Kategorie-Archiv: Senckenberg Naturmuseum

Zukunft gestalten – Wie wollen wir leben? Wachsende Ausstellung zur biobasierten Wirtschaft im Senckenberg Naturmuseum

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Zukunft gestalten – Wie wollen wir leben?
Wachsende Ausstellung zur biobasierten Wirtschaft im Senckenberg Naturmuseum
28. Mai 2019 bis 30. September 2020

Frankfurt am Main, den 27.05.2019. Wir schreiben das Jahr 2040. Die Wirtschaft hat sich grundlegend gewandelt: Kohle, Erdöl und Erdgas wurden durch nachwachsende Rohstoffe und biobasierte Reststoffe vom Markt verdrängt. Für mehr Nachhaltigkeit, den Erhalt der Artenvielfalt und damit unserer Lebensgrundlage war diese Abkehr von fossilen Ressourcen unvermeidbar. Doch wie genau sieht unser Alltag nun aus? Wie leben wir, was gibt es zu essen und wie bewegen wir uns von A nach B? Viele verschiedene Zukünfte sind vorstellbar. Drei davon zeigt die Ausstellung „Zukunft gestalten – Wie wollen wir leben?“. Entwickelt wurden die Inhalte im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts BioKompass gemeinsam mit Jugendlichen und Personen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. In der Ausstellung sind auch Museumsbesucher*innen dazu eingeladen, ihre Ideen einzubringen.

Dieser kleine Reaktor produziert Mikroalgen, die man essen oder in Kosmetikprodukten verwenden kann. Außerdem wird daran geforscht, aus Algen Asphalt und Treibstoff herzustellen.  Foto: Senckenberg, Sven Tränkner
Dieser kleine Reaktor produziert Mikroalgen, die man essen oder in Kosmetikprodukten verwenden kann. Außerdem wird daran geforscht, aus Algen Asphalt und Treibstoff herzustellen. Foto: Senckenberg, Sven Tränkner

Angesichts von Klimawandel und Artensterben sind nachhaltige und innovative Ansätze gefragt, wenn die Welt lebenswert bleiben soll. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Problematik und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf. Teil einer nachhaltigen Zukunft ist die Umstellung von fossilen auf nachwachsende, biobasierte Rohstoffe. Diese Wirtschaftsweise – die Bioökonomie – setzt auf Pflanzen, Tiere und biotechnologische Verfahren, um Ressourcen einzusparen. Ihre Chancen und Risiken stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.

Wie kann also unsere Zukunft aussehen? Setzen sich Hightech-Ideen durch, die fossile Rohstoffe vom Markt verdrängen? Oder etabliert sich bis zum Jahr 2040 ein ökologisch bewusster Lebensstil und die Menschen konsumieren freiwillig nur soviel sie brauchen? Vielleicht sorgt auch die Politik mit Gesetzen und Anreizen für klimaschonendes Verhalten in Wirtschaft und Gesellschaft. In Zukunftsdialogen wurden gemeinsam mit Jugendlichen sowie Teilnehmenden aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft solche unterschiedlichen Bilder für das Jahr 2040 entworfen und in greifbare Geschichten übersetzt. Drei davon sind die Grundlage der Sonderausstellung, die das Thema in die breite Öffentlichkeit trägt.

Die Gesamtprojektleiterin Dr. Simone Kimpeler vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erläutert die Hintergründe: „Unser Ziel ist es, auch interessierte Bürgerinnen und Bürger in den Wandel hin zur Bioökonomie einzubinden, das Wissen über Bioökonomie in der Gesellschaft zu fördern und hier im Senckenberg Naturmuseum den Dialog über die Gestaltung und mögliche Auswirkungen der Bioökonomie auf den Alltag anzuregen. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Austausch darüber, welche Bioökonomie wir uns wünschen und wie wir sie nachhaltig gestalten können, auch wenn dies Veränderungen im Konsumverhalten bedeutet.“

Um diesen Ausstausch zu fördern, wurden Frankfurter Jugendliche in die Entwicklung der Ausstellung einbezogen. Sie erarbeiteten Konzepte für die Vermittlung ihrer persönlichen Schwerpunkte im Museum. Im Mittelpunkt ihres Interesses standen dabei (Plastik-)Konsum, Ernährung und Energieversorgung. Damit legten sie den thematischen Rahmen der Ausstellung fest. Christina Höfling, Kuratorin der Ausstellung betont: „Für das Senckenberg Naturmuseum ist dies das erste Mal, dass eine Ausstellung auf diese partizipative Weise entsteht. Jetzt schon ist es für alle Beteiligten ein inspirierender Prozess, bei dem jede Seite sehr viel lernt.“ Auch nach der Eröffnung wird dieses partizipative Konzept fortgeführt. Die Ausstellung soll wachsen und Besucher*innen können sich einbringen: Mit dem Thema „Konsum“ starten wir in einen Morgen 2040. Zahnputzbecher aus Flüssigholz, Kleidung aus Algen- oder Hanffasern und Becher aus Kaffeesatz: spannende Innovationen sind bereits zu sehen. Ansätze für einen nachhaltigen Mittag und Abend werden auf Basis der Konzepte der Jugendlichen und mit den Ideen der Besucher*innen entwickelt.

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft bei Senckenberg ordnet die Ausstellung ein: „Forschung für die Zukunft, Schutz der biologischen Vielfalt und Beteiligung der Öffentlichkeit – hier verbinden sich Kernthemen der Senckenberg-Gesellschaft. Wir müssen Wege finden, die Biodiversität und damit unsere Lebensgrundlage zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Möglich ist dies nur in einem Prozess, in den alle eingebunden sind. Dieses Prinzip wenden wir daher auch in der Ausstellung an.“

Die Ausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Weitere Informationen unter: www.senckenberg.de/biokompass
Ort: Raum 206, 2. OG im Museum

Mit dem Deepsea-Tauchboot zur Meereserforschung in die Tiefsee – Neue Themenräume bei Senckenberg geplant

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft und Kurator Thorolf Müller mit zwei Tiefsee-Flügelschneckem  in zehnfacher Vergrößerung, die unter anderem  im neuen Raum "Tiefsee" gezeigt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft und Kurator Thorolf Müller mit zwei Tiefsee-Flügelschneckem in zehnfacher Vergrößerung, die unter anderem im neuen Raum „Tiefsee“ gezeigt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Seit Jahren expandiert die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung auf dem benachbarten ehemaligen Campus der Goethe-Universität zu einem der wohl einmal spannendsten Naturmuseen Deutschlands und größten weltweit. Im vergangenen Jahr konnte Senckenberg zum 200. Jubiläum sieben Jahre nach Planungsbeginn mit 22 Millionen Sammlungsstücken und seiner Verwaltung ins benachbarte, wieder original restaurierte und mit modernster Archiv- und Forschungstechnik ausgerüstete Jügelhaus umziehen. Jetzt und in den kommenden Jahren erfolgt – bei laufenden Betrieb – die Modernisierung und Erweiterung des Senckenberg- Naturmuseum Frankfurter Naturmuseum abschnittsweise. So entstehen modular vier die neuen Bereiche: Mensch, Erde, Kosmos und Zukunft. Sie werden die Besucher mitnehmen auf eine Reise zu den Anfängen des Menschen, den aufregendsten Plätzen der Erde, in die Weiten des Universums und die Zukunft unseres Planeten beleuchten.

Als eines der ersten neu gestalteten Themenräumen will das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt im Dezember 2019 den Bereich „Meeresforschung“ und „Tiefsee“ im 2. Stockwerk seines Haupthauses eröffnen. „Wir starten hier in der „Tiefsee“, gehen dann über die Riffe und die Mangroven und das Wattenmeer, anschließend in die Bereiche Savannen, Wälder und letztlich ins Hochgebirge“, erläuterte Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und Leiterin des Programms Wissenschaft und Gesellschaft, auf dem gestrigen Pressegespräch. Dabei konnten die Medienvertreter schon einmal einen Blick hinter die Kulissen des Umbaus der künftigen Räume „Tiefsee“ und „Meeresforschung“ werfen. „Diese Räume“, so die Direktorin, „sollen das Eintauchen in diese verschiedenen Lebensräume erlauben.“ Gleichzeitig wolle man auch von der Bausubstanz her, die „‘schönen Decken‘ der 70er Jahre herausnehmen und das Gebäude wieder in der alten neobarocken Pracht zum Leben erwecken, jedoch mit einer modernen Lüftung und neuen Böden.“ So ähnlich wolle man auch mit allen folgenden Räumen im ganzen Haus verfahren.

Der eigentliche Umbaubeginn wurde erst möglich, nach dem die Haie aus ihrem bisherigen Domizil auf gleicher Etage nebenan in den Ausstellungsraum „Faszination Vielfalt“ umgezogen waren.  Diese beiden neuen Räume „Meeresforschung“ und „Tiefsee“ entstehen, so Kurator Dr. Thorolf Müller . in enger Kooperation mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Anhand einer Visualisierung des Raums „Meeresforschung“ des Ateliers Brückner erläuterte der Projektleiter und leidenschaftliche Tiefsee- und Meeresforscher Konzept und Ausstattung. Dabei zeigte sogleich ein paar wertvolle und bizarre Meeresbewohner-Exponate wie einen Fangzahn-Fisch, die leuchtende Tiefsee-Qualle Atolla wyvillei (Alarmqualle),  zwei Tiefsee-Flügelschnecken und ähnliche Modelle, die später im Raum „Tiefsee“ präsentiert werden sollen.

