Kategorie-Archiv: Carl-Zuckmayer-Medaille

Maren Kroymann erhält Carl-Zuckmayer-Medaille 2020


Die deutsche Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann wird für ihre Verdienste um die deutsche Sprache und um das künstlerische Wort mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2020 ausgezeichnet. Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird die bundesweit beachtete Auszeichnung im Rahmen eines Festaktes am 18. Januar 2020 im Mainzer Staatstheater verleihen.

„Mit Maren Kroymann wird eine der größten deutschen Unterhaltungskünstlerinnen Trägerin der Carl-Zuckmayer-Medaille. Gesellschaftliche Diskurse bringt sie mit Gradlinigkeit und klarer Haltung stets auf den Punkt. Dabei steht sie für gesellschaftliche Liberalität ein, die heutzutage leider viel zu häufig auf der Strecke zu bleiben droht. Ganz besonders beeindruckt mich ihre Thematisierung von Geschlechterrollen und Homosexualität aus einer selbstironischen und feministischen Perspektive. Mit viel Intelligenz und Humor trifft sie dabei den Nagel auf den Kopf. Dem Namensgeber des Preises, Carl Zuckmayer, würde das vermutlich gefallen“, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung, die sie aufgrund von Vorschlägen einer Fachkommission getroffen hat. Maren Kroymann verkörpere sowohl als Kabarettistin wie auch als Schauspielerin eine Vielschichtigkeit, die aus der Masse heraussteche. Wie wenige andere halte sie dabei das Niveau der kritischen deutschen Fernsehunterhaltung hoch. „Auf der Bühne der Carl-Zuckmayer-Preisverleihung ist Maren Kroymann keine Unbekannte. Im Jahr 2013 hielt sie eine sehr kurzweilige und wortgewandte Laudatio auf die Preisträgerin Doris Dörrie, an die ich mich gerne zurückerinnere“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Im Jahr 1993 bekam Maren Kroymann als erste Frau im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ihre eigene Satire-Sendung ‚Nachtschwester Kroymann‘. Neben ihren Auftritten als Kabarettistin arbeitet sie als Film- und Fernsehschauspielerin. Einem Millionenpublikum wurde sie bekannt in der Rolle einer Pfarrersfrau in der ARD-Serie „Oh Gott, Herr Pfarrer“. Besonders in der Fachkritik wird sie unterdessen für ihre Darstellungen in anspruchsvollen Rollen im Kino und im Fernsehen gewürdigt. Die Comedysendung „Kroymann“ wird seit März 2017 von der ARD im Ersten ausgestrahlt. In ihrem neuen Programm „In My Sixties“ widmet sich Maren Kroymann der Musik der 60er Jahre und ihrem persönlichen Jubiläum „50 Jahre Pubertät“.

Die Carl-Zuckmayer-Medaille wird vom Land Rheinland-Pfalz seit 1979 jährlich am 18. Januar, dem Todestag Carl Zuckmayers, an Persönlichkeiten vergeben, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben. Der Preisträger erhält eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein, dem Lieblingswein Carl Zuckmayers.

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Yoko Tawada (2018), Robert Menasse (2019).

„Was soll ich armes Schwein in Mainz bloß sagen?“ Robert Menasse erhält trotz Zitatenstreit die Carl-Zuckmayer-Medaille 2019

Für seine Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet. © Foto: Diether v. Goddenthow
Für seine Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es war wohl die spektakulärste Preisverleihung seit es den Carl-Zuckmayer-Preis gibt: Denn bis zuletzt war es gar nicht sicher, ob der österreichische Schriftsteller Robert Menasse, der wegen falscher Zitate mit Recht in die öffentliche Kritik geraten war, seinen Preis tatsächlich erhalten würde. Angegriffen wurde der Autor, weil er in seinem in Brüssel spielenden Roman „Die Hauptstadt“ und offenbar auch in Interviews dem verstorbenen Politiker und ersten Präsidenten der Europäischen Kommission Walter Hallstein frei erfundene Zitate in den Mund gelegt hatte, um noch stärker für ein vereintes Europa zu werben.
Für  Ministerpräsidentin Malu Dreyer war es deswegen eine schwierige Entscheidung.   Erst nach ausführlicher Beratung mit der Vergabe-Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf   und aufgrund der glaubhaften Entschuldigung von Robert Menasse, habe man sich für die Beibehaltung der geplanten  Preisverleihung  entschieden.

So konnte dann doch noch Ministerpräsidentin Malu Dreyer termingerecht am 18.1.2019 die Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 während einer Feierstunde an Robert Menasse   für seine Verdienste um die deutsche Sprache überreichen.  Zunächst sprach die Ministerpräsidenten die gegenwärtige Debatte um Menasses Fake-Zitate  an:   „Der heutige Preisträger hat unmissverständlich erklärt, dass es ein Fehler war, in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten einer historischen Person Zitate zuzuschreiben, die diese wörtlich so nicht gesagt hat. Robert Menasse hat eingeräumt, nicht zwischen der künstlerischen Freiheit im Roman und den Spielregeln des politischen Diskurses unterschieden zu haben. Das haben Historiker und Journalisten zu Recht kritisiert. Und dafür hat er sich entschuldigt. Wenn jemand bereit ist, einen Fehler einzusehen und diesen auch einzugestehen, so bin ich bereit, das anzuerkennen“, so die Ministerpräsidentin. Argumente, um die in der öffentlichen Arena gerungen werde, müssten selbstverständlich dem Anspruch von Überprüfbarkeit und Wahrhaftigkeit standhalten. „Selbstverständlich sei es für das Gelingen einer demokratischen Debatte unerlässlich, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen, so die Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Aber auch umgekehrt gelte: „Wer einen Roman über die Gegenwart als ein politisches Enthüllungsbuch liest, schlägt die Einladung der Literatur aus, sich auf ein ‚So könnte es sein‘ oder ‚So könnte es gewesen sein‘ einzulassen. Und natürlich ist jedem Versuch zu widersprechen, der darauf zielt, die künstlerische Freiheit einzuschränken, weil die Romanwelt der eigenen Position entgegensteht. Ich würde mir wünschen, dass wir nach dem heutigen Abend wieder den Blick frei bekommen dafür, dass Robert Menasse uns wachrütteln will, in den gegenwärtigen Entwicklungen kein unabänderliches Schicksal zu sehen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Robert Menasse sei ein Meister der Sprache, einer, der mit einem ganz eigenen Ton die Gegenwart erzähle und reflektiere. Er schaue genau hin, benenne und spitze zu, pointiert und provoziert. An Hegel, Marx, Lukácz und Adorno dialektisch geschult, durchleuchte er in seinen rund dreißig Büchern mit Scharfsinn und Witz die Zustände und Abgründe menschlicher Verhältnisse und Seelen. Menasses Sprache sei poetisch verknappt, lakonisch, manchmal beißend ironisch – aber ohne dabei die Grenze zum Zynismus zu überschreiten. Denn Robert Menasse sei einer, dem die Welt nicht gleichgültig sei, der sich nicht verächtlich abwende, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Rede. Der Roman „Die Hauptstadt“ sei eine Liebeserklärung an Europa: ein elegant geschriebener, zum Teil scharf satirischer und pointiert reflektierender Roman.

Gut 750 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Kultur sowie 150 Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Unter ihnen konnte die Ministerpräsidentin auch die früheren Preisträger Dr. Yoko Tawada und Hans-Werner Kilz begrüßen.

„Luftikus“ bereut und verspricht Besserung

Deutscher Buchpreisträger 2017: Robert Menasse, bekennt: Beim Versuch Menschen besser zu machen, gescheitert zu sein."Es gelingt mir nicht einmal, mich selbst besser zu machen" © Foto: Diether v. Goddenthow
Deutscher Buchpreisträger 2017: Robert Menasse, bekennt: Beim Versuch Menschen besser zu machen, gescheitert zu sein.“Es gelingt mir nicht einmal, mich selbst besser zu machen“ © Foto: Heike  v. Goddenthow

In seiner Dankesrede befragt Robert Menasse Carl Zuckmayer in einem Traum: „Was soll ich armes Schwein in Mainz bloß sagen?“ Der Alte bleibt ihm eine direkte Antwort schuldig. Stattdessen hört Menasse Zuckmayer aus dessen Biografie „Als wär’s ein Stück von mir“, 2. Kapitel „Austreibung“, über den Beginn der Naziherrschaft am 12. März 1938 in Wien zitieren und findet sich schließlich in dessen Nazi-Dossiersammlung „Geheimreport“ wieder und träumte, „dass Zuckmayer auch über mich eine Akte anlegte“ mit folgendem Eintrag:
„Luftikus steht wegen unkorrekten Zitierens schwer in der Kritik. Aber mit welchen Methoden? Letzthin wurde er von einem Kritiker sogar als Psychopath bezeichnet, weil Luftikus dem Kritiker zufolge geschrieben haben soll, dass er am liebsten bei strömenden Regen schwimmen geht. Tatsächlich aber hatte Luftikus geschrieben: ‚Es regnet seit Tagen. Aber morgen wird es wieder sonnig und warm – ideal, um schwimmen zu gehen.‘ Wenn man nun den ersten und den dritten Satz zitiert, ganz korrekt, wörtlich, nachweisbar mit Gänsefüßchen, und wenn man den mittleren Satz weglässt, dann hat man durch korrektes Zitieren eine Fälschung produziert, dann heißt es: ‚Er regnet seit Tagen, ideal um schwimmen zu gehen‘.
Allerdings muss sich Luftikus auch selbst an der Nase nehmen: Er verdreht zwar den Sinn nicht, wenn er zitiert. Er verdreht niemandem das Wort im Munde, selbst, wenn er die Worte umdreht. Er beschädigt nicht den Ruf einer realen Persönlichkeit, die er zu seiner Erfindung macht. Aber wenn er zitiert, muss er doch wörtlich zitieren. Sinngemäß allein ist kein Zitat.
Es darf nicht sein, dass ihn noch einmal der Pegasus, dieses alte Ross, gar so leicht durchgeht. Er hat es mir versprochen, und deshalb will ich ihn  nun in die Kategorie ‚Guter Dichter, jetzt mit noch besserer Rezeptur‘ einreihen.“

Für den Preisträger gab es, wie  traditionell üblich, eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Weines. Die Verleihung fand, wie jedes Jahr,  am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.

Die Menasse-Fans stehen Schlange, und für jede und jeden nimmt sich der Autor kurz Zeit. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Menasse-Fans stehen Schlange, und für jede und jeden nimmt sich der Autor kurz Zeit. © Foto: Diether v. Goddenthow

(Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)

Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Dr. Yoko Tawada (2018)

Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:

Dr. Yoko Tawada (Preisträgerin 2018), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Reinhard Dietzen ( Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).

 

Carl-Zuckmayer-Preis 2019 kann vorbehaltlos an Robert Menasse verliehen werden

Nach Gesprächen zwischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dem Kommissionsvorsitzenden Kulturminister Professor Konrad Wolf, Kommissionsmitgliedern und Robert Menasse hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer entschieden, den Carl Zuckmayer Preis am 18. Januar 2019 an Robert Menasse zu überreichen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Nach Gesprächen zwischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dem Kommissionsvorsitzenden Kulturminister Professor Konrad Wolf, Kommissionsmitgliedern und Robert Menasse hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer entschieden, den Carl Zuckmayer Preis am 18. Januar 2019 an Robert Menasse zu überreichen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Während des Neujahrsempfangs gab Ministerpräsidentin Malu Dreyer bekannt, dass nach intensiven Gesprächen mit dem Kommissionsvorsitzenden Kulturminister Professor Konrad Wolf, den Kommissionsmitgliedern und Robert Menasse entschieden wurde, den Carl Zuckmayer Preis am 18. Januar 2019 an Robert Menasse zu überreichen.

Folgend die gemeinsame Erklärung im Wortlaut:

„Erklärung zur Verleihung des Carl-Zuckmayer-Preises 2019 an Robert Menasse

„Robert Menasse hat sich große Verdienste um die deutsche Sprache erworben, er hat in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes literarisches Gesamtwerk geschaffen, für das er zurecht große Anerkennung erhält. Sein engagiertes Streiten für die europäische Idee trifft europaweit auf große Resonanz und hat die politische Debatte um die Zukunft der Europäischen Union sehr bereichert. In Würdigung dieses beeindruckenden Wirkens werde ich Robert Menasse am 18. Januar 2019 die Carl-Zuckmayer-Medaille verleihen“, so Ministerpräsidentin Dreyer.

Die öffentliche Diskussion um den Umgang von Robert Menasse mit angeblichen Zitaten von Walter Hallstein hatte einen intensiven Austausch zwischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dem Kommissionsvorsitzenden, Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf und Robert Menasse zur Folge.

„Wir sind davon überzeugt, dass die vorbehaltlose Anerkennung von Fakten zum Wertefundament unserer liberalen Öffentlichkeit gehört. Die Bereitschaft, ja die Notwendigkeit, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen, ist für das Gelingen einer demokratischen Debatte unerlässlich“, so Dreyer und Menasse. In einem offenen politischen Austausch müsse der Konsens gelten, dass in höchstem Maße gewissenhaft und sorgfältig mit Zitaten und historischen Tatsachen umgegangen werde.

„Es war ein Fehler von mir, Walter Hallstein in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten Zitate zuzuschreiben, die er wörtlich so nicht gesagt hat. Es war unüberlegt, dass ich im Vertrauen auf Hörensagen die Antrittsrede von Hallstein in Auschwitz verortet habe. Diese hat dort nicht stattgefunden. Das hätte ich überprüfen müssen. Ich habe diese Fehler nicht absichtsvoll und nicht mit dem Ziel der Täuschung begangen. Ich hielt diese Geschichte für ein starkes symbolisches Bild des europäischen Einigungsprojekts, das doch zweifellos mit dem Schwur ‘Nie wieder Auschwitz‘ verbunden ist. In meinem Roman ist das stimmig, aber die Vermischung von literarischen Fiktionen mit Äußerungen in europapolitischen Diskussionen bedauere ich sehr und entschuldige mich bei allen, die sich getäuscht fühlen“, erklärt Robert Menasse.

Robert Menasse erhielt für sein Werk "Hauptstadt", um welches es in der derzeitigen Debatte geht, den Deutschen Buchpreis 2017. Hier bei der Verleihung im Frankfurter  Römer. © Foto: Diether v. Goddenthow
Robert Menasse erhielt für sein Werk „Hauptstadt“, um welches es in der derzeitigen Debatte geht, den Deutschen Buchpreis 2017. Hier bei der Verleihung im Frankfurter Römer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es gebe einen Unterschied zwischen der künstlerischen Freiheit, die ein Schriftsteller in seinem fiktionalen Schaffen genieße, und der Verantwortung, der er gerecht werden müsse, wenn er sich in den politischen Diskurs begebe. Während Ersterer mit der historischen wie gegenwärtigen Realität künstlerisch umgehen, sie deuten und modellieren dürfe, unterliege Letzterer der Verpflichtung, Fakten von Fiktion zu trennen.

„Das Spiel von Fakten und Fiktionen zuzuspitzen und zu polarisieren – das war lange Zeit im öffentlichen Diskurs eine Rolle des Dichters. Es war eine produktive Methode, Diskussionen auszulösen, vor der sich Pragmatiker und so genannte Realisten drücken. Dass aber heute, in Zeiten der allgemeinen Verunsicherung, in Zeiten von Hetze und absichtlichen Fälschungen, hier klar abgegrenzt werden muss, verstehe ich. Die künstlerische Freiheit im Roman und die Spielregeln im politischen Diskurs dürfen nicht vermischt werden. Darauf werde ich achten und darauf können Sie sich verlassen“, so Menasse.“

Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 geht an Robert Menasse

Robert Menasse während der Verleihung des Deutschen Buchpreises 2017 im Frankfurter Römer © Foto: Diether v. Goddenthow
Robert Menasse während der Verleihung des Deutschen Buchpreises 2017 im Frankfurter Römer © Foto: Diether v. Goddenthow

Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse wird für seine Verdienste um die deutsche Sprache mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet. „Robert Menasse vermittelt in kritisch-ironischer Weise einen Blick auf politische und weltgeschichtliche Zusammenhänge. Er schafft dadurch nicht nur unterhaltsame Literatur, sondern regt auch zum Nachdenken an“, erläuterte Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihre Entscheidung, die sie auf Empfehlung einer Fachkommission getroffen hat. Die Ministerpräsidentin wird die bundesweit beachtete Auszeichnung im Rahmen eines Festaktes am 18. Januar 2019 im Staatstheater Mainz verleihen.

Robert Menasse wurde 1954 als Kind einer jüdischen Familie in Wien geboren und fand für sein literarisches Schaffen bereits viel Beachtung. Seine literarischen Werke wie auch seine vielbeachteten Essays zeichnen sich durch ihre politische und philosophische Grundhaltung aus. Neben seinen erfolgreichen Romanen, die meist gesellschaftsrelevante Themen behandeln, widmet sich Robert Menasse zunehmend europa- und globalisierungspolitischen Themen. „Es ist erfrischend, dass solche Themen in der Literatur ihren Platz finden. Mit „Die Hauptstadt“ hat er einen großen EU-Roman geschaffen“, so die Ministerpräsidentin. Menasse trete für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ein und spreche an, was viele Menschen bewege. „Carl Zuckmayer, der das Gegenteil von Rechtsstaatlichkeit erleben musste, hätte daran sicherlich Gefallen gefunden“, ist sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer sicher.

Die Carl-Zuckmayer-Medaille wird vom Land Rheinland-Pfalz seit 1979 jährlich am 18. Januar, dem Todestag Carl Zuckmayers, an Personen vergeben, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben. Der Preisträger erhält eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein, dem Lieblingswein Carl Zuckmayers.

Die Hauptstadt
Einen besonders kritisch-ironischen Blick wirft Robert Menasse in seinem mit dem deutschen Buchpreis 2017 ausgezeichneten Buch „Die Hauptstadt“ auf die (partei-)politischen Zusammenhänge und hinter die Kulissen Brüsseler Europa-Bürokraten.

4.die.hauptstadtIn Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Straßen.
Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das für Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in einem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; »zu den Akten legen« wäre zu viel gesagt, denn die sind unauffindbar. Und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Think-Tank der Kommission vor den Denkbeauftragten aller Länder Worte sprechen, die seine letzten sein könnten.
In seinem neuen Roman spannt Robert Menasse einen weiten Bogen zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen.
Und was macht Brüssel? Es sucht einen Namen – für das Schwein, das durch die Straßen läuft. Und David de Vriend bekommt ein Begräbnis, das stillschweigend zum Begräbnis einer ganzen Epoche wird: der Epoche der Scham.
Suhrkamp Verlag
Gebunden, 168 Seiten
ISBN:978-3-518-42758-3
459 Seiten, 24,00 Euro

 

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015) und Sven Regener (2016), Yoko Tawada (2018).

Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 an die deutsch-japanische Wortakrobatin Yoko Tawada verliehen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigt die Sprachkünstlerin Yoko Tawada mit der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 an dessen Todestag  am 18. Januar  im Staatstheater Mainz © Foto: Heike v. Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigt die Sprachkünstlerin Yoko Tawada mit der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 an dessen Todestag am 18. Januar im Staatstheater Mainz © Foto: Heike v. Goddenthow

Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die deutsch-japanische Schriftstellerin Yoko Tawada mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet. „Die neue Preisträgerin ist eine wahre Sprachkünstlerin, deren Erzählungen, Gedichte, Romane und Theaterstücke ein besonderer Lesegenuss sind. Ihr wunderbares Spiel mit Schrift- und Sprachbildern zeugt von einer großen Leidenschaft und einem besonderen Talent“, sagte die Ministerpräsidentin bei der Verleihung im Mainzer Staatstheater.

„Die neue Preisträgerin ist eine wahre Sprachkünstlerin, deren Erzählungen, Gedichte, Romane und Theaterstücke ein besonderer Lesegenuss". Malu Dreyer. © Foto: Diether  v. Goddenthow
„Die neue Preisträgerin ist eine wahre Sprachkünstlerin, deren Erzählungen, Gedichte, Romane und Theaterstücke ein besonderer Lesegenuss“. Malu Dreyer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Yoko Tawada überschreite sprachliche Grenzen und mache deutlich, was Sprache für Fremdheit und Identität bedeutet. Auch ihre Abhandlungen über sprachtheoretische Fragen hätten eine höchst literarische Qualität. „Yoko Tawadas Werk lässt sich aber nicht auf ihre bi-kulturelle Erfahrung reduzieren. Sie bewegt sich vielmehr global in Sprachwelten und verbindet verschiedene kulturelle Einflüsse zu einem weltgewandten, poetischen Produkt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Yoko Tawada (links) mit der Jazzpianistin Aki Takase. © Foto: Diether  v. Goddenthow
Yoko Tawada (links) mit der Jazzpianistin Aki Takase. © Foto: Diether v. Goddenthow

Carl Zuckmayer und die Preisträgerin verbinden ihre klare Haltung zum tagespolitischen Geschehen und ihre Bereitschaft, sich für Ideale einzusetzen. In Japan engagierte sich Tawada seit Jahren gegen Atomkraft und jede Form von Krieg und gewaltsamer Auseinandersetzung.

„In ihren Texten schafft sie es, durch höfliche Zurückhaltung Kritik messerscharf zu platzieren. Auch Carl Zuckmayer war ein Aufmüpfiger seiner Zeit, der in seinen Dramen meisterlich persiflierte“, sagte die Ministerpräsidentin.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Sigrid Weigel, ehem. Direktorin des Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. © Foto: Diether  v. Goddenthow
Die Laudatio hielt Prof. Dr. Sigrid Weigel, ehem. Direktorin des Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die in Tokyo geborene Preisträgerin kam 1982 nach einem Studium der Russischen Literatur nach Deutschland. In Hamburg studierte sie Literaturwissenschaft und promovierte in Zürich bei Sigrid Weigel, die ihren weiteren Werdegang begleitet hat. Die Professorin hielt bei der Verleihung die Laudatio und gab dabei einen sehr fundierten, aber auch persönlichen Einblick in das Leben und Werk von Yoko Tawada. Die Autorin schreibt in Deutsch und Japanisch und wurde für ihr Werk bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2016 mit dem Kleist-Preis. Seit 2012 ist Yoko Tawada Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.

Rund 750 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, aber auch Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur diesjährigen Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Für den Preisträger bzw. die Preisträgerin gibt es traditionell eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Weines. Die Verleihung findet immer am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.

Zachary Chant tanzt eine "Eine ewige Baustelle", eine Metapher auf die Selbstsabotagen im Leben? © Foto: Heike v. Goddenthow
Zachary Chant tanzt eine „Eine ewige Baustelle“, eine Metapher auf die Selbstsabotagen im Leben? © Foto: Heike v. Goddenthow

Eröffnete wurde der Festakt tänzerisch von Zachary Chant mit der Anfangsszene aus der tanzmainz-Produktion „Fall Seven Times“ von Guy Nader und Maria Campos. Vorlage für die  Tanzakrobatik  mit dem Titel „Eine ewige Baustelle“ ist ein Auszug  aus  Yoko Tawadas Werk „Ein ungeladener Gast“ .

 

Andrea Quierbach liest aus Yoko Tawadas Werk "Das Fremde aus der Dose" © Foto: Diether  v. Goddenthow
Andrea Quierbach liest aus Yoko Tawadas Werk „Das Fremde aus der Dose“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Das folgende filmische Porträt  „Eine Begegnung mit Yoko Tawada“ von Kulturredakteur Alexander Wasner zeigte ein wenig über Leben, Arbeit, Intentionen und Werk der  Autorin.  Die Schauspielerin Andrea Quierbach vom Staatstheater Mainz las einen Auszug aus Yoko Tawadas Werk „Das Fremde aus der Dose“.

 

Jazzpianistin Aki Takase  und Yoko Tawada danken   mit einer faszinierenden Performance, die in  die wunderbare Welt der Wortakrobatik der deutsch-japanischen Schriftstellerin einführte. © Foto: Heike v. Goddenthow
Jazzpianistin Aki Takase und Yoko Tawada danken mit einer faszinierenden Performance, die in die wunderbare Welt der Wortakrobatik der deutsch-japanischen Schriftstellerin einführte. © Foto: Heike v. Goddenthow

Im Anschluss an Preisverleihung und Laudatio dankte Yoko Tawada und  Jazzpianistin Aki Takase   mit einer faszinierenden Performance, die in  die wunderbare Wortakrobatik der deutsch-japanischen Schriftstellerin einführte.

Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017).

Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:

Joachim Meyerhoff (Preisträger 2017), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).

Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 für deutsch-japanische Schriftstellerin Yoko Tawada aus

Die deutsch-japanische Schriftstellerin Yoko Tawada wird für ihre Verdienste um die deutsche Sprache die Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 erhalten. „Yoko Tawada macht seit vielen Jahren mit spielerischen und phantastischen Romanen, Erzählungen, Gedichten und Theaterstücken auf sich aufmerksam. Durch ihre Bi-Kulturalität hat sie eine ganz originäre Sprachweise entwickelt, mit der sie immer wieder Grenzen überschreitet und insbesondere ein jüngeres Publikum begeistert. Bei der aktuellen Studierendengeneration ist sie eine der meistgelesenen Autorinnen deutscher Sprache“, begründete Ministerpräsidentin Malu Dreyer ihre Entscheidung, die sie auf Empfehlung einer Fachkommission getroffen hat.

Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo geboren und lebt seit über 30 Jahren in Deutschland. Die Autorin schreibt auf Deutsch und Japanisch und wurde für ihr Werk bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2016 mit dem Kleist-Preis. Seit 2012 ist sie Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. „Die literarische Arbeit von Yoko Tawada beweist in besonderer Weise, dass sich die Wirklichkeit mit Hilfe der Kunst besser wahrnehmen lässt. Mit ihren wunderbaren Wortbildern geht sie den Schönheiten der deutschen Sprache auf den Grund“, so die Ministerpräsidentin. Mit der Auszeichnung einer Autorin, die aus einem anderen Kulturkreis stamme und in Deutschland heimisch geworden sei, wolle sie aber auch im Sinne Carl Zuckmayers ein Zeichen für Weltoffenheit setzen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird die bundesweit beachtete Auszeichnung bei einem Festakt am 18. Januar 2018 im Mainzer Staatstheater verleihen. Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ehrt das Land Rheinland-Pfalz seit 1979 Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Die Verleihung findet immer am 18. Januar, dem Todestag des großen rheinhessischen Dichters, statt. Der Preisträger bekommt die von dem Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit dem von Carl Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Wein.

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017).

Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:
Joachim Meyerhoff (Preisträger 2017), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).

Mut für diese „entsetzliche Lücke“ – Carl Zuckmayer Medaille 2017 an Joachim Meyerhoff verliehen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht Joachim Meyerhoff die Urkunde und  Carl Zuckmeyer-Medaille 2017 des Künstlers Otto Kallenbach. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht Joachim Meyerhoff die Urkunde und Carl Zuckmeyer-Medaille 2017 des Künstlers Otto Kallenbach. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Selbst Carl Zuckmayer wäre wohl entzückt gewesen über den bewegten Abend der Auszeichnung des Schauspielers und Autors Joachim Meyerhoff durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer am 18. Januar 2017 im Mainzer Staatstheater mit der Carl-Zuckmayer-Medaille, bestehend aus Bronze-Medaille, Urkunde und 30 Liter Wein aus Nackenheim, dem Geburtsort Zuckmayers.

Malu Dreyer würdigte den diesjährigen Preisträger als „einen der begabtesten Schauspieler unserer Zeit“, der ein wunderbarer Erzähler sei und mit seinen autobiographischen Romanen sein Publikum begeistere. Meyerhoff sei ein Fantasiebündel, ein Querdenker und habe einen Überschuss von Energie, was sehr intensiv, manchmal anstrengend, aber immer toll sei, so die Ministerpräsidentin, die aber auch einen Schlenker in Meyerhoffs Vergangenheit machte, als sie auf eines von Meyerhoffs Hauptschreibmotive, nämlich seinen Verlust von geliebten Menschen, abhob: „Dass das Leben von einen Tag auf den anderen anders aussehen kann, erfährt Joachim Meyerhoff als 17jähriger. Er hält sich bei seiner Gastfamilie in Wyoming auf, als ihn die Nachricht erreicht, dass sein mittlerer Bruder bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist. Später stirbt der geliebte Vater an Krebs, und in kurzer Folge sterben dann auch seine innig geliebten Großeltern, der Philosophie-Professor Herrmann Krings und seine Frau Inge“. Sie war Schauspielerin. Diese und weitere Verlusterlebnisse waren mit ein Antrieb für Joachim Meyerhoff, seine Stücke „Alle Toten fliegen hoch“ in einer inzwischen bald vierbändigen Reihe niederzuschreiben. Alle bisher im Kiepenheuer und Witsch Verlag erschienenen Werke „Alle Toten fliegen hoch“, 2011, „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, Teil 2, 2013 und „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, Teil 3 2015, sind Bestseller.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Wie Zuckmayer habe auch Meyerhoff eine Art des Erzählens gefunden, die uns mit viel Witz und Ironie zum Lachen und zum Nachdenken zugleich bringe und die von Menschenliebe getragen sei, ohne sentimental zu werden, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung für den Preisträger, die sie aufgrund von Vorschlägen einer hochkarätigen Fachkommission getroffen hat. Mit der Carl Zuckmayer Medaille werden Verdienste um die deutsche Sprache geehrt. Sie ist die höchste kulturelle Auszeichnung der Ministerpräsidentin und wird in Erinnerung an den großen rheinhessischen Schriftsteller und Dramatiker Carl Zuckmayer verliehen.
Beim Lesen habe man manchmal das Gefühl, „jetzt müsstest du eigentlich wegschauen, um der Scham zu entkommen, um den anderen nicht zu nahe zu treten, das hätte schiefgehen können“, so die Ministerpräsidentin. Doch Joachim Meyerhoff sei es gelungen, und darin zeige sich seine literarische Meisterschaft, „die Figuren vor der Lächerlichkeit zu bewahren, weil am Ende die Menschen, die er beschreibt, nicht nur von ihrer Eigenart, sondern auch von ihrer Liebenswürdigkeit ganz deutlich werden“, so die Ministerpräsidentin. Joachim Meyerhoff gehe es in seinen Darbietungen und Werken um die Wertschätzung jedes und jeder Einzelnen in ihrer Individualität. „Keine Schubladen nach Herkunft, nach Rolle, nach Geschlecht, nach Status, die jemandem einen Platz in der gesellschaftlichen Ordnung zuweisen. Das beeindruckt mich zutiefst“, sagte die Ministerpräsidentin. „Meyerhoffs Spiel und seine Romane sind für mich das Plädoyer, die Freiheitsräume für Verwandlungen zu bewahren. Damit jeder und jede eine Chance hat, sich zu entfalten.“ Seine mit so viel Herz und Witz erzählten Geschichten machten Lust auf mehr, „eigentlich machen sie geradezu süchtig. Wir erwarten also sehnsüchtig auf die Fortsetzung auf der Bühne und im Buch“, schloss die Ministerpräsidentin.

Szene aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“

Mitglieder des Schauspielensembles Staatstheater Mainz spielten eine kroteske Szene aus "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke".  Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Mitglieder des Schauspielensembles Staatstheater Mainz spielten eine kroteske Szene aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“.
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ spielten Mitglieder des Schauspielensembles des Staatstheater Mainz brillant kroteske Szenen eines ersten Tages in der Münchener Falckenberg-Schauspielschule mit der Aufgabe, eine beliebige Textstelle aus Fontanes „Effi Briest“ in Rollen von Eule, Affe, Elefant und Nilpferd zum Besten zu geben. Der Saal brüllte vor Lachen.

„Betrachtungen eines Freundes“ von Dr. Johannes Janssen

Dr. Johannes Janssens, Kunsthistoriker und Leiter des Bad Homburger Museums Sinclair-Haus. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Dr. Johannes Janssens, Kunsthistoriker und Leiter des Bad Homburger Museums Sinclair-Haus. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Gleichsam emotional berührt war das Publikum nachfolgend von Dr. Johannes Janssens Laudatio auf seinen engen Freund seit Kindertagen Joki, die, wie schon der Titel „Die Betrachtungen eines Freundes“ signalisierte, als sehr persönliche Retrospektive über eine übliche Lobrede weit hinausreichte. Den Verlust von geliebten Menschen ist eine Erfahrung, die Meyerhoff schon sehr früh und immer wieder machen musste. Durch diese Zeit begleitet hatte ihn Janssen, mittlerweile Kunsthistoriker und Leiter des Bad Homburger Museums Sinclair-Haus. Dieser hatte schon früh erkannt, welche Talente in dem großgewachsenen und immer irgendwie unruhigen Joachim Meyerhoff schlummern. Janssen ist sicher, dass die Lebenslücken einen großen Anteil an seiner künstlerichen Entwicklung haben, sagt er in seiner Laudatio: „Damals hat mich schon beeindruckt, dass diese Lücke nicht nur entsetzlich war und ein Ohnmachtszustand, sondern, dass du sehr früh begriffen hast, dass du konstruktiv, kreativ und vital auf diese Lücke reagieren kannst“, und dass diese Lücke auch neue Freiräume eröffnet hätte, fügte er hinzu. Er habe begriffen, „dass alles was du tust, damit zu tun hat, dass Du dich weigerst, dass Erinnerung klein wird, dass Du dich weigerst, dass das im Leben irgendwo verschwindet, dass die ganze Arbeit darauf hingerichtet ist, dass die Sachen groß bleiben, dass man sie behauptet, dass man souverän mit ihnen umgeht“, sagte Janssen, der vor allem über Meyerhoffs großes Talent, insbesondere zu konzentriertem Arbeiten und temporärem Expertentum, und über seinen unbändigen Drang nach Freiheit, um sich immer wieder neue Räume zu erobern, bewundernd erstaunt war. Da Meyerhoff eine erste kleine Rolle in Kassel als „Razman“ in Schillers Räuber zu „limitiert“ erschien, habe er diese durch eine lebende Ratte auf der Schulter dramaturgisch zum „Ratsman“ aufwertend zu erweitern versucht. Das sei  beim Regisseur gar nicht gut angekommen. Schließlich habe sich der in der gemeinsamen WG in einer Duschwanne untergebrachte Nager nach und nach durch zwei als Behausung gedachte Hemingway-Schuber gefressen.
Janssen gelangt es immer wieder mit tiefgründigem Witz seine „Liebeserklärung“ an seinen Freund zu pointieren, dessen Wahrhaftigkeit er abschließend ganz besonders hervorhob.

„Der Fish, der vile Freinde hatte“ statt einer Dankesrede

Preisträger Joachim Meyerhoff. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Preisträger Joachim Meyerhoff. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der so humoristisch, bisweilen seelisch  entblößte,  geehrte Joachim Meyerhoff rächte sich daraufhin für die Freundes-Worte und für die Preisverleihung als Dank mit der Lesung seines literarischen Erstlings: „Der Fish, der vile Freinde hatte“.
Projiziert auf Bühnen-Großleinwand, konnten die über 800 geladenen Gäste im aufgeschlagenen linierten Schulheft des achtjährigen Joachim Meyerhoff visuell der mit voller selbstironischer Hingabe vorgetragenen frühdichterischen Lesung folgen. Auf 10 Seiten hatte Meyerhoff einst in krakeligem Deutsch nach Gehör seine Geschichte von Tom verfasst, einem Jungen seines Alters, der sich einen „Goldvish“ wünschte, und als stolzer Besitzer eines Akwariums unfreiwillig zum „Goldfish“-Züchter avancierte. Das Publikum bog sich vor Lachen.
Hätte man seinen Lehrern damals erzählt, so Meyerhoff, dass er eines Tages für die Verdienste um die deutsche Sprache ausgezeichnet würde, hätte dies wohl niemand glauben wollen. Wo die Lust hergekommen sei, überhaupt irgendwann etwas zu schreiben, könne tatsächlich auch mit diesen Verlusten zu tun haben, wenn man Menschen verliere, die man so liebt – und irgendwann Antworten suche und brauche, vermutet der Preisträger.

Der Intendant des Mainzer Staatstheaters  Markus Müller rollte den flüssigen Teil des Carl Zuckmayer Preises,  ein  30 Liter-Fässchen  Nackenheimer Wein, höchstpersönlich mit einem Bollerwagen zur und von der Bühne. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Der Intendant des Mainzer Staatstheaters Markus Müller rollte den flüssigen Teil des Carl Zuckmayer Preises, ein 30 Liter-Fässchen Nackenheimer Wein, höchstpersönlich mit einem Bollerwagen zur und von der Bühne. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

(Diether v. Goddenthow – Rhein-Main.Erokunst)

Übrigens: Das filmische Porträt des Preisträgers von Kulturredakteur Alexander Wasner und weitere Begegnungen rund um die Carl-Zuckmeyer-Medaille sind am Samstag, 21. Januar 2017, 18.45 h, in der SWR-Sendung „landart“ zu sehen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeichnet Joachim Meyerhoff aus

Der Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff wird die Carl-Zuckmayer-Medaille 2017 erhalten. „Der außerordentlich vielseitige Joachim Meyerhoff gehört zu den wichtigsten und begabtesten Bühnenschauspielern seiner Generation. In den letzten Jahren ist er außerdem zu einem der bemerkenswertesten autobiografischen Erzähler im deutschsprachigen Raum aufgestiegen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die ihm die bundesweit beachtete Auszeichnung bei einem Festakt am 18. Januar 2017 im Mainzer Staatstheater verleihen wird.
Als Star des deutschsprachigen Theaters habe Joachim Meyerhoff mit allen wichtigen Regisseuren und an allen großen Häusern gearbeitet; seit mehr als zehn Jahren sei er festes Ensemble-Mitglied am Burgtheater Wien. Genauso intensiv wie seine Bühnenpräsenz sei seine Erzählkunst, mit der er sein Leben zu Bestsellerromanen verarbeitet habe. „Sein Romandebüt ‚Alle Toten fliegen hoch‘ wurde 2011 sogleich ein Hit bei Kritikern und Lesepublikum. Auch die zwei weiteren autobiografischen Romane wurden Beststeller“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Joachim Meyerhoff jongliere mit Worten und verstehe es, diese sehr geschickt zu inszenieren. Dabei wechsle er mühelos zwischen Unterhaltung und Anspruch, ohne jemals flach zu werden. „Diese besondere Gabe erinnert sehr stark an Carl Zuckmayer“, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung, die sie aufgrund von Vorschlägen einer Fachkommission getroffen hat.
Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ehrt das Land Rheinland-Pfalz seit 1979 Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.
Die Verleihung findet immer am 18. Januar, dem Todestag des großen rheinhessischen Dichters, statt. Der Preisträger bekommt die von dem Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit dem von Carl Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Wein.

Der Fachkommission unter Leitung von Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro gehören an: Sven Regener (Preisträger 2016), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Denis Scheck (Literaturkritiker), Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt), Martina Zöllner (Journalistin und Autorin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz) und Eberhard Duchstein (Buchhändler).

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015) und Sven Regener (2016)
Der Kommission unter Leitung von Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Salvatore Barbaro gehörten an:
Sven Regener (Preisträger 2016), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt), Martina Zöllner (Journalistin und Autorin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz) und Eberhard Duchstein (Buchhändler).

Sven Regener mit Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet

vl. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin, Seven Regener, Preisträger, Markus MÜller, Intendant Mainzer Theater. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
vl. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin, Seven Regener, Preisträger, Markus MÜller, Intendant Mainzer Theater. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeichnet Sven Regener mit Carl-Zuckmayer-Medaille aus

Der Schriftsteller, Musiker und Sänger Sven Regener erhält die Carl-Zuckmayer-Medaille 2016. „Sven Regener ist ein Allroundtalent, das mit seinen deutschsprachigen Songtexten und Romanen unglaublich viele Menschen erreicht. Seine Kunst ist erfrischend kompromisslos und deutlich“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie wird ihm die bundesweit beachtete Auszeichnung bei einem Festakt am 18. Januar 2016, dem Todestag des großen rheinhessischen Dichters, im Mainzer Staatstheater verleihen.

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Sven Regener hat es geschafft, dass die von ihm getexteten Lieder seiner Band Element of Crime in WG-Wohnküchen ebenso gehört werden wie in Häusern mit Designer-Ausstattung. Auch seine Bücher erreichen ein Millionenpublikum aus allen Gesellschaftsschichten, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung, die sie aufgrund von Vorschlägen einer Kommission getroffen hat.

Während die Rock- und Pop-Songs von Element of Crime mit ihrer Melange aus melancholischen Melodien und einfallsreichen Texten die Zuhörerinnen und Zuhörer verzauberten, sei es in den Romanen der schnoddrig-norddeutsche Ton, der einen nicht mehr loslasse. „Sven Regeners Texte ziehen in den Bann. Wenn man angefangen hat, ihn zu lesen oder zu hören, will man immer mehr davon haben“, so die Ministerpräsidentin. So wie auch Carl Zuckmayer habe Sven Regener keinen intellektuellen Dünkel, der Mainstream war ihm stets egal. „Auch wenn Sven Regener sehr erfolgreich ist, hat er sich nicht verbiegen lassen. Seinem Stil ist er immer treu geblieben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Sven Regener wurde 1961 in Bremen geboren. Gemeinsam mit anderen gründete er 1985 die Band Element of Crime, die seither in nahezu unveränderter Besetzung knapp 20 CDs eingespielt und Kultstatus erlangt hat. 2001 gelang ihm mit seinem Debütroman Herr Lehmann über einen sympathischen Loser im Kreuzberg der Vorwende-Zeit ein Sensationserfolg. Mit seinen nachfolgenden Veröffentlichungen Neue Vahr Süd, Der kleine Bruder, Meine Jahre mit Hamburg-Heiner und Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt konnte Regener an diesen Erfolg anknüpfen. Seine Bücher verkauften sich bislang mehr als drei Millionen Mal; Regener gehört damit zu den auflagenstärksten deutschsprachigen Autoren unserer Zeit.

Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ehrt das Land Rheinland-Pfalz seit 1979 Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Der Preisträger bekommt die von dem Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit dem von Carl Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Wein.

Der Jury unter Leitung von Kulturministerin Vera Reiß gehörten an:

Bruno Ganz (Preisträger 2015), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt), Martina Zöllner (Journalistin und Autorin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Eberhard Duchstein (Buchhändler), und Ernst Schwall (Staatskanzlei).

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015).