Kategorie-Archiv: Freiheit für das Wort

Ungerecht, frech, satirisch und garantiert zutiefst politisch unkorrekt – Greser & Lenz mit Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg ausgezeichnet

"Brüder und Schwestern der Deutschen Bahn, schämen Sie sich nicht, die weiße Flagge zu hissen und dem Bruder Weselsky nachzugeben“ , von Greser und Lenz dem Papst in den Mund gelegt, schaffte es am 12.03.2024 sogar auf die erste Seite der FAZ. Wer mehr Cartoons und Karikaturen vom feinsten sehen möchte, dem sei die große Ausstellung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz in der Kunsthalle Jesuitenkirche (Eingang Schadmuseum) vom 16.März bis 18.08.2024 wärmstens empfohlen.
„Brüder und Schwestern der Deutschen Bahn, schämen Sie sich nicht, die weiße Flagge zu hissen und dem Bruder Weselsky nachzugeben“ , von Greser und Lenz dem Papst in den Mund gelegt, schaffte es am 12.03.2024 sogar auf die erste Seite der FAZ. Wer mehr Cartoons und Karikaturen vom feinsten sehen möchte, dem sei die große Ausstellung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche (Eingang Schadmuseum) vom 16.März bis 18.08.2024 wärmstens empfohlen.

Er könne sich nicht erinnern, „ wann unser Stadttheater zuletzt so voll war“, begrüßte Oberbürgermeister Jürgen Herzing am 16.März 2024 die etwa 700 Besucher im Aschaffenburger Stadttheater sowie im über Monitore zugeschalteten Bach-Saal und auf der Bühne 3 zur  Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg an das Karikaturisten-Duo Achim Greser und Heribert Lenz.
Als  Grußwortredner war sogar Günther Jauch, langjähriger Freund der Geehrten, nach Aschaffenburg angereist, ebenso weitere etliche  Weg-Begleiter von Greser & Lenz, darunter Pit Knorr und Bernd Eilert, Mitbegründer des Satiremagazins Titanic und der Neuen Frankfurter Schule.

Oberbürgermeister Jürgen Herzing. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Jürgen Herzing. © Foto Diether von Goddenthow

In der schillernden Welt der Kunst gäbe es Momente, so Herzing, in denen die kreative Essenz zweier Künstler eine unwiderstehliche Symbiose einginge und etwas Wunderbares hervorbringe. „Heute versammeln wir uns, um einen solchen Moment zu feiern, und die außergewöhnlichen Talente von Greser & Lenz mit dem Aschaffenburger Kulturpreis zu würdigen“.

Greser und Lenz seien nicht nur Namen, sondern „auch Markenzeichen für eine einzigartige Kombination aus künstlerischem Geschick, Intellekt und tiefschwarzen Humor. In einer Ära, in der die Welt von komplexen Herausforderungen geprägt ist, haben sie es geschafft, durch ihre Kunst nicht nur ein Lächeln auf unsere Gesichter zu zaubern, sondern auch einen Denkanstoß uns zu geben, der weit über ihre Zeichnungen hinaus reicht. Was beide Karikaturisten so einzigartig macht, ist nicht nur ihre Kreativität, sondern auch ihre Fähigkeit, die Welt durch die Linse des Humors zu betrachten.“, unterstrich Herzing.

Abschlussfoto der Kulturpreisverleihung und Ausstellungseröffnung "Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser und Lenz" am 16. März 2024 im Stadttheater Aschaffenburg, ´(v.l.i.n.r.) TV-Grußwortredner Günther Jauch, Freund der Preisträger: Achim Greser und Heribert Lenz (Preisträger), Oberbürgermeister Jürgen Herzig, Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte und Laudator Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, © Foto Diether von Goddenthow
Abschlussfoto der Kulturpreisverleihung und Ausstellungseröffnung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser und Lenz“ am 16. März 2024 im Stadttheater Aschaffenburg, ´(v.li.:) TV-Grußwortredner Günther Jauch, Freund der Preisträger, Achim Greser und Heribert Lenz (Preisträger), Oberbürgermeister Jürgen Herzig, Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte und Laudator Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, © Foto Diether von Goddenthow

Greser und Lenzen hätten es in einer Zeit voller Unsicherheit und der Veränderungen geschafft, „uns zum Lachen zu bringen, und gleichzeitig tiefgreifende Fragen aufzuwerfen. Diese Verbindung auf Humor und Tiefsinnigkeit ist das Markenzeichen ihrer Kunst“, lobte der Oberbürgermeister und lud herzlich, sich hiervon selbst ein Bild zu machen in der  großen Schau „Homo Sapiens Raus! Heimspiel für Greser und Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche vom 17.3. bis 18.8.2024.

Neantertal den Neandertalern, Homo sapiens raus! Text aus "Neulich vor 30 000 Jahren" von Greser und Lenz.
Neantertal den Neandertalern, Homo sapiens raus! Text aus „Neulich vor 30 000 Jahren“ von Greser und Lenz.

Der Titel der Ausstellung „Homo sapiens raus. Heimspiel für Greser und Lenz“ habe bereits seit langem festgestanden, aber dann kam Corona, und alles habe sich verschoben. Der Slogan beziehe sich auf das Greser&Lenz-Buch „Schlimm. Ein Vierteljahrhundert Witze für Deutschland“, dessen Cover eine der berühmtesten Karikaturen der beiden zeige: einen Urmenschen, der den Arm zum „deutschen Gruße“ recke und „Neandertal den Neandertalern: ‚Homo sapiens raus!‘“ skandiere, so Herzing, der nun als Grußwortredner herzlich Günther Jauch begrüßte.

Greser & Lenz  „ungerecht, frech, satirisch und ironisch“ 

Was Günther Jauch an den Witzen von Greser und Lenz so fasziniere, sei die Balance aus Text und Bild, „und deswegen scheitere ich auch so oft, wenn ich eine Karikatur von Greser und Lenz beschreiben will. Vom Hören-Sagen erschließt sich die Komik nämlich sehr oft gar nicht. Es kommt darauf, ob man erst die Zeichnung anschaut, oder den Text liest, oder eben entsprechend umgekehrt“, verriet der Journalist und Fernsehmoderator über seine Rezeptionsversuche der Greser-und Lenz-Kunst. Die Greser und Lenz’schen Texte seien wie die Bilder „absolut fulminant; besonders, wenn es ans Reimen geht“, oder bei Wortwitz-Karikaturen wie diese, wo beispielsweise eine Frau auf dem Küchentisch eine Nachricht ihres Mannes findet, worauf steht „Die Autobatterie ist leer, Bin Laden!“ Darunter heißt es: „Der internationale Terrorismus ist überall!“.

"Die Werke von Greser und Lenz sind wie die beiden selbst, völlig zeitlos“ (...) „ein Leben ohne deren Kunst kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, verriet Günther Jauch in seinen  Worten für seine Freunde Greser und Lenz anlässlich des ihnen verliehenen  Aschaffenburger Kulturpreises. © Foto Diether von Goddenthow
„Die Werke von Greser und Lenz sind wie die beiden selbst, völlig zeitlos“ (…) „ein Leben ohne deren Kunst kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, verriet Günther Jauch in seinen Worten für seine Freunde Greser und Lenz anlässlich des ihnen verliehenen Aschaffenburger Kulturpreises. © Foto Diether von Goddenthow

Günther Jauch bekannte, dass ihn Greser und Lenz regelmäßig vor immer neue Rätsel stellten, etwa, „wer zeichne, wer texte, ob beide beides könnten, und warum man, wenn dieses so wäre, die Beiden nicht auseinanderhalten“ könne. Und was sei, „wenn ihnen was einfällt, es ihnen aber selbst nicht gefällt, aber der Redaktionsschluss droht, oder wenn die Redaktion den Witz nicht gutfindet oder, schlimmer noch, überhaupt nicht kapiert?“ so Jauch. Vor  allem aber, frage er sich, was denn das Geheimnis der „Einzigartigkeit der Kunst“ von Greser und Lenz sei.

Sicher könne man jedoch sein, dass die Komik zuverlässig zündend sei, und die beiden Künstler „nichts und niemanden“ schonten. „Sie sind ungerecht, sie sind frech, sind satirisch. Sie sind ironisch. Sie seien „anarchistisch gegen jeden und alles“ so Jauch. Und wenn ihnen wirklich etwas wurscht sei, „dann ist es tatsächlich die Politische Korrektheit:  Diese so vorhersehbare langweilige humorlose Zumutung, die heute für so viele an erster Stelle steht, womit man scheinbar immer zum besseren Teil der Menschheit gehört, was erfahrungsgemäß ja nicht stimmt.“ schimpfte Jauch unter tosendem Beifall über die Schwierigkeiten für Humor in woken Zeiten.

Radikale politische Korrektheit vertrage keine Zweideutigkeiten

Achim Greser habe ihm in diesem Zusammenhang kürzlich einmal sein Leid geklagt über den „unaufhaltsamen Niedergang des Zeitungswesens und die zeitgeistlichen Zumutungen und Narreteien einer woken Gesellschaft, die Witz, Satire und Ironie als Menschenrechtsverletzungen sieht, anstatt sie zu begreifen als Mittel einer dringend notwendigen Gemütsentlastung und menschenfreundlichen Herzensbildung!“ Tosender  Applaus.

Impression aus dem  Aschaffenburger Stadttheater. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Aschaffenburger Stadttheater. © Foto Diether von Goddenthow

Aber es sei wohl so, sagte Jauch, „wie die US-Autorin Sarah Pines die Entscheidung der New York Times, überhaupt keine Karikaturen mehr zu veröffentlichen, einst kommentiert hatte: „Radikale politische Korrektheit verlangt wertfreie Worte und Bilder, die Kategorien wie Rasse, Sexualität und Religion ausspart. Sie verträgt keine Zweideutigkeiten, keine Ambivalenzen, keinen Humor, und keine ironische Spitzen.“.

Greser und Lenz, so Günther Jauch, hätten das einmal gemeinsam so formuliert: „ Wer will denn aber in so einer freudlosen spaßbefreiten Welt leben, wo ein Witz auf Kosten eines anderen unter Strafe gestellt, das Denunziantentum gefördert und nicht einmal mehr den Narren Freiheit gewährt wird“.

