Kategorie-Archiv: IHK Rheinhessen

Klimaschutz muss technologieoffen vorangebracht werden – Fachkräftemangel und Digitalisierung weitere Themen beim Mainzer Jahresempfang der Wirtschaft

Auch in diesem Jahr hat der Jahresempfang der Wirtschaft, in Halle 45 in Mainz, wieder vor der Publikumskulisse von mehreren tausend mittelständischen Unternehmern und Freiberuflern stattgefunden und sich zu einem gewichtigen Sprachrohr des Mittelstandes formiert.  © Foto: Diether v Goddenthow
Auch in diesem Jahr hat der Jahresempfang der Wirtschaft, in Halle 45 in Mainz, wieder vor der Publikumskulisse von mehreren tausend mittelständischen Unternehmern und Freiberuflern stattgefunden und sich zu einem gewichtigen Sprachrohr des Mittelstandes formiert. © Foto: Diether v Goddenthow

Fachkräftemangel, Digitalisierung und eine zu ideologielastige, zu einseitige Klimaschutzpolitik waren vor dem Hintergrund des dramatischen Wandels in den Kernbereichen der deutschen Wirtschaft die zentralen Themen beim Mainzer Jahresempfang der Wirtschaft am 13. Januar 2020 in Halle 45.
Gut 2000 Gäste aus Wirtschaft und Politik, unter ihnen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Festredner Christian Lindner,  waren der Einladung der 14 gastgebenden Institutionen und Kammern von Industrie und Handel, Handwerk und Freien Berufen gefolgt und diskutieren darüber, was die Wirtschaft benötige, um trotz  gravierender Umwälzungen wettbewerbsfähig zu bleiben und Arbeitsplätze und Wohlstand auch in Zukunft zu sichern.

In der Talkrunde  diskutierten Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Hans-Jörg Friese Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, Dr. Markus Mai Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz und Justizrat Dr. Thomas Seither, Präsident der Pfälzischen Rechtsanwaltskammer Zweibrücken. Durch Talk und Abend führte SWR-Moderatorin Patricia Küll.

Begrüßung und Keynote: Klimaschutz erfordert intensiven Dialog zwischen Politik und Wirtschaft

IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Guenster. "Die Politik muss, wenn sie wirklich mehr Mittel für öffentliche Investitionen mobilisieren möchte, Vergabeprozesse optimieren, Anliegerwiderstände einhegen und die öffentlichen Budgets gegen die Sozialpolitiker verteidigen.“ © Foto: Diether v Goddenthow
IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Guenster. „Die Politik muss, wenn sie wirklich mehr Mittel für öffentliche Investitionen mobilisieren möchte, Vergabeprozesse optimieren, Anliegerwiderstände einhegen und die öffentlichen Budgets gegen die Sozialpolitiker verteidigen.“ © Foto: Diether v Goddenthow

Dr. Engelbert J. Günster Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, plädierte für eine dauerhaft wirksame Klimaschutzpolitik, die auf eine nachhaltige Verbesserung des Klimas abzielt, zugleich aber auch die Entwicklungsperspektiven der Wirtschaft und die Prosperität der Gesellschaft im Auge behält.   „Meiner Beobachtung nach“ so Günster wörtlich,  „befürwortet derzeit immer noch eine Mehrheit der Menschen in Deutschland eine Klimaschutzpolitik, die auf Innovationen setzt und auf den effizienten und bezahlbaren Einsatz moderner Technologien – und zwar technologieoffen.“ In der öffentlichen Diskussion würden Untergangsszenarien entworfen und moralischer Druck aufgebaut, „um maximale Ansprüche an die Wirtschaft zu stellen. Panik, Apokalypse und Ideologie sind aber schon immer schlechte Ratgeber gewesen.“ Und jenseits der deutschen Landesgrenzen würde solch „Anspruchsdenken“ keine breite Akzeptanz mehr finden, was der Klimagipfel in Madrid in aller Deutlichkeit gezeigt habe, so der IHK-Präsident recht besorgt.

„Zwar sichern hierzulande erneuerbare Energien bereits 40 Prozent der Bruttostromerzeugung. Doch immer noch stammt fast die Hälfte aus fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas und 12 Prozent aus Kernkraft. Zwar bleibt die Stilllegung von Atom- und Kohlekraftwerken politisch nach wie vor gewünscht. Aber diese wegbrechenden Kapazitäten durch Erneuerbare zu ersetzen, wird politisch und wirtschaftlich immer schwerer – nicht zuletzt, weil der Protest gegen den Ausbau von Windenergie auf dem Land und gegen Überlandleitungen wächst.“

Günster kritisierte insbesondere die hieraus erwachsene Planungsunsicherheit in der Energieversorgung, die zu einer der zentralen Herausforderungen der Industrie werde, die noch immer ein Viertel des Bruttosozialproduktes erwirtschaftet: „Der aktuelle Produktionsrückgang um fünf Prozent und gleichzeitig der erste Beschäftigungsabbau seit 2010 signalisiert mehr als eine Konjunkturdelle. Er markiert den Wandel in Kernbereichen deutscher Industrie und insbesondere den beginnenden Umbau der Autoindustrie als Schlüsselindustrie, die alleine bislang mehr als 800.000 Menschen in Lohn und Brot setzt. Um unter hohem Erfolgsdruck zum Erreichen der politischen Klimaziele beizutragen, stellen die Autobauer ihre Produkte auf Elektromobilität um, deren Umweltbilanz allerdings immer noch umstritten ist.“

Es ginge bei dieser politisch betriebenen Umstellung nicht nur um einen massiven Stellenabbau bei den großen Herstellern, sondern in der gesamte Lieferkette von Autozulieferern bis hin in den Handel usw. „Gerade in unserem Bundesland werden viele innovative mittelständische Zulieferbetriebe in den Branchen Metall, Elektro, Chemie, Mineralöl oder Kunststofferzeugung schließen müssen und hoch qualifizierte und spezialisierte Mitarbeiter freisetzen. Diese Menschen werden sich in einer nachlassenden Konjunktur nicht so schnell neu beruflich orientieren können und sich abgehängt fühlen. Ihnen schon heute die Notwendigkeit einer Klimapolitik zu erklären, deren Erfolg oder Misserfolg erst in vielen Jahren erkennbar wird, und ihnen alternative Beschäftigungsfelder aufzuzeigen, das dürfte schon in naher Zukunft eine zentrale Aufgabe für alle demokratischen Kräfte in unserem Land werden.“ Günster warnte vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft: „Es wird jetzt entscheidend sein, dass Politik und Wirtschaft ihren Dialog noch intensiver führen, aber offen für synergistische technologische Lösungen und ausgewogene ganzheitliche Herangehensweisen.“

Der IHK-Präsident bedauerte, dass die Boomjahre nach der Krise des Jahres 2009 nicht ausreichend genutzt wurden, um Wachstumsvorsorge zu treffen. Jetzt seien Breitbandausbau, Verkehrsinfrastruktur, Bildung und Investitionen in den Umbau der Volkswirtschaft für den Schutz des Klimas die grundlegenden Initiativen und Investitionen, die den Wohlstand auch für kommende Generationen sichern könnten. Günster sagte unter Berufung auf das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW): „Es liegt nicht an zu wenig Geld, es muss nur abgerufen und zur Arbeit gebracht werden. Die Politik muss, wenn sie wirklich mehr Mittel für öffentliche Investitionen mobilisieren möchte, Vergabeprozesse optimieren, Anliegerwiderstände einhegen und die öffentlichen Budgets gegen die Sozialpolitiker verteidigen.“

Zudem sei die Politik gefordert, „gut ausgebildeten Hochschulabgängern wieder die Freude am Einstieg in entwickelnde und produzierende Bereiche der Wirtschaft vermitteln, statt sie ihren Berufsweg bevorzugt in regulierenden Einrichtungen suchen zu lassen“, so der IHK-Präsident.

Mainzer Talkrunde

Mainzer Talk-Runde beim Empfang der Wirtschaft: (v.l.) SWR-Moderatorin Patricia Küll, Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Handwerkskammer-Präsident Hans-Jörg Friese und Thomas Seither, Präsident der Pfälzischen Rechtsanwaltskammer Zweibrücken.© Foto: Diether v Goddenthow
Mainzer Talkrunde beim Empfang der Wirtschaft: (v.l.) SWR-Moderatorin Patricia Küll, Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Handwerkskammer-Präsident Hans-Jörg Friese und Thomas Seither, Präsident der Pfälzischen Rechtsanwaltskammer Zweibrücken.© Foto: Diether v Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer stellte der rheinland-pfälzischen Wirtschaft ein gutes Zeugnis aus. Rheinland-Pfalz sei ein Land mit vielen innovativen und mittelständischen Unternehmen, der „Standort von einer ganzen Reihe sogenannter ‚hidden champion‘, die weltweit Märkte für sich erschlossen haben. Das ist ein echtes Markenzeichen unseres Landes“, so die Ministerpräsidentin, die Batteriezellfertigung in Kaiserslautern als „ ein Musterbeispiel in Rheinland-Pfalz für gelungene Transformation und ein Resultat einer guten Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik“ nannte. „Das zeigt, dass wir als Landesregierung zusammen mit den Beschäftigten, den Unternehmen und den Akteuren vor Ort mit den richtigen Anpassungsstrategien die Chancen der neuen Zeit nutzen und unser Land immer wieder neu erfinden können“, so Malu Dreyer. Um gerade auch die kleinen und mittleren Unternehmen in der digitalen Transformation im Land zu unterstützen, setze die Landesregierung einen Transformationsrat ein und bringe alle Akteure zusammen: z. B.: die Bundesagentur für Arbeit, LVU, Gewerkschaften und die zuständigen Ministerien der Landesregierung. „Für uns ist ganz klar: Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Schon heute arbeiten Politik, Interessenvertreter, Wissenschaft und Wirtschaft sehr gut zusammen, um Rheinland-Pfalz zu einem Transformationsgewinner zu machen. Dabei versuchten sie alles, „um den jungen Leuten alle Optionen zu zeigen“ und stemme mit der Wirtschaft gemeinsam viele Projekte, wie etwa einen Pflichttag für die Studien- und Berufsorientierung an Gymnasien.

Handwerkskammerpräsident Hans-Jörg Friese, forderte, „die akademische und die handwerkliche Ausbildung muss gleichgestellt werden“. Zwar werde der Meister jetzt dem Bachelor gleichgestellt und mit dem Meisterbrief habe man „das etablierteste Wertpapier der Welt“. Doch gerade im ländlichen Raum sei das Problem groß, Auszubildende zu finden. Auch Thomas Seither, Präsident der Pfälzischen Rechtsanwaltskammer Zweibrücken, forderte, die „Ausbildungsplätze attraktiver zu gestalten, die Fortbildungsmöglichkeiten zu verbessern – und wir müssen besser bezahlen.“, um junge Leute wieder verstärkt für den Ausbildungsberuf als“ Rechtsanwaltsfachangestellte“ zu gewinnen. Bei Justiz habe vor dem Hintergrund des E-justice Gesetzes schon längst die digitale Zeitwende begonnen, spätestens ab dem Jahr 2022 solle in der Justiz ausschließlich elektronisch gearbeitet werden. „ In der zunehmenden, fast sich selbst überholenden Digitalisierung ist es daher wichtig, die Chancen von Legal Tech zu erkennen, zu nutzen und zu integrieren, dabei aber nicht zu vergessen, dass der Mensch den Algorithmus erfunden hat und ihm schon deshalb in Individualität und Persönlichkeit weit überlegen ist.“

Auch in der Pflege habe die Digitalisierung Einzug erhalten, und auf die Frage nach dem Nutzen von Pflegerobotern, machte Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, klar, dass diese weder die menschliche Zuwendung, noch den Menschen als Gegenüber ersetzten könnten, noch wirklich funktionierten. Die Entwickler solcher Geräte sollten sich mit den Fachleuten der Pflege und vor Ort informieren, was die Menschen wirklich benötigten. Im Hinblick auf den personalmangelbedingten Pflegenotstand, plädierte Mai dafür, dass eine Pflegekraft mindesten 4000 Euro monatlich verdienen solle. Wertschätzung erführen Menschen auch durch ihren Verdienst.