Ein Modell der leuchtenden Tiefsee- Qualle Atolla wyvillei, auch „Alarmqualle“ genannt, da sie bei Gefahr damit noch größere Feinde anlockt, um sich unmittelbare Angriffe vom Leibe zu halten. Ab dem 19.12.2019 zu sehen im neuen Themenraum „Tiefsee“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ein Modell der leuchtenden Tiefsee- Qualle Atolla wyvillei, auch „Alarmqualle“ genannt, da sie bei Gefahr damit noch größere Feinde anlockt, um sich unmittelbare Angriffe vom Leibe zu halten. Ab dem 19.12.2019 zu sehen im neuen Themenraum „Tiefsee“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Da man, so Dr. Thorolf Müller ,  zum Betrieb von Meeresforschung  jede Menge Gerätschaften brauche, würden diese den Kern dieses (Eingangs)Raums „Meeresforschung“ ausmachen. „Wenn Sie jetzt von hier vorne den Raum betreten, dann werden Sie zunächst auf diese Tauchkugel gucken“, wobei einer historischen Tauchkugel aus den 60er Jahren eine moderne amerikanische Tauchkugel gegenübergestellt werden wird, mit der man bis auf die Sink-Tiefe der Titanic von zirka 4.900 Meter Tiefe hinabtauchen könnte. Dabei handelt es sich um einen Nachbau der Deepsea, dem Tauchboot von Titanic-Regisseur James Cameron, der einer von den Fünfen ist, die bislang zur Titanic hinab tauchen konnten. Tiefseetauchen sei „wahnsinnig gefährlich und aufwendig“. Bemannte Tauchfahrten mache man genauso selten wie private Raumfahrten, so der Kurator.-Es gäbe sogar „Abstimmungen zwischen Raumfahrttechnikern und Tiefseetechnikern, um diese extremen Bedingungen, die herrschen, in beiden Ecken gerecht zu werden“, so Dr. Thorolf Müller.

Wenn die Besucher eine Weile im ersten Raum „Meeresforschung“ warten, werden sie durch Wand-Großprojektionen erleben, wie sie nach und nach durch die Wassersäule abtauchen in die Tiefsee. Es werde dabei, so der Kurator, natürlich immer dunkler. Und auf dem Weg in die Tiefe „werden immer wieder einzelne Exponate gehighlightet, die eben in dieser Höhe etwas tun oder sich in dieser Höhe bewegen.“ In vollflächigen Projektion werde zudem erklärt, welche Meeresbewohner einem begegnen, wie hoch der Druck und wie tief man gerade sei, welche Organismen da leben, bis man irgendwann ganz unten am Meeresgrund sei. Kurzum: Besucher, die den Raum „Meeresforschung“ betreten, erleben hier eine visuell simulierte Tauchfahrt. Über das Abtauchen „mit dem ganzen Raum“ hinaus, können Besucher im Tauchboot Deepsea auch selbst Pilot oder  Pilotin sein. Außerdem wird dargestellt, wie aufwändig eine Schiffsexpedition ist, welche Gerätschaften zur Erkundung der Meere und zum Bergen von Organismen verwendet werden und welche bemerkenswerten Ergebnisse die Meeresforschung erzielt. Nicht zuletzt wird der Einfluss des Menschen auf die Ozeane thematisiert werden.

Von hieraus gelangt man nebenan in den Hauptraum „Tiefsee“. Da werde es, ähnlich wie eben in der Tiefsee tatsächlich sehr dunkel sein. In diesem Raum wird dann das ganze wunderbare und unbekannte, mitunter unheimlich, bizarr und magisch anmutende, faszinierende Universum der Tiefsee gezeigt werden.

Weitere Infos!

Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst

Einzigartige Lebendrekonstruktion eines Dodos (Raphus cucullatus) fürs Senckenberg-Museum

Lebendrekonstruktion von Hildegard Enting im Senckenberg Naturmusem. © Senckenberg / Tränkner
Lebendrekonstruktion von Hildegard Enting im Senckenberg Naturmusem. © Senckenberg / Tränkner

Zoologische Präparatorin Hildegard Enting erarbeitet einzigartige Lebendrekonstruktion eines Dodos (Raphus cucullatus) für das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Frankfurt, 20.02.2019. Der Dodo, auch Dronte genannt, war ein flugunfähiger Taubenvogel, der im Indischen Ozean auf Mauritius lebte. 1598 berichteten Seefahrer erstmalig von dem Vogel, 100 Jahre später war er bereits ausgestorben. Heute steht er ikonisch für von Menschen ausgerottete Tierarten. Seefahrer steuerten auf der Ostindienroute die Insel an und nahmen die Vögel als Proviant mit auf lange Seefahrten. Hauptgründe für das Aussterben des Dodos waren neben der Bejagung eingeschleppte Ratten und ausgewilderte Haustiere, die die Gelege der bodenbrütenden Vögel zerstörten. Bei den weltweit seltenen Museumsexemplaren des Dodos handelt es sich fast ausschließlich um Skelette. Nur ein Kopf mit mumifizierter Haut ohne Federn ist in Oxford erhalten. Ein mumifizierter Fuß gilt als verschollen. Abgesehen von diesen Relikten kann das Erscheinungsbild des Dodos nur anhand zeitgenössischer Zeichnungen und Gemälde rekonstruiert werden. Die Zoologische Präparatorin Hildegard Enting hat auf Basis dieser Quellen und unter Berücksichtigung aktueller Forschungserkenntnisse eine Lebendrekonstruktion des Dodos erstellt, die ab dem 23. Februar im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zu sehen sein wird. Unterstützt wurde Hildegard Enting vom Senckenberg-Ornithologen Dr. Gerald Mayr, von Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum bei Senckenberg, sowie von den Sponsoren des Dodos Dr. Claudia Giani-Leber und Dr. Hendrik Leber.

Angefangen hat alles mit dem Buch „Extinct Birds“ von Errol Fuller, das Hildegard Enting vor 20 Jahren als Technische Assistentin beim Senckenberg-Ornithologen Dr. Gerald Mayr entdeckte. Auf der Umschlagseite waren Zeichnungen von Dodos abgebildet, und besonders die Tuschezeichnung von Herman Saftleven ließ sie nicht mehr los. Sie begann ein intensives Studium zeitgenössischer Quellen, befasste sich mit dem aktuellen Forschungsstand und startete schließlich als zoologische Präparatorin ihr Traumprojekt der Dodo-Rekonstruktion.

Nur wenige Abbildungen und Berichte aus dem 17. Jahrhundert beschreiben das Aussehen und Verhalten des Dodos. Enting hat sich mit ihnen intensiv auseinandergesetzt und sie mit neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zu einem aktualisierten Gesamtbild vereint. „Sich mit dem Dodo zu beschäftigen ist wie eine Zeitreise“, schwärmt Hildegard Enting. Die zoologische Präpartorin hat für verschiedene Merkmale des Vogels unterschiedliche Quellen herangezogen. Das Schwanzgefieder und die Färbung beruhen auf einer Miniatur-Darstellung des indischen Künstlers Ustad Mansur aus dem 17. Jahrhundert. Im Gegensatz zu anderen Darstellungen sind die Schwanzfedern eher unauffällig und kleiner gestaltet. Die auffällig kräftigen Beine und der gebogene, spitz auslaufende Schnabel sind durch Zeichnungen und Beschreibungen in Schifflogbüchern der Gelderland (1601-1603) gut dokumentiert. Die Augen hat Enting in Anlehnung an schriftliche Berichte hell und mit einem leicht gelblichen Schein versehen. Da sich die Augen des Dodos – wie bei vielen Vögeln – seitlich am Kopf befinden, musste er seinen Kopf leicht neigen, um sein Gegenüber im Blick zu haben.

Genau dieser Blick spiegelt laut Hildegard Enting das Wesen des Taubenvogels wider, der keine natürlichen Fressfeinde besaß und frei von Fluchtinstinkten zutraulich und neugierig gewesen sein soll. Neben dem außergewöhnlichen Aussehen des Vogels und den ungewöhnlichen Proportionen gehört diese Wesensart zu den Phänomenen, welche die anhaltende Faszination des Dodos ausmachen. Vor allem die Darstellung in Lewis Carolls „Alice im Wunderland“ machte den Vogel populär.

„Es war mir wichtig, dass meine Rekonstruktion lebendig wirkt und dass der Betrachter mit ihr in Blickkontakt treten kann“, erklärt die Präparatorin. „Wir sind sehr stolz darauf, dass diese einzigartige Rekonstruktion nun unseren Vogelsaal bereichert und unseren Besucherinnen und Besuchern eine besondere Begegnung mit dem ausgestorbenen Vogel ermöglicht“, ergänzt Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum. „Wir möchten unsere Museumsgäste für den Dodo begeistern und gleichzeitig auch das Thema der vom Menschen ausgerotteten Tierarten wieder stärker ins Bewusstsein rücken“, fasst Herkner zusammen.

