Kategorie-Archiv: Rathaus Mainz

Landeshauptstadt Mainz verschärft ab 22.10.2020 die Corona-Schutzmaßnahmen

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Stadt Mainz reduziert ab dem 22. Oktober 2020 die zulässige Personenzahl bei Veranstaltungen und Privatfeiern und beschließt Maskenpflicht in weiterführenden Schulen nach Ferienende. Denn allein am gestrigen Tag gab es 35 Neuinfektionen. Das sei ein sehr hoher Wert, weswegen die Lage in Mainz weiterhin angespannt bliebe, so der Magistrat. Der 7-Tage-Inzidenzwert – mithin die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner pro Woche – hat mit 85 einen Rekordwert erreicht.

Deswegen tagte heute der Verwaltungsstab unter der Leitung von Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch und unter Beteiligung des Gesundheitsamtes. Hierbei wurden aufgrund der weiterhin steigenden Infektionszahlen ergänzende Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen Coronavirus-Infektionen beschlossen, die die aktuellen Regelungen der Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz (CoBeLVO) flankieren.

Die Corona-Warn-Ampel für Mainz steht seit dem 13. Oktober 2020 in Mainz auf „Gefahrenstufe Rot“. Der „Corona Warn- und Aktionsplan Rheinland-Pfalz“ empfiehlt, dass diese Stufe dann erreicht wird, wenn der 7-Tage-Inzidenzwert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten wird. Da die Überschreitung des 50er-Schwellenwertes – aktuell liegt dieser in Mainz bei 85 – derzeit auf einem hohen Level verharrt und davon auszugehen ist, dass die Fallzahlen in den nächsten Tagen auf hohem Niveau und damit deutlich oberhalb dieses Warnwertes verbleiben dürften, hat der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Mainz am heutigen Tage entschieden, die bislang gültigen Einschränkungen und Maßnahmen um einige weitere Schritte zu ergänzen. Auf diesem Wege sollen mögliche Gefahrenquellen für Infektionen weiter reduziert werden.

Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch, der aktuell den Verwaltungsstab leitet, betont: „Die Infektionslage bleibt angespannt. Wir verbleiben auf einem sehr hohen Infektionsniveau. Die Situation muss daher weiterhin als sehr ernst bezeichnet werden. Wir müssen der dynamischen Infektionslage mit weiteren Maßnahmen entgegenwirken, die ab heute Nacht um 0.00 Uhr in Kraft treten werden.
Wir setzen nach der Analyse der vorherrschenden Situation weitere Angleichungen unserer Corona-Vorgaben dort um, wo es uns als zwingend und sinnvoll erscheint: Bei Feierlichkeiten, bei Veranstaltungen im Innen- und Außenbereich, als auch absehbar in den Schulen. Auf Vorschlag der Schulaufsicht und des Bildungsministeriums in der gemeinsamen Task-Force haben wir deshalb auch die Maskenpflicht an Schulen nach den Herbstferien als geeignete Maßnahme beschlossen, um Risiken zum Schulstart weiter zu minimieren. Um Herr des Geschehens zu bleiben, müssen wir in Begleitung des Infektionsgeschehens zudem in der Lage bleiben, die Kontakte der Infizierten weiterhin nachverfolgen zu können. Dies ist von großer Bedeutung. Mit den ergänzenden Regelungen appelliere ich erneut an die Mainzerinnen und Mainzer. Halten Sie sich an die Vorgaben, nehmen Sie Rücksicht auf Ihr Umfeld, halten Sie Abstand, vermeiden Sie größere Zusammenkünfte und reduzieren Sie weit möglichst Kontakte. Denn nur so schützen wir uns selbst, unsere nächsten Angehörigen und Familien sowie jene, die aufgrund ihres Alters oder einer Vorerkrankung besonders gefährdet sind.

Wir sind alle zu verantwortungsvollem Handeln aufgerufen, helfen Sie mit, das Infektionsgeschehen zu reduzieren. Wir haben es alle weiterhin gemeinsam in der Hand!“

Ab dem morgigen Donnerstag, 22. Oktober 2020 (0.00 Uhr), wurden für das Stadtgebiet Mainz folgende ergänzenden Maßnahmen beschlossen, die in Kraft treten:

Änderung Ziffer 2
• Veranstaltungen im Freien sind anstatt wie bisher mit 250 Personen nur noch mit bis zu 100 gleichzeitig anwesenden Personen zulässig.

Änderung Ziffer 3
• Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sind nur noch mit bis zu 50 gleichzeitig anwesenden Personen unter Beachtung der allgemeinen Schutzmaßnahmen zulässig. Die Möglichkeit der erhöhten Personenanzahl bei Veranstaltungen mit festen Sitzplätzen wurde aufgehoben.

Änderung Ziffer 4
• Privatveranstaltungen, zum Beispiel Hochzeiten oder Geburtstage, sind statt wie bisher mit 20 Personen nur noch mit bis zu 10 gleichzeitig anwesenden Personen auch in angemieteten/zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten oder Flächen zulässig.

Änderung Ziffer 18
• Von dem weiterhin grundsätzlich vorhandenen Prostitutionsverbot kann eine Befreiung erteilt werden, wenn tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme rechtfertigen, dass die in § 6a der 11. CoBeLVO festgelegten Pflichten und Gebote erfüllt werden und ein individuelles Hygienekonzept vorgelegt wird.

Änderung Ziffer 21
• Maskenpflicht in Schulen: An allen Schulen in der Stadt Mainz gilt während der gesamten Schulzeit, einschließlich des Unterrichts, eine Maskenpflicht. Ausgenommen davon sind Grundschulen, die Primarstufe an Förderschulen sowie Schulen mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung oder motorische Entwicklung.

Martinsumzüge
Unabhängig von diesen per Allgemeinverfügung vorgeschriebenen Maßnahmen, appelliert der Verwaltungsstab der Stadt Mainz auch an die Veranstalterinnen und Veranstalter von St. Martins- oder Laternenumzügen, diese in diesem Jahr auf Grund des sehr dynamischen Infektionsgeschehens und der sehr hohen Infektionszahlen nicht durchzuführen, zumal dies unter den derzeit geltenden Regelungen auch nur schwer möglich wäre.

