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Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung geht an Cem Özdemir – Frankfurts Oberbürgermeister Feldmann würdigt „außergewöhnliches Engagement“

Cem Özdemir beim Eintrag in Goldene Buch der Stadt, neben Oberbürgermeister Peter Feldmann und  Ida Bubis: links  Laudatorin Aminata Touré Foto © Stadt Frankfurt am Main
Cem Özdemir beim Eintrag in Goldene Buch der Stadt, neben Oberbürgermeister Peter Feldmann und Ida Bubis: links Laudatorin Aminata Touré Foto © Stadt Frankfurt am Main

(ffm) Der alle drei Jahre von der Stadt Frankfurt am Main vergebene „Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung“ geht in diesem Jahr an den Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir.

Bei einer Feierstunde in der Paulskirche würdigte Oberbürgermeister Peter Feldmann den Preisträger vor zahlreichen Ehrengästen als einen Menschen, der sich in seiner politischen Tätigkeit stets für ein „weltoffenes und tolerantes Deutschland eingesetzt hat, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Religion nicht nur neben-, sondern auch miteinander leben können.“ Dieses außergewöhnliche Engagement und zukunftsorientierte Handeln für eine friedliche Welt präge auch das persönliche Leben von Özdemir. „Damit verkörpern Sie die Werte, für die sich Ignatz Bubis stets eingesetzt hat,“ betonte Oberbürgermeister Feldmann.

Ignatz Bubis sei mit seinem Leben, Wirken und unerschrockenen Handeln „nicht weniger als ein Vorbild für uns alle,“ sagte Feldmann. Er habe im Nachkriegsdeutschland das friedliche Zusammenleben der Religionen in unserem Land entscheidend mitgestaltet, wenngleich er damit nicht immer auf Zustimmung gestoßen sei. Bubis habe sich stets gegen Hass und die Gefahr radikalisierender Religion eingesetzt und sei damit ein wichtiger Wegbereiter unserer weltanschaulich offenen Gesellschaft. Dazu gehörten auch sein Mut, nicht aufzustehen und zu klatschen, wenn es alle tun – wie bei jener Rede des Schriftsteller Martin Walsers. Oder jener Mut, gegen das Fassbinder-Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ im Schauspielhaus zu protestieren. Auch die jüdische Gemeinde Frankfurt habe Bubis nachhaltig geprägt und dazu beigetragen, dass diese in Frankfurt tiefe Wurzeln geschlagen habe

Zum Auftakt der Feierstunde trug sich Cem Özdemir ins Goldene Buch der Stadt ein. Die Laudatio hielt auf Wunsch des Preisträgers die Schleswig-Holsteinische Landtagsabgeordnete Aminata Touré, deren Eltern 2001 mit ihr aus politischen Gründen aus Mali nach Deutschland geflohen waren. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom Quintett des Philharmonischen Vereins der Sinti und Roma.

Der mit 50.000 Euro dotierte Ignatz-Bubis Preis für Verständigung wird seit 2001 entweder an eine Einzelperson, eine Institution oder Organisation vergeben, deren öffentliches Wirken durch die von Ignatz Bubis verkörperten Werte geprägt ist. Mit dem Preis wird das Lebenswerk und die Persönlichkeit von Ignatz Bubis geehrt. Der Preis soll zudem die von der Stadt formulierte Selbstverpflichtung dokumentieren, weiterhin für die von ihm vertretenen Werte einzustehen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und das Frankfurter Fritz Bauer Institut, das sich mit der Geschichte und Wirkung des Holocaust befasst.

Ignatz Bubis Preis an Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in der Paulskirche verliehen

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zusammen mit Oberbürgermeister Peter Feldmann, Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier goddenthow
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zusammen mit Oberbürgermeister Peter Feldmann, Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow

(kus) Die Stadt Frankfurt hat am Dienstag, 10. Januar, den Ignatz Bubis-Preis an Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verliehen.

In der Begründung heißt es: „Bundesminister Dr. h.c. Frank-Walter Steinmeier trägt mit seinem Eintreten für Menschenrechte, Freiheit und Gerechtigkeit und seinem vorbildlichen Wirken für die internationale Völkerverständigung zum Erhalt und zum weiteren Aufbau einer friedlichen Welt mit Offenheit und Toleranz bei und führt damit das Lebenswerk von Ignatz Bubis fort.“

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei seiner Dankesrede. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier goddenthow
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei seiner Dankesrede. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow

Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte: „Ignatz Bubis hat unsere Bundesrepublik und das friedliche Zusammenleben der Religionen in unserem Land entscheidend mitgestaltet. Frank-Walter Steinmeier steht in dieser Tradition bundesrepublikanischer Außen- und Sicherheitspolitik. Er setzt auf Verständigung und Dialog. Militärischem Säbelrasseln stellt er die Idee einer neuen Abrüstungsinitiative entgegen. Sein Nein zum Irak-Krieg war zentral. Sein Blick für die Globalisierung und sozialen Neuordnung unserer Welt ist zukunftsweisend. In dieser Tradition steht auch Ignatz Bubis. Übermorgen wäre er 90 Jahre alt geworden. Seine Bedeutung weist weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus.“

Mit der Verleihung des Ignatz Bubis-Preises für Verständigung ehrt die Stadt Frankfurt das Lebenswerk und die Persönlichkeit von Ignatz Bubis. Die Verleihung ist darüber hinaus Ausdruck der Verpflichtung Frankfurts, für die von ihm verkörperten Werte einzutreten. Die Verleihung ist mit einem Geldpreis von 50.000 Euro verbunden.

Der Laudator und ehemalige Frankfurter Kämmerer Tom Koenigs: „Die Befürchtung von Ignatz Bubis, dass Xenophobie und alle Arten von Diskriminierung auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft sind, ist heute ja ganz aktuell und real, auch wenn sich manches noch als Biedermann verkleidet. Dagegen braucht es ein Bürgerbündnis der Liberalität und der guten Nachbarschaft, der Weltoffenheit, ein Bündnis, das das Recht zum Andersein hochhält, das Diskriminierung, Radikalisierung, Nationalismus, Vereinfachung und Dummheit entgegentritt und zwar aus der Tiefe der Gesellschaft heraus. Integration braucht Verantwortung (auch historische Verantwortung), Toleranz, Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, Zuversicht und Beharrlichkeit. Diese Tugenden nennt Frank-Walter Steinmeier für eine gute Außenpolitik. In der globalisierten Welt sind uns die fernen nahe gekommen. Gute Nachbarschaft braucht Regeln und Institutionen und Menschen, die sie tragen, sich engagieren, Angebote machen, Gesprächskanäle ermöglichen, eröffnen und nutzen.“

„Frank-Walter Steinmeier ist ein aufrichtiger, glaubwürdiger und besonnener Politiker; dessen Gerechtigkeitssinn und Ausgewogenheit ausschlaggebend für die Verleihung des diesjährigen Ignatz Bubis-Preises an ihn waren“, so Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurts und Vize-Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland abschließend.

Oberbürgermeister Peter Feldmann, Ida Bubis, Frank-Walter Steinmeier und Laudator Tom Koenigs. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier goddenthow
Oberbürgermeister Peter Feldmann, Ida Bubis, Frank-Walter Steinmeier und Laudator Tom Koenigs. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow