Kategorie-Archiv: DFF

goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 20- bis 26. April 2021

goeast21_cover60 Jahre bemannte Raumfahrt – Hommage an Yuri Gagarin // Pop-up Kultur im Paneuropäischen Picknick // Anti-Oscarabend mit Radu Jude und Dan Perjovschi

Wiesbaden/Frankfurt. Als der russische Kosmonaut Yuri Gagarin am 12. April 1961 vom kasachischen Weltraum-bahnhof Tyuratam aus den ersten bemannten Weltraumflug der Menschheitsgeschichte unternimmt, solle er beim Start schlicht “Los geht’s!” (“Поехали”) gerufen haben. Heute dient der Ausruf als beliebter Trinkspruch. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films nimmt den 60. Jahrestag der Erdumrundung Gagarins zum Anlass, im April mit einem eigenen Weltraum-Programm abzuheben. Die Besucher:innen des von DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstalteten Festivals können sich dabei auf Filme aus allen Himmelsrichtungen Mittel- und Osteuropas freuen.

Yuri Gagarin: Modellbürger, Pilot, Sohn des sowjetischen Volkes und Familienvater. Im Propagandafilm UNSER GAGARIN (Nash Gagarin, UdSSR 1971) wurde der 10. Jahrestag der ersten Erdumrundung gefeiert. goEast zeigt den Film in einem Doppelprogramm mit Artavazd Pelechyans UNSER JAHRHUNDERT (Nash Vek, UdSSR 1983), ein Found-Footage Filmgedicht über technologischen Fortschritt und menschliche Hybris im 20. Jahrhundert. Auch wegweisende osteuropäische Science-Fiction-Klassiker finden ihren Weg ins Programm, so etwa IKARIE XB 1 (Tschechoslowakei 1963) von Jindřich Polák, in dem der Zusammenhalt einer Raumschiffcrew auf dem Weg zu einem erdähnlichen Planeten auf die Probe gestellt wird. goEast präsentiert dabei die restaurierte Fassung von 2016, die erstmals das für den Genreklassiker ursprünglich vorgesehene Ende zeigt. Die Grenzen der Wirklichkeit und überdies menschlicher Zusammenarbeit überschreitet der DEFA-Film DER SCHWEIGENDE STERN (DDR/Polen 1959) von Kurt Maetzig nach einer Romanvorlage von Stanisław Lem. Im Film entdecken Wissenschaftler:innen eine kosmische Nachricht von der Venus, die in einer radioaktiven Drohung für den Erdplaneten gipfelt. Einen frühen Einblick in den Science-Fiction-Film liefert AELITA – DER FLUG ZUM MARS (Aelita/UdSSR 1924) von Yakov Protazanov, der die marxistische Ideologie bis zum roten Planeten katapultiert. In diesem Stummfilm, der auf einem gleichnamigen Roman von Aleksey Tolstoy basiert, entbrennt ein intergalaktischer Klassenkampf zwischen einer aristokratischen Marsbevölkerung und der sowjetischen Arbeiterschicht auf der Erde. Statt den Spuren Gagarins folgt SPACE DOGS (Österreich/Deutschland 2019) von Elsa Kremser und Levin Peter der Erinnerung an den ersten Vierbeiner im Weltall. Die russische Hündin Laika hat ihre Reise 1957 zwar nicht überlebt, ihr wird allerdings nachgesagt, dass ihr Geist heute noch in den Straßenhunden Moskaus weiterlebt. Zahlreiche Kurzfilme und ein Gesprächspanel runden das Programm ab.

Pop-up Kultur im Paneuropäischen Picknick

Zum dritten Mal wird goEast mit Unterstützung vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain mit dem Paneuropäischen Picknick zum Brückenbauer zwischen Menschen, Kulturen und Regionen. Die Programmreihe steht ganz im Zeichen einer Kunstaktion aus dem Jahr 1989, als ein Picknick an der österreichisch-ungarischen Grenze dazu führte, dass selbst die starrsten aller Ländergrenzen für ein paar Stunden geöffnet wurden. Um die Begegnungen der Kulturen auch unter Pandemiebedingungen zu gewährleisten, bietet das Paneuropäische Picknick genug Raum für ein Kennenlernen trotz Distanz. So wird osteuropäische Kioskkultur gefeiert. Ein waschechter Pop-up-Kulturkiosk, Modell K67, wird in der Wiesbadener Innenstadt ein Sammelsurium mittel- und osteuropäischer Kulturgegenstände bieten.

Mit dem Kurzfilmspaziergang kehrt außerdem erneut ein Filmprogramm unter freiem Himmel auf die Häuserwände im Rhein-Main-Gebiet zurück. In Zusammenarbeit mit der Hamburger Künstlergruppe „A Wall is a Screen“ erkundet das Programm aus osteuropäischen Kurzfilmen in diesem Jahr das abendliche Offenbach am Main.

Der Rhein-Main Kurzfilmpreis mit acht ausgewählten Beiträgen aus Mittel- und Osteuropa begibt sich auf eine Reise durch die Programmkinos im Rhein-Main-Gebiet. Dem geht die Auszeichnung eines Kurzfilms durch eine Jury, bestehend aus Leiter:innen der regionalen Lichtspielhäuser, mit einem Preisgeld von 2.500 Euro voraus.

Zusätzlich bietet das Paneuropäische Picknick im besten Fall ein Autokino in Wiesbaden, eine Ausstellung mit Videokunst aus Zentralasien, eine Auseinandersetzung mit audiovisuellen Protestformen in Belarus sowie erneut eine Masterclass und Sprachkurse zur einfachen Verständigung in mittel- und osteuropäischen Kulturkreisen.

Anti-Oscarabend mit Radu Jude und Dan Perjovschi

Ein besonderes Highlight des Rahmenprogramms ereignet sich an einem eigens für goEast kuratierten Anti-Oscarabend am 25. April 2021. Während in Los Angeles noch letzte Hand am roten Teppich angelegt wird, gestaltet der rumänische Regisseur und goEast Porträtgast aus dem Vorjahr, Radu Jude, im Museum Wiesbaden einen anspruchsvollen Filmabend ohne Glamour, aber dafür mit Substanz und Wodka. Umrahmt wird das Programm durch eine Action-Kunst-Ausstellung des rumänischen Künstlers Dan Perjovschi, der an fünf Festivaltagen seine berühmten Wandmalereien an verschiedenen Orten im Museum Wiesbaden umsetzt und seine Sicht auf die Academy Awards schildert.

Weitere Infos: goEast

21. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films will zurück ins Kino

21. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films (20. bis 26. April 2021) // goEast Symposium 2021: „Zentralasien enthüllen“ // Nachwuchs ohne Grenzen – Jetzt anmelden zum East-West Talent Lab

Wiesbaden/Frankfurt. Die künstlerische Vielfalt des Filmschaffens in Mittel- und Osteuropa präsentiert das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 20. bis 26. April 2021, und zwar nicht nur online, sondern nach Möglichkeit wieder dort, wo sie hingehört – vor Ort und in den Kinos im Rhein-Main Gebiet. Im vergangenen Jahr hat goEast erstmals mit einem hybriden und entzerrten Festivalprogramm auf die pandemiebedingt schwierige Situation für die Kulturbranche reagiert. Für die 21. Ausgabe von goEast streben die Festivalmacher:innen unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen eine Rückkehr ins Kino an. Zusätzlich bieten Online-Veranstaltungsangebote möglichst vielen Freunden des zu oft noch unentdeckten Kinos aus Mittel- und Osteuropa ein (Film-)Kulturerlebnis der besonderen Art.