Kontakt
Hildegard Enting
Zoologische Präparatorin
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Tel. 069 – 7542 1360
hildegard.enting@senckenberg.de

NACHTS IM SENCKENBERG MUSEUM und weitere Programm-Highlights bis März 2019

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Eine erlebnisreiche Alternative zum nasskalten Schmuddelwetter bietet das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt mit seinem vielseitigen Veranstaltungsprogramm von Januar bis März 2019 für die ganze Familie. Im spannenden Ferienprogramm stehen Bildung und Vermittlung mit der Forschungsstation „Winzige Wunderwelt – Die Vielfalt unter dem Mikroskop“, eine Winterferienführung am 04. und 11. Januar  2019 von 11:00 – 15:00 Uhr, sowie  öffentliche Highlightführungen an den Samstagen, 15:00 Uhr, und Sonntagen, 11:00 Uhr, im Vordergrund.

Weitere Programm-Höhepunkte bis Ende März sind:

NACHTS IM SENCKENBERG MUSEUM
FREITAGS | 19:00 – 20:00 UND 20:30 – 21:30 UHR
25. JANUAR | 08. FEBRUAR | 29. MÄRZ 2019
Licht aus! Eine besondere Führung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Durchstreifen Sie gemeinsam mit unseren Guides das geschlossene Museum in ruhiger
Atmosphäre. Mit dem Lichtkegel der Taschenlampe wirken selbst die Schatten lebendig!
Teilnahmegebühr 15,– Euro, Senckenberg-Mitglieder 10,– Euro
Anmeldung erforderlich

NEU: DIE LETZTE RUNDE! MIT DEN BESTEN HIGHLIGHTS AM ABEND
MITTWOCH 30. JANUAR | 27. FEBRUAR | 27. MÄRZ 2019 | 19:00 – 20:00 UHR
Wir drehen eine letzte Runde durchs Haus. Neu im Programm – eine Highlightführung mit einem Feierabendgetränk. Immer am letzten Mittwoch im Monat von 19:00 bis 20:00 Uhr.
Teilnahmegebühr: 10 Euro, Senckenberg-Mitglieder 8 Euro
Anmeldung erforderlich

VON KOHLENSÄURE UND MIKROPLASTIK
SCIENCE AFTER WORK mit Stefanie Raddatz
MITTWOCH 06. FEBRUAR 2019 | 19:30 – 21:30 UHR
Die Ozeane werden in vielfältiger Weise durch uns Menschen belastet. Doch was wird im Zuge dessen mit den Korallen geschehen? Durch kleine Experimente werden wir herausfinden, was es mit der Ozeanversauerung auf sich hat und wie wir selbst einen Beitrag zu einem saubereren Ozean leisten können.
Anhand spannender Experimente und Aufgaben beschäftigen wir uns bei „Science after Work“ intensiver mit einem wissenschaftlichen Thema. Dazu servieren wir Getränke und Snacks.
Teilnahmegebühr: 20 Euro, Senckenberg-Mitglieder 15 Euro
Anmeldung erforderlich

WIE ENTSTEHT EINE AUSSTELLUNG?
HINTER DEN KULISSEN mit Philipe Havlik, Projektmanager im Stab Zentrale Museumsentwicklung
DIENSTAG 19. FEBRUAR 2019 | 19:00 – 20:00 UHR
Philipe Havlik hat bereits zahlreiche Ausstellungen in Museen und an öffentlichen Orten entworfen, geplant und begleitet. Was bei der Gestaltung einer Ausstellung alles im Hintergrund passiert, sehen die BesucherInnen oft nicht. In unserem Format „Hinter den Kulissen“ erfahren Sie, um welche Herausforderungen es bei dem Großprojekt der Museumserweiterung im Senckenberg Naturmuseum geht.
Teilnahmegebühr: 12 Euro, Senckenberg-Mitglieder 10 Euro
Anmeldung erforderlich

TIERISCHE LICHTER: VON GLÜHENDEN WÜRMCHEN UND LEUCHTENDEN FISCHEN
ABENTEUER MUSEUM (4 – 6 Jahre)
DONNERSTAG | 28. MÄRZ 2019 | 15:00 – 16:30 UHR
Einige Tiere leuchten und blinken – allerdings ganz ohne Lampe und ohne Batterien oder Stromanschluss. Aber wie machen sie das? Und vor allem warum?
Im Museum kann man große Abenteuer erleben! Nach einer Führung mit wechselnden Themen findet sich das jeweilig Erlernte in einer kreativen Aktion wieder.
Teilnahmegebühr 15 Euro | Senckenberg-Mitglieder 10 Euro
Anmeldung erforderlich!

Programm Senckenberg Naturmuseum Jan bis März 2019.pdf

SENCKENBERG Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
www.senckenberg.de
Info@senckenberg.de
T +49 (0)69 7542-0

Homo georgicus – der Schädel aus dem Ursprungsland der ersten Europäer

Das Original des weltweit vollständigsten  fossilen Menschenschädels – Schädel 5 aus  Dmanisi – für fünf Wochen zu sehen im  Senckenberg Naturmuseum. Foto: Guram Bumbiashvili, Nationalmuseum Georgien
Das Original des weltweit vollständigsten
fossilen Menschenschädels – Schädel 5 aus
Dmanisi – für fünf Wochen zu sehen im
Senckenberg Naturmuseum.
Foto: Guram Bumbiashvili, Nationalmuseum Georgien

Präsentation vom 11. Oktober bis 18. November 2018 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Frankfurt, 10.10.2018. Georgien ist das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass zeigt das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Georgischen Nationalmuseum ein außerordentliches Fossil. In Georgien wurden die bisher ältesten Überreste von Menschen außerhalb Afrikas gefunden. Sie werden der Zeit vor 1,8 Millionen Jahren zugeschrieben und gelten somit als die Vorfahren der ersten Europäer. Von besonders großer wissenschaftlicher Bedeutung sind fünf aus der gleichen Fundschicht stammende, gut erhaltene Schädel. Eines dieser Fossilien, „Schädel 5“, wird in der Schatzkammer des Museums ausgestellt. Er ist der weltweit vollständigste fossile Menschenschädel, bei dem auch der Unterkiefer erhalten ist. Der Originalschädel wird erstmals außerhalb Georgiens zu sehen sein.

Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums, eröffnete die Ausstellung und dankte dem Georgischen Nationalmuseum sowie anwesenden Vertretern des georgischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport für die Möglichkeit, diesen Sensationsfund aus der Grabungsstätte Dmanisi dem Frankfurter Museumspublikum im Original zu präsentieren. Mulch verwies dabei auf die paläoanthropologische Tradition des Senckenberg-Forschungsinstituts und auf die Chancen, die sich aus der Forschung zur Entwicklung des Menschen ergeben: „Ich freue mich sehr, dass in unserem Haus, mit seiner bereits 1968 von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald gegründeten paläoanthropologischen Abteilung, nun ein für die Forschung so bedeutendes Originalfossil gezeigt werden kann“.

Mikheil Giorgadze, stellvertretender Minister für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport in Georgien bei der Einweihung des „Schädel 5“. Foto: Senckenberg/Tränkner
Mikheil Giorgadze, stellvertretender
Minister für Bildung, Wissenschaft,
Kultur und Sport in Georgien bei der
Einweihung des „Schädel 5“.
Foto: Senckenberg/Tränkner

1991 wurden bei Grabungen in der Nähe des Dorfes Dmanisi Reste von fossilen Menschen gefunden. Der Ort liegt etwa 85 Kilometer südwestlich der georgischen Hauptstadt Tiflis. In den Folgejahren wurden auf einer Fläche von etwa 400 m² fünf Menschenschädel, zahlreiche weitere Skelettelemente sowie einfache Steinwerkzeuge entdeckt. Das Alter der Fossilien konnte auf etwa 1,8 Millionen Jahre datiert werden. Sie sind damit die ältesten Frühmenschenfunde außerhalb Afrikas und gelten als Vorfahren der ersten Europäer. Senckenberg-Anthropologe Prof. Dr. Friedemann Schrenk nennt die Grabungsstätte Dmanisi eine „spektakuläre Homininen-Fundstelle“, die mit über 20 geborgenen Homininenfragmenten „in die kleine Spitzengruppe der bedeutendsten Hominiden-Fundstellen der Welt aufgerückt ist“.

Die vollständige Erhaltung der fünf Schädel aus Georgien erklärt man sich damit, dass Hyänen sie in unterirdische Höhlen schleppten und sie dort vor Zerfall geschützt waren. Die Überreste von drei Männern und zwei Frauen unterschiedlichen Lebensalters weisen eine Mischung anatomischer Merkmale auf, die vor deren Funden verschiedenen Frühmenschenarten zugeordnet wurden. „Hätte man die einzelnen Schädel an voneinander weiter entfernten Fundorten entdeckt, wären sie aufgrund ihrer großen anatomischen Verschiedenheit wahrscheinlich unterschiedlichen Arten zugeordnet worden“, so Schrenk. Doch die tatsächliche Fundsituation lässt für die internationale Forschergemeinschaft nur den Schluss zu, dass sie alle Angehörige derselben Population waren.

Senckenberg-Paläoanthropologe Prof. Dr. Friedemann Schrenk (links),  im Gespräch mit Prof. Dr. David Lordkipanidze, Generaldirektor Georgisches Nationalmuseum, über neueste Forschungen zu „Schädel 5“  und den Kaukasus als Hotspot der Evolution früher Menschen. Foto: Senckenberg/Tränkner
Senckenberg-Paläoanthropologe
Prof. Dr. Friedemann Schrenk (links),
im Gespräch mit Prof. Dr. David Lordkipanidze,
Generaldirektor Georgisches Nationalmuseum,
über neueste Forschungen zu „Schädel 5“
und den Kaukasus als Hotspot der Evolution früher Menschen.
Foto: Senckenberg/Tränkner

Der im Jahr 2005 entdeckte Originalschädel „Schädel 5“ ist der am besten erhaltene und kompletteste der fünf Schädel und zugleich der weltweit vollständigste eines fossilen Menschen. Ihm wurde später ein fünf Jahre zuvor gefundener Unterkiefer zugeordnet. Auffällig sind der große Gesichtsschädel mit den prominenten Überaugenwülsten und das kleine Gehirnvolumen von nur 546 cm³. Damit besaß dieses Individuum unter den Dmanisi Frühmenschen das kleinste Gehirnvolumen, obwohl es mit einer Körperhöhe von etwa 1,60 Metern größer war als die anderen. Man geht davon aus, dass es sich um eine männliche Person im Alter von etwa 40 Jahren handelt.

Friedemann Schrenk und Grabungsleiter David Lordkipanize sprachen über die neueste Forschung an „Schädel 5“ sowie über den Kaukasus als Hotspot der Evolution früher Menschen. Aktuelle Forschungsmethoden erlauben Einblicke in die biologische und soziale Variabilität der frühen Homininen-Population. „Die Zähne sind völlig abgenutzt, die Zahnwurzel war entzündet. Der rechte Wangenknochen war aufgrund einer
Fraktur deformiert, das linke Unterkiefergelenk weist Anzeichen einer chronischen Arthritis auf“, erklärt Schrenk und ergänzt: „Durch die Funde aus Dmanisi wissen wir heute, dass die ersten Frühmenschen spätestens vor 2 Millionen Jahren zum ersten Mal den afrikanischen Kontinent verließen. Ressourcenreiche Flusstäler erlaubten ein rasches Vordringen der Homininen in den Südkaukasus. Die dortigen Lebensräume boten ideale Lebensbedingungen und waren daher das früheste Zentrum der Menschhheitsgeschichte in Europa.“

Der „Schädel 5“ ist vom 11. Oktober bis zum 18. November 2018 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zu sehen. Begleitet wird die Präsentation des einzigartigen Exponats von Repliken der anderen vier Schädel, von einigen großformatigen Fotos sowie von einem Kurzfilm über die Arbeiten an der Grabungsstätte Dmanisi.

Die Präsentation kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Eintritt: 10 Euro für Erwachsene, 5 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 25 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Georgischen Nationalmuseum und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport Georgiens im Rahmen des Gastlandauftritts Georgiens auf der Frankfurter Buchmesse 2018 entstanden.

Der in der Ausstellung gezeigte Kurzfilm über die Grabungsstätte Dmanisi wurde mit Mitteln des Aktionsplans der Leibniz-Forschungsmuseen finanziert.

Ort:
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt

Senckenberg-Forschungsgebäude mit einem feierlichem Festakt eingeweiht

Forschungsgebäude Arthur-von Weinberg-Haus und Jügelhaus. © Foto: Diether v. Goddenthow
Forschungsgebäude Arthur-von
Weinberg-Haus und Jügelhaus. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Forschung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung gestern in einem feierlichen Festakt ihr Forschungsgebäude Arthur-von Weinberg-Haus und Jügelhaus eingeweiht.

Damit feierte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung nach etwa sieben Jahren Planungsbeginn und gut vier Jahren Baubeginn den Abschluss des bisher größten Bauprojekts in ihrer Geschichte: 22 Millionen Sammlungsobjekte wurden umgezogen, klimatisierte Sammlungsräume und Labore errichtet und moderne Arbeitsräume geschaffen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können nun in direkter Nachbarschaft zu ihren Sammlungen unter neuesten Standards arbeiten und forschen. In Anwesenheit von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier wurden die neuen Forschungsgebäude feierlich eingeweiht. Dabei erklang erstmals wieder die 1947 erbaute Bach-Orgel im Festsaal, gespielt und begleitet von Musikern des Collegium Musicum der Goethe-Universität.

Mit einem feierlichen Festakt weihte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung heute die neuen Forschungsgebäude Arthur-von Weinberg-Haus und Jügelhaus ein. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung Collegium Musicum der Goethe-Universität Frankfurt unter Leitung von Jan Schuhmacher, unter anderem mit dem Orgelkonzert in F-Dur, HWV 292, von Georg Friedrich Händel. Zum ersten Mal seit ihrer Grundsanierung lies Organist Vicent Knüppe die große Orgel im Festsaal des Jügelhauses wunderbar erklingen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Mit einem feierlichen Festakt weihte die Senckenberg Gesellschaft für
Naturforschung heute die neuen Forschungsgebäude Arthur-von
Weinberg-Haus und Jügelhaus ein. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung Collegium Musicum der Goethe-Universität Frankfurt unter Leitung von Jan Schuhmacher, unter anderem mit dem Orgelkonzert in F-Dur, HWV 292, von Georg Friedrich Händel. Zum ersten Mal seit ihrer Grundsanierung lies Organist Vicent Knüppe die große Orgel im Festsaal des Jügelhauses wunderbar erklingen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es ist so gut wie geschafft – letzte Sammlungsstücke, das Modell eines Pottwal-Kalbs und einige Büros müssen bis zum Endes des Monats noch aus dem Standort Kuhwaldstraße in die neuen Forschungsgebäude umziehen. Dann ist das bislang größte Senckenberg-Umbauprojekt abgeschlossen.

Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Ich bin sehr glücklich, an dem heutigen Festtag das Gelingen dieses großen Bauprojekts mit Ihnen feiern zu können, das für unser Frankfurter Institut, seine exzellente Forschung und herausragenden Sammlungen nun auch die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung stellt“, freut sich Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger. „Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Land Hessen und dem Bund, die diese riesige Umbaumaßnahme ermöglicht und finanziert haben“, fährt er fort. Die Umbaumaßnahmen haben die Forschungsbedingungen der WissenschaftlerInnen optimiert. „Durch die Unterbringung der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen in einem Gebäudekomplex am Standort Frankfurt entstehen neue Synergien in der Erforschung des Systems Erde“, ergänzt Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Forschungsinstituts und Naturmuseums. „Die räumliche Nähe zum Museum ermöglicht zudem einen noch engeren Austausch zwischen Forschung und Vermittlung und unterstützt somit unser Ziel, die Bedeutung von Forschung für die Gesellschaft in unserem Museum deutlich präsenter zu machen“, so Mulch weiter.

(v.li.) Prof. Dr.-Ing. Dr.h. c. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Wilfried Kraus, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität,  Dr. h. c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg-Gesellschaft, Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident, Gerd Mangel, Gesamt-Projektleiter, Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Peter Kulka Architekt,  Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Forschungsinstituts und Naturmuseums. Als Dank für ihren großen Einsatz werden künftig vier von Senckenberg neu entdeckte Arten Namen von Vertretern von Bund und Land und dem  Projektleiter Gerd Mangel tragen, nämlich eine Gerd-Mangel-Spinne aus Nordthailand, ein Peter-Kulka-Insekt aus der Grube Messel, ein Volker-Bouffier-Frosch aus Myanmar und zu Ehren des BMBF ein Dinoflagellat, benannt nach Leibniz. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.) Prof. Dr.-Ing. Dr.h. c. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Wilfried Kraus, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, Dr. h. c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg-Gesellschaft, Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident, Gerd Mangel, Gesamt-Projektleiter, Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Peter Kulka Architekt, Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Forschungsinstituts und Naturmuseums.
Als Dank für ihren großen Einsatz beim Gelingen des Bauprojektes werden künftig vier von Senckenberg neu entdeckte Arten Namen von Vertretern von Bund und Land und dem Projektleiter Gerd Mangel tragen, nämlich: Gerd-Mangel-Spinne aus Nordthailand,  Peter-Kulka-Insekt aus der Grube Messel,  Volker-Bouffier-Frosch aus Myanmar und zu Ehren des BMBF ein Dinoflagellat, benannt nach Leibniz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gratulierte der Senckenberg Gesellschaft zu diesem erfolgreichen Umbauprojekt: „Ein lebendiges und funktionales Gebäude mitten in der Stadt, das seine bisherige Geschichte weitererzählt und gleichzeitig zukunftsfähige Forschungsarbeit auf höchstem Niveau ermöglicht – das war die Vision für das Jügelhaus, die hervorragend umgesetzt wurde. Mit rund 117 Millionen Euro haben der Bund und das Land Hessen viel Geld in die Hand genommen, damit die Senckenberg Gesellschaft auch in Zukunft die besten Rahmenbedingungen erhält, um ihre wichtige Forschung auf höchstem Niveau fortzusetzen. Die Landesregierung hat in den vergangenen Jahren bereits viel getan, um die Spitzenforschung zu stärken. Mit Erfolg: Hessen gehört zu den wissenschaftlich und wirtschaftlich starken Bundesländern Deutschlands.

