Kategorie-Archiv: Hessische Staatskanzlei

In Frankfurt am Main wird vier Tage lang Deutschland Demokratie-Geschichte gefeiert – Paulskirchenfest noch bis 21.Mai 2023

Gelungener Auftakt am ersten  Tag des Paulskirchenfestes. Tausende Menschen haben die Großveranstaltung am Donnerstag, 18. Mai, besucht. Das viertägige Fest zum 175. Geburtstag des ersten gesamtdeutschen Parlaments läuft noch bis Sonntag, 21. Mai.© Foto Diether von Goddenthow
Gelungener Auftakt am ersten Tag des Paulskirchenfestes. Tausende Menschen haben die Großveranstaltung am Donnerstag, 18. Mai, besucht. Das viertägige Fest zum 175. Geburtstag des ersten gesamtdeutschen Parlaments läuft noch bis Sonntag, 21. Mai.© Foto Diether von Goddenthow

Bei Kaiserwetter begrüßte die Stadt Frankfurt tausende Bürger und Gäste aus der ganzen Republik, darunter zahlreiche Ehrengäste, zum  175. Geburtstag des ersten gesamtdeutschen Parlaments. Die viertägige Großveranstaltung läuft noch bis Sonntag, dem 21. Mai 2023, rund um die Paulskirche, auf dem  Römerberg und am Main-Kai mit zahlen Info-Zelten, Fressbuden und Bühnenprogrammen. Zudem laden 17 Museen der Innenstadt zum kostenfreien Besuch ein, und im Frankfurter Römer, im Rathaus,  gibt es Ausstellungen und zahlreiche Programme. 

Beim vorausgegangenem Festakt in der Paulskirche  feierten   über 600 geladene Gäste aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft die „Wiege der deutschen Demokratie“. Unter den Gästen waren Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein, Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes Stephan Harbarth, Frankfurts neuer Oberbürgermeister Mike Josef,  Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg sowie Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner.

erste Reihe v.li.:  Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, Ministerpräsident Boris Rhein,  Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Bundespräsident  Frank Walter Steinmeier, Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner,  Oberbürgermeister  Mike  Josef und Bürgermeisterin  Nargess Eskandari-Grünberg. © Foto Diether von Goddenthow
erste Reihe v.li.: Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, Ministerpräsident Boris Rhein, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner, Oberbürgermeister Mike Josef und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg. © Foto Diether von Goddenthow

Das Paulskirchenfest soll insbesondere einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass unsere „westliche“ Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern dass sie hart erkämpft wurde, und aktiv verteidigt werden muss, soll sie uns nicht wieder abhanden kommen.

Die Paulskirche ist sowohl ein zentraler Ort des Kampfes unserer Vorväter für die Freiheit und Menschenrechte, als auch Deutschlands bedeutendstes Symbol gelebter Demokratie.

Vor exakt 175 Jahren trat in der Paulskirche das erste frei gewählte gesamtdeutsche Parlament zusammen. 1848 sei ein entscheidendes Jahr gewesen – „und es muss in unserer Erinnerung lebendig bleiben. Märzrevolution und Paulskirche sind große und folgenreiche Ereignisse der deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte. Wir haben allen Grund, das zu feiern – auch als Zeichen gegen die Verächter unserer parlamentarischen Demokratie.“, so der Bundespräsident (die komplette Rede).

Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein unterstrich: „Jede gesellschaftliche Entwicklung braucht Menschen, die für ihre Überzeugungen auch gegen Widerstände einstehen. Daran erinnert uns der mutige Kampf der Nationalversammlung und der visionären Frauen und Männer dieser Zeit. Der 18. Mai ist ein Festtag der Demokratie und des Parlamentarismus, der mit dem Paulskirchenfest einen würdigen Rahmen findet.“

„Wir freuen uns und sind sehr stolz, mit der Paulskirche einen Ort zu haben, der für Grundrechte und Demokratie steht“, betonte Oberbürgermeister Josef.

Zu den weiteren Programmpunkten in der Paulskirche gehörte ein moderiertes Podiumsgespräch, an dem Bundestagspräsidentin Bas, Landtagspräsidentin Wallmann und Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner als Repräsentantinnen von Parlamenten unterschiedlicher Mitbestimmungsebenen teilnahmen. Historische Redeauszüge von 1848 ließen für die Gäste die Debatten der damaligen Nationalversammlung noch einmal lebendig werden.

Gemeinsame Eröffnung des Paulskirchenfestes

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier umringt von Frankfurtern auf seinem Weg von der Paulskirche zur Römerberg-Bühne. © Foto Diether von Goddenthow
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier umringt von Frankfurtern auf seinem Weg von der Paulskirche zur Römerberg-Bühne. © Foto Diether von Goddenthow

Von der Paulskirche aus marschierten Bundespräsident und  Frankfurts Oberbürgermeister gemeinsam mit der Bundesinnenministerin und Bürgermeisterin über den Paulsplatz durch die große Menschenmenge zur Römerberg-Bühne.  Die  Bürger waren sichtlich von der unerwarteten unmittelbaren  Präsens des Bundespräsidenten  überrascht und hocherfreut. Steinmeier schüttelte unendlich viele Hände, ließ Selfies zu, und eröffnet anschließend gemeinsam mit Frankfurts Oberbürgermeister, der Bundesinnenministerin und Bürgermeisterin das Paulskirchenfest fürs Publikum.

„Der Charakter des Festes betont, dass in unserer Demokratie jede Einzelne und jeder Einzelne zum Mitmachen aufgefordert ist. Das ist mir besonders wichtig“, erklärt Oberbürgermeister Josef. Er fügt hinzu: „Ich freue mich bereits jetzt auf die Besucherinnen und Besucher der kommenden Tage.“

Oberbürgermeister Josef eröffnet gemeinsam mit Bundespräsident Frank Walter Steinmeier  auf dem Römerberg das Paulskirchenfest. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Josef eröffnet gemeinsam mit Bundespräsident Frank Walter Steinmeier auf dem Römerberg das Paulskirchenfest. © Foto Diether von Goddenthow

Der Bundespräsident sagte: „Ich wünsche mir, dass dieser Ort, die Paulskirche, noch stärker als bisher zu einem lebendigen Erinnerungs- und Lernort für die Demokratie wird. Ein Ort, der zusammen mit einem künftigen Haus der Demokratie, dreierlei leistet: Erinnerung, Bildung und demokratische Debatte.“

Innenministerin Faeser betonte: „Ich wünsche mir, dass auch heute wieder von Frankfurt ein belebender Impuls für das demokratische Bewusstsein im ganzen Land ausgeht. Denn Freiheit und Vielfalt kommen nicht von allein und sie bleiben auch nicht von allein. Wir müssen unsere Demokratie und unsere Werte schützen.“

Impression von der Eröffnung des Paulskirchenfestes auf dem Frankfurter Römerberg am 18.5.2023  © Foto Diether von Goddenthow
Impression von der Eröffnung des Paulskirchenfestes auf dem Frankfurter Römerberg am 18.5.2023 © Foto Diether von Goddenthow

Oberbürgermeister Josef betonte: „Wir werden auf dieser Tradition aufbauen und an der Stärkung von Demokratie, Menschenrechten und soziale Teilhabe weiterhin arbeiten. Die vielen Angebote anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Nationalversammlung zeigen einiges davon.“

Frankfurt feiert das Jubiläum der Paulskirchenversammlung mit einem großen Bürgerfest mit 160 Angeboten in unterschiedlichen Teilen der Stadt.  Zu dem Programm gehören etwa Mitmachangebote, kulturelle Inszenierungen, Führungen und politische Diskussionen.

Die Brüder Grimm-Festspiele Hanau präsentieren ein Medley aus dem Musical Aschenputtel der 39. Spielzeit 2023. © Foto Diether von Goddenthow
Die Brüder Grimm-Festspiele Hanau präsentieren ein Medley aus dem Musical Aschenputtel der 39. Spielzeit 2023. © Foto Diether von Goddenthow

Nach der offiziellen Eröffnung begann am Römerberg das Bühnenprogramm. Unter anderem zeigten die „Brüder Grimm Festspiele Hanau“ ein spannendes Medley aus dem Musical „Aschenputtel“ der aktuellen 39. Spielzeit, sowie Soli aus dem Musical „Jacob und Wihelm – Weltenwandler“ .Auch am Mainkai war die Stimmung riesig, und der Römerplatz rammelvoll.

Bundespräsident Gast von Boris Rhein am Hessen-Stand

„Geballte“ Politprominenz am Info-Tresen im Hessen-Zelt anlässlich des Paulskirchenfestes „175 Jahren Demokratie-Geschichte“. (v.li.): Dr. Ina Hartwig, Frankfurter Kulturdezernentin, Nancy Faeser, Bundesinnenministerin, Astrid Wallmann, Hessische  Landtagspräsidentin, Frank Walter Steinmeier, Bundespräsident, Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsident, Mike Josef, Frankfurter Oberbürgermeister u. Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Frankfurter Bürgermeisterin. © Foto Diether von Goddenthow
„Geballte“ Politprominenz am Info-Tresen im Hessen-Zelt anlässlich des Paulskirchenfestes „175 Jahren Demokratie-Geschichte“. (v.li.): Dr. Ina Hartwig, Frankfurter Kulturdezernentin, Nancy Faeser, Bundesinnenministerin, Astrid Wallmann, Hessische Landtagspräsidentin, Frank Walter Steinmeier, Bundespräsident, Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsident, Mike Josef, Frankfurter Oberbürgermeister u. Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Frankfurter Bürgermeisterin. © Foto Diether von Goddenthow

Aus Sicherheitsgründen war nicht bekannt gegeben worden, dass der Bundespräsident noch ein Bad in der Menge nehmen und sich ein persönliches Bild vom Paulskirchenfest verschaffen würde.

Während Polizei und Bodygards bei diesem Gedränge fast am Rande des Nervenzusammenbruchs agierten, nutzte Steinmeier die Gelegenheit, um mit zahlreichen Bürgern direkt ins Gespräch zu kommen. Mit etwas Glück gelang sogar dem einen oder anderem, ein Selfie mit Deutschlands Staatsoberhaupt.

Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein begrüßt gemeinsam mit Landtagspräsidentin Astrid Wallmann Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und Oberbürgermeister Josef beim Paulskirchenfest  am Hessen-Stand. © Foto Diether von Goddenthow
Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein begrüßt gemeinsam mit Landtagspräsidentin Astrid Wallmann Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und Oberbürgermeister Josef beim Paulskirchenfest am Hessen-Stand. © Foto Diether von Goddenthow

An Hessens Informations-Zelt empfingen der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein und Landtagspräsidentin Astrid Wallmann den Bundespräsident , Frankfurts Oberbürgermeister und weitere Politprominenz. Ministerpräsident Boris Rhein würdigte wie zuvor in der Paulskirche den Zusammentritt der Nationalversammlung am 18. Mai 1848 in der Paulskirche in Frankfurt als den Ausgangspunkt des Parlamentarismus in Deutschland und sagte „Was sich vor 175 Jahren in der Paulskirche ereignet hat, war eine wichtige Etappe in der Geschichte der Demokratie unseres Landes. Die Erinnerung an diese Zeit ist uns ein wertvoller Kompass, denn sie führt uns eindrücklich vor Augen, wie wenig selbstverständlich unser heutiges Leben in Frieden und Freiheit ist. Es ist ein Leben, wie es uns allein die demokratische Verfasstheit unseres Landes ermöglicht. Hessen verfügt nicht nur über die älteste Verfassung in Deutschland, hier begann auch unsere parlamentarische Tradition. Darauf können wir stolz sein. Der 18. Mai ist ein Festtag der Demokratie und des Parlamentarismus, der mit dem Paulskirchenfest einen würdigen Rahmen findet“.

Landtagspräsidentin Wallmann unterstricht: „Mit der ersten frei gewählten deutschen Nationalversammlung wurde vor 175 Jahren mit dem Ruf nach Freiheit, Demokratie und Menschenrechten das Fundament unserer heutigen Bundesrepublik gelegt. Das Paulskirchenjubiläum ist für uns daher ein besonders wichtiger Anlass, die zentrale Bedeutung des Parlamentarismus für unsere Demokratie und damit für unser aller Zusammenleben zu würdigen. Der 18. Mai erinnert uns daran, dass wir uns immer wieder aufs Neue für die Demokratie einsetzen müssen.

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier.© Foto Diether von Goddenthow
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier.© Foto Diether von Goddenthow

Der Bundespräsident Steinmeier wies auf einige Aspekte hin, die ihm „ am heutigen Tag besonders wichtig sind. Am aller wichtigsten ist für mich: Revolution und Paulskirche gehören zusammen. Ohne den entschiedenen Bürgermut, ohne die revolutionären Bewegungen an vielen Orten Deutschlands wäre es nicht zum Vorparlament, nicht zur Nationalversammlung in der Paulskirche gekommen. Diese Nationalversammlung war das Ergebnis eines demokratischen, freiheitsverlangenden Aufbruchs aus dem Volk. Es ist gut, dass das Gedächtnis für den untrennbaren Zusammenhang zwischen Revolution und dem erwachenden Parlamentarismus im deutschen Südwesten immer lebendig geblieben ist, auch in Zeiten, in denen das im übrigen Deutschland in den Hintergrund gedrängt wurde.“, so der Bundespräsident.

Boris Rhein, Astrid Wallmann, Mike Josef, Frank Walter Steinmeier, . Dr. Nargess Eskandari-Grünberg betrachten gespannt die Revolutions-Performance "La Revólution". © Foto Diether von Goddenthow
Boris Rhein, Mike Josef, Frank Walter Steinmeier, . Dr. Nargess Eskandari-Grünberg betrachten gespannt die Revolutions-Performance „La Revólution“. © Foto Diether von Goddenthow

Für einen anschließenden kleinen Höhepunkt sorgt die Street-Act-Performance „La Révolution“, bevor der Tross weiterzog, unter anderem zum Info-Zelt der Bundeszentrale für Politische Bildung visavis des Hessen-Infozeltes.

Zahlreiche Angebote

Zu den Mitmachangeboten gehören etwa die gelben, historischen Telefonzellen auf dem Paulsplatz.Wer sie betritt und 50 Cent einwirft, kann mit bedeutenden Persönlichkeiten aus der deutschenDemokratiegeschichte sprechen. Ein weiteres Angebot auf dem Paulsplatz ist der „Hain derDemokratie“.

Die 43 Platanen des Paulskirchenplatzes   dienen während des Festes als „Freiheitsbäume". © Foto Diether von Goddenthow
Die 43 Platanen des Paulskirchenplatzes
dienen während des Festes als „Freiheitsbäume“. © Foto Diether von Goddenthow

Die 43 Platanen des Areals dienen während des Festes als „Freiheitsbäume“. Von ihren Ästenhängen schlanke, lange Fähnchen mit Auszügen von Gedichten zum Thema Demokratie. Diesehatten Frankfurterinnen und Frankfurter auf Einladung des verantwortlichen Künstlerinnenduos HSI,bestehend aus Katharina Zorn und Jasna Fritzi Bauer, eingesendet. Die Bürgerinnen und Bürgersollen so selber zu Wort kommen.

Diese Zitate und Textfragmente sind die Bausteine der „Ode an die Demokratie“ an den Abenden Donnerstag, 18. Mai, und Freitag, 19. Mai, einer Inszenierung einschließlich Lasershow auf dem Main. Schauspielerin Bauer leitet mit ihrer Stimme durch die Inszenierung und dient dabei als Sprachrohr für all die Bürgerinnen und Bürger, für all die Gesichter der Stadt, für all die Meinungen und Emotionen.

Um die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an demokratischen Prozessen geht es auch beim„ Tag der Zivilgesellschaft“ am Freitag, 19. Mai, um 17 Uhr in der Paukskirche. „Demokratie – aber wie?“ lautet das Motto des Abends. Im Mittelpunkt steht dabei die Übergabe der „Charta der Demokratie“ an Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg. „Zivilgesellschaft ist der organisierte Ausdruck des demokratischen Bewusstseins. Sie folgt ihren Idealen. Für die Zivilgesellschaft kommt nicht die Wirtschaft zuerst, sondern Menschenrechte, Demokratie und Freiheit“, sagt Eskandari-Grünberg.

Beste Stimmung am Main-Kai © Foto Diether von Goddenthow
Beste Stimmung am Main-Kai © Foto Diether von Goddenthow

„Römer Open“ lässt hinter die Türen des Rathauses blicken

Im Römer laden die „Escape Bubbles“ vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt dazuein, verschiedene Rätsel und Aufgaben rund um die Themen Demokratie und soziale Polarisierung zu lösen. Es handelt sich um eine Kooperation im Rahmen eines Seminars der Goethe-Universität.

 48 Revolutionärinnen im Kaisersaal des Frankfurter Römers. © Foto Diether von Goddenthow
48 Revolutionärinnen im Kaisersaal des Frankfurter Römers. © Foto Diether von Goddenthow

Das Paulskirchenfest hat nicht nur Erwachsene im Blick. Auf der Mainkai-Bühne stehen etwa Mitmach-Songs für Kinder auf dem Programm. Dazu bindet es auch viele nichtstädtische Beteiligte ein. Die Galerie Lachenmann-Art, Hinter der Schönen Aussicht 9, etwa präsentiert die Gesprächsveranstaltung „Female Perspectives – Auf der Suche nach der Demokratie in der Kunst“.Wer sich lediglich mit Live-Musik einige schöne Stunden machen möchte, ist auf dem Fest mitseinem umfassenden Kultur-Angebot ebenfalls bestens aufgehoben. Von Leslie Clio über dieKultband Crackers bis zum Poetry-Slam wird auf beiden Bühnen für jeden Geschmack etwasgeboten. Zur Eröffnung sangen Musiker wie Joy Denalane und Max Herre.

Frankfurter Römer mit zahlreichen Ausstellungen und Angeboten. © Foto Diether von Goddenthow
Frankfurter Römer mit zahlreichen Ausstellungen und Angeboten. © Foto Diether von Goddenthow

Um alltäglich gelebte Demokratie und den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern geht es von 11bis 19 Uhr am Samstag, 20. Mai, beim „Römer Open“, dem Tag der offenen Tür des Rathauses. Die politischen Römerfraktionen und 27 städtischen Ämter, Betriebe und Gesellschaften – angefangen vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) bis hin zum Zoo Frankfurt – laden ein, ihre tägliche Arbeit und ihre Serviceangebote kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Aber auchein Blick in das Goldene Buch der Stadt oder das Dienstzimmer des Oberbürgermeisters ist am„Römer Open“ möglich.

Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner empfängt in ihrem Dienstzimmer. Arslaner ist gespannt auf die Begegnungen mit den Besucherinnen und Besuchern im Römer. „Transparenz ist unabdingbar in einer Demokratie und deshalb ist wichtig, dass die Frankfurterinnen und Frankfurter nach vier Jahren wieder einmal ganz direkt erfahren können, wie Kommunalpolitik und Verwaltungineinander greifen und so das Leben in unserer Stadt gestalten.“ Die Erste Bürgerin freut sich auchauf viele Besucherinnen und Besucher im Plenarsaal, „dem Herzstück unserer Demokratie inFrankfurt“.

Zum Abschluss der Feierlichkeiten des Paulskirchenfestes veranstalten die Mitgliedsgemeinden des Rates der Religionen am Sonntag, 21. Mai, ab 18.30 Uhr auf Einladung des Magistrats einemultireligiöse Feier unter dem Motto „Freiheit – Demokratie – Diversität in den Religionen” in derPaulskirche. Weitere Informationen zum Paulskirchenfest finden sich unter frankfurt-tourismus.de/Entdecken-und-Erleben/Feste-Veranstaltungen/demokratiefest-paulskirchenversammlung-1848.

Aktuelle Nachrichten des HR im Überblick zu 175 Jahre Paulskirche Demokratiegeschichte

Landesregierung feiert „175 Jahre Paulskirche: Unsere Demokratie – Deine Freiheit“ mit umfangreichem Programm in ganz Hessen

Paulskirche Innenraum mit Empore, Farblithografie 1933. Historisches Museum Frankfurt.
Paulskirche Innenraum mit Empore, Farblithografie 1933. Historisches Museum Frankfurt.

Wiesbaden/Hanau. Mit einem umfangreichen Programm aus Veranstaltungen und Projekten wird die Hessische Landesregierung bis zum 21. Juli das Jubiläum „175 Jahre Paulskirche: Unsere Demokratie – Deine Freiheit“ hessenweit begleiten. „Die Paulskirche steht für den Ort, an dem vor 175 Jahren in Deutschland die Demokratie ihre Geburtsstunde erlebte, nachdem Bürgerinnen und Bürger zuvor unter Einsatz ihres Lebens für die Teilhabe an der politischen Willensbildung gestritten hatten“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Montag bei der Eröffnung einer von der Landesregierung präsentierten PLAYMOBIL-Ausstellung in Schloss Philippsruhe, die den Auftakt zur Veranstaltungsreihe des Landes Hessen bildet.

„Auch wenn die erste deutsche Demokratie am Ende scheiterte und es nach 1848/49 noch viele Jahrzehnte dauern sollte, bis die parlamentarische Demokratie zur Staatsform wurde: Was in der Paulskirche gesagt und aufgeschrieben wurde, prägt bis heute unser Zusammenleben. Die Frankfurter Paulskirche ist die Wiege der deutschen Demokratie“, sagte der Regierungschef und ergänzte: „Mit unserer Veranstaltungsreihe aus PLAYMOBIL-Familienausstellung, Vorträgen, Konzerten, einem Poetry Slam und einem Theaterstück an rund 50 Schulen möchten wir die Menschen auf unterschiedliche Weise dafür begeistern, sich mit diesem wichtigen Teil deutscher Geschichte, der in Hessen seinen Anfang nahm, näher auseinanderzusetzen.“

Zu den Höhepunkten der mehr als 100 Veranstaltungen, die in der Zeit vom 24. April bis zum 21. Juli 2023 in ganz Hessen stattfinden, zählen im Einzelnen:

  • PLAYMOBIL-Familienausstellung in Schloss Philippsruhe in Hanau

Der Hamburger Künstler Oliver Schaffer nimmt große und kleine Besucherinnen und Besucher in der PLAYMOBIL-Ausstellung in die Zeit der ersten deutschen Demokratie mit. In elf Dioramen, die aus 5.000 Figuren und 20.000 Einzelteilen gebaut sind, trifft deutsche Demokratiegeschichte auf detailreiche Bilderwelten. Für die Zeit zwischen 1815 und 1848 werden neben dem Wiener Kongress auch die industrielle Revolution und vor allem die Nationalversammlung nachgestellt.

Die Ausstellung ist vom 25. April bis zum 21. Juli im Schloss Philippsruhe in Hanau zu sehen. Für Kinder und Jugendliche ist der Eintritt frei.

  • Theaterstück „Einigkeit und Recht und Freiheit“ an Hessens Schulen

Unter dem Motto „Einigkeit und Recht und Freiheit“ nimmt der Autor und Schauspieler Tino Leo Schülerinnen und Schüler mit auf eine informative und humorvolle Reise zur ersten Revolution auf deutschem Boden. Das Ein-Personen-Theaterstück wird vom 27. April bis 12. Juli an rund 50 Schulen in Hessen aufgeführt.

  • Poetry Slam „Poetry for Democracy“

Wie gehen junge Menschen mit Demokratie um? Was bedrückt sie? Ist unsere Freiheit selbstverständlich? Die Hessische Staatskanzlei hat junge Menschen in Hessen aufgerufen, am Wettbewerb „Poetry for Democracy“ teilzunehmen und Poetry-Slam-Beiträge zum Thema Demokratie einzusenden. Die besten von ihnen nehmen am 29. April an einem Workshop mit professionellen Poetry Slammern teil und haben die Chance, ihr Können am 24. Juni im Theater im Pariser Hof in Wiesbaden vor Publikum unter Beweis zu stellen.

  • Konzerte des Landesjugendsinfonieorchesters Hessen

Das Landesjugendsinfonieorchester Hessen vereint die besten Nachwuchsmusikerinnen und Nachwuchsmusiker des Landes. Am ersten Mai-Wochenende gibt das Orchester drei Konzerte mit Werken aus der Zeit der Paulskirche (5. Mai Paulskirche Frankfurt, 6. Mai Stadthalle Wetzlar, 7. Mai Wilhelmsgymnasium Kassel). Das Konzert in Frankfurt findet vor geladenem Publikum statt, die Konzerte in Wetzlar und Kassel sind frei zugänglich.

  • Vortragsreihe

Welche Rolle spielten Frauen in der Paulskirche? Wie kam es zu Schwarz-Rot-Gold? Welche Bedeutung hat die Paulskirche heute noch? Diese und weitere Fragen beantworten namhafte Referentinnen und Referenten vom 24. April bis 26. Juni in einer 20-teiligen Vortragsreihe. Beteiligt sind unter anderem das Staatsarchiv Darmstadt, das Schloss Philippsruhe sowie die evangelische Kirche Wanfried.

  • Paulskirchenfest

Vom 18. bis 21. Mai findet am Mainufer in Frankfurt das Paulskirchenfest der Stadt Frankfurt statt. Am Eisernen Steg wird sich das Land Hessen mit einem eigenen Informationsstand beteiligen. Im Mittelpunkt stehen die Themen Demokratie, Frieden und Freiheit. Ein Rahmenprogramm ergänzt den Auftritt.

  • Comic-Lesungen an Schulen

Der Comic „Skizzen einer Revolution“ vom Jungen Museum Frankfurt zeigt die Geschichte einer jungen Frau in der Zeit um 1848. Die Landesregierung hat den Autor Christoph Tauber und die Zeichnerin Annelie Wagner engagiert, drei Lesungen des Comics zu machen. Auch beim Paulskirchenfest werden die beiden im Zelt der Landesregierung auftreten.

  • „Paulskirche trifft Kino“

Das Lichtspielhaus Lauterbach, das Murnau Filmtheater Wiesbaden und das Kino Heppenheim zeigen vom 7. Mai bis 8. Juni Werke zum Thema Freiheit. Auf dem Programm stehen unter anderem „Die Unbeugsamen“, „Und morgen die ganze Welt“ und „Film ohne Titel“.

  • Zusammenarbeit mit der Stadt Kelkheim

Kelkheim würdigt den berühmtesten Sohn der Stadt, den liberalen Politiker Heinrich von Gagern, mit einer Veranstaltungsreihe. Die Sonderausstellung unter dem Titel „Demokratie weiter denken – Die Freiherren von Gagern – Wegbereiter der parlamentarischen Demokratie in der Alten Kirche Hornau“ läuft vom 4. Mai bis 25. Juni.

Weitergehende Informationen und Termine zur gesamten Veranstaltungsreihe finden Sie unter paulskirche.hessen.de.

ILWAD ELMAN ERHÄLT DEN HESSISCHEN FRIEDENSPREIS 2022

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann gratuliert  Friedens- und Menschenrechtsaktivistin llwad Elman  zum Hessischen Friedenspreis 2022 © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch
Landtagspräsidentin Astrid Wallmann gratuliert Friedens- und Menschenrechtsaktivistin llwad Elman zum Hessischen Friedenspreis 2022 © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch

Der Hessische Friedenspreis der Albert Osswald-Stiftung für das Jahr 2022 wurde heute im Hessischen Landtag an die somalisch-kanadische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin llwad Elman verliehen. Landtagspräsidentin Astrid Wallmann würdigte vor rund 100 Gästen den Einsatz der jungen Preisträgerin für den Frieden in Somalia: „Der Hessische Friedenspreis wird an herausragende Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um die Völkerverständigung und um den Frieden verdient gemacht haben. Ilwad Elman ist solch eine herausragende Persönlichkeit. Im Konflikt in ihrer Heimat Somalia ist sie eine kraftvolle und mutige Stimme der Menschlichkeit. Ihre Projekte sorgen für ganz konkrete Verbesserungen im Alltag der Menschen. Ilwad Elman ist mit ihren erst 33 Jahren eine der wichtigsten Stimmen der afrikanischen Friedensbewegung. Ihr großer Einsatz für die Menschenrechte, in einem der gefährlichsten Länder der Welt, macht sie zu einer würdigen Preisträgerin des Hessischen Friedenspreises 2022.“

Ministerpräsident Boris Rhein © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch
Ministerpräsident Boris Rhein © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch

Ministerpräsident Boris Rhein erklärte in seinem Grußwort: „Der Hessische Friedenspreis ist nicht nur ein sichtbares Zeichen unserer Anerkennung und Wertschätzung, er steht außerdem dafür, wie unverzichtbar das mutige und beharrliche Engagement Einzelner ist, um unsere Welt insgesamt ein Stück besser zu machen. Mit Ilwad Elman zeichnen wir heute eine Frau aus, die sich in Somalia auf beeindruckende Weise für Frieden, Humanität und Menschenrechte einsetzt. Bei ihrem vielfältigen Engagement geht es ihr vor allem darum, nachhaltig etwas zu verändern: etwa durch Bildungsprogramme für ehemalige Kindersoldaten oder die Unterstützung von Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen geworden sind. Sie schenkt den Menschen in Somalia die Hoffnung auf ein besseres Leben und auf ein Leben in Frieden. Diesem Einsatz gebührt mein höchster Respekt.“

Der Hessische Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Laudatio auf die Preisträgerin sprach in diesem Jahr die hessische Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt, Dr. Anna Lührmann. Der Vorsitzende des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis, Landtagspräsident a.D. und Staatsminister a.D. Karl Starzacher überreichte die Urkunde an die Preisträgerin und sagte: „Der Preis ist eine Würdigung der herausragenden Arbeit von Ilwad Elman und darüber hinaus auch eine persönliche Auszeichnung für die Resilienz und Stärke, mit der Ilwad Elman und ihre Mutter ihre Trauer über die Ermordung ihres Vaters bzw. Ehemanns und der Schwester bzw. Tochter in Friedensarbeit und unermüdlichen Einsatz für die Menschenrechte umgewandelt haben.“

Verleihung des Hessischen Friedenspreises 2022 an llwad Elman © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch
Verleihung des Hessischen Friedenspreises 2022 an llwad Elman © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch

llwad Elman sagte in ihrer Dankesrede: „Es ist mir eine große Ehre, diesen prestigeträchtigen Preis im Namen des gesamten Teams des Elman Peace Center, ohne dessen Unterstützung ich hier heute sicher nicht stehen würde, entgegennehmen zu dürfen. Der Mut und das unerschütterliche Engagement meiner Kolleginnen und Kollegen, mit dem sie unsere Menschenrechte tagtäglich schützen und unter widrigsten Umständen verteidigen, inspiriert mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin sehr dankbar, dass unserer Sache durch die Verleihung des Hessischen Friedenspreises mehr Aufmerksamkeit zukommt und lokale Lösungsansätze wie der unsere ins Rampenlicht gerückt werden. Dieser Preis setzt auch ein starkes Zeichen, dass der Weg zu Frieden gemeinschaftlicher Bemühungen und inklusiver Prozesse bedarf, die alle Mitglieder der Gesellschaft ansprechen. Nur so können auch scheinbar unlösbare Konflikte auf der ganzen Welt gelöst werden. Der Frieden in Somalia, für den wir so sehr kämpfen, ist heute mehr denn je in Reichweite und ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Preis uns dabei helfen wird, noch mehr Unterstützung und Verbündete für unsere Sache zu gewinnen.“

(v.li.): Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Kuratoriumsmitglied und geschäftsführende Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Preisträgerin llwad Elman, Friedens- und Menschenrechtsaktivistin, Astrid Wallmann, Landtagspräsidentin und Boris Rhein, Ministerpräsident  © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch
(v.li.): Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Kuratoriumsmitglied und geschäftsführende Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Preisträgerin llwad Elman, Friedens- und Menschenrechtsaktivistin, Astrid Wallmann, Landtagspräsidentin und Boris Rhein, Ministerpräsident © Hessischer Landtag –Fotograf Stefan Krutsch

Das Kuratoriumsmitglied und geschäftsführende Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Prof. Dr. Nicole Deitelhoff gratulierte: „Die Arbeit von Ilwad Elman und dem Elman Peace Center sind ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass der Einsatz für einen nachhaltigen Frieden weit über das Ende der Gewalt hinausgeht. Den Frieden zu erreichen ist ein langer und schwieriger Prozess, ergangenes Unrecht muss verurteilt, erlebte Traumata müssen bearbeitet werden. Ilwad Elman hat erkannt, dass Zusammenhalt nur dann möglich ist, wenn alle Menschen befähigt sind, an gesellschaftlichen Entscheidungen mitzuwirken. Ihr Einsatz für die Ermächtigung der besonders Verletzlichen entspricht daher in besonderer Weise der Idee dieses Preises. In der Friedensforschung wissen wir, dass der inklusive und lokale Ansatz, für den Elman Peace steht, besonders vielversprechend ist, um den Frieden zu erhalten und weiterzuentwickeln. Für diese Arbeit wünsche ich Ilwad Elman auch zukünftig die Energie, die Inspiration und die Weitsicht, für die sie heute völlig zu Recht ausgezeichnet wird.“

Zur Person: IIwad Elman

Friedens- und Menschenrechtsaktivistin llwad Elman © Foto llwad Elman
Friedens- und Menschenrechtsaktivistin llwad Elman © Foto llwad Elman

llwad Elman wurde am 22.12.1989 in der Hauptstadt Somalias (Mogadischu) geboren. Die Familie emigrierte in den 1990er Jahren vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat nach Kanada, wo llwad und ihre Schwestern aufwuchsen. Die heute 33-jährige kehrte 2010 nach Somalia zurück. Im Bürgerkrieg Somalias verstarb ihr Vater und eine ihrer Schwestern. Auch sie setzten sich für Frieden und Menschenrechte ein. Ihr Vater gründete die Nichtregierungsorganisation Elman Peace and Human Rights Center, die IIwad Elman seit ihrer Rückkehr gemeinsam mit ihrer Mutter weiterführt. Die Organisation setzt sich ganz besonders für die Förderung des Friedens und den Schutz von Minderheiten ein. So engagiert sich IIwad Elman beispielsweise für die Entwaffnung, Rehabilitierung und Reintegration von Kindersoldaten und kümmert sich um auf Mädchen und Jugendliche ausgerichtete Bildungsprogramme. IIwad Elman ist Mitbegründerin von Sister Somalia, dem im Jahr 2010 gegründeten ersten Krisenzentrum zur Betreuung von Vergewaltigungsopfern in Somalia. Durch ihre Arbeit hatte sie maßgeblichen Anteil an der Verabschiedung des ersten Gesetzes, das sich in Somalia mit Sexualstraftaten befasst. llwad Elman wurde im Jahr 2020 mit dem Deutschen Afrika-Preis geehrt. Im vergangenen Jahr erhielt sie den „Alternativen Nobelpreis“ (Right Livelihood Award). Das Magazin Forbes zählte IIwad Elman im Jahr 2020 zu den 50 einflussreichsten Frauen Afrikas.

Hessischer Kulturpreis 2023 geht an Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts Professorin Dr. Anne Bohnenkamp-Renken

Professorin Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. © Foto Frankfurter Goethe-Haus Freies Deutsches Hochstift
Professorin Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. © Foto Frankfurter Goethe-Haus Freies Deutsches Hochstift

Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein zeichnet Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken mit dem Hessischen Kulturpreis 2022 aus. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin erhält den Preis für ihre Verdienste um Literatur und Forschung als Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und des dazugehörigen, im Jahr 2021 eröffneten Deutschen Romantik-Museums.

„Anne Bohnenkamp-Renken ist eine höchst angesehene Literaturwissenschaftlerin, die mit ihrem unermüdlichen Engagement für Kunst, Kultur und Bildung nicht nur der Stadt Frankfurt, sondern auch ganz Hessen große Dienste erwiesen hat“, sagte der Regierungschef.

Durch ihre Arbeit habe Bohnenkamp-Renken die literarische Forschung um zwei bedeutende historisch-kritische Projekte, nämlich die Hybrid-Edition von Goethes „Faust“ und die Ausgaben der Werke und Briefe von Clemens Brentano, in hohem Maße bereichert. Zudem sei unter ihrer Leitung das Freie Deutsche Hochstift/Goethe-Haus zu einem lebendigen Museum mit national und international beachteten Ausstellungen und einem offenen Ort für Diskussionen geworden, der jährlich mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher anlocke.

„Als Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts entwickelte sie nicht nur die Idee des Deutschen Romantik-Museums, sie setzte sich auch maßgeblich für deren Verwirklichung ein, indem sie die Planung vorantrieb, Finanzierungszusagen einwarb, Sponsoren gewann und zehn Jahre lang jeglichen Widerständen um den Museumsneubau die Stirn bot. Dank ihr haben wir in Frankfurt nun das weltweit erste Museum, das sich der für Kunst, Kultur und Geisteswissenschaft so bedeutenden Epoche der Romantik als Ganzes widmet“, sagte Rhein. Originale Ausstellungsstücke wie die Handschriften der großen Romantiker von Novalis bis Eichendorff machten in Frankfurt die Zeit der Romantik in multimedialen Darstellungsformen erfahrbar. Bohnenkamp-Renken habe einen einzigartigen Ort der Kultur geschaffen, dessen Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinausreiche.

Die im nordrhein-westfälischen Hilden geborene, promovierte Literaturwissenschaftlerin Anne Bohnenkamp-Renken ist seit 2003 Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und seit 2012 Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Frankfurter Universität sowie Vizepräsidentin der Goethe-Gesellschaft Weimar und Mitglied in vielen wissenschaftlichen Gesellschaften.

Der Hessische Kulturpreis wird seit 1982 jedes Jahr für besondere Leistungen in Kunst, Wissenschaft und Kulturvermittlung vergeben. Er ist mit insgesamt 45.000 Euro dotiert. Im Kuratorium, dessen Vorsitz der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein innehat, sind neben der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, neun weitere Personen aus Kunst, Kultur und Bildung vertreten.

„The Change“ – IHK Wiesbaden plädiert auf Neujahrempfang für eine große Transformation zur Krisenbewältigung

Da im Erbprinzenpalais noch die Brandschutzsanierung in vollem Gange ist, fand der Neujahrsempfang der IHK Wiesbaden in den   die stilvollen Räumen der Wiesbadener Casino-Gesellschaft statt, nach zwei Corona-Jahren erstmals wieder in Präsenz.  © Foto Diether von Goddenthow
Da im Erbprinzenpalais noch die Brandschutzsanierung in vollem Gange ist, fand der Neujahrsempfang der IHK Wiesbaden in den die stilvollen Räumen der Wiesbadener Casino-Gesellschaft statt, nach zwei Corona-Jahren erstmals wieder in Präsenz. © Foto Diether von Goddenthow

Nach zwei Corona-Jahren fand am 18. Januar 2023 erstmals wieder der Neujahrsempfang der IHK Wiesbaden in Präsenz stand, und zwar in den Räumen der Casino-Gesellschaft wegen Brandschutzarbeiten am Hauptsitz im Erbprinzenpalais.

In diesen wechselvollen Zeiten stehen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vor sehr großen Herausforderungen, die nur durch gekonnte zügige Anpassungsleistungen an die neuen veränderten Verhältnisse bewältigt werden können. Aus diesem Grund hat die IHK-Wiesbaden ihren Neujahrsempfang dieses Mal unter das Motto „The Change“ (der Wechsel) gestellt. Mehr denn je seien in diesen Zeiten der Wille und die Bereitschaft zu Veränderung, Wandel und Erneuerung gefordert, so die Veranstalter.

Anstelle eines Grußwortes  präsentierten  die Fachleute des Wiesbadener IHK-Neujahrsempfangs  am 18. Januar 2018 erstmals ihre Statements in einer Talkrunde. Durch die Talks und den Abend führte IHK-Pressechef Roland Boros, links im Bild, es folgen: Ministerpräsident Boris Rhein, IHK-Präsident Dr. Christian Gastl und Keynote-Speaker  Prof. Dr. Marcel Fratzscher,  Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Berlin. © Foto Diether von Goddenthow
Anstelle eines Grußwortes präsentierten die Fachleute des Wiesbadener IHK-Neujahrsempfangs am 18. Januar 2018 erstmals ihre Statements in einer Talkrunde. Durch die Gespräche und den Abend führte IHK-Pressechef Roland Boros, links im Bild, es folgen: Ministerpräsident Boris Rhein, IHK-Präsident Dr. Christian Gastl und Keynote-Speaker Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Berlin. © Foto Diether von Goddenthow

Ein Hauch des neuen Geistes der Veränderung wehte symbolisch bereits durch die Veranstaltung, indem die IHK Wiesbaden erstmals vom traditionellen Konzept nacheinander referierter Grußworte abrückte. Stattdessen erlebten die gut 300  Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in wechselnden Talkrunden die Forderungen und Thesen der Fachleute zum Wechsel in der Energiepolitik, der Infrastruktur, der Fachkräftegewinnung und der Bildung. „Die Zeit drängt! Multiple Krisen stellen unsere Gesellschaft und Wirtschaft auf eine harte Probe. Nur gemeinsam, entschlossen und mit Mut können wir unsere Region jetzt nach vorne bringen“, so IHK-Präsident Dr. Christian Gastl.

IHK-Hauptgeschäftsführerin Sabine Meder  © Foto Diether von Goddenthow
IHK-Hauptgeschäftsführerin Sabine Meder © Foto Diether von Goddenthow

Dringenden Handlungsbedarf auch im Bereich der Mobilität sieht Gastl gegeben, der bislang das Fehlen einer deutlichen Zukunftsperspektive beklagt. Die Mobilität und damit auch die Attraktivität einer Region sei ein wesentlicher Faktor bei der Gewinnung von Fachkräften, die, wie IHK-Hauptgeschäftsführerin Sabine Meder einräumt, auch die Kammer vor Herausforderungen stelle. Gleich zu Beginn des rund zweistündigen Talks, an dem auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) teilnahm, blickte sie unter anderem auf die Vollversammlungswahl, die 2024 erstmals rein digital durchgeführt wird. Dabei gab es auch einen besonderen Appell an die Unternehmerinnen im Kammerbezirk, sich zu engagieren. „Ehrenamtliches Engagement in der IHK bringt allen Seiten etwas und je vielfältiger unsere Vollversammlung ist, desto stärker ist die Stimme der Wirtschaft“, ermutigte Meder mit zugleich einem dringenden Appell an die noch etwas unterrepräsentierten Damen, an die Unternehmerinnen: „Bitte helfen Sie mit, die Frauenquote in unserer Vollversammlung etwas zu erhöhen. Ich glaube, da geht noch etwas! Je vielfältiger wir sind, umso stärker ist unsere Stimme in der Wirtschaft. In diesem Sinne: Bitte beteiligen Sie sich!“

Professor Marcel Fratzscher „Wie kann die wirtschaftliche Transformation nach der Krise gelingen?“

Keynote-Speaker  Prof. Dr. Marcel Fratzscher,  Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Berlin. © Foto Diether von Goddenthow
Keynote-Speaker Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Berlin. © Foto Diether von Goddenthow

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Berlin, konnte für die Keynote gewonnen werden. Darin ging er der Frage nach, wie nach der Krise die wirtschaftliche Transformation gelingen könne, die der Lieferketten, die ökologische, die digitale und die administrative! Obgleich sich die Unternehmen in den bisherigen Krisen rasch angepasst hätten, gäbe es perspektivisch einige Probleme, so Fratzscher. Dabei sorge ihn weniger die Energiefrage. Seine größere Sorge sei, dass „wir wie in der Vergangenheit bereits die Veränderungen zu langsam, zu schleppend machen“. Die vergangenen 10 Jahre wären wirtschaftlich extrem erfolgreich verlaufen, was uns, glaube er, „ ein bisschen faul und vielleicht auch ein wenig zu unflexibel gemacht habe“, so der Berliner Makroöknomie-Professor, der zudem deutlich beschleunigte Genehmigungsverfahren forderte: Momentan dauere es beispielsweise durchschnittlich etwa sieben Jahre von der Antragstellung bis zur Genehmigung und Errichtung eines Windrades, obgleich, so Fratzscher, „die Energie für die Transformation extrem wichtig“ sei.

„Wir müssen schneller werden“, räumt Ministerpräsident Rhein ein, der die zur Bewältigung der aktuellen Energiekrise greifende Strom- und Gaspreisbremse trotz schuldenfinanzierten Geldes als „riesigen Kraftakt“ würdigte. IHK-Präsident Gastl begrüßte die Preisbremsen, sieht allerdings die zahlreichen Meldepflichten für große Unternehmen kritisch.

Keynote-Speaker  Prof. Dr. Marcel Fratzscher,  Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Berlin. © Foto Diether von Goddenthow
Keynote-Speaker Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Berlin. © Foto Diether von Goddenthow

Ein besonderes Problem für die deutsche Wirtschaft sieht Fratzscher auch in der asymmetrischen Abhängigkeit Deutschlands von der chinesischen und amerikanischen Wirtschaft. Deutschland sei von China viel abhängiger als umgekehrt, was uns erpressbar mache. Da Deutschland in hohem Maße exportorientiert sei, gäbe es aber zur der  Globalisierung keine Alternative.  Wir brauchten sogar eher mehr Globalisierung, statt zu versuchen, nun alle Produktionen wieder zurückzuholen. Solchen Herausforderungen könne und müsse sich Deutschland mit entsprechenden zukunftsorientierten Investitionen entgegenstellen, insbesondere im Bereich der Infrastruktur mit einem Investitionsrückstau von über 159 Mrd. Euro, allein 46,6 Mrd. Euro davon im Sektor Bildung, unserer wichtigsten Ressource, und 39,3 Mrd. Euro im Sektor Straßenbau, Verkehr und Verwaltungsgebäuden.

Um die Transformation zu schaffen, müsse die Bundesrepublik Deutschland auch attraktiver für Fachkräfte werden. „Frauen“ seien eine von insgesamt drei „Stellschrauben“, an denen im Interesse einer großen Transformation der Wirtschaft gedreht werden müsse. Das Potenzial gut ausgebildeter Frauen werde zu wenig genutzt, meinte der Ökonom, der ferner für Veränderungen bei der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland plädiert, vielleicht nach einem Punktesystem, um die zu gewinnen, die wir auch brauchen könnten. Allein im IT-Bereich Automatisierung von Geschäftsprozessen fehlten bis 2030 rund 235 000 Fachkräfte, im Gesundheits- und Pflegesektor fehlten 226 000 Ärzte und 185 000 Pflegekräfte, und im Bildungssektor (Vorschulen, Grundschulen, Sekundarstufe u. Förderschulen) fehlten bis 2030 sogar 256.000 Lehrkräfte.

Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsident. © Foto Diether von Goddenthow
Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsident. © Foto Diether von Goddenthow

Angesichts der aktuellen Herausforderungen kündigte Ministerpräsident Boris Rhein beim Jahresempfang der IHK an, Hessen im engen Austausch mit Wirtschaft und Industrie in den nächsten Jahren klimaneutral, digitaler und ressourcenschonender zu gestalten. Im kommenden Jahr wolle Hessen 320 Mio. Euro in Straßen investieren, insgesamt „haben wir sechs Milliarden Euro für die Konjunktur, 1,8 Milliarden Euro für den Klimaschutz, zehn Milliarden Euro für die Bildung und 600 Millionen Euro für die Digitalisierung unseres Landes eingestellt“, so Rhein, der zudem dafür warb, dass ausländische Berufsqualifikationen und Bildungsabschlüsse leichter anerkannt werden. Vereinfachte Verfahren seien wichtig, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken. „Wir sehen es, wenn wir in unsere Krankenhäuser, Pflegeheime oder Arztpraxen auf dem Land schauen: An etlichen Orten fehlen Ärzte und Pflegekräfte. Wenn Menschen aus anderen Ländern mit viel Berufserfahrung bei uns arbeiten wollen und dafür sorgen, dass beispielsweise unser Gesundheitssystem besser aufgestellt ist, sollten wir diese Chance nutzen“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Mittwoch in Wiesbaden. Dort sprach er beim Jahresempfang der Industrie-und Handelskammer. Mit Blick auf die Zuwanderung aus Drittstaaten, der Erweiterung des Zugangs zum deutschen Arbeitsmarkt für Staatsangehörige der Westbalkanstaaten und aus ausgewählten Drittstaaten sagte Rhein: „Natürlich dürfen wir nicht wahllos Fachkräfte anwerben. Qualifikation, Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Deutschlandbezug und Alter – diese Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Aber eines muss klar sein: Wir brauchen gezielte und gesteuerte Einwanderung mit Blick auf den Arbeitsmarkt, aber keine direkte Zuwanderung in die Sozialsysteme“,

 IHK-Präsident Dr. Christian Gastl © Foto Diether von Goddenthow
IHK-Präsident Dr. Christian Gastl © Foto Diether von Goddenthow

Flankiert wurde der nach zweijähriger pandemiebedingter Abstinenz erste „persönliche“ IHK-Empfang, der von IHK-Pressesprecher Roland Boros moderiert und von „Neela“ musikalisch umrahmt wurde, durch Videos. In kurzen Einspielungen schickten Günter Berz-List, Schwälbchen Molkerei (Bad Schwalbach), Sophie Egert, Weingut Egert (Hattenheim) und Dina Reit, SK Laser (Wiesbaden), Fragen zu den Themen Infrastruktur, Energiepreise und Fachkräftemangel in die Runde. Mehr Investitionen in die Infrastruktur fordert IHK-Präsident Gastl ein: „Wir haben zu lange von der Substanz gelebt. Jetzt brauchen wir endlich den Change bei der Planung, Genehmigung und dem Ausbau der Infrastruktur.“ Gastl präsentiert auch frische Berechnungen für den durch den Ausfall der Salzbachtalbrücke verursachten Schaden. „Es ist gut, dass es mit der Salzbachtalbrücke vorangeht. Trotzdem, der wirtschaftliche Schaden für unsere Region hat sich schon auf mehr als 170 Mio. Euro summiert.“

Auch mit dem Blick auf den Fachkräftemangel forderte Gastl eine Stärkung der Infrastruktur, außerdem eine Qualifizierung, die sich stärker am Bedarf orientiert und grundsätzlich höhere Investitionen in die Schulen.

(v.li.:)  Landrat- Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden,  Sabine-Meder IHK-Hauptgeschäftsführerin, Astrid Wallmann, Landespräsidentin, Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsiden © Foto Diether von Goddenthow
(v.li.:) Landrat- Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, Sabine-Meder IHK-Hauptgeschäftsführerin, Astrid Wallmann, Landespräsidentin, Boris Rhein, Hessischer Ministerpräsiden, Dr. Christian Gastl, IHK-Präsident © Foto Diether von Goddenthow

Um Fachkräfte buhlen derzeit auch die Stadt Wiesbaden (dies im Schulterschluss mit zahlreichen Landes- und Bundesbehörden) und der Rheingau-Taunus-Kreis. Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, skizzierten in ihren Statements ihre individuellen Bemühungen um die Förderung der Gründer-Szene in Stadt und Region und die Attraktivitätssteigerung und Belebung von Innenstädten. Einen positiven Schub im Bereich der kulturellen Vielfalt Wiesbadens erwartet sich Oberbürgermeister Mende vom Baustart im Walhalla, Landrat Kilian verspricht sich viel von einem „virtuellen Gründerhaus“, das Anregungen, Tipps und Unterstützungsangebote für eine Unternehmensgründung bündelt.

Impression vom Neujahrsempfang der IHK Wiesbaden im Foyer des Casino-Gesellschaft. © Foto Diether von Goddenthow
Impression vom Neujahrsempfang der IHK Wiesbaden im Foyer des Casino-Gesellschaft. © Foto Diether von Goddenthow

Um „The Change“ realisieren zu können, „muss die Akzeptanz in der Bevölkerung gestärkt werden“, ist DIW-Chef Marcel Fratzscher überzeugt. Veränderung komme für viele Menschen einer Bedrohung gleich, da sie vor unbekannte Herausforderungen gestellt würden. Ganz im Sinne des Ökonomen appelliert auch Oberbürgermeister Mende an den Zusammenhalt: „Eine solidarische Gesellschaft schafft viel mehr als eine individualisierte Gesellschaft.“ Trotz der schwierigen Ausgangslage sieht IHK-Präsident Gastl genügend Gründe für Zuversicht: „Lassen Sie uns nicht länger verharren, sondern verändern“.

(Quellen: IHK-Wiesbaden, Hessische Staatskanzlei, Doku Diether von Goddenthow)

Land Hessen rettet die traditionsreiche Höchster Porzellanmanufaktur Land kauft Markenrechte und Vermögenswerte /

© Höchster Porzellanmanufaktur
© Höchster Porzellanmanufaktur

Wiesbaden. Das Land Hessen erwirbt die Vermögenswerte der insolventen Höchster Porzellanmanufaktur (HPM) 1746 GmbH, um dieses historische Erbe für das Land Hessen zu erhalten. Die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) wird den Betrieb der zweitältesten Porzellanmanufaktur Deutschlands mit einem neuen Konzept weiterführen und damit das handwerkliche und künstlerische Know-how für Forschung und Lehre nutzen. Geplant ist die Gründung eines „Institute for Advanced Material Studies“. Die HfG wird auch den Mietvertrag der HPM im Frankfurter Stadtteil Höchst sowie einen Teil der Beschäftigten übernehmen. Die Markenrechte hatte das Land bereits im Juli erworben.

„Das Land Hessen steht zu seinen Traditionen“, sagt Ministerpräsident Boris Rhein. „Deshalb bin ich froh, dass wir ein absolutes Traditionsunternehmen, die weltbekannte Höchster Porzellanmanufaktur aus dem Jahr 1746, gemeinsam erhalten können. Sie wird fortan ein wichtiger Teil der Hochschule für Gestaltung Offenbach sein. Dort wird in Zukunft die filigrane Porzellankunst aus Hessen gelehrt und bewahrt. Ich danke allen, die sich so engagiert und konstruktiv an der Rettung der Höchster Porzellanmanufaktur beteiligt haben.“

„Das Wissen um altes Handwerk ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung für Gestalterinnen und Gestalter von morgen. Die HfG will die langjährige Tradition der Porzellanmanufaktur verbinden mit zeitgenössischem Design und moderner Kunst, den Erhalt der überlieferten Formen und Techniken mit der Entwicklung neuer Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten“, erklärt Angela Dorn, hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Für mich und mein Haus, das sowohl für die Wissenschaft als auch für Kunst, Kultur und das historische Erbe Hessens zuständig ist, ist dieses auf Wunsch der Staatskanzlei von der HfG entwickelte Konzept sehr schlüssig, denn wir brauchen das Wissen und Können der klugen und kreativen Köpfe von gestern genauso wie die Ideen und Techniken von heute, damit für die Zukunft Neues entstehen kann.“

„Höchster Porzellan steht für Kunstfertigkeit und Qualität. Hessens einzige Porzellanmanufaktur ist dafür weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Es ist im Interesse des Landes, dieses Kulturgut zu erhalten. Dies gelingt nun: Der gute Name und das Handwerk haben weiter Bestand. Die Entwicklung der vergangenen Jahre und das Insolvenzverfahren haben gezeigt, dass eine privatwirtschaftliche Führung der Manufaktur nicht mehr möglich ist. Es ist gut und richtig, dass das Land an dieser Stelle einspringt. Höchster Porzellan gehört zu Frankfurt und Hessen“, sagt Finanzminister Michael Boddenberg.

»Wir freuen uns sehr, dass das Land Hessen uns die Höchster Porzellanmanufaktur anvertraut. Dies ist eine Jahrhundertchance und eine einzigartige Zukunftsperspektive für unsere Kunsthochschule, für die Lehrenden ebenso wie für die Studierenden. Wir sind bereit für die so spannende wie komplexe Aufgabe, eine traditionsreiche historische Manufaktur mit vitaler Kreativität aus Kunst und Design zu beleben. Diese Transformation ist für die Lehre und Forschung an der HfG Offenbach ein Novum, denn in dem neuen HfG-Satelliten treffen das Know-how und die Ausstattung der HPM auf innovative Lehr- und Forschungskonzepte. Hier werden zukünftig werkstoffbezogene Tradition mit neuen, auch digitalen Inhalten Hand in Hand gehen und für eine internationale Sichtbarkeit von Hochschule und Region sorgen«, sagt Prof. Bernd Kracke, Präsident der HfG Offenbach.

„Der positive Abschluss der Gespräche mit dem Land Hessen freut mich sehr. Dies ist ein wichtiger Meilenstein in der langen Geschichte der Höchster Porzellanmanufaktur. Das Bewahren dieses Kulturguts hat meinen Verwalterkollegen Alexander Eggen und mich in unserem intensiven Bestreben um die Rettung der Höchster Porzellan immer angetrieben. Ein privatwirtschaftlicher, langfristiger Betrieb der Manufaktur ist gerade unter den aktuellen Bedingungen – denken Sie nur an die Explosion der Energiepreise – nicht darstellbar. Daher freut es mich besonders, dass die Zukunft der Manufaktur am Standort in Höchst mit einem modernen und innovativen Konzept der Hochschule für Gestaltung durch das Land Hessen gesichert wurde. Es ist ein bislang einzigartiger und zukunftsgerichteter Ansatz, die Tradition und den reichen Erfahrungsschatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Porzellanmanufaktur mit dem Ideenreichtum und der Forschungsarbeit einer Hochschule zu verbinden. Das Engagement des Landes ist ein Versprechen für eine gute Zukunft der Höchster Porzellanmanufaktur“, sagt Insolvenzverwalter Frank Schmitt von Schultze & Braun.

Zu den vom Land Hessen erworbenen Vermögenswerten des Unternehmens gehören neben den Lagerbeständen unter anderem auch Brennöfen, historische Formen, Entwürfe und Werkzeuge. Die HfG arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Weiterentwicklung in den Bereichen Material und Materialforschung: In einem Reallabor für Kunst und Design sollen Porzellan sowie weitere keramische Materialien erforscht und ausgebaut werden. Studierende, Lehrende und Nachwuchstalente werden diesen Prozess mitgestalten. Das handwerkliche Wissen und der Produktionsablauf bilden ein Alleinstellungsmerkmal unter den Kunsthochschulen.

Der Etat der Hochschule für Gestaltung soll mit dem im Januar vom Landtag zu verabschiedenden Doppelhaushalt 2023/2024 für die zusätzlichen Aufgaben erhöht werden. Das Land ist in Gesprächen mit der Stadt Frankfurt über eine Unterstützung der Manufaktur auch durch ihre Heimatstadt.

Höchster Porzellanmanufaktur

Ministerpräsident Boris Rhein zeichnet Fritz Bauer posthum mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille aus

Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein hat Fritz Bauer posthum mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt. Die beiden in Schweden lebenden Großnichten Bauers, Marit Tiefenthal und Pernilla Öhman, nahmen die höchste Auszeichnung des Landes Hessen stellvertretend entgegen. (v.l.n.r: Boris Rhein, Pernilla Öhman, Marit Tiefenthal)
Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein hat Fritz Bauer posthum mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt. Die beiden in Schweden lebenden Großnichten Bauers, Marit Tiefenthal und Pernilla Öhman, nahmen die höchste Auszeichnung des Landes Hessen stellvertretend entgegen. (v.l.n.r: Boris Rhein, Pernilla Öhman, Marit Tiefenthal)

Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat den früheren hessischen Generalstaatsanwalt und Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses, Fritz Bauer, posthum mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, der Wilhelm-Leuschner-Medaille, geehrt. „Fritz Bauers Leistung kann man nicht hoch genug einschätzen. Durch den Auschwitz-Prozess konfrontierte Bauer die deutsche Öffentlichkeit mit der eigenen Vergangenheit. Als Ankläger einer ganzen Epoche zwang er die Gesellschaft zum Hinsehen und zur Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus. Im Zentrum seiner Vorgehensweise stand jedoch nie die Vergeltung, sondern stets die Würde und die Erinnerung an die Opfer, um dem kollektiven Vergessen des Massenmordes an den Juden vorzubeugen. Ohne Fritz Bauer wäre unsere Geschichtsaufarbeitung nicht die, die sie heute ist“, sagte Ministerpräsident Rhein bei der Verleihung am Donnerstag auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität.

Bauers in Schweden lebende Großnichten, Marit Tiefenthal und Pernilla Öhman, nahmen die Auszeichnung stellvertretend entgegen. Tiefenthal beschrieb die Motivation und Haltung ihres Großonkels, der aus einer deutsch-jüdischen Kaufmannsfamilie stammte und 1933 selbst aus politischen Gründen für einige Monate im Konzentrationslager Heuberg inhaftiert war, wie folgt: „Manchmal muss man eine Position vertreten, die weder sicher noch diplomatisch noch populär ist; man muss sie vertreten, weil das Gewissen es gebietet.“

Ministerpräsident Boris Rhein lobte den 1968 verstorbenen Bauer als „Kämpfer für die Humanität und die Demokratie, der mit Hingabe, Ausdauer und Leidenschaft für eine freie Gesellschaft eingetreten ist“, und dessen Verdienst es sei, sich für ein modernes Demokratiebewusstsein engagiert zu haben. „Mit seinem juristischen und publizistischen Wirken, seinem beharrlichen und furchtlosen Einsatz für Gerechtigkeit und die Ahndung und Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen hat er unserem Land vor Augen geführt, was mit den Mitteln des Rechtes möglich sein kann. Damit hat er die Geschichte der Bundesrepublik verändert.“

Die Bedeutung der Verdienste Bauers seien gerade in der heutigen Zeit aktueller denn je, sagte der Ministerpräsident und fügte hinzu: „Seine ethische Grundhaltung und sein Wirken im Dienste der Humanität haben die Gesellschaft dieses Landes nachhaltig verändert und unsere politische Kultur geprägt. Diese Leistung sollte uns als Kompass und Orientierung dienen.“ So sei etwa der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine seit Ende Februar ein Angriff auf alles, wofür sich Fritz Bauer eingesetzt habe. „Dieser Angriff auf unsere freiheitliche Gesellschaft erschreckt uns nicht nur zutiefst, er fordert uns auch heraus. Ebenso wie die rechtsextremen Gewalttaten der vergangenen Jahre in unserem Land. Seien es die Morde des NSU und von Halle, die Anschläge von Hanau oder der Mord an Walter Lübcke. Wir müssen – ganz im Sinne Bauers – Hass und Hetze in unserem Land entgegentreten und uns aktiv für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzusetzen“, äußerte der Regierungschef.

Fritz Bauer wurde am 16. Juli 1903 in Stuttgart geboren, studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in München und Tübingen und promovierte 1927 in Heidelberg. Von 1930 an war er am Stuttgarter Amtsgericht der jüngste Hilfsrichter in Deutschland. Im Jahr 1933 wurde er als Richter entlassen und in Heuberg auf der Schwäbischen Alb inhaftiert. Bauer emigrierte 1936 nach Dänemark, wo er nach der deutschen Besatzung verhaftet wurde, aber dank der Intervention dänischer Freunde wieder freikam. Im Oktober 1943, als die Deportation der dänischen Juden begann, gelang ihm mit seiner Familie die Flucht nach Schweden. Nach der Befreiung kehrte Bauer 1945 nach Dänemark zurück und lebte in Kopenhagen. Mit Unterstützung des SPD-Politikers Kurt Schumachers kam er 1949 in die Bundesrepublik Deutschland zurück und wurde ein Jahr später zum Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht in Braunschweig ernannt. Der damalige hessische Ministerpräsident Georg-August Zinn berief ihn 1956 in das Amt des hessischen Generalstaatsanwalts und holte ihn nach Frankfurt. In dieser Position war Bauer verantwortlich für das Zustandekommen des Auschwitz-Prozesses, der von Dezember 1963 bis August 1965 stattfand.

Die Wilhelm-Leuschner-Medaille ist die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie wird an Personen verliehen, die sich hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft erworben haben. Wilhelm Leuschner selbst war einer der wichtigsten hessischen Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime. Der ehemalige Ministerpräsident Georg-August Zinn stiftete die Medaille zum 20. Todestag Leuschners am 29. September 1964. Sie wird stets am 1. Dezember, dem Hessischen Verfassungstag, vergeben. Unter den bisherigen Preisträgern befinden die frühere Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, der Philosoph Professor Jürgen Habermas oder der verstorbene ehemalige Regierungspräsident von Kassel, Dr. Walter Lübcke, der die Würdigung als Erster posthum erhielt.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie als wirtschaftlichen Kern Hessens stärken – Jubiläum 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Arbeitgeberverbands HessenChemie haben gestern im Kurhaus Wiesbaden die 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik mit anschließender Jubiläumsfeier stattgefunden mit Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und zahlreichen Vertretern aus Politik, Unternehmen, Verbänden und der IGBCE Hessen-Thüringen. Bild: Der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbandes HessenChemie Oliver Coenenberg überreicht Boris Rhein den Jubiläumsband "Arbeit gestalten. 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie". © Foto: Diether von Goddenthow
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Arbeitgeberverbands HessenChemie haben gestern im Kurhaus Wiesbaden die 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik mit anschließender Jubiläumsfeier stattgefunden mit Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und zahlreichen Vertretern aus Politik, Unternehmen, Verbänden und der IGBCE Hessen-Thüringen. Bild: Der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbandes HessenChemie Oliver Coenenberg überreicht Boris Rhein den Jubiläumsband „Arbeit gestalten. 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie“. © Foto: Diether von Goddenthow

Wiesbaden, 29. November 2022.  Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Globalisierung, Finanzkrise, Corona und Energiekostenexplosion: Die Geschichte des Arbeitgeberverbandes HessenChemie ist eng verbunden mit der Industriegeschichte Deutschlands und gibt einen Einblick in die gewaltigen politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen. Am Dienstag feierte HessenChemie sein 75-jähriges Bestehen im Kurhaus Wiesbaden.

Am 28. November 1947 trafen sich 51 Unternehmer zur konstituierenden Sitzung und gründeten den Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. in Wiesbaden. Was zunächst auch in der Chemieindustrie als Gegenmacht zur Gewerkschaft begriffen wurde, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu der heute für die Branche bewährten Sozialpartnerschaft. Teil des Festaktes waren neben dem Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein auch zahlreiche Vertreter aus Politik, Unternehmen, Verbänden und der IGBCE Hessen-Thüringen.

(v.l. Dirk Meyer, HessenChemie; Oliver Coenenberg, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH & Vorstandsvorsitzender HessenChemie; Ministerpräsident Boris Rhein; Dr. Kai Beckmann, Merck KGaA & Präsident BAVC) © HessenChemie
(v.l. Dirk Meyer, HessenChemie; Oliver Coenenberg, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH & Vorstandsvorsitzender HessenChemie; Ministerpräsident Boris Rhein; Dr. Kai Beckmann, Merck KGaA & Präsident BAVC) © HessenChemie

Im Rahmen der Jubiläumsfeier würdigte der Hessische Ministerpräsident die Leistungen und Innovationskraft der chemisch-pharmazeutischen Industrie und machte deren Bedeutung für den Wirtschaftsstandort deutlich: „Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist unser wirtschaftlicher Kern in Hessen – als umsatzstärkste Branche, größter Arbeitgeber und mit einem der größten Chemie- und Pharmastandorte Europas in Frankfurt-Höchst. Wir werden alles dafür tun, ihn zu bewahren und zu stärken. Wenn wir gut und sicher durch die aktuellen Krisen kommen wollen, müssen wir unsere wichtigste Industrie schützen“, sagte Rhein am Dienstag in Wiesbaden. Die Landesregierung setze sich mit großem Engagement für die hiesige Gesundheits- und Pharmaindustrie ein. Im Zentrum stehe die bundesweit einmalige Initiative Gesundheitsindustrie.

"Wir müssen unsere wichtigste Industrie schützen", Ministerpräsident Boris Rhein. © Foto: Diether von Goddenthow
„Wir müssen unsere wichtigste Industrie schützen“, Ministerpräsident Boris Rhein. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Ministerpräsident dankte der chemisch-pharmazeutischen Branche vor allem für ihre Leistungen während der Corona-Pandemie. „Die Gesundheitsindustrie hat uns weltweit aus der Patsche geholfen. Ohne Impfstoff und seine massenhafte Bereitstellung hätten wir in Hessen jüngst die Isolationspflicht nicht aufheben und einen weiteren Schritt in Richtung Normalität gehen können“, sagte Rhein und kritisierte in diesem Zusammenhang Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für seine Finanzreform zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung scharf. „Mit seinem Finanzstabilisierungsgesetz schadet der Gesundheitsminister massiv dem Pharmastandort Hessen. Er erhöht die Herstellerabgabe für Arzneimittel um fünf Prozentpunkte. Zwar zeitlich befristet, aber zusammen mit anderen Maßnahmen wird das der Pharmaindustrie Milliarden von Euro kosten. Der Name des Gesetzes ist eine Mogelpackung. Was da kommt, wird in sämtlichen Bereichen unseres Gesundheitswesens zu Instabilitäten führen. Ich habe mich deshalb heftig dagegen gewehrt, auch im Bundesrat.“

„Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist unser wirtschaftlicher Kern in Hessen – als umsatzstärkste Branche, größter Arbeitgeber und mit einem der größten Chemie- und Pharmastandorte Europas in Frankfurt-Höchst. Wir werden alles dafür tun, ihn zu bewahren und zu stärken“, so der Ministerpräsident. Die Landesregierung setze sich mit großem Engagement für die hiesige Gesundheits- und Pharmaindustrie ein. Im Zentrum stehe die bundesweit einmalige Initiative Gesundheitsindustrie. „Hier entwickeln und stärken wir gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft den Standort Hessen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Menschen in unserem Land jederzeit mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln versorgen zu können. Daher setzen wir uns dafür ein, dass Arzneimittel wieder verstärkt in Europa produziert werden – vor allem in Hessen. Hessen war einmal die Apotheke Europas. Das muss es wieder sein“, versprach der Ministerpräsident.

"Wir brauchen  die Gas- und Strompreisbremse für die Industrie so schnell und unbürokratisch wie möglich" Oliver Coenenberg. © Foto: Diether von Goddenthow
„Wir brauchen die Gas- und Strompreisbremse für die Industrie so schnell und unbürokratisch wie möglich“ Oliver Coenenberg. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbandes HessenChemie und Geschäftsführer Personal und Organisation der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Oliver Coenenberg, ging auf die derzeit schwierige Lage der Branche ein: „Vor allem im Mittelstand stehen Unternehmer bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand, und das vor allem wegen der exorbitant gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten. Wir brauchen daher die Gas- und Strompreisbremse für die Industrie so schnell und unbürokratisch wie möglich, um dauerhafte Schäden an unserer an sich gesunden Industriestruktur zu vermeiden.“ Coenenberg kritisierte, „dass der vorliegende Gesetzentwurf in wichtigen Punkten hinter den Empfehlungen der Expertenkommission Gas und Wärme zurückbleibt.“

Mit Blick auf die Transformation sei es zudem wichtig, Genehmigungsverfahren schnell und effizient zu gestalten und zusätzliche Belastungen und Hürden für Arbeitgeber zu vermeiden. Dabei betonte Coenenberg gleichzeitig das Angebot zum Dialog mit der Landesregierung: „Gerne bringen wir uns in den geplanten Transformationsgipfel ein.“

Impression von der Begrüßung der Jubiläums-Gäste im Wintergarten des Wiesbadener Kurhauses. © Foto: Diether von Goddenthow
Impression von der Begrüßung der Jubiläums-Gäste im Wintergarten des Wiesbadener Kurhauses. © Foto: Diether von Goddenthow

Im Vorfeld fanden die 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik statt, in deren Fokus neben der Entwicklung der Chemie-Sozialpartnerschaft vor allem der Wandel der Arbeitswelt in den letzten 75 Jahren und die zukünftigen Anforderungen standen.

Dr. Kai Beckmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Merck und Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC), betonte in seiner Rede die Veränderungsfähigkeit der Branche. Mit Blick auf die Herausforderungen der Transformation sagte er: „Grund zur Zuversicht können wir haben, wenn wir die nötigen Änderungen offensiv angehen.“ Dabei müssten die Arbeitgeber bei sich selbst anfangen und eine Kultur der Veränderung fördern. Die Politik forderte er auf, kurzfristig die Industrie als Kern der Wertschöpfung zu stabilisieren, mittelfristig aber vor allem Wachstumskräfte in der Wirtschaft freizusetzen.

Festschrift – Geschichte des Verbandes
arbeit-gestalten-75-jahre-hessenchemie-160Anlässlich des 75-jahrigen Bestehens hat HessenChemie die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte beauftragt, die Geschichte des Verbandes aufzuarbeiten und in einem Buch von Johanna Steinfeld „Arbeit gestalten. 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie“, wbg Darmstadt 2022, zu verschriftlichen. Dieses erschien anlässlich der 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik am 29. November 2022 – fast auf den Tag der Gründung genau – im Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg) erscheinen.

Über HessenChemie
Im Arbeitgeberverband HessenChemie sind 310 Mitgliedsunternehmen mit 105.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie sowie einiger industrienaher Serviceunternehmen zusammengeschlossen. Derzeit werden in den Mitgliedsunternehmen rund 4.500 Menschen ausgebildet. HessenChemie vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Gewerkschaft, Politik und Öffentlichkeit.

(Hessenchemie /Hessische Staatskanzlei)

40 neue Engagement-Lotsinnen und -Lotsen für Hessen Staatsminister Axel Wintermeyer überreicht Zertifikate

Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, hat gemeinsam mit Michael Meiers, Generalbevollmächtigter der SV SparkassenVersicherung, Abschlusszertifikate an 40 Engagement-Lotsinnen und -Lotsen aus ganz Hessen überreicht. © Hessische Staatskanzlei/Grom.
Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, hat gemeinsam mit Michael Meiers, Generalbevollmächtigter der SV SparkassenVersicherung, Abschlusszertifikate an 40 Engagement-Lotsinnen und -Lotsen aus ganz Hessen überreicht. © Hessische Staatskanzlei/Grom.

Wiesbaden. Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, hat gemeinsam mit Michael Meiers, Generalbevollmächtigter der SV SparkassenVersicherung, Abschlusszertifikate an 40 neue Engagement-Lotsinnen und -Lotsen überreicht. „In Hessen engagieren sich rund zweieinhalb Millionen Menschen für die Gesellschaft. Darüber sind wir sehr stolz. Mit dem E-Lotsen-Programm sorgen wir als Landesregierung mit Unterstützung der SV SparkassenVersicherung seit rund 18 Jahren dafür, dass die zahlreichen helfenden Hände eine leitende Hand haben, die das freiwillige Engagement vor Ort koordiniert. Somit tragen wir auch an dieser Stelle dazu bei, dass das Ehrenamt eine solide Grundlage hat,“ sagte der Staatsminister im Biebricher Schloss und ergänzte: „Das ehrenamtliche Engagement stärkt den Zusammenhalt und bereichert das Leben vor Ort. Diejenigen, die sich engagieren, wollen wir bei ihren vielfältigen Aufgaben unterstützen. Das tun wir in vielfältiger Weise, unter anderem dadurch, dass wir die Ehrenamtsstrukturen stärken. Die E-Lotsen leisten eine tolle Arbeit in ihren Kommunen, die die Landesregierung gerne unterstützt.“

In Hessen gibt es nun über 850 Engagement-Lotsinnen und -Lotsen in über 110 Städten und Gemeinden, die dabei unterstützen, ehrenamtliche Aktivitäten in ihrer Kommune zu koordinieren, Projekte umzusetzen sowie neue freiwillige Helferinnen und Helfer zu gewinnen. Die „E-Lotsen“ sind ein Baustein der umfangreichen hessischen Ehrenamtsförderung, für die 2022 die Rekordsumme von mehr als 32 Millionen Euro bereitsteht. Das Land finanziert dabei die Qualifizierung der Lotsinnen und Lotsen.

Die Engagement-Lotsinnen und -Lotsen sind ein wichtiger Bestandteil der Ehrenamtsförderung der Hessischen Landesregierung. Das Qualifizierungsprogramm wird von der LandesEhrenamtsagentur Hessen (LEAH) angeboten. „Ich bin sehr froh, dass die LEAH eine kompetente und verlässliche Ansprechpartnerin des Landes an der Seite von Kommunen, Initiativen, Vereinen und Verbänden ist. Und es ist sehr erfreulich, dass die Beratungsangebote dort gut angenommen werden“, sagte der Chef der Staatskanzlei.

Ein wichtiger Partner ist die SV SparkassenVersicherung, die das Programm jährlich mit 45.000 Euro unterstützt. „Eine der wichtigsten Pfeiler unserer Gesellschaft ist das ehrenamtliche Engagement“, so Michael Meiers. „Unsere Förderung hilft, das solidarische Miteinander zu erhalten und das Ehrenamt nachhaltig zu stärken.“

Hintergrund

Kommunen können pro Jahr ehrenamtliche Teams von bis zu sechs Engagement-Lotsinnen und -Lotsen aufbauen. Die Qualifizierung wird durch die LandesEhrenamtsagentur Hessen organisiert und im Auftrag des Landes durch die Landesarbeitsgemeinschaft Freiwilligenagenturen Hessen e.V. (LAGFA) durchgeführt. Das Land fördert jede Kommune mit einem Beitrag von 500 Euro pro angemeldeter Person. Weitere Informationen über das Landesprogramm „Engagement-Lotsen“ und die Ehrenamtsförderung in Hessen sind im Netz unter www.deinehrenamt.de zu finden.

„Sichere Zukunft nur in geeintem und friedlichen Europa möglich“ – 9. Hessischer Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sprach beim 9. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“ im Wiesbadener Schloss Biebrich.© Foto Diether von Goddenthow
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sprach beim 9. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“ im Wiesbadener Schloss Biebrich.© Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sieht ein geeintes Europa als Voraussetzung für eine sichere Zukunft. „Krieg, Hass und Gewalt fordern nicht nur viele Menschenleben, sondern führen auch zu Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit von Menschen. Die Bilder aus der Ukraine zeigen uns das jeden Tag“, sagte Rhein am Sonntag beim 9. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“. Der Gedenktag sei auch eine Mahnung an diejenigen, die Flucht und Vertreibung verursachten, relativierten oder für ihre eigenen politischen Zwecke instrumentalisierten.

„Wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Geschichte darf sich nicht wiederholen“, sagte Rhein. Der Zweite Weltkrieg hatte Tod und Vernichtung über viele Völker Europas gebracht. Rund 15 Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wurden zwischen 1945 und 1949 gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben. „Trotz dieser gewaltsamen Veränderungen in ihrem Leben haben sich diese Menschen integriert und hier bei uns ein neues Zuhause gefunden. Für rund 1,8 Millionen Menschen wurde Hessen zur Heimat. Damit hat nahezu ein Drittel der hessischen Bürgerinnen und Bürger selbst oder über die familiäre Abstammung ein Vertreibungs- oder Aussiedlerschicksal“, äußerte der Regierungschef und fügte hinzu: „Diese Geschichte und diese Gefühle gehören zusammen. Mir ist es daher sehr wichtig, dass wir den ,Tag der Heimat‘ und den Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation immer wieder gemeinsam begehen.“ Der Gedenktag rufe ins Bewusstsein, dass die deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler „genauso zu uns gehören wie wir zu ihnen“. Der Ministerpräsident sicherte den Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern auch künftig „eine besondere Wertschätzung in Hessen“ zu.

Rhein wies auch auf die Leistung der Vertriebenen und Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler für Hessen und Deutschland hin. „Sie haben Hessen und Deutschland mitgeprägt und zu dem gemacht, was es heute ist. Ihre wichtige Aufbauarbeit nach dem Krieg war Grundlage dafür, dass sich das Land positiv entwickeln konnte“, sagte der Ministerpräsident und fügte hinzu: „Wir sind allen Vertriebenenverbänden und Landsmannschaften zutiefst dankbar für das, was sie im Bereich Erinnerungs- und Kulturpflege leisten. Neben der Pflege der Kultur der alten Heimat wirken sie vor allem auch als Brückenbauer in jene Staaten, in denen ihre Herkunftsgebiete heute liegen.“

Der Ministerpräsident forderte, sich stets der eigenen Geschichte bewusst zu sein und würdigte die Erinnerungsarbeit der Heimatvertriebenen. Die Zeitzeugenberichte der Vertriebenen in Schulen oder generationenübergreifenden Projekten seien für viele Jugendliche prägend. Dass Zeitzeugen noch mit über 90 Jahren in die Schulklassen gingen, sei „beeindruckend, wertvoll, berührend und lebendiger Geschichtsunterricht“. „Diese Erzählungen sollen wachrütteln, aufmerksam machen und können dazu beitragen, künftig das zu verhindern, was vor mehr als 80 Jahren passiert ist. Eine so eindringliche Schilderung kann durch kein Geschichtsbuch ersetzt werden.“

Die Heimatvertriebenen seien authentische Zeugen bei der Sensibilisierung für die Herausforderungen der Gegenwart und den bedingungslosen Einsatz für Menschenrechte. „Viele von ihnen werden bei den aktuellen Berichten zum Angriffskrieg gegen die Ukraine und die erzwungene Flucht der Bevölkerung an ihr eigenes Familienschicksal erinnert. Das Wissen um diese Geschichte wach zu halten, heutige Generationen darüber zu informieren, wozu Nationalismus, Hass und das Fehlen von demokratischen Strukturen führen, dazu dient unser Hessischer Gedenktag“, so die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf anlässlich des „Tages der Heimat“.