Festrede des Ehrengastes Christian Lindner

Christian Lindner Bundesvorsitzender der Freien Demokraten und Vorsitzender der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag. © Foto: Diether v Goddenthow
Christian Lindner
Bundesvorsitzender der Freien Demokraten und Vorsitzender der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag. © Foto: Diether v Goddenthow

Nach Wirtschaftsminister Olaf Scholz (SPD) im vergangenen Jahr, hielt in diesem Jahr die Festrede  Christian Lindner (FDP-Bundesvorsitzender u. Bundestagsfraktionsvorsitzender).
Lindner sieht vor allem in der überbordenden Bürokratie und einer auf reine baterieelektronische Antriebstechnik setzende Brüsseler Politik zur Senkung der Co2-Werte die größte Bedrohung für den Kern der deutsche Wirtschaft, der Automobilindustrie, und unseren Wohlstand. „Wenn wir unseren Wohlstand behaupten wollen, dann müssen wir tatsächlich technologieoffen sein.“ Und zur Technologie-Offenheit gehöre eben dazu, dass alle technologischen Optionen eine gleichberechtigte Chance erhielten. Laut einer aktuellen Studie könnten bis 2030 so 400 000 Beschäftigte, nämlich gut bezahlte Arbeitsplätze in der Automobilindustrie, wegfallen, „weil die batterieelektrische Industrie eben weniger beschäftigungsintensiv ist, weniger Fertigungstiefen hat, weniger Mechanik braucht, als alternative Antriebskonzepte, ohne, dass wir uns schon darüber im Klaren sein können, ob sie tatsächlich ökologisch überlegen sind“, so Lindner. Dahinter steckten ganz feste politische Rahmenbedingungen, wobei es nicht die Automobilhersteller seien, die sich aus freien Stücken einseitig auf Elektroantriebe fixierten, sondern die Brüsseler Vorgaben: „Die Europäischen Co2-Flottengrenzwerte berücksichtigen nicht „grünen“ Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe und führen deshalb rein regulatorisch einseitig dahin, dass nur batterieelektrische Antriebe ökonomischen Sinn für Hersteller machen. Ich kann nicht verstehen, dass eine deutsche Regierung für eine Schlüsselindustrie eben so schädliche Regelungen in Brüssel hat unterstützen können.“
Die vollständige Rede ist folgend aufgezeichnet:

Gastgebende Kammern:

Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Handwerkskammer Rheinhessen
Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen
Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz
Landesärztekammer Rheinland-Pfalz
Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz
Landespflegekammer Rheinland-Pfalz
Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz
Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz
Pfälzische Rechtsanwaltskammer Zweibrücken
Rechtsanwaltskammer Koblenz
Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz
Wirtschaftsprüferkammer in Rheinland-Pfalz

Günster: Wissenstransfer eröffnet rheinhessischen Unternehmen neue Chancen

IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz, Wirtschaftswissenschaftlerin Lara Zschau, Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Wirtschaftswissenschaftler Fabian Baumann, Personalfachkauffrau Karin Stricker, Architekt Daniel Becker und IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster (v.l.). Foto: IHK Rheinhessen/Stefan Sämmer
IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz, Wirtschaftswissenschaftlerin Lara Zschau, Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Wirtschaftswissenschaftler Fabian Baumann, Personalfachkauffrau Karin Stricker, Architekt Daniel Becker und IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster (v.l.). Foto: IHK Rheinhessen/Stefan Sämmer

Preis der IHK für Rheinhessen 2019: Akademischer Nachwuchs und Leistungsträger der Weiterbildung in Mainz ausgezeichnet

Die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zeichnet eine junge Wissenschaftlerin und drei junge Wissenschaftler mit dem IHK-Preis 2019 aus. Die mit insgesamt 5.000 EUR dotierte Förderung des akademischen Nachwuchses vergab die Jury an die Wirtschaftswissenschaftlerin Lara Zschau, den Architekten Daniel Becker, den Wirtschaftswissenschaftler Fabian Baumann und den Wirtschaftsingenieur Moritz Reckert. Für herausragende Leistungen in der beruflichen Weiterbildung erhielt die Personalfachkauffrau Karin Stricker den mit 2.500 EUR dotierten Sonderpreis „Beste der Besten“.

IHK-Präsident Dr. Engelbert Günster sagte anlässlich der Preisverleihung: „Die Innovationsfähigkeit der rheinhessischen Unternehmen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können kein umfangreiches Detailwissen in eigenen Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen vorhalten. Deshalb ist die Kooperation mit der angewandten Forschung für sie ein praktikabler Weg, um eigenes Know-how zu generieren und zu optimieren.“ Zudem schafft der Wissenstransfer nach den Worten Günsters eine weitere Chance für die Betriebe: „In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels bietet sich die Gelegenheit, potenzielle Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.“

Den Festvortrag anlässlich der Verleihung des IHK-Preises 2019 hielt Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz(JGU), über die Rolle der Universität in Wirtschaft und Gesellschaft. So stellt die JGU für die Landeshauptstadt Mainz einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Denn mit über 12.000 Beschäftigten (inklusive der Universitätsmedizin Mainz) ist die JGU größter Arbeitgeber der Stadt und wichtiger Auftraggeber für die Unternehmen in Mainz und der Region. Über diesen Standortfaktor hinaus erläuterte der Präsident, welche entscheidende Rolle die „Ressource Wissen“ heute als Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und gesellschaftliche Entwicklung spielt. „Grundlagenforschung ist die Basis für die Innovationen von morgen und daher unverzichtbar für die langfristige wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes“, so der Präsident.

Der IHK-Preis wird zum 32. Mal verliehen. Er prämiert hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die an einer Hochschule des IHK-Dienstleistungsbereiches Rheinhessen erstellt wurden. Sie sollen eine praktikable, möglichst direkte Umsetzung oder Anwendung in der Unternehmenspraxis erwarten lassen und im Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft liegen. Zugleich soll der akademische Nachwuchs einen Ansporn zur Leistung erhalten. Ergänzt wird der Förderpreis seit dem Jubiläum zum 200-jährigen Bestehen der Kammer im Jahr 1998 durch den Sonderpreis „Beste/-r der Besten“ für herausragende Absolventen der beruflichen Fortbildung.

IHK prämiert Spitzenleistungen an Hochschulen und in der Weiterbildung

Die Träger des „IHK-Preis 2019“
IHK-Preis 2019, dotiert mit 1.750 EUR

Preisträger: Lara Zschau
Thema: „The ,New Groupthink´ and Idea Generation: An investigation of hybrid brainstorming as key to introverts´ enhanced contribution to ideation“, Master-Arbeit am Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Mainz. Betreuer: Prof. Dr. Oliver Mauroner, Note: 1,0.
Für Unternehmen wird es immer wichtiger, sich durch Innovationen im Wettbewerb zu behaupten. Basis derartiger Innovationen sind zunächst Ideen, die häufig von den eigenen Mitarbeitern stammen. Im betrieblichen Alltag haben sich zur Ideenfindung bestimmte gruppendynamische Methoden etabliert, wie z.B. das klassische Brainstorming. Die wissenschaftliche Forschung zeigt allerdings, dass introvertierte Menschen sich in Gruppen häufig schwer tun, auf Ideen zu kommen und ihre Ideen zu äußern. Lara Zschau hat anhand eines Experiments gezeigt, dass die Methode des sogenannten „hybriden Brainstormings“ dazu führen kann, dass Introvertierte mehr Ideen erzeugen als auf die klassische Weise.
Lara Zschau (*1991) hat zunächst an der ESB Business School, Hochschule Reutlingen, ihren Bachelor abgelegt, danach an der Hochschule Mainz den Master International Business erworben. Dabei absolvierte sie Auslandssemester in Schweden und Argentinien. Dafür wurde sie auch als Baden-Württemberg-Stipendiatin gefördert. Neben ihren Studien hat die gebürtige Darmstädterin berufspraktische Erfahrung gesammelt bei der Lufthansa, der Deutschen Bahn oder der CPC Unternehmensmanagement AG. Heute ist sie Consultant für das Gebiet Human Ressources Transformation bei einer Unternehmensberatung in Frankfurt/Main.

IHK-Preis 2019, dotiert mit 1.750 EUR
Preisträger: Daniel Becker
Thema: „Die andere Expansion – Städtebauliche Reparaturmaßnahmen als Mittel der Quartiersstärkung (Band I und Band II)“, Master-Arbeit am Fachbereich Technik, Studiengang Architektur, der Hochschule Mainz. Betreuer: Prof. Dipl. Ing. Michael Spies, Note: 1,0.
In Bezug auf den Wohnungsmarkt am Mittelrhein ist der Begriff „Expansion“ ein Fremdwort. Die bauliche Enge, sowie die schlechte Infrastruktur im Tal sind ein Grund für die seit Jahren abnehmende Bevölkerungszahl und den damit einhergehenden zunehmenden Leerständen. Ein Trend, den die Hochschule Mainz schon in einer 2012 veröffentlichten Pilotstudie für Oberwesel darlegte. Entgegen den damaligen Auswertungen gibt es sechs Jahre später erste Anzeichen, dass sich die Situation in der Kernstadt von Oberwesel verändert hat. Eine Rolle spielen neue Wohnformen wie Mehrgenerationenwohnen oder gemeinschaftliche Wohnformen, die sowohl der älter werdenden Generation als auch jungen Familien attraktive Möglichkeiten zum Verbleib in den Ortskernen bieten. Die Notwendigkeit zur Anpassung, Stabilisierung und zum geordneten Rück- und Weiterbau wird Aufgabe der Kommunalentwicklung in den nächsten Jahren werden.
Daniel Becker (*1989) hat nach der Ausbildung zum Steinmetz auch die Meisterprüfung in diesem Beruf in Koblenz und Freiburg abgelegt, wobei er als bester Jungmeister der Handwerkskammer Freiburg abschloss. Es folgte das Studium der Architektur, erst mit Bachelor-Abschluss, dann zum Master. Berufserfahrung erwarb er sich im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk im heimatlichen Oberwesel, wechselte dann als Angestellter in den elterlichen Straßenbau- und Sanitärtechnikbetrieb. Während des Studiums absolvierte er Praktika in Architekturbüros. Heute ist er angestellt beim Landesbetrieb Liegenschafts- Baubetreuung in Mainz.

IHK-Preis 2019, dotiert mit 1.000 EUR
Preisträger: Fabian Baumann
Thema: „Critical Analysis of Consumer Acceptance of Clean Meat – A Critical Comparison of Nutritionally Enhanced and Non-Enhanced Products“, Bachelor-Arbeit im Bereich Internationales Rechnungswesen und Controlling an der Hochschule Worms. Betreuer: Dipl.-Kfm. Gernot Keller, Note: 1,0.
Untersucht wurde die Akzeptanz der Verbraucher von „Clean Meat“. Darunter versteht man Fleisch, das in einem Nährmedium unter Verwendung tierischer Zellen gezüchtet wird. Die Methode erspart das Schlachten von Tieren. Im Zuge der Herstellung von „Clean Meat“ entstehen verbesserte Nährwerte, die gesundheitliche Vorteile beim Verzehr versprechen. Wie sich das im Urteil der Verbraucher niederschlägt, erhob Fabian Baumann in einer Umfrage unter zwei experimentelle Gruppen von Teilnehmern aus den USA. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verbraucher Vorteile für die Gesundheit und für die Gesellschaft wahrnehmen. Aber sie empfinden eine Beeinträchtigung der sensorischen Eigenschaften, ganz besonders hinsichtlich des Geschmacks. Insgesamt erfährt Clean Meat eine hohe Akzeptanz unter den US-Verbrauchern.
Fabian Baumann (*1996) hat nach dem Abitur das Studium im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften – Studiengang International Management – an der Hochschule Worms aufgenommen. Dabei legte er auch ein Auslandssemester in Riga ein. Nebenher absolvierte er Praktika bei der Mannheimer Crowdsourcing-Plattform Stirvox, bei der Daimler AG in Germersheim und Stuttgart oder als Werkstudent bei Ampega Asset Management in Köln.

IHK-Preis 2019, dotiert mit 500 EUR
Preisträger: Moritz Reckert
Thema: „Energetische Betrachtung und Umbau einer raumlufttechnischen Anlage im pharmazeutischen Umfeld“, Master-Arbeit am Fachbereich Technik, Informatik und Wirtschaft der Technischen Hochschule Bingen. Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Klaus Keine; Note 1,0.
Moritz Reckert führte beim Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim die energetische Betrachtung einer raumlufttechnischen Anlage (Lüftungsanlage) im pharmazeutischen Umfeld durch. Er ermittelte energetische Einsparpotentiale, indem er eine bestehende Anlage mit dem aktuellen Stand der Technik abglich. Dabei betrachtete und bewertete er detailliert vor allem die Gesichtspunkte der Wirtschaftlichkeit, den Einfluss auf den qualifizierten Zustand der Anlage und zeitliche Rahmenbedingungen. Der Umbau der Anlage nach diesen Gesichtspunkten wurde auf eine Frist von drei Tagen geplant und auch erfolgreich umgesetzt. Die angestrebten energetischen CO²-Einsparungen wurden nach Abschluss der Umbauarbeiten ausgewiesen. Weitere Umbaumaßnahmen gemäß der ermittelten Einsparpozentiale werden für längere Stillstandzeiten außerhalb des Rahmens der Masterarbeit geplant und umgesetzt.
Moritz Reckert (*1993), absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Mechatroniker bei Boehringer Ingelheim. Daran an schloss der gebürtige Mainzer ein Duales Studium im Fach Maschinenbau Produktionstechnik an der TH Bingen, das er mit dem Bachelor of Engineering abschloss. Es folgte das Studium im Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Maschinenbau. Seither arbeitet er als Project Ingeneer bei Boehringer Ingelheim.

Sonderpreis „Beste der Besten“, dotiert mit 2.500 EUR
In die Weiterbildungsprüfungen bei der IHK für Rheinhessen sind im vorigen Jahr 463 Absolventen gegangen. Das beste Gesamtergebnis mit 91,4 Punkten hat Karin Stricker in der
IHK-Weiterbildungsprüfung „Geprüfte Personalfachkauffrau“ erzielt.
Karin Stricker (*1988) hat nach der Ausbildung zur Steuerfachangestellten in diesem Beruf in ihrer Heimatstadt Worms, Hofheim und Alzey gearbeitet. 2015 wechselte Sie zur HDP Gesellschaft für ganzheitliche Datenverarbeitung mbH in Alzey. Hier legte sie zunächst die Ausbildereignungsprüfung ab und absolvierte die Weiterbildung zur IHK-Personalfachkauffrau als Jahrgangsbeste. Bei ihrem heutigen Arbeitgeber ist sie zwischenzeitlich von der Sachbearbeiterin zur Personalreferentin aufgestiegen und mit einem umfangreichen Aufgabengebiet betraut.

Sommerabend der Wirtschaft bei der VRM Mainz feiert 10jähriges Jubiliäum

(v.li.:) VRM-Volontär Frederik Voss beim Talk mit Hans Georg Schmücker, Geschäftsführer der VRM-Geschäftsführung, Hans Jürgen Friese, Präsident der Handwerkskamm Rheinhessen und Dr. Engelbert Günster, Präsident der Industrie und Handelskammer Rheinhessen über Zukunftsfragen von nachhaltigerer Gewinnung von Auszubildenden und Nachwuchs bis hin zu Aspekten der Meisterung des digitalen Wandels in Medien und Wirtschaft. Bildhintergrund: Das Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz sorgte für die musikalische Einstimmung ©  Foto: Diether  v Goddenthow
(v.li.:) VRM-Volontär Frederik Voss beim Talk mit Hans Georg Schmücker, Geschäftsführer der VRM-Geschäftsführung, Hans Jürgen Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen und Dr. Engelbert Günster, Präsident der Industrie und Handelskammer Rheinhessen über Zukunftsfragen von nachhaltigerer Gewinnung von Auszubildenden und Nachwuchs bis hin zu Aspekten der Meisterung des digitalen Wandels in Medien und Wirtschaft. Bildhintergrund: Das Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz sorgte für die musikalische Einstimmung © Foto: Diether v Goddenthow

Der rasante digitale Wandel und seine damit verbundenen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft waren zentrales Thema des 10. Sommerabends der Wirtschaft im Garten der VRM auf dem Lerchenberg, zu dem Hans Georg Schnücker, Sprecher der Geschäftsführung der VRM, Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der Industrie- und Handelskammer und Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen eingeladen hatten. Bei einer Mischung aus Show, Unterhaltung, Information, Talk und kulinarischen Köstlichkeiten kamen gut 1.200 Gäste zusammen aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Medien um nach der Sommerpause in entspannter Atmosphäre miteinander persönlich ins Gespräch zu kommen, zu netzwerken, Neues zu erfahren und zu feiern.  Ehrengäste  waren unter anderem Ministerpräsidentin Malu Dreyer,  die Rheinhessische Weinkönigin Anna Göhring und Biontech-Chef Ugur Sahin, der im Gespräch mit AZ-Chefredakteuer Friedrich Roeingh, über  Lebenswerk und seine Vision, die Menschen von der Geißel Krebs zu befreien, sprach.

Professor Dr. Ugur Sahin, BioNtech-Chef (l.)  im Gespräch mit Friedrich Roeingh, Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung Mainz über neue Ansätze zur Krebstherapie. © Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Ugur Sahin, BioNtech-Chef (l.) im Gespräch mit Friedrich Roeingh, Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung Mainz über neue Ansätze zur Krebstherapie. © Foto: Diether v. Goddenthow

Siehe hierzu folgende Beiträge in der Allgemeinen Zeitung Mainz vom 30. August 2019 von:
Reinhard Breidenbach:  Sommerabend der Wirtschaft bei der VRM feiert runden Geburtstag
Sonja Werner: Biontech-Chef berichtet bei VRM-Fest über Krebstherapie

IHK-Preis für Rheinhessen 2018 in Mainz an akademischen Nachwuchs und Leistungsträger der Weiterbildung verliehen

Bei der Verleihung des IHK-Preises 2018 in Mainz (v.r.): Prof. Dr. Jakob Gerhard (in Vertretung des Preisträgers Dr. Benjamin Borie), Prof. Dr. Klaus Becker, Oliver Hartwich, Dr. Cecile Kornmann, Lena Wagner, Sebastian Löw, IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow
Bei der Verleihung des IHK-Preises 2018 in Mainz (v.r.): Prof. Dr. Jakob Gerhard (in Vertretung des Preisträgers Dr. Benjamin Borie), Prof. Dr. Klaus Becker, Oliver Hartwich, Dr. Cecile Kornmann, Lena Wagner, Sebastian Löw, IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zeichnet eine junge Wissenschaftlerin und drei junge Wissenschaftler mit dem IHK-Preis 2018 aus. Die mit insgesamt 5.000 EUR dotierte Förderung des akademischen Nachwuchses vergab die Jury an den Physiker Dr. Benjamin Borie, den Ingenieur Sebastian Löw von der Technischen Hochschule (TH) Bingen und an die Wirtschaftswissenschaftler Oliver Hartwich und Dr. Cecile Kornmann. Für herausragende Leistungen in der beruflichen Weiterbildung erhielt die Personalfachkauffrau Lena Wagner den mit 2.500 EUR dotierten Sonderpreis „Beste der Besten“.

IHK-Präsident Dr. Engelbert Günster sagte anlässlich der Preisverleihung: „Die Innovationsfähigkeit der rheinhessischen Unternehmen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können kein umfangreiches Detailwissen in eigenen Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen vorhalten. Deshalb ist die Kooperation mit der angewandten Forschung für sie ein praktikabler Weg, um eigenes Know-how zu generieren und zu optimieren.“ Zudem schafft der Wissenstransfer nach den Worten Günsters eine weitere Chance für die Betriebe: „In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels bietet sich die Gelegenheit, potenzielle Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.“

Den Festvortrag anlässlich der Verleihung des IHK-Preises 2018 hielt Prof. Dr. Klaus Becker, Präsident der TH Bingen über den „Traum vom Fliegen“. Er beschrieb, dass kaum eine andere technische Entwicklung die Menschheit so fasziniert hat wie der Traum, sich in die Lüfte zu erheben. Doch es dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Otto Lilienthal mit dem ersten Gleitflug den Bann brach. Damit begann eine rasante Erfolgsgeschichte: von todesmutigen Fliegern in stoffbespannten Holzkisten bis zu den heutigen modernen und sicheren Langstreckenflugzeugen. „Diese Entwicklung zeigt, wie schnell eine technologische Innovation zum selbstverständlichen Alltag wird“, erläuterte Professor Becker. „Und es zeigt auch, wie sich die einstige Euphorie und Begeisterung zu einer eher kritischen Haltung gewandelt hat.“ Obwohl nach wie vor hoch innovativ, werden Entwicklungen auf dem Gebiet der Luftfahrt kaum noch von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Dieser Zyklus sei typisch für die Wahrnehmung des technischen Fortschritts auf vielen Gebieten, so Becker. Deshalb könne man davon ausgehen, dass auch die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz schnell zum Alltag werden. Nur wird dies sicherlich keine 120 Jahre dauern.

Der IHK-Preis wird zum 31. Mal verliehen. Er prämiert hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die an einer Hochschule des IHK-Dienstleistungsbereiches Rheinhessen erstellt wurden. Sie sollen eine praktikable, möglichst direkte Umsetzung oder Anwendung in der Unternehmenspraxis erwarten lassen und im Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft liegen. Zugleich soll der akademische Nachwuchs einen Ansporn zur Leistung erhalten. Ergänzt wird der Förderpreis seit dem Jubiläum zum 200-jährigen Bestehen der Kammer im Jahr 1998 durch den Sonderpreis „Beste/-r der Besten“ für herausragende Absolventen der beruflichen Fortbildung.

IHK prämiert Spitzenleistungen an Hochschulen und in der Weiterbildung

Die Träger des „IHK-Preis 2018“

IHK-Preis 2018, dotiert mit 2.000 EUR
Preisträger: Dr. Benjamin Borie
Thema: „The propagation und nucleation of magnetic domain walls in multi-turn counter sensor devices“, Dissertation am Fachbereich Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Mathias Kläui, Note: sehr gut.