Gerd Mangel, Gesamt-Projektleiter und Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Forschungsinstituts und Naturmuseums sind besonders stolz über die gelungene Restaurierung des Parthenon-Frieses im jetzt fertigen  Parthenon-Saal mit Bibliothek und Besprechungsraum. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gerd Mangel, Gesamt-Projektleiter und Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Forschungsinstituts und Naturmuseums sind besonders stolz über die gelungene Restaurierung des Parthenon-Frieses im jetzt fertigen Parthenon-Saal mit Bibliothek und Besprechungsraum. © Foto: Diether v. Goddenthow

Und dafür brauchen wir Forschungseinrichtungen wie Senckenberg, die mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen immer wieder den großen Bogen spannen, die auch mal den Finger in die Wunde legen und nicht müde werden, Probleme zu benennen und Lösungen aufzuzeigen.“

Prof. Dr. Andreas Mulch zeigt einen der 34 000 "Schmetterlings-Kästen" der 22 Mio Sammlungsobjekte umfassenden Senckenberg-Sammlung im neuen auf 18 Grad u. 30 Prozent Luftfeuchtigkeit gehaltenen Archiv © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Andreas Mulch zeigt einen der 34 000 „Schmetterlings-Kästen“ der 22 Mio Sammlungsobjekte umfassenden Senckenberg-Sammlung im neuen auf 18 Grad u. 30 Prozent Luftfeuchtigkeit gehaltenen Archiv © Foto: Diether v. Goddenthow

Auch Ministerialdirigent Wilfried Kraus schloss sich den Glückwünschen an und betonte von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: „Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine der weltweit führenden Forschungsinstitutionen im Bereich der Erforschung der Natur und der biologischen Vielfalt. Der erfolgreiche Abschluss der umfassenden Umbaumaßnahmen wird dazu beitragen, diese Position zu festigen und auszubauen.“

Unten: Foyer des Jügel-Hauses, oben Blick auf Treppe zum direkten Durchgang ins Senckenberg Naturmuseum. © Foto: Diether v. Goddenthow
Unten: Foyer des Jügel-Hauses, oben Blick auf Treppe zum direkten Durchgang ins Senckenberg Naturmuseum. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zu den Gratulanten des heutigen Tages gehörte ebenso Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Er würdigte an dem Bauprojekt besonders „das große Engagement für die – außerhalb der Leibniz-Gemeinschaft gelegentlich etwas stiefmütterlich behandelten – Sammlungen. Tatsächlich sind Sammlungen für Forschungsmuseen und Forschungseinrichtungen wie Senckenberg ein konstitutives Element. So ermöglichen die naturhistorischen Sammlungen als Archive den Blick zurück in die Entwicklung der Natur und des Menschen und damit auch den Blick in die Zukunft.“ Auch Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, beglückwünschte Senckenberg zu der Umwidmung der ehemaligen Universitätsgebäude in moderne Forschungsgebäude.

Gebäude-Impression Südeingang. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gebäude-Impression Südeingang. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Umbauprojekt wurde nach Entwürfen von Architekt Peter Kulka realisiert und unter der Projektleitung von Gerd Mangel durchgeführt. Neben der Verbesserung der Forschungsinfrastruktur und dem Platzgewinn galt es, die Gebäude weitestgehend barrierefrei zu machen, sorgsam mit der Bausubstanz umzugehen und die Anforderungen des Denkmalschutzes zu
erfüllen. Durch die Erhaltung von Fassaden, bauzeitlichen Türen und Fenstern, Foyers, Treppenhäusern und Stuckdecken sowie einzelner ausgewählter Räume sollten die verschiedenen Zeitschichten des Gebäudes sichtbar gemacht werden – die Entstehungszeit des
Bautenensembles von 1907, die Eingriffe nach den Zerstörungen des Krieges Anfang der 1950er Jahre sowie die Überformung durch den Umbau und Anbau im Rahmen der jüngsten Baumaßnahmen. Denkmalgeschützte Räume wie der Parthenon-Saal mit der berühmten und jüngst sanierten Replik des Parthenon-Frieses, der Blaue Saal und der Senatssaal wurden saniert und gleichzeitig mit eingebauter Medientechnik zur Nutzung als Konferenzraum ertüchtigt.

Dr. h. c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg-Gesellschaft.© Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. h. c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg-Gesellschaft.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus dankte allen Projekt-Beteiligten für das Gelingen des umfassenden Umbau-Projektes und machte den Vertretern von Bund und Land sowie dem Projektleiter und dem Architekten gemeinsam mit Volker Mosbrugger und Andreas Mulch ein besonderes Geschenk: Zukünftig sollen vier von Senckenberg neu entdeckte Arten ihren Namen tragen.

Ausstellung „Faszination Vielfalt“ im Senckenberg-Museum Frankfurt bis 13. Jan. 2019 verlängert

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Wie das Senckenberg-Naturmuseum Frankfurt mitteilt, wird  die  Überblicks-Ausstellung „Faszination Vielfalt“  mit 1.138 geologischen und biologischen  Objekten noch bis zum 13. Januar 2019 gezeigt.

Rund 40 Millionen Objekte aus 200 Jahren Forschungsgeschichte umfassen die Sammlungen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung – einen bunten Querschnitt daraus zeigt die Ausstellung „Faszination Vielfalt“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. Auf 15 Metern Länge und 4 Metern Höhe präsentiert sie 1.138 biologische und geologische Objekte in einer riesigen Wandvitrine: vom winzigen Käfer über faszinierende Fossilien, schillernde Vögel und glitzernde Minerale bis hin zum stattlichen Okapi-Bullen. Hier begegnen sich dicht an dicht Tiere, Fossilien und Pflanzen, die sich zeitlich oder räumlich niemals begegnet wären.
Ergänzend zu dieser Inszenierung können Besucher an zwei digitalen Stationen nähere Informationen zu den Objekten aufrufen und so mehr über die „Geobiodiversitätsforschung“ bei Senckenberg erfahren. An einem Mediatisch gibt es die Möglichkeit mit- oder gegeneinander Forschungsaufträge zu den Wandobjekten durchzuspielen.

Anlass für das Zusammenstellen der Wandvitrine war das 200. Jubiläum der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im vergangenen Jahr. Senckenberg-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler erforschen heute weltweit die Vielfalt der unbelebten und belebten Natur, um die Erde als  Ganzes zu verstehen. Dafür sammeln und bewahren sie seit über 200 Jahren biologische und geologische Objekte. Die wissenschaftlichen Sammlungen bilden die elementare Grundlage ihrer Forschung. Jedes der elf Institute hat Objekte beigetragen – vom springenden Tiger aus Dresden, über die Gottesanbeterin aus Müncheberg, Manganknollen aus Wilhelmshaven, einen Faustkeil aus Tübingen bis hin zur Strandgras-Nelke aus Görlitz.

Die Ausstellung erzeugt Begeisterung für die Vielfalt und Schönheit der Natur und ist bei Museumsbesuchern sehr beliebt. Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Senckenbergs ist sie ans Herz gewachsen. Viele haben ihr Lieblingsobjekt in der Wand und kommen untereinander oder mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch über ihre jeweiligen Forschungsgebiete. Das vielfältige Programm des Bereichs Bildung und Vermittlung rund um die Ausstellung bleibt ebenfalls ungebrochen: Bisher wurden 25 Veranstaltungen angeboten, an denen 553 Personen teilnahmen.
Aber auch Besucher, die die Ausstellung ohne eine Museumsführung besuchen, können sich mit den Objekten und der Forschung auseinandersetzen. In der Ausstellung wurde eine zweite, digitale Ebene eingerichtet, die es dem Betrachter ermöglicht, tiefer in die Thematik einzusteigen und mehr über die einzelnen Objekte, ihre Vernetzungen untereinander und über die Forschung dahinter zu erfahren. Das Wechselspiel zwischen Originalexponaten, speziell für die Ausstellung angefertigten Fotos und kompakt präsentierter Information schafft Raum für Such- und Erkundungsspiele. Zusätzlich gibt es eine Spielstation im Ausstellungsbereich mit Forschungsdrohnen auf einer digitalen Landkarte. Familien und Gruppen aus Kindern und Jugendlichen können hier Forschungsaufträge wählen und ihr Wissen über die Exponate der Biodiversitätswand testen und erweitern.

„Faszination Vielfalt“ verlängert und noch bis zum 13. Januar 2019  zu sehen im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt, 2. OG, Wolfgang-Steubing-Saal. Die Ausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden: 10 Euro für Erwachsene, 5 Euro für Kinder und Jugendliche (6 – 15 Jahre) sowie 25 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder).

Senckenberg-Museum

Ein Statement zur Evolutionsgeschichte – Senckenberg eröffnet Ausstellung: „Gefiederte Dinosaurier“ – Sind Vögel fliegende Dinos?

Archaeopteryx Nr. 11. Fluganimation. © Die Infografen /Senckenberg Naturmuseum
Archaeopteryx Nr. 11. Fluganimation. © Die Infografen /Senckenberg Naturmuseum

Als 1861 der erste Archaeopteryx auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen im Bayerischen Altmühltal gefunden und sein Wert als Indiz für die Richtigkeit Darwins Evolutionstheorie erkannt wurde, ließ der renommierte britische Naturforscher Richard Owen, damaliger Leiter des Londoner Museums und Darwin-Gegner, den Fund aufkaufen und aus religiösen Gründen verschließen. Was die Angelegenheit dabei besonders brisant macht, ist, dass Owen als Universalgelehrter einer der angesehensten Wissenschaftler seiner Zeit und renommierter Mediziner, Zoologe, vergleichender Anatom, Physiologe und Paläontologe war, genau wusste, was er tat. Er wollte nicht, dass die Vorstellung an das Walten eines Weltschöpfers erschüttert wurde durch den mit dem Urvogel-Fund erstmals möglichen wissenschaftlichen Beweis der Richtigkeit von Darwins Evolutionstheorie. Diese besagt, dass eine natürliche Auslese die treibende Kraft bei der Veränderung der Arten sei.

Erst Darwin-Befürworter Thomas Henry Huxley, Biologe, vergleichender Anatom und Begründer des Wissenschaftsmagazins „Nature“, lieferte eine wissenschaftlich exakte Beschreibung des 1. Archaeopteryx, des sogenannten Londoner Exemplars“, und machte hierdurch den Weg frei für die Evolutionstheorie.

Jetzt widmet das Senckenberg- Naturmuseum Frankfurt erstmals dem Archaeopteryx, dem einstigen Zünglein an der Waage im wohl größten Wissenschafts- und Glaubenskrieg aller Zeiten, gleich eine ganze Ausstellung. Unter dem Titel „Fliegende Saurier“ werden zahlreiche der weltweit insgesamt 13 mehr oder weniger gut erhaltenen, versteinerten Urvogel-Fossilen in vier, didaktisch gut aufeinander abgestimmten Bereichen präsentiert. Ausstellungshöhepunkt bildet Exemplar Nr. 11. Seine gut erhaltenen versteinerten Konturen leuchten Besuchern aus einer Glasvitrine der ansonsten völlig abgedunkelten Schatzkammer entgegen. Er kann dank Hilfe der Lipoid-Stiftung fünf Jahre lang im Senckenberg-Naturmuseum gezeigt werden.

Der vor zirka 150 Millionen Jahren lebende Archaeopteryx lieferte Mitte des 19. Jahrhunderts aber nicht nur ein wichtiges noch fehlendes Indiz zum Beleg der Evolutionstheorie. Der Urvogel sei vor allem auch ein Bindeglied, „eine Brücke zwischen den Reptilien und den Vögeln“, und „im Prinzip der Beweis, dass diese Bindeglieder zwischen ganz unterschiedlichen Gruppen der Reptilien und Vögel existieren“, erläuterte Direktoriumsmitglied und Vogelforscherin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese zur Begrüßung bei der Eröffnung der Ausstellung am 6. Juli 2018.

Dabei dankte sie der Lipoid-Stiftung für die Ermöglichung der Ausstellung und Herrn Horst Weiser für die Spende von zwei fossilen Flugsauriern. Die Lipoid-Stiftung, bei der Eröffnung vertreten durch Dr. Herbert Rebmann, fördert unter anderem die archäologische Forschung und das allgemeine Interesse der Öffentlichkeit an deren Ergebnissen. „Wir freuen uns, dass das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt ein Exemplar des seltenen und weltweit bekannten Archaeopteryx nun in einer anspruchsvollen und gelungenen Form präsentiert, die viele Besucher begeistern wird“, so Rebmann.

Archaeopteryx-Tafel mit Abgüssen der wichtigsten Fossilfunde und vorne der Bildschirm der Computer-Animation, der Ausstellung „Gefiederte Dinosaurier“ des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Archaeopteryx-Tafel mit Abgüssen der wichtigsten Fossilfunde und vorne der Bildschirm der Computer-Animation, der Ausstellung „Gefiederte Dinosaurier“ des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Wir sind natürlich jetzt stolz, dass wir das 11. Exemplar hier zeigen können, und es ist ein ganz besonderes Exemplar, weil es insbesondere bezogen auf seine Federfaltung neue Aussagen ermöglicht.“, freute sich Dr. Bernd Herkner, Leiter Abteilung Museum, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Herkner dankte insbesondere auch Dr. Gerald Mayr, dem international bekannten Archaeopteryx-Spezialisten des Hauses Senckenberg, dem es mit seinem Team nach der Entdeckung des 10. Archaeopteryx 2005 gelungen war, zu zeigen, dass „der Urvogel Archaeopteryx näher mit den Raptoren verwandt ist, als mit den heutigen Vögeln, und das hat dazu geführt, dass wir diesen Titel hier haben: Gefiederte Dinosaurier. Also Vögel sind eigentlich gefiederte Dinos“. Inzwischen bestehe Common sense in der Naturwissenschaft, „dass Vögel eigentlich gefiederte Dinosaurier sind“, so Herkner.

Das sechste Unterscheidungsmerkmal, welches es noch zwischen Dinosauriern und Vögeln gab, war die von Vögeln her bekannte asymmetrische Feder. Dieses Alleinstellungsmerkmal der Vögel fiel endgültig, als man 2003 in China einen Microraptor mit solchen asymetrischen Federn fand. Mittlerweile habe man immer mehr von diesen Flugsauriern gefunden, und so sei man zu diesem Schluss gekommen, was auch hier in der Ausstellung gezeigt werden soll, erläuterte Herkner, und wies darauf hin, dass auch das ökologische Umfeld der Urvögel und Fossilien der wertvollen Fossilfundstätte Eichstätt /Solnhofen gezeigt werde.

Urvogel, Archaeopteryx, erstmals wissenschaftlich dreidimensional rekonstruiert, begrüßt die Besucher in der ersten Wandvitrine im neuen Ausstellungsbereich „Gefiederte Dinosaurier“ des Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Urvogel, Archaeopteryx, erstmals wissenschaftlich dreidimensional rekonstruiert, begrüßt die Besucher in der ersten Wandvitrine im neuen Ausstellungsbereich „Gefiederte Dinosaurier“ des Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gleich an der ersten Wandvitrine der Ausstellung hat der Besucher die Möglichkeit, sich die gut erhaltenen Funde anzuschauen, und zwar aus mehreren Perspektiven: Der Archaeopteryx wird gezeigt als versteinertes Plattenkalk-Fossil, als rekonstruiertes dreidimensionales Skelett und – erstmals – als rekonstruiertes Präparat in schöner Federpracht, ergänzt durch eine Computer-Animation an Station 4. Hier wird dem Urvogel digitales Leben eingehaucht.

Ein Hauptanliegen sei es gewesen, so Projektleiter Philipe Havlik, den Sprung von der flunderflachen Versteinerung des Archaeopteryx zur Dreidimensionalität aufzuzeigen. Eine solche wissenschaftlich exakte Rekonstruktion war nur möglich aufgrund der einzigartigen Fundqualität der Fossilien mit exakt abgebildeten Federn und Weichteilen. Die Tiere müssten wohl, so Haylik, beim Flug über den Gewässern abgestürzt sein, und durch das feinkörnige Sediment der Solnhofener Plattenkalke sofort eng eingeschlossen und konserviert worden sein.

Bayerische Karibik, Ausstellungsstation 2, der Ausstellung „Gefiederte Dinosaurier“ des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Bayerische Karibik, Ausstellungsstation 2, der Ausstellung „Gefiederte Dinosaurier“ des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Station 2 der Ausstellung „Die Bayerische Karibik“ widmet sich der wichtigen Fossilfundstätte „Eichstätt Solnhofen“. Vor 150 Millionen Jahren war das heutige Altmühltal in Bayern geprägt von ausgedehnten Lagunen, deren Ränder von Korallenriffen und Inseln gesäumt waren. In den wannenförmigen Vertiefungen zwischen den Riffbauten lagerte sich feinkörniger Kalkschlamm ab, der sich über Jahrmillionen zu den heutigen Solnhofener Plattenkalken verfestigte. In diesen sind bemerkenswert gut erhaltene Fossilien konserviert – allen voran der „Urvogel“ Archaeopteryx.

Station 3 „Sind Vögel Dinosaurier?“ erläutert den Ursprung und das Vorkommen von Federn fossiler Vögel, gibt einen Überblick der weltweiten Fundstellen, veranschaulicht den ähnlichen Aufbau der mit Luft gefüllten Knochen bei Dinos und Vögeln und zieht das Fazit: „Vögel sind die einzigen noch lebenden Dinosaurier“. Ja, die Taube auf dem Dach oder im Park sei ein Dinosaurier, so Philipe Havlik. In Kinderhöhe stellen Grafiken den evolutionäre Weg vom Saurier zum Vogel dar.

Station 4, „Achaeopteryx-Tafel“, die zentrale Ausstellungswand, zeigt Abgüsse besonders interessanter Exemplare der weltweit insgesamt 13 Exemplare der bisherigen Archaeopteryx-Funde (sämtlich aus dem Altmühltal stammend). Eine besondere Attraktion ist die Computer-Animation des 11. Archaeopteryx-Exemplars. Aufgrund seiner überlieferten, asymmetrischen Federn, die zum aktiven Flug benötigt werden, konnte der Urvogel digital zum Fliegen gebracht werden.

Projektleiter Philipe Havlik erläutert beim Rundgang durch die Ausstellung die verschiedenen didaktischen Ebenen. Erwachsene und Kinder können sich die zentralen Aussagen der Ausstellung auf unterschiedlichen Wegen erschließen – über Grafiken, Texte und Objekte. Hier in der Schatzkammer vor dem Original-Archaeopteriyx-Fossil Nr. 11. © Foto: Diether v. Goddenthow
Projektleiter Philipe Havlik erläutert beim Rundgang durch die
Ausstellung die verschiedenen didaktischen Ebenen. Erwachsene und Kinder
können sich die zentralen Aussagen der Ausstellung auf unterschiedlichen
Wegen erschließen – über Grafiken, Texte und Objekte. Hier in der Schatzkammer vor dem Original-Archaeopteriyx-Fossil Nr. 11. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ausstellungs-Höhepunkt bildet die bereits oben erwähnte „Schatzkammer“, ein kleiner Hochsicherheistrakt, mit der Präsentation des Original-Fossilfundes „Nr.11“.

