Kategorie-Archiv: Frankfurter Buchmesse

Die Jury des Deutschen Buchpreises 2019 ist gewählt

Sieben Jurymitglieder benannt / Titelmeldung für Verlage bis 27. März 2019 / Ausschreibung unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung

Die Jury für den Deutschen Buchpreis 2019 steht fest. Die Akademie Deutscher Buchpreis hat diese sieben Literaturexpertinnen und -experten in die Jury berufen:

  • Petra Hartlieb, Inhaberin der Buchhandlung „Hartliebs Bücher“ in Wien, Autorin, Jurorin beim Österreichischen Buchpreis 2017 und beim Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur 2018
  • Hauke Hückstädt, seit 2010 Leiter des Literaturhauses Frankfurt, Publizist, Kritiker und Lehrbeauftragter
  • Björn Lauer, Leitung Marketing und Einkauf der Buchhandlung Hugendubel in Frankfurt am Main
  • Jörg Magenau, freier Autor und Literaturkritiker für die Süddeutsche Zeitung, den rbb, Deutschlandfunk Kultur u.a., zuletzt Veröffentlichung des Titels „Bestseller“ (Hoffmann und Campe)
  • Alf Mentzer, Redakteur beim Hessischen Rundfunk, seit 2006 Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur, seit 2014 Ressortleiter des hr2-Tagesprogramms
  • Daniela Strigl, Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin, Jurymitglied u.a. des Ingeborg Bachmann Preises, des Deutschen Buchpreises 2009 und von 2013 bis 2015 Jurorin des Preises der Leipziger Buchmesse
  • Margarete von Schwarzkopf, Journalistin, Autorin und Moderatorin, Tätigkeiten u.a. bei der Katholischen Nachrichtenagentur, DIE WELT und dem Norddeutschen Rundfunk

Die Jurymitglieder entscheiden, wer den Deutschen Buchpreis 2019 erhält. Um eine größtmögliche Unabhängigkeit der Auszeichnung zu gewährleisten, wählt die Akademie Deutscher Buchpreis die Jury in jedem Jahr neu. Eine mehrmalige Jurymitgliedschaft ist möglich.

Verlage können Titel einreichen

Verlage können ab sofort ihre Titel für den Deutschen Buchpreis 2019 unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung benennen. Bis zum 27. März 2019 können jeweils zwei deutschsprachige Romane aus dem aktuellen oder geplanten Programm eingereicht und zusätzlich bis zu fünf weitere Titel aus dem aktuellen oder geplanten Programm empfohlen werden. Voraussetzung für die Bewerbung ist die Mitgliedschaft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband oder im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Die Bücher müssen zwischen 1. Oktober 2018 und dem 17. September 2019 (Bekanntgabe der Shortlist) erscheinen. Die Titel, Lese-Exemplare, E-Books und Fahnen können bis zum 14. Juni 2019 nachgereicht werden.

Der Roman des Jahres wird in einem mehrstufigen Verfahren ermittelt. Zunächst sichtet die Jury alle von den Verlagen eingereichten Romane und stellt eine 20 Titel umfassende Longlist zusammen. Diese wird am 20. August 2019 bekannt gegeben. Daraus wählen die Juroren sechs Titel für die Shortlist, die am 17. September 2019 veröffentlicht wird. An wen der Deutsche Buchpreis geht, erfahren die sechs Autorinnen und Autoren erst am Abend der Preisverleihung.

Die Verleihung findet am 14. Oktober 2019 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Den Deutschen Buchpreis 2018 gewann Inger-Maria Mahlke für ihren Roman „Archipel“.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Alle Informationen und das Online-Bewerbungsformular können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.

Der Hashtag zum Deutschen Buchpreis 2019 lautet #dbp19.

Deutscher Buchpreis 2019: Die Jury ist gewählt – Bis 27. März können Titel vorgeschlagen werden

buchkultur-2Sieben Jurymitglieder benannt / Titelmeldung für Verlage bis 27. März 2019 / Ausschreibung unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung

Die Jury für den Deutschen Buchpreis 2019 steht fest. Die Akademie Deutscher Buchpreis hat diese sieben Literaturexpertinnen und -experten in die Jury berufen:

  •  Petra Hartlieb, Inhaberin der Buchhandlung „Hartliebs Bücher“ in Wien, Autorin, Jurorin beim Österreichischen Buchpreis 2017 und beim Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur 2018
  • Hauke Hückstädt, seit 2010 Leiter des Literaturhauses Frankfurt, Publizist, Kritiker und Lehrbeauftragter
  • Björn Lauer, Leitung Marketing und Einkauf der Buchhandlung Hugendubel in Frankfurt am Main
  • Jörg Magenau, freier Autor und Literaturkritiker für die Süddeutsche Zeitung, den rbb, Deutschlandfunk Kultur u.a., zuletzt Veröffentlichung des Titels „Bestseller“ (Hoffmann und Campe)
  • Alf Mentzer, Redakteur beim Hessischen Rundfunk, seit 2006 Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur, seit 2014 Ressortleiter des hr2-Tagesprogramms
  • Daniela Strigl, Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin, Jurymitglied u.a. des Ingeborg Bachmann Preises, des Deutschen Buchpreises 2009 und von 2013 bis 2015 Jurorin des Preises der Leipziger Buchmesse
  • Margarete von Schwarzkopf, Journalistin, Autorin und Moderatorin, Tätigkeiten u.a. bei der Katholischen Nachrichtenagentur, DIE WELT und dem Norddeutschen Rundfunk

Die Jurymitglieder entscheiden, wer den Deutschen Buchpreis 2019 erhält. Um eine größtmögliche Unabhängigkeit der Auszeichnung zu gewährleisten, wählt die Akademie Deutscher Buchpreis die Jury in jedem Jahr neu. Eine mehrmalige Jurymitgliedschaft ist möglich.

Verlage können Titel einreichen

Verlage können ab sofort ihre Titel für den Deutschen Buchpreis 2019 unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung benennen. Bis zum 27. März 2019 können jeweils zwei deutschsprachige Romane aus dem aktuellen oder geplanten Programm eingereicht und zusätzlich bis zu fünf weitere Titel aus dem aktuellen oder geplanten Programm empfohlen werden. Voraussetzung für die Bewerbung ist die Mitgliedschaft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband oder im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Die Bücher müssen zwischen 1. Oktober 2018 und dem 17. September 2019 (Bekanntgabe der Shortlist) erscheinen. Die Titel, Lese-Exemplare, E-Books und Fahnen können bis zum 14. Juni 2019 nachgereicht werden.

Der Roman des Jahres wird in einem mehrstufigen Verfahren ermittelt. Zunächst sichtet die Jury alle von den Verlagen eingereichten Romane und stellt eine 20 Titel umfassende Longlist zusammen. Diese wird am 20. August 2019 bekannt gegeben. Daraus wählen die Juroren sechs Titel für die Shortlist, die am 17. September 2019 veröffentlicht wird. An wen der Deutsche Buchpreis geht, erfahren die sechs Autorinnen und Autoren erst am Abend der Preisverleihung.

Die Verleihung findet am 14. Oktober 2019 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Den Deutschen Buchpreis 2018 gewann Inger-Maria Mahlke für ihren Roman „Archipel“.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Alle Informationen und das Online-Bewerbungsformular können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.

Der Hashtag zum Deutschen Buchpreis 2019 lautet #dbp19.

Rückblick: Deutscher Buchpreis 2018

„Smartphone-Epidemie“ – Kurzsichtigkeit, IQ-Verlust, Notenverschlechterung – Manfred Spitzer warnt dringend vor einer weiteren Digitalisierung von Kindergärten, Schulen und sonstigen Lernorten

Bärbel Schäfer talkt mit Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer im ARD-Forum auf der 70. Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober 2018 über die Risiken und Nebenwirkungen  unkontrollierten Smartphone-Konsums bei Kindern und Jugendlichen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Bärbel Schäfer talkt mit Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer im ARD-Forum auf der 70. Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober 2018 über die Risiken und Nebenwirkungen unkontrollierten Smartphone-Konsums bei Kindern und Jugendlichen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Manfred Spitzer warnt auf der diesjährigen Buchmesse beim Talk mit Bärbel Schäfer im ARD-Forum dringend vor einer weiteren Digitalisierung von Lernmedien und unkontrolliertem Smartphone-Konsum bis zum 25. Lebensjahr. Seine zentralen, wissenschaftlich abgesicherten Aussagen über Negativfolgen wie Kurzsichtigkeit, IQ-Verlust, Notenverschlechterung und Suchtentwicklung hat Spitzer in seinem neuen, im Klett-Cotta-Verlag erschienen Werk „Smartphone-Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft“ festgehalten. Das 360 Seiten umfassende Werk nennt allein 100 internationale Studien auf 45 Seiten, die belegen, wie gefährlich insbesondere für Kinder und Jugendliche ungezügelter Handykonsum und eine Verdigitalisierung ihrer Lernmittel sind.

Gefahr Kurzsichtigkeit
Die Studien zeigten insgesamt, „dass das Ding (Smartphone) wirklich massive Risiken und Nebenwirkungen macht“, so  der Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer. Beispielsweise wisse man seit drei, vier Jahren, „dass sich bei Heranwachsenden Kurzsichtigkeit entwickelt, wenn sie zu viel in die Nähe auf einen Bildschirm schauten. Wenn das heranwachsende Auge versuche scharf zu stellen, schaffe es das nur durch Längenwachstum, wodurch zwangsläufig Kurzsichtigkeit entstünde, und zwar nur im Alter zwischen 0 und 25 Jahren“, so Spitzer. Zudem sei das Dumme halt, dass das Smartphone, welches das am meisten benutzte digitale Endgerät sei, auch noch den kleinsten Bildschirm habe, „weswegen man es, um zu lesen, besonders nah vor die Augen hält“, so der Neurowissenschaftler.
In Südkorea wären bereits 95 Prozent der Unter20jährigen  kurzsichtig. „Das nennt man Epidemie, und zwar Sehbehinderungs-Epidemie, eine erworbene Sehbehinderung, die normalerweise ein bis fünf Prozent der Bevölkerung betrifft“, erklärt Spitzer. In Europa liege die Kurzsichtigkeitsrate bei den Unter20jährigen mittlerweile bei 30 Prozent und in China, einem ähnlich wie  Korea hoch digitalisiertem Land,  bei 80 Prozent.

Gefahr Suchtpotential
Woran es denn liege, hakt Moderatorin Bärbel Schäfer nach, dass wir sehenden Auges auf eine medizinische Katastrophe zusteuerten und dass junge Menschen ein so emotionales Verhältnis zu ihrem Gerät entwickelten und sagten „das ist mein Leben“?
Unter anderem läge es daran, so Spitzer, dass viele Anwendungen, die auf dem Smartphone laufen, Sucht erzeugten. Das haben Programmierer selbst publiziert. In Südkorea gäbe es bereits 30 Prozent Smartphone-Süchtige, so der Neurowissenschaftler.

Das Smartphone macht süchtig. Das sei auch seit Sommer 2017 von der WHO als Krankheit anerkannt. „Über Jahre hinweg war es nur für die Forschung anerkannt, um es weiter zu untersuchen. Mittlerweile sind Internet und Computersucht eine anerkannte Krankheit“ und die laufe zumeist über das häufigste benutzte digitale Endgerät, nämlich über das Smartphone, genauso wie die Facebook-Sucht untersucht und bestätigt sei. Es wäre nachgewiesen, dass bei der Facebook-Sucht die gleichen Hirnzentren wie bei der Kokainsucht beteiligt wären. „Wir wissen darüber ganz viel. Ich wollte das Buch schreiben, damit keiner mehr sagen kann: ‚Hey, Sie wussten das alles, und Sie haben nichts gesagt. Wäre doch wichtig gewesen!‘ Jetzt kann keiner mehr sagen: ‚Wir haben’s nicht gewusst!‘“, erklärt Spitzer sein kompromissloses Engagement gegen den leichtfertigen, vom allgemeinen Mainstream und der Bitkom-Industrie befeuerten  Smartphone-Konsum von Kindern und Jugendlichen.

smartphone-epidemie4Die Facebook-Sucht funktioniere beispielsweise über die Verstärkung von bestimmten Verhaltensweisen: „Wir sind neugierige Menschen vor allem auf soziale Sachverhalte“, so Spitzer, und bei Facebook gäbe man Zeit rein und kriege Likes raus! „Menschen mögen gemocht werden – das ist eines unserer Grundbedürfnisse. Genauso sind wir von Grund auf neugierig: wir wollen wissen, was die anderen machen. Und wenn die uns dauernd Nachrichten schicken, gucken wir auch dauernd rein.“, erklärt der Neurowissenschaftler.

Gefahr IQ-Verlust
Es sei mittlerweile sogar wissenschaftlich nachweisen, dass Leute dann einen wesentlich geringeren IQ haben, wenn sie bei ihrer Arbeit ein Smartphone neben sich auf dem Schreibtisch liegen haben, selbst, wenn es ausgeschaltet ist: „Sie könnten es ja einschalten und etwas nachgucken. Und sie müssen dauernd versuchen, aktiv das nicht zu tun. Und weil wir diesen Impuls dauernd unterdrücken müssen, fehlt ihnen der Gehirnschmalz, zum Beispiel, wenn Sie einen IQ-Test machen, was sich so auswirkt, dass einer, der mit einem IQ von Gymnasiasten sein Smartphone auf den Tisch legt, dann bloß noch einen IQ von einem Hauptschüler hat“, erklärt der Neurowissenschaftler. Das habe eine große amerikanische Studie herausgefunden.
Selbst wenn das Smartphone ausgeschaltet in einer Handtasche läge, könne es die Konzentration beeinträchtigen, aber nicht ganz so schlimm, als wenn es auf dem Tisch läge. Auch das wurde untersucht, so Spitzer. Am ‚sichersten‘ sei es natürlich das Smartphone ausgeschaltet im Nachbarzimmer zu lassen, damit man es gar erst nicht sähe.

Gefahr von Lernverhinderung
„Wenn ich mich dem jetzt entziehe, bin ich ja plötzlich gestrig, old school, old fashion und gar nicht mehr vorne, wo angeblich alles passiert“, so Bärbel Schäfer und fragt: „Was antworten Sie denn  denen, die sagen: Sei nicht von gestern, wir müssen nach vorne?“. „Die sollten besser ihre Hausaufgaben machen, so Spitzer, denn es könne doch nicht sein, „dass wir dieses Ding kaufen, nur weil es alle kaufen, nur weil jemand sagt, das sei die Zukunft!“, so der Neurowissenschaftler. Er habe zwar auch Smartphone und Computer, weil es „ein tolles Werkzeug ist, wenn man bestimmte geistige Arbeiten verrichten will“. Aber tauge nicht zum Lernen!  Denn gelernt werde ja nicht durch Downloaden: „Mein Gehirn macht sowas nicht, kann es nicht. Gehirne lernen, indem sie arbeiten. Denn Gehirne müssen arbeiten, und wenn sie dann arbeiten, dann ändern sich die Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Die nennt man Synapsen, und die werden wirklich stärker. Und diesen Prozess nennen wir lernen“, erläutert Spitzer die neuronalen Basics des Lernens und legt noch ein Schippchen drauf: „alles, was ich dem Geist an Arbeit abnehme, verhindert Lernen. weswegen Computer Lernverhinderungsmaschinen sind!“, warnt der Neurowissenschaftler uns schimpft: Es sei daher ein Skandal, dass aber all unsere Schulen wider besseren Wissens dennoch digitalisiert werden sollen.

Gefahr von Notenverschlechterung

Längst sei nachgewiesen, dass, wenn Schulen digitalisiert würden, „der Lernerfolg um zirka 20 Prozent abnimmt“. Dazu gäbe es große, riesige Studien, die Spitzer alle in seinem Buch benennt. Wenn man Pisa-Daten der letzten 10 Jahre analysiere und schaue, wie sich Schüler der etwa 60 miteinander verglichenen Nationen in Pisa verändert haben und wie viel in jedem dieser Länder in digitale IT-Technik an Schulen investiert wurde, sähe man, dass überall dort, wo am meisten in die digitale schulische Infrastruktur gesteckt wurde, die Noten der Schüler am meisten heruntergegangen seien. Australien zum Beispiel investierte im Jahr 2008 rund 2,4 Milliarden mit der Folge, dass hier die Schüler in den PISA-Ergebnissen am heftigsten abgeschmiert sind und sich massiv verschlechtert hätten, so Spitzer. Der Neurowissenschaftler warnt dringend davor, hierzulande entgegen aller neuen Erkenntnisse der Neurowissenschaft   Kitas und Klassenzimmer digital aufrüsten zu wollen, während man in anderen Ländern aufgrund negativer Erfahrungen wie Verschlechterung der Schulnoten zurückrudere. So habe beispielsweise der französische Präsident Macron ab Herbst 2018 ein Smartphone-Verbot an Schulen durchgesetzt.

Marcron habe vielleicht eine große Londoner Studie von Wirtschaftswissenschaftlern über Telefonverbote zwischen 2002 und 2012 an 90 Schulen für 30 000 Schüler  gelesen. Der Effekt war, dass sich innerhalb der fünf Jahre nach dem Handyverbot die Notendurchschnitte im Vergleich der fünf Jahre vor dem Handybot deutlich verbessert hatten.

Gefahr, dass die Lernschwachen noch schwächer werden

Aber die Studie, die aufgrund der enormen Datenmenge Subgruppen-Analysen ermöglicht habe, hätte außerdem gezeigt, dass die Schwächsten, zirka 20 Prozent der Schüler, sich durch Smartphone-Verbot am meisten verbessert hätten. Der Notenschnitt der 20 Prozent besten Schüler änderte sich hingegen  nicht. In den Leistungsgruppen dazwischen ginge es mit der Notenverbesserung wie  in Treppchen. Es stimme also nicht, das man Bildungs-Gegerechtigkeit dadurch schaffe, indem man jedem Hartz-IV-Empfängerkind ein Smartphone oder anderes digitales Endgerät kostenlos zur Verfügung stelle, damit „ein Arbeiterkind den gleichen Zugang zur Bildung habe“, so der Neurowissenschaftler. Das wäre ideologisches Wunschdenken, da Fakt sei: „Wenn sie ‚den Schwachen‘ digitalisieren, wird der noch schwächer, und das ist das Unsozialste, was sie machen können!“
Mit Digitalisierung des Unterrichtes werde vor allem denen geschadet, „die sowieso schon schwach sind. Das ist nachgewiesen, nicht nur in der Studie, die ich gerade erwähnt habe, sondern in fünf, sechs anderen auch“, so Spitzer.

Vorwissen entscheidet über Digitalnutzen
Um überhaupt digitale Medien produktiv nutzen zu können, benötige man weder große Medienkompetenz noch einen Internet-Führer-Schein, sondern entsprechendes Vorwissen, so Spitzer. Denn „je mehr Sie wissen, desto besser können Sie auch googlen. Ihr Vorwissen hilft Ihnen, das, was ihnen Google auf den Bildschirm schmeißt, zu werten. Wenn Sie kein Vorwissen haben, dann nützt Ihnen Google null.“, so der Neurowissenschaftler.

Es sei daher ganz wichtig, dass in Kindheit und Jugend das Gehirn massiv auftrainiert werde, weil es nur so funktioniere. Das kindliche Sprachzentrum, lerne beispielsweise dadurch sprechen, dass mit dem Kind gesprochen werde. Es sauge sozusagen aus dem Gespräch die Information, die Bedeutung des Gesagten, was in den Synapsen abgebildet werde. Der Witz dabei sei, so Spitzer: „Wenn Sie dann noch eine zusätzliche Sprache lernen, werden die Sprachzentren noch trainierter, und wenn sie noch eine weitere Sprache lernen, noch trainierter. Und mein Punkt ist: Wenn einer fünf Sprachen kann, dann lernt er dann besser noch eine sechste, als einer, der nur die Muttersprache kann, weil er schon fünf Sprachen kann.“ Es sei ein Irrglaube, wenn man sage „Meine Sprachzentren sind langsam voll. Ich kann schon fünf Sprachen.“ Daraus folge, dass das Gehirn im Gegensatz zu einer Festplatte, die irgendwann voll ist, umso mehr noch weitere Informationen aufnehmen kann, „je mehr schon da drin ist“.

Es stimme einfach nicht, wenn gesagt werde, die Digital Natives seien gut dran, weil sie Informationen auslagerten und deswegen mehr Platz für anderes in ihrem Gehirn reservierten. „Wenn sie in der Schule kein Englisch lernen, dann haben sie nicht 20 Prozent mehr Platz für Chinesisch, das ist dummes Zeug.  Alles, was sie in ihrer Jugend nicht gelernt haben, erschwert Ihnen weiteres Lernen im Alter, weswegen es so wichtig ist, dass wir im Gegenteil in der Jugend nichts auslagern. Rechtschreiben, Kopfrechnen, auf Bäume klettern, Fußballspielen, sich mit den Händen beweisen, all das ist Lernen, ist wichtig zum Lernen“, so Spitzer. Es wäre zudem für die Hirnentwicklung ganz furchtbar, dass sich in den letzten 30 Jahren der Aktionsradius von Kindern auf 10 Prozent verringert habe.

Apple baut Haftungsansprüchen wegen Smartphone-Risiken vor

Selbst Apple-Chef Tim Cook empfiehlt zu einem maßvolleren Umgang mit Smartphones, weswegen auf den letzten Entwicklerkonferenzen Software vorgestellt wurde, „die uns besser erlaubt, auch unsere eigene Smartphone-Nutzung zu begrenzen und vor allem auch Eltern ermöglicht, den Smartphone-Konsum der Kinder besser zu kontrollieren.“ Der Hintergrund dieser Entwicklung sei gewesen, erläutert Spitzer,  dass im Januar 2018 Apple-Investoren  besorgt auf die gesundheitlichen Nebenwirkungen von Smartphones hingewiesen und angefragt hätten, was  Apple eigentlich täte, wenn 5 Milliarden Nutzer den Konzern verklagten: „dann seid sogar ihr, die reichste Firma der Welt, pleite. Apple hat das sehr ernst genommen, und hat tatsächlich reagiert: Daran sieht man ja auch, wie schlimm es schon ist“, unterstreicht der Neurowissenschaftler.

„Was ich sage, ist ja nur das, was in der medizinischen Literatur steht. Daten, die zeigen, dass Kinder in der Schule besserwerden, wenn sie Computer einführen oder Smartphone, Tablets, die gibt es nicht!“, resümiert Spitzer und schimpft mit Recht: „Wenn man weiß, dass dieses Ding (Smartphone) dem Lernen von Schülern massiv schadet, und andere digitale Medien an Schulen auch, dann bin ich doch dagegen, dass erstens die Regierung dafür 5 Mrd. in die Hand nimmt, zweitens, eine Grundgesetzänderung macht, um das Lernen zu stören und gleichzeitig noch die Bildungshoheit den Ländern zu entziehen und sie nach Kalifornien weiterreicht an die reichsten Firmen der Welt, die sich um unsere Kinder nicht kümmern, aber um ihren eigenen Profit. Das ist ein Skandal!“

Pflichtlektüre für alle, der die Lerngesundheit unserer Kinder ernsthaft am Herzen liegt:

smartphone-epidemie4 Manfred Spitzers höchst empfehlenswertes, fundiertes und trotzdem für interessierte Laien sehr lesbares und verständlich geschriebenes Werk „Smartphone-Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft“, Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2018, sollte Pflichtlektüre werden für alle, die politisch, beruflich oder privat mit Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sei es in Kindergarten, Schule, Freizeit oder Zuhause.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Zur Person des Autors

Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer. © Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Manfred Spitzer, Prof. Dr. Dr., geboren 1958, studierte Medizin, Psychologie und Philosophie in Freiburg. Von 1990 bis 1997 war er als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg tätig. Zwei Gastprofessuren an der Harvard-Universität und ein weiterer Forschungsaufenthalt am Institute for Cognitive and Decision Sciences der Universität Oregon prägten seinen Forschungsschwerpunkt im Grenzbereich der kognitiven Neurowissenschaft und Psychiatrie. Seit 1997 hat er den neu eingerichteten Lehrstuhl für Psychiatrie der Universität Ulm inne und leitet die seit 1998 bestehende Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm. Seit 1999 ist er Herausgeber des psychiatrischen Anteils der Zeitschrift Nervenheilkunde; seit Frühjahr 2004 leitet er zudem das von ihm gegründete Transferzentrum für Neurowissenschaft und Lernen in Ulm und moderiert eine wöchentlich in BR-alpha ausgestrahlte Fernsehserie zum Thema Geist und Gehirn.

Kleines Addendum:

Auch in den Niederlanden weiß man seit Sommer 2018, dass der „Traum von der digitalisierten Schule“ geplatzt ist. Hollands Digital-Schulen waren ein Flop: Was Deutschland aus den Fehlern lernen kann
Siehe auch Vortrag von Peter Hensinger, M.A. bei der GEW in Gelsenkirchen. Er weist nach, dass die Forderung nach digitalisiertem Unterricht nicht von der Erziehungswissenschaft, sondern von der Industrie kommt: Trojanisches Pferd „Digitale Bildung“: Big Brother ist teaching you!,

 

 

 

Aleida und Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018 ausgezeichnet

Jan und Aleida Assmann mit dem Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller © Foto: Tobias Bohm
Jan und Aleida Assmann mit dem Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller © Foto: Tobias Bohm

Die deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann und der deutsche Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann sind heute mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand vor rund 700 geladenen Gästen in der Frankfurter Paulskirche statt. Die Laudatio hielt der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht.

In ihrer gemeinsamen Dankesrede stellten Aleida und Jan Assmann die Bedeutung von Meinungsvielfalt und der Debatte in einer demokratischen Gesellschaft heraus, zeigten aber auch auf, wann Austausch an Grenzen stößt. „In der Demokratie kann man das Denken nicht delegieren und den Experten, Performern oder Demagogen überlassen. (…) Es stimmt, dass Demokratien durch Streit und Debatten gestärkt werden, aber auch in ihnen steht nicht alles zur Disposition. Es muss unstrittige Überzeugungen und einen Grundkonsens geben wie die Verfassung, die Gewaltenteilung, die Unabhängigkeit des Rechts und die Menschenrechte. Nicht jede Gegenstimme verdient Respekt. Sie verliert diesen Respekt, wenn sie darauf zielt, die Grundlagen für Meinungsvielfalt zu untergraben. Demokratie lebt nicht vom Streit, sondern vom Argument. Pöbeleien oder gar eine Eskalation polarisierender Symbole wie in Chemnitz führen in einen Zustand allgemeiner Verwirrung, legen die Demokratie lahm und machen sie betriebsunfähig für wichtige Aufgaben“, sagten die Preisträger.

Der Prozess des Erinnerns sei wichtiger und anspruchsvoller zugleich geworden. Jan und Aleida Assmann: „Das nationale Gedächtnis, das lange Zeit ein Sockel für Ehre, Stolz und Heldentum war, ist inzwischen komplexer, inklusiver und selbstkritischer geworden. Es ist eben nicht nur ein Sockel, der die Nation größer und mächtiger macht, sondern auch ein Spiegel der Selbsterkenntnis, der Reue und Veränderung. Die Nation ist kein heiliger Gral, der vor Befleckung und Entweihung – Stichwort ‚Vogelschiss’ – zu retten ist, sondern ein Verbund von Menschen, die sich auch an beschämende Episoden ihrer Geschichte erinnern und Verantwortung übernehmen für die ungeheuren Verbrechen, die in ihrem Namen begangen wurden.“

Solidarität müsse sowohl auf der Ebene der Gesellschaft, aber auch global gezeigt und immer wieder eingeübt werden: „Es kann nicht angehen, dass es eine neoliberale Freiheit für die Bewegung von Kapital, Gütern und Rohstoffen gibt, während Migranten an Grenzen festhängen und wir die Menschen, ihr Leid und ihre Zukunft vergessen. Die zentrale Frage ist ja nicht mehr, ob wir die Integration schaffen oder nicht, sondern wie wir sie schaffen. Im Moment sieht es fast so aus, als ginge die Entwicklung rückwärts. Die Verengung der öffentlichen Debatten auf wenige Themen trägt viel zur Aufheizung von Stimmungen, aber wenig zur Klärung und Bearbeitung anstehender Probleme bei.“

Im Bereich der Kultur, so Jan und Aleida Assmann, existierten keine starren Grenzen: „Kulturen überschreiten Grenzen durch den Import und Export von Büchern, durch Übersetzungen, Aneignungen und Umdeutungen. Durch Kontakt mit anderen Kulturen verwandeln sie sich, gehen ineinander über, inspirieren und modifizieren sich gegenseitig. Sie lassen sich weder stillstellen noch in nationale Grenzen einsperren.“

Der Laudator Hans Ulrich Gumbrecht stellte die „zweistimmige Lebensleistung“ der Preisträger heraus, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Talente eine „zweifache Energie“ entwickelten. „Der nüchternen Klarheit von Aleidas Gedanken und Aleidas Sprache ist es gelungen, das vielleicht in einer Zeit allzu großspuriger Theorieentwürfe verspielte Recht wieder zu erringen, gehört und ernstgenommen zu werden.“ An Jan Assmann lobte Gumbrecht das „riskante Denken“, die „Freude an überraschenden und oft gegenintuitiven Vorstellungen“. Eine Lobrede sei aber unvollkommen, „wenn sie nicht auf die Familie von Jan und Aleida Assmann und auf ihre Liebe schaute – in einer Zeit, wo gerade Liebe und Familie alle Selbstverständlichkeit verloren haben“, sagte Gumbrecht.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, bezeichnete die Preisträger als „Wegbereiter einer klugen und aufgeklärten Erinnerungskultur.“ Eine solche sei fundamental für das friedliche Zusammenleben auf Basis der Menschenrechte, die vor 70 Jahren in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Niederschlag fanden. „Die Forschungen von Aleida und Jan Assmann sind Grundlagen dafür, wie eine moderne Gesellschaft aus der Vergangenheit lernen kann, um in Frieden und Freiheit leben zu können. Und für uns – für die Buchhandlungen und Verlage – ist die Vermittlung dieser Werte unsere ganz besondere Menschenpflicht“, sagte Riethmüller.

Seit 1950 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Preisträger waren neben dem bislang einzigen auszeichneten Ehepaar Alva und Gunnar Myrdal unter anderem Albert Schweitzer, Astrid Lindgren, Václav Havel, Jürgen Habermas, Susan Sontag, David Grossman, Liao Yiwu, Navid Kermani und im vergangenen Jahr Margaret Atwood. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Deutscher Wirtschaftsbuchpreis: „Die Chinesen – Psychogramm einer Weltmacht“ ist das beste Wirtschaftsbuch des Jahres 2018

wibu-preis2Düsseldorf (ots)- Für ihr Buch „Die Chinesen – Psychogramm einer Weltmacht“, erschienen im Econ-Verlag, haben Stefan Baron und Guangyan Yin-Baron den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2018 gewonnen. Die Jury wählte das Buch aus einer Shortlist von zehn Titeln zum besten Wirtschaftsbuch des Jahres. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. Der Preis wurde am Freitagabend im Rahmen der Frankfurter Buchmesse bei einer feierlichen Gala überreicht.

Die Jury, zusammengesetzt aus hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft, entschied sich für das Buch, weil es fundiert und lehrreich über Chinas Wirtschaft, Politik, Geschichte, Gesellschaft, Kultur und Philosophie aufklärt. „Ein Buch zur richtigen Zeit, das gefehlt hat, ein Crash-Kurs der globalen Situation“, urteilte die Jury, „ein Buch, das jeder Wirtschaftslenker lesen sollte, vor allem vor dem Hintergrund des heraufziehenden Handelskriegs zwischen den USA und China und der zunehmenden Verflechtung der deutschen und der chinesischen Wirtschaft“.

chinesen

Die Autoren beschreiben faktenreich das Denken und Fühlen des bevölkerungsreichsten Landes der Welt von kollektiven Vorstellungen über Familie, Hierarchie und Moral bis zu den ökonomischen und geopolitischen Ambitionen Chinas. Sie schildern das Selbstverständnis des Landes von Konfuzius über Mao bis heute und gewichten die „chinesische Herausforderung“ und die Folgen für den Westen. Die Jury lobte die klare Sprache und den hohen Gebrauchswert des Buches.

Bei allen Zukunftsfragen wird China eine Rolle spielen, deshalb sollten wir so viel wie möglich über das Land und das System wissen“, erklärt der Jury-Vorsitzende Hans-Jürgen Jakobs, Senior Editor und Autor des Handelsblatts.

Der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis wird verliehen vom Handelsblatt, der Frankfurter Buchmesse und der Investmentbank Goldman Sachs, die das Preisgeld stiftet. Die Partner wollen mit der Auszeichnung die Bedeutung des Wirtschaftsbuches bei der Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge unterstreichen und einen Beitrag zur ökonomischen Bildung in der Gesellschaft liefern. Verständlichkeit ist ein wichtiges Kriterium. Das Motto des Preises lautet deshalb „Wirtschaft verstehen“.

Über das Handelsblatt

Das Handelsblatt ist die größte Wirtschafts- und Finanzzeitung in deutscher Sprache. Rund 200 Redakteure, Korrespondenten und ständige Mitarbeiter rund um den Globus sorgen für eine aktuelle, umfassende und fundierte Berichterstattung. Im Tageszeitungsvergleich zählt die börsentäglich erscheinende Wirtschafts- und Finanzzeitung bei Entscheidern der ersten und zweiten Führungsebene zur unverzichtbaren Lektüre. Laut „Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und Verwaltung“ (LAE) 2018 erreicht das Handelsblatt mehr als 305.000 Top-Entscheider börsentäglich. Handelsblatt Online ist mit monatlich bis zu 20 Millionen Visits und rund 80 Millionen Page Impressions das führende Wirtschaftsportal in Deutschland. www.handelsblatt.com

Über Goldman Sachs

Goldman Sachs gehört zu den führenden globalen Investmentbanking-, Wertpapier- und Vermögensverwaltungshäusern. Die Bank bietet weltweit einem breit gefächerten Klientenstamm, zu dem Unternehmen, Finanzinstitutionen, staatliche Stellen und vermögende Privatpersonen gehören, ein umfangreiches Dienstleistungsspektrum an. Die 1869 gegründete Gesellschaft hat ihren Hauptsitz in New York und unterhält Niederlassungen in allen großen Finanzzentren auf der ganzen Welt. In Deutschland ist Goldman Sachs seit 1990 mit einer Niederlassung in Frankfurt vertreten.

Weitere Informationen und Bilder

Stephan Rürup gewinnt den Deutschen Cartoonpreis 2018

Mit dem  Cartoon "Kinderarmut" "Aber sie geht vorüber, irgendwann sind die Bälger erwachsen" belegt Stephan Rürup Platz 1 beim Deutschen Cartoonpreis 2018. Das Urteil der Jury: "Eine knallharte und kurzpointierte Analyse".© Foto: Diether v. Goddenthow
Mit dem Cartoon „Kinderarmut“ „Aber sie geht vorüber, irgendwann sind die Bälger erwachsen“ belegt Stephan Rürup Platz 1 beim Deutschen Cartoonpreis 2018. Das Urteil der Jury: „Eine knallharte und kurzpointierte Analyse“.© Foto: Diether v. Goddenthow

 

So eindeutig wie in diesem Jahr sei das Urteil noch nie gewesen, so Jurymitglied und Mitherausgeber des Begleitbuches „Beste Bilder 9″ Wolfgang Kleinert bei der heutigen, erstmals im neuen Frankfurter Pavilion stattfindenden Verleihung des Deutschen Cartoon-Preises 2018. Dieser geht an Stephan Rürupg mit der bitterbösen Zeichnung „Kinderarmut – Aber sie geht vorüber, irgendwann sind die Bälger erwachsen.

Martin Perscheid erhielt  Platz 3. Es sei ein sehr guter, auch technisch perfekter Cartoon, dessen Pointe zielgenau treffe, so  die Jury. © Foto: Diether v. Goddenthow
Martin Perscheid erhielt Platz 3. Es sei ein sehr guter, auch technisch perfekter Cartoon, dessen Pointe zielgenau treffe, so die Jury. © Foto: Diether v. Goddenthow

Den zweiten Platz belegt Volker Kischkel alias Mock, den dritten Preis erhält Martin Perscheid mit an den Cartoon „Spürst du die Natur“. Der Deutsche Cartoonpreis wird jährlich gemeinsam vergeben von der Frankfurter Buchmesse und dem Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH.

Die Preisträger setzten sich gegen mehr als 4000 Cartoons von 320 Zeichnerinnen und Zeichnern durch. Aus all diesen Einsendungen trafen die Herausgeber der Reihe BESTE BILDER eine Vorauswahl für das Buch BESTE BILDER 9, in dem 77 Künstlerinnen und Künstler mit 270 Cartoons vertreten sind. Auf Grundlage dieses Buches, das heute auf der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht wurde, wählte die Jury die drei Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2018 aus.

Der Jury gehörten an:
Hendrik Hellige, Director Business Development Visual Culture & Kinder- u. Jugendbuch
Rolf Dieckmann, ehemaliger Humorchef stern
Antje Haubner, stellv. Programmleiterin Lappan Verlag
Wolfgang Kleinert, Chef Berliner Cartoonfabrik
Dieter Schwalm, stellv. Programmleiter Lappan Verlag
Martin Sonntag, Leiter Caricatura Galerie in Kassel

Der Deutsche Cartoonpreis 2018 ist dotiert mit

3.000 € für den 1. Preis
2.000 € für den 2. Preis
1.000 € für den 3. Preis

BESTE BILER 9 zeigt, was das Jahr 2018 an Höhe- und Tiefpunkten zu bieten hatte, zusammen mit dem Besten an gezeichnetem Zeitgeist, Humor und Nonsens. Dieser satirische Jahresrückblick hat beim Lappan Verlag Tradition, seit 2010 gibt es die Sampler-Reihe BESTE BILDER.

Juror und Mitherausgeber Wolfgang Kleinert, führte in die Preisverleihung ein und hält hier das herrliche Begleitbuch mit zum Teil 270 atemberaubend bösen Cartoons hoch. Höchst empfehlenswert. © Foto: Diether v. Goddenthow
Juror und Mitherausgeber Wolfgang Kleinert, führte in die Preisverleihung ein und hält hier das herrliche Begleitbuch mit zum Teil 270 atemberaubend bösen Cartoons hoch. Höchst empfehlenswert. © Foto: Diether v. Goddenthow

Eine Auswahl der BESTEN BILDER aus diesem Jahr ist in einer Freiluftausstellung auf der Agora der Frankfurter Buchmesse zu sehen. Darüber hinaus zeigt die Caricatura – Galerie für komische Kunst ab dem 17. November die Ausstellung „BESTE BILDER – Die Cartoons des Jahres“ in Kassel.

Flankierend zum Deutschen Cartoon-Preis 2018 können Buchmessenbesucher sämtliche Bilder der Shortlist in der Freiluftausstellung auf der Buchmesse bis Sonntag noch bewundern. Die Ausstellung geht danach nach Kassel in Caricatura-Museum. © Foto: Diether v. Goddenthow
Flankierend zum Deutschen Cartoon-Preis 2018 können Buchmessenbesucher sämtliche Bilder der Shortlist in der Freiluftausstellung auf der Buchmesse bis Sonntag noch bewundern. Die Ausstellung geht danach nach Kassel in Caricatura-Museum. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit dem Preis, der Freiluftausstellung auf der Buchmesse und der Buchpublikation BESTE BILDER 9 präsentieren die Frankfurter Buchmesse und der Lappan Verlag den Cartoon als Kunstform einem breiten Publikum.

Verleihung des 3. Global Illustration Awards im neuen Pavilion der Frankfurter Buchmesse

Awards in fünf Kategorien und ein „Grand Award“ wurden vergeben

In einer farbenprächtigen Zeremonie wurde heute Abend zum dritten Mal der internationale Preis für Illustrationen, der „Global Illustration Award“ (GIA) auf der Frankfurter Buchmesse verliehen. Die Preisverleihung fand im neuen Frankfurt Pavilion statt und bot ein buntes Rahmenprogramm mit bekannten Illustratoren wie Kitty Crowther, Květa Pacovská und Martin Salisbury.

Die Preise des Global Illustration Awards wurden in fünf Kategorien vergeben:
“Original Unpublished Children’s Picture Book Illustration”, “Scientific Illustration”, Advertising and Editorial Illustration, Book Illustration and Theme Illustration. Aus 8000 eingereichten Illustrationen wurden in jeder Kategorie zwei Gewinner mit dem “Excellence Award” ausgezeichnet, je ein Gewinner pro Kategorie mit dem “Gold Award”, und auch ein “Grand Award”-Gewinner wurde gekürt.
Das diesjährige Thema der “Theme Illustration”-Kategorie lautet “Signs & Civilisation” (Zeichen und Zivilisation). Es rückt zentrale Aspekte der Ehrengastpräsentation von Georgien auf der Frankfurter Buchmesse in den Mittelpunkt, die unter dem Motto „Georgia – Made by Characters“ steht.

Der Gewinner des „Grand Award“ erhält ein Preisgeld von 6.000 Euro, die fünf Gewinner des „Gold Award“ jeweils 2.000 Euro und die zehn Gewinner des „Excellence Award“ jeweils 1.000 Euro. Der Preis wurde in Kooperation mit der International Information Content Industry Association (ICIA) ausgelobt und exklusiv von IlluSalon ausgerichtet, einer internationalen Online-Plattform für Illustrationen mit Sitz in Asien.

Die Gewinner in den einzelnen Kategorien auf einen Blick:

Book Illustration
Gold Award Winner: Simsung Park, “Here” (USA)
Excellence Award Winners: Narges Mohammadi, “Trojan Horse” (Iran)
Jacques & Lise, “Viktor” (Belgien)

Original unpublished children’s picture book project
Gold Award Winner: Fan Zhang , “Subway” (China)
Excellence Award Winners: Zhenjia Liu, “Tomorrow” (China), Luisa Jung, “City under Water” (Argentinien)

Advertising and editorial illustration
Gold Award Winner: Sonia Alins Miguel, “Dones d’aigua” (Spanien)
Excellence Award Winners: Joohee Yoon, “Warby Parker Mural” (USA)
Marina Friedrich, “Meat vs. Meat” (Deutschland)

Scientific illustration
Gold Award Winner: Melanie Gandyra , “Hortus Domus” (Germany)
Excellence Award Winners: Annalisa and Marina, “Golden eagle” (Italien)
Lang Shi, “Wake Up” (China)

Theme illustration “Signs & Civilisation”
Gold Award Winner: Antong Dong, “Break Your Own Dream of Your Childhood” (China)
Excellence Award Winners: Tongyang Yu, “Food culture” (China), Fatinha Ramos “Social Discrimination” (Portugal)

Grand Award
Winner: Jacques & Lise, Book Illustration “Viktor” (Belgien)

Die Illustrationen finden Sie hier.

Literatur in hochpolitischen Zeiten Das Frankfurter Lesefestival Open Books der Buchmesse öffnet seine Türen

Logo-Openbooks-LSeit zehn Jahren flankiert das Lesefestival Open Books die weltgrößte Buchmesse mit Buchpräsentationen und Lesungen. Frei nach dem Motto »Bücher für alle« sollen die herbstlichen Novitäten der Verlagsbranche in die Stadt getragen werden, von Anfang an war der Andrang groß, die Plätze kostenlos und heiß begehrt.

Am Dienstagabend eröffnete die Kulturdezernentin das des Frankfurters beliebtestes Lesespektakel im mit über 300 Besuchern gefüllten Konferenzsaal der Deutschen Nationalbibliothek. Die rauschende Messestimmung hatte sich eingestellt, schließlich war auch die frisch gekürte Trägerin des Buchpreises geladen, um auf dem traditionsreichen Blauen Sofa Platz zu nehmen. Neben Inger-Maria Mahlke, deren Roman »Archipel« jüngst mit der höchsten deutschen Auszeichnung für ein Buch geehrt wurde, sprach der Schauspielerveteran und Romandebütant Christian Berkel (»Der Apfelbaum«), die Hamburger Theater- und Romanautorin Nino Haratischwili (»Die Katze und der General«) sowie der für seinen hitzigen Aufruf zur Desintegration kurzzeitig von der Lyrik abgekommene Max Czollek (»Desintegriert Euch!«).

Nichts ist unpolitisch an diesem Abend, die Zeichen stehen auf Konfrontation und wenn dies der herbstliche Ausschnitt der deutschen Literaturlandschaft im Jahr 2018 ist, dann lässt sich eines mit gutem Gewissen feststellen: Literatur kann das. Literatur kann Antworten geben auf die steigende Komplexität einer Gesellschaft. Diese Antworten sind wiederum zäh, sie sind schwierig, nicht linear, sie schmerzen und sie geben Anlass zum Streit. Vielleicht ist der literarische Raum einer, an dem wir lernen können, dass »Diversität« eben mehr als ein Begriff ist, der Gleichstellungsratgeber bewohnt.

Prominentester Gast war die frisch gekürte Trägerin den Deutschen Buchpreises 2018 Inger Maria Mahlke. © Foto: Diether v. Goddenthow
Prominentester Gast war die frisch gekürte Trägerin den Deutschen Buchpreises 2018 Inger Maria Mahlke. © Foto: Diether v. Goddenthow

Buchpreisträgerin Inger-Maria Mahlke ist Kausalitäten gegenüber misstrauisch. Sie hält sie für falsch, für fehlgeleitet. Falsche Kausalitäten verstecken sich in scheinbaren Geschichtszyklen, in der vorschnellen Identifikation von Ereignissen, in instrumentalisierbaren Fortschrittsnarrativen. Deswegen rekonstruiert  Mahlke in »Archipel« die Geschichte der Kanareninsel Teneriffa anhand zweier Familienbiographien chronologisch rückwärts. Das anachronische Erzählen bewirkt, dass das Verhältnis zur Zeitlichkeit beim Lesen neu geordnet wird. Grob vereinfacht, Plot und Story fallen auseinander, der Leser wird in die Illusion geführt, mehr zu wissen, als die Handlungsträger, was vor einer identifikatorischen oder geisteslosen Lektüre schützt: Die Lesehaltung ist eine immer schon distanzierend-puzzlende, ordnende, verwaltende, kurz, eine konzentrierte. Mahlke verrät an diesem Abend, dass ihr Schreiben genauso wenig linear verläuft, wie die Handlung ihres Romans. Sie schreibt ganze Seiten voll, die sie dann zerschneidet, verkehrt ineinander fügt, liest und wieder liest, sodass sie am Ende ihren gesamten Romantext auswendig aufsagen kann – immerhin 432 Seiten.

Jahrelang war Schauspieler Christian Berkel vor seiner Geschichte davongelaufen. Jetzt hat er sie aufgeschrieben. © Foto: Diether v. Goddenthow
Jahrelang war Schauspieler Christian Berkel vor seiner Geschichte davongelaufen. Jetzt hat er sie aufgeschrieben. © Foto: Diether v. Goddenthow

Christian Berkel, der bisher eher für sein schauspielerisches Talent bekannt war, nähert sich in »Der Apfelbaum« der Geschichte seiner jüdischen Großmutter, indem er sie neu erfindet, indem er Distanz zu vertrauten Figuren entwickelt, sie fiktionalisiert und neu anschaut. Milde lächelnd bricht er jeden autobiographischen Pakt mit dem Leser: Wie auch beim Schauspielen ist das Erschaffen einer literarischen Figur determiniert und begrenzt durch den eigenen Erfahrungsraum. Der Aufruf zur absoluten Authentizität, so klingt es an, ist vielmehr ein erdrückender Zwang zur Entscheidung.

Sich nicht entscheiden müssen zwischen verschiedenen Herkünften, darum geht es Nino Haratischwili, die zu Recherchezwecken für ihren Roman über die menschlichen Abgründe vier russischer Soldaten inmitten des Tschetschenienkriegs auch mal »als Geogierin ging«. An diesem Open Books Abend interessiert sie sich besonders für die verschlungenen und düsteren Wege des falschen Erinnerns: Warum sind die beiden Tschetschnenkriege kein Teil der kollektiven Erinnerung, obwohl sich in der Region kaum jemand finden lässt, der nicht durch die Ereignisse verformt, zumindest geprägt wurde? Wie sieht das historische Bewusstsein der nachfolgenden Generationen aus, wenn von dieser Zeit nicht berichtet wird? Dennoch, historische Instruktionsliteratur schreibt Haratschiwili nicht.

Mit etwas Mut lässt sich sagen, das der letzte und sicher kontroverseste Auftritt an diesem Abend, die gelegten Fäden zusammenführt. Max Czollek wird vom Deutschlandfunk-Kulturchef René Aguigah etwas polemisch als »vorbildlich integriert« vorgestellt: Promovierter Historiker, Autor mehrerer Lyrikbände, jüdisch. Sein Essay »Desintegriert Euch!« ist eine Absage an das Gedächtnistheater, so Czollek, das mit den Juden in Deutschland gespielt wird, und das vornehmlich dazu dienen soll, ein positives deutsches Selbstbild zu stabilisieren. Weil aber das Konzept »Integration« an sich schon davon ausgeht, dass es einen gesellschaftlichen Ziel-Ort gibt, dass das noch Fremde in den schon integrierten Kern einverleibt wird, dreht Czollek den Spieß um: Teilweise ironisch, teilweise furios ruft er eine jüdisch-muslimische Allianz aus, eine Allianz der Desintegretierten, die sich von den Rollenerwartungen des Integrationsparadigmas löst. Es bleibt zu diskutieren, wie das konkret aussieht. Czolleks Interesse ist zunächst ein hermeneutisches: Was lernen wir über uns, über die Strukturierung unserer Gesellschaft, wenn wir den Blick verändern? Wenn wir zurücktreten, um klarer zu sehen?

Das kann Literatur. Denn es gilt ja nicht, Komplexitäten zu reduzieren, sondern zu lernen, komplex zu denken. Treffend formuliert es die Buchpreisträgerin Inger-Maria Mahlke: »In so komplexen Zeiten wie den unseren müssen wir den Ball manchmal eben über die Bande spielen«.

(Miryam Schellbach /Rhein-Main.Eurokunst)

Das Lesefestival  geht weiter

Open Books, das Lesefestival zur Buchmesse im und rund um den Frankfurter Römer wurde gestern eröffnet. © Foto: Diether v. Goddenthow
Open Books, das Lesefestival zur Buchmesse im und rund um den Frankfurter Römer wurde gestern eröffnet. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das OPEN-BOOKS-Programm auf einen Blick!

Programmheft zum Download!

Das gesamte Rahmenprogramm ist im Veranstaltungskalender der Frankfurter Buchmesse
abrufbar: www.buchmesse.de/kalender

Veranstaltungsorte auf einen Blick
Literatur im Römer
Römerhallen, Römerberg 23,
60311 Frankfurt am Main

Römer
(Romerhalle, Schwanenhalle, Ratskeller)
Römerhalle, Römerberg 23, 60311 Frankfurt
Schwanenhalle, Römerberg 27, 60311 Frankfurt
Ratskeller, Paulsplatz 7, 60311 Frankfurt

Frankfurter Kunstverein
Steinernes Haus am Römerberg,
Markt 44, 60311 Frankfurt am Main
www.fkv.de

Haus am Dom
Katholische Akademie Rabanus Maurus
Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main
www.hausamdom-frankfurt.de

Evangelische Akademie Frankfurt
Römerberg 9, 60311 Frankfurt am Main
www.evangelische-akademie.de

Historisches Museum Frankfurt
Junges Museum Frankfurt
Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main
www.historisches-museum-frankfurt.de

Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main
www.dnb.de

Literaturhaus Frankfurt
Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main
www.literaturhaus-frankfurt.de

Katharinenkirche
An der Hauptwache, 60313 Frankfurt am Main
www.st-katharinengemeinde.de

Aufbruch für Menschenrechte und zu neuer Lesekultur auf der 70. Frankfurter Buchmesse – Die Welt nicht nur in 140 Twitterzeichen erklären

Dunja Hayali, Esther Schweins, Christian Berkel,  Jasmin Tabatabai, Juergen Boos, Heinrich Riethmüller und viele andere Prominente haben zum Jubiläum 70 Jahre Buchmesse und 70 Jahre UN-Menschenrechtsdeklaration gestern Abend bei der Eröffnung der 70. Internationalen Frankfurter Buchmesse im Kongresscenter die Aktion I'm on the same page" ins Leben gerufen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dunja Hayali, Esther Schweins, Christian Berkel, Jasmin Tabatabai, Juergen Boos, Heinrich Riethmüller und viele andere Prominente haben zum Jubiläum 70 Jahre Buchmesse und 70 Jahre UN-Menschenrechtsdeklaration gestern Abend bei der Eröffnung der 70. Internationalen Frankfurter Buchmesse im Kongresscenter die Aktion I’m on the same page“ ins Leben gerufen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gestern Abend wurde mit viel Prominenz aus Kultur, Politik und Wirtschaft feierlich und kämpferisch  die 70. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Nicht nur die Buchmesse wird 70 Jahre, sondern auch die UN-Charta der Menschenrechte. Statt sich selbst zu feiern, haben Buchmessegesellschaft und Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Menschenrechts-Kampagne „On The Same Page“ gestartet. 

Mit der Kampagne „On The Same Page“ begehen der Börsenverein und die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr zusammen mit Partnern das 70. Jubiläum der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.  „Fast täglich können wir beobachten, dass gegen Menschenrechte verstoßen wird. Wir müssen uns aktiv für sie einsetzen und von ihnen Gebrauch machen, um sie zu bewahren. Buchhandlungen und Verlage sehen sich in der Verantwortung, eine Gesellschaft, die auf den Menschenrechten basiert, mitzugestalten. Auch die gesamte Zivilgesellschaft ist aufgefordert, einen Beitrag zum Gelingen einer freien, demokratischen Gesellschaft zu leisten und sich für die Menschenrechte stark zu machen. Ansonsten bestimmen diejenigen den Diskurs, die anderen ihre Würde und ihre Rechte absprechen und Freiheiten einschränken wollen“, sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels  zur Eröffnung der 70. Frankfurter Buchmesse.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. © Foto: Diether v. Goddenthow
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dabei betonte Riethmüller, dass das Menschenrecht der Meinungsfreiheit von  existenzieller Bedeutung für die Buchbranche sei. Mit besonderer Besorgnis blicken wir immer noch auf die Türkei – ein Land, zu dem Deutschland seit Jahrzehnten besondere Beziehungen pflegt. Rund 3 Millionen türkischstämmige Menschen leben in unserem Land. Deshalb erlaube ich mir, die Liste noch zu ergänzen: Deniz Yücel, aus der Haft in der Türkei entlassen, aber weiterhin wegen Volksverhetzung und Terrorpropaganda angeklagt. Oder Aslı Erdoğan, aus der Haft entlassen, heute im Exil in Frankfurt lebend, ihr droht weiterhin lebenslange Haft. Erst vergangene Woche hat ein Berufungsgericht die lebenslange Haftstrafe für den Journalisten und Autoren Ahmet Altan bestätigt. Er sitzt weiterhin im Gefängnis. Und mit ihm hunderte weitere Kultur- und Medienschaffende und sieben Menschen deutscher Staatsbürgerschaft. Von einer Normalisierung der Verhältnisse zwischen der Türkei und Deutschland, die sich Präsident Erdoğan wünscht, kann keine Rede sein.

Die Türkei ist Erstunterzeichnerin der UN-Menschenrechts-Charta. Faktisch ist ein Großteil ihrer Inhalte  aber in dem Land aktuell nicht mehr gültig. Deshalb lautet unser Appell und unsere Forderung als Buchbranche: Präsident Erdoğan, wenn Sie auf der Seite der Menschenrechte stehen, lassen Sie alle inhaftierten Autoren, Journalisten, Verleger, Kulturschaffenden und anderen politisch Gefangenen frei. Beenden Sie die Verfolgung von kritischen Stimmen und Andersdenkenden. Dieser Appell gilt dem türkischen Staatspräsidenten, aber auch allen anderen Despoten in Saudi-Arabien, China, Russland, Nikaragua oder den USA, die die Menschenrechte angreifen oder zu ihrem eigenen Vorteil auslegen.

We are on the same page. Seiten sind unser Kerngeschäft. Es ist das, was wir können und wofür wir brennen. Lassen Sie uns unsere Fähigkeit und unser Engagement nutzen, um Geschichten zu schreiben und zu verbreiten, die unseren Blick auf die Welt zeigen. Geschichten, die einschließen statt ausgrenzen, die die Vielfalt und den Respekt vor dem Anderen feiern, die uns bereichern. Die Menschenrechte haben es verdient, weiter und weiter fortgeschrieben zu werden.  „Wir fordern mit Nachdruck, dass alle inhaftierten Autoren, Journalisten, Verleger, Kulturschaffenden und anderen politisch Gefangenen in der Türkei – und weltweit – umgehend freigelassen werden. Die Verfolgung von kritischen Stimmen und Andersdenkenden muss ein Ende haben.“, so der Börsenvereinsvorsteher.

Die Bücherschau in bewegten Zeiten 

Die 70. Frankfurter Buchmesse (10-14. Oktober) fällt in eine bewegte Zeit: Während die Idee eines gemeinsamen Europas in die Defensive gerät, gewinnen populistische Gruppierungen in vielen demokratischen  Ländern Zulauf. Das politische Klima ist aufgeheizt, gleichzeitig verändern sich die wirtschaftlichen Voraussetzungen der Buch- und Verlangsbranche grundlegend: Immer weniger Menschen beziehen ihre Informationen aus etablierten Medien: „alternative Fakten“ sind längst Teil der Berichterstattung. Den demokratischen Meinungsbildungsprozess durch gut recherchierte Inhalte zu ermöglichen, hat für Branchenakteure oberste Priorität und ist mit Blick auf eine immer kleiner werdende Zahl von Lesern und Buchkäufern zugleich die größte Herausforderung.

Verlage und Buchhandlungen arbeiten daher  intensiv an neuen Ansätzen, um Menschen  für Bücher zu begeistern. Gleichzeitig wollen sie eine freie, demokratische Gesellschaft mitgestalten und beziehen Position für Menschenrechte, für Freiheit, Vielfalt und Respekt. Dies stellte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, heute auf der Pressekonferenz in den Mittelpunkt seiner Begrüßung zur Frankfurter Buchmesse 2018: „Wir haben große und wichtige Aufgaben vor uns und gehen diese selbstbewusst und optimistisch an. Bücher sind ein zentrales Medium der Unterhaltung, der Information und der Meinungsbildung. Mit unseren Inhalten und unserer Vermittlungsarbeit wollen wir Kultur und Bildung fördern und zu Verständigung, Dialog und einem friedlichen Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft beitragen.“ (Die Eröffnungsrede von Heinrich Riethmüller)

 

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.© Foto: Diether v. Goddenthow
Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.© Foto: Diether v. Goddenthow

„Angesicht der drängenden Themen, die unsere Gesellschaft heute beschäftigen, ist die Frankfurter Buchmesse eine wichtige öffentliche Plattform“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. Die internationale Buchmesse steht seit ihrer Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 für Meinungs- und Publikationsfreiheit, für internationale Vernetzung und Dialog. Auch die 70. Frankfurter Buchmesse wird unter politischen Vorzeichen stattfinden, führte Juergen Boos aus: „Die Frankfurter Buchmesse steht seit ihrer Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 für Meinungs- und Publikationsfreiheit, für internationale Vernetzung und Dialog. Für uns, wie für alle anderen internationalen Buchmessen, gilt: Meinungen zuzulassen und Diskussionen zu führen – auch und gerade zu kontroversen Themen. Polarisierende Autoren und Meinungen auszuhalten und sich argumentativ damit auseinanderzusetzen, sind Errungenschaften einer demokratischen Gesellschaft. Wir verurteilen jede Form von Fremdenhass aufs Schärfste. Mit unserem Veranstaltungsprogramm im Weltempfang und zum Thema „Menschenrechte“ als Teil unserer #onthesamepage-Kampagne setzen wir ein deutliches Signal für Vielfalt sowie für die Einhaltung der Grundrechte in unserer Gesellschaft.“

An fünf Tagen im Oktober werden in Frankfurt Geschäfte gemacht, wirtschaftliche Tendenzen analysiert, gesellschaftliche Phänomene diskutiert und kulturell Trends präsentiert. Die Frankfurter Buchmesse bezieht mit einem Veranstaltungsprogramm im Zentrum Weltempfang (Halle 4.1 B 81) und im neuen Frankfurt Pvilion selbst Stelllung: Hier geht es um Kunst im Spannungsfeld von Macht und Moral, um Strategien gegen antidemokratische Tendenzen, um Grenzbereiche politischer Kommunikation.

Die Welt  nicht in 140 Twitterzeichen erklären

Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident.© Foto: Diether v. Goddenthow
Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident.© Foto: Diether v. Goddenthow

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hielt eine vielbeachtete Rede. Hier ein paar Auszüge daraus: „Die erste Buchmesse 1948, ausgerechnet in der Paulskirche, also an dem Ort, der mehr steht für die demokratische Entwicklung als viele andere, war eben nicht nur ein Markt der Meinungen, der Möglichkeiten und um vielleicht auch Geschäfte zu machen. Sondern es war viel mehr, es war die Rückkehr ein gutes Stück in die zivilisierte Welt. Und damals hatte niemand eine Vorstellung vom Internet, damals hatte niemand sich vorstellen können, was ein e-Book ist, und von Twitter wusste auch niemand etwas. Also die Welt hat sich komplett verändert, aber das ist geblieben: Diese universalen Menschenrechte, die Sie heute hier in den Mittelpunkt stellen. Dazu gratuliere ich Ihnen. Und ich möchte Sie auffordern, nicht nur heute, sondern generell, dass in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen zu stellen. Dies ist nötig: Und Bücher können mehr als anregen. Was meine ich damit: Wir leben in einer Zeit, in der Sie alle Halben gesagt bekommen, dass niemand länger zuhört als 30 Sekunden, das Twitterformat sozusagen das Maß aller Kommunikation ist. Niemand mit Sinn und Verstand wird jemals auf die Idee kommen, in 140 Zeichen die Welt zu erklären. Aber genau das geschieht zur Zeit. Tosender Applaus.

Bücher haben die Chance, inne zu halten, darüber nachzudenken, ob die schnelle Botschaft, ob die Überschrift, ob das wirklich das ist, worum es geht. Deshalb sehe ich in dem Buch die großes Chance, kritisch zu bleiben, zu hinterfragen, auch sich selbst orientieren und anderen Orientierung zu geben. Sich auch die Zeit zu nehmen, und den Mut, einmal mit einem Gedanken sich etwas länger vertraut zu machen. Das ist auch das Geheimnis der Literatur. Das ist das, was wir den Literaten, also den Schriftstellerinnen und Schriftstellern verdanken, dass sie die Welt erklären zu einen in einer Geschichte, oder in einer Abfolge und jedenfalls nicht in 140 Zeichen.“

EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. © Foto: Diether v. Goddenthow
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte, weswegen sie gerne die Einladung zur Eröffnung angenommen hatte: „Wenn Georgien Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, ist es wichtig, dass die EU dabei ist“. Der georgische Premierminister Mamuka Bakhtadze betonte „Europa hat die georgische Zivilisation geprägt. Wir sind ein modernes Land mit einer langen Geschichte und vielfältigen Kultur. Georgien war immer Teil Europas, und nur eine Zeitlang von ihm getrennt.“

 

Literarische Gastrednerinnen

Ngozi-Adichie. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ngozi-Adichie. © Foto: Diether v. Goddenthow

Als literarische Gastrednerin auf der Eröffnungspressekonferenz am Vormittag begrüßte Juergen Boos die preisgekrönte nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie, die mit ihren Romanen Blauer Hibiskus, Die Hälfte der Sonne und Amerika zu den großen literarischen Stimmen des 21. Jahrhunderts gehört und am Abend des 9. Oktobers mit dem PEN Pinter Prize in London ausgezeichnet wird. Chimamanda Ngozi Adichies TED-Talks „We Should All Be Feminists“ und „The Dangers of a Single Story“ haben zudem vielbeachtete Debatten zu den Themen Feminismus und Migration ausgelöst.

Nino-Haratischwili. © Foto: Diether v. Goddenthow
Nino-Haratischwili. © Foto: Diether v. Goddenthow

Nino Haratischwili und Aka Morchiladze stimmten bei der offiziellen Eröffnungsfeier am Dienstag Nachmittag mit ihren literarischen Keynotes die 2200 geladenen Gäste im Namen von Georgia ­ – Made by Characters auf den Ehrengast Georgien ein.  Nino Haratischwili. die schon lange in Deutschland lebt und lieber in deutscher Sprache schreibt stand auch auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2018.  Nino Haratischwili weiß um die Kraft und Macht von Geschichten. Und sie hat die große Gabe, in Form von Erzählungen Weltgeschichte zu vermitteln und dadurch unseren Blick auf einen Teil der Welt zu schärfen und gar zu verändern. In ihrem Roman „Das achte Leben“ zeichnet die Autorin anhand einer einzigen Familie ein Panorama ihres Heimatlandes in der Sowjetzeit, einem Jahrhundert, das – so die Erzählerin – „alle betrogen und hintergangen hat“. Betrogen und hintergangen werden sie alle, die Figuren von Haratischwili: um ihre Freiheiten und Träume, um ihre Hoffnung auf anhaltendes Glück und Menschlichkeit. Es gibt aber auch die kleinen Geschichten, die Hoffnung machen – die von Freundschaft, Liebe und Solidarität. (Haratischwilis Rede zum Download). Hier die  Rede von Aka Morchiladze.

Georgien – Ehrengastpavillon

Ehrengastpavillon Georgien © Foto: Diether v. Goddenthow
Ehrengastpavillon Georgien © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Georgien präsentiert sich eine jahrtausendealte Kulturnation als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Die georgischen „characters“, die 33 kunstvoll geschwungenen Buchstaben des einzigartigen Alphabets, zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe und prägen das Motto des Ehrengastauftritts: „Georgia – Made by Characters“. Das Land zwischen Europa und dem Kaukasus stellt dabei nicht nur seine Geschichten und Werke vor, sondern auch die dahinterstehenden Charaktere. Über 150 Neuerscheinungen wurden im Gastlandjahr auf dem deutschsprachigen Buchmarkt herausgegeben. 70 deutschsprachige Verlage haben Titel zu Georgien in ihrem Programm. Seit der Gründung des Georgian National Book Center (2014) und der Einführung des Übersetzungsförderungsprogramms (2011) sind insgesamt 200 Titel aus dem Georgischen in deutscher Sprache erschienen. Mehr als 70 Autorinnen und Autoren werden auf der Frankfurter Buchmesse und in der Stadt Frankfurt ihre Werke auf insgesamt 350 literarischen Veranstaltungen vorstellen. Rund 100 Kulturevents laden zu Entdeckungen des Landes ein. Das Herz des Ehrengastauftritts ist der Pavillon auf dem Messegelände, der in seiner Gestaltung an die 33 Buchstaben angelehnt ist.

Die Redner des Abends. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Redner des Abends. © Foto: Diether v. Goddenthow

In der Buchbranche sei derzeit eine Art Aufbruchsstimmung zu verspüren. „Angestoßen durch die Ergebnisse unserer umfangreichen Buchkäufer-Studie setzen sich Verlage und Buchhandlungen so intensiv mit ihren Kunden und deren Bedürfnissen auseinander wie nie zuvor. Denn die befragten Buch-Abwanderer schätzen das Buch und haben Sehnsucht danach – jedoch kommen sie im hektischen Alltag, gestresst durch Social Media und abgelenkt durch andere Unterhaltungsformate weniger zum Lesen. Ob kleine oder große Buchhandlung, Publikums- oder Fachverlag, die Branche arbeitet in allen Bereichen daran, das Buch wieder stärker zu den Menschen zu bringen, ihnen mehr Kontaktpunkte zu Büchern und mehr Orientierung zu bieten“, sagte Riethmüller. Der Markt 2018 liege aktuell einschließlich September mit -1,1 Prozent leicht unter dem Vorjahr. Man ist aber optimistisch, durch ein gutes Herbst- und Weihnachtsgeschäft noch ein ausgeglichenes Jahresergebnis zu erreichen.

Gut gerüstet für den Medienmarkt der Zukunft

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Blick auf die deutsche Buchbranche sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: „Wir haben große und wichtige Aufgaben vor uns und gehen diese selbstbewusst und optimistisch an. Bücher sind ein zentrales Medium der Unterhaltung, der Information und der Meinungsbildung. Mit unseren Inhalten und unserer Vermittlungsarbeit wollen wir Kultur und Bildung fördern und zu Verständigung, Dialog und einem friedlichen Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft beitragen.“

Die 70. Frankfurter Buchmesse präsentiert sich als dynamische Leistungsschau der globalen Buch- und Medienbranche. Rund 7.500 Aussteller zeigen ihre Produkte und ihre Marke in Frankfurt, das entspricht einem Zuwachs von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Anteil von knapp 70 Prozent an internationalen Ausstellern, die aus 110 Ländern nach Frankfurt kommen, unterstreicht die Frankfurter Buchmesse ihre Position als größte internationale Messe der Content-Branche. Der Handel mit Rechten und Lizenzen floriert: Das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) ist in diesem Jahr um rund sechs Prozent gewachsen.

„Die Frankfurter Buchmesse baut ihre Stellung als wichtigste internationale Leitmesse auch im 70. Jahr ihres Bestehens weiter aus“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse heute auf der Eröffnungspressekonferenz in Frankfurt. „Ob Filmproduzenten oder Literaturagenten, ob App-Entwickler, Buchhändler oder Bibliothekare, ob Bildungs-Start-up oder Datenbankspezialisten: Die Frankfurter Buchmesse bringt den Kosmos der Medienbranche an wenigen Tagen im Jahr zusammen. Alle, die in der Branche erfolgreich agieren wollen, profitieren von dem globalen Netzwerk, vom Wissenstransfer und von den zahlreichen zielgruppenspezifischen Angeboten, die wir für sie entwickeln.“

Der neue Frankfurt Pavilion

Das neue Wahrzeichen der Buchmesse: Der Frankfurt Pavilion, hier bei der Eröffnungspressekonferenz am 9.10.2018 © Foto: Diether v. Goddenthow
Das neue Wahrzeichen der Buchmesse: Der Frankfurt Pavilion, hier bei der Eröffnungspressekonferenz am 9.10.2018 © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit dem Frankfurt Pavilion erhält die 70. Frankfurter Buchmesse ein neues Wahrzeichen, das zugleich das Herz des neuen BOOKFEST ist. Im Rahmen des Festivals finden vom 9. bis zum 14. Oktober 80 Veranstaltungen im Frankfurt Pavilion, im Saal Harmonie auf der Messe und in vielen Locations in Frankfurt statt. Auf der Buchmesse setzt das BOOKFEST literarische Akzente. Im neuen Frankfurt Pavilion auf der Agora erwartet das Messepublikum ein Programm mit ausgezeichneten Schriftstellerinnen und Schriftstellern: u. a. mit Paul Beatty, Dmitry Glukhovsky, Dörte Hansen, Eckart von Hirschhausen, Cixin Liu, Maja Lunde, Robert Seethaler, Martin Suter, Benedict Wells, Meg Wolitzer, Deniz Yücel und Juli Zeh. Am Sonntag, 14. Oktober 2018, wird es von 9.30 Uhr bis 14.00 Uhr einen Family Day mit Veranstaltungen und Lesungen für Familien und Kinder geben, u. a. mit Martin Baltscheit und Ralph Caspers.

Der Frankfurt Pavilion,  © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Frankfurt Pavilion, © Foto: Diether v. Goddenthow

 

Georgia – Made by Characters Der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2018 ist so einzigartig und kunstvoll wie sein Alphabet

Ehrengastpavillon Georgien © Foto: Diether v. Goddenthow
Ehrengastpavillon Georgien © Foto: Diether v. Goddenthow

FRANKFURT. Mit Georgien präsentiert sich eine jahrtausendealte Kulturnation vom 10. bis 14. Oktober 2018 als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Die georgischen „characters“, die 33 kunstvoll geschwungenen Buchstaben des einzigartigen Alphabets, zählen zum UNESCO-Welterbe und prägen das Motto des Ehrengastauftritts: Georgia – Made by Characters. Das Land zwischen Europa und dem Kaukasus stellt dabei nicht nur seine Geschichten und Werke vor, die in dieser faszinierenden Schrift niedergeschrieben wurden, sondern auch die Charaktere, die dahinterstehen: Autor*innen, Künstler*innen, Musiker*innen – kurzum, die Georgier*innen selbst. Über 150 Neuerscheinungen wurden im Gastlandjahr auf dem deutschsprachigen Buchmarkt herausgegeben. 70 deutschsprachige Verlage haben Titel zu Georgien in ihrem Programm. Seit der Gründung des Georgian National Book Center (2014) und der Einführung des Übersetzungsförderungsprogramms (2011) sind insgesamt 200 Titel aus dem Georgischen in deutscher Sprache erschienen. Mehr als 70 Autor*innen kommen nach Deutschland und werden auf der Frankfurter Buchmesse und in der Stadt Frankfurt ihre Werke auf insgesamt 350 literarischen Veranstaltungen – von Lesungen bis Konferenzen – persönlich vorstellen. Rund 100 Kulturevents laden zu weiteren spannenden Entdeckungen des Landes ein. Das Herz des Ehrengastauftritts ist der Pavillon auf dem Messegelände, der in seiner Gestaltung an die 33 Buchstaben angelehnt ist. Hier wird täglich ein umfangreiches und hochkarätiges Literatur- und Kulturprogramm geboten: von Lesungen und Diskussionen bis hin zu klassischer und elektronischer Musik.

Von Klassik bis Zeitgeist – Neue Bücher aus und über Georgien

Bücherschau im georgischen Ehrengast-Pavillon im Forum der Frankfurter Buchmesse.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Bücherschau im georgischen Ehrengast-Pavillon im Forum der Frankfurter Buchmesse.
© Foto: Diether v. Goddenthow

Vom historischen Heldenepos über die scharfzüngige Satire bis zum persönlichen Bericht aus dem Gulag – die Neuerscheinungen in deutscher Sprache spiegeln die historische und kulturelle Vielfalt des Landes wider, dessen Literatur bereits im 5. Jahrhundert mit dem hagiographischen Werk Das Martyrium der Heiligen Schuschanik begann. Dabei werden auch unterschiedliche Genres abgedeckt: von Romanen, Krimis, Erzählungen, Märchen und Sagen bis hin zu georgischen Epen und Anthologien georgischer Poesie, Sachbüchern, Kinder- und Jugendbüchern sowie Sammlungen kritischer Essays. Auch zahlreiche „Klassiker“ der georgischen Literatur können von den deutschsprachigen Leser*innen nun entdeckt werden. So etwa das georgische Nationalepos von Schota Rustaweli Der Recke im Tigerfell (Reichert Verlag, 2014) aus dem 12. Jahrhundert, das nun auch in einer modernen Prosaversion unter dem Titel Der Held im Pardellfell, nacherzählt von Tilman Spreckelsen und illustriert von Kat Menschik (Galiani Verlag), erschienen ist. Von Micheil Javakhishvili (1880–1937), dem Begründer der modernen georgischen Prosa, sind sieben Titel in deutscher Sprache erhältlich. Mit Awelum, Der Korb und Der Garten der Dariatschangi (Matthes & Seitz Berlin) von Otar Tschiladse (1933–2009) sind drei Werke eines Vertreters der Weltliteratur erschienen, der bereits zweimal für den Literaturnobelpreis nominiert war.

Über 70 georgische Autor*innen kommen zur Frankfurter Buchmesse

Impressionen vom Ehrengast-Pavillon. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impressionen vom Ehrengast-Pavillon. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mehr als 70 georgische Autor*innen werden in den kommenden Tagen Frankfurt zu Gast sein und ihre Bücher vorstellen. Darunter Aka Morchiladze, einer der derzeit angesehensten georgischen Schriftsteller. Von dem in London lebenden Autor, der über 30 Werke veröffentlichte, erschienen gleich mehrere Bücher in deutscher Sprache: Santa Esperanza und Obolé (beide Mitteldeutscher Verlag) sowie Reise nach Karabach und Der Filmvorführer (beide Weidle Verlag). Er und die hierzulande wohl bekannteste Autorin Nino Haratischwili werden bei der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse sprechen. Die in Hamburg lebende Autorin stellt ihr neues Buch Die Katze und der General (Frankfurter Verlagsanstalt) vor. Erwartet werden auch weitere der vielen engagierten georgischen Frauen, etwa Naira Gelaschwili, eine wegen ihrer nonkonformistischen Prosa beliebte Schriftstellerin, die mit ihrem 1982 unter schwierigen Umständen in Georgien veröffentlichten Buch Ich fahre nach Madrid (Verbrecher Verlag) ein glühendes Plädoyer für die Kraft der Fantasie hält. Oder Tamta Melaschwili, eine Aktivistin der feministischen Bewegung, die in ihrem neuen Werk Marines Engel (Wieser Verlag) in literarischer Form versucht, den Ursprung von Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Unterdrückung zu begreifen. Anna Kordsaia-Samadaschwili hält mit Wer hat die Tschaika getötet (Verlag Hans Schiler) ein Plädoyer für Toleranz, und Nana Ekvtimishvili gibt den rebellischen Mädchen und Frauen in der georgischen Gesellschaft in ihrem Buch Das Birnenfeld (Suhrkamp Verlag) Gesicht und Stimme.

Ein dunkles Kapitel der Landesgeschichte schlägt Lewan Berdsenischwili, ehemaliger Direktor der Georgischen Nationalbibliothek, auf. In seinem Buch Heiliges Dunkel – Die letzten Tage des Gulag (Mitteldeutscher Verlag) erzählt er von seiner Zeit als politischer Häftling. Guram Dotschanaschwili schuf mit seinem Klassiker Das erste Gewand (Carl Hanser Verlag) eine Fabel über Tyrannei und Sehnsucht und ein virtuoses Sprachkunstwerk. Archil Kikodze fängt mit seinem neuen Roman Südelefant (Ullstein Verlag) den georgischen Zeitgeist ein. Und schließlich stellt Lasha Bugadze, der wegen seiner scharfen Satire zu sozial-politischen Themen stets im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses steht, in Frankfurt sein neues Buch Der erste Russe (Frankfurter Verlagsanstalt) vor. Auch das in Georgien sehr beliebte Genre Lyrik ist stark vertreten, und so kommt etwa mit Besik Kharanauli auch einer der bekanntesten georgischen Dichter nach Frankfurt. Alle Neuerscheinungen unter: www.georgia-characters.com/Translations.aspx.

Umgeben von den 33 Buchstaben: Der Ehrengast-Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse

Impressionen vom Ehrengast-Pavillon. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impressionen vom Ehrengast-Pavillon. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Vielfalt der georgischen Kultur und Literatur wird vor allem im Ehrengast-Pavillon (Forum / Ebene 1) erfahrbar. In dem von George Bokhua Studio und Multiverse Architecture aus Tiflis gestalteten Raum spielen die Buchstaben des georgischen Alphabets, das seit 2016 auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturguts steht, eine herausragende Rolle: In dem von den 33 Schriftzeichen inspirierten Ambiente werden nicht nur die georgischen Neuerscheinungen präsentiert, es öffnen sich auch 33 Türen, 33 Lieder erklingen, 33 Boote segeln und 33 Brote werden gebacken. Der Pavillon wird zur Bühne für ein umfangreiches Programm mit Lesungen und Live-Musik. Jeden Tag klingt der Messetag um 17 Uhr bei der Happy Hour aus; etwa bei den Techno-Klängen vom Haus-DJ des berühmten Clubs Bassiani aus Tiflis oder beim Auftritt des georgischen Nationalballetts Sukhishvili. Georgischer Wein und landestypische Spezialitäten bringen die Besucher*innen auf den besonderen Geschmack. Krönender Abschluss des Ehrengast-Programms ist die traditionelle GastRollen-Übergabe u.a. mit dem georgischen Autor Zurab Karumidze und der norwegischen Schriftstellerin Åsne Seierstad (14. Okt., 15:30 Uhr).

Begegnungen mit georgischen Autor*innen, Künstler*innen und Kreativen sind ebenso bei Veranstaltungen und Lesungen auf dem gesamten Messegelände möglich, so auch am Nationalstand Georgien (Halle 5.0, B100), am Stand für Kinder- und Jugendliteratur (Halle 3.0, F152), bei THE ARTS+ (Halle 4.1, N67, N71 u.a.), auf der Agora und in der Gourmet Gallery (Halle 3.1, L140, L146). Auch die „Wissenschaft – Made by Characters“ sowie die Innovations- und Technologieagentur präsentieren sich (Halle 4.2, E93, B85). Eine Vielzahl an Vorträgen und Lesungen gibt es dazu auch an anderen Orten, so etwa im Rahmen des städtischen Lesefests OPEN BOOKS oder beim BOOKFEST, dem Festival der Frankfurter Buchmesse.

Eröffnung des Ehrengastpavillions.© Foto: Diether v. Goddenthow
Eröffnung des Ehrengastpavillions.© Foto: Diether v. Goddenthow

Ausstellungen, Performances, Filme: Georgien in Frankfurt
Außerhalb des Messegeländes geben zahlreiche Events vom Theater über Performance bis zur Ausstellung weitere Einblick in die facettenreiche Kulturlandschaft. Das Programm in Frankfurter Museen und Kultureinrichtungen vereint das Beste aus Urgeschichte, antiker und zeitgenössischer Kunst, Fotografie, Architektur, Design, Typografie und Illustration. Zu den Höhenpunkten zählen die Ausstellung „Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies“ in der Liebieghaus Skulpturensammlung mit herausragenden archäologischen Funden und antiken Kunstwerken aus Georgien sowie „Gold & Wein. Georgiens älteste Schätze” im Archäologischen Museum Frankfurt. Unter dem Motto „Tiflis on my Mind“ im Klingspor Museum in Offenbach steht erstmals das georgische Alphabet im Zentrum einer Ausstellung. Freund*innen zeitgenössischer Kunst können sich auf den Film „All is fair in Dreams and War“ von Andro Wekua, einem der populärsten zeitgenössischen Künstler Georgiens, sowie die erste Einzelausstellung zu Thea Djordjadze, einer der profiliertesten Künstlerinnen Georgiens, freuen. Weltberühmte Musiker*innen stimmen das Publikum auch musikalisch auf das Gastland ein, so etwa die Pianistin Khatia Buniatishvili bei der Eröffnungszeremonie der Buchmesse, der Jazz-Pianist Beka Gochiashvili und viele andere beim Konzert des TV-Senders ARTE und nicht zuletzt die Geigerin Lisa Batiashvili mit dem Georgian Philharmonic Orchestra sowie dem Gori Frauenchor beim Konzert in der Alten Oper Frankfurt. Ergänzt wird das Programm durch eine Reihe von Inszenierungen bedeutender georgischer Theaterensembles, darunter das renommierte Rezo Gabriadze Puppentheater, das Tumanishvili Film Actors Theatre sowie das Tskhinvali Staatstheater. Auch Filmfreund*innen kommen auf ihre Kosten, etwa bei einer Filmreihe im Deutschen Filmmuseum sowie bei der Buchvorstellung und Filmvorführung rund um den georgischen Filmemacher, Drehbuchautor, Schauspieler und Maler Kote Mikaberidze.

Georgia is cooking – kulinarische Erlebnisse in ganz Frankfurt
Nicht nur im Georgien-Pavillon und in der Gourmet Gallery können Messebesucher*innen auf den besonderen georgischen Geschmack kommen. Unter der Motto „Georgia is cooking“ macht Veranstalter Leon Joskowitz mit fünf georgischen Top-Köch*innen und kulinarischen Botschafter*innen, darunter die gefeierte Köchin Tekuna Gachechiladze, die eigens zur Buchmesse nach Frankfurt reisen, die kulinarische Vielfalt des Landes auch im Frankfurter Stadtgebiet erlebbar, etwa mit der Reihe „Books n‘ Wines“.