In der zunehmend automatisierten Produktion auf dem Weg zur „Industrie 4.0“ spielt der Einsatz von Sensoren eine zentrale Rolle. Auch deshalb ist weltweit das Studium magnetischer Domänenwände von Sensoren und ihre kontrollierte Beeinflussung durch Felder und Ströme ein Top-Thema sowohl der Grundlagen- als auch der Industrieforschung. Die Dissertation ist in Zusammenarbeit mit der Firma Sensitec entstanden. Ein dabei von Benjamin Borie verbesserter Sensor ist in dem Mainzer Unternehmen bereits in Produktion gegangen. Darüber hinaus wurde ein erfolgversprechendes neues energiesparendes Sensorenkonzept entwickelt, das jetzt von Sensitec für die nächste Generation von Sensoren verfolgt wird.

Benjamin Borie hat seine Studien an der École d´Ingénieurs ECE Paris begonnen, wo er den „Master of Sciences and Engineering“ im Bereich Energie und Umwelt ablegte. Zeitgleich bestand er im August 2014 den „Master of Sciences, Technologies and Health“ im Bereich Nanowissenschaften und Nanoverfahren an der Université Paris Sud. Danach wechselte er zur Promotion nach Mainz. Heute leitet er ein Forschungs- und Entwicklungsteam in einem Pariser Unternehmen, das sich unter anderem mit der Suche von Defekten in Pipelines befasst.

IHK-Preis 2018, dotiert mit 1.500 EUR
Preisträger: Sebastian Löw
Thema: „Energieeffizienzsteigerungen von Heizungs- und Kälteanlagen im Verbund mit regenerativen Energien und Kraft-Wärme-Kopplung in einem Unternehmen der Lebensmittelindustrie“, Master-Thesis am Fachbereich Life Sciences and Engeneering der Technischen Hochschule Bingen. Betreuer: Prof. Dr. Ralf Simon, Note: 1,0.

Ziel der Masterthesis war die energetische Optimierung der Wärme- und Kälteversorgung eines historischen Verwaltungsgebäudes unter Einbindung einer Erd- sowie einer Luftwärmepumpe in die bestehende Dampfwärmeversorgung. Neben der Planung der Rohrleitungsinstallation und der Steuerungsplanung erfolgte die Effizienzbewertung verschiedener Betriebszustände der Wärmepumpenanlagen. Auf Grundlage dieser Betrachtungen wurde ein wirtschaftlicher Betrieb der Wärmepumpenanlage im Zusammenspiel mit der bestehenden Wärmeversorgung, hergestellt.

Der gebürtige Mainzer (*1991) hat zunächst den Bachelor-Grad in Energie- und Prozesstechnik an der Technischen Hochschule Bingen erworben und als Werksstudent der Sektkellerei Henkell die jetzt von der IHK prämierte Masterarbeit geschrieben. Das Wiesbadener Unternehmen war so überzeugt von der Leistung des Preisträgers, dass es ihn nur wenige Monate nach Abschluss seines Studiums als Abteilungsleiter der Versorgungstechnik einstellte.

IHK-Preis 2018, dotiert mit 750 EUR
Preisträger: Oliver Hartwich
Thema: „Predictive Analytics im Sport – Kritische Analyse der praktischen Anwendung von Vorhersagemodellen anhand der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2018″, Master-Thesis am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Worms. Betreuer: Dipl.-Kfm. Gernot Keller, Note: 1,0.

Die Thesis befasst sich mit der Frage, ob sich Fußballspiele mit mathematischen und statistischen Modellen vorhersagen lassen. Dabei werden ausgesuchte Spiele zunächst auf relevante Parameter reduziert wie externe Einflüsse oder die Stärke und Spielweise der Mannschaften. Anschließend werden aus diesen Daten mit Hilfe von Algorithmen Muster filtriert, die einen Zusammenhang zwischen den genannten Parametern und dem Endresultat des Spiels aufweisen. Somit kann das wahrscheinlichste Ergebnis für zukünftige Spiele vorhergesagt werden. „Predictive anlaytics“ bezeichnen mathematische Verfahren, mit denen sich mittels aktueller Daten und Daten aus der Vergangenheit das zukünftige Verhalten von Menschen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorhersagen lässt. Was Oliver Hartwich auf Fußballspiele angewandt hat, ermöglicht auch Wirtschaftsunternehmen, Entwicklungen des Marktes frühzeitig zu erkennen und damit Entscheidungen effizient zu fällen.

Der gebürtige Wormser (*1992) hat zunächst an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg den Bachelor of Arts Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Banking erworben. Nach einem Übergangssemester an der Wiesbaden Business School und einem Auslandssemester an der Budapest Business School wechselte er an die Hochschule Worms, wo er das Studium mit dem Master of Arts International Management, Schwerpunkt Finance abschloss. Heute ist er Financial Specialist bei BASF in Ludwigshafen.

IHK-Preis 2018, dotiert mit 750 EUR
Preisträgerin: Dr. Cecile Kornmann
Thema: „Understanding and Managing (Abusive) Product Returns in Online Retailing“, Dissertation am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Frank Huber, Note: summa cum laude.

Trotz stetiger Verbesserung der allgemeinen Produktqualität verzeichnen Online-Händler stark steigende Retourenquoten. Viele Kunden verursachen Kosten, weil sie kulante Rückgabebedingungen missbrauchen. Händler benötigen daher dringend qualifizierte Empfehlungen, um ihre Retourenstrategie zu optimieren. Cecile Kornmann untersucht in ihrer Studie monetäre Methoden gegen betrügerische Rücksendungen – also beispielsweise Rücksendekosten oder Wiedereinlagerungsgebühren – und sie untersucht psychologische Methoden wie die Komplikation von Rückgabeprozessen.

Die gebürtige Frankfurterin (*1986) hat ihr Abitur als Jahrgangsbeste bestanden und nach einem Fernstudium zur Ernährungsberaterin auch den Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Jahrgangsbeste abgelegt. Dort war sie auch unter den besten 2 Prozent aller Studierenden in Rheinland-Pfalz, als sie den Master of Science in Management bestand.

Sonderpreis „Beste der Besten“, dotiert mit 2.500 EUR
In die Weiterbildungsprüfungen bei der IHK für Rheinhessen sind im vorigen Jahr 374 Absolventen gegangen. Das beste Gesamtergebnis mit der Note „sehr gut“ hat Lena Wagner in der
IHK-Weiterbildungsprüfung „Geprüfte Personalfachkauffrau“ erzielt.

Lena Wagner (*1989) hat sich zunächst nach dem Abitur zur „Staatlich geprüften Assistentin für Hotelmanagement“ ausgebildet. Sie stieg dann ein in den Bereich Human Ressources und avancierte dort in verschiedenen Branchen in Hamburg, Eschborn und Mainz. Hier erwarb sie den Abschluss zur IHK-geprüften Personalfachkauffrau und ist heute Human Ressources Manager bei Fahrrad XXL Franz in Mainz und Griesheim.

IHK Rheinhessen

20. Jahresempfang der Wirtschaft – Forderung nach unternehmensfreundlicheren Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau

Der "Jahresempfang der Wirtschaft 2019" in der Halle 45  hat auch in diesem Jahr wieder vor der Publikumskulisse von mehreren tausend mittelständischen Unternehmern stattgefunden. Er ist eine Gemeinschaftsveranstaltung Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Handwerkskammer Rheinhessen, Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, Landestierärztekammer Rheinland-Pfalz Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Pfälzische Rechtsanwaltskammer Zweibrücken, Rechtsanwaltskammer Koblenz, Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz und der Wirtschaftsprüferkammer in Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der „Jahresempfang der Wirtschaft 2019″ in der Halle 45 hat auch in diesem Jahr wieder vor der Publikumskulisse von mehreren tausend mittelständischen Unternehmern stattgefunden. Er ist eine Gemeinschaftsveranstaltung von: Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Handwerkskammer Rheinhessen, Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, Landestierärztekammer Rheinland-Pfalz Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Pfälzische Rechtsanwaltskammer Zweibrücken, Rechtsanwaltskammer Koblenz, Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz und der Wirtschaftsprüferkammer in Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Noch ganz im Lichte des rheinlandpfälzischen Rekordwachstums waren am 9.1.2019   rund 2000 Gäste und hochrangige Politiker der Einladung zum traditionellen-Jahresempfang der Wirtschaft nach Mainz in die Halle 45 gefolgt, dem Ausweichquartier, da die Rheingoldhalle zurzeit umgebaut wird. Der Jahresempfang ist   bundesweit  die größte Plattform für den Dialog zwischen Spitzenpolitikern von Bund und Land und der regionalen Wirtschaft. Auch beim 20. Zusammentreffen richtete der Mittelstand wieder einmal recht deutliche Worte an die Vertreter der Politik.  Gastgeber sind die IHK- und HWK-Rheinhessen sowie mittlerweile 15 Kammern der Freien Berufe. Sie repräsentieren gut 100 000 Unternehmen mit über 400 000 Beschäftigten. Olaf Scholz, Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler, sprach in seiner Festrede „Europa für sich“ über die Rolle Deutschlands in Europa und die Zukunft der EU: „Ich wünsche mir einen Wahlkampf, der sich stärker um das „Europa für sich“ dreht, nicht so sehr um das „Europa an sich“, so Scholz.
Durch den Abend führte SWR-Moderatorin Daniela Schick.

(v.l.n.r.) Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Olaf Scholz, Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler, Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.l.n.r.) Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Olaf Scholz, Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler, Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Hans-Jörg Friese „Tun, was die Wirtschaft voran bringt!“

In seiner Begrüßung zog Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, zunächst eine positive Bilanz, bevor er den anwesenden Politikern ein paar deutliche Worte sagte.
Rheinland-Pfalz nähme mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent in 2018 den ersten Platz unter den Bundesländern ein. Der Export des Landes sei erneut auf aktuell 58 Prozent gestiegen. Und trotz Brexit mit drohendem Handelskrieg prognostizierten die Beratungsunternehmen für das laufende Jahr 2019 bereits optimistische Aussichten auf weiter steigende Beschäftigungszahlen, so der Handwerkskammerpräsident. Mittelstand und Handwerk befänden sich in einem auch 2019 anhaltenden Höhenflug von drei bis vier Prozent. Aber jeder wüsste, „dass auch der sonnigste Tag wieder dämmern wird“.

Daher sollte man jetzt „das Augenmerk auf die Herausforderungen, Chancen und Reformen legen, die es seit langem anzupacken gilt,“ so Friese. An Finanzminister Olaf Scholz und die Bundespolitik gerichtet, beklagte der Handwerkskammerpräsident die unsäglichen und lähmenden Streitereien innerhalb der Großen Koalition und eine Gegenwartsverwaltung der Hochkonjunktur durch eine verzagte Umverteilung milliardenschwerer Überschüsse im Bundeshaushalt, die nicht das seien, „was die Wirtschaft voran bringt. Und das, was die Politik auf den Weg gebracht hat, wird für Betriebe und Unternehmen bei Sozialabgaben und arbeitsrechtlichen Vorschriften ein Mehr an Belastung zur Folge haben.“

Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Sichwort: Unternehmenssteuerrecht
Für eine wettbewerbsfähige Steuerbelastung der Unternehmen seien strukturelle Reformen des Unternehmenssteuerrechts mit deutlichen Entlastungen der Unternehmen und Steuerzahler überfällig und auch für den kommenden Haushalt 2019 verschlafen worden.

Stichwort: Bürokratieabbau
Beim Bürokratieabbau trete die Bundesregierung auf der Stelle und das Bürokratieentlastungsgesetz III lasse immer noch auf sich warten. „Das bisher Erreichte kommt nicht bei unseren Betrieben an. Insbesondere kleine Betriebe leiden unter immer höheren Anforderungen und fühlen sich zu Recht zunehmend überfordert. Sehr geehrter Herr Scholz, die Entlastung von Kleinstbetrieben muss endlich Priorität haben,“ so der Handwerkskammerpräsident.

Stichwort: Investitionen in Bildung
Um die Herausforderung der voranschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft in den Betrieben auch künftig noch gewachsen zu sein, „brauchen wir erhebliche Investitionen in eine bessere Bildung von der Kita bis zur Hochschule für die Sicherung des Fach- und Führungskräftenachwuchses. Wir brauchen dringend Investitionen in die Zukunft. Zur Fachkräftesicherung muss Geld in die Hand genommen und damit die berufliche Ausbildung so gefördert werden, dass Berufsschulen und die Bildungszentren des Handwerks in ihrer Ausstattung am Puls der Zeit und damit auch für junge Menschen attraktiv sind. Um Fachkräfte zu gewinnen, müssen noch besser alle inländischen Potenziale erschlossen werden – Frauen, Langzeitarbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund. Ein weiterer Baustein an dieser Stelle ist es, gezielt qualifizierte Fachkräfte von außen anzuwerben. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz muss deshalb zügig beschlossen und umgesetzt werden“, so Frieses Forderung  an die Bundes- und Landespolitik.

In weiteren Stichpunkten widmete sich der Handwerkskammerpräsident der  Wiedereinführung der Meisterpflicht in einigen der 2004 zu zulassungsfrei erklärten Gewerken wie den Fliesenleger, Musikinstrumentenhersteller oder Goldschmied.

Größtes Aufreger-Thema der Betriebe in der Region ist nach wie vor das Dieselfahrverbot. „Das Unverständnis unter den Betrieben und in der Bevölkerung ist riesig.“

Abschließend an die Politik gerichtet, appellierte Friese: „Helfen Sie mit, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die es uns erlauben, weiterhin all die Arbeits- und Ausbildungsplätze zu generieren, die unserem Land die sprudelnden Steuereinnahmen für ein lebenswertes und zukunftsfähiges Gemeinwesen bescheren.“

Talkrunde 
(v.l.n.r.): Pharmazierat Dr. Andreas-Georg Kiefer, Präsident der Landesapothekenkammer, Malu Dreyer Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Daniela Schick, SWR-Moderatorin. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.l.n.r.): Pharmazierat Dr. Andreas-Georg Kiefer, Präsident der Landesapothekenkammer, Malu Dreyer Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Daniela Schick, SWR-Moderatorin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Bei der anschließenden Talkrunde mit der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden Malu Dreyer, mit dem Präsidenten der IHK-Rheinhessen Dr. Engelbert J. Günster, mit dem Präsidenten der Landesapothekenkammer Dr. Andreas Kiefer und dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler fragte SWR-Moderatorin Daniela Schick, was die Wirtschaft brauche, um wettbewerbsfähig zu bleiben, welche Herausforderungen sich ihr stellten und welche Zukunftsvisionen die Wirtschaftsvertreter im Lande hätten.

Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeigte sich zutiefst davon überzeugt, „dass wenn wir anpacken, dass wir die Zukunft gestalten können.“ Natürlich gäbe es auch Verunsicherungen insbesondere im Hinblick auf Globalisierung und Digitalisierung. Doch „Digitalisierung“ sei in Rheinland-Pfalz Chefinnensache und zugleich eine Querschnittsaufgabe, „die ressortübergreifend angepackt wird. Im Digitalen Kabinett unter meiner Leitung werden alle relevanten Themen besprochen und Entscheidungen getroffen“, so die Ministerpräsidentin. Rheinland-Pfalz stehe wirtschaftlich sehr gut da: „Das ist der Verdienst der Unternehmerinnen und Unternehmer, unserer innovativen Kammern und auch der vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich mit ihren Betrieben identifizieren und sich dafür engagieren. Und auch meine Landesregierung setzt einen Schwerpunkt darauf, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sich die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz weiter gut entwickeln kann“, so Ministerpräsidentin.

IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster sieht der wirtschaftlichen Entwicklung „verhalten positiv“ entgegen, denn „ als exportorientiertes Bundesland schauen wir natürlich nicht ohne Sorgen in die vielen Krisenherde der Welt“. Andererseits, und das zeige ja den positiven Geist unserer Region, glaubten nach einer Umfrage der IHK- Rheinhessen 91 Prozent der Unternehmer, dass es in den nächsten 12 Monaten entweder gleich gut oder besser wird, so der IHK-Präsident, der sich in seinem diesjährigen Statement insbesondere dem regionalen brennenden Thema „mehr Flächen für die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbeflächen in Rheinland-Pfalz“ widmete, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft im Land auch in Zukunft zu erhalten. „Wir beobachten eine zunehmende Verknappung verfügbarer Industrieflächen, vor allem großer zusammenhängender Areale. Die werden aber dringend benötigt, um potenzielle Investoren ins Land zu holen.“

Dr. Egelbert J. Günster, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Egelbert J. Günster, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Günster erinnerte daran, „dass das produzierende Gewerbe in Rheinland-Pfalz fast 300.000 Menschen beschäftigt und pro Jahr 3 Milliarden EUR investiert. Damit trägt es 35 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Landes bei.“ Da sei es von Vorteil, dass das Verhältnis zwischen den Entscheidern im Bundesland konstruktiv sei, sagte Günster unter Hinweis auf den seit 2014 laufenden Industrie-Dialog zwischen der Landesregierung, den Kammern, Unternehmerverbänden und Gewerkschaften: „Auch wenn die Rahmenbedingungen für die Unternehmen heute zunehmend auf globaler, europäischer oder auf Bundesebene abgesteckt werden, gibt es viele Aspekte, die auf landespolitischer Ebene zu entscheiden und zu lösen sind.“ Konkret geht es Günster darum, in einem gemeinsam von Innen- und Wirtschaftsministerium sowie den Industrie- und Handelskammern erarbeiteten Gutachten feststellen zu lassen, „welche Brach- oder Militärkonversionsflächen noch zur Verfügung stehen oder inwieweit Stadt-Umland-Kooperationen im Hinblick auf eine interkommunale Flächenpolitik gefördert werden“ könnten.

Malu Dreyer räumte ein, dass die über das starke Wirtschaftswachstum hocherfreute Regierung, natürlich auch dafür zu sorgen habe, „dass wir ausreichend Gewerbeflächen, auch große Gewerbeflächen, zur Verfügung haben.“. Die Regierung habe daher vor, so die Ministerpräsidentin, „dass nach dem nächsten Landentwicklungsplan tatsächlich die Ausweisung oder die Zurverfügungstellung von großen zusammenhängenden Industriegewerbeflächen wirklich ein Schwerpunkt ist.“.

Landwirtschaftskammerpräsident Norbert Schindler beklagte, dass die Landwirtschaft „ja immer den doppelten und dreifachen Landreservierungsverbrauch für alternative Ausgleichsmaßnahmen“ hat, etwa, wenn Flächen versiegelt würden. Solch ein Konkurrenzkampf um die Fläche in der rheinland-pfälzischen wie deutschen Landwirtschaft insgesamt spiegele sich auch in marktverzerrenden und spekulativen Kaufpreissteigerungen wider, mit denen der Gewinn pro Hektar lange nicht konkurrieren könne.

Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zudem machte Schindler seinem Ärger über die in einigen Medien mitunter falsch dargestellte Nahrungsmittelerzeugung Luft und wünschte sich stattdessen “das hohe Niveau wie das Herr Nuhr getan hat mit Rückblick 2018“. Schindler lobte zudem den „Beitrag über die Diesel-Problematik ‚Das Diesel-Desaster‚“ vom 7.1.2019, worin „die Wahrheit wieder deutlich gesagt wird. Ich empfehle jedem diese Sendung in den Mediatheken nochmal nachzusehen. Und ich wünsche mir, dass wir in der Nahrungsmittelproduktion positiv und ehrlich begleitet werden. Denn ohne Bauern und eine funktionierende Landwirtschaft “hättet Ihr alle nichts zu essen!“. Bauern und Winzer, Gärtner und Forstleute in Rheinland-Pfalz erzeugten gesunde Nahrungsmittel, kultivierten die Landschaft, pflegten die ländliche Kultur, machten Rheinland-Pfalz liebenswert und böten zudem touristische Dienstleistungen.

Doch der Landwirtschaft drohe trotz glimpflich überstandener Dürreperiode neues Ungemach: Denn, so Schindler, der sich einst für den Mindestlohn in der Landwirtschaft stark machte, dürfe es doch nicht sein, „dass in Südeuropa Gemüse, Obst und Nahrungsmittel zu Sklavenlöhnen erzeugt“ würden, und „große Nahrungsmitteleinkäufer uns dann mit den gleichen Preisen auf südeuropäischen oder nordafrikanischen Niveau quälen“. „Wenn dies so weitergeht, liebe Freunde, liebe Gäste, geht Deutschlands Landwirtschaft vor die Hunde.!“, warnte der Landwirtschaftskammerpräsident eindringlich.

Malu Dreyer war bei diesem Punkt ganz auf Schindlers Seite. Sie sei „auch Zeitzeugin, dass Sie sich für den Mindestlohn in der Landwirtschaft eingesetzt haben“. Und es könne nicht sein“, so die Ministerpräsidentin, „dass der bei uns bezahlte Mindestlohn der Landwirtschaft woanders nicht eingehalten werde, „und deshalb unterstütze ich Ihr Anliegen, das wir auch auf der EU-Ebene tatsächlich auch etwas erreichen“.

Pharmazierat Dr. Andreas-Georg Kiefer, Präsident der Landesapothekenkamm Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Pharmazierat Dr. Andreas-Georg Kiefer, Präsident der Landesapothekenkamm Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Große Sorgen bereitet Dr. Andreas Kiefer eine zunehmende Monetarisierung im Gesundheitswesen. Er sei „als Deutscher eigentlich so stolz drauf, dass es eben keine Ausgrenzung für Gesundheitsleistungen gibt. Wenn einer krank ist, ist er krank, egal, was er für ein Einkommen hat, und der muss versorgt werden“. Aber es gäbe zu viel floatendes Geld auf der Welt, das Kapitalanlage sucht- Der deutsche Gesundheitsmarkt in Geld gesehen, sei groß, und der dürfe eben nicht für Investoren zur reiner Erzielung von Rendite geöffnet werden, weil darunter die Qualität der medizinischen Versorgung leide. Als Beispiel nannte der Apothekenkammerpräsident, der zugleich für die gesamte Heilbranche sprach, renditeorientierte medizinische Versorgungszentren, die sich dann „dem Zugriff der Aufsicht, zum Beispiel durch die Zahnärztekammer“ entzögen. Auch Arzneimittel seien keine Konsumgüter, sondern ganz spezielle Waren.

Während es immer mehr und größere Gesundheitszentren gäbe, die immer öfter auch von großen Konzernen, zum Teil aus dem Ausland übernommen werden, muss die Ein-Mann-Arzt-Praxis und die kleine Apotheke schließen, fasste SWR-Moderatorin Daniela Schick zusammen und fragte an die Ministerpräsidentin gerichtet: „Ist das eine Entwicklung, der die Politik tatenlos zusehen muss?“.