Die Ausstellung, die im Verlauf des voranschreitenden Umbaus des Senckenberg-Museums erweitert und dann an anderer Stelle mit weiteren weltweit bedeutenden Fossilienfundstätten wie Grube Messel und Bundenbach-Schieferfossilien präsentiert werden wird, ist gelungen, und ganz nebenbei ein wissenschaftliches Statement zur Evolutionsgeschichte.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Korallenriffe sind die Regenwälder der Meere – Senckenberg eröffnet die Sonderausstellung „Korallenriffe – bedrohte Schätze der Ozeane“

Sonderausstellung „Korallenriffe – Bedrohte Schätze der Ozeane“ im Senckenberg Naturmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow
Sonderausstellung „Korallenriffe – Bedrohte Schätze der Ozeane“ im Senckenberg Naturmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eröffnet heute in Kooperation mit der International Coral Reef Initiative (ICRI) als deutschen Beitrag für das „Internationale Jahr des Riffes 2018“ die fantastische Sonderausstellung „Korallenriffe – bedrohte Schätze der Ozeane“.  Mit dieser Ausstellung lädt die Senckenberg Gesellschat für Naturforschung dazu ein, in die Welt der Korallenriffe einzutauchen und anhand von Originalexponaten, Modellen und Filmen mehr über die einzigartige und komplexe Ökologie, die immense ökonomische Bedeutung sowie über die zunehmende Gefährdung der Riffe und den aktuellen Stand der Wissenschaft zu erfahren.

Gezeigt werden etwa 50 Originalexponate, 5 Abgüsse von Fischen und 13 Modelle von Riff-Bewohnern, die die Besucher aus nächster Nähe betrachten können. Von einer echten Karettschildkröte über das Modell von zwei Schwarzspitzen-Riffhaien bis hin zu Alkoholpräparaten eines Putzerlippfisches oder eines Langnasen-Nasendoktorfisches bietet die neue Sonderausstellung für Einsteiger und „Riff-Fans“ gleichermaßen interessante Einblicke in die geheimnisvolle wie farbenfrohe Unterwasserwelt der Korallen.

Dr. Bernd Herkner hat mit der Ausstellung das „International Year of the Reef“ (IYOR) aufgegriffen, um Besucherinnen und Besucher auf die Bedeutung und den Wert dieser Lebensräume aufmerksam zu machen und für das Thema Riff-Schutz zu sensibilisieren. Er unterstützt damit auch den Verein Reef Check e.V., der Mitinitiator des IYORs ist. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Bernd Herkner hat mit der Ausstellung das „International Year of the Reef“ (IYOR) aufgegriffen, um Besucherinnen und Besucher auf die Bedeutung und den Wert dieser Lebensräume aufmerksam zu machen und für das Thema Riff-Schutz zu sensibilisieren. Er unterstützt damit auch den Verein Reef Check e.V., der Mitinitiator des IYORs ist. © Foto: Diether v. Goddenthow

Korallenriffe würden auch wegen ihrer Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht als die Regenwälder der Meere, bezeichnet, erläutert Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum im Senckenberg Naturmuseum beim heutigen Presserundgang. Senckenberg habe eine lange Tradition im Bereich Meeresforschung. „Seit Jahrzehnten untersuchen unsere Wissenschaftler die Ökologie von Korallenriffen – insbesondere im Roten Meer. Senckenberg-Wissenschaftler erforschen weltweit die biologische Vielfalt der Riffe im Flachwasser und in der Tiefsee“. so der Museumsdirektor.-

Die Präparatorinnen Hildegard Enting, Sylva Scheer und Anna Frenkel erarbeiten hierfür die Darstellung eines Riff-Lebensraums, die ein tropisches Korallenriff in seiner vollen Vielfalt als Biodiversitäts-Hot-Spot im neu gestalteten Museumsraum ab 2020 zeigen soll. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Präparatorinnen Hildegard Enting, Sylva Scheer und Anna Frenkel erarbeiten hierfür die Darstellung eines Riff-Lebensraums, die ein tropisches Korallenriff in seiner vollen Vielfalt als Biodiversitäts-Hot-Spot im neu gestalteten Museumsraum ab 2020 zeigen soll. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Sonderausstellung „Korallenriffe – bedrohte Schätze der Ozeane“ wäre auch eine Art Museums-Preview, denn sie führe thematisch auf die geplante Dauerausstellung „Korallenriff“ hin, die 2020 im Zuge des modularen Museumsumbaus im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eröffnet werden soll. Die Präparatorinnen Hildegard Enting, Sylva Scheer und Anna Frenkel erarbeiten hierfür die Darstellung eines Riff-Lebensraums, die ein tropisches Korallenriff in seiner vollen Vielfalt als Biodiversitäts-Hot-Spot zeigen soll. „Wie schön, dass einige unserer Arbeiten für das große Diorama bereits jetzt als Vorboten in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen sind“, freut sich Hildegard Enting.

Gerade erst fertig gestellt wurde das detailgenaue Modell eines Tritonshorns, das einen Dornenkronenseestern verschlingt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gerade erst fertig gestellt wurde das detailgenaue Modell eines Tritonshorns, das einen Dornenkronenseestern verschlingt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gerade erst fertig gestellt wurde das detailgenaue Modell eines Tritonshorns, das einen Dornenkronenseestern verschlingt. In mühevoller Kleinstarbeit hat Sylva Scheer den Seestern modelliert und ermöglicht den Betrachtern einen ungewöhnlichen Blick auf die Unterseite dieses Tieres – mehr als 2.500 Füßchen und zahlreiche Mundwerkzeuge hat die Präparatorin hierfür angefertigt und angebracht. Weitere Vorboten, die auch ab 2020 im neuen Museumsraum „Korallenriff“ zu sehen sein werden, sind die präparierte Karettschildkröte sowie ein vergrößertes Modell eines Pygmäenseepferdchens.

Dr. Bernd Herkner hat mit der Ausstellung das „International Year of the Reef“ (IYOR) aufgegriffen, um Besucherinnen und Besucher auf die Bedeutung und den Wert dieser Lebensräume aufmerksam zu machen und für das Thema Riff-Schutz zu sensibilisieren. Er unterstützt damit auch den Verein Reef Check e.V., der Mitinitiator des IYORs ist.

Biologin Jenny Krutschinna von Reef Check e.V. erklärt den großen Wert der Korallenriffe für das Ökogleichgewicht der Meere. © Foto: Diether v. Goddenthow
Biologin Jenny Krutschinna von Reef Check e.V. erklärt den großen Wert der Korallenriffe für das Ökogleichgewicht der Meere. © Foto: Diether v. Goddenthow

Jenny Krutschina, Meereswissenschaftlerin der Organisation Reef Check Deutschland e.V. erklärt, dass Korallenriffe nicht nur einen ideellen Wert besäßen, was jeder, der schon mal geschnorchelt oder tauchend ein Riff bestaunt habe, sofort erkenne. Die tropischen Riffe wie das mit 2400 Kilometern größte Riff, das Great Barrier Reef trügen zum Küstenschutz und mit Tourismus und Fischerei zum Lebensunterhalt von über 276 Millionen Menschen allein dort bei. Riffe bedecken zwar nur 0,1 Prozent der Ozeane, beherbergten aber zugleich rund 30 Prozent der marinen Fischarten und sind die Kinderstube der Hochseefische und vieler anderer Lebewesen. Dies und vieles mehr mache sie zum wertvollsten Ökosystem der Erde.

Stefanie Raddatz, Kuratorin der Ausstellung, erläutert hier das Modell eines Tritonshorns, welches einen Dornenkronenseestern verschlingt und einen Beitrag zur Verbesserung der Riffe leisten könne. © Foto: Diether v. Goddenthow
Stefanie Raddatz, Kuratorin der Ausstellung, erläutert hier das Modell eines Tritonshorns, welches einen Dornenkronenseestern verschlingt und einen Beitrag zur Verbesserung der Riffe leisten könne. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Wir möchten unsere Besucherinnen und Besucher für die einzigartige Schönheit der Korallenriffe begeistern und gleichzeitig informieren, wie schnell das sensible Gleichgewicht dieser Ökosysteme durch den Einfluss des Menschen gestört wird“, ergänzt Stefanie Raddatz, Kuratorin der Ausstellung. Die Folgen menschlicher Aktivitäten haben zu einer Krise in bisher nie dagewesenem Ausmaß geführt: Mehr als die Hälfte aller Warmwasserkorallenriffe gelten als nachhaltig gestört, etwa ein Drittel sind bereits unwiederbringlich verloren. Als Hauptursache des Korallensterbens wird der Klimawandel angeführt, hinzu kommen Faktoren wie die Verschmutzung der Meere und die Überfischung.

"Senckenberger"-Korallenforschungs-Taucher, unter anderem  mit Transektline zur Markierung des zu untersuchenden Riff-Bereichs.© Foto: Diether v. Goddenthow
„Senckenberger“-Korallenforschungs-Taucher, unter anderem mit Transektline zur Markierung des zu untersuchenden Riff-Bereichs.© Foto: Diether v. Goddenthow

Weitere Ausstellungshighlight der Sonderausstellung sind eine Hörstation, eine Filmpräsentation über das Leben von Korallen mit Sofa-Ecke sowie die Präsentation wissenschaftlicher Ausrüstung der Senckenberg-Korallenforscher vom Taucheranzug mit Transektline zur Markierung des zu untersuchenden Bereichs, über Inkubationskammern zum Messen der Sauerstoffverbrauchs von Korallen bis hin zu einem Korallenhandbohrgerät..

