Kategorie-Archiv: Pen-Zentrum Darmstadt

Hermann Kesten-Preis des deutschen PEN geht 2017 an den Autor, Kurator und Verleger Thomas B. Schumann

Als Autor, Herausgeber, Publizist, Redner und Ausstellungskurator widmet Thomas B. Schumann sein gesamtes Lebenswerk der deutschen Exilliteratur nach 1933. Er ist Gründer der „Gesellschaft zur Förderung vergessener und exilierter Literatur e. V.” sowie des Verlages „Edition Memoria”. Darüber hinaus besitzt er eine der wohl umfangreichsten Kunstsammlungen zum deutschen Exil.

„Mit Thomas B. Schumann wird eine Persönlichkeit gewürdigt, die mit einer bedingungslosen Hingabe und Leidenschaft dafür eintritt, Literatur von verfolgten und ins Exil gezwungenen Autoren dem Vergessen zu entreißen. Dieses konsequente Erinnern an unsere eigene Geschichte ist eine Voraussetzung für verantwortungs-volles gegenwärtiges Handeln“, sagte Sascha Feuchert, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des deutschen PEN, bei der Bekanntgabe des Preisträgers in Darmstadt. „Gerade in der heutigen Zeit, die durch die Erfahrung von Flucht und Vertreibung sowie eine zunehmende gesellschaftliche Intoleranz bis hin zu offenem Rassismus und Antisemitismus geprägt wird, setzt das PEN-Zentrum Deutschland gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit der Preisverleihung auch ein mahnendes Zeichen gegen Hass und Intoleranz.“

Die Preisverleihung findet am 16. November 2017 um 19 Uhr in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt statt. Die Laudatio wird Georg Stefan Troller halten. Der seit 1949 in Paris ansässige, vielfach ausgezeichnete Journalist, Buchautor und Filmemacher musste die Flucht vor den Nazis und das Exil selber durchleben.

Der Hermann Kesten-Preis würdigt Persönlichkeiten, die sich im Sinne der Charta des internationalen PEN in besonderer Weise für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller und Journalisten einsetzen. Zu den Preisträgern gehörten Günter Grass, Anna Politkowskaja, Liu Xiaobo und zuletzt Can Dündar und Erdem Gül. Weitere Informationen: www.pen-deutschland.de/de/kesten-preis/

Deutscher PEN kritisiert das verabschiedete Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) – Macht von Facebook, Twitter & Co. in bedenklicher Weise gestärkt

Das PEN-Zentrum Deutschland lehnt das im Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) geregelte Verfahren ab, wodurch die Entscheidung über die Strafrechtsrelevanz und damit über die Löschung von Einträgen an Facebook, Twitter und andere Internetplattformen ausgegliedert wird. Damit weitet das NetzDG nicht nur die Kompetenzen von an privaten Interessen orientierten Unternehmen aus, deren eigene Compliance-Regeln, wie etwa im Fall von Facebook, ohnehin in der Kritik stehen. Das NetzDG sieht darüber hinaus keinerlei Regelung für zu Unrecht gelöschte Beiträge vor. Hierfür steht den Betroffenen nur der wenig Aussicht auf Erfolg versprechende Klageweg gegen die Internetgiganten offen.

Für den deutschen PEN steht außer Frage, dass es für strafrechtlich relevante Hasskommentare oder Gewaltaufrufe keinen Raum im Internet geben darf. Solche Äußerungen sind nicht zuletzt gegen die Meinungsfreiheit gerichtet, da sie das Ziel verfolgen, Andersdenkende mundtot zu machen. Die Entscheidung über Straftatbestände obliegt indes unserer Justiz, während der Aufbau privater Zensurstrukturen die Meinungsfreiheit – ein zentrales Anliegen des PEN – ebenfalls grundsätzlich gefährdet.

Deutscher PEN schreibt Lyrikpreis aus

buchkultur-2Das PEN-Zentrum Deutschland schreibt den Kurt Sigel-Lyrikpreis 2018 aus. Er wird an eine/n Lyriker/in für Gedichte von hoher ästhetischer Qualität verliehen und ist mit € 4.000 dotiert. Stifter des Preises ist der Frankfurter Schriftsteller Kurt Sigel, der sich als Autor von Romanen, Erzählungen, Gedichtbänden sowie von Büchern in hessischer Mundart, die er teilweise mit eigenen Zeichnungen und Cartoons illustrierte, einen Namen gemacht hat. Kurt Sigel ist seit 1974 Mitglied im deutschen PEN.

Einsendeschluss für den Kurt Sigel-Lyrikpreis 2018 ist der 1. Oktober 2017. Die Ausschreibungsbedingungen finden sich auf der Homepage des PEN unter www.pen-deutschland.de. Hierzu gehört als Voraussetzung, einen eigenständigen Gedichtband in einem Verlag veröffentlicht zu haben, der von den Autoren keine Kostenzuschüsse verlangt.

Der Kurt Sigel-Lyrikpreis wurde 2016 im Rahmen der PEN-Jahrestagung in Bamberg erstmals an den Lyriker Daniel Falb verliehen. Er wird alle zwei Jahre ausgeschrieben.

Ausschreibungs-Infos

PEN-Zentrum Deutschland e.V.,
Kasinostr. 3,
64293 Darmstadt

Deutscher PEN unterstützt die Initiative „Weiter Schreiben“

Das PEN-Zentrum Deutschland unterstützt die Initiative „Weiter Schreiben“, ein literarisches Portal, auf dem Autoren aus Krisengebieten mit deutschsprachigen Kollegen literarische Texte und Übersetzungen erarbeiten, um den künstlerischen Austausch zu fördern und neue, gemeinsame Perspektiven zu schaffen. „Wie wichtig es ist, den Kolleginnen und Kollegen, die Zuflucht in Deutschland suchen, zu einer Stimme und zur Wahrnehmung ihrer Stimme in der Öffentlichkeit zu verhelfen, wissen wir aus den vielfältigen Erfahrungen und Begegnungen mit verfolgten Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt im Writers-in-Exile Programm des PEN. Und was wir auch daraus gelernt haben, ist, dass wir durch diese Begegnungen selbst reich beschenkt werden“, so PEN-Präsidentin Regula Venske.

Für die Literaten ist der Schreibprozess durch die politische Situation in ihren Herkunftsländern unterbrochen. Der Zugang zum Literatur- und Medienbetrieb ist verstellt, das Publizieren fast unmöglich. Oft kommt eine akute Bedrohungssituation hinzu. Exil bedeutet „Entbehrung, Unsicherheit und abgrundtiefe Verzweiflung“, so die türkische Schriftstellerin und Soziologin Pinar Selek, die von 2009 bis 2011 Stipendiatin im Writers-in-Exile Programm des deutschen PEN war.

Auf www.weiterschreiben.jetzt werden literarische Texte der Autoren in der Originalsprache sowie in deutscher Übersetzung veröffentlicht und durch Fotografen und Künstler, die ebenfalls aus Krisengebieten stammen, illustriert. Zum Auftakt von „Weiter Schreiben“ findet am 18. Mai 2017 eine Lesung mit syrischen Autoren in der deutsch-arabischen Bibliothek Baynetna in Berlin statt. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter http://bit.ly/2pFlofx.

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Deutscher PEN unterstützt „March for Science“

march.of.scienceDas PEN-Zentrum Deutschland unterstützt den „March for Science“, bei dem am kommenden Samstag, den 22. April, Menschen in über 500 Städten weltweit für die Freiheit der Wissenschaft, für die Vielfalt von Forschungsperspektiven, für den Wissenstransfer in die Gesellschaft und für die Stärkung evidenzbasierter Entscheidungen in der Politik auf die Straße gehen.

Wenn Emotionen die sachliche Diskussion verdrängen und wissenschaftlich fundierte Tatsachen geleugnet, relativiert oder „alternativen Fakten“ als gleichwertig gegenübergestellt werden, um daraus politisches Kapital zu schlagen, und wenn Entscheidungsträger nicht mehr auf Grundlage der Datenlage, sondern auf der Basis diffuser Gefühle entscheiden, bedroht dies unsere Gesellschaft insgesamt. Jedem konstruktiven Dialog wird die Basis entzogen. Konstruktiver Dialog aber, Debatte sowie das Streben nach Konsens sind unabdingbar für die Demokratie.