Das will die Politik nicht: „Ich bin ganz bei Herrn Präsident Kiefer“, so die Ministerpräsidentin. Es sei für „uns als Land wichtig, dort, wo wir Möglichkeiten haben, auch Rahmenbedingungen mitzugestalten, beispielsweise durch eine Krankenhausleistungsplanung“. Die oberste Priorität sei tatsächlich, „dass die Menschen gut versorgt sind, wenn sie krank sind.“ Das sei eine große Herausforderung, insbesondere auch für die Apotheker, so Dreyer.

Die Ministerpräsidentin lobte in diesem Zusammenhang als Beispiel einer möglichen besseren Arzneimittelversorgung der Bevölkerung auf dem Lande die erste digitale Rezeptsammelstelle in der 1200-Seelen-Gemeinde Longkamp am Rande des Hunsrücks, nahe des Heilbades Bernkastel-Kues. Apotheker haben sich hier, technisch unterstützt durch das Apothekenrechenzentrum Darmstadt (ARZ), zusammengeschlossen und ihre eigene Internet-Apotheke gegründet. Die digitale Rezeptsammelstelle in Form eines Terminals ersetzt den Apothekerbriefkasten. Sie bietet einen Scan-Schlitz, in den Patienten ihr Rezept einführen. Automatisch werden die Rezeptdaten gelesen und direkt an die beteiligten Apotheken digital weitergeleitet. Das Rezept bleibt beim Patienten. Durch die digitale Übertragung können nicht vorrätige Arzneimittel sofort bestellt werden und auch eine eventuelle Rücksprache mit dem verordnenden Arzt kann schnell stattfinden. All das spart Zeit, die letztlich auch dem Patienten zu Gute kommt, der in aller Regel dann taggleich durch pharmazeutisches Personal seine Arzneimittel im Rahmen des Botendienstes nach Hause gebracht bekommt oder seine vorbestellten Arzneimittel selbst in der Apotheke abholt.

Die Digitalisierung betreffend, gäbe es auch in Rheinland-Pfalz bei der Hard- und Software noch erheblichen Nachholbedarf, betonte abschließend Dr. Engelbert J. Günster. Wähle sich der deutsche Telekom-Kunde ins Netz erhielte er ungefähr 5 Mbit/ pro Sekunde Downloadgeschwindigkeit, in Albanien mit 11,4 Mbit/Sec dagegen das Doppelte, so der IHK-Präsident. Die Software, also „die Mitarbeiter, die in der Lage sind, mit diesen neuen Herausforderungen der Digitalisierung umzugehen“, seien das andere Thema. Da „brauchen wir Investitionen in die Fortbildung, in die Weiterbildung, aber eben auch in der Generierung entsprechend qualifizierten Nachwuchses.“ so Günster.

„Europa an sich“ Festvortrag von Olaf Scholz, Bundesfinanzminister und Vizekanzler

Olaf Scholz, Finanzminister und Vizekanzler. © Foto: Diether v. Goddenthow
Olaf Scholz, Finanzminister und Vizekanzler. © Foto: Diether v. Goddenthow

In seinem flammenden Plädoyer für eine starke Europäische Union und einen geregelten Brexit, sprach Bundesfinanzminister Olaf Scholz über die Rolle Deutschlands in Europa und die Zukunft der EU in Zeiten von Brexit und der in fünf Monaten bevorstehenden Europa-Wahl. Die komplette Rede finden Sie hier:  „Europa für sich“: Rede von Bundes¬finanzminister Olaf Scholz beim Jahresempfang der Wirtschaft 2019

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Gastgebende Kammern

 

Ausschreibung Ernst-Schneider-Preis 2019 – Auch Online-Bewerbungen möglich

Preisgelder auf 55.000 Euro angehoben – Bewerbungen erstmals online möglich – Bewerbungsfrist: 31. Januar 2019

Die Ausschreibung für den Ernst-Schneider-Preis läuft. Gesucht werden herausragende Beiträge in neun Kategorien, die allgemeinverständlich Hintergründe und Zusammenhänge von Themen der Wirtschaft darstellen.
Die Preissumme wurde von 52.500 Euro auf 55.000 Euro angehoben. Gestiftet wird der Preis von den Industrie- und Handelskammern.
Den Flyer mit der Ausschreibung finden Sie hier: http://www.ernst-schneider-preis.de/wp-content/uploads/2018/12/Ausschreibung-2019.pdf

Noch bis 31. Januar 2019 können Journalisten Beiträge zu den verschiedensten Themen der Wirtschaft einreichen. Die Bewerbungen sind erstmals online möglich, so dass die bisherige, aufwändige postalische Zusendung entfällt.
Die Bewerbungen sind hier möglich: http://ernst-schneider-preis.de/bewerbung/

Der Journalistenpreis der deutschen Wirtschaft wird seit 46 Jahren ausgelobt. Er ist nach dem früheren DIHK-Präsidenten, Unternehmer und Kunstmäzen Ernst Schneider benannt. Über die Vergabe entscheiden unabhängige Jurys, zusammengesetzt aus jeweils drei Journalisten und zwei Vertretern der Wirtschaft.

Für Rückfragen: Dr. Hartmut Spiesecke, Geschäftsführer des Ernst-Schneider-Preises, Telefon: (0221) 16408157

Der schleichenden Wirtschaftsfeindlichkeit entgegentreten! – Deutliche Worte auf Jahresempfang der rheinland-pfälzischen Wirtschaft 2018

Der größte Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft in Deutschland in der Rheingoldhalle in Mainz am 7. Februar 2018.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Der größte Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft in Deutschland in der Rheingoldhalle in Mainz am 7. Februar 2018. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Deutlich mahnende Worte vor einer besorgniserregenden Überbürokratisierung, zuletzt durch die ab 25. Mai 2018 geltende EU-Datenschutz-Verordnung, sowie gegen einen schleichenden wirtschaftsfeindlichen Zeitgeist fanden die Vertreter der gastgebenden IHK, HWK und der Kammern der Freien Berufe auf dem Jahresempfang der Rheinlandpfälzischen Wirtschaft 2018 am 7.Februar in der Rheingoldhalle zu Mainz. Festredner war Professor Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a.D., mit einem engagierten Plädoyer für den Zusammenhalt Europas.

Bessere Verhältnisse gab es in Europa noch nie!

Festredner Prof. Dr. Norbert Lammert Bundestagspräsident a.D. beim Jahresempfang der Rheinland-Pfälzischen Wirtschaft 2018 in der Rheingoldhalle Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Festredner Prof. Dr. Norbert Lammert
Bundestagspräsident a.D. beim Jahresempfang der Rheinland-Pfälzischen Wirtschaft 2018 in der Rheingoldhalle Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Lammert, seit Januar  Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, nannte den europäischen Integrationsprozess, der mit den Römischen Verträgen vor 60 Jahren seinen Anfang nahm, die „wichtigste einzelne Innovation des 20. Jahrhunderts“. Zum ersten Mal in einer zweieinhalbtausend-jährigen gemeinsamen Geschichte sei das Risiko so gut wie beseitigt, „dass Meinungsverschiedenheiten und Interessenkonflikte, die es zwischen diesen Staaten nach wie vor gibt, unter Einsatz von Gewalt mit militärischen Mitteln ausgetragen werden können“, so Lammert. „Bessere Verhältnisse als die, die wir gegenwärtig in Europa haben, gab es auf diesem Kontinent nie!“ Noch nie habe es auf diesem Kontinent den Zustand gegeben, dass „in ausnahmslos allen europäischen Staaten, demokratisch gewählte Parlamente, und von diesen bestellte oder kontrollierte Regierungen im Amt sind“. Diese Errungenschaft sei ihm noch wichtiger, so Lammert, als seine „zugegebenermaßen gebremste Begeisterung gegenüber dieser oder jener konkreten Regierung, die ich da in diesem oder jenen Land im Amt sehe“. Die komplette Rede kann folgend über Youtube abgerufen werden:

Dr. Engelbert J. Günster „Kernthemen couragiert anpacken“

Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der Industrie und Handelskammer für Rheinhessen, hatte zuvor seine Begrüßungsrede vor den gut 1600 Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur unter das Motto „Kernthemen couragiert anpacken“ gestellt. Obwohl die Unternehmen auch am Standort Rheinhessen derzeit Rekorde verbuchten und ein Drittel von ihnen in den nächsten zwölf Monaten die Investitionen und die Beschäftigtenzahlen erhöhen wollten, läge, so der IHK-Präsident, statt Aufbruchsstimmung „eine bleierne Schwere über unserem Land.“ In Berlin „scheinen die parteitaktischen Grundsatzstreitereien wichtiger zu sein, als die Interessen unseres Landes und seiner Bürger“, so Günster. Und während ein dringender Handlungsbedarf bei Kernthemen zur Modernisierung Deutschlands und ein Zukunftsprogramm im europäischen Kontext bestünde, zermürbe man sich bei Prinzipienreiterei und Spitzfindigkeit, „so zum Beispiel, ob der Mittelwert zwischen 180.000 und 220.000 nun bei 200.000 liegt oder nicht; und ob der Begriff „Obergrenze“ eine normative Begrenzung ist, oder nur deskriptiver Natur.“

Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der IHK für Rheinhessen:  „Der Industriestandort Deutschland braucht eine Frischzellenkur - und zwar vor allem bei den Rahmenbedingungen,  die die Politik zu verantworten hat.“ Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der IHK für Rheinhessen:
„Der Industriestandort
Deutschland braucht eine Frischzellenkur – und zwar vor allem bei den Rahmenbedingungen,
die die Politik zu verantworten hat.“ Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Schon in der abgelaufenen Legislaturperiode habe die Große Koalition ihre Machtfülle nicht für grundlegende Reformen im Land genutzt. Auch die soeben mühsam beendeten Koalitionsverhandlungen zeugen auch diesmal nicht davon, dass die sich abzeichnende Fortsetzung der Großen Koalition an diesem Reformmangel etwas ändern wolle. Ein mutloses Wohlfühlprogramm schaffe keine neuen Jobs – und mittelfristig auch keine Aufbruchsstimmung im Land, so der IHK-Präsident. Günster mahnte an, wesentliche Kernthemen couragiert anzupacken, beispielsweise zuvorderst:
„• Investitionen in Bildung von der Kita bis zur Hochschule und die Sicherung des Fach- und Führungskräftenachwuchses,
• Ertüchtigung und Ausbau der digitalen- und der Verkehrsinfrastruktur
• Innere Sicherheit und Schutz der Außengrenzen, • Steuerentlastung von Bürgern und Unternehmen,
• Straffung des Gesundheitswesens und Entzerrung und Verbesserung von Prophylaxe, Akutbehandlung und ganz besonders der Pflege in einer alternden Bevölkerung.“

Zudem gelte es, „einer schleichenden Wirtschaftsfeindlichkeit entgegenzuwirken“, so der IHK-Präsident und zitierte, die diesbezüglichen Beobachtungen des Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, aus dessen kürzlich gehaltenen Rede: „In Deutschland hat sich ein Zeitgeist breitgemacht, der Wirtschaft und Industrie pauschal hintertriebene, arrogante Profitgier unterstellt. Anstatt mit dem Wirtschafts- und Industriestandort die Grundlage des hiesigen Wohlstands zu sichern, wird nur noch über Ausstiege, Verbote und Reglementierungen geredet, statt über Innovation, Investition und Modernisierung.“ Er stimme in diesem Punkt ausdrücklich dem erfahrenen Gewerkschaftsführer zu, so Günster, und ergänzte: „Es darf nicht sein, dass ein tüchtiger und erfolgreicher Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft in Sippenhaft genommen wird für Fehlverhalten einiger weniger Großunternehmen. Ich teile gerne auch seinen Weckruf an alle handelnden politischen Akteure: „Der Industriestandort Deutschland braucht eine Frischzellenkur – und zwar vor allem bei den Rahmenbedingungen, die die Politik zu verantworten hat.“, so der IHK-Präsident (Die komplette Rede hier).

