Kategorie-Archiv: Senckenberg Naturmuseum

Eintauchen in den Lebensraum Korallenriff Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eröffnet am 15. Juli 2021 die neue Dauerausstellung „Korallenriff“

Langarmiger Federstern Dichrometra flagellata und Buschiger Federstern Comaster schlegelii. Federsterne sind nachtaktiv. Tagsüber leben sie mit eingerollten Armen in Höhlen und Spalten und bewegen sich erst in der Dämmerung an strömungsreiche Standorte, um Plankton zu filtrieren. Foto: Senckenberg/Tränkner
Langarmiger Federstern Dichrometra flagellata und Buschiger Federstern Comaster schlegelii. Federsterne sind nachtaktiv. Tagsüber leben sie mit eingerollten Armen in Höhlen und Spalten und bewegen sich erst in der Dämmerung an strömungsreiche Standorte, um Plankton zu filtrieren. Foto: Senckenberg/Tränkner

Korallenriffe zählen neben den tropischen Regenwäldern zu den artenreichsten und produktivsten Ökosystemen unserer Erde. Sie bedecken weniger als 0,1 Prozent des Ozeanbodens, beherbergen aber ein Drittel der im Meer lebenden Tierwelt. Diese Vielfalt an Organismen, die Bedrohung dieses gefährdeten Lebensraums sowie Möglichkeiten der Erholung des Ökosystems werden in der faszinierenden neuen Korallenriff-Ausstellung erlebbar. In einer sechs Meter breiten, drei Meter langen und bis zu 3,3 Meter hohen Lebensraumdarstellung sind rund 3.000 Individuen zu entdecken. Interviews mit Akteur*innen aus Europa und aus dem pazifischen Raum geben Einblicke in dortige Lebenswelten und in den Umgang mit dem Ökosystem Riff. Die neue Dauerausstellung ist im Rahmen des modularen Umbauprojekts „Neues Senckenberg Museum Frankfurt“ entstanden – in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen und mit der Hochschule Trier.

Zentral in der Mitte des Raumes befindet sich das Hauptobjekt der Ausstellung – die Lebensraumdarstellung eines indonesischen Korallenriffs bei Tag und bei Nacht. Zu sehen sind Riff-Bewohner in Interaktion: von der Karettschildkröte mit Putzerfischen in einer Putzerstation, über Haie bei der Jagd bis hin zu einem Kokosnussoktopus in einer Muschel. Es werden auch symbiotische Beziehungen dargestellt, wie etwa das winzige Pygmäen-Seepferdchen, das in den Korallenfächern einer Weichkoralle, einer Gorgonie lebt. Neben dem Riff schwebt ein 1:1-Modell eines Riffmantas. Er scheint zum Sturzflug anzusetzen um sich das Plankton aus dem nährstoffreichen Wasser am Riffhang zu fangen.

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, im Senckenberg-Direktorium zuständig für den Bereich Wissenschaft und Gesellschaft, nennt den neuen Ausstellungsraum einen „Meilenstein in der Entwicklung des neuen Frankfurter Museums“. „Die Ausstellung begrenzt sich nicht nur auf die Darstellung eines Lebensraums, sondern befasst sich auch mit gesellschaftfspolitischen Fragestellungen, wie der Gefährdung, aber auch möglichen Maßnahmen zur Rettung des kostbaren Ökosystems und tritt mit Akteur*innen in den Dialog, die rund um Korallenriffe leben und arbeiten“, fährt Böhning-Gaese fort. In Medienstationen kommen eine Fischerin und eine Unterwasserfilmerin sowie Forschende und ein Naturschützer aus Tahiti zu Wort. „Es war uns wichtig, diesen Lebensraum in all seinen Facetten darzustellen“, ergänzt Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen. „Dazu gehören die tierische und die menschliche Lebenswelt als zwei untrennbare Sphären. Wir ermöglichen unseren Besucher*innen mitten in Frankfurt einen wichtigen und bedrohten Teil der Erde zu entdecken, der nicht so einfach zugänglich ist – wir laden ein, wortwörtlich in unseren Ausstellungsraum ‚einzutauchen‘, das Ökosystem Korallenriff zu erleben und die sozial-ökologischen Zusammenhänge zu verstehen“, so Franzen. „Die Ausstellung weist den Weg, wie wir das Neue Museum vestehen und weiterentwickeln werden.“

Neben dem Riff schwebt ein 1:1- Modell eines Riffmantas. Foto: Senckenberg/Tränkner
Neben dem Riff schwebt ein 1:1- Modell eines Riffmantas. Foto: Senckenberg/Tränkner

Kurator Philipe Havlik hebt die verschiedenen Ebenen hervor, auf denen sich Besucher*innen mit dem Korallenriff auseinandersetzen können: „Es ist möglich, die Lebensraumdarstellung wie ein großes Wimmelbild zu genießen und die vielen Geschichten zu entdecken, die wir mit unseren Objekten erzählen. Wer mag, kann das Wissen vertiefen und unseren Bestimmungsschlüssel oder Mediaguide zur Hand nehmen und einzelne Objekte identifizieren.“ Die Gestaltung des Raumes geht auf diese verschiedenen Ebenen ein: Bänke laden zum Verweilen ein, ein Beamer projiziert Fakten rund um das Ökosystem an die Decke, an einer interaktiven Station können Besucher*innen testen, was mit einem Riff geschieht, wenn sich die Wassertemperatur erhöht, Mediastationen ermöglichen Begegnungen mit Riff-Akteur*innen. Die Gestaltung des Raumes und die begleitenden digitalen Medien haben Studierende des Studiengangs „Intermediadesign“ von der Hochschule Trier unter der Leitung von Prof. Daniel Gilgen übernommen. „Ein tolles Kooperationsprojekt“ lobt Gilgen die Zusammenarbeit. „Hier haben unsere Studierenden die besondere Gelegenheit erhalten, ihre Ideen mit wissenschaftlicher Begleitung in die Praxis umzusetzen und sie in einer Dauerausstellung des Senckenberg Naturmuseums realisiert zu sehen“, fährt er fort.

Die Zoologische Präparatorin Hildegard Enting hat gemeinsam mit ihrem Team bestehend aus Kay Weber, Anna Frenkel, Sylva Scheer und Ute Raudonat über drei Jahre das Riff erarbeitet, Modelle gebaut, vorhandenes Material koloriert und aufgearbeitet. „Für uns war die enge Zusammenarbeit mit unseren Wissenschaftler*innen sehr wichtig“, erklärt Enting. „Wir haben uns bei den jeweiligen Expert*innen von Senckenberg und vom ZMT über die unterschiedlichen Arten informiert und mit ihnen unsere Modelle kritisch besprochen – zum Teil bis ins kleinste Detail, obwohl wir wissen, dass diese Feinheiten in der Ausstellung später kaum zu sehen sein werden. Wir hatten immer den Anspruch, dass die Objekte realistisch und auch aus Sicht der Forschenden korrekt sind“, erklärt Enting.

Prof. Dr. Angelika Brandt leitet die Abteilung Marine Zoologie bei Senckenberg und verweist darauf, dass 2021 die UN-Dekade für Ozeanforschung begonnen hat. „Das ist ein perfekter Zeitpunkt um nach den Ausstellungen Tiefsee und Meeresforschung nun auch unsere neue Riff-Ausstellung zu eröffnen“, erklärt Brandt. „So können wir das Bewusstsein dafür stärken, dass die Bedrohung der Korallenriffe durch Klimawandel, Versauerung der Ozeane, Überfischung, Habitatzerstörung, invasive Arten und Verschmutzung eine globale Herausforderung darstellt. Es ist die Aufgabe der Meereswissenschaften in Zusammenarbeit mit der Politik, Gesellschaft und Industrie die Transformation z. B. zu einem saubereren und gesundereren Ozean bis 2030 zu leisten“, so Brandt.

An der Schnittstelle von Ökosystem und Mensch, von Ökologie und Sozialwissenschaften forscht Dr. Sebastian Ferse vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen. Das ZMT ist Wissenschaftspartner der Ausstellung und hat die Entstehung des neuen Themenraums beratend begleitet. Die Interaktion von Mensch und Korallenriff liegt im Fokus der Ausstellung und durchzieht alle begleitenden Medien. Sebastian Ferse untersucht die Bedrohung der Korallenriffe und erforscht die Möglichkeiten, sie zu restaurieren. Dabei sieht er einen globalen und einen lokalen Handlungsansatz: „Global muss es uns gelingen, die Politik zu einem schnelleren und konsequenteren Handeln in Sachen Klimapolitik zu bewegen“. Vor Ort erforscht Ferse aber auch die Möglichkeiten und Chancen des lokalen Riff-Managements: „Lokale Maßnahmen wie die Einrichtung von Meeresschutzgebieten vor Ort, der Schutz von Lebensräumen wie Seegraswiesen und Mangroven in Nachbarschaft der Riffe, aber auch das Fischereimanagement sind enorm wichtig – sie leisten einen spürbaren Beitrag zur Widerstandsfähigkeit von Korallenriffen“, so Ferse.

„Gemeinsam mit den sieben anderen Museen der Leibniz Gemeinschaft begreifen wir uns zunehmend als Orte des Dialogs, die Impulse setzen für eine gesellschaftliche Transformation“, erläutert Katrin Böhning-Gaese. „Der Senckenberg-Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schutz und der Förderung der Biodiversität“, ergänzt sie. „Die Ausstellung Korallenriff leistet einen wichtigen Beitrag zu diesen Prozessen und sie wurde maßgeblich durch den Aktionsplan Leibniz Forschungsmuseen gefördert“, schließt Brigitte Franzen.

Öffnungszeiten /Eintrittspreise

Neue Dauerausstellung „Korallenriff“, ab 16. Juli 2021 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Kombitickets: 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 30 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Informationen

Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt wird 200 Jahre alt! Die Dauerausstellung Korallenriff ist die erste Ausstellung, die im Rahmen des Jubiläumsjahres eröffnet. Das Jahr steht unter dem Motto „Museum for Tomorrow“. Alle Informationen rund um das Jubiläumsjahr finden Sie unter: museumfrankfurt.senckenberg.de
Einen historischen Überblick zum Naturmuseum gibt es unter: www.museumfortomorrow.de

PM Museum for Tomorrow // Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt wird 200 Jahre alt

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Frankfurt, 29.06.2021. Nachdem die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung 2017 ihr 200. Jubiläum gefeiert hat, steht nun der 200. Geburtstag des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt an. Das Museum begeht sein Jubiläum unter dem Motto „Museum for Tomorrow“. Anhand von 20 ausgewählten Objekten werden die Geschichte und Gegenwart des Museums und der Sammlungen präsentiert – als dezentrale Ausstellung im Museum, die durch viele Räume und Themen führt, als Plakatkampagne und Ausstellungsflyer, mit Clips in den Sozialen Medien, als digitale Führung im Mediaguide sowie auf der Projekt-Webseite museumfortomorrow.de. Besondere Jubiläumsführungen bieten ausführliche Vertiefung in die Geschichte und Zukunft der Institution.

Nur vier Jahre nach der Gründung der „Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft“ entstand 1821 das Senckenberg Naturmuseum. Heute ist Senckenberg die größte Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und forscht an sieben Instituten zu allen Aspekten der Biodiversität. Wie entstand die Erde, wie beeinflusst der Klimawandel das Artensterben, wie sieht unsere Zukunft aus? „In unserem Naturmuseum wird Forschung sichtbar und wir zeigen, woher und wodurch wir Wissen über die Natur gewinnen“, so Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt.

Triceratrops, Goliathkäfer, Blauer Seestern, Gewöhnlicher Wasserschlauch, Massai-Löwen – das sind fünf der 20 ausgewählten Jubiläums-Objekte. Zahlreiche Senckenberger*innen aus Forschung und Museum waren beteiligt, um 20 aus rund 10.000 Ausstellungsobjekten auszuwählen. „Die Auswahl ist uns nicht leicht gefallen“, erklärt Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen: „Welche Objekte stehen für die Geschichte und Zukunft der Sammlungen? Welche sind kurios und welche waren sehr lange im Verborgenen und warten auf Entdeckung?“, fährt sie fort. „Es war uns wichtig, die Vielfalt unserer Exponate und die Vielfalt der Senckenberg-Forschung abzubilden“, ergänzt Mulch. Spannende Herkunftsgeschichten sowie die historische und wissenschaftliche Bedeutung der einzelnen Objekte waren die Grundlage für die Auswahl. „Mit dem ‚Museum for Tomorrow‘ werfen wir einen Blick in die Vergangenheit und loten aus, was die Zukunft bereit hält“, fasst Brigitte Franzen das Konzept von Ausstellung und Kampagne zusammen.

Die 20 „Museum for Tomorrow“-Objekte sind grafisch gekennzeichnet – jedes steht für ein Jahrzehnt Museumsgeschichte. Ein mehrseitiges Faltblatt liefert zusätzliche Informationen. Eine „Museum for Tomorrow“-Mediaguide-Tour führt außerdem digital durch das Projekt. Es stehen aber auch Museumsführungen mit Senckenberg-Guides auf dem Programm. Im Saal der Wale und Elefanten befindet sich eine Mitmach-Station, in der Senckenberg seine Besucher*innen fragt, wie das Museum der Zukunft aussehen könnte. „Für die Visualisierung unserer Jubiläumskampagne konnten wir die Künstlerin Veronika Günther gewinnen“, freut sich Brigitte Franzen. „Dank ihrer ausdruckstarken Plakate, gehen wir mit der Ausstellung auch in die Stadt – und die Poster werden dann hoffentlich bald auch in den Wohnungen unserer Besucher*innen hängen“, fährt sie fort.

Einen Eindruck, wie das Museum der Zukunft aussehen kann, bietet die neue Dauerausstellung „Korallenriff“, die ab dem 16. Juli zu sehen sein wird. Das Ausstellungsteam unter der Leitung des Kurators Philipe Havlik hat über drei Jahre hinweg das Projekt geplant und realisiert. Darunter die 6 Meter lange, 3 Meter breite und bis zu 3,3 Meter hohe Lebensraumdarstellung eines indonesischen Korallenriffs, das von den Präparatorinnen Hildegard Enting, Anna Frenkel, Kay Weber und Sylva Scheer konzipiert wurde und rund 3.000 Individuen präsentiert. Interviews mit Akteur*innen aus dem pazifischen Raum geben Einblicke in dortige Lebenswelten und den Umgang mit dem Ökosystem Riff. Das Korallenriff ist nach der Tiefsee und der Meeresforschung der dritte Themenraum, der im Rahmen des Projekts „Neues Senckenberg Museum Frankfurt“ realisiert wird.

Ebenfalls noch im Jubiläumsjahr, am 21. November, eröffnet die „Aha?! Forschungswerkstatt“. In den experimentell gestalteten Räumen im Erdgeschoss werden die Besucher*innen zukünftig aktiv in den Kontakt mit Wissenschaftler*innen treten. Dort kann man aber auch selbst an Sammlungsstücken arbeiten und neue Themen entdecken. Die Faszination der Naturforschung, unbekannte Dinge zu bearbeiten, Zusammenhänge zu begreifen und die Welt Stück für Stück besser zu verstehen, wird hier erfahrbar. Getrieben von ihrer Neugier entwickeln Wissenschaftler*innen stets neue Forschungsfragen und untersuchen sie durch gezielte Recherche und durchdachte Experimente. In der Forschungswerkstatt gibt es die Möglichkeit zum Mitmachen und Dabeisein: Hier können Exponate vermessen, unter dem Mikroskop betrachtet, gezeichnet und verborgene Welten entdeckt werden. Forschungsboxen mit Objekten, begleitenden Fragestellungen und Denkimpulsen regen an, Zusammenhänge in der Natur zu verstehen und eigene Fragestellungen zu entwickeln. Wer kreativ arbeiten will, kann zeichnen, modellieren oder mit Naturmaterialen gestalten. Und es gibt die Gelegenheit mit Forschenden auch direkt ins Gespräch zu kommen.

Historischer Rückblick sowie Ausblick des Senckenberg-Museums

Edmonds Urzeitreich – die Dinograbung in Frankfurt geht weiter

Wenn am heutigen 26. Mai das Senckenberg Naturmuseum wieder öffnet, startet auch die 2. Grabungssaison in der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“  Edmonds Urzeitreich_Pavillon versteht sich als temporäre Grabungsstätte.   © Foto: Diether v. Goddenthow
Wenn am heutigen 26. Mai das Senckenberg Naturmuseum wieder öffnet, startet auch die 2. Grabungssaison in der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“ Edmonds Urzeitreich_Pavillon versteht sich als temporäre Grabungsstätte. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wenn am heutigen 26. Mai das Senckenberg Naturmuseum wieder öffnet, startet auch die 2. Grabungssaison in der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“

Frankfurt, 25.05.2021. Am 26. Mai wird das Senckenberg Naturmuseum zu den geltenden Corona-Regeln wieder geöffnet und mit ihm die Ausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“, die im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis, dem Frankfurter Kunstverein und National Geographic entstanden ist. Das Präparator*innen-Team rund um Zsófia Hajdu und Olaf Vogel setzt dann in einer zweiten Grabungssaison im korallenroten Pavillon auf dem Außengelände des Museums seine Arbeiten fort. Vor den Augen der Besucher*innen legte das Präparator*innen-Team während der ersten Saison in dem 20 Quadratmeter großen „Bonebed“ aus Wyoming knapp 1.000 Zahn- und Knochenfunde verschiedener Dinosaurierarten wie T. rex, Triceratops, Pectinodon und Edmontosaurus frei und bereitete sie für weitere wissenschaftliche Analysen vor. Während der Wintermonate bearbeiteten sie die Funde mit Mikroskop, Druckluftstichel und Sandstrahlgebläse in der Werkstatt und bestimmten und inventarisierten die Fossilien. Ab dem 26. Mai können Besucher*innen wieder live bei den Grabungsarbeiten dabei sein und mit den Senckenberg-Wissenschaftler*innen ins Gespräch kommen.

Das Team rund um Grabungsleiterin Zsófia Hajdu und um den geologischen Präparator Olaf Vogel hat in der ersten Grabungssaison etwa ein Viertel des Gesteinblocks abgetragen und durch akribisches Arbeiten schon zahlreiche fossile Zähne und Knochen von Edmontosaurus und vielen anderen Dinosauriern entdeckt. Ein Grabungs-Highlight sind Zähne von großen Raubdinosauriern, darunter ein acht Zentimeter großer T. rex-Zahn. Weitere Highlights sind zahlreiche Schädelknochen von Edmontosaurus. Neben Dinosaurier-Fossilien gab es auch viele andere Entdeckungen: Fossile Funde von Schildkröten, Krokodilen, Säugetieren und bislang noch unbestimmten Tieren und Pflanzen. Projektleiter Philipe Havlik ist begeistert: „Im gesamten Bonebed hatten wir etwa 1.000 Funde erwartet – schon jetzt zeichnet sich ab, dass es etwa vier mal so viele werden könnten, wie ursprünglich angenommen!“

Mit verschiedenen Untersuchungen an den Funden sollen wissenschaftliche Fragestellungen zu der Zeit von Edmond & Co geklärt werden. 20 Wissenschaftler*innen aus acht Forschungsinstituten verfolgen auch in der zweiten Grabungssaison verschiedene Methoden und Fragestellungen, um gemeinsam das Ökosystem der Dinosaurier von Wyoming von vor fast 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren, es zu verstehen und die Bildung des Bonebeds zu klären. Dabei können die Wissenschaftler*innen auf zahlreiche Erkenntnisse aus der ersten Saison zurückgreifen. Erst kürzlich konnte am Senckenberg Institut Dresden das genaue Alter des Gesteins anhand von vulkanischen Mineralen bestimmt werden, an der Goethe Uni fanden Forscher*innen Hinweise darauf, dass Edmontosaurier große Wanderungen unternommen haben, und in den Präparationslaboren fanden sich Hinweise darauf, dass einige Dinosaurier schwere Knochenbrüche überlebt hatten.

Philipe Havlik zeigt im externen Grabungsmuseum auf dem Senckenberggelände seinen Lieblingsfund , einen 7 mm langen Saurierzahn. © Foto: Diether v. Goddenthow
Philipe Havlik zeigt im externen Grabungsmuseum auf dem Senckenberggelände seinen Lieblingsfund , einen 7 mm langen Saurierzahn. © Foto: Diether v. Goddenthow

Philipe Havlik ist sich sicher, dass sich auch in der zweiten Grabungssaison weitere Puzzleteile ergeben werden, die dazu beitragen, das Ökosystem von vor knapp 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren. „Zudem hoffen wir, dass wir zahlreiche weitere Edmontosaurus-Funde aus dem Gesteinsblock bergen werden, die eine Antwort auf die Frage zulassen, ob es sich um eine ganze Herde handelt, die an dem Fundort in Wyoming verendet ist“, erklärt er. Neben den Edmontosaurus-Funden erwartet das Team weitere T. rex- und Säugetierfossilien.

Aktuelle Informationen rund um den Museumsbesuch:
Der Ticketkauf ist ausschließlich über den Online-Ticketshop möglich. Besucher*innen mit Anspruch auf ermäßigten oder kostenlosen Eintritt, etwa mit dem Kufti-Ticket der Stadt Frankfurt, der Museumsufercard oder Senckenberg-Mitglieder, registrieren sich ebenfalls vorab im Onlineshop und buchen einen Zeitslot. Das Museum bietet täglich zwei Zeitfenster an, die gebucht werden können: Mo / Di / MI / Do / Fr 9 bis 13 Uhr und 13 bis 17 Uhr, Mi zusätzlich 17 bis 20 Uhr, Sa / So 9 bis 13.30 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr. Ein Ticketverkauf vor Ort im Museum ist aktuell nicht möglich. Um das Personal und die Besucher*innen zu schützen, gilt nach wie vor ein umfassendes Schutz- und Hygienekonzept. Das Museum darf unter Einhaltung der behördlichen Kontaktbeschränkung besucht werden und die Anzahl der Besuchenden wird begrenzt. Im Museum gilt die Abstandsregelung von mindestens 1,5 Metern und es besteht die Pflicht, durchgehend eine FFP2-Maske oder eine medizinische Gesichtsmaske zu tragen, die selbst mitzubringen ist. Gruppenbuchungen und Buchungen von Führungen sind leider aktuell nicht möglich. Der Museumsshop ist geöffnet.

