Kategorie-Archiv: Caligari Filmbühne

ZDF-Produktion „Das Gesetz sind wir“ gewinnt den Deutschen FernsehKrimi-Preis, Sonderpreis für Regie an Petra K. Wagner, Darstellerpreise an Anneke Kim Sarnau und Heiner Stadelmann

Jury in Wiesbaden ehrt die Produktionen „Das Gesetz sind wir“ (ZDF), „Tatort – Die Guten und die Bösen“ (HR) und „Polizeiruf 110 – Der Tag wird kommen“ (NDR).

„Mit zahlreichen Premieren, Begegnungen mit bekannten Filmschaffenden sowie einem neuen Serienwettbewerb hat das Wiesbadener Festival in seinem 16. Jahr weiter an Format und Publikumszuspruch gewonnen“ freut sich Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz, der inmitten der Krimifans die kurzweilige Preisverleihung in der ausverkauften Caligari FilmBühne verfolgte.

Der Gewinner des Deutschen FernsehKrimi-Preises 2020 ist die ZDF-Produktion „Das Gesetz sind wir“. Die Krimikomödie um zwei Streifenpolizist*innen im Dickicht der Gesellschaft auf der Suche nach Gerechtigkeit überrasche stets aufs Neue, „mal mit feinem, mal mit nicht so leisem Humor – wie Witt und Burck es schaffen, den Kopf immer wieder aus der Schlinge zu ziehen, nur um sie anderen um den Hals zu legen. So haben wir Polizei noch nicht oft im deutschen Film gesehen“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Die Regie führte Markus Imboden, das Buch verfasste Holger Karsten Schmidt; Julia Koschitz und Aljoscha Stadelmann sind in den Hauptrollen als Polizist*innen Maja Witt und Klaus Burck zu sehen, produziert wurde der Krimi-Fernsehfilm von Kordes & Kordes Film (André Zoch). Das Filmteam erhält 1.000 Liter Wein des Wiesbadener Weinguts Udo Ott als Preis.

Mit einem Sonderpreis für Regie zeichnet die Jury Petra K. Wagner für ihre Inszenierung des „Tatort – Die Guten und die Bösen“ (HR) aus. Außergewöhnlich sei hier, „dass ausnahmslos alle Figuren, unabhängig von Rollengröße, Text – oder Szenenanzahl, so zur Geltung kommen, dass sie im besten Sinne für uns Zuschauer `erleb-bar´ sind“. Die hintergründige Studie über Verbrechen, Schuld und Sühne spielt fast ausnahmslos auf der Baustelle des Dienstgebäudes der Ermittler*innen Anna Janneke und Paul Brix, gespielt von Margarita Broich und Wolfram Koch. Hannelore Elsner hat in diesem Tatort einen ihrer letzten Fernsehauftritte als ehemalige Kommissarin.

Den Preis für die beste Darstellerin erhält Anneke Kim Sarnau für ihre herausragende schauspielerische Leistung als Kriminalhauptkommissarin Katrin König in „Polizeiruf 110 – Der Tag wird kommen“ (NDR). Beeindruckt hat die Jury, „wie eine Schauspielerin mit großer Emotion und Mut zum Risiko die Integrität und Persönlichkeit ihrer Figur angesichts extremer Anforderungen durch Drehbuch und Regie aufrecht erhält“. Nie werde die Figur Opfer, „auch wenn sie den Kampf mit ihren inneren und äußeren Dämonen im Wechselspiel von körperlicher Vergiftung und Entzug fast zu verlieren droht“.

Mit dem Preis für den besten Darsteller wird Heiner Stadelmann für seine Nebenrolle als demenzkranker Vater in „Das Gesetz sind wir“ geehrt. Er schaffe es in wenigen Auftritten, „die Aufmerksamkeit auf seine Rolle zu ziehen und der Figur eine ganz besondere Würde zu verleihen. Wir lassen uns ein auf diese Verletzlichkeit der Figur des Horst Burck und auf seine anhaltende Suche nach sich selbst“, so die Jury, zu der neben dem diesjährigen Krimistipendiaten der Landeshauptstadt Wiesbaden Max Annas, der Schauspieler Felix Klare und die Schauspielerin Belinde Ruth Stieve gehörten

Mit dem Publikumspreis für „Tage des letzten Schnees“ ehrt die Leser*innenjury des Wiesbadener Kuriers eine weitere ZDF-Produktion. Neben der starken schauspielerischen Präsenz zeige dieser Film in „herausragender Weise wie menschliches Handeln in einem, oder wie in diesem Fall, sogar zwei miteinander verknüpften Kriminalfällen enden kann“.

Erstmals wird außerdem der Preis für die beste Krimi-Serie an „Der Pass“ (SKY) vergeben. Die intelligent strukturierte Erzählweise und die erfrischend eigensinnigen Charaktere sowie die düstere Atmosphäre der bayrisch/österreichischen Wälder und die spannende Kameraarbeit machen „Der Pass“ für die Jury zur besten Krimiserie des Jahres. Über den Serien- Preis entschied eine Jury aus Studierenden der Hochschule RheinMain, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Hochschule Darmstadt und der Hochschule Mainz.

Der Preis für „Deutschlands spannendsten FernsehKrimi-Drehbuchnachwuchs“ geht an Simon Thummet für sein Exposé zu „Wes Brot ich ess“. „Die große Lebendigkeit der Figuren, der Witz und die Wucht der Dialoge sowie die Fülle der Ideen“ überzeugte die Jury, der BR-Redakteurin Cornelia Ackers, Sandra Duschl (HessenFilm und Medien) und Produzent Ronald Mühlfellner (Bavaria Fiction) angehörten. Dieser Preis beinhaltet die Unterstützung bei der Entwicklung des Exposé zum Treatment durch TOP:Talente e. V., einem Verband von Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren. Außerdem kann der Gewinner das Treatment im Herbst bei einem Pitch-Workshop in Baden-Baden präsentieren.

Barbara Auer und Matthias Brandt erhalten Ehrenpreis zur Eröffnung des 16. Deutschen FernsehKrimi-Festivals in Wiesbaden vom 1. bis 8.März 2020

DFKF20_Logo16. Deutsches FernsehKrimi-Festival mit Ehrenpreis an Barbara Auer und Matthias Brandt, prominenten Gästen und neuem Krimi-Serienwettbewerb

Während  der Wiesbadener Krimi-Stipendiat und Autor Max Annes den Wiesbadener KrimiMärz bereits am 27.02.2020  eröffnet, startet  komplementär dazu das 16. Deutsche Fernsehkrimifestival am 1. März 2020  in der Filmbühne Caligari: Um 17 Uhr Foyer mit einer Vernissage der Foto-Ausstellung „Die Macht der Hände“ von Heidi Schade. Hier geht es unter anderem  um Täterhände, Fingerabdrücke usw. Ab 18 Uhr wird im Kino zum zweiten Mal der  Ehrenpreis des Deutschen Fernsehkrimifestivals verliehen. Er geht in diesem Jahr an  Barbara Auer und Matthias Brandt für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen in den „Polizeiruf 110“-Folgen „Kreise“, „Wölfe“ und „Tatorte“.

Auer  und Brandt spielen in den von Christian Petzold inszenierten Folgen ein Ermittlerduo und fragiles Liebespaar, das in einer düsteren Welt „trotz allem der menschlichen Sehnsucht eine Stimme verleiht“. Die drei gemeinsamen TV-Auftritte seien unvergesslich und „Kriminalfilme in Vollendung“, so die Jury in ihrer Begründung. „Es freut mich ganz besonders, ein so herausragendes Schauspiel-Duo in Wiesbaden zu ehren und den noch jungen Ehrenpreis so hochrangig etabliert zu haben. Die konstant hohe Anzahl von Einreichungen für den Wettbewerb zeigt auch: der Deutsche FernsehKrimi-Preis ist und bleibt eine begehrte Auszeichnung in der Branche“, so Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Neu in diesem Jahr ist der Krimi-Serienwettbewerb „Folgenschwer“ am 2. März, weswegen das Deutsche FernsehKrimifestival flux um einen Tag verlängert  wurde.

Traditionell beginnt  der Film-Wettbewerb  mit einer Premiere, in diesem Jahr am 3. März  von „Tatort – Die Guten und die Bösen“ (HR), u.a. in Anwesenheit der Schauspieler Isaak Dentler, Wolfram Koch, Peter Lohmeyer, Dennenesch Zoudé, Drehbuchautor David Ungureit und der Regisseurin Petra K. Wagner.

Der Überblick im Einzelnen

 Krimi-Serienwettbewerb 

Erstmals sucht das Festival 2020 im Krimi-Serienwettbewerb „Folgenschwer“ nach der besten Krimi-Serie des Jahres. Nominiert sind „23 Morde“ (SAT.1/JOYN), „Der Pass“ (SKY), die finale Staffel „4 Blocks“ (TNT SERIE), „Die verlorene Tochter“ (ZDF) sowie Staffel drei von „Babylon Berlin“ (X FILME/ARD DEGETO/SKY/WDR/BETA FILM). Am 2. März ab 16.30 Uhr laufen ausgewählte Folgen in der Caligari FilmBühne, zum Gespräch werden u.a. Regisseur Özgür Yıldırım und Drehbuchautor Christian Jeltsch erwartet. Eine Jury von Studierenden aus Hochschulen und Universitäten der Rhein-Main-Region votet für die beste Produktion.

Tatort-Premiere am 3. März zum Wettbewerbsauftakt

Am 3. März um 20 Uhr startet der Wettbewerb mit der Premiere von „Tatort – Die Guten und die Bösen“ (HR), zu der die Schauspieler Isaak Dentler, Wolfram Koch, Peter Lohmeyer, Dennenesch Zoudé sowie die Regisseurin Petra K. Wagner, der Drehbuchautor David Ungureit und die Redakteurin Liane Jessen erwartet werden. In der HR-Produktion ist die 2019 verstorbene Hannelore Elsner in einem ihrer letzten Fernsehauftritte zu sehen. Unter der Regie von Petra K. Wagner stoßen Margarita Broich und Wolfram Koch als Frankfurter Ermittlerteam Anna Janneke und Paul Brix im Rahmen ihrer Ermittlungen auf immer neue Fragen, die ihre eigene Arbeit betreffen und ihr Selbstverständnis als Polizisten erschüttern: Ein Mann wurde offenbar ermordet und dann gefoltert. Polizeihauptmeister Ansgar Matzerath legt noch vor Ort ein Geständnis ab. Er habe die Tat begangen, weil der Mann vor sieben Jahren seine Frau entführt und vergewaltigt habe. Sagt Matzerath die Wahrheit, ist er wirklich der Täter? Und was weiß die längst pensionierte Kommissarin (Hannelore Elsner in einem ihrer letzten Fernsehauftritte), die den Fall damals bearbeitet und nie aufgelöst hat? Nach der Vorführung begrüßt Moderator Knut Elstermann im Filmgespräch die Schauspieler*innen Wolfram Koch, Peter Lohmeyer, Isaak Dentler, Dennenesch Zoudé, die Regisseurin Petra K. Wagner, den Drehbuchautor David Ungureit und die Produzentin Liane Jessen vor Ort in Wiesbaden.

Aus 68 Einsendungen gelangten insgesamt zehn TV-Produktionen in den Wettbewerb ; darunter mit „Das Gesetz sind wir“ (ZDF), „Tatort – Lass den Mond am Himmel stehn“ (BR) und der NDR-Produktion „Polizeiruf 110 – Der Tag wird kommen“ drei weitere Premieren.

Zum 50. Geburtstag des Tatorts sind auch vier Produktionen des traditionsreichen Formats beim Festival dabei. Im 30. Jahr der deutschen Einheit sind Fernsehkrimis von Sendern aus nahezu allen Regionen Deutschlands im Wettbewerb vertreten. Neben Produktionen von ZDF, ARTE, SAT.1., NDR, BR, MDR und HR auch vom ORF. Die Werke zeigen – häufig anhand von Einzelschicksalen – eine große Bandbreite lokaler wie emotionaler Beziehungsgeflechte in der deutschen Gesellschaft.
„Die zehn ausgewählten Filme sind starke, emotionale Werke, die ein aufregendes Kaleidoskop des Landes aufzeigen, und in denen Lokalkolorit immer wieder durchdringt. Sie lassen die Zuschauer*innen auf das Schicksal der Menschen blicken, egal ob im beruflichen, familiären oder gesellschaftlichen Umfeld.
Ich freue mich darauf, gute Krimis auf großer Leinwand zu sehen, anregenden Gesprächen mit den Filmgästen des Festivals zu lauschen, und lade alle Krimifans ebenfalls sehr herzlich dazu ein“, so Axel Imholz.
Die Wettbewerbsfilme des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2020:

Dienstag, 3. März 2020, 20.00 Uhr – Eröffnung/Premiere
Tatort – Die Guten und die Bösen
HR
Regie: Petra K. Wagner, Buch: David Ungureit
mit Margarita Broich, Wolfram Koch, Peter Lohmeyer, Dennenesch Zoudé, Isaak Dentler,
Hannelore Elsner, u.a.

Mittwoch, 4. März 2020, 9.30 Uhr – Schulvorstellung/Premiere
Das Gesetz sind wir
ZDF
Regie: Markus Imboden, Buch: Holger Karsten Schmidt mit Julia Koschitz, Aljoscha Stadelmann, Bernadette Heerwagen, Heiner Stadelmann, Michael Wittenborn, Marc Hosemann, u.a.

Mittwoch, 4. März 2020, 12.00 Uhr
Tatort – Das Nest
MDR
Regie: Alex Eslam, Buch: Erol Yesilkaya
mit Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Martin Brambach, Allessandro Schuster, Peter Trabner, Uwe Preuss u.a.

Mittwoch, 4. März 2020, 16.30 Uhr
Tage des letzten Schnees
ZDF
Regie: Lars-Gunnar Lotz, Buch: Nils-Morten Osburg nach dem Roman von Jan Costin Wagner
mit Henry Hübchen, Bjarne Mädel, Barnaby Metschurat, Victoria Mayer, Mercedes Müller, Victoria Trauttmansdorff, u.a.

Mittwoch, 4. März 2020, 19.00 Uhr – Premiere
Tatort – Lass den Mond am Himmel stehn
BR
Regie: Christopher Schier, Buch: Stefan Hafner, Thomas Weingartner
mit Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Ferdinand Hofer, Laura Tonke, Lenn Kudrjawizki, Victoria Mayer, u.a.

Mittwoch, 4. März 2020, 21.15 Uhr
Todesfrist – Nemez und Sneijder ermitteln
SAT.1
Regie: Christopher Schier, Buch: Verena Kurth nach dem Roman von Andreas Gruber
mit Josefine Preuß, Raymond Thiry, Mavie Hörbiger, Nils Hohenhövel, Stefan Pohl, Heinz Arthur Boltuch, u.a.

Donnerstag, 5. März 2020, 9.30 – Schulvorstellung
Der gute Bulle – Friss oder stirb
ZDF/ARTE
Regie & Buch: Lars Becker
mit Armin Rohde, Edin Hasanović, Nele Kiper, Almila Bagriacik, Murathan Muslu, Michael Maertens, u.a.

Donnerstag, 5. März 2020, 12.00 Uhr
Das dunkle Paradies
ORF/ZDF
Regie: Catalina Molina, Buch: Sarah Wassermair, Catalina Molina
mit Stefanie Reinsperger, Manuel Rubey, Andrea Wenzl, Wolfgang Rauh, Clara Mühlthaler, Ulrike Beimpold u.a.

Donnerstag, 5. März 2020, 16.30 Uhr
Tatort – Tschill Out
NDR
Regie: Eoin Moore, Buch: Eoin Moore, Anika Wangard
mit Til Schweiger, Fahri Yardim, Tim Wilde, Zoe Moore, Udo Thies, Laura Tonke, u.a.

Donnerstag, 5. März 2020, 19.00 Uhr – Premiere
Polizeiruf 110 – Der Tag wird kommen
NDR
Regie: Eoin Moore, Buch: Florian Oeller
mit Anneke Kim Sarnau, Charly Hübner, Uwe Preuss, Andreas Guenther, Josef Heynert, Peter Trabner, u.a

Vorjury
In der Vorjury des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2020 wählten Burkhard Althoff (stellvertretender Leiter des Kleinen Fernsehspiel beim ZDF), Tina Ermuth (Redaktion Fernsehfilm ProSiebenSat.1), Anne Even (ehem. Arte/ZDF-Fernsehfilmredakteurin), Kathrin Flessing (Redaktion Fernsehfilm ProSiebenSat.1), Jürgen Heimbach (Krimiautor, Redakteur „Kulturzeit“/3sat), Liane Jessen (ehemalige Fernsehfilmchefin HR), Diana Kraus (Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie ZDF) sowie die Leiterin des Festivals Cathrin Ehrlich die Filme des Wettbewerbs aus. Der Auswahl der zehn Wettbewerbsfilme sind 68 Einreichungen vorausgegangen, davon 22 Premieren und 12 Filme von Regisseurinnen. „Ein starker Jahrgang, über den die Vorjury sehr ausführlich diskutieren musste“, erinnert sich Festivalleiterin Cathrin Ehrlich. „Am Ende wurde sich auf zehn Produktionen geeinigt, die mit hochspannenden Geschichten unterhalten und deren Bildsprachen Kinoformat besitzen.“
Jury
Die Wettbewerbs-Jury für den Deutschen FernsehKrimi-Preis setzt sich 2020 zusammen aus dem Krimiautor und diesjährigen Krimistipendiaten der Stadt Wiesbaden, Max Annas, dem Drehbuchautor Sascha Arango und den Schauspieler*innen Felix Klare, Chiara Schoras und Belinde Ruth Stieve zusammen.

Zahlreiche prominente Gäste
Zahlreiche Filmschaffende haben sich zum Festival angemeldet, darunter u.a. der Schauspieler Armin Rhode, die Regisseure Lars Becker und Eoin Moore sowie die Drehbuchautoren Erol Yesilkaya und Nils-Morten Osburg.

Die Preisverleihung des Deutschen FernsehKrimi-Preises findet am Freitag, 6. März um 20 Uhr in der Caligari FilmBühne statt.

Doku-Crime-Abend
Neben dem Wettbewerb widmet sich der Doku-Crime-Abend am Donnerstag, 5. März aktuellen rechtsradikalen Entwicklungen in Deutschland, u.a. mit der Doku „Der Mordfall Lübcke und rechter Terror in Deutschland“ (NDR/WDR/MDR).

„Deutschlands spannendster Fernsehkrimi-Drehbuchnachwuchs“
Mit dem Drehbuchwettbewerb „Deutschlands spannendster Fernsehkrimi-Drehbuchnachwuchs“ sucht das Festival gemeinsam mit HessenFilm und Medien nach abendfüllenden Drehbuchstoffen von Nachwuchsautor*innen. Nominiert sind vier der eingereichten Stoffe, die am Abend des 5. März in einer Lesung live in der Caligari FilmBühne vorgetragen werden. BR-Redakteurin und Hochschuldozentin Cornelia Ackers, Sandra Duschl von der HessenFilm und Medien und Produzent Ronald Mühlfellner bilden die Drehbuchwettbewerbs-Jury. Zu gewinnen ist eine Zusammenarbeit mit TOP: Talente e. V., die bei der Entwicklung des Stoffes vom Exposé bis zum Treatment begleitet und die kostenlose Teilnahme an einem Pitch-Workshop im Herbst in Baden-Baden ermöglicht.

„Lange FernsehKrimi-Nacht“
Den Abschluss des Festivals bildet am Samstag, 7. März, ab 18 Uhr, die „Lange FernsehKrimi-Nacht“. Bis zum Morgen des 8. März werden noch einmal alle zehn Wettbewerbsbeiträge in der Caligari FilmBühne zu sehen sein.

Programmheft

Alle weiteren Informationen finden Sie unter: Fernsehkrimifestival

Das hr2-Hörfest Wiesbaden 2020 startet am 21. Januar Ohren spitzen für Musik, Literatur, Film, Kabarett und Vorträge!

hr2-hoerfestlogoDie Stadt Wiesbaden und hr2-kultur laden ab Dienstag, 21. Januar, gemeinsam zum hr2-Hörfest Wiesbaden ein. Sechs Tage lang erwarten die Besucherinnen und Besucher akustische Attraktionen.

Das Hessische Staatstheater Wiesbaden, das Literaturhaus Villa Clementine und die Caligari FilmBühne sind als Veranstaltungsorte auch bei der 19. Ausgabe wieder mit dabei. Los geht es mit „Peng Peng Parker“, einem Abend von und mit Nora Gomringer rund um die Künstlerin Dorothy Parker. „Und grausig gutzt der Golz“, wenn am zweiten Abend das hr2-RadioLiveTheater mit Klangzaubereien und Sprachakrobatik zwischen Jandl und Loriot aufwartet. Der Donnerstag bietet in der Villa Clementine interaktive Vorträge rund ums Hören. Am Freitagvormitttag stehen gemeinsame Präsentationen Wiesbadener Schülerinnen und Künstlern auf dem Programm, bevor man es sich am Abend im Kino gemütlich machen kann. Das Traumkino für Kinder hat am Samstag und Sonntag geöffnet. Mit der großen hr2-Hörgala am Samstag und der hr2-Kinderhörgala am Sonntag geht das Hörfest ins Finale.

Kulturdezernent Axel Imholz: „Wir freuen uns, dass das hr2-Hörfest in diesem Jahr bereits am Dienstag startet und zwar mit einem wahren Klangfeuerwerk, das die renommierte Lyrikerin und Rezitatorin Nora Gomringer zusammen mit den Jazzmusikern Philipp Scholz und Philip Frischkorn im Studio des Staatstheaters entfachen wird, wenn es heißt: ‚Peng Peng Parker‘! Damit ist der Startschuss gefallen für eine Woche, die sowohl mit Sprachakrobatik und anderen unterhaltsamen Formaten erfreut als auch Wissenswertes über die Bereiche der forensischen Phonetik und der Lärmforschung vermittelt. Eine Kombination, die typisch ist für das stets facettenreiche Programm des Festivals, das im kommenden Jahr bereits seine 20. Ausgabe feiert!“

Die Programmchefin von hr2-kultur, Angelika Bierbaum, begleitet das Festival seit den Anfängen. „Bei dieser deutschlandweit einmaligen Mischung aus Musik, Literatur, Film, interaktiven Vorträgen und Kabarett dürfen Kinder und Erwachsene gespannt sein auf außergewöhnliche Hörerlebnisse, erstaunliche Rhythmen, betörende Klänge und mitreißende Musik. hr2-kultur freut sich, wieder in Wiesbaden, der ‚Welthauptstadt des Hörens‘, zu Gast zu sein und gemeinsam mit dem Publikum ins Kultur-Jahr 2020 zu starten.“

Programm
Dienstag, 21. Januar, 19.30 Uhr
Peng Peng Parker – Lesung, Konzert und Performance
Hessisches Staatstheater, Studio, Christian-Zais-Straße 3, 65189 Wiesbaden

Mittwoch, 22. Januar, 19.30 Uhr
„Und grausig gutzt der Golz“ – hr2-RadioLiveTheater
Hessisches Staatstheater, Kleines Haus, Christian-Zais-Straße 3, 65189 Wiesbaden

Donnerstag, 23. Januar, 19.30 Uhr
Labyrinth des Hörens – interaktive Vorträge
Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, 65189 Wiesbaden

Freitag, 24. Januar, 10 Uhr und 12 Uhr
Klänge – Sounds – Geschichten
Wartburg, Schwalbacher Straße 51, 65183 Wiesbaden

Freitag, 24. Januar, 18/20/22 Uhr
Hörfest-Filmnacht
Caligari FilmBühne, Marktplatz 9, 65183 Wiesbaden

Samstag, 25., und Sonntag, 26. Januar, 15 Uhr
Traumkino für Kinder
Caligari FilmBühne, Marktplatz 9, 65183 Wiesbaden

Samstag, 25. Januar, 19.30 Uhr
hr2-Hörgala – Große Kleinkunstrevue
Hessisches Staatstheater, Großes Haus, Christian-Zais-Straße 3, 65189 Wiesbaden

Sonntag, 26. Januar, 15 Uhr
hr2-Kinder-Hörgala, für Kinder ab 6 Jahren
Hessisches Staatstheater, Kleines Haus, Christian-Zais-Straße 3, 65189 Wiesbaden

Ticketinformationen
Tourist Information, Marktplatz 1, 65183 Wiesbaden, Tel. 0611 1729930
TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611 304808

und direkt bei den Veranstaltungsorten:
Hessisches Staatstheater, Christian-Zais-Straße 3, 65189 Wiesbaden, Tel. 0611 132325
Caligari FilmBühne, Marktplatz 9, 65183 Wiesbaden, täglich von 17 Uhr bis 20.30 Uhr

Online-Kartenkauf:
www.staatstheater-wiesbaden.de
www.wiesbaden.de/caligari

Sendetermine in hr2-kultur
hr2-Hörgala am 2. und 9. Februar, jeweils 12.04 Uhr (Wdh. am 8. und 15. Februar, jeweils 18.04), Kulturszene Hessen
hr2-Kinder-Hörgala am 22. Februar, 14.04 Uhr, Lauschinsel
Labyrinth des Hörens am 23. Februar, 12.04 Uhr (Wdh. am 29. Februar, 18.04 Uhr), Kulturszene Hessen
Klänge – Sounds – Geschichten am 21. März, 14.04 Uhr, Lauschinsel

„DAS MENSCH“ gewinnt Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb – weitere Preisverleihungen zum Abschluss von exground filmfest 32 im Caligari Wiesbaden

Wohin Prinzipienreiterei und Wortglauberei führen können, zeigt Sophie Linnenbaums Beitrag "Das Mensch" auf drastische, übertriebene Weise. Das Ganze gipfelt in einer Fingerabtrennung als Erfüllung einer  wortwörtlich als Absprache missverstandenen Redewendung. Der Kurzfilm holte den Publikumspreis.
Wohin Prinzipienreiterei und Wortglauberei führen können, zeigt Sophie Linnenbaums Beitrag „Das Mensch“ auf drastische, beinahe britisch-humoristisch übertriebene Weise. Das Ganze gipfelt in einer Fingerabtrennung als Erfüllung einer wortwörtlich als Absprache missverstandenen Redewendung,

DAS MENSCH gewinnt Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb // Kroatische Produktion IMBUED LIFE ist bester internationaler Kurzfilm // YOUR TURN und THE ORPHANAGE sowie PAPICHA gewinnen bei den youth days // 4. Gefangenenjury-Preis DAS BRETT für MEIN ENDE. DEIN ANFANG.
Übersicht aller Preisträger*innen

Mit der feierlichen Preisverleihung in der Caligari FilmBühne ging das exground filmfest 32 am 24. 11.2019 nach zehn Tagen erfolgreich und mit frohen Zukunftsnachrichten zu Ende.

Kultur-Stadtrat Helmut Nehrbass © Foto: Diether v Goddenthow
Kultur-Stadtrat Helmut Nehrbass © Foto: Diether v Goddenthow

Kultur-Stadtrat Helmut Nehrbass, der in Vertretung von Kulturdezernenten Axel Imholz namens der Stadt Wiesbaden das Festival eröffnet, hatte noch eine gute Nachricht zur Zukunft des exground-Festivals im Gepäck: Das  renommierte Filmfestival, auf dass die Stadt Wiesbaden sehr, sehr stolz sei, erhalte, wenn der Entwurf des Doppelhaushaltes 2020/2021 im Dezember 2019 so beschlossen werde, wovon er ausginge, eine Verdopplung der Fördersumme um 45 000 Euro, so Nehrbass. Er dankte namens der Stadt Wiesbaden ganz herzlich dem Exgroundteam und allen Helferinnen und Helfern, „die hier zugange sind.“ „Wir wissen das sehr zu schätzen, weil das ein hochkarätiges Programm ist, was uns jedes Jahr angeboten wird, was also dieses Festival wirklich zu einem Juwel und festen Bestandteil im Kulturkalender dieser Stadt macht“, so Nehrbass, und fügte hinzu: „Wir wissen aber auch, was für eine riesige Arbeit dahinter steht: das sind 10 Festivaltage, die auch erst einmal geplant und organisiert sein wollen. Und das alles zu stemmen, und zwar ehrenamtlich, das ist wirklich eine tolle Sache!“, so der Kultur-Stadtrat.

Ulrike Kiesche, Leiterin Abteilung Film und Medien, Großprojekte Film des Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst © Foto: Diether v Goddenthow
Ulrike Kiesche, Leiterin Abteilung Film und Medien, Großprojekte Film des Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst © Foto: Diether v Goddenthow

Auch seitens des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gab es viel Lob und gute Nachrichten. Ulrike Kiesche, Leiterin Abteilung Film und Medien, Großprojekte Film, würdigte die seit Jahren in Wiesbaden stattfindenden Filmfestivals exground und go east als die wichtigsten der insgesamt regen hessischen Festivalszene und sagte, dass die Landesregierung die Orte stärken wolle, wo Filme mit viel Leidenschaft gezeigt werden, also auch die Kinos und die Festivals. Perspektivisch solle die Festivalförderung vom Land Hessen verdoppelt werden, beginnend  im Jahr 2020 um insgesamt 225 000 Euro, vorausgesetzt der Landtag beschließe den Haushaltsentwurf so, was aber aus ihrer Sicht mit 20jähriger Verwaltungserfahrung relativ sicher sei. Von dieser Fördersumme für alle hessischen Festivals würde auch exground entsprechend profitieren.

Deutscher Kurzfilmwettbewerb

Moderator Urs Spörri,  Experte für den aktuellen deutschen Film und Vortragsredner. © Foto: Diether v Goddenthow
Moderator Urs Spörri, Experte für den aktuellen deutschen Film und Vortragsredner. © Foto: Diether v Goddenthow

Durch den ersten Teil des Abends, den „Deutschen Kurzfilmwettbewerb“, führte der bekannte und beliebte  Filmexperte und Moderator Urs Spörri. Nach jedem gezeigten Ausschnitt der  elf Kurzfilme führte Spörri mit den entsprechenden Filmemacherinnen und Filmemachern  Filmgespräche,  wodurch das  Publikum etliche interessante Hintergrundinfos zu Intention, Machart, Zielsetzung und Arbeit der Filmteams erhielt, die zur Entstehung der Stoffe und ihrer Umsetzung führten.

Sophie Linnenbaum gewann den Publikumspreis. © Foto: Diether v Goddenthow
Sophie Linnenbaum gewann den Publikumspreis. © Foto: Diether v Goddenthow

Nach der Vorführung des Deutschen Kurzfilm-Wettbewerbs entschied das Publikum über seine Favoriten und kürte DAS MENSCH von Sophie Linnenbaum (2. Platz in 2018 mit RIEN NE VA PLUS) zum Gewinnerfilm.

Der mit 3.000 EUR dotierte erste Preis wurde in diesem Jahr erneut von der Landeshauptstadt Wiesbaden gestiftet. Den zweiten Platz belegte EARLY BIRDS von Benjamin Kempf-Siemens und Rainer Binz, die sich über ein Preisgeld von 2.000 EUR freuen konnten, gestiftet von der Wiesbadener Magenta TV Fernsehproduktionsgesellschaft. Felix Karolus wurde für MENUETT mit dem dritten Preis (1.000 EUR, gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden) ausgezeichnet.

Benjamin Kempf-Siemens und Rainer Binz erhalten für EARLY BIRDS außerdem Filmequipment im Wert von 2.000 EUR von Pille Filmgeräteverleih für ihren nächsten Film. Der andere Sachpreis, ein „Grading Special“ der Magenta TV Fernsehproduktionsgesellschaft im Wert von 1.500 EUR geht an JUPITER von Benjamin Pfohl.

Preisträger*innen im Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb: 1. Platz für Sophie Linnenbaum (DAS MENSCH),  2. Platz für EARLY BIRDS von Benjamin Kempf-Siemens und Rainer Binz (re.), 3. Platz für Felix Karolus (MENUETT) / Foto: Peter R. Fischer
Preisträger*innen im Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb: 1. Platz für Sophie Linnenbaum (DAS MENSCH), 2. Platz für EARLY BIRDS von Benjamin Kempf-Siemens und Rainer Binz (re.), 3. Platz für Felix Karolus (MENUETT) / Foto: Peter R. Fischer

Die  Preise in sieben Wettbewerben

Im Anschluss an den Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb wurden in sieben Wettbewerben Geld- und Sachpreise im Wert von über 20.000 EUR vergeben. Rund 100 internationale und nationale Gäste aus der Filmbranche und zahlreiche Besucher*innen zeugen erneut von der großen Beliebtheit des Festivals über die Grenzen Wiesbadens hinaus.

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb

Im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb kürte die internationale Jury den kroatischen Beitrag IMBUED LIFE [UDAHNUT ZIVOT] von Ivana Bošnjak und Thomas Johnson zum Gewinner und überreichte das Preisgeld von 2.000 EUR, gestiftet vom exground-Freundeskreis. Die Jury-Mitglieder Burkhard Althoff (Redakteur „Das kleine Fernsehspiel“ aus Mainz), Christy Garland (Dokumentarfilmregisseurin aus Toronto/Kanada) und Brunna Laboissière (Regisseurin und Produzentin aus São Paulo/Brasilien) begründeten ihre Entscheidung mit den Worten:

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb: Regisseur Thomas Johnson (Mi.) nahm den Preis für seinen Film IMBUED LIFE, den er gemeinsam mit Ivana Bošnjak realisierte, von der internationalen Jury (Brunna Laboissière und Burkhard Althoff) entgegen. / Foto: Peter R. Fischer
Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb: Regisseur Thomas Johnson (Mi.) nahm den Preis für seinen Film IMBUED LIFE, den er gemeinsam mit Ivana Bošnjak realisierte, von der internationalen Jury (Brunna Laboissière und Burkhard Althoff) entgegen. / Foto: Peter R. Fischer

„Der Preis für den besten internationalen Kurzfilm geht an IMBUED LIFE. Dieser poetische Animationsfilm schafft – kinematografisch auf höchstem Niveau – faszinierende Assoziations- und Interpretationsräume. Indem sich hier die Grenzen zwischen Wahrnehmung und Bewusstsein von Menschen und Tieren verwischen, adressiert der Film auf überraschende und originelle Weise eine der dringendsten Fragen der Menschheit: unser problematisches Verhältnis zur Natur. IMBUED LIFE schafft dabei Bilder, die weit über den Film hinaus nachwirken.“

Eine lobende Erwähnung erhielt WOMAN WITHOUT A CHILD [MUJER SIN HIJO] von Eva Saiz aus Spanien. Auch hierzu verfasste die Jury eine Begründung:
„Die Jury vergibt eine lobende Erwähnung an WOMAN WITHOUT A CHILD. Der Film erzählt humorvoll und lakonisch von einer alleinlebenden Frau mittleren Alters, die ein Zimmer an einen jungen Mann vermietet. Mit ihrer präzisen Inszenierung und großen Liebe für ihre Figuren bringt die Regisseurin uns dabei ihre ungewöhnliche Protagonistin ganz nahe und plädiert für die Möglichkeit auch ungewöhnlicher Freundschaften. Wir wären gerne mit eingezogen.“

DAS BRETT – Gefangenenjury-Preis

Zum vierten Mal wurde der Preis DAS BRETT in der Reihe „Made in Germany“ von einer Gefangenenjury aus Insassen der JVA Wiesbaden verliehen. Aus den sieben nominierten Beiträgen wählten die fünf Juroren MEIN ENDE. DEIN ANFANG. von Mariko Minoguchi:

„Die Gefangenen-Jury aus der JVA Wiesbaden vergibt DAS BRETT 2019 an MEIN ENDE. DEIN ANFANG. von Mariko Minoguchi. Der Film berührt eine ganze Palette von Emotionen, aber immer mit Feingefühl, nie mit der Brechstange. Er hat Action, er hat Drama, er hat Liebe, er hat Trauer, sogar ein bisschen Erotik, und trotzdem fügt sich alles zu einem Guss zusammen. Die fünf Juroren waren beeindruckt von der markanten Kameraführung und dem hervorragenden Schauspiel – von den Hauptdarstellern bis zu den kleinsten Randfiguren. Dabei wechselt der Film souverän zwischen Zeitebenen und Stimmungen, und die Kamera fängt die Figuren so ein, dass man ihnen sehr nahe kommt, ohne dass es aufdringlich wird. Vor allem aber macht es sich der Film nicht einfach mit der Frage, was eigentlich ein Täter ist.“

Dotiert ist der Preis mit 1.500 EUR, gestiftet von „Die WERFT – Kulturbühne in der JVA Wiesbaden“.

Eine lobende Erwähnung sprachen die Juroren der Produktion KOPFPLATZEN von Savaş Ceviz aus:
„Die lobende Erwähnung geht an KOPFPLATZEN von Savaş Ceviz, der sich ebenfalls der schwierigen Frage nach dem Tätersein widmet. Da das Ergebnis extrem knapp war, wurde schnell klar, dass auch dieser Film lobend hervorgehoben werden muss. Die Jury war angetan von der „ekelhaften Spannung“, dem tollen Schauspiel und davon, dass sie sowas noch nie gesehen hat. Vor allem aber hat sie der Mut des Films beeindruckt, der von einem pädophilen Mann erzählt, ohne dass man sich sofort abwendet.“

exground youth days

Filmszene aus: YOUR TURN [ESPERO TUA (RE)VOLTA] von Eliza Capai
Filmszene aus: YOUR TURN [ESPERO TUA (RE)VOLTA] von Eliza Capai
Die Jugendjury im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb vergab den Preis für den besten Langfilm in diesem Jahr ex aequo an YOUR TURN [ESPERO TUA (RE)VOLTA] von Eliza Capai und THE ORPHANAGE [PARWARESHGAH] von Shahrbanoo Sadat:

„Für uns hat der Film YOUR TURN den ersten Platz verdient, da er die Schüler­proteste in Brasilien auf eine sehr mitreißende Art darstellt. Die Dokumentation ist elektrisierend und überzeugt durch schnelle Schnitte und persönliche Schicksale. Die Regisseurin entführt die Zuschauer/-innen in die Mitte der Proteste, da die Erzählung aus der Sicht ihrer Akteure erfolgt. Der Film schafft es, den Geist einer Generation einzufangen, in der Aktivismus wieder zur Lebensrealität vieler geworden ist.

In THE ORPHANAGE geht es um einen afghanischen Waisenjungen, der in den 80ern auf der Straße aufgegriffen und in ein kommunistisches Waisenhaus gebracht wird. In der Zeit dort hat er viele traumatisierende Erlebnisse, die ihn prägen. Uns gefällt die Geschichte des von Bollywood-Filmen träumenden Jungen, der in die harte Realität geworfen wird, als die politische Situation sich zuspitzt und er sie am eigenen Leib zu spüren kriegt. Das Leben von Kindern in solchen Krisengebieten ist ein eher unpopuläres, aber sehr interessantes Thema – gerade auch in Anbetracht des politischen Zeitraums, in dem die Geschichte spielt.“

Das Preisgeld von 2.500 EUR stiftete die Landeshauptstadt Wiesbaden.

Die Jugendjury kürte außerdem TRAIN ROBBERS [TOGRØVERE] von Martin A. Walther zum besten Kurzfilm der exground youth days. Die 500 EUR werden vom Wiesbadener Kinofestival e. V. gestiftet. Eine lobende Erwähnung sprach sie für YOUNGVODKA_ von Léa Hall aus