„Zentralasien enthüllen“ – goEast Symposium

Fünf Republiken Zentralasiens feiern in diesem Jahr 30 Jahre Unabhängigkeit und stehen gleichzeitig vor großen Herausforderungen. goEast widmet sich im Symposium “Zentralasien enthüllen” der Filmkultur in Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Mit Vorlesungen, Diskussionen und einem Filmprogramm kuratiert von Expert:innen wie Prof. Dr. Birgit Beumers vom Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen der Universität Passau und Joël Chapron, Beauftragter für Zentralasien und Russland der Filmfestspiele Cannes, eröffnet das Festival ein Fenster in eine Filmlandschaft, die bisher zwar bei goEast vertreten war, doch nie im Mittelpunkt stand.

Vor allem der Einfluss der Sowjetunion auf die filmhistorische Entwicklung der Region seit 1922 steht im Fokus dieses Symposiums. Mit dem Kino sollten die wilden Gebiete Zentralasiens gebändigt und analphabetische Völker von den Errungenschaften des sowjetischen Regimes überzeugt werden. Exemplarisch für das Gebaren der UdSSR als Kolonialmacht stehen dabei frühe Kulturfilme wie Vladimir Erofeevs PAMIR. DACH DER WELT (Krysha mira, UdSSR, 1927) oder Viktor Turins TURKSIB (UdSSR, 1929).

In den ersten Dekaden nach dem Zweiten Weltkrieg galten die Staaten Zentralasiens als Sprungbrett für junge Filmschaffende aus Moskau und Kiew. In dieser Zeit gab es aber auch erste Konflikte im Spannungsfeld zwischen sowjetischer Zugehörigkeit und nationaler Identität. Das Publikum wendete sich zusehends einheimischen Genreproduktionen zu, wie Shukhrat Abbassovs usbekisch-sprachige Komödie DARÜBER SPRICHT DIE GANZE NACHBARSCHAFT (Mahallada duv-duv gap, UsSSR, 1960) oder auch Ali Hamroyevs OHNE ANGST (Bez strakha, UsSSR, 1972). Letzterer behandelt als „roter Western“ den Hujum, also die gewaltsame Entschleierung der Frauen, und dokumentiert die Zerrissenheit der Frau in Zentralasien zwischen Fortschritt und Tradition.

Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wandten sich die Länder Zentralasiens vom sowjetischen Wertesystem ab und versuchten, zu ihren Wurzeln zurückzukehren, ohne dabei auf nationale Werte zu achten. Das hatte zur Folge, dass ethnische und religiöse Gruppen, nomadische und sesshafte, Anhänger von Tengrismus und Islam zusammengewürfelt wurden, um eine „Nation“ zu bilden. Die entstehenden Konflikte spiegeln sich heute in kuriosen, ernsten und auch parodistischen Filmen wider.

Ein besonderes Augenmerk des Symposiums richtet goEast auch auf die Kasachische Neue Welle und ihren Einfluss in der Region in den Wendejahren und frühen 2000ern. Neben der Aufarbeitung der Sowjetzeit in Yusup Razykovs ORATOR (Voiz, Usbekistan, 1999) widmen sich Filme in dieser Zeit modernen Formen der Brautentführung wie in Ernest Abdyzhaparovs KLARE KÜHLE (Boz salkyn, Kirgisistan, 2007), der Erinnerungskultur wie Saodat Ismailovas 40 TAGE SCHWEIGEN (Chilla, Usbekistan, 2014) oder dem Bruch mit traditionellen Genderrollen wie Abai Kulbais STRIZH (Kasachstan, 2007). Trotz Weiterentwicklung, Wiederaufbau und Unabhängigkeit der Filmindustrien in Zentralasien, gibt es heute große Unterschiede zwischen den nationalen Kinematographien. So beleuchtet das Symposium auch die Tatsache, dass etwa Kasachstan eine der am weitest entwickelten Filmindustrien in der Region bietet, während jene in Turkmenistan praktisch stillsteht.

Nachwuchs ohne Grenzen

Noch bis 1. März haben junge Filmschaffende die Möglichkeit, sich für das East-West Talent Lab anzumelden. Das Nachwuchsprogramm von goEast richtet sich an Filmschaffende aus Mittel- und Osteuropa sowie aus Deutschland, die ihre aktuellen Projekte weiterentwickeln und sich untereinander vernetzen wollen. Aufgerufen sind sowohl Regisseur:innen mit ersten Projekten als auch Produzent:innen ohne eigene Projekte. Das Programm unterstützt insgesamt 30 Nachwuchstalente, die sich nach einem intensiven Programm aus Workshops zu Filmfinanzierung, Verleihstrategien oder Stoffentwicklung im Rahmen eines öffentlichen Pitches einer dreiköpfigen Expertenjury stellen. Das innovativste Projekt erhält den mit 3.500 Euro dotierten goEast Development Award. An ein Dokumentarfilmprojekt mit Schwerpunkt auf Menschenrechtsthemen wird überdies ein ebenfalls mit 3.500 Euro dotiertes Recherchestipendium verliehen. „Das East-West Talent Lab hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass Nachwuchsförderung selbst unter Pandemiebedingungen funktioniert. Mit virtuellen Workshops und zahlreichen Videokonferenzen hat das Team von goEast wertvolle Erfahrungen gesammelt, auf die in Zukunft zurückgegriffen werden kann. Trotzdem gehört es zur Förderung der jungen Talente aus Mittel- und Osteuropa natürlich mit dazu, sich auch von Angesicht zu Angesicht zum persönlichen Austausch zu treffen. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass das in diesem Jahr wieder möglich wird“, sagt Andrea Wink, Koordinatorin des Nachwuchsprogramms bei goEast.

Weitere Infos: goEast

 

 

Filmkultur online: Digitale Angebote des DFF

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Das DFF bietet mit Filmkultur online weiterhin zahlreiche Möglichkeiten, die Zeit des zweiten Lockdowns digital zu überbrücken. Der wöchentliche Newsletter informiert über die digitalen Angebote und spannende, zusätzliche Inhalte, die auf der Website und in den sozialen Medien verfügbar sind.

Filmkultur online
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Schaumainkai 41-
60596 Frankfurt am Main
www.dff.film

Filmbezogener Nachlass von Thomas Elsaesser geht ans Deutsche Filmmuseum Frankfurt (DFF)

Thomas Elsaesser Foto:  Vera de Kok
Thomas Elsaesser Foto: Vera de Kok

Vor einem Jahr, am 4. Dezember 2019, starb überraschend der international renommierte Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser. Sein Tod schockierte die Mitarbeiter:innen des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum auch deshalb, weil der damals 76-Jährige wenige Tage zuvor das Archiv- und Studienzentrum des DFF in Frankfurt am Main gemeinsam mit der Martin-Elsaesser-Stiftung besucht hatte, um den Verbleib seines Arbeitsarchivs zu besprechen. Er fasste dabei den Entschluss, seinen Vor- bzw. Nachlass der Frankfurter Filmerbe-Institution anzuvertrauen, die zusammen mit zwei weiteren die Funktion einer deutschen Kinemathek innehat.

Diesem Wunsch des Verstorbenen haben die Erbin, Silvia Vega-Llona, sowie die testamentarisch Begünstigte, die Martin-Elsaesser-Stiftung, entsprochen und den filmbezogenen Nachlass per Schenkung an das DFF übertragen. Im November trafen die letzten der insgesamt rund 350 Transportboxen im Archiv des DFF ein. Sie enthalten die Arbeitsbibliothek Thomas Elsaessers, Manuskripte zu Monographien, Aufsätzen und Vorträgen, Unterlagen zur Gründung filmwissenschaftlicher Studiengänge und zu Elsaessers Lehrtätigkeit in Amsterdam, New York und an zahlreichen weiteren Universitäten, Korrespondenz mit Bezug zur internationalen Filmwissenschaft, VHS-Kassetten und digitales Material mit filmhistorischen Programmen sowie Interviews und vieles mehr. Das DFF hat jetzt begonnen, diesen filmhistorischenSchatz zu erschließen, der die ersten 50 Jahre der Entstehung einer kritischen Filmwissenschaft abdeckt.

