Kategorie-Archiv: Fassbinder Center

Festakt 70 Jahre DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und Eröffnung des DFF Fassbinder Center

Eingebunden in die Jubiläumsfeier 70 Jahre DFF  war die Eröffnung des Fassbinder Centers, Frankfurt, Eschersheimer Landstrasse 121, in dem der 2018 erworbene, wertvolle Schriftgutnachlass des wohl bedeutendsten deutschen Regisseurs der Nachkriegszeit aufbewahrt wird. ©  DFF, Foto Diether v. Goddenthow
Eingebunden in die Jubiläumsfeier 70 Jahre DFF war die Eröffnung des Fassbinder Centers, Frankfurt, Eschersheimer Landstrasse 121, in dem der 2018 erworbene, wertvolle Schriftgutnachlass des wohl bedeutendsten deutschen Regisseurs der Nachkriegszeit aufbewahrt wird. © DFF, Foto Diether v. Goddenthow

Mit einem Festakt hat das Deutsche Filminstitut  Deutsches Filmmuseum DFF am Montag, 20. Mai, sein 70-jähriges Bestehen und die Eröffnung des neuen DFF Fassbinder Centers Frankfurt gefeiert.

In den nur 124 Jahren seiner Existenz hat das Kino unglaubliche Wandlungen vollzogen. 70 Jahre dieser Entwicklung hat das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, das auf das am 13. April 1949 in Wiesbaden gegründete Deutsche Institut für Filmkunde (DIF) zurückgeht, forschend und sammelnd begleitet. Damit ist das DFF die älteste filmwissenschaftliche Einrichtung der Bundesrepublik. 70 Jahre DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, das bedeutet sieben Jahrzehnte Arbeit für die Bewahrung und Beförderung der Filmkultur in Deutschland, Europa und darüber hinaus.  Das DFF hat in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder gezeigt, dass es neben seinem breit aufgestellten Ausstellungsprogramm sowie dem täglich wechselnden Filmprogramm im hauseigenen Kino ständig neue Herausforderungen sucht und auch international Maßstäbe setzt. Sei es mit seinen Internetplattformen, mit den Digitalisierungsprojekten oder den modellhaften Filmvermittlungsangeboten.

Symbolisch wird das Eröffnungsband des Fassbinder-Centers durchtrennt. (v.l.i.): Professorin Monika Grütters, Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien; Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und Verwaltungsratsvorsitzende des DFF; Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst; Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt; Juliane Maria Lorenz-Wehling, Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation;  Dr- Nikolaus Hensel, Vorstand DFF; Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF- Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. © Foto: Diether v. Goddenthow
Symbolisch wird das Eröffnungsband des Fassbinder-Centers durchtrennt. (v.l.i.): Professorin Monika Grütters, Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien; Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und Verwaltungsratsvorsitzende des DFF; Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst; Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt; Juliane Maria Lorenz-Wehling, Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation; Dr- Nikolaus Hensel, Vorstand DFF; Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF- Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. © Foto: Diether v. Goddenthow

Als bewahrende Institution und Ort kontinuierlicher Innovation übernimmt das DFF seit jeher Aufgaben von gesamtstaatlicher Bedeutung. Als eines der drei Hauptmitglieder im Kinematheksverbund ist das DFF Garant für den Fortbestand und den Zugang zum filmischen Erbe. Es übernimmt zusammen mit dem Bundesarchiv und der Stiftung Deutsche Kinemathek die Aufgaben einer nationalen Kinemathek. Das gilt für die Sicherung einmaliger Originalmaterialien aus allen Epochen der Filmgeschichte, aber insbesondere auch für die Digitalisierung des nationalen Filmerbes, bei der das DFF eine zentrale Rolle einnimmt.

Professorin Monika Grütters, Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien © Foto: Diether v. Goddenthow
Professorin Monika Grütters, Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien wünschte alles Gute für die nächsten 70 Jahre. © Foto: Diether v. Goddenthow

„70 Jahre DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum zu feiern, das heißt: den Garanten für die Pflege unseres filmischen Erbes, ja den international anerkannten Vorreiter in der digitalen Dokumentation und Zugänglichmachung des Kulturguts Film hochleben zu lassen. Und noch viel mehr, denn das DFF macht den Film als Kunstwerk in seiner ästhetischen Vielfalt auf eindrückliche Weise erlebbar“, sagte Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters beim Festakt, zu dem zahlreiche Gäste, Förderer und Filmschaffende erschienen waren.

Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. © Foto: Diether v. Goddenthow
Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zu den institutionellen Förderern des DFF gehört auch das Land Hessen, für das als Gratulantin die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, beim Festakt sprach: „Seit 70 Jahren hält das DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung von Film hoch und fördert einen kritischen und zugleich kreativen Umgang mit dem Medium – als eine der bundesweit wichtigsten Institutionen des Films. Darauf ist Hessen stolz“, sagte Dorn. „Film ermöglicht Integration und funktioniert dabei ganz ohne soziale und kulturelle Grenzen.“

Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF- Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF- Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die große Bandbreite der Arbeit des DFF betonte DFF-Direktorin Ellen Harrington: „Als ich im Januar 2018 zum DFF kam, war ich beeindruckt vom enormen Umfang unserer Arbeit und den Schätzen, die wir haben: Ausstellungen, Kino, Archive, digitale Projekte, europäische Kooperationen, digitale Plattformen, exemplarische Modellprojekte in der Filmbildung und -vermittlung – und vieles mehr.“ Das Team des DFF habe in den vergangenen eineinhalb Jahren darüber hinaus in kürzester Zeit unglaublich viel erreicht – einen neuen Markenauftritt mit neuem Logo und neuem Namen sowie eine komplett neue Website; von Juni an gibt es auch Onlinetickets fürs Kino. „Wir sind fit für die Zukunft. Auch die nächsten 70 Jahre – und darüber hinaus – stehen wir bereit für alle Herausforderungen, die sich uns stellen, und die uns gestellt werden“, sagte Harrington.

Eröffnung des DFF Fassbinder Center Frankfurt

Blick in das Fassbinder Textarchiv, Raum 10. © Foto: Diether v. Goddenthow
Blick in das Fassbinder Textarchiv, Raum 10. © Foto: Diether v. Goddenthow

Aktuelles Highlight sei natürlich die Eröffnung des DFF Fassbinder Center Frankfurt, aus Anlass der Übernahme des Nachlasses von Rainer Werner Fassbinder im September 2018. Das uninah gelegene neue Archiv- und Studienzentrum, bündelt nun auf rund 1000 Quadratmetern in der Eschersheimer Landstraße 121 die Sammlungen des DFF an einem zentralen Ort und macht sie für die Forschung zugänglich. Filmwissenschaftler, Studierende und andere Interessierte sind eingeladen, in den vielfältigen Materialien (DFF-Textarchiv und Plakatarchiv sowie Fassbinders Textarchiv, sein Schrifgutnachlass und Fotoarchiv) zu recherchieren und sich im großzügigen und modern ausgestatteten Lesesaal in ihren Forschungsgegenstand zu vertiefen.

Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Blick auf die Eröffnung des DFF Fassbinder Center Frankfurt sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann: „Ich freue mich, wenn viele junge Menschen kommen, um in diesem neuen Studienzentrum zu forschen und zu studieren und es mit Leben zu füllen. Fassbinders Name ist eng mit unserer jüngeren Geschichte in Frankfurt verknüpft – es ist deswegen eine gute Entscheidung, dass das Center und der Nachlass des Künstlers jetzt dauerhaft hier angesiedelt wird.“

Juliane Maria Lorenz-Wehling, Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation. © Foto: Diether v. Goddenthow
Juliane Maria Lorenz-Wehling, Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Juliane Maria Lorenz-Wehling, erinnerte an das umfassende Werk Fassbinders und konstatierte in ihrer Rede: „Rainer Werner Fassbinder braucht keine Denkmäler. Seine Filme halten die Erinnerung an ihn auf der ganzen Welt wach. Und doch freue ich mich, dass mit diesem schönen Forschungszentrum mitten in Frankfurt sein Erbe lebendig gehalten wird. Ich bin schon gespannt auf die Früchte wissenschaftlicher Arbeit, die dieses Haus hervorbringen wird.“

Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und Verwaltungsratsvorsitzende des DFF überreicht Ellen Harrington den wiederentdeckten Mitschnitt der Generalprobe von „Der Müll, die Stadt und der Tod“- © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und Verwaltungsratsvorsitzende des DFF überreicht Ellen Harrington den wiederentdeckten Mitschnitt der Generalprobe von „Der Müll, die Stadt und der Tod“- © Foto: Diether v. Goddenthow

DFF-Verwaltungsratsvorsitzende Ina Hartwig überreichte dem DFF Fassbinder Center zur Eröffnung ein Überraschungsgeschenk: einen lange verschollenen Mitschnitt der Generalprobe von „Der Müll, die Stadt und der Tod“, dessen Uraufführung im Schauspiel Frankfurt 1985 durch eine Bühnenbesetzung verhindert wurde. „Frankfurt und Rainer Werner Fassbinder verbindet eine lebendige, auch reibungsvolle und von Debatten geprägte Geschichte“, sagte die Dezernentin. „Lange hieß es, dass es keine Aufzeichnung des Stücks gebe, aber nach einer intensiven Recherche machten wir diesen Mitschnitt im Archiv der Städtischen Bühnen ausfindig. Ich hoffe, dass er das Archiv sinnvoll ergänzt und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weitergehende Einsichten in Fassbinders Schaffen in Frankfurt geben kann.“

Impression aus dem  Filmarchiv des DFF -  Helen Kahsai, zeigt den Gästen das Archiv der Filme der 1930er - 1960er Jahre. im Erdgeschoss. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus dem Filmarchiv des DFF – Helen Kahsai, zeigt den Gästen das Archiv der Filme der 1930er – 1960er Jahre. im Erdgeschoss. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum übernimmt die Sammlungen der Rainer Werner Fassbinder Foundation

© DFF
© DFF

Ankauf des Schriftgutnachlasses und Übernahme aller Ankauf des Schriftgutnachlasses übrigen Dokumente,
Exponate, Fotos und Produktionsunterlagen als Dauerleihgabe.
Die Eröffnung des Fassbinder Center, Eschersheimer Landstraße 121, Frankfurt, erfolgt am 20. Mai 2019.

Er ist der bedeutendste deutsche Filmregisseur der Nachkriegszeit: Rainer Werner Fassbinder. Mit dem umfangreichen Werk, das er in nur 37 Lebensjahren schuf, verschaffte er dem Neuen Deutschen Film wie auch andere junge Regisseure in den 1970er Jahren internationales Ansehen. Doch Rainer Werner Fassbinder war in seiner Radikalität und politischen Haltung ein Solitär. Mehr als 35 Jahre nach seinem Tod ist sein Filmschaffen in der ganzen Welt präsent, wird gefeiert und bewundert. Das zeigen die zahlreichen Retrospektiven in Kinos und Museen, zuletzt im Sommer in Australien. Bereits 1997 zeigte das Museum of Modern Art in New York eine große Werkschau, auch die Cinémathèque française in Paris präsentierte 2018 seine Kunst – Beleg einer „Bedeutung, die sich durch immer neue Erkenntnisse erweisen wird“, wie Gutachter Hans Helmut Prinzler in einer Stellungnahme schrieb. Jetzt findet das Werk eine neue Heimat in Frankfurt am Main. Im Frühjahr eröffnet dort das Fassbinder Center, Frankfurt Fassbinder Center, Frankfurt Fassbinder Center, Frankfurt des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums.

Die von Rainer Werner Fassbinders Mutter Liselotte Eder 1986 gegründete und 1992 auf Juliane Maria Lorenz-Wehling – Fassbinders Film-Editorin und Erbin in Folge – übertragene Rainer Werner Fassbinder Foundation (RWFF) in Berlin bewahrt und pflegt seit Jahrzehnten den umfangreichen Nachlass des Regisseurs. Jetzt gibt sie den größten Teil in die Obhut des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums, Frankfurt am Main. Lorenz-Wehling überlässt dem Deutschen Filminstitut & Filmmuseum den wertvollen Schriftgutnachlass Fassbinders, der mit Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung, der Kulturstiftung der Länder und der Stadt Frankfurt angekauft werden konnte. Die Stadt Frankfurt fördert darüber hinaus die Etablierung der Sammlung im neuen Fassbinder Center, Frankfurt. Die gesamte übrige Sammlung der RWFF mit Produktionsunterlagen, Werkarchiv (Film- und Theaterwerk), Fotoarchiv (Film- und Theaterwerk), internationalem Pressearchiv, 3D-Objekten – darunter Fassbinders Flipperautomat und sein legendäres Ledersofa – seine Videosammlung und ein umfangreiches Audio- und Videoarchiv, das sämtliche Interviews mit Rainer Werner Fassbinder sowie Dokumentationen über sein Werk versammelt, gehen als Dauerleihgabe an das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum.

Der in mehr als 180 Archivboxen verwahrte, angekaufte Schriftgutnachlass umfasst 25 Arbeitsdrehbücher, 97 meist handschriftliche Szenenfolgen, 31 Szenenaufstellungen, 118 handschriftliche Dialoglisten, 61 Kalkulationen und Finanzierungspläne, 53 Stablisten, 16 Drehpläne, 30 Verträge, zahlreiche noch nicht erschlossene Produktionsakten, 27 Briefe, 13 Telegramme und 27 Urkunden. Dieser Schatz des deutschen Filmerbes geht nun nach Frankfurt am Main – die Stadt, in der Rainer Werner Fassbinder von 1974 bis 1976 im Theater am Turm wirkte, Filme drehte (MUTTER KÜSTERS FAHRT ZUM HIMMEL, BRD 1975; IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN, BRD 1978) und Gegenstand brisanter Debatten wurde. Er geht in die Obhut des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums, das dadurch, passgenau zum 70. Geburtstag des Instituts im April 2019, seine internationale Strahlkraft und sein fachliches Renommée weiter entscheidend ausbaut.

„Die Übergabe dieses reichen Fundus an Originaldokumenten und Exponaten an das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum dokumentiert auch die Intensität unseres seit mehr als 25 Jahren andauernden Arbeitsverhältnisses und das große Vertrauen, das in langjähriger Zusammenarbeit gewachsen ist“, sagte RWFF-Präsidentin Juliane Maria Lorenz-Wehling. „Rainer Werner Fassbinder braucht keine Denkmäler. Seine Filme halten die Erinnerung an ihn auf der ganzen Welt wach. Und doch freue ich mich, dass mit diesem schönen Forschungszentrum mitten in Frankfurt sein Erbe lebendig gehalten wird. Ich bin schon gespannt auf die Früchte wissenschaftlicher Arbeit, die dieses Haus hervorbringen wird.“

„Die Übernahme des Nachlasses von Rainer Werner Fassbinder ist eine große Ehre für das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum, das damit seinen langjährigen Sammlungsschwerpunkt Neuer Deutscher Film entscheidend ausbaut“, sagte Direktorin Ellen Harrington. „Fassbinder ist der weltweit bekannteste und meistgesehene deutsche Regisseur seiner Generation; die Bewahrung und Erforschung seines Nachlasses durch unser Haus wird die internationale Wahrnehmung des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums weiter erhöhen. Wir sind daher ungeheuer stolz und froh über das uns entgegengebrachte Vertrauen, das wir zu würdigen wissen.“

„Frankfurt am Main verbindet mit Rainer Werner Fassbinder eine lange, lebendige, auch von Debatten geprägte Vergangenheit“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Dass ich als Kulturdezernentin dieser Stadt wenige Monate nach dem Tod Hilmar Hoffmanns, der Fassbinder 1974 ans Theater am Turm holte, der Öffentlichkeit ein Fassbinder Center an der Eschersheimer Landstraße vorstellen darf, erfüllt mich mit Freude und Stolz. Ich bin sicher, Hilmar Hoffmann, der Fassbinder leidenschaftlich und kritisch verbunden war, wäre heute gerne bei uns gewesen. Dieses Forschungszentrum wird die internationale Bekanntheit Frankfurts als Ort der Debatten, als Ort des Wissens und der Kultur noch weiter erhöhen.“

„Die Bedeutung von Rainer Werner Fassbinders Schaffen für das deutsche Filmerbe ist unbestritten. Er ist die zentrale Figur des Neuen Deutschen Films und seine weltweite Präsenz, noch 36 Jahre nach seinem Tod, spricht für sich. Gutachter Laurence Kardish, Filmkurator im MOMA New York, schreibt völlig zurecht in seiner Stellungnahme, dass Fassbinders Nachlass ,ein Schatz des deutschen Filmerbes‘ ist, der in einer deutschen FilmerbeInstitution bewahrt und gepflegt und hier zu Forschungszwecken erschlossen werden sollte. Dem kann ich mich nur anschließen“, sagte Ulrich Adolphs, stv. Abteilungsleiter (kommissarisch) im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, in Vertretung von Herrn Staatsminister Boris Rhein, Stiftungsrat der Hessischen Kulturstiftung und der Kulturstiftung der Länder. „Das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum ist genau die richtige Institution für diese lebendige Sicherung eines wertvollen Schriftgutnachlasses.“

„Fassbinders Themen der Einsamkeit, Ausgrenzung, Homosexualität oder Ausländerfeindlichkeit sind als Widerhall der deutschen Geschichte zu begreifen, sie sind von gleichbleibender Aktualität bis in die Gegenwart. Dafür fand Fassbinder einprägsame Bilder, die bis heute jüngeren Künstlergenerationen als Inspiration und Vorlage dienen. Die für seine Produktionen typische Bildsprache hat eine große Wirkmacht entfaltet“, sagte Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung. „Dass Frankfurt als weltoffene und debattenfreudige Stadt nun den Nachlass dieses Regisseurs erhält und für die Forschung öffnet, ist ein außerordentlicher Gewinn. Wirfreuen uns, diesen Ankauf mit ermöglicht zu haben.“

Dem schloss sich Prof. Dr. Frank Druffner von der Kulturstiftung der Länder gerne an: „Rainer Werner Fassbinder hat die Filmkultur Deutschlands entscheidend geprägt und unseren visuellen Gedächtnisspeicher um zentrale Bilder bereichert. Noch heute werden seine gesellschaftskritischen und bildmächtigen Filme in aller Welt in Kinos gezeigt. Durch den Erwerb des schriftlichen Nachlasses und die Überlassung weiterer Konvolute als Dauerleihgabe kann das neu gegründete Fassbinder Center in Frankfurt am Main dieses außerordentliche Filmschaffen langfristig dokumentieren und dadurch auch die Forschung vorantreiben. An der Bedeutung des Nachlasses, der zum nationalen Kulturerbe gezählt werden muss, gibt es keinen Zweifel. Die Kulturstiftung der Länder freut sich, dass durch ihre Mithilfe der Ankauf getätigt werden konnte.“

Im neuen Rainer-Werner-Fassbinder-Zentrum, das auf rund 1000 Quadratmetern im Frühjahr 2019 an der Eschersheimer Landstraße in unmittelbarer Nähe zur Goethe-Universität eröffnen wird, bündelt das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum im Jubiläumsjahr 2019 seine Sammlungen zentral an einem Ort und eröffnet Forscher/innen und Filminteressierten damit einen idealen Zugang zu seinen Beständen. Zu deren Schwerpunkten gehört der Neue Deutsche Film mit dem Archiv des Studiocanal-Verleihs mit dem Filmverlag der Autoren, den Vorlässen der Regisseure Volker Schlöndorff, Peter Fleischmann, Reinhard Hauff, Rudolf Thome, Wolfgang Becker, Romuald Karmakar und Dani Levy sowie die Arbeitsarchive der Filmarchitekten Heidi und Toni Lüdi und der Kostümbildnerin Barbara Baum, dem Nachlass von Regisseur Niklaus Schilling und der Produktionsfirma Visual Film sowie jetzt ganz zentral dem Nachlass von Rainer Werner Fassbinder.

Filmwissenschaftler/innen und Studierenden aus aller Welt bietet sich hier in Zukunft die Möglichkeit, in einem so repräsentativen wie modernen Lesesaal die umfassenden Archivmaterialen und Originalmanuskripte des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums zu studieren und zu erforschen. Dazu gehören Dokumente zu rund 120 Filmschaffenden, von Thea von Harbou über Peter Lorre, Curd Jürgens, Lotte Reiniger, Maria Schell, Liselotte Pulver und Maximilian Schell bis Otto Hunte, Walter Reimann, Hans Poelzig und Oskar Fischinger sowie Archive von Produktionsfirmen wie X Filme, Creative Pool, der CCC von Artur Brauner, der Roxy-Film von Luggi Waldleitner oder der Bioskop Film. Weit mehr als 2,3 Millionen Fotos zu deutschen und internationalen Produktionen ergänzen diesen Bestand.

Die repräsentativen neuen Räume direkt am U-Bahnhof Holzhausenstraße eröffnen interessante neue Perspektiven für das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum, das gemeinsam mit dem Bundesarchiv/Filmarchiv und der Stiftung Deutsche Kinemathek die Aufgaben einer zentralen deutschen Kinemathek innehat, mit filmportal.de die zentrale Plattform zum deutschen Film im Internet betreibt und international seit Jahren auch durch seine tourenden Ausstellungen wie Stanley Kubrick (bisher mehr als 1,3 Millionen Besucher weltweit) Furore macht. So findet hier künftig auch der gemeinsam mit der Goethe-Universität ausgerichtete Masterstudiengang eine neue Heimat. Außerdem entfaltet sich für die europaweit renommierte Filmvermittlungsabteilung neuer Gestaltungsspielraum für Screeningprogramme und andere Bildungsangebote.