Kategorie-Archiv: Deutsches Filmmuseum Frankfurt

Künstlerischer Nachlass von Maximilian Schell geht an Deutsches Filminstitut in Frankfurt

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Der künstlerische Nachlass von Maximilian Schell, zu dem auch das Archiv seiner Schwester Maria Schell gehört, geht an das Deutsche Filminstitut, Frankfurt am Main. Ermöglicht wird der Ankauf durch eine Förderung der Hessischen Kulturstiftung. Der Neuzugang umfasst den film- und theaterbezogenen Nachlass des Schauspielers, Regisseurs und Produzenten Maximilian Schell. Ergänzt wird die Übereinkunft durch die endgültige, vertragliche Regelung zum Verbleib des Nachlasses von Maria Schell, der bereits seit 2005 als Dauerleihgabe in Frankfurt am Main ist. Somit wird Hessen zur Heimat des künstlerischen Erbes zweier bedeutender deutschsprachiger Schauspieler, denen weltweite Anerkennung zuteil wurde.

Das Deutsche Filminstitut wird den Nachlass erschließen und daraus eine Ausstellung entwickeln, die 2018 im Deutschen Filmmuseum am Frankfurter Schaumainkai zu sehen sein wird. Begleitend wird ein umfangreicher Katalog über Leben und Werk Maximilian Schells erarbeitet.

In rund 70 Umzugskisten fanden die Mitarbeiter des Deutschen Filminstituts auf der Schell’schen Familienalm in Preitenegg/Kärnten eine Fülle von Unterlagen: Text- und Drehbücher, Fotografien, Notizen, Skizzen, Geschäftskorrespondenz, Presseausrisse Dokumente der vielfältigen künstlerischen Arbeit Schells. Darunter befinden sich eine umfangreiche Kollektion von Briefen mit Regie- und Schauspielerkollegen, Politikern, Schriftstellern und Musikern sowie einmaliges Material zu seinem vielbeachteten Dokumentarfilm MARLENE (DE 1984): Tonbandaufnahmen und Abschriften der Gespräche zwischen Schell und der Dietrich in Paris, ebenso das fertige Drehbuch und Unterlagen zur Konzeption des Films sowie Schells Gedächtnisskizzen zur Wohnung Marlene Dietrichs in der Pariser Avenue Montaigne. Das kulturhistorisch einmalige Material vermittelt neue Einblicke in die außerordentlich schwierige Herstellung des Films aus der Sicht des Regisseurs. Die sorgfältige Auswertung und Erschließung des Nachlasses wird für die Filmwissenschaft interessante Erkenntnisse zu Tage bringen. Ein erster Fund ist eine Korrespondenz, aus der hervorgeht, dass Orson Welles‘ Schell für sein nicht-realisiertes Projekt „The Dreamers“ aus dem Jahr 1979 als Schauspieler eingeplant hatte das war bislang nicht bekannt.

Der Künstler
Maximilian Schell (8.12.19301.2.2014) war neben Emil Jannings und Curd Jürgens einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schauspieler. Einer, der auch in Hollywood zum Star wurde: in seiner ersten US-amerikanischen Produktion beeindruckte er in THE YOUNG LIONS (1958) an der Seite von Marlon Brando. Drei Jahre später spielte er in JUDGMENT AT NUREMBERG (USA 1961) die Rolle, die ihm den Academy Award (Oscar®) als bester Hauptdarsteller und den weltweiten Durchbruch brachte. Seine Oscar®-Statue ist seit 2011 einer der Höhepunkte in der Dauerausstellung des Filmmuseums. Im Laufe seiner sechs Jahrzehnte umfassenden Karriere wurde Schell als Schauspieler noch zwei weitere Male für den Oscar® nominiert, gewann Golden Globes und erhielt zahlreiche weitere deutsche sowie internationale Preise und Auszeichnungen. Eine seiner schwierigsten künstlerischen Herausforderungen wurde gleichzeitig zu einem seiner größten Erfolge: der Dokumentarfilm MARLENE (1984) über die legendäre Marlene Dietrich, die sich zu dieser Zeit bereits vollkommen aus der Öffentlichkeit in ihr Pariser Appartement zurückgezogen hatte weshalb es Schell strikt untersagt wurde, Filmaufnahmen der gealterten Diva anzufertigen. Stattdessen ließ er bei seinen Treffen mit der Dietrich Tonbänder mitlaufen, die er zu kunstvollen Film-Ton-Collagen montierte, in denen auch der künstlerische Schaffensprozess selbstreflexiv dargestellt wurde. So gelang ihm ein intimes, ehrliches, berührendes Porträt über die Dietrich und den „Mythos Marlene“.

Die Filme
Maximilian Schell als (Film-)Darsteller (Auswahl)
EIN MÄDCHEN AUS FLANDERN (BRD 1956; R: Helmut Käutner), THE YOUNG LIONS (USA 1958; R: Edward Dmytryk), JUDGMENT AT NUREMBERG (USA 1961; R: Stanley Kramer), I SEQUESTRATI DI ALTONA (Italien/Frankreich 1963; R: Vittorio de Sica), THE RELUCTANT SAINT (USA 1962; R: Edward Dmytryk), TOPKAPI (USA 1964; R: Jules Dassin), RETURN FROM THE ASHES (Großbritannien/USA 1965; R: J. Lee Thompson), THE DEADLY AFFAIR (Großbritannien 1966; R: Sidney Lumet), COUNTERPOINT (USA 1967; R: Ralph Nelson), DAS SCHLOSS (BRD 1968; R: Rudolf Noelte), THE ODESSA FILE (BRD/Großbritannien 1974; R: Ronald Neame), THE MAN IN THE GLASS BOOTH (USA 1975; R: Arthur Hiller), CROSS OF IRON (Großbritannien/BRD 1977; R: Sam Peckinpah), A BRIDGE TOO FAR (USA/Großbritannien 1977; R: Richard Attenborough), JULIA (USA 1977; R: Fred Zinneman), MORGEN IN ALABAMA (BRD 1984; R: Norbert Kückelmann), DER ROSENGARTEN (USA/Österreich/BRD 1989; R: Fons Rademakers).

Maximilian Schell als (Film-)Regisseur:
FIRST LOVE (Schweiz/BRD/Ungarn 1970), DER FUSSGÄNGER (Schweiz/BRD/Israel 1973), DER RICHTER UND SEIN HENKER (BRD/Italien 1975), GESCHICHTEN AUS DEM WIENERWALD (BRD/Österreich 1979), MARLENE (BRD 1984), MEINE SCHWESTER MARIA (Frankreich/Deutschland/Schweiz/Österreich 2002).

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Filmmuseum Frankfurt ermöglicht große Retrospektive des Deutschen Films beim Filmfestival Locarno – Erste Kostproben im Filmmuseum am 29. u. 30. April

Einen Vorgeschmack auf die Retrospektive des Kinos der jungen BRD gibt es heute und morgen noch im Filminstitut Frankfurt.

Geliebt und verdrängt: Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963

Retrospektive und Katalog als Kooperation des Festival del film Locarno und des Deutschen Filminstituts

vl.Carlo Chatrian, Künstlerischer Leiter des Festivals, Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts, Olaf Möller, Kurator auf der Pressekonferenz. © massow-picture
vl.Carlo Chatrian, Künstlerischer Leiter des Festivals, Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts, Olaf Möller, Kurator auf der Pressekonferenz. © massow-picture

Dem Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963 ist die umfassende Retrospektive der 69. Ausgabe des Festival del film Locarno im August 2016 gewidmet, die in enger Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut ausgerichtet wird. Damit wendet sich die Locarno-Retrospektive einer Phase des bundesdeutschen Kinos zu, auf der noch immer das Verdikt lastet, „es sei restaurativ, angepasst, unkünstlerisch und deshalb belanglos gewesen“, erläuterte Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts, auf der Pressekonferenz zur Retrospektive am Donnerstag in Frankfurt. Ein Verdikt das sich aus dem typisch deutschen Gegensatzpaar von „Kunst oder Kasse“ speist. „Und das ist womöglich auch Ausdruck einer Verachtung von Populärkultur, die mit dazu geführt hat, dass das Autorenkino und das populäre Kino heute so weit voneinander entfernt sind, wie nie. Wir fragen uns: Tut das dem deutschen Kino gut?“, so Dillmann. Dabei erweise sich das Kino der Adenauer-Ära bei genauerem Hinsehen „als spannungsreich und formal vielgestaltig. Selbst die oft belächelten Heimatfilme, Musikfilme und Komödien sind gar nicht so konfliktscheu, wie man denken könnte. Hier gibt es viel zu entdecken über Männer- und Frauenbilder, individuelle Ängste und nationale Traumata. Und auch in künstlerischer Hinsicht vermögen diese Filme heute zu verblüffen. Sie haben jede Aufmerksamkeit verdient.“

Das betonte auch Carlo Chatrian, Künstlerischer Leiter des Festival del film Locarno. „Wir richten unsere Scheinwerfer auf eine Zeit des bundesdeutschen Kinos, die unseres Erachtens zu Unrecht vernachlässigt wurde. Denn nicht alles, was die Väter und Großväter gemacht haben, ist bedeutungslos. Weil dieses Kino von der Nouvelle Vague verdrängt wurde, wissen wir nur wenig darüber, auch ich selbst nicht. Dabei ist es das Ziel des Festivals von Locarno verschüttete Kinoschätze zu heben und für die jüngeren Generationen zu erschließen.“ Bei der aktuellen Retrospektive stehe im Mittelpunkt, „das Kino der Adenauer-Ära mit der Rekonstruktion von Identität in Verbindung zu bringen und es einer jungen Generation von Filminteressierten zu erschließen“. „Nachdem 2014 Italien im Mittelpunkt der Retrospektive stand, wenden wir uns nun der Tradition des deutschen Kinos zu. Wir werden unsere Scheinwerfer auf einen Teil seiner Filmografie richten, die unseres Erachtens zu Unrecht vernachlässigt wurde. Die Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut in Frankfurt war für diese Wahl und für die Definition der Inhalte entscheidend.“

Die „Adenauer-Ära“ in Deutschland war bestimmt von Auseinandersetzungen um große Themen: Westbindung, Aussöhnung mit Frankreich und Beginn des europäischen Einigungsgedankens zur dauerhaften Friedenssicherung, NATO-Mitgliedschaft, Blockdenken, Wiederbewaffnung und Kalter Krieg. Sie war geprägt von erbittertem Antikommunismus und Verhandlungen im Kreml über die „Heimholung“ der letzten Deutschen aus sowjetischer Gefangenschaft, von Debatten über die „Wiedergutmachung“ an Israel und über alte Nazis, die schon wieder an den Schaltstellen des bundesdeutschen Machtapparats saßen, über soziale Marktwirtschaft, Restauration, autoritären Regierungsstil und junge Demokratie.

Das Kino der „Adenauer-Ära“ war nicht frei von diesen politischen Wertungen und Auseinandersetzungen und dabei häufig reduziert auf eine ideologische „Funktion“. Hatte dieses Kino mit der NS-Zeit gebrochen? Fand es eine neue Bildsprache? Thematisierte es den Holocaust? Hielt es den Deutschen Schuld und Verstrickung vor Augen? Kriegsverbrechen? Lebenslügen? Die junge Nachkriegs-Generation verneinte diese Fragen und erklärte kurz vor Ende der Adenauer-Zeit dieses Kino für tot.

