Kategorie-Archiv: Opel Villen Rüsselsheim

Artentreffen – tierisch schön – Alles im Wunderland – Kunst für Tiere – drei Ausstellungen im Deutschen Ledermuseum Offenbach, NKV Wiesbaden, Opel-Villen Rüsselsheim

artentreffen-3-klDrei Institutionen der Region, das Deutsche Ledermuseum in Offenbach am Main, die Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim und der Nassauische Kunstverein Wiesbaden, treffen zu einer Betrachtung der Tradition und des Wandels von Mensch-Tier-Beziehungen zusammen. Gemeinsam und doch aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln wird die Koexistenz von Mensch und Tier in verschiedensten Facetten thematisiert.

tierisch schön?
3. Oktober 2020 bis 30. Mai 2021
Deutsches Ledermuseum in Offenbach am Main

Alles im Wunderland
2. Oktober 2020 bis 7. Februar 2021
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden

Kunst für Tiere
4. Oktober 2020 bis 17. Januar 2021
Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim

Die räumliche Nähe entlang der RMV-S-Bahnlinie 8, die die Städte Offenbach und Wiesbaden mit Halt in Rüsselsheim verbindet, ermöglicht dieses Artentreffen auf klimaneutralem Weg. Die Ausstellungskooperation ist Teil des aktuellen Themenschwerpunktes Erzählung.Macht.Identität des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

tierisch schön?
3. Oktober 2020 bis 30. Mai 2021
Deutsches Ledermuseum in Offenbach am Main

Hocker, Dimitri Omersa für Almazan, 1960er/70er-Jahre © DLM, L. Brichta
Hocker, Dimitri Omersa für Almazan, 1960er/70er-Jahre © DLM, L. Brichta

Mit der Ausstellung tierisch schön? rückt das DLM die ambivalente Ästhetik seiner Exponate in den Fokus und nimmt die eigene Sammlung in den Blick.

Welche tierischen Rohstoffe wurden und werden von Menschen genutzt und wozu? Welche Rolle spielt die Einteilung von Tierarten in Nutz- und Haustier oder die den Tieren zugeschriebenen kulturellen Bedeutungen? Wie beeinflussen sie die Mode? Und was ist eigentlich unter Artenschutz und Veganismus zu verstehen? Auch die Nachhaltigkeit des Materials Leder wird dabei nicht außer Acht gelassen.

Ausgehend von dem umgestalteten Studioraum führt ein Parcours durch die Ausstellungsräume des DLM und lädt die Besucher*innen ein, die Objekte unter der Perspektive der aufgeworfenen Fragestellungen neu zu betrachten. Über 50 Exponate erzählen vom Umgang mit Tieren, ihrer Nutzbarmachung und Aneignung durch den Menschen und lassen auch den gesellschaftlichen Wandel ablesbar werden. Bereichert wird die Sammlungspräsentation um zeitgenössische künstlerische Positionen von Fernando und Humberto Campana, Heide Hatry, Christian Jankowski, Eva Ruhland und Marcel Walldorf, die mit den Objekten in Dialog treten.

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Alles im Wunderland
2. Oktober 2020 bis 7. Februar 2021
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden (NKV)

artentreffen-alles-i-wunderland-3-10---7-2-21„Von der Grenze, die wir zwischen Tier und Mensch als gegeben annehmen, kann weder die Evolutionsbiologie noch die Paläoanthropologie mit Gewissheit definieren, an welchem Punkt sich nur animalisches von humanem Leben trennt. Auf der Suche nach dieser Grenze nimmt das „kluge Tier“ weitere Kategorisierungen und Hierarchisierungen vor, die Verwandtschaften herleiten, Gruppen bilden, aber vor allem darauf hinauslaufen, eine polare Bewertung zu manifestieren: lieb- oder unliebsam (Gefährte), nütz- oder schädlich (Ressource) – schließlich gut oder böse.

Die anthropozentrische Zuordnung unterscheidet zwischen Nutztieren, tatsächlich gemeint ist Ressource, Haustieren, zu häufig unter denaturierten Umständen in Gefangenschaft gehalten, und Schädlingen, die gar den wirtschaftlichen Erfolg des Menschen mindern, indem sie dessen Kulturpflanzen, Güter oder Bauwerke schädigen, Krankheitserreger übertragen oder als direkter Nahrungskonkurrent auftreten, spätestens hier versagt unsere sogenannte Moral.

Tatsächlich ist es der Mensch, der sich unfraglich als der größte Schädling des Planeten entpuppt, während er sich langsam der (öko-)systemerhaltenden Bedeutung der unzähligen, überwiegend kleineren Lebewesen mehr und mehr bewusst wird. Unmittelbar nach dem Fall durch den dunklen Tunnel bedarf es jetzt eines weißen Kaninchens – alles im Wunderland.“ (Text: NKV Wiesbaden)

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Kunst für Tiere – Ein Perspektivwechsel für Menschen
4. Oktober 2020 bis 17. Januar 2021
Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim

rtentreffen-kunst-fuer-tiere-3-10-3-10-21-5Die Ausstellung stellt Künstlerinnen und Künstler vor, die sich mit ihren Arbeiten dem Tier zuwenden, um sich näher mit den Beziehungen zwischen Mensch und Tier zu beschäftigen oder um einfach ihre Tierliebe auszudrücken. Das Duo Krõõt Juurak (geb. 1981) und Alex Bailey (geb. 1987) beispielsweise schafft mit ihren Performances for Pets wortwörtlich Kunst für Tiere. Das Künstlerpaar performt nicht für ein menschliches, sondern tierisches Publikum.

Die Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis ist in der zeitgenössischen Kunst vielfältig und unterschiedlich. Künstlerinnen wie Sanna Kannisto (geb. 1974) und Gabriele Muschel (geb. 1941) werden zu visuellen Forscherinnen, die Tiere in entlegenen Gebieten aufspüren. Resultate sind neue Bildräume und Bildfindungen. Schafft Kannisto im Regenwald einzigartige Bühnengebilde für ihre Tierminiaturen, wandelt Muschel ihre Fotografien von Affen im heimischen Atelier zu Porträtzeichnungen voller Individualität. Jedes Porträt unterscheidet sich von dem anderen und zeigt Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Gesichtszügen und Merkmalen.

Das ambivalente Verhältnis von Mensch und Tier spielt bereits in frühen Arbeiten von Rosemarie Trockel (geb. 1952) eine besondere Rolle. »Jedes Tier ist eine Künstlerin«, lautet 1993 ihre Botschaft. Auch wenn sie damit dem berühmten Ausspruch »Jeder Mensch ist ein Künstler« von Joseph Beuys entgegentrat, ist eine Wertschätzung des Tieres impliziert. Im gleichnamigen Künstlerbuch veröffentlichte Trockel Porträts ihres Hundes mit einer liebevollen Widmung.

Tiere werden von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern als ästhetische Wesen begriffen, ernst genommen und neu gedacht. Die Hinterfragung der absoluten Trennung von Mensch und Tier könnte neue Perspektiven der Koexistenz der Arten aufzeigen. Dass das künstlerische Engagement für Tiere auch humorvoll sein kann, spiegelt sich nicht nur in den Ausstellungsexponaten, sondern auch im Vermittlungsprogramm der Opelvillen.

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