Talkrunde diskutierte- Berufsausbildung und Bürokratieabbau
Talkrunde (v.l.n.r.): Edgar Wilk, Präsident der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz und Landesverband der Freien Berufe Rheinland-Pfalz e. V., Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, Markus Appelmann, Moderator. Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Talkrunde (v.l.n.r.): Edgar Wilk, Präsident der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz und Landesverband der Freien Berufe Rheinland-Pfalz e. V., Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, Markus Appelmann, Moderator. Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Noch deutlichere Worte gegen die wachsende Zahl unternehmensfeindlicher gesetzlicher Rahmenbedingungen fand die  Talkrunde mit  Hans Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, Wilhelmina Katzschmann Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland Pfalz sowie Edgar Wilk, Präsident der Steuerberaterkammer Rheinland Pfalz und Landesverband der Freien Berufe Rheinland Pfalz e. V.. Moderator war Markus Appelmann, SAT1, der durch den ganzen Veranstaltungsabend führte.

Zwei Themen brannten dabei besonders auf den Nägeln: Die berufliche Bildung und der Bürokratieabbau.

Auch ein verpflichtendes Praktikum im Handwerk für alle Schultypen

Besorgniserregend sei das nachlassende Niveau der Schulabsolventen nicht nur in theoretischen Fächern, sondern auch in den praktisch-manuellen Bereichen, weswegen Handwerkspräsident Hans Jörg Friese forderte: „Was wir benötigen, sind in den Schulen handwerkliche Fähigkeiten.“ Wie solle jemand, der noch nie gehämmert habe, plötzlich am Ausbildungsplatz ein Talent für’s Hämmern entwickeln können, versuchte Friese das Problem an diesem kleinen Beispiel im Kern zu benennen. Wenn in den Schulen keine fachpraktischen Fähigkeiten vermittelt würden, könne sich das Handwerk anstrengen wie es wolle; Es gäbe dann keine Möglichkeit mehr, die Versäumnisse in der Feinmotorik nachzuholen. Deswegen forderte der Handwerkskammerpräsident  unter  viel Beifall, ab der 5. Klasse verbindlich Naturwissenschaften zu lehren. Und dass „für alle Schulformen, auch für’s Gymnasium, ein Praktikum verpflichtend ist, und mindestens ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb“, so Friese. Denn es werde nicht nur immer schwieriger, gute ausgebildete Menschen zu bekommen. Sondern mit der Digitalisierung in der Wirtschaft, auch im Handwerk, seien die Anforderungen drastisch gestiegen: „Wir haben junge Menschen, die müssen nicht nur das Fachpraktische erlernen, sondern sie müssen diesen Weg der Digitalisierung gehen.“ Da käme  zum Erlernen der nötigen handwerklichen Fertigkeiten noch der Lehrstoff aus dem „Digitalen“ hinzu. Zudem benötigte man Berufsschulen und Bildungszentren der Kammern, die gut ausgestattet seien, so der Handwerkspräsident, und forderte hierfür entsprechende Unterstützung, „um all diese Dinge auch angehen zu können“.

Von Bürokratieabbau keine Spur – Wirtschaft und Freiberufler ersticken bald an überzogenen Dokumentationspflichten 

Beim Thema Bürokratieabbau warnte Edgar Wilk vor den Folgen einer ausufernden Bürokratie für die Freien Berufe und mittelständische Unternehmen. Dabei kritisierte er unter anderem eine Reihe von aktuellen Rechtsvorschriften, die jeden noch so kleinen Arbeitsschritt bei der Berufsausübung dokumentiert sehen wollen. „Dadurch werden Unternehmen und Freiberufler unnötig behindert. Hier muss dringend auf die Bremse getreten werden. Jede neue Dokumentationspflicht lässt den Bürokratieaufwand größer werden“, erklärte Wilk und nannte die nervigsten Gesetzes-Verordnungen, wie etwa die „Grundsätze zur ordnungsgemäßen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff GoBD. Darin, so Wilk, werde in 184 Punkten detailliert aufgelistet, wie  die Abläufe in der Buchhaltung vonstattengehen und die Arbeitsschritte im Betrieb dokumentiert werden müssen. „Wer gedacht hat, dass die Umstellung auf elektronische Unterlagen die Arbeit vereinfacht und beschleunigt, der hat die Rechnung ohne die Bürokratie gemacht“, so Wilk

Ähnlich kritisch beurteilte der Kammerpräsident auch die Dokumentationspflichten des neuen Geldwäschegesetzes (GwG). Hier wird verlangt, erst einmal festzustellen und zu dokumentieren, ob man selbst „geldwäschegefärdet“ sei.  Besonders betroffen sind hierbei Steuerberater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer. Sie müssen umfangreich analysieren, ob in ihren Kanzleitätigkeiten Risiken im Hinblick auf Geldwäsche vorhanden sind und diesen Vorgang genau dokumentieren. „Neben dem großen bürokratischen Aufwand droht den Betroffenen bei Nicht-Befolgen der Richtlinien eine unverhältnismäßige Strafe. Hier schießt der Gesetzgeber über das Ziel hinaus.“

Besonders ärgerlich sei auch die ab 25. Mai 2018 verpflichtend anzuwendende europäische Datenschutz Grundverordnung (EU-DS-GVO). Sie bringe zusätzliche, ganz erhebliche Dokumentationspflichten und einen damit verbundenen Bürokratieaufwand mit sich. Danach sind Unternehmen und Freiberufler angehalten, ihre Arbeitsabläufe und Prozesse so einzurichten und zu dokumentieren, dass die Verarbeitungsweise von Personendaten sowie die Erfüllung der umfangreichen Informationspflichten jederzeit gegenüber den Aufsichtsbehörden nachgewiesen werden können. Die meisten Freiberufler sind als Berufsgeheimnisträger aber ohnehin schon durch ihren Beruf dazu verpflichtet, ihre Mandanten-, Klienten- und Patienten-Daten vertraulich zu behandeln; einer zusätzlichen Regelung hätte es da nicht bedurft. „Die neuen Pflichten nach der DS-GVO bei der Bearbeitung persönlicher Daten führen lediglich zu mehr Arbeitsaufwand und Verunsicherung der Mandanten“, kritisiert Wilk. „Diese Regelung trifft genau die Falschen, hier wäre eine Ausnahme sinnvoll gewesen.“ Auch hier drohen Betroffenen bei nicht Befolgung drastisch überzogene Strafen bis zu 20 Mio. Euro.

Netzwerken bei Wein und Bretzel auf dem Jahresempfang der rheinland-pfälzischen Wirtschaft 2018. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Netzwerken bei Wein und Bretzel auf dem Jahresempfang der rheinland-pfälzischen Wirtschaft 2018. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

(Dokumentation Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

 

Die Statements der Verbandsvertreter können folgend angeklickt werden:

Preis der IHK für Rheinhessen 2017: Akademischer Nachwuchs und Leistungsträger der Weiterbildung in Mainz ausgezeichnet

Auszeichnung der Preisträger beim IHK-Preis 2017 (v.r.): Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Sandra Wolnitz, Marcel Hauck, Sahra Wagner, Alexa Groh, Florian Mölleken, IHK-Präsident Dr. engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow
Auszeichnung der Preisträger beim IHK-Preis 2017 (v.r.): Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Sandra Wolnitz, Marcel Hauck, Sahra Wagner, Alexa Groh, Florian Mölleken, IHK-Präsident Dr. engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow

Günster: Wissenstransfer eröffnet
rheinhessischen Unternehmen neue Chancen

Die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zeichnet eine junge Wissenschaftlerin und zwei junge Wissenschaftler mit dem IHK-Preis 2017 aus. Die mit insgesamt 5.000 EUR dotierte Förderung des akademischen Nachwuchses vergab die Jury an die Wirtschaftswissenschaftlerin Sandra Wolnitz, den Medieninformatiker Marcel Hauck, den Umweltschutzingenieur Florian Mölleken und die Internationale Betriebswirtschaftlerin Sarah Wagner. Für herausragende Leistungen in der beruflichen Weiterbildung erhielt die Personalfachkauffrau Alexa Groh den mit 2.500 EUR dotierten Sonderpreis „Beste der Besten“.

IHK-Präsident Dr. Engelbert Günster sagte anlässlich der Preisverleihung: „Die Innovationsfähigkeit der rheinhessischen Unternehmen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können kein umfangreiches Detailwissen in eigenen Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen vorhalten. Deshalb ist die Kooperation mit der angewandten Forschung für sie ein praktikabler Weg, um eigenes Know-how zu generieren und zu optimieren.“ Zudem schafft der Wissenstransfer nach den Worten Günsters eine weitere Chance für die Betriebe: „In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels bietet sich die Gelegenheit, potenzielle Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.“ Vor diesem Hintergrund lobte der IHK-Präsident auch das Bestreben in der rheinland-pfälzischen Bildungspolitik, die Durchlässigkeit des Bildungssystems weiter zu erhöhen.

Den Festvortrag anlässlich der Verleihung des IHK-Preises 2017 hielt Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Sein Thema war die „enge Verzahnung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft einerseits, verbunden mit der gesellschaftlichen Herausforderungen der Fachkräftesicherung andererseits“. Wolf sagte: „Erfolgreiche Forschung bringt Innovationen und intelligente Lösungen hervor, die helfen, Herausforderungen wie z. B. Klimawandel, demografische Entwicklung, Gesundheit und Ernährungssicherheit, Ressourcenverknappung und Energieversorgung sowie Zugang zu Informationen und Mobilität zu bewältigen. Denn Innovationen setzen aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik in marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen um und sind so entscheidende Treiber für Investitionen, Produktivität und Beschäftigung. Sie bieten wesentliche Wachstumschancen und bilden das Fundament der Wirtschaft. Eine Volkswirtschaft kann nur florieren, wenn die Wissenschaft, insbesondere die Forschung und die Akteure aus der Wirtschaft Hand in Hand agieren.“ Dazu seien natürlich Fachkräfte notwendig um einerseits durch Forschung neues Wissen und neue Erkenntnisse zu schaffen und andererseits das neue Wissen und die neuen Erkenntnisse auf den Markt zu bringen. Dabei würde der demographische Wandel und die deutlich veränderte Alterszusammensetzung der Bevölkerung sowie die Tendenz zum Zuzug in urbane Räume ein Land wie Rheinland-Pfalz vor große Herausforderungen stellen. Der Minister betonte: „Die ‚Fachkräftesicherung‘ für unsere Wissenschaft und unsere Wirtschaft hat deshalb bei der Landesregierung höchste Priorität.“

Der IHK-Preis wird zum 30. Mal verliehen. Er prämiert hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die an einer Hochschule des IHK-Dienstleistungsbereiches erstellt wurden. Sie sollen eine praktikable, möglichst direkte Umsetzung oder Anwendung in der Unternehmenspraxis erwarten lassen und im Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft liegen. Zugleich soll der akademische Nachwuchs einen Ansporn zur Leistung erhalten. Ergänzt wird der Förderpreis seit dem Jubiläum zum 200-jährigen Bestehen der Kammer im Jahr 1998 durch den Sonderpreis „Beste/-r der Besten“ für herausragende Absolventen der beruflichen Fortbildung.