Weitere Informationen unter: museumfrankfurt.senckenberg.de

„Edmonds Urzeitreich – Eine Dino-Grabung in Frankfurt“, 26. Mai bis 24. Oktober 2021 im Senckenberg Naturmuseum, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Die Kooperationsausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Kombitickets: 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 30 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Frankfurter Museen öffnen wieder ab dem 24. Mai 2021

frankfurter-museen-oeffnen-wiederIm Rahmen der Hygieneregeln öffnen Frankfurts Museen wieder Detaillierte Informationen zu Ausstellungen und  Angaben  zu den Anmeldeverfahren finden Sie auf den Webseiten der Museen,

Archäologisches Museum Frankfurt
Das Museum öffnet ab Dienstag, dem 1. Juni 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr
www.archaeologisches-museum-frankfurt.de

Bibelhaus Erlebnis Museum
Das Bibelhaus ist ab Mittwoch, dem 26. Mai geöffnet.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 14 Uhr bis 17 Uhr
www.bibelhaus-frankfurt.de

Caricatura Museum Frankfurt
Das Caricatura Museum öffnet am Mittwoch, dem 26. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr
www.caricatura-museum.de

Deutsches Architekturmuseum
Das Deutsche Architekturmuseum ist von Pfingstmontag, 24. Mai, an wieder geöffnet.
Öffnungszeiten: Dienstag 12 bis 18 Uhr, Mittwoch bis Freitag von 12 bis 20 Uhr,
Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr
www.dam-online.de/besuch

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Das DFF öffnet am Pfingstmontag, dem 24. Mai 2021, wieder seine Ausstellungen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
www.dff.film

Dommuseum Frankfurt
Das Museum ist wieder ab Mittwoch, 2. Juni, geöffnet.
Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag und Freitag 10 bis 17 Uhr
Samstags, sonntags und an den Feiertagen 11 bis 17 Uhr
Montags und dienstags geschlossen
www.dommuseum-frankfurt.de

Eintracht Frankfurt Museum
Das Museum öffnet ab Dienstag, dem 25. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
https://museum.eintracht.de/news/

Fotografie Forum Frankfurt
Das Fotografie Forum Frankfurt öffnet am Dienstag, 2. Juni 2021.
Öffnungszeiten bitte der Homepage entnehmen.
www.fffrankfurt.org

Frankfurter Goethe-Haus
Das Frankfurter Goethe-Haus öffnet ab Freitag, dem 28. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Freitag, Samstag, Sonntag von 11 bis 17 Uhr
www.freies-deutsches-hochstift.de

Historisches Museum Frankfurt und Junges Museum Frankfurt
Beide Museen öffnen am Mittwoch, dem 26. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11
bis 19 Uhr.
www.historisches-museum-frankfurt.de
www.junges-museumm-frankfurt.de

Institut für Stadtgeschichte
Das Institut für Stadtgeschichte öffnet am Mittwoch, dem 26. Mai. Lesesaal und
Sammlungsbereich sind bereits nach Voranmeldung geöffnet.
Öffnungszeiten: Ausstellungen Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag
11 bis 18 Uhr, Lesesaal nach Voranmeldung Montag bis Freitag 8.30 bis 17 Uhr
(Dienstag, 25.05. nur bis 12 Uhr)
ACHTUNG: Die Vorlage eines Negativnachweises ist nur für den Besuch von Lesesaal
und Sammlungsbereich nötig, nicht für den Ausstellungsbesuch. Weitere Informationen
auf der Webseite:
www.stadtgeschichte-ffm.de

Jüdisches Museum Frankfurt
Das Jüdische Museum öffnet ab Mittwoch, dem 26. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10 bis 21 Uhr, Mittwoch, Freitag, Samstag
und Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
www.juedischesmuseum.de

Das Museum für Kommunikation
Das Museum öffnet am Dienstag, dem 25. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr
Museumsshop & Museumsbibliothek
Der Museumsshop ist geöffnet. Ebenfalls wieder möglich ist der Besuch der
Museumsbibliothek: Eine Voranmeldung ist auch hier erforderlich, siehe Homepage des
Museums. Die Bibliothek ist dienstags bis Donnerstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
http://www.mfk-frankfurt.de

Frankfurter Kunstverein
Der Frankfurter Kunstverein öffnet am Dienstag, dem 1. Juni von 17 bis 22 Uhr mit dem
Soft Opening der Ausstellung „And This is Us 2021 – Junge Kunst aus Frankfurt“
Ab dem 2. Juni gelten folgende Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 19
Uhr, Donnerstag von 11 bis 21 Uhr.
www.fkv.de

Museum Angewandte Kunst und Ikonenmuseum
Das Museum Angewandte Kunst und das Ikonenmuseum öffnen am Mittwoch, dem 26.
Mai 2021.
Öffnungszeiten Museum Angewandte Kunst: Dienstag von 12 bis 18 Uhr, Mittwoch von
12 bis 20 Uhr, Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Öffnungszeiten Ikonenmuseum: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von
12 bis 20 Uhr.
www.museumangewandtekunst.de

Museum Judengasse
Am Mittwoch, den 26. Mai 2021, erfolgt die Öffnung des Museums Judengasse.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
www.juedischesmuseum.de/besuchen/museumjudengasse

MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST
Der TOWER MMK öffnet am Pgingstmontag, dem 24. Mai 2021.
Reguläre Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr und Mittwoch 11 bis 20
Uhr
www.mmk.art

Portikus
Der Portikus auf der Alten Brücke öffnet wieder am Pfingstmontag, 24. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, mittwochs 11 bis 20 Uhr

Senckenberg Naturmuseum
Am Mittwoch, dem 26. Mai wird das Senckenberg Naturmuseum
wieder geöffnet.
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 9 bis 17 Uhr, mittwochs
von 9 bis 20 Uhr, Samstag, Sonntag und an den Feiertagen 9 bis 18 Uhr.
www.museumfrankfurt.senckenberg.de

Struwwelpeter Museum
Das Struwwelpeter Museum öffnet am Donnerstag, dem 3. Juni 2021.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr
www.struwwelpeter-museum.de

Weltkulturen Museum
Ab Mittwoch, dem 26. Mai 2021 ist das Weltkulturen Museum geöffnet.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Mittwoch 11 bis 20 Uhr
www.weltkulturenmuseum.de

weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten der einzelnen Häuser sowie unter
www.museumsufer.de

Zukunftssprung: Kulturdezernentin Hartwig: ,Sanierung und Erweiterungsvorhaben des Senckenberg Museums Frankfurt ist bedeutender Fortschritt für Museumslandschaft und die wissenschaftliche Bildung in Frankfurt und Rhein-Main‘

Senckenberg Naturmuseum  Archivfoto  ©  Diether v. Goddenthow
Senckenberg Naturmuseum Archivfoto © Diether v. Goddenthow

Kulturdezernentin Hartwig: ,Sanierung und Erweiterungsvorhaben des Senckenberg Museums Frankfurt ist bedeutender Fortschritt für Museumslandschaft und die wissenschaftliche Bildung in Frankfurt und Rhein-Main‘

(ffm) Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt, begrüßt die am Mittwochabend, 28. April, vom Verwaltungsrat der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung getroffene Entscheidung, das Bauverfahren für die Sanierung und Erweiterung des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt auf den Weg zu bringen, ebenso wie die Ankündigung von Bund und Land, dieses Projekt mit Priorität in die zuständigen Gremien einbringen zu wollen.

„Jedes Kind in Frankfurt kennt das Senckenberg Naturmuseum. Aber nicht allen ist bewusst, dass die Senckenberg Gesellschaft eine führende Forschungsinstitution im Bereich der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten ist. Mit dem nun eingeleiteten Sanierungs- und Erweiterungsvorhaben wird das Museum noch weiter an Attraktivität für die Menschen in Frankfurt und Rhein-Main und für Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt gewinnen. Gerade in Zeiten, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder systematisch in Zweifel gezogen und untergraben werden – denken wir etwa an die Klimawandelleugner oder die selbsternannten ,Querdenker‘ –, brauchen wir unbedingt jene Einrichtungen, die Wissenschaft anschaulich, modern, attraktiv und verständlich darstellen. Dafür ist das Senckenberg Museum als Leuchtturm der Aufklärung und das nun angestoßene Sanierungs- und Erweiterungsvorhaben von allergrößtem Wert.“

Das Projekt sei ein bedeutender Fortschritt für die Museumslandschaft in Frankfurt, die damit noch attraktiver auch für ausländische Besucherinnen und Besucher werde. Hartwig sicherte die weitere Unterstützung der Stadt Frankfurt als Sitzstadt der Senckenberg Gesellschaft für das Projekt zu. Sie kündigte außerdem an, dass die Stadt weiter daran arbeite, die Museen und ihre Vermittlungsangebote allen, besonders Frankfurter Kindern und Jugendlichen, mit Projekten und Förderungen besser zugänglich zu machen.

