Kategorie-Archiv: Freiheit für das Wort

Hinrichtung des iranischen Bloggers und Oppositionellen Ruhollah Zam: PEN fordert Straßenumbenennung in Berlin

Darmstadt, 15. Dezember 2020. Das deutsche PEN-Zentrum ist zutiefst entsetzt über die Hinrichtung des iranischen Journalisten und Oppositionellen Ruhollah Zam. Die Ermordung des Regimekritikers muss diplomatische und wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Darüber hinaus regt der PEN an, den Teil der Podbielskiallee, an der sich die Iranische Botschaft befindet, also jenen Teil südöstlich der Koserstraße, in Ruhollah-Zam-Allee umzubenennen.

„Wir bitten den Berliner Senat eindringlich, sich diese Idee zu eigen zu machen und eine solche Umbenennung schnellstmöglich zu veranlassen, damit fortan jedes Schreiben an die Iranische Botschaft mit der Adresse Ruhollah-Zam-Allee an dieses abscheuliche Verbrechen erinnert“, so Vizepräsident Leander Sukov.

Ruhollah Zam lebte im französischen Exil und gehörte zu den wichtigsten iranischen Dissidenten. Er betrieb die Internet-Plattform „Amadnews“, die mehr als eine Million Follower verzeichnet. Wiederholt hatte er das Mullah-Regime kritisiert und auch die Wiederwahl von Mahmud Ahmadinedschad aufgrund von Wahlfälschung angezweifelt. Zam wurde letztes Jahr von den iranischen Revolutionsgarden in das Nachbarland Irak gelockt, dort entführt und in den Iran verschleppt. Ein Revolutionsgericht in Teheran verurteilte ihn im Juni 2020 in einem Schauprozess zum Tode. Zam wurde vorgeworfen, gegen die iranische Führung Propaganda betrieben und Menschen zu teilweise gewaltsamen Protesten aufgerufen zu haben. Nachdem der Oberste Gerichtshof das Urteil am 8. Dezember 2020 bestätigt hatte, wurde die Strafe vier Tage später vollstreckt.
Wir danken der Bundesregierung für die klaren Worte der Verurteilung dieser Hinrichtung und das eindeutige Bekenntnis zur Meinungs- und Pressefreiheit, die auch für den Iran angemahnt wird. Doch dieser barbarische Akt bedarf weiterreichender Konsequenzen.

Ralf Nestmeyer
PEN-Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter
PEN-Zentrum Deutschland e.V.,
Kasinostr. 3,
64293 Darmstadt

„Die Trennlinie verläuft zwischen Demokraten und Nicht-Demokraten, gleich welchen Glaubens, gleich welcher Nationalität“: Statement der PEN-Präsidentin Regula Venske zum Mord an Samuel Paty

Darmstadt, 29. Oktober 2020. Das PEN-Zentrum Deutschland trauert um den am 16. Oktober 2020 in Conflans-Sainte-Honorine ermordeten französischen Lehrer Samuel Paty. Wir sind entsetzt über die Verlautbarungen seitens des türkischen Präsidenten Erdoğan, der Führung der Islamischen Republik Iran und anderer despotischer Regime in der islamischen Welt, die ihre Bevölkerung derzeit gegen Frankreich und dessen Präsidenten Macron aufhetzen. Statt den abscheulichen Mord an einem Lehrer zu verurteilen, protestieren sie gegen die von der französischen Verfassung garantierten Rechte und Freiheiten und gegen die Menschenrechte. Ihr Angriff auf die Freiheit der Meinungsäußerung, auf Rede-, Religions- und Kunstfreiheit stellt einen Angriff auch auf unser Grundgesetz und den laizistischen Rechtsstaat dar.

„Die Idee der liberalen Demokratie und die Grundwerte der Aufklärung können von dem Recht, intellektuelle Kritik zu üben und Satire zu veröffentlichen, nicht getrennt werden“, schrieb der Philosoph Carlo Strenger in seinem Essay „Zivilisierte Verachtung. Eine Anleitung zur Verteidigung unserer Freiheit“; „dass dabei mitunter die Gefühle der Kritisierten verletzt werden, lässt sich nun mal nicht vermeiden …“

Auf den Punkt brachte dies auch Zineb El Rhazoui, die als Redakteurin der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo dem Anschlag durch islamistische Terroristen am 7. Januar 2015 nur zufällig entkam. Es gebe wohl ein Recht auf freie Meinungsäußerung, sagte sie bei der Writers-in-Prison-Tagung des internationalen PEN im Mai 2015 in Amsterdam; vom Recht darauf, sich nicht beleidigt zu fühlen, habe sie hingegen noch nie gehört. Die einzige Lebensform, die es ermögliche, dass Menschen in derselben Gesellschaft zusammenleben können, auch wenn sie verschieden sind, sei der Säkularismus.

Als Teil des internationalen PEN setzen wir uns im PEN-Zentrum Deutschland für verfolgte Schriftstellerinnen und Schriftsteller ein. Die Freiheit des Wortes, die Freiheit der Kunst sind kostbare Güter, die es zu bewahren, zu schützen und zu verteidigen gilt, jeden Tag aufs Neue. Dabei verläuft die Trennlinie nicht zwischen Franzosen, Iranern, Türken oder Deutschen. Sie verläuft nicht zwischen Christen, Juden, Muslimen oder Atheisten. Die Trennlinie verläuft zwischen Demokraten und Nicht-Demokraten, gleich welchen Glaubens, gleich welcher Nationalität. Wir fordern die Verantwortlichen der in Deutschland agierenden Religionsgemeinschaften auf, sich klar zu unserem säkularen Rechtsstaat zu bekennen und sich in und mit ihren Gemeinden gegen Hetze und Gewalt zu verwahren und für ein friedliches Zusammenleben einzutreten.

PEN-Zentrum Deutschland e.V.,
Kasinostr. 3
64293 Darmstadt

Aufruf prominenter in der Die Welt: Morde von Nizza: Stoppen wir den politischen Islam! – WELT

30 Jahre Deutsche Einheit Ministerpräsident Volker Bouffier: „Die Wiedervereinigung erinnert uns daran, für die Werte der Demokratie einzutreten“

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„NIE WIEDER KRIECHEN – AUFRECHTGEHEN“ – HESSISCHES STAATSKANZLEI ERÖFFNET ANLÄSSLICH 30 JAHREN WIEDERVEREINIGUNG DIE SONDERAUSSTELLUNG „VON DER FRIEDLICHEN REVOLUTION ZUR DEUTSCHEN EINHEIT“

Wiesbaden. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier erinnert anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung an die Bedeutung von Freiheit und Demokratie in der heutigen Zeit und ruft die Menschen dazu auf, stets für diese Werte einzutreten. „Der diesjährige Tag der Deutschen Einheit ist ein ganz besonderes Datum: Wir feiern das 30-jährige Bestehen der Bundesrepublik Deutschland und damit 30 Jahre friedvolles Zusammenleben in einem vereinten Land. Und auch nach 30 Jahren ist die Wiedervereinigung ein welthistorisches Geschehen von höchster politischer Bedeutung: Das nach der nationalsozialistischen Diktatur und dem Zweiten Weltkrieg geteilte Deutschland konnte wieder zusammenwachsen und erlangte internationale Anerkennung und Souveränität. Die Wiedervereinigung hat nicht nur Deutschland betroffen, sondern auch die politische Entwicklung Europas neugestaltet. Mit ihr konnte sich die Freiheit auch östlich der alten Trennlinie entfalten. An Stelle von Unfreiheit, Zwang und Diktatur sind Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit getreten. Dass wir heute mit Stolz auf dieses historische Ereignis zurückblicken können, ist eine der größten Errungenschaften unserer Nation. Wir verdanken die Wiedervereinigung vor allem dem Mut der Menschen, die ihr Schicksal entschlossen in die eigenen Hände genommen haben und mit Worten, nicht mit Waffen, auf den Straßen für ihre Freiheit gekämpft haben. Mit der Macht des Volkes brachten sie die Diktatur zum Einsturz und ebneten somit den Weg zur Deutschen Einheit“, sagte Bouffier.

Plakatwand aus der Ausstellung "Wir leben Freiheit".
Plakatwand aus der Ausstellung „Wir leben Freiheit“.

Auch in Hessen sei die deutsch-deutsche Teilung zwischen Hessen und Thüringen unmittelbar erlebbar gewesen. „Durch den Bau der Mauer wurden ganze Dörfer, Familien, Freundinnen und Freunde auseinandergerissen. Plötzlich war es nicht mehr möglich, zu reisen, wohin man wollte. Zu lesen, was man wollte. Für viele Bürgerinnen und Bürger war die Angst vor Überwachung durch den Staat allgegenwärtig. Dies alles muss uns bleibende Mahnung sein, dass Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind. Die friedliche Revolution vor 30 Jahren und die folgende Wiedervereinigung erinnern uns, wie wichtig es ist, für die Werte der Freiheit und der Demokratie einzutreten, – sei es am Stammtisch, auf dem Markplatz oder im Internet. Hass und Hetze dürfen keine Chance haben, und die Menschen, die sie verbreiten, sollen keinen Platz in unserer Gesellschaft erhalten“, betonte der Regierungschef.

Volker Bouffier © Foto: Diether v. Goddenthow
Volker Bouffier © Foto: Diether v. Goddenthow

„Gerade für junge Menschen, die Diktatur und Unfreiheit nur aus Erzählungen kennen, ist es wichtig, sich mit den Ereignissen vor 30 Jahren und ihren Gründen zu beschäftigen. Deshalb ist der 3. Oktober nicht nur ein Tag der Freude, er ist auch zukünftig bleibende Verpflichtung, aktiv für Demokratie und Freiheit einzutreten“, erklärte Ministerpräsident Bouffier abschließend.

TV-Programmhinweis: ZDF UND 3SAT – PROGRAMMÜBERBLICK ZU 30 JAHRE MAUERFALL – NIE WIEDER KRIECHEN

WE NEVER SLEEP – Die Faszination für Spionage als Quelle künstlerischer Inspiration in der Gegenwartskunst – Große Ausstellung ab 24.09.2020 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet vom 24. September 2020 bis 10. Januar 2021 der Faszination für die Spionage eine internationale Gruppenausstellung und beleuchtet sie als aktuelle Quelle künstlerischer Inspiration. So glamourös Spioninnen und Spione in der Populärkultur bis heute oft präsentiert werden, so gesellschaftlich brisant sind ihre in verdeckten Aktionen gewonnenen Informationen. Beim Spionieren geht es um die unberechtigte Beschaffung geheimen Wissens oder vertraulicher Angaben. Wurden in der Vergangenheit Einzelpersonen oder Staaten durch Regierungen ausgespäht, machen in Zeiten der digitalen Kommunikation Bürger Staatsgeheimnisse öffentlich oder Whistleblower prangern das Ausspionieren der Bevölkerung durch die eigene Regierung an. Heute stehen der vermeintlichen Offenheit und Transparenz moderner Staaten neue Mechanismen der Überwachung, Manipulation und Spionage gegenüber. Digitale Netzwerke und Technologien sowie die bereitwillige Preisgabe persönlicher Daten öffnen ungeahnte Möglichkeiten, Informationen einzuholen und zu verbreiten. Vor diesem Hintergrund erwacht ein neues Interesse an den Strategien der Geheimhaltung.

Ausstellungs-Impression We-never-sleep. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression We-never-sleep. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung präsentiert Werke von 40 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Simon Denny, Thomas Demand, Stan Douglas, Dora García, Rodney Graham, Gabriel Lester, Jill Magid, Metahaven, Henrike Naumann, Trevor Paglen, Cornelia Schleime, Noam Toran, Suzanne Treister sowie Nomeda & Gediminas Urbonas. Rund 70 Gemälde, Fotografien, Videoarbeiten, Skulpturen und Installationen behandeln Aspekte der Spionage wie Überwachung, Paranoia, Verschwörungstheorie, Bedrohung und Tarnung, Kryptografie, Manipulation oder Propaganda aus einer zeitgenössischen Perspektive. Mit einer Vielzahl künstlerischer Strategien wird in der Schirn der Höhepunkt der Spionage während des Kalten Krieges genauso sichtbar wie die aktuelle Verhandlung der medialen Durchleuchtung. Neue und bereits existierende Arbeiten sowie erstaunliche Objekte finden auf unorthodoxe Weise Eingang in die Präsentation und beleuchten die Welt der Spionage zwischen Wirklichkeit und Fiktion.

Historische Apparaturen wie die Verschlüsselungsmaschine Enigma gewähren Einblicke in die Realität von Überwachung und Geheimhaltung.© Foto: Diether v. Goddenthow
Historische Apparaturen wie die Verschlüsselungsmaschine Enigma gewähren Einblicke in die Realität von Überwachung und Geheimhaltung.© Foto: Diether v. Goddenthow

Historische Apparaturen wie die Verschlüsselungsmaschine Enigma gewähren Einblicke in die Realität von Überwachung und Geheimhaltung. Parallel dazu zeichnet die Populärkultur ein glanzvolles Bild, das den Mythos des Spions zwischen Helden- und Schattengestalt prägt und das Publikum bis heute begeistert. Bereits im 19. Jahrhundert etablierten sich Agentenromane als eigene Erzählgattung und auch die Filmgeschichte hat viel zur Popularität des Themas beigetragen. Ausgewählte Buchcover, Kinoplakate und Filmauszüge zeigen in der Ausstellung, wie sich die Unterhaltungsbranche von der Spionagerealität anregen ließ. So verweist auch der Titel der Ausstellung „We Never Sleep“ auf das Bild des stets wachsamen Spions, der – immer in Bewegung – seine Identitäten wechseln und im Verdeckten agieren muss.

Die Ausstellung „We Never Sleep“ wird gefördert durch die Stadt Frankfurt am Main sowie den Verein der Freunde der Schirn Kunsthalle e. V. mit Unterstützung von Mitgliedern des Vorstands und des Kuratoriums der Freunde der Schirn Kunsthalle e. V. sowie von dem Mondriaan Fund und Pro Helvetia, der Schweizer Kulturstiftung.

Auftakt ist die eigens für die Ausstellung konzipierte Raum- und Soundinstallation The Third Degree (2020) von Gabriel Lester (*1972, Amsterdam, Niederlande) in Zusammenarbeit mit Monadnock Architects. In einem Labyrinth aus Wegen, Sackgassen, Eingängen und Ausgängen ist ein Chor eindringlicher Stimmen zu hören, der Fragen aufwirft und manipulative Verhörmethoden aufgreift. © Foto: Diether v. Goddenthow
Auftakt ist die eigens für die Ausstellung konzipierte Raum- und Soundinstallation The Third Degree (2020) von Gabriel Lester (*1972, Amsterdam, Niederlande) in Zusammenarbeit mit Monadnock Architects. In einem Labyrinth aus Wegen, Sackgassen, Eingängen und Ausgängen ist ein Chor eindringlicher Stimmen zu hören, der Fragen aufwirft und manipulative Verhörmethoden aufgreift. © Foto: Diether v. Goddenthow

Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt: „Die Schirn widmet der Spionage eine große zeitgenössische Ausstellung. Mit vielseitigen Perspektiven von internationalen Künstlerinnen und Künstlern bieten wir unseren Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit für eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Thema, das angesichts globaler Krisen, digitaler Überwachung, Fake News und Verschwörungstheorien neue und drängende Fragen aufwirft.“

Cristina Ricupero, Kuratorin der Ausstellung, erläutert: „Ziel der Ausstellung ,We Never Sleep‘ ist es, einen experimentellen Raum zu schaffen, in dem Künstlerinnen und Künstler in herausfordernden Werken und mit einer Vielzahl kreativer Strategien Kunst und die Ästhetik der Spionage verknüpfen. Statt zu ,entlarven‘ oder zu ,erklären‘, geht es vor allem darum, Überraschungen zu schaffen. Die Ausstellungsarchitektur verbirgt und enthüllt dabei zugleich, sie changiert zwischen Realität und Fiktion. Wie in einem sich allmählich entfaltenden Spionageroman öffnen sich die Räume Schritt für Schritt, verwandeln die Besucherinnen und Besucher in Amateurspione und lassen sie einen mehrdeutig voyeuristischen Blick einnehmen. Am Ende soll, wie in der nebulösen Welt der Spionage, die Wahrheit ein Mysterium bleiben.“

Technische Hilfsmittel für Spionage und Attentate, unter anderem der berühmte Bulgarische Regenschirm, mit dem vermeintlich das Attentat auf den bulgarischen Dissidenten Georgi Markow an dessen Geburtstag  am 7. September 1978 in London verübt wurde. Außerdem: Gießkanne mit Kamera, Literatur, u.a. "Handbuch zur Sabotage". © Foto: Diether v. Goddenthow
Technische Hilfsmittel für Spionage und Attentate, unter anderem der berühmte Bulgarische Regenschirm, mit dem vermeintlich das Attentat auf den bulgarischen Dissidenten Georgi Markow an dessen Geburtstag am 7. September 1978 in London verübt wurde. Außerdem: Gießkanne mit Kamera, Literatur, u.a. „Handbuch zur Sabotage“. © Foto: Diether v. Goddenthow

AUSGEWÄHLTE WERKE DER AUSSTELLUNG

„We Never Sleep“ beleuchtet das Thema der Spionage durch das Prisma zeitgenössischer Kunst und Gestaltung. Die Kunstwerke und Objekte der Ausstellung werden in der Architektur von Adrien Rovero als immersives Environment inszeniert.
Auftakt ist die eigens für die Ausstellung konzipierte Raum- und Soundinstallation The Third Degree (2020) von Gabriel Lester (*1972, Amsterdam, Niederlande) in Zusammenarbeit mit Monadnock Architects. In einem Labyrinth aus Wegen, Sackgassen, Eingängen und Ausgängen ist ein Chor eindringlicher Stimmen zu hören, der Fragen aufwirft und manipulative Verhörmethoden aufgreift. Auch Lawrence Abu Hamdan (*1985, Amman, Jordanien) beschäftigt sich mit Sound und Überwachungstechnologien in Verbindung mit forensischen Sprachanalysen. Im Fokus seiner Installation The Whole Truth (2012) steht eine Audiodokumentation über eine Software, die die menschliche Stimme u. a. mittels eines Lügendetektors durchleuchtet.

Video der Brüder Park Chan-Kyong und Park Chan-Wook (*1965 und *1963, Seoul, Südkorea), die als Künstlerduo unter dem Namen PARKing CHANce auftreten. © Foto: Diether v. Goddenthow
Video der Brüder Park Chan-Kyong und Park Chan-Wook (*1965 und *1963, Seoul, Südkorea), die als Künstlerduo unter dem Namen PARKing CHANce auftreten. © Foto: Diether v. Goddenthow

Von Spionen, Doppelagenten und Überläufern, die im machtpolitischen Konflikt zwischen Nord- und Südkorea die Seite wechseln, erzählt die Videoarbeit Believe It or Not (2018) der Brüder Park Chan-Kyong und Park Chan-Wook (*1965 und *1963, Seoul, Südkorea), die als Künstlerduo unter dem Namen PARKing CHANce auftreten. Inspiriert von wahren Begebenheiten und den Geschichten realer Personen fragen die Künstler nach Identität und Integrität zwischen Angst und Paranoia.

Dora Longo Bahia (*1961, São Paulo, Brasil) widmet sich in ihrer eigens für die Ausstellung entwickelten Collagen-Serie Spy Woman (2020) berühmten Frauen der Spionagegeschichte wie Greta Garbo, Sonja Wigert, Coco Chanel oder Alice Marble. Sie traten in erster Linie als Personen des öffentlichen Lebens in Erscheinung, agierten zugleich aber in politischen Kontexten oder wurden als Agentinnen tätig. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dora Longo Bahia (*1961, São Paulo, Brasil) widmet sich in ihrer eigens für die Ausstellung entwickelten Collagen-Serie Spy Woman (2020) berühmten Frauen der Spionagegeschichte wie Greta Garbo, Sonja Wigert, Coco Chanel oder Alice Marble. Sie traten in erster Linie als Personen des öffentlichen Lebens in Erscheinung, agierten zugleich aber in politischen Kontexten oder wurden als Agentinnen tätig. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Thema des Doppelagenten greift auch das litauische Künstlerduo Nomeda & Gediminas Urbanos (*1968, Kaunas, Litauen und *1966, Vilnius, Litauen) mit einer neuen Version der Installation TRANSmutation (2018) auf. Aus Fragmenten sowjetischer Kultfilme entwickeln sie ein assoziatives, visuelles Narrativ, das in Psyche und Denkweise eines Doppelagenten eindringt.
Dora Longo Bahia (*1961, São Paulo, Brasil) widmet sich in ihrer eigens für die Ausstellung entwickelten Collagen-Serie Spy Woman (2020) berühmten Frauen der Spionagegeschichte wie Greta Garbo, Sonja Wigert, Coco Chanel oder Alice Marble. Sie traten in erster Linie als Personen des öffentlichen Lebens in Erscheinung, agierten zugleich aber in politischen Kontexten oder wurden als Agentinnen tätig. Stan Douglas (*1960, Vancouver, Kanada) adaptiert für seine Fotografien, Filme und Installationen Filmgenres und Literaturklassiker, um historische Ereignisse neu zu befragen. In seiner Videoinstallation The Secret Agent (2015) spielt der Künstler mit den Eigenschaften des Spionage-Thrillers im Kalten Krieg und verlegt die Handlung des gleichnamigen Romans von Joseph Conrad von England nach Portugal im Jahr 1975, als kurz nach der Nelkenrevolution und dem Sturz der Diktatur des sogenannten Estado Novo politische Unruhen das Land beherrschten.

Wie Manipulation durch staatliche Systeme in die Gesellschaft und ihre Erinnerung eindringt, thematisiert das Künstlerduo Dias & Riedweg (*1964, Rio de Janeiro, Brasilien und *1955, Kriens, Schweiz). Die Videoinstallation Cold Stories (2010) zeichnet die Ikonografie politischer und kommerzieller Propaganda des Kalten Krieges nach und kombiniert Auszüge aus Werbung, TV-Serien, Musik und journalistischen Dokumenten der 1960er- und 1970er-Jahre, während Che Guevara, Mao Tse-tung, John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow als Marionetten Fragmente ihrer bedeutendsten Reden halten. Aus dieser Zeit stammt die Arbeit Glimpses of the USA (1959) von Charles und Ray Eames (1907–1978, St. Louis, Missouri, USA und 1912–1988, Sacramento, Kalifornien, USA). Im Auftrag der United States Information Agency legten sie mit mehr als 2200 Fotoaufnahmen und Bewegtbildern ein Porträt der US-amerikanischen Gesellschaft vor, das 1959 im Zuge des ersten Kulturaustauschs zwischen den USA und der Sowjetunion in der „American National Exhibition“ in Moskau, Sokolniki Park präsentiert wurde und dem sowjetischen Publikum zugleich wirtschaftlichen Wohlstand und Menschlichkeit vermitteln sollte.

Suzanne Treister (*1958, London, Großbritannien) zeigt eine große Anzahl von Arbeiten, die sich mit staatlichen und militärischen Forschungsprogrammen, Social Engineering und Ideen der Kontrollgesellschaft, Verschwörungstheorien, Kybernetik, wissenschaftlichen Zukunftsprojektionen und Gegenkultur beschäftigen.

Ausstellungsansicht, Henrike Naumann, Tag X. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsansicht, Henrike Naumann, Tag X. © Foto: Diether v. Goddenthow

Henrike Naumann (*1984, Zwickau, Deutschland) stellt eine Neubearbeitung ihrer Installation Tag X vor, die ursprünglich für den 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer konzipiert wurde. Hintergrund der Arbeit ist eine Reihe 2018 bekannt gewordener Netzwerke, die Verbindungen zu Polizei, Bundeswehr und Verfassungsschutz unterhielten und einen gewaltsamen, systematischen Wandel in Deutschland herbeiführen wollten. Dabei stehen die Spannungen zwischen Ost- und Westdeutschland und die Spionage im Mittelpunkt. Die Installation konfrontiert den Betrachter mit einem höchst dystopischen Szenario rechter Umsturzfantasien. Wohnaccessoires und Designklassiker werden zu Waffen, mit denen am „Tag X“ in Deutschland jeder mitkämpfen kann.
Die Performance The Romeos (2018) von Dora García (*1965, Valladolid, Spanien) reinszeniert eine während des Kalten Krieges vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR eingesetzte Spionagetaktik. Agenten nahmen dabei gezielt persönliche und bisweilen intime Beziehungen zu Sekretärinnen westdeutscher Politiker auf, um an vertrauliche Informationen zu gelangen. García beauftragt in Anlehnung an diese Romeos Performer, zu angekündigten Zeiten die Ausstellung zu unterwandern, und kreiert vor Ort eine Atmosphäre von Verdacht und Ungewissheit.

Corne­lia Schleime. Neben ihren foto­gra­fi­schen Selbst­por­träts zeigt die Künst­le­rin eine Serie, in der sie die über sie geführte Akte des Minis­te­ri­ums für Staats­si­cher­heit mit Selbst­por­träts ironisch konter­ka­riert. © Foto: Diether v. Goddenthow
Corne­lia Schleime. Neben ihren foto­gra­fi­schen Selbst­por­träts zeigt die Künst­le­rin eine Serie, in der sie die über sie geführte Akte des Minis­te­ri­ums für Staats­si­cher­heit mit Selbst­por­träts ironisch konter­ka­riert. © Foto: Diether v. Goddenthow

Überwachung und Zensur während des Kalten Krieges sind zentral für die präsentierten Arbeiten von Cornelia Schleime (*1953, Ost-Berlin, DDR). Neben ihren fotografischen Selbstporträts aus der Körperaktion Ich halte doch nicht die Luft an (1982) zeigt die Künstlerin ihre Serie Auf weitere gute Zusammenarbeit (1993), in der sie die über sie geführte Akte des Ministeriums für Staatssicherheit mit Selbstporträts ironisch konterkariert. Thomas Demand (*1964, München, Deutschland) richtet seine künstlerische Strategie auf die mediale Konstruktion von Wirklichkeit. Seine Fotografien zeigen vom Künstler angefertigte detailgetreue Nachbildungen aus Papier und Pappe von politischen und gesellschaftlichen Schauplätzen, die sich durch ihre mediale Verbreitung in das kollektive Bildgedächtnis eingeschrieben haben. Badezimmer (1997) zitiert das bekannte Pressebild des 1987 tot aufgefundenen CDU-Politikers Uwe Barschel in der Badewanne eines Hotelzimmers. In der Gleichzeitigkeit von Tatort und Rekonstruktion findet in Demands Arbeit eine irritierende Überlagerung unterschiedlicher Realitätsansprüche statt.

Jonas Staal (*1981, Zwolle, Niederlande) behandelt in seiner künstlerischen Praxis das Verhältnis zwischen Kunst, Demokratie und politischer Propaganda. In seinem Projekt Steve Bannon: A Propaganda Retrospective (2018) beleuchtet er die langjährige Arbeit des ehemaligen Beraters von US-Präsident Donald Trump als Filmproduzent und macht in der Dekonstruktion zentraler Bildmotive und Verschwörungsnarrative den ideologischen Nährboden des Trumpismus sichtbar.

Ausstellungsansicht, Metahaven, The Sprawl: Propaganda about Propaganda, 2016. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsansicht, Metahaven, The Sprawl: Propaganda about Propaganda, 2016. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das 2007 von Vinca Kruk und Daniel van der Velden gegründete Designkollektiv Metahaven setzt sich für Informationsfreiheit im postfaktischen Zeitalter ein. In ihrem Film The Sprawl (Propaganda about Propaganda) (2015) nehmen sie die massive Ausbreitung staatlich organisierter Propaganda- und Desinformationskampagnen in den sozialen Netzwerken als Gegenreaktion auf deren Nutzung durch Aktivisten des Arabischen Frühlings kritisch in den Blick.

Mit aktuellen Methoden der staatlichen Geheimhaltung beschäftigt sich die investigative Konzeptkünstlerin, Autorin und Filmemacherin Jill Magid (*1973, Bridgeport, Conneticut, USA). In der Schirn zeigt sie Teile von The Spy Project (2005–2010), u. a. die Neonlicht-Installation Miranda IV und die Texte 18 Spies. Die Arbeit wurde vom Niederländischen Geheimdienst (AIVD) beauftragt, später in Teilen zensiert und konfisziert und verwickelte die Künstlerin selbst in die Geheimhaltungsstrategien der Organisation. Die Gruppe Forensic Architecture untersucht weltweit verdeckte Fälle von Menschenrechtsverletzungen, staatlicher Gewalt und Desinformation. In ihrem interdisziplinären Verfahren der forensischen Architektur führt sie eine Vielzahl von Beweisquellen wie Video- und Bildmaterial, Zeugenaussagen und Materialanalysen zur Rekonstruktion eines Tathergangs zusammen. Die in der Schirn gezeigte Arbeit The Killing of Óscar Pérez (2018) behandelt die Ermordung des venezolanischen Rebellenführers und seiner Gefolgsleute im Januar 2018 durch staatliche Sicherheitskräfte.

 Simon Denny Modded Server-Rack Display with David Darchicourt Commissioned Map of Aotearoa New Zealand (2015) © Foto: Diether v. Goddenthow
Simon Denny Modded Server-Rack Display with David Darchicourt Commissioned Map of Aotearoa New Zealand (2015) © Foto: Diether v. Goddenthow

Zentraler Gegenstand der künstlerischen Arbeit von Simon Denny (*1982, Auckland, Neuseeland) sind die Schnittstellen von Design, Technologie und Sprache in der Kommunikation von Geheimdiensten. Seine Installation Modded Server-Rack Display with David Darchicourt Commissioned Map of Aotearoa New Zealand (2015) wurde erstmals bei der Venedig Biennale 2015 als Teil des Projekts Secret Powers vorgestellt. Sie basiert auf der Zusammenarbeit mit David Darchicourt, der als Grafikdesigner für die National Security Agency (NSA) und später für die Defense Intelligence Agency (DIA) tätig war. Zu sehen ist eine von Darchicourt entworfene Weltkarte mit Neuseeland im Zentrum und den von dort ausgehenden Datenströmen in die USA und nach Australien. Trevor Paglen (*1974, Camp Springs, Maryland, USA) widmet sich den Infrastrukturen globaler Überwachung und Datenerfassung. Der Künstler, Geograf und Autor ist dafür bekannt, das Unsichtbare durch das Sichtbare zu erforschen, und setzt hochentwickelte Technologie ein, um Fotos von geheimen Militärstützpunkten in abgelegenen oder gesperrten Gebieten aus mehreren Kilometern Entfernung zu machen. In der Schirn präsentiert er eine Reihe von fotografischen Arbeiten, u. a. aus seiner Serie Limit Telephotography, sowie die monumentale Installation Code Names (2009), die eine Liste mit Namen und Chiffren geheimer Militär- und Geheimdienstprogramme publiziert.

Während der Laufzeit der Ausstellung realisieren die Künstler Gabriel Lester und Jonas Lund mit The Fly on the Wall (2020) eine interaktive Intervention auf der Schirn Website. Diese adressiert die Informationsasymmetrie zwischen Tech-Giganten und Individuen und erforscht Mechanismen riesiger Datensätze, gezielter Werbemaßnahmen, der Modellierung demografischer Daten und benutzerdefinierter Zielgruppen. Ausgehend von einer kleinen Fliege auf der Website entwickeln die Künstler eine Spionage-Agentur: Sie rekrutieren Online-Besucher als Agenten, die wiederum andere Besucher auf Basis ihrer Interaktion mit der Website ausspionieren.

ALLE KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER DER AUSSTELLUNG

Lawrence Abu Hamdan, Maja Bajevic, Jean-Luc Blanc, Nina Childress, Guy de Cointet, Thomas Demand, Simon Denny, Mauricio Dias & Walter Riedweg, Stan Douglas, Charles und Ray Eames, Forensic Architecture, Dora García, Mathis Gasser, Rodney Graham, Eva Grubinger, Humans since 1982, Alfredo Jaar, Kiluanji Kia Henda, Gabriel Lester, Jonas Lund, Lim Minouk, Dora Longo Bahia, Jill Magid, Fabian Marti, Josephine Meckseper, Mieko Meguro, Metahaven, Aleksandra Mir, Henrike Naumann, Trevor Paglen, Park Chan-Kyong und Park Chan-Wook, Cornelia Schleime, Jim Shaw, Taryn Simon, Jonas Staal, Noam Toran, Suzanne Treister, Nomeda & Gediminas Urbonas, Jane und Louise Wilson, Liam Young und Tamir Zadok

PUBLIKATION WE NEVER SLEEP, herausgegeben von Cristina Ricupero, Alexandra Midal und Katharina Dohm. Mit einem Vorwort von Philipp Demandt. Essays von Jörg Heiser, Jelena Martinovic, Marina Otero Verzier, Cristina Ricupero, Noam Toran und Wladimir Velminski sowie Faksimiles bereits erschienener Textbeiträge von Ulrike Knöfel, Metahaven, Joanna Moorhead und Jonas Staal. Engl./Dt. Ausgabe, 184 Seiten, ca. 100 Abb., 20 x 27 cm (Hochformat), Snoeck, ISBN 978-3-86442-318-5, 25 € (SCHIRN), 34 € (Buchhandel)

WIFI GUIDE Das speziell für die Nutzung des kostenlosen SCHIRN WIFI entwickelte Vermittlungsangebot ist in der Schirn über das eigene Smartphone oder Tablet auf Deutsch und Englisch unter www.schirn.de/wifi erreichbar. Der digitale Guide zur Ausstellung „We Never Sleep“ bietet während des Rundgangs Impulse, spielerisch Werke intensiver zu betrachten und kennenzulernen.
ORT SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt DAUER 24. September 2020 – 10. Januar 2021 INFORMATION www.schirn.de E-MAIL welcome@schirn.de TELEFON +49-69 29 98 82-0 FAX +49-69 29 98 82-240

EINTRITT 10 €, ermäßigt 8 €; freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren SCHUTZ- UND HYGIENEMASSNAHMEN Um den Ausstellungsbesuch auch während der Corona-Pandemie sicher zu gestalten, wurden in Abstimmung mit den zuständigen Behörden umfassende Schutz- und Hygienemaßnahmen entwickelt. Weitere Informationen unter www.schirn.de/besuch

EINFÜHRUNGEN IM SCHIRN SPACE Di 11 Uhr, Mi 17 Uhr, Do 20 Uhr, Fr 14.30 Uhr, Tickets im Onlineshop erhältlich KULTURPARTNER HR2 KURATORINNEN Cristina Ricupero in Zusammenarbeit mit Katharina Dohm, Schirn Kunsthalle Frankfurt GEFÖRDERT DURCH Stadt Frankfurt am Main und Verein der Freunde der Schirn Kunsthalle e. V. UNTERSTÜTZUNG VON Mitgliedern des Vorstands und des Kuratoriums der Freunde der Schirn Kunsthalle e. V. sowie von dem Mondriaan Fund und Pro Helvetia, der Schweizer Kulturstiftung

HASHTAGS #WENEVERSLEEP #SCHIRN FACEBOOK, TWITTER, YOUTUBE, INSTAGRAM, PINTEREST, SCHIRN MAGAZIN www.schirn.de/magazin SCHIRN MAGAZIN NEWS ausgewählte Artikel, Filme und Podcasts direkt als Nachricht empfangen, abonnieren unter www.schirn.de/magazin/news

Appell für freie Debattenkultur

Das Intellectual Deep Web Europe in Zürich lädt  gemeinsam  mit namhaften Erstunterzeichnern  (von Hamed Abdel-Samad über Monika Maron und Harald Martenstein bis Dieter Nuhr und Günter Wallraf) Gleichgesinnte dazu ein,  einen APPELL FÜR FREIE DEBATTENRÄUME  zu unterzeichnen, und darüber hinaus  auch zu spenden auf ein Konto, aus welchem Ausfallhonorare für „gecancelte“ Künstler (mit-)finanziert werden sollen.

Weitere Infos zum Appell Für eine freie Debattenkultur über idw-europe.org Hintergrund-Infos hier!

ZDF und 3sat – Programmüberblick zu 30 Jahre Mauerfall – nie wieder kriechen

„Nie wieder kriechen - aufrechtgehen“, war eine der Befreiungsparolen der friedlichen Revolution gegen die Unterdrückung  der nicht linientreuen Bevölkerung in der DDR. Denn wer in der früheren DDR-Diktatur eine nicht SED-konforme Meinung hatte oder auch nur mal einen falschen Scherz machte, wurde bespitzelt, überwacht, unterdrückt, von Bildung und beruflicher Laufbahn ausgeschlossen, verfolgt, erfuhr Gewalt und/ oder wurde weggesperrt. © Foto: Diether v. Goddenthow
„Nie wieder kriechen – aufrechtgehen“, war eine der Befreiungsparolen der friedlichen Revolution gegen die Unterdrückung der nicht linientreuen Bevölkerung in der DDR. Denn wer in der früheren DDR-Diktatur eine nicht SED-konforme Meinung hatte oder auch nur mal einen falschen Scherz machte, wurde bespitzelt, überwacht, unterdrückt, von Bildung und beruflicher Laufbahn ausgeschlossen, verfolgt, erfuhr Gewalt und/ oder wurde weggesperrt. © Foto: Diether v. Goddenthow
30 Jahre Deutsche Einheit Dokus, Filme, Live-Übertragungen im ZDF, in ZDFinfo und ZDFneo

Mit Dokumentationen, Fernsehfilmen und Live-Übertragungen begleitet das ZDF das Jubiläum „30 Jahre Deutsche Einheit“. Das Land Brandenburg richtet in diesem Jahr die Feierlichkeiten von Bund und Ländern zum Jubiläum aus. Darüber berichtet am Samstag, 3. Oktober 2020, ab 17.10 Uhr, ein „Länderspiegel spezial“ im ZDF. Und ab 19.15 Uhr meldet sich das „ZDF spezial: 30 Jahre Deutsche Einheit“ live aus Potsdam. Mit zahlreichen weiteren Programmangeboten erinnern ZDF, ZDFinfo und ZDFneo von Mitte September bis Mitte Oktober 2020 an die Wende- und Einheitszeit vor drei Jahrzehnten.

Montag, 14. September 2020, 0.05 Uhr
Werden Sie Deutscher
Das kleine Fernsehspiel

Mittwoch, 16. September 2020, 0.45 Uhr, ZDF
Am Todesstreifen – DDR-Grenzer erzählen

Dienstag, 22. September 2020, 20.15 Uhr, ZDF
ZDFzeit: Mensch Schäuble! – Staatsmann, Streiter, Steuermann

Sonntag, 27. September 2020, 18.25 Uhr, ZDF
Terra Xpress: Grenzenlos – alte Heimat und neuer Aufbruch

Sonntag, 27. September 2020, 23.45 Uhr, ZDF
ZDF-History: Geheime DDR – Verbotene Orte der Macht

Montag, 28. September 2020, 20.15 Uhr, ZDF
Kranke Geschäfte
Politdrama

Montag, 28. September 2020, 0.20 Uhr, ZDF
Meine Wende – Unsere Einheit?
Elf Kurzfilme zur deutschen Zeitgeschichte

Dienstag, 29. September 2020, 20.15 Uhr, ZDF
ZDFzeit: Ein Staat geht– Abschied von der DDR

Freitag, 2. Oktober 2020, 24.00 Uhr, ZDF
30 Jahre Deutsche Einheit – Die lange Nacht
0.00 Uhr: Momente der Geschichte – Geeintes Deutschland
0.30 Uhr: ZDF-History: Anarchie im Osten – Die letzten Monate der DDR
1.00 Uhr: ZDF-History: Putsch gegen die deutsche Einheit
1.40 Uhr: ZDF-History: Geheimakte Deutsche Einheit
2.25 Uhr: Der Doppelgänger von Ost-Berlin
3.25 Uhr: Auferstanden aus Platinen – Die Heimcomputerszene in der DDR
4.05 Uhr: Lost in der DDR – Stefan Danzigers Trip nach 1989
4.25 Uhr: ZDF History: Margot Honecker – Die Bilanz

Samstag, 3. Oktober 2020, 6.25 Uhr, ZDF
PUR+: Mein Schicksal – Die Berliner Mauer
Das Entdeckermagazin mit Eric Mayer

Samstag, 3. Oktober 2020, 10.00 Uhr, ZDF
Ökumenischer Gottesdienst zu 30 Jahre Deutsche Einheit

Samstag, 3. Oktober 2020, 11.00 Uhr, ZDF
Zwischen uns die Mauer
Jugenddrama

Samstag, 3. Oktober 2020, 17.05 Uhr, ZDF
Länderspiegel spezial: 30 Jahre Deutsche Einheit

Samstag, 3. Oktober 2020, 18.00 Uhr, ZDF
Boomtown Bonn – Neuer Glanz in alter Hauptstadt

Samstag, 3. Oktober 2020, 19.15 Uhr, ZDF
ZDF spezial: 30 Jahre Deutsche Einheit
Live aus Potsdam mit Matthias Fornoff

Samstag, 3. Oktober 2020, 19.30 Uhr, ZDF
EINLAND – was uns zusammenhält

Samstag, 3. Oktober 2020, 1.00 Uhr, ZDF
30 Jahre Deutsche Einheit – Die lange Nacht
1.00 Uhr: Deutschland ’90 – Countdown zur Einheit
1.45 Uhr: Deutschland-Bilanz – Von blühenden Landschaften
2.30 Uhr: Deutschland-Bilanz – Ein Land, zwei Seelen
3.15 Uhr: ZDFzeit: Das Erbe der Treuhand – Aufbruch und Ausverkauf
4.00 Uhr: ZDFzeit: Das Erbe der Treuhand – Wut und Wirklichkeit
4.45 Uhr: Mein Dresden

Sonntag, 4. Oktober 2020, 9.03, ZDF
sonntags: Danke Deutschland

Sonntag, 4. Oktober 2020, 23.45 Uhr, ZDF
ZDF-History: Die Treuhand– Die wahre Geschichte

Montag, 5. Oktober 2020, 0.10 Uhr, ZDF
Becoming Black
Das kleine Fernsehspiel

Dienstag, 6. Oktober 2020, 20.15 Uhr, ZDF
ZDFzeit: Die große Ost-Bilanz – Gewinner und Verlierer der Einheit

Dienstag, 13. Oktober 2020, 20.15 Uhr, ZDF
Das schweigende Klassenzimmer
Nach dem gleichnamigen Roman von Dietrich Garstka

https://www.zdf.de/geschichte/30-jahre-mauerfall-100.html

„30 Jahre Deutsche Einheit“ – Das 3sat-Programm zum Jubiläum

Mit dem 3satThema „Was uns verbindet“, einer „Kulturzeit“-Reihe, Dokumentationen, Spiel-, Fernseh- und Dokumentarfilmen sowie dem Thementag „Deutsche Geschichte(n)“ am 3. Oktober

Samstag, 5. September · 20.15 Uhr
Heimat ist ein Raum aus Zeit
Dokumentarfilm von Thomas Heise, Deutschland 2019
Erstausstrahlung
Thomas Heise folgt den Spuren einer zerrissenen Familie zwischen Berlin und Wien vom Ersten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung. Seit dem Ersten Weltkrieg ist die Familie vom politischen Kampf für den Sozialismus geprägt und davon, dass der jüdische Wiener Familienzweig im „Dritten Reich“ in KZs deportiert und ermordet wurde. „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ wurde 2019 mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet.

Mittwoch, 9. September · ab 20.15 Uhr · 3satThema: Was uns verbindet
20.15 Uhr: Wir 80 Millionen – Was die Deutschen vereint
Dokumentation von Lutz Hofmann
Erstausstrahlung
Was eint Westdeutsche, Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund? Welche Werte, Erzählungen, Einstellungen, Meinungen, Rituale, Organisationen, Verhaltensweisen, Ereignisse oder Dokumente stiften Zusammenhalt und Gemeinsamkeit? Gibt es eine „Deutschland-Charta“, deren Punkte alle Bürgerinnen und Bürger unterschreiben würden? Die Bertelsmann Stiftung hat eine Studie über das Verbindende mit der Frage „Was hält Deutschland im Innersten zusammen?“ in Auftrag gegeben. Sie sollte herausfinden, welche Ideen und Werte in breitem Maße von in Deutschland lebenden Menschen geteilt werden. Die Dokumentation von Lutz Hofmann stellt die Ergebnisse vor.

21.00 Uhr: Der 3satThema Talk
Gäste im Gespräch mit Vivian Perkovic
Erstausstrahlung
„Kulturzeit“-Moderatorin Vivian Perkovic diskutiert mit der österreichischen Philosophin Lisz Hirn, der Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations– und Migrationsforschung Naika Foroutan und mit dem Schweizer Publizisten Roger de Weck über die verbindenden und trennenden Elemente der 3sat-Länder Deutschland, Österreich und Schweiz.

Freitag, 11. September · 20.15 Uhr
TANNBACH – Schicksal eines Dorfes (1/3)
Fernsehfilm, Deutschland 2014
Anhand der Lebenswege der Bewohner eines kleinen Ortes an der bayerisch-thüringischen Grenze erzählt der Mehrteiler vom Nachkriegsdeutschland auf dem Weg zur deutsch-deutschen Teilung.
Die weiteren Folgen der ersten Staffel des dreiteiligen Fernsehfilms „TANNBACH – Schicksal eines Dorfes“ zeigt 3sat an den kommenden Freitagen, jeweils um 20.15 Uhr.

Samstag, 19. September · 19.20 Uhr
Auferstanden aus Platinen – Die Heimcomputerszene in der DDR
3satKulturdoku von Volker Strübing
Während der Westen sehnsüchtig auf die neuen technischen Errungenschaften aus dem Silicon Valley blickt, ist die DDR vom Computerzeitalter meilenweit entfernt. Doch für einige Jugendliche ist der Computer ein Werkzeug mit unendlichen Möglichkeiten. Der Film erzählt die Geschichte einer Gruppe computerbegeisterter Jugendlicher im Ostberlin der späten 1980er-Jahre – und zugleich die Geschichte der Anfänge der digitalen Revolution.

Samstag, 26. September · 19.20 Uhr
Lost in DDR – Stefan Danzigers Trip nach 1989
3satKulturdoku von Berit Schwarz
Erstausstrahlung
Stefan Danziger, ein reiselustiger Comedian und Stadtführer, bereist die Bundesländer, die einmal die DDR waren. Ausgerüstet mit einem Baedeker-Reiseführer von 1989, ein Werkzeug moderner Archäologie, blickt er auf eine vergangene Welt.

Samstag, 26. September · 23.15 Uhr
Adam und Evelyn
Spielfilm, Deutschland 2017
Regie: Andreas Goldstein
Erstausstrahlung
DDR, Sommer 1989: Adam (Florian Teichtmeister), 30, und Evelyn (Anne Kanis), 28, wollen an den Plattensee. Weil Adam Evelyn betrügt, reist Evelyn mit ihrer Freundin ab, Adam trampt hinterher. Am Balaton treffen sie sich wieder. Als Ungarn die Grenzen nach Österreich öffnet, will Evelyn über die Grenze und Adam landet wider Willen im Westen. Vor dem Hintergrund der sich auflösenden DDR-Gesellschaft versuchen Adam und Evelyn einen Neuanfang in Westdeutschland. Nach dem gleichnamigen Roman von Ingo Schulze.

ab Montag, 28. September und am Samstag, 17. Oktober, jeweils um 19.20 Uhr
POP / NATION / DEUTSCHLAND
„Kulturzeit“-Reihe und 3satKulturdoku zum 30. Tag der Deutschen Einheit ab Montag, 28. September und am Samstag, 17. Oktober, um 19.20 Uhr
Erstausstrahlungen
Das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Land hat sich seit der Wiedervereinigung massiv gewandelt. Das lässt sich auf spannende Weise an der Popmusik ablesen: 1990 waren nur 18 der 100 erfolgreichsten Alben des Jahres deutschsprachig. Im Jahr 2017 waren es 68. Schon die Regierung unter der die Künstlerinnen und Künstler aufgewachsen sind, prägt ihren Blick auf das Land. Die vierteilige „Kulturzeit“-Reihe „POP / NATION / DEUTSCHLAND“ zum 30. Tag der Deutschen Einheit porträtiert von Montag, 28. September bis Donnerstag, 1. Oktober 2020, jeweils um 19.20 Uhr in einzelnen Beiträgen Musikerinnen und Musiker unterschiedlicher Generationen, Genres und regionaler Herkunft. Mit dabei: Wolfgang Niedecken, Samy Deluxe, Sammy Amara (Broilers), Sarah Lesch, Elif, Mal Élevé, Frank Spilker und „Zugezogen Maskulin“ – alle bringen ihre eigene Geschichte mit, eine Geschichte, die auch immer die der Auseinandersetzung mit der eigenen Sprache, der eigenen Herkunft, dem eigenen Land ist. Am Samstag, 17. Oktober, um 19.20 Uhr, ist mit der 3satKulturdoku „Pop-Nation Deutschland“ ein Zusammenschnitt der Reihe zu sehen.

Montag, 28. September · 22.25 Uhr
Schabowskis Zettel – Die Nacht als die Mauer fiel
Dokumentarfilm von Florian Huber und Marc Brasse, Deutschland 2009
Am Abend des 9. November 1989 verlas Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz, die live im DDR-Fernsehen übertragen wurde, die neue Reiseregelung. Er liest von einer handschriftlich überarbeiteten Ministerratsvorlage ab. Da Schabowski auf die Nachfrage, wann die Regelung in Kraft trete, mit „sofort, unverzüglich“ antwortet, glauben viele DDR-Bürgerinnen und -Bürger, die Mauer sei schon gefallen. Dieser Irrtum bringt die Mauer tatsächlich zum Einsturz. Doku-Drama um die Ereignisse, die zum Fall der Berliner Mauer führten.

Mittwoch, 30. September · 20.15 Uhr
DDR – die entsorgte Republik
Film von Frank Diederichs
Warum wurde nach dem Mauerfall nur der Anschluss der DDR an die Bundesrepublik ernsthaft verfolgt – und nicht die Gründung eines neuen deutschen Staates nach Artikel 146 mit einer neuen Verfassung? Lothar de Maizière, Gregor Gysi, Rudolf Seiters und Horst Teltschik enthüllen die historischen Hintergründe und erklären den hastigen Sprint zur Einheit.

Mittwoch, 30. September · 21.00 Uhr
Auslandskader – Botschafter des Sozialismus
Film von Sabine Michel
Nichts prägte die DDR mehr als ihre Grenzen. Bürger der DDR konnten vor dem Eintritt ins Rentenalter weder ins nichtsozialistische Ausland noch in die Länder der „Dritten Welt“ reisen. Unabhängig davon unterhielt die DDR ein großes Netz an Diplomaten, Außenhändlern, Auslands- und Reisekadern. Die Dokumentation erzählt von ihren sehr unterschiedlichen Auslandseinsätzen und dem Spannungsfeld von Außen- und Innenpolitik der DDR.

Freitag, 2. Oktober · ab 20.15 Uhr
TANNBACH – Schicksal eines Dorfes (1/3)
Fernsehfilm, Deutschland 2018
Ab 20.15 Uhr sind alle drei Teile der zweiten Staffel des Fernsehfilms über ein im Kalten Krieg geteiltes Dorf und seine Bewohner dies- und jenseits der Grenze zu sehen.

Samstag, 3. Oktober · ab 8.15 Uhr · Thementag „Deutsche Geschichte(n)“
15.45 Uhr: Bornholmer Straße – Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Oberstleutnant Harald Schäfer
Fernsehfilm, Deutschland 2014
Regie: Christian Schwochow
Grenzoffizier Schäfer (Charly Hübner) ist überzeugt von der DDR. Er fragt sich, was auf Schabowskis Mitteilung folgt. Während sich immer mehr Ausreisewillige vor dem Schlagbaum sammeln, tauchen sämtliche Vorgesetzte Schäfers und die zuständigen Ministerien ab. Schäfer erhält keine Antworten. Die immer merkwürdigeren Situationen bringen seine Überzeugungen ins Wanken. Als die Stimmung am Schlagbaum in einen Gewaltausbruch zu eskalieren droht, fällt Schäfer auf eigene Faust die mutige Entscheidung, den Grenzübergang zu öffnen. „Bornholmer Straße – Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Oberstleutnant Harald Schäfer“ betrachtet das historische Ereignis aus der Sicht eines Grenzoffiziers.

ab 20.15 Uhr: Preis der Freiheit 1-3/3
Fernsehfilm, Deutschland 2019
Regie: Michael Krummenacher
Das dreiteilige Ost-West-Drama erzählt die Geschichte um die ungleichen Schwestern Margot (Barbara Auer) und Lotte (Nadja Uhl) aus Ostberlin sowie deren jüngste Schwester Silvia (Nicolette Krebitz), die vor langer Zeit verschwunden ist und in der BRD unermüdlich daran arbeitet, das DDR-Regime zu zerschlagen.

Freitag, 9. Oktober · 20.15 Uhr
Zuckersand
Fernsehfilm, Deutschland 2017
Regie: Dirk Kummer
Brandenburg, Ende der 1970er-Jahre: Die beiden Freunde Fred (Tilman Döbler)und Jonas (Valentin Wessely) leben behütet in der Nähe der Grenze zu West-Berlin. Als Jonas‘ Mutter einen Ausreiseantrag stellt, wird alles anders. Ab sofort sollen sie keinen Kontakt mehr miteinander haben, denn Jonas und seine alleinerziehende Mutter sind plötzlich Staatsfeinde. Freds Vater hingegen hat als Beamter keinen Grund, an der staatlichen Ordnung der DDR zu zweifeln. Fred und Jonas müssen Vorkehrungen treffen. In ihnen reift der Plan, heimlich einen Tunnel in den Brandenburger Sand zu graben, der einmal quer durch den Erdball nach Australien führt. Dort wollen sie sich wieder treffen.

Samstag, 10. Oktober · 19.20 Uhr
Soundtrack der Freiheit
Musik-Doku von Katarina Schickling
Musik aus Ost und West beflügelte den Aufbruch zur Zeit des Mauerfalls 1989. Die Dokumentation spürt den Hymnen und Hoffnungen von damals nach und fragt, was daraus wurde: Anna Loos erzählt erstmals von ihrer Flucht als 17-Jährige im Jahr 1988. Mit dabei sind Musiklegenden wie Silly, Uschi Brüning, Wolfgang Niedecken und Klaus Meine, der junge Shootingstar Felix Jaehn sowie Lenny Kravitz.

3sat – 30 Jahre Mauerfall

Siehe auch: „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“

Alarmierende Zustände in Belarus: Börsenverein verurteilt Einbestellung der Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch zum Verhör

Seit den Präsidentschaftswahlen Anfang August ist Belarus geprägt von Massenprotesten gegen Amtsinhaber Alexander Lukaschenko. Die belarussische Schriftstellerin und Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2013 Swetlana Alexijewitsch sowie weitere Stimmen äußerten Kritik an der gewaltsamen Unterdrückung der Kundgebungen durch den Präsidenten. So hatte Alexijewitsch am 12. August 2020 im Radio den Rücktritt Lukaschenkos gefordert. Die Generalstaatsanwaltschaft hat nun die Schriftstellerin – sowie zahlreiche andere Kritiker*innen – für morgen zum Verhör einberufen. Sie wirft ihnen unter anderem den illegalen Versuch der Machtergreifung vor. Auf dieses Vergehen drohen in Belarus fünf Jahre Haft.

Alexander Skipis, Archivbild Frankfurter Buchmesse 2019: MAHNWACHE AUF DER FRANKFURTER BUCHMESSE FÜR DIE MEINUNGSFREIHEIT #FREEGUIMINHAI #FREEHONGKONG  #FREETHEWORDS © Foto: Diether v. Goddenthow
Alexander Skipis, Archivbild Frankfurter Buchmesse 2019: MAHNWACHE AUF DER FRANKFURTER BUCHMESSE FÜR DIE MEINUNGSFREIHEIT #FREEGUIMINHAI #FREEHONGKONG
#FREETHEWORDS © Foto: Diether v. Goddenthow

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels:
„Die massive Verletzung von Menschen- und Freiheitsrechten in Belarus bestürzt uns zutiefst. Kritische Stimmen wie die Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch sind in ernsthafter Gefahr. Wir appellieren an die Regierung in Belarus, ihren Bürger*innen konsequent Meinungsfreiheit zu gewähren und Freiheitsrechte nicht einzuschränken. All jenen, die sich in Belarus für Demokratie und Meinungsfreiheit einsetzen, gilt unsere volle Unterstützung. Swetlana Alexijewitsch und viele weitere Angeklagte verteidigen ihr Recht darauf, sich öffentlich für ein demokratisches Belarus einzusetzen. Wir dürfen jetzt nicht resignieren – es ist unsere Pflicht, uns für den Schutz dieses grundlegenden Rechtes einzusetzen!“

Als Zeichen dieses klaren Standpunktes schließt sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels der Solidaritätsbewegung des European Writers’ Councils für Belarus an.

Offener Brief von PEN-Präsidentin Regula Venske an das Team des HarbourFront Literaturfestivals, Petra Bamberger, Nikolaus Hansen und Heinz Lehmann, sowie des Nochtspeichers Hamburg

„Die  Ausladung der Kabarettistin Lisa Eckhart vom Debütantensalon des Harbour Front Literaturfestivals „ist der literarische Skandal des Jahres“. (NDR)  Unter anderem wird der 27-jährigen Kabarettistin vorgeworfen, sich bei ihren Auftritten antisemitisch zu äußern. Zudem könne wegen Gewaltandrohungen linksextremer Gruppen gegen Lisa Eckhart die Sicherheit der Veranstaltung nicht gewährleisten werden. Erst, nachdem am 5.8.2020 Dieter Nuhr, selbst bisweilen  öffentlich zur Persona non grata erklärt, sich kompromisslos hinter seine Kollegin stellte, und FAZ-Redakteur Michael Hanfeld („Wir weichen der Gewalt, 7.8.2020“) Nuhr zustimmend zitierte, regte sich breiter öffentlicher Protest, trauten sich auch andere,   Gesicht für die Meinungsfreiheit zu zeigen.

Dieter Nuhr
„Was für ein Skandal! Der Protestmob auf der Straße entscheidet also darüber, wer hier bei uns seine Kunst ausüben darf.“, so Nuhr auf Facebook. Wir müssten „nun endlich darüber diskutieren, was Freiheit der Rede heute noch bedeutet. Wer Lisa Eckart Antisemitismus vorwirft, muss entweder geistesgestört sein oder böswillig. Ich fürchte, bei einigen ist es eine Mischung aus beidem.“ Der linke und der rechte Mob wünsche sich offenbar nun eine Kunst, die linientreu den eigenen Ideologien folge, so Nuhr weiter. Und wer da nicht reinpasse, werde mundtot gemacht. „Das Auftrittsverbot ist eine klare Entscheidung gegen die künstlerische Freiheit. Die fadenscheinige Begründung Antisemitismus soll das Ganze moralisch untermauern. Aber Lisa Eckart ist keine Antisemitin. Sie ist nur nicht links genug. Der Vorwurf des Antisemitismus ist lediglich der perfide Versuch, eine politisch verdächtig eigenständig denkende Person zu diskreditieren.Nun schreckt man heute selbst vor totalitären Maßnahmen wie einem Auftrittsverbot nicht mehr zurück. Dem muss entgegengesteuert werden. Die Absage macht mich fassungslos.“ https://www.facebook.com/nuhr.de/?pageid=113781618677139&ftentidentifier=3314220251966577&padding=0

Der Leiter des Festivals, Nikolaus Hansen, bedauerte gegenüber dem NDR diese Entscheidung. „Wir haben uns in den letzten Tagen sehr viele Gedanken gemacht, wie wir die Situation in ihrer Verfahrenheit retten und auflösen können. Zumal wir, und das will ich immer wieder betonen, Lisa Eckhart nicht ausgeladen haben, weil wir Bedenken hatten, sondern weil es um Sicherheitsfragen und den fairen Wettbewerb ging.“ Gleichzeitig habe das Festival, wie es „aus gegebenen Anlass“ auf seiner  Website mitteilt, „die Einladung an Lisa Eckhart zur Teilnahme am ‚Debütantensalon‘ in der gewohnten Form, aber an anderem Ort, erneuert“ und bedauert, dass die österreichische Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart und ihr Verlag die Teilnahme am diesjährigen „Debütantensalon“ ihrerseits abgesagt haben. (08.08.2020 Aus gegebenem Anlass)
Auch Autor Sascha Reh, der sich mit Lisa Eckhard solidarisch zeigte, und seine Teilnahme zurückgezogen hat, da auch sein „Text ebenfalls an der political correctness kratze und er sich von der Hasenfüßigkeit mitbetroffen fühle (NDR).

Offener Brief von PEN-Präsidentin Regula Venske an das Team des HarbourFront Literaturfestivals

Am 10.08.2020 bezog  Deutschlands prominentester Schriftsteller-Verband,  das deutsche PEN-Zentrum, in einem öffentlichen Brief seiner Präsidentin Regula Venske klare Position:

Liebe Verantwortliche von Nochtspeicher und Harbour Front Literaturfestival,

im Pressestatement des Nochtspeichers zur Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart durch das HarbourFront Festival heißt es: „Wir begrüßen, daß die Ausladung Lisa Eckharts vom Harbour Front Literaturfestival zu einer öffentlichen Debatte führt, diese gesellschaftliche Debatte ist überaus wichtig, um der bedrohlich um sich greifenden ‚Cancel Culture‘ Einhalt zu gebieten. Es ist alarmierend, wenn Künstler unter dem Damoklesschwert der sozialen Ächtung arbeiten oder sogar eine ‚Kontaktschuld‘ durch einen gemeinsamen Auftritt mit einer unliebsamen Person befürchten müssen; wenn Auftritte gesprengt oder gewaltsam verhindert werden.“

Nikolaus Hansen hat darüber hinaus die „verflucht komplexe Gemengelage für alle“, die zu dieser Entscheidung geführt habe, auf DLF Kultur erläutert. Wir kennen und schätzen uns in Hamburg nun schon seit vielen Jahren, und ich weiß, dass Euch die Literatur und die Meinungsfreiheit am Herzen liegen. Wie viele andere aber bin ich ob der Ausladung Lisa Eckharts bestürzt. Das kann und darf nicht die Ultima Ratio in dieser Angelegenheit sein! Ob die Gewalt von rechten oder linken Extremisten, von religiösen Eiferern oder Psychopathen angedroht wird: Wir dürfen uns ihr nicht in vorauseilendem Gehorsam beugen. Es mag sein, dass der Nochtspeicher unter den gegebenen Umständen nicht der geeignete Ort für diese Veranstaltung ist, es mag auch sein, dass man jetzt nicht alle geplanten Tandem-Lesungen verschieben kann. Aber wir haben, zumal in den vergangenen Monaten, gelernt, dass es auch ein Internet gibt und dass man die Kandidatin zum Beispiel per Online-Schalte einbeziehen könnte.

Übrigens geht es auch nicht an, dass sich für einen Preis Nominierte ihre Konkurrenten selbst aussuchen. Wer mit einem Kollegen, einer Kollegin nicht auftreten will, muss selbst zu Hause bleiben und kann nicht dem Veranstalter vorschreiben, mit wem er oder sie zu lesen bereit ist oder wer weiter im Rennen bleiben darf.

Die Beschwichtigung, es handle sich hier nicht um Zensur, Frau Eckhart könne ja an anderen Veranstaltungsorten oder auch im Fernsehen auftreten, greift – pardon, lieber Niko – zu kurz.
Es gibt vielfältige Formen von Zensur, klassisch durch staatliche Obrigkeit, moderner (aber vielleicht nicht einmal das) durch organisierte Kriminalität und/oder politischen Terror, verschärft in beiden Fällen durch die Duldung und Straflosigkeit seitens eines handlungsunfähigen Staates. Und, noch moderner, durch ‚Volksabstimmung‘ im Internet.

Im Dezember 1930 wurde die Premiere von „Im Westen nichts Neues“ nach dem Roman von Erich Maria Remarque derart massiv gestört, dass die Vorstellung schließlich abgebrochen werden musste. Verantwortlich waren damals nationalsozialistische Schlägertrupps. Am Ende machte sich die Oberprüfstelle die nationalsozialistische Argumentation zu eigen und verhängte ein Aufführungsverbot. Übrigens beklagte Heinrich Mann, der in den 1920er Jahren in mehreren Essays gegen Zensur Stellung bezog, dass sich das wilhelminische liberale Bürgertum viel stärker dagegen zur Wehr gesetzt hätte als es das Publikum der Weimarer Republik tat.

Wo wollen wir uns heute verorten?

Nun ist Lisa Eckhart nicht Erich Maria Remarque, aber darum geht es auch nicht. Gerade am Umgang mit ‚trivialeren‘ Kunsterzeugnissen zeigt sich, wie es um Demokratie und Meinungsfreiheit steht. Sie sind der Testfall, und das Publikum braucht auch sie, um sich in Kritik zu üben und Kategorien der Beurteilung auszubilden. Derzeit geistert das Wort ‚Figurenrede‘ durchs Internet. Das Bewusstsein dafür scheint in der Tat verloren zu gehen. Gut wäre z. B. ein Vergleich mit einem Vorgänger Lisa Eckharts, der für diese Gruppe jüngerer Comedians, zu denen sie gehört, Maßstab sein könnte: Serdar Somuncu. Wenn Somuncu den Fascho gibt und aus Hitlers ‚Mein Kampf‘ liest, so gelingt es ihm, die Bühnenfigur, die er abgibt, gleichzeitig zu dekonstruieren. Eine solche Dekonstruktion sehe ich bei Eckhart nicht. Darüber könnte man diskutieren.

Wer von den acht Nominierten am Ende mit einem Preis ausgezeichnet wird, entscheidet die Jury, nach Diskussion, so hoffe ich, und nicht im Faustkampf. Und auch das Publikum muss sich mit Argumenten, d.h. mit Worten auseinandersetzen. Gewaltandrohungen zählen nicht dazu. Im Übrigen sind für den Straftatbestand der Volksverhetzung, die manche hier vermuten, unsere Justiz und für jugendgefährdende Medien die Bundesprüfstelle zuständig. Traurig genug, dass an den Rändern unserer Gesellschaft kein Vertrauen in den demokratischen Rechtsstaat besteht. Wir aber sollten ihn verteidigen.

Ich begrüße daher, dass Ihr Lisa Eckhart nunmehr einen Vorschlag unterbreitet habt, wie sie weiter im Wettbewerb um den Klaus-Michael Kühne-Preis bleiben kann, und hoffe, Ihr findet eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung.

Für das PEN-Zentrum Deutschland
Herzlich, Eure
Regula Venske
Präsidentin

Informationen zum Pen-Zentrum
Das PEN-Zentrum Deutschland tritt ein für die Freiheit des Wortes. Wir sind Mitglied des PEN International, in dem über 150 Schriftstellerorganisationen aus mehr als 100 Nationen vereinigt sind.

 

„Nie wieder kriechen – aufrechtgehen“ – Hessisches Staatskanzlei eröffnet anlässlich 30 Jahren Wiedervereinigung die Sonderausstellung „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“

„Nie wieder kriechen - aufrechtgehen“, war eine der Befreiungsparolen der friedlichen Revolution gegen die Unterdrückung  der nicht linientreuen Bevölkerung in der DDR. Denn wer in der früheren DDR-Diktatur eine nicht SED-konforme Meinung hatte oder auch nur mal einen falschen Scherz machte, wurde bespitzelt, überwacht, unterdrückt, von Bildung und beruflicher Laufbahn ausgeschlossen, verfolgt, erfuhr Gewalt und/ oder wurde weggesperrt. © Foto: Diether v. Goddenthow
„Nie wieder kriechen – aufrechtgehen“, war eine der Befreiungsparolen der friedlichen Revolution gegen die Unterdrückung der nicht linientreuen Bevölkerung in der DDR. Denn wer in der früheren DDR-Diktatur eine nicht SED-konforme Meinung hatte oder auch nur mal einen falschen Scherz machte, wurde bespitzelt, überwacht, unterdrückt, von Bildung und beruflicher Laufbahn ausgeschlossen, verfolgt, erfuhr Gewalt und/ oder wurde weggesperrt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am 3. Oktober 2020 feiert die Bundesrepublik Deutschland 30 Jahre Wiedervereinigung. Aus diesem Anlass eröffnete der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, am 24. Juli 2020 auf dem Wiesbadener Kranzplatz die Ausstellung „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ und gab den Startschuss zu einem Fotowettbewerb zur Wiedervereinigung (Einsendeschluss 28. 08. siehe unten). Die Ausstellung dokumentiert den weltweit in der Geschichte wohl einmaligen Fall einer unblutigen Revolution von Bürgern für Freiheit und Menschenrechte gegen ein Unrechts-Regime. Als Gäste begrüßte Wintermeyer  die beiden fluchterfahrenen Zeitzeugen Berthold Dücker und Jürgen May sowie die Schülerinnen Lara, Mia und Elisa der 10. Klasse aus der Helene Lange-Schule mit ihrer Lehrerin Sabine Weiss. Durch die Veranstaltung führte Ilka Ennen, Leiterin des Referats für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Hessischen Staatskanzlei. Zudem dankte der Staatskanzlei-Chef Thomas Kellner und Herrn Schellhaas vom Grenzmuseum Schifflersgrund, dass sie zur Eröffnung die Exponate, einen „Trabi Kübel“ samt Grenzsoldaten-Puppe, aus der Gedenkstätte Point Alpha mitgebracht haben, ebenso  die beiden Original-Banner von 1989 aus dem Stadt-Archiv Heilbad Heiligenstadt mit den Aufschriften: „Nie wieder kriechen! Aufrechtgehen!“ und „Das Thema Rechtssicherheit spart Staatssicherheit“.

Axel Wintermeyer, Chef der Staatskanzlei, selbst Zeitzeuge, kämpfte bereits als Jungpolitiker für die Einheit des deutschen Vaterlandes als Politgrößen wie Oskar Lafontaine diese schon längst abgeschrieben hatten.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Axel Wintermeyer, Chef der Staatskanzlei, selbst Zeitzeuge, kämpfte bereits als Jungpolitiker für die Einheit des deutschen Vaterlandes als Politgrößen wie Oskar Lafontaine diese schon längst abgeschrieben hatten. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Wir wollen in diesem Jahr in allen Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland an 30 Jahre Wiedervereinigung erinnern, an den friedlichen Sieg der Bürger der ehemaligen DDR gegen die Diktatur. Es sei ein Sieg der Freiheit gewesen, sagte Staatskanzlei-Chef Wintermeyer. Vor allem aber sei in den letzten 30 Jahren in den neuen Bundesländern eine unglaubliche Aufbauleistung gelungen. „Wir haben als Bundesrepublik Deutschland durch die Wiedervereinigung in jeder Form gewonnen, auch in Europa, wenn wir sehen, welch starkes Land wir geworden sind.“, so Wintermeyer. Trotz relativ rascher politischer und rechtlicher Vereinigung, vollziehe sich der Prozess des Zusammenwachsens im weitesten Sinne immer noch: „Wir haben nach wie vor kleine Unterschiede bei Arbeitslosigkeit zwischen Ost und West“, die jedoch inzwischen relativ gering sei. Auch beim Lohnniveau habe man sich mit 98 Prozent ziemlich angeglichen. „Aber es sind natürlich viele Menschen auch noch anfällig und wieder anfälliger geworden für Populismus, für Links- aber auch für Rechts-Populismus. Und da gibt es noch einiges zu tun.“, mahnte Wintermeyer. Schon deswegen sei es umso wichtiger, „dass wir eine starke Erinnerungskultur aufrechterhalten.“ Geschichtsbücher allein reichten nicht hin, weswegen wir „ab heute diese Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer zeigen. Sie werfe auch ein Schlaglicht auf die Jahre 1989/90 und zeige den Protest gegen die Fälschung der DDR-Kommunalwahlen, die Fluchtbewegung im Sommer und die Massenproteste im Herbst. und viele andere wichtige Stationen“, so Wintermeyer.

Impression der Sonderausstellung "Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ auf dem Wiesbadener Kranzplatz.© Foto: Diether v. Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ auf dem Wiesbadener Kranzplatz.© Foto: Diether v. Goddenthow

Freiheit sei nicht selbstverständlich und es dürften keine neuen Mauern aufgebaut werden, auch nicht in den Köpfen. Denn nur, wer Geschichte kenne, könne Zukunft gestalten, und „zu wenig Menschen kennen noch die Geschichte, bzw. wollen die Geschichte noch kennen. Und diese Gleichgültigkeit, ist eigentlich der größte Feind der Freiheit“, so der Staatskanzlei-Chef. Man wolle auch das Erinnerungs-Projekt „Meisenbornwerg“ ausbauen, „eine Erstaufnahmeeinrichtung in Hessen, wo viele, die aus der DDR geflohen sind, oder später zu uns gekommen sind, untergebracht wurden.“ Wintermeyer erinnerte auch an Point Alpha, dem einst heißesten Punkt Europas, „wo sich im Kalten Krieg die Atomwaffen quasi gegenüber gestanden haben“, und an dem eine Gedenkstätte mit Original-DDR-Wachturm entstand, oder an „Schifflersgrund, heutzutage „ein Museum, das an die vielen Mauertoten und an das erinnert, was Unfreiheit im weitesten Sinne betrifft.“ Zudem habe man in der Landeszentrale für Politische Bildung, ein Schwerpunkt „Projektaufarbeitung DDR-Diktatur“ laufen.

Talk-Runde:

Ilka Ennen, Leiterin des Referats für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Hessischen Staatskanzlei. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ilka Ennen, Leiterin des Referats für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Hessischen Staatskanzlei, moderierte den Talk mit Zeitzeugen und Schülern der Helene-Lange-Schule © Foto: Diether v. Goddenthow

Welches Unrecht und Leid mit der DDR-Diktatur für die Menschen in Ostdeutschland verbunden war, davon erzählten Berthold Dücker und Jürgen May, in einer Talkrunde mit Schülerinnen der Wiesbadener Helene-Lange-Schule und ihrer Lehrerin. Es sei so wichtig, Menschen hier vor Ort zu haben, die den Unrechtsstaat DDR wirklich auch am eigenen Leib gespürt haben, eröffnete Moderatorin Ikla Ennen das Gespräch und stellte die Gäste kurz vor: Berthold Dücker arbeitete nach der Wiedervereinigung fast 17 Jahre als Chefredakteur der Südthüringer Zeitung, initiierte die Gedenkstätte Point Alpha und setzt sich noch heute unermüdlich für die Aufarbeitung der SED-Diktatur ein. Er war 16 Jahre alt, als er in die Bundesrepublik floh. Er durchschnitt mit einer Kneifzange den Stacheldraht und überwand das Minenfeld an der innerdeutschen Grenze zwischen Thüringen und Hessen. Sein erster Aufenthaltsort war das Flüchtlingslager Meisenbornwerg in Gießen. Warum er denn mit 16 auf die Fluchtidee gekommen sei und davon seiner Familie kein Sterbenswörtchen erzählte und immer wieder von dieser Zeit erzählte, fragte die Moderatorin.

Berthold Dücker überwand mit 16 Jahren per Kneifzange Grenzzaun und Todesstreifen. Später initiierte er unter anderem  die Gedenkstätte Point Alpha. © Foto: Diether v. Goddenthow
Berthold Dücker überwand mit 16 Jahren per Kneifzange Grenzzaun und Todesstreifen. Später initiierte er unter anderem die Gedenkstätte Point Alpha. © Foto: Diether v. Goddenthow

Berthold Dücker, dessen beide Großväter und Teile weiterer Verwandtschaft über Nacht dann jenseits der Grenze im Westen lebten, habe schon als Kind bedrückt, dass die Grenze ja nicht nur das Land, sondern auch ganze Familien wie die eigene zerriss. „Und als es darum ging, ‚Wo führt der Weg nach der Schule einmal hin?‘, da gab es gar keinen anderen Weg für mich, als mir den vorzunehmen, den ich dann gegangen bin. Ich wollte Journalist werden: ein Unding für jemanden, der als freier Journalist für eine freie Zeitung leben wollte! Das war ein Ding der Unmöglichkeit, also musste ich den Weg gehen, den ich dann am 24. August 1964 gegangen bin“, erinnert sich Dücker. Und „dass man den Eltern, den Angehörigen, das nicht sagen konnte, war in der DDR jedem klar, das sog man gewissermaßen schon mit der Muttermilch auf. Republikflucht galt als schwerer Straftatbestand. Man landete im Gefängnis, wenn man geschnappt wurde, und die erwiesene Mitwisserschaft der Eltern oder Geschwister, und die Stasi kriegte alles raus, wurde ganz genauso bestraft. Deswegen konnte man auch zuhause nichts davon erzählen, was man vorhatte.“

Er könne nicht aufhören, immer wieder von dieser Zeit, der DDR und seiner Flucht von dort, zu erzählen, da Deutschland innerhalb von nur 50 Jahren zwei schlimme Diktaturen erlebt habe, „die braune und die rote. Und die eine ging in die andere nahtlos über!“ Und ihn erschüttere es, „wenn ich sehe, wie viele Leute das alles schon vergessen haben und natürlich, dass dieses Thema auch in vielen Schulen kaum oder nur ganz, ganz am Rande behandelt wird. Da machen wir einen Fehler“, warnte Dücker vor einer Wiederholung der furchtbaren Geschichte und heutigen brauen wie roten Populismus.

Zeitzeuge Jürgen May, hier vor dem zweiten Protest-Banner "Rechtssicherheit statt Staatssicherheit", flüchtete 1967  unter Armaturenbrett und Kotflügel nachdem er wegen einer Lapalie lebenslang als 24jähriger Sportler gesperrt worden war. © Foto: Diether v. Goddenthow
Zeitzeuge Jürgen May, hier vor dem zweiten Protest-Banner „Rechtssicherheit spart Staatssicherheit“, flüchtete 1967 unter Armaturenbrett und Kotflügel nachdem er wegen einer Lapalie lebenslang als 24jähriger Sportler gesperrt worden war. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gleiche Anliegen wie Dücker, dass nie wieder von Deutschland aus eine Diktatur ausgehen dürfe, treiben auch Jürgen May an, immer wieder als Zeitzeuge von seien Erlebnissen aus seinem Leben der Unfreiheit in einer Diktatur zu berichten. Er war ein erfolgreicher Leichtathlet, zwischen 1962 und 1966 mehrfacher DDR-Meister, deutscher Meister, Europarekord- und Weltrekordhalter im Mittelstrecken-, Langstrecken und Hindernislauf. Als vor dem Hintergrund eines Schuh-Streits der DDR-Sport-Funktionäre herauskam, dass er, damals 24jährig, einem Kollegen geraten hatte, die aus Regime-Perspektive „falschen“ Sportschuhe zu tragen, nämlich „Puma“ statt „Adidas“, wurde er lebenslänglich gesperrt. Da blieb für ihn 1967 nur noch die Flucht. Seine sportliche Laufbahn setzte er bis nach den Olympischen Spielen 1972 fort. Zuletzt war May als Amtsleiter für Bildung, Kultur und Sport im Main-Kinzig-Kreis tätig.

Mauerfeeling auf dem Kranzplatz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Mauerfeeling auf dem Kranzplatz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Eigentlich wollte May nach dem Abi sofort abhauen, aber dann kamen die sportlichen Erfolge. „Bei meinem ersten Start in die Bundesrepublik, kam mir die Stasi auf die Spur. Ich stand von Jugend an unter dem Schirm der Stasi“. Es ging ein paar mal hin und her, und eigentlich wollten sie ihn schon als Sportler sperren, als May in jenem Jahr mehrere Weltrekorde erzielte. Daran „war die DDR interessiert und ist auf das Pferd mit drauf gesprungen. Ich war natürlich auch willfähriges Momentum, die Überlegenheit des Staatssport der DDR gegenüber dem Kapitalismus zu dokumentieren“, erzählt May, für den das endgültige Aus nach der „Schuhgeschichte“ kam. „Mit meiner jetzigen Frau sind wir dann von Ungarn nach Österreich, ich mit Oberkörper hinter dem Armaturenbrett und die Beine im Kotflügel eines Cadillac versteckt, rüber gekommen. Zunächst meine Frau und ein paar Stunden später hat man mich dann geholt, von Budapest nach Österreich. Das sind Dinge, die man eben nicht vergisst, genauso wie mein Vorgänger mit der Zange am Stacheldraht. Das war noch gefährlicher.“

Insbesondere junge Menschen, die weder die Mauer noch die deutsche Teilung erlebt hätten, seien eine wichtige Zielgruppe des Gedenkens. Denn manche wüssten gar nicht, dass Deutschland mal geteilt war, so Dücker, der Schüler getroffen habe, Abiturienten, die zum ersten Mal von ihm von der deutschen Teilung, der Mauer und der Wiedervereinigung hörten.

Die Schülerinnen Elisa, Mia und Lara der 10. Klasse aus der Helene Lange-Schule mit ihrer Lehrerin  Sabine Weiss (am Mikro) © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Schülerinnen Elisa, Mia und Lara der 10. Klasse aus der Helene Lange-Schule mit ihrer Lehrerin Sabine Weiss (am Mikro) © Foto: Diether v. Goddenthow

Auch Gemeinschaftskunde-Lehrerin Sabine Weiss musste erstmal lernen, „dass dieses Thema für die Schüler, die um 2003/2004 geboren sind, ein geschichtliches Thema ist wie der 2. Weltkrieg und die Französische Revolution auch.“ Wenn man die Schüller damit konfrontiere und so einstige wie es in ihrer Klasse gelungen sei, kämen dann doch ganz schnell die Oma und die Eltern mit ins Spiel, die erzählten. Auf einmal trifft man „irgendwie Bekannte, findet heraus, dass es im Lehrerkreis Fluchtgeschichten gibt, und plötzlich kommt dann eine Nähe auf, die man von Schülerseite her gar nicht für möglich gehalten hätte.“, freut sich die Gemeinschaftskunde-Lehrerin.
Schülerinnen wie Lara sehen das genauso: „Ja, das kann ich auf jeden Fall bestätigen, gerade auch weil wir soviel Kontakt mit Zeitzeugen hatten, auch an der Schule. Wir hatten zwei Lesungen und konnten Fragen stellen, und sind in direktem Kontakt gewesen. Und so etwas ist auf jeden Fall sehr wichtig, damit es eben nicht nur ein Geschichtsthema ist, sondern auch einen persönlichen Bezug bekommt, zu jedem Schüler. Und ich denke, dass ist eigentlich ziemlich gut, Geschehen an unserer Schule durch diese vielen persönlichen Gespräche, wo man dann auch offene Fragen stellen konnte. Und eben auch solche Ausstellungen wie hier“.

Mia hatte das Thema Flucht gewählt, weil sie hörte, dass „die Oma von meiner Freundin damals geflohen ist mit ihren Kindern, und das hat mich halt sehr beschäftigt, weil das ja so aktuell war, und ich mit ihr dann auch geredet habe. Und deswegen habe ich dieses Thema genommen, weil ich es so am interessantesten fand.“

Der Staatsicherheit (SASI) oblag die Überwachung ihrer Bürger, die stets auf der Hut sein mussten, im Alltag, am Arbeitsplatz oder  in der Familie nichts Falsches zu sagen, ob vorsätzlich, unüberlegt oder unterstelltermaßen. Die Überwachung und Ausgrenzung Andersdenkender sind Grundpfeiler aller Diktaturen, Sekten, Fundamentalisten und Extremisten verfahren. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Staatsicherheit (SASI) oblag die Überwachung ihrer Bürger, die stets auf der Hut sein mussten, im Alltag, am Arbeitsplatz oder in der Familie nichts Falsches zu sagen, ob vorsätzlich, unüberlegt oder unterstelltermaßen. Die Überwachung und Ausgrenzung Andersdenkender sind Grundpfeiler aller Diktaturen, Sekten, Fundamentalisten und Extremisten verfahren. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ob die Zeitzeugen jemals daran geglaubt haben , „dass die Mauer überhaupt fallen würde“, wollen die Schülerinnen wissen:
Ich hab‘ das natürlich immer gehofft, verrät Berthold Dücker, „konnte natürlich nicht wissen, ob ich das jemals erleben würde“. Sein alter Vater, Jahrgang, 1909, war da optimistischer: „Du wirst es vielleicht noch erleben“ und dann hat er mit über 80 Jahren, 1989, selbst noch erlebt, dass die Mauer fällt. Nichts sei von Dauer, und „Diktaturen haben alle nur, und das sind unserer Erkenntnisse, eine bestimmte Zeit, die sie existieren“, so Dücker. Danach fragten oft auch die Gäste, wenn sie Point Alpha besuchten, insbesondere die Südkoreaner: „Wann fällt die Mauer zwischen Nord- und Südkorea?“. Auch das wird eines Tages geschehen, stimmt dann Dücker sie optimistisch, weil er eben ganz sicher ist.
Auch Jürgen May hat immer an eine Wiedervereinigung Deutschlands geglaubt. „Was sind 50 oder 100 Jahre in der Weltgeschichte, die Wiedervereinigung wird kommen, aber dass sie so schnell kam, damit habe ich auch nicht gerechnet. Ich war genauso überrascht und deswegen war ich genauso ergriffen, als es dann mit dem Fall der Mauer so schnell ging. Ich glaube, keiner von uns hier drüben hat wirklich gewusst, in welchen schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen der Ostblock gelebt hat, und dass das Land wirtschaftlich so am Ende war.“

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Der Wettbewerb zur Wiedervereinigung

Die Zeitzeugen mit einem Trabi "Kübel". Im Hintergrund links eine als Volkspolizist gekleidete Schaufensterpuppe. ( v.li.:) Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei, Berthold Dücker und Jürgen May eröffneten die Sonderausstellung "Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ und gaben den Startschuss zum Foto-Wettbewerb zur Wiedervereinigung.© Foto: Diether v. Goddenthow
Die Zeitzeugen mit einem Trabi „Kübel“. Im Hintergrund links eine als Volkspolizist gekleidete Schaufensterpuppe. ( v.li.:) Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei, Berthold Dücker und Jürgen May eröffneten die Sonderausstellung „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ und gaben den Startschuss zum Foto-Wettbewerb zur Wiedervereinigung.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Hessische Staatskanzlei hat sich überlegt, nicht nur eine Ausstellung zu machen mit den Bildern der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, sondern auch einen Fotowettbewerb zur Deutschen Einheit veranstalten. Mit Unterstützung des Wiesbadener Kuriers werden Wiesbadener und Hessen eingeladen, ihre persönlichen Bilder vom Mauerfall und/oder Eindrücke davon, wie sie die deutsche Einheit erlebt, an die Hessische Staatskanzlei einzusenden. Aus den eingereichten Fotos (analog oder digital) sollen Collagen erstellt werden, die in einer zweiten Ausstellung, etwa mit dem Titel „Umbruch Ost – Lebenswelten im Wandel“ auf dem Wiesbadener Kranzplatz gezeigt werden, die Ende September beginnt. Mit der Einsendung versichern die Einsendenden, dass die Bildrechte bei ihnen liegen und die Fotos für die Ausstellung genutzt werden dürfen. Eine unabhängige Jury wird die eindrücklichsten Fotos auswählen.

Die Postadresse für Bilder lautet: An die Hessische Staatskanzlei, z.Hd. Daniela Georgi, Referat PV 32, Georg-August-Zinn-Straße 1, 65183 Wiesbaden.

Mail-Adresse ist: veranstaltungen@stk.hessen.de. Fotos, die uns auf dem Postweg erreichen, werden den Einsendern nach Beginn der Ausstellung wieder zurückgeschickt.
Einsendeschluss ist der 28. August.

Und das gibt es zu gewinnen:

  • Für die besten fünf Einsendungen gibt es wahlweise jeweils für zwei Personen
  • eine exklusive Führung durch die Wiesbadener Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten inklusive eines Treffens mit Volker Bouffier.
  • oder Gutscheine für ein Wochenende in Wiesbaden „Wiesbaden erleben“ inkl. Übernachtung im Town-Hotel für zwei Personen, Frühstück, Wiesbaden Card, Eintritt ins Stadtmuseum etc.
  • Außerdem verschenken wir Fotobände: „Spurensuche entlang der Grenze“, hrsg. von der Hessischen Staatskanzlei, Wiesbaden 2019.
Information zur Gedenkstätte Point Alpha

Die Gedenkstätten Piont Alpha und Schüsslersgrund sollte jede Schülergeneration wenigstens einmal im Leben besuchen, um auch gefühlsmäßig die Geschichte von der Teilung Deutschlands, der sozialistischen SED-Diktatur in der DDR mit 28 Jahren Fluchtgeschichte und schließlich der friedlichen Revolution für die Freiheit aufnehmen zu können. Wem dies gelingt, dürfte gegen falsche verführerische Versprechungen und Fake-News von Populisten,  Ideologen, Predigern und Extremisten gewappnet sein.

siehe auch „Freiheit für das Wort“

30 Jahre Deutsche Einheit Dokus, Filme, Live-Übertragungen im ZDF, in ZDFinfo und ZDFneo

Mit Dokumentationen, Fernsehfilmen und Live-Übertragungen begleitet das ZDF das Jubiläum „30 Jahre Deutsche Einheit“. Das Land Brandenburg richtet in diesem Jahr die Feierlichkeiten von Bund und Ländern zum Jubiläum aus. Darüber berichtet am Samstag, 3. Oktober 2020, ab 17.10 Uhr, ein „Länderspiegel spezial“ im ZDF. Und ab 19.15 Uhr meldet sich das „ZDF spezial: 30 Jahre Deutsche Einheit“ live aus Potsdam. Mit zahlreichen weiteren Programmangeboten erinnern ZDF, ZDFinfo und ZDFneo von Mitte September bis Mitte Oktober 2020 an die Wende- und Einheitszeit vor drei Jahrzehnten.

Montag, 14. September 2020, 0.05 Uhr
Werden Sie Deutscher
Das kleine Fernsehspiel

Mittwoch, 16. September 2020, 0.45 Uhr, ZDF
Am Todesstreifen – DDR-Grenzer erzählen

Dienstag, 22. September 2020, 20.15 Uhr, ZDF
ZDFzeit: Mensch Schäuble! – Staatsmann, Streiter, Steuermann

Sonntag, 27. September 2020, 18.25 Uhr, ZDF
Terra Xpress: Grenzenlos – alte Heimat und neuer Aufbruch

Sonntag, 27. September 2020, 23.45 Uhr, ZDF
ZDF-History: Geheime DDR – Verbotene Orte der Macht

Montag, 28. September 2020, 20.15 Uhr, ZDF
Kranke Geschäfte
Politdrama

Montag, 28. September 2020, 0.20 Uhr, ZDF
Meine Wende – Unsere Einheit?
Elf Kurzfilme zur deutschen Zeitgeschichte

Dienstag, 29. September 2020, 20.15 Uhr, ZDF
ZDFzeit: Ein Staat geht– Abschied von der DDR

Freitag, 2. Oktober 2020, 24.00 Uhr, ZDF
30 Jahre Deutsche Einheit – Die lange Nacht
0.00 Uhr: Momente der Geschichte – Geeintes Deutschland
0.30 Uhr: ZDF-History: Anarchie im Osten – Die letzten Monate der DDR
1.00 Uhr: ZDF-History: Putsch gegen die deutsche Einheit
1.40 Uhr: ZDF-History: Geheimakte Deutsche Einheit
2.25 Uhr: Der Doppelgänger von Ost-Berlin
3.25 Uhr: Auferstanden aus Platinen – Die Heimcomputerszene in der DDR
4.05 Uhr: Lost in der DDR – Stefan Danzigers Trip nach 1989
4.25 Uhr: ZDF History: Margot Honecker – Die Bilanz

Samstag, 3. Oktober 2020, 6.25 Uhr, ZDF
PUR+: Mein Schicksal – Die Berliner Mauer
Das Entdeckermagazin mit Eric Mayer

Samstag, 3. Oktober 2020, 10.00 Uhr, ZDF
Ökumenischer Gottesdienst zu 30 Jahre Deutsche Einheit

Samstag, 3. Oktober 2020, 11.00 Uhr, ZDF
Zwischen uns die Mauer
Jugenddrama

Samstag, 3. Oktober 2020, 17.05 Uhr, ZDF
Länderspiegel spezial: 30 Jahre Deutsche Einheit

Samstag, 3. Oktober 2020, 18.00 Uhr, ZDF
Boomtown Bonn – Neuer Glanz in alter Hauptstadt

Samstag, 3. Oktober 2020, 19.15 Uhr, ZDF
ZDF spezial: 30 Jahre Deutsche Einheit
Live aus Potsdam mit Matthias Fornoff

Samstag, 3. Oktober 2020, 19.30 Uhr, ZDF
EINLAND – was uns zusammenhält

Samstag, 3. Oktober 2020, 1.00 Uhr, ZDF
30 Jahre Deutsche Einheit – Die lange Nacht
1.00 Uhr: Deutschland ’90 – Countdown zur Einheit
1.45 Uhr: Deutschland-Bilanz – Von blühenden Landschaften
2.30 Uhr: Deutschland-Bilanz – Ein Land, zwei Seelen
3.15 Uhr: ZDFzeit: Das Erbe der Treuhand – Aufbruch und Ausverkauf
4.00 Uhr: ZDFzeit: Das Erbe der Treuhand – Wut und Wirklichkeit
4.45 Uhr: Mein Dresden

Sonntag, 4. Oktober 2020, 9.03, ZDF
sonntags: Danke Deutschland

Sonntag, 4. Oktober 2020, 23.45 Uhr, ZDF
ZDF-History: Die Treuhand– Die wahre Geschichte

Montag, 5. Oktober 2020, 0.10 Uhr, ZDF
Becoming Black
Das kleine Fernsehspiel

Dienstag, 6. Oktober 2020, 20.15 Uhr, ZDF
ZDFzeit: Die große Ost-Bilanz – Gewinner und Verlierer der Einheit

Dienstag, 13. Oktober 2020, 20.15 Uhr, ZDF
Das schweigende Klassenzimmer
Nach dem gleichnamigen Roman von Dietrich Garstka

https://www.zdf.de/geschichte/30-jahre-mauerfall-100.html

„30 Jahre Deutsche Einheit“ – Das 3sat-Programm zum Jubiläum

Mit dem 3satThema „Was uns verbindet“, einer „Kulturzeit“-Reihe, Dokumentationen, Spiel-, Fernseh- und Dokumentarfilmen sowie dem Thementag „Deutsche Geschichte(n)“ am 3. Oktober

Samstag, 5. September · 20.15 Uhr
Heimat ist ein Raum aus Zeit
Dokumentarfilm von Thomas Heise, Deutschland 2019
Erstausstrahlung
Thomas Heise folgt den Spuren einer zerrissenen Familie zwischen Berlin und Wien vom Ersten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung. Seit dem Ersten Weltkrieg ist die Familie vom politischen Kampf für den Sozialismus geprägt und davon, dass der jüdische Wiener Familienzweig im „Dritten Reich“ in KZs deportiert und ermordet wurde. „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ wurde 2019 mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet.

Mittwoch, 9. September · ab 20.15 Uhr · 3satThema: Was uns verbindet
20.15 Uhr: Wir 80 Millionen – Was die Deutschen vereint
Dokumentation von Lutz Hofmann
Erstausstrahlung
Was eint Westdeutsche, Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund? Welche Werte, Erzählungen, Einstellungen, Meinungen, Rituale, Organisationen, Verhaltensweisen, Ereignisse oder Dokumente stiften Zusammenhalt und Gemeinsamkeit? Gibt es eine „Deutschland-Charta“, deren Punkte alle Bürgerinnen und Bürger unterschreiben würden? Die Bertelsmann Stiftung hat eine Studie über das Verbindende mit der Frage „Was hält Deutschland im Innersten zusammen?“ in Auftrag gegeben. Sie sollte herausfinden, welche Ideen und Werte in breitem Maße von in Deutschland lebenden Menschen geteilt werden. Die Dokumentation von Lutz Hofmann stellt die Ergebnisse vor.

21.00 Uhr: Der 3satThema Talk
Gäste im Gespräch mit Vivian Perkovic
Erstausstrahlung
„Kulturzeit“-Moderatorin Vivian Perkovic diskutiert mit der österreichischen Philosophin Lisz Hirn, der Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations– und Migrationsforschung Naika Foroutan und mit dem Schweizer Publizisten Roger de Weck über die verbindenden und trennenden Elemente der 3sat-Länder Deutschland, Österreich und Schweiz.

Freitag, 11. September · 20.15 Uhr
TANNBACH – Schicksal eines Dorfes (1/3)
Fernsehfilm, Deutschland 2014
Anhand der Lebenswege der Bewohner eines kleinen Ortes an der bayerisch-thüringischen Grenze erzählt der Mehrteiler vom Nachkriegsdeutschland auf dem Weg zur deutsch-deutschen Teilung.
Die weiteren Folgen der ersten Staffel des dreiteiligen Fernsehfilms „TANNBACH – Schicksal eines Dorfes“ zeigt 3sat an den kommenden Freitagen, jeweils um 20.15 Uhr.

Samstag, 19. September · 19.20 Uhr
Auferstanden aus Platinen – Die Heimcomputerszene in der DDR
3satKulturdoku von Volker Strübing
Während der Westen sehnsüchtig auf die neuen technischen Errungenschaften aus dem Silicon Valley blickt, ist die DDR vom Computerzeitalter meilenweit entfernt. Doch für einige Jugendliche ist der Computer ein Werkzeug mit unendlichen Möglichkeiten. Der Film erzählt die Geschichte einer Gruppe computerbegeisterter Jugendlicher im Ostberlin der späten 1980er-Jahre – und zugleich die Geschichte der Anfänge der digitalen Revolution.

Samstag, 26. September · 19.20 Uhr
Lost in DDR – Stefan Danzigers Trip nach 1989
3satKulturdoku von Berit Schwarz
Erstausstrahlung
Stefan Danziger, ein reiselustiger Comedian und Stadtführer, bereist die Bundesländer, die einmal die DDR waren. Ausgerüstet mit einem Baedeker-Reiseführer von 1989, ein Werkzeug moderner Archäologie, blickt er auf eine vergangene Welt.

Samstag, 26. September · 23.15 Uhr
Adam und Evelyn
Spielfilm, Deutschland 2017
Regie: Andreas Goldstein
Erstausstrahlung
DDR, Sommer 1989: Adam (Florian Teichtmeister), 30, und Evelyn (Anne Kanis), 28, wollen an den Plattensee. Weil Adam Evelyn betrügt, reist Evelyn mit ihrer Freundin ab, Adam trampt hinterher. Am Balaton treffen sie sich wieder. Als Ungarn die Grenzen nach Österreich öffnet, will Evelyn über die Grenze und Adam landet wider Willen im Westen. Vor dem Hintergrund der sich auflösenden DDR-Gesellschaft versuchen Adam und Evelyn einen Neuanfang in Westdeutschland. Nach dem gleichnamigen Roman von Ingo Schulze.

ab Montag, 28. September und am Samstag, 17. Oktober, jeweils um 19.20 Uhr
POP / NATION / DEUTSCHLAND
„Kulturzeit“-Reihe und 3satKulturdoku zum 30. Tag der Deutschen Einheit ab Montag, 28. September und am Samstag, 17. Oktober, um 19.20 Uhr
Erstausstrahlungen
Das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Land hat sich seit der Wiedervereinigung massiv gewandelt. Das lässt sich auf spannende Weise an der Popmusik ablesen: 1990 waren nur 18 der 100 erfolgreichsten Alben des Jahres deutschsprachig. Im Jahr 2017 waren es 68. Schon die Regierung unter der die Künstlerinnen und Künstler aufgewachsen sind, prägt ihren Blick auf das Land. Die vierteilige „Kulturzeit“-Reihe „POP / NATION / DEUTSCHLAND“ zum 30. Tag der Deutschen Einheit porträtiert von Montag, 28. September bis Donnerstag, 1. Oktober 2020, jeweils um 19.20 Uhr in einzelnen Beiträgen Musikerinnen und Musiker unterschiedlicher Generationen, Genres und regionaler Herkunft. Mit dabei: Wolfgang Niedecken, Samy Deluxe, Sammy Amara (Broilers), Sarah Lesch, Elif, Mal Élevé, Frank Spilker und „Zugezogen Maskulin“ – alle bringen ihre eigene Geschichte mit, eine Geschichte, die auch immer die der Auseinandersetzung mit der eigenen Sprache, der eigenen Herkunft, dem eigenen Land ist. Am Samstag, 17. Oktober, um 19.20 Uhr, ist mit der 3satKulturdoku „Pop-Nation Deutschland“ ein Zusammenschnitt der Reihe zu sehen.

Montag, 28. September · 22.25 Uhr
Schabowskis Zettel – Die Nacht als die Mauer fiel
Dokumentarfilm von Florian Huber und Marc Brasse, Deutschland 2009
Am Abend des 9. November 1989 verlas Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz, die live im DDR-Fernsehen übertragen wurde, die neue Reiseregelung. Er liest von einer handschriftlich überarbeiteten Ministerratsvorlage ab. Da Schabowski auf die Nachfrage, wann die Regelung in Kraft trete, mit „sofort, unverzüglich“ antwortet, glauben viele DDR-Bürgerinnen und -Bürger, die Mauer sei schon gefallen. Dieser Irrtum bringt die Mauer tatsächlich zum Einsturz. Doku-Drama um die Ereignisse, die zum Fall der Berliner Mauer führten.

Mittwoch, 30. September · 20.15 Uhr
DDR – die entsorgte Republik
Film von Frank Diederichs
Warum wurde nach dem Mauerfall nur der Anschluss der DDR an die Bundesrepublik ernsthaft verfolgt – und nicht die Gründung eines neuen deutschen Staates nach Artikel 146 mit einer neuen Verfassung? Lothar de Maizière, Gregor Gysi, Rudolf Seiters und Horst Teltschik enthüllen die historischen Hintergründe und erklären den hastigen Sprint zur Einheit.

Mittwoch, 30. September · 21.00 Uhr
Auslandskader – Botschafter des Sozialismus
Film von Sabine Michel
Nichts prägte die DDR mehr als ihre Grenzen. Bürger der DDR konnten vor dem Eintritt ins Rentenalter weder ins nichtsozialistische Ausland noch in die Länder der „Dritten Welt“ reisen. Unabhängig davon unterhielt die DDR ein großes Netz an Diplomaten, Außenhändlern, Auslands- und Reisekadern. Die Dokumentation erzählt von ihren sehr unterschiedlichen Auslandseinsätzen und dem Spannungsfeld von Außen- und Innenpolitik der DDR.

Freitag, 2. Oktober · ab 20.15 Uhr
TANNBACH – Schicksal eines Dorfes (1/3)
Fernsehfilm, Deutschland 2018
Ab 20.15 Uhr sind alle drei Teile der zweiten Staffel des Fernsehfilms über ein im Kalten Krieg geteiltes Dorf und seine Bewohner dies- und jenseits der Grenze zu sehen.

Samstag, 3. Oktober · ab 8.15 Uhr · Thementag „Deutsche Geschichte(n)“
15.45 Uhr: Bornholmer Straße – Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Oberstleutnant Harald Schäfer
Fernsehfilm, Deutschland 2014
Regie: Christian Schwochow
Grenzoffizier Schäfer (Charly Hübner) ist überzeugt von der DDR. Er fragt sich, was auf Schabowskis Mitteilung folgt. Während sich immer mehr Ausreisewillige vor dem Schlagbaum sammeln, tauchen sämtliche Vorgesetzte Schäfers und die zuständigen Ministerien ab. Schäfer erhält keine Antworten. Die immer merkwürdigeren Situationen bringen seine Überzeugungen ins Wanken. Als die Stimmung am Schlagbaum in einen Gewaltausbruch zu eskalieren droht, fällt Schäfer auf eigene Faust die mutige Entscheidung, den Grenzübergang zu öffnen. „Bornholmer Straße – Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Oberstleutnant Harald Schäfer“ betrachtet das historische Ereignis aus der Sicht eines Grenzoffiziers.

ab 20.15 Uhr: Preis der Freiheit 1-3/3
Fernsehfilm, Deutschland 2019
Regie: Michael Krummenacher
Das dreiteilige Ost-West-Drama erzählt die Geschichte um die ungleichen Schwestern Margot (Barbara Auer) und Lotte (Nadja Uhl) aus Ostberlin sowie deren jüngste Schwester Silvia (Nicolette Krebitz), die vor langer Zeit verschwunden ist und in der BRD unermüdlich daran arbeitet, das DDR-Regime zu zerschlagen.

Freitag, 9. Oktober · 20.15 Uhr
Zuckersand
Fernsehfilm, Deutschland 2017
Regie: Dirk Kummer
Brandenburg, Ende der 1970er-Jahre: Die beiden Freunde Fred (Tilman Döbler)und Jonas (Valentin Wessely) leben behütet in der Nähe der Grenze zu West-Berlin. Als Jonas‘ Mutter einen Ausreiseantrag stellt, wird alles anders. Ab sofort sollen sie keinen Kontakt mehr miteinander haben, denn Jonas und seine alleinerziehende Mutter sind plötzlich Staatsfeinde. Freds Vater hingegen hat als Beamter keinen Grund, an der staatlichen Ordnung der DDR zu zweifeln. Fred und Jonas müssen Vorkehrungen treffen. In ihnen reift der Plan, heimlich einen Tunnel in den Brandenburger Sand zu graben, der einmal quer durch den Erdball nach Australien führt. Dort wollen sie sich wieder treffen.

Samstag, 10. Oktober · 19.20 Uhr
Soundtrack der Freiheit
Musik-Doku von Katarina Schickling
Musik aus Ost und West beflügelte den Aufbruch zur Zeit des Mauerfalls 1989. Die Dokumentation spürt den Hymnen und Hoffnungen von damals nach und fragt, was daraus wurde: Anna Loos erzählt erstmals von ihrer Flucht als 17-Jährige im Jahr 1988. Mit dabei sind Musiklegenden wie Silly, Uschi Brüning, Wolfgang Niedecken und Klaus Meine, der junge Shootingstar Felix Jaehn sowie Lenny Kravitz.

3sat – 30 Jahre Mauerfall

PEN fordert Freispruch für philippinische Journalistin Maria Ressa und ernennt sie zum PEN-Ehrenmitglied

© World Economic Forum, Foto von Sikarin Thanachaiary
© World Economic Forum, Foto von Sikarin Thanachaiary

In seiner gestrigen Pressemitteilung gibt das deutsche PEN-Zentrum in Darmstadt seinen Protest gegen die Verurteilung der Journalistin und Autorin Maria Ressa, eine der bekanntesten Kritikerinnen des Präsidenten Duterte, bekannt und ernennt sie zum PEN-Ehrenmitglied. Das Vorgehen des despotischen Regimes gegen kritische Personen setzt ein fatales Zeichen für die Meinungsfreiheit und zeigt, wie wenig Tabus für die philippinische Regierung im Umgang mit politischen Gegnern gelten, so PEN.

„Mit Maria Ressa soll eine der wichtigsten Journalistinnen des Landes zum Verstummen gebracht werden. Das Urteil gegen Ressa ist einzig politisch motiviert und ein weiterer Schlag gegen die Pressefreiheit auf den Philippinen“, erklärt Ralf Nestmeyer, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des deutschen PEN.

Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Ressa ist Mitbegründerin und Chefredakteurin der Nachrichtenwebsite „Rappler“, die für ihre investigativen Recherchen bekannt ist. Am 15. Juni 2020 wurde sie auf Grundlage eines Gesetzes gegen Cyberkriminalität, in dem viele einen Eingriff in die Pressefreiheit sehen, wegen „Verleumdung im Netz“ verurteilt. Geklagt hatte ein Unternehmer, der sich in seinem Ruf geschädigt sah. In dem fraglichen Artikel, der noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes veröffentlicht wurde, wurde aus einem Geheimdienstbericht zitiert, der den Geschäftsmann mit Mord und Drogenhandel in Verbindung bringt. Ressa sowie einem weiteren Redakteur drohen bis zu sechs Jahre Haft.

Eine Ehrenmitgliedschaft im deutschen PEN wird Menschen als Akt der Solidarität verliehen, die außerhalb Deutschlands aufgrund ihres schriftstellerischen oder künstlerischen Wirkens und ihres Eintretens für die Freiheit des Wortes verfolgt werden. Zu den Ehrenmitgliedern gehörten Václav Havel und Liu Xiaobo, aktuell u.a. Anabel Hernández sowie Ahmet Altan, Raif Badawi und Li Bifeng, die sich immer noch in Haft befinden.

Info zu PEN 
Das deutsche PEN-Zentrum ist mit seinem Geschäftssitz in Darmstadt eine von weltweit über 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der deutsche PEN begleitet mit Initiativen und Veranstaltungen das literarische Leben in der Bundesrepublik. Er bezieht Stellung, wenn er die Meinungsfreiheit, gleich wo, in Gefahr sieht. Er mischt sich ein, wenn im gesellschaftlichen Bereich gegen den Geist seiner Charta verstoßen wird.