IHK prämiert Spitzenleistungen
an Hochschulen und in der Weiterbildung

Die Träger des „IHK-Preis 2017“

IHK-Preis 2017, dotiert mit 2.000 EUR
Preisträgerin: Sandra Wolnitz
Thema: „Augmented Reality: Eine empirische Untersuchung zu Auswirkungen erweiterter Realität auf ausgewählte Erfolgsfaktoren von Online-Stores“, Masterarbeit im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Betreuer: Prof. Dr. Frank Huber, Note: 1,0.

Die Bekleidung ist ein Absatzfeld des Online-Handels, auf dem besonders zahlreiche Anbieter eine große Vielfalt an Produkten vorhalten. Wie für viele andere Branchen auch ist dabei die räumliche Trennung zwischen Angebot und Nachfrage eine Herausforderung in der Kundenansprache. In dem hart umkämpften Segment verspricht die innovative Technologie der Augmented Reality Wettbewerbsvorteile. Denn die potenziellen Käufer können die Produkte am heimischen Bildschirm im Detail inspizieren und sich damit eine bessere Basis für ein zufriedenes Kauferlebnis verschaffen. Sandra Wolnitz betritt ein Forschungsgebiet, zu dem erst wenige Arbeiten erschienen sind. Sie untersucht das wahrgenommene Risiko eines Fehlkaufs sowie die positive Kundenerfahrung, die zur Kundenbindung führt – die sogenannte Customer Experience – als entscheidende Determinanten für den  Erfolg von Augmented Reality. Ihre Studie thematisiert diese Technologie als eine Verknüpfung von Interaktion und erweiterter Bilddarstellung, ebenso wie jede dieser beiden Komponenten für sich genommen. Es zeigt sich, dass Augmented Reality das Risiko eines Fehlkaufs stark mindert, während der Einsatz der einzelnen Komponenten bereits zu einer verbesserten Kundenbindung führen kann. Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen Unternehmen Möglichkeiten für die optimale Ausgestaltung einer Produktpräsentation auf.

Sandra Wolnitz (*1991 in Ludwigshafen) war nach dem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität zunächst Erasmus-Stipendiatin an der Warsaw School of Economics und schloss daran das Masterstudium in Mainz an. Nebenher absolvierte sie Praktika, Studienprojekte oder war Werksstudentin bei MLP Finanzdienstleistungen, Unilever, BASF, Axel Springer, L´Oréal Polska oder Movento. Derzeit promoviert sie an der Johannes GutenbergUniversität im Fachbereich Marketing.

IHK-Preis 2017, dotiert mit 1.500 EUR
Preisträger: Marcel Hauck
Thema: „Vergleichende Analyse der Nutzung von Augmented und Virtual Reality in ausgewählten Wirtschaftsbranchen“. Bachelorarbeit im Studiengang „Medien, IT und Management“ der Hochschule Mainz. Betreuer: Prof. Dr. Sven Pagel, Note: 1,0.

Marcel Hauck vergleicht die Nutzung von Augmented Reality und Virtual Reality in der Automobilbranche sowie in der Bankenbranche. Die Untersuchung von über 200 Apps und Veröffentlichungen zeigt, dass bis auf eine Ausnahme jeder der 20 größten Automobilhersteller in Deutschland auf Augmented Reality und Virtual Reality entlang der Wertschöpfungskette sowie im Fahrzeug selbst zurückgreift. Durch den Vergleich mit der Bankenbranche wird aber auch klar, dass die beiden Technologien nur dann effizient einsetzbar sind, wenn das zu vermarktende Produkt materiell greifbar ist. Unternehmen mit immateriellen Gütern, wie es Finanzprodukte sind, sollten dennoch individuell prüfen, inwiefern ihre Dienstleistungen innerhalb von Augmented Reality- und Virtual Reality-Welten angeboten werden können, etwa als Virtual Reality-Payment.

Marcel Hauck (*1987) ist heute Online-Marketing-Manager und Mitarbeiter der Sparkasse RheinNahe.
Nach seiner Ausbildung zum Informatikkaufmann hat er 2016 den Bachelor of Science an der Hochschule Mainz erworben. Seit 2017 studiert er den Master of Science „Medieninformatik“ am Umwelt-Campus der Hochschule Trier in Birkenfeld. Außerdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Mainz. Nebenberuflich hat er von Juni 2012 bis November 2016 die Digitalagentur für Web und Marketing „stilbox studios“ geleitet.

IHK-Preis 2017, dotiert mit 750 EUR
Preisträger: Florian Mölleken
Thema: „Validierung von Filterkonfigurationen in Verbindung mit moderner Plasmatechnik zur
Optimierung des Abscheidegrades zur Geruchsminimierung von Küchenabluft“. Bachelorarbeit am
Fachbereich Umweltschutz der Technischen Hochschule Bingen. Betreuer: Prof. Dr. Ulrich Glinka, Note: 1,0.

Aufgrund der Verdichtung unserer Städte hat die wahrgenommene Belastung durch Gerüche in der Luft deutlich zugenommen. Unter anderem ist man darum bestrebt, Küchenabluft zu minimieren, seitdem immer mehr Restaurants in Shopping-Centern oder in direkter Nachbarschaft zu Anwohnern eröffnen. Florian Mölleken untersuchte in Zusammenarbeit mit dem nordrheinwestfälischen Unternehmen BÄRO, wie sich der Abscheidegrad von Küchenabluft optimieren lässt.
Dazu nahm er olfaktorische Messungen vor und stellte in weiteren Versuchen die Effizienz verschiedener Filterkonfigurationen auf den Prüfstand. Seine Messungen zeigen auf, dass Geruchsminimierung am besten durch eine geschickte Kombination unterschiedlicher Filterstufen und Verfahren erreicht werden kann, mit der die Geruchsemissionen von Brat- und Frittierprozessen unterhalb der Erkennungsschwelle gebracht werden können.

Florian Mölleken hat nach dem freiwilligen Ökologischen Jahr bei der Heinrich-Böll-Stiftung das Studium im Fachbereich Umweltschutz an der TH Bingen aufgenommen. Daneben engagierte er sich im Hochschulrat und war wissenschaftlicher Mitarbeiter und Tutor. Nach einem Praktikum im Umweltschutzamt der Landeshauptstadt Kiel absolvierte er Praxisphase und Bachelorarbeit bei der BÄRO GmbH & Co. KG und ist heute Jungbauleiter bei DIBAG Industriebau AG im Bereich Erschließung & Umwelt in München.

IHK-Preis 2017, dotiert mit 750 EUR
Preisträgerin: Sarah Wagner
Thema: „Risikodiversifikation in der Beschaffung, Entwicklung eines risikoeffizienten Lieferantenportfolios unter Anwendung von finanzmathematischen Verfahren“. Bachelorarbeit im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Studienrichtung Internationale Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft, der Hochschule Worms. Betreuer: Prof. Dr. Henning Kehr, Note: 1,0.

Gerade in der Automobilindustrie waren in der jüngeren Vergangenheit immer wieder einzelne Lieferanten nicht mehr lieferfähig oder willens, zu liefern. Das führte zu Produktionsausfällen mit hohen Verlusten. Auch in der chemischen Industrie gab es Lieferantenausfälle, besonders nach Fukushima. Mithin hat die Bedeutung des Risikomanagements in einer globalisierten Welt deutlich zugenommen. Sarah Wagner zeigt auf, wie sich durch die Anwendung von finanzmathematischen Instrumenten effektiv sowohl Kosten als auch Risiken senken lassen. Hierzu zog sie die „Moderne Portfoliotheorie“ nach Harry M. Markowitz als Instrument heran und wandte sie auf Basis von Daten aus Experteninterviews praktisch an. In der Untersuchung wurde letztlich nicht nur die Rentabilität des Managements von Beschaffungsrisiken bewiesen, sondern sogar erweitert.

Sarah Wagner (*1991 in Worms), hat sich während des Bachelorstudiums als Praktikantin, Werksstudentin, Trainee und Bachelorandin Einblicke verschafft in die Praxis von Einkauf, Instandhaltung oder Wirtschaftsprüfung bei Grace in Worms, Deloitte in Luxemburg oder einer Firma in Austin/Texas. Heute ist die Preisträgerin, die drei Fremdsprachen verhandlungssicher spricht, Einkaufsmanagerin bei Spaniens größter Supermarktkette „Mercadona“ in Valencia.

Sonderpreis „Beste der Besten“, dotiert mit 2.500 EUR
In die Weiterbildungsprüfungen bei der IHK für Rheinhessen sind im vorigen Jahr 309 Absolventen gegangen. Das beste Gesamtergebnis mit der Note „sehr gut“ (93,6 Punkte) hat Alexa Groh in der IHK-Weiterbildungsprüfung „Geprüfte Personalfachkauffrau“ erzielt.

Die gebürtige Merzigerin hat das Studium der Pädagogik an der Universität Trier mit dem Diplom abgeschlossen und daneben Praktika geleistet unter anderem bei der Deutschen Angestellten
Akademie, der IHK Trier, dem Bildungswerk des Landessportbundes Rheinland-Pfalz oder der Europäischen Akademie für Bildung und Dienstleistungen. Nach einem Auslandsaufenthalt in Peru arbeitete sie bei einem Personalberatungsunternehmen in Düsseldorf, der Mainzer Aareon AG und ist seit Juli dieses Jahres beim japanischen Tabakkonzern JTI in Trier. Ebenso stringent wie ihre berufliche Karriere hat Alexa Groh ihre berufliche Weiterbildung vorangetrieben. Dazu gehören die IHK-Ausbildereignungsprüfung, die IHK-Prüfung zur Personalfachkauffrau und derzeit die
Ausbildung zum Coach in der Personalentwicklung an der Universität Trier.

Lammert kommt zum „Jahresempfang“ der rheinhessischen’Wirtschaft

Jahresempfang der Wirtschaft am 7.Februar 2017 in der Rheingoldhalle Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow
Jahresempfang der Wirtschaft am 7.Februar 2017 in der Rheingoldhalle Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow

Wie die IHK Rheinhessen mitteilt, wird der Bundestagspräsident a.D. Prof. Dr. Nobert Lammert Gastredner beim „Jahresempfang der Wirtschaft“ im kommenden Jahr sein.
„Mit dem langjährigen Bundestagspräsidenten begrüßen die veranstaltenden Kammern aus Rheinland-Pfalz einen Kenner und Gestalter der repräsentativen Demokratie zu einem Zeitpunkt, an dem diese Form der politischen Vertretung weltweit vor einer Bewährungsprobe steht.“, freut sich Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen. Der Empfang wird am Mittwoch, 7. Februar 2018, 18 Uhr, in der Mainzer Rheingoldhalle stattfinden.
Der „Jahresempfang der Wirtschaft“ ist die bundesweit größte Plattform zum Dialog zwischen Spitzenpolitikern aus Land, Bund und Europa sowie der regionalen Wirtschaft, dem Handwerk, den Freien Berufen und der Landwirtschaft. Seit dem ersten Empfang im Jahr 2000 ist der Kreis der Gastgeber kontinuierlich gewachsen. Mit der Landestierärztekammer Rheinland-Pfalz kommt 2018 die 14. Kammer hinzu.