„Schriftsteller lieben Spiel, Phantasie, Experiment.“, so PEN-Generalsekretärin Regula Venske. „Wir verstehen uns sogar auf ‚Fake News‘ und ‚alternative Fakten‘. Aber sie gehören ins Reich von Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung, ins Reich der Literatur! Es ist schon verrückt, dass man sich im 21. Jahrhundert noch und wieder dafür einsetzen muss, dass wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage des gesellschaftlichen Diskurses ernst genommen werden.“

Weitere Informationen finden Sie unter http://marchforscience.de.

Petition #FreeWordsTurkey mit 111.047 Unterzeichnern an Bundesregierung übergeben | Initiatoren fordern konsequentes Eintreten für verfolgte Autoren und Journalisten wie Deniz Yücel

Übergabe der Petition heute im Bundeskanzleramt an Regierungssprecher Steffen Seibert und Dr. Christoph Heusgen, außen- und sicherheitspolitischer Berater der Bundeskanzlerin / Türkischer Journalist Can Dündar begleitet Delegation  / Petition des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, des PEN-Zentrums Deutschland und von Reporter ohne Grenzen mit Unterstützung der Plattform change.org
Übergabe der Petition heute im Bundeskanzleramt an Regierungssprecher Steffen Seibert und Dr. Christoph Heusgen, außen- und sicherheitspolitischer Berater der Bundeskanzlerin / Türkischer Journalist Can Dündar begleitet Delegation / Petition des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, des PEN-Zentrums Deutschland und von Reporter ohne Grenzen mit Unterstützung der Plattform change.org

Berlin, 24.2.2017 – Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, das PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen haben gegenüber der Bundesregierung mit Nachdruck ein entschiedenes Eintreten für Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei gefordert. Sie solle sich konsequent für die sofortige Freilassung festgesetzter und inhaftierter Autorinnen und Autoren, Journalistinnen und Journalisten wie den deutsch-türkischen „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel einsetzen. Vertreter der drei Organisationen übergaben heute im Bundeskanzleramt die Petition #FreeWordsTurkey an Regierungssprecher Steffen Seibert und Christoph Heusgen, außen- und sicherheitspolitischer Berater der Bundeskanzlerin. Can Dündar, im deutschen Exil lebender türkischer Journalist und Unterstützer der Petition, begleitete die Delegation. 111.047 Menschen haben seit September 2016 den Aufruf unter www.freewordsturkey.de/petition auf der Plattform change.org unterzeichnet. Sie fordern darin die Bundesregierung und die EU-Kommission dazu auf, die Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit in der Türkei konsequent zu verteidigen.

„Statt bloßer Worte sind nun endlich Taten gefragt. Seit dem Start der Petition #FreeWordsTurkey hat sich die Situation für Autoren, Verlage und Kulturschaffende in der Türkei noch verschlimmert, ein fürchterlicher Furor gegen Andersdenkende breitet sich aus – und die Politik schaut weitgehend untätig zu. Wir fordern von Angela Merkel und der Bundesregierung, dass sie konsequent zu den Menschenrechten stehen und die Meinungsfreiheit unter keinen Umständen zum Verhandlungsgegenstand im Zusammenhang mit eigenen wirtschaftlichen Interessen, mit Flüchtlingsfragen oder NATO-Stützpunkten machen“, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, beim Gespräch im Bundeskanzleramt.

„Die fortgesetzte Unterdrückung der Medien in der Türkei unterminiert nicht nur die Freiheit des türkischen Volkes, sondern auch die Stabilität des Landes und der Region insgesamt“, so Regula Venske, Generalsekretärin des PEN-Zentrums Deutschland und Mitglied des Präsidiums von PEN International. „Wir fordern von der Bundesregierung, darauf zu drängen, dass der türkische Präsident jene Regelungen im Zusammenhang mit dem Ausnahmezustand aufhebt oder abändert, die im Widerspruch zu den internationalen Menschenrechtsverpflichtungen seines Landes stehen, und darüber hinaus all ihren Einfluss geltend zu machen, damit die türkischen Institutionen die Einschüchterungen von Journalisten und den Medien einstellen und die notwendigen Schritte einleiten, um Übergriffe und Angriffe auf Journalisten zu untersuchen und die Täter vor Gericht zu bringen. Freie Meinungsäußerung und eine freie Presse sind unabdingbar für eine offene Demokratie.“

„Die Bundesregierung darf sich mit ihrer öffentlichen Kritik nicht weiter zurückhalten“, sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. „Hinter den Kulissen setzt sie sich zwar für einzelne Journalisten wie Deniz Yücel ein. Doch in der Türkei sind weit über 100 Journalistinnen und Journalisten inhaftiert. Bundeskanzlerin Merkel sollte öffentlich Namen nennen und die Freilassung fordern.“

Zur Petition: www.freewordsturkey.de/petition

(Börsenverein des Deutschen Buchhandels)

Petition: Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey

FreeWordsTurkey_PressebildwBundesregierung und EU-Kommission müssen Meinungsfreiheit in der Türkei einfordern 

Börsenverein des Deutschen Buchhandels, PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen fordern von Bundesregierung und EU-Kommission kompromisslosen Einsatz für Meinungsfreiheit in der Türkei / Petition unter http://www.freewordsturkey.de/petition / Bundeskanzleramt mit Aktionsbotschaft angestrahlt

Frankfurt am Main / Berlin / Darmstadt, 29.8.2016 – Die türkische Regierung geht derzeit vehement gegen die Freiheit des Wortes vor. Seit dem Putschversuch vor sechs Wochen werden regierungskritische Autoren, Journalisten, Verleger und andere Medien- und Kulturschaffende massiv drangsaliert und verfolgt. Mindestens 60 Journalisten und Autoren wurden verhaftet, mehr als 130 Medienhäuser wurden geschlossen, darunter 45 Zeitungen, 29 Buchverlage und 15 Magazine. Damit spitzt sich die bereits angespannte Situation für Journalisten, Autoren und Verlage in der Türkei weiter zu.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels startet deshalb gemeinsam mit dem PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen die Kampagne „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“. Gemeinsam rufen sie dazu auf, eine Online-Petition an die Bundesregierung und die EU-Kommission zu unterzeichnen. Darin appellieren sie an Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, die Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit in ihren Entscheidungen, Handlungen und Äußerungen kompromisslos und aktiv einzufordern und sie nicht zum Verhandlungsgegenstand zu machen. Die drei Organisationen fordern die Verantwortlichen dazu auf, ihre Politik gegenüber der Türkei und anderen Ländern, in denen die Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt wird, zu überprüfen. Außerdem fordern sie schnelle Hilfe für verfolgte Journalisten und Autoren, zum Beispiel durch die unbürokratische Ausstellung von Nothilfe-Visa.

„Die türkische Regierung greift die Meinungsfreiheit massiv an. Die Bundesregierung und die EU-Kommission dürfen dazu nicht länger schweigen. Die Freiheit des Wortes ist ein Menschenrecht und nicht verhandelbar. Die Politik muss dieses Recht kompromisslos vertreten, sie darf es nicht aufgrund von Nützlichkeitserwägungen auf Spiel setzen. Lassen Sie uns gemeinsam das Schweigen brechen und ein Zeichen für die Meinungsfreiheit setzen“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

„Die Verhaftungen, Einschüchterungen und Behinderungen von Autoren in der Türkei müssen umgehend aufhören. Wir haben das Recht und die Pflicht, für die Kollegen zu kämpfen, weil mit den gezielten Maßnahmen gegen die Presse- und Meinungsfreiheit nicht nur die türkische Demokratie massiv gefährdet wird, sondern durch die Tatenlosigkeit der europäischen Politik gegenüber diesen Vorgängen auch unsere Werte massiv beschädigt werden. Das dürfen wir nicht hinnehmen“, sagt Sascha Feuchert, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des PEN-Zentrums Deutschland.

„Schweigen ist angesichts der Situation in der Türkei keine Option. Gegen die massenhafte Verfolgung von Journalisten und Autoren gilt es jetzt, klar Stellung zu beziehen. Die verfolgten türkischen Medienschaffenden brauchen unsere Solidarität und unsere praktische Unterstützung“, sagt Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen.


Gemeinsame Bewegung der Buch- und Medienbranche

Verlage, Buchhandlungen und andere Medienunternehmen unterstützen die Kampagne aktiv. Unternehmen schalten ihren Webseiten ein Bild mit der Aktionsbotschaft „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“ vor. Buchhandlungen rufen ihre Kundinnen und Kunden in den kommenden Tagen mit Plakaten in ihren Läden zur Teilnahme an der Petition auf. Die drei Organisationen fordern Partnerorganisationen im In- und Ausland dazu auf, sich der Kampagne anzuschließen und die Petition zu verbreiten.

Zur Petition: www.freewordsturkey.de/petition


Kanzleramt mit Aktionsbotschaft angestrahlt

FreeWordsTurkeyKanzeleramtwDie Kampagne wird begleitet von mehreren öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Zum Auftakt wurde am Samstagabend das Bundeskanzleramt in Berlin mit der Aktionsbotschaft „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“ angestrahlt. Die Initiatoren planen in den nächsten Tagen weitere Aktionen.

 

Erklärung des Writers-for-Peace-Commitees des Internationalen PEN zur Lage in der Türkei

freiheit-des-wortesDas Writers-for-Peace-Committee des Internationalen PEN beobachtet mit großer Sorge die Ereignisse in der Türkei. Wir, die Schriftsteller des Internationalen PEN, unterstützen die demokratischen Institutionen in der Türkei. Wir halten den versuchten militärischen Putsch für einen inakzeptablen Akt, unwürdig einer modernen  demokratischen Gesellschaft, und lehnen ihn als solchen kategorisch ab.

Gleichwohl müssen wir mit ebenso großem Bedauern feststellen, daß gewisse aktuelle Dekrete der türkischen Regierung ebenfalls zur Besorgnis Anlass geben, weil sie mit Angriffen auf die demokratischen Strukturen des türkischen Staats  verbunden sind. Die Entlassung von Tausenden von Richtern, Lehrern, Universitätsprofessoren und Leitern kultureller Institutionen sowie die Inhaftierung von Schriftstellern und Journalisten stellen eine große Gefahr dar für die demokratische Gesellschaft, welche das türkische Volk und seine Regierung noch eben in den dramatischen Augenblicken des versuchten Militärputschs unter großer Opferbereitschaft vor Schaden bewahren konnten. Inhalt und Tragweite dieser Dekrete lassen keine Zweifel aufkommen, dass sie weit über den Rahmen der Konsolidierung hinaus gehen und somit als Akte der Verfolgung der politischen Opposition zu verstehen sind, als Angriffe auf die demokratischen Institutionen eines modernen Staats, als Versuch, Meinungen und Positionen zum Schweigen zu bringen, die durch die Verfassung und das Recht dieses Staates geschützt sind.

Wer die Meinungsfreiheit einschränkt und mögliche politische Oppositionelle der Verfolgung aussetzt, schafft damit neue Quellen der Gewalt, und nimmt der türkischen Gesellschaft die Chance auf einen nachhaltigen Frieden.

Deshalb appellieren wir an die türkische Regierung, an das türkische Parlament sowie an Präsident Erdogan, die Verfolgung von Zivilisten, deren Arbeit weder die militärische Sicherheit noch die Sicherheit der türkischen Gesellschaft bedroht, sofort einzustellen, und den Lehrern, Journalisten und Schriftstellern die freie und verantwortungsvolle Ausübung ihres Berufes zu ermöglichen.

Für das PEN-Zentrum Deutschland
Hans Thill
Writers-for-Peace-Beauftragter

Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.
PEN-Zentrum Deutschland Kasinostraße 3 64293 Darmstadt Tel.06151-23120 Fax 06151-293414

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Der deutsche PEN bekräftigt seine Forderungen an die Türkei – Zurückweisung der irrtumsbedingten Kritik von Elfriede Jelinek

literaturhaus-darmstadtWie das deutsche PEN-Zentrum gemeinsam mit dem Internationalen PEN am 19. Juli berichtet hat, wurde in der Türkei nach der Säuberung in der Justiz mit einer Kampagne zur Ausschaltung von regierungskritischen Journalisten, Schriftstellern und Professoren begonnen. Von Anfang an wurde der Ausnahmezustand dazu genutzt, neben der Bestrafung der vermeintlich Schuldigen auch mit frei denkenden Bürgern abzurechnen. Mittlerweile hat diese Hetzkampagne ein Ausmaß angenommen, das alle demokratisch gesinnten Kräfte entsetzt.

Nach den offiziellen Zahlen des türkischen Innenministeriums sind seit dem 15. Juli 25.917 Personen festgenommen worden. Die Reisepässe von 74.562 Personen wurden für ungültig erklärt. Mehr als 1.500 Hochschuldekane wurden zum Rücktritt gezwungen. Wissenschaftler werden an internationalen Kontakten gehindert. 60.000 Staatsbedienstete wurden suspendiert, mehr als 20.000 Privatlehrer haben ihre Lehrberechtigung verloren.

Aber das war nur der erste Schritt. Mittlerweile sind 132 Medienunternehmen geschlossen, darunter 3 Nachrichtenagenturen, 23 Radiosender, 16 Fernsehsender, 45 Zeitungen, 15 Magazine und 29 Verlage, deren Vermögen, inklusive Copyrights und Urheberrechten, dem Staat zugefallen sind.

Mindestens 62 Journalisten und Schriftsteller sind in türkischen Gefängnissen eingesperrt, weil sie öffentlich ihre Meinung geäußert haben. Andere Journalisten, deren Medien nun geschlossen wurden, befinden sich auf der Flucht.

Die deutsche Bundesregierung und alle demokratischen Rechtsstaaten dieser Welt sind aufgerufen, nicht länger zuzusehen, wie in der Türkei fundamentale Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Wir fordern die Regierung der Türkei auf:

  • Alle wegen ihrer Gesinnung Gefangenen, die am Militärputsch nicht beteiligt waren, sind freizulassen.
  • Alle Formen von Folter sind einzustellen.
  • Das Recht zur freien Meinungsäußerung muss unbeschränkt gelten.

Wir verurteilen mit aller Schärfe die Verfolgung unserer Kolleginnen und Kollegen in der Türkei. Wir erwarten von der Bundesregierung und den europäischen Regierungen, dass sie den zu Unrecht Verfolgten und Inhaftierten jede Hilfe zukommen lassen, die sie zur Wahrung ihrer Menschenrechte brauchen.
P.S.: Die Namen der inhaftierten Autoren und der verbotenen Medien finden Sie in den Updates auf der Website des Internationalen PEN, http://www.pen-international.org/

Für das PEN-Zentrum Deutschland
Josef Haslinger
Präsident

Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.

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Schauen Sie am besten immer mal auf die PEN-Homepage sowie auf deren  öffentlich zugänglichen Facebook-Seiten, die laufend aktualisiert werden.
www.pen-deutschland.de
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Der deutsche PEN weist die Kritik von Elfriede Jelinek an der Untätigkeit der Autorenverbände zurück

Ergänzend wird folgend die Stellungnahme des internationalen PENs vom 30. Juli 2016, nämlich das Türkische Tagebuch XI des Bloggers Yavuz Baydar betreffend, veröffentlicht. Die Süddeutsche Zeitung war wohl am 29. Juli 2016 irrtümlich davon ausgegangen, dass der PEN bislang untätig geblieben sei, was aber nicht stimmt. Auch Elfriede Jelinek hatte die Süddeutsche wohl zur Quelle Ihres entsprechenden Statements genommen. Um nun alle Wogen zu glätten, es geht ja immerhin darum, alle gemeinsam an einen Strang zu ziehen, wird folgend die Presseerklärung des PEN vom 30.Juli 2016 abgedruckt. Hierin  geht Autor Yavuz Baydar auf den Irrtum in der Süddeutschen Zeitung ein und belegt, dass sich der internationale. und türkische PEN schon am 16. Juli 2016, entsprechend früh positioniert hatten:

Betr.: Türkisches Tagebuch (XI), Schweigen ist jetzt der Feind der Demokratie

von Yavuz Baydar
Die Behauptung des Autors, dass weder der türkische noch der internationale PEN gegen Verhaftungen von Hilmi Yavuz und Sahin Alpay protestiert hätten, ist falsch.

Der türkische PEN hat sich in mutigen Statements klar positioniert und sehr wohl gegen die Verhaftung des großen Poeten Hilmi Yavuz und anderer protestiert. Yavuz wurde am selben Tag wieder entlassen. Während der gesamten Zeit seiner Inhaftierung standen die türkischen PEN-Kollegen in Kontakt mit seinem Sohn, der dem türkischen PEN für die Unterstützung gedankt hat. Auch die Situation von Sahin und anderen hat man im Blick.

Bereits am 16. Juli hat der türkische PEN in einer öffentlichen Erklärung die Bedeutung des säkularen Rechtsstaats und der Gewaltenteilung als Grundprinzipien für Demokratie und Frieden betont. In einer Erklärung vom 26. Juli wandte sich der türkische PEN erneut gegen die Verhaftung aller inzwischen verhafteten Journalisten. Diese Erklärung wurde in den meisten Zeitungen abgedruckt sowie auf der Webseite und im Blog des türkischen PEN veröffentlicht. Sie ist in englischer Fassung auf der Facebook-Seite von PEN Turkey zu finden: https://www.facebook.com/PEN-Yazarlar-Derne sowie auch auf den – öffentlich zugänglichen – Fb-Seiten des deutschen PEN, auf denen wir laufend auch über andere Fälle berichten, etwa Bülent Mumay.
Auch PEN International setzt sich unermüdlich für die Meinungsfreiheit in der Türkei ein, wovon sich Blogger, Zeitungsredakteure sowie interessierte Leserinnen und Leser auf der Homepage unter www.pen-international.org selbst ein Bild machen können. Auch das PEN-Zentrum Deutschland wirkt in der Türkei-Arbeitsgruppe des internationalen PEN mit und steht in engem Kontakt mit türkischen Oppositionellen, für die wir uns teils öffentlich, teils auch – um sie nicht weiter zu gefährden – nicht-öffentlich einsetzen. Mit der Verleihung des Hermann Kesten-Preises 2016 an Can Dündar und Erdem Gül setzt der deutsche PEN darüberhinaus ein weiteres Signal der Solidarität.
Das mutige Engagement der Kolleginnen und Kollegen im türkischen PEN verdient unseren Respekt und braucht unsere Unterstützung, nicht aber haltlose Kritik und Fehlinformation in der Süddeutschen Zeitung.
Regula Venske Hamburg, 30. Juli 2016
Generalsekretärin
PEN-Zentrum Deutschland
www.pen-deutschland.de

Wer über https://www.facebook.com/PEN-Yazarlar-Derne nicht die Blog-Beiträge öffnen kann, geht am besten über den Beitrag der Süddeutsche Zeitung http://www.sueddeutsche.de/kultur/tuerkisches-tagebuch-xi-schweigen-ist-jetzt-der-feind-der-demokratie-1.3099986?source=rss:

Der besagte und oben richtig gestellte SZ-Beitrag vom 29. Juli 2016  ist – bis auf die zum Schluss geäußerte Falschkritik an PEN,  gut geschrieben. Darunter sind die einzelnen Blockbeiträge aufgeführt.

Auch sei auf  das SZ-Interview von Charlotte Haunhorst mit dem 23-jährigen Journalisten Yusuf* aus einer Stadt an der türkischen Ägäis : „Ich habe Angst, dass ich gejagt werde“ aufmerksam gemacht (http://www.jetzt.de/interview/interview-mit-einem-tuerkischen-journalisten)

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PEN fordert Streichung des „Blasphemie-Paragraphen“ neue Gruppe zur Unterstützung exiler Stipendiaten

Die Writers in Exile Stipendiaten Erik Arellana Bautista (li.) und Yamen Hussein (re.) © PEN-Zentrum
Die Writers in Exile Stipendiaten Erik Arellana Bautista (li.) und Yamen Hussein (re.) © PEN-Zentrum

Meinungsfreiheit und Blasphemie: Die deutsche Schriftstellervereinigung PEN tagte erfolgreich in Bamberg

Mit einer Matinee zu Literatur und bildender Kunst: Literarische Begegnungen mit dem Maler Felix Nussbaum, bei der u.a. Alissa Walser und Alban Nikolai Herbst lasen, ging am Sonntag in Bamberg die diesjährige Jahrestagung des PEN-Zentrums Deutschland zu Ende. Die Tagung stand unter dem Motto „Eine Demokratie ohne ein paar hundert Widersprechkünstler ist undenkbar“ (Jean Paul).

