Kategorie-Archiv: Frankfurter Buchmesse

Fünf Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2017 lasen im Literaturhaus Frankfurt aus ihren Werken

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Bereits zum zehnten Mal veranstalteten gestern Abend das Kulturamt Frankfurt am Main und das Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung anlässlich des 13. Deutschen Buchpreises den Shortlist-Abend, bei dem fünf der sechs potentiellen diesjährigen Buchpreisträger aus ihren Werken lasen und diese in Interviews mit Sandra Kegel, F.A.Z., Alf Mentzer, hr2-kultur und Gert Scobel, 3sat vorstellten.

Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow

Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt, freute sich bei der Begrüßung, „dass sechs Autoren auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stehen, die kürzlich oder regelmäßig oder in Kürze ohnehin unsere Gäste waren, sind oder sein werden“, unter anderem Shooting-Star Sasha Marianna Salzmann, die für ihr Debüt „Außer sich“ (Suhrkamp Verlag, 2017) demnächst im Literaturhaus Frankfurt den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung entgegennehmen kann. Er gratulierte allen Autorinnen und Autoren für ihren großen Erfolg, es in diese hochkarätige Endrunde geschafft zu haben.

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. Foto: Diether v. Goddenthow
Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. Foto: Diether v. Goddenthow

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, als Autorin und gewesene Literaturkritikerin bestens im Literaturbetrieb unterwegs, weiß, dass der große Erfolg auf der Shortlist zu stehen, durchaus als Kehrseite auch eine Strapaze für die Autoren bedeute. Aber  Strapaze, Nervosität, Konkurrenz  usw. gehörten eben auch zum Prozedere des Deutschen Buchpreises dazu.  Aber etwas sei dieses Jahr anders, stellte Hartwig fest:  Zum ersten Mal, so ihr Gefühl, sei die Jury nicht kritisiert, sondern sogar von den Medien gelobt worden. Sie habe den Eindruck, dass dieses Mal die ästhetische Qualität im Vordergrund stehe und der Buchpreis in diesem Jahr seine Aufgabe im Ideal-Sinne erfülle, so die Kulturdezernentin. Eine wirkliche Krise des Buches, die schon immer vor jeder  Buchmesse ausgerufen wurde, gäbe es nicht,  allenfalls eine Krise des Lesens, da das Internet unser Verhältnis zur Zeit verändert habe, insbesondere von Frauen, den Hauptleserinnen. War die Großzeit des Romanlesens im 19. und 20.Jahrhundert, ist die Aufgabe des Romans, oder das, was die Romane können, gleichgeblieben, so Hartwig: „Sie sind  einzigartig in der Erforschung des menschlichen Innenlebens.“ Diese Introspektion  könnten weder Film noch bildende Kunst leisten. „Das können tatsächlich nur Romane leisten“,  weswegen die Neugier auf Romane – wie auch der große Andrang des Leserpublikums heute Abend zeige – ungebrochen bleibe.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels , griff nicht zu hoch, als er noch ein  Schippchen drauflegte, indem er dem Publikum zurief: „Sie werden Zeugen, wie die Besten der Besten nicht nur Rede und Antwort stehen, sondern aus ihren Werken lesen werden. Das ist ein Genuss, den es so ohne Weiteres  nicht gibt!“ Skipis lobte und dankte der Jury für „die Ungeheuerlichkeit“:  sie habe über 200 Neuerscheinungen in dieser Saison nicht nur gesichtet,  sondern gelesen und daraus eine Longlist von 20 Titeln und schließlich eine Shortlist von 6 Titeln destilliert. Sie würden da heraus  am 9. Oktober 2017 auf der Veranstaltung im Kaisersaal des Römers der Stadt Frankfurt die Siegerin oder den Sieger des Deutschen Buchpreises küren.
Trotz des gewaltigen Medienumbruchs der vergangenen 10 bis 15 Jahre habe sich – auch im Umsatz der Branche – gezeigt, so Skipis, dass das Buch in der Gesellschaft fest verankert sei, weil es ganz offensichtlich die passgenaue Antwort auf  ein Bedürfnis der Menschen sei, von  anderen Menschen zu erfahren, was sie bewege, was ihre Visionen, ihre Leidenschaften  und ihre Obsessionen seien, was sie dächten. Die Rolle des Romans hatten einst, als man noch nicht publizieren konnte, Geschichtenerzähler inne, um die herum Menschen mit staunenden Augen saßen und gebannt vernahmen, was diese kundtaten. „Genau das tut Literatur. Daher ist es mir um das Buch überhaupt nicht bange. Ich weiß genau, dass wir das Buch als das, was es ist, als eine lineare Erzählung,  eigentlich alle wollen. Insofern mache ich mir keine Sorgen um das Buch“, so Skipis.

Floß der Medusa

Autor Franzobel und FAZ-Feuilleton-Redakteurin Sandra Kegel. Foto: Diether v. Goddenthow
Autor Franzobel und FAZ-Feuilleton-Redakteurin Sandra Kegel. Foto: Diether v. Goddenthow

Autor Franzobel und FAZ-Feuilleton-Redakteurin Sandra Kegel eröffnen mit dem Roman „Das Floß der Medusa“ die Shortlist-Runde. Der österreichische Autor Franzobel, Bachmann-Preisträger 1995, ist literarisch breit aufgestellt. In Anlehnung an Théodore Géricaults berühmtes Louvre-Bild „Das Floß der Medusa“ und nach gründlicher Recherchen erzählt Franzobel in seinem gleichnamigen Roman das legendäre Ende der französischen Fregatte Medusa im Jahr 1816 neu. Es ist die Geschichte eines unfähigen Kapitäns, ursprünglich Zoll-Offizier, vor Napoleon geflohen und wieder zurückgekehrt, der durch Beziehungen das Kommando über eine Flotte mir vier Schiffen nach Senegal erhielt. Schon seine  erste Fahrt endete in der Katastrophe. Der unerfahrene Kapitän war mit seiner Fregatte Medusa auf eine Sandbank aufgelaufen, da er sich über den Rat seiner Offiziere hinwegsetzt hatte.

Weil die vorhandenen sechs Rettungsboote, vier davon in schlechtem Zustand, nur einen Bruchteil der Besatzung fassen konnten, befahl der Kapitän, aus den Masten und Rahen der Medusa mit Hilfe komplizierter Seilwinden ein großes Floß zu bauen. Es maß 8 mal 15 Meter für 149 Menschen. Es versank bei Betreten so tief, dass die eng aneinander gedrängten Schiffbrüchigen sofort hüfthoch im Salzwasser standen. An Seile gekettet, sollten die Rettungsboote das völlig überladene Floss an Land ziehen. Das misslang. So kappte man nach kurzer Zeit die Seile und überließ die Schiffbrüchigen sich selbst. Franzobels Roman beginnt mit der „Rettungssituation“. Er beschreibt, was Théodore Géricaults Bild zeigt, die Situation, als der Kapitän der Argus das Elends-Floß der Medusa mit 15 eher wie lebende Toten ausschauenden Überlebenden nach 13 Tagen Irrfahrt entdeckt. An einer Leine herabhängende graue Trockenfleischstreifen, ein im Gebälk steckengebliebener, abgetrennter Fuß zeugen von Kannibalismus. Die Menschen hatten sich gegenseitig aufgegessen, um zu überleben.
2floss.der.medusa2Es ist ein ergreifender, gewaltiger Roman, der gewisse Parallelen zur Gegenwart aufzeigt und, wenn man wollte, auch als Parabel zum heutigen Flüchtlingsdrama im Mittelmeer verstanden werden könnte. Es ist ein Roman der zeigt, dass Menschen in jeder Gesellschaft unter bestimmten Bedingungen zu Barbaren werden können.

Auf das Thema gestoßen ist Franzobel „durch eine Nebenbemerkung eines Theaterintendanten“. Auch Géricaults romantisches Bild „Floß der Medusa“ habe er nicht wirklich gekannt. Er habe das Bild im Louvre studiert und viel über den Fall und Seereisen zu Anfang des 19. Jahrhunderts recherchiert. Sein ursprüngliches Vorhaben, den Roman im romantischen Stil zu verfassen, habe er jedoch wieder aufgegeben, da es  ihn zu sehr wie eine Sprachmaske erschienen wäre. Drei Jahre hat Franzobel an dem Werk gearbeitet, wobei es ihm mitunterschwer fiel, Abstand zu finden, und er mitunter „selbst nicht mehr wusste, was historisch und was erfunden war“, so der Autor.