Das Senckenberg Museum ist Teil des Museumsuferverbundes der städtischen und nichtstädtischen Museen in und um Frankfurt, die mit der Museumsufercard zugänglich sind. Weitere Informationen gibt es unter https://www.senckenberg.de/de/ im Internet.

Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eröffnet am Weltwassertag die Sonderausstellung „Flüsse“

Der Rhein in der Rheinschlucht bei Sankt Goarshausen mit der Loreley (132 Meter hoher Schieferfelsen) ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal. © Foto Diether v. Goddenthow
Der Rhein in der Rheinschlucht bei Sankt Goarshausen mit der Loreley (132 Meter hoher Schieferfelsen) ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal. © Foto Diether v. Goddenthow

Frankfurt.  Am  22. März 2021, dem Weltwassertag, eröffnet Senckenberg die Ausstellung „Flüsse“, die in Kooperation mit der Mainova AG im Frankfurter Naturmuseum entstanden ist. Flüsse sind die Arterien der Landschaft: Sie verbinden das Land mit dem Meer und kontrollieren somit den globalen Kohlenstoff- und Nährstoffkreislauf. Naturnahe Bäche und Flüsse zählen zu den dynamischsten und vielfältigsten Lebensräumen weltweit, vergleichbar mit Korallenriffen und tropischen Regenwäldern. Zugleich sind sie stärker gefährdet als die terrestrischen und marinen Lebensräume – ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten aus Fließgewässern sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits für immer verschwunden. Die Ausstellung nimmt sowohl die hessische Nidda als auch internationale Fließgewässer in den Blick und schaut dabei auf die Artenvielfalt am Fluss, auf die Beziehung von Flüssen und Menschen sowie auf die Zusammenhänge von Geologie und Wasser. Zu den Highlights der Ausstellung zählen ein interaktiver Wasserkreislauf und ein begehbarer Wassertropfen.

Gewässerökologe Prof. Dr. Klement Tockner freut sich, dass die erste Ausstellung, die er als Senckenberg-Generaldirektor eröffnet, sich seinem Spezialgebiet, den Fließgewässern, widmet. „Wir möchten mit unserer neuen Ausstellung den immensen Wert der Bäche und Flüsse für die Natur und für uns Menschen vermitteln“, erklärt er. „Die Flüsse bilden das natürliche und kulturelle Rückgrat einer Landschaft – die Erhaltung der Natur ist dabei immer auch Schutz der Kultur und der Menschen“, fährt Tockner fort. Dabei hebt er auch die Rolle der Wissenschaft hervor. Vor dem Hintergrund, dass derzeit nur 10 Prozent der Flüsse In Deutschland einen guten ökologischen Zustand aufweisen, beschäftigen sich aktuelle Forschungsprojekte bei Senckenberg mit den Ursachen und Auswirkungen von Verbauung, Nährstoffbelastung und Erderwärmung. Die Forschung hilft zugleich Maßnahmen zu entwickeln, die zukünftig zu einer effektiven Verbesserung und Erholung der Fließgewässer beitragen können.

Die Ausstellung setzt bei der Vermittlung auf einen starken regionalen Bezug und auf multimediale Exponate. Kooperationspartner ist die Mainova AG, die die Realisierung eines begehbaren Wassertropfens und eines regionalen Wasserkreislaufs ermöglichte. Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG, betont: „Mainova versorgt die Stadt Frankfurt mit einwandfreiem Trinkwasser in höchster Qualität, das nachhaltig in der Region gewonnen wird. Wir setzen uns zudem für einen bewussten Umgang mit diesem wertvollen Gut ein und möchten hierfür sensibilisieren. Die Ausstellung ist dazu hervorragend geeignet, denn sie nimmt die Besuchenden mit auf eine spannende und lehrreiche Reise entlang des Wasserkreislaufs und begeistert dabei mit der außergewöhnlichen und modernen Gestaltung.“

Im begehbaren Wassertropfen können Besucher*innen eine große Vielfalt an Kleinstlebewesen entdecken. Pantoffeltierchen, Augentierchen und andere sonst winzige Organismen schwimmen stark vergrößert in der 2D-Animation umher. „Der Wassertropfen begeistert auf atmosphärische Weise – die vielfältigen Organismen erscheinen zart und durchscheinend, manchmal schillernd und von überraschender Formenvielfalt und Ästhetik“, beschreibt Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen das ungewöhnliche Exponat. „Der Wassertropfen veranschaulicht zudem eindrucksvoll Mechanismen, wie die Selbstreinigungskraft des Wassers“, fährt Franzen fort. Das Exponat ist in Zusammenarbeit mit Prof. Daniel Gilgen von der Hochschule Trier entstanden. Gemeinsam mit Studierenden des Studiengangs Intermedia-Design hat er den begehbaren Wassertropfen für die Ausstellung entwickelt.

Am zweiten multimedialen Highlight-Exponat geht es in die Vogelperspektive: Besucher*innen überblicken das Rhein-Main-Gebiet vom Vogelsberg bis zum Hessischen Ried und haben die Möglichkeit, selbst in den Kreislauf des Wassers einzugreifen. Was passiert mit dem Wasserhaushalt, wenn diese Fläche fast vollständig bebaut und damit versiegelt würde? Welche Folgen haben die Aufforstung von Wäldern oder der Ausbau der landwirtschaftlichen Nutzung für den Wasserkreislauf? Und wie wirken sich extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Trockenheit aus? Der Einfluss dieser einzelnen Parameter auf den Wasserkreislauf wird an diesem interaktiven Exponat, das auch mit Hilfe des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) realisiert wurde und Echtdaten verwendet, sofort sichtbar.

In einem weiteren Ausstellungsmodul wird die Geologie des Wassers betrachtet und es geht um die Frage, warum Trinkwasser so unterschiedlich schmeckt. Die für die Ausstellung vorgesehenen gelegentlichen Trinkwasserverkostungen wird es geben, sobald die pandemische Lage es wieder zulässt. Der Lebensraum Fluss wird am Beispiel der Nidda vorgestellt. Hier begegnen Besucher*innen zum Beispiel einer Nase, eine Fischart, die seit ihrer Wiederansiedlung heute wieder in der Nidda heimisch ist.

Für die globale Sicht auf das Thema Flüsse werden vier große Ströme der Erde beispielhaft vorgestellt: Amazonas, Nil, Ganges und Rhein. Neben der Vielfalt dieser Ökosysteme geht es auch um die kulturelle Bedeutung der Gewässer für die Anwohner*innen und die Bedrohung der Ökosysteme. Wie die erneuerbaren Wasserressourcen global verteilt sind, kann an einem weiteren interaktiven Exponat erkundet werden, das in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Hydrologie der Goethe-Universität Frankfurt entstanden ist. Animierte Karten zeigen, wie sich die Wassermengen dieser Flüsse im Jahresverlauf verändern und wie ungleich die Wasserressourcen weltweit verteilt sind.

Anhand der vier Beispielflüsse wird auch das Thema Wasserverbrauch thematisiert. Wieviel Wasser steht jeder Person im Einzugsgebiet der Flüsse zur Verfügung und wofür wird es genutzt? Wie können die Ausstellungsbesucher*innen durch ihr Verhalten und ihren Konsum den Wasserverbrauch in anderen Ländern beeinflussen?

