Kategorie-Archiv: Glanz und Elend in der Weimarer Republik

Schirn Kunsthalle Frankfurt gelingt künstlerischer deutsch-deutscher Gesamt-Blick auf „Glanz und Elend in der Weimarer Republik von Otto Dix bis Jeanne Mammen“

Jeanne Mammen Aschermittwoch, um 1926. Mammen arbeitete für zahlreiche Zeitschriften, darunter den Ulk, den Simplicissimus und die Jugend. Als ebenso aufmerksame wie distanzierte Flaneurin durchstreifte die Künstlerin Berlin und schilderte besonders Frauen in unterschiedlichen Situationen und Rollen. Foto: Diether v. Goddenthow
Jeanne Mammen Aschermittwoch, um 1926. Mammen arbeitete für zahlreiche Zeitschriften, darunter den Ulk, den Simplicissimus und die Jugend. Als ebenso aufmerksame wie distanzierte Flaneurin durchstreifte die Künstlerin Berlin und schilderte besonders Frauen in unterschiedlichen Situationen und Rollen. Foto: Diether v. Goddenthow

In der großen Themen-Ausstellung „Glanz und Elend in der Weimarer Republik von Otto Dix bis Jeanne Mammen“, vom 27. Oktober 2017 bis 28.Feburar 2018, gelingt es der Schirn Kunsthalle Frankfurt auf faszinierende Weise, einen facettenreichen gesamtdeutschen Blick auf die bildende Kunst in Deutschland von 1918 bis 1933 zu werfen.

Die vermeintlich so glamourösen goldenen Zwanziger waren natürlich nur ein Ausschnitt, eine ganz bestimmte Facette dieser Zeit, die vor allem durch soziale Spannungen, politische Kämpfe, gesellschaftliche Umbrüche, aber auch künstlerische Revolutionen und Neuerungen geprägt war, eine Zeit der Krisen, aber auch der Übergänge zwischen dem deutschen Kaiserreich und dem Regime des Nationalsozialismus, so Philipp Demandt, Direktor der Schirn
Kunsthalle Frankfurt beim heutigen Presse-Preview.

„Die Schirn setzt mit ‚Glanz und Elend in der Weimarer Republik‘ ein Gegengewicht zu den bereits vielfach gezeigten Ausstellungen über die ‚goldenen‘ 1920er-Jahre und wirft einen Blick auf das ungeschminkte Leben in der Weimarer Republik", so Dr. Philipp Demandt. v.li.n.r.: Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, Dr. Ingrid Pfeiffer, Kuratorin der Ausstellung. Foto: Diether v. Goddenthow
„Die Schirn setzt mit ‚Glanz und Elend in der Weimarer Republik‘ ein Gegengewicht zu den bereits vielfach gezeigten Ausstellungen über die ‚goldenen‘ 1920er-Jahre und wirft einen Blick auf das ungeschminkte Leben in der Weimarer Republik“, so Dr. Philipp Demandt. v.li.n.r.: Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, Dr. Ingrid Pfeiffer, Kuratorin der Ausstellung. Foto: Diether v. Goddenthow

All diese Facetten der Weimarer Zeit spiegeln sich in der Ausstellung, aber mehr noch: Mit Ingrid Pfeiffers genial kuratierter Ausstellung wird erstmals ein deutsch-deutsches Gesamtbild der „Weimarer Kunstepoche “wiederhergestellt, welches durch die weitere deutsche Geschichte, wie den zweiten Weltkrieg, den Holocaust und die deutsch-deutsche Teilung, zerrissen worden war. Die Schirn vereint 190 Gemälde, Grafiken und Skulpturen von 62 bekannten sowie bislang weniger beachteten Künstlerinnen und Künstlern, darunter Max Beckmann, Kate Diehn-Bitt, Otto Dix, Dodo, Conrad Felixmüller, George Grosz, Carl Grossberg, Hans und Lea Grundig, Karl Hubbuch, Lotte Laserstein, Alice Lex-Nerlinger, Elfriede Lohse-Wächtler, Jeanne Mammen, Oskar Nerlinger, Franz Radziwill, Christian Schad, Rudolf Schlichter, Georg Scholz und Richard Ziegler. Historische Filme, Zeitschriften, Plakate und Fotografien liefern darüber hinaus Hintergrundinformationen.

Die Zeitschriften und Plakate aus dieser Zeit sollen die Besucher bereits im Treppenhaus ein wenig einstimmen. Mit diesem ersten Eindruck über die viel 'gewaltorientierterer Kommunikation' dieser Zeit betritt er dann die Ausstellungsräume und betrachtet die Werke.  Foto: Diether v. Goddenthow
Die Zeitschriften und Plakate aus dieser Zeit sollen die Besucher bereits im Treppenhaus ein wenig einstimmen. Mit diesem ersten Eindruck über die viel ‚gewaltorientierterer Kommunikation‘ dieser Zeit betritt er dann die Ausstellungsräume und betrachtet die Werke. Foto: Diether v. Goddenthow

Im Fokus der Ausstellung steht das Unbehagen der Epoche, das sich in den Motiven und Inhalten wie auch in einem breiten stilistischen Spektrum zeigt. In thematischen Räumen führt sie Darstellungen und Szenen aus Berlin, Dresden, Leipzig, Rostock, Stuttgart, Karlsruhe, München und Hannover zusammen, die bislang eher getrennt voneinander betrachtet wurden und eher dem „veristischen“ Flügel der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen sind.
Viele Künstler erwiesen sich als Seismografen ihrer Zeit und scheinen das Scheitern der Weimarer Republik vorausgeahnt zu haben, lange bevor die Katastrophe tatsächlich eintrat.

Direkte, ironische, wütende, anklagende und oftmals auch prophetische Werke verdeutlichen den Kampf um die Demokratie, zeichnen das Bild einer Gesellschaft in der Krise, mitunter in ihrer Orientierungslosigkeit und im Übergang, besonders beispielhaft und drastisch dargestellt in Karl Hubbachs Werken, hier: "Im Rausch des Irrens", um 1923. Foto: Diether v. Goddenthow
Direkte, ironische, wütende, anklagende und oftmals auch prophetische Werke verdeutlichen den Kampf um die Demokratie, zeichnen das Bild einer Gesellschaft in der Krise, mitunter in ihrer Orientierungslosigkeit und im Übergang, besonders beispielhaft und drastisch dargestellt in Karl Hubbachs Werken, hier: „Im Rausch des Irrens“, um 1923. Foto: Diether v. Goddenthow

„Die Schirn setzt mit ‚Glanz und Elend in der Weimarer Republik‘ ein Gegengewicht zu den bereits vielfach gezeigten Ausstellungen über die ‚goldenen‘ 1920er-Jahre und wirft einen Blick auf das ungeschminkte Leben in der Weimarer Republik. Die rund 200 Werke der 62 Künstlerinnen und Künstler halten der Gesellschaft jener Zeit schonungslos den Spiegel vor. So tritt uns eine Epoche am seidenen Faden der Demokratie vor Augen, eine Zeit, die uns vielleicht in mancher Hinsicht näher ist, als wir glauben wollen“, so Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, über die Ausstellung.

Gerd Graetz. Johlende Nationalsozialisten, 1929. Bleistiftzeichnung auf Papier. Foto: Diether v. Goddenthow
Gerd Graetz. Johlende Nationalsozialisten, 1929. Bleistiftzeichnung auf Papier. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Ingrid Pfeiffer, erläutert: „Wir lesen die Geschichte der Weimarer Republik oft vom Ende her – von ihrem Übergang in den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg. Trotz der negativen gesellschaftspolitischen Entwicklungen, die die Künstler in ihren Werken so pointiert schildern, entstand die bis heute prägende ,Moderne‘. Die Weimarer Republik war eine progressive Epoche, in der viele wegweisende Ideen entworfen wurden – nicht nur in der Kunst, der Architektur und dem Design. Es wurde auf allen Ebenen heftig über die Ausrichtung der Republik diskutiert, über die Rolle der Frau, die Wochenarbeitszeit oder über die Paragrafen zu Abtreibung und Homosexualität. Neben dem offenkundigen Elend markieren für mich all diese Tendenzen den Glanz der Weimarer Republik.“

Die Themen und Künstler der Ausstellung
Impression der Ausstellung: GLANZ UND ELEND IN DER WEIMARER REPUBLIK VON OTTO DIX BIS JEANNE MAMMEN 27. OKTOBER 2017 – 25. FEBRUAR 2018. Foto: Diether v. Goddenthow
Impression der Ausstellung: GLANZ UND ELEND IN DER WEIMARER REPUBLIK
VON OTTO DIX BIS JEANNE MAMMEN 27. OKTOBER 2017 – 25. FEBRUAR 2018. Foto: Diether v. Goddenthow

Eines der ersten Werke der Präsentation ist das Gemälde Weimarer Fasching (um 1928/29) von Horst Naumann (1908–1990) – ein Panorama der Gesellschaft, eine konzentrierte Zusammenschau jener Phänomene, die in der Weimarer Republik bestimmend waren: die Vergnügungsindustrie, das Geld, der Sport, die Kirche, das Militär, die Waffen, die rechtsnationale Symbolik oder auch der industrielle Fortschritt. Die Hypothek, die die Weimarer Republik belastete und die junge Demokratie massiv bedrohte, waren die wirtschaftlichen Folgen des Krieges und die moralischen Belastungen durch den Versailler Vertrag und seinen Kriegsschuldparagrafen. Insbesondere die Künstler Otto Dix (1891– 1969), George Grosz (1893–1959) und Georg Scholz (1890–1945) reagierten in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg in ihren Werken mit ätzender Kritik auf die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Republik. Kriegsversehrte, Tagelöhner und Arbeitslose prägten das öffentliche Leben und fanden als Motive Einzug in die Kunst. Die Schirn zeigt Werke wie Otto Dix‘ Kriegskrüppel (1920) oder George Grosz‘ Invalide (1921/22), die direkt und mit bissigem Humor die Zustände auf den Straßen abbilden. George Grosz und Georg Scholz engagierten sich mit ihrer politisch hochaktuellen Kunst auch gegen nationalsozialistische Tendenzen und erweisen sich rückblickend mit manchen Arbeiten geradezu als Propheten kommender Ereignisse. So malte etwa Georg Scholz bereits 1921 sogenannte Hakenkreuzritter im Café.

Georg Scholz. Kriegsverein, 1922.  Drei deutschnationale Vertreter des Kriegervereins mit Hakenkreuz am Revers stehen vor dem Lokal "Der eiserne Hindenburg", und sehnen sich zurück nach der Monarchie und bekämpfen die Weimarer Republik mit allen Mitteln. Foto: Diether v. Goddenthow
Georg Scholz. Kriegsverein, 1922. Drei deutschnationale Vertreter des Kriegervereins mit Hakenkreuz am Revers stehen vor dem Lokal „Der eiserne Hindenburg“, und sehnen sich zurück nach der Monarchie und bekämpfen die Weimarer Republik mit allen Mitteln. Foto: Diether v. Goddenthow

Seit ihrer Gründung bekämpften Gegner von rechts und links die Republik, da sie andere Vorstellungen von einer gesellschaftlichen und politischen Ordnung in Deutschland hatten. Kommunistische Aufstände und rechtsradikale Putschversuche waren reale und hypothetische Gefahren. Otto Griebel (1895–1972) gehörte zu den ersten Künstlern, die schon 1922 in ihren Werken alle politischen und sozialen Gegensätze schilderten, denen die junge Republik ausgesetzt war. Zusammen mit Lea Grundig (1906–1977) und Hans Grundig (1901–1958), Conrad Felixmüller (1897–1977), Alice Lex-Nerlinger (1893–1975), Curt Querner (1904–1976) und Otto Nagel (1894– 1967) war Otto Griebel auch Mitglied der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands (ASSO oder ARBKD), die sich zuerst in Berlin und dann 1930 in Dresden gründete und mit der die Künstler aktiv am politischen Geschehen teilnahmen.

Die wachsende soziale Ungerechtigkeit in der Weimarer Republik thematisiert u. a. Georg Scholz in seinem Bild Von kommenden Dingen (1922), in dem er einen fragwürdigen Deal zwischen den wichtigsten Drahtziehern der frühen Weimarer Republik, dem Industriellen Hugo Stinnes, dem Politiker Walther Rathenau und dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Carl Legien, illustriert. Der Spießer, der Wohlgenährte und von der Inflation profitierende Industrielle und Neureiche taucht als Typus in vielen Darstellungen dieser Zeit auf, wie in Der Schieber (1921/22) von Heinrich Maria Davringhausen (1894–1970). Ihm stehen Porträts wie Arbeitslose (1929) oder Stoffhändler (1932) von Grethe Jürgens (1899–1981) gegenüber, in denen sich für die Künstlerin die harte und unmittelbare Gegenwart abbildete.

Paul Grunwaldt. "Varieté", 1925. Foto: Diether v. Goddenthow
Paul Grunwaldt. „Varieté“, 1925. Foto: Diether v. Goddenthow

In der Weimarer Republik waren Kulturveranstaltungen nicht mehr nur das Privileg einer Elite, sondern sie wurden zum Massenvergnügen: Varietés, Revuetheater, Nachtlokale, Cafés und Bars prägten das gesellschaftliche Leben in den Großstädten und boten Möglichkeiten, dem Alltag zu entfliehen. Die Schirn versammelt Darstellungen wie Tiller Girls (vor 1927) von Karl Hofer (1878–1955), Varieté (1925) von Paul Grunwaldt (1891–1962) oder Lissy im Café (um 1930/32) von Karl Hubbuch (1891– 1979). Auch die Illustrationen und Zeichnungen für die Satirezeitschriften Ulk, Simplicissimus und Jugend, wie Logenlogik (1929) von Dodo (1907–1998) oder Aschermittwoch (um 1926) von Jeanne Mammen (1890–1976), sind Zeugnisse eines ausschweifenden, gedankenverlorenen Treibens und zeigen die Abgründe und Schattenseiten der Vergnügungswelt. Die zunehmende Prostitution wurde nicht nur gesellschaftskritisch von Heinrich Ilgenfritz (1899–1969), beispielsweise mit Ernährerin (1928–1932), oder grotesk von George Grosz und Otto Dix in Dame mit Schleier und Nerz (1920), abgebildet, sondern auch subtiler und empathischer, z. B. in Margot (1924) von Rudolf Schlichter (1890–1955) oder in den Werken von Elfriede Lohse-Wächtler (1899–1940). Letztere lebte zeitweise auf Sankt Pauli in Hamburg: Ihre Darstellungen sind drastisch, wie in Über den Leib (1930), aber manchmal auch fast humorvoll und oft voller Sympathie.

Das Rollenbild der Frau veränderte sich in der Weimarer Republik grundlegend. So porträtierten sich etwa Künstlerinnen wie Lotte Laserstein (1898–1993) und Kate Diehn-Bitt (1898–1993) entsprechend einem Verständnis der „Neuen Frau“ urban, selbstbewusst, mit Bubikopf und bisweilen androgyn. In großer Zahl ergriffen Frauen nun neue Berufe wie Telefonistin, Verkäuferin, Ärztin oder Akademikerin. Nahezu ein Drittel der in der Schirn-Ausstellung präsentierten Kunstschaffenden sind weiblich – es sind Künstlerinnen, die in bisherigen Überblickswerken zur Neuen Sachlichkeit oft fehlten. Gerade auch ihre Werke bezeugen die gesellschaftlichen Entwicklungen hin zu mehr Liberalität und Pluralität.

Arthur Segal. Das Abtreibungsgesetz, 1931. Foto: Diether v. Goddenthow
Arthur Segal. Das Abtreibungsgesetz, 1931. Foto: Diether v. Goddenthow

Die „Frauenfrage“ prägte auch die politische Debatten über Abtreibung (Paragraf 218) und Empfängnisverhütung, Eherechte, Prostitution und Frauenlöhne bis hin zu kulturkritischen Erörterungen von Mode und sexueller Orientierung. Nicht nur in Berlin, mit Jeanne Mammen, Lotte Laserstein und Alice Lex-Nerlinger, sondern auch an vielen anderen Orten – Gerta Overbeck (1898– 1977) und Grethe Jürgens in Hannover, Lea Grundig und Hilde Rakebrand (1901–1991) in Dresden, Kate Diehn-Bitt in Rostock, Elfriede Lohse-Wächtler in Hamburg, Hanna Nagel (1907–1975) in Karlsruhe – erarbeiteten Künstlerinnen eigene Spielarten und Ausprägungen eines gesellschaftskritischen Realismus.

Die Ausstellung präsentiert wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Weimarer Republik, darunter Galeristen, Journalisten, Schriftsteller, Komponisten, aber auch Industrielle, Ärzte und Naturwissenschaftler. Die Bildnisse der Neuen Sachlichkeit von u. a. Erich Büttner (1889–1936), Kurt Lohse (1892–1958) oder Christian Schad (1894–1982) sind Charakterdarstellungen und eindringliche Kommentare zugleich. Neben diesen realen Persönlichkeiten, die auch stellvertretend für Berufe und Funktionen zu sehen sind, entstanden auch Typen-Porträts, wie Der Radionist (1927) von Kurt Günther (1893–1955). Das Radio als neues Massenmedium war Freizeitvergnügen und Informationsquelle zugleich.

Mit dem Sport greift die Ausstellung ein weiteres Thema der Zeit auf. Für Arbeiterschaft, Bürgertum und Intellektuelle gleichermaßen verkörperte der sportliche Wettkampf ein neues Lebensgefühl. Die Ausstellung zeigt u. a. die Rugbyspieler (1929) von Max Beckmann (1884–1950), Der Schaubudenboxer (1921) von Conrad Felixmüller, Skulpturen von Renée Sintenis (1888–1965), die Sportarten wie Laufen, Fußball oder Boxen abbilden, und Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm Wege zu Kraft und Schönheit (1925).

Die Industrialisierung gehört mit Darstellungen von Maschinen, Fabriken, Bahnhöfen und Brücken zu den häufigsten künstlerischen Motiven der Zeit. Meist sind die Industrieanlagen nicht von hektischer Betriebsamkeit erfüllt, sondern eher kühl und menschenleer wiedergegeben. In diesen melancholischen, apokalyptisch anmutenden Landschaften oder etwa den großformatigen und bildfüllenden Maschinen von Carl Grossberg (1894–1940) zeigt sich die zunehmende Skepsis gegenüber Fortschrittsoptimismus und Technikbegeisterung. Die Weimarer Republik gilt als Übergangszeit vom Deutschen Kaiserreich zur Diktatur des Nationalsozialismus: In vielen Bildern der Zeit werden Anspannung, ein ungutes Gefühl, die Vorahnung einer nahenden Katastrophe sichtbar. Das Unbehagen der Epoche wird unterschwellig deutlich. So auch in dem Bild Todessturz Karl Buchstätters (1928) von Franz Radziwill (1895–1983). Seine Biografie wie auch jene von Rudolf Schlichter spiegeln das zeittypische Changieren zwischen politischen Überzeugungen und das zwiespältiges Verhältnis zum Nationalsozialismus wider.

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KATALOG Glanz und Elend in der Weimarer Republik / Splendor and Misery in the Weimar Republic, Herausgegeben von Ingrid Pfeiffer, mit einem Vorwort von Philipp Demandt und Essays von Andreas Braune, Karoline Hille, Annelie Lütgens, Stéphanie Moeller, Olaf Peters, Dorothy Price und Martina Weinland sowie Ingrid Pfeiffer; des weiteren Künstlerbiografien und eine Chronologie zur Weimarer Republik. Deutsche und englische Ausgabe, je ca. 300 Seiten, ca. 260 Abbildungen, 29 x 24 cm, Hardcover; Gestaltung Sabine Frohmader; Hirmer Verlag, München, ISBN 978-3-7774-2932-8 (deutsch), ISBN 978-3-7774-2933-5 (englisch), 35 € (Schirn), 49,90 € (Buchhandel).

DIGITORIAL Zur Ausstellung bietet die Schirn ein Digitorial an. Das kostenfreie digitale Vermittlungsangebot ist responsiv und in deutscher und englischer Sprache erhältlich. Das Digitorial wird durch die Aventis Foundation ermöglicht. Es ist ab dem 19. September 2017 abrufbar unter www.schirn.de/digitorial.

BEGLEITHEFT Glanz und Elend in der Weimarer Republik. Eine Einführung in die Ausstellung. Herausgeber Schirn Kunsthalle Frankfurt. Auf ca. 40 Seiten werden die wichtigsten Arbeiten der Ausstellung vorgestellt und die historischen und gesellschaftspolitischen Zusammenhänge dargelegt. Ab 12 Jahren, 7,50 € einzeln, im Klassensatz 1 € pro Heft (ab 15 Stück).

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

ORT SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt
DAUER 27. Oktober 2017 – 25. Februar 2018
INFORMATION www.schirn.de E-MAIL welcome@schirn.de
TELEFON +49.69.29 98 82-0 FAX +49.69.29 98 82-240
EINTRITT 12 €, 9 €; freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren VORVERKAUF Tickets sind online unter www.schirn.de/tickets erhältlich FÜHRUNGEN Mi 19 Uhr, Do 20 Uhr, Fr 11 Uhr, Sa 17 Uhr, So 11 und 16 Uhr FÜHRUNGEN BUCHEN individuelle Führungen oder Gruppenführungen buchbar unter Tel. +49 69 29 98 82-0 und E-Mail fuehrungen@schirn.de AUDIOTOUR

Zur Ausstellung ist eine Audiotour für 4 € erhältlich. Gesprochen von Volker Bruch, bietet sie wesentliche Informationen zu den Kunstwerken DIGITORIAL Das Digitorial wird durch die Aventis Foundation ermöglicht MEDIENPARTNER Acht Frankfurt, VGF KULTURPARTNER HR2 KURATORIN Dr. Ingrid Pfeiffer KURATORISCHE ASSISTENZ Maria Sitte