Freisportanlagen im Stadtgebiet
Weiterhin hat der Verwaltungsstab festgelegt, dass „Freisportanlagen“ wie städtische Bolzplätze, Basketballplätze, Bouleplätze etc. nur noch von max. 5 Personen oder max. zwei Hausständen zeitgleich (entsprechend der Regelung für den Aufenthalt im öffentlichen Raum) benutzt werden dürfen.

Auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes, in Abstimmung mit der Task-Force des Landes RLP und dem örtlich zuständigen Gesundheitsamt, erlässt die Landeshauptstadt Mainz daher für die genannten Maßnahmen eine entsprechende Allgemeinverfügung, die noch am heutigen Tag, also Mittwoch, 21. Oktober 2020 veröffentlicht wird und damit ab dem morgigen Donnerstag, 22. Oktober 2020 um 0.00 Uhr Gültigkeit entfalten.

Die Maßnahmen wurden mit der Corona-Task Force, die auf Grundlage des Warn- und Aktionsplans Rheinland-Pfalz den städtischen Verwaltungsstab berät und Empfehlungen ausspricht, abgestimmt und fand deren ausdrückliche Zustimmung. Die Task Force setzt sich zusammen aus Vertretern der Stadtverwaltung Mainz, des zuständigen Gesundheitsamts Mainz-Bingen, des Gesundheitsministeriums, des Innenministeriums, des Bildungsministeriums, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, des Städtetags Rheinland-Pfalz, der Polizei und tagt unter der Leitung des Präsidenten des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung.

Der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Mainz wird die Entwicklung bei der Ausbreitung der Coronavirus-Infektionen weiterhin kontinuierlich beobachten und die beschlossenen Maßnahmen entsprechend anpassen. Der Verwaltungsstab wird dazu in engen zeitlichen Abständen zusammentreten. Seit März dieses Jahres tagt der Stab regelmäßig und trifft sich ein bis dreimal die Woche.

Aktuelle Informationen der Stadtverwaltung Mainz zu den Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Infektionen unter www.mainz.de/coronavirus.

Die CityBahn – eine einmalige Chance für die gesamte Region

(v.li.:)Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, und Frank Kilian, Landrat des  Rheingau-Taunus-Kreis warben auf einer Pressekonferenz im Wiesbadener Kulturforum für das Jahrhundertprojekt CityBahn, welches nicht nur drei Regionen miteinander verbindet, sondern in den nächsten Jahren über 350 Mio Euro Investitionsvolumen für die Region  bedeutet. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.:)Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, und Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreis warben auf einer Pressekonferenz im Wiesbadener Kulturforum für das Jahrhundertprojekt CityBahn, welches nicht nur drei Regionen miteinander verbindet, sondern in den nächsten Jahren über 350 Mio Euro Investitionsvolumen für die Region bedeutet. © Foto: Diether v. Goddenthow

In einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch, 19. August, haben Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, und Frank Kilian, Landrat des  Rheingau-Taunus-Kreis, für das Jahrhundertprojekt CityBahn geworben.

Denn am 1. November haben die Menschen in Wiesbaden die Wahl, über die Zukunft der Mobilität der Stadt und der Region mitzubestimmen. Und da hoffen der Rheingau-Taunus-Kreis, die Stadt Wiesbaden und die Stadt Mainz, dass sich die Wiesbadener Bürger trotz bekannter Gegenargumente letztlich doch Pro-Citybahn entscheiden. Praktisch sämtliche Metropolen Europas verfügen über modere Straßenbahnen und bauen angesichts ihr gesteckten Klima-Ziele ihr Streckennetz aus. Zahlreiche Städte in Frankreich bauten oder planten neue Straßenbahnen, was auch noch einmal die Bedeutung von Straßenbahnen bei der künftigen Beförderung von Menschen unterstreicht.

„Wir stehen vor einer Entscheidung, die unserer Mobilität und unsere Zukunftsfähigkeit über Jahrzehnte hinaus prägen wird“, erklärt Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden. Gemeinsam mit Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, und Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreis, wirbt er für das Jahrhundertprojekt CityBahn.

„Wir möchten, dass die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger eine gute Entscheidung treffen“, so Mende weiter. Dazu werde er in den kommenden Wochen auch persönlich mit vielfältigen Angeboten informieren und die Menschen überzeugen. Informationsmöglichkeiten sind die bereits bekannte DialogBox, die ab sofort am Wiesbadener Hauptbahnhof stehen wird. Es folgen ein Townhall-Meeting am 5. September und eine Vielzahl von Informationsveranstaltungen in den Stadtteilen. „Wir stehen voll hinter der CityBahn als wichtige Basis einer zukunftsfähigen Mobilität. Gemeinsam“, sagt Mende. „Ziel muss es sein, die Bürgerinnen und Bürger in die Lage zu versetzen, auch in Zeiten von Corona- Beschränkungen am 1. November die beste Entscheidung für sich und die Landeshauptstadt zu treffen. Wir haben die einmalige Chance, die Region Wiesbaden-Mainz-Rhein- gau-Taunus nachhaltig zu vernetzten und dabei auf massive Förderungen durch Bund und Land zurückgreifen zu können.“

Die CityBahn vernetze die Region und sei identitätsstiftend für den ganzen Raum, weil sie Wiesbaden in zwei wichtige Richtungen anbinde, nach Mainz und in den RheingauTaunus-Kreis. Damit sei sie mehr als eine Wiesbadener Straßenbahn, sie sei eine Achse für Stadt- und Regionalentwicklung. „Die Investition in die CityBahn dient zudem als zusätzliches Konjunkturprogramm für die regionale Wirtschaft. Auch das ist gerade in der aktuellen Situation mit Blick auf die Corona-Pandemie wichtiger als je zuvor“, so Mende weiter.

Mainz wachse ebenso wie Wiesbaden. Jedes Jahr kämen rund 2.000 Menschen hinzu, die dort leben, wohnen und arbeiten wollen. „Unsere wachsende Stadt braucht Antworten auf die Frage, wie der Verkehr der Zukunft aussehen kann, wie sich Staus vermeiden lassen, wie die Menschen zur Schule, in die Hochschule, zur Arbeit zum Einkaufen oder zum Besuch auf dem Wochenmarkt kommen. Und wir müssen auch die Frage beantworten, wie wir die Luftqualität verbessern können. Im Kern geht es bei diesen Fragen darum, wie wir Verkehrsinfrastruktur und Lebensqualität in all ihren Facetten verbinden können“, sagt Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz.

Mobilität müsse grundlegend neu gedacht und zukunftsfähig gemacht werden. „Dabei können wir die Stadt Mainz nicht mehr isoliert betrachten, sondern müssen zusammenhängend und großräumig denken. Mir ist es wichtig, dass unsere Verkehrsplanung abgestimmt mit Rheinhessen und Wiesbaden erfolgt. Prioritäten dabei müssen Nachhaltigkeit, Bezahlbarkeit, Sicherheit und Luftreinhaltung als übergeordnete Ziele haben.“ Alle Verkehrsträger sollen berücksichtigt werden, auch der Lieferverkehr und der ruhende Verkehr. Der ÖPNV müsse weiter Vorrang bekommen und gestärkt werden. Der Fahrradverkehr solle weiter ausgebaut werden, so Ebling weiter.

„Für den Rheingau-Taunus-Kreis ist die CityBahn das mit Abstand wichtigste Verkehrsinfrastrukturprojekt. Wir stehen zu dem Projekt und sehen darin die einmalige Chance, den Kreis und seine rund 70.000 Bewohnerinnen und Bewohner verkehrlich wieder besser an die Zentren anzubinden“, sagt Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises. Viele der Menschen im Kreis arbeiteten in Wiesbaden, Mainz oder Frankfurt und müssten täglich pendeln. Einen großen Teil dieser Verkehre wolle er auf die Schiene bringen. „Nur mit der Bahn lassen sich die Verkehrsprobleme, die noch deutlich zunehmen werden, lösen. Wiesbaden darf das Umland nicht vergessen“, so Kilian weiter. Auch im Rheingau-TaunusKreis werde es Informationsveranstaltungen zur CityBahn geben. Derzeit laufen die Baugrunduntersuchungen entlang der Aartalstrecke bis nach Bad Schwalbach.

Streckenführung Citybahn

Führung zu verschwundenen Kirchen und Klöster in Mainz

Viele Kirchen und Klöster prägten das Erscheinungsbild von Mainz seit dem frühen Mittelalter, sind heute aber zum Teil aus dem Stadtbild verschwunden, wie etwa das Jakobsbergkloster auf dem Gelände der Zitadelle, in dem ein für die Stadt folgenreicher Mord geschah. Zu einer ungewöhnlichen Stadtführung um „verschwundene Kirchen und Klöster“ in Mainz lädt daher die Landesarchäologie Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) am 1. August um 15 Uhr herzlich ein, die sie gemeinsam mit dem Gästeführerverband Mainz e.V. durchführt. Treffpunkt ist am Schillerplatz (Fastnachtsbrunnen), eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme kostet 10 Euro pro Person, Dauer zwei Stunden. Weitere Termine sind für den 5. September und 3. Oktober geplant.

Die Führung findet während des „Kaiserjahres 2020“ als Teil des Rahmenprogramms auf dem Weg zur großen Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ statt, die im September im Landesmuseum Mainz eröffnet wird.

„Wir wollen in diesem und im kommenden Jahr noch eine ganze Reihe von Geschichtsspaziergängen anbieten“, erklärt Dr. Marion Witteyer, Leiterin der Landesarchäologie Mainz, „um einerseits das Bewusstsein für die Bedeutung der Stadt Mainz im Mittelalter zu stärken, aber auch um hier vor Ort auf eine Art Spurensuche zu gehen“. Die mit zahlreichen Türmen und Toren versehene Stadtmauer verlieh Mainz einen imposanten wie wehrhaften Charakter. Vor allem die rheinseitige Mauer prägte das Stadtbild für alle auf dem Fluss Reisenden.

Die Stadtführungen werden von studierten Historikern und Architekten des Mainzer Gästeführerverbandes durchgeführt. „Wir freuen uns sehr über die Kooperation“, ergänzt die Vorsitzende Dr. Judith König „und werden die Führungen mit Kartenmaterial und Bildern, aber auch mit interessanten Hintergrundgeschichten und Anekdoten anreichern“.

Auf Wunsch sind auch individuelle Führungen für pauschal 100 Euro möglich. Ab 10 Personen werden für jede*n weitere*n Teilnehmer*in 5 Euro zusätzlich berechnet. Buchungen können per E-Mail über kontakt@mainz-stadtfuehrungen.de oder telefonisch unter 0162 4025823 vereinbart werden.

Die Corona-Krise hat die Brand-Sanierung der Mainzer Rheingoldhalle verzögert – Halbzeit geschafft!

Blick in den Großen Saal. Foto:MAG/Bonewitz
Blick in den Großen Saal. Foto:MAG/Bonewitz

Der Brand in der Dachkonstruktion der Rheingoldhalle am 16. Mai 2019, der spätere Asbesteintrag, der im Zusammenhang mit den Löscharbeiten entstanden ist, und schließlich die Folgen der Corona-Pandemie haben den Zeit- und Kostenplan der Rheingoldhallen-Sanierung vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Im Rahmen eines Presserundgangs informierte Bürgermeister Günter Beck, Aufsichtsratsvorsitzender der Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG), über den aktuellen Stand. Beck machte zugleich deutlich, dass man in der aktuellen Lage noch keinen Termin für eine Fertigstellung der Rheingoldhalle nennen kann: „Alles steht unter dem Vorbehalt Corona, allerdings hoffe ich, dass wir nun von weiteren unvorhersehbaren Ereignissen verschont bleiben.“

Tatsächlich haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen etwa im Grenzverkehr die Baustelle massiv beeinträchtigt. „Viele Baustoffe kommen aus Frankreich“, ergänzt Frank Intra, Projekteiter und Prokurist der Rheingoldhalle GmbH & Co. KG., „und dort hatten wir wochenlang einen Produktionsstopp zu verkraften.“ Es gab Lieferengpässe bei Brandschutz-Materialien, bei speziellen Gläsern, aber auch bei Komponenten für Aufzüge und der Lüftungs- und Klimatechnik, die in Norditalien gefertigt werden. Die Grenzschließungen haben zudem zahlreiche Arbeitskräfte aus Osteuropa buchstäblich abgeschottet. „Viele Beeinträchtigungen konnten zwar kompensiert werden, aber manche sind bis heute spürbar“, so Intra.

Eine große Herausforderung sind Schadensersatzforderungen, bzw. nachträgliche Preiserhöhungen, Kündigungen von Verträgen und Neuausschreibungen, die alle unter dem Begriff „Höhere Gewalt“ einzuordnen sind. Die Rheingoldhalle GmbH & Co. KG. hat inzwischen einen Gutachter damit beauftragt, die einzelnen Fälle zu untersuchen, um Nachforderungen zu überprüfen und etwaige Kostensteigerungen festzustellen. Diese gutachterliche Untersuchung kann sich noch Monate hinziehen, sollte es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen, auch noch über Jahre. So gesehen ist es schwierig, schon zum jetzigen Zeitpunkt, die Kostensteigerungen zu verifizieren.

Eine gute Nachricht hat sich inzwischen bei der Beurteilung des Parketts im Großen Saal ergeben. Nach dem das erste Gutachten noch von einem kompletten Austausch ausgegangen war, haben mehrere Nachuntersuchungen gezeigt, dass tatsächlich nur etwa 20 bis 25 Prozent des Parketts rausgenommen werden müssen. Geplant ist nun, die betroffenen Parkett-Hölzer herauszuholen, von Schimmelfall zu befreien, zu bearbeiten, zu sanieren und wieder einzubauen. Auch der Estrich muss an den betroffenen Stellen entsprechend herausgeholt und wieder angesetzt werden.

Läuft alles nach Plan wird der „Große Saal“ im 1. Quartal 2021 fertiggestellt. Im 2. Quartal folgen das Foyer und die Anbindung an die Fluchttreppe, schließlich die Umnutzung der alten Spielbankräume sowie die Anpassung der kleinen Konferenzräume zu einem Veranstaltungszentrum. Im 3. Quartal sind dann Abnahmeprozesse vorgesehen, die Inbetriebnahme und abschließend der Probebetrieb.

„Bezüglich der Zuschüsse, die wir im Rahmen des Konjunkturprogramm 3.0 Fördermittel vom Bund in Höhe von rund 4,8 Millionen Euro zugesagt bekommen haben“, ergänzt Beck abschließend, „können wir etwas entspannter sein, da die Firsten um ein Jahr also auf den 31.12.2021 verlängert wurden“.

(Michael Bonewitz)

Bäume retten: Landeshauptstadt Mainz ruft Bürger zum Gießen auf

Bäume retten.  © Foto: Diether v Goddenthow
Bäume retten. © Foto: Diether v Goddenthow

(lvb) Bereits die vergangenen Jahre waren für unsere Stadtbäume ein echter Härtetest. Wenige Niederschläge in den Sommerhalbjahren 2018 und 2019, einhergehend mit Hitzerekorden, setzten unseren Hoffnungsträgern im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels erheblich zu. Trotz ergiebiger Niederschläge im Februar und der ersten Märzhälfte 2020 sind nun schon wieder viele Wochen vergangen, seitdem es spürbaren Wassernachschub für unseren jungen Baumnachwuchs gegeben hat.

Der April verschärft aktuell den Negativtrend mit zu hohen Temperaturen, großen Sonnenstundenanteilen und trockenen Ostwinden. Seit Anfang April fährt das Grün- und Umweltamt der Landeshauptstadt Mainz daher schon wieder Wasser an die Bäume und versucht, das natürliche Niederschlagsdefizit auszugleichen.

„Gerade jetzt in der Austriebsphase ist der Bedarf an Wasser besonders groß. Ein Jungbaum nimmt pro Wässerungsgang gerne auch 100 Liter und mehr an Wasser auf, um die Blattneubildung und den Start in die neue Vegetationsperiode gut zu meistern“, erklärt Olaf Nehrbaß, Leiter des Grün- und Umweltamtes.

Bei der großen Anzahl des zu versorgenden Baumnachwuchses ist jede Gießkanne, jeder Eimer Wasser, den die Mainzerinnen und Mainzer zusätzlich an die Bäume bringen, willkommen.

Deshalb richtet Amtsleiter Olaf Nehrbaß schon so früh im Jahr die Bitte an alle Naturfreunde: „Unterstützen Sie unsere Jungbäume auch in diesem Jahr wieder – nicht erst im Sommer bei Hitzerekorden, sondern bereits jetzt! Aktuell wird der Grundstein für ein gesundes Wachstum gelegt und hierbei können alle mithelfen. Vielen Dank!“

OB Mende und Bürgermeister Dr. Franz rufen auf, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln einzuhalten

Vorbildlich: Vor der Poststelle am Wiesbadener Mauritiusplatz halten Bürger jeweils den nötigen Abstand zum Vordermann. © Foto: Diether v Goddenthow
Vorbildlich: Vor der Poststelle am Wiesbadener Mauritiusplatz halten Bürger jeweils den nötigen Abstand zum Vordermann. © Foto: Diether v Goddenthow

Wie  in Mainz und Frankfurt begrüßten auch der Wiesbadener  Verwaltungsstab  am Donnerstag, 16. April, die „Corona-Beschlüsse“  der Bundesregierung und riefen weiterhin auf, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln einzuhalten.

Laut Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Bürgermeister Dr. Oliver Franz stünden „die gefassten Beschlüsse  noch unter dem Vorbehalt der Umsetzung in den einzelnen Ländern, gehen aber in die richtige Richtung“. Dabei stünde in der Berichterstattung  das Thema Lockerung der Einschränkungen im Vordergrund. „Jedoch bleibt die Kontaktbeschränkung und die Hygienevorschriften weitestgehend bestehen“, appellieren Mende und Dr. Franz an die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener sich weiterhin so diszipliniert zu verhalten, und nicht am kommenden Montag die Innenstadt und den ÖPNV zu überlaufen. „Nur so können sich die Erfolge der vergangenen Wochen verstätigen“, sind sich Mende und Dr. Franz mit Blick auf den Vorrang der Gesundheit der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener einig. Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben klar gemacht, dass sollten die Infektionszahlen wieder steigen, die Beschränkungen wieder lokal eingeführt werden und auch Beschränkungen in die nicht erforderliche Mobilität in die besonders betroffenen Gebiete hinein und aus ihnen heraus geboten sein.

„Die ernste Lage besteht weiter und das wichtigste Ziel bleibt, Corona-Infektionen zu vermeiden. Und deshalb gelten die Kontaktbeschränkungen, die Abstands- und Hygieneregeln unverändert fort. Die gestrigen Corona-Beschlüssen dürfen niemanden in falscher Sicherheit wiegen. Das öffentliche Leben kann nur in kleinen Schritten zur Normalität zurückkehren“, so Mende. Die angekündigten Lockerungen gehen mit Vorgaben einher, die sich in der Realität erst einmal bewähren müssen. „Wie zum Beispiel das Entstehen von Warteschlangen vor Geschäften vermieden werden soll, erschließt sich mir noch nicht. Auch eine Definition, was eine Großveranstaltung ist, fehlt noch. Da ist zu wünschen, dass es nicht zu 16 unterschiedlichen Länderregelungen kommt.“ Und: „Zu den Fragen der Schulen bleiben die Beschlüsse sehr vage, da werden die Kultusminister noch viel arbeiten müssen, um praktikable Lösungen zu finden. Und zu den Kitas findet sich – abgesehen von der Fortsetzung der Notbetreuung – noch nichts.“

Auf recht originelle Art   hat Wiesbadens altbekanntes Szene-Lokal Sherry & Port in der Adolfsallee sein "Speisenangebot to go"  organisiert. Kunden können Geld und Bestellung in einen Kunststoffkasten legen. Dieser wird per Schnurr über eine Rutsche ins Lokal hoch gezogen und kehrt auf selbigen Weg mit der bestellten Mahlzeit zum Kunden zurück. Mindestabstand vier, fünf Meter, kein Direktkontak, Korb wird jedes Mal neu desinfiziert. © Foto: Diether v Goddenthow
Auf recht originelle Art hat Wiesbadens altbekanntes Szene-Lokal Sherry & Port in der Adolfsallee sein „Speisenangebot to go“ organisiert. Kunden können Geld und Bestellung in einen Kunststoffkasten legen. Dieser wird per Schnur über eine Rutsche ins Lokal hoch gezogen und kehrt auf selbigen Weg mit der bestellten Mahlzeit zum Kunden zurück. Mindestabstand vier, fünf Meter, kein Direktkontak, Korb wird jedes Mal neu desinfiziert. © Foto: Diether v Goddenthow

Wie sich die Vorschläge praktisch umsetzen lassen, muss nach den Beratungen im Verwaltungsstab abgewartet werden. Offene Fragen sind demnach: Ist eine Veranstaltung mit 100 Personen eine Großveranstaltung, oder erst ab 1.000 Personen? Wie soll eine Kontrolle der geöffneten Geschäfte unter 800 Quadratmeter Verkaufsfläche gewährleistet sein und was passiert mit Geschäften, deren Verkaufsfläche wesentlich größer ist, aber eventuell nur 800 Quadratmeter Verkaufsflächen bereitgestellt werden? Die Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes zur Kontaktnachverfolgung Infizierter hingegen ist mit konkreten Zahlen versehen und würde allein für Wiesbaden 75 zusätzliche Mitarbeitende bedeuten. Das wird die Landeshauptstadt vor große Herausforderungen stellen. „Für die Einführung einer Maskenpflicht sieht die Landeshauptstadt Wiesbaden zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund und orientiert sich an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts“, so Dr. Franz.

Vor einer besonderen Herausforderung steht die Landeshauptstadt Wiesbaden bei der Öffnung von Schulen. Hier hat der Verwaltungsstab beschlossen eine Arbeitsgruppe Schule, zu der auch ein Vertreterinnen und Vertreter des staatlichen Schulamts hinzugeladen werden soll, einzurichten, die sich ab sofort der Thematik Hygieneplan und Schulbusbetrieb intensiv widmet um vorbereitet zu sein.

Am Montag beginnt für die muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger der Fastenmonat Ramadan. Hier steht die Landeshauptstadt Wiesbaden in intensivem Austausch mit den muslimischen Gemeinden, da auch Zusammenkünfte von Glaubensgemeinschaften weiterhin nicht stattfinden sollen. Es ist es weiter dringend geboten, sich auf die Vermittlung von religiösen Inhalten auf medialem Weg zu beschränken. Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen sowie religiöse Feierlichkeiten und Veranstaltungen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften sollen zunächst weiter nicht stattfinden. Verstöße gegen die Kontaktbeschränkung werden weithin von den Ordnungsbehörden sanktioniert.

Highlight der Woche ist inzwischen für so manchen Wiesbadener die Currywurst zum Mitnehmen, mittwochs und samstags auf dem Wiesbadener Wochenmarkt . © Foto: Diether v Goddenthow
Highlight der Woche ist inzwischen für so manchen Wiesbadener die Currywurst zum Mitnehmen, mittwochs und samstags auf dem Wiesbadener Wochenmarkt . © Foto: Diether v Goddenthow

„Unserer besonderer Dank gilt neben den Bürgerinnen und Bürgern Wiesbadens, die sich überwiegend an die Beschränkungen halten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Krankenhäusern und Ordnungskräften, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der städtischen Verwaltung“, so Mende und Franz abschließend.

Mainzer Stadtschreiber 2020 Eugen Ruge publiziert nach Corona-Absage seiner öffentlichen Antritts-Lesung weniger „ansteckend“ per PDF

Aufgrund der Corona-Pandemie und der dadurch bedingten Einschränkungen konnte der Festakt zur Amtseinführung des Mainzer Stadtschreibers 2020, Eugen Ruge, am 13. März nur in verkleinerter Form und nicht-öffentlich stattfinden.

Auch die traditionelle Antrittslesung, die für den 19. März vorgesehen war, musste abgesagt werden. In Absprache mit Eugen Ruge wird die Antrittslesung in den kommenden Monaten nachgeholt. Dennoch war es Eugen Ruge ein persönliches Anliegen, sich als neuer Stadtschreiber an die Mainzerinnen und Mainzer zu wenden.