Dabei lohnt ein Blick zurück: Wovon handelte eigentlich das populäre Kino der jungen Republik, wie adressierte es sein Publikum? Wie drückt sich das Lebensgefühl der unmittelbaren Nachkriegszeit aus – in Gesten, Blicken, Körpersprache, in Gesagtem und Ungesagtem, Andeutungen und Anspielungen, inmitten zerstörter Städte und heiler Landschaften? Welche Experimente und Wagnisse gab es, stilistisch wie inhaltlich? Die Filme zeigen sich offen für verschiedene Lesarten, für neue Interpretationen und Zugänge. Diese wollen die Retrospektive des Festival del film Locarno 2016 und der begleitende Katalog eröffnen und so den Blick lenken auf ein geliebtes, verachtetes, verdrängtes Kino.

Das Deutsche Filminstitut hat sich mit dem deutschen Nachkriegskino schon früh intensiv auseinandergesetzt. Seit den 1980er Jahren sind in Frankfurt wichtige Ausstellungen und Publikationen zum Thema entstanden, darunter „Zwischen Gestern und Morgen“ (1989) und „Abschied vom Gestern“ (1991/92). Mit dem Archiv der Produktionsfirma CCC Film von Artur Brauner oder dem Nachlass von Maria Schell werden für das deutsche Nachkriegskino bedeutende Sammlungen im Filminstitut bewahrt und aufbereitet. So wurde der Nachlass von Curd Jürgens kürzlich als virtuelle Ausstellung online zugänglich gemacht.

Die fast 80 Titel umfassende Retrospektive, zusammengestellt von den Kuratoren Olaf Möller und Roberto Turigliatto, versammelt lange und kurze Formate, Spiel- und Dokumentarfilme, Werke des Animations- und des experimentellen Films. Einen Schwerpunkt bildet das Genrekino, in dem sich, so Olaf Möller, „die politisch wirklich interessanten Filme finden. Wer etwas darüber erfahren will, wie schizophren die BRD in vielerlei Hinsicht war, der muss Heimatfilme, Krimis und Melodramen schauen.
Als „ein großes Missverständnis“ bezeichnete es Kurator Olaf Möller, „dass der Neue Deutsche Film wirklich etwas Neues gewesen wäre: Viele Unterzeichner haben ja schon seit Anfang der 50er Jahre Filme gemacht. Viele Regisseure des Neuen Deutschen Films erhielten eben genau von den vielgescholtenen Produzenten der Populärfilm-Industrie die Chance, etwas Neues zu wagen. Viele dieser wunderbaren Filme werden in der Retrospektive zu sehen sein.“

Denn im Gegensatz zum Klischee, der BRD-Film der 1950er Jahre sei harmoniesüchtig und zahm gewesen, brodelt es da vor Aggression und – auch sexueller – Subversion.“ So erweisen sich Filme wie DIE SPUR FÜHRT NACH BERLIN von Franz Cap (1952) oder VIELE KAMEN VORBEI von Peter Pewas (1955/56) als Thriller über die Ausweglosigkeit der von den Alliierten verordneten Freiheit; DAS BEKENNTNIS DER INA KAHR von Georg Wilhelm Pabst (1954) verhandelt im Heimatgewand den Geschlechterkrieg der 1950er Jahre. Ein „Überläufer“ wie Rolf Hansens in Nazi-Deutschland verbotener EINE FRAU FÜRS LEBEN (1938/50) erzählt von der Wohnungsnot Ende der 30er Jahre.

Formale Experimente sind mit JONAS von Ottomar Domnick (1957) oder Harald Brauns DER GLÄSERNE TURM (1957) vertreten. Im Programm der Retrospektive sind natürlich auch Werke der wenigen bisher als Meister anerkannten Regisseure wie Helmut Käutner und Wolfgang Staudte zu finden, ebenso wie Filme der Remigranten Robert Siodmak, Frank Wisbar und Fritz Lang. Das DEFA-Kino als Korrektiv, das Themen aufgriff, die in der BRD tabu waren, ist mit Titeln wie dem NATO-skeptischen Anti-Atomkriegs-Thriller WEISSES BLUT (Gottfried Kolditz, 1959) präsent.

Der von Olaf Möller und Claudia Dillmann herausgegebene Katalog versammelt Essays und Porträts von rund 30 Autorinnen und Autoren. Dominik Graf entwirft eine Typologie der Film-Männer und großen Stars jener Jahre: O.W. Fischer, Carl Raddatz, Rudolf Prack, Mario Adorf und viele andere. Rainer Knepperges plädiert in seinem Text über „Mamas Kino“ dafür, die erotischen Unter- und Obertöne im Kino der Adenauer-Ära zur Kenntnis zu nehmen. Marco Grosoli, Chris Fujiwara und Hannu Nuotio blicken aus der Perspektive Italiens, der USA und Finnlands auf das Kino der Bundesrepublik jener Zeit. Darüber hinaus finden sich Reflexionen über Genres wie das Melodram, den Kriegs- und den Kriminalfilm, Porträts zu Victor Vicas und Robert Siodmak sowie eine Vielzahl weiterer Artikel zu thematischen und stilistischen Tendenzen in dem rund 400 Seiten starken Katalog.

Mit ihrer Vielfalt tragen Retrospektive und Katalog dazu bei, eine Lücke zu schließen, sagt Kurator Olaf Möller: „Die Babyboomer-Generation wuchs mit der Idee auf, dass das sogenannte Nachkriegskino bloß politisch fragwürdige kommerzielle Massenware produzierte. Die sogenannte Stunde Null des bundesdeutschen Kinos, das Manifest von Oberhausen im Jahr 1962, hatte eben auch diese fatale Folge: dass alles, was davor kam, eine Leerstelle blieb. Es ist Zeit, dass wir ein paar Vorurteile loswerden und uns die widersprüchliche Schönheit dieser frühen Phase des bundesdeutschen Nachkriegskinos erschließen.“

Nach Lorcano auf Tournee – ab Herbst im Kino des Filmmuseum und im Caligari Filmbühne Wiesbaden

Nach der Premiere beim Festival del film Locarno (3. bis 13. August 2016) wird die Retrospektive auf internationale Tournee geschickt. Bisher sind folgende Stationen bestätigt: In der Schweiz wird die Retrospektive in der Cinémathèque suisse in Lausanne, dem Kino Rex in Bern und dem Filmpodium in Zürich laufen.

In Deutschland wird das Programm außer im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main auch im Zeughauskino in Berlin, im Filmmuseum Düsseldorf, im Metropolis Kino Hamburg und in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden zu sehen sein, in Portugal in der Cinemateca Portuguesa und in Italien vom Festival I Mille Occhi in Triest und vom Museo Nazionale del Cinema in Turin übernommen. „Geliebt und verdrängt” beendet seine Reise nach gegenwärtigem Stand 2017 in den USA, wo die Filmreihe von der Film Society of Lincoln Center in New York und der National Gallery of Art in Washington präsentiert werden wird. Die internationale Resonanz sei ein „klares Zeichen für die Qualität unseres Angebots“, sagt der künstlerische Festivalleiter Carlo Chatrian.

Heute und morgen noch einen kleinen Vorgeschmack auf die Retrospektive

Einen Vorgeschmack auf die Retrospektive des Kinos der jungen BRD von 1949 bis 1963 können Sie heute und morgen noch im Filminstitut Frankfurt bekommen. Insgesamt laufen sieben Titel zum Themenkomplex des Holocaust und des jüdischen Lebens in Nachkriegsdeutschland, die selbst nicht Bestandteil der Retrospektive sind. Einführungen zu den Filmen hält Olaf Möller.

In Arbeit: Begleit-Katalog „Gliebt und verdrängt“:
herausgegeben von Olaf Möller und Claudia Dillmann
Essays und Porträts von 30 Autorinnen und Autoren
deutsche und englische Ausgabe
400 Seiten
erscheint zur Festivaleröffnung im August 2016

ZUSAMMEN SAMMELN: Filmflohmarkt, Festival des nacherzählten Films und Erzählcafé im Filmmuseum Frankfurt

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ZUSAMMEN SAMMELN: Das Programm zum Wochenende
Filmflohmarkt, Festival des nacherzählten Films und Erzählcafé
Sonderausstellung im Deutschen Filmmuseum (noch bis 16. Mai 2016)

Samstag, 30. April, 10:00 bis 14:00 Uhr
Filmflohmarkt
Filmplakate, Fachliteratur, DVDs und Blu-rays, Fan-Artikel, Props und Geräte: Parallel zum Flohmarkt am Schaumainkai bieten private Verkäufer auf dem Filmflohmarkt im Foyer des Deutschen Filmmuseums am Samstag, 30. April, von 10 bis 14 Uhr ihre Schätze aus der Welt der bewegten Bilder an. Ein Samstagvormittag zum Stöbern, Jagen, Sammeln und Verhandeln.
Eintritt frei.

Samstag, 30. April, 19:00 Uhr
TOTAL RECALL – Das Festival des nacherzählten Films
„Gestern habe ich einen tollen Film gesehen. Jude Law spielt einen …“ Im Alltag tut man es ständig: Filme nacherzählen. TOTAL RECALL – Das Festival des nacherzählten Films macht daraus ein großes Publikumsevent im Deutschen Filmmuseum: Am Samstag, 30. April, um 19 Uhr erzählen Filmfans vor Publikum einen Film ihrer Wahl in zehn Minuten nach. Alleine oder zu zweit, komödiantisch, poetisch, improvisiert oder aus einer ganz neuen Perspektive. Am Ende zeichnet das Publikum die beste Nacherzählung mit der „Silbernen Linde aus.
Wer mitmachen möchte, kann sich bereits im Vorfeld unter
info@total-recall.org anmelden, oder am Abend selbst spontan ans Pult treten. Ein Poetry Slam für Filmfans!

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Sonntag, 1. Mai, 15:00 Uhr
Erzählcafé
Im Anschluss an eine Führung durch die Ausstellung ZUSAMMEN SAMMELN im Deutschen Filmmuseum lädt das filmcafé ins Museumsfoyer ein. Die Besucherinnen und Besucher haben hier bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit, sich über die eigenen Kino- und Filmerinnerungen auszutauschen.
Eintritt, Führung, Kaffee und Kuchen: 10 Euro. Treffpunkt im Museumsfoyer.

Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main

www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu

GELIEBT UND VERDRÄNGT – Vorabfilme aus dem Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963

Filmreihe von Donnerstag, 28., bis Samstag, 30. April, im Kino des Deutschen Filmmuseums

GELIEBT UND VERDRÄNGT – Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963

Geliebt und verdrängt – Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963 heißt die Retrospektive des Festival del Film Locarno im August 2016, die in enger Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut, Frankfurt am Main, ausgerichtet wird. Als Partner der Retrospektive gibt das Deutsche Filminstitut einen umfangreichen Katalog heraus, der im August erscheint. Bereits jetzt zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums sieben thematisch gruppierte Werke aus jener Zeit. Die Vor-Schau dreht sich um einen für Frankfurt besonders relevanten Fragekreis: den der jüdischen Geschichte in Deutschland. Wie geht das Kino der Adenauer-Ära mit dem Holocaust um, welche (Genre-)Bilder, Erzählungen, Allegorien findet es dafür? Welche Korrektive hat das Filmschaffen der DDR zu bieten? Wie nähert sich die BRD dem ähnlich jungen Staat Israel? Zu entdecken gibt es Unvermutetes, etwa den ersten abendfüllenden Film über Israel (PARADIES UND FEUEROFEN); eine Vision vom Nazi-Vivisektionsterror in Gestalt eines exaltierten, fast experimentellen Horrorfilms (DIE NACKTE UND DER SATAN) oder eine wütende Anklage gegen den ungebrochenen Antisemitismus in der Bonner Republik (ZWISCHENFALL IN BENDERATH). Im Herbst wird das Projekt mit einem weiteren, umfangreicheren Programm fortgeführt.

