Kategorie-Archiv: Denkmäler – Kulturerbestätten

„Klaus-Repp-Preis für Denkmalpflege im Handwerk“ 2020 an Zimmerermeister Ralf Birk verliehen

Kammerpräsident Stefan Füll (rechts) und Ehrenpräsident Klaus Repp (links) zeichneten Ralf Birk (Mitte), Meister im Zimmererhandwerk, mit dem diesjährigen „Klaus-Repp-Preis für Denkmalpflege im Handwerk“ aus. © Handwerkskammer Wiesbaden
Kammerpräsident Stefan Füll (rechts) und Ehrenpräsident Klaus Repp (links) zeichneten Ralf Birk (Mitte), Meister im Zimmererhandwerk, mit dem diesjährigen „Klaus-Repp-Preis für Denkmalpflege im Handwerk“ aus. © Handwerkskammer Wiesbaden

Ralf Birk, Meister im Zimmererhandwerk und Inhaber der Zimmerei Birk in Calbach-Büdingen, ist Preisträger des “Klaus-Repp-Preis für Denkmalpflege im Handwerk”, der im Jahr 2020 erstmals von der Handwerkskammer Wiesbaden ausgeschrieben wurde. Die Zimmerei Birk wurde aus einer Vielzahl qualifizierter Bewerbungen von Handwerksbetrieben, die sich in der Denkmalpflege engagieren, durch eine Fachjury ausgewählt. In der Jury waren Ehrenpräsident Klaus Repp, Dr. Katrin Bek vom Landesamt für Denkmalpflege, Gerwin Stein von der Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege in der Propstei Johannesberg und Peter Domaschka von der Handwerkskammer Wiesbaden. Diese war sich darin einig, dass die von Birk durchgeführten Arbeiten und Vorgehensweisen unter Verwendung geeigneter Materialien und Handwerkstechniken auf hohem Niveau durchgeführt werden und in allen Details überzeugen. So konnte sich Birk gegen neun Mitbewerber durchsetzen. Seine Arbeit im Bereich der Denkmalpflege ist vor allem Fachwerkhäusern und -scheunen gewidmet und von Idealismus und Leidenschaft geprägt. Diesen Geist gebe er auch an seine Lehrlinge weiter, so Präsident Stefan Füll bei der Überreichung der Urkunde und des Geldpreises in Höhe von 2.500 Euro. Klaus Repp, der Namensgeber des Preises, betonte, dass durch die Erhaltung, Instandsetzung und Sanierung von historischen Gebäuden ein nachhaltiger Wert für die Zukunft geschaffen werde.

Überreichung zweier Anerkennungsurkunden
Darüber hinaus sprach sich die Jury dafür aus, zwei weiteren Bewerben eine Anerkennungsurkunde für ihren denkmalpflegerischen Einsatz zu verleihen. So erhielt Tischler Johannes Mosler aus Hadamar und Holger Aßmus, Meister im Dachdeckerhandwerk aus Nidda, eine Urkunde für ihren denkmalpflegerischen Einsatz. Mosler hat sich der Erhaltung von alten Holzfenstern verschrieben. Für die Fortführung alter Handwerkstechniken und die Erneuerung von Dachreitern, die insbesondere in Oberhessen ein historischer Brauch sind, setzt sich Aßmus ein.

Ursprung des Preises
Klaus Repp war von 2009 bis 2019 Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden. Der jetzige Ehrenpräsident und Meister im Metallbauerhandwerk hat in seinem ehrenamtlichen Wirken einen Schwerpunkt in der Denkmalpflege gesetzt. Handwerksbetriebe, die sich in der Denkmalpflege engagieren, tragen durch den Erhalt des kulturellen Erbes auch zur Stärkung des historischen Gedächtnisses unserer Gesellschaft bei. Diese Botschaft zu transportieren ist das Ziel des „Klaus-Repp-Preises für Denkmalpflege im Handwerk“. Mit dem Preis werden Handwerkerinnen und Handwerker ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Denkmalpflege einsetzen. Der Preis wird alle zwei Jahre ausgelobt.

Handwerkskammer Wiesbaden
Bierstadter Straße 45,
65189 Wiesbaden
www.hwk-wiesbaden.de

UNESCO zeichnet Bauhüttenwesen aus

Experimentelle Archäologie: Im Wald  von  Guédelon (Frankreich) errichten seit über 20 Jahren zirka 35   Steinbrecher, Steinmetze, Maurer, Holzarbeiter, Zimmerleute, Schmiede, Ziegelmacher, Fuhrleute, Korbflechter, Seiler und Helfer mit mittelalterlichen Werkzeugen eine Burg im 13. Jahrhundert. Seit dem frühmittelalterlichen Burgen- und Kirchenbaus entstanden die ersten Bauhütten. © Foto Diether v. Goddenthow
Experimentelle Archäologie: Im Wald von Guédelon (Frankreich) errichten seit über 20 Jahren zirka 35 Steinbrecher, Steinmetze, Maurer, Holzarbeiter, Zimmerleute, Schmiede, Ziegelmacher, Fuhrleute, Korbflechter, Seiler und Helfer mit mittelalterlichen Werkzeugen eine Burg im 13. Jahrhundert. Seit dem frühmittelalterlichen Burgen- und Kirchenbaus entstanden die ersten Bauhütten. © Foto Diether v. Goddenthow

 

Die UNESCO hat heute das Bauhüttenwesen in das Register guter Praxisbeispiele zum Erhalt Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit würdigt die UN-Kulturorganisation den internationalen Modellcharakter der Bauhütten, die als fest eingerichtete Werkstätten seit Jahrhunderten für den Erhalt von Großbauten sorgen und dabei traditionelles Handwerk mit neuester Technik verbinden.

An der Nominierung waren 18 Bauhütten aus fünf Ländern beteiligt. Gemeinsam mit Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz hatte Deutschland die Aufnahme in das UNESCO-Register beantragt. Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe tagt noch bis zum 19. Dezember online.

Europäisches Erfolgsmodell
Zur Auszeichnung des Bauhüttenwesens sagt Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt: „Die auf das Mittelalter zurückgehende Tradition der Bauhütten dokumentiert, wie wichtig der grenzüberschreitende Kulturaustausch und die Zusammenarbeit von Künstlern und Handwerkern für gesellschaftliche und baukünstlerische Entwicklungen in Europa waren und sind. Ich freue mich sehr über die Anerkennung der UNESCO für das gemeinsam von Frankreich, Norwegen, Österreich, der Schweiz und Deutschland vorgeschlagene Bauhüttenwesen. Die Aufnahme in das Register guter Praxisbeispiele unterstreicht die Zukunftsfähigkeit traditioneller Handwerkstechniken, ihre Weitergabe trägt zur Erhaltung des europäischen Kulturerbes bei.“

In den Bauhütten werden traditionelle Techniken, Bräuche und Rituale verschiedenster Gewerke bis heute gepflegt. Unter der Leitung einer Dombaumeisterin oder eines Dombaumeisters arbeiten dort vor allem Steinmetze und Bildhauerinnern, aber auch Dachdecker, Tischlerinnen, Gerüstbauer, Malerinnen, Elektriker, Schlosserinnen, Schmiede und Glasmalerinnen für den Erhalt historischer Bauwerke.

Wissensspeicher des Handwerks
Die Bauhütten zeugen von der Effizienz und Qualität traditioneller handwerklicher Arbeit. Sie bewahren Wissen und tragen so zu einem umfassenden Verständnis komplexer Großbauwerke bei: Historische Pläne, Hüttentagebücher, Wetteraufzeichnungen, persönliche Notizen, Fotografien, Gutachten und Rechnungsbücher helfen den Fachleuten heute dabei, Restaurierungsmaßnahmen vorausschauend und denkmalgerecht zu planen.

Dazu erklärt Kulturstaatsministerin Monika Grütters: „Das Bauhüttenwesen ist vielen vor allem durch die europäischen Dombauhütten ein Begriff. UNESCO-Welterbestätten wie der Kölner, der Aachener oder der Naumburger Dom zeugen von der großen Bedeutung der Bauhütten: Als international vernetzte Orte der Forschung und Ausbildung bringen sie großes Fachwissen mit außergewöhnlichen Handwerksfertigkeiten zusammen. Ohne das Bauhüttenwesen wäre die Restaurierung der großen europäischen Kirchenbauten gar nicht denkbar. Dies wirkt weit über den kirchlichen Raum hinaus und hat etwa bei der Rekonstruktion der barocken Fassade des Humboldt Forums im Berliner Schloss eine wichtige Rolle gespielt. Umso verdienter ist die heutige Auszeichnung durch die UNESCO.“

Historisch eng vernetzt
Bauhütten gelten seit dem Mittelalter als Innovationsbetriebe, deren Wissen und Fertigkeiten durch die hohe Mobilität der Bauleute im gesamten europäischen Raum Verbreitung fanden. Bis heute sind sie eng miteinander vernetzt. So beteiligten sich an der UNESCO-Nominierung Bauhütten aus Basel, Linz, Straßburg, Trondheim und Wien sowie aus Aachen, Bamberg, Dresden, Freiburg, Köln, Lübeck, Mainz, Passau, Regensburg, Schwäbisch Gmünd, Soest, Ulm und Xanten.

Bernd Sibler, Vorsitzender der Kulturministerkonferenz und Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, betont: „Die erfolgreiche Einschreibung der Bauhütten würdigt deren Vorbildfunktion bei der Weitergabe traditioneller Gewerke. Besonders beeindruckend ist die sehr fruchtbare Vernetzung und der fachliche Austausch zwischen den deutschen Bauhütten – 13 von ihnen beteiligen sich am Modellprogramm. Dom- und Münsterbauhütten in ganz Deutschland bewahren einmalige Sakralbauten wie den Kölner und Regensburger Dom, die Kirchen des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg und das Freiburger Münster. Aber auch der Dresdner Zwinger als Profanbau unterhält eine eigene Bauhütte. Hier zeigt sich nicht nur die Vielfalt der Bauhüttenlandschaft in Deutschland, sondern auch ihre große Bedeutung für den Erhalt unseres kulturellen Erbes.“

Gelebte Tradition
Der Erfolg der Bauhütten beruht auf ihrer Fähigkeit, alte Handwerkstechniken systematisch von Generation zu Generation weiterzugeben und sie mit neuen Erkenntnissen aus Forschung und Technik innovativ zu kombinieren. Zugleich fördern die Werkstätten den kollegialen Austausch von Wissen und Können. Davon zeugt etwa die bis heute in vielen Gewerken lebendige Walz, die im Bauhüttenwesen ihren Ursprung hat.

Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission und Vorsitzender des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe in Deutschland, macht deutlich: „Das Bauhüttenwesen zeigt uns, wie wir traditionelle Handwerkstechniken erfolgreich bewahren, fördern und weitergeben können. Die enge Verzahnung der unterschiedlichen Berufe in den Werkstätten ist historisch faszinierend und ein Modell für die Zukunft des Bauens. Dass so viele Bauhütten von Trondheim über Dresden bis Wien gemeinsam auf die Aufnahme ins UNESCO-Register hingearbeitet haben, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was das Immaterielle Kulturerbe leistet: Es bringt Menschen zusammen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, allen sprachlichen und gesellschaftlichen Unterschieden zum Trotz. So geht Europa!“

Hintergrund
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Bis heute sind 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland gehört dem Vertrag seit 2013 an.

Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. Dazu gehören bereits der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin, Reggae aus Jamaika und der Blaudruck in Deutschland, Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn.

Der Zwischenstaatliche Ausschuss setzt sich aus 24 gewählten Vertragsstaaten der Konvention zusammen. Er entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen auf die UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes.

Naturverträgliche Sanierung der Zitadellenmauern-Sanierung der Contrescarpe und Bastionsspitze der Bastion Drusus durch Mitarbeiter der Zitadellen-Bauhütte

Die naturverträgliche Sanierung des Zitadellenmauerwerks geht es kontinuierlich weiter und in großen Schritten voran.© Foto Diether v. Goddenthow
Die naturverträgliche Sanierung des Zitadellenmauerwerks geht es kontinuierlich weiter und in großen Schritten voran.© Foto Diether v. Goddenthow

(rap) Auch bei der naturverträglichen Sanierung des Zitadellenmauerwerks geht es kontinuierlich weiter und in großen Schritten voran, wie die beiden Dezernentinnen Marianne Grosse und Katrin Eder mitteilen. Neben dem Mauerabschnitt entlang der Windmühlenstraße wurde in diesem Jahr auch erstmals ein Abschnitt im Graben saniert. „Dabei haben wir uns aufgrund fehlender Erkenntnisse über die Materialität und Geometrie der Contrescarpe dafür entschieden, die Instandsetzungsarbeiten in Eigenregie durch die eigene Bauhütte ausführen lassen“, erläutert Grosse. „Nach Abschluss der Arbeiten wissen wir, dass dies der richtige Weg war, da es aufgrund erforderlicher Untersuchungen mehrere und anhaltende Unterbrechungen gab, die bei einer Vergabe an Firmen zu Behinderungsanzeigen und dadurch zu Mehrkosten geführt hätte. Außerdem konnten die Mitarbeiter unserer Bauhütte hier ihr großes Können zeigen.“

„Mit der Sanierung der Mauern betreten wir nicht nur denkmalpflegerisch, sondern weitgehend auch ökologisch Neuland. Wir bemühen uns sehr, den einmaligen Bestand an Insekten und seltensten Pflanzen vor Ort entsprechend unserer Planungen auch zu erhalten“, so Katrin Eder, Umweltdezernentin der Stadt Mainz. „Durch den trockenheitsbedingten Rußrindenbefall der Bäume auf den Zitadellenmauern und die notwendig gewordenen Fällungen ist dort in diesem Jahr zusätzlich sehr viel Grün verloren gegangen. Wir stehen hier alle gemeinsam in der Verantwortung, nicht nur ein nacktes Festungswerk, sondern auch ein ökologisch wie mikro-klimatisch enorm wichtiges Gebiet für die Innenstadt in diesem Sinne zu erhalten.“

Die Idee einer eigenen Bauhütte war eine zentrale Empfehlung aus dem Gutachten, das die Grundlage für die bereits durchgeführten und noch anstehenden Maßnahmen zur naturverträglichen Sanierung des Zitadellenmauerwerks bildet. „Es ist ein wirklich großer Erfolg, dass es uns gelungen ist, diese Bauhütte tatsächlich zu schaffen. Durch sie können kontinuierlich und zugleich flexibel kleinere Instandsetzungs- und Instandhaltungsarbeiten am Mauerwerk erfolgen, aber sie können auch große Maßnahmen wie die jetzt erfolgte Instandsetzung der Contrescarpe und der Bastionsspitze Drusus erfolgen. Auch im Jahr 2020 ist viel passiert an den Zitadellenmauern. Nicht nur an der Windmühlenstraße. Im Bereich der Bastion Drusus im Zitadellengraben haben die qualifizierten Mitarbeiter der Zitadellen-Bauhütte gezeigt, welch wichtige Aufgaben sie bei der Instandhaltung der Mauern leisten“, freut sich der Vorsitzende der Initiative Zitadelle Mainz, Kay-Uwe Schreiber.

„Mit der Fertigstellung dieses Abschnitts der Contrescarpe hat das Projekt einen sehr wichtigen Meilenstein erreicht. Denn damit wurde nun erstmals ein Abschnitt im geschützten Landschaftsbestandteil der Zitadelle ökologisch saniert. Die Erkenntnisse werden sowohl aus naturschutzfachlicher als auch bautechnischer Sicht für die kommenden Abschnitte in den nächsten Jahren eine wesentliche Rolle spielen. Nun gilt es zu schauen, wie sich die Natur in diesem Grabenstück wieder neu entwickelt“, so Christian Henkes, Vorsitzender NABU Mainz und Umgebung e.V.

Die Contrescarpe gehört zur Festung Zitadelle und dient im Wesentlichen nur der Abstützung des Geländes jenseits des Zitadellengrabens. Sie hat keine Verteidigungsfunktion und ist deshalb baulich nicht besonders massiv hergestellt. Die Mauer hat eine Mächtigkeit von etwa 1 Meter (zum Vergleich: Zitadellenmauer 4 Meter) und ist aus kleinteiligen Steinen gebaut, die bei der Festung nicht verwendet werden konnten. Das ist die Ursache für den schlechten baulichen Zustand der Contrescarpe.

Die Bauhütte, die sich aus zwei Steinmetzen und zwei Aushilfskräften zusammensetzt, hat das Projekt in 3000 Arbeitsstunden umgesetzt. Im Sommer 2018 wurden die naturschutzrechtliche und denkmalschutzrechtliche Genehmigung eingeholt. Ab Oktober 2018 erfolgte die Baufeldfreimachung und Gerüststellung und im Winter 2018/19 die Freilegung der Mauerkrone und der Abtrag von 150 m³ Boden.

Im Frühjahr 2019 wurden in Zusammenarbeit mit der Landesarchäologie drei Schürfe (ca. 1 m breit, 2,5 m hoch und 3 m lang) am anstehenden Boden im Bereich der Mauerkrone angelegt, um das Bodenprofil kennenzulernen und eine Aussage zur Historie der Aufschüttung zu erhalten. Bis Februar 2020 erfolgten Vermessung, Digitalisierung und weitere Untersuchung der Archäologie, ab März 2020 wurden die Mauerkrone und der lockern Teile des Mauerwerks rückgebaut. Von April bis September 2020 erfolgten der Wiederaufbau und die Verfugung des Mauerwerks.

Die Contrescarpe hat durch die neue Ausbildung der Mauerkrone einen einheitlichen Abschluss mit plattigen Steinen erhalten, die durch ein leichtes Gefälle zum Graben das Niederschlagswasser ableitet. Oberhalb der Mauerkrone ist eine gleichmäßige Böschung ausgebildet worden, um an die Rasenflächen der Wallanlagen anzuschließen. Die Böschung wird mit Gehölzen bepflanzt werden, um den Lebensraum Graben zu den Wallanlagen hin abzugrenzen und zu schützen. Grundsätzlich bleiben im Verlauf der gesamten Contrescarpe einzelne Sichtfenster in den Graben erhalten.

Da der Zaun an der Mauerkrone zur Absturzsicherung noch nicht errichtet ist, kann das Gerüst an der Mauer noch nicht abgebaut werden. Es entstanden rund 10.000€ Materialkosten sowie 30.000€ an Fremdleistungen (Gerüst, Bodenentsorgung, Bodeneinbau) und Personalkosten durch die Bauhütte.
Die gegenüberliegende Bastionsspitze Drusus wird ebenfalls von der Bauhütte saniert. Die beiden Bauabschnitte waren im Wechsel je nach Bedarf besetzt, oberste Priorität hatte allerdings die Contrescarpe. Der Erker auf der Bastionsspitze musste rückgebaut werden, da drei der vier Auflager nicht mehr die notwendige Tragfähigkeit besitzen und ausgetauscht werden müssen.
In den nächsten Monaten werden die Mauerkronensteine und die neuen Auflager behauen, sodass ab April/Mai 2021 der Wiederaufbau beginnt und im September 2021die Maßnahme an der Bastionsspitze ebenfalls abgeschlossen werden kann.

Das Ingenieurbüro Kayser+Böttges, Barthel+Maus hat die Maßnahme baubegleitend betreut.
Das Büro Twelbeck überwacht zugleich die biologische Bauleitung und alle Arbeitsschritte im Zitadellengraben und sorgt für die Einhaltung der Auflagen aus der naturschutzrechtlichen Genehmigung.

Ergänzte Neuausgabe des Buches „Eberhard Philipp Wolf (1773-1843) – Baumeister des Klassizismus in Nassau“

eberhard-philipp-wolf-klassizismusbaumeister-wAnlässlich der Neuerscheinung des Buches „Eberhard Philipp Wolff (1773-1843) – Baumeister des Klassizismus in Nassau““ hat Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende am Freitag, 11. Dezember, den Autor Hans-Joachim Häbel und Vertreter der Historischen Kommission für Nassau im Rathaus empfangen.
„Es ist ein wunderbar konzipiertes und gestaltetes Buch. Für unsere Stadtgeschichte im 19. Jahrhundert birgt es eine Fülle interessanter, vielfach unbekannter Details und Abbildungen von Eberhard Philipp Wolff“, sagte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.

Der neu erschienene Text- und Bildband ist einem Baumeister gewidmet, der zwischen 1800 und 1840 in Wiesbaden und im Herzogtum Nassau gewirkt hat, aber bisher weitgehend unerforscht geblieben ist. Archivoberrat a.D. Dr. Hans-Joachim Häbel präsentiert das Leben und das umfangreiche Werk von Eberhard Philipp Wolff erstmals anhand eingehender Forschungen. Viele teils unbekannte Pläne und Bauzeichnungen hat der Autor in den Beständen des Hessischen Hauptstaatsarchivs in Wiesbaden zutage gefördert.

Wolff hat in Wiesbaden, seinem Dienstsitz als Herzoglich Nassauischer Landbaumeister, markante öffentliche Gebäude errichtet. So war er für die klassizistische Bebauung an der Ostseite des Luisenplatzes verantwortlich. Auch stadtplanerisch betätigte er sich im „Historischen Fünfeck“. Zu seinen Hauptwerken zählt das 1825 bis 1827 errichtete Herzogliche Hoftheater an der Wilhelmstraße, das um die Jahrhundertwende dem Hotelkomplex des Nassauer Hofs weichen musste. Nicht zuletzt sind die heutigen Wiesbadener Vororte mit zahlreichen Bauprojekten in dem Buch vertreten.

Das Buch hat 484 Seiten mit 163 Farbabbildungen, ISBN 978-3-930221-40-0, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 93, Einführungspreis bis zum 31. Januar 35 Euro, danach 42 Euro.

Zum Buch:
Als Landbaumeister hat Eberhard Philipp Wolff im Gebiet des früheren Herzogtums Nassau zahlreiche Spuren hinterlassen. Während das Werk anderer Baumeister des Klassizismus in Nassau bereits weitgehend erforscht ist, blieb Wolff bisher weniger beachtet. Diesem Mangel will das vorliegende Buch abhelfen. Mit seinem Wirken in Nassau hat Wolff das bauliche Erscheinungsbild vieler Städte und Dörfer geprägt. Seine Kirchen sind zwar keine monumentalen Prachtbauten, waren aber dank ihrer eher schlichten Formen im klassizistischen Baustil für kleinere Landgemeinden bezahlbar. Wolff errichtete Amts- und Rathäuser, Schulen und Pfarrhäuser – teilweise nach Musterplänen – und war auch für deren Bauunterhaltung zuständig. Als Uferbaumeister trug Wolff Verantwortung für den Wasser- und Uferbau an den schiffbaren Flüssen Rhein, Lahn und Main. Für Orte, die nach Großbränden wieder aufzubauen waren oder in denen neue Baulinien erschlossen werden sollten, legte er Planungen vor, die bis heute im Ortsbild erkennbar sind. In der Haupt- und Residenzstadt Wiesbaden zählen das 1827 errichtete Hoftheater vor dem Sonnenberger Tor und die klassizistische Bebauung an der Ostseite des Luisenplatzes zu seinen Hauptwerken. Auch stadtplanerisch betätigte er sich im Wiesbadener „Historischen Fünfeck“. Nach dem Einsturz der unter Leitung von Hofbaumeister Friedrich Ludwig Schrumpf gebauten katholischen Kirche Sankt Bonifatius 1831 wirkte Wolff als Gutachter für die Erforschung des Unglücks. Der Verfasser hat Bauakten und Pläne des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden ausgewertet, um das vielseitige Werk Wolffs zu rekonstruieren. Die großzügig bebilderte Darstellung – darunter zahlreiche bisher nie gezeigte Pläne – dokumentiert die Lebensleistung eines Baumeisters im Landesdienst zwischen 1800 und 1840. Für die regional- und lokalhistorische Forschung im Nassauer Land enthält das Buch neue Erkenntnisse und viele Detailinformationen, die durch ein Personen- und Ortsregister erschlossen sind.

In allen Wiesbadener Buchhandlungen sofort erhältlich!

Römisches Bühnentheater erhält eine stilisierte Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung

Römisches Bühnentheater erhält eine stilisierte Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung Beschreibung: Foto  © Stadt Mainz
Römisches Bühnentheater erhält eine stilisierte Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung Beschreibung: Foto © Stadt Mainz

(rap) Die Arbeiten am Römischen Bühnentheater schreiten voran. Die nächsten Schritte zur baulichen Verbesserung werden in den kommenden Tagen umgesetzt.
„Wir arbeiten seit zwei Jahren intensiv an einem dauerhaften und nachhaltigen Konservierungskonzept für das Römische Bühnentheater“, erläutert Bau- und Denkmalpflegedezernentin Marianne Grosse. „Dazu gehört neben der eigentlichen Konservierung der wertvollen römischen Bausubstanz vor allem auch ein Präsentations- und Nutzungskonzept für das Theater. Der im letzten Jahr verstorbene ehemalige Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz, Dr. Hans Marg, war hierfür ein entscheidender Motor.“

„Deshalb freue ich mich umso mehr“, so die Dezernentin weiter, „dass wir jetzt mit der Erstellung eines stilisierten Ausschnitts der ehemaligen Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung nach einiger Zeit wieder etwas zeigen können, dass für alle sichtbar und erlebbar sein wird. Ich bin der Initiative Römisches Mainz und dem Rotary Club und damit insbesondere Professor Vahl sehr dankbar für ihre Unterstützung und die Möglichkeit, mit einer Beleuchtung einen Teil des Theaters ins richtige Licht zu rücken.“

Freigelegte Ruinen des Römischen Theater in Mainz Süd. © Foto Diether v. Goddenthow
Freigelegte Ruinen des Römischen Theater in Mainz Süd. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Initiative Römisches Mainz hält die adäquate Illumination und eine bürgernahe Möglichkeit einer Sitzplatznutzung für unerlässlich, um das Römische Bühnentheater noch mehr in den Herzen der Mainzerinnen und Mainzer zu verankern, denn „nur wer das Theater im Herzen hat, wird etwas für das Theater tun,“ so der neue Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz e.V., Professor Christian-Friedrich Vahl. „Das Römische Bühnentheater bietet eine große Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten und ich bin überzeugt, es wird als einziges Freilufttheater in Mainz gerade in der Zeit nach der Corona-Epidemie eine ganz besondere Rolle spielen“, so Professor Vahl weiter.

„Nachdem die in die Jahre gekommenen und nicht mehr schön anzuschauenden Sitzreihen weggenommen wurden, wird jetzt durch eine ganz moderne Präsentationsform das Rund der ehemaligen Sitzreihen in einem Ausschnitt durch Drahtkörbe optisch wieder hervorgehoben. Dazu wird die künftige abendliche Beleuchtung ein Highlight sein, auch für alle, die mit dem Zug am Theater vorbeifahren. Das wird sicherlich ein weiterer Grund sein, in Mainz Station zu machen und die römischen Denkmäler zu besuchen“, so Dr. Marion Witteyer, Leiterin der der Landesarchäologie Mainz.

Auf dem Jakobsberg, unterhalb der Zitadelle in Mainz, befindet sich das größte römische Theater nördlich der Alpen. Die heute sichtbaren baulichen Überreste sind auf einen Steinbau aus dem 4. Jahrhundert nach Christus zurück zu führen.
In den Jahren 1997 und 1999 erfolgte unter der Leitung der Landesarchäologie mit der Hilfe von zahlreichen Archäologen, Studenten, Schulklassen und anderen Freiwilligen die Freilegung des Theaters bis zu den möglichen Grenzen der Umgebungsbebauung.

2005 wurden unter der Leitung des damaligen Landesarchäologen Dr. Gerd Rupprecht die ersten fünf Sitzreihen als Holzkonstruktion in Form von halbkreisförmigen, ansteigenden Sitzstufen errichtet. Witterungseinflüsse setzten der Konstruktion stark zu, so dass sie zunehmend marode und morsch wurde. Aufgrund der akuten Einsturzgefahr konnte die Ausgrabungsstätte über Monate nicht mehr begangenen werden, da dieser Bereich nicht abtrennbar war. Im Sommer 2017 wurden die Brüstungselemente, welche die Sitzreihen zur Orchestra hin abgrenzten, abgebrochen, erneuert und mit einer vorgelagerten Sitzstufe versehen. Seit diesem Zeitpunkt können wieder Führungen und kleinere Veranstaltungen in der Ausgrabungsstätte stattfinden.

Aufgrund des großen didaktischen Wertes in der Denkmalvermittlung bestand auf allen Seiten der Wunsch, im Falle der Entfernung der maroden Sitzreihenkonstruktion die Anmutung der Sitzreihen wieder aufzunehmen, bis das Gesamtareal überplant wird und klar ist, wie die zukünftige Gestaltung, Präsentation und Konservierung des Römischen Bühnentheaters aussehen soll.
In enger Abstimmung mit der Archäologie, der Landesdenkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie dem Stadtrat entschied man sich für eine temporäre, nicht begehbare Installation in Form eines Drahtgitters, welche einen Teilbereich der alten hölzernen Zuschauerränge visualisieren wird.

In der Dämmerung wird die Installation zeitweise zurückhaltend illuminiert. Hierbei wird darauf geachtet, artenschutzverträgliche Leuchtmittel einzusetzen. Die Beleuchtung der stilisierten Sitzkulisse wird finanziell unterstützt durch eine Spende des Rotary Clubs Mainz in Höhe von 20 000 Euro. Seine Zeit als Präsident und Vize-Präsident des Rotary Clubs Mainz in den Jahren 2018 und 2019 hatte Professor Christian-Friedrich Vahl ganz in das Zeichen des römischen Bühnentheaters gestellt und mit dem Rotary Club diese große Spendensumme für das Theater eingeworben.

Da es sich um kein herkömmliches Produkt und um einen sehr sensiblen Aufstellungsort handelt, wird vorerst ein Muster gebaut. Die vorbereitenden Landschaftsbauarbeiten dazu haben nun begonnen. Zunächst wurde der Befund mehrlagig geschützt und mit Lavakies überdeckt. Auch die Metallbauarbeiten sind in vollem Gang und werden in den nächsten Wochen, je nach Witterung, auf dem Gelände installiert.
Parallel laufen weitere Konservierungsmaßnahmen an den Pfeileresten im Theater kontinuierlich weiter.

Konservierung des Drusussteins weitgehend abgeschlossen Umfeldgestaltung ab Frühjahr 2021

Die Konservierung des Drusussteins ist weitgehend abgeschlossen. Ab Frühjahr 2021 soll das Umfeld gestaltet werden.Der so genannte Drususstein oder Eichelstein gilt als bedeutendstes Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz. Er entstand als Kenotaph für den 9 v.Chr. verstorbenen römischen Feldherrn Drusus.© Foto Diether v. Goddenthow
Die Konservierung des Drusussteins ist weitgehend abgeschlossen. Ab Frühjahr 2021 soll das Umfeld gestaltet werden.Der so genannte Drususstein oder Eichelstein gilt als bedeutendstes Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz. Er entstand als Kenotaph für den 9 v.Chr. verstorbenen römischen Feldherrn Drusus.© Foto Diether v. Goddenthow

(gl) Die Konservierung des Drusussteins schreitet erfolgreich voran. Der so genannte Drususstein oder Eichelstein gilt als bedeutendstes Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz. Er entstand als Kenotaph für den 9 v.Chr. verstorbenen römischen Feldherrn Drusus. Nach Verlust der Werksteinverkleidung ist heute nur der Kern aus Gussmauerwerk erhalten, der im Zuge mehrerer Instandsetzungen weitgehend überformt wurde.

Dabei stellt sich die Oberfläche des Drusussteins keineswegs homogen dar, sondern es können im Wesentlichen drei Zonen unterschieden werden: Der annähernd kubische Sockel, an dem das freiliegende original römische Opus Caementitium am besten zu erkennen ist, darüber der fast zylindrische sogenannte „Mauerwerksgürtel“ der erst durch Reparaturen in seiner heutigen Form entstanden ist. Denn tatsächlich befand sich ursprünglich an dieser Stelle eine Einschnürung, die auf vielen älteren Darstellungen zu erkennen ist. Infolgedessen ist die neuzeitliche Ausmauerung auch durch schichtweise gesetztes Mauerwerk und dichtes Fugenbild zu erkennen. Der obere Teil des Drusussteins wurde Anfang der 1980er Jahre mit einer Mauerschale überformt und hat daher wieder ein anderes Erscheinungsbild.

Aufgrund der durch die Schäden am Mauerwerk verursachten fortschreitenden Verluste mussten die Oberflächen des Monuments umfassend instandgesetzt werden. Die Schadensanalyse hatte ergeben, dass ein großer Teil der Mörteloberfläche in der freiliegenden Sockelzone als geschwächt und schadhaft anzusehen war: Der Gussmörtel war teilweise bis in größere Tiefen gelockert, Kiesel und Bruchsteine lose. Auch größere Steine waren absturzgefährdet bzw. schon verloren gegangen.

Zum einen hatten sich im lockeren Gefüge Efeu und Gehölze angesiedelt, deren Wurzelwerk das Mauerwerk schädigte, zum anderen waren Ausbrüche und Fehlstellen auf dauerhafte Durchfeuchtung und Frostschäden im Mauerwerk zurückzuführen. Auch in den oberen Zonen waren die Mörtelfugen weit zurückgewittert und locker und an der Süd- und Südost-Seite war starker Pflanzenbewuchs vorhanden. Auch hier gab es zahlreiche Ausbrüche, Fehlstellen und Lockerzonen.

Entsprechend der Unterschiede der drei Zonen nicht nur in Bezug auf Aussehen und Erscheinung, sondern auch auf Materialien und Technik kamen auch unterschiedliche Maßnahmen zur Sanierung zur Ausführung. Mörtelrezepturen und handwerkliche Technik wurden jeweils detailliert auf das Vorgefundene angepasst. Dies erfolgte immer mit der Maßgabe, bei Austausch und Ertüchtigung möglichst wenig Originalsubtanz zu verlieren und die „Handschrift“ der Maurer jeweils an die unterschiedlichen Strukturen anzupassen. Anhand eines aus dem Inneren des Drusussteins gewonnen Bohrkerns wurde das römische Mörtelmaterial im Labor analysiert und in einer Kalkmörtelrezeptur in Bezug auf Farbe und Zuschlag nachgebildet.

Da dieser klassische Kalkmörtel langsam abbindet und es Wochen und Monate dauert, bis er seine Endfestigkeit erreicht hat, ist es erforderlich, den noch jungen Mörtel besonders am „römischen Sockel“ über den anstehenden Winter vor Auffeuchtung und Frost zu schützen. Aus diesem Grund ist eine Einhausung als Winterschutz angebracht, die im Frühjahr abgebaut werden kann. Danach können die Arbeiten an der Außenanlage fortgesetzt werden.

Um den sanierten Drususstein künftig besser vor Witterung zu schützen, hat das Monument eine Verdachung erhalten, die das historische Erscheinungsbild nicht verändern soll, das Niederschlagswasser jedoch sicher ableitet.

Für Bau- und Denkmalpflegedezernentin Marianne Grosse sind die erfolgten Sanierungsmaßnahmen am bedeutendsten Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz ein Meilenstein: „Das Mauerwerk des Drusussteins war in keinem guten Zustand. Es waren umfangreiche Vorarbeiten erforderlich, um die Schäden genau zu erfassen und gemeinsam mit Landesarchäologie und Denkmalpflege ein darauf abgestimmtes Konservierungskonzept zu erarbeiten. Umso mehr freue ich mich, dass wir in diesem Jahr die Konservierung des Mauerwerks größtenteils abschließen konnten. Ich sage es ganz ehrlich: Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Im Frühjahr machen wir dann weiter mit der Umfeldgestaltung des Drusussteins. Was man schon jetzt sofort erkennt: Wenn alles fertig ist, wird diese Maßnahme zur erheblichen Aufwertung des römischen Erbes der Stadt Mainz beitragen. Dafür meinen Dank an alle Beteiligten.“

„Aus Sicht der Landesarchäologie ist es ein großer Fortschritt, weil die Konservierung dieses einzigartigen Denkmals an erster Stelle steht und damit eine Inwertsetzung durch die Stadt erfolgt ist. Der Drususstein kann jetzt als nächster Schritt noch mehr in das Bewusstsein der Touristen gerückt werden“, so Dr. Marion Witteyer, Leiterin der der Landesarchäologie Mainz.

Auch der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz, Univ.-Prof. Dr. Christian Vahl zeigt sich erfreut über die großen KonservierungsFortschritte am Drususstein: „Ich hoffe, dass vom restaurierten Drususstein eine Signalwirkung ausgeht, die sich sowohl im Hinblick auf einen Touristenmagnet auswirkt, als auch ein Mosaikstein für ein Landesgartenschau-Freiluft-Museum ‚Römisches Mainz‘ ist.“

Spektakuläre Funde entdeckt – Archäologen der GDKE stoßen am Zollhafen auf römische Zeugnisse

Die eine Skulptur ist bis auf den Kopf vollständig erhalten, bei der anderen handelt es sich um ein Fragment. Beide Skulpturen stammen wohl aus dem 1. oder 2. Jahrhundert.  © GDKE Rheinland Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)
Die eine Skulptur ist bis auf den Kopf vollständig erhalten, bei der anderen handelt es sich um ein Fragment. Beide Skulpturen stammen wohl aus dem 1. oder 2. Jahrhundert. © GDKE Rheinland Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)

Wer in Mainz gräbt, muss zwangsläufig damit rechnen, archäologischen Zeugnissen zu begegnen. Im Optimalfall sind es die Archäologen selbst, die die Funde entdecken und sie fachgerecht bergen. So lief es idealerweise auch beim Bauprojekt auf dem Areal „Rheinallee IV“ am Mainzer Zollhafen, auf dem eine neue Wohnanlage mit 138 Mietwohnungen entsteht. Bei Bodenuntersuchungen stießen die Experten der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Direktion Landesarchäologie, auf eindrucksvolle Exponate, die aus der Römerzeit stammen und wertvolle Erkenntnisse zur Mainzer Stadtgeschichte und zur Rheinufertopografie liefern. „Wir haben zwei exzeptionelle Skulpturen gefunden“, berichtet Dr. Marion Witteyer, Leiterin der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Mainz. „Eine Skulptur ist bis auf den Kopf vollständig, von der anderen sind Fragmente erhalten“. Dass die Archäologen an dieser Stelle fündig werden würden, war für Witteyer keine Überraschung. „Die archäologischen Untersuchungsergebnisse von der benachbarten Baustelle haben nahegelegt, dass wir auch hier Funde aus der römischen Siedlungszeit finden würden“. Allerdings hatte die Archäologin nicht damit gerechnet, auf Funde von einer solchen Qualität zu stoßen. „Das sind absolut außergewöhnliche Exponate. Etwas Vergleichbares haben wir in Mainz noch nicht entdeckt. Seit vielen Jahrzehnten haben wir generell keine Fundstücke mehr sichern können, die von einer ähnlichen Qualität waren“, freute sich Witteyer bei der heutigen Präsentation der eindrucksvollen Fundstücke, die nun zur Landesarchäologie gebracht und ausgiebig untersucht werden.

© GDKE Rheinland-Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)
© GDKE Rheinland-Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)

Auf dem Areal fand heute die Grundsteinlegung des Bauprojekts statt, das von dem Wohnungsunternehmen Sahle Wohnen aus dem nordrhein-westfälischen Greven verantwortet wird. Hier sollen 138 geförderte und damit preisgebundene Mietwohnungen entstehen. Ergänzt werden die modernen Wohnungen durch einen großzügigen Gemeinschaftsraum, eine Kindertagesstätte und zwei Büroeinheiten im Erdgeschoss. Sahle Wohnen hatte das Grundstück „Rheinallee IV“ vor drei Jahren von der Zollhafen Mainz GmbH & Co. KG erworben. Im Jahr 2018 ging das Kölner Büro „Molestina Architekten“ als Sieger aus einem Architektenwettbewerb hervor.

Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe ernannt

Impression Lindenallee im Wiesbaden-Biebricher Friedhof. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression Lindenallee im Wiesbaden-Biebricher Friedhof. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Südfriedhof der Landeshauptstadt Wiesbaden, als zweitältester städtischer Hauptfriedhof nach dem Nordfriedhof, in den Jahren 1908 bis 1909 entstanden, steht nun im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur: Vertreter des Grünflächenamtes brachten am Freitagmorgen, 18. September, ein entsprechendes Schild am Haupteingang des Südfriedhofs im Siegfriedring 25 an, um so auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur aufmerksam zu machen.

Wiesbaden ist damit Teil eines bundesweiten Netzwerks von über 100 Städten, die den diesjährigen Tag des Friedhofs am Sonntag, 20. September, der Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe widmen. „Mit der Ernennung der Friedhofskultur zum immateriellen Kulturerbe werden nicht die Friedhöfe an sich, sondern all das, was Menschen auf den Friedhöfen tun, gewürdigt“, betont Andreas Kowol als zuständiger Dezernent des Grünflächenamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden. „Dazu gehört das Trauern, Erinnern und Würdigen ebenso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln auf unseren 21 städtischen Friedhöfen.“ Den Rahmen hierfür schaffen Friedhofsverwalterinnen und Friedhofsverwalter, Bestatterinnen und Bestatter, ebenso wie Gärtnerinnen und Gärtner sowie Steinmetze und viel weitere ehrenamtlich Tätige in christlichen, jüdischen oder muslimischen Gemeinden.

Die Kruftanlagen aus Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Hauptfriedhof Mainz © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Kruftanlagen aus Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Hauptfriedhof Mainz © Foto: Diether v. Goddenthow

Bereits im März 2020 beschloss die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission, die Friedhofskultur in Deutschland in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Leider fiel dieses Ereignis genau in die Zeit des Corona-Lockdowns, was dazu führte, dass die Ernennung medial völlig unterging. Mit dem bundesweiten Aktionstag „Friedhöfe auszeichnen“ wurde nun nochmal auf die Bedeutung aufmerksam gemacht. Mit der Aktion soll vor allem auch auf den vielfältigen Wert der Friedhofskultur für unsere Gesellschaft hingewiesen werden, was sowohl in kultureller, historischer oder sozialer Hinsicht aber auch in Hinblick auf Klima- und Naturschutz, Völkerverständigung oder Integration zum Ausdruck kommt. Vor diesem Hintergrund soll der Friedhof vor allem auch stärker als Ort der Lebenden wahrgenommen werden, der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat. Hervorzuheben ist beispielsweise die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bildet zudem den größten Skulpturenpark unserer Städte und ist zugleich Inspirationsfläche für vielfältige Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität, gerade in Zeiten des Klimawandels.

Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform, die vom menschlichen Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert wird“, wie es die deutsche UNESCO-Kommission auf Ihrer Webseite formuliert. Es geht also nicht darum, das Friedhofswesen in seiner jetzigen Form zu mumifizieren, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung.

Mausoleen Mainzer Hauptfriedhof. © Foto: Diether v. Goddenthow
Mausoleen Mainzer Hauptfriedhof. © Foto: Diether v. Goddenthow

Initiator der Aktion ist das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur“, das sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat. Umfangreiche Informationen über die Friedhofskultur in Deutschland, die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft sind auf der der Internetseite des Kuratoriums unter www.kulturerbe-friedhof.de abrufbar. Weitere Informationen zum Südfriedhof und den anderen Friedhöfen in Wiesbaden sind auch auf der Website www.friedhoefe-wiesbaden.de zu finden.

Hessischer Denkmalschutzpreis im Gesamtwert von 27 000 Euro ehrt leidenschaftlichen Einsatz für kulturelles Erbe

1. Platz Kategorie: Private Eigentümer Haus Lamberti, 65399 Kiedrich. Votum der Jury: Ein fast schon verlorenes Kulturdenkmal im Ortskern von Kiedrich konnte gerettet und durch eine adäquate Nutzung wieder in das Alltagsleben integriert werden. Die Jury lobte das hohe Engagement, die Risikobereitschaft, die Fachkenntnis und die Liebe zum Detail in allen ausgeführten Arbeiten.
1. Platz Kategorie: Private Eigentümer
Haus Lamberti, 65399 Kiedrich. Votum der Jury: Ein fast schon verlorenes Kulturdenkmal im Ortskern von Kiedrich konnte gerettet und durch eine adäquate Nutzung wieder in das Alltagsleben integriert werden. Die Jury lobte das hohe Engagement, die Risikobereitschaft, die Fachkenntnis und die Liebe zum Detail in allen ausgeführten Arbeiten.

Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2020 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler restauriert oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus Kiedrich (Rheingau-Taunus-Kreis), Wiesbaden, Fulda, Darmstadt, Marburg, Lich (Landkreis Gießen), Frankfurt, Gießen, Weilmünster-Langenbach (Landkreis Limburg-Weilburg) und Limeshain (Wetteraukreis). Zudem hat die Hessische Staatskanzlei den Ehrenamtspreis verliehen.

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Um Baudenkmäler zu erhalten und zu pflegen, braucht es Menschen, die alten Gemäuern mit viel Leidenschaft und Einsatz wieder Leben einhauchen. Das haben die Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises vollbracht – und dafür danke ich Ihnen herzlich! All die wunderbaren Beispiele heute machen deutlich, dass privates Denkmalengagement einen zentralen Beitrag dazu leistet, das heimische Kulturerbe lebendig und authentisch zu erhalten. Denkmalpflege ist außerdem gelebte Nachhaltigkeit. Mit jedem Stein, jedem Balken, jeder Wand, die erhalten werden, werden vorhandene Ressourcen geschont. Damit bewahren sie nicht nur Vergangenes, sondern schaffen auch Zukunft. Ich gratuliere zur Auszeichnung und wünsche allen Preisträgerinnen und Preisträgern viel Freude und Schaffenskraft für neue Projekte!“

Der Hessische Denkmalschutzpreis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Geld stiftet die Lotto Hessen GmbH, die den Preis mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen im Jahr 1986 ins Leben gerufen hat. Hinzu kommt als eigene Kategorie des Hessischen Denkmalschutzpreises der Ehrenamtspreis. Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.

Der erste Preis für eine Privatperson wird 2020 an Dieter Wölfel verliehen. Der Architekt und Zimmermann aus Kiedrich restaurierte ein Patrizierhaus aus dem Jahr 1560. Heute prägt das Haus Lamberti mit seinem Schmuckfachwerk, der ursprünglichen Farbgebung und Fensteranordnung den Ortskern von Kiedrich. Der zweite Preis wurde zweimal vergeben: Gudrun und Andreas Friesenhahn aus Delkenheim haben einem der ältesten Fachwerkhäuser Wiesbadens neues Leben eingehaucht. Historische Zeugnisse wie Deckenmalereien blieben erhalten, gleichzeitig kombinierten sie das Haus aus dem Jahr 1575 mit einem modernen Anbau. Gerd und Kerstin Hausner bauten eine ehemalige Wachswarenfabrik in Fulda behutsam und kenntnisreich zu einem Wohnhaus mit Industriecharme um.

Der erste Preis unter den öffentlichen Preisträgern geht an die bauverein AG für die vorbildliche Sanierung der Gesamtanlage Rhönring/Spessartring in Darmstadt, einem Wohnprojekt aus den 1920er Jahren. Die Philipps-Universität Marburg hat ihr fast 100 Jahre altes Kunstgebäude behutsam saniert und bekommt dafür den zweiten Preis. Den dritten Preis teilen sich zwei Bewerber: Die Stadt Lich bekommt die Auszeichnung für die Wiederbelebung der Oberbessinger Pforte, eines historischen Torhauses. Die ABG Frankfurt Holding wird für die Restaurierung des Cantate-Saals ausgezeichnet, der an das ehemalige Buchhändlerhaus erinnert.

Der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis geht an drei Gewinnerinnen und Gewinner und ist mit je 2.500 Euro dotiert. Markus Lang, Ortsvorsteher von Weilmünster-Langenbach, hat gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern die alte Viehwaage des Ortes restauriert. Dr. Bernhard Höpfner hat einen Förderverein zum Erhalt des Gießener Bismarckturms gegründet: Der Turm war wegen Bau- und Vandalismusschäden mehr als 40 Jahre lang gesperrt. Christina und Ernst Grabsch schließlich werden für ihr Lebenswerk ausgezeichnet: Seit 24 Jahren ist das Ehepaar ehrenamtlich in der archäologischen Denkmalpflege des Wetteraukreises tätig.

„Es ist uns als Hessische Landesregierung ein Herzensanliegen, das historische Erbe zu schützen und zu bewahren. Unsere Denkmäler sind ein Stück Heimat und sie gehören zur Identität unseres Landes. Eine große Unterstützung sind dabei engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich und mit großer Leidenschaft für die Denkmalpflege einsetzen. Drei Preisträger ehren wir heute und sprechen ihnen damit unseren Dank und Anerkennung aus. Ihr Engagement ist unbezahlbar und wir erleben immer wieder: Auch in schwierigen Zeiten können wir aufs Ehrenamt setzen“, betonte der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer.

„Die Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises ist ein Höhepunkt im Jahresablauf. Wir waren bei allen Preisträgern vor Ort, um uns ein Bild der geleisteten Arbeiten zu machen und mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen: es wurde Vorbildliches geleistet. In allen Fällen reicht die Sorgfalt und die Liebe zum Detail weit über das von uns geforderte Maß hinaus“ so Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. „Ausgezeichnet werden Menschen, die sich aus Leidenschaft engagieren und sich tief mit der Geschichte des Gebäudes, der Straße und des Ortes verbinden. Sie alle wollen Bestehendes behutsam weiterentwickeln und Ressourcen schonen, denn Denkmalpflege ist ein schon immer sehr selbstverständlich geleisteter Beitrag zum Klimaschutz und zur Bewahrung unserer Ortsbilder und Kulturlandschaften.“

Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, ergänzte: „Mit den Erträgen aus unseren Lotterien fördern wir seit mehr als 70 Jahren das Gemeinwesen. Insofern haben wir 1986 mit der Einführung der Rubbellose beschlossen, gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege den Hessische Denkmalschutzpreis ins Leben zu rufen, den wir in diesem Jahr bereits zum 35. Mal verleihen. 258 Preisträger konnten wir inzwischen auszeichnen, die Vorbildliches für das kulturelle Erbe in Hessen geleistet haben – und so auch andere dazu motivieren, weitere Denkmäler zu sichern. Und das ist für uns alle ein Gewinn.“

Alle Preisträger im Überblick

Sanierung des ältesten Bauwerks von Wiesbaden – Römermauer wird restauriert und dauerhaft geschützt

Um die Wartezeit bis zum Abbau des doch ziemlich unansehnlichen, schmucklosen Gerüstes ansehnlicher zu überbrücken, hat man sich entschlossen, die Außenhaut des Gerüstes mit einem gestalteten Netz (einer Außenhaut), bedruckt mit einigen Informationen und Bildern zur Geschichte der Römermauer, zu umhüllen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Um die Wartezeit bis zum Abbau des doch ziemlich unansehnlichen, schmucklosen Gerüstes ansehnlicher zu überbrücken, hat man sich entschlossen, die Außenhaut des Gerüstes mit einem gestalteten Netz (einer Außenhaut), bedruckt mit einigen Informationen und Bildern zur Geschichte der Römermauer, zu umhüllen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Anlässlich der Einweihung der vorübergehenden Umkleidung für die Sanierungszeit der „Heidenmauer“, die jetzt Römermauer heißt, hatten die Stadt Wiesbaden und das Hochbauamt in Beisein von Vertretern der Landesdenkmalpflege und Roland Presbar, Ortsvorsteher des Bezirks Mitte, zu einem Ortstermin eingeladen. „Wir haben die Heidenmauer wieder sichtbar gemacht- zunächst nur als Bild“ auf der Außenhaut, so Baudezernent Hans-Martin Kessler. Ähnlich wie bei den Sanierungsarbeiten am Stadtschloss säumt die Römertor-Baustelle eine Umkleidung, bedruckt mit einigen Informationen und Bildern zur Geschichte der Römermauer.

Die Römermauer aus dem 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr. ist die größte im Bauvolumen erhaltene Struktur der Antike – nicht nur in Wiesbaden, sondern sogar in ganz Hessen. Die Römermauer repräsentiert mit ihren verbliebenen Mauerresten eine fast 2000-jährige Baugeschichte und nötigt dem heutigen Betrachter noch Respekt vor römischer Baukunst und Bautechnik ab. Allerdings sind von der nachweislich 500 Metern Länge nur noch rund 80 Meter Mauer bis zu einer Höhe von 10 Metern erhalten, beziehungsweise in einem solch desolaten Zustand, nicht zuletzt wegen fehlerhafter Sanierungsarbeiten in den 70er Jahren, so dass sie dringend saniert werden muss. Die Heidenmauer, wie sie bislang hieß, sei Teil einer Stadtmauer, die anscheinend niemals ganz fertiggestellt worden ist,“ hob Dieter Neubauer vom Landesamt für Denkmalpflege hervor.

Um weitere Schäden an dem überaus wertvollen Denkmal zu verhindern, betreibt das Hochbauamt der Stadt Wiesbaden seit zirka 10 Jahren eine schrittweise Sicherung des gesamten Bestandes. Um weiterem Substanzverlusten und Witterungseinflüssen und Pflanzenbezug vorzubeugen, wird die – eigentlich in den vergangenen Jahrzehnten eher stiefmütterlich behandelte – Römermauer grundsaniert. Das macht eine intensive baulich-restauratorische Bearbeitung der römischen Substanz notwendig, sowie tiefergreifende bauhistorische Untersuchungen und Einstufungen. Dieser Prozess nimmt einen langen Zeitraum in Anspruch, was jedoch der Bedeutung eines Bauwerks von nationaler Einzigartigkeit angemessen ist.

Später soll die Römermauer so überdacht werden, dass sie vor weiteren Witterungseinflüssen geschützt ist und dennoch ansehnlich bleibt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Später soll die Römermauer so überdacht werden, dass sie vor weiteren Witterungseinflüssen geschützt ist und dennoch ansehnlich bleibt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Römermauer soll zudem eine Art Schutzdach (Schutzbauwerk) erhalten, um sie dauerhaft vor Witterungseinflüssen zu sichern. Hierzu wird aktuell ein Architektenwettbewerb vorbereitet. Diesem ist ein Ideenwettbewerb angegliedert zur Neugestaltung der Grünflächen und der Straßenräume in der näheren Umgebung der Römermauer. Der Wettbewerb soll voraussichtlich im September/Oktober ausgelobt werden.

Die Gesamtmaßnahme wird vom Hochbauamt in enger Zusammenarbeit mit dem Kulturamt, weiteren Fachämtern sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalplfege mit seinen Fachabteilungen begleitet.

Wenn die Maßnahmen umgesetzt sind, wird die Ruine Römermauer auch für künftige Generationen ein identitätsstiftendes und bedeutendes Zeugnis längst vergangener Zeiten sein. Darüber hinaus wird sie ein lohnendes Ausflugsziel und Ort kultureller Veranstaltungen, mit einer großen Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen von Wiesbaden hinaus sein , sind sich die Wiesbadener Ämter und die Denkmalpfleger ganz sicher.