Eugen Ruge statt einer öffentlichen Antrittsrede

„Normalerweise hält man als Mainzer Stadtschreiber bei der Verleihung der Ehrenurkunde eine Rede. Leider ist die Verleihung ausgefallen, genauer gesagt, sie wurde kurzfristig auf eine gemütliche Runde geschrumpft. Die Rede, die ich eigentlich halten wollte, schien auf einmal unpassend. Eigentlich wollte ich über die Gleichstellung der Mainzelweibchen sprechen, ein wichtiges Thema, das uns bis kurzem noch alle heftig bewegt hat, nun aber mit einem Schlag durch ein anderes ausgelöscht worden ist. Da nun eine „normale“ Preisverleihung nicht in Sicht scheint, habe ich mich entschlossen, mich mal schriftlich zu melden, das ist weniger ansteckend. Und natürlich möchte ich reden über – Corona.

Lieber Mainzer und Innen, Corona ist eine ernste Sache. Ich hoffe, Sie kennen den neuesten Witz dazu. Es gab ihn im französischen Youtube: Ein niesender und schnupfender Italiener, der einen Pizzateig walkt und walkt, und heraus kommt – die PIZZA CORONA! Angeblich sollen die Italiener für diese französische Gemeinheit den Botschafter einbestellt haben. Bricht der Völkerhass wieder aus? Bringt Corona den Europäischen Glauben
ins Wanken? Steht etwa die Globalisierung zur Debatte? Die ganz Mutigen haben dagegen schon ihre Stimme erhoben. Habe ich im Fernsehen gesehen. Globalisierung ist toll! Globalisierung ist gut für Deutschland! Das finde ich auch. Allerdings nicht für alle Deutschen. Also ungefähr für die Hälfte.
Nein, ich habe jetzt keine Lust, Zahlen aus den Statistiken der Bundesministerien rauszusuchen. Zahlen überzeugen sowie niemanden. Was bedeutet das schon: Jeder vierte Arbeitnehmer im reichen Deutschland arbeitet im Niedriglohnbereich. Was sagen Begriffe wie Scheinselbstständigkeit oder Outsourcing. Aber Corona macht auf einmal einiges sichtbar. Mit Corona sieht man besser. Wenn man genau hinschaut. Und hinhört.

Gestern hörte ich beispielsweise im Deutschlandfunk den freundlichen Vorschlag, dass vielleicht dieser oder jener Vermieter
einem Scheinselbstständigen, Outgesourcten oder sonstwie Angeschmierten, die es in unserer Gesellschaft seit Corona auf einmal massenhaft gibt, und die auf einmal ihre Miete nicht mehr bezahlen können, mal für eine Weile die Miete erlassen könnte. Das ist doch nett! Eine gute Idee gegen Mietwucher. Oder
Scheinselbstständigkeit. Oder Outsourcing. Oder Niedriglohn. Und was machen eigentlich diejenigen, oft Osteuropäer oder Migranten, denen wir ja vielleicht durch unseren Hühnerfleischexport die Lebensgrundlage in ihrer Heimat genommen haben, und die nun in halblegalen Verhältnissen auf Baustellen oder Feldern schuften? Und die keine 5000 Euro Überbrückungsgeld kriegen werden? Oder ist das in Mainz alles ganz anders? Anders als in Berlin? Ich war, offen gestanden, vor dem Preis erst ein einziges Mal in Mainz. Das war knapp vor der Wende, ich war abgehauen und konnte es nicht fassen, dass es so viele Kneipen auf einem Haufen gibt. Damals war ich echt voll für den Kapitalismus. Aber ehrlich gesagt, damals war der Kapitalismus auch anders. Irgendwie netter. Und die Züge waren damals auch pünktlich. Hab ich gestaunt! Und die Leute haben allen Ernstes schon von der 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich phantasiert. Das ist ja nun wohl vom Tisch, heute arbeitet jeder soviel er will, und irgendwie wollen alle. Hat das vielleicht mit Globalisierung zu tun?

Mit Corona sieht man besser: Die Top-Nachricht über Trump: Dass er CureVac kaufen wollte, um den Impfstoff exklusiv für Amerika zu nutzen. Haben wir gern geglaubt, denn das passt natürlich zum Trumpel. Skandal! Leider eine Fake-News. Aber skandalös ist sie trotzdem: Wir leben in einer Welt, in der das zumindest möglich wäre, denn sonst hätten es der Deutschlandfunk oder die WELT wohl kaum geglaubt. Man kann Gesundheit kaufen! Gesundheit ist
eine Ware. Unser Gesundheitssystem, sieh mal an, ist nach kapitalistischen Grundsätzen organisiert. Mit Corona sieht man besser: Es mangelt an Pflegekräften in Deutschland. Es ist nett, dass Gesundheitsminister ein Dankeschön für die Kämpfer an der Coronafront übrig hat. Aber vielleicht wäre
Corona ja mal ein Anlass, unser Gesundheitssystem zu überdenken? Ein Drittel aller Geburtskliniken in Deutschland wurden in den letzten 30 Jahren geschlossen, weil Geburt sich nicht rechnet. Diabetikern werden Gliedmaßen amputiert, weil der Versuch der Wundpflege zu langwierig ist, um Gewinn zu bringen. Das alles bemerkt man vielleicht nicht, wenn privatversichert ist und zu der Hälfte gehört, die von der Globalisierung profitiert. Genauer gesagt, zu dem Bruchteil der Weltbevölkerung.

Mit Corona sieht man besser: Aus Wuhan, höre ich, kommen täglich 20.000 Container mit Waren und Komponenten nach Deutschland. Nein, ich habe die Zahl nicht geprüft, es reicht, zu hören, dass in Deutschland Betriebe stillstehen, weil Zulieferteile aus aller Welt fehlen. Oder dass Felder nicht abgeerntet werden können, weil rumänische Arbeiter nicht die Grenze passieren dürfen. Beruht unser Wohlergehen in Deutschland vielleicht auch darauf, dass eine Näherin in Äthiopien 1,50 Dollar am Tag verdient? Dass in Bangladesch die Fabriken zusammenkrachen? Dass in China die Flüsse von Chemikalien verseucht werden? Ist das wirklich die Art Globalisierung, die wir wollen? Wir vergießen Krokodilstränen über das Klima, während wir zugleich täglich Millionen Tonnen Waren durch die Welt bewegen. Es geht nicht anders, höre ich von Experten. Die Lieferketten, der Freihandel. Das ist nun einmal da, das kann man nicht rückgängig machen. Zu schweigen von den Milliarden Geschäftsreisenden. Zu schweigen vom Massentourismus, dessen einziger Effekt es ist, auch den letzten schönen Ort dieser Welt dadurch unerträglich zu machen; dass buchstäblich jeder ohne die geringste Anstrengung an fast jedes beliebige Ziel gelangt. (Ich mache mich gerade unbeliebt, ich weiß).

Seit Jahrzehnten ist klar, dass die Ressourcen der Erde endlich sind, dass ewiges Wachstum eine Illusion ist. Wachstum heißt: Jedes Jahr mehr mehr produzieren als im vorherigen Jahr. Wachstum ist exponentiell. Und was exponentiell heißt, kann man gerade bei Corona lernen. Corona strebt etwas schneller empor, allerdings strebt sie auch bald einer Sättigung entgegen. Corona wird voraussichtlich 0,3% der Infizierten töten, drei von Tausend, und gewiss ist jeder einzelne Verlust ist schlimm. Aber der Zwang zum Wachstum tötet schon jetzt und wird vielleicht schon bald die Lebensgrundlagen der Menschheit zerstören – falls wir nicht, und danach sieht es nicht aus, ziemlich sofort und weltweit grünen Strom tanken und unsere Solarzellen aus umweltfreundlicher Baumrinde herstellen. Und wozu das alles?

Mit Corona sieht man besser. Der wirtschaftliche Shut-Down ist nicht lange durchhaltbar. Und ich will auch nicht behaupten, dass es erstrebenswert sei, nichts zu tun, selbst wenn man dafür bezahlt wird. Aber mal anhalten, durchatmen, mal zur Ruhe kommen, sich, wie man so schön sagt, besinnen – und mal darüber nachdenken, was uns eigentlich gut tut; was die tägliche Hetzjagd eigentlich mit uns macht. Verlangsamung ist lebensrettend, sagen die Virologen.
Das sage ich auch.

Bleiben Sie gesund. Lesen Sie was Schönes. Und räumen Sie
endlich mal auf! Ich freue mich auf meine Antrittslesung in Mainz,
wenn das alles vorbei ist. Vorbei und vergessen? Hoffentlich nicht.“

Corona: Landeshauptstadt Mainz beschließt Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen Coronavirus-Infektionen

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

(gl) Veranstaltungen mit mehr als 1.000 anwesenden Personen werden bis einschließlich 13. April 2020 untersagt.

Der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Mainz hat heute gemeinsam mit dem Leiter des zuständigen Gesundheitsamts Mainz-Bingen getagt und Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen Coronavirus-Infektionen beschlossen.

Veranstaltungen mit zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern können zu einer schnelleren Verbreitung des Virus beitragen, da eine Übertragung auf viele Personen möglich ist. Mit dem Ziel, eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, folgt die Landeshauptstadt Mainz den Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit sowie den Empfehlungen der rheinland-pfälzischen Landesregierung und untersagt bis einschließlich 13. April 2020 (Ostermontag) Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen sowohl unter freiem Himmel, als auch in geschlossenen Räumlichkeiten. Betroffen davon sind unter anderem das Marktfrühstück, der Mainzer Rhein-Frühling, der Weinmarathon und Heimspiele des 1. FSV Mainz 05 (die jedoch ohne Zuschauerinnen und Zuschauer durchgeführt werden können). Die Veranstaltungen können, wie bereits die Rheinland-Pfalz-Ausstellung, auch erst einmal verschoben werden.

Darüber hinaus gilt für Veranstaltungen mit mehr als voraussichtlich 500 anwesenden Personen eine Anzeige- und Meldepflicht beim Ordnungsamt der Landeshauptstadt Mainz. Dort wird in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt eine Risikoabschätzung vorgenommen und entschieden, ob die jeweilige Veranstaltung stattfinden kann oder nicht.

Auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes erlässt die Landeshauptstadt Mainz für die genannten Maßnahmen eine entsprechende Allgemeinverfügung, die heute veröffentlicht wird und gemäß § 41 IV VwVfG zum 12. März 2020 in Kraft tritt.

Der Verwaltungsstab hat darüber hinaus beschlossen, dass das Gutenberg-Museum aufgrund der hohen Besucherzahlen, meist aus dem Ausland, ebenfalls bis einschließlich 13. April 2020 geschlossen bleiben wird. Die Verleihung des Stadtschreiberpreises (13. März 2020) und die Ehrung der Sportler für das Jahr 2019 (7. April 2020) wurden auch abgesagt und werden möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

Der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Mainz wird die weitere Entwicklung bei der Ausbreitung der Coronavirus-Infektionen kontinuierlich beobachten und die beschlossenen Maßnahmen entsprechend anpassen. Der Verwaltungsstab wird dazu in engen zeitlichen Abständen zusammentreten.

Kein „regelrechter Heimatschriftsteller“ – Zum Tode von Ror Wolf

(rap) Nach mehr als 30 Umzügen landete er im Jahre 1990 schließlich in Mainz. Und doch sah er sich selbst nie als „regelrechten Heimatschriftsteller“. 1997, in seiner Dankesrede zur Vergabe des rheinland-pfälzischen Kunstpreises, sagte Ror Wolf: „Ein regelrechter Heimatschriftsteller bin ich nicht gerade. Ich kann auch anderswo schreiben. Ich kann an jedem denkbaren Platz der bewohnten Welt schreiben. Ich habe zwei Jahre im 13. Stock eines Gonsenheimer Hochhauses geschrieben, und Sie dürfen sicher sein, dass fast alles, was damals im 13. Stock eines Gonsenheimer Hochhauses zu hören war, in meinen Büchern steht. Ich habe außerordentliche Erfahrungen gemacht mit den Geräuschen, die man natürlich nicht nur in Gonsenheim hört, sondern in sämtlichen Hochhäusern der Welt. Das ist nichts Heimatspezifisches.“

Und doch, Mainz, seine letzte Wahlheimat und das rheinhessische Umland, müssen ihn tief geprägt haben: „… So ging ich weiter nach Olm, unter der ungeheuren Wolkenverwüstung hinweg, über dicke Geschwülste auf diesen randlosen Wegen, aus denen meterlang bleich aus der Tiefe die Olme krochen, durch diesen wurmweichen, sturmreichen Wald. Ein nahezu schaumiger Himmel, eine struppig behaarte Landschaft, eine ich glaube fauchende Landschaft; …“ (Aus: Im mondlosen Olm. Wortbrüche.)

