Kategorie-Archiv: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Max Beckmann, Ernst Wilhelm Nay und Karoline Weis – Landesmuseum Mainz: Führung zu „entarteter“ Kunst und zu jüdischem Leben in Mainz

Ernst Wilhelm Nay, Sitzende, 1947, Öl auf Lwd., GDKE, Landesmuseum Mainz, Inv. Nr. 1596 Foto R. R. Steffens
Ernst Wilhelm Nay, Sitzende, 1947, Öl auf Lwd., GDKE, Landesmuseum Mainz, Inv. Nr. 1596 Foto R. R. Steffens

Zum bundesweiten „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ bietet das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) am Sonntag, 30. Januar um 11 und um 14 Uhr, jeweils eine Führung über Max Beckmann und Ernst Wilhelm Nay an, die beide 1937 als „entartet“ diffamiert wurden. Exemplarisch werden in dieser Führung von Dr. Karoline Feulner die Schicksale der beiden Künstler vorgestellt, über die damals ein Berufs- und Ausstellungsverbot verhängt wurde. Im zweiten Teil der Führung stehen mit dem Leben der Mainzer Jüdin, Karoline Weis, aktuelle Forschungsergebnisse zur Herkunftsgeschichte (Provenienz) am Landesmuseum Mainz im Mittelpunkt. Aus ihrer kleinen Grafiksammlung erwarb das Museum in den 1930er Jahren wenige Blätter der Künstler Alfred Mumbächer und Johann Manegold. Karoline Weis, die unweit des Museums unter anderem in der Emmeransstraße lebte, steht auch im Mittelpunkt des Audiostadtspaziergangs „Jüdisches Leben in Mainz zur Zeit des Nationalsozialismus. Am Beispiel der Kunstsammlerin Karoline Weis, sowie Gerti Salomon und Felix Ganz“, der kostenfrei über die Homepage des Landesmuseums Mainz abgerufen werden kann. Der Audiospaziergang erzählt zudem anhand von verschiedenen Stationen das damalige jüdische Leben in Mainz.

Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, ist eine Anmeldung erforderlich unter landesmuseum-mainz@gdke.rlp.de. Für die Teilnahme werden zum Museumseintritt zwei Euro erhoben.

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DER UNTERGANG DES RÖMISCHEN REICHES – Landesausstellung vom 24.06. bis 27.11.2022 in Trier

Gemälde von Johann Heinrich Tischbein, Der Triumph Hermanns nach seinem Sieg über Varus, 1758
Gemälde von Johann Heinrich Tischbein, Der Triumph Hermanns nach seinem Sieg über Varus, 1758

Das römische Imperium existierte viele hundert Jahre und umfasste auf seinem Höhepunkt ein riesiges Gebiet: die meisten Teile des heutigen Europas, Nordafrikas sowie des Nahen Ostens. Was aber führte zu seinem Niedergang,

Was waren Vorboten des Zerfalls? Wie stirbt ein Reich und wie verwaisen einstmals blühende Metropolen? Und was ist das Erbe des gefallenen Imperiums?

Diesen Fragen widmet sich die große Landesaus­stell­ung „Der Untergang des Römisches Reiches“ – dem Schwerpunktthema der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) im Jahr 2022 – vom 25. Juni bis 27. November in Trier, der spätantiken Residenz der römischen Kaiser:

Während das Rheinische Landesmuseum Trier unter dem Leitthema DER UNTERGANG DES RÖMISCHEN REICHES auf 1000 qm die zahlreichen Faktoren und Ursachen illustriert, die im 4. und 5. Jahrhundert maßgeblich zum Untergang des Römischen Reiches geführt haben, betrachtet das Museum am Dom in  IM ZEICHEN DES KREUZES – EINE WELT ORDNET SICH NEU  wie das Christentum bis ins 7. Jahrhundert in das Machtvakuum des zerstörten Römer-Reiches tritt und sich etablieren konnte. Das Stadtmuseum Simeonstift Trier beleuchtet in DAS ERBE ROMS. VISIONEN UND MYTHEN IN DER KUNST das Fortleben des Römischen Reiches in der Kunst- und Kulturgeschichte. Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten erzählen von der Faszination für die Idee „Rom“, deren Echo bis in unsere Gegenwart reicht. Die Aus­stell­ung zeigt eindrucksvoll, wie das Römische Reich und sein Untergang mal als „schlimmstes Unglück“, bald als „glänzender Triumph der Freiheit“ immer wieder neu interpretiert, gedeutet und verarbeitet wurden.

Weitere Informationen unter
https://untergang-rom-ausstellung.de/
Faltblatt zum Download

Eines der großen Rätsel der Weltgeschichte – Der Untergang des Römischen Reiches

20Dez_Plakat_Untergang-450Innenminister Roger Lewentz eröffnet den Auftakt zum Themenjahr /Dr. Marcus Reuter stellt die neue große Landesausstellung vor

Innenminister Roger Lewentz wird am 25. Januar 2022 im Landesmuseum Mainz eine Vortragsreihe zur Spätantike eröffnen. Dabei handelt es sich um die Auftaktveranstaltung zu „Der Untergang des Römisches Reiches“ – dem Schwerpunktthema der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) im Jahr 2022.

Zum Auftakt der Vortragsreihe im Mainzer Landesmuseum wird Dr. Marcus Reuter am 25. Januar in sehr anschaulicher Weise von der kommenden großen Landesausstellung des Rheinischen Landesmuseums Trier, die den Titel „Der Untergang des Römischen Reiches“ trägt, berichten. Der Vortrag startet um 18 Uhr und kann per GoToMeeting bzw. per Zoom in digitaler Form verfolgt werden. Es wird um eine Anmeldung per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten. Der Zugangslink wird nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Dr. Marcus Reuter ist ein profunder Kenner der römischen Antike und zugleich Leiter des Rheinischen Landesmuseums Trier. Ihn hat schon immer die Frage interessiert, wie und warum ein so mächtiges Imperium untergehen konnte. Was die Besucherinnen und Besucher ab dem 25. Juni 2022 in Trier erwartet, das wird Marcus Reuter in seinem Vortrag erläutern. Denn gleich drei Museen – neben dem Rheinischen Landesmuseum auch das Stadtmuseum und das Dommuseum in Trier – widmen sich in diesem Jahr aus unterschiedlichen Perspektiven dieser höchst spannenden historischen Epoche, die von Umbrüchen und Gewalt, aber auch von Kontinuitäten geprägt war.

Im Rahmen des landesweiten Begleitprogramms plant das Landesmuseum Mainz vom 10. Juni 2022 bis 29. Januar 2023 eine kleine Sonderausstellung unter dem Titel „Niedergang oder Neuanfang? – Mainz und Köln zwischen Antike und Mittelalter“, dazu zehn Vorträge, die sich teils dezidiert mit der Stadt Mainz, mit Funden, Bauwerken oder mit den Begräbnisstätten der damaligen Zeit befassen.

Kopfloser römischer Grabstein wird restauriert Öffentliche Stein-Restaurierung am 20. und 21. Januar im Landesmuseum Mainz / Steinpaten gesucht

© GDKE/Riemer
© GDKE/Riemer

Normalerweise arbeiten Stein-Restauratoren im stillen Werkstatt-Kämmerlein, das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) geht da etwas andere Wege und gibt seinen Besucherinnen und Besuchern erstmals Einblick in eine ungewöhnliche Steinrestaurierung. Am 20. und 21. Januar werden Mitarbeitende der Werkstatt Matthias Steyer, die schon die weltberühmte Große Mainzer Jupitersäule restauriert haben, den Grabstein eines geheimnisvollen unbekannten Soldaten aus dem 1. Jh. n. Chr. öffentlich zugänglich aufarbeiten. Letzte Feinarbeiten werden in der Folgewoche durchgeführt, in der der Stein ebenfalls noch zu den üblichen Öffnungszeiten im Landesmuseum Mainz zu besichtigen ist.

Der 1906 in Mainz-Weisenau gefundene Grabstein wurde offenbar in den Wirren des Zweiten Weltkriegs stark in Mitleidenschaft gezogen, dabei verlor die Figur, die einen römischen Soldaten mit Gürtel und umfangreicher Waffenausstattung zeigt, ihren Kopf. Kopf und Grabstein gingen fortan getrennte Wege und werden nun nach rund 77 Jahren wieder zusammengeführt. Der Grabstein selbst war zuletzt an das rekonstruierte Limeskastell Pohl ausgeliehen. Der Kopf, der seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galt, wurde durch Zufall bei vorbereitenden Umzugs-Arbeiten im Depotbereich des Landesmuseums Mainz wiedergefunden und konnte eindeutig dem Grabstein zugeordnet werden.

© GDKE/Riemer
© GDKE/Riemer

Die ungewöhnliche Steinrestaurierung ist der Auftakt einer öffentlichen Kampagne zur Aufbereitung römischer Artefakte. „Wir haben einen unermesslichen Schatz an Steindenkmälern, die saniert und aufbereitet werden müssen, damit wir sie auch wieder angemessen ausstellen können“, so die Kuratorin der Archäologischen Sammlungen im Landesmuseum Mainz, Dr. Ellen Riemer, „dafür suchen wir nun Stein-Paten, die uns bei der aufwändigen Restaurierung finanziell unterstützen“. Die Direktorin des Landesmuseums, Dr. Birgit Heide, die von der Idee der Stein-Paten begeistert ist, erhofft sich, dass durch die Patenschaften auch eine persönliche Verbindung zu den römischen Steindenkmälern entsteht. Das Landesmuseum Mainz verfügt über eine der bedeutendsten Sammlungen römischer Grabsteine. Das heutige Mainz geht auf ein etwa 13/12 v. Chr. angelegtes Doppellegionslager auf dem heutigen Kästrich zurück, das als Militärbasis für Vorstöße nach Germanien diente. Seit dem Ende des 1. Jahrhunderts war Mogontiacum Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Germania Superior und militärisches und ziviles Verwaltungszentrum für die gesamte Provinz.

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Wer war der merowingische Fürst von Planig? Landesmuseum Mainz lädt zu digitaler Erkundigung ein!

Zum diesjährigen Abschluss der beliebten Reihe „beziehungsWeise“ im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) steht der merowingische „Fürst von Planig“ im Mittelpunkt. Entdeckt wurde sein Grab 1939 in Planig bei Bad Kreuznach. Die kostbar ausgestattete Ruhestätte wurde auf das sechste Jahrhundert n. Chr. datiert und ließ auf einen höher gestellten Offizier schließen. In der Literatur wurde der Fund daher als „Fürst von Planig“ bezeichnet. Digital aufbereitet gibt der letzte Beitrag des Jahres 2021 der Reihe „beziehungsWeise“, der auf der Homepage des Landesmuseums ab sofort angeschaut werden kann, aufschlussreiche Hintergrundinformationen zum Fürsten von Planig. Die abwechslungsreiche Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation zwischen dem Landesmuseum Mainz, der Hochschule für Musik Mainz und der Evangelischen Stadtkirchenarbeit Mainz.

„Pandemiebedingt mussten wir die letzten eineinhalb Jahre unsere so beliebte Reihe beziehungsWeise überwiegend digital stattfinden lassen“, so die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, „wir alle freuen uns schon, wenn wir unsere Veranstaltungen im Landesmuseum vor Ort anbieten können. Der Vorteil am digitalen Format wiederum ist die Chance, dass die Beiträge dauerhaft verfügbar bleiben!“ So sind die digitalen Formate von Ursula Wallbrecher (Landesmuseum Mainz), Prof. Benjamin Bergmann und seinen Studierenden (Hochschule für Musik Mainz) und Pfarrer Gregor Ziorkewicz (Evangelische Kirche Mainz) auf der Internetseite des Landesmuseums Mainz auch künftig abrufbar.

Die Idee der 2004 erstmals aufgelegten Reihe ist es, Kunstwerke des Landesmuseums Mainz – wie etwa Porzellanfiguren von Laurentius Russinger, die Madonna mit Christuskind von Lorenzo di Credi oder die Kniende von Wilhelm Lehmbruck – mit einem kunsthistorischen, einem theologischen und einem musikalischen Impuls auf eine ganz besondere Art und Weise zu betrachten. So werden die Besucherinnen und Besucher bzw. die Online-Betrachter dazu angeregt, eine eigene Beziehung zu den Objekten aufzubauen.

Die digital aufbereiteten Beiträge sind jederzeit abrufbar unter: https://landesmuseum-mainz.de/de/angebote-programm/jugendliche-erwachsene/beziehungsweise/

Hexenküche und Mainz-Ansichten zum Wochenende der Grafik / Führung und Workshop

Foto:  Diether v Goddenthow
Foto: Diether v Goddenthow

Bundesweit begehen viele Museen am 13. und 14. November dieses Jahres das „Wochenende der Grafik“. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) bietet gleich zwei Anlässe: So läuft noch bis 9. Januar die Sonderausstellung „Hexenküche – Max Slevogts druckgrafische Experimente“, zu sehen sind hier Radierungen und andere Originalgrafiken, die Ergebnis systematischer Versuchsreihen von Slevogt mit der Künstlergruppe SPOG waren, entstanden aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen von Max Slevogt, Bernhard Pankok, Emil Orlik und Dr. Josef Grünberg. Die meisten der in den 1920er Jahren entstandenen Werke werden zum allerersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Am Sonntag, 14.11. findet dann auch von 11 bis 16 Uhr ein Workshop mit Klaus Harth statt. Wagen Sie eigene Druck-Experimente, inspiriert von der „Hexenküche“ Slevogts!

Der Mainzer Dom von Nordwesten.  © GDKE/Landesmuseum Mainz Foto: Bernhard Hundeshagen
Der Mainzer Dom von Nordwesten. © GDKE/Landesmuseum Mainz Foto: Bernhard Hundeshagen

Sozusagen die letzte Gelegenheit, die sehenswerte Ausstellung „Der Strich der Liebhaber – Mainz-Ansichten um 1800“ zu erleben, besteht noch bis zum 14. November. Gezeigt wird eine Auswahl von Mainz-Ansichten aus der Graphischen Sammlung des Landesmuseums. Vor 200 Jahren hielten vor allem sog. „Dilettanten“, bzw. Amateure, das Mainzer Stadtbild mit Feder und Pinsel fest und schufen reizvolle Bilder von hohem dokumentarischem Wert. Die fragilen Aquarelle und Zeichnungen können stets nur für kurze Zeit dem Licht ausgesetzt werden und müssen dann wieder in das schützende Dunkel des Magazins zurück. Eine große Chance also am Wochenende der Grafik, die Arbeiten von Graf Kesselstatt, dem Wiesbadener Juristen und Bibliothekar Bernhard Hundeshagen, Karl August Baron von Klein oder dem Mainzer Arzt Johann Caspar Dillenius im Original zu sehen. Am
Samstag, 13.11. und Sonntag, 14.11. bietet jeweils von 15 bis 16 Uhr Gernot Frankhäuser eine Führung an zu „Der Strich der Liebhaber – Mainz-Ansichten um 1800“.

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„Hexenküche – Max Slevogts druckgrafische Experimente“ ab 25.09.21 im Mainzer Landesmuseum

Max Slevogt und Zahnarztfreund Josef Grünberg haben so zum abendlichen Zeitvertreib nicht nur  auf Leder gedruckt und mit Porzellanplatten experimentiert, sondern  auch mit hochgiftiger Flußsäure geätzt. Ihr "Labor" nannten sie liebevoll "Hexenküche", zu der auch die beiden  Künstler-Freunde Emil Orlig und Bernhard Pankok gehörten. © Foto Diether v Goddenthow
Max Slevogt und Zahnarztfreund Josef Grünberg haben so zum abendlichen Zeitvertreib nicht nur auf Leder gedruckt und mit Porzellanplatten experimentiert, sondern auch mit hochgiftiger Flußsäure geätzt. Ihr „Labor“ nannten sie liebevoll „Hexenküche“, zu der auch die beiden Künstler-Freunde Emil Orlig und Bernhard Pankok gehörten. © Foto Diether v Goddenthow

Mit der Sonderausstellung „Hexenküche – Max Slevogts druckgrafische Experimente“, vom 25. September 2021 bis 9.Januar 2022, gelingt dem Mainzer Landesmuseum, gestützt durch sein Slevogt-Forschungszentrum, eine völlig unbekannte Seite des großen deutschen Impressionisten erstmals öffentlich zu machen: Experimente wie Glasätzungen mit der hochgiftigen Flusssäure, Drucke auf Leder und Seide, Druckplatten aus Porzellan oder Speckstein usw. sowie den bislang unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Slevogt und seinem Berliner Zahnarztfreund Josef Grünberg, der treibenden Kraft der alchemistisch-anmutenden Berliner Künstlergruppe „SPOG“, die sie auch „Hexenküche“ nannten. Hier konnten sich die zwei Freunde während der Wintermonate, wenn Slevogt  seinen  pfälzischen Gutshof verließ und in der Spree-Metropole Quartier nahm, gemeinsam mit den Künstler-Kollegen Emil Orlig und Bernhard Pankok kreativ – oftmals in weinseliger Heiterkeit – austoben. Aus den Anfangsbuchstaben der Künstler-Namen war Anfang der 1920er Jahre die Bezeichnung der privaten Künstlergruppe „SPOG“ entstanden. Geschaffen wurde dabei ein bizarres gemeinschaftliches Werk, welches vielleicht nie für die Öffentlichkeit bestimmt war, und das jetzt im Landesmuseum Premiere feiert:  Neben umfangreichen Schriftwechsel insgesamt 140 Druckgrafiken, 18 Druckalben /Mappen, 25 bis 30 Zeichnungen sowie im Teil II der Ausstellung 15 berühmte Gemälde.- Diese sind Leihgaben der landeseigenen Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben (Rheinland-Pfalz), die zurzeit renoviert wird.

Impression der Sonderausstellung „Hexenküche – Max Slevogts druckgrafische Experimente“, vom 25. September 2021 bis 9.Januar 2022 im Landesmuseum Mainz. © Foto Diether v Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Hexenküche – Max Slevogts druckgrafische Experimente“, vom 25. September 2021 bis 9.Januar 2022 im Landesmuseum Mainz. © Foto Diether v Goddenthow

Eröffnet hat die „Hexenküche“ Innenminister Roger Lewentz gemeinsam mit Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE,  Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseum Mainz und Dr. Karoline Feulner, Leiterin des Slevogt-Forschungszentrums und Kuratorin der von ihr initiierten und in mehrjähriger Arbeit vorbereiteten Ausstellung.

„Im Rahmen der neuen Ausstellung erleben wir eine ganz neue Seite des bekannten rheinland-pfälzischen Künstlers Max Slevogt. Neben seinen zahlreichen Drucken wird den Besucherinnen und Besuchern auch der mitunter humoristische Briefwechsel zwischen Max Slevogt und seinem vertrauten Freund Dr. Josef Grünberg zugänglich gemacht. Dabei würdigen wir zugleich die herausragenden und einzigartigen Bestände des Landes Rheinland-Pfalz, denn alle Exponate stammen aus den landeseigenen Beständen und werden überwiegend erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert“, so der für das kulturelle Erbe des Landes zuständige Innenminister Roger Lewentz anlässlich der Ausstellungseröffnung.

(v.l.n.r.): Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE, Kuratorin Dr. Karoline Feulner, Leiterin des Slevogt-Forschungszentrums, Innenminister Roger Lewentz u. Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseum Mainz  betrachten einen Teil der in Vitrinen präsentierten  Original-Briefdokumente beim Eröffnungs-Rundgang.  © Foto Diether v Goddenthow
(v.l.n.r.): Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE, Kuratorin Dr. Karoline Feulner, Leiterin des Slevogt-Forschungszentrums, Innenminister Roger Lewentz u. Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseum Mainz betrachten einen Teil der in Vitrinen präsentierten Original-Briefdokumente beim Eröffnungs-Rundgang. © Foto Diether v Goddenthow

Ausgangspunkt der Sonderausstellung, sind rund 40 Briefe und Postkarten von Max Slevogt an seinen engen Freund, Dr. Josef Grünberg. Diese beginnen mit dem ersten Brief, der im Ausstellungsjahr vor 100 Jahren, also 1921, verfasst wurde und endet 1931. Diese Sammlung wurde vor über 25 Jahren vom Land Rheinland-Pfalz für das Landesmuseum Mainz erworben. „Für die Ausstellung wurden diese Briefe und Postkarten, die fast durchgehend mit aufwendigen humorvollen Randzeichnungen von Slevogt versehen sind, erstmals transkribiert, wissenschaftlich bearbeitet und in einer kommentierten Briefedition im begleitenden Ausstellungskatalog veröffentlicht“, erklärt die Direktorin des Landesmuseum Mainz, Dr. Birgit Heide. Die Transkriptionen erfolgten dankenswerterweise durch Frau Dr. Eva Wolf aus Saarbrücken.

Die grundlegende Forschung dazu und die wissenschaftliche Bearbeitung liefen über das im Landesmuseum Mainz angesiedelte Max Slevogt-Forschungszentrum. „Darauf sind wir besonders stolz“, so die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto, „denn einmal mehr konnten wir hier eine Forschungslücke schließen, deren spannende Ergebnisse nun erstmals in einer Ausstellung gewürdigt werden. Und natürlich werden wir die Slevogt-Forschung weiterverfolgen. Wir planen langfristig sogar die Erstellung eines Catalogue raisonné, also eines längst überfälligen Gesamtverzeichnisses aller Werke von Slevogt.“

Druckgrafische Experimente  der Künstlergruppe SPOG stehen im Vordergrund

Max Slevogt. Zwei Männer und eine Frau im Gespräch (1920 - 1928). Punztechnik bei der die Löcher nicht einzeln mit einem Hammer, sondern - revolutionär - mit einer Maschine in die Kupferplatter getrieben wurden. Hier Büttenpapier, zwei Zustände gezeigt. Sammlung GDKE, Landesmuseum Mainz. © Foto Heike  v Goddenthow
Max Slevogt. Zwei Männer und eine Frau im Gespräch (1920 – 1928). Punztechnik bei der die Löcher nicht einzeln mit einem Hammer, sondern – revolutionär – mit einer Maschine in die Kupferplatter getrieben wurden. Hier Büttenpapier, zwei Zustände gezeigt. Sammlung GDKE, Landesmuseum Mainz. © Foto Heike v Goddenthow

Neben vielen privaten und politischen Ereignissen, die in der Korrespondenz thematisiert werden, stehen bei den Aktivitäten der Künstlergruppe SPOG vor allem die druckgrafischen Experimente im Vordergrund. „Wir zeigen in der Ausstellung die heute noch erhaltenen einzigartigen Druckplatten wie etwa Glasklischees, Zinkplatten und Radierplatten sowie die umfassenden künstlerischen Ergebnisse dieser Experimente auf verschiedenen Papieren, von Seide bis hin zu Leder“, erläutert Dr. Karoline Feulner, Kuratorin und Initiatorin, bei ihrer inhaltlichen Einführung in die Schau. Sie ätzten beispielsweise auch Milchglas, Kristallglas und Porzellan in verschiedenen Dicken und Größen bis zu einer Stärke von gut zwei Zentimetern, welches sie eigens aus der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Berlin bestellten, so Feulner fortfahrend.

Max Slevogt. Reiter 1922, Druckplatte aus Gips Tänzerin   u. Reiterkampf 1922 DP glasiertes Porzellan, Tiger 1923, DP aus Speckstein auf einen Blick. © Foto Heike v Goddenthow
Max Slevogt. Reiter 1922, Druckplatte aus Gips Tänzerin
u. Reiterkampf 1922 DP glasiertes Porzellan, Tiger 1923, DP aus Speckstein auf einen Blick. © Foto Heike v Goddenthow

Zudem prägte man kleine Silberplaketten aus Silberfolie, deren Negative mithilfe einer Metalllegierung aus Quecksilber auf Gips oder Speckstein hergestellt wurden. Bei der Verwendung von Leder, wie man beispielsweise bei den Lederstrumpf-Druck-Experimenten sehen kann, so die Kuratorin, wurde die Kontur tief als eine Art Relief eingeprägt. Aber auch mit traditionellen Drucktechniken wie der Radierung oder der Lithografie wurde experimentiert, bzw. überlegt, wie man diese verbessern könnte. So verfolgten die Künstlergruppe Ideen, die mühsam zu bearbeitenden Kupferdruckplatten durch ein anderes Material, beispielsweise Gips oder Speckstein und bei Lithografien die schweren Lithografiesteine durch kleine dünne Zink- und Aluminiumplatten zu ersetzen, und zwar an beliebig unterschiedlichen Motiven, erläutert Dr. Feulner.

Kuratorin Dr. Karoline Feulner, Leiterin des Slevogt-Forschungszentrums, vor ihrer Lieblingsradierung  von Max Slevogt auf Büttenpapier  "Zwei Tanzende Schweine"  (1920 - 1928), Sammlung GDKE, Landesmuseum Mainz. © Foto Diether v Goddenthow
Kuratorin Dr. Karoline Feulner, Leiterin des Slevogt-Forschungszentrums, vor ihrer Lieblingsradierung von Max Slevogt auf Büttenpapier „Zwei Tanzende Schweine“ (1920 – 1928), Sammlung GDKE, Landesmuseum Mainz. © Foto Diether v Goddenthow

Es kaum zu glauben und eigentlich unfassbar, aber: „Zu diesem Thema, zu dieser Künstlergruppe, genannt SPOG, wurde bisher noch nie eine Ausstellung ausgerichtet, selbst die Arbeiten wurden zeitlebens nie öffentlich gezeigt, publiziert oder verbreitet. Also es sind Arbeiten, die diese vier Künstlerfreunde zusammen hergestellt haben, wirklich privat und die Arbeiten verblieben dann in den jeweiligen Nachlässen“, ist Dr. Feulner über das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit selbst ein wenig erstaunt, und freut sich, dass es nun erstmals gelungen ist, diese wichtige Lücke im Schaffenswerk von Max Slevogt zu schließen.

Weltweit umfangreichste Slevogt-Sammlung 

Impression der Sonderausstellung „Hexenküche – Max Slevogts druckgrafische Experimente“, vom 25. September 2021 bis 9.Januar 2022 im Landesmuseum Mainz. Hier Teil II der Ausstellung mit 15 berühmten impressionistischen Gemälden Max Slevogts.- Leihgaben aus der landeseigenen Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben (Rheinland-Pfalz), die zurzeit renoviert wird © Foto Diether v Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Hexenküche – Max Slevogts druckgrafische Experimente“, vom 25. September 2021 bis 9.Januar 2022 im Landesmuseum Mainz. Hier Teil II der Ausstellung mit 15 berühmten impressionistischen Gemälden Max Slevogts.- Leihgaben aus der landeseigenen Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben (Rheinland-Pfalz), die zurzeit renoviert wird © Foto Diether v Goddenthow

Max Slevogt zählt neben Lovis Corinth (1858 – 1925) und Max Liebermann (1847 – 1935) zu den bedeutendsten deutschen Impressionisten und ist der wichtigste und international bekannteste Künstler des Landes, der in Rheinland-Pfalz seine Wahlheimat fand. Er ist sozusagen unser Haus- und Hofmaler, freut sich Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide. Uns war es bei dieser Ausstellung Hexenküche auch besonders wichtig, der allgemeinen Öffentlichkeit Einblicke in die Forschungsergebnisse zu geben und  neue Blickwinkel auf den Maler zu werfen, und damit auch den unbekannten Slevogt zeigen zu können, so die Museumsdirektorin, und fügt hinzu: Max Slevogt ist so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal unseres Museums.

Das Mainzer Landesmuseum verfügt weltweit über die größte Slevogt-Sammlung. 1971 hatte das Land den künstlerischen Nachlass von 121 Gemälden direkt von den Erben erworben und die Max Slevogt-Galerie auf Schloss Villa Ludwigshöhe ins Leben gerufen hat. 2011 folgte der Ankauf des schriftlichen Nachlasses (ca. 3.700 Autographen oder maschinenschriftliche Dokumente, verwahrt in der Landesbibliothek Speyer/LBZ) und jüngst 2014 wurde der sogenannte grafische Nachlass mit ca. 2.000 Handzeichnungen und 4.000 Blatt Druckgrafiken erworben.

Die Exponate dieser Ausstellung stammen aus dem grafischen Nachlass Slevogts, der 2014 vom Land Rheinland-Pfalz mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur sowie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz erworben wurde. Der grafische Nachlass von Max Slevogt befindet sich im Eigentum der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur. Als Dauerleihgabe im Landesmuseum Mainz wird er von diesem betreut und wissenschaftlich bearbeitet. Zudem besitzt die Graphische Sammlung des Landesmuseums Mainz auch die Grafiksammlung von Josef Grünberg, die ca. 470 Blatt umfasst – mit zahlreichen persönlichen Widmungen von Slevogt, die die enge Freundschaft der beiden einzigartig dokumentiert.

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St. Johannis war St. Martin – neue Aspekte zur Baugeschichte zum Alten Dom von Mainz – Landesmuseum Mainz mit Online-Vortrag von Dr. Guido Faccani

Kaum eine archäologische Entdeckung hat die Mainzer Bevölkerung und die wissenschaftliche Fachwelt in den letzten Jahren so in Atem gehalten wie jene in der Johanniskirche. Nach der Entdeckung des Grabes von Erzbischof Erkanbald im Juni 2019 geht die Fachwelt davon aus, dass der Bau tatsächlich der „Alte Dom“, mehr noch die erste Kathedrale von Mainz und damit eine der ältesten ehemaligen Bischofskirchen nördlich der Alpen ist. Der „Alte Dom“ diente als Krönungsort für die Könige Heinrich II. (1002) und Konrad II. (1024).

Über den aktuellen Stand der archäologischen Forschungen in der mittelalterlichen Kirche und vor allem über das mögliche Ende der Ausgrabungsarbeiten referiert Dr. Guido Faccani, der die wissenschaftliche Forschungsleitung in St. Johannis innehat, bei einem Online-Vortrag „Das Ende ist nah – zu Fortgang und Stand der Grabungen in St. Johannis, der ersten Kathedrale von Mainz“ am 12. Oktober um 18.00 Uhr. Der Vortrag findet im Rahmen des Kaiserjahres der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz statt, das bis zum 31. Oktober 2021 verlängert wurde.

Als Experte für Kunstgeschichte und sakrale Bauten der Spätantike und des frühen Mittelalters skizziert Faccani dabei die archäologischen und bauforscherischen Untersuchungen. Inzwischen konzentrieren sich die archäologischen Arbeiten auf die Stellen, die statisch gesichert werden mussten. Dabei ergaben sich Einblicke in die Konstruktion des Westchores mit überraschenden Resultaten. Aber auch die frühe Baugeschichte erfuhr unerwarteten Zuwachs an Befunden. Hinweise auf Vorgängerbauten der ersten Kirche traten zutage und die Gestalt der Kirchenanlage des 5./6. Jahrhunderts ist um zwei wichtige Hypothesen reicher.

Da die Teilnehmerzahl zu diesem hochinteressanten Online-Vortrag begrenzt ist, wird um schriftliche Anmeldung bis zum 11. Oktober, 12 Uhr, per E-Mail gebeten, unter anmeldung@gdke.rlp.de. Die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt.

Mit dem Beitrag von Dr. Guido Faccani endet die Vortragsreihe, die vor rund drei Jahren begann und sich mit ganz unterschiedlichen Themenbereichen rund um das Kaiserjahr und die Mittelalter-Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ befasst hat. „Ich bin wirklich begeistert, dass die Vortragsreihe über diesen langen Zeitraum hinweg, bis zuletzt und trotz Corona, ungebrochenes Interesse gefunden hat,“ freut sich die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide.

Das Mainzer Landesmuseum wird nächstes Jahr als Begleitprogramm der Trierer Ausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ eine kleine Ausstellung zur Spätantike zeigen sowie mehrere Vorträge zum Thema anbieten. Die neue Vortragsreihe beginnt bereits im Januar 2022 mit einem Auftaktvortrag von Dr. Marcus Reuter, dem Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier. Die Ausstellung selbst ist für Mitte des Jahres geplant.

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Landesmuseum Mainz eröffnet digitales Forschungslabor

3D-rekonstruierte Mainzansicht  um 1200 © 2020, AI MAINZ/GDKE
3D-rekonstruierte Mainzansicht um 1200 © 2020, AI MAINZ/GDKE

Hightech zum Anfassen mit analogen 3-D-Modellen, digitalen 3-D Rekonstruktionen und interaktiven Touchscreens / Labor zeigt historische Stadtentwicklung von Mainz, Worms und Speyer um 800 und um 1250

Am Montag wurde im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) das erste hybride Forschungslabor eröffnet. Besucherinnen und Besucher können künftig die historische Stadtentwicklung am Beispiel der Städte Mainz, Worms und Speyer in den Zeitphasen um 800 und um 1250 n. Chr. auf unterschiedliche Weise nacherleben. Für die Zeitreise in die Vergangenheit stehen unter anderem digitale 3D-Rekonstruktionen, analoge 3D-Modelle der Städte und interaktive Touchscreens zur Verfügung.

„Rheinland-Pfalz ist ein Land mit bedeutsamer Historie und uralter Siedlungsgeschichte, sogar weit über das Mittelalter hinaus. Und die Stadtentwicklung ist damals wie heute ein hochaktuelles Thema. Ich ermuntere die Besucherinnen und Besucher des Mainzer Landesmuseums, in die mittelalterliche Vergangenheit unserer historisch so bedeutenden rheinland-pfälzischen Städte einzutauchen. Man begreift dabei sehr schnell, dass die Entwicklung funktionaler und lebenswerter Städte zu allen Zeiten eine große Herausforderung war“, so der für Kommunalentwicklung und Kulturelles Erbe zuständige rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz.

Das Labor wurde im Landesmuseum Mainz in Zusammenarbeit mit dem Architekturinstitut der Hochschule Mainz (AI MAINZ) und der Fachrichtung Mediendesign – Fachbereich Gestaltung der Hochschule Mainz mit finanzieller Unterstützung der GDKE, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Sparkasse Rhein-Nahe und J. Molitor Immobilien GmbH realisiert.

„Wir haben die wunderbar animierten Filmsequenzen ja bereits in der großen Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ gezeigt und sie haben sich sehr schnell zu einem medialen Publikumsrenner entwickelt“, so die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto. „Umso mehr freut es mich, dass wir nun das Ganze in einem Forschungslabor erleben können, das viele Menschen, da bin ich mir sicher, begeistern wird.“

Einblick ins Forschungslabor: © DUHL 2021, Foto: Olaf Hirschberg
Einblick ins Forschungslabor: © DUHL 2021, Foto: Olaf Hirschberg

Bei der Erstellung der Stadtmodelle wurden die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen, Erkenntnisse der Baudenkmalpflege und der Bauforschung, Schrift- und Bildquellen sowie alte Stadtpläne berücksichtigt. Dabei ergänzen sich die Quellengattungen in einigen Fällen. So zeigt beispielsweise der älteste Mainzer Stadtplan aus dem 16. Jahrhundert den bereits aus einer Schriftquelle des 10. Jahrhunderts bekannten breiten Grüngürtel innerhalb des Stadtmauerrings. Weitere Informationen wurden durch Analogieschlüsse mit anderen, besser erforschten Gebieten gewonnen. Ein Teil der Bebauung wurde hypothetisch ergänzt.

„Die digitale 3D-Rekonstruktion als Forschungsmethode zur historischen Stadtforschung bietet die Möglichkeit, den Wissensstand zu erfassen und eine hypothetische Visualisierung vergangener Stadträume und Bauwerke vorzuschlagen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Piotr Kuroczyński. Er ist Professor für angewandte Informatik und Visualisierung im Bauwesen und Leiter vom AI MAINZ und hat bei der Erstellung der digitalen Stadtmodelle und beim Aufbau des Forschungslabors sehr eng mit Prof. Olaf Hirschberg von der Fachrichtung Mediendesign – Fachbereich Gestaltung der Hochschule Mainz zusammengearbeitet. „Es war für uns alle eine faszinierende Reise in die Vergangenheit, die wir uns sowohl mit klassischen als auch partizipativen Methoden erschlossen haben, um möglichst vielen interessierten Menschen einen lebendigen Zugang in die Entwicklung mittelalterlicher Städte zu ermöglichen“, so Hirschberg.

„Das digitale Forschungslabor ist ein großer Gewinn für das Landesmuseum Mainz“, freut sich die Direktorin, Dr. Birgit Heide, „wir bieten zum einen Hightech zum Anfassen mit analogen 3-D-Modellen, digitalen 3-D Rekonstruktionen und interaktiven Touchscreens, und zum anderen geben wir einen tiefen Einblick in die Forschungsmethodik, in die Möglichkeiten der digitalen Dokumentation und in die Vielfalt der Vermittlung.“

Über die digitalen 3D-Modelle ist es zudem gelungen, unterschiedliche Zugänge zum kulturellen Erbe zu eröffnen. Neben den reinen Filmanimationen oder der Verknüpfung zur MainzApp mit Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen wurden die digitalen Datensätze über 3D-Drucker auch wieder rematerialisiert. Dank interaktiver Projektionen können vielfältige Inhalte, wie der Bezug zum heutigen Mainz bzw. die Hervorhebung von Objekten oder der Topografie, anschaulich dargestellt werden.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz
Telefon 06131 2857 0
Fax 06131 2857 288
landesmuseum-mainz@gdke.rlp.de
https://landesmuseum-mainz.de/

Der Strich der Liebhaber – Mainzer Ansichten um 1800 – Schwerpunktthema in der Graphischen Sammlung des Landesmuseums / Neue Hängung bis 1. November

Dom und heutiger Liebfrauenplatz von Osten um 1814. Bernhard Hundshagen. © GDKE
Dom und heutiger Liebfrauenplatz von Osten um 1814. Bernhard Hundshagen. © GDKE

In vielen Museen führen sie ein verborgenes Dasein. Der Forschung sind sie oft unbekannt und an Informationen über die Schöpfer dieser Werke kommt man nicht selten nur über Umwege. Sich selbst bezeichneten sie als „Dilettanten“, was sich aus dem Italienischen für „etwas aus Freude machen“ ableitet. Manche ihrer künstlerischen Ergebnisse sind beachtliche Kunstwerke. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) widmet ihnen unter dem Titel „Der Strich der Liebhaber“ ein Schwerpunktthema in der Graphischen Sammlung, die nun bis 1. November Mainzer Stadt-Ansichten um 1800 zeigt. Zu sehen sind 35 Zeichnungen und Aquarelle, die vor gut 200 Jahren entstanden sind. Sie wurden eigens für diese Präsentation aus dem Bestand der Graphischen Sammlung des Landesmuseums ausgewählt.

Zum Hintergrund: Das Mainzer Stadtbild war um 1800 einem starken Wandel unterworfen. Zum einen ging es darum, die ruinierten Gebäude der Beschießung von 1793 zu beseitigen oder wiederherzustellen. Zum anderen musste die Stadt auf die neuen Herausforderungen als Wirtschaftsstandort reagieren. Die säkularisierten Kloster- und Stiftskirchen wichen innerhalb der Stadt größeren Platz- und Straßenanlagen. Auch vor den Wällen gelegene Sakralgebäude wurden auf Abriss versteigert und verschwanden so vollständig, dass ihr einstiger Standort heute oft kaum bestimmt werden kann. Bemerkenswerterweise waren es vor allem sogenannte Dilettanten, die den städtebaulichen Umbruch mit Stift und Feder festhielten und damit an untergegangene Baudenkmäler erinnern.

Allen voran: Franz Reichsgraf von Kesselstatt, dessen Ansichten der alten „Aurea Moguntia“ immer wieder nachgedruckt wurden. Er selbst veranlasste schon die Reproduktion einiger seiner in Wasserfarben ausgeführten Blätter – wir zeigen selbstverständlich die Originale.

Der Wiesbadener (!) Jurist und Bibliothekar Bernhard Hundeshagen schuf zwei großformatige Ansichten des Doms und dessen Umgebung, die bis heute wichtige Aufschlüsse für Bauforschung und Denkmalpflege geben. Darüber hinaus belebt er die Domplätze mit unzähligen Figuren, die Einblick in das öffentliche Alltagsleben zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewähren.

Der spätere Arzt Johann Caspar Dillenius wagte sich bereits in seinen Jugendjahren an anspruchsvolle Architekturdarstellungen, die denen erfahrener Berufskünstler kaum nachstehen.

Karl August von Klein ist der vielseitigste der hier vertretenen Amateure. Lexika führen ihn als „Komponist, Maler und Autor“. Mit seinem Panorama der Stadt vom Turm der Stephanskirche aus gewährt er den Überblick über fast die gesamte Stadt.

Ausgewählte Blätter der Berufskünstler Caspar und Georg Schneider treten in Dialog mit den Arbeiten ihrer dilettierenden Zeitgenossen.

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