„Wir freuen uns, dass der filmwissenschaftliche Nachlass jetzt beim DFF angekommen ist und dort als Sammlung für die wissenschaftliche Forschung und eine interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll“, so der Vorstand der in Frankfurt am Main ansässigen Martin-Elsaesser-Stiftung (www.martin-elsaesser-stiftung.de), welche die Schenkung an das DFF vollzogen hat.

„Thomas Elsaesser war ein Leuchtturm der internationalen Filmwissenschaft, der die Bedeutung des Archivs für die produktive Auseinandersetzung mit dem filmischen Erbe klar erkannte und durch seine Arbeit hochhielt. Generationen von Wissenschaftler:innen unseres Faches wurden von ihm geprägt. Es ist uns eine Ehre, Thomas Elsaessers eindrucksvolles Archiv dauerhaft zu bewahren und seine Ideen lebendig zu halten“, so Ellen Harrington, Direktorin des DFF.

„Der Bestand soll zum Grundstein werden für einen künftigen Sammlungsschwerpunkt des DFF zur Geschichte und Entwicklung filmwissenschaftlicher Forschung und Lehre in Frankfurt am Main, Deutschland sowie international“, führt die Direktorin weiter aus. In Zusammenarbeit mit Thomas Elsaessers Frau Silvia Vega-Llona, der Martin-Elsaesser-Stiftung sowie den Universitäten in Frankfurt am Main und Marburg werden Forschungsprojekte, Symposien und Veranstaltungsformate konzipiert, welche den filmwissenschaftlichen Nachlass Thomas Elsaessers erschließen, vermitteln und sein intellektuelles Erbe weitertragen werden.

Dr. Silvia Vega-Llona, Associate Teaching Professor für Kultur- und Medienwissenschaft an der The New School University in New York, berichtet: „Im November 2019 rief mich Thomas aus Frankfurt an und teilte mir mit, dass er das DFF zur zukünftigen Heimat seiner Arbeitspapiere machen wolle. Ich teilte seinen Enthusiasmus, die Einrichtung einer Thomas Elsaesser Research Collection am DFF zu erwägen. Nach Thomas‘ plötzlichem Tod galt es, den Transfer seines filmbezogenen Nachlasses nach Frankfurt am Main zu organisieren. Dass der Transport erfolgreich gelang, lag nicht allein daran, dass Thomas über diesen Plan im Vorfeld mit mir und der Stiftung gesprochen hatte, sondern auch an der Professionalität und Weitsicht von Ellen Harrington und ihrem Team am DFF. Ich werde ihnen stets zutiefst dankbar sein.“

Thomas Elsaesser, 1943 in Berlin geboren, gehört zu den „Gründerfiguren der Filmwissenschaft“ (Vinzenz Hediger). Er prägte und etablierte das Fach durch seine Forschung und Veröffentlichungen zum frühen Film, zum Film der Weimarer Republik, zum klassischen Hollywood-Kino und zu herausragenden Filmschaffenden insbesondere der deutschen Filmgeschichte wie Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge und Harun Farocki. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Viele seiner Schriften, über Fassbinder oder den Neuen Deutschen Film, zeigen, dass sein Nachlass im Archiv- und Studienzentrum des DFF passgenau untergebracht ist. Hier liegen seine Materialien in direkter Nachbarschaft zu den Produktionsunterlagen vieler der von ihm analysierten Filmschaffenden – eine befruchtende Umgebung für künftige Forschung.

Thomas Elsaesser war ein engagierter Vermittler seines Wissens und seines Zugangs zu Filmgeschichte und Filmtheorie an Studierende an Universitäten in Europa (Amsterdam, Cambridge, Wien, Berlin, u.a.), Nordamerika (Columbia University, New York University, Yale, u.a.) und weltweit. 1976 war er Mitbegründer eines der ersten eigenständigen Film-Studiengänge an der University of East Anglia in Großbritannien, der die Möglichkeit zum Bachelor-, Master- und Promotionsstudium gab. Seit den 1990er Jahren baute er an der Universität Amsterdam sukzessive eines der größten film- und medienwissenschaftlichen Institute in Europa auf. Elsaessers herausragende akademische Arbeit wurde ebenso wie seine Veröffentlichungen vielfach mit Preisen ausgezeichnet.

Seine letzte Vortragsreise führte ihn nach Peking, wo er am 4. Dezember 2019 völlig überraschend starb.

Mit Frankfurt am Main verband Thomas Elsaesser seine Familiengeschichte und sein Einsatz für den Erhalt des Werks seines Großvaters, des Architekten Martin Elsaesser, der zusammen mit Ernst May das Neue Frankfurt der 1920er Jahre prägte. Thomas Elsaesser initiierte zusammen mit seiner Schwester Regine und seinem Frankfurter Vetter Konrad Elsässer die Gründung der Martin Elsaesser Stiftung und engagierte sich bis zu seinem Tod als deren Vorsitzender. Er war außerdem der Autor und Regisseur von DIE SONNENINSEL, einem dokumentarischen Essayfilm über seinen Großvater Großvater und über die Bedeutung der Frankfurter Großmarkthalle, die heute zum Sitz der Europäischen Zentralbank gehört.

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main

The Sound of Disney. 1928–1967 – Kino- und Begleitprogramm im Oktober im DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

logo-sound-of-desney2Vortrag und Film: THE LITTLE MERMAID
Trickfilmmusicals von Disney – Zur Analyse von Musical-Konventionen in Hinsicht auf Dramaturgie, Figurenkonstellation und Songs
Freitag, 9. Oktober 2020, 17:30 Uhr

Live-Konzert mit Lesung: The Disney Song Encyclopedia
Samstag, 24. Oktober 2020, 17:00 Uhr

Disney Filmprogramm im Kino des DFF
Sonntag, 4. Oktober, bis Sonntag, 25. Oktober 2020

Das komplette Begleitprogramm zur Ausstellung findet sich hier.
Der Ausstellungs-Flyer kann hier gelesen werden.

43. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans – Preisverleihung am 1. Okt. 2020 im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt

© DFF
© DFF

Wiederholung der Gewinnerfilme im Kino des DFF
Am Wochenende, Freitag, 2., und Sonntag, 4. Oktober, sind die Gewinner der Hauptpreise für den jeweils besten Kurz- und Langfilm als Nachspiel zu sehen:
Freitag, 2. Oktober
14:30 Uhr | Gewinnerfilme 8+
Sonntag, 4. Oktober
11 Uhr | Gewinnerfilme 13+
15 Uhr | Gewinnerfilm 16+ | Youngsters

FRANKFURT, 1.10.2020. Mit der Auszeichnung der besten Kinder- und Jugendfilme endete am Donnerstag feierlich die hybride 43. Ausgabe von LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans: MARONAS FANTASTISCHE REISE, DAYS OF THE BAGNOLD SUMMER und ECSTASY erhalten Auszeichnungen als international beste Langfilme für junges Publikum. Festivalleiterin Julia Fleißig beglückwünschte die Preisträger/innen im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, DFF-Direktorin Ellen Harrington war per Videobotschaft zugeschaltet.

„Für zwei Dinge gab es bei LUCAS auch dieses Jahr absolut keine Beschränkungen: Die hohe Qualität der Filme und die Sichtweise des jungen Publikums, das wohl nirgends sonst so viel mitgestalten kann – auch unter ungewohnten Umständen“, hob Ellen Harrington hervor. „Mein herzlicher Dank gilt unseren Partnern und Förderern, die gemeinsam mit uns dafür eingetreten sind, dass Filmkultur auch in Coronazeiten lebendig bleibt und dass junge Menschen aktiv daran teilhaben können.“

„Kindern und Jugendlichen durch Filme eine Stimme zu geben und Orte zu schaffen, an denen ihre Meinung zählt, ist ein Kernanliegen von LUCAS. Dass wir 2020 auch unter Ausnahmebedingungen dazu beitragen konnten, freut mich außerordentlich.“, sagte Festivalleiterin Julia Fleißig. Als besonders gelungen sehe sie „den ergiebigen Austausch zwischen Filmschaffenden und jungem Publikum, der auch digital eine echte Bereicherung“ gewesen sei. „Das wollen wir künftig weiterführen – ansonsten aber: zurück ins Kino!“, bilanzierte Fleißig.

Preisträgerfilme

Langfilm

Sektion 8+
Preis für den besten Langfilm (5.000€) und
ECFA-Award
L’EXTRAORDINAIRE VOYAGE DE MARONA (Maronas fantastische Reise, RO/FR/BE 2019. R: Anca Damian)

Wie würde die Welt wohl aussehen, wenn man ein Hund wäre? Für die Streunerin Marona ist sie bunt, aufregend, oft gefährlich und immerzu in Bewegung. Schauen und Staunen: Dazu lädt dieser Zeichentrickfilm ein und zum Nachdenken darüber, was im Leben wirklich wichtig ist. Nicht nur für Hunde.

Begründung der Jury 8+
Ein unnormal, kreativ-fantasievolles Feuerwerk! Der Animationsfilm begeisterte die ganze Jury und hat uns auf eine bunte Reise aus dem Blickwinkel eines kleinen Hundes mitgenommen. Eine Vielfalt an Animations-Stilen und dennoch aus einem Guss. MARONA ist nicht nur ein filmisches Kunstwerk, sondern auch ein zugewandter filmischer Blick auf die Menschen und ihre Fehlerhaftigkeit.

Begründung der ECFA-Jury
Wir haben uns für einen Film entschieden, der einen poetischen und künstlerischen Ansatz mit einer wichtigen und bewegenden Botschaft verbindet. Es ist eine Geschichte über die Liebe, die jede Person und sogar jedes Tier verstehen kann. Eine Geschichte darüber, dass das Leben davon abhängt, wo man geboren ist, wo man lebt und wer einen liebt oder nicht. Eine herzzerreißende und fesselnde Erzählung über Mut und eine verzweifelte Suche nach Liebe und Glück. Wahrhaftig ein Kunstwerk, mit großer Fantasie erzählt.

Bridging The Borders Award
ANTIGONE (CA 2019. R: Sophie Deraspe) &
LOS LOBOS (Die Wölfe, MX 2019. R: Samuel Kishi Leopo)

Lobende Erwähnung der Jury 8+
LOS LOBOS (Die Wölfe, MX 2019. R: Samuel Kishi Leopo)

Autobiografische Geschichte über den Zusammenhalt zweier Brüder, die in den USA ankommen.

Begründung der Jury 8+
Der Film hat uns überzeugt, weil er die Geschichte einer armen und alleinerziehenden Mutter und ihrer zwei Söhne so realistisch darstellt, dass man ihn schon für eine Dokumentation halten könnte. Das Schauspiel aller Charaktere – und ganz besonders der zwei Kinderdarsteller – hat eine besondere Erwähnung verdient.

Lobende Erwähnung der Cinema Without Borders-Jury
IN MY BLOOD IT RUNS (AU 2019. R: Maya Newell)

Publikumspreis
ANTIGONE (CA 2019. R: Sophie Deraspe)

Im kanadischen Montréal haben Antigone, ihre Geschwister und die Großmutter vor Jahren Zuflucht gefunden. Dort leben sie in einer winzigen Wohnung und hegen große Hoffnungen, dass die Einser-Schülerin Antigone ihren Weg machen wird. Als es zu einer familiären Tragödie kommt, folgt Antigone ihrem Gewissen, gerät dabei in die Mühlen des Justizsystems und gefährdet für ihr Verständnis von Liebe und Gerechtigkeit ihre Zukunft. Hochaktuell, packend und sehr politisch zeigt die von der Kritik hochgelobte Adaption des antiken Dramas mit großer visueller und musikalischer Wucht eine Tragödie der heutigen Zeit.

Sektion 13+
Preis für den besten Langfilm (5.000 €)
DAYS OF THE BAGNOLD SUMMER (GB 2020, R: Simon Bird)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Daniel Bagnold muss sich dem schlimmsten aller Übel stellen: Ferien mit seiner Mutter, Schuhe einkaufen inklusive. Die Nerven liegen blank, denn eigentlich war Florida-Urlaub bei seinem coolen, aber leider unzuverlässigen Vater angesagt. Was nun?

Begründung der Jury 13+
Der Gewinner als bester Langfilm in der Kategorie 13+ hat uns überzeugt, indem er das tagtägliche und unbedeutende Drama des Alltags zu einer witzigen, aber ruhigen emotionalen Reise zweier Menschen am Scheideweg ihres Lebens erhebt. Desweiteren macht das brillante Schauspiel den Film leicht und angenehm zu sehen.

Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung (2.000 €)
NOTRE DAME DU NIL (Our Lady of the Nile, FR/BE/RW 2019. R: Atiq Rahimi)

Im Ruanda des Jahres 1973 leben Mädchen der Hutu und Tutsi in einem katholischen Eliteinternat in den Bergen. Ethnische Konflikte hängen wie Gewitterdunst über den Mädchen und entladen sich in immer massiver werdenden Auseinandersetzungen. Die von wahren Begebenheiten inspirierte Literaturverfilmung zeichnet im Mikrokosmos des Internates den Weg zur Katastrophe des Jahres 1994.

Begründung der Jury 13+
Der Film nimmt sich eines schwierigen Themas an und illustriert es wunderschön aus der Perspektive seiner Figuren. Dieses visuelle Abenteuer voller Spannung mit einer reichen Farbpalette muss einfach auf der großen Leinwand gesehen werden.

Sektion 16+ | Youngsters
LUCAS Youngsters Award (5.000 €)
ÊXTASE (Ecstasy, BR/US 2020, R: Moara Passoni)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Die brasilianische Filmemacherin Moara Passoni erzählt in ihrem erstaunlichen Debüt die Geschichte ihres Alter Egos Clara. Auf essayistisch-assoziative Weise nimmt dieser Hybrid aus Fiktion und Dokumentarfilm Essstörungen in den Blick und verbindet vielschichtige erzählerische Formen zu einem dichten Bilderrausch. Der Film zeigt Anorexie aus einer Perspektive, die niemals Spektakel ist, bewegt sich zwischen Delirium und Realität, Leid und Ekstase, Allmacht und Zerbrechlichkeit, Individuum und Gemeinschaft.

Begründung der Youngsters-Jury
Alle fünf Beiträge dieser Sektion regten auf ihre Art zum Nachdenken an und berührten auf unterschiedliche Weise. Kinematographie, Schnitt und die Art des Erzählens waren nur einige der vielen Kategorien, nach denen wir die Filme beurteilten. ECSTASY verbindet Persönliches mit Politischem und den Körper mit der Stadt. Wir wählten den Film aufgrund seiner menschlichen Herangehensweise an ein Thema, welches in der Gesellschaft oft ein Tabu darstellt. Durch die wunderschöne Kameraarbeit, die Farbgebung und den inneren Dialog ermöglicht Moara Passoni dem Publikum, mit der Protagonistin mitzufühlen und sie zu verstehen. Die abstrakte Erzählweise des Themas ist besonders und etwas, das wir noch nie zuvor gesehen haben.

Preisträgerfilme

Kurzfilm
Sektion 8+
Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €)
IN DEUTSCHLAND (DE/GN 2019. R: Christoph Mushayija Rath)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Ouakam hört es alle erzählen: Einfach traumhaft sei er, der Pool der deutschen Nachbarn. Riesige Rutsche, aufblasbares Krokodil, da könne man den ganzen Tag faulenzen und die Zeit genießen. Aber der Weg dahin, über die dicke Mauer und vorbei an der fiesen Wache, ist eine Herausforderung.

Begründung der Jury 8+
Wir prämieren IN DEUTSCHLAND, da er einen aufmerksamen Blick auf die alltägliche Lebenswelt der Kinder im Senegal wirft. Die Kamera unterstützt dies, indem sie mit dem Tempo der Kinder mitgeht. Der Film erzählt auf positive Art und Weise, wie Vorstellungen von anderen Welten entstehen, wenn man diese gar nicht kennt.

In der Sehnsucht der Kinder nach einem Swimmingpool wird die menschliche Gemeinsamkeit des Träumens von einem anderen Ort erkennbar und der Pool als nahezu unerreichbar dargestellt. Die Parole „Ohne Fleiß kein Preis“ wird zum vermeintlichen Türöffner und lässt uns als Zuschauer/innen die Gültigkeit dieses sehr deutschen Sprichwortes in Frage stellen.

Lobende Erwähnung der Jury 8+
MATILDA IR ATSARGINĖ GALVA (Matilda und der Ersatzkopf, LT 2020, R: Ignas Meilūnas)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

An MATILDA UND DER ERSATZKOPF gefiel uns nicht nur die Tatsache, dass hier mit Knettechnik gearbeitet, sondern eine ernste Geschichte über Ehrgeiz und Leistungsdruck sehr witzig und mit den Mitteln der Übertreibung erzählt wurde. Am Ende entscheidet sich die Protagonistin gegen die Erwartung der Erwachsenen und für ihren eigenen Kopf. Ein Kurzfilm für Jung und Alt!

Sektion 13+
Preis für den besten Kurzfilm 13+ (2.000 €)
EL SUEÑO (Der Traum, CO 2020. R: Santiago Sánchez)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Diana hat einen Termin bei ihrer Psychotherapeutin. Sie sprechen über Alltägliches: die Schule, Freizeit und ihre Eltern. Bis Diana immer detaillierter von einem wiederkehrenden Alptraum erzählt.

Begründung der Jury 13+
Wir haben den Film aufgrund seiner exzellent eingesetzten visuellen Sprache ausgewählt. Er zeigt, wie viele Emotionen man mit filmischen Stilmitteln wie Colour-Grading (Farbkorrektur) und ein paar effektiven und kreativen Kameraeinstellungen in nur unter acht Minuten hervorrufen kann.

Lobende Erwähnung der Jury 13+
SONG SPARROW (DK/IR 2019. R: Farzaneh Omidvarnia)
Deutschlandpremiere bei LUCAS

Ein Wald im Irgendwo: Eine Gruppe Menschen, die in Aussehen, Herkunft und Alter kaum unterschiedlicher sein könnten, besteigen einen Kühltransporter. In der Hoffnung auf eine neue Heimat lassen sie alles zurück. Wohin wird sie der Schleuser führen?

Begründung der Jury 13+
Wir glauben, dass der Kurzfilm SONG SPARROW von Farzaneh Omidvarnia Anerkennung verdient. Aufmerksam machen wollen wir auf die mutige Idee, Jugendlichen durch Puppen, und so mit der nötigen Distanz für Reflektion, solch eine brutale Message nahezubringen. Der Kurzfilm war nicht nur arbeitsintensiv zu produzieren, sondern ist auch voll mit Details und Mitgefühl für die Flüchtlingskrise.

LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans wird gefördert von:

Stadt Frankfurt am Main, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, HessenFilm und Medien, Stadt Eschborn, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, LPR Hessen – Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, Patrons Circle des DFF, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Nassauische Sparkasse, Fraport AG, FAZIT-Stiftung.
Medienpartner: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Radio Frankfurt, Journal Frankfurt.

MARONAS FANTASTISCHE REISE, DAYS OF THE BAGNOLD SUMMER und ECSTASY als beste Filme bei LUCAS #43 ausgezeichnet

Auf einen Blick – Preise gehen an:

MARONAS FANTASTISCHE REISE, DAYS OF THE BAGNOLD SUMMER und ECSTASY als beste Filme bei LUCAS #43 ausgezeichnet

43. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans
24. September bis 1. Oktober 2020 im Kino und Online
Preisverleihung im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt

Sektion 8+
Preis für den besten Langfilm (5.000 €)
L’EXTRAORDINAIRE VOYAGE DE MARONA (Maronas fantastische Reise, RO/FR/BE 2019, R: Anca Damian)

Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €)
IN DEUTSCHLAND (DE/GN 2019. R: Christoph Mushayija Rath)

Sektion 13+
Preis für den besten Langfilm (5.000 €)
DAYS OF THE BAGNOLD SUMMER (GB 2020. R: Simon Bird)

Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung (2.000 €)
NOTRE DAME DU NIL (Our Lady of the Nile, FR/BE/RW 2019. R: Atiq Rahimi)

Preis für den besten Kurzfilm (2.000 €)
EL SUEÑO (Der Traum, CO 2020. R: Santiago Sánchez)

Sektion 16+ | Youngsters
LUCAS Youngsters Award (5.000 €)
ÊXTASE (Ecstasy, BR/US 2020, R: Moara Passoni)

Alle Sektionen
ECFA AWARD
L’EXTRAORDINAIRE VOYAGE DE MARONA (Maronas fantastische Reise, RO/FR/BE 2019, R: Anca Damian)

Bridging The Borders Award
ANTIGONE (CA 2019. R: Sophie Deraspe) &
LOS LOBOS (Die Wölfe, MX 2019. R: Samuel Kishi Leopo)

Publikumspreis
ANTIGONE (CA 2019. R: Sophie Deraspe)

The Sound of Disney. 1928 – 1967 – Ausstellung und spannendes Begleitprogramm im DFF Frankfurt

Fotos © Disney Enterprises, Inc. / DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Fotos © Disney Enterprises, Inc. / DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

Mit The Sound of Disney. 1928 – 1967 präsentiert das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum e.V. (DFF) von Freitag, 7. August 2020, bis Sonntag, 10. Januar 2021, eine Ausstellung zur Klangwelt der Disney Klassiker. Untersucht wird der Einsatz von Musik, Geräuschen und Dialogen in den Originalfilmen sowie in vielen Synchronfassungen. Der Betrachtungszeitraum reicht von kurzen Micky Maus Cartoons und Filmen aus der beliebten Reihe „Silly Symphonies“ aus den 1920er und 30er Jahren bis hin zu den abendfüllenden Meisterwerken, die zu Walt Disneys Lebzeiten (1901 – 1966) entstanden sind: von SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS (US 1937) bis zu THE JUNGLE BOOK (US 1967).

Walt Disney war ein von der Animation begeisterter Perfektionist. Er setzte Standards der Filmgeschichte – brachte 1928 den ersten erfolgreichen Zeichentrick-Tonfilm heraus, 1932 den ersten Cartoon im Dreifarben-Druckverfahren von Technicolor, 1937 den ersten abendfüllenden Animationsfilm – und gewann mit seinen Werken unzählige Oscars® sowie andere Auszeichnungen. Sein Name wurde zur Marke, sein Studio zum Weltkonzern.

Berühmt ist er nicht nur für seine wohl bekannteste Erfindung, die Micky Maus, sondern auch für die einzigartige Verschmelzung von Sound und Filmbild ab seinem ersten Tonfilm STEAMBOAT WILLIE (US 1928, R: Walt Disney / Ub Iwerks) sowie in zahlreichen folgenden Filmen.

„Die Ausstellung des DFF, The Sound of Disney, richtet sich an Menschen jeden Alters und jeder Herkunft“, betont Kuratorin Daria Berten. „Sie bietet ein interaktives Erlebnis, das die Bedeutung von Stimmen, Musik und Geräuschen im Animationsfilm erfahrbar macht.“ Im Fokus stehen jene Filme, die zu Walt Disneys Lebzeiten (1901 bis 1966) entstanden sind. Eine großangelegte Soundinstallation, zahlreiche Filmausschnitte in verschiedenen Sprachen, Medienstationen und Exponate von hohem Schauwert zeigen einen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen des Studios.

The-Sound-of-Desney-Begleitprogramm startet ab 8.August 2020

Begleitend zur Ausstellung bietet das DFF ein umfangreiches und vielfältiges Programm mit Filmvorführungen, Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Lesungen und Konzerten, Workshops und vielen weiteren Angeboten. Jeder Ausstellungsmonat steht unter einem besonderen Themenfokus: Bei den insgesamt fünf Veranstaltungen im August liegt der Schwerpunkt auf dem Thema „Synchronisation“. Los geht es am Samstag, 8. August:

8. August 2020 | 18:00 – 20:30
Filmbeginn: Disney Technicolor-Kurzfilmprogramm ca. 19:00 Uhr

Colors from the rainbow: Disneys Farbtechnik und Farbästhetik in den «Silly Symphonies» Megumi Hayakawa (Filmwissenschaftlerin, Zürich)

Mitte der 1920er Jahre, bereits vor seinem ersten Tonfilm STEAMBOAT WILLIE (US 1928, R: Ub Iwerks /Walt Disney), hatte Walt Disney die Idee, Animationsfilme in Farbe zu produzieren – wenn schon, dann gleich in der «ganzen Farbpalette». Realisieren konnte er diesen Plan 1932 mit dem Dreifarben-Druckverfahren von Technicolor. Der große Erfolg der «Silly Symphonies» bei Kritik und Publikum in den 1930ern verdankte sich dieser bahnbrechenden Technik, aber auch Disneys Bemühungen um den optimalen Einsatz der Farbe in den Filmen.

Donnerstag, 13. August, 20:15 Uhr
Filmbeginn: SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE (Deutsche Fassung) ca. 21:15 Uhr

‹Heijo, heijo, das Glück ist irgendwo›: Disneys SCHNEEWITTCHEN in drei deutschen Synchronfassungen
Prof. Dr. Joseph Garncarz (Filmwissenschaftler, Köln)

Hortense Raky, Susanne Tremper und Manja Doering haben alle Disneys Schneewittchen gesprochen. Der gleichnamige Film SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS (Schneewittchen und die sieben Zwerge, US 1937, R: David Hand u.a.) wurde in den Jahren 1938, 1966 und 1994 gleich dreimal deutsch synchronisiert. Warum war das der Fall und worin unterscheiden sich diese Versionen? Joseph Garncarz beleuchtet anhand zahlreicher Ausschnitte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Fassungen. Ein ungewöhnliches Triple zu Disneys erstem abendfüllenden Zeichentrickfilm…

Das komplette Begleitprogramm findet sich hier. Der Online-Flyer kann hier gelesen werden.

Hinweise

Alle veröffentlichten Veranstaltungen befinden sich bereits im Vorverkauf! Veranstaltungen finden, sofern nicht anders angegeben, auf Deutsch statt. Filme werden, sofern nicht anders angegeben, in ihrer US-amerikanischen Originalfassung gezeigt.

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V.
Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main

Maximilian Schell-Ausstellung verlängert! DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt öffnet am Donnerstag, 7. Mai, wieder seine Ausstellungen

DFF Frankfurt. Foto: Diether v Goddenthow
DFF Frankfurt. Foto: Diether v Goddenthow

Nach beinahe achtwöchiger Schließung aufgrund der Covid-19-Pandemie öffnet das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum am Donnerstag, 7. Mai, wieder seine Ausstellungen. Unter Einhaltung der empfohlenen Abstands- und Hygieneregeln können die Besucher/innen dann wieder die beiden Teile der Dauerausstellung, „Filmisches Sehen“ und „Filmisches Erzählen“ erkunden. Allerdings mit Einschränkungen, da interaktive Stationen geschlossen bleiben müssen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.

Verlängert bis Ende Juni ist die Sonderausstellung MAXIMILIAN SCHELL, in der zwei interaktive Stationen weiterhin von jenen Besucher/innen genutzt werden können, die ein eigenes Smartphone und Kopfhörer mitbringen. Mittels QR-Code können die Inhalte dann aktiviert werden.

Sonderausstellung Maximilian Schell. Foto: Diether v Goddenthow
Sonderausstellung Maximilian Schell. Foto: Diether v Goddenthow

Im Laufe des Juli wird im dritten Stock dann umgebaut für die Ausstellung „THE SOUND OF DISNEY. 1928 – 1967″, die von Freitag, 7. August 2020 bis Sonntag, 10. Januar 2021, zu sehen sein wird. Auch diese Ausstellung ist stark von interaktiven Stationen geprägt, die aber mit eigenem Smartphone und selbst mitgebrachten Kopfhörern von den Besucher/innen via QR-Code genutzt werden können.

Im DFF müssen während der Coronakrise Masken getragen werden. Einfache Masken stehen an der Kasse zum Verkauf. Regelmäßige Handhygiene ist ebenso Pflicht wie die Einhaltung von 1,5 bis zwei Metern Abstand zu Personen, die nicht zum eigenen Haushalt gehören. Das DFF orientiert sich an den Hygiene-Regelungen der Stadt Frankfurt, die in Museen nicht mehr als eine Person pro 20 Quadratmeter Fläche zulässt. Daher können im DFF gleichzeitig rund 20 Personen pro Ausstellungsetage die Exponate erkunden, das sind rund 60 in den drei Ausstellungsetagen. Das DFF stellt Leih-Handschuhe aus Baumwolle zur Verfügung, die nach jeder Benutzung gereinigt werden.

Die Öffnungszeiten des DFF wurden geringfügig geändert. Zunächst einmal wird es keine Spätöffnung am Freitag mehr geben, so dass das Haus von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist.

Alle praktischen Informationen zur Wiedereröffnung des DFF finden sich hier

Auch der Museumsshop des DFF mit vielen interessanten Angeboten, wie aktuell dem Begleitband zur Ausstellung Maximilian Schell, steht Besucher/innen künftig wieder offen.

Das Kino des DFF bleibt vorerst noch geschlossen. Das DFF hofft, zum 1. Juli wieder Filme auf der großen Leinwand zeigen zu können.

Filmkultur digital lässt sich natürlich weiter auf der Website des DFF erleben– mit Basteltipps, Filmblogs, Streamingtipps, virtuellen Ausstellungen und zahlreichen weiteren Angeboten.

DFF Digitale Angebote 

The Sound of Disney und weitere Ausstellungshighlights 2020 im Deutschen Filminstitut Filmmuseum Frankfurt (DFF)

Immer hereinspaziert! Das Deutsche Filminstitut Filmmuseum DFF ermöglicht kulturelle Teilhabe und interkulturellen Austausch in ganz unterschiedlichen Angebots-Formaten für fast jede Altersgruppe ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Immer hereinspaziert! Das Deutsche Filminstitut Filmmuseum DFF ermöglicht kulturelle Teilhabe und interkulturellen Austausch in ganz unterschiedlichen Angebots-Formaten für fast jede Altersgruppe © Foto: Diether v Goddenthow

Auch in 2020 bietet das Deutsche Filminstitut Filmmuseum DFF wieder eine Reihe abwechslungsreicher Ausstellungshighlights sowie zahlreiche Aktivitäten-Angebote für alle Alters-, Lern- und Interessengruppen sowie ein spannendes Kino-Programm bereit:

Noch bis zum bis 19. April 2020 läuft die einzigartige Sonderausstellung: Maximilian Schell, die anschließend auf „Wanderschaft“ nach Klagenfurt am Wörthersee geht, und dort ab 7. Mai 2020 im MuseumModerne Kunst Kärnten gezeigt wird.

„The Sound of Disney“

Abgelöst wird die „Schell-Sonderausstellung“ von der Sonderausstellung „The Sound of Disney“ zur Klangwelt der klassischen Disney-Animationsfilme aus den Jahren 1928 bis 1967. DFF vom 21. Mai bis 18. Oktober 2020.

The Sound of Desney © DFF
The Sound of Desney © DFF

„Who’s Afraid of the Big Bad Wolf”, “When You Wish upon a Star” oder das raukehlige “Cinderelly, Cinderelly” in Disneys Version des Aschenputtels: Nur wenige Takte dieser berühmten Filmsongs genügen, um uns hinein zu versetzen in die phantastische Welt von Walt Disney (1901 – 1966). Seine Filme haben Kindheiten weltweit geprägt und die dazugehörige Musik hat das ihrige zum Erfolg beigetragen.
Mit The Sound of Disney präsentiert das DFF von Mai bis Oktober 2020 eine Ausstellung zur Klangwelt der Disney-Klassiker. Untersucht wird der spezifische Einsatz von Musik, Geräuschen und Dialogen in den Originalfilmen sowie in zahlreichen Synchronfassungen. Die Präsentation reicht von kurzen Cartoons aus den „Silly Symphonies“ (1929 – 1939) und der Mickey-Mouse-Reihe bis hin zu den abendfüllenden Meisterwerken, die zu Walt Disneys Lebzeiten und unter seinem maßgeblichen Einfluss entstanden sind: angefangen mit SNOWWHITE AND THE SEVEN DWARFS (1937) bis hin zu THE JUNGLE BOOK (1967).
Sie werden durch eine Soundinstallation sowie zahlreiche Ton- und Filmausschnitte in unterschiedlichen Sprachfassungen repräsentiert. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus Exponate von hohem Schauwert: darunter Produktionsskizzen, Figurenstudien, Animationszeichnungen und -Cels* und Hintergrundgestaltungen zu vielen Walt Disney Produktionen sowie Belegmaterial zu den Arbeitsbiographien von Foley Artists (Geräuschemacher), Synchron-Schauspieler/innen und Komponisten.

„Katastrophe. Was kommt nach dem Ende?“
Nach einer Umbauphase startet das DFF vom November 2020 bis April 2021 die Sonderausstellung „Katastrophe. Was kommt nach dem Ende?

© DFF
© DFF

Der Begriff „Katastrophe“ bezeichnet wörtlich eine „Wendung nach unten“, ein verheerendes Ereignis mit unvorhersehbaren Folgen. Diese Ausnahmesituation beeinträchtigt das Leben der Betroffenen maßgeblich, unterbricht ihren Alltag: Katastrophen setzen die bestehende Ordnung außer Kraft.
Als Vorstellung lösen sie ambivalente Gefühle aus – Angst einerseits, Faszination andererseits.
Aber während mittelalterliche Malerei sich nahezu lustvoll an apokalyptischen Szenen nach der biblischen Offenbarung des Johannes ergötzte und die Literatur der Romantik die tiefe menschliche Einsamkeit zelebrierte, wagt es erst die Moderne, im Glauben an die vom Menschen gestaltete Zukunft, sich ein Weltende ohne Neubeginn, die absolute Zerstörung vorzustellen.

Katastrophen sind in diesem Verständnis entweder menschengemacht (etwa durch Technologie, Staaten oder Klimawandel), oder sie gehen auf Gewalten von außen zurück (etwa Meteoriteneinschläge, Supervulkanausbrüche oder feindliches außerirdisches Leben).

Die Frage, wie die Katastrophe aussieht und was danach kommt, regt die Fantasie von Filmschaffenden seit jeher an. Ihren Werken, ihren Vor- und Darstellungen von Katastrophenszenarien und den darin implizit mitschwingenden gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Themen und Fragestellungen widmet sich die Ausstellung: Wodurch wird die Katastrophe ausgelöst? Was sind die biopolitischen Implikationen von Rettungsszenarien? Wie wird Angst im staatlichen Machtgefüge instrumentalisiert? Was sagen Art und Ästhetik des filmischen Untergangs über unsere Zeit?

Indem sich die Filmschaffenden die Katastrophe ausmalen, streben sie zugleich auch nach Vergewisserung, Versicherung, dem Eindruck von Kontrollierbarkeit. Dies leisten auch Forscherinnen und Forscher auf naturwissenschaftlicher Seite: ihren Ergebnissen und datenbasierten Zukunftsmodellen ist der zweite Handlungsstrang der Ausstellung gewidmet. Ergänzend befragen Forscher/innen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Interviewbeiträgen und Visualisierungen die filmischen Bilder auf ihre Plausibilität und verdeutlichen reale Bedrohungsszenarien der aktuellen Klimakatastrophe.
Die Besucher/innen der Ausstellung werden so in die Lage versetzt, die Entwicklungslinien des Katastrophenfilms in einem größeren gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext zu sehen. Am Ende der Ausstellung trifft jede/r Besucher/in die Entscheidung über den Ausgang der Katastrophe selbst: Verlässt sie die Ausstellung durch den Raum mit den Erdrettungsversuchen oder denjenigen, der die komplette Zerstörung der Erde thematisiert?

Weitere Informationen zum umfangreichen Programm sowie zu Sonderveranstaltungen wie „Nacht der Museen“ und „Museumsuferfest“ finden Sie unter: AKTIVITÄTEN FÜR ALLE BESUCHER/INNEN für: KinoVeranstaltungen und zu den Festivals wie goEast, LUCAS Festival, Africa Alive und Verso Sud, Terza Visione und Días de Cine unter: Festivals

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main

Das DFF zeigt die weltweit erste Überblicks-Ausstellung über den Universalkünstler Maximilian Schell

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Das Deutsches Filminstitut & Filmmuseum DFF präsentiert vom 10. Dezember 2019 bis zum 19. April 2020 aus dem künstlerischen Nachlass von Maximilian Schell ein einzigartiges Porträt des 2014 verstorbenen Universalkünstlers.  Was wenig bekannt ist, hat sich Maximilian Schell neben der Theater- und Film-Schauspielerei auch auf vielen anderen Feldern der Kunst erprobt, unter anderem auch als Pianist, Kunstsammler, Produzent, Maler und Zeichner, als Opernregisseur und Autor.
Die Ausstellung „Maximilian Schell“ ist die weltweit erste große Überblicksschau über das vielfältige Wirken dieses Multitalents.

Aufbau der Ausstellung

Eine Installation im Foyer lädt zu einer ersten visuellen Erkundungsreise ein.© Foto: Diether v Goddenthow
Eine Installation im Foyer lädt zu einer ersten visuellen Erkundungsreise ein.© Foto: Diether v Goddenthow

Bereits im Ausstellungs-Foyer empfangen eine beeindruckende Installation und Informationen zur Vita des Schauspieler die Besucher  und laden zu einer ersten visuellen Erkundungsreise ein.

Oscar® als bester Hauptdarsteller für JUDGMENT AT NUREMBERG (US 1961, R: Stanley Kramer) © Foto: Diether v Goddenthow
Oscar® als bester Hauptdarsteller für JUDGMENT AT NUREMBERG (US 1961, R: Stanley Kramer) © Foto: Diether v Goddenthow

Die Ausstellung selbst beginnt mit der Präsentation von Maximilian Schell als Oscar®-Preisträger. Er gehört zu den wenigen deutschsprachigen Schauspielern, die in Hollywood reüssierten. Bereits früh in seiner Karriere gewann Maximilian Schell für JUDGMENT AT NUREMBERG (US 1961, R: Stanley Kramer) den Oscar® als bester Hauptdarsteller. In dem starbesetzten Werk spielte er neben berühmten Kollegen wie Spencer Tracy, Burt Lancaster, Judy Garland und Marlene Dietrich. Als er mehr als 20 Jahre später, 1984, mit MARLENE einen legendären Dokumentarfilm über Marlene Dietrich machte, schloss sich gleichsam der Kreis. Gehörte Marlene Dietrich doch zu den ersten deutschsprachigen Schauspielerinnen, die in die USA emigrierten und auch dort zu Stars wurden.

Nach diesem – auch gestalterisch – sehr gelungenen „Oscar®-Entree“ zeichnet die Ausstellung die einzelnen Stationen Maximilian Schells zunächst als Filmschauspieler nach, untergliedert in die Bereiche Film und Literaturverfilmungen, anschließend seine anderen Wirkfelder und Biographisches unter Stichworten wie „Theater“, „Bildende Kunst“, „Familie Schell“, „Marlene“ usw.

Impression der Ausstellung Maximilian Schell im DFF. © Foto: Diether v Goddenthow
Impression der Ausstellung Maximilian Schell im DFF. © Foto: Diether v Goddenthow

Aus hunderten Fotos, Objekten und Dokumenten des im Besitz des DFF befindlichen Nachlasses gelang es den Kuratoren Hans-Peter Reichmann und Isabelle Bastian wunderbar, eine vielfältige Auswahl gekonnt zusammenzustellen, die Schells künstlerisches Leben illustrieren. Wir sehen Schell als jungen Schauspieler, als Liebender und Grübler, als Hamlet und Jedermann, als Wehrmachtssoldat und als Holocaustopfer, als Talkshowgast und Fernsehstar, als Regisseur und Gentleman. Interviews mit sowie Dokumentaraufnahmen von Schell sind auf weiteren Monitoren im Ausstellungsraum zu sehen und zu hören. Zudem geben über 20 digitale Leinwände in der Ausstellung Einblick in die vielen Facetten von Maximilian Schells Werk.

Filmisches Werk – 20-minütige Kompilation

Im Hintergrund werden Filmausschnitte gezeigt, hier im Bild aus KINDER, MÜTTER UND EIN GENERAL (BRD 1955, R: László Benedek).© Foto: Diether v Goddenthow
Im Hintergrund werden Filmausschnitte gezeigt, hier im Bild aus KINDER, MÜTTER UND EIN GENERAL (BRD 1955, R: László Benedek).© Foto: Diether v Goddenthow

In dutzenden Filmen hat Maximilian Schell mitgewirkt, dutzende große Theaterrollen gespielt, dutzende Auszeichnungen erhalten – vom Oscar® über den Golden Globe bis zum Deutschen Filmpreis. Mit zahlreichen Dokumenten, Fotos, Drehbüchern, Briefen und Objekten gibt die Ausstellung eine Übersicht über das breit gefächerte Werk des in Wien geborenen Sohns eines Schweizer Schriftstellers und einer Wiener Schauspielerin, der sich, 1938 mit der Familie vor den Nazis nach Zürich geflohen, später immer als Schweizer verstand und auch deren Fußballnationalmannschaft die Daumen drückte. Eine 20-minütige Kompilation auf großer Leinwand präsentiert das filmische Schaffen Maximilian Schells, das sich über 60 Jahre, von KINDER, MÜTTER UND EIN GENERAL (BRD 1955, R: László Benedek) bis LES BRIGANDS (Die Räuber LU/DE/BE 2012-14, R: Frank Hoffmann, Pol Cruchten) erstreckt. Seine enge Freundschaft zu Friedrich Dürrenmatt mündete in zwei Filme: JUSTIZ (DE/CH 1993, R: Hans W. Geißendörfer), in dem Schell den infamen Regierungsrat Kohler mit beängstigender Lakonie spielt, und DER RICHTER UND SEIN HENKER (BRD/IT 1975), bei dem Schell Regie führte und Dürrenmatt als „Schriftsteller Friedrich“ einen urkomischen Gastauftritt verschaffte.

Impression aus dem Bereich "Literaturverfilmung" der Ausstellung Maximilian Schell, hier eine Szene mit dem Schriftsteller und Dramatiker Friedrich Dürrenmatt.© Foto: Diether v Goddenthow
Impression aus dem Bereich „Literaturverfilmung“ der Ausstellung Maximilian Schell, hier eine Szene mit dem Schriftsteller und Dramatiker Friedrich Dürrenmatt.© Foto: Diether v Goddenthow

Nicht nur als Hamlet-Darsteller (etwa bei Gründgens 1963), auch als Hamlet-Übersetzer tat sich Maximilian Schell hervor, der stets deutlich machte, dass die Mehr- und Vieldeutigkeit von Shakespeares Versen nur ungenügend ins Deutsche übertragen wurden. „Meiner Ansicht nach muss man Klassiker unbedingt der Zeit anpassen“, sagt der noch junge Schell in einem Interview, das Gero von Boehm in seinen Dokumentarfilm HAMLET IN HOLLYWOOD aufgenommen hat. So übersetzte Schell für seinen 1968er Hamlet am Deutschen Theater in München die berühmte Schlüsselstelle in: „Zu leben oder nicht zu leben, darum geht’s!“, was von Hellmuth Karasek damals in der ZEIT mit einiger Häme bedacht wurde. Trevor Nunn, ehemaliger Leiter der Royal Shakespeare Company, zählt Schells Hamlet-Interpretation von 1968 dagegen zur bedeutsamsten: „Seine Hamlet-Interpretation (…) hat englische Aufführungen über Jahre hinaus beeinflusst“, betonte er 1983.

Die Alm – Fluchtpunkt der Familie Schell

"Die Alm ist mein Anfang und mein Ende", hatte Maximilien Schell einmal gesagt. © Foto: Diether v Goddenthow
„Die Alm ist mein Anfang und mein Ende“, hatte Maximilien Schell einmal gesagt. © Foto: Diether v Goddenthow

Wie auch in Schells Leben ist der Dreh- und Angelpunkt in der zentralen Blickachse der Frankfurter Ausstellung die Alm im kärntnerischen Preitenegg – der Fluchtpunkt der Familie Schell seit dem frühen 20. Jahrhundert. Hier war Schell verankert, hier erdete sich der Schauspieler mit Villa in Beverly Hills jedes Jahr mehrere Monate, wenn er in der alten Jagdhütte seine künstlerischen Projekte plante und vorantrieb. Hier lebte im Nachbarhaus auch seine Schwester Maria bis zu ihrem Tod 2005. Deren fortschreitende Demenzerkrankung dokumentierte er im vielbeachteten Film MEINE SCHWESTER MARIA (2002) auf einfühlsame und respektvolle Weise.

Weitere Infos zur Ausstellung „Maximilian Schell im DFF“

 

Ort:

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V.
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
Deutschland

 

Öffnungszeiten:
Di – Do 10:00 – 18:00
Fr 10:00 – 20:00
Sa – So 10:00 – 18:00

Begleitband zur Ausstellung
Der mehr als 300 Seiten starke und umfangreich bebilderte Begleitband zur Ausstellung untersucht die Karriere Maximilian Schells von allen Seiten: 17 Autor/innen beleuchten Schells große Schauspielkunst, sein Wirken in Hollywood, geben Einblicke hinter die Kulissen, in seine Art zu arbeiten, befassen sich mit dem kundigen Kunstsammler Schell, dem Regisseur Schell, mit seiner großen Liebe für Shakespeare, seinen Auftritten als Gaststar in Hollywood-Blockbustern der 90er Jahre, mit seinem Dokumentarfilm MEINE SCHWESTER MARIA und natürlich mit dem überaus erfolgreichen Krisenprojekt MARLENE.

Infos und Bestellmöglichkeit