Ror Wolf wurde 1932 als Richard Georg Wolf in Saalfeld/Thüringen geboren. Nach seinem Weggang aus der DDR, wo man ihm die Aufnahme eines Studiums verweigert hatte, nahm er an der Universität in Frankfurt am Main das Studium der Literatur, Soziologie sowie Philosophie auf. Rasch begann er, in der Studentenzeitung Diskus Prosa, Lyrik und Bildcollagen, aber auch Literatur-, Theater- und Jazz-Kritiken zu publizieren. Wolf wurde Feuilletonredakteur beim Diskus – und später Literaturredakteur beim Hessischen Rundfunk. Seit 1963 war er freier Schriftsteller.

Wolfs literarisches Schaffen war eine spielerische, doch abgründige Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, die bei ihm nur als hochmelodiöser Wortraum existiert. Dennoch sind seine Bücher, die die Grenzen traditioneller Erzählmuster souverän in Frage stellen, nicht lediglich Sprachspiele ohne Realitätsbezug. Auf wie viel Wirklichkeit sich Wolf einließ, zeigen seine populären Fußballbücher und die dazugehörenden Radio-Collagen sehr deutlich. Auch mit seinen Hörspielen war er höchst erfolgreich: „Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nordamerika“ wurde 1988 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet und gilt als eines der erfolgreichsten deutschen Hörspiele. Das Werk von Ror Wolf wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter der Georg-K.-Glaser-Preis des Landes Rheinland-Pfalz und des SWR 2014.

Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz, sagte zum Tod von Ror Wolf: „Ein sprachmächtiger Literat und Lyriker hat Mainz verlassen. Wir verlieren mit Ror Wolf einen Autor, der von sich selbst sagte, zwar kein Mainzer Autor zu sein, aber ein in Mainz lebender Autor, der gern in Mainz lebt. Und dies spürt man in seinen Schriften. Sein großartiges Werk, in dem auch Mainz, Rheinhessen und unsere Lebensart ihren Niederschlag fanden, wird in Mainz noch lange nachhallen.“

Hinweis
Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz (Rheinallee 3 B) hat zum Gedenken an Ror Wolf einen Büchertisch eingerichtet, der ab sofort bis zum 13. März 2020 entleihbare Werke von Ror Wolf präsentiert.

Neuer Mainzer Stadtschreiber – Eugen Ruge ist der 36. Träger des Literaturpreises von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz

© ZDF
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(rap) Eugen Ruge wird der Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2020. Der prominente Autor, 1954 in Soswa (Ural) geboren und in der DDR aufgewachsen, ist der 36. Träger des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen renommierten Literaturpreises. Gemeinsam mit dem ZDF wird der Schriftsteller, wie seine Vorgängerin Eva Menasse, eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und zeitweilig die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12.500 Euro dotierten Preises ist für Anfang März 2020 geplant.

Die Jury: „Bei Eugen Ruge wird aus Biografie große Literatur. Mit Empathie für seine oft widersprüchlichen Figuren, die der Zeitgeschichte ausgesetzt sind, erzählt Ruge von Loyalität und Verrat in Zeiten der Diktatur. Er ist er ein Meister im Schildern von Familienbeziehungen und Lebensentwürfen, geschrieben in einer klaren Sprache mit souveränem Gespür für Dialoge, Tempo und Pointe.“

Eugen Ruge wurde in der Sowjetunion geboren und wuchs in Ost-Berlin als Sohn des bekannten DDR-Historikers Wolfgang Ruge auf. Der diplomierte Mathematiker, der zunächst als Wissenschaftler in der Erdbebenforschung arbeitete und 1988 in die Bundesrepublik ausreiste, begann seine schriftstellerische Laufbahn mit Theaterstücken und Hörspielen. Für seinen Debütroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, den die Kritikerin Iris Radisch als „DDR-Buddenbrook-Roman“ lobte, wurde er 2011 mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.
2017 wurde der Roman, der zum Bestsellererfolg wurde, mit Bruno Ganz in seiner letzten Rolle verfilmt. Zuletzt erschienen die Bände „Theaterstücke“ und „Annäherung“ sowie die Romane „Cabo de Gata“ und „Follower“. 2019 veröffentlichte Ruge seinen Roman „Metropol“, mit dem er erneut die Geschichte seiner Familie aufgreift, dieses Mal im kommunistischen Moskauer Exil der 1930er Jahre.

Kulturdezernentin Marianne Grosse ist begeistert von der Auswahl des Buchpreisträgers 2011: „Eugen Ruge hat erst spät im Alter von 57 Jahren mit dem Schreiben von Romanen begonnen – welch ein Glücksfall! Die Leserschaft ist dankbar über diesen Entschluss, denn Ruges Art des Erzählens hat eine ganz eigene, feine und fesselnde Handschrift. Seine Erzählungen fließen in einem ruhigen Ton – und fassen den Lesenden mit ihren kleinen Nebensträngen und Betrachtungen immer wieder an. Ich bin sehr glücklich, dass die Stadt Mainz mit Eugen Ruge einen wahrlich herausragenden Literaten mit dem Stadtschreiber-Preis ehren darf.“

Ruge, der sich auch mit Bühnenstücken, Hörspielen und als Übersetzer von Anton Tschechows Dramen einen Namen machte, lebt in Berlin und auf Rügen. Neben dem aspekte-Literaturpreis und dem Deutschen Buchpreis (beide 2011) erhielt er u.a. 2009 den Alfred-Döblin-Preis.