmale der verschiedenen baugeschichtlichen Epochen beigehalten: Böden, Wände, Säulen und Flurinterieur aus Main-Sandstein, Stuckverzierungen und die übertünchten drei Meter hohen Türen, sowie die Fenster (jetzt mit Mehrfachverglasung)  sind ziemlich aufwendig saniert worden. Sogar ein nachträglich im Bau C durch‘s Treppenhausauge eingebauter Personenaufzug, der das wunderbare ursprüngliche Treppenhaus verschandelte, wurde entfernt und an anderer Stelle ersetzt durch einen modernen Lift seitlich der Eingangshalle, so dass Barrierefreiheit – jetzt auch für die Zwischengeschosse gewährleistet ist.

Baustellen-Impression: In 6 Metern Gerüst-Höhe werden letzte Retusche-Arbeiten am wieder eingebauten umlaufenden Parthenon-Relief durchgeführt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Baustellen-Impression: In 6 Metern Gerüst-Höhe werden letzte Retusche-Arbeiten am wieder eingebauten umlaufenden Parthenon-Relief durchgeführt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Restaurierung des Parthenon-Frieses im künftigen Parthenon-Saal mit Bibliothek und Besprechungsraum  war eine ganz besondere Herausforderung. Denn die 32 Relief-Gipsplatten, die in zirka 7 Metern Höhe unterhalb eines gut 6 x 6 Meter großen Oberlichtschachtes rundherum verlaufen, mussten 2014 zunächst sorgsam einzeln ausgebaut, jeweils in sonderangefertigte Spezialkisten verpackt und zur Restaurierungswerkstatt von Thomas Salveter ins bayerische Bachhagel-Oberbechingen (Kreis Dillingen) transportiert werden. Dort wurden die wertvollen Platten eingelagert: „Wir hatten die Hauptarbeiten im Atelier gemacht, die Platten waren alle seit 2014 im Atelier eingelagert Und letztes Jahr haben wir die in unserer Werkstatt ausgepackt, haben sie von den Farbschichten freigelegt und stabilisiert. Die waren zum Großteil kaputt, gebrochen und die Oberfläche mehrerer Platten durch Brand krakeliert.  Wir haben dann bei uns die Grundreparaturen gemacht und die Grundretusche“, erinnert sich Restaurator und Stuckbildhauer Thomas Salveter, der seit dem 3. November 2017 mit zwei weiteren Mitarbeitern, der Restauratorin Silvia Engel und dem Restaurator Thomas Flanderka in sechs Metern Gerüsthöhe den jetzt wieder eingebauten, bis zu 1,70 Meter langen Relief-Platten ihren letzten Schliff verpasst.

Restaurator Thomas Salveter erläuert die Arbeitsschritte der schwierigen Friessanierung, hier auf dem Baugerüst. © Foto: Diether v. Goddenthow
Restaurator Thomas Salveter erläuert die Arbeitsschritte der schwierigen Friessanierung, hier auf dem Baugerüst. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der längste und schwierigste Akt war, die Relief-Platten in der Werkstatt von der Dispersions- und Leinfarbe zu befreien:  Die Platten habe man, so Thomas Salveter, auf ein frei zugängliches Stativ gestellt und mit Tüchern befeuchtet, „dass die Farbe quellen kann, und dann haben wir mit einem Mikrodampfstrahlgerät und mit dem Schwamm und mit dem harten Pinsel quasi die Farbe Stück für Stück abgenommen.“, so der Restaurator.

Der Fries  sei ursprünglich nicht angestrichen, sondern in seiner Funktion als Modell für die Zeichenschule Städel  weiß gewesen. Man habe die Platten erst angestrichen, nachdem man sie 1914 hier im Jügelbau für die Archäologen eingebaut habe. Man wollte wieder diesen Steincharakter wie im Originalabdruck in England. Deswegen habe man die Platten mit einem Grauton grundiert, der bei der Ablöse-Prozedur nicht abgegangen und  jetzt von  Vorteil sei. Das war quasi die sogenannte Leitschicht, und das war glücklicherweise auch der erste Anstrich, wie die Platten da an die Wand gekommen sind, so Thomas Salveter.

Restaurator Fabian Flanderka bei letzten Retusche-Arbeiten am Fries. © Foto: Diether v. Goddenthow
Restaurator Fabian Flanderka bei letzten Retusche-Arbeiten am Fries. © Foto: Diether v. Goddenthow

Nach der Restaurierung und dem Wiedereinbau der Platten werden nun die Fugen dazwischen und letzte Stellen retuschiert. „Heute werden wir fertig“, so der Restaurator.

Impression des Parthenon-Reliefs.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression des Parthenon-Reliefs. © Foto: Diether v. Goddenthow

Nach dieser fachmännischen Restaurierung der 200 Jahre alten Reliefplatten erstrahlt das antike Kunstwerk  wieder im neuen Glanz. „Ich denke nicht, dass wir die einzigen sein werden, die einen Blick darauf werfen wollen“, ist sich Prof. Dr. Andreas Mulch,  stellvertretender Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,  recht sicher. Man überlege bereits im Hause, wie der Parthenon-Fries  in einem gewissen Rahmen auch der Öffentlichkeit gezeigt werden könne.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)