Die Ausstellung „Flüsse“ ist ab dem 22. März 2021 zu sehen im Senckenberg Naturmuseum, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Die Ausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Kombitickets: 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 17 Jahre) sowie 30 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Aktuell ist der Museumsbesuch nur nach vorheriger Anmeldung und Reservierung eines Zeitfensters im Online-Ticketshop möglich. Das Senckenberg-Museum bittet die Besucher*innen, sich vorab auf der Museumswebseite über aktuelle Bestimmungen und Regelungen zu informieren: museumfrankfurt.senckenberg.de

Senckenberg-Vortragsreihe: Bauplan der Natur – Wie Genomik unseren Blick auf die biologische Vielfalt revolutioniert – Digitaler Auftakt am 17. März „Wie Genomik die biologische Vielfalt revolutioniert!“

Frankfurt, 12. März 2021. Die neue Senckenberg-Vortragsreihe „Bauplan der Natur – Wie Genomik unseren Blick auf die biologische Vielfalt revolutioniert“ widmet sich bis Anfang Juli an neun Abenden der Erforschung der genetischen Vielfalt und des genetischen Bauplans von Lebewesen. Dabei geht es auch um konkrete Anwendungsmöglichkeiten der Forschungsergebnisse, etwa im Artenschutz oder bei der Entdeckung von Naturstoffen. Forscher*innen vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) sowie Gastredner*innen anderer Institutionen geben Einblicke in die aktuelle Forschung.
Den Anfang macht Prof. Dr. Axel Janke (LOEWE TBG / Senckenberg) mit einem Vortrag zur genomischen Variation als Grundlage für Biodiversität, in dem er die Grundlagen der genomischen Forschung sowie ihre Ziele erläutert.

Ob Flechten, Viren oder Wale – sie alle haben etwas gemeinsam: die Sprache ihres Bauplans. Genomiker*innen versuchen, die genetischen Baupläne der Natur nachzuzeichnen und zu verstehen. Mit innovativen Methoden im Labor und rechenstarken Computern gehen sie der biologischen Vielfalt auf den Grund. Die Erbinformationen von Lebewesen verraten zum Beispiel, wie unterschiedliche Arten entstanden sind, aus welchen Stoffen Tiere Gifte bilden oder warum einige Organismen für Klimaänderungen besser gewappnet sind als andere. Das hilft nicht nur dabei, biologische Vielfalt besser zu verstehen und zu schützen, sondern birgt auch großes Potenzial für neue Entwicklungen, zum Beispiel von Medikamenten aus Naturstoffen.

Die biologische Vielfalt ist das Ergebnis von 3,5 Milliarden Jahren Evolution und eines der komplexesten Phänomene der Erde. Das vom Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderte LOEWE-Zentrum TBG hat es sich zur Aufgabe gemacht, die genetische Basis der biologischen Vielfalt zu erforschen, um sie für Grundlagenforschung sowie für angewandte Forschung zugänglich zu machen. Bisher hat das LOEWE Zentrum TBG über 2.000 Genome – vom Fadenwurm bis zum Blauwal – entschlüsselt, die in den eigenen Hochleistungsrechnern analysiert werden. Damit sequenzieren und untersuchen die Wissenschaftler*innen die genomischen Variationen quer durch den Baum des Lebens, um den Ursprung und die Anpassungen der Diversität von Genen bis hin zu Ökosystemen zu verstehen und nachhaltig nutzbar zu machen.

Der Biologe Axel Janke forscht und lehrt am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum sowie an der Goethe-Universität Frankfurt und ist Sprecher des LOEWE-Zentrums TBG. Er untersucht die Genome von Wirbeltieren, um so dernen Stammbäume zu rekonstruieren und die Ursprünge der biologischen Vielfalt zu verstehen.

Auftakt-Vortrag: Genomische Variation als Grundlage für Biodiversität – Das LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik stellt sich vor

Referent: Prof. Dr. Axel Janke (LOEWE TBG / Senckenberg, Frankfurt)

Datum: Mittwoch, 17. März, 19:15 Uhr

Aufgrund der Covid19-Pandemie finden die Vorträge rein digital statt.
Sie können per Livestream unter www.senckenberg.de/live (ohne Kommentarmöglichkeit) oder über den Kanal www.youtube.com/SenckenbergWorld (mit Kommentarmöglichkeit über die Chatfunktion) mitverfolgt werden. Wer virtuell mit den Referent*innen diskutieren möchte, meldet sich unter https://www.senckenberg.de/de/anmeldung-vortrag-17-3/ an und erhält dann vorab die Zugangsdaten für die Zoom-Veranstaltung.

Informationen zu allen Vorträgen, Referent*innen und Themen unter:
https://www.senckenberg.de/bauplandernatur

Senckenberg Naturmuseum Frankfurt öffnet am 10. März mit neuem Onlineshop

Senckenberg Naturmuseum  © Foto Diether v. Goddenthow
Senckenberg Naturmuseum © Foto Diether v. Goddenthow

Museumsbesuch ist mit Online-Ticketbuchung in festen Zeitfenstern und mit den üblichen Schutz- und Hygienemaßnahmen wieder möglich

Frankfurt, 08. März 2021. Am Mittwoch, den 10. März öffnet das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt wieder seine Pforten. Dann können beliebte Highlights wie Langhalsdino, Dodo und Leuchtkalmar wieder besichtigt werden. Neu ist der Online-Ticketshop, über den sich ab dem 9. März (17 Uhr) alle Besucher*innen vorab anmelden und mit einer vereinfachten Tarifstrukur feste Zeitfenster buchen. Auch Besucher*innen mit Anspruch auf ermäßigten oder kostenlosen Eintritt, etwa mit dem Kufti-Ticket der Stadt Frankfurt oder Senckenberg-Mitglieder, registrieren sich vorab im Onlineshop und buchen einen Zeitslot. Damit das Museum kurzfristig reagieren kann, umfasst der Ticketvorverkauf im Onlineshop immer nur die nächsten drei Tage. Ein Ticketverkauf vor Ort im Museum ist aktuell nicht möglich.

Um das Personal und die Besucher*innen zu schützen, gilt erneut ein umfassendes Schutz- und Hygienekonzept. Das Museum darf unter Einhaltung der behördlichen Kontaktbeschränkung besucht werden und die Anzahl der Besuchenden wird begrenzt. Im Museum gilt die Abstandsregelung von mindestens 1,5 Metern und es besteht die Pflicht, durchgehend eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, die selbst mitzubringen ist. Gruppenbuchungen und Buchungen von Führungen sind leider aktuell nicht möglich und das Museumsbistro bleibt vorläufig geschlossen, der Museumsshop jedoch ist geöffnet.

Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen freut sich, dass das Museum nun unter Einhaltung der inzwischen vertrauten Regelungen wieder vorsichtig geöffnet wird: „Während des Lockdowns haben wir sehr viel im Museum gearbeitet und neue Bereiche gestaltet. Die wachsende Sonderausstellung „Zukunft gestalten – wie wollen wir leben?“ wurde um das finale Modul ergänzt, in dem die Themen „Energie“ und „Mobilität“ beleuchtet werden. Außerdem ist eine neue, barrierefreie Garderobe mit kleinem Pausenbereich entstanden, die Ausstellung „Flüsse“ wurde fertig gestellt und die Lebensraumdarstellung Korallenriff wächst täglich und nimmt Gestalt an“, so Franzen.