Oder, so Jauch, komme das Ende  für die Beiden „zum Beispiel im Gewand einer Kündigung von einem Tag auf den anderen daher, wie Greser und Lenz vor wenigen Jahren nach einer gerade mal einjährigen Zusammenarbeit mit dem Spiegel erfahren mussten.“ Die Begründung des –  ehemaligen – Chefredakteurs lautete, „dass man nach der Relotius -Affäre jetzt wieder – Zitat – ‚mehr auf Wahrhaftigkeit setze!‘“, so Jauch. Lautes Lachen und  allgemeine Heiterkeit im Theater. „Diese Doppelmoralisten, ist ja nicht zu glauben“, rief eine Frau aus dem Publikum.

Greser und Lenz hätten daraufhin, so Jauch, in ihrem Dank für die kollegiale flotte und sehr freundliche Zusammenarbeit den Kollegen der Spiegel-Bild- und Wirtschaftsredaktion alles Gute und dem Chefredakteur augenzwinkernd „wenigstens eine mittelschwere Fischvergiftung“ gewünscht. Großes Gelächter und Beifall über so viel derben  schwarzen Humor.

Impression Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg am 16.03.2024 © Foto Diether von Goddenthow
Impression Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg am 16.03.2024 © Foto Diether von Goddenthow

Greser und Lenz  völlig zeitlos 
Anders als der inzwischen – gekündigte –  Spiegelredakteur wären Greser und Lenz immer noch da, bemerkte Günther Jauch. Für ihn gehörten die beiden Karikaturisten zu „meinem Leben, täglich in der FAZ, in ihren Büchern und bei mir zuhause.“ Er habe in den frühen 1990er Jahren bei einer Vernissage in München drei Zeichnungen von Greser und Lenz gekauft mit einem Witz über einen Blinden, ein Witz über Ostdeutsche und ein Witz über Chinesen. „Alle drei Zeichnungen sind politisch natürlich völlig unkorrekt, und wahrscheinlich heute, zumindest öffentlich, nicht mehr ausstellungs-, geschweige denn druckfähig definiert“, so Günther Jauch. Dabei seien „die Werke von Greser und Lenz, wie die beiden selbst, völlig zeitlos“, unterstrich der Laudator, der sich „ein Leben ohne die  Kunst von Greser und Lenz überhaupt nicht vorstellen“ könne. Er gratulierte den beiden Preisträgern zu dem Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg, und ermutigte das Künstlerpaar diese Auszeichnung  zum Anlass zu nehmen, „um noch ein paar Jahre dranzuhängen und weiter die großartigsten Witze für Deutschland zu produzieren“,

Laudatio: Mögen die Heroen der Karikatur weiterhin von der Muse geküsst werden
"Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab", unterstreicht Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, in seiner Laudatio. © Foto Diether von Goddenthow
„Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab“, unterstreicht Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, in seiner Laudatio. © Foto Diether von Goddenthow

Da Günther Jauch im Grunde schon alles gesagt habe, könne er, so FAZ-Kunstressortleiter Dr. Stefan Trinks in seiner Laudatio „jetzt nur noch die Bilder als Kunsthistoriker dazu liefern“. Das war natürlich die glatte Untertreibung. Gegliedert in die vier Schwerpunkte: „Gegen Gott und die Welt“, „Kunstgeschichte als Schatztruhe“, „Fauna als gefundenes Fressen für Greser und Lenz“ und „Die Geburt der karikativen Kunst (…)“, legte Stefan Trinks  aus unterschiedlichen Perspektiven vielfältige und spannende Zugänge zum breit aufgestellten künstlerischen  Werk von Greser und Lenz.

Für die beiden, so der Laudator, gelte strikt Erich Kästners Diktum, wonach „der angestammte Platz des Moralisten“, und man dürfe ergänzen „des Karikaturisten“, „der verlorene Posten“ sei. „Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab.“ Greser und Lenz trügen gewissermaßen „Tarnkappen und Camouflage, um sich unsichtbar an jeden internationalen Politik-Tisch und an jeden nationalen Stammtisch hinzugesellen zu können“, um, wie oft genug, in abstrus werdende Entwicklungen der dort Anwesenden hineinkriechen zu können.

Zudem sei die heilige Pflicht des lauteren Karikaturisten, „keine Ehrfurcht vor dem Heiligen zu haben“, so Stefan Trinks. So zeigten eben auch Greser und Lenz „Gottvater als mit seiner Schöpfung einen zutiefst Hadernden, und mit der modernsten Digitaltechnik, in diesem Falle einer RV-Datenbrille, rosa eingefärbten Welt, wie viele ältere Herren leicht überfordert mit diesem Satz „Irgendetwas habe ich falsch gemacht“

Karikatur von Greser und Lenz "Irgendetwas habe ich falsch gemacht" © Greser und Lenz © Foto Diether von Goddenthow
Karikatur von Greser und Lenz „Irgendetwas habe ich falsch gemacht“ © Greser und Lenz © Foto Diether von Goddenthow

 

Wie schon einer der größten französischen Karikaturisten Honoré Daumier griffen auch Grese und Lenz  hin und wieder auf historische Vorbilder zurück, etwa bei ihrem „Werk Wladimir der Schreckliche nach Repin“, welches sie Ilja Repins Historiengemälde von 1883 „Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan“ genial nachempfanden (siehe FAZ-Im Kreml brennt kein Licht). In „unaufdringlicher Weise“ ließen sie „diese in ihre meisterlichen Zeit- und Gesellschaftsstudien einfließen, und schüfen dadurch letzten Endes mehr als „nur“ Karikaturen, sondern „miniaturisierte Historienbilder“, so der Laudator. „Und auch wenn sie sich gerne von größerer Kunst inspirieren lassen, schaffen Greser und Lenz durch den Übertrag vertrauter Bildformulare in einem neuen überraschenden Kontext immer etwas gänzlich Neues“, lobte Stefan Trinks die hohe Kunst der Preisträger.

In seinem dritten Punkt „Fauna als gefundenes Fressen für Greser und Lenz“ zeigte und analysierte Stefan Trinks, wie das Künstlerpaar in alter Tradition, von mittelalterlicher Heraldik und Märchenwelt inspiriert, Tieren bestimmte Wesenszüge zuordnete und „für zumeist zutiefst menschliche Geschichten anthropomorphisiere“, die „dann als vermenschlichte Stellvertreter wieder für uns herhalten“ müssten.
All diese Bilder stünden sozusagen als Vignetten über den rechtsphilosophischen Texten der 2008 gegründeten FAZ-Zeitungsserie Staat und Recht. Sie illustrierten diese Artikel jedoch nicht, sondern illuminierten sie. Denn Gresers und Lenz „zeichnerisch prachtvoll kolorierten Aquarelle gingen oft weit über diese Texte hinaus“ und „erschlössen vielmehr neue Denkräume“, was „sich eben auf die Denkfreiheit in Bezug auf das Geschriebene“ auswirke, so der Laudator.

"Wird Zeit, dass die Quarantäne zu Ende geht, Urg macht mich noch wahnsinnig mit seinem hässlichen Geschmiere!", Sprechblase aus "Frühe Pandemie", von Greser und Lenz.
„Wird Zeit, dass die Quarantäne zu Ende geht, Urg macht mich noch wahnsinnig mit seinem hässlichen Geschmiere!“, Sprechblase aus „Frühe Pandemie“, von Greser und Lenz.

Abschließend, Punkt 4, stellte Stefan Trinks eine der für ihn „hintersinnigsten Karikaturen“ vor, „Der Blick in eine Steinzeithöhle mit dem Titel ‚Frühe Pandemie‘“ sei „geradezu ein Manifest der beiden“, in der, so der Laudator, Greser und Lenz auch zugleich ein wenig „ihre eigene Situation des gelingenden Überlebens spiegeln und hinterfragen.“

Selbst in einer enger werdenden woken Welt sei für die beiden Heroen der Karikatur, die stilistisch wie künstlerisch stets untadelig austeilten, die Chance zumindest groß, „bei feinsinnig und humanistisch gesinnten Zeitgenossen auch weiterhin so begeisternd gut anzukommen, wie dies viele Leserbriefe und Gespräche mit den Betrachtern und Genießern ihrer Zeichnungen offenbarten“, war der  Laudator ganz zuversichtlich, und  wünschte Heribert und Achim, dass sie „immer von der Muse geküsst werden“.

Die Preisverleihung – erstmals mit Bronzetafel

Die Überraschung ist gelungen, als Oberbürgermeister Jürgen Herzing  als Zugabe zum Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg an Heribert Lenz und Achim Greser eine Bronze-Tafel hervorzaubert. Diese wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. © Foto Diether von Goddenthow
Die Überraschung ist gelungen, als Oberbürgermeister Jürgen Herzing als Zugabe zum Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg an Heribert Lenz und Achim Greser eine Bronze-Tafel hervorzaubert. Diese wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. © Foto Diether von Goddenthow

Die derart Geehrten fanden im Anschluss an die Preisüberreichung durch Oberbürgermeister  Jürgen Herzing, assistiert von Joachim Jauch, passende Worte des Dankes, insbesondere, dass dieser Aschaffenburger Kultur-Preis für sie, die vor 20 Jahren  in Aschaffenburg eine neue Heimat gefunden hätten, sehr viel bedeute, insbesondere auch die Ehrung mit der Ausstellung „Homo sapiens raus“.
Neben einer großen Urkunde gab es zum  Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg zum ersten Mal zusätzlich eine Bronzetafel, die man  ja am Haus oder auch anderswo anbringen könne.

Gedenken an Caricatura-Direktor a.D. Achim Frenz

"Ich sag mal so: Ich habe das Passwort Ihres Lebens-Accounts geknackt" Text aus "Tod, wo ist dein digitaler Stachel" von Greser und Lenz.
„Ich sag mal so: Ich habe das Passwort Ihres Lebens-Accounts geknackt“ Text aus „Tod, wo ist dein digitaler Stachel“ von Greser und Lenz.

