Kategorie-Archiv: Deutsches Architekturmuseum Frankfurt

INTERNATIONALER HOCHHAUS PREIS 2020: 31 HOCHHAUSPROJEKTE WELTWEIT NOMINIERT

Architekturbüro Magnus Kaminiarz & Cie, Frankfurt/Main, Deutschland: Grand Tower, Frankfurt/Main, Deutschland Foto: gsp Staedtebau/Roman Gerike, Meriag
Architekturbüro Magnus Kaminiarz & Cie, Frankfurt/Main, Deutschland: Grand Tower, Frankfurt/Main, Deutschland
Foto: gsp Staedtebau/Roman Gerike, Meriag

Die nominierten Gebäude für den Internationalen Hochhaus Preis (IHP) 2020 stehen fest: Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) hat sie aus über 1.000 neuen Hochhäusern der beiden vergangenen Jahre weltweit ausgewählt. Aus diesem Kreis werden im September die fünf Finalisten bekannt gegeben. Der Gewinner des Internationalen Hochhaus Preises wird am 29. Oktober 2020 in der Paulskirche in Frankfurt am Main gekürt.

In diesem Jahr wurden 31 Projekte aus 14 Ländern für die Auszeichnung mit dem Internationalen Hochhaus Preis nominiert. Wie auch in den Jahren zuvor ist China Das Land mit den meisten Hochhausprojekten. Ungefähr jedes dritte Gebäude mit einer Höhe von mindestens 100 Metern entsteht im Reich der Mitte. Die enorme Bautätigkeit wird in diesem Jahr auch anhand der Liste der Nominierten deutlich, die zehn Projekte in China beinhaltet.

Aber auch in Europa und in Afrika werden zunehmend Hochhäuser gebaut. Mit dem Casablanca Finance City Tower in Marokko wurde erstmals ein Hochhaus auf dem afrikanischen Kontinent nominiert.

Aufteilung der Nominierten:
China: 10 (32,26%)
Asien (außer China): 4 (12,9%)
Europa: 6 (19,35%)
USA: 6 (19,35%)
Mittel- und Südamerika (Mexiko und Kolumbien): 3 (9,68%)
Kuwait: 1 (3,23%)
Afrika (Marokko): 1 (3,23%)

Der Internationale Hochhaus Preis wird seit 2004 alle zwei Jahre vergeben. Initiiert wurde der IHP im Jahr 2003 gemeinsam von der Stadt Frankfurt, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank Deutsche Girozentrale. Finanziert wird er von DAM und DekaBank. Im Jahr 2020 wird er zum neunten Mal verliehen.

Die Kriterien für die Auszeichnung sind, dass das Gebäude Nachhaltigkeit, äußere Form und innere Raumqualitäten, Wirtschaftlichkeit wie auch soziale Aspekte zu einem vorbildlichen Entwurf verbindet. Der IHP richtet sich an Architekten und Bauherren, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden.

DIE NOMINIERTEN PROJEKTE IM ÜBERBLICK:

  • Grand Tower, Frankfurt/Main, Deutschland
    Architekten: Architekturbüro Magnus Kaminiarz & Cie, Frankfurt/Main, Deutschland
  • La Marseillaise, Marseille, Frankreich
    Architekten: Ateliers Jean Nouvel, Paris, Frankreich
  • Landmark 81, Ho Chi Minh Stadt, Vietnam
    Architekten: Atkins, London, Großbritannien
  • OmniTurm, Frankfurt/Main, Deutschland
    Architekten: BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen, Dänemark
  • Shenzhen Energy Headquarters, Shenzhen, China
    Architekten: BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen, Dänemark
  • Shenzhen Baidu Headquarters, Shenzhen, China
    Architekten: CCDI Group, Shenzhen, China
  • ARO, New York City, USA
    Architekten: CetraRuddy Architecture, New York City, NY, USA
  • 15 Hudson Yards, New York City, USA
    Architekten: Diller Scofidio + Renfro, New York City, NY, USA
  • 5th Extension of the European Court of Justice, Luxemburg
    Architekten: Dominique Perrault Architecture, Paris, Frankreich
  • Bacatá Tower, Bogotá, Kolumbien
    Architekten: Estudio de Arquitectura Alonso Balaguer, Barcelona, Spanien
  • Comcast Technology Center, Philadelphia, USA
    Architekten: Foster + Partners, London, Großbritannien
  • National Bank of Kuwait – NBK Tower, Kuwait-Stadt, Kuwait
    Architekten: Foster + Partners, London, Großbritannien
  • Poly Greenland Plaza, Shanghai, China
    Architekten: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg,
    Deutschland
  • Luxe Lake Towers, Chengdu, China
    Architekten: GRAFT, Berlin, Deutschland
  • EDEN, Singapur
    Architekten: Heatherwick Studio, London, Großbritannien
  • China Resources Tower, Shenzhen, China
    Architekten: Kohn Pedersen Fox Associates, New York City, NY, USA
  • MGM Cotai, Macau, China
    Architekten: Kohn Pedersen Fox Associates, New York City, NY, USA
  • Robinson Tower, Singapur
    Architekten: Kohn Pedersen Fox Associates, New York City, NY, USA
  • Miyana, Torre Chapulín, Mexiko-Stadt, Mexiko
    Architekten: Legorreta, Mexiko-Stadt, Mexiko
  • Casablanca Finance City Tower, Casablanca, Marokko
    Architekten: Morphosis Architects, Culver City, CA, USA
  • Norra Tornen, Stockholm, Schweden
    Architekten: OMA Office for Metropolitan Architecture, Rotterdam, Niederlande
  • NEMA Chicago, Chicago, USA
    Architekten: Rafael Viñoly Architects, New York City, NY, USA
  • Torres Cuarzo, Mexiko-Stadt, Mexiko
    Architekten: Richard Meier & Partners Architects, New York City, NY, USA
  • 3 World Trade Center, New York City, USA
    Architekten: Rogers Stirk Harbour & Partners, London, Großbritannien
  • Golden Dream Bay, Qinhuangdao, China
    Architekten: Safdie Architects, Somerville, MA; USA
  • The Stratford, London, Großbritannien
    Architekten: Skidmore Owings & Merrill, London, Großbritannien
  • Tianjin CTF Finance Center, Tianjin, China
    Architekten: Skidmore Owings & Merrill, Chicago, IL, USA
  • MIRA, San Francisco, USA
    Architekten: Studio Gang Architects, Chicago, IL, USA
  • Sky Green, Taichung, Taiwan
    Architekten: WOHA, Singapur
  • Leeza SOHO, Peking, China
    Architekten: Zaha Hadid Architects, London, Großbritannien
  • Morpheus Hotel & Resorts at City of Dreams, Macau, China
    Architekten: Zaha Hadid Architects, London, Großbritannien

Weitere Informationen unter:
www.international-highrise-award.com

Hochhauspreis 2018

Hochhauspreis 2016

Das Deutsche Architektur Museum öffnet wieder am 5. Mai 2020

Deutsches Museum für Architektur. Foto: Diether v Goddenthow
Deutsches Museum für Architektur. Foto: Diether v Goddenthow

(ffm) Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) öffnet ab Dienstag, 5. Mai, wieder seine Türen für den Publikumsverkehr. Es gelten die normalen Öffnungszeiten – bei begrenzter Besucherzahl und unter den gebotenen Sicherheitsabständen und Hygienemaßnahmen. Weitere Details zu den Regelungen im DAM finden sich unter http://www.dam-online.de/besuch im Internet.

Führungen und Veranstaltungen im Auditorium des DAM entfallen bis auf Weiteres. Das Museum bedauert, dieses Jahr die traditionelle „LegoBaustelle“ in den Sommerferien (4. Juli bis 16. August) ebenfalls absagen zu müssen.

Die Ausstellung „Drawing of the Year“ in Kooperation mit der Aarhus School of Architecture muss abgesagt werden. Die Ausstellung „Neue Bühne(n) am Willy-Brandt-Platz“ wird verschoben, Termine folgen in Kürze.

Alle Ausstellungstermine von Mai bis Dezember finden sich im beigefügten PDF-Dokument. Die darin angegebenen Termine gelten bis auf Weiteres aufgrund der dynamischen Entwicklung im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Über mögliche Änderungen wird informiert. Aktuelle Infos finden sich auf der DAM-Website.

The Playground Project – Architektur für Kinder
noch bis 21. Juni 2020
Zwischen 1950 und 1980 war der Spielplatz ein kreatives Labor. In den Städten der Industrienationen entstanden innovative, verrückte und aufregende Projekte: Landschaftsarchitekten, Künstler, Aktivisten und Bürger wollten Kindern den besten Spielort zur Verfügung stellen und zugleich Gemeinschaft und Stadt neu denken. Ausgehend von den Pionieren neuer Spielplatzkonzepte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts macht The Playground Project den Reichtum dieser Zeit erlebbar — durch Bilder, Modelle, Pläne, Bücher und zahlreiche Filme. Alle, ob Kinder, Eltern, Spielraumplaner, Pädagogen, Architekten oder Studenten, sind willkommen, den Spielplatz von Gestern zu entdecken und sich jenen von Morgen auszudenken.

The Playground Project wurde von Gabriela Burkhalter für die Kunsthalle Zürich kuratiert und für das DAM aktualisiert und ergänzt.

Das DAM bittet um Verständnis, dass aufgrund der bestehenden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen die Spielbereiche bis auf Weiteres noch gesperrt bleiben.

Böhm 100: Der Beton-Dom von Neviges
verlängert bis 27. September 2020
Gottfried Böhms 100. Geburtstag war am 23. Januar 2020. Das feiert das DAM mit einer konzentrierten Ausstellung über die Wallfahrtskirche in Neviges, die zu seinen bekanntesten Bauwerken zählt. Zwischen 1963 und 1968 entstand ein Beton-Dom, der von den Franziskanermönchen als zweitgrößte Kirche im Erzbistum Köln in Auftrag gegeben wurde. Gegenwärtig wird das gefaltete Dach mit einer innovativen Textilbetonschicht saniert. 2005 und 2006 fanden im DAM große Ausstellungen zum Werk von Gottfried Böhm und seinem Vater Dominikus Böhm statt. Nun werden neue Archivfunde aus der Entstehungszeit der Wallfahrtskirche präsentiert und mit einem Ausblick auf die Zukunft verbunden.

DAM Preis 2020 – Die 26 besten Bauten in/aus Deutschland
verlängert bis 20. September 2020
Die Ausstellung stellt 23 aktuelle Bauten aus Deutschland und drei bemerkenswerte Projekte deutscher Architekturbüros im Ausland vor. Zu entdecken gibt es Bauten im ländlichen Raum als auch in urbanen Ballungsräumen. Gut fünfzehn der Gebäude sind Wohnhäuser: Umgebaute Bürogebäude, verdichteter Geschosswohnungsbau, Beispiele für effiziente und günstige Gebäude wie auch fein detaillierte oder unkonventionell konzipierte Einfamilienhäuser. Vorgestellt werden eine Hofstelle ebenso wie städtische Bürobauten, ein Gebäude für den Handel oder zwei markante Eingangsgebäude in Museumsensembles. Die Jury hat fünf der Bauten zu Finalisten für den DAM Preis 2020 nominiert, auf einer Juryfahrt begutachtet und schließlich das Gewinnerprojekt benannt: den Neubau der James-Simon-Galerie, Berlin von David Chipperfield Architects. Das Preisträgerprojekt steht im Zentrum der Ausstellung. Partner des DAM Preis ist JUNG.

Die Neue Heimat (1950-1982) – eine sozialdemokratische Utopie und ihre Bauten
verlängert bis 11. Oktober 2020
Die Neue Heimat war der größte und bedeutendste nicht-staatliche Wohnungsbaukonzern im Europa der Nachkriegszeit. In einem Zeitraum von über dreißig Jahren hat das Gewerkschaftsunter-nehmen mehr als 400.000 Wohnungen geplant und ausgeführt. Die Projekte der Neuen Heimat sind sowohl Ergebnis eines einzigartigen Zusammenspiels von wirtschaftlichen Interessen und Politik, als auch Ausdruck und Spiegelbild der bundesdeutschen Sozialgeschichte. Der skandalträchtige Zusammenbruch des Unternehmens Anfang der achtziger Jahre wirkte wie ein Schock auf die westdeutsche Bevölkerung und markierte das Ende einer Epoche. Erstmals werden in einer Architekturausstellung die Bauten und Projekte der Neuen Heimat an herausragenden Beispielen analysiert und in historischen Fotografien, Filmproduktionen, Plan-materialien und Originalmodellen präsentiert. Eine Ausstellung des Architekturmuseums der TUM und des Hamburgischen Architekturarchivs der Hamburgischen Architektenkammer in Kooperation mit dem DAM.

Realisierungswettbewerb – Campus Deutsche Bundesbank
16. Juli – Herbst 2020
Der Campus der Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main wird in den kommenden Jahren revitalisiert und durch mehrere Neubauten ergänzt. Auf der Basis eines städtebaulichen Gestaltungskonzepts des Frankfurter Büros Ferdinand Heide Architekten hat die Bundesbank einen EUweiten Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Dreißig internationale und nationale Architekturbüros erarbeiten architektonische Entwürfe für Neubauten auf dem Campus der Bundesbank-Zentrale. In der Ausstellung im DAM werden diese Entwürfe der Öffentlichkeit vorgestellt.

Einfach Grün
14. November 2020 – 4. April 2021
Diese Ausstellung geht mit der Forschungsabteilung von Arup „Green Building Envelopes“ der Frage nach, ob die Nachrüstung von Stadtlandschaften mit Vegetation die Gesundheit und das Wohlbefinden der Stadtbewohner verbessern kann? Wie wir grüne Fassaden verwenden können, um erneuerbare Energien zu nutzen und die Nachhaltigkeit voranzutreiben. Wie Gebäudehüllen dazu beitragen können, die Aufheizung unserer Städte (Wärmeinseleffekte) zu reduzieren, Feinstaub auf unseren Straßen zu filtern und den Lärmpegel zu senken. Wie grüne Infrastruktur unsere Städte optimieren und gleichzeitig den Energieverbrauch senken sowie die Luftqualität verbessern kann. Geben wir dem städtischen Grün eine Chance, damit es von allein diese Aufgaben übernehmen kann.

Häuser des Jahres 2020 – Die besten Einfamilienhäuser
1. Oktober 2020 – 17. Januar 2021
Zum zehnten Mal lobt der Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit dem DAM und dem Informationszentrum Beton sowie den Medienpartnern Baumeister, Atrium\Ideales Heim, n-tv und Neue Zürcher Zeitung den Wettbewerb „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ aus. Die Ausstellung im DAM und das Buch zum Wettbewerb präsentieren diese 50 besten Häuser – mit zahlreichen Fotos, Lage- und Architektenplänen sowie Projektbeschreibungen.

Best Highrises 2019/20 – Internationaler Hochhaus Preis 2020
31. Oktober 2020 – 28. Februar 2021
Der Internationale Hochhaus Preis 2020 präsentiert eine Auswahl aktueller Hochhausprojekte auf der ganzen Welt, die sich durch zukunftsweisende Gestaltung, Funktionalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit auszeichnen. Die Ausstellung stellt den Gewinner, die Finalisten und die Nominierten des Wettbewerbs umfassend anhand von Modellen, Filmen, Fotos, Zeichnungen und Texten vor. Vergeben wird der Internationale Hochhaus Preis alle zwei Jahre vom Deutschen Architekturmuseum, der DekaBank und der Stadt Frankfurt.

architekturmuseum0-160DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM
Schaumainkai 43,
60596 Frankfurt am Main
dam-online.de

Böhm 100: Der Beton-Dom von Neviges – Ab 17. Jan. 2020 im Deutschen Architekturmuseum

Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges, 1963–68, P. Rufinus Reifenrath, Guardian des Klosters und Vertreter des Bauherrn, P. Augustin Honecker und P. Elmar Posch (v. l. n. r.) Foto: J.H. Darchinger/Friedrich Ebert Foundation, ca. 1968, courtesy of the Marienwallfahrt Neviges Archive
Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges, 1963–68, P. Rufinus Reifenrath, Guardian des Klosters und Vertreter des Bauherrn, P. Augustin Honecker und P. Elmar Posch (v. l. n. r.) Foto: J.H. Darchinger/Friedrich Ebert Foundation, ca. 1968, courtesy of the Marienwallfahrt Neviges Archive

Anlässlich des 100. Geburtstags von Gottfried Böhm am 23. Januar 2020  feiert das DAM vom 17. Jan. bis 26. April 2020 den bekannten Architekten mit einer konzentrierten Ausstellung. Diese widmet sich der Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“in Neviges, einem seiner bekanntesten Bauten, der zwischen 1963 und 1968 als ein Beton-Dom entstand und von den Franziskanermönchen in Auftrag gegeben wurde. Die zwischen Wuppertal und Essen im kleinen Ort Neviges im brutalistischen Stil errichtete überdimensionierte Kirche, bietet 800 Sitz- und 2200 Stehplätze und ist somit nach dem Kölner Dom der zweitgrößte Sakralbau im Erzbistum Köln, weswegen sie auch „Marien-Dom“ genannt wird. Das aus Sichtbeton wie ein Gebirge geformte Ensemble zählt zu Böhms „brutalistischer“ Werkphase. Im Jahr 1986 bekam Gottfried Böhm als erster deutscher Architekt den Pritzker-Preis verliehen, den Nobelpreis der Architektur. Seine Zeichnungen, sowie der Nachlass seines Vaters Dominikus Böhm, befinden sich in der Sammlung des DAM. Nachdem das Museum beiden Böhms bereits 2005 und 2006 umfassende Ausstellungen gewidmet hat, wird nun zum 100. Geburtstag der Rückblick mit einem Ausblick verbunden, denn gegenwärtig erhält die Kirche in Neviges eine neue Dachschicht mithilfe einer innovativen Textilbetontechnologie.

Die Wallfahrt nach Neviges

Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges / 1963–68 Foto: Inge und Arved von der Ropp /Irene und Sigurd Greven Stiftung, ca. 1968
Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges / 1963–68 Foto: Inge und Arved von der Ropp /Irene und Sigurd Greven Stiftung, ca. 1968

Seit dem späten 17. Jahrhundert kommen Pilger nach Neviges, um ein kleines Marienbildnis anzubeten, das von dem dort ansässigen Franziskanerorden gehütet wird. Die Region war zu Beginn der Wallfahrt im Jahr 1681 überwiegend evangelisch geprägt. Die Marienverehrung von Neviges ist in der Zeit der Gegenreformation entstanden. Nach dem Ersten Weltkrieg und auch nach 1945 stiegen die Pilgerzahlen stark an, sodass die kleine Klosterkirche nicht mehr ausreichte. Die Franziskaner entwickelten den Plan, eine neue, riesige Wallfahrtskirche mit 8.000 Plätzen zu bauen und führten 1962/1963 einen Architekturwettbewerb mit 15 Teilnehmern durch.

Die Ausstellung
Erstmals in der Geschichte des DAM wird die Stirnwand des Vortragssaals mit raumhohen Fototapeten in eine illusionistische Raumansicht verwandelt. Dort wird eine Collage aus Innenraumfotos des Mariendoms von Neviges zu sehen sein. Mit vielen Fotos aus der Bauzeit der Kirche und zahlreichen expressiven Zeichnungen Gottfried Böhms wird dieses zentrale Werk der Sakralarchitektur des 20. Jahrhunderts so umfangreich wie noch nie präsentiert.

DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM (DAM)
Schaumainkai 43 \ 60596 Frankfurt am Main \ Germany
www.dam-online.de
www.facebook.com/architekturmuseum

Deutsches Architekturmuseum: DAM Preis 2020 für Architektur in Deutschland

© DAM
© DAM

Nach einer Meldung des Deutsche Architekturmuseums (DAM), haben sich nun aus der Shortlist von 12 Architekturprojekten fünf Finalisten zum DAM Preis 2020 qualifiziert, der Ende Januar 2020 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt verliehen wird.

Seit 2007 werden mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland jährlich herausragende Bauten in
Deutschland ausgezeichnet. 2020 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum vierten Mal in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner in einem gestaffelten Juryverfahren vergeben.

Eine Expertenjury unter Vorsitz von Stephan Schütz (gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner, Gewinner des DAM Preis 2019) hatte nun aus dem Feld der Shortlist die fünf Projekte für die engere Wahl der Finalisten zum DAM Preis 2020 bestimmt. Informationen zu Shortlist und Finalisten sowie einen profunden Überblick zum Baugeschehen in und aus Deutschland bietet die Internetpräsenz zum DAM Preis dam-preis.de.

Die Finalisten:

James-Simon-Galerie, Berlin, Deutschland David Chipperfield Architects

James-Simon-Galerie. © Foto: Diether v Goddenthow
James-Simon-Galerie. © Foto: Diether v Goddenthow

Zwischen Kupfergraben und Neuem Museum gelegen, übernimmt die James-Simon-Galerie als neues Eingangsgebäude der Berliner Museumsinsel zentrale Servicefunktionen und leitet die Museumsbesucher über die Archäologische Promenade in die einzelnen Häuser. Die Architektursprache bedient sich vorgefundener Elemente wie gebauter Topografie, Kolonnade und Freitreppe. Durch die Staffelung der Gebäudemasse bleibt der Blick von der Schlossbrücke in die Tiefe der Museumsinsel und auf die Westfassade des Neuen Museums erhalten. Die Uferkante zum Kupfergraben wird durch einen steinernen Sockel ausgebildet, über dem sich die Hochkolonnade mit schlanken Stützen erhebt. Eine breite Freitreppe empfängt die Besucher. Auf der oberen Ebene gelangen sie in das großzügige Foyer mit direktem Anschluss an das Pergamonmuseum. Das Foyer, in dem auch das Café gelegen ist, öffnet sich zu einer Terrasse, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt und auch außerhalb der Öffnungszeiten frei zugänglich ist. Im Mezzaningeschoss unter dem Haupteingangsfoyer befinden sich der Museumsshop, eine große Garderobe und Schließfächer, im Sockelgeschoss liegen Ausstellungsbereiche und das Auditorium.

taz Neubau, Redaktions- und Verlagsgebäude, Berlin, Deutschland E2A

Der Neubau der taz vermittelt in seiner besonderen Ecklage an der Friedrichstrasse zwischen dem traditionellen Berliner Block und den Solitärbauten aus der Zeit der IBA von 1984. Aus der Kombination von Ecke und Block wurde eine einfache Lösung vorgeschlagen: Entlang der Friedrichstrasse werden die Berliner Traufhöhen übernommen und der Block weitergeführt. Ein Rücksprung in der Fassade entlang der Friedrichstrasse bildet ein klar akzentuierter Eingang. Das strukturelle System des neuen Hauses ist als Netz ausgebildet. Mit möglichst wenigen Elementen wird eine grösstmögliche Belastbarkeit erreicht. Es ist eine Struktur, in der alle Teile gleichviel leisten müssen und nur zusammen Stabilität erreichen. Es ist ein System ohne Hierarchie. Die architektonische Anmutung des neuen Hauses für die taz wird so Struktur und Sinnbild der Organisation zugleich. Die Hauptstruktur besteht aus diagonalen Verstrebungen entlang der Gebäudehülle und erfordert keine zusätzliche Unterstützung auf der Innenseite. Die dreizehn Meter tiefen Büroflächen schaffen eine Werkstattatmosphäre und ermöglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsformen. Die Treppenskulptur im Zentrum des Neubaus bildet aufgrund ihrer Dimension und Plastizität eine vertikale Fussgängerzone über die ganze Höhe des neuen Hauses. Sie ist ein Ort der Begegnung und des informellen Austauschs. Hier atmet das Gebäude und fördert die spontane Kommunikation.

Eingangsgebäude Freilichtmuseum Glentleiten, Deutschland Florian Nagler Architekten GmbH

Die Architekten begeistert an den Bauernhäusern des Oberlandes, dass einer einfachen äußeren Geometrie ein vielschichtiges Inneres, sowohl im Hinblick auf die Funktion als auch die Konstruktion, gegenübersteht. Dieses Prinzip hat sie auch beim neuen Eingangsgebäude des Freilichtmuseums Glentleiten inspiriert. Die Idee war, ein großes, einfaches Dach zu bauen und darunter eine robuste Struktur, die die gewünschten Funktionen aufnehmen kann und dabei auch flexibel und damit nachhaltig ist. Das Dachvolumen orientiert sich Maßstab der umliegenden Gebäude und fügt sich dabei erstaunlich gut in den Kontext ein. Die Gestaltung der Fassaden nimmt mit zwei großen Zugangstoren zum Museum und zur Gastwirtschaft Bezug auf die Tore des benachbarten Starkerer Stadels, ist dabei jedoch fast abstrakt gehalten. Die traditionelle Dachform und die einfachen Holzfassaden erinnern auf den ersten Blick an landwirtschaftliche Funktionsbauten, deren Anblick im bayerischen Voralpenland vertraut ist. Die Ausführung im Detail weicht dann jedoch von den vertrauten Bildern etwas ab. Auf der unteren Zugangsebene liegen der Eingang zum Museum, die Sonderausstellung und alle dazu gehörigen Räume. Im Geschoss darüber ist das Wirtshaus untergebracht, das durch die geschickte Ausnutzung der Topografie einen barrierefreien externen Zugang und Austritt in den Biergarten erhält. Flächen, die kein Tageslicht benötigen, sind in den sanften Hang eingegraben, das Gebäudevolumen wird dadurch optisch reduziert.

Stylepark Neubau am Peterskirchhof, Frankfurt am Main, Deutschland NKBAK

In Frankfurts Innenstadt sollte ein Wohn- und Geschäftshaus in einen Hinterhof erweitert werden. Das Besondere an dieser Bauaufgabe war– entgegen üblicher Hinterhofsituationen – die Sichtbarkeit der neuen Bebauung vom angrenzenden Peterskirchhof aus. Diese parkähnliche Anlage mit seiner umgrenzenden Friedhofsmauer ist denkmalgeschützt. Im Konzeptgedanken steht nicht eine Abgrenzung, sondern das Weiterbauen und die Akzentuierung der Zeitschichten im Vordergrund. Der Neubau wurde daher mit einer Klinkerfassade auf die Friedhofsmauer aufgebaut. Das Sichtmauerwerk ist mit verschiedenen Steinformaten horizontal geschichtet, sodass sich das (Zeit-)Schichten auch in der Materialität manifestiert. Die Bebaubarkeit war auf Grund der Abstandsregelungen begrenzt. Die Kubatur ist im Hinblick auf die Baumasse und die Belichtungssituationen präzise abgestimmt. Im Erdgeschoss wurde eine bereits vorhandene Gewerbeeinheit erweitert. In den Obergeschossen entstanden zwei Wohneinheiten. Sie sind ein Beitrag zur Verdichtung der Frankfurter Innenstadt mit der Schaffung von Wohnraum.

„einfach gebaut“, Berlin, Deutschland orange architekten

Die Architekten kauften das als unbebaubar geltende Grundstück selber und entwickelten und realisierten das Wohnensemble komplett in Eigenregie. Durch die Aufständerung der Baukörper blieben die Fußwege als auch die Durchlüftung des Quartiers gewahrt. Ebenso konnten die meisten Bäume erhalten werden, da das gesamte Gebäude zwischen den Wurzelbereichen positioniert wurde. Das Gebäude besteht aus zwei voneinander unabhängigen Teilen. Im fünfgeschossigen, schmalen „Langhaus “ befinden sich großzügige Lofts. Die Wohnungen sind zur Südseite hin komplett verglast. Von den durchgehenden Balkons schauen die Bewohner direkt in die Baumwipfel. Auf der Nordseite befinden sich Laubengänge. Das „Atelierhaus“ besteht aus drei übereinander gestapelten Apartments von 40 Quadratmetern. Beide Gebäudeteile werden durch ein straßenseitiges, außen liegendes Treppenhaus erschlossen. Als Alternative zum WDVS entwickelten die Architekten eine Netzfassade mit gesteckter Wärmedämmung, ohne jede Verbundmaterialien, die vollständig und sortenrein demontabel und rezyklierbar ist. Am Boden wurde statt mit Estrich und Klebeparkett mit einer lose liegenden, massiven Brettschichtholzplatte in einem einzigen Bauelement die Funktionen Estrich und Fußboden vereint. Es gibt in allen Wohnungen Sichtbetondecken. Schiebeelemente ersetzen Wände aus Gipskarton und ermöglichen eine flexible Nutzung der Flächen. Zugunsten einer Deckenhöhen von drei Metern wurde auf ein mögliches weiteres Geschoss verzichtet.

PREISVERLEIHUNG UND ERÖFFNUNG: Fr, 31. Januar 2020, 19 Uhr \ DAM Auditorium

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Deutsches Architekturmuseum (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main

DAM Architectural Book Award 2019 für die zehn besten Architekturbücher verliehen

image002Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) haben 2019 zum elften Mal den internationalen DAM Architectural Book Award vergeben. Der in seiner Art einmalige und inzwischen hoch angesehene Preis zeichnet die besten Architekturbücher eines Jahres aus. Dem gemeinsamen Aufruf sind 100 Architektur- und Kunstbuchverlage weltweit gefolgt. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat nun aus 227 Einsendungen nach Kriterien wie Gestaltung, inhaltliche Konzeption, Material- und Verarbeitungsqualität, Grad an Innovation und Aktualität die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt:

  •  Architektur der 1950er bis 1970er Jahre im Ruhrgebiet. Als die Zukunft gebaut wurde / Kettler, Dortmund
  • Baku. Oil and urbanism / Park Books, Zürich
  • Bovenbouw Architectuur. Living the Exotic Everyday / Flanders Architecture Institute,
    Antwerpen
  • Die Welt der Giedions. Sigfried Giedion und Carola Giedion-Welcker im Dialog /
    Scheidegger & Spiess, Zürich
  • Léon Stynen. A Life of Architecture 1899-1990 / Flanders Architecture Institute,
    Antwerpen
  • Lochergut – Ein Portrait / Quart Verlag, Luzern
  • Theodor & Otto Froebel. Gartenkultur in Zürich im 19. Jahrhundert / gta Verlag, Zürich
  • The Object of Zionism. The Architecture of Israel / Spector Books, Leipzig
  • Vom Baustoff zum Bauprodukt. Ausbaumaterialien in der Schweiz 1950-1970 /Hirmer Verlag, München
  • Veneč. Welcome to the Ideal / Gluschenkoizdat, Moskau

Der externen Fachjury gehörten in diesem Jahr an: Hendrik Hellige (Buchmesse Frankfurt), Michael Kraus (M Books Verlag), Friederike von Rauch (Fotografin), Florian Schlüter (Architekt, Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Freunde des DAM), Adeline Seidel (Journalistin), David Voss (Designer)

Die internen Juroren waren: Peter Cachola Schmal (Direktor DAM), Annette Becker (Kuratorin DAM), Oliver Elser (Kurator DAM), Christina Budde (Kuratorin Architekturvermittlung DAM).

Das breite Spektrum der Themen und das hohe Niveau der Einsendungen hat die Jury vor eine große Herausforderung gestellt. Zum wiederholten Mal haben daher die Juroren entschieden, nicht nur zehn Preisträger zu bestimmen, sondern auch zehn weitere Einsendungen für die Shortlist des DAM Architectural Book Awards 2019 auszuwählen.

In norwegischen Landschaften Hunting high and low – Sonderausstellung im Deutschen Architekturmuseum anlässlich der Frankfurter Buchmesse

Ausstellungs-Impression ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungs-Impression © Foto: Diether v Goddenthow

Anlässlich des Ehrengastland-Auftrittes auf der Frankfurter Buchmesse 2019 widmet sich das Deutsche Architekturmuseum (DAM) der zeitgenössischen Architektur Norwegens.

Diese Ausstellung über norwegische Architektur basiert auf der Buchreihe asBuilt. Zu den zeitgenössischen Bauten, die durch die Arbeiten einiger Altmeister der Moderne ergänzt werden, gehören kleine Infrastrukturprojekte für die Norwegischen Landschaftsrouten, ein Wasserkraftwerk im Gebirge, Einfamilienhäuser in fast unberührter Natur und in Kulturlandschaften sowie öffentliche Gebäude in Städten. Die Bauwerke liegen in sehr unterschiedlichen Landesteilen. Sie illustrieren die häufig weit verstreute Bebauung Norwegens in entlegenen Gegenden, die von einer aktiven Regionalpolitik gezielt gefördert und einer starken Ölwirtschaft finanziell möglich gemacht wird.

Im südlichen Teil der Ausstellung liegen alle bisher erschienenen 21 asBuilt-Bände aus. Ziel der Buchreihe ist es, die Arbeitsweise der Architekten detailliert darzustellen und so gebaute Erfahrungen auszutauschen. Jedes Bauwerk wird mit mindestens einem weiteren Medium –Modell, Film, Fotografien oder Zeichnungen – vorgestellt. Sechs Gebäude wurden extra für diese Ausstellung gefilmt, die Filme werden im Haus im Haus und an dessen Außenwände projiziert. Die Filme machen die Bauten räumlich erfahrbar und enthüllen die Verbindung zwischen Gebäude und umliegender Landschaft sowie zwischen Licht und Material.

Ausstellungs-Impression ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungs-Impression © Foto: Diether v Goddenthow

Die Projekte knüpfen an eine nordische Architekturtradition an, deren bekanntester Exponent der Pritzker-Preisträger Sverre Fehn ist, und führen sie fort. Diese Architektur zeichnet sich durch eine taktile Materialverwendung und die Umsetzung räumlicher Erfahrbarkeit aus, die nicht nur eng mit dem Kontext verbunden ist.

Gleichzeitig treten die Architekten in die Fußstapfen von Norwegens tausendjähriger Holzbautradition. Auf diese Weise schließt die norwegische Baukunst an das Thema des klimasensiblen und ökologischen Bauens an. Diese Entwicklung wird durch die Stadtentwicklung in den großen Städten heute auf die Probe gestellt. So sehen Sie an der Nordwand, mit Ausblick auf den Main, ein Bild des Osloer Stadtteils Bjørvika, das einen neuen Aspekt der norwegischen Architektur zeigt: die städtische Verdichtung. Dort werden auch Bauten gezeigt, die Gegenstand künftiger asBuilt Publikationen sein werden. Die Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) entstand in Zusammenarbeit mit: Norwegen als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019, Norwegian Literature Abroad (NORLA), Norwegische Botschaft, Oslo School of Architecture and Design (AHO) und Verlag Pax Forlag.

BEGLEITPROGRAMM
Das Begleitprogramm zur Ausstellung konzentriert sich auf die norwegische Architektur zwischen Land
und Urbanität.

Mi, 18. September 2019, 19 Uhr
HUNTING LOW
Vorträge und Diskussion mit:
KNUT HJELTNES, Knut Hjeltnes Sivilarkitekter
JETTE HOPP, Snøhetta
KNUT WOLD, Künstler und Kunstkurator für Public Roads, the National Tourist Routes, Norway
DAM Auditorium, €5 \ €2,50 ermäßigt

Die Veranstaltung widmet sich Projekten mit dem Fokus „HUNTING LOW“: Projekte wie das Weekend House Straume (Knut Hjeltnes), die Sørum Farm (Are Vesterlid / Knut Wold) und das Outdoor Care Retreat (Snøhetta) zeigen auf hervorragende Weise, wie die architektonischen Qualitäten mittels Licht, Proportionen und Material Gebäude und Kunst die Naturlandschaften ergänzen.

Mi 23. Oktober 2019, 19 Uhr
HUNTING HIGH
Vorträge und Diskussion mit:
GRO BONESMO, Spacegroup EINAR JARMUND, Jarmund/Vigsnæs Arkitekter ANDREAS VAA BERMANN (tbc), Leiter des Stadtbauamts, Oslo DAM Auditorium, €5 \ €2,50 ermäßigt

Der Abend steht ganz im Zeichen von „HUNTING HIGH“ und gibt Einblick in die Entstehung urbaner Projekte in Oslo sowie die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen der Stadt.
Das Begleitprogramm findet teilweise in englischer Sprache statt.

Fr, 18. Oktober 2019, 11 Uhr
TOUR ZUR FRANKFURTER BUCHMESSE, u.a. Treffen mit den Ausstellungsarchitekten des norwegischen Pavillons und verschiedener Architekturverlage.
Treffpunkt am »Hammering Man«, Ludwig-Erhard-Anlage 1, Dauer: ca. 2,5 Std, € 25/ Teilnehmer inkl. Messeeintritt

„PAULSKIRCHE Ein Denkmal unter Druck“ – Sonderausstellung zur bevorstehenden Renovierung der baulichen Wiege der deutschen Demokratie

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Vom 7. September 2019 – 16. Februar 2020 zeigt das Deutschen Architekturmuseum (DAM) Schaumainkai 43, Frankfurt am Main, als ein gemeinsames Projekt mit der Wüstenrot-Stiftung die Sonderausstellung „PAULSKIRCHE Ein Denkmal unter Druck“

Die 300 Quadratmeter umfassende Ausstellung schildert die Baugeschichte von 1786 bis heute entlang der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Strömungen. Gezeigt werden zahlreiche historische und aktuelle Fotos sowie Entwurfszeichnungen aus der Sammlung des DAM.
Wie es in einer Pressemeldung heißt, ist es Ziel der Austellung, das Verständnis für den bestehenden Paulskirchenbau zu verbessern und den Blick auf die Hintergründe der ursprünglichen Entwurfshaltung zu schärfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte die Zukunft der Paulskirche in der Zeit zur nationalen Aufgabe und wünscht sich einen „authentische[n] Ort, der an Revolution, Parlamentarismus und Grundrechte nicht nur museal erinnert, sondern zu einem Erlebnisort wird“. Die Ausstellung versteht sich als Beitrag zum Dialog über die Zukunft der Paulskirche, der in diesem Sommer angestoßen wurde. Während die Stadt ein künftiges Demokratiezentrum in der Nachbarschaft zum Demokratieort Paulskirche plant und gemeinsam mit dem Architekturbüro AS+P Albert Speer + Partner über das “qualifizierte Verwerfen” einer historischen Rekonstruktion der Paulskirche diskutiert, möchte das DAM Aufklärungsarbeit leisten. Daher beschränkt sich die Ausstellung nicht allein auf Historisches der Vor- und Nachkriegszeit, sondern lässt auch unterschiedliche aktuelle Positionen zu Wort kommen. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, diese um ihre eigenen Überlegungen zu ergänzen.
Die Sammlung des DAM enthält den umfangreichen Nachlass des beteiligten Architekten Johannes Krahn. Diese Quelle ermöglichte es unter anderem, dem rätselhaften Turmzimmer („Präsidentenzimmer“) auf den Grund zu gehen, in dem die wechselvolle Geschichte des Baus kulminiert. Der Architekturfotograf Moritz Bernoully erstellte einen Fotoessay über den aktuellen Zustand des Gebäudes. Darüber hinaus werden zahlreiche historische Bilder gezeigt.

Hintergrund-Informationen zum Kulturdenkmal „Paulskirche“ des Deutschen Architekturmuseums:

Die Paulskirche, ein Denkmal. Aber wofür eigentlich? Hier trat 1848 die deutsche Nationalversammlung zusammen, um die erste deutsche Verfassung zu beschließen. Seither gilt das Gebäude als „Wiege der deutschen Demokratie“. Genau einhundert Jahre später wurde die Paulskirche nach starker Kriegszerstörung als Zeichen des demokratischen Neubeginns in einem nüchtern-modernen Stil wieder aufgebaut. So erinnert die Paulskirche heute auch an das Jahr 1948. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war Frankfurt Favorit im Rennen um die neue bundesdeutsche Hauptstadt – die Paulskirche galt als künftiger Sitz des Parlaments. Gekommen ist es anders. Heute ist sie der Festsaal, von dem bundesweite intellektuelle und gesellschaftspolitische Debatten ausgehen. Ihre architektonische Qualität wird dabei selten gewürdigt. Diese Lücke möchte die Ausstellung schließen, indem sie die Bau- und Nutzungsgeschichte von den Anfängen bis heute nachzeichnet. In Kürze soll die Paulskirche technisch saniert werden. Die Rufe nach Rekonstruktion eines Vorkriegszustandes haben ihre gut 70-jährige Nachkriegsgeschichte stets begleitet. Zweimal wurde sie bereits modernisiert. Der Erhalt der Wiederaufbau-Lösung war dabei keine Selbstverständlichkeit, wie der Blick in die Geschichte zeigt. So gilt es auch heute wieder, für den Erhalt des Nachkriegsdenkmals zu streiten. Es ist ein weit lebendigeres Zeugnis der deutschen Demokratie und Debattenkultur, als es eine Rekonstruktion je sein könnte.

DIE BAU- UND NUTZUNGSGESCHICHTE VOR DER ZERSTÖRUNG
Die Ursprünge der Paulskirche reichen zurück ins Jahr 1786. Damals beschloss die protestantische Gemeinde, ihre baufällige mittelalterliche Barfüßerkirche durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser erhielt einen ungewöhnlichen ovalen Grundriss, um von möglichst vielen Plätzen aus freie Sicht auf den Pfarrer zu ermöglichen – ein wichtiger Aspekt in der protestantischen Liturgie, die das Wort in den Mittelpunkt stellt.

Die Bauarbeiten dauerten beinahe 50 Jahre. Zuerst kamen sie nicht in Gang, weil sich die Verantwortlichen in stilistischen Fragen nicht einigen konnten. Dann wurden sie von den Napoleonischen Kriegen unterbrochen. Die entstehende Kirche verkam zur Bauruine und wurde zwischenzeitlich gar als Lagerhalle genutzt. Zahlreiche Kompromisse und Umplanungen führten zu der Paulskirche, die 1833 schließlich fertiggestellt wurde. Mit dem typischen roten Mainsandstein und dem Steildach (statt einer italienisch anmutenden Kuppel) prägte der Bau den Frankfurter Klassizismus. Der Innenraum war lichtdurchflutet, verstärkt noch durch die weißen Wände. Diese wurden, ebenso wie die Decke, aus finanziellen Gründen nicht bemalt. Der auffälligste Schmuck war die von zwanzig ionischen Säulen getragene, umlaufende Empore mit Platz für nahezu 2.000 Menschen.

DIE NATIONALVERSAMMLUNG 1848/49 UND IHR 75. JUBILÄUM
Nur 15 Jahre nach ihrer Fertigstellung wurde die Paulskirche 1848/49 zum Tagungsort der Nationalversammlung, dem ersten demokratischen Parlament Deutschlands. Ausgewählt wurde der Bau wegen seiner Größe und Modernität. Die Sitzordnung im ovalen Halbrund etablierte die Bezeichnungen „links“ und „rechts“ in der deutschen Politik. Das Publikum nahm auf der Empore Platz. Um die schwierige Akustik zu verbessern, wurde eine Zwischendecke eingezogen, die fortan die obere Fensterreihe verdeckte.

Nachdem die Nationalversammlung bereits 1849 gewaltsam aufgelöst worden war, machte sich die Kirchengemeinde den Raum wieder zu eigen und ließ die Schalldecke mit Engelmotiven bemalen. Eine offizielle Erinnerung an die liberale Geschichte des Ortes vermieden die konservativen Regierungen im Deutschen Bund und im anschließenden Kaiserreich. Erst während der Weimarer Republik unter Präsident Friedrich Ebert bekannte man sich dazu und feierte 1923 das 75. Jubiläum der Nationalversammlung in der Paulskirche. Dafür erhielt Ebert an der Fassade ein Denkmal, das die Nationalsozialisten nur wenige Jahre später wieder demontieren sollten. Am 18. März 1944 zerstörten Brandbomben die Paulskirche bis auf ihre Außenmauern.

DIE RUINE UND DIE HAUPTSTADTFRAGE
Im nationalsozialistisch verwüsteten Deutschland blickte man nach dem Krieg auf das anstehende 100. Jubiläum der Nationalversammlung. Die Planungen konzentrierten sich zunächst auf einen Festakt in der enttrümmerten Ruine. Doch gerade noch rechtzeitig erkannten die Verantwortlichen der Stadt die Signalwirkung, die eine wieder hergestellte Paulskirche für den demokratischen Neubeginn hätte. Oberbürgermeister Kurt Blaum (CDU) brachte dabei auch eine Nutzung als Versammlungsort für das künftige deutsche Parlament ins Spiel. Frankfurt machte sich wie Bonn Hoffnungen, Hauptstadt zu werden. Beide Städte bauten um die Wette. Sicherheitshalber beauftragte die Stadt Frankfurt den Architekten Gerhard Weber mit einer Alternative zur Paulskirche als Parlamentssitz. So entstand im Nordend ein zweiter Parlamentsbau, der nach der Entscheidung für Bonn zum Funkhaus des Hessischen Rundfunks umgebaut wurde.

DER PAULSKIRCHEN-WETTBEWERB, 1946
Zum Wiederaufbau der Paulskirche richtete die Stadt 1946 einen Wettbewerb unter den in Hessen lebenden Architekten aus. Unter Verwendung der Mauerreste sollte ein Raum entstehen, der sowohl als Gotteshaus wie auch als Tagungsraum genutzt werden konnte. Der erste Preis ging an Gottlob Schaupp. Sein Entwurf kam den Vorstellungen des Preisgerichts am nächsten, das sich gegen eine historische Kopie und für eine zeitgemäße Umgestaltung aussprach. Im Vergleich zum Vorkriegszustand verzichtete Schaupp auf die umlaufende Empore und brachte die obere Fensterreihe wieder zur Geltung. So betonte er die Schlichtheit und Monumentalität des Innenraums. Die anderen prämierten Entwürfe reichten von Galerien und Emporen über plastisch ausgestaltete Kuppeln bis hin zu einem großen eingezogenen Foyer. Das ursprüngliche Steildach sahen alle Preisträger vor. Das Echo blieb durchwachsen. Der Frankfurter Architekt Hermann Mäckler verurteilte den Großteil der Einreichungen, da er viele Bezüge zur nationalsozialistischen Formensprache erkannte. Ihren Zeichnungen nach zu urteilen waren die Architekten in seinen Augen „fast lauter SA-Männer“. Eher aus pragmatischen Gründen hielt auch das Preisgericht keinen der Entwürfe für baureif.

DIE PLANUNGSGEMEINSCHAFT PAULSKIRCHE
Noch im November 1946 arrangierte Stadtbaurat Eugen Blanck, dass der Kölner Kirchenbau-Spezialist Rudolf Schwarz den Wiederaufbau der Paulskirche gemeinsam mit dem Wettbewerbssieger Gottlob Schaupp übernahm. Hinzu kamen noch der Frankfurter Architekt Johannes Krahn, der lange für Schwarz gearbeitet hatte, sowie Stadtbaurat Blanck selbst. Die sogenannte Planungsgemeinschaft Paulskirche war gegründet. Schaupp, Schwarz und Blanck hatten bereits in der Zeit des Neuen Frankfurt unter Ernst May gearbeitet bzw. an einzelnen Projekten mitgewirkt und waren sich dabei auch begegnet. Während der nationalsozialistischen Herrschaft arrangierten sich die vier Architekten unterschiedlich mit dem System. Schaupp stach dabei heraus, da er eine ästhetische (und politische) Verbundenheit mit dem Nationalsozialismus pflegte. Er löste sich von den Ideen des Neuen Frankfurt und errichtete Wohngebäude im deutschtümelnden Heimatschutzstil. Diese biografische Verstrickung wurde bereits kurz nach dem Wettbewerb bekannt und belastete die öffentliche Wahrnehmung der gesamten Planungsgemeinschaft.

GRUNDSTEINLEGUNG, SPENDEN UND DIE „REDE AN DIE DEUTSCHEN“
Der zügige Wiederaufbau der Paulskirche ist ein Symbol des demokratischen Neubeginns in der noch nicht gegründeten Bundesrepublik. Im zerstörten Frankfurt selbst erntete das Projekt angesichts der Wohnungsnot erst einmal Unverständnis. Um solcher Kritik zu begegnen, plante man, parallel die kriegszerstörte Friedrich-Ebert Siedlung im Gallusviertel wieder aufzubauen, eingeläutet von einer doppelten Grundsteinlegung am 17. März 1947.

Es blieben 16 Monate bis zur Jahrhundertfeier der Nationalversammlung. Weil Frankfurt ein solches Projekt allein nicht bewerkstelligen konnte, erklärte Oberbürgermeister Walter Kolb (SPD) die Paulskirche zur gesamtdeutschen Angelegenheit und bat um Sach- und Geldspenden – mit überwältigendem Erfolg. So kamen aus Thüringen drei mit Bauholz beladene Eisenbahnwaggons und aus dem benachbarten Offenbach Leder für die Bestuhlung. Sogar die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) spendete 10.000 Mark. Nur durch diese Unterstützung konnte am 7. November 1947 Richtfest gefeiert werden.

Die wieder aufgebaute Paulskirche wurde schließlich pünktlich am 18. Mai 1948 im Rahmen einer ganzen Festwoche eröffnet. Dazu reisten auch Vertreter aus der Sowjetzone nach Frankfurt und distanzierten sich öffentlich vom Wiederaufbau der Paulskirche, den sie mittlerweile als „Staffage für die Bildung eines Weststaates“ empfanden.

Als Festredner kam der persönlich von Kolb eingeladene Schriftsteller Fritz von Unruh nach 16-jährigem Exil erstmals wieder nach Deutschland. In seiner „Rede an die Deutschen“ warnte er vor Untertanengeist und Mitläufertum und verurteilte die halbherzige Entnazifizierung. Er sprach derart leidenschaftlich, dass er zwischenzeitlich am Pult zusammenbrach und erst nach einer Pause fortfahren konnte.

DIE WIEDER AUFGEBAUTE PAULSKIRCHE
Wie in Gottlob Schaupps ursprünglichem Entwurf vorgesehen, beließ auch die Planungsgemeinschaft den Saal weitgehend frei von Einbauten. Die in frühen Zeichnungen angedachten Balkone verwarfen die Architekten bald wieder. Stattdessen bewahrten sie im Innern den imposanten Charakter der ausgebrannten Ruine, bedeckt von einer leichten Holzdecke mit Oberlicht und einer flachen, kupfergedeckten Kuppel.

Das riesige Rund gliederten sie nur durch herabhängende Leuchtstränge, die an die ehemaligen Säulen erinnern sollen. Für die Saalfenster war eine Ornamentverglasung vorgesehen, die jedoch aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt wurde. Stattdessen wurde vorerst Rohglas mit grober Sprossenteilung eingebaut.

Im Erdgeschoss wurde ein niedriges Zwischengeschoss eingezogen – die sogenannte Wandelhalle, die bewusst im Halbdunkel bleibt und über zwei Treppen hinauf in den Saal führt. Damit inszenierten die Architekten einen Gang vom Dunkeln ins Helle – für sie „ein Bild des schweren Weges, den unser Volk in dieser seiner bittersten Stunde zu gehen hat.“ Als Zeichen der Läuterung ließen sie die Treppenbrüstungen aus Blech fertigen, das ehemals für den nationalsozialistischen Flugzeugbau vorgesehen war. Auch für die Turmspitze entwarfen sie Lösungen, die ein weithin sichtbares modernes Zeichen gesetzt hätten – entschieden sich dann aber für die erhaltene Form eines kleinen Rundtempels.

Moral wurde ebenfalls Mittel der Argumentation. So attestierten die Architekten dem neu gestalteten Saal „eine solch nüchterne Strenge, daß darin kein unwahres Wort möglich sein sollte.“ Die heftigste Kritik kam von Albert Rapp, dem Direktor des Historischen Museums, den besonders die neue Wandelhalle verärgerte. Vernichtend urteilte er im Spiegel: „Unten Radrennbahn, oben Gasometer, mehr läßt sich nicht verderben.“

DAS PRÄSIDENTENZIMMER
Um überhaupt als Sitz des Bundestages infrage zu kommen, benötigte die Paulskirche ein repräsentatives Büro für den Hausherren, den Bundestagspräsidenten. Die Planungsgemeinschaft richtete dieses sogenannte Präsidentenzimmer im Hauptturm oberhalb des Saals ein. Sie erarbeitete Innenraumstudien, die auch Kunstwerke vorsahen: zwei in die Raumnischen eingepasste Buntglasfenster. Zur Wiedereröffnung der Paulskirche war das Zimmer noch nicht fertiggestellt – und noch ehe es dazu kommen konnte, war ein solcher Raum auch schon obsolet. Denn Hauptstadt und Parlamentssitz war Bonn geworden.

Dennoch entwarf der Münchner Künstler Karl Knappe 1951 die Buntglasfenster, die im Folgejahr eingebaut wurden. Seine Technik war für die Zeit revolutionär, da er nicht auf Glas malte, sondern die Fenster aus farbigen Gläsern zusammensetzte. Die Werke tragen den hoffnungsvollen Titel Freundschaft und Friede der Jugend Europas und zeigen den Übergang von Kampfbereitschaft hin zu freundschaftlicher Umarmung.

Leider fand sich allerdings keine alternative Nutzung, sodass das Präsidentenzimmer mehr und mehr zu einer Garderobe verkam. Provisorisch wurde das Nötigste ergänzt – ein paar Sitzmöbel, ein Kleiderständer, ein Telefon und eine Nasszelle, die heute auf skurrile Weise die Kunst rahmen.

NOTWENDIGE UMBAUTEN
Nach der Entscheidung für Bonn als Hauptstadt wurde der Wiederaufbau der Paulskirche nicht vollendet. Abrupt brach man die Baumaßnahmen ab, die nach der Eröffnung noch ausstanden. Einige Räume wurden fortan als Abstellkammern genutzt und die Instandhaltung insgesamt vernachlässigt. Dies erschwerte die Akzeptanz des modernen Nachkriegsbaus in der Bevölkerung; ihm wurde eine unwürdige Erscheinung vorgeworfen.

DIE UMBAUTEN DER 1960ER-JAHRE
Als 1960 erste Überlegungen für eine Sanierung und teilweise Rekonstruktion eines Vorkriegszustands laut wurden, machte die Planungsgemeinschaft ihr Urheberrecht geltend. In der Denkschrift zur Fortsetzung des Wiederaufbaus der Paulskirche definierten sie nötige Maßnahmen. Umgesetzt wurden diese nur zum Teil – und zudem verspätet im Jahr 1966.
Rudolf Schwarz war 1961 verstorben. Unter der Leitung von Johannes Krahn wurde nun erste Kosmetik betrieben: Anstelle des provisorischen Rohglases wurden große Mattglas-Scheiben in die Fenster eingesetzt. Nach innen sorgten sie tatsächlich für wärmeres Licht, nach außen wirkten sie jedoch abweisend. Die Wandelhalle frischte man mit weißem Rauputz sowie neuer Beleuchtung und Vitrinen in den Fensternischen auf. Im Plenarsaal sorgte ein neuer Anstrich der Wände und der Bestuhlung für einen besseren Gesamteindruck. An den Wänden aufgehängte Fahnen der Bundesländer sollten den Veranstaltungen einen feierlichen Rahmen geben und gleichzeitig die mangelhafte Akustik verbessern. Zu guter Letzt wurde dem Gebäude durch eine gründliche Reinigung „seine Würde“ zurückgegeben.

DIE UMBAUTEN DER 1980ER-JAHRE
In den achtziger Jahren stand eine grundlegende Sanierung der Haustechnik an. Der Magistrat unter Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) wollte dies nutzen, um die historische Paulskirche weitgehend zu rekonstruieren – vor allem das Steildach. Anlass zur Kritik bot Wallmann, als er neben dem demütigen Blick auf die junge Bundesrepublik „über den Abgrund der jüngeren Vergangenheit hinweg“ auch wieder einen stolzen Blick auf 1848 zulassen wollte. Er bewegte sich damit nah an der Grenze zur „Geschichtsklitterung“ (Dieter Bartetzko). Die Vorplanung besorgte der Berliner Experte für Versammlungsbauten Klaus Wever. Da inzwischen alle Mitglieder der Planungsgemeinschaft verstorben waren, wurde Rudolf Schwarz‘ Witwe Maria Schwarz zur engagiertesten Gegnerin der Rekonstruktionspläne. Sie mobilisierte die Fachwelt zum Protest – eine öffentliche Kontroverse entstand. Das Hochbauamt der Stadt Frankfurt suchte einen ungewöhnlichen Weg aus dem Dilemma: Es beauftragte Maria Schwarz und Klaus Wever gemeinsam – trotz ihrer eigentlich unvereinbaren Positionen. Maria Schwarz wurde die künstlerische Leitung für den großen Saal und die Wandelhalle übertragen, Klaus Wever zeichnete für die Technik und die übrigen Räume verantwortlich.

Das Äußere des Baus blieb unverändert. Im Inneren wurde die Saaldecke durch eine weitgehend ähnliche, aber feuersichere Konstruktion ersetzt. Die Wände wurden mit einem sieben Zentimeter dicken, weiß gestrichenen Akustikputz versehen. Zwei Gehänge aus Lautsprechern, dem Stil der Leuchtketten angepasst, verbesserten die Akustik weiter. Das Gestühl wurde aufgearbeitet und gepolstert. Anstelle der provisorischen Orgel aus der Nachkriegszeit gab es jetzt eine Konzertorgel mit einem von Maria Schwarz entworfenen Prospekt (Orgel Verkleidung). Das Kellergeschoss wurde vollkommen umgebaut und mit neuer Technik bestückt. Die Kosten von mehr als 23 Millionen Mark hatte zu großen Teilen die Stadt Frankfurt zu tragen, da der Bund, anders als vorgesehen, keinen Zuschuss leistete und ein Spendenaufruf nur 2,1 Millionen Mark einbrachte.

DAS WANDBILD
Ein ovaler Raum bildet seit dem Wiederaufbau das Zentrum der Wandelhalle im Erdgeschoss. Ursprünglich sollte er parlamentarischen Beratungen dienen – im Zuge der Sanierung in den achtziger Jahren wurde er zum VIP-Raum umgebaut. Seine Außenwand sollte seit jeher ein Kunstwerk schmücken. Die Planungsgemeinschaft dachte während des Wiederaufbaus an eine monumentale, figürliche Darstellung der Sehnsucht nach Frieden. Zwölf Jahre später favorisierten die Architekten ganz im Stil der Zeit ein abstraktes Mosaik. Zur Umsetzung kam aus finanziellen Gründen keine der beiden Varianten. 1987 wurde ein Wettbewerb ausgerufen, der wieder die Gegenständlichkeit des Motivs zur Bedingung machte. Als Thema waren der Vormärz und die gescheiterte Revolution von 1848 vorgegeben. Eingeladen wurden Künstler aus Ost und West – die Paulskirche galt noch immer als gesamtdeutsches Projekt. Die ostdeutschen Künstler waren (offiziell) anderweitig gebunden, aber auch unter den westdeutschen hielt sich die Beteiligung in Grenzen. So reichten lediglich vier Künstler einen Beitrag ein. Es gewann der Entwurf von Johannes Grützke: ein langer Zug schwarz gekleideter Volksvertreter, gespickt mit dem Pathos des Amtes und der Ironie von Alltagsszenen. Den zweiten Preis bekam Jörg Immendorf für sein comicartiges, orangefarbenes Panorama Marke Vaterland kinetisch, welches mit blauen Nationalsymbolen verschiedener Ideologien durchsetzt war. A. R. Penck erhielt für seinen felsbildartigen Fries aus schwarzen Figuren und Zeichen den dritten Preis. Frühzeitig ausgeschieden war Alfred Hrdlicka, da seine plastischen Bronze-Entwürfe die Wettbewerbsbedingungen nicht erfüllten.

DIE NEUEN FENSTER
Parallel zu den Sanierungsarbeiten wurden auch neue Fenster eingebaut. Einen bundesweiten Wettbewerb zur Gestaltung der Fenster in historischer Sprossenteilung entschied 1986 der Künstler Wilhelm Buschulte für sich. Er hatte in ganz Deutschland bereits zahlreiche Kirchen ausgestattet und wurde besonders für seine Grisaillefenster geschätzt: strenge geometrische Kompositionen aus farblosen Gläsern, die unterschiedlich transparent oder opak waren. Auch die Fenster der Paulskirche setzte Buschulte in seiner Grisailletechnik um. Mit Rudolf Schwarz hatte ihn seit Ende der fünfziger Jahre eine Freundschaft verbunden.

ERSTER STÄDTEBAULICHER WETTBEWERB, 1975
Die Gestaltung des umgebenden Paulsplatzes war bereits seit dem Wettbewerb 1946 ein Thema. Im Krieg waren viele der Nachbargebäude zerstört worden, sodass sich die Paulskirche auf einem überdimensionierten Platz wiederfand – die Planungsgemeinschaft sprach 1960 von einem „vergessenen Senftopf auf dem Wirtschaftstisch“.
Den ersten städtebaulichen Wettbewerb gewannen 1975 Bartsch, Thürwächter und Weber, die
Architekten des Technischen Rathauses, mit einem abgetreppten Gebäude um einen Innenhof. Der zweite Preis ging an Klaus Walter und Christoph Rohde, die vielfältige Attraktionen unter einer Dachkonstruktion vorsahen. Den dritten Preis erhielt die Stuttgarter Studentengruppe ASPLAN unter der Leitung von Johannes Strelitz. Sie schlugen einen streng angeordneten Hain aus Platanen vor, zur Berliner Straße hin abgeschlossen von einer Wand aus Wasserfontänen. Realisiert wurde der ASPLAN-Entwurf, jedoch ohne Wasserspiele. Diese Lösung sollte für die Zukunft alle Möglichkeiten offenhalten, erfreute sich bei der Bevölkerung zunehmender Beliebtheit und besteht bis heute unverändert fort.

ZWEITER STÄDTEBAULICHER WETTBEWERB, 1983
Oberbürgermeister Wallmann träumte 1983 davon, die Wahl des Bundespräsidenten in der Paulskirche stattfinden zu lassen, und wünschte daher eine Aufwertung ihrer Umgebung. Die Stadt bat sechs Architekturbüros, die zu jener Zeit für Spielarten postmoderner Formensprache standen, um einen städtebaulichen Vorschlag. Auf ein Nutzungsprogramm verzichtete man, schloss jedoch ausdrücklich „nicht finanzierbare öffentliche Einrichtungen“ aus. So blieb nicht viel mehr übrig als Einzelhandel im Erdgeschoss sowie Büros und Wohnungen darüber.

Der Entwurf von Bartsch, Thürwächter und Weber sah einen mächtigen, geschlossenen Baublock vor, während Alexander Freiherr von Branca die Paulskirche mit einem weiten Kreissegment umfing. Jourdan und Müller schlossen den Platz mit einem schmalen Gebäuderiegel, der im Innern die Bäume bewahrte. Oswald Mathias Ungers präsentierte eine Zeile aus Stadthäusern und ein Hochhaus über der Berliner Straße. Hans Hollein schlug eine Bogenwand vor, als symbolische Abwicklung der elliptischen Paulskirchenwand. Jede Öffnung stand dabei für eines der damals zehn Bundesländer und eine halbe für das geteilte Berlin. Ein ähnliches Motiv fand sich auch bei Goldapp und Klumpp, die den gesamten Platz mit einer formal an die Kirchenfassade angelehnten Mauer umrahmten, an die sich ein Gebäude anschloss. Dies war der einzige Entwurf, der auch die Rekonstruktion des historischen Daches der Paulskirche vorsah. Die Ideen verebbten bald darauf in der hitzigen Debatte über die Form der Paulskirche selbst.

ORT DER DEBATTEN
Die Paulskirche ist von Beginn an ein Raum des gesprochenen Wortes gewesen: zunächst als protestantische Kirche, in der die Predigt im Mittelpunkt der Liturgie stand, und nach dem Krieg als der bundesdeutsche Festsaal. Hier wird seit 1951 die höchste geistige Auszeichnung des Landes verliehen, der Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Beim Wiederaufbau mussten die Architekten noch geistliche und parlamentarische Zwecke berücksichtigen. So gestalteten sie das Rednerpult, das zugleich auch Kanzel war, als eine Skulptur aus Muschelkalk und bezeichneten es neutral als „Sprechstelle“. Prominentester Redner war US-Präsident John F. Kennedy, der hier 1963 den Begriff der Paulskirche als „Wiege der deutschen Demokratie“ prägte. Inzwischen haben von der Sprechstelle aus viele Persönlichkeiten zur deutschen Öffentlichkeit gesprochen – nicht immer ohne Widerspruch. Oftmals nehmen gesellschaftliche Debatten hier ihren Ausgang. Es sei an den Goethe-Preis für den Schriftsteller Ernst Jünger (1982), den Friedenspreis für die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel (1995), an die Walser-Bubis-Kontroverse über die Erinnerung an den Holocaust (1998) oder an den Adorno-Preis an die Philosophin Judith Butler (2012) erinnert. Proteste suchen gezielt die Paulskirche auf, um sich Gehör zu verschaffen, so zum Beispiel das globalisierungskritische Netzwerk Attac, das das Gebäude im Herbst 2018 einen Tag lang besetzte.

ZUKUNFT PAULSKIRCHE
Während aktuell eine technische Sanierung der Paulskirche ansteht, werden Stimmen laut, die in diesem Zuge die Rekonstruktion eines Vorkriegszustandes wünschen. Diese Debatte, die eigentlich in den 1980er-Jahren bereits erschöpfend geführt worden war, geriet im Herbst 2017 erneut ins Rollen. Auslöser war ein Zeit-Artikel von Benedikt Erenz, der die Wiederaufbau-Lösung brüsk aburteilte und für die Rückkehr einer Empore plädierte: „Denn hier saß das Volk.“ Die Frankfurter Koalition aus CDU, SPD und Grünen steht klar hinter dem Erhalt des Wiederaufbaus. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) wünscht sich hingegen eine breite, offene Diskussion über die Zukunft der Paulskirche und weckt somit auch Hoffnungen bei den Rekonstruktionsfreunden. Weiteren Rückenwind gibt ihnen der Erfolg der Neuen Altstadt. Im Jahr 2018 hat sich aus den Kreisen der Jungen Liberalen der Verein „Demokratiedenkmal Paulskirche“ gegründet. Dessen Mitglieder plädieren für den Einbau einer Empore und eines Kuppeldaches als moderne Zitate der historischen Paulskirche. So möchten sie die Paulskirche zum Ort der Bundespräsidentenwahl machen. Die rechtspopulistische Opposition aus Alternative für Deutschland (AfD) und Bürger für Frankfurt (BFF) fordert dagegen deutlich eine Rekonstruktion des Zustands von 1848.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte die Zukunft der Paulskirche zur nationalen Aufgabe. Er wünscht, ebenso wie die Stadtpolitik, einen Erlebnisort unter dem Namen „Demokratiezentrum“. Als möglicher Standort für solch ein Zentrum werden die Wandelhalle, der Paulsplatz, das Erdgeschoss der benachbarten Stadtkämmerei sowie ein Neubau auf der Freifläche in Richtung Berliner Straße diskutiert.

Neue Vortragsreihe im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt und ergänzende Ausstellungsführungen

Foto: Frank Bayh_Steff Rosenberger-Ochs aus der Serie: Die Entwicklung neuer Stadtquartiere im Herzen der City; Grafik: Gardeners
Foto: Frank Bayh_Steff Rosenberger-Ochs aus der Serie: Die Entwicklung neuer Stadtquartiere im Herzen der City; Grafik: Gardeners

Ergänzend zu seinen Ausstellungen präsentiert das DAM mit der Reihe STADTplus   einmal mittwochs im Monat einen Kurzvortrag zu Themen, die die Stadt bewegen.
Das DAM hat zudem sein Angebot um eine Führung durch die jeweils aktuelle Ausstellung erweitert. Anschließend können die Besucher diskutieren, bei einem Glas Wein zusammen kommen und durch die Ausstellungen spazieren.
Der Eintritt beträgt 7,50 Euro bzw. 5 Euro ermäßigt.

Die neuen Themen im zweiten Halbjahr 2019 sind:

4. September 2019
DIE STADT + DIE WOHNUNGSLOSIGKEIT
Warum nicht jeder ein Dach über dem Kopf hat
Christine Heinrichs, Frankfurter Verein, Stellvertretende
Geschäftsführerin, Bereichsleitung Hilfen in sozialen Notlagen

Im Freien ohne persönlichen Rückzugsort, der Witterung ausgesetzt – die Anzahl unserer Mitbürger ohne festen Wohnsitz nimmt auch in Frankfurt zu. Über ihre Situation und die Angebote des Frankfurter Vereins für Mitmenschen in sozialen Notlagen berichtet Christine Heinrichs.

2. Oktober 2019

Foto: Frank Bayh_Steff Rosenberger-Ochs aus der Serie: Die Entwicklung neuer Stadtquartiere im Herzen der City
Foto: Frank Bayh_Steff Rosenberger-Ochs aus der Serie: Die Entwicklung neuer Stadtquartiere im Herzen der City

DIE STADT + DIE BODENPROBLEMATIK
Wie Hintergrund und Lösungsstrategien zusammen hängen
Dr. phil. Werner Heinz, Berater, Planungswissenschaftler, ehemalig
Deutsches Institut für Urbanistik

Nach einem „30-jährigen Stillstand in puncto Bodenreform“, so kürzlich der ehemalige Münchener Oberbürgermeister Christian Ude, sind Bodenfrage und Bodenproblematik in vielen Städten wieder zu einem prioritären Thema geworden. Dies gilt nicht allein für die meisten Großstädte und ihr Umland, sondern auch für eine steigende Zahl wirtschaftsstarker und attraktiver Mittel- und Universitätsstädte. Stadtentwicklung und Stadtstrukturen sind hier gekennzeichnet durch explodierende Miet- und Bodenpreise, drastische Defizite im Marktsegment des bezahlbaren Wohnraums, einen Formwandel von Wohnungen von Gebrauchsgütern zu Objekten der Kapitalverwertung sowie eine Verdrängung immer größerer Bewohnergruppen an den Stadtrand oder ins städtische Umland. Die räumliche Entwicklung wird damit zum Spiegelbild der sozialen und ökonomischen Spaltung der Stadtgesellschaft.

Im Zentrum des Vortrags stehen angesichts dieser Entwicklung vor allem drei Fragestellungen:

  • Welches sind die maßgeblichen hinter der Erscheinungsebene stehenden Ursachen der aktuellen Bodenproblematik?
  • Was können/sollten Städte, die nicht nur Opfer, sondern auch Treiber dieser Entwicklung sind, angesichts dieser Situation tun?
  • Ist ein weitreichender Paradigmenwechsel in der Boden- und Wohnungspolitik unumgänglich?

6. November 2019
DIE STADT + DIE STREET ART
Wie bunt Frankfurt ist
Stefan Mohr, Leiter des Naxos Atelier

An Wände, auf Zügen, in Unterführungen und an vielen weiteren Orten der Stadt begegnen uns Kunstwerke, Tags und Slogans. Die Street Art bereichert den Stadtraum auf unterschiedlichste Arten, mal ganz legal aber auch oft heimlich und ohne Genehmigung. Nicht nur das Graffiti ist eine der angewendeten Methoden, es wird geklebt, gepinselt und collagiert. Über diese Vielfalt, ihre Künstler und Orte in Frankfurt berichtet Stefan Mohr, Leiter des Naxos Atelier.

18. Dezember 2019
(Achtung dieser Termin wurde im Halbjahresprogramm und im bereits erschienen Flyer mit dem Datum 05.12. angekündigt)
DIE STADT + DER DIALEKT
Wie der Frankforder iwwer sei Stadtbild sprischt
Michael Quast, Schauspieler und Regisseur

Am 18.12.2019 lädt das Deutsche Architekturmuseum DAM zur letzten Veranstaltung der Stadt Plus-Reihe in diesem Jahr ein. Gast ist der renommierte Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Michael Quast. Er tritt auf zum Thema „Die Stadt + ihr Dialekt“ und widmet wird sich der Frage, wie der Frankforder iwwer sei Stadtbild spricht.

Denn nicht nur das Visuelle prägt einen Ort sondern auch der Klang – vom Verkehr, den Tieren, der Vegetation und nicht zu Letzt der Bewohner. Man hört sie sprechen, rufen, feilschen oder telefonieren. Dabei wird der Heimatstadt und ihren Plätze, Straßen und Gebäuden oft mit Kosenamen, Abkürzungen und lokalen Witzeleien, Anekdoten oder Sprüchen gehuldigt. In dieses Universum wird Michael Quast einführen.

©  Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
www.dam-online.de
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Sonder-Ausstellung NEUER MENSCH, NEUE WOHNUNG DIE BAUTEN DES NEUEN FRANKFURT 1925 – 1933 im Deutschen Architekturmuseum zu 100 Jahren Bauhaus

Hermann Treuner, Die Römerstadt, 1929. Öl auf Leinwand. Deutsches Architekturmuseum, Ffm. © Foto: Diether v. Goddenthow
Hermann Treuner, Die Römerstadt, 1929. Öl auf Leinwand. Deutsches Architekturmuseum, Ffm. © Foto: Diether v. Goddenthow

2019 feiert das Bauhaus seinen 100. Geburtstag. Bis zu seiner Schließung im Jahr 1933 war es 14 Jahre lang eine herausragende Schule der Avantgarde, von der Kunst, Design und Architektur zentrale Impulse empfingen. Die internationale Nachwirkung vor allem der Dessauer Periode ist bis heute zu spüren.

„Ein Leitbild im Neuen Frankfurt war der Neue Mensch der Moderne, ‚der – so Ernst May – ‚entschlossen ist, das Alte, Erstarrte hinter sich zu lassen‘. Diesen Neuen Menschen und die für ihn entworfenen Bauten haben wir als Titel unserer Ausstellung genommen“, sagte Wolfgang Voigt, Kurator und stellvertretender Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft, gestern Abend bei seiner Eröffnungsrede. Die Idee des Neuen Menschen sei ein direktes Substrat aus Friedrich Nietzsches Schriften gewesen, und Ludwig Landmann ein glühender Verehrer, habe sich „gleich auf Seite eins der ersten Nummer der Zeitschrift Frankfurt“ (1926) auf den Philosophen berufen.

Der Neue Mensch war bis zum Ersten Weltkrieg eine elitäre Fiktion; er entsprach noch nicht dem Typus, den Landmann und May beim Start des Neuen Frankfurt im Visier hatten. Erst im Neuen Frankfurt wurde die Idee demokratisiert. Die neuen Wohnungen, Schulen, Kindergärten und Schwimmbäder boten die von Licht, Luft und Sonne bestimmte Umwelt, die den Stadtbewohner zum neuen Menschentyp werden lässt – so die Hoffnung der Architekten.. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Neue Mensch war bis zum Ersten Weltkrieg eine elitäre Fiktion; er entsprach noch nicht dem Typus, den Landmann und May beim Start des Neuen Frankfurt im Visier hatten. Erst im Neuen Frankfurt wurde die Idee demokratisiert. Die neuen Wohnungen, Schulen, Kindergärten und Schwimmbäder boten die von Licht, Luft und Sonne bestimmte Umwelt, die den Stadtbewohner zum neuen Menschentyp werden lässt – so die Hoffnung der Architekten.. © Foto: Diether v. Goddenthow

Beim gebildeten Publikum im Deutschen Reich nach 1900 besaßen die Schriften des Philosophen Friedrich Nietzsche (1844–1900) Kultstatus. Aus ihnen ließ sich die Vorstellung eines Menschentyps destillieren, der sich aufmachen werde, „etwas Neues zu sein, etwas Neues zu bedeuten, neue Werte darzustellen“ (Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, 1886). Seine Aufgabe war: eine neue soziale Ordnung vorbereiten, „gegründet auf ästhetische Kriterien und bevölkert von gesunden Körpern“.

In Frankfurt wurde die Idee demokratisiert: Nicht mehr nur eine Elite, sondern jeder sollte nun die Chance haben, sich dem Neuen Menschentyp anzuschließen, in einer von Licht, Luft und Sonne bestimmten Umwelt. So verkündeten es die oft emphatischen Äußerungen von Landmann, May, Wichert und anderen Stichwortgebern des Neuen Frankfurt. Besonders die Architekten verstanden sich als legitime Erzieher zum richtigen Leben in der Moderne.

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung Neuer Mensch, neue Wohnung gilt dem parallelen Geschehen in Frankfurt am Main, das zwischen 1925 und 1933 ein nicht minder bedeutendes Zentrum des Aufbruchs darstellte. Frankfurt war kein Planet des Bauhauses, sondern ein eigener Stern mit eigener Energie.

Unter der Regie des Oberbürgermeisters Ludwig Landmann und des Architekten Ernst May konstituierte sich hier das Neue Frankfurt, das unter diesem Namen in die Architektur- und Kulturgeschichte einging. Die Stadt erhielt einen beispiellosen Schub in die kulturelle Moderne. Für eine kurze Zeitspanne wurde sie zur Hochburg der Avantgarde in der Architektur.

In Frankfurt plante man die Umgestaltung zur exemplarischen Großstadt der Moderne, sozial, baulich und kulturell. Das Entscheidende war: Theorie wurde schnell zur Praxis, man fing sofort mit der Umsetzung an. Den wichtigsten Impuls gab das im Oktober 1925 publizierte Programm für 10.000 neu zu errichtenden Wohnungen.
Ein Leitbild der Architekten des Neuen Frankfurt war der Neue Mensch der Moderne,„der entschlossen ist, das Alte, Erstarrte hinter sich zu lassen“ (Ernst May), um im Alltag der naturnahen neuen Siedlungen eine befreite Existenz zu führen. Der neuen Wohnung war in diesem Prozess eine beherrschende Rolle zugedacht. Die Architekten verstanden sich als legitime Erzieher zum richtigen Leben in der Moderne.

Über die Ausstellung

Wolfgang Voigt, Kurator (4. v.r.), und Andrea Jürges (3.v.r.), stellvertretende Direktorin, erläutern anhand des Holzmodells Idee, Konzept und Umsetzung der Siedlung Römerstadt im Neuen Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Wolfgang Voigt, Kurator (4. v.r.), und Andrea Jürges (3.v.r.), stellvertretende Direktorin, erläutern anhand des Holzmodells Idee, Konzept und Umsetzung der Siedlung Römerstadt im Neuen Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Siedlungen des Neuen Frankfurts
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Auswahl aus zehn Siedlungen des Neuen Frankfurt, in denen das Wohnen in „Licht, Luft und Sonne“ Gestalt annahm, unter anderem die Siedlung Niederrad (Zickzackhausen), 1926/27 mit 643 Wohnungen; die Siedlung Hellerhof, 1929–1932, mit 1194 Wohnungen in drei- bis viergeschossiger Zeilenbauweise und dazuwischen liegenden Grünflächen; die Siedlung Praunheim, 1927–1929 mit 1441 Wohnungen; die Siedlung Westhausen, 1929–1931 mit 1522 Wohnungen und die Siedlung Römerstadt, 1927/28 mit 1.182 Wohnungen.

Die Siedlung Römerstadt sei, so die Kuratoren Dorothea Deschermeier, Wolfgang Voigt und Assistenzkurator Jonas Malzahn, städtebaulich wohl die bemerkenswerteste Planung des Neuen Frankfurt. Auf einem Höhenrücken an der Nidda gelegen, passt sie sich in ihrer Anlage den topographischen Gegebenheiten an. Den südlichen Abschluss markiert eine festungsartige Stützmauer aus Beton, die eine Stadtmauer wie in vergangenen Zeiten erinnert. Die Geländekante wurde von den Architekten zu einer besonderen Raumfigur genutzt: „Bastionen“ genannte Plateaus, die wenige Meter über der Niederung liegen und attraktive Platzräume bilden. Die Bebauung besteht großteils aus flachgedeckten, zweigeschossigen Einfamilienreihenhäusern. Im Ostteil der Siedlung verlaufen die Straßen bogenförmig, im Westen dominieren gerade Linien. Diese sind jedoch regelmäßig unterbrochen und versetzt, so dass dort, wo über eine Länge von 700 Metern mehr als hundert Mal derselbe Haustyp aufgereiht ist, keine endlos lange Straße entsteht. Zwischen den Wohnbauten finden sich breite Grünstreifen, die in Hausgärten zur Selbstversorgung untergliedert sind. Für die Bewohner der Mehrfamilienhäuser wurde unterhalb der Mauer ein breiter Streifen mit Kleingärten angelegt.

Modelle und Wandbilder der Heimatsiedlung des Neuen Frankfurts. © Foto: Diether v. Goddenthow
Modelle und Wandbilder der Heimatsiedlung des Neuen Frankfurts. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die chronologische Abfolge, in der Siedlungen in der Ausstellung gezeigt werden, markiert nicht nur die Entwicklung der auf unterschiedliche Familienkonstellationen zugeschnittenen Haustypen, sondern auch die Variationen in der städtebaulichen Anlage und die Herausbildung der funktionellen Planungsdoktrin um 1930. Zudem verdeutlicht sie die zunehmenden Schwierigkeiten der Finanzierung, die zuletzt stark verkleinerte Wohnungsgrundrisse erzwangen und nach 1930 dem gesamten Projekt ein Ende setzten.

Bauten großstädtischer Infrastruktur

Das IG-Farbenhaus war neben der Großmarkthalle das größte und markanteste  Gebäude seiner Zeit. © Foto: Diether v. Goddenthow
Das IG-Farbenhaus war neben der Großmarkthalle das größte und markanteste Gebäude seiner Zeit. © Foto: Diether v. Goddenthow

Neben den Siedlungen werden einige wichtige für das „Neue Bauen“ im Neuen Frankfurt charakteristische Bauten der großstädtischen Infrastruktur präsentiert – Bildungsstätten, Kirchen, Krankenhäuser, ein Altenheim, die Großmarkthalle und das Gesellschaftshaus am Palmengarten. Dazu kommen die als Vorbilder konzipierten Wohnhäuser der leitenden Architekten Ernst May und Martin Elsaesser.

Das Wohnungsbauprogramm
Gleich nach Amtsanritt legte May ein ehrgeiziges Bauprogramm für 10.000 Wohnungen vor, das innerhalb von zehn Jahren Wohnraum vor allem für die Bevölkerung mit geringerem Einkommen schaffen sollte.
Angesichts der überfüllten Altstadt mit oft mangelhaften hygienischen Zuständen wollte man helle, gut durchlüftete Wohnungen schaffen. Reihenhauszeilen mit Garten ersetzten die Mietskasernen. Die Wohnungen wurden mit damals hohen Standards wie fließend Warmwasser, Zentralheizung sowie der Frankfurter Küche ausgestattet. Gemeinschaftsbauten wie Waschhäuser mit elektrischen Waschmaschinen sollten das Alltagsleben erleichtern.
Um die Baukosten niedrig zu halten, experimentierte May mit einer industrialisierten Bauweise, in der vorgefertigte und normierte Bauteile zum Einsatz kamen. „Das Ziel“, so May, „muss die fabrikmäßig erzeugte, fertig lieferbare, in wenigen Tagen montierbare Wohnung sein“. Bis 1933 entstanden im städtischen Wohnungsprogramm 12.000 Einheiten. Trotz aller Bemühungen stiegen die Herstellungskosten in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre kontinuierlich an. Bald war der Wohnungsnot nicht mehr mit bautechnischen Mitteln beizukommen, das eigentliche Problem war ein wirtschaftliches. Die Mieten blieben deshalb gerade für Arbeiter oft zu hoch.

Die Frankfurter Plattenbauten

Wolfgang Voigt, Kurator und stv. Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft erläutert an einem von Studenten der Hochschule erstellten Modell den Ernst Mays Frankfurter Plattenbau. © Foto: Diether v. Goddenthow
Wolfgang Voigt, Kurator und stv. Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft erläutert an einem von Studenten der Hochschule erstellten Modell den Ernst Mays Frankfurter Plattenbau. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein wesentlicher Programmpunkt des Neuen Frankfurt war die Mechanisierung des „Massenbedarfsartikels Wohnung“ (Ernst May), die hier erstmals im 20. Jahrhundert im großen Stil und in nennenswertem Umfang Anwendung fand. Das Frankfurter Experiment ersetzte den gebräuchlichen Mauerziegel durch einen Baukasten aus großformatigen Betonplatten aus industrieller Produktion, die bis zu drei Meter lang und im Prinzip für alle Reihenhaustypen anwendbar sein sollten. An der Baustelle hob ein Kran die Teile direkt vom Lastwagen an die vorgesehene Position im Rohbau des Hauses. Die Bauweise hatte auch einen sozialpolitischen Aspekt, denn zur Herstellung der Platten wurde eine eigene Fabrik eingerichtet, in der zuvor arbeitslose Männer Beschäftigung fanden. 1923 waren die Memoiren von Henry Ford auf Deutsch erschienen. Ernst May hatte eine begeisterte Rezension verfasst. Wie die am Fließband hergestellten Autos von Ford sollte auch das Wohnen billiger werden. Genau das stellte sich nicht ein, weshalb man das Experiment auslaufen ließ. Am Ende wurde nur rund ein Zehntel der am Ende 12.000 Wohnungen in Plattenbauweise gebaut.

Neuer Mensch durch neue Lebens- und Wohnart

„Ein Grundriß mag noch so organisch aufgebaut sein, die Abmessungen mögen noch so zweckmäßig berechnet werden, die ästhetischen Verhältnisse der Räume mögen noch so glücklich sein, im Augenblick, wo der übliche minderwertige Hausrat seinen Einzug hält, schwindet die Harmonie (…)." So abfällig äußerte sich May über traditionelle Möbel, allerdings auch aus der Erkenntnis heraus, dass in die Kleinwohnungen auch nur schmucklose Kleinmöbel hineinpassten. Die Architekten der Bauhaus-Ära wollten zum neuen Menschen erziehen  auch durch den passenden, seriell minimalistisch produzierten Hausrat. Im sogenannten Frankfurter Register wurden sämtliche Funktions-Möbel bis hin zu den Lampen aufgelistet, die helfen sollten den Menschen zu "veredeln", © Foto: Diether v. Goddenthow
„Ein Grundriß mag noch so organisch aufgebaut sein, die Abmessungen mögen noch so zweckmäßig berechnet werden, die ästhetischen Verhältnisse der Räume mögen noch so glücklich sein, im Augenblick, wo der übliche minderwertige Hausrat seinen Einzug hält, schwindet die Harmonie (…).“ So abfällig äußerte sich May über traditionelle Möbel, allerdings auch aus der Erkenntnis heraus, dass in die Kleinwohnungen auch nur schmucklose Kleinmöbel hineinpassten. Die Architekten der Bauhaus-Ära wollten zum neuen Menschen erziehen auch durch den passenden, seriell minimalistisch produzierten Hausrat. Im sogenannten Frankfurter Register wurden sämtliche Funktions-Möbel bis hin zu den Lampen aufgelistet, die helfen sollten den Menschen zu „veredeln“, © Foto: Diether v. Goddenthow

Der sozio-kulturelle Hintergrund des Neuen Frankfurt wird an mehreren Beispielen thematisiert: Das Phantasma des „Neuen Menschen“, die Elektrifizierung der Siedlungen, der Versuch einer flächendeckenden Einführung des Radios in den Neubausiedlungen sowie die für das Neue Frankfurt typische Einrichtung von Zentralwäschereien werden dargestellt.

Kuratorin Dorothea Deschermeier erläutert das neue Phänomen der wachsenden Anzahl berufstätiger alleinstehender Frauen in den 1920er Jahren. Diese wohnten unselbständig zumeist zur Untermiete bei Verwandten oder Zimmerwirtinnen. So entwarf Bernhard Hermkes im Auftrag des Frauenwohnvereins in Frankfurt ein Ledigenheim mit 60 kleinen Wohnstudios von je 22 qm und Minbalkon mit  Einbauschränke und Schrankbett zum Hochklappen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kuratorin Dorothea Deschermeier erläutert das neue Phänomen der wachsenden Anzahl berufstätiger alleinstehender Frauen in den 1920er Jahren. Diese wohnten unselbständig zumeist zur Untermiete bei Verwandten oder Zimmerwirtinnen. So entwarf Bernhard Hermkes im Auftrag des Frauenwohnvereins in Frankfurt ein Ledigenheim mit 60 kleinen Wohnstudios von je 22 qm und Minbalkon mit Einbauschränke und Schrankbett zum Hochklappen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Industrialisierung des Bauens und die Frankfurter Küche werden in eigenen Stationen behandelt. Die Station „Das neue Neue Frankfurt“ schlägt schlussendlich den Bogen zur prekären Situation des Wohnungsmarktes heute.

Die Siedlungen, Bauten und relevanten Themen werden anhand von zahlreichen Plänen, Modellen, Fotos und einigen historische Filmsequenzen präsentiert. Für die Frankfurter Küche wurde ein besonders anschauliches, neues Modell im Maßstab 1:5 gefertigt, gleich einer Puppenstube.

Die Gestaltung der Ausstellungswände ist von den Frontseiten der Zeitschrift Das Neue Frankfurt inspiriert: ein dunkles Feld, in dem Fotos collagenhaft angeordnet sind, darüber ein breiter weißer Streifen mit farbiger Schrift.

Die Ausstellung ist Teil einer gemeinsamen Initiative von drei Frankfurter Museen – dem Museum Angewandte Kunst, dem Deutschen Architekturmuseum und dem Historischen Museum Frankfurt – und dem Forum Neues Frankfurt anlässlich des Bauhaus-Jubiläums 2019.

Ort:
DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM
Schaumainkai 43,
60596 Frankfurt am Main
www.dam-online.de

Vorschau:

13. April – 23. Juni 2019
WOHNEN FÜR ALLE
Das Neue Frankfurt 2019

4. Mai – 1. September 2019
EUROPÄISCHER ARCHITEKTURFOTOGRAFIE-PREIS ARCHITEKTURBILD 2019
Joyful Architecture

BEGLEITPROGRAMM
Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Vortrags- und Veranstaltungsprogramm:
Details  auf: dam-online.de/veranstaltungen.

PUBLIKATION

neuer-mensch-katalog

Neuer Mensch, neue Wohnung
Die Bauten des Neuen Frankfurt 1925–1933
Herausgegeben von Wolfgang Voigt / Dorothea Deschermeier /
Peter Cachola Schmal
DOM publishers, Berlin
210 × 230 mm, 228 Seiten
ISBN 978-3-86922-720-7 (deutsch)
ISBN 978-3-86922-721-4 (englisch)
Im Museumsshop erhältlich für 22,– EUR,
im Buchhandel erhältlich für 28,– EUR.

Von „Das neue Frankfurt damals und heute“ bis „Spielplatz-Pioniere“ – Programm 2019 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt

Deutsches Architektur-Mueseum - Ab 2020/21 ist eine Renovierung geplant. © Foto: Diether v. Goddenthow
Deutsches Architektur-Mueseum – Ab 2020/21 ist eine Renovierung geplant. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt bietet auch 2019 wieder eine Reihe neuer spannender Ausstellungs-Highlights: Vom „Neuen Frankfurt damals wie heute“ und „preiswertem Wohnen für alle“ über die „Vibrierende Architekturszene von Bangladesch“ und „Die Ursprünge der Frankfurter Paulskirche“ bis hin zu den „Pionieren der Spielplatzprojekte“. Die Sonderschau „Die immer neue Altstadt“ wird bis nach der Nacht der Museen Mitte Mai verlängert.

„Das war das erfolgreichste Jahr seit den Anfangsjahren unseres Hauses. Wir hatten insgesamt 110.712 Besucher, was für dieses kleine Haus wirklich sehr, sehr viel ist“, freut sich   Andrea Jürges,  stellvertretende Direktorin des DAM,  auf der gestrigen Jahrespressekonferenz über die gute Bilanz für das Jahr 2018 mit 16 Wechselausstellungen sowie der Dauerausstellung “Von der Urhütte zum Wolkenkratzer” sowie weiteren knapp 400 Veranstaltungen. Zudem lockte die „LegoBaustelle“ im Rahmen des traditionellen Sommer- und Winterferienprogramms rund 8.400 kleine und große Besucher in das DAM.

Absolute Publikumsmagnete waren 2018 aber vor allem die sehr beliebten  großen Ausstellungen von „SOS Brutalismus“ und  „Frau Architekt“ über „Große Oper – viel Theater?“ und „Fahr Rad“ bis hin zu  „Die immer Neue Altstadt“, die weiterhin große Besucherströme anzieht. Einige dieser Ausstellung werden als Wanderausstellungen „weiterziehen“. „Wir hatten nicht einmal ein Sommerloch“, was das Haus wohl der „Fahr Rad“-Ausstellung mit Begleitprogrammen verdanke, da das Thema in Frankfurt  sehr präsent sei, so Jürges.

Auch das Jahr 2019 verspricht wieder ein spannendes Ausstellungs- und Veranstaltungsjahr zu werden:

Die immer Neue Altstadt – Bauen zwischen Dom und Römer seit 1900. Vom 22. September 2018 – 12. Mai 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die immer Neue Altstadt – Bauen zwischen Dom und Römer seit 1900. Vom 22. September 2018 – 12. Mai 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die seit dem 22.9.18 im Foyer des Hauses laufende Ausstellung  „Die immer neue Altstadt – Bauen zwischen Dom und Römer “ wird wegen ihrer anhaltend großen Resonanz und des breiten Interesses an dem Hintergrund zur neuen Altstadt bis zum 12. Mai 2019 verlängert, also bis nach der Nacht der Museen, so Jürges. Besucher können hier nicht nur Bilder, Modelle und Planungsunterlagen baugeschichtlicher Entwicklungsart besichtigen, sondern auch die gesamte Debatte erleben vom heftigen Rekonstruktionssteit der Nachkriegszeit bis hin zur Bürgerinitiative, die den Weg zur Teilrekonstruktion der neuen Altstadt erkämpfte.

Best Highrises 2018/19 – Internationaler Hochhaus Preis 2018. Vom  3. November 2018 – 3. März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Best Highrises 2018/19 – Internationaler Hochhaus Preis 2018. Vom 3. November 2018 – 3. März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung „Best Highrises 2018/19– Internationaler Hochhaus Preis 2018″ kann noch bis zum 3. März 2019 besichtigt werden. Präsentiert werden hier 36 kürzlich fertiggestellte Hochhausprojekte auf der ganzen Welt, die sich durch zukunftsweisende Gestaltung, Funktionalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit auszeichnen. Sehr sehenswert, nicht nur für Architekturstudenten.

Der "Kulturpalast Dresden"  wurde am 26.1.2019 mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland ausgezeichnet. © Foto: DAM
Der „Kulturpalast Dresden“ wurde am 26.1.2019 mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland ausgezeichnet. © Foto: DAM

Noch bis zum 22. April 2019 sind die besten 25 Bauten in und aus Deutschland einschließlich dem Preisträger des DAM Preis 2019 zu sehen – die Auszeichnung ging an gmp Architekten – von Gerkan,
Marg und Partner für die Modernisierung und den Umbau des Kulturpalasts Dresden. Zu entdecken gibt es die Vielfalt der Gegenwartsarchitektur in Deutschland: Es finden sich Bauten im ländlichen Raum ebenso wie in Kleinstädten und urbanen Ballungsräumen.

Gleich zwei Ausstellungen zum Thema bezahlbares Wohnen – aus der Perspektive des Neuen Frankfurt 1925-1933 und mit dem Wettbewerb Wohnen für alle heute – werden ein Schwerpunkt im Ausstellungsprogramm 2019 sein.

Zum Bauhaus-Jubiläumsjahr: NEUER MENSCH, NEUE WOHNUNG – Die Architektur des Neuen Frankfurt 1925 – 1933

Das Neue Frankfurt. Monatszeitschrift für die Fragen der Großstadtgestaltung 1926 - 1927 © Foto: Diether v. Goddenthow
Das Neue Frankfurt. Monatszeitschrift für die Fragen der Großstadtgestaltung 1926 – 1927 © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung „Neuer Menschen, neue Wohnung“ zeigt vom 23.3. bis 18.08.2019 die unter Oberbürgermeister Ludwig Landmann und seinem Stadtbaurat Ernst May geprägte neue Frankfurter Architektur von 1925–1933. Das beispielhafte Wohnungs- und
Städtebauprogramm war von internationaler Ausstrahlung und begründete den Ruhm der Stadt Frankfurt als Hochburg der Moderne. Die gemeinsam von Historischem Museum, Museum Angewandte Kunst und Deutschem Architekturmuseum initiierte Ausstellung versteht sich als Beitrag zum diesjährigen Bauhaus-Jubiläum.
Zum Bauhaus-Jubiläumsjahr findet zudem eine zweiteilige Vorlesungsreihe des CCSA (Center for Critical Studies in Architecture) statt, mit der ein kritischer Blick auf das Bauhaus gerichtet wird. Im Zentrum steht die Architektur: Ihre Rezeption, die Migration der Akteure und die Kritik am Bauhaus sind die Themen für Vorträge und Dialoge.

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Der zweite Teil der Ausstellung „Wohnen für alle – das neue Frankfurt 2019″ zeigt vom 13.4. — 23.6.19 die Wettbewerbs-Entwürfe für bezahlbares und gutes Wohnen in Frankfurt. „Nach einer ersten Phase, in der über 100 Architekten aus dem In- und Ausland mehr als 130 realisierte Projekte eingereicht haben, geht es 2019 um konkrete Entwürfe. Für vier Baufelder auf dem städtischen Areal am Hilgenfeld entwickeln die in Phase 1 ausgewählten Architekten Ideen für ein Bauen, das bezahlbar ist und zugleich zeitgemäßes Wohnen bietet.“, heißt es im Ausstellungsprospekt.

Mit dem diesjährigen „Europäischen Architekturfotografie-Preis architekturbild“ waren die Fotografen aufgefordert, ihre Standpunkte zu „Joyful Architecture“ zu zeigen — freie Interpretationen, entgegen den gängigen Erwartungen an Architektur, möglich. Der Preis wird seit 1995 alle zwei Jahre ausgeschrieben, alle Anerkennungen und Gewinner sind in der Ausstellung vom 4.05. bis 1.09. 2019 zu sehen.

Einblicke in die vibrierende Architekturszene Bangladeschs gewährt die Ausstellung „Bengal Stream“ anhand von 60 Projekten etablierter und junger bengalischer Architekten. Eine Übernahme aus dem SAM Schweizerisches Architekturmuseum in Zusammenarbeit mit dem Bengal Institute for Architecture, Landscapes and Settlements, Dhaka – erweitert um ein umfangreiches Begleitprogramm zum Thema Klima- und Kulturwandel vom 7.06. bis 20.10.2019.

Auch 2019 küren Callwey Verlag und DAM wieder die „Häuser des Jahres“. Die besten Einfamilienhäuser werden in einer umfassenden Schau vom 26.09, bis 24.09. 2019 gezeigt.

Ab Herbst widmet sich eine Ausstellung den Ursprüngen der Frankfurter Paulskirche. Ist das
Denkmal in Gefahr?. Die Ausstellung startet am 7.09. 2019 und wird bis in den Januar 2020 hineingehen. .

Vielfältige und neue Einblicke versprechen auch ab November 2019 die Pioniere der Spielplatzkonzepte des 20. Jahrhunderts in der „The Playground Project“.

Weiterführende Informationen:

 

DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
www.dam-online.de

Öffnungszeiten:
Di, Do-So 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr, Mo geschlossen

Eintrittspreise:
9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Studierende der Goethe-Universität und der
Frankfurt University of Applied Sciences, Mitglieder des Fördervereins, Inhaber der DAM-Karte, der
Museumsufer-Card und des Museumsufer-Tickets, Mitglieder der AKH, ICOM-Mitglieder, Besucher aus
den Partnerstädten, notwendige Begleitpersonen für behinderte Menschen