Der Schwerpunkt unterstreicht den filmischen Reichtum dieser Epoche und macht deutlich, dass die später durch Europa und die USA tourende Filmreihe sich an verschiedenen Spielorten auf bestimmte inhaltliche und ästhetische Schwerpunkte fokussieren kann.

Donnerstag, 28.04.2016, 16:00 Uhr
DER RUF
Deutschland 1949. R: Josef von Baky, D: Fritz Kortner, Ernst Schröder.
104 Min. 35mm
Als Professor Mauthner nach 15 Jahren Exil heimkehrt, findet er Deutschland erschreckend unverändert vor: Der Antisemitismus zeigt weiter seine Fratze. Und so gibt man ihm zwar seine Stelle wieder, aber auch das Gefühl, immer noch unerwünscht zu sein. Diese Atmosphäre schlug auch auf die Rezeption kritischer zeitgenössischer Filme wie DER RUF durch, der es bei Erscheinen schwer hatte.

Donnerstag, 28.04.2016, 18:00 Uhr
ZWISCHENFALL IN BENDERATH
DDR 1956. R: János Veiczi, D: Uwe-Jens Pape, Inge Huber. 98 Min. 35mm.
Jakob Lewin wird von seinem Geschichtslehrer schikaniert – wegen seiner jüdischen Herkunft, aber auch wegen der kritischen Haltung seines Vaters zur BRD. Als es ihm zu viel wird, rennt er davon – womit ein Schulkinder-Streik mit weit reichenden Folgen beginnt. Der Film zeichnet ein parteiisch-akkurates, beunruhigendes Bild der BRD, wie es nur in der DDR entstehen konnte.

Freitag, 29.04.2016, 16:00 Uhr
JETZT UND IN DER STUNDE MEINES TODES
DDR 1963. R: Konrad Petzold, D: Inge Keller, Ulrich Thein. 98 Min. 35mm.
Ella Conradi berichtet vom Eichmann-Prozess in Jerusalem – mit einem sich vertiefenden Gefühl des Ekels. Wieder zurück in der Bundesrepublik, möchte sie sich durch die Beschäftigung mit einem gewöhnlich wirkenden Verbrechen auf andere Gedanken bringen. Ein Politthriller mit Botschaft: Die BRD wird von jenen beherrscht, die Deutschland 1933 ins Verderben trieben.

Freitag, 29.04.2016, 18:00 Uhr
EICHMANN UND DAS DRITTE REICH
Schweiz/BRD  1961. R: Erwin Leiser, Dokumentarfilm. 90 Min. 35mm.
Ermutigt durch den Erfolg seines Montagekino-Meilensteins DEN BLODIGA TIDEN / MEIN KAMPF (1959), wagte sich der deutsche Emigrant Erwin Leiser nun in der Schweiz mit EICHMANN UND DAS DRITTE REICH an einen Film, der aktuelle Ereignisse historisch kontextualisierte und Stellung bezog zu einem Vorgang von historischer Tragweite – zum Prozess gegen Adolf Eichmann.

Freitag, 29.04.2016, 22:30 Uhr
DIE NACKTE UND DER SATAN
BRD 1959. R: Viktor Trivas, D: Horst Frank, Paul Dahlke. 96 Min. 35mm.
Ein Horror-Traum über Menschenversuche und wahnsinnige Wissenschaftler, bei dem es schwer fällt, nicht an KZ zu denken. Eine Rückkopplung an das Schauerkino expressionistischer Prägung, die völlig quer steht zu allem, was es im BRD-Kino jener Jahre gibt, und andererseits so voller gestalterischer Brüche ist, dass sie ein perfektes Beispiel für den BRD-Film jener Jahre ist.

Samstag, 30.04.2016, 20:30 Uhr
ISRAEL, STAAT DER HOFFNUNG/PARADIES UND FEUEROFEN
BRD 1955/1958. R: Rolf Vogel & Lasar Dunner/Herbert Viktor
Dokumentarfilme. 39 Min./82 Min. 35mm
Zwei frühe Annäherungen der BRD an den Staat Israel, verbunden durch Rolf Vogel, einen Lobbyisten der israelischen Sache in Bonn. PARADIES UND FEUEROFEN ist vor allem eine Reisedokumentation, in der die jüngere Geschichte weitgehend ausgespart bleibt. In Israel kam der Film erst 1962 in die Kinos – am Tag vor der Bestätigung des Todesurteils gegen Adolf Eichmann.

Filme für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene von Freitag, 29. April, bis Sonntag, 29. Mai, im Kino des Deutschen Filmmuseums

© Deutsches Filmmuseum
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Kinderkino
Filme für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene von Freitag, 29. April, bis Sonntag, 29. Mai, im Kino des Deutschen Filmmuseums

Auch junge Filmfans kommen im Filmmuseum auf ihre Kosten: Ein Animationsfilm nach einem beliebten Bilderbuch, ein Kinderfilm-Klassiker, ein Dokumentarfilm und zwei Filme, in denen die jungen Helden hoch hinaus wollen stehen im Mai auf dem Programm.

Freitag, 29. April, 14:30 Uhr
Sonntag, 1. Mai, 15 Uhr
OH, WIE SCHÖN IST PANAMA
Deutschland 2006. R: Martin Otevrel. Animationsfilm. 70 Min. DCP. Empfohlen ab 5 Jahren
Der kleine Tiger und der kleine Bär leben zufrieden in ihrem Häuschen am Fluss. Eines Tages wird eine Holzkiste ans Ufer gespült. Es steht „Panama“ drauf innen riecht sie nach Bananen. Die Freunde wollen das Land finden, in dem es überall nach Bananen riecht.

Freitag, 6. Mai, 14:30 Uhr
Sonntag, 8. Mai, 15 Uhr
RONJA RÄUBERTOCHTER
Schweden/Norwegen 1984. R: Tage Danielsson. D: Hanna Zetterberg,
Dan Håfström. 121 Min. DCP. DF. Empfohlen ab 7 Jahren
Ronja lebt mit der Räuberbande ihres Vaters Mattis ein unbeschwertes Leben auf der Mattisburg im Wald. Doch eines Tages lernt sie Birk Borkassohn kennen, den Sohn eines verfeindeten Räuberhauptmanns. Die beiden bestehen zusammen gefährliche Abenteuer im Zauberwald und werden so zu besten Freunden. Doch dann eskaliert der Streit der Väter, als Mattis Birk gefangen nimmt.

Freitag, 13. Mai, 14:30 Uhr
Sonntag, 15. Mai, 15 Uhr
WIE BRÜDER IM WIND
USA/Österreich 2015. R: Gerardo Olivares, Otmar Penker. D: Jean Reno,
Manuel Camacho. 98 Min. DCP. DF. Empfohlen ab 9 Jahren
Der zwölfjährige Lukas lebt zwar in den wunderschönen Alpen, aber glücklich ist er nicht, denn er und sein Vater verstehen sich nicht besonders gut. Als Lukas einen aus dem Nest gefallenen jungen Adler findet, zieht er ihn mit Hilfe des Försters heimlich auf. Doch irgendwann muss er dem Adler seine Freiheit zurückgeben. Nach einer Auseinandersetzung mit seinem Vater vermisst Lukas den Vogel so sehr, dass er sich auf die Suche nach ihm macht.

Freitag, 20. Mai, 14:30 Uhr
Sonntag, 22. Mai, 15 Uhr
UNSERE OZEANE
Frankreich 2008. R: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud
Dokumentarfilm. 93 Min. Blu-ray. DF. Empfohlen ab 8 Jahren
Bis heute sind die Meere für den Menschen eine Welt voller Geheimnisse und Schönheit geblieben. UNSERE OZEANE entfaltet eine Welt voller Vielfalt und Harmonie, von den majestätischen Walen über die schillernden Heringsschwärme bis hin zu den bizarr geformten Lebewesen der Tiefsee.

Freitag, 27. Mai, 14:30 Uhr
Sonntag, 29. Mai, 15 Uhr
DIE BAUMHAUSKÖNIGE
Niederlande 2014. R: Margien Rogaar. D: Kees Nieuwerf,
Julian Ras. 87 Min. DCP. DF. Empfohlen ab 9 Jahren
Die Sommerferien stehen vor der Tür. Die besten Freunde Ziggy und Bas wollen noch einmal am großartigen Abenteuercamp teilnehmen. Ziel ist es, den höchsten Turm aus altem Holz, Paletten und Türen zu bauen. Sie sind die amtierenden Meister und haben ihre Konkurrenz bisher immer leicht abhängen können. Doch dann läuft im Camp alles anders als geplant.

www.deutsches-filminstitut.de

CARTE BLANCHE: ULRICH TUKURs Wunschfilmreihe im Filmmuseum Frankfurt ab 1. Mai 2016

Er spielte Dietrich Bonhoeffer, Erwin Rommel und Bernhard Grzimek, setzte zur Freude vieler Fans neue Akzente im eingefahrenen Tatort-Alltag, und er tourt unermüdlich mit seiner „demokratischen Tanzkapelle“ Ulrich Tukur & die Rhythmus Boys durchs Land: Das Deutsche Filmmuseum ehrt Ulrich Tukur im Mai mit einer Carte Blanche. In seiner Wunschfilmreihe zeigt er elf von ihm ausgewählte Filme, die ihn nachhaltig geprägt haben. Tukur selbst bemerkt dazu: „Die Auswahl ist zugegebenermaßen etwas schwarzweiß, aber das reflektiert nun mal meinen düsteren, persönlichen Geschmack. Mit der Farbe weicht das Geheimnis. Und wenn schon Farbe, dann lieber verwaschen.“ Am Sonntag, 1. Mai, ist Ulrich Tukur zu Gast und präsentiert Helmut Käutners UNTER DEN BRÜCKEN (DE 1945) sowie Bastian Günthers HOUSTON (DE/US 2012).

Carte Blanche: Ulrich Tukurs Wunschfilmreihe von  Sonntag, 1., bis Dienstag, 31. Mai 2016

Ulrich Tukur präsentiert am Sonntag, 1. Mai,
18 Uhr: UNTER DEN BRÜCKEN (DE 1945. R: Helmut Käutner)
20:30 Uhr: HOUSTON (US/DE 2012, R: Bastian Günther)

Was tut sich im deutschen Film?
Tukur-Tatort IM SCHMERZ GEBOREN (DE 2014)
Donnerstag, 4. Mai, 20:15 Uhr
Zu Gast: Liane Jessen (hr-Redakteurin), Jörg Himstedt (hr-Redakteur), Florian Schwarz (Regisseur) und Michael Proehl (Drehbuchautor)

Ulrich Tukur, geboren 1957 in Viernheim, ist einer der bedeutendsten deutschen Schauspieler der Gegenwart: In seinen fast 100 Filmen überzeugt Tukur mit herausfordernden Rollen und ambitionierten Stoffen. Noch während seines Studiums gelang ihm der Durchbruch mit Michael Verhoevens Film DIE WEISSE ROSE
(DE 1982), in dem er den Widerstandskämpfer Willi Graf spielte. Peter Zadek entdeckte den jungen Schauspieler fürs Theater mit Erfolg: Bereits 1986 ernannte die Zeitschrift „Theater heute“ Tukur zum Schauspieler des Jahres. Im selben Jahr fand er viel Beachtung mit seiner Darstellung des RAF-Terroristen Andreas Baader in dem umstrittenen Drama STAMMHEIM (R: Reinhard Hauff). Er arbeitete mit Michael Haneke zusammen (DAS WEISSE BAND, DE/AT/FR/IT 2009) und lockte in SOLARIS (US 2002, R: Steven Soderbergh) George Clooney ins Weltall. Ulrich Tukurs Leistungen sind vielfach preisgekrönt, unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis für seine Rolle in DAS LEBEN DER ANDEREN (DE 2006, R: Florian Henckel von Donnersmarck).

Sonntag, 1. Mai, 18 Uhr
UNTER DEN BRÜCKEN
Deutschland 1945. R: Helmut Käutner
D: Hannelore Schroth, Carl Raddatz, Gustav Knuth. 99 Min. DCP
Vor dem Film spricht Urs Spörri (Deutsches Filmmuseum) mit Ulrich Tukur über seine Filmauswahl zur Carte Blanche
Ulrich Tukurs deutscher Lieblingsfilm ist UNTER DEN BRÜCKEN von Helmut Käutner: Hendrik und Willy sind mit dem Schleppkahn Liese-Lotte auf der Havel unterwegs und träumen von Mädchen, die ihnen mit wehenden Röcken von den Berliner Brücken zuwinken. Eines Abends beobachten sie eine junge Frau, die sich scheinbar von einer solchen Brücke ins Wasser stürzen will. Beide eilen ihr zu Hilfe doch Anna hatte nur einen Zehnmarkschein in den Fluss geworfen. Sie lässt sich überreden, auf dem Kahn zurück in die Stadt zu fahren. Es entwickelt sich eine poetische Ballade auf Freundschaft, Liebe und die Freiheit auf dem Wasser.

Sonntag, 1. Mai, 20:30 Uhr
HOUSTON
USA/Deutschland 2012. R: Bastian Günther
D: Ulrich Tukur, Garret Dillahunt, Wolfram Koch. 107 Min. DCP. OmU
Nach dem Film: Publikumsgespräch mit Ulrich Tukur
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino 2012 in Hof, blieb HOUSTON im Kino weitgehend unbeachtet. Ulrich Tukur spielt darin eindrucksvoll den Headhunter Clemens Trunschka, der seine Alkoholsucht nur mühsam zu verbergen weiß. Als er von einem großen deutschen Automobilkonzern den Auftrag erhält, einen US-amerikanischen Geschäftsmann als neuen Vorstandsvorsitzenden anzuwerben, sieht Trunschka die Chance gekommen, sein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken. Es beginnt ein ebenso faszinierender wie skurriler Roadtrip auf den staubigen Straßen der USA.

Donnerstag, 5. Mai, 18 Uhr
VIKTOR UND VIKTORIA
Deutschland 1933. R: Reinhold Schünzel
D: Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf Wohlbrück. 99 Min. 35mm
Der Schauspieler Viktor Hempel verdient als Damen-Imitator „Monsieur Viktoria“ sein Geld, sieht sich aber zu größeren Rollen berufen. Beim Vorsprechen in einer Theateragentur stellt er eine ernste Szene unfreiwillig komisch dar. Er wird abgelehnt und trifft auf die ebenfalls wenig erfolgreiche Sängerin Susanne Lohr. Als Viktor erkrankt, springt Susanne als „Monsieur Viktoria“ für ihn ein. Der Erfolg ist groß und führt Susanne sogar nach London bis ihr Londons berühmtester Frauenkenner auf die Schliche kommt. Ulrich Tukur schätzt VIKTOR UND VIKTORIA als „großartigen Film, noch ganz im Geist der Weimarer Zeit, mit einer wunderbaren Renate Müller.“

Samstag, 7. Mai, 20:30 Uhr
Mittwoch, 11. Mai, 20:30 Uhr
LE NOTTI DI CABIRIA Die Nächte der Cabiria
Italien/Frankreich 1957. R: Federico Fellini. D: Giulietta Masina,
François Périer, Franca Marzi. 110 Min. 35mm. Omdt/frU
Die naive Prostituierte Cabiria lebt in einer der ärmsten Gegenden Roms. Immer wieder wird sie von Männern enttäuscht und gedemütigt. Schließlich bringt ihr Zuhälter sie fast um, um an ihre Ersparnisse zu kommen. Cabiria wartet auf ein Wunder. Und tatsächlich: Ein Filmstar nimmt sie eines Tages bei sich auf. Ist er etwa die Liebe ihres Lebens? LE NOTTI DI CABIRIA, an dessen Drehbuch auch Pier Paolo Pasolini beteiligt war, gewann 1958 den Oscar® als „Bester fremdsprachiger Film“. Ulrich Tukur betont: „Mit Fellini ist es wie mit Tati er bedeutet mir viel“

Sonntag, 8. Mai, 20:30 Uhr
QUICK
Deutschland 1932. R: Robert Siodmak
D: Lilian Harvey, Hans Albers, Paul Hörbiger. 93 Min. 35mm
Ulrich Tukur bezeichnet den Clown Quick als „eine der schönsten Rollen“ von Hans Albers. Auf der Bühne des Varietés im Apollo-Theater begeistert Quick jeden Abend sein Publikum. Sein größter Fan ist die mit 21 Jahren bereits geschiedene Schönheit Eva Prätorius (Lilian Harvey), die ein gelangweiltes Leben in einem Luxussanatorium führt. Tag für Tag bricht sie aus, um Quicks Auftritte zu bewundern. Eva verliebt sich in den gutmütigen Clown doch als Quick ungeschminkt vor ihr steht, erkennt sie ihn nicht. Eine Odyssee mit allerlei Verwechslungen beginnt.

Freitag, 13. Mai, 18 Uhr
DAS BLAUE VOM HIMMEL
Deutschland 1932. R: Victor Janson
D: Marta Eggerth, Hermann Thimig, Fritz Kampers. 77 Min. 35mm
Die fröhliche Anni verkauft von morgens bis abends Fahrkarten am Berliner U-Bahnhof Wallensteinplatz. Der Postflieger Hans ist Nacht für Nacht von Berlin nach Hannover unterwegs. Eines Tages hat es Hans so eilig, dass er Anni das Geld für sein U-Bahn-Ticket schuldig bleibt. Anni ist empört und muss das Geld aus eigener Tasche erstatten. Doch in der Folge verlieben sich die beiden auch wenn sie sich wegen ihrer unterschiedlichen Arbeitszeiten immer nur ein paar Minuten morgens und abends sehen können. Das Drehbuch für die Musikkomödie stammt von Billy Wilder.

Samstag, 14. Mai, 20:30 Uhr
PLAY TIME Tatis herrliche Zeiten
Frankreich/Italien 1967. R: Jacques Tati. D: Jacques Tati,
Barbara Dennek, Rita Maiden. 124 Min. Blu-ray. OmU
„Um Tati will ich nicht herum. Was für ein großartiges Gesamtkunstwerk!“ Ulrich Tukur wählte für seine Carte Blanche PLAY TIME: Der Film spielt in einem ultramodernen Paris, das ausschließlich aus sich ähnelnden futuristischen Glas- und Stahlkonstruktionen besteht. Monsieur Hulot verliert in dieser verwirrenden Baulandschaft die Orientierung. Immer wieder kreuzen sich seine Wege mit denen einer US-amerikanischen Busreisegruppe. Auf verschiedenen Ebenen verlaufen zahllose Nebenhandlungen, es entsteht ein Gewirr aus Figuren und Stimmen.

Sonntag, 15. Mai, 20:30 Uhr
Mittwoch, 18. Mai, 20:30 Uhr
SMULTRONSTÄLLET Wilde Erdbeeren
Schweden 1957. R: Ingmar Bergman. D: Victor Sjöström,
Bibi Andersson, Ingrid Thulin. 91 Min. Blu-ray. OmU
Der griesgrämige Professor Isak Borg soll zum 50. Jahrestag seiner Promotion im schwedischen Lund geehrt werden. Für ihn, den Eigenbrötler, gibt es schönere Anlässe. Dennoch beschließt er, an der Ehrung teilzunehmen. Unerwartet begleitet ihn seine Schwiegertochter Marianne auf der langen Autofahrt. Die Reise gestaltet sich äußerst turbulent, und der Kreis der Mitfahrer wird größer und größer. Durch diverse Zwischenstopps und Begegnungen wird Isak immer wieder mit beängstigend realen Erinnerungen an seine Jugend und Todesträumen konfrontiert. Der letzte Film mit Victor Sjöström wurde 1958 mit dem Goldenen Bären und 1960 mit dem Golden Globe ausgezeichnet.

Montag, 16. Mai
TIHIJ DON Der stille Don
UdSSR 1957/58. R: Sergej Gerasimov. D: Pëtr Glebov, Elina Bystrickaja.
Teil 1: 108 Min. Teil 2: 115 Min. Teil 3: 121 Min. 35mm. DF
Für Ulrich Tukur ist TIHIJ DON ein „Monumentalwerk“, ein „epischer Streifen, gewaltig inszeniert und hinreißend gespielt, der mich seinerzeit umgeworfen hat“. In drei eigenständigen Filmen wird von der Entstehung der Sowjetunion erzählt.

16:00 Uhr
Teil 1: Russland 1913: Der junge Donkosak Grigori liebt die Freiheit und seine verheiratete Nachbarin Axinja. Als ihr Ehemann davon erfährt, straft er sie mit brutaler Gewalt. Grigori soll nun Natalja heiraten. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus.

18:00 Uhr
Teil 2: Russland 1917: Grigori kämpft für die Truppen Lenins, bevor er zur reaktionären Weißen Garde überläuft. Für seine einstigen Mitstreiter gilt er nun als Verräter.

20:30 Uhr
Teil 3: Russland 1920: Der Weltkrieg ist vorbei, doch die Revolution spaltet Grigoris Familie. Als er seine Frau Natalja betrügt, zieht sie Konsequenzen.