Jedoch, so Greser und Lenz, würden sie  heute Abend einen in der Runde sehr vermissen: Achim Frenz, der erst im Oktober 2023 in den „Ruhestand“ verabschiedet worden war. Er war  Gründungsdirektor des Frankfurter Caricatura-Museums für komische Kunst und Mitherausgeber des Satiremagazins „Titanic“. Und er habe noch so viel vorgehabt. „Achim“, der 2021 im Caricatura-Museum Frankfurt die Jubiläumsausstellung „Schlimm. Ein Vierteljahrhundert Witze für Deutschland“ für sie ausgerichtet  habe,  hätte sich „schon sehr auf diesen Termin in Aschaffenburg gefreut“. Nun sei er unerwartet, plötzlich und viel zu früh von uns gegangen, so Greser und Lenz: „Wir werden dich sehr vermissen!“,

Greser und Lenz haben  „den“ Tod immer wieder auch zu ihrem Thema gemacht, nahmen und nehmen ihn ganz pietätlos auf die Schippe, und helfen  uns so, die Angst davor wegzulachen und vielleicht auch die Trauer bei Verlusten ein wenig besser zu verkraften.

Ein musikalischer Spaß

Zum Auftakt und zwischen den Reden, der Preisverleihung und zum Abschluss überzeugte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Mozarts (1756 . 1791) meisterlich dargebotenen musikalischen Spaß (KV 522). © Foto Diether von Goddenthow
Zum Auftakt, zwischen den Reden der Preisverleihung und zum Abschluss überzeugte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Mozarts (1756 . 1791) meisterlich dargebotenen schrägklingenden „Musikalischen Spaß (KV 522)“. © Foto Diether von Goddenthow

Passend schräg zum „anstößigen“ Werk der Preisträger umrahmte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Musikalischem Spaß“ (KV 522) den Abend. Mozarts  Komposition, die – gewollt – mit jedem gespielten Satz disharmonischer klingt, war im 18. Jahrhundert eine bittersüße Rache des Wunderkindes auf  „unfähige  Komponisten, arrogante Streicher und auf betrunkene Hornisten“.

Ausstellung: „Homo sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz

Ausstellungs-Impression "Homo sapiens raus!" © Foto Diether von Goddenthow© Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Homo sapiens raus!“ © Foto Diether von Goddenthow© Foto Diether von Goddenthow

Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte gab im Anschluss an die Preisverleihung einen kurzen Überblick und thematischen Einstieg in die fulminante Ausstellung „Homo sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche, die noch bis zum 18. August 2024 läuft und absolut sehenswert ist.

(Diether von Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)

Kunsthalle Jesuitenkirche
Pfaffengasse 26
63739 Aschaffenburg
Öffnungszeiten
Dienstag 10–20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag, Feiertage 10–18 Uhr
montags geschlossen

GfdS begrüßt Verbot von Gender-Sonderzeichen in bayerischen Behörden – Ja zum Gendern, wenn sie regelkonform ist

© Collage   Diether von Goddenthow
© Collage Diether von Goddenthow

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) begrüßt die Entscheidung der bayerischen Landesregierung, in Schulen, Behörden und öffentlichen Einrichtungen künftig die Verwendung von Sonderzeichen wie Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt im Hinblick auf eine geschlechtergerechte Sprache zu vermeiden. Dies entspricht dem Standpunkt der GfdS und des deutschen Rechtschreibrats, dass derlei Sonderzeichen im Sinne einer verständlichen und korrekten Sprache nicht zu verwenden sind: Gender-Sonderzeichen im Wortinneren sind nicht von den Regeln der deutschen Orthografie abgedeckt und können grammatikalische Fehler hervorrufen. Sie beeinträchtigen die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit sowie die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten.

Um geschlechtergerecht zu formulieren, empfiehlt die GfdS verschiedene Möglichkeiten wie Paarformeln, Klammer- oder Schrägstrichschreibungen, Partizip- oder Ersatzformen.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Sie unterstützt seit Jahrzehnten die Bemühungen um eine sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter. Neben zahlreichen Informationen zum Thema hat sie Leitlinien für geschlechtergerechtes Formulieren veröffentlicht, die eine Vielzahl der aktuell gängigen Methoden des Genderns nennen, auf ihre Vor- und Nachteile hin untersuchen und eine Empfehlung zum Gebrauch dieser Formen enthalten.

Ja zum Gendern, wenn sie regelkonform ist
Es ist hervorzuheben, dass die GfdS sich dennoch klar für eine geschlechtergerechte Sprache ausspricht, wenn sie verständlich, lesbar und regelkonform ist.
Dabei empfehlen wir viele Möglichkeiten der geschlechtergerechten Formulierung – Paarformeln, Klammer- oder Schrägstrichschreibungen, Partizip- oder Ersatzformen – nicht jedoch solche, die den Regeln von Verständlichkeit, Les- und Vorlesbarkeit sowie Eindeutigkeit und Rechtssicherheit widersprechen oder die zu grammatikalisch oder orthografisch fehlerhaften Formen führen.

In dieser Hinsicht haben wir schon vielfach öffentlich Stellung bezogen und zahlreiche Informationen sowie unseren Standpunkt auf unserer Internetseite ausführlich dargelegt. Dazu gehören auch unsere Leitlinien, die eine Vielzahl der aktuell gängigen Methoden des Genderns nennen, auf ihre Vor- und Nachteile hin untersuchen und eine Empfehlung zum Gebrauch dieser Formen abgeben.

Zwar stehen wir dem Gendersternchen kritisch gegenüber, nicht aber dem Gendern an sich. Dies wird in den Medien vielfach falsch oder verkürzt wiedergegeben, daher räumen wir hiermit ein für alle Mal mit Missverständnissen auf und stellen klar:

Die GfdS sagt »Ja zum Gendern« – wenn es verständlich, lesbar und regelkonform ist.

Woche der Meinungsfreiheit: Gemeinsam die Demokratie verteidigen

woche-der-meinungsfreiheit-2024Vierte Ausgabe der bundesweiten „Woche der Meinungsfreiheit“ vom 3. bis 10. Mai 2024 / Programm kann von Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen mitgestaltet werden / Bestellung von Materialpaketen über Buchhandlungen und Verlage möglich

Frankfurt am Main, 11. März 2024. Vermehrte Angriffe auf demokratische Grundwerte, andauernde gesellschaftliche Konflikte und eine Radikalisierung der politischen Auseinandersetzung: Das Debattenklima hierzulande wird rauer und Eckpfeiler der demokratischen Gesellschaft geraten ins Wanken. Auch der Blick ins Ausland – nicht zuletzt der Tod Alexej Nawalnys – führt vor Augen, wie wichtig und zugleich bedroht die Demokratie ist. Das betrifft auch die Meinungsfreiheit, die Basis aller demokratischen Diskurse und Entscheidungen ist. Im Wahljahr 2024 nimmt die „Woche der Meinungsfreiheit“ vom 3. bis 10. Mai 2024 daher die Zukunft der Demokratie in den Fokus.

Vom Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai bis zum Tag der Bücherverbrennung in Deutschland am 10. Mai lädt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gemeinsam mit der neu gegründeten Stiftung Freedom of Expression und der Frankfurter Agenturallianz Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen dazu ein, deutschlandweit Veranstaltungen und Kampagnen zu initiieren. Angesichts der Europawahl am 9. Juni sowie dreier Landtagswahlen in Deutschland liegt ein Schwerpunkt in diesem Jahr darin, unter dem Motto #DemokratieWählenJetzt zum aktiven Eintreten für die Demokratie, u.a. durch die Beteiligung an Wahlen aufzurufen.

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins und Vorsitzender der Stiftung Freedom of Expression: „Die Prognosen für die Wahlen im Jahr 2024 verdeutlichen die Fragilität von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten. Es liegt an uns, dem entgegenzuwirken! Durch die „Woche der Meinungsfreiheit“ setzen wir ein deutliches Signal für eine offene, demokratische Gesellschaft, Vielfalt und Freiheitsrechte. Ich ermutige alle Mitglieder unserer Branche und darüber hinaus, aktiv zu werden und unsere Möglichkeiten zur Beteiligung zu nutzen.“

Den Auftakt zur Aktionswoche bildet der Diskussionsabend „Freies Wort – freies Europa?“ am 3. Mai 2024 im Literaturhaus Frankfurt mit dem Historiker Jan-Pieter Barbian, dem Schriftsteller György Dalos und der Journalistin und Autorin Petra Reski, moderiert von Shelly Kupferberg. Die Veranstaltung richten der Börsenverein und der S. Fischer Verlag gemeinsam aus. Sie ist Teil der Initiative »Wissen Erinnern Fragen«. Am 5. Mai beteiligt sich der Börsenverein als Partner bei einer Veranstaltung der Stadt Frankfurt in der Frankfurter Paulskirche zu 75 Jahren Grundgesetz. Für den 7. Mai 2024 ist eine Veranstaltung zu Demokratie, Respekt und Vielfalt in Europa in der Dresdner Frauenkirche geplant.

Die Buchbranche spielt wie in den Vorjahren auch eine zentrale Rolle während der „Woche der Meinungsfreiheit“. Buchhandlungen haben die Möglichkeit, durch Plakate, Postkarten, Thementische und Schaufenstergestaltung auf die Kernthemen der Woche aufmerksam zu machen. Verlage bringen durch Veranstaltungen und die Nutzung sozialer Medien vermehrt Bücher zu aktuellen gesellschaftlichen Themen ins Blickfeld der Öffentlichkeit.

Neue Stiftung Freedom of Expression

Um die Woche der Meinungsfreiheit und weitere Projekte zu unterstützen, wurde im Dezember 2023 die Stiftung Freedom of Expression gegründet. In der Stiftung sind der Börsenverein, die Frankfurter Agenturallianz sowie Repräsentanten aus Verlagen, Bildung und Politik vertreten. Die Stiftung Freedom of Expression setzt sich für die Freiheit des Wortes und des Ausdrucks in einer offenen und pluralistischen Gesellschaft ein.

Margit Ketterle, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Freedom of Expression: „Ich freue mich sehr, zusammen mit den Kuratoriumsmitgliedern für unser Anliegen zu arbeiten. Die Woche der Meinungsfreiheit hat sich als wichtiges Forum etabliert und ist in der aktuellen politischen Lage notwendiger denn je. Doch Demokratieförderung benötigt auch eine finanzielle Basis, dafür haben wir die Stiftung geschaffen, die gemeinsam mit unseren vielen Partnern aus der Zivilgesellschaft wirksam für die Meinungs- und Kunstfreiheit eintreten wird.“

Mitgestaltung der Aktionswoche
Wer sich an der „Woche der Meinungsfreiheit“ 2024 beteiligen möchte, kann sich über das Kontaktformular auf der Website www.woche-der-meinungsfreiheit.de registrieren. Konkrete Veranstaltungsideen und Aktionen werden über ein Onlineformular unter www.woche-der-meinungsfreiheit.de/mitmachen/ eingereicht. Es stehen verschiedene Formate zur Auswahl, darunter Diskussionen, Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Social-Media-Aktionen und redaktionelle Beiträge.

2023 erzielte die „Woche der Meinungsfreiheit“ mit mehr als 60 Veranstaltungen, Aktionen und Kampagnen eine beachtliche Resonanz auf nationaler Ebene. Zusammen mit den Veranstaltungen, Presseaktivitäten und der begleitenden Kampagne wurden seit dem Start 2021 mehr als 408 Millionen Kontakte erreicht.

Über die Woche der Meinungsfreiheit
Die „Woche der Meinungsfreiheit“ wurde 2021 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels zusammen mit der Frankfurter Agenturallianz initiiert. Ziel ist es, mit einem breiten Bündnis eine Woche lang auf die Bedeutung des freien Wortes für unsere Gesellschaft aufmerksam zu machen. Im vergangenen Jahr haben sich über 50 zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen angeschlossen, darunter Verlage, Buchhandlungen, Pressehandel, Bibliotheken, Gewerkschaften, Kirchen, Musikszene, Vereine, Verbände und Stadtverwaltungen.

Die „Frankfurter Agenturallianz“, bestehend aus Kommunikationsexperten und Kommunikationsexpertinnen aus dem Rhein-Main Gebiet, die weitgehend pro bono für die Initiative arbeiten, unterstützt den Börsenverein und die Stiftung Freedom of Expression bei der Aktionswoche. Die Kampagnenidee der Kreativen wurde 2022 mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis der DPRG sowie einer Effie-Nominierung ausgezeichnet.

Infos: „Woche der Meinungsfreiheit“ 2024  über: www.woche-der-meinungsfreiheit.de

Rowohlt-Autorin Narges Mohammadi erhält den Friedensnobelpreis 2023

Die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi wird mit dem Friedensnobelpreis 2023 ausgezeichnet. Ihr Buch «Frauen! Leben! Freiheit! Frauen in iranischen Gefängnissen erzählen» ist im Rowohlt Verlag erschienen. Darin versammelt sie dreizehn Interviews mit im Iran inhaftierten Frauen, die sich für die Freiheit in ihrem Land einsetzen. Ihre Haftstrafe hat sich unter anderem aufgrund dieser Interviews erneut verlängert.
Narges Mohammadi schreibt in ihrem Buch: «Ich werde nicht aufhören zu kämpfen, bis in meinem Heimatland die Menschenrechte geachtet werden und Gerechtigkeit herrscht.»

(Rowohlt Verlag)

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/friedensnobelpreis-mohammadi-100.html

„Als würden sie uns das Existenzrecht absprechen“ – Theresa Breuer für Kabul-Luftbrücke mit dem Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage in Wiesbaden geehrt

"Es ist mir eine große Ehre hier ausgezeichnet zu werden von meiner Heimatstadt (...) Was für ein Privileg in diesem freien Land zu leben  und wertgeschätzt zu werden", freut sich, die Preisträgerin Theresa Breuer, am 20. Juli 2023 von  Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende bei einer Feierstunde im Wiesbadener Rathauses mit dem Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet wurde. © Foto Diether von Goddenthow
„Es ist mir eine große Ehre hier ausgezeichnet zu werden von meiner Heimatstadt (…) Was für ein Privileg in diesem freien Land zu leben und wertgeschätzt zu werden“, freut sich, die Preisträgerin Theresa Breuer, am 20. Juli 2023 von Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende bei einer Feierstunde im Wiesbadener Rathauses mit dem Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet wurde. © Foto Diether von Goddenthow

Am  Donnerstag, 20. Juli, verliehen Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr im Festsaal des Wiesbadener Rathauses der Journalistin und Filmemacherin Therese Breuer den den Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage für die Gründung der Kabul-Luftbrücke
In der Verleihungs-Urkunde heißt es: “Mit diesem Preis würdigen wir Ihr herausragendes Engagement für Frauen in Afghanistan vor der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 und für vor den Taliban fliehenden Menschen nach deren Machtübernahme im Jahr 2021 durch Gründung der ‚Kabul-Luftbrücke‘. Sie haben ohne Rücksicht auf sich selbst unter Inkaufnahme erheblicher eigener Gefahren Menschen gerettet und Zivilcourage in besonders herausragender Art und Weise gezeigt“. Die Laudatio hielt Antje Pieper, stellvertretende ZDF-Politikchefin und Moderatorin des „auslandsjournal“. Kulturell umrahmt wurde die Veranstaltung von Tänzerinnen der afghanischen Frauentanzgruppe „Atan“ in traditionellen Kostümen, die seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan nicht mehr öffentlich getragen werden dürfen.

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende © Foto Diether von Goddenthow

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende betonte, dass „Theresa Breuer in herausragender Art und Weise Zivilcourage im Sinne von Ludwig Beck bewiesen habe, und es ihm eine besondere Freude sei, ihr als ehemalige Wiesbadenerin diesen Preis zu verleihen.“ Die Würdigung der Preisträgerin soll aber auch auf das Schicksal von Frauen in Afghanistan aufmerksam machen. Denn, so der Oberbürgermeister, geriete seit dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zunehmend aus dem Blick, „dass Frauen vom Regime systematisch und massiv unterdrückt werden und ihnen vor allem der Zugang zu Bildung verwehrt wird. Auch in vielen anderen Ländern, etwa im Iran, schreitet die Unterdrückung von Frauen voran. Dagegen gilt es Zeichen zu setzen: für das Recht auf Bildung, Arbeit, Selbstbestimmung, Teilhabe an politischen Entscheidungen und am gesellschaftlichen Leben.“, so Mende.

Theresa Breuer hat im Jahr 2021 als freie Journalistin gemeinsam mit einer amerikanischen Kollegin einen Dokumentarfilm über afghanische Bergsteigerinnen gedreht. Diese Frauen versuchten, den höchsten Berg des Landes (Noshaq, 7.500 Meter) zu besteigen. Beide begleiteten die Afghaninnen bei ihrem Rekordversuch, der zugleich eine politische

Demonstration darstellte. Sie wollten beweisen, dass Frauen auch in einer patriarchalischen Gesellschaft ihren eigenen Weg gehen und Widerstände überwinden können. Es sind mutige Frauen, deren Mut nicht nur darin besteht, einen hohen Berg zu besteigen, obwohl keine der Frauen das je zuvor gemacht hatte. Siestellen sich damit gegen eine Gesellschaft, die Frauen bei vermeintlichem Fehlverhalten misshandelt, vergewaltigt und verstümmelt.

Oberbürgermeister Gerd Uwe Mende, Preisträgerin Theresa Breuer und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Gerd Uwe Mende, Preisträgerin Theresa Breuer und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr. © Foto Diether von Goddenthow

Nachdem am 16. April 2021 die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer infolge des Abzugs der Amerikaner auch den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan verkündete, kehrten die deutschen Truppen am 30. Juni 2021 nach Deutschland zurück.

Theresa Breuer gründete kurz darauf die Kabul-Luftbrücke, um Menschen auf der Flucht vor den Taliban in Afghanistan außer Landes zu bringen. Durch ihre Dreharbeiten über afghanische Bergsteigerinnen erkannte sie die Gefahr für die Protagonistinnen ihres Films und andere Menschen, die nicht auf den Evakuierungslisten standen. Bislang konnten weit über 3000  Menschen in Sicherheit gebracht werden. Breuer hat unter Inkaufnahme erheblicher eigener Gefahren Menschenleben gerettet.

„Aus eigner Idee, nicht, weil sie von außen angetrieben wurde“

Dr. Gerhard Obermayr. Stadtverordnetenvorsteher. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Gerhard Obermayr. Stadtverordnetenvorsteher. © Foto Diether von Goddenthow

Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr hob in seinem Grußwort besonders Theresa Breuers Eigeninitiative bei ihren lebensgefährlichen Unternehmungen hervor. Die Preisträgerin habe aus „eigener Idee heraus“ die Kabul-Luftbrücke initiiert „und nicht, weil sie dazu angetrieben wurde“, so Obermayr. Er zog Parallelen zu US-General Lucius D. Clay, der vor 75 Jahren auch aus eigenen Stücken heraus und gegen manche Widerstände, etwa der Briten, die Berliner Luftbrücke initiierte, weil er Menschen in höchster Not erlebte und sie nur durch die Initiierung der Luftbrücke zur Umgehung der sowjetischen Berlin-Blockade vor Hunger- und Kältetod retten konnte. Auch Theresa Breuer sei einfach nur ihrem Herzen gefolgt und habe aus sich selbst heraus die Initiative ergriffen, so Obermayr.