Kieferninseln

Marion Poschmann und Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow
Marion Poschmann und Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow

Als zweite im Shortlist-Reigen unterhielten sich Marion Poschmann, „Kieferninseln, Suhrkamp,  und Alf Mentzer. Die Berliner Germanistin und Slawistin erhielt unter anderem den  Peter-Huchel- Preis und den Ernst-Meister-Preis für Lyrik, gewann 2013 den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und stand bereits mit ihrem Roman „Die Sonnenposition“ auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Poschmanns psychologisch hintergründiger, völlig absurder Roman erzählt von einer wahnhaften Kurzschlußhandlung: Der Privatdozent und Bartforscher Gilbert Silvester hat geträumt, dass seine Frau ihn betrügt, und da ihn dieser Traum den ganzen Tag über verfolgt, wird hieraus für ihn Realität. Er stellt seine Frau schließlich zur Rede. Als diese ihm daraufhin vorwirft, er habe sich morgens doch selbst aus dem Haus geschlichen, „geht sie zu weit, ihm dafür noch die Schuld zu geben“. Nach einem hässlichen Streit bleibt ihm keine andere Wahl, als seine Frau Hals über Kopf zu verlassen. Gilbert Silvester steigt ins erstbeste Flugzeug und reist nach Japan. Dort fallen ihm die Reisebeschreibungen des klassischen Haiku-Dichters Bashō in die Hände, und plötzlich hat er ein Ziel: Wie die alten Wandermönche möchte auch er den Mond über den Kieferninseln sehen. Auf der traditionsreichen Pilgerroute könnte er sich in der Betrachtung der Natur verlieren und seinen inneren Aufruhr hinter sich lassen. Aber noch vor dem Start trifft er auf den suizidalen Petrochemie-Studenten Yosa, der mit einer ganz anderen Reiselektüre, einer „Anleitung zur Selbsttötung“ unterwegs ist, dem ‚Complete Manual of Suicide‘.

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Die Geschichte wird immer absurder, wobei ein wesentlicher Reiz des Romans im hohen Neurotizismusgrad des Protagonisten liegt, der den unterschiedlichsten Illusionen, Lebenslügen und Einbildungen aufsitzt, und alles im Nachgang solange rationalisiert, bis es für ihn passt, bis sein Verhalten für ihn beinahe zwingend unvermeidbar erscheint: „Im Airbus auf dem Weg nach Tokyo trank er grünen Tee, sah zwei Samuraifilme in der Rückenlehne des Vordersitzes und überzeugte sich immer wieder davon, daß er nicht nur alles richtig gemacht hatte, sondern daß sein Handeln unausweichlich gewesen war, daß es weiterhin unausweichlich war und unausweichlich sein würde, nach seiner persönlichen Meinung und nach der Meinung der Welt.“ (Kieferninseln, Suhrkamp-Verlag 2017, Seite 8).

Die Hauptstadt

Robert Menasse mit 3-Sat-Moderator Gert Scobel. Foto: Diether v. Goddenthow
Robert Menasse mit 3-Sat-Moderator Gert Scobel. Foto: Diether v. Goddenthow

Robert Menasse, dritter Autor im Shortlistreigen mit 3-Sat-Moderator Gert Scobel, ist in seinem spannenden EU-Roman „Die Hauptstadt“, Suhrkamp-Verlag, auf’s Schwein gekommen, auf das Borstenvieh als Universal-Metapher vom Glücks- bis zum Dreckschwein für alles, was Menschen sind und sein können. „Ich wollte versuchen zu erzählen: Was machen eigentlich die Menschen in der Europäischen Kommission. Sie haben ein schlechtes Image, sie sind irgendwie so mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert“ und jeden Tag werde die Europäische Kommission aus politischem Kalkül  wie eine Sau durch’s Dorf getrieben, so der promovierte Autor. Er studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft. Sechs Jahre lehrte er – zunächst als Lektor für österreichische Literatur, dann als Gastdozent am Institut für Literaturtheorie – an der Universität São Paulo.

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Auch als  „Querschnittmaterie“ eignet sich das Schwein bestens. Denn quer durch die Europa-Bürokratie sind unter Umständen ganz unterschiedliche Abteilungen für „das Schwein“ zuständig. Das hängt davon ab, „ob das Schwein noch im Stall steht, oder ob es geliefert wird für den Schlachthof, ob es im Schlachthaus ist oder ob es bereits in der Weiterverarbeitungsindustrie ist oder im Container für den Export“, so Menasse. Jeweils sei ein anderer dafür zuständig. „Das ist ein Glücksfall, wenn man erzählen will, was die Bürokratie macht.“  Und ein zweiter Grund für die Wahl des „Schweins“ sei, dass das herumlaufende Schwein die verschiedenen Hauptfiguren des Romans miteinander verbinde, die sich zufällig am selben Platz im Zentrum von Brüssel befänden, ohne voneinander zu wissen, so Menasse. Im Kern geht es jedoch nicht nur ums Schwein. Es geht auch um einen Kriminalfall vor dem Hintergrund, dass eine Beamtin der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission mit Hilfe eines Referenten das Image der EU-Kommission aufpolieren soll. Gleich zu Beginn gibt es einen Toten. Die Polizei kommt.

Es ist ein spannendes Buch mit fundiert recherchierten EU- Insiderinformationen, welches den Bogen weit spannt zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen.

Außer sich

Sandra Kegel mit Sasha Marianna Salzmann. Foto: Diether v. Goddenthow
Sandra Kegel mit Sasha Marianna Salzmann. Foto: Diether v. Goddenthow

Als Vierte in der Folge las und präsentierte Sasha Marianna Salzmann im Interview mit Sandra Kegel ihren autobiographisch gefärbten Debüt-Roman „Außer sich“, Suhrkamp-Verlag. Vor dem Hintergrund des Schicksals einer jüdischen Familie in Moskau, die aufgrund antisemitischer Anfeindungen in den neunziger Jahren nach Deutschland emigriert, erzählt die Autorin vom entwurzelten Schicksal des inzestuös verbandelten Zwilling-Paars Alissa und Anton. Noch in Berlin schmeißt Alissa ihr Mathematikstudium. Es hält sie vom Boxtraining ab. Anton verschwindet spurlos, bis irgendwann eine Postkarte aus Istanbul  kommt, ohne Text, ohne Absender. Alissa macht sich auf nach Istanbul, um in der zerrissenen, flirrenden  Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte nach ihrem verschollenen Bruder zu suchen, aber vor allem nach ihren eigenen Wurzeln, nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht. Dabei thematisiert die Autorin perspektivisch Zugehörigkeitsfragen, erzählt humorvoll von brüchigen Identitäten und skizziert ganze Lebensgeschichten aus vier Generationen ihrer Familie.

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Sasha Marianna Salzmann, unter anderem seit der Spielzeit 2013/2014 Hausautorin am Maxim Gorki Theater Berlin, deren Stücke international aufgeführt und ausgezeichnet wurden, studierte Literatur/Theater/Medien sowie Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. „Außer sich“  ist ihr Debütroman, für den sie im November den Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung im Frankfurter Literaturhaus erhalten wird..

 

Schlafende Sonne

Thomas Lehr mit Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow
Thomas Lehr mit Alf Mentzer. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Abschlussrunde des Shortlist-Abends bestritt Thomas Lehr „Schlafende Sonne“, Suhrkamp mit Alf Mentzer. Thomas Lehr stand bereits 2005 und 2010 auf der Shortlist. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2012 mit dem Marie-Luise Kaschnitz-Preis und 2015 mit dem Joseph Breitbach-Preis. „Schlafende Sonne“ ist Teil 1 einer Roman-Trilogie geworden, als Thomas Lehr beim Schreiben seiner Dreiecksgeschichte zwischen der Malerin Milena Sonntag, ihrem Mann Jonas und ihrem ehemaligen Philosophielehrer, mit dem sie ein halbamouröses und haltwahlverwandtschaftliches Verhältnis verbindet, der Stoff entglitt und der Autor anfing, über sich selbst nachzudenken. „Da wurde der Physiker Jonas plötzlich zum Solarphysiker, und dann fing ich an über die Sonne nachzudenken, und dann merkte ich: ‚Oh, jetzt willst du einen Roman eigentlich so ziemlich über alles schreiben, was dich interessiert!‘“ Da habe man nur zwei Möglichkeiten, so Lehr:– „Entweder man hört auf oder man fängt an!“. Lehr hat sich auf das „Anfangen“ eines „sehr markanten Projektes“ eingelassen, wie er sagt, „was mich selbst, an die Grenzen dessen bringt, was ich schöpferisch entscheiden kann!“ Lehrs sehr potente Zentralmetapher dabei ist die Sonne. Auf Menasses „Die Hauptstadt“ anspielend: „Die Sonne ist mein Schwein“, vielmehr die Sonne und das Licht in seinen Hauptfacetten, nicht nur als ganz konkretes physikalisches Licht, sondern auch mit dem Motiv des Lichtes im 20. Jahrhundert. Das habe ihn umgetrieben, „weil es gewissermaßen mein oder unser Jahrhundert ist“, so Lehr.

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Im 20. Jahrhundert sei mit dem Licht, auch physikalisch betrachtet, viel Neues passiert: So habe sich mit „der Entdeckung der Quanten- und der Relativitätstheorie, die sich beide mit dem Licht beschäftigen, unser Weltbild verändert“, so der Autor. Auch die Malerei habe im 20. Jahrhundert neue Schritte unternommen. Und über das Licht als Synonym für Wahrheit und Erkenntnis, „das Licht der Erkenntnis, kam mein Steckenpferd, die Philosophie auch noch dazu“, so Lehr. Zuletzt kreiste sein Interesse um das Licht der  Sonne „als solare Physik, als Physik der Sonne und aber auch als Synonym für politische Macht.“  Von Echnaton bis zum Hakenkreuz haben sich schon immer die Mächtigen des Lichtes als Symbol politischer Macht  bemächtigt. Das alles entstand während des Schreibens, und er beschloss dies auf diese Dreiecksgeschichte draufzusetzen. Er stellte fest, wenn er noch eine vierte Figur einführe, was er mit dem 106jährigen Augenzeugen Friedrich Bernsdorf tat, kann die ganze mehrbändige, insgesamt dann 1500 bis 2000 Seiten lange Geschichte in drei Bänden gelingen.

„Schlafende Sonne“ der erste Band seines „Universal-Romanprojektes“ ist ihm schon mal  geglückt. Von einem einzigen Tag, dem 19. August 2011, ausgehend, entwirft er während eines Vernissagenbesuches   im Rückblick sprialförmig  ein  ein Jahrhundert umfassendes Geschichtslabyrinth: Hierzu lässt er den Dokumentarfilmer und Philosophielehrer Rudolf Zacharias zu einer Vernissage seiner früheren Studentin Milena Sonntag nach Berlin reisen. Auf der Ausstellung bringt er seine künstlerische Lebensbilanz und die historischen Katastrophen nebst privater Verwicklungen dreier Menschen neu zur Sprache. Sie führen ihn von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs bis ins heutige Berlin.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Frankfurter Buchmesse und Oper Frankfurt kooperieren ab Spielzeit 2017/18

Alte Oper Frankfurt Foto: Diether v. Goddenthow
Alte Oper Frankfurt Foto: Diether v. Goddenthow

Die Frankfurter Buchmesse (11.-15. Oktober 2017) und die Oper Frankfurt haben zum Start der Spielzeit 2017/18 eine Kooperationsvereinbarung beschlossen. Ziel der strategischen Partnerschaft ist es, sowohl dem Opern- als auch dem Buchmessepublikum Kulturerlebnisse internationalen Zuschnitts aus der jeweils anderen „Sparte“ zu bieten.

„Kulturinteressierte Bürgerinnen und Bürger können sich für große Literatur ebenso begeistern wie für Opernaufführungen. Mit ihren opulenten Inszenierungen ist die Oper Frankfurt für Musikliebhaber in Deutschland und in der ganzen Welt ein Leuchtturm mit besonderer Strahlkraft. Wir freuen uns deshalb auf die Zusammenarbeit mit Bernd Loebe und seinem Team und hoffen, dass wir die Kulturinteressierten in Frankfurt und weltweit stärker vernetzen und ihnen gemeinsam neue kulturelle Highlights bieten können“, sagt Markus Gogolin, Leiter Strategisches Marketing DACH bei der Frankfurter Buchmesse.

logoPraktischer Hinweis: Für die Vorstellungen am 13., 15., 21. und 29. Oktober sowie am 4. November 2017 sind Tickets ausschließlich über die Vorverkaufskasse am Willy-Brandt-Platz mit Nachweis über den Besuch der Frankfurter Buchmesse erhältlich.

Buchblog-Award: Die Shortlist steht fest #bubla17

cover-buchblog14 Nominierte auf der Shortlist / Bekanntgabe der Sieger-Blogs und Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober

Aus 400 werden 14: Nach der öffentlichen Abstimmung über die eingereichten Buchblogs haben es jeweils sieben auf die Shortlist des Buchblog-Awards geschafft. Sie erhielten im Publikums-Voting die meisten Stimmen.

Die nominierten Blogs für den Hauptpreis „Bester Buchblog“:
Book Broker
Brösels Bücherregal
Die Buchbloggerin
Kaffeehaussitzer
Literaturcafé
page & me
Papier und Tintenwelten

Vom Publikum nominiert für den Sonderpreis, der für den besten Instagram-Account, Videoblog, Podcast oder die beste Facebook-Seite ausgerufen wurde, sind:
@literarischernerd (Instagram)
Bücherwunder (Videoblog)
BuchGeschichten (Videoblog)
Durch die Gegend (Podcast)
Goldschrift (Videoblog)
Pierre Petermichl (Facebook)
VersTand (Videoblog)

Aus diesen 14 Shortlist-Kandidaten wählt die Jury in den kommenden Wochen die Gewinner des Haupt- und Sonderpreises aus. Der Jury gehören an: Felicitas von Lovenberg (Verlegerin, Piper Verlag), Sarah Reul (Buchhändlerin und Bloggerin, Buchladen am Freiheitsplatz, Hanau / pinkfisch.net), Dirk von Gehlen (Leiter Social Media / Innovation, Süddeutsche Zeitung), Elisabeth Rank (Redakteurin und Autorin) und Frank Krings (PR-Manager, Frankfurter Buchmesse).

Den Siegerinnen und Siegern winkt je eine Übernachtung im Literaturhotel Wedina in Hamburg inkl. Fahrtkosten und jeweils ein Bücherscheck über 100 Euro. Außerdem können sie bei den Buchpreisbloggern zum Deutschen Buchpreis 2018 teilnehmen.
Die Gewinner für den besten deutschsprachigen Buchblog und den besten Podcast, Videoblog oder Instagram-Account zum Thema Bücher werden auf der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober 2017, 12 Uhr, im Forum Börsenverein, Halle 3.1 H 85, bekanntgegeben und ausgezeichnet.

Der Award

NetGalley Deutschland und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels suchen mit dem Buchblog-Award den besten deutschsprachigen Buchblog. Die erste genreübergreifende Auszeichnung für Buchblogs im deutschsprachigen Raum zeichnet Blogs aus, die aktiven Einfluss auf das öffentliche Gespräch über Bücher nehmen und ihre Zielgruppen charakteristisch ansprechen.

Die Initiatoren

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist die Interessenvertretung der deutschen Buchbranche gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit. Er wurde 1825 gegründet und vertritt rund 5.000 Buchhandlungen, Verlage, Zwischenbuchhändler und andere Medienunternehmen. Er veranstaltet die Frankfurter Buchmesse, vergibt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie den Deutschen Buchpreis, engagiert sich in der Leseförderung und für die Freiheit des Wortes.

NetGalley ist eine Online-Plattform und ein Netzwerk für Buchverlage und professionelle Leser. NetGalley ermöglicht Rezensenten, Bloggern, Journalisten, Buchhändlern, Bibliothekaren und Lehrenden kostenlosen Zugang zu digitalen Lese- und Rezensionsexemplaren und unterstützt Verlage beim Bekanntmachen neuer und noch unveröffentlichter Titel.

Ansprechpartnerin: Karina Elm, karina.elm@netgalley.com, +49 (0) 30 23456 340
Hashtag zum Award: #bubla17
Website: www.buchblog-award.de
Facebook: www.facebook.com/BuchblogAward
Twitter: @BuchblogAward

Die Autoren der Shortlist Deutscher Buchpreis 2017 Am 23. September im Literaturhaus Frankfurt

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Bereits im dreizehnten Jahr bringt der Deutsche Buchpreis deutschsprachige Literatur ins Gespräch und gewinnt damit die Aufmerksamkeit der Leser wie Literaturkritiker gleichermaßen. Die Shortlist-Veranstaltung knüpft an diesen Erfolg an: Zum zehnten Mal präsentieren das Kulturamt Frankfurt am Main und das Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung, die den Preis vergibt, die Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises vor der Preisverleihung Mitte Oktober. Fünf der sechs Finalisten, die in diesem Jahr in der Endauswahl für den deutschsprachigen Roman des Jahres stehen, werden am 23. September im Literaturhaus in Lesungen und Gesprächen vorgestellt. Der sechste Nominierte, Gerhard Falkner, kann an diesem Abend nicht in Frankfurt sein. Der „Shortlist-Abend“ ist für das Frankfurter Publikum die einmalige Chance, die Nominierten des Deutschen Buchpreises vorab zu erleben. Die Moderationen übernehmen Sandra Kegel, Gert Scobel und Alf Mentzer.

hr2-kultur bleibt auch im zehnten Jahr Medienpartner und sendet Ausschnitte der Veranstaltung ab 2. Oktober.

Der Abend:
18.00 h: Begrüßung: Hauke Hückstädt, Dr. Ina Hartwig, Alexander Skipis
18.15 h: Franzobel: Das Floß der Medusa; Moderation: Sandra Kegel, F.A.Z.
18.45 h: Marion Poschmann: Die Kieferninseln; Moderation: Alf Mentzer, hr2-kultur
19.15 h: Robert Menasse: Die Hauptstadt; Moderation: Gert Scobel, 3sat
19.45 h: PAUSE
20.15 h: Sasha Marianna Salzmann: Außer sich; Moderation: Sandra Kegel, F.A.Z.
20.45 h: Thomas Lehr: Schlafende Sonne; Moderation: Alf Mentzer, hr2-kultur

Karten (12/8 €) ab 15.09. (14 h) unter literaturhaus-frankfurt.de. Im Online-Kartenshop: https://literaturhaus-frankfurt.reservix.de/events, über das Kartentelefon: 069 – 40 76 62 58 0 (Ticketanbieter ADticket) und ADticket-VVK-Stellen: https://www.adticket.de/Liste-der-Vorverkaufsstellen.html?filter_city=&filter_zip=&limit=30&limitstart=0

Die Veranstaltung „Die Autoren der Shortlist – Deutscher Buchpreis 2017“ ist eine Kooperation des Kulturamtes Frankfurt am Main und des Literaturhauses Frankfurt. Partner ist die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung. Medienpartner ist hr2-kultur.
Sendung auf hr2-kultur: 02.10. bis 07.10. um 9.30 h und 15 h.

Literaturhaus-Veranstaltungskalender 

Ort:
Literaturhaus Frankfurt e.V.
Schöne Aussicht 2,
60311 Frankfurt am Main

„Abgedreht. Die Filmfabrik von Michel Condry“ lädt im Frankfurter Filmmuseum zum Do-it-Yourself-Kurzfilm-Dreh ein

Es wird kreativ, verrückt, laut, schrill, lustig und mal ganz anders: Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Gondry verwandelt das Deutsche Filmmuseum vom 14. September 2017 bis 28. Januar 2018 in einen interaktiven Parcours. Hier ist Teamgeist gefragt: In nur drei Stunden drehen Gruppen von fünf bis zwölf Personen ihren eigenen Kurzfilm – der Eintritt ist frei. Foto: Diether v. Goddenthow
Es wird kreativ, verrückt, laut, schrill, lustig und mal ganz anders: Abgedreht!
Die Filmfabrik von Michel Gondry verwandelt das Deutsche Filmmuseum
vom 14. September 2017 bis 28. Januar 2018 in einen interaktiven Parcours.
Hier ist Teamgeist gefragt: In nur drei Stunden drehen Gruppen von fünf bis
zwölf Personen ihren eigenen Kurzfilm – der Eintritt ist frei. Foto: Diether v. Goddenthow

„Abgedreht. Die Filmfabrik von Michel Gondry“, die weltweit bereits in 12 Städten – von New York über Moskau bis Tokio – unzählige Menschen aller Altersgruppen dazu animierte, in unvorstellbaren 3 Stunden einen eigenen Genre-Kurzfilm bis zur fertigen DVD zum Mitnehmen zu drehen, kommt unter dem Motto „Frankfurt auf Französisch“ als Teil des Gastlandauftritts Frankreichs bei der Frankfurter Buchmesse 2017 vom 14.September 2017 bis 28.Januar 2018 ins Filmmuseum Frankfurt.

Paul de Sinety Foto: Diether v. Goddenthow
Paul de Sinety Foto: Diether v. Goddenthow

Paul de Sinety, Generalkommissar Frankreich 2017 – Ehrengast der Frankfurter Buchmesse – betonte, dass der Ehrengastauftritt die gemeinsame Position Deutschlands und Frankreichs im Sinne einer europäischen Strategie der Kulturen im digitalen Zeitalter für eine Europa der gemeinsamen Kulturstätten stärken und ein Schaufenster für französische Innovationen im Kultursektor sein solle, wofür auch Condrys interaktive Filmfabrik stehe.

Catherine Briet. Foto: Diether v. Goddenthow
Catherine Briet. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Leiterin der Kulturabteilung der Französischen Botschaft, Catherine Briet, versicherte, dass es für die Französische Botschaft und das Institut français Deutschland eine große Ehre sei, Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse zu sein, was sie mit Stolz erfülle. In diesem Rahmen werde die Frankfurter Buchmesse für Frankreich nicht nur ein wichtiger Treffpunkt für die Verlags- und die Buchbranche, sondern auch „höchst bedeutender politischer Moment“. Frankreich habe in Deutschland ein französisches Kulturjahr eingeläutet – unter dem Motto „Frankfurt auf Französisch“ finden seit Anfang Januar mehr als 450 Veranstaltungen in ganz Deutschland statt, nicht nur im Bereich des Schreibens, sondern mit dieser heute eröffneten Veranstaltung „Filmfabrik“ jetzt auch im Bereich Filmen, Kino und Medien.

Dr. Helmut Müller. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Helmut Müller. Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der angesichts der weltweiten und europäischen Turbulenz den Zeitpunkt von Frankreichs Ehrengastrolle auf der Frankfurter Buchmesse 2017 für äußerst gut gewählt hält, weiß, dass Partnerschaft nicht davon lebt, „dass man nur rezeptiv unterwegs ist, sondern, dass man zusammen arbeitet, sich unterhält, streitet, sich wertschätzt, aber dass man eben immer zu gemeinsamen Lösungen kommen muss.“ Und wenn man sich, auf das Projekt Filmfabrik bezogen, „den Zeitraum von drei Stunden anguckt, ist der Druck zu Lösungen zu kommen, erheblich“. Die Vorstellung, dass Leute, die sich nicht kennen, zusammenkommen, in drei Stunden vereinbarten, was sie machen wollten, und das nicht nur aufschrieben, was sie machen wollten, sondern es „wirklich dann machen“, dass hat Dr. Helmut Müller fasziniert und neugierig gemacht, und war mit ein wichtiger Punkt, das Projekt zu unterstützen.

Zum Projekt: „Abgedreht. Die Filmfabrik“ – Selbermachen statt Zugucken

Herzstück der Filmfabrik ist eine Auswahl von Kulissen, die in Genrefilmen eine Rolle spielen könnten, vom Café über die U-Bahn bis hin zum Friedhof. Sobald der Inhalt festgelegt ist, die Rollen verteilt und die Kostüme ausgesucht sind, kann es losgehen: Für den eigentlichen Dreh bleibt eine Stunde Zeit. Foto: Diether v. Goddenthow
Herzstück der Filmfabrik ist eine Auswahl von Kulissen, die in Genrefilmen eine
Rolle spielen könnten, vom Café über die U-Bahn bis hin zum Friedhof. Sobald
der Inhalt festgelegt ist, die Rollen verteilt und die Kostüme ausgesucht sind,
kann es losgehen: Für den eigentlichen Dreh bleibt eine Stunde Zeit. Foto: Diether v. Goddenthow
Frauke Haß. Foto: Diether v. Goddenthow
Frauke Haß. Foto: Diether v. Goddenthow

„Abgedreht“ sei kein Projekt für couch-potatoes, da ginge es nicht um passives „ich lass das mal über mich ergehen, und guck mir mal was an!“ Nein, da sei man gefragt als Kamerafrau oder Kameramann, als Schauspieler, als Drehbuchautor, Skriptmacher, Musikmacher und was auch immer, da müsse man ran an den Speck, und innerhalb von drei Stunden in Kleingruppen von 5 bis 12 Personen einen Film drehen, bringt Frauke Hass, Pressechefin des Filmmuseums, den Projektansatz gleich zu Beginn des Pressegesprächs auf den Punkt.

Einem genauen Protokoll folgend durchläuft die Gruppe, deren Mitglieder sich oft erst vor Ort kennenlernen, gemeinsam alle Stationen der Filmfabrik – von der Auswahl eines Genres und Titels für den Film, über den Entwurf der Handlung und die Rollenverteilung bis hin zum Dreh selbst. Es entsteht ein kurzer Genrefilm, den die Teilnehmer/innen sich in der letzten Station, dem kleinen Kino, gemeinsam ansehen. Anschließend wandert der Film ins wachsende Archiv der Filmfabrik.

Dorfplatz aus dem Kulissen-Parcours der Filmfabrik.  Foto: Diether v. Goddenthow
Dorfplatz aus dem Kulissen-Parcours der Filmfabrik. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Herzstück der „Filmfabrik“ besteht aus einer Auswahl von Kulissen, vom „Café“ über 70er Jahre Schlafzimmer bis „Zelten im Wald“, die in Genrefilmen eine Rolle spielen könnten. Sobald der Inhalt festgelegt ist, die Rollen verteilt und die Kostüme ausgesucht sind, kann es losgehen: Für den eigentlichen Dreh bleibt eine Stunde Zeit.

Straßenbahn- Filmkulisse im Parcours der Filmfabrik. Foto: Diether v. Goddenthow
Straßenbahn- Filmkulisse im Parcours der Filmfabrik. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Ziel einer Filmemacher-Tour durch die Filmfabrik besteht nicht darin, ein filmisch perfektes Werk zu schaffen. Im Vordergrund des Projekts steht die Gruppendynamik, nämlich die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, die – ob einander bekannt oder unbekannt – unter erheblichen Zeitdruck innerhalb 3 Stunden ein gemeinsames Ziel, ihren Filmdreh, formulieren und realisieren „müssen“. Die katapultiert zumeist jeden einzelnen aus seiner Alltagssituation katapultiert und bringt völlig neue Selbst- und Gruppenerfahrungen.

Mitmachen können alle: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Laien und Profis, Singles oder Familien, Privat- oder Geschäftsleute. Die Filmfabrik möchte vor allem eines: Menschen zusammenbringen.

Der Treffpunkt ist im Eingangs-Foyer des Filmmuseums. Ein 45-minütiges, abwechslungsreiches, einstimmendes Warteprogramms sorgt für Abwechslung, bis jeweils die entsprechenden Kleingruppen zusammengefunden haben und zur Do-it-your-self-Film-Tour Einlass in die Filmfabrik erhalten.

Stefanie Plappert. Foto: Diether v. Goddenthow
Stefanie Plappert. Foto: Diether v. Goddenthow

Die einzelnen Phasen des Filmemacher-Prozesses bestehen aus „zwei Workshops, je 45 Minuten, in denen man sich über den Filmtitel, das Genre, das kleine Drehbuch, das man zu erstellen hat verständigt, sowie über die Rollenverteilung, die Kostüme und natürlich nicht zuletzt auch über die Schauplätze, an denen der eigene Film spielen soll“, erklärt Stefanie Plappert und unterstreicht: „Diese Verständigung oder der Abstimmungsprozess, der findet vollkommen demokratisch statt: Am Schluss kommt nur das ins Drehbuch, was die Gruppe mehrheitlich für gut befindet“.

Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow
Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Materialien wie Kostüme, Requisiten und Technik werden vom Filmmuseum gestellt, und was fehlt, müssen darüber hinaus die Teilnehmer „selber basteln“. Die Drehzeit in den Kulissen beträgt eine Stunde, was natürlich im Verhältnis zu Spielfilmen, die über mehrere Wochen abgedreht werden, „ein unglaublich enges Zeitfenster“, sei, so die Kuratorin. Aber es funktioniere, und die, die das schon durchgemacht haben, seien am Schluss zwar erschöpft, aber stolz mit einer DVD in der Hand wieder rausgegangen.

Zum Schluss noch ein selbstgemaltes Cover für die DVD-Hülle. Foto: Diether v. Goddenthow
Zum Schluss noch ein selbstgemaltes Cover für die DVD-Hülle. Foto: Diether v. Goddenthow
Gemeinsam wird die fertige DVD im kleinen Kino angeschaut. Foto: Diether v. Goddenthow
Gemeinsam wird die fertige DVD im kleinen Kino angeschaut. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Filmpremiere feiert die Gruppe gemeinsam zum Ende des Prozesses, nachdem noch ein Cover für die DVD-Hülle angefertigt wurde, in einem Kleinkino, „welches wir extra im dritten Stock aufgebaut haben“. „Ein Exemplar des Filmes bleibt hier bei uns im Archiv“, so Stefanie Plappert.

 

 

 

 

 

Das innere Kind wiederzuentdecken und den Wert von Kunst schätzen zu lernen

Liane Jessen. Foto: Diether v. Goddenthow
Liane Jessen. Foto: Diether v. Goddenthow

Nach ihren Erfahrungen als Testteilnehmerin zu „Abgedreht. Die Filmfabrik“ befragt, zog Liane Jessen, Leiterin Fernseh-Spiel und Spielfilm im Hessischen Rundfunk, eine positive, jedoch kritische Bilanz: „Also ich kann’s empfehlen! Ich bin Filmproduzentin im Spielfilmbereich und bin an diesem Sonntag hergekommen, einfach, weil ich für jeden Spaß zu haben bin. Und weil Kultur etwas mit Spaß zu tun haben sollte“. Sie habe aber nicht wirklich an das Konzept geglaubt, weil eben Filmemachen „kein demokratischer Prozess“ sei, aber diesen Widerspruch zu entdecken sei das Interessante, so Liane Jessen, die vor allem einen Gewinn darin sieht, das Menschen, die schon von Jugend an oftmals in Rollen zu festgefügt seien, ihre Rollenfächer verlassen müssten. Bei manchen Menschen löse das regelrechte Panik aus, könne aber dabei helfen, ein wenig das innere Kind wiederzuentdecken.

Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow
Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow

Vor allem zeige es den Teilnehmern den Wert der Kunst, was professionelle Schauspieler leisteten, und das Kunst wie eine gute Geschichte, ein Drehbuch usw. nicht mal nebenbei einfach so am Küchentisch entstehen könnten, wie das häufig so kolportiert würde, so die vor allem auch aus zig Tatortproduktionen bekannte Filmproduzentin. Für sie sei das Projekt ein Studentenspaß, ein spielerisches Projekt, welches Menschen aller Altersgruppen ermögliche, in einem höchst kreativen Prozess mit viel Spaß wertvolle gruppendynamische Selbsterfahrungen zu erleben.

„Filmfabrik“ passt in keine Schublade 

Christine Kopf. Foto: Diether v. Goddenthow
Christine Kopf. Foto: Diether v. Goddenthow

„Abgedreht. Die Filmfabrik“ passe auch in keinerlei Schublade, erläuterte Christine Kopf, Projektleiterin. Selbst wenn es darum ginge „Raum zu gestalten“ und vieles aufzubauen, und auch mal zu lassen, handele es sich nicht um eine klassische kuratierte Ausstellung zu einem Thema, wie das üblicherweise im Filmmuseum im dritten Obergeschoss geschehe. Die Filmfabrik sei, wie Michel Condry schon auf den ersten Seiten seines Büchleins festgehalten habe, kein edukatives Projekt:. „Es wird keinerlei pädagogische Begleitung gegeben. Das heißt aber natürlich nicht, dass man nichts über das Filmemachen lernen kann. Das ist wieder etwas anderes. Wie gesagt: Keine Schublade“, so die Projektleiterin.

Vorlage aus „Be Kind Rewind“

„Aus meiner Sicht ist Condrys Filmfabrik ein interaktiver Studienparcours“, den er aus der Kinofilm-Vorlage „Be Kind Rewind“ entwickelt habe, ist Christine Kopf überzeugt. In Michel Gondrys tiefgründiger US-Komödie „Be Kind Rewind“ von 2008 versuchen zwei Aushilfen nach Vernichtung aller VHS-Bänder ihrer Videothek den Laden über Wasser zu halten, indem sie beschließen, die von Kunden nachgefragten nicht mehr vorhandene Filme wie „Der König der Löwen“, „RoboCop“ oder „Ghostbusters“ einfach selbst nachzudrehen. Die beiden bedienen sich dabei nicht nur primitivster Filmtechnik und ihres schier unerschöpflichen Improvisationstalentes, sondern animieren die Leute des Viertels mitzumachen, was schließlich zu einer ansteckenden Solidaritätswelle führt, selbst wenn der Videothek am Ende Ruin trotzdem nicht erspart bleibt.

Wichtig ist der Gruppenprozess. Voneinander lernen. Foto: Diether v. Goddenthow
Wichtig ist der Gruppenprozess. Voneinander lernen. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Do-it-Yourself-Botschaft von Condrys Kino-Hit hatte einen wahren YouTube-Trend entfacht, und Condry zur Überlegung inspiriert, ob diese Film-Idee, Laien ihre eigenen kleine Filme entwickeln und realisieren zu lassen, nicht auch in einem anderen Format zu inszenieren sei. Das war die Geburtsstunde „Michel Gondrys Home Movie Factory“, die jetzt unter dem Namen „Abgedreht. Die Filmfabrik von Michel Gondry“ zum ersten Mal in Deutschland im Frankfurter Filmmuseum, und weltweit zum ersten Mal in einer Cinemathek gezeigt wird, so Christine Kopf.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

 

Wichtige Infos 
EINZELBESUCHER/INNEN können die kostenlose Tour durch die Filmfabrik dienstags bis freitags zwischen 11:15 Uhr und 15 Uhr sowie samstags und sonntags zwischen 10:15 Uhr und 14:45 Uhr starten.

Alle 45 Minuten beginnt eine neue dreistündige Tour, deren Gruppe sich aus voneinander unabhängigen Besucher/innen zusammensetzt. Plätze können online sowie vor Ort gebucht werden.

SCHULKLASSEN (von der 6. Klassenstufe an) können die Filmfabrik dienstags bis freitags vormittags besuchen. Eine Tour beginnt wahlweise zwischen 8:15 Uhr und 9:45 Uhr und endet entsprechend zwischen 12 Uhr und 13:30 Uhr.
Aufgrund der begrenzten Gruppengröße werden Schulklassen in zwei Gruppen geteilt.

TEAMBUILDING- UND FIRMENEVENTS – auch in größeren Gruppen – lassen sich ideal mit einer Tour durch die Filmfabrik verbinden. Ob mit anschließendem Dinner oder Sektumtrunk in den Kulissen – am besten ein individuelles Angebot einholen (buchbar ab 16:30 Uhr und nach Absprache).
Das Kino des Deutschen Filmmuseums bietet im Oktober passend zum Projekt eine Filmreihe zum Werk von Michel Gondry an.

Mehr Informationen zur Home Movie Factory von Michel Gondry:
facebook.com/thehomemoviefactorymichelgondry/
usinedefilmsamateurs.com/

Kontakt:
filmfabrik@deutsches-filminstitut.de
abgedreht.deutsches-filmmuseum.de
Telefon 069 / 961 220 585

 

Vorschau auf Highlights der Frankfurter Buchmesse vom 11. bis 15. Oktober 2017 – So viel Flächen wie nie!

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Buch-Branche präsentiert sich selbstbewusst und optimistisch. E-Books stagnieren, gedruckte Bücher beliebt und einfach unverzichtbar. Rechtehandel boomt / internationale Meinungsführer in Frankfurt / Festivalstimmung auf der Messe und in der Stadt

In einem hochpolitischen Jahr etabliert sich die Frankfurter Buchmesse (11.-15. Oktober 2017) mehr denn je zu einem Seismographen für globalgesellschaftliche Entwicklungen. „Wo das politische Weltgeschehen unübersichtlich wird, tiefe Risse nahezu alle Gesellschaften prägen und Fake News die journalistische Berichterstattung herausfordern, wächst der Wunsch nach verlässlichen Informationsquellen, nach fundiertem Wissen und gut recherchierten Nachrichten. Verlagen kommt hier eine enorme Bedeutung zu, und sie sind sich dieser Verantwortung bewusst“, sagte Juergen Boos heute anlässlich einer Pressekonferenz in Frankfurt.

Der Blick in die Programmvorschauen zeige, dass Verlage in einer schnelllebigen Zeit auf Qualität setzten: auf die sorgfältige Auswertung von Informationen und eine differenzierte Einordnung von Sachverhalten, so Boos weiter. Er führte aus: „2017 wird als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in dem viele Weichen gestellt wurden – das gilt für die Politik ebenso wie für ökonomische und gesellschaftliche Zusammenhänge, in Deutschland und in weiten Teilen der Welt. Auf der Frankfurter Buchmesse kommen Aussteller aus über 100 Nationen zusammen. An fünf Tagen steht hier nicht nur das Geschäft mit Inhalten im Vordergrund, vielmehr ist die Frankfurter Buchmesse der Ort, an dem die Branche beweist, dass sie auf der Höhe der Zeit ist: aufgeschlossen für Innovationen, stabil in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und meinungsstark wie eh und je.“

Ein Fest für die Literatur

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit Margaret Atwood, Cecilia Ahern, Paula Hawkins, Nicholas Sparks, Daniel Kehlmann, Paul Maar, Bergsteiger-Held Reinhold Messner, den Thriller-Autoren Ken Follett und Sebastian Fitzek, Bestseller-Philosoph Dr. Richard David Precht sowie Teenager-Star Lukas Rieger u.v.a. wird die Frankfurter Buchmesse wieder ein besonderes Festival der Literatur werden. Rund 1.800 Gäste, internationale Verleger und akkreditierte Pressevertreter haben am Messesamstag die seltene Gelegenheit, den US-Bestsellerautor Dan Brown live zu erleben: Er wird seinen neuen Thriller Origin vorstellen (Samstag, 14. Oktober 2017). Nach Messeschluss lockt das BOOKFEST Besucherinnen und Besucher mit einem vollen Veranstaltungsprogramm in verschiedene Locations in der Stadt. (www.bookfest.de)

Neues Format: Weltempfang Satelliten

Bei einem neuen Veranstaltungsformat, dem Weltempfang Satellit, trifft Messedirektor Juergen Boos auf bekannte Persönlichkeiten und Schriftsteller, um sich mit ihnen über Gegenwartsphänomene auszutauschen: Über den Einfluss von Fake News wird er mit Kriegsberichterstatterin Åsne Seierstad und einem der profiliertesten investigativen Journalisten, Hans Leyendecker, sprechen (Mittwoch, 11. Oktober). Leben und Schreiben im Exil wird Gegenstand des Gesprächs mit dem türkischen Publizisten Can Dündar und Autor Burhan Sönmez sein (Donnerstag, 12. Oktober). Dem Phänomen der Neuen Rechten schließlich wird sich Juergen Boos gemeinsam mit Thomas Wagner (Die Angstmacher) und Gerald Hensel (Werber und #keingeldfürrechts Initiator) widmen (Freitag, 13. Oktober, jeweils 9.30-10.15 Uhr im Business Club). Im Weltempfang, der kulturpolitischen Bühne der Frankfurter Buchmesse in Halle 3.1, werden unter dem Motto „Krise-Ordnung-Gestaltung“ aktuelle Konfliktfelder beleuchtet.

THE ARTS+

Im letzten Jahr bei THE ARTS+ war David Hockney, hier auf dem Stand des Taschenverlags, der Star unter Stars. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Im vergangenem Jahr bei THE ARTS+ war David Hockney, hier auf dem Stand des Taschenverlags, der Star unter Stars. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Bei THE ARTS+, dem im vergangenen Jahr gegründeten Business Festival rund um die Themen Digitalisierung, Kreativität und Gesellschaft, werden u.a. der Intendant der Berliner Volksbühne, Chris Dercon und Peter Weibel, Direktor des ZKM Karlsruhe erwartet. In Kooperation mit europäischen Institutionen aus der Politik, der Kreativwirtschaft und der Kultur findet am Messemittwoch der „THE ARTS+ Innovation Summit“ statt. In einem Werkstattgespräch wird das Künstlerkollektiv robolab (ZKM Karlsruhe) seinen Roboter „manifest“ vorstellen.

Rechtehandel boomt, internationale Meinungsführer positionieren sich in Frankfurt

Auch 2017 behauptet die Frankfurter Buchmesse ihre Position als wichtigste und größte Veranstaltung der internationalen Buchbranche. Das Rechtegeschäft in Frankfurt boomt: Mit 500 verkauften Tischen stellt das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) einen neuen Rekord auf. Die einflussreichsten Persönlichkeiten der Branche nutzen die Messe, um ihre Botschaften zu platzieren: Markus Dohle, CEO der Verlagsgruppe Penguin Random House, wird seine Sicht auf die globale Branchenentwicklung bei der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse (Dienstag, 10. Oktober) darlegen. Ebenfalls am Messedienstag wird mit Andrew Wylie einer der mächtigsten Literaturagenten der Welt die Business Club Conference THE MARKETS eröffnen, während bei der Abschlussdiskussion fünf starke Führungsfrauen das Wort ergreifen werden: Tracey Armstrong (Copyright Clearance Center, USA), Sophie de Closets (Fayard, Frankreich), Arpita Das (Yoda Press, Indien), Xandra Ramos-Padilla (National Book Store / Anvil Publishing, Philippinen) und Vicky Williams (Emerald Group, UK) werden sich über Karrierechancen und Hindernisse austauschen. Beim CEO Panel am Mittwoch, 11. Oktober 2017, stellt sich Carolyn Reidy, CEO der amerikanischen Verlagsgruppe Simon & Schuster, den Fragen der Branchenjournalisten. Sie ist die einzige Frau an der Spitze eines der „Big Five“ Publikumsverlage. Ebenfalls beim CEO Talk wird Guillaume Dervieux, der Generaldirektor von Albin Michel, Auskunft über die französische Buchbranche geben. Nils Rauterberg, Geschäftsführer von Audible Deutschland, wird im Business Club den Audible Hörkompass 2017 vorstellen und über die dynamische Entwicklung des Massenmediums Hörbuch sprechen. Unter dem Titel „Reporting the truth in the age of fake news“ werden Chad Thomas, Büroleiter Deutschland von Bloomberg News, und die leitenden Bloomberg News Redakteure Heather Harris und Matthew Miller über die Verantwortung von Medien im Zeitalter von Fake News diskutieren.

 

Ehrengastauftritt „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“

ehrengast-frankreich2Das Gastland der Frankfurter Buchmesse, Frankreich, stellt in Zeiten der Globalisierung nicht das Land, sondern die auf fünf Kontinenten und in rund 80 Ländern gesprochene französische Sprache in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten: 180 Autorinnen und Autoren, die in französischer Sprache publizieren, werden anlässlich des Ehrengastauftrittes erwartet, darunter Philippe Dijan, Michel Houellebecq, Édouard Louis, Alain Mabanckou, Yasmina Reza, Leïla Slimani, Amélie Nothomb und viele mehr. 143 deutschsprachige Verlage haben 555 Titel im Rahmen des Gastlandauftrittes aus dem Französischen ins Deutsche übertragen, 269 Verlage und Aussteller aus Frankreich und französischsprachigen Ländern treten in Frankfurt auf. „Die Ehrengastpräsentation Frankreichs steht unter der Schirmherrschaft des französischen Präsidenten Emmanuel Macron – das allein zeigt schon die politische Dimension dieses Auftritts. Im Wahljahr 2017 ist die Präsenz Frankreichs ein starkes Symbol der Solidarität und der Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich innerhalb Europas – und ein kultureller Höhepunkt“, sagte Juergen Boos.

 

Frankfurter Buchmesse 2017– so international wie nie

Wie im Vorjahr werden Aussteller aus über 100 Ländern die Frankfurter Buchmesse für ihren Auftritt nutzen: Premiere feiert der Gemeinschaftsstand „Publishers from Africa & Haiti“ auf der Frankfurter Buchmesse. Hier stellen erstmalig 20 französischsprachige Verlage ihre Publikationen aus 13 Ländern aus. Niger, Madagaskar und Gabun sind in diesem Jahr zum ersten Mal in Frankfurt vertreten. Die Präsenz befindet sich in der Halle 5.1 in direkter Nachbarschaft zum französischen Gemeinschaftsstand (Halle 5.1 E 17).

Erneut macht sich auf der Messe der „Ehrengasteffekt“ bemerkbar: Französische Aussteller haben in diesem Jahr ihre Fläche um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vergrößert. Norwegen, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019, hat flächenmäßig um 23 Prozent zugelegt, die Kanadier (Ehrengast 2020), die bereits 2016 sehr stark vertreten waren, haben jetzt schon 3 Prozent mehr Fläche gebucht. Ebenfalls sehr sichtbar war der Auftritt Georgiens im vergangenen Jahr – in diesem Jahr präsentiert sich der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2018 auf Vorjahresniveau.

Die Flächenbelegung der Aussteller aus Nordamerika sowie Nord-, West- und Mitteleuropas ist trotz Konsolidierungsprozessen stabil geblieben. Größeres Flächenwachstum verzeichnet die Messe aus Afrika, Zentralasien und dem Nahen Osten. Die Regionen Osteuropa (+8 Prozent), Iran (+ 6 Prozent) und Ostasien (+ 5 Prozent) legten leicht zu. Überraschend ist, dass vergleichsweise kleinere Buchmärkte wie etwa Kasachstan oder die baltischen Länder Estland und Litauen ihre Präsenz in Frankfurt im Vergleich zum Vorjahr signifikant ausgebaut haben. Auch die Schweizer Verlage präsentieren sich in diesem Jahr auf einer größeren Fläche (+ 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Die 6 Finalisten für den Deutschen Buchpreis 2017 stehen fest

Shortlist2(c)Gass-BoersenveDeutscher Buchpreis 2017: Sechs Romane im Finale. Die Jury hat sechs Romane für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2017 ausgewählt:

  • Gerhard Falkner: Romeo oder Julia (Berlin Verlag, September 2017)
  • Franzobel: Das Floß der Medusa (Paul Zsolnay, Januar 2017)
  • Thomas Lehr: Schlafende Sonne (Carl Hanser, August 2017)
  • Robert Menasse: Die Hauptstadt (Suhrkamp, September 2017)
  • Marion Poschmann: Die Kieferninseln (Suhrkamp, September 2017)
  • Sasha Marianna Salzmann: Außer sich (Suhrkamp, September 2017)

„Angesichts unserer Endlichkeit seien wir verpflichtet, kühn zu denken, hat Imre Kertész einmal geschrieben. Kühnes Denken: das ist es, was die Texte der Shortlist miteinander verbindet – bei aller thematischen und ästhetischen Unterschiedlichkeit. Allen gemeinsam ist das Bewusstsein, dass ernsthaftes literarisches Tun immer auch ein Brechen mit herrschenden Ordnungen im Sprechen, Denken und Fühlen bedeutet. Thematisch ist es die Frage danach, wer ‚wir‘ sind und wer ‚wir‘ sein wollen, die viele der Texte zusammenhält – womit auch Europa auf den Plan kommt. Und es besteht nach der Lektüre kein Zweifel: die Idee Europa, sie steht immer, im Besonderen gegenwärtig, auf dem Spiel, und es ist an uns Zeitgenossen, verantwortlich, und das heißt auch kühn, zu handeln“, sagt Katja Gasser (Österreichischer Rundfunk), Sprecherin der Jury des Deutschen Buchpreises 2017.

Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 200 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2016 und dem 12. September 2017 erschienen sind.

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2017 gehören neben Katja Gasser an: Silke Behl (Radio Bremen), Mara Delius (Die Welt), Christian Dunker (autorenbuchhandlung berlin), Maria Gazzetti (Casa di Goethe, Rom), Tobias Lehmkuhl (freier Kritiker, Berlin) und Lothar Schröder (Rheinische Post).

Mit dem Deutschen Buchpreis 2017 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 9. Oktober 2017 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Weitere Infos: Deutscher Buchpreis

BRIGITTE LIVE auf der Frankfurter Buchmesse Paula Hawkins, Peter Wohlleben und Zsuzsa Bánk zu Gast bei BRIGITTE LIVE auf der Frankfurter Buchmesse 2017

logoFrankfurt, 06.09.2017 – BRIGITTE LIVE ist wieder on Tour: Bereits zum dritten Mal präsentiert BRIGITTE in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse (11.-15. Oktober 2017) im Rahmen der Gesprächsreihe BRIGITTE LIVE drei bedeutende Autorinnen und Autoren. Die Veranstaltungen finden am 14. und 15. Oktober auf dem Messegelände statt. Alle Besucher der Messe haben freien Zutritt zu den Live-Talks mit Gastgeberin und BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber.

Den Auftakt der Gesprächsreihe macht am Samstag die britische Schriftstellerin Paula Hawkins. Ihr erster Spannungsroman Girl on the Train, auf Deutsch erschienen im Blanvalet Verlag, der sich seit Januar 2015 weltweit über 18 Millionen Mal verkauft hat, wurde zu einem internationalen Phänomen: In über 40 Sprachen übersetzt, eroberte er die internationalen Bestsellerlisten und wurde 2016 mit Emily Blunt in der Hauptrolle verfilmt. Paula Hawkins‘ zweiter Spannungsroman Into the Water erschien im Mai 2017. Die in Simbabwe aufgewachsene Journalistin spinnt erneut eine vielschichtige Erzählung, die in einer Kleinstadt an einem Fluss angesiedelt ist. In Into the Water geht es um Streiche, die uns unsere Erinnerungen spielen, und Gefahren, die entstehen können, wenn uns die Vergangenheit einholt und eine Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft bekommt. (Samstag, 14. Oktober 2017, 12.00 Uhr, Lesezelt)

Anschließend im Gespräch mit Brigitte Huber und Kulturredakteurin Meike Schnitzler: Bestsellerautor und Förster Peter Wohlleben. Seit 1991 lebt und arbeitet der Förster in der Eifel. Dort setzt er seine Vorstellungen von einem ökologisch wie ökonomisch vertretbaren Naturschutz erfolgreich um. Nebenbei entdeckte er seine Lust am Schreiben. Sein neuestes Werk: Das geheime Netzwerk der Natur (Ludwig Verlag). Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, lässt seine Leser in eine kaum ergründete Welt eintauchen. Er beschreibt auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und eigener Beobachtungen das Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Tieren: Wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Gibt es eine Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Arten? (Samstag, 14. Oktober 2017, 17.30 Uhr, Open Stage)

Am Sonntag begrüßt BRIGITTE die Autorin Zsuzsa Bánk. Die deutsche Schriftstellerin, geboren 1965, arbeitete als Buchhändlerin und studierte anschließend in Mainz und Washington Publizistik, Politikwissenschaft und Literatur. Für ihren ersten Roman Der Schwimmer wurde sie mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Deutschen Bücherpreis, dem Jürgen-Ponto-Preis, dem Mara-Cassens-Preis sowie dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien ihr Roman Schlafen werden wir später (S. Fischer Verlag), der eine Feier der Freundschaft und des Lebens ist. Die Schriftstellerin Marta und ihre Freundin Johanna fragen sich: Was fangen wir noch an mit diesem Leben, jetzt, nachdem wir die halbe Strecke schon gegangen sind? Beide Frauen wissen, dass sie noch mehr wollen. (Sonntag, 15. Oktober 2017, 11.30 Uhr, Open Stage)

BRIGITTE LIVE auf der Frankfurter Buchmesse:
Samstag, 14. Oktober 2017: Paula Hawkins (12.00 Uhr, Lesezelt)
Samstag, 14. Oktober 2017: Peter Wohlleben (17.30 Uhr, Open Stage)
Sonntag, 15. Oktober 2017: Zsuzsa Bánk (11.30 Uhr, Open Stage).
Mehr Informationen unter www.brigitte.de/LIVE.

Buchblog-Award: Öffentliches Voting für den besten Buchblog beginnt #bubla17

bba_buchpreisblogger2Longlist steht: 400 Nominierte / Öffentliche Abstimmung bis 11. September / Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober

400 Buchblogs, Videoblogs, Instagram-Accounts und Podcasts sind im Rennen um den Buchblog-Award 2017. Sie wurden in den vergangenen vier Wochen von deutschsprachigen Bloggerinnen und Bloggern eingereicht. Heute beginnt die öffentliche Abstimmung: Bis zum 11. September kann jeder unter www.buchblog-award.de/abstimmen seine Stimme abgeben und dabei mehrere Lieblingsblogs wählen. Pro Blog kann nur eine Stimme vergeben werden. Die Longlist kann auf der Seite anhand der Kategorien Krimi & Thriller, Romance, Fantasy, Literatur, Kinder-, Jugend- und Sachbuch durchsucht werden.

Aus den resultierenden 14 Shortlist-Kandidaten – sieben für den besten Buchblog, sieben für den besten Podcast, Videoblog oder Instagram-Account – wählt eine Jury die Gewinner des Haupt- und Sonderpreises aus. Der Jury gehören an: Felicitas von Lovenberg (Verlegerin, Piper Verlag), Sarah Reul (Buchhändlerin und Bloggerin, Buchladen am Freiheitsplatz, Hanau / pinkfisch.net), Dirk von Gehlen (Leiter Social Media / Innovation, Süddeutsche Zeitung), Elisabeth Rank (Redakteurin und Autorin) und Frank Krings (PR-Manager, Frankfurter Buchmesse).

Der Award

NetGalley Deutschland und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels suchen mit dem Buchblog-Award den besten deutschsprachigen Buchblog. Die erste genreübergreifende Auszeichnung für Buchblogs im deutschsprachigen Raum zeichnet Blogs aus, die aktiven Einfluss auf das öffentliche Gespräch über Bücher nehmen und ihre Zielgruppen charakteristisch ansprechen. Die Preisverleihung findet auf der Frankfurter Buchmesse 2017 statt.

Der Preis für den besten deutschsprachigen Buchblog und den besten Podcast, Videoblog oder Instagram-Account zum Thema Bücher wird auf der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober 2017, 12 Uhr im Forum Börsenverein, Halle 3.1 H85, verliehen.

Literarisches Blind Date: Deutsche Bank Stiftung präsentiert nominierten Roman für den Deutschen Buchpreis 2017

Logo_dbp_17_RGB  Am 5. September liest ein Anwärter oder eine Anwärterin auf den Deutschen Buchpreis 2017 in der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Die Besonderheit: Das Publikum erfährt den Namen des lesenden Gastes erst am Abend selbst. Zur Auswahl stehen die 20 Autorinnen und Autoren, deren Romane auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2017 stehen.

Veranstalter der Lesung ist die Deutsche Bank Stiftung, die seit 2014 Förderer des Deutschen Buchpreises ist. Die Moderation des Abends übernimmt Dr. Torsten Casimir, Chefredakteur des Fachmagazins der Buchbranche „Börsenblatt“. Der Eintritt ist kostenlos, um Anmeldung per E-Mail an die Deutsche Bank Stiftung (veranstaltungen@deutsche-bank-stiftung.de) bis zum 1. September wird gebeten. Aufgrund der begrenzten Kapazität werden die Plätze nach Eingang der Anmeldung vergeben.

Termin: 5. September 2017, 19 Uhr

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Ort: Deutsche Bank, Forum 1, Taunusanlage 12, 60325 Frankfurt am Main

Anmeldung: Bis 1. September 2017 über: https://www.deutsche-bank-stiftung.de/deutsche-bank-stiftung-laedt-ein-zur-blind-date-lesung/
Der Eintritt ist frei.