Am 21. April startet die zweite Grabungssaison der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ im korallenroten Pavillon im Außenbereich des Museums. © Foto Diether v. Goddenthow
Am 21. April startet die zweite Grabungssaison der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ im korallenroten Pavillon im Außenbereich des Museums. © Foto Diether v. Goddenthow

Als nächstes öffnet am 22. März die Ausstellung „Flüsse“, die in Kooperation mit der Mainova AG entstanden ist. Am 21. April startet die zweite Grabungssaison der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ im korallenroten Pavillon im Außenbereich des Museums und am 15. Juli eröffnet der neue Themenraum „Korallenriff“. „Schon jetzt können die Besucher*innen bei der Wegeführung einen Blick durch den Bauzaun werfen und einen Eindruck vom Entstehen dieses Ausstellungsraums im 2. Obergeschoss gewinnen“, erklärt Franzen.

Im 1. Obergeschoss, wo bisher die „Zwerge und Riesen“ zu finden waren, entsteht in einigen Wochen der neue Ausstellungsbereich „Freiraum“, der Raum für Pop-up-Projekte des neu gegründeten Senckenberg-Jugendbeirats und der Young Scientists bieten soll. Im Erdgeschoss, im Bereich des ehemaligen Pausenraums, wird voraussichtlich im November ein Forschungslabor eröffnet. Es ist der erste Teil des geplanten Investigation Centers, das in den nächsten Jahren noch um ein Biolabor und ein Paläolabor wachsen wird. Die Arbeit am Forschungslabor hat begonnen und in den neuen experimentell und partizipativ gestalteten Räumen können Besucher*innen zukünftig aktiv in den Kontakt mit Wissenschaftler*innen treten und sich selbst mit wissenschaftlichem Arbeiten auseinander setzen.

Wer weiterhin lieber zu Hause bleibt, kann über das ständig erweiterte Online-Angebot Senckenberg@Home mit dem Museum in Kontakt bleiben. Über den virtuellen Museumsbesuch mit der Senckenberg App sowie mit Google Arts & Culture sind die beliebtesten Ausstellungsstücke online erlebbar. Alle digitalen Angebote – von der Filmclip-Reihe Museum@Kinderzimmer über die Videoserie „Senckenberg forscht!“, Online-Ausgaben des populärwissenschaftlichen Magazins „Natur Forschung Museum“, Citizen-Science-Projekten bis hin zu Aktionen auf den Senckenberg-Social-Media-Kanälen – finden Sie unter: http://www.senckenberg.de/athome

 

Aktuelle Informationen zu unseren Ausstellungen finden Sie unter: https://museumfrankfurt.senckenberg.de/ausstellung

„Jugend forscht“-Regionalsieger und „Schüler-Experimentierende“ im Senckenberg Naturmuseum für die nächste Runde gekürt

Emilie Borrmann, Katharina Endres und Jana Schlotman (v.l.n.r.) arbeiten an der Entwicklung eines Geräts zur Überwachung von Mindestabständen auf dem Schulhof. Foto: Barbara Endres
Emilie Borrmann, Katharina Endres und Jana Schlotman (v.l.n.r.) arbeiten an der Entwicklung eines Geräts zur Überwachung von Mindestabständen auf dem Schulhof. Foto: Barbara Endres

Frankfurt am Main, den 13.2.2021. „Der Rückgang der Vielfalt von Blütenpflanzen im Offenland“, „Erlenbach-Screening“, „Zukunft der Nanotechnologie“, „Bewegungsgleichung eines Teilchens im Magnetfeld als Lösung einer quaternionenwertigen DGL“, „Die Darstellung von Fraktalen im Quaternionischen Raum“, „ARA -Akustische Raum Analyse“ und „Minervα – Ionenantrieb der Zukunft“ – diese sieben „Jugend forscht“-Arbeiten von Schulen aus Bad Vilbel, Frankfurt am Main, Gießen, Königstein im Taunus, Michelstadt, Neu-Isenburg und Zagreb errangen heute den Sieg beim ersten digitalen „Jugend forscht“-Regionalwettbewerb Rhein-Main West. Die Schüler*innen haben sich damit für den Landeswettbewerb Hessen am 31. März und 1. April 2021 bei Merck in Darmstadt qualifiziert. Zum elften Mal wird der „Jugend forscht“-Regionalwettbewerb Rhein-Main West durch das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt organisiert. Die Wettbewerbs-Patenschaft teilt sich Senckenberg ab diesem Jahr mit Provadis – dem Fachkräfte-Entwickler der Industrie. Provadis ist Hessens größter privater Ausbildungsdienstleister mit 1.700 Auszubildenden und zweitgrößte duale Hochschule Hessens mit mehr als 1.200 jungen Frauen und Männern.

In der Nachwuchssparte „Schüler experimentieren“ (Teilnehmer*innen unter 15 Jahren) wurden sechs weitere Projekte sowie deren Regionalsieger*innen von der Jury gekürt, die am 26. und 27. März 2021 am Landeswettbewerb in Kassel teilnehmen. Die Siegerehrung des Regionalwettbewerbs wird heute, am Samstag, den 13. Februar ab 15 Uhr als Livestream aus den Provadis-Räumlichkeiten am Industriepark Höchst in Frankfurt auf www.provadis.de/jugend-forscht übertragen.

„Lass Zukunft da.“ lautet das Motto der 56. Wettbewerbsrunde von „Jugend forscht“. 37 Jungforscher*innen sind diesem Motto gefolgt und haben insgesamt 26 Projekte beim diesjährigen Regionalwettbewerb Rhein-Main West präsentiert. Die Begutachtung der Arbeiten durch die Jury fand diesmal aufgrund der Covid19-Pandemie komplett virtuell, in Einzel-Videokonferenzen statt – ein Novum für alle Beteiligten. Untersucht wurde in den „Jugend forscht“-Siegerprojekten zum Beispiel das Ausmaß des Rückgangs der Vielfalt von Blütenpflanzen im Offenland, die Wasserqualität des Erlenbachs von seiner Quelle im Taunus bis zur Mündung in die Nidda oder wie das Material Graphen – das aus einer einzigen Schicht von Kohlenstoffatomen in Wabengitterform besteht – in der Praxis besser hergestellt werden kann. Im Bereich Mathematik/Informatik erlangten gleich zwei Projekte einen Sieg: Die beiden Gewinner beschäftigten sich mit der visuellen Darstellung von Fraktalen – das heißt Objekten, bei denen das Ganze seinen Bestandteilen ähnelt – im vierdimensionalen Raum beziehungsweise mit der Bewegungsgleichung eines Teilchens im Magnetfeld als Lösung einer quaternionenwertigen Differenzialgleichung. Im Bereich Physik erforschten die Sieger in zwei Arbeiten, wie die Echo-Ortung zur Vermessung von Räumen genutzt werden kann sowie eine neue Art von Ionenantrieb, bei der die Lorentzkraft als Quelle der Schubkraft für Raumschiffe dient.

„Wir freuen uns, als neuer Partner junge Talente dabei zu ermutigen durch eigenes Experimentieren die Welt der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik kennen zu lernen und dabei eigene Fähigkeiten auszuprobieren und Ideen zu verfolgen. Unsere langjährigen Erfahrungen zeigen, dass die positiven Erfahrungen, die die Teilnehmer*innen dabei erleben auch das Interesse an Ausbildungsberufen und Studiengängen in diesem Bereich nachhaltig fördern“, freut sich Prof. Dr. Udo Müller-Nehler, Patenbeauftragter und Vorstand der Provadis Hochschule über die Ergebnisse des Wettbewerbs. „Auch in diesem Jahr bin ich wieder begeistert von der Neugier, der Kreativität und der Energie, mit welcher die Teilnehmer*innen ihre Projekte verfolgen. Gerade in Zeiten wie diesen zeigt sich, dass junge Nachwuchsforscher*innen ein Forum wie diesen Wettbewerb brauchen, um sich auszuprobieren und so kritisch, konstruktiv und produktiv zur Entwicklung unserer Gesellschaft und unserer Zukunft beitragen“, ergänzt Wettbewerbsleiter Dr. Sven Soff.

Vier Mädchen und zehn Jungen wetteiferten in zehn Einzel- oder Gruppenprojekten in den Kategorien Biologie, Chemie, Mathematik/Informatik und Physik um die Teilnahme am Landeswettbewerb „Jugend forscht“. In der Junior-Sparte „Schüler experimentieren“ nahmen weitere 12 Schülerinnen und 12 Schüler mit 16 Arbeiten teil. Mit dabei waren Schulen aus Bad Vilbel, Elz, Frankfurt am Main, Gießen, Großkrotzenburg, Königstein im Taunus, Michelstadt, Neu-Isenburg, Oberursel, Rodgau, Schwalbach am Taunus sowie zwei Gast-Schulen aus Buenos Aires und Zagreb.

Neben den Platzierungen wurden die Projekte mit zahlreichen Geld- und Sachpreisen bedacht, beispielsweise einem Buchpreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Jahresabonnements der Zeitschriften „GEO“, „GEOlino“, „natur“ oder „bild der wissenschaft“, sowie mit Senckenberg-Schülermitgliedschaften und Freikarten des Palmengartens oder ExperiMINTa. Projektbetreuerin Judith Jeuck von der Claus von Stauffenberg Schule Rodgau erhielt den mit 100 Euro dotiertenten „Sonderpreis für Engagierte Talentförderer“, zudem erhielt Christoph Braun für seine Tätigkeit als Projektbetreuer eine Einladung zum von cts Gruppen- und Studienreisen gesponserten Workshop „Digitalisierung, Schule und außerschulische Lernorte“. Die Geschwister-Scholl-Schule Rodgau erhielt den Schulpreis des Hessischen Sponsorpools, der mit 150 Euro dotiert ist.

Weitere Information über Senckenberg und digitale Angebote

Illusionistische Schaukästen der Natur Neues Senckenberg-Buch „Senckenbergs historische Dioramen“ erschienen

© E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung oHG
© E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung oHG

Frankfurt am Main, 08.12.2020. Sie erschaffen die Illusion eines Lebensraumes, sind echte Kunstwerke mit langer Geschichte und gehören weltweit zu den Hauptattraktionen in Naturkundemuseen: Dioramen. Wie eine Art Bühnenbild stellen sie die Tier- und Pflanzenwelt eines Ökosystems dreidimensional und naturgetreu nach. Im heute erschienenen Senckenberg-Buch „Senckenbergs historische Dioramen“ gibt der langjährig bei Senckenberg beschäftigte Zoologische Präparator Udo Becker einen Einblick in die Entstehung dieser einzigartigen Naturszenen im Frankfurter Naturmuseum, die zum großen Teil bis heute zu sehen sind. Dabei rollt er neben der Geschichte der Dioramen auch die des ersten Museums am Eschenheimer Turm – dessen Gründung vor 200 Jahren 2021 gefeiert wird – und des neu erbauten Museums an der Senckenberganlage auf. Zudem stellt er Techniken beim Aufbau und der Präparation von Dioramen vor.

Ein Giraffenjunges trinkt auf weit gespreizten Beinen an einer Wasserstelle, beschützt von der Mutter und dem riesigen, fast viereinhalb Meter großen Giraffenbullen, der in einiger Entfernung wartet. Antilopen und Gazellen umringen die Gruppe, Affen klettern umher, ein Waran liegt in der Abendsonne. Am Horizont leuchten die schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo-Massivs. Am 13. Oktober 1908 konnten die Besucher*innen das erste Diorama im neu erbauten Museum an der Senckenberganlage bestaunen und wie durch ein Fenster in eine ferne Welt blicken. Dem „Ostafrika-Diorama“ folgten 1910 das Diorama „Arktische Gruppe“, das das Tierleben im Grönländischen Eismeer zeigte, sowie 1935 die „Frankfurter Urlandschaft“ und 1936 das „Riesenelch-Diorama“. Diese eindrucksvollen Momentaufnahmen der Tier- und Pflanzenwelt, exisitieren heute leider nicht mehr – sie wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Die von 1936 bis 1942 nach und nach eröffneten zehn kleineren Dioramen „Tiere der Heimat“ wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut und sind heute mit fünf neu gestalteten Lebensgruppen in ähnlicher Weise im Senckenberg Naturmuseum zu sehen.

Der Entstehungsgeschichte der Senckenberg-Dioramen ist Autor Udo Becker in seinem Buch nachgegangen. Er erläutert detailliert die Entscheidungsprozesse der beteiligten Direktoren und Mitarbeiter*innen vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse, schildert die Herkunft der Exponate und die Arbeit der Präparatoren und Künstler. Anekdoten machen die Geschichte der Dioramen lebendig. So erfahren die Leser*innen, dass sich die Präparationswerkstatt für die Arbeit am Giraffenbullen des Ostafrika-Dioramas als zu niedrig erwies. Kurzerhand wurde ein Loch in die Decke geschlagen, so dass der Kopf der Giraffe vom oberen Raum präpariert werden konnte. Ebenso bemerkenswert ist die Geschichte des Dioramas „Frankfurter Urlandschaft“. Dieses zeigte die Umgebung am heutigen Standort des Senckenberg Naturmuseums vor mehreren tausend Jahren: Ein sumpfiger See, an dessen Uferzone Elche und Biber lebten. Im Vordergrund die Skelette eines Auerochsen und eines Wildhundes, die im Morast versanken. Die rund 11.000 Jahre alten Skelette wurden 1914 bei Ausschachtungsarbeiten neben dem heutigen Museum gefunden und sorgfältig geborgen.

Ergänzt wird die Geschichte der Dioramen durch Informationskästen zu beteiligten Persönlichkeiten wie Präparatoren, Künstlern und Museumsdirektoren. Den Rahmen setzen Kapitel zur allgemeinen Historie der Dioramen, der Entwicklung der Schausammlungsinhalte und der Ausstellungskonzeption in naturkundlichen Museen, Erläuterungen der Präparationstechniken sowie eine Zusammenfassung der Geschichte der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem Frankfurter Senckenberg Naturmuseum. Historische Fotografien, zahlreiche Skizzen, Berichte von Zeitzeug*innen und eine umfangreiche Literatur- und Quellensammlung komplettieren den Band. Annette Scheersoi, Professorin für Biologiedidaktik an der Universität Bonn, greift im Abschlusskapitel „Dioramen – Zeitzeugen oder zeitlos?!“ die Frage auf, welchen didaktischen Wert Dioramen naturkundlicher Museen in der heutigen Zeit erfahren.

Udo Becker absolvierte an der Senckenberg-Schule eine Ausbildung zum technischen Assistenten für naturkundliche Museen und Forschungsinstitute und erlernte anschließend den Beruf des Zoologischen Präparators. In dieser Profession ist er seit 1985 bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung tätig. Seine Leidenschaft gilt neben diesem vielfältigen Beruf der Beschäftigung mit der Historie der zoologischen Präparation sowie der Geschichte der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, des Frankfurter Naturmuseums und dessen historisch bedeutsamen Exponaten.

Annette Scheersoi ist Professorin für Biologiedidaktik an der Universität Bonn. Ihr Forschungsschwerpunkt ist das Biologielernen an außerschulischen Lernorten. Hierbei befasst sie sich vor allem mit Fragen der Interessenentwicklung. Mit Museen verband sie schon immer eine besondere Affinität.

cover-senckenbergs-historische-dioramen-160-2020Udo Becker (mit einem Beitrag von Annette Scheersoi) Senckenbergs historische Dioramen
2020, 132 Seiten, 106 Abbildungen
durchgehend farbig, 20 x 22,5 cm, broschiert,
ISBN 978-3-510-61417-2,
Senckenberg-Buch 85, 14,90 Euro
www.schweizerbart.de/9783510614172