Der 11.September 2001 war „ihr journalistisches Erweckungserlebnis“ – Laudatio

Antje Pieper, stellvertretende ZDF-Politikchefin und Moderatorin des „auslandsjournal“. © Foto Diether von Goddenthow
Antje Pieper, stellvertretende ZDF-Politikchefin und Moderatorin des „auslandsjournal“. © Foto Diether von Goddenthow

Antje Pieper, die sich auf Anhieb mit der Preisträgerin ob ihrer Offenheit geduzt hat, kannte diese bislang nicht persönlich, aber „ich kenne viele Leute, die mit Dir zusammengearbeitet haben“, darunter die bekannte ZDF-Auslandskorrespondentin Katrin Eigendorf, die mit der Preisträgerin in Israel, im Libanon sowie in Afghanistan für das ZDF-Auslandsjournal zusammengearbeitet habe. Eigendorf beschriebe Theresa Breuer, so die Laudatorin, als einen stets lebenslustigen, umtriebigen Familienmenschen, der es liebe in der Welt unterwegs zu sein. Und wenn Theresa etwas mache, dann richtig. „Sie schenkt sich nichts, da übertrifft sie mich über ein Vielfaches, und du weißt, was das heißt.“, zitiert Antje Pieper Katrin Eigendorf, und fügt hinzu: „Wer Katrin Eigendorf kennt, der weiß, was das heißt.“ Theresa Breuer betone in Gesprächen immer wieder ihre „etwas manische Neugierde“,“ihre Abenteuerlust“, aber auch den Drang, „Dingen auf den Grund zu gehen“, „dran zu bleiben“, was die Grundvoraussetzungen für jedes Reporterleben seien, so Pieper. Ihr „journalistisches Erweckungserlebnis“, wie Theresa Breuer es selbst nenne, sei am 11. September 2001 gewesen, da war sie 14 Jahre, habe intuitiv gespürte, dass an einem einzigen Tag die Welt eine andere war, und sie wollte wissen warum. Damit war in gewisser Weise ihr beruflicher Weg ein wenig vorgezeichnet.

Mit eisernem Willen und Disziplin zur Extrembergsteigerin für einen Filmdreh
Eigentlich müsse man sich ja nur anschauen, so Pieper, was Theresa Breuer vor der Luftbrücke gemacht habe. Das eindrucksvollste Beispiel ihrer Arbeitsweise sei etwa ihre Vorbereitung ihres Filmprojektes. Dass afghanische Frauen das taten, „was noch nie Frauen davor gemacht haben“, sei das eine. Das andere war, dass auch Theresa Breuer zur Extrembergsteigerin werden musste, um auf den 7500 Meter hohen Berg zu kommen, so Pieper. Die Laudatorin erinnerte an ein eigenes Film-Projekt vor Jahren, als ihr Kamerateam wegen zu schweren Equipments bereits beim nicht mal 1000 Meter hohen Vulkan Stromboli, nördlich vor Sizilien gelegen, schlapp machte. Theresa Breuer habe sich auf die Dreharbeiten in einer Höhe bis 7.500 Metern „auf einem Laufband in einem Fitness-Studio in Kabul“ vorbereitet. „Sie hat die Steigung eingestellt, und 20 Kilo Gepäck auf den Rücken gepackt“ und unermüdlich trainiert. Das stehe für Pieper „symbolisch für ganz Vieles: Untrainiert erreicht keiner Gipfel. Eiserner Wille, Durchhaltefähigkeit. Wenn sie etwas erreichen will, dann kennt sie kein Nein und keine Grenzen. Sie schont sich selbst nicht“, ist Pieper voller Bewunderung für Theresas eisernen Willen und Durchhaltekraft.

Ihre Power halfen, Menschen aus der „Hölle von Kabul“ zu retten
Das seien natürlich Eigenschaften, die ihr zugutekamen, als sie Frauen und deren Familien half, dem Taliban-Regime aus Afghanistan zu entkommen. Theresa Breuer sei zwar Journalistin, habe aber „in dem Moment als sie die Luftbrücke gegründet hat, natürlich diese Rolle des ‚Nur Zusehens und Berichtens temporär verlassen“. Man könne wirklich nur erahnen, welchem Risiko sich die Preisträgerin ausgesetzt habe und was es hieße, im Chaos der Machtübernahme der Taliban, Menschen aus der „Hölle von Kabul“ zu retten. „Wir haben als ZDF auch versucht“, so Pieper, „unseren Producer mit Familie und seinen drei kleinen Kindern herauszufliegen. Er war eine Ortskraft vor Ort“. Ihre Kollegin Katrin Helwich habe damals, gefühlt Tag und Nacht, von Mainz aus telefoniert, ununterbrochen mit In- und Außenministerium. Sie habe mit allen möglichen Stellen gesprochen, um herauszufinden, wie die Familie durch das Chaos von Kabul in das Flughafengelände kommen kann.“ Das veranschauliche, was erst Theresa Breuer mit der Gründung der Kabul-Luftbrücke geleistet habe, so die Laudatorin. Mittlerweile konnten 3.750 Menschen mit Hilfe der Kabul-Luftbrücke vor den Taliban fliehen.

Was für ein Privileg in diesem freien Land zu leben und wertgeschätzt zu werden – Dankesworte der Preisträgerin

Preisträgerin Theresa Breuer. © Foto Diether von Goddenthow
Preisträgerin Theresa Breuer. © Foto Diether von Goddenthow

„Es ist mir wirklich eine riesige Ehre hier ausgezeichnet zu werden von meiner Heimatstadt“. Und läge auch eine gewisse Ironie darin, dass ihre Heimatstadt sie für ihren Kampf für Frauen in Afghanistan auszeichne, „deren Heimat ihnen das Existenzrecht fast schon abspricht“, dankte Therese Breuer, die sich angesichts ihrer häufigen Wohnortwechsel und ihres Nomadenleben weltweit schon immer mit dem Begriff Heimat schwergetan habe. Aber „kein Land auf der Welt hat mir auch so viel über mich selbst erzählt, wie Afghanistan“. Das wäre ihr sehr schmerzlich und in ganz vielen Situationen bewusst geworden, dass sie daheim mit ihrer Mutter im Kurpark beim Konzert mal laut gegrölt habe, als ein Mädchen aus Afghanistan zu ihr sagte, dass man ihre Stimme besser nicht hören solle. Oder beim Hockyspielen, wo in Afghanistan Mädchen mit Steinen beschmissen worden sind, oder als sie mit ihren Eltern Abitur gefeiert habe, und dann selbstverständlich zum Studieren nach Berlin und München ging, während eine afghanische Freundin klagte, dass „ihr Vater sie nicht studieren lassen will, weil das Risiko so groß sei, dass sie bei einem Selbstmordanschlag sterben“ könne, und es dann „ja eine Schande ist, wenn Fremde ihre Leichenteile aufsammeln würden.“ Oder dass sie früher auch Theater gespielt und natürlich ihre Eltern sie auch bei Theateraufführungen gesehen habe, während in Afghanistan der „Bruder einer Bergsteigerin beim Filmprojekt zu ihr sagte: „Wenn ich seine Schwester weiterhin filmen würde, würde er sie umbringen!“ Das war noch bevor die Taliban das Regime übernommen hatten. Und trotzdem haben Frauen in Afghanistan für ihre Emanzipation gekämpft. Es waren ganz ganz viele, „und ich hab die Frauen bewundert, ihren Mut bewundert, und war gleichzeitig so wahnsinnig froh, diesen Mut nicht haben zu müssen, weil ich in einer Gesellschaft aufgewachsen bin, wo so viel selbstverständlich ist, wo ich weiß, dass ich etwas wert bin. Das hat mir meine Familie gezeigt, und das hat mir auch meine Stadt gezeigt, und das zeigt sie mir bis heute, und das weiß ich wahnsinnig zu schätzen.“, dankt die Preisträgerin ihrem Schicksal, ihrer privilegierten Situation qua Geburt in Deutschland, was ihr aber erst richtig aus der Distanz in Afghanistan bewusst wurde.

Kulturell umrahmt wurde die Veranstaltung von  Tänzerinnen der afghanischen Frauentanzgruppe "Atan" in traditionellen Kostümen, die seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan nicht mehr öffentlich getragen werden dürfen. Hier nur von hinten u. mit unkenntlichem Gesicht. © Foto Diether von Goddenthow
Kulturell umrahmt wurde die Veranstaltung von Tänzerinnen der afghanischen Frauentanzgruppe „Atan“ in traditionellen Kostümen, die seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan nicht mehr öffentlich getragen werden dürfen. Hier nur von hinten u. mit unkenntlichem Gesicht. © Foto Diether von Goddenthow

„Als würden sie uns das Existenzrecht absprechen“
Kaum eine andere wie Theresa Breuer kennt so gut die derzeitige Situation afghanischer Frauen: „Frauen in Afghanistan können nicht mehr für sich selbst kämpfen“. „Sie können nicht mehr studieren. Sie dürfen nicht mehr reisen. Sie dürfen nicht mehr öffentlich singen, tanzen oder Theater spielen. Sie dürfen keine bunten Kleider mehr tragen. Sie können keinen Reisepass mehr beantragen, ohne dass männliche Verwandte ihre Zustimmung geben. Sie können das Haus nicht mehr verlassen ohne die Zustimmung eines männlichen Verwandten“.
Was für ein Unterschied wäre es doch hier in einem freiheitlichen Land wie Deutschland, wenn man hier die Mädchen, die gerade getanzt haben, in ihren bunten traditionellen afghanischen Kostümen erlebe, und spüre, wie viel Lebensfreude von ihnen ausginge. „All diese schönen Kleider, die wir eben beim Auftritt gesehen haben, werden inzwischen in Kabul aus den Läden genommen“, klagt die Preisträgerin. Und die Gesichter der Schaufensterpuppen würden gar schwarz angemalt. „Es ist einfach grauenhaft zu sehen. Es sei, so eine afghanische Freundin von ihr, „als würden sie uns das Recht absprechen, überhaupt zu existieren“. Theresa Breuer will daher weiterhin auf die Unterdrückung von Frauen in Afghanistan aufmerksam machen.

Zum Ludwig-Beck-Preis

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Mit dem Ludwig-Beck-Preis ehrt die Landeshauptstadt Wiesbaden Menschen, Institutionen oder Vereinigungen aus aller Welt, die sich mit besonderer Zivilcourage für das Gemeinwohl, das friedliche Zusammenleben der Menschen, die soziale Gerechtigkeit und die Grundprinzipien von Demokratie und Rechtsstaat eingesetzt haben. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Stadtverordnetenversammlung hat im Dezember 2003 beschlossen, zu Ehren von Ludwig Beck den Ludwig-Beck-Preis einzurichten. Der in Biebrich geborene Widerstandskämpfer Generaloberst Ludwig Beck, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus gegen Adolf Hitler und seinen rassistischen Machtwahnstellte, bleibt auch in der heutigen Zeit ein Beispiel für besondere Zivilcourage. Er hätte nach dem Gelingen des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 deutsches Staatsoberhaupt werden sollen.

Dem Auswahlgremium zur Verleihung des Ludwig-Beck-Preises gehören der Oberbürgermeister, der Stadtverordnetenvorsteher sowie 17 weitere Vertreterinnen und Vertreter von Stadt, Kirchen, Organisationen, Vereinen und Medien an.

(Dokumentation Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

„Kollegen reiht euch ein, wir wollen freie Menschen sein“ – Politiker und Medien gedenken an die blutige Niederschlagung des Volksaufstands in der DDR von 1953

Am 17. Juni 1953 protestiert das Volk gegen Arbeitsnormen und das Regime der DDR. © Foto Haus der deutschen Geschichte, Bonn.
Am 17. Juni 1953 protestiert das Volk gegen Arbeitsnormen und das Regime der DDR. © Foto Haus der deutschen Geschichte, Bonn.

Man stelle sich einmal vor, welches Elend Millionen Menschen im DDR-Unrechtsstaat erspart geblieben wäre, hätten die russischen Besatzer den antistalinistischen Volksaufstand am 17. Juni 1953 nicht mit Panzern blutig niedergewalzt!
Hätte der Freiheitswille der Arbeiter und des daraus erfolgten breiten Volksaufstandes   1953 in der DDR  gesiegt, wäre es erst gar nicht gekommen zur jahrelangen SED-Herrschaft mit Stasi-Überwachungssystem, Folterknast für Andersdenkende / politische Gefangene,  zu Berufsverboten, (Bauern-)Enteignung, Einheits-Presse, Mauerbau, zu Grenzschließungen, Schießbefehl, Kinderumerziehung,  Mangelwirtschaft und  Verfall von Infrastruktur und ganzer Städte (Leipzig, Görlitz, Halberstadt usw.).  Vor allem aber: Es hätte keine SED-Opfer gegeben, die, wie es aus dem Bericht der SED-Opfer-Beauftragten Evelyn Zupke hervorgeht, zum Teil bis heute noch vergeblich auf  Rehabilisierung, Anerkennung als SED-Opfer und  Entschädigung warten. Zudem ist eine Gedenkstätte an die SED-Opfer des 17. Junis 1953 längst überfällig, angesichts der Tatsache, dass viele  Millionen Menschen unter dem DDR-Faschismus litten, die meisten eher unauffällig, von der Stasi bespitzelt, eben in einem totalitär angelegten Überwachungsstaat.   

Frank Walter Steinmaier sagte heute bei einer Gedenkveranstaltung in Berlin unter Bezug auf das einzige noch als Original-Zeugnis des DDR-Volksaufstandes von 1953 erhaltene Tondokument der Belegschaft des Elmowerks Wernigerode, dass die protestierenden Arbeiter nichts anderes als  „Freie und geheime Wahlen in ganz Deutschland“ wollten.
Ihre Parole lautete „Kollegen, reiht euch ein, wir wollen freie Menschen sein“ (ZDF Momente der Zeitgeschichte). Seit seiner Gründung 1949 baute der ostdeutsche Staat den Sozialismus auf. Die Bürger sollten der kommunistischen Ideologie folgen. Auch wirtschaftlich wollte das System Überlegenheit demonstrieren – doch die Ziele waren zu hoch gesteckt. Denn während die kommunistische DDR mit ihrer Planwirtschaft und Enteignung von Betrieben und Landwirten immer tiefer in die Krise rutschte, begann der freie Westen unter Ludwig Erhards System der freien sozialen Marktwirtschaft zusehends zu einem  Wirtschaftswunderland aufzublühen.

Aufgestanden für Freiheit und Selbstbestimmung gegen Planwirtschaft und Diktatur

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier Archivbild Paulskirchenfest. © Foto Diether von Goddenthow
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier Archivbild Paulskirchenfest. © Foto Diether von Goddenthow

Das Tondokument aus dem Elmowerk, so Steinmeier, sei ein einzigartiges Zeugnis des Volksaufstandes in der DDR. „Es zieht uns mitten hinein in die Ereignisse jener Tage, Wir hören und spüren, was die Menschen überall in der DDR in den Streik und auf die Straße trieb: der Zorn über Unrecht, Unterdrückung und Gewalt. Die Sehnsucht nach Freiheit und Einheit. Die Hoffnung auf eine bessere, eine selbstbestimmte Zukunft.
Hunderttausende hatten im Juni 1953 den Mut, der SED-Diktatur die Stirn zu bieten. Sie riskierten ihr Leben. Die Mitarbeiter des Elmowerks erfuhren noch während ihrer Versammlung, dass der sowjetische Militärkommandant den Ausnahmezustand über Wernigerode verhängt hatte. Und als sie den Saal verließen, war ihr Werk von bewaffneten Soldaten umstellt.
Die Mitglieder der Streikleitung wurden festgenommen, abtransportiert, ins Zuchthaus nach Magdeburg gebracht: Karl Wernicke, Heinz Jäschke, Martin Buth, Ursula Sophie Herynk, Heinz Bormann, Heinz Lüdecke, Karl Brämer, Kurt Köhler und Georg Herrmann. Manche von ihnen wurden allein in dunklen Kellern eingekerkert, mussten in ihrer Zelle im Wasser stehen, litten unter Demütigungen, Ungewissheit und Todesangst. Alle neun wurden erst Wochen später wieder freigelassen, manche gezeichnet von der Haft. Fünf von ihnen flohen noch im Sommer 1953 in die Bundesrepublik.“

Hier in Berlin, auf den Baustellen am Krankenhaus Friedrichshain und in der damaligen Stalinallee, nahm der Aufstand 1953 seinen Anfang. Am 17. Juni breitete er sich über die gesamte DDR. An mehr als 700 Orten kam es zu Streiks, Demonstrationen oder Protesten – in Hennigsdorf, Ludwigsfelde und Lauchhammer; in Magdeburg, Halle und Bitterfeld; in Dresden, Leipzig und Niesky; in Jena, Gera und Hildburghausen; in Rostock, Wismar und Stralsund; in Städten, Industriebezirken und auf dem Land.

Männer und Frauen aus allen Teilen der Gesellschaft brachten ihren Unmut über die real existierende Diktatur zum Ausdruck: Bauarbeiter, Fabrikarbeiterinnen, Landwirte, Angestellte, Selbstständige, Lehrerinnen, Pfarrer, Auszubildende, Studentinnen und Schüler – sie alle protestierten gegen ein Regime, das ihnen immer mehr die Luft zum Atmen nahm. Was damals geschah, war eine Massenerhebung gegen die Diktatur und ein Volksbegehren für die Demokratie.

Der Aufstand des 17. Juni richtete sich eben nicht nur gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen, gegen niedrige Löhne, hohe Preise, leere Regale. Er richtete sich gegen die Normierung einer ganzen Gesellschaft – gegen Planwirtschaft und Zwangskollektivierung; gegen staatliche Überwachung, Propaganda und Zensur; gegen die Unterdrückung von Christen, Oppositionellen und Unangepassten; gegen die Diktatur einer „Einheitspartei“, die für sich beanspruchte, immer im Recht zu sein.

Allein in der ersten Hälfte des Jahres 1953 – stellen wir uns das vor! – flüchteten knapp 200.000 Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik. Und Mitte Juni waren es rund eine Million Männer und Frauen, die den Aufstand wagten! Überall im Land forderten Menschen freie und geheime Wahlen, die Freilassung der politischen Gefangenen und die deutsche Einheit. Ein Arbeiter hier in Berlin brachte es auf den Punkt, als er vor dem damaligen „Haus der Ministerien“ auf einen Tisch kletterte und der SED-Regierung zurief: „Wir wollen frei sein!“

Diese Kraft der Freiheit, sie traf die Diktatur unvorbereitet und mit voller Wucht. Erst als sowjetische Panzer in die Städte rollten, Soldaten mit Maschinengewehren aufmarschierten und den Aufstand blutig niederschlugen, erst dann gewann das SED-Regime wieder die Oberhand. Mehr als fünfzig Menschen wurden damals erschossen, hingerichtet, erlagen ihren Verletzungen oder starben in Haft.

Wir gedenken heute der Männer und Frauen des 17. Juni, die ihren Kampf für die Freiheit mit dem Leben bezahlten. Wir gedenken all jener, die damals verletzt, verhaftet, eingesperrt und zur Zwangsarbeit verurteilt wurden. Und wir gedenken der vielen, die nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren durften, die zeitlebens überwacht, schikaniert, ihrer Zukunftschancen beraubt wurden, nur weil sie es gewagt hatten, ihre Menschenrechte einzufordern.

All diese Menschen kämpften vor siebzig Jahren für ein Leben in Würde in einem geeinten Deutschland. Sie waren Vorkämpfer unserer heutigen Demokratie! Und bis heute sind sie Vorbilder für den Kampf gegen Unrecht und Unterdrückung. Suchen wir ihre Namen, erzählen wir ihre Geschichten! Alle, die im Juni 1953 für Freiheit und Selbstbestimmung aufgestanden sind, verdienen unseren Dank und vor allem auch die Erinnerung.“, so der Bundespräsident.

Ministerpräsident Boris Rhein: 17. Juni 1953 war dennoch nicht umsonst

Ministerpräsident Boris Rhein, Archivbild. © Foto Diether von Goddenthow
Ministerpräsident Boris Rhein, Archivbild. © Foto Diether von Goddenthow

Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein hob unter anderem hervor, dass der Aufstand des 17. Juni 1953 trotz Fehlschlag nicht umsonst gewesen wäre: Denn, obwohl der Volksaufstand von den damaligen Machthabern mit Gewalt niedergeschlagen wurde, blieb er nicht erfolglos, so Rhein. So habe er zur Stärkung des Widerstandsgeists in der Bevölkerung beigetragen, der gegen alle Repressalien der Staatsführung über Jahrzehnte aktiv blieb und letztlich zum Fall der Mauer und zur Wiedervereinigung Deutschlands beitrug. „Der Aufstand am 17. Juni legte den Grundstein für eine freie, demokratische Gesellschaft. Er mahnt uns, dass die Freiheit nicht selbstverständlich ist und jeden Tag aufs Neue verteidigt werden muss“, sagte Rhein.

Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Formate halte die Landesregierung die Erinnerung an diese prägende Phase deutscher Geschichte wach, sagte der Ministerpräsident. So organisiere die Hessische Landesvertretung in Berlin seit vielen Jahren regelmäßig Veranstaltungen, mit denen die SED-Diktatur aufgearbeitet werde. Mit der Etablierung eines Lern- und Erinnerungsorts für Schulen am ehemaligen Notaufnahmelager in Gießen leiste die Landesregierung außerdem über Hessen hinaus einen wichtigen Beitrag, um die Erinnerung an zentrale Ereignisse der deutsch-deutschen Geschichte wach zu halten.

Bild der Gedenkausstellung "30 Jahre Mauerfalls. Freiheit leben"  © Foto Diether von Goddenthow
Bild der Gedenkausstellung „30 Jahre Mauerfalls. Freiheit leben“ © Foto Diether von Goddenthow

Am Sonntag nimmt Ministerpräsident Rhein gemeinsam mit dem stellvertretenden thüringischen Ministerpräsidenten Bernhard Stengele an einer Gedenkveranstaltung im Grenzmuseum Schifflersgrund teil. Das Museum liegt auf der früheren innerdeutschen Grenze zwischen dem hessischen Bad Sooden-Allendorf und dem thüringischen Sickenberg. Es wurde 1991 eröffnet und war seinerzeit das erste Grenzmuseum im wiedervereinigten Deutschland. „Gedenkorte wie das Grenzmuseum Schifflersgrund sind ein wichtiger Bestandteil deutscher Erinnerungskultur“ sagte der Regierungschef und fügte hinzu: „Sie vergegenwärtigen uns, dass sich vor kaum mehr als drei Jahrzehnten Soldaten desselben Volkes – durch eine Mauer und Grenzanlagen getrennt – feindlich gegenüberstanden und misstrauisch beäugten. Auch Hessen trennte jahrzehntelang ein Todesstreifen vom Nachbarland Thüringen. Das friedliche Ende dieses Konflikts war und ist ein großes Geschenk.“

Siehe auch: „30 Jahre Mauerfall“ und Lemo (Lebendiges Online-Museum) sowie Wikipedia Aufstand vom 17. Juni 1953

53. Römerberg-Gespräche „Keine Diskussion! Öffentlichkeit als Verbotszone“ am 17.06.2023 im Schauspiel Frankfurt

roemerberggespraeche-cover250Der Verein Römerberggespräche und die Stadt Frankfurt laden ein zu den 53. Römerberggesprächen „Keine Diskussion! Öffentlichkeit als Verbotszone“, die in Zusammenarbeit der Römerberggespräche e.V. mit dem Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität und weiteren Partnern am Samstag, dem 17. Juni 2023, ab 10 Uhr im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurt stattfinden werden.

Die Gesprächsgäste und Vortragenden sind Adrian Daub (Stanford University), Simone Dede Ayivi (Theaterregisseurin und Autorin), Sigrid Köhler (Universität Tübingen), Meron Mendel (Frankfurt University of Applied Sciences, Bildungsstätte Anne Frank), Julian Nida-Rümelin (Universität München), Sophie Schönberger (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Wolfgang Ullrich (Autor) und Uwe Volkmann (Goethe-Universität Frankfurt, Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt). Moderiert wird die Veranstaltung von Hadija Haruna-Oelker (Journalistin) und Alf Mentzer (Leiter des Ressorts hr2-Tagesprogramm im Hessischen Rundfunk).

Die Fähigkeit zur empathischen Auseinandersetzung mit den jeweils anderen scheint nicht mehr hoch im Kurs zu stehen. Stattdessen herrscht vielerorts die Arroganz der eigenen Unfehlbarkeit. Und wo öffentlicher Streit eigentlich ausgetragen werden sollte, wird er abgesagt.

Anlass genug, für die Römerberggespräche, danach zu fragen, wie sich Vernunft im öffentlichen Diskurs noch herstellen lassen kann, wenn die Leitplanken immer enger werden. Welche Gründe gibt es, bestimmte Meinungen und Gedanken für nicht mehr diskussionswürdig zu halten, und wann kippt die gute Absicht in ihr selbstgerechtes Gegenteil, in Borniertheit oder gar Ignoranz? Wo bleibt zwischen Wokeness und Cancel-Culture der Raum für ein konstruktives argumentatives Ringen um die besten Lösungen für die drängenden Probleme der Gegenwart für alle?

53. Römerberggespräche. Keine Diskussion! Öffentlichkeit als Verbotszone
Samstag, 17. Juni 2023, ab 10 Uhr,

Schauspiel Frankfurt, Chagallsaal
Neue Mainzer Str. 17
60311 Frankfurt am Main

Die Veranstaltung ist öffentlich. Der Eintritt ist frei

Weitere Informationen zu den 53. Römerberggesprächen

Woche der Meinungsfreiheit: 11 starke Stimmen für Freiheit, Demokratie und Debatte

wdm_logo_23_datum_RGB_schwarzAnlässlich der dritten Woche der Meinungsfreiheit, die vom 3. – 10. Mai 2023 stattfindet, enthüllten Irina Sherbakova, Germanistin und Kulturwissenschaftlerin, Dr. Ina Hartwig, Kultur- und Wissenschaftsdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Steffen Decker, Regionalleiter der Ströer Deutsche Städte Medien GmbH und Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, ein mobiles 18/1 Plakat mit Irina Sherbakovas Konterfei und ihrer ganz persönlichen Botschaft zur Woche der Meinungsfreiheit. Ort der Enthüllung war der Frankfurter Paulsplatz mit der Paulskirche, der Wiege und dem Symbol der Demokratie in Deutschland, deren 175-jähriges Jubiläum dieses Jahr in Frankfurt gefeiert wird.

Irina Sherbakova ist Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2022 für ihren Kampf gegen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverstöße in Russland mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Sie steht mit ihrer Meinung und ihrem Plakat stellvertretend für 11 Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Medien und Literatur, die mit ihren Gesichtern und ihren starken, eigenständigen Meinungen für eine lebendige Debattenkultur eintreten. Weitere Testimonials kommen u.a. von der Autorin Tupoka Ogette, dem Autor Sebastian Fitzek, der Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa und dem Friedenspreisträger Liao Yiwu. Die Plakate sind Teil einer Kampagne, die durch die großzügige Unterstützung von Ströer während der Woche der Meinungsfreiheit bundesweit auf über 3750 digitalen Screens von Ströer zu sehen sein wird.

v.l.n.r.: Dr. Ina Hartwig, Peter Kraus vom Cleff, Irina Sherbakova, Steffen Decker
v.l.n.r.: Dr. Ina Hartwig, Peter Kraus vom Cleff, Irina Sherbakova, Steffen Decker

In ihrem Statement zur Eröffnung blickte Frankfurts Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig auf ein paar Meilensteine der Geschichte der Meinungsfreiheit zurück: „1849 entschied das Paulskirchenparlament, die Meinungsfreiheit in Deutschland zum verbrieften Grundrecht zu machen: Artikel IV der Paulskirchenverfassung schrieb sie fest. Auch, wenn die Verfassung niemals Rechtskraft erlangte, war dies ein Meilenstein der Demokratiegeschichte. Knapp 175 Jahre später gilt es, nicht wieder dahinter zurückzufallen: Unsere Demokratie ist heute mehr denn je gefordert, die Meinungsfreiheit gegen vielseitige Bedrohungen zu verteidigen. Die Woche der Meinungsfreiheit bietet eine ideale Gelegenheit, sich dies zu vergegenwärtigen.“

Und jetzt, wo wir seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und Verabschiedung des Grundgesetztes endlich eine rechtlich verbriefte  Meinungsfreiheit haben, muss diese Meinungsfreiheit aktiv verteidigt werden, weil sie nicht selbstverständlich ist. Wörtlich sagte Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels:
„Dass Menschen ihre Meinung öffentlich und frei aussprechen können, ist keine Selbstverständlichkeit: Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die aktuelle Lage im Iran sowie Unterdrückung und Krieg in vielen weiteren Regionen der Welt führen uns das leider täglich vor Augen. Deswegen müssen wir uns auch weiterhin stark machen für Frieden, Demokratie und die freie Meinungsäußerung. Ich freue mich, dass wir so viele großartige Stimmen für die Kampagne gewinnen konnten, die mit ihren persönlichen Botschaften die Meinungsvielfalt in unserer Gesellschaft abbilden und für sie einstehen. Ein großer Dank geht an unserenPartner Ströer für die Unterstützung bei diesem wichtigen Thema.“

Inzwischen sind bereits rund 60 Organisationen und Unternehmen dem Bündnis für Meinungsfreiheit beigetreten!

Die „Woche der Meinungsfreiheit“ stellt vom 3. bis 10. Mai 2023 die Bedeutung der Meinungsfreiheit und lebendiger Debatten für eine freie, demokratische Gesellschaft in den öffentlichen Fokus. Vom Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai bis zum Tag der Bücherverbrennung in Deutschland am 10. Mai organsiert ein breites gesellschaftliches Bündnis unter dem Claim #MehrAlsMeineMeinung bundesweit über 60 Veranstaltungen, Aktionen und Kampagnen. Das Bündnis wurde vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert und besteht aus rund 60 Organisationen und Unternehmen: von Amnesty International über das PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen bis hin zu Eintracht Frankfurt. Viele Buchhandlungen, Verlage, Presseverkaufsstellen und Medien beteiligen sich bundesweit an der Aktionswoche. Inhaltliche Basis ist die „Charta der Meinungsfreiheit“, die Bürger*innen unterzeichnen können. Unterstützt wird das Bündnis durch die „Frankfurter Agenturallianz“, – 14 Kreative, die sich größtenteils pro bono für die Woche der Meinungsfreiheit engagieren.