Impression der Sonderausstellung „Korallenriffe – Bedrohte Schätze der Ozeane“ im Senckenberg Naturmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Korallenriffe – Bedrohte Schätze der Ozeane“ im Senckenberg Naturmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow

An der Hörstation beantworten die beiden international renommierten Senckenberg-Forscher Prof. Dr. André Freiwald und Dr. Friedhelm Krupp Besucherfragen über Vorkommen, Arten, Bedeutung und Schutz von Korallenriffen. So erfahren die Besucher hier und auch an Wandtafeln, dass die Warm- und Kaltwasserriffe in ihrer Gesamtheit zwar nur etwa 0,15 Prozent des Ozeanbodens bedecken, aber für ein Drittel aller Lebewesen im Meer lebensnotwendig sind. Sie dienen zur Eiablage, als Rückzugsorte und Futtergebiete für eine Vielzahl von Tierarten und gelten als Kinderstube für 25 Prozent aller Hochseefische. Auch die Meeresschildkröten steuern die Korallenriffe regelmäßig an, um zu fressen oder sich durch Putzerfische von Parasiten befreien zu lassen.

10.korallenriffe-i.gefahr25Sonderausstellung „Korallenriffe – Bedrohte Schätze der Ozeane“, 8. Juni 2018 bis 10. Februar 2019 im 2. OG, Raum 208 im Senckenberg Naturmuseum, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Die Sonderausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Kombitickets: 10 Euro für Erwachsene, 5 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 25 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr. Weitere Informationen unter: www.senckenberg.de

Die Ausstellung wurde unterstützt vom Geschäftsbereich KFW Entwicklungsbank.

Das Modell des „begehbaren Gehirns“ für das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt heute vorgestellt

MEG-Demonstrations-Messung mit Fußball-Legende Charly Körbel für das geplante Highlight-Exponat „Begehbares Gehirn“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

So soll das begehbare Gehirn im neuen Senckenberg aussehen. Copyright: Modell: Hertie-Stiftung 2018, Alexander Grychtolik/Foto: U. Dettmar
So soll das begehbare Gehirn im neuen Senckenberg aussehen. Copyright: Modell: Hertie-Stiftung 2018, Alexander Grychtolik/Foto: U. Dettmar

Frankfurt, den 28.05.2018. Im vergangenen Jahr hat sich Rekordbundesligaspieler und Leiter der Eintracht Frankfurt Fußballschule Karl-Heinz „Charly“ Körbel ins MRT gelegt, um sein Gehirn für die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung scannen zu lassen. Der Scan dient als Grundlage für das begehbare Gehirn – das Highlight-Exponat im Bereich „Mensch“ des geplanten neuen Senckenberg Naturmuseums, den die Gemeinnützige Hertie-Stiftung mit einer Million Euro fördert. Ein nach dem Gehirn von Charly Körbel angefertigtes Arbeitsmodell des Exponats liegt inzwischen vor und nun werden die neurowissenschaftlichen Inhalte ausgearbeitet, welche die Besucher im Inneren des „Begehbaren Gehirns“ sehen und hören werden. Auch hier spielt das Thema
„Fußball“ eine wichtige Rolle: Was geschieht im Kopf eines Spielers, wenn er eine Trillerpfeife hört, einen Fußball sieht oder diesen mit dem Fuß berührt? Das möchten Senckenberg, die Hertie-Stiftung und das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik u.a. mit Hilfe von Magnetenzephalographie-Messungen der Hirnrinde verdeutlichen und im Ausstellungsbereich „Mensch“ des Neuen Museums darstellen. Charly Körbel unterstützt dieses Projekt und nahm an einer MEG-Demonstrations-Messung teil, um dieses Verfahren vorzustellen und damit einen Blick in das zukünftige Gehirnexponat zu geben.

Das Highlight-Exponat „Begehbares Gehirn“ ist noch nicht zu besichtigen – die Vorbereitungen des geplanten neuen Ausstellungsbereichs im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt laufen hinter den Kulissen aber bereits auf Hochtouren. Auf der heutigen Pressekonferenz wurde ein Modell im Maßstab 1:10 präsentiert. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und mit dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik so hochkarätige Unterstützung bei der Konzeptionierung des Ausstellungsbereichs ‚Mensch als System’ haben. Und vor allem freuen wir uns sehr darüber, dass Herr Körbel unser Projekt weiter unterstützt und an dieser Demonstrations-Messung teilnimmt“ erklärt Dr. Martin Čepek, Leiter des Stabs Zentrale Museumsentwicklung bei Senckenberg. „Wir erarbeiten zurzeit die Inhalte des Ausstellungsbereichs, der den Besuchern veranschaulichen soll, wie das menschliche Gehirn funktioniert“, fährt er fort.

„Der Bau des neuen Senckenberg-Museums ist eines der aufregendsten Projekte dieser Jahre“ findet Charly Körbel, der während seiner Profikarriere ausschließlich für Eintracht Frankfurt antrat und mit 602 Spielen den Rekord für die meisten Einsätze in der Fußball-Bundesliga hält. „Es erfüllt mich wirklich mit Stolz ein Teil davon zu sein. Das Modell des eigenen Gehirns in den Händen zu halten ist ein seltsames Gefühl: faszinierend und irgendwie mulmig zugleich. Wie wird es dann erst mit der begehbaren XXL-Version sein? In jedem Fall ist es extrem spannend, vor Augen geführt zu bekommen, was das Gehirn beim Fußballspielen alles leistet und wie viele Reize es gleichzeitig verarbeiten muss“, so Körbel.

Dr. Martin Cepek, Dr. Astrid Proksch, Karl-Heinz Körbel und Prof. David Poeppel, PhD, mit dem 1:10 Modell des "Begehbaren Gehirns". Copyright: Senckenberg/Neunzehn
Dr. Martin Cepek, Dr. Astrid Proksch, Karl-Heinz Körbel und Prof. David Poeppel, PhD, mit dem 1:10 Modell des „Begehbaren Gehirns“. Copyright: Senckenberg/Neunzehn

„Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung ist einer der größten privaten Förderer der Hirnforschung in Deutschland. Neben der Gewinnung von Erkenntnissen über Funktionsweisen und der Erforschung von Erkrankungen, ist unser Anliegen, neurowissenschaftliche Inhalte allgemeinverständlich aufzubereiten, um Menschen für eines der faszinierendsten Organe zu begeistern und die Bedeutung der Hirnforschung für unseren Lebensalltag aufzuzeigen“, erklärt Dr. Astrid Proksch, Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung, Arbeitsbereich „Gehirn erforschen“. Proksch weiter „Anhand von konkreten Beispielen aus der Fußballwelt können wir im „Begehbaren Gehirn“ sehr anschaulich die komplexen Vorgänge im Gehirn erklären. Wir sind dem MPI für empirische Ästhetik sehr dankbar, dass sie uns bei der inhaltlichen Entwicklung unterstützen.“ Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik machen am Beispiel von Sinneseindrücken, die ein Fußballspieler in Aktion erfährt, die Aktivität verschiedener Gehirnbereiche sichtbar und erklären deren Funktion. „Um den Ausstellungsbesuchern neurowissenschaftliche Methoden näher zu bringen, wie wir sie auch in vielfältigen Studien der Grundlagenforschung und Ästhetikforschung an unserem Institut einsetzen, haben wir typische Reize eines Fußballspiels mittels Magnetenzephalographie (MEG) gemessen und visualisiert. Sichtbar wird so: Je nach Gattung der Reize aktiviert unser Gehirn unterschiedliche, spezialisierte Areale“, erklärt Prof. David Poeppel, PhD, Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik. Bei diesem bildgebenden Verfahren wird die magnetische Aktivität des Gehirns durch äußere Sensoren gemessen und kann anschließend grafisch dargestellt werden.

Bis zur tatsächlichen Begehung des neuen Ausstellungsbereichs „System Mensch“ müssen die Museumsbesucher sich noch gedulden. Aktuell startet das „Projekt Senckenberg – Neues Museum“ mit einem modularen Umbau im Bestandsbau. Einzelne Themenbereiche entstehen neu, während der Museumsbetrieb weiterlaufen kann.

Die Ausstellung „Korallenriffe – Bedrohte Schätze der Ozeane“ (Start 8. Juni 2018) gibt einen
Vorgeschmack auf den neuen Raum „Korallenriffe“, der aktuell gebaut wird und 2020 eröffnet werden soll. Die neue Archaeopteryx-Ausstellung (Start: 6. Juli 2018) wird später in den Bereich „Fossillagerstätten“ im Neuen Museum übernommen werden und eine simulierte U-Boot-Tauchfahrt (Start: Winter 2018) weckt die Vorfreude auf den neu gestalteten Raum „Tiefsee“, der im Herbst 2019 eröffnet werden soll.

Weitere Projekte sind bereits mit verschiedenen Partnern in Planung und werden „hinter den Kulissen“ vorbereitet. Ziel ist es, durch den modularen Umbau eine längerfristige Museumsschließung zu vermeiden, nach und nach neue Räume zu eröffnen und den Besucherinnen und Besuchern bereits im laufenden Jahr 2018 Vorboten des Neuen Museums präsentieren zu können. Für die große Um- und Neubauaktion wird eine Summe von 56 Millionen Euro benötigt, die über die Fundraising-Kampagne unter dem Slogan „Die Welt baut ihr Museum“ gesammelt wird. Mehr unter: www.die-welt-baut-ihr-museum.de