Die Auftaktveranstaltung widmete sich neben der Vorstellung der aktuellen Writers in Exile-Stipendiaten der Meinungsfreiheit in der Türkei. Unter Moderation von Harro Zimmermann diskutierten der Writers-in-Prison-Beauftragte Sascha Feuchert, Spiegel-Korrespondent Hasnain Kazim und die Verlegerin Selma Wels (binooki-Verlag). Erneut erklären sich die Mitglieder des Deutschen PEN-Zentrums solidarisch mit ihren Ehrenmitgliedern Can Dündar und Erdem Gül und fordern den Bundestag und die Bundesregierung auf, sich mit allen verfügbaren Mitteln für die Freilassung beider Journalisten einzusetzen. Während der Tagung gründeten rund 50 Autorinnen und Autoren zudem ein neues Unterstützungskomitee, das die Arbeit im Bereich „Writers-in-Prison/Writers-at-Risk“ noch deutlich ausbauen will.

Desgleichen fordern die Mitglieder die Einstellung des Verfahrens gegen vier Mitglieder der türkischen Initiative „WissenschaftlerInnen für den Frieden“, Esra Mungan Gürsoy, Meral Camcı, Kıvanç Ersoy und Muzaffer Kaya. Aufgrund ihres Aufrufes an die Regierung ihres Landes, die Kriegshandlungen gegen insbesondere kurdische Bürger des Landes einzustellen, wird ihnen „Propaganda für eine Terrororganisation“ gemäß Artikel 7/2 des Anti-Terror-Gesetzes vorgeworfen. Am Freitag waren die Akademiker zwar auf freien Fuß gesetzt worden, der Prozess geht aber weiter.

Ferner fordert die Jahresversammlung Bundestag und Bundesrat dazu auf, den § 166 des Strafgesetzbuchs über Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen, den so genannten „Blasphemie-Paragraphen“, ersatzlos zu streichen. Vorausgegangen war eine Podiumsdiskussion über „Freiheit des Ausdruck und Blasphemie“, bei der Sigrid Löffler, Thomas Fischer, Horst Herrmann und Christoph Türcke das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten.

Neben der Freiheit des Wortes liegt den im deutschen PEN versammelten Autoren auch die Verantwortung und Sorgfaltspflicht im eigenen Schreiben am Herzen. Laut Charta haben sich alle PEN-Mitglieder verpflichtet, mit äußerster Kraft für die Bekämpfung von Rassen-, Klassen- und Völkerhass und für das Ideal einer einigen Welt und einer in Frieden lebenden Menschheit zu wirken. Es gehört zum Selbstverständnis des Vereins, gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit einzustehen.

Zum Welttag des Buches forderte der PEN gemeinsam mit elf AutorInnenverbänden eine Überarbeitung des Regierungsentwurfes zum Urhebervertragsrecht. Zurzeit findet in vielen Bereichen der Kultur eine Umverteilung zuungunsten der Autorinnen und Autoren und zugunsten von Kulturkonzernen und digitalen Intermediären statt.

Dass nach zehnjährigem Rechtsstreit der Supreme Court der USA die Klage der „Authors Guild“ abgelehnt hat und Google nun sämtliche auf dem amerikanischen Buchmarkt erschienenen Bücher – auch Übersetzungen von deutschsprachigen Publikationen – ohne Zustimmung des Autors und ohne Vergütung digitalisieren darf, ist ein Skandal.

Auch das BGH-Urteil gegen die VG Wort sieht das PEN-Zentrum kritisch. Eine starke Verwertungsgesellschaft ist nicht nur für Autorinnen und Autoren relevant, sondern sichert und erhält zudem eine vielfältige Verlagslandschaft.

Ebenso fand anlässlich des Welttags des Buches in Zusammenarbeit mit dem Bamberger Buch- und Medienhaus Hübscher eine große Signieraktion statt, bei der die Werke der anwesenden Autorinnen und Autoren auslagen und signiert wurden. Bei einem öffentlichen Lese-Abend stellten sich u.a. Zoë Beck, Joachim Helfer, Tom Schulz, Carlos Collado Seidel und Antje Rávic Strubel vor.

88 neue Mitglieder wurden – vorbehaltlich ihrer Unterzeichnung der Charta des internationalen PEN – neu aufgenommen, darunter Nora Bossong, Thea Dorn, Jenny Erpenbeck, Judith Hermann, Gila Lustiger, Yoko Tawada, Judith Schalansky und Joachim Unseld.

Die Jahrestagung 2017 wird unter dem Motto „Bleib erschütterbar und widersteh.“ (Peter Rühmkorf) vom 27. bis 30. April in Dortmund stattfinden.