Weitere Informationen: Woche der Meinungsfreiheit

Unsere Demokratie und das freie Wort – Diskussion in der Paulskirche zum Auftakt der Woche der Meinungsfreiheit am 3.Mai 2023

Archivfoto © Foto Diether von Goddenthow
Archivfoto © Foto Diether von Goddenthow

Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg, Börsenverein und Buchmesse laden zum Diskussionsabend in die Paulskirche ein

2023 jährt sich die Deutsche Revolution von 1848 und die konstituierende Sitzung der deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zum 175. Mal. Freiheitliche Werte sind die Grundlage jeder lebendigen und vielfältigen Demokratie. Wie aber kann gesellschaftlicher Zusammenhalt heute gelingen? Und wie hält unsere Gesellschaft den Spannungen stand, die Freiheit mit sich bringt?

Anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit am 3. Mai und zum Auftakt der Woche der Meinungsfreiheit vom 3. bis 10. Mai 2023 geht es an diesem Abend um die zentrale Bedeutung des freien Wortes für Gesellschaft, Politik und Medien. Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Frankfurter Buchmesse laden zum Diskussionsabend am 3. Mai 2023 um 20 Uhr in die Frankfurter Paulskirche ein.

Die Veranstaltung gestalten mit:
• Igor Levit, Pianist und Aktivist
• Ministerin Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat
• Michel Friedman, Philosoph und Publizist
• Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg
• Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
Moderation: Shila Behjat, Journalistin und Publizistin

Der Hessische Rundfunk ist Medienpartner der Veranstaltung und sendet einen Mitschnitt im Programm.
Für die Veranstaltung gibt es ein begrenztes Kontingent an Karten für Bürger und Bürgerinnen. Interessierte können sich bis 28. April 2023, 12 Uhr, per E-Mail an protokoll@stadt-frankfurt.de wenden. In der Anfrage sind Name, Vorname, Postanschrift und Mailadresse anzugeben. Nur Einzelpersonen können eine Karte anfragen (keine Begleitpersonen).

Die „Woche der Meinungsfreiheit“ wurde 2021 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert. Ziel ist es, mit einem breiten Bündnis eine Woche lang auf die Bedeutung des freien Wortes für unsere Gesellschaft aufmerksam zu machen. Zentrale Akteure der Initiative sind Buchhandlungen und Verlage. Darüber hinaus haben sich über 60 zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen der Woche der Meinungsfreiheit angeschlossen. Mehr unter: www.woche-der-meinungsfreiheit.de.

Woche der Meinungsfreiheit vom 3.-10. Mai 2023: Vielfältiges Programm für Frieden, Demokratie und Debatte

Breites Bündnis aus über 60 Partnern / Mehr als 60 Veranstaltungen, Diskussionen, Aktionen: www.woche-der-meinungsfreiheit.de/programm Verlage, Buchhandlungen, Bibliotheken und Pressehandel unterstützen bundesweit

Die „Woche der Meinungsfreiheit“ hat sich als fester Bestandteil der gesellschaftspolitischen Debatte in Deutschland etabliert. Zur dritten Ausgabe vom Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai bis zum neunzigsten Gedenktag der Bücherverbrennung am 10. Mai rückt ein breites Bündnis von 60 Partnern die Bedeutung der Meinungsfreiheit und lebendiger Debatten für eine freie, demokratische Gesellschaft in den öffentlichen Fokus. Bereits jetzt stehen über 60 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet fest. Initiator der Aktionswoche ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Als Förderer unterstützen erstmals die Crespo Foundation und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft die Woche der Meinungsfreiheit.

„Die russische Aggression in der Ukraine, die Unterdrückung von Menschenrechten in Iran und vielen anderen Ländern, aber auch die Polarisierung in den Debatten hierzulande machen klar: Frieden, Demokratie und Verständigung sind nicht selbstverständlich. Mit einem starken Bündnis und einem vielfältigen Programm möchten wir während der Woche der Meinungsfreiheit ein Bewusstsein für die Bedeutung demokratischer Freiheiten schaffen, Denkanstöße geben und Debatten fördern“, erklärt Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

Mit drei zentralen Veranstaltungen setzt der Börsenverein die Eckpunkte der Aktionswoche:

• Auftakt-Diskussion: „Die Deutschen, der Krieg und die Medien“

27. April 2023, 12.30 Uhr, Leipziger Buchmesse, Forum Offene Gesellschaft, Halle 4, Stand E101

Der Historiker Gerd Koenen und der Soziologe Harald Welzer debattieren über Sprache im Krieg, das deutsch-russische Verhältnis und das ideologische Konstrukt der „Meinungskorridore“. (Zugang mit Messe-Eintrittskarte)

• Offizieller Auftakt: Diskussionsabend „Unsere Demokratie und das freie Wort“

3. Mai 2023, 20 Uhr, Frankfurter Paulskirche

Mit Nancy Faeser, Igor Levit, Michel Friedman und Nargess Eskandari-Grünberg. Gemeinsame Veranstaltung mit der Stadt Frankfurt und der Frankfurter Buchmesse zum Internationalen Tag der Pressefreiheit und im Rahmen des Jubiläums „175 Jahre Deutsche Nationalversammlung Paulskirche Frankfurt“. (Begrenztes Karten-Kontingent. Anmeldung erforderlich bis 28. April an: protokoll@stadt-frankfurt.de; Anmeldung für Medien: akkreditierung@stadt-frankfurt.de).

• Lesung und Gespräch zum 90. Gedenktag der Bücherverbrennung:

„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“

7. April 2023, 13 Uhr, Maxim Gorki Theater, Berlin

Mit Aslı Erdoğan, Aysima Ergün, Doğa Gürer, Herta Müller, Moritz Rinke, Felicitas Hoppe, Maria Stepanova, Jan Wagner und Basha Mika. Zum Karten-Vorverkauf

60 Veranstaltungen in ganz Deutschland

Der Veranstaltungskalender der Woche der Meinungsfreiheit deckt eine große Vielfalt an Themen, Formaten und Durchführenden ab. Thematisch setzen sich die Teilnehmer:innen sowohl mit den großen Themen der Zeit wie Krieg und Frieden, Rassismus oder Menschen-rechte in Autokratien auseinander aber auch mit Fragen, die derzeit die kulturelle Debatte in Deutschland prägen, wie Genderfragen, Diversität oder Sensitivity Reading. Die Formate reichen von Diskussionen und Lesungen über Konzerte bis hin zu Ausstellungen. Organisiert werden sie von Partnern aus Verlagen, Buchhandel, Pressehandel, Bibliotheken, Gewerkschaften, Kirchen, Musikszene, Vereinen, Verbänden und Stadtverwaltungen. Als Partner aus den Medien sind u.a. der Hessische Rundfunk, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Rundfunk Berlin Brandenburg, der Tagesspiegel und die Leipziger Zeitung dabei.

Für die begleitende Kampagne haben sich zahlreiche Prominente als Testimonials zur Verfügung gestellt, darunter die Autorinnen Irina Sherbakova und Tupoka Ogette, der Autor Sebastian Fitzek, die Psychologin und Autorin Stefanie Stahl, die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa und der Friedenspreisträger Liao Yiwu.

Partner der Woche der Meinungsfreiheit

  • Amnesty International
  • Bildungsstätte Anne Frank
  • Das Blaues Sofa Bertelsmann
  • Buchkinder Leipzig e.V.
  • Buchhandlung „Bücher bei Dausien“, Hanau
  • Büchner-Verlag eG
  • Crespo Foundation
  • Deutsche Nationalbibliothek
  • Eintracht Frankfurt
  • Frankfurter Agenturallianz
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung
  • Frankfurter Buchmesse
  • frankfurtersalon
  • Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
  • Gangart Leipzig
  • Gesamtverband Pressegroßhandel
  • Global Digital Women
  • Hessischer Rundfunk
  • International Journalists Association
  • Jazz Montez
  • Leipziger Buchmesse
  • Leipziger Internet Zeitung
  • LINDLEY LINDENBERG
  • Literaturhaus Karlsruhe
  • Margit-Horváth-Stiftung
  •  Maxim Gorki Theater
  • mediacampus frankfurt
  • MVB
  • Netzwerk der Literaturhäuser
  •  Nicolaische Buchhandlung, Berlin
  • Penguin Random House Verlagsgruppe
  • PEN-Zentrum Deutschland
  • Stiftung Polytechnische Gesellschaft
  • RBL Media
  • Reporter ohne Grenzen
  • Rundfunk Berlin Brandenburg
  • Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband
  • S. Fischer Verlage
  • Stadtakademie München
  • Stadt Leipzig
  • Stadtbücherei Frankfurt am Main
  • Ströer
  • Tagesspiegel
  • Thalia
  • Ullstein Verlag
  • Verband Bildungsmedien e. V.
  • Verbrannte Orte
  • Verlag C.H.Beck
  • Volkshochschule Frankfurt am Main
  • VS Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller
  • Verlagsgruppe Droemer Knaur
  • Wallstein Verlag
  • 3. Oktober – Deutschland singt

Zudem gestalten bundesweit viele weitere Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken und Pressehändler die Aktionswoche mit. Die „Frankfurter Agenturallianz“, bestehend aus Kommunikationsexpert:innen aus dem Rhein-Main Gebiet, die größtenteils pro bono für die Initiative arbeiten, unterstützt den Börsenverein bei der Aktionswoche.

Über die „Woche der Meinungsfreiheit“

Die „Woche der Meinungsfreiheit“ wurde 2021 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert. Ziel ist es, mit einem breiten Bündnis eine Woche lang auf die Bedeutung des freien Wortes für unsere Gesellschaft aufmerksam zu machen. Zentrale Akteure der Initiative sind Buchhandlungen und Verlage. Darüber hinaus haben sich bereits über 50 zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen der Woche der Meinungsfreiheit angeschlossen. Die Grundlage der Aktionswoche bildet die Charta der Meinungsfreiheit mit elf Leitsätzen zur Freiheit des Wortes. Sie kann unter www.woche-der-meinungsfreiheit.de/charta-der-meinungsfreiheit/ abgerufen und unterzeichnet werden.