Eintritt Einzelfilm: 7 Euro / ermäßigt 5 Euro
Kombipreis für alle drei Teile: 14 Euro / ermäßigt 10 Euro

Freitag, 20. Mai, 18 Uhr
Sonntag, 22. Mai, 20:30 Uhr
I SOLITI IGNOTI Diebe haben’s schwer
Italien 1958. R: Mario Monicelli. D: Vittorio Gassman,
Claudia Cardinale, Marcello Mastroianni. 106 Min. 35mm. Omdt/frU
Der Ganove Cosimo wird bei einem Autodiebstahl erwischt und landet prompt im Gefängnis. Während seiner Haftstrafe erfährt er von einem Coup, mit dem man ohne Risiko das große Geld machen könnte. Er bittet seine Diebeskollegen, ihm zu helfen, freizukommen im Gegenzug winkt ihnen die Beteiligung am Gewinn des Coups. Der Boxer Peppe soll daraufhin vorgeschickt werden, um Cosimos Strafe abzusitzen. Doch die Polizei durchschaut den Plan. Ulrich Tukur sagt über I SOLITI IGNOTI: „Ein saukomischer und nicht so bekannter Film über römische Kleinkriminelle, die bei einem Einbruch alles falsch machen. Eine gelungene Mischung aus Neorealismus und Commedia all’italiana.“

Samstag, 21. Mai, 20:30 Uhr
Mittwoch, 25. Mai, 20:30 Uhr
HELLZAPOPPIN‘ In der Hölle ist der Teufel los
USA 1941. R: H. C. Potter
D: Ole Olsen, Chic Johnson, Martha Raye. 84 Min. 16mm. OF
HELLZAPOPPIN´ ist ein Film über ein Filmteam, das einen Film über die Wirren um eine Broadway-Produktion dreht. Der Film im Film handelt vom noch unbekannten Regisseur Jeff, der auf den Durchbruch am Broadway hofft, wodurch er endlich die Millionärstochter Kitty heiraten könnte. Doch Jeffs reicher Freund Woody ist ebenfalls in Kitty verliebt. Voller Aberwitz nimmt H. C. Potter die Filmbranche des Golden-Age-Hollywood aufs Korn. Ulrich Tukur bezeichnet HELLZAPOPPIN‘ als einen „Tanzfilm, der vor Skurrilität, Anarchie und phantastischen Swingtanzeinlagen nur so strotzt.“

Dienstag, 31. Mai, 20:45 Uhr
NAPOLEON IST AN ALLEM SCHULD
Deutschland 1938. R: Curt Goetz. D: Curt Goetz,
Else von Möllendorff, Valérie von Martens. 91 Min. 35mm
Napoleon-Experte Lord Cavershot ist derart fasziniert von dem historischen Feldherrn, dass er seine Ehefrau die stilecht den Namen Josephine trägt und seine Marotten als kindlichen Spleen toleriert sträflich vernachlässigt. Als der Lord zum Napoleon-Kongress nach Paris reist, erlebt er mit dem Waisenmädchen Madeleine sein persönliches Waterloo. Für Curt Goetz war dies der erste Tonfilm. NAPOLEON IST AN ALLEM SCHULD wurde nach der Emigration von Goetz 1939 von Joseph Goebbels verboten. Der Film ist für Ulrich Tukur „der Beweis, dass man auch 1938 im Dritten Reich noch einen geistreichen und sehr gut gemachten Musikfilm drehen konnte, wenn man Curt Goetz hieß.“

Was tut sich im deutschen Film?
TATORT: IM SCHMERZ GEBOREN
Donnerstag, 4. Mai, 20:15 Uhr

In Deutschland entsteht kaum ein Kinofilm ohne Beteiligung durch das Fernsehen. Öffentlich-rechtliche wie private Sendeanstalten ermöglichen Filmproduktionen und sind häufig schon frühzeitig mit im Boot. Sie entscheiden mit, welche Kinofilme realisiert werden können.
In dieser Special-Veranstaltung soll daher die Frage beleuchtet werden: Wie sieht die Arbeit eines Redakteurs eigentlich aus? Was sind Erfolgsrezepte, wie verläuft die Zusammenarbeit mit Drehbuchautoren und Regisseuren? Und lässt sich ein Kinofilm heute überhaupt noch von einem Fernsehfilm unterscheiden? Zu Gast sind Redakteurin Liane Jessen und Redakteur Jörg Himstedt vom Hessischen Rundfunk sowie der Regisseur Florian Schwarz und der Drehbuchautor Michael Proehl, die mit ihrem Tatort den umgekehrten Weg gegangen sind: Ihr Hessen-Tatort IM SCHMERZ GEBOREN mit Ulrich Tukur ist ein wagemutiger Fernseh- Tatort voller Kinofilmanleihen, der auch auf der großen Leinwand Eindruck macht.

TATORT: IM SCHMERZ GEBOREN
Deutschland 2014. R: Florian Schwarz
D: Ulrich Tukur, Ulrich Matthes, Barbara Philipp. 89 Min. Blu-ray
Es war ein Tatort, der in die Fernsehgeschichte einging: Die Atmosphäre am Bahnhof Wiesbaden- Erbenheim erinnert an Szenen aus SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, HIGH NOON oder DJANGO UNCHAINED. Das Ergebnis: Fast 50 Leichen pflastern den Weg von Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) und dessen einstigem Freund Richard Harloff (Ulrich Matthes), der nach seinem Rauswurf aus der Polizeischule eine Karriere als Drogenbaron in Lateinamerika begann. Seit dem Tod der gemeinsamen Geliebten sinnt Harloff auf Rache an Murot. IM SCHMERZ GEBOREN wurde unter anderem mit zwei Grimme-Preisen und zwei Goldenen Kameras ausgezeichnet.

Vorfilm: UNDERGROUND ODYSSEY
DE 2010. R: Christos Dassios, Uli Grohs, Robert Nacken. 6 Min. 35mm

Nach dem Film sprechen Diemut Roether (epd Medien) und Urs Spörri (Deutsches Filmmuseum) mit Liane Jessen, Jörg Himstedt, Michael Proehl und Florian Schwarz.

Carte Blanche: Ulrich Tukur
Wunschfilmreihe des Schauspielers
Sonntag, 1., bis Dienstag, 31. Mai

Ulrich Tukur präsentiert am Sonntag, 1. Mai,
18 Uhr: UNTER DEN BRÜCKEN (DE 1945. R: Helmut Käutner)
20:30 Uhr: HOUSTON (US/DE 2012, R: Bastian Günther)

Was tut sich im deutschen Film?
Tukur-Tatort IM SCHMERZ GEBOREN (DE 2014)
Donnerstag, 4. Mai, 20:15 Uhr
Zu Gast: Liane Jessen (hr-Redakteurin), Jörg Himstedt (hr-Redakteur), Florian Schwarz (Regisseur) und Michael Proehl (Drehbuchautor)

Er spielte Dietrich Bonhoeffer, Erwin Rommel und Bernhard Grzimek, setzte zur Freude vieler Fans neue Akzente im eingefahrenen Tatort-Alltag, und er tourt unermüdlich mit seiner „demokratischen Tanzkapelle“ Ulrich Tukur & die Rhythmus Boys durchs Land: Das Deutsche Filmmuseum ehrt Ulrich Tukur im Mai mit einer Carte Blanche. In seiner Wunschfilmreihe zeigt er elf von ihm ausgewählte Filme, die ihn nachhaltig geprägt haben. Tukur selbst bemerkt dazu: „Die Auswahl ist zugegebenermaßen etwas schwarzweiß, aber das reflektiert nun mal meinen düsteren, persönlichen Geschmack. Mit der Farbe weicht das Geheimnis. Und wenn schon Farbe, dann lieber verwaschen.“ Am Sonntag, 1. Mai, ist Ulrich Tukur zu Gast und präsentiert Helmut Käutners UNTER DEN BRÜCKEN (DE 1945) sowie Bastian Günthers HOUSTON (DE/US 2012).

Ulrich Tukur, geboren 1957 in Viernheim, ist einer der bedeutendsten deutschen Schauspieler der Gegenwart: In seinen fast 100 Filmen überzeugt Tukur mit herausfordernden Rollen und ambitionierten Stoffen. Noch während seines Studiums gelang ihm der Durchbruch mit Michael Verhoevens Film DIE WEISSE ROSE
(DE 1982), in dem er den Widerstandskämpfer Willi Graf spielte. Peter Zadek entdeckte den jungen Schauspieler fürs Theater mit Erfolg: Bereits 1986 ernannte die Zeitschrift „Theater heute“ Tukur zum Schauspieler des Jahres. Im selben Jahr fand er viel Beachtung mit seiner Darstellung des RAF-Terroristen Andreas Baader in dem umstrittenen Drama STAMMHEIM (R: Reinhard Hauff). Er arbeitete mit Michael Haneke zusammen (DAS WEISSE BAND, DE/AT/FR/IT 2009) und lockte in SOLARIS (US 2002, R: Steven Soderbergh) George Clooney ins Weltall. Ulrich Tukurs Leistungen sind vielfach preisgekrönt, unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis für seine Rolle in DAS LEBEN DER ANDEREN (DE 2006, R: Florian Henckel von Donnersmarck).

Sonntag, 1. Mai, 18 Uhr
UNTER DEN BRÜCKEN
Deutschland 1945. R: Helmut Käutner
D: Hannelore Schroth, Carl Raddatz, Gustav Knuth. 99 Min. DCP
Vor dem Film spricht Urs Spörri (Deutsches Filmmuseum) mit Ulrich Tukur über seine Filmauswahl zur Carte Blanche
Ulrich Tukurs deutscher Lieblingsfilm ist UNTER DEN BRÜCKEN von Helmut Käutner: Hendrik und Willy sind mit dem Schleppkahn Liese-Lotte auf der Havel unterwegs und träumen von Mädchen, die ihnen mit wehenden Röcken von den Berliner Brücken zuwinken. Eines Abends beobachten sie eine junge Frau, die sich scheinbar von einer solchen Brücke ins Wasser stürzen will. Beide eilen ihr zu Hilfe doch Anna hatte nur einen Zehnmarkschein in den Fluss geworfen. Sie lässt sich überreden, auf dem Kahn zurück in die Stadt zu fahren. Es entwickelt sich eine poetische Ballade auf Freundschaft, Liebe und die Freiheit auf dem Wasser.

Sonntag, 1. Mai, 20:30 Uhr
HOUSTON
USA/Deutschland 2012. R: Bastian Günther
D: Ulrich Tukur, Garret Dillahunt, Wolfram Koch. 107 Min. DCP. OmU
Nach dem Film: Publikumsgespräch mit Ulrich Tukur
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino 2012 in Hof, blieb HOUSTON im Kino weitgehend unbeachtet. Ulrich Tukur spielt darin eindrucksvoll den Headhunter Clemens Trunschka, der seine Alkoholsucht nur mühsam zu verbergen weiß. Als er von einem großen deutschen Automobilkonzern den Auftrag erhält, einen US-amerikanischen Geschäftsmann als neuen Vorstandsvorsitzenden anzuwerben, sieht Trunschka die Chance gekommen, sein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken. Es beginnt ein ebenso faszinierender wie skurriler Roadtrip auf den staubigen Straßen der USA.

Donnerstag, 5. Mai, 18 Uhr
VIKTOR UND VIKTORIA
Deutschland 1933. R: Reinhold Schünzel
D: Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf Wohlbrück. 99 Min. 35mm
Der Schauspieler Viktor Hempel verdient als Damen-Imitator „Monsieur Viktoria“ sein Geld, sieht sich aber zu größeren Rollen berufen. Beim Vorsprechen in einer Theateragentur stellt er eine ernste Szene unfreiwillig komisch dar. Er wird abgelehnt und trifft auf die ebenfalls wenig erfolgreiche Sängerin Susanne Lohr. Als Viktor erkrankt, springt Susanne als „Monsieur Viktoria“ für ihn ein. Der Erfolg ist groß und führt Susanne sogar nach London bis ihr Londons berühmtester Frauenkenner auf die Schliche kommt. Ulrich Tukur schätzt VIKTOR UND VIKTORIA als „großartigen Film, noch ganz im Geist der Weimarer Zeit, mit einer wunderbaren Renate Müller.“

Samstag, 7. Mai, 20:30 Uhr
Mittwoch, 11. Mai, 20:30 Uhr
LE NOTTI DI CABIRIA Die Nächte der Cabiria
Italien/Frankreich 1957. R: Federico Fellini. D: Giulietta Masina,
François Périer, Franca Marzi. 110 Min. 35mm. Omdt/frU
Die naive Prostituierte Cabiria lebt in einer der ärmsten Gegenden Roms. Immer wieder wird sie von Männern enttäuscht und gedemütigt. Schließlich bringt ihr Zuhälter sie fast um, um an ihre Ersparnisse zu kommen. Cabiria wartet auf ein Wunder. Und tatsächlich: Ein Filmstar nimmt sie eines Tages bei sich auf. Ist er etwa die Liebe ihres Lebens? LE NOTTI DI CABIRIA, an dessen Drehbuch auch Pier Paolo Pasolini beteiligt war, gewann 1958 den Oscar® als „Bester fremdsprachiger Film“. Ulrich Tukur betont: „Mit Fellini ist es wie mit Tati er bedeutet mir viel“

Sonntag, 8. Mai, 20:30 Uhr
QUICK
Deutschland 1932. R: Robert Siodmak
D: Lilian Harvey, Hans Albers, Paul Hörbiger. 93 Min. 35mm
Ulrich Tukur bezeichnet den Clown Quick als „eine der schönsten Rollen“ von Hans Albers. Auf der Bühne des Varietés im Apollo-Theater begeistert Quick jeden Abend sein Publikum. Sein größter Fan ist die mit 21 Jahren bereits geschiedene Schönheit Eva Prätorius (Lilian Harvey), die ein gelangweiltes Leben in einem Luxussanatorium führt. Tag für Tag bricht sie aus, um Quicks Auftritte zu bewundern. Eva verliebt sich in den gutmütigen Clown doch als Quick ungeschminkt vor ihr steht, erkennt sie ihn nicht. Eine Odyssee mit allerlei Verwechslungen beginnt.

Freitag, 13. Mai, 18 Uhr
DAS BLAUE VOM HIMMEL
Deutschland 1932. R: Victor Janson
D: Marta Eggerth, Hermann Thimig, Fritz Kampers. 77 Min. 35mm
Die fröhliche Anni verkauft von morgens bis abends Fahrkarten am Berliner U-Bahnhof Wallensteinplatz. Der Postflieger Hans ist Nacht für Nacht von Berlin nach Hannover unterwegs. Eines Tages hat es Hans so eilig, dass er Anni das Geld für sein U-Bahn-Ticket schuldig bleibt. Anni ist empört und muss das Geld aus eigener Tasche erstatten. Doch in der Folge verlieben sich die beiden auch wenn sie sich wegen ihrer unterschiedlichen Arbeitszeiten immer nur ein paar Minuten morgens und abends sehen können. Das Drehbuch für die Musikkomödie stammt von Billy Wilder.

Samstag, 14. Mai, 20:30 Uhr
PLAY TIME Tatis herrliche Zeiten
Frankreich/Italien 1967. R: Jacques Tati. D: Jacques Tati,
Barbara Dennek, Rita Maiden. 124 Min. Blu-ray. OmU
„Um Tati will ich nicht herum. Was für ein großartiges Gesamtkunstwerk!“ Ulrich Tukur wählte für seine Carte Blanche PLAY TIME: Der Film spielt in einem ultramodernen Paris, das ausschließlich aus sich ähnelnden futuristischen Glas- und Stahlkonstruktionen besteht. Monsieur Hulot verliert in dieser verwirrenden Baulandschaft die Orientierung. Immer wieder kreuzen sich seine Wege mit denen einer US-amerikanischen Busreisegruppe. Auf verschiedenen Ebenen verlaufen zahllose Nebenhandlungen, es entsteht ein Gewirr aus Figuren und Stimmen.

Sonntag, 15. Mai, 20:30 Uhr
Mittwoch, 18. Mai, 20:30 Uhr
SMULTRONSTÄLLET Wilde Erdbeeren
Schweden 1957. R: Ingmar Bergman. D: Victor Sjöström,
Bibi Andersson, Ingrid Thulin. 91 Min. Blu-ray. OmU
Der griesgrämige Professor Isak Borg soll zum 50. Jahrestag seiner Promotion im schwedischen Lund geehrt werden. Für ihn, den Eigenbrötler, gibt es schönere Anlässe. Dennoch beschließt er, an der Ehrung teilzunehmen. Unerwartet begleitet ihn seine Schwiegertochter Marianne auf der langen Autofahrt. Die Reise gestaltet sich äußerst turbulent, und der Kreis der Mitfahrer wird größer und größer. Durch diverse Zwischenstopps und Begegnungen wird Isak immer wieder mit beängstigend realen Erinnerungen an seine Jugend und Todesträumen konfrontiert. Der letzte Film mit Victor Sjöström wurde 1958 mit dem Goldenen Bären und 1960 mit dem Golden Globe ausgezeichnet.

Montag, 16. Mai
TIHIJ DON Der stille Don
UdSSR 1957/58. R: Sergej Gerasimov. D: Pëtr Glebov, Elina Bystrickaja.
Teil 1: 108 Min. Teil 2: 115 Min. Teil 3: 121 Min. 35mm. DF
Für Ulrich Tukur ist TIHIJ DON ein „Monumentalwerk“, ein „epischer Streifen, gewaltig inszeniert und hinreißend gespielt, der mich seinerzeit umgeworfen hat“. In drei eigenständigen Filmen wird von der Entstehung der Sowjetunion erzählt.

16:00 Uhr
Teil 1: Russland 1913: Der junge Donkosak Grigori liebt die Freiheit und seine verheiratete Nachbarin Axinja. Als ihr Ehemann davon erfährt, straft er sie mit brutaler Gewalt. Grigori soll nun Natalja heiraten. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus.

18:00 Uhr
Teil 2: Russland 1917: Grigori kämpft für die Truppen Lenins, bevor er zur reaktionären Weißen Garde überläuft. Für seine einstigen Mitstreiter gilt er nun als Verräter.

20:30 Uhr
Teil 3: Russland 1920: Der Weltkrieg ist vorbei, doch die Revolution spaltet Grigoris Familie. Als er seine Frau Natalja betrügt, zieht sie Konsequenzen.

Eintritt Einzelfilm: 7 Euro / ermäßigt 5 Euro
Kombipreis für alle drei Teile: 14 Euro / ermäßigt 10 Euro

Freitag, 20. Mai, 18 Uhr
Sonntag, 22. Mai, 20:30 Uhr
I SOLITI IGNOTI Diebe haben’s schwer
Italien 1958. R: Mario Monicelli. D: Vittorio Gassman,
Claudia Cardinale, Marcello Mastroianni. 106 Min. 35mm. Omdt/frU
Der Ganove Cosimo wird bei einem Autodiebstahl erwischt und landet prompt im Gefängnis. Während seiner Haftstrafe erfährt er von einem Coup, mit dem man ohne Risiko das große Geld machen könnte. Er bittet seine Diebeskollegen, ihm zu helfen, freizukommen im Gegenzug winkt ihnen die Beteiligung am Gewinn des Coups. Der Boxer Peppe soll daraufhin vorgeschickt werden, um Cosimos Strafe abzusitzen. Doch die Polizei durchschaut den Plan. Ulrich Tukur sagt über I SOLITI IGNOTI: „Ein saukomischer und nicht so bekannter Film über römische Kleinkriminelle, die bei einem Einbruch alles falsch machen. Eine gelungene Mischung aus Neorealismus und Commedia all’italiana.“

Samstag, 21. Mai, 20:30 Uhr
Mittwoch, 25. Mai, 20:30 Uhr
HELLZAPOPPIN‘ In der Hölle ist der Teufel los
USA 1941. R: H. C. Potter
D: Ole Olsen, Chic Johnson, Martha Raye. 84 Min. 16mm. OF
HELLZAPOPPIN´ ist ein Film über ein Filmteam, das einen Film über die Wirren um eine Broadway-Produktion dreht. Der Film im Film handelt vom noch unbekannten Regisseur Jeff, der auf den Durchbruch am Broadway hofft, wodurch er endlich die Millionärstochter Kitty heiraten könnte. Doch Jeffs reicher Freund Woody ist ebenfalls in Kitty verliebt. Voller Aberwitz nimmt H. C. Potter die Filmbranche des Golden-Age-Hollywood aufs Korn. Ulrich Tukur bezeichnet HELLZAPOPPIN‘ als einen „Tanzfilm, der vor Skurrilität, Anarchie und phantastischen Swingtanzeinlagen nur so strotzt.“

Dienstag, 31. Mai, 20:45 Uhr
NAPOLEON IST AN ALLEM SCHULD
Deutschland 1938. R: Curt Goetz. D: Curt Goetz,
Else von Möllendorff, Valérie von Martens. 91 Min. 35mm
Napoleon-Experte Lord Cavershot ist derart fasziniert von dem historischen Feldherrn, dass er seine Ehefrau die stilecht den Namen Josephine trägt und seine Marotten als kindlichen Spleen toleriert sträflich vernachlässigt. Als der Lord zum Napoleon-Kongress nach Paris reist, erlebt er mit dem Waisenmädchen Madeleine sein persönliches Waterloo. Für Curt Goetz war dies der erste Tonfilm. NAPOLEON IST AN ALLEM SCHULD wurde nach der Emigration von Goetz 1939 von Joseph Goebbels verboten. Der Film ist für Ulrich Tukur „der Beweis, dass man auch 1938 im Dritten Reich noch einen geistreichen und sehr gut gemachten Musikfilm drehen konnte, wenn man Curt Goetz hieß.“

Was tut sich im deutschen Film?
TATORT: IM SCHMERZ GEBOREN
Donnerstag, 4. Mai, 20:15 Uhr

In Deutschland entsteht kaum ein Kinofilm ohne Beteiligung durch das Fernsehen. Öffentlich-rechtliche wie private Sendeanstalten ermöglichen Filmproduktionen und sind häufig schon frühzeitig mit im Boot. Sie entscheiden mit, welche Kinofilme realisiert werden können.
In dieser Special-Veranstaltung soll daher die Frage beleuchtet werden: Wie sieht die Arbeit eines Redakteurs eigentlich aus? Was sind Erfolgsrezepte, wie verläuft die Zusammenarbeit mit Drehbuchautoren und Regisseuren? Und lässt sich ein Kinofilm heute überhaupt noch von einem Fernsehfilm unterscheiden? Zu Gast sind Redakteurin Liane Jessen und Redakteur Jörg Himstedt vom Hessischen Rundfunk sowie der Regisseur Florian Schwarz und der Drehbuchautor Michael Proehl, die mit ihrem Tatort den umgekehrten Weg gegangen sind: Ihr Hessen-Tatort IM SCHMERZ GEBOREN mit Ulrich Tukur ist ein wagemutiger Fernseh- Tatort voller Kinofilmanleihen, der auch auf der großen Leinwand Eindruck macht.

TATORT: IM SCHMERZ GEBOREN
Deutschland 2014. R: Florian Schwarz
D: Ulrich Tukur, Ulrich Matthes, Barbara Philipp. 89 Min. Blu-ray
Es war ein Tatort, der in die Fernsehgeschichte einging: Die Atmosphäre am Bahnhof Wiesbaden- Erbenheim erinnert an Szenen aus SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, HIGH NOON oder DJANGO UNCHAINED. Das Ergebnis: Fast 50 Leichen pflastern den Weg von Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) und dessen einstigem Freund Richard Harloff (Ulrich Matthes), der nach seinem Rauswurf aus der Polizeischule eine Karriere als Drogenbaron in Lateinamerika begann. Seit dem Tod der gemeinsamen Geliebten sinnt Harloff auf Rache an Murot. IM SCHMERZ GEBOREN wurde unter anderem mit zwei Grimme-Preisen und zwei Goldenen Kameras ausgezeichnet.

Vorfilm: UNDERGROUND ODYSSEY
DE 2010. R: Christos Dassios, Uli Grohs, Robert Nacken. 6 Min. 35mm

Nach dem Film sprechen Diemut Roether (epd Medien) und Urs Spörri (Deutsches Filmmuseum) mit Liane Jessen, Jörg Himstedt, Michael Proehl und Florian Schwarz.

Film-Highlights u. Kinoprogrammheft Mai 2016 im Filmmuseum Frankfurt

mai2016Das Kinoprogrammheft Mai des Frankfurter Filmmuseums ist fertig und ab sofort online abrufbar unter  Im Browser lesen oder als PDF unter: http://deutsches-filminstitut.de/filmmuseum/kinoprogramm/kinoprogrammheft/

Highlights im Mai:

Carte Blanche: Ulrich Tukur
Schauspieler Ulrich Tukur präsentiert Filme, die ihn begeistert und geprägt haben

Happy Birthday: Treppe 41
Der junge Filmclub wird ein Jahr alt und feiert mit SPRING BREAKERS und SPELLBOUND

Nippon Retro
Die Retrospektive des japanischen Filmfestivals Nippon Connection widmet sich historischen Geistergeschichten

Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main

www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu

Im Kino des Filmmuseums Frankfurt: goEast Festival-Filme von Freitag, 22., bis Mittwoch, 27. April,

goest2016goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films
Filme von Freitag, 22., bis Mittwoch, 27. April, im Kino des Deutschen Filmmuseums

Beeindruckende Autorenfilme, politisch engagiertes Kino und Genrewerke mit dem gewissen Etwas: Bei goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films ist Vielfalt Programm. Von Mittwoch, 20., bis Dienstag, 26. April, zeigt das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Festival zum 16. Mal filmische Perlen aus dem Osten Europas. Das Herzstück des Programms bildet dabei der Spiel- und Dokumentarfilmwettbewerb, der eine Auswahl der aktuell besten Produktionen Mittel- und Osteuropas präsentiert. Im Deutschen Filmmuseum sind von Freitag, 22., bis Mittwoch, 27. April, die zehn Spielfilmbeiträge und ein weiterer Festivalbeitrag als Nachspiel zu sehen. Unter anderem wartet das Festivalprogramm mit blutsaugenden Meerjungfrauen, einer romantischen Schtetl-Jugendliebe und einem einstigen Schauspielstar in tiefer Sinnkrise auf. Die gemeinsame Schnittmenge dieser Filme ist ihre bestechende Kreativität. Oft kritisch, tragen sie eine ganz eigene Handschrift. Auch nach dem Kinobesuch bleiben sie im Kopf und laden zum Nachdenken und Diskutieren ein.
Das trifft auch auf den zusätzlichen Festivalbeitrag BLÍZKÝ DALEKÝ VÝCHOD zu, der die Festivalbesucher/innen auf eine Reise durch die Ukraine der Gegenwart mitnimmt. Vielerorts ist das Leben dort weiterhin vom Krieg bestimmt, auch wenn der Rückgang an aktueller Berichterstattung das nicht vermuten lässt. goEast präsentiert den Dokumentarfilm als Beitrag gegen das Vergessen und als Zeichen der Solidarität mit dem in Russland inhaftierten ukrainischen Filmemacher Oleg Sentsov.

Freitag, 22.04.2016, 18:00 Uhr
BLÍZKÝ DALEKÝ VÝCHOD Naher Ferner Osten
Tschechische Republik 2015. R: Filip Remunda. 70 Min. DCP. OmU.
Der tschechische Dokumentarfilmemacher Filip Remunda macht sich mit Tania aus Transkarpatien auf in die Ukraine, ein Land, mit dem er in vielerlei Hinsicht verbunden ist. Die filmische Reise dauert ein Jahr. Unterwegs treffen die Filmemacher eine Reihe von Menschen: Tanias Familie in der Westukraine, Journalisten aus Luhansk, aber auch Lehrerinnen und Fabrikarbeiter im Donbass. Aufnahmen emotional geführter Diskussionen reihen sich an Bilder von national-militaristisch geprägten Schönheitswettbewerben und zerbombten Häusern. Mit viel Empathie und Reflektion porträtiert der Regisseur ein von Krieg zerfressenes Land.

Freitag, 22.04.2016, 22:30 Uhr
CÓRKI DANCINGU Sirenengesang
Polen 2015. R: Agnieszka Smoczynska.
D: Kinga Preis, Michalina Olszanska, Marta Mazurek. 92 Min. DCP. OmeU.
Ende der 1980er Jahre sind Golden und Silver die Stars eines schäbigen Warschauer Nachtclubs. Ihre Reize kommen nicht von ungefähr sind sie doch männerfressende Sirenen, deren Beine sich bei Berührung mit Wasser in imposante Fischschwänze verwandeln. Während Golden buchstäblich nicht von Menschenfleisch lassen kann, verliebt sich die naive Silver in Mietek, den Bassisten des Clubs. Aber auf Meerjungfrauen, die sich in Menschen verlieben, warten einige Herausforderungen… Der beeindruckende Genre-Mix aus Coming-of- Age, Horror und Fantasy gespickt mit Musical- Elementen lässt die schillernde polnische Tanzclubkultur der 80er wieder auferstehen
Zu Gast: Marta Mazurek (Schauspielerin, angefragt)

Samstag, 23.04.2016, 16:00 Uhr
BOPEM
Kasachstan 2015. R: Zhanna Issabayeva. D: Ruslan Abibullayev, Bekarys Abdigappar. 77 Min. DCP. OmeU.
Als Kind wurde Rayan Zeuge, wie seine Mutter von einem Auto überfahren wurde. Mit ihrem Tod verschwand auch der Aralsee und verwandelte sich in eine staubige Wüste. Jetzt ist Rayan 14 Jahre alt und verbringt seine Tage auf einem Schiffswrack, wo er den Erinnerungen an die Mutter nachhängt. Als er erfährt, dass er nur noch drei Monate zu leben hat, beschließt er, sich zu rächen an dem Polizisten, der bei dem Unfall am Steuer saß, und seinem Vater, der sich für sein Schweigen bezahlen ließ. BOPEM zeichnet das eindrückliche Bild eines verlorenen Landstrichs in Kasachstan, Schauplatz einer ökonomischen und ökologischen Katastrophe.
Zu Gast: Zhanna Issabayeva (Regisseurin), Ilya Bisserov (Produzent)

Samstag, 23.04.2016, 18:00 Uhr
CZERWONY PAJAK Die Rote Spinne
Polen/Tschechische Republik 2015. R: Marcin Koszalka.
D: Filip Plawiak, Adam Woronowicz. 90 Min. DCP. polnisches OmU.
Krakau, im Winter 1967: Auf einem Jahrmarkt findet der junge Student und Turmspringer Karel Kremer ein gerade erst ermordetes Kind, ein weiteres Opfer des Serienmörders „Rote Spinne“. Doch anstatt zur Polizei zu gehen, heftet sich Karel selbst an die Fersen des Mörders … In seinem Spielfilmregiedebüt konzentriert sich Marcin Koszalka auf die Beziehungen zwischen den Charakteren und ihre Darstellung im jeweiligen Umfeld und distanziert sich zugleich von moralischen Fragestellungen. So erschafft Koszalka ein verstörendes Porträt der polnischen Gesellschaft unmittelbar vor den März-Unruhen von 1968.
Zu Gast: Filip Plawiak (Schauspieler, angefragt)

Sonntag, 24.04.2016, 18:00 Uhr
THE WAITING ROOM Der Warteraum
Bosnien und Herzegowina, Kanada 2015. R: Igor Drljaca. D: Jasmin Geljo, Filip Geljo. 92 Min. DCP. OmU.
Ein Familienvater sitzt am Steuer und fährt eine kroatische Küstenstraße entlang. Doch der Wagen ist festmontiert, die Landschaft eine Rückprojektion, die Familienmitglieder an seiner Seite sind Darsteller. DER WARTERAUM erzählt die Geschichte des alternden Schauspielers Jasmin, der im kanadischen Exil von Nebenrollen beim Film lebt, der erstarrt ist in der Trauer über den Verlust seiner Heimat, der Theaterkarriere im ehemaligen Jugoslawien und einem Familienidyll, das es nie gab. Doch Jasmin offenbart seine Trauer nicht, sondern kaschiert sie, indem er sie vor der Kamera anlegt wie eine Rolle, die er nur spielt.
Zu Gast: Igor Drljaca (Regisseur)

Sonntag, 24.04.2016, 20:30 Uhr
INSAIT Insight
Russland 2015. R: Aleksandr Kott. D: Aleksandr Yatsenko, Agrippina Steklova, Dmitri Mulyar. 92 Min. DCP. OmU.
Ein Mann spielt Tischtennis, fährt mit der Tram, steigt aus und stürzt in die Tiefe. Pavel Zuyev erblindet und ist nun auf seine anderen Sinne angewiesen. Essen, duschen und sich in der Wohnung zurechtfinden alles muss er neu lernen. Im örtlichen Krankenhaus begegnet er der Krankenschwester Nadezhda und findet durch sie zu neuem Lebenswillen. Nadezhda bedeutet im Russischen „Hoffnung“. Besteht Hoffnung für einen Neuanfang? Oder ist Pavel blind vor Liebe? In wunder bar kontrastierender Farbigkeit schwankt Aleksandr Kotts Drama zwischen Intimität und Distanz, Trauer und Freude, Verständnis und Abweisung. Im Wechselspiel von Licht und Schatten fällt das Erkennen schwer.
Zu Gast: Aleksandr Kott (Regisseur), Katia Filippova (Produzentin)

Montag, 25.04.2016, 18:00 Uhr
ORIZONT Orizont
Rumänien 2015. R: Marian Cri?an, D: Andras Hathazi, Rodica Lazar, Bogdan Zsolt. 93 Min. DCP. OmeU.
Malerisch ergießt sich das Licht über die kargen Hügel Transsilvaniens. Eine Straße schlängelt sich zwischen dichten Wäldern hindurch. An diesem Ort möchten Lucian und Andra mit ihrem Sohn und Andras Mutter als Pächter eines Hotels ein glückliches Leben im Wohlstand beginnen. Doch etwas stimmt nicht: Lucian sieht sich mit einem Mafia-Netzwerk konfrontiert, in das Holzarbeiter und lokale Polizei gleichermaßen verstrickt sind. Ioan Slavicis berühmte Erzählung „Die Glücksmühle“ über archaische Strukturen, Korruption und die Machtlosigkeit des Einzelnen verlegt Marian Cri?an als kafkaesken Albtraum ins Rumänien der Gegenwart.
Zu Gast: Marian Cri?an (Regisseur, angefragt)

Montag, 25.04.2016, 20:30 Uhr
NIKDY NEJSME SAMI Wir sind nie allein
Tschechische Republik/Frankreich 2016. R: Petr Václav. D: Karel Roden,
Lenka Vlasakova, Miroslav Hanus. 103 Min. DCP. tschechisches OmeU.
Eine Fernstraße zieht sich durch einen kleinen tschechischen Ort. Hier gibt es nichts außer einem Laden, in dem die schweigsame Jana arbeitet. Als der Zuhälter Milan den Laden betritt, ergreift Jana ein rätselhaftes Begehren. Doch er liebt eine andere, und auch Jana ist an ihren hypochondrischen Mann und die beiden Söhne gebunden. Zur gleichen Zeit beginnt ihr Mann sich mit dem Nachbarn, einem paranoiden Gefängniswärter und Waffennarren, anzufreunden. Am Ende kämpft jeder gegen jeden und jede Handlung hat Konsequenzen für alle. Mit WIR SIND NIE ALLEIN gelingt Petr Václav ein Film über das heutige Europa, der schwarze Komödie und abgründiges Märchen zugleich ist.
Zu Gast: Petr Václav (Regisseur)

Dienstag, 26.04.2016, 20:30 Uhr
PESN PESNEY Lied der Lieder
Ukraine 2015. R: Eva Neymann. D: Milena Tsibulskaya, Yevheniy Kogan, Arina Postolova-Tihipko. 76 Min. DCP. OmeU.
Ein Märchen, in dem Busya Prinzessin ist und der kleine Shimek sich wie ein Prinz fühlt das ist die Welt des ukrainischen Schtetls um die vorletzte Jahrhundertwende, in die PESN PESNEY seine Zuschauer entführt. Shimek, ein Träumer, teilt seine fantastischen Geschichten mit der Nachbarstochter Busya und ist entschlossen, der Enge des Schtetls zu entfliehen. Er ist überzeugt: Wenn er will, kann er alles erreichen. Doch als er Jahre später als Medizinstudent in sein Heimatdorf zurückkehrt, stellt er fest, dass die Liebe nicht wartet. In wunderschönen Bildern erzählt Neymann die Geschichte einer verschwundenen Welt.

Mittwoch, 27.04.2016, 18:00 Uhr
AUSMA Morgenröte
Lettland, Polen, Estland 2015. R: Laila Pakalnina. D: Vilis Daudzinš, Andris Keišs. 96 Min. DCP. lettisches OmU.
Lettland in den fünfziger Jahren. Der kleine Satellitenstaat der Sowjetunion ist auf dem Weg in die klassenlose Gesellschaft. Doch einige wollen nichts vom Kommunismus wissen wie der Vater von Janis, ein notorischer Trinker, der einen heruntergekommenen Hof bewirtschaftet. Janis hingegen ist ein linientreuer Jungpionier und tut das, was das Regime von ihm erwartet: Er verrät seinen Vater. AUSMA arbeitet mit Motiven der antiken Tragödie und des sowjetischen Propagandafilms und knüpft an ein Projekt an, das Sergej Eisenstein vor 75 Jahren begonnen und nie zu Ende gebracht hat: einen Film über die sozialistische Märtyrerlegende Pavlik Morosov.

Mittwoch, 27.04.2016, 20:30 Uhr
EVA NOVÁ
Slowakische Republik 2015. R: Marko Škop. D: Emília Vášáryová, Milan
Ondrík. 106 Min. DCP. OmeU.
Eva, einst ein gefeierter Filmstar, kehrt von einer ihrer zahlreichen Alkoholentwöhnungskuren zurück in ihr Heimatdorf in der slowakischen Provinz. Sie ist fest entschlossen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Realistisch und ohne zu beschönigen, zeigt der Dokumentarfilmemacher Marko Škop in seinem ersten Spielfilm das Leben einer Alkoholabhängigen und fragt nach Möglichkeiten der Vergebung und der zweiten Chance, die erst die anderen ermöglichen können.

Zusammen sammeln. Wie wir uns an Filme erinnern Ausstellung im Deutschen Filmmuseum (2. März bis 16. Mai 2016)

Filmreihe und Veranstaltungen im März

Samstag, 12.03., 15:00 Uhr
Führung durch das Textarchiv des Deutschen Filminstituts
Deutsche Nationalbibliothek, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt
Auch einige Schätze aus seinem Textarchiv präsentiert das Deutsche Filminstitut in der Ausstellung Zusammen sammeln. Am Samstag, 12. März, haben Besucher/innen die einmalige Gelegenheit, eine der größten Spezialsammlungen wissenschaftlicher und populärer Texte zum Thema Film zu besichtigen und die Arbeit in diesem Forschungsarchiv kennenzulernen. Eintritt frei.

Samstag, 12.03., 22:45 Uhr
Samstag, 19.03., 22:30 Uhr

FANBOYS
USA 2009. R: Kyle Newman. D: Sam Huntington, Chris Marquette,
Dan Fogler, Jay Baruchel. 90 Min. Blu-ray.

Im Jahr 1998, kurz vor dem von Fans sehnsüchtig erwarteten Kinostart von STAR WARS: EPISODE I, erfahren Eric, Hutch und Windows, eingefleischte Anhänger der Saga, dass ihr alter Schulfreund Linus an Krebs erkrankt ist und die heiß ersehnte Premiere wohl nicht mehr erleben wird. Um ihm eine letzte Freude zu machen, beschließen sie, gemeinsam ihr persönliches Mekka zu besuchen und zu der „Skywalker Ranch“ von George Lucas zu fahren, um dort die Kinokopie des Films zu stehlen – der Beginn einer aberwitzigen Reise, die die vier „Fanboys“ quer durch Amerika führt. Das Kinodebüt von Regisseur Kyle Newman ist voller Anspielungen auf das STAR WARS-Universum und Zitaten aus der Popkultur und strotzt vor Gast- und Cameo-Aufritten von Stars wie Seth Rogen, Kevin Smith, Carrie Fisher oder William Shatner. Der Film setzt damit auch der legendären Fangemeinde der Saga ein angenehm absurdes filmisches Denkmal.

Donnerstag, 17.03., 20:15 Uhr

DER KÖNIG DER STATISTEN
Deutschland 2008. R: Michael Schwarz, Dokumentarfilm. 19 Min. Blu-ray
Gäste: Wolfgang Maier (angefragt), Michael Schwarz

Michael Schwarz porträtiert in seinem Dokumentarfilm Wolfgang Maier, Deutschlands eifrigsten Statisten und Autogrammjäger. Maier, gelernter KFZ-Mechaniker, hat in mehr als 1.000 Fernseh- und Kinofilmen mitgespielt und lässt sich dabei immer mit den Schauspielern und Filmemachern fotografieren. Blättert man durch seine rund 400 Alben umfassende Sammlung, so wirkt das wie eine Zeitreise in die deutsche und insbesondere Münchner Film- und Fernsehgeschichte. 2007 wurde ein Teil seiner Sammlung in der Ausstellung „Herr Maier und die Stars“ im Filmmuseum München gezeigt.

FAIRE-PART: MUSÉE HENRI LANGLOIS – CINÉMATHÈQUE FRANÇAISE
(8 JUILLET 1997) Traueranzeige: Museum Henri Langlois – Cinémathèque française. Frankreich 1997. R: Jean Rouch. Dokumentarfilm. 48 Min. 16mm. OmU

An einem einzigen Nachmittag gedreht, ist FAIRE-PART ein „inspirierter Spaziergang“ des Regisseurs Jean Rouch durch das Museum von Henri Langlois, dem legendären Gründer der Cinémathèque française. Ein Spaziergang in fünf Sequenzen von je zehn Minuten, die der Chronologie der Filmgeschichte folgen, wie sie Henri Langlois vor 30 Jahren sah; und zugleich eine Traueranzeige, denn zwei Wochen nach den Dreharbeiten wurde das Museum durch den Brand im Palais de Chaillot zerstört.

MiniFilmclub des Deutschen Filminstituts nominiert für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2016


Staatsministerin Prof. Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), gab jetzt die Nominierungen für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2016 bekannt. Das Deutsche Filminstitut freut sich über die Nominierung seines Projekts MiniFilmclub, bei dem Kita-Kinder spielerisch an Avantgarde-Filme herangeführt werden. Eine vom BKM beauftragte Fachjury hatte die zehn bemerkenswertesten Angebote aus rund 100 Vorschlägen ausgewählt. Die Preisverleihung findet am 7. Juni statt. Nominiert wurden in diesem Jahr Projekte aus Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen. Jede Nominierung ist mit einer Prämie von 5.000 Euro verbunden, die drei Preisträger erhalten jeweils 20.000 Euro.

Der MiniFilmclub startete im September 2014 als Pilotprojekt des Deutschen Filminstituts. Drei Gruppen aus dem Frankfurter Kinderladen Grüne Soße und dem städtischen Kinderzentrum Stieglitzenweg eroberten an jeweils elf Vormittagen das Filmmuseum, um Film als ästhetische Erfahrung kennenzulernen. Konzipiert und entwickelt wurde der MiniFilmclub im Rahmen des Projekts Kunst und Spiele der Robert Bosch Stiftung, dessen Ziel es ist, geeignete Formate frühkindlicher kultureller Bildung zu erarbeiten, zu erproben und im Programm der geförderten Kultureinrichtungen zu verankern.

Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts, freut sich mit Christine Kopf, Leiterin der Abteilung Filmvermittlung am Deutschen Filminstitut, und Museumspädagogin Daniela Dietrich über die Nominierung für den BKM-Preis: „Mit diesem Projekt haben wir richtige Pionierarbeit geleistet, denn obwohl Vierjährige ja oft hochgradig mediensozialisiert sind, spielt Film in der Ausbildung von Erzieher/innen kaum eine Rolle. Das Projekt ermöglichte es uns, ein Format zu entwickeln, welches Film auch als Kunstform in der frühkindlichen kulturellen Bildung verankert. Die jungen Cinephilen hätten sich beim Filmsehen im Kino und beim anschließenden film-inspirierten praktischen Gestalten ihren ganz eigenen Zugang zur Avantgardekunst erschlossen. So gehörten jetzt etwa Len Lyes experimenteller Animationsfilm RAINBOW DANCE (GB 1936), oder Jan Švankmajers HRA S KAMENY (Spiel mit Steinen, AT 1965) ebenso selbstverständlich zu ihrem Erfahrungsschatz wie die zahlreichen narrativen (Animations-) Filme, die ihren Alltag sonst bestimmten. Das in enger Kooperation mit den beteiligten Kitas entwickelte Format wurde nun dauerhaft als Angebot für Vorschulgruppen im Programm des Filmmuseums installiert. Eine DVD mit den Filmen, die sich als geeignet erwiesen, sowie eine Textsammlung zur Fortbildung pädagogischer Fachkräfte gehören mit zum Paket.