Kategorie-Archiv: Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Die ersten Wimmelbilder – Dürers einzigartige Druckgrafiken neu entdecken im Landesmuseum Darmstadt bis 24. April 2016

Albrecht Dürer Das Männerbad Um 1496/97 Holzschnitt ©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek
Albrecht Dürer. Ausschnitt aus: Das Männerbad, um 1496/97. Holzschnitt ©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek

Vom 29. Januar  bis 24. April 2016 zeigt  das Hessische Landesmuseum Darmstadt  130 einzigartige  Meisterdrucke von Albrecht Dürer. Das Werk präsentiert sich wesentlich in den sechs Themen-Pavillons: „Volk und Frömmigkeit“, „Apokalypse“, „Idealakt und Antike“, „Abendmahl und Passion“, „Marienleben“ und „Technische Experimente“.

Per Lupe im eigenen Tempo auf Entdeckungstour durch die ersten Wimmelbilder. © massow-picture
Per Lupe im eigenen Tempo auf Entdeckungstour durch die ersten Wimmelbilder. © massow-picture

„Slow-Look“ mit Lupenhilfe

Aufgrund ihrer unglaublichen  Detailfülle erinnern Albrecht Dürers Meisterdrucke an  erste Wimmelbilder. Zur besseren visuellen Erschließung der zum Teil auch winzigen Bild-Details , haben sich die Ausstellungsmacher bewusst für Lupen und gegen eine digitalisierte Bildaufbereitung zur Tablet-Nutzung entschieden. Denn „bei dem Computer ist ja alles vorpräpariert wenn Sie da klicken. Aber mit der Lupe haben Besucher die Möglichkeit, zu einem ganz persönlichen Dialog mit dem Detailreichtum des Blattes zu finden, den sie ganz allein haben können“, betont Dr. Mechthild Haas, Kuratorin und Leiterin der Graphischen Sammlung. Statt Slow-Food bieten wir „Slow-Look“, so die Kuratorin.  Die Lupen können gleich an der Kasse kostenfrei ausgeliehen werden, um sich dann im eigenen Tempo auf die Erkundungstour zu machen und sich von der Magie der zum Teil über 500 Jahre alten Originale verzaubern zu lassen.

Die Werke stammen aus dem Gesamtbestand an Dürer-Graphik

Es ist ein Glücksfall, dass einst der spätere Großherzog Ludewig I. von Hessen, auf dessen Sammlungen das heutige Hessische Landesmuseum Darmstadt gründet, bereits 1802/03 über die Kunsthandlung Artaria Albrecht Dürers (1471-1528) graphisches Werk fast vollständig und in schönster Druckqualität für die Darmstädter Sammlung erwerben konnte. Wie aus handschriftlichen Vermerken auf einigen Blättern hervorgeht, waren diese zuvor im Besitz des berühmten Graphikhändlers Pierre Mariette, ein Name der bis heute Kennerschaft und höchste Qualitätsmaßstäbe verbürgt.

Albrecht Dürer Die apokalyptischen Reiter Apokalypse, III. Figur 1498 Urausgabe, lateinisch Holzschnitt ©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek
Albrecht Dürer
Die apokalyptischen Reiter
Apokalypse, III. Figur
1498 Urausgabe, lateinisch
Holzschnitt
©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek

Aus ihrem Gesamtbestand der Dürer-Graphik hat die Graphische Sammlung eine Ausstellung mit Holzschnitten und Kupferstichen in vorzüglichen Abzügen sowie einige rare Eisenradierungen zusammengestellt. Zu sehen sind über 130 Blätter. Dürers berühmte Apokalypse (1498) sowie seine Zyklen zur Passion und dem Marienleben (1511) sind vertreten. Hinzu kommen bekannte aber auch äußerst seltene Einzelblätter zu verschiedenen mythologischen und sakralen Themen aus allen Schaffenszeiten des Künstlers, von „Adam und Eva“ (1504) bis zur „Melencholia I“ (1514) oder dem „Großen Triumphwagen“ (1522). Die Ausstellung mit den Glanzstücken von Albrecht Dürers Graphikkunst eröffnet die Perspektive auf einen der wichtigsten Abschnitte der abendländischen künstlerischen Entwicklung überhaupt.

Albrecht Dürer Melencolia I (Die Melancholie) 1514 Kupferstich ©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek
Albrecht Dürer
Melencolia I (Die Melancholie)
1514
Kupferstich
©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek

Der Künstler Albrecht Dürer lebte in einer der markantesten historischen Epochen des Übergangs, an der Schwelle zum Europa der Moderne. Dürers Holzschnitte und Kupferstiche erfüllten nicht mehr nur die Funktion der Andachtsgraphik früherer Jahre. Vielmehr richtete sich Dürer mit seiner Graphik an ein kunstverständiges, religiösen wie philosophischen Fragestellungen gegenüber offenes Publikum. Der Spannungsbogen, den Dürer mit seinen Druckgraphiken setzte, ist von überraschend moderner Intellektualität geprägt, er bewegt sich zwischen Wissenschaft und Alchemie, Philosophie und Mysterium des Glaubens, Naturstudium und visionärer Schau.

Dem Besucher wird in der Ausstellung anhand dieser kostbaren Exponate vermittelt, welch herausragende Rolle Albrecht Dürer (1471-1528) für die Druckgraphik im 16. Jahrhundert zukommt, indem er sie in den Rang der Kunst erhob.

Original oder Fälschung

"Flucht aus Ägypten" - Ist dies Dürers Original oder Raimondis Fälschung?
„Flucht aus Ägypten“ – Ist dies Dürers Original oder Raimondis Fälschung? © massow-picture

Besonders in Italien waren Albrecht Dürers Werke so geschätzt, dass sie häufig einfach adaptiert oder 1 : 1 kopiert wurden. So bildete sich der italienische Kupferstecher Marcantonio Raimondi an Holzschnitten Albrecht Dürers weiter und kopierte zwischen 1505 und 1510 ca. 80 Graphiken, einschließlich Albrechts Dürers Signatur „A.D“. Als das 1506 aufflog, reiste Albrecht Dürer nach Italien. Er ging gerichtlich gegen die nicht autorisierten Reproduktionen vor und gewann den ersten urheberrechtlichen Prozess der Kunstgeschichte. Dabei wurde Raimondi nicht etwa wegen der Kopie der Holzschnitte, sondern allein wegen der widerrechtlichen Aneignung von Dürers Signatur „A.D.“ verurteilt. Mit dem hierdurch erlaubten Kopieren von Gemälden als Kupferstiche begründete Raimondi die künstlerische Sparte der Reproduktion von Kunstwerken durch Kupferstiche. Er machte sozusagen das Abkupfern hoffähig, während Albrecht Dürer ganz nebenbei Urheberrechtsgeschichte schrieb und mit dem Schutz seiner Signatur „A.D.“ das Markenrecht und die „Marke“ als Marketing-Instrument begründete. Präsentiert wird mit „Flucht aus Ägypten“ eines der für das Urteil  von 1506 wichtigen Werke. Im Pavillon Marienleben können Besucher neben Albrecht Dürers Originalholzschnitt  die gleichnamige Kupferkopie von Raimondi samt unerlaubter Dürer-Signatur „A.D.“  in Augenschein nehmen und mit der Lupe klar die Unterschiede zwischen Original und Fälschung erkennen.

Solches und ähnliches Hintergrundwissen über Dürers Schaffen aber auch Einführungen zum Bilderverständnis und thematischen Kontexten  erfahren Besucher insbesondere auch über angebotene Themenführungen, Schülerprogramme, Filmvorführungen und Sonderveranstaltungen (z.B. Großes Dürer-Wochenende am 9. u. 10. April 2016) sowie über Kurse zum Erwerb druckgraphischer Kenntnisse (Radieren, Kupferstich und Kaltnadeltechnik). Siehe hierzu Details weiter unten.

Katalog zur Ausstellung
duerer-ausstellungsbandAbsolut empfehlenswert ist der in bester Druckqualität gelungene englisch-deutsche Ausstellungskatalog: Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Mechthild Haas (Hrsg.): Albrecht Dürer. Art in Transition. Kunst im Übergang. Justus von Liebig Verlag. Darmstadt 2016,  139 Seiten, 14,95 Euro. ISBN: 978-3-87390-371-5

 

Zur Ausstellung:

© massow-picture
© massow-picture

Veranstaltungsort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt

Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 – 20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11.00 – 17.00 Uhr
Montag geschlossen

Ticket
Erwachsene 10, ermäßigt 6 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Gruppen- und Einzelführungen
Individuelle Buchung beim Besucherservice Bildung und Vermittlung
unter: Telefon: +49 (0) 6151-1657111, Mail: vermittlung@hlmd.de
Anmeldungen auch für Gruppen ohne gebuchte Führung erforderlich!
Die Führungen sind auf 25 Personen beschränkt.
Erreichbarkeit: Dienstag und Freitag 10.00 – 12.00 Uhr, Mittwoch 14.00 – 16.00 Uhr
pro Führung und Gruppe: 60,- Euro zzgl. Eintritt, fremdsprachig: 70,- Euro zzgl. Eintritt

Angebote für Schulklassen
Für Schulklassen gibt es speziell zugeschnittene Rundgänge. Weiterführende Informationen unter www.hlmd.de

Rahmenprogramm
Anlässlich der Sonderausstellung gibt es ein umfangreiches Angebot an Veranstaltungen. Weiterführende Informationen unter www.hlmd.de

Öffentliche Führungen
Sonntag, jeweils 11.30 Uhr
31.01. mit Almut Rüllmann M.A.
14.02. mit Hannes Pflügner M.A.
28.02. mit Dr. Stephanie Hauschild
13.03. mit Nina Wittmann M.A.
10.04. mit Nina Wittmann M.A.
17.04. mit Almut Rüllmann M.A.

Sonntag, jeweils 15.00 Uhr
mit Vorführungen der Drucktechniken Kupferstich und Kaltnadelradierung
07.02. mit Renate-Charlotte Hoffmann M.A.
21.02. mit Barbara Rubert M.A.
06.03. mit Almut Rüllmann M.A.
20.03. mit Renate-Charlotte Hoffmann M.A.
03.04. mit Barbara Rubert M.A.
24.04. mit Dr. Stephanie Hauschild
Alle Druckvorführungen: Katharina Eckert, Ruth Ullenboom

Mittwoch, jeweils 18.30 Uhr
03.02. mit Carien Walter
17.02. mit Dr. Stephanie Hauschild
24.02. mit Dr. Davide Dossi in deutsch-italienischer Sprache
02.03. mit Hannes Pflügner M.A.
16.03. mit Carien Walter
30.03. mit Nina Wittmann M.A.
13.04. mit Hannes Pflügner M.A.
20.04. mit Dr. Davide Dossi in deutsch-italienischer Sprache

Themenführungen
Freitag, jeweils 11.00 Uhr
12.02. »Dürer als Unternehmer«
mit Dr. Mechthild Haas, Kuratorin der Ausstellung

26.02. »Dürer in Venedig«
mit Dr. Davide Dossi, wissenschaftlicher Volontär (in deutsch-italienischer Sprache)

11.03. »Dürers tanzendes Bauernpaar«
mit Dr. Mechthild Haas, Kuratorin der Ausstellung
15.04. »Dürer-Rezeption in Italien«
mit Dr. Davide Dossi, wissenschaftlicher Volontär (in deutsch-italienischer Sprache)

Oster-Führung in der Karwoche
»Die Passion Christi«
Mittwoch, 23.03.,18.30 Uhr
mit Dr. Mechthild Haas, Leiterin Graphische Sammlung

Alle Führungen kostenfrei (lediglich Sonderausstellungseintritt), max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse

Buchung von Gruppen- und Individualführungen
Kostenbeiträge:
eine Führung 60,- Euro zzgl. Eintritt; fremdsprachig 70,- Euro zzgl. Eintritt
Anmeldung mindestens zwei Wochen vor dem geplanten Museumsbesuch.
Servicetelefon: 06151 – 16 57 111 oder E-Mail: vermittlung@hlmd.de

Filmvorführungen
Sonntag 28.2., 15.00 Uhr
und
Sonntag 10.4., 11.30 Uhr
LIDO
»Ich – Albrecht Dürer«
Dokumentarfilm von Stefanie Appel (2011, 45 Min.)
©Bayerisches Fernsehen 2011

Kostenfrei (lediglich Sonderausstellungseintritt)

Weiter zu früheren Ausstellungen des Hessischen Landesmuseums

Ausstellungs-Highlights 2016 des Hessischen Landesmuseums Darmstadt starten mit Dürer-Druckgaphiken

Die Ausstellungs-Higlights im Überblick

Albrecht Dürer Adam und Eva, © Hessisches Landesmuseum
Albrecht Dürer Adam und Eva, © Hessisches Landesmuseum

Das Ausstellungsjahr beginnt am 29. Januar 2016 mit der Präsentation „Albrecht Dürer – Meisterwerke der Druckgraphik aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt“. Die Graphische Sammlung präsentiert im Großen Saal eine Ausstellung mit 130 Arbeiten, Holzschnitte und Kupferstiche in vorzüglichen Abzügen sowie einige rare Eisenradierungen. Zu sehen sind ausgewählte Blätter der Passionszyklen, der Apokalypse, des Marienlebens, sowie Einzelblätter zu verschiedenen mythologischen und sakralen Themen.

Ab dem 15. Juli 2016 steht der Große Saal ganz im Zeichen der Mode: „CHIC! Mode im 17. Jahrhundert“.  Im Mittelpunkt der hochkarätigen Schau stehen die Wämser, Mieder und Oberröcke des HLMD, die einen einzigartigen Überblick über die Entwicklung der Mode im 17. Jahrhundert eröffnen. Sie begeistern durch ihre Materialien – Seide und Samt, Spitzen und Bänder – ebenso wie durch ihre Verarbeitung. Originalkostüme aus dieser Zeit haben sich nur vereinzelt erhalten. Eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen weltweit befindet sich im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Die insgesamt 18 Kostümoberteile, einst getragen von wohlhabenden Damen und Herren der Kölner Gesellschaft und entstanden zwischen 1610 und 1660, gehören zu den absoluten kostümgeschichtlichen Raritäten.

Anthony Cragg wird ab dem 2. Dezember 2016 im architektonisch eindrucksvollen Großen Saal die Ausstellung „Skulpturen“ zeigen. Die Schau wird eine der wichtigsten monografischen Ausstellungen des Künstlers in Deutschland im Jahr 2016 sein. Anthony Cragg (geb. 1949, Liverpool) ist einer der bedeutendsten internationalen Bildhauer der Gegenwart. Der in Wuppertal lebende britische Künstler, bis 2013 Rektor der Kunstakademie Düsseldorf und international vielfach ausgezeichnet, wird ca. 20 Arbeiten der letzten Jahre präsentieren. Seine teilweise großformatigen Skulpturen aus Metall, Marmor, Holz und neuerdings auch Glas sind von organischen Naturformen oder der menschlichen Figur inspiriert und von faszinierender Ästhetik. Im Vordergrund steht das Material als stärkster Ausdrucksträger der Skulptur überhaupt. In der sakral anmutenden Architektur des Ausstellungsraums erhalten diese Skulpturen eine überragende und eindrucksvolle Präsenz.

Einzigartige Mineraliensammlung in einer spektakulären Neupräsentation ab 29. Nov 2015 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

© Hessisches Landesmuseum Darmstadt
© Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Erstmals nach 25 Jahren ist die einzigartige Mineraliensammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt in einer spektakulären Neupräsentation wieder zu sehen. Ab Sonntag, dem 29. November 2015, 12 Uhr, ist sie für das Publikum geöffnet.

Die Mineralogische Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt geht als eine der ältesten Sammlungen aus dem großherzoglichen „Naturalien Cabinett“ hervor. Großherzog Ludewig I. begann schon als Erbprinz mit dem Aufbau einer eigenen Sammlung. Die Sammeltätigkeit seiner Mutter Karoline (1721-1774), die „Große Landgräfin“, scheint ihn dabei inspiriert zu haben, denn er baute auf ihrem Bestand auf. In der Zeit zwischen 1802 bis 1811 wurden für 4300 Gulden Mineralien-Sammlungen angekauft u.a. die des Baron von Hüpsch, des Mineralogen von Klippstein, des Bergrates Emmerling und des Münzmeisters Fehr. Nach dem Tode des Barons von Hüpsch 1805 gelangte seine restliche Mineralien-Sammlung aus Köln als Nachlass an das Großherzogliche Museum.

Die Mineraliensammlung wird bis heute ständig erweitert, derzeit umfasst sie eine beachtliche Anzahl von ca. 33.000 Objekten. Den Auftakt für die gezielte Erweiterung der Mineraliensammlung bildete 1995 der Erwerb der Sammlung Paul Ruppenthal. Vorangegangen war die sehr erfolgreiche Sonderausstellung „Faszination Edelstein“ 1993, wobei die Kontakte zur Firma Ruppenthal geknüpft wurden. Den besonderen Wert der Sammlung zeichnet die große Anzahl wissenschaftlicher Raritäten aus, die zugleich auch ästhetische Kostbarkeiten sind und somit „Juwelen der Natur“ darstellen.

Im Jahr 2002 wurde mit der Unterstützung der Freunde des Landesmuseums Darmstadt e.V. der Ankauf der Sammlung von Hans Ecker realisiert, die unter anderem viele Altfunde aus dem Odenwald enthält. Im Jahr 2004 ist dem Museum die Sammlung Theo Schmitt geschenkt worden, die hauptsächlich Mineralien aus dem europäischen Ausland enthält. 2007 konnte eine 16 kg schwere Silber-Großstufe aus dem Odenwald angekauft werden. Silberfunde in dieser Größenordnung sind absolut selten.

2010 konnte eine hochkarätige, mehr als 4000 Mineralien umfassende Sammlung aus dem Odenwald erworben werden, auch hierbei unterstützten uns die Freunde des Landesmuseums Darmstadt e.V. Diese Sammlung ergänzt unsere vorhandenen Bestände in hervorragender Weise, da wir vor allem historische Aufsammlungen aus dem Odenwald besitzen, hierbei aber die meisten Funde aus der Zeit ab ca. 1965 stammen. 2012 ist eine Mikromount-Sammlung aus Reichenbach erworben werden, Reichenbach ist neben Nieder-Beerbach, Mackenheim und Auerbach der bekannteste Fundort im Odenwald. Mit dem Erwerb dieser weiteren regionalen Sammlung von ca. 900 Spitzenstufen, bestehend aus 110 verschiedenen Mineralarten, konnte unsere Odenwald Sammlung komplettiert werden.

© Hessisches Landesmuseum Darmstadt
© Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Das HLMD ist damit im Besitz einer der wichtigsten Belegsammlungen für den Odenwald, da inzwischen sehr viele Steinbrüche in der Region stillgelegt wurden. Wir sehen uns verpflichtet, wichtiges und unersetzliches geowissenschaftliches Referenzmaterial zu erhalten, das die Grundlage heutiger geochemischer Forschung bildet. Da der Bergbau erloschen ist und durch Rekultivierung kaum noch Material zugänglich ist, sind gerade diese historischen Sammlungen unersetzlich. Der Odenwald mit seinem Areal von rund 2500 km² ist mit über 400 Mineralarten aus etwa 70 Fundorten reich an Mineralienfundstellen. Diese Anzahl entspricht etwa 10 % der weltweit vorkommenden Mineralarten.

In ungewöhnlicher Weise präsentiert die neue 16 m lange und 4 m hohe Vitrine, die einer Gesteinskluft nachempfunden ist, mehr als 850 funkelnde Mineralien aus der ganzen Welt. Im ersten Sammlungsschwerpunkt wird eine Auswahl von 12 Fundorten des Odenwaldes mit ihren typischen Mineralien gezeigt. Dazu gehören beispielsweise die Maganerz-Vorkommen von Wald-Michelbach, Barytvorkommen von Ober-Ostern, die Marmore aus Auerbach oder die Silber- und Kobalt-Vererzungen aus Nieder-Beerbach. Die klassische Systematik der Mineralien wird im zweiten Sammlungsbereich durch Mineralien der Sammlung Paul Ruppenthal veranschaulicht. Ausziehbare Schubladen an der Vitrine geben dem Besucher weiterführende Informationen über verschiedene Aspekte wie Klassifikation von Mineralien, Kristalleigenschaften sowie über Vorkommen und Verwendung von Mineralien.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt

Neuer Notfallverbund Darmstadt hilft Kultureinrichtungen im Ernstfall

Beispiele restaurierungsbedürftiger Archivalien, hier im Landesmuseum Darmstadt. © massow-picture
Beispiele restaurierungsbedürftiger Archivalien, hier im Landesmuseum Darmstadt. © massow-picture

Im neu gegründeten Notfallverbund Darmstadt schließen sich 16 bedeutende Archive, Bibliotheken, Museen und Forschungseinrichtungen zusammen. Sie sichern sich damit gegenseitige Unterstützung zu, wenn beispielsweise ein Brand, Unwetter oder technische Defekte das bei ihnen bewahrte Kulturgut gefährden.

Papierrestaurierung auf höchstem Niveau in den Restaurierungswerkstätten des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, Beispiele restaurierungsbedürftiger Archivalien, hier im Landesmuseum Darmstadt. © massow-picture
Papierrestaurierung auf höchstem Niveau in den Restaurierungswerkstätten des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, Beispiele restaurierungsbedürftiger Archivalien, hier im Landesmuseum Darmstadt. © massow-picture

Die einmaligen Kulturschätze in Archiven, Bibliotheken und Museen sind trotz aller Sorgfalt nicht vor Unglücken gefeit: Das zeigten das Jahrhunderthochwasser in Dresden 2002, der Brand in der Weimarer Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek 2004 und der Einsturz des Stadtarchivs in Köln 2009. Kultureinrichtungen arbeiten deswegen zusammen, um im Ernstfall schnell Hilfe leisten zu können. Der neue Notfallverbund Darmstadt ist der dritte und bisher größte Zusammenschluss dieser Art im Land.

Staatssekretär Ingmar Jung: „Im neuen Notfallverbund Darmstadt verpflichten sich die Partner beispielsweise, für ihre Liegenschaft einen Notfallplan zu erarbeiten sowie regelmäßige Bergungsübungen zu organisieren. Sollte ein Unglück geschehen, kann jeder Teilnehmer auf personelle und technische Hilfe der anderen zählen. Der Notfallverbund Darmstadt setzt damit ein besonders markantes Signal fachlicher und kulturpolitischer Notfallvorsorge.“

Staatssekretär Jung unterzeichnete am 18. November 2015 im Haus der Geschichte, Karolinenplatz 3, in Darmstadt die Vereinbarung für das Hessische Landesmuseum Darmstadt und das Hessische Staatsarchiv Darmstadt. Auch die Technische Universität Darmstadt und die Hochschule Darmstadt sind Partner im Notfallverbund.

Wissenschaftlerführung „Die Expressionisten im HLMD“

Ernst Ludwig Kirchner Fehmarnküste, 1913 Foto. Wolfgang Fuhrmannek, HLMD
Ernst Ludwig Kirchner
Fehmarnküste, 1913
Foto. Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Am Mittwoch, 18. November 2015, lädt das Hessische Landesmuseum Darmstadt um 18.30 Uhr zu der Wissenschaftlerführung „Die Expressionisten im HLMD“ mit Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos für 19.-21 Jahrhundert, ein.

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt besitzt eine kleine, aber stattliche Sammlung der expressionistischen Malerei. Werke von Malern der Künstlergemeinschaften „Brücke“ wie E.L. Kirchner, E. Heckel und M. Pechstein und des „Blauen Reiter“ wie A. Macke, aber auch Maler wie L. Meidner und C. Felixmüller bieten ein breites Spektrum dieser Kunstrichtung, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg die Kunstwelt stark prägte. Die Führung gibt einen Überblick über die Werke und Künstlerpersönlichkeiten.

Die Führung ist kostenfrei, max. 25 Teilnehmer. Es gilt der Museumseintritt 6, erm.4 Euro. Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse

Bildunterschrift:
Ernst Ludwig Kirchner
Fehmarnküste, 1913
Foto. Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Themenführung „Block Beuys“ im Darmstädter Landesmuseum am 28. Oktober

Am Mittwoch, den 28. Oktober 2015, lädt das Landesmuseum Darmstadt um 11.15 Uhr zu der Themenführung „Block Beuys“ mit Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos für 19.-21 Jh., ein.

Joseph Beuys (1921–1986) war einer der bedeutendsten deutschen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt besitzt mit dem „Block Beuys“ seinen weltweit größten, authentischen Werkkomplex.

Den Kern bildet eine 1967 vom Darmstädter Sammler Karl Ströher angekaufte Werkgruppe, die ab 1968 erweitert und ergänzt wurde. 1970 hat Joseph Beuys die Aufstellung der Objekte und ihre Installation in Vitrinen selbst vorgenommen. 1989 konnte der „Block Beuys“ für das Museum erworben werden.

In sieben Räumen befinden sich 290 betitelte Arbeiten aus der Zeit von 1949 bis 1972 – darunter zahlreiche für das Kunstverständnis des Künstlers bedeutende Objekte und Installationen wie „Grauballemann“ (1952), „Jungfrau“ (1961), „Szene aus der Hirschjagd“ (1961), „Stuhl mit Fett“ (1963), „FOND II“ (1968) und „FOND III“ (1969). Filzobjekte aus den Jahren 1964–1967 dokumentieren die Bedeutung eines der Hauptmaterialien des Künstlers. 23 Vitrinen in drei Räumen bergen Objekte aus ehemaligen Aktionen und zahlreiche Multiples von Joseph Beuys. Zeichnungen und Wasserfarbenblätter ergänzen die Sammlung.

Die Führung ist kostenfrei, max. 25 Teilnehmer. Es gilt der Museumseintritt 6, erm.4 Euro.

Bildunterschrift:
Joseph Beuys
FOND III, 1969 / Grauballemann, 1952 / Filzanzug, 1970
Block Beuys, Raum 2
© VG Bild-Kunst Bonn 2014

„Homo – Expanding Worlds“ weltweit einzigartige „Show“ urmenschlicher Funde aus fünf Weltregionen im Hessischen Landesmuseum bis 22.Nov. 2015

Homo - Expanding World, hier einer der wichtigsten Pavillions "Man trifft sich", in dem dargestellt und erläutert wird, wie sich der europäische Neandertaler mit dem afrikanischen Homo sapiens vor rund 50 000 Jahren in der Region des heutigen Israels vermischte und zu unserem Vorfahr wurde. © massow-picture
Homo – Expanding Worlds, hier einer der wichtigsten Pavillons „Man trifft sich“, in dem dargestellt und erläutert wird, wie sich der europäische Neandertaler mit dem afrikanischen Homo sapiens vor rund 50 000 Jahren in der Region des heutigen Israels vermischte und zu unserem Vorfahr wurde. © massow-picture

Seit Freitag, dem 9. Oktober 2015 präsentiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt mit der neuen Ausstellung Homo – Expanding Worlds für nur sechs Wochen die „Kronjuwelen der Menschheitsgeschichte“. Das sind weltberühmte Fossilien aus: Südostafrika (Malawi), Südostasien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- & Südwesteuropa (Deutschland, Gibraltar). „Das sind nicht irgendwelche Originale, sondern Skelett-Funde die zu den prominentesten Fossilien der Menschheitsgeschichte weltweit zählen“ schwärmt Museumsdirektor Dr. Theo Jülich, dem solche Superlative eher zuwider sind. Denn „diese Rembrandts der Paläontologie“ ruhten normaler in den großen Tresoren und Safes der Museen der Welt und werden gar nicht ausgestellt, allenfalls ausgewiesenen Forschern vor Ort zur Untersuchung zur Verfügung gestellt.

vl. Dr. Theo Lülich, Direktor des Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Dr. Oliver Sandrock, Kustos für Wirbeltiere Paläontologie Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Paläoanthropologe, Projekt Rockeeh, auf der Pressekonferenz. © massow-picture
vl. Dr. Theo Lülich, Direktor des Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Dr. Oliver Sandrock, Kustos für Wirbeltiere Paläontologie Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Paläoanthropologe, Projekt Rockeeh, auf der Pressekonferenz. © massow-picture

Dass das Hessische Landesmuseum Darmstadt überhaupt diese einzigartigen Original-Fossilien – Funde „von der Wiege der Menschheit Afrika“ bis zum Original-Neandertalerfund nahe Mettmann – in einer solch einzigartigen Reihe von 10 Ur- und Frühmenschen-Typen zeigen kann, verdankt es vor allem Professor Dr. Friedemann Schrenk, international anerkannter Paläoanthropologe, unter anderem Entdecker des 2,4 Millionen Jahre alten „Homo Rudolfensis“, und Dr. Oliver Sandrock, international anerkannter Wissenschaftler und Kurator für fossile Wirbeltiere in der Erd- und Lebensgeschichte des Hessischen Landesmuseums.

Dr. Oliver Sandrock: Funde belegen, dass Frühmenschen bereits sozial gehandelt, etwa ihre alten mitversorgt haben. Das haben wir bewusst auch in den Bildern, hier mit einem älteren Neandertaler, zum  Ausdruck bringen wollen. © massow-picture
Dr. Oliver Sandrock: Funde belegen, dass Frühmenschen bereits sozial gehandelt, etwa ihre alten mitversorgt haben. Das haben wir bewusst auch in den Bildern, hier mit einem älteren Neandertaler, zum Ausdruck bringen wollen. © massow-picture

„Noch nie hat jemand alle diese Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen zusammen gesehen, und niemand wird sie jemals wieder zusammen sehen“, unterstreicht Professor Schrenk die Bedeutung dieser einmaligen Gesamtschau. Sie zeigt die evolutionäre Entwicklung des Menschen nicht als eine Art linearen Stammbaum, sondern als Entwicklungsbusch und als ein Geflecht über Jahrmillionen hinweg dauernder frühmenschlicher Wanderungsbewegungen, Aufeinandertreffen und Vermischungen, wodurch wir zu dem Menschen wurden, der wir heute sind. Den vor- und frühmenschlichen Wanderungs-Wegen können Besucher auf anschaulichen Tafeln nachspüren und in sechs Ausstellungs-Pavillons die dazugehörigen Originalfunde mit vertiefenden (Video)Informationen erleben.

Station 1: Wiege der Menschheit (Afrika)

Unterkiefer des Homo rudolfensis, 2,3 bis  2,5 Mio. Jahre als aus Südostafrika, Malawi.© massow-picture
Unterkiefer des Homo rudolfensis, 2,3 bis 2,5 Mio. Jahre als aus Südostafrika, Malawi.© massow-picture

Die Ausstellung beginnt in Südostafrika, wo sich die Gattung Homo und ihre ausgestorbenen Vorfahren schon bis vor 2 Millionen Jahren entwickelten. Gezeigt wird hier der 2,3 bis 2,5 Mio. Jahre alte frühmenschliche Unterkiefer des Homo rudolfensis, der 1991 in zwei Teilen – sowie nachträglich noch ein fehlender Backenzahn – gefunden wurde und normalerweise im Department of Antiquities, Lilongwe, Malawi aufbewahrt wird.

Station 2: Out of Afrika (Kaukasus)

Dieser Fund aus Dmanisi (Georgien, Kaukasus) zählt zu den ältesten Funden menschlicher Existenz außerhalb Afrikas. © massow-picture
Dieser Fund aus Dmanisi (Georgien, Kaukasus) zählt zu den ältesten Funden menschlicher Existenz außerhalb Afrikas.
© massow-picture

In dieser Station lassen sich ein 1,77 Mio. Jahre alter Schädel und Unterkiefer eines Jugendlichen aus Dmanisi, Georgien, bestaunen. Dieser Fund aus Dmanisi zählt zu den ältesten Funden menschlicher Existenz außerhalb Afrikas. Der Schädel ist einer der kleinsten, die außerhalb Afrikas gefunden wurden, und widerlegt so ganz nebenbei, dass die Größe des menschlichen Hirns entscheidend für die Menschwerdung gewesen sei. Sein Hirn war mit einem Gehirnvolumen von 600 ccm extrem klein – nur Homo floresiensis, der Hobbit aus Flores, ist kleiner. Erst im Jahr 2002 wurde Homo georgicus als neue Art beschrieben und zwischen  Homo habilis/rudolfensis und Homo erectus eingeordnet. Vielleicht verließ bereits Homo habilis/rudolfensis Afrika, entwickelte sich in Westasien zu Homo erectus und wanderte vor weniger als 2 Mio. Jahren als ebendieser wieder in Ostafrika ein.

Station 3: Bis ans Ende der Welt (Südostasien)

1,5 bis 1 Mio. Jahre alte Schädel (Sangiran 2 Sangiran 4),© massow-picture
1,5 bis 1 Mio. Jahre alte Schädel (Sangiran 2 Sangiran 4), © massow-picture

Bis 1947 ging man davon aus, dass die Wiege der Menschheit in Asien läge. Zu bestätigen schienen das die Fossil-Funde bei Trini am Solo-Fluss auf Java durch den holländischen Militär-Arzt Eugène Dubios sowie die 1920 als sogenannte Peking-Menschen benannten Fossil-Funde.  Erhärtet wurde zudem die Hypothese  von der Entstehung der Menschheit in Asien mit weiteren Schädel- und Fossil-Funden, bezeichnet als Sangiran 2 bis 4  in den Jahren 1936 bis 1941 des  Geologen Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald. Das Kuriose war, dass ein bereits 1925 in Südafrika entdecktes Urmensch-Fossil, das viel ältere über 2 Mio. Jahre alte „Kind von Taung“ erst 1947 von den führenden Palöoanthropologen der neuen Gattung Australopithecus africanus zugeordnet wurde. Erst seitdem setzte sich die Out-of-Africa-Theorie, nämlich die Überzeugung durch, dass die Wiege der Menschheit in Afrika liege, und die Menschen von dort aus auswanderten in alle Erdteile.

Seit man glaubt, dass sich die Java-Menschen (Sangiran-Funde) deutlich von den jüngeren, als Peking-Menschen bezeichneten Fossilien unterscheiden, wird angenommen, dass beide Homo-erectus-Populationen wahrscheinlich unabhängig voneinander – in verschiedenen Wellen – aus Afrika in Asien eingewandert seien. Gezeigt wird in Station 3 der 1,5 bis 1 Mio. Jahre alte Schädel (Sangiran 2 Sangiran 4). Der Schädel musste wieder zusammengesetzt werden. Arbeiter, die pro Fundstück Prämien erhielten, hatten ihn 1937 zerschlagen, um mehr Fragmente abliefern und höhere Prämien kassieren zu können. Einige Nachfahren dieser Java-Menschen könnten schließlich nach Afrika zurückgekehrt sein und von dort aus in Richtung Europa gezogen sein.

Station 4: Man trifft sich in der Levante

Man traf sich, man liebte sich, man vermischte sich in Levante. Neandertaler aus Amud vermischten sich über Zehntausende von Jahren mit dem afrikanischen Homo sapiens im Gebiet des heutigen Israels.© massow-picture
Man traf sich, man liebte sich, man vermischte sich in Levante. Neandertaler aus Amud vermischten sich über Zehntausende von Jahren mit dem afrikanischen Homo sapiens im Gebiet des heutigen Israels.© massow-picture

Der anatomisch moderne Mensch taucht in Afrika „erst“ vor zirka 200 000 Jahren auf, von wo aus er vor rund 70 000 Jahren in die ganze Welt aufgebrochen zu sein scheint. Noch bis vor wenigen Jahren galt die Lehrmeinung, dass der Neandertaler ausgestorben und nicht unser Vorfahr sei. Doch ab den späten 1980er Jahre werden die Gene moderner Menschen untersucht, später auch die von Neandertalern und Schimpansen, und es zeigte sich, dass der heutige mitteleuropäische Mensch immerhin 4 Prozent Neandertaler-Gene besitzt. Und: Neandertaler verfügten bereits über unser Sprachgen FoxP2. Die Station „Man trifft sich“ zeigt anhand eines 70 000 bis 53 000 Jahre alten Neanderthaler-Schädels aus Israel (Amudhöhle am Wadi) dass diese robusten Kerle über Jahrtausende  hinweg in unmittelbarer Nachbarschaft zum modernen Homo sapiens lebten und sich mit ihnen vermischten. Zur Veranschaulichung wird ein zweiter, mit 92 000 Jahren noch älterer Homo-sapiens-Schädel aus einer in einer Kalksteinhöhle am Jebel Qufzeh bei Nazareth gezeigt. In Qufzeh wurden bis 1980 insgesamt 21 Homininen entdeckt.

Station 5: Letzte Zuflucht

Der Schädelfund eines Neandertalers  in Forbes' Quarry auf Gibralter. An der Südspitze Spaniens hatten die Neandertaler wohl am längsten überleben können. © massow-picture
Der Schädelfund eines Neandertalers in Forbes‘ Quarry auf Gibralter. An der Südspitze Spaniens hatten die Neandertaler wohl am längsten überleben können, bevor sie ganz ausstarben. © massow-picture

Diese Station wurde so bezeichnet, weil vermutlich Spanien die letzte „Zuflucht“ für den einst vorm Aussterben bedrohten Neandertaler war. Gezeigt wird ein wirkliches Kronjuwel der Archäologie, nämlich der zweite Schädelfund eines Neandertalers überhaupt aus dem Jahr 1848 aus Forbes‘ Quarry bei Gibraltar, der bereits Charles Darwin begeisterte. Es ist das erste Mal, dass der Leihgeber, das National History Museum, London, diesen Schatz für sechs Wochen außer Haus gibt.

Station 6: Coole Typen

Der Unterkiefer von Mauer wird zusammen mit Schädeln aus Griechenland, Frankreich und Sambia als Homo-heidelbergensis-Gruppe aus Europa und Afrika angesehen.© massow-picture
Der Unterkiefer von Mauer wird zusammen mit Schädeln aus Griechenland, Frankreich und Sambia als Homo-heidelbergensis-Gruppe aus Europa und Afrika angesehen.© massow-picture

In dieser letzten Station können Besucher einige der wichtigsten Funde zur Evolutionsgeschichte der Menschheit betrachten, wie etwa den 600 000 Jahre alten legendären Unterkiefer von Mauer. Er ist das überhaupt älteste menschliche Fossil eines Europäers, was hierzulande gefunden wurde, und zählt gemeinsam mit Schädeln aus Griechenland, Frankreich und Afrika zur Gruppe des Homo heidelbergensis.  Als er in der Sandgrube Grafenrain bei Mauer (Heidelberg) entdeckt wurde, wäre er einst fast wie ein Leichenrest eines modernen Menschen entsorgt worden, da zunächst niemand seine Bedeutung erkannte.

Homo steinheimensis. © massow-picture
Homo steinheimensis. © massow-picture

Ein „cooler Typ“ ist auch der  Homo steinheimensis, der  auf ca. 400 000 Jahre geschätzte Urmensch von Steinheim an der Mur.  Er oder sie, das weiß man nicht ganz genau, gilt als Übergangsform zwischen Homo erectus und Homo sapiens sowie als Wurzel der europäischen Neandertaler.

Eine besondere Rarität sind  der  Neandertalerfund  von 1856 sowie die  1997 und 2000 nachträglich entdeckten Fossil-Fargmente in der selben „Kleinen Feldhofer Grotte“ bei Mettmann.  So gelang es den Paläoanthropologen Ralf Schmitz und Jürgen Thissen ab 1997 durch Grabungen die Position der „Kleinen Feldhofer Grotte“, aus welcher der 1856er-Fund des rund 40 000 Jahre alten Neandertaler-Skeletts stammt,  zu klären. Dabei entdeckten die Forscher einstmals übersehene Fragmente des Originalskelettes (neue Neandertaler-Fossilien) sowie bislang fehlende Steinwerkzeuge und Nachweise der Tierwelt dieser Zeit. Die Darmstädter Ausstellung kann  erstmals nun diese Ikone der Urgeschichte ergänzt um die Neufunde präsentieren.

© massow-picture Expanding World: Prof. Dr. Friedemann Schenk mitte li. und Dr. Oliver Sandrock erläutern am Neandertalerfund von 1856 bei Mettmann Journalisten wie in Europa die ersten Weltbilder zur Evoultion des Menschen entstanden.
Pavillon „Coole Typen“ in der Ausstellung Homo Expanding Worlds. Prof. Dr. Friedemann Schrenk Mitte li. und neben ihm Dr. Oliver Sandrock, erläutern den mit Neufunden von 1997 und 2000 komplettierten Neandertalerfund von 1856 bei Mettmann (Düsseldorf). Kaum eine andere Urmensch-Gattung beflügelte wohl die Wissenschaft und Autoren mehr zur Entwicklung erster Weltbilder über Evolution des Menschen als der Neandertaler.

Die ersten ab 1997 durchgeführten DNA-Studien ergaben, dass wir Europäer zu einem gewissen genetischen Prozentsatz doch auch Nachfahren eben dieser robusten Neandertaler sind, was lange Jahre ausgeschlossen schien. Bis zu 4 Prozent Neandertaler-DNA besitzen wir Europäer im Schnitt noch.

Fund-Interpretation immer auch durch die Brille des Zeitgeistes

Die Fossilien in der gezeigten Ausstellung „Homo Expanding Worlds“ sind Originale von Ur- und Frühmenschen, der ältestes 2,3 bis 2,5 Mio. Jahre alt, der jüngste um die 40 000 Jahre (Neandertaler). Obwohl die Fossilien tot seien, so Dr. Sandrock, sprächen sie eine Sprache, die jedoch nicht eindeutig wäre. Vielmehr interpretiere die Wissenschaft Funde stets nach den vorherrschenden Welt-, Religions- und Wissenschaftsbildern. Denn letztlich könne man sich ja nur auf eine Handvoll Skelette, Schädel-, Kiefer- und Zahnfragmente stützten. So würden diese Urmenschen-Funde und –Fragmente kontrovers diskutiert und in zehn Jahren würde diese Ausstellung, falls überhaupt nochmals möglich, eventuell schon wieder anders aufgebaut sein, da sich Erkenntnisse und Ansichten – auch durch neue Funde – verändert haben könnten.

Prof. Dr. Friedemann Schrenk: „Erst seit ca. 500 Generationen sind wir alleine auf der Welt, Homo sapiens hatte alle anderen Mitmenschen verdrängt. Moderne Menschen sind das Produkt großräumiger Expansionsbewegungen. Die heutige Abschottung von Wohlstandsregionen wird höchstens wenige Generationen lang erfolgreich sein. Nur die kulturell globale Vernetzung kann das Überleben moderner Menschen langfristig sichern.“

Dr. Oliver Sandrock: „»Expanding Worlds« bedeutet die wiederholte Ausbreitung unserer Vorfahren aus Afrika heraus nach Eurasien. Es beschreibt auch, dass sich Weltbilder und die Rolle der Wissenschaft zur Evolution des Menschen erweiterten.“

Die Ausstellung präsentiert sowohl Originalfunde aus großer zeitlicher und räumlicher Verbreitung als auch – wissenschaftshistorisch – den je unterschiedlichen Blick der Forschung auf diese Funde. Die Fossilien werden von Videoinstallationen mit Wissenschaftlern und unterschiedlichen Schwerpunktthemen begleitet. Großformatige Banner zeigen die unterschiedlichen Lebensräume mit den tierischen Zeitgenossen unserer Vorfahren.

Diether v. Goddenthow

Veranstaltungsort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt

Laufzeit:
Oktober bis 22. November 2015
Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag                  10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch                                       10.00 – 20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag                    11.00 – 18.00 Uhr
Montag geschlossen

Ticket
Erwachsene 10, ermäßigt 6 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Gruppen- und Einzelführungen
Individuelle Buchung beim Besucherservice Bildung und Vermittlung ab 01. Juli 2015 möglich unter: Telefon: +49 (0) 6151-1657111, Mail: vermittlung@hlmd.de
Anmeldungen auch für Gruppen ohne gebuchte Führung erforderlich!
Die Führungen sind auf 25 Personen beschränkt.
Erreichbarkeit: Dienstag und Freitag 10.00 – 12.00 Uhr, Mittwoch 14.00 – 16.00 Uhr
pro Führung und Gruppe: 60,- Euro zzgl. Eintritt, fremdsprachig: 70,- Euro zzgl. Eintritt

Angebote für Schulklassen
Für Schulklassen gibt es speziell zugeschnittene Rundgänge „Der lange Weg der Menschwerdung“. Weiterführende Informationen unter www.hlmd.de

Kataloghomo-buchcover
Im Theiss Verlag – WBG erscheint ein Katalog, Preis Museumsausgabe: 14,95 Euro, Buchhandelsausgabe: 19,95 Euro.

Rahmenprogramm von Expanding Worlds Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen

Anlässlich der Sonderausstellung gibt es ein umfangreiches Angebot an Veranstaltungen. Weiterführende Informationen ab Juli 2015
Öffentliche Führungen
Sonntag 11.10., 18.10., 25.10., 1.11., 8.11., 15.11., 22.11.2015
je zwei Führungen 11.30 Uhr und 15.30 Uhr

Mittwoch 14.10., 21.10., 28.10., 4.11., 18.11.2015
Je zwei Führungen 18.30 Uhr

Kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt, max. 25 Teilnehmer pro Führung,
Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse

Vorträge
Mittwoch 21.10.2015, 18.30 Uhr

»Die Evolution der menschlichen Entwicklung: was wir von Neandertalern über uns selbst lernen können«
Dr. Philipp Gunz, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig

Mittwoch 4.11.2015, 18.30 Uhr
»Paläo-Cuisine« Die Ernährung unserer Vorfahren
Vortrag PD Dr. Ottmar Kullmer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Sektion Tertiäre Säugertiere, Frankfurt am Main

Mittwoch 11.11.2015, 18.30 Uhr
»Ursprünge, Umbrüche, Umwege – 6 Millionen Jahre Mensch«
Vortrag Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Sektion Paläoanthropologie, Frankfurt am Main

Vortragssaal des HLMD
kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt

Die Videoinstallation »MENSCHBILD«
Zwischen Liebe, Schuld und Unsterblichkeitswahn

Anlässlich der Sonderausstellung »EXPANDING WORLDS – Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltreligionen« präsentiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt während der Laufzeit im Vortragssaal die Videoinstallation »Menschbild« von Frank Moritz, Claudius A. Massinger und Ralf Stutz (2007).

Der filmische Diskurs wirft die Kernfragen unserer Zeit auf: nach Schuld und Strafe, Schmerz und Unsterblichkeit, Liebe und Vereinzelung. In den Textfragmenten des Hirnforschers Wolf Singer, des Dichters Friedrich Hölderlin und des Philosophen Friedrich Nietzsche verschmelzen rationale und irrationale Erkenntnisse. Die Bestandteile des Lebens splittern sich visuell und akustisch auf, werden getrennt in Körper, Seele, Geist und deren Sehnsucht nach Einheit.

Wissenschaft und Kunst im Dialog
Wolf Singers Frage nach dem »neuen Menschbild« entfaltet Hölderlins »Hyperion« für eine neue Zeit. Der biologischen Evolution und den natürlichen Grenzen der Möglichkeiten von »Menschsein« gegenüber steht die Sehnsucht nach dem Vernunft begabten Wesen und seiner kulturell, sozialen Entwicklung durch kognitive Prozesse. Polaritäten entstehen. Zwiespalt der Seele. Das Aushalten dieser komplexen Strukturen irritiert. Unsere Gedanken wollen zwischen wahr und falsch unterscheiden, das Gehirn aber funktioniert abstrakt, wirkt dem entgegen.

Das neue »Menschbild« zwischen Aufbruch und Vision
Das HLMD verbindet mit dieser Videoinstallation die Themen Aufbruch und Evolution. Hier wird der Beginn allen Seins, der Beginn allen Lebens dargestellt. Selbst in einer Zeit, in der der Mensch noch keine Rolle spielt, ist seine Bestimmung bereits ausgelegt und in die Zukunft gerichtet: Was will der Mensch? Welches Menschbild entsteht? Oder wie Wolf Singer es formuliert: »Wie können wir wissen, was wir wollen sollen?« Am Ende steht jedoch nicht vollständige Destruktion, sondern Versöhnliches: Bei Singer im Begriff der Regel, der es möglicherweise vermag, Ordnungszustände herzustellen und bei Hölderlin im Begriff der Liebe, in dem sich das Subjekt wieder aufrichtet: »Daher kommen wir. Dahin gehen wir.«

Präsentation samstags und sonntags und am Tag der Philosophie 19.11.2015 von 11 bis 18 Uhr.

Kulturticket der Deutschen Bahn
Gemeinsam mit der Deutschen Bahn bieten wir den Besuchern die umweltfreundliche und kostengünstige Anreise mit dem Sparpreis Kultur an. Die Fahrt mit dem Sparpreis Kultur nach Darmstadt gilt innerhalb von 3 Tagen hin und zurück – bequem und schnell im ICE/EC/IC ab allen Bahnhöfen in Deutschland. In der 2. Klasse ab 39 Euro bis 219 Euro (in der 1. Klasse ab 49 Euro bis 349 Euro). Bis zu vier Mitfahrer sparen jeweils 10 Euro. Kinder unter 15 Jahren reisen in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern kostenlos mit. Der Sparpreis Kultur ist nur erhältlich bei gleichzeitigem Kauf oder Vorlage einer Eintrittskarte zur Ausstellung „Expanding Worlds“ in allen DB Reisezentren und DB Agenturen oder online auf www.hlmd.de undwww.bahn.de/Kultur.

 

Expanding Worlds Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen – Ab 9. Oktober 2015 bis 22. November 2015 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

ExpandingWorlds_HomoDie Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck.

Ab 9. Oktober 2015 bis 22. November 2015

Eine Ausstellung in Kooperation mit Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Projekt ROCEEH

Die Entstehung der Menschen – äußerst selten und kostbar sind weltweit die Zeugnisse für diesen Millionen Jahre alten Prozess. Die fossilen Reste der frühen Menschheit ruhen heute gut bewacht in den Tresoren der großen Museen verschiedener Kontinente. Die Originalfunde sind normalerweise nur Wissenschaftlern zugänglich. In Ausstellungen zur Menschheitsgeschichte werden fast ausschließlich Abgüsse gezeigt. Jetzt sind die Kronjuwelen unserer eigenen Geschichte für wenige Wochen in Darmstadt in einer einmaligen Sonderausstellung im Original zu erleben: »Expanding Worlds«! Die Besucher haben die unwiederbringliche Chance, weltberühmte Hominidenfossilien nebeneinander zu sehen.

Die Ausstellung vereinigt Früh- und Urmenschen-Originalfunde aus Südost-Afrika (Malawi), Südost-Asien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- & Südwest-Europa (Deutschland, Gibraltar). Zu den gezeigten Originalen gehört beispielsweise das Neandertalerskelett, das den Neandertalern als so genanntes Typusexemplar ihren Namen gab. Es wurde genetisch untersucht, um deren Verwandtschaft zu uns zu klären. Eine Leihgabe aus Georgien wiederum gilt als ältester Schädel der Gattung Homo, der je außerhalb Afrikas gefunden wurde, und setzte mit seinen ca. 1,8 Mio. Jahren eine Neuinterpretation der »Out of Africa«-Ereignisse in Gang.

„Wenn Afrika die Wiege der Menschheit war, stellte es nur einen mittelmäßigen Kindergarten dar. Europa und Asien waren unsere Primärschulen”, so ein amerikanischer Anthropologe noch im Jahr 1962. Im Jahr 1969 griff der Regisseur Stanley Kubrick die Vorstellung des blutrünstigen Vormenschen in der Eingangssequenz seines Films »2001: Odyssee im Weltraum« auf. Diese Beispiele beschreiben anschaulich, wie die Weltbilder in den 1960er Jahren aussahen. Heute jedoch wissen wir: Afrika ist die Wiege auch aller modernen Menschen und unsere Vorfahren waren eher Gejagte als Jäger.

Sehen Sie im aktuellen Spot von Traumwelt, was Sie in der Ausstellung erwartet!

Vorverkauf

Der Vorverkauf für die Ausstellung hat bereits begonnen. Sie erhalten Ihre Tickets direkt an den Kassen des HLMD oder online über die Homepage des HLMD.

Die Stabilisierung eines großformatigen Plakates der ROSTA-Fenster von Wladimir Majakowski im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Wladimir Wladimirowitsch Majakowski, ROSTA-Fenster, 1921, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD
Wladimir Wladimirowitsch Majakowski, ROSTA-Fenster, 1921, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Am Mittwoch, dem 30. September 2015, um 16.00 Uhr, lädt das Hessische Landesmuseum Darmstadt ein zum Vortrag:  „Stabilisierung eines großformatigen Plakates der ROSTA-Fenster von Wladimir Majakowski“ von Monika Lidle-Fürst, Diplom Restauratorin in der Graphischen Sammlung .

Bei dem großformatigen ROSTA-Fenster mit dem Titel „Heda Rotarmist“ von Wladimir Majakowski (1893-1930) aus der Graphischen Sammlung des HLMD handelt es sich um ein politisches Plakat, das als Propagandamaterial der russischen Telegrafenagentur ROSTA in Schaufenstern gezeigt wurde. Es ist ein mehrfarbiges im Schablonendruck hergestelltes Unikat, das sich an die Rotarmisten wendet, sorgsam mit ihrer Ausrüstung umzugehen.

Zur damaligen Zeit wurde das Plakat auf einem einfachen Papier mit einem hohen Holzschliffanteil ausgeführt. Das äußerst brüchige Plakat war an vielen Stellen bereits in kleinste Fragmente zerbrochen und größere Originalverluste waren nur noch eine Frage der Zeit. Für die Restaurierung musste aufgrund der Fragilität des Objekts eine neue Methode der Rissschließung entwickelt werden, die es ermöglichte, die Risse von der Vorderseite des Plakats zu stabilisieren. Eine zusätzliche Schwierigkeit stellte dabei dar, dass das Plakat sich aus mehreren kleineren Papieren zusammensetzt, die durch Originalverklebungen eine starke Welligkeit und Spannungen im Papier erzeugen.

Der Eintritt ist frei.

Ort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
Fon: 06151/ 16 57 100

Infotext „EXPANDING WORLDS – Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen“ ist online

ExpandingWorlds_Homo

Für die Ausstellungssensation „EXPANDING WORLDS – Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen“ haben wir gemeinsam mit der Firma Traumwelt aus Stuttgart einen Teaser zur Ausstellung produziert. Er wird auf unserer Homepage die Besucher und Sie neugierig machen und über die sozialen Medien facebook und Instagram veröffentlicht. Damit erhoffen wir uns eine möglichst große und breite regionale und nationale Zielgruppe. Den Film sehen Sie hier: https://vimeo.com/traumwelt/hlmdteaser

Die Entstehung der Menschen – äußerst selten und kostbar sind weltweit die Zeugnisse für diesen Millionen Jahre alten Prozess. Die fossilen Reste der frühen Menschheit ruhen heute gut bewacht in den Tresoren der großen Museen verschiedener Kontinente. Die Originalfunde sind normalerweise nur Wissenschaftlern zugänglich.

Ab dem 9. Oktober präsentiert das HLMD für nur sechs Wochen bis zum 22. November 2015 einige der Kronjuwelen der Menschheitsgeschichte. Die Besucher haben die unwiederbringliche Chance, weltberühmte Hominidenfossilien nebeneinander zu sehen. Die Ausstellung „EXPANDING WORLDS“ vereinigt Früh- und Urmenschen-Originalfunde aus Südost-Afrika (Malawi), Südost-Asien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- & Südwest-Europa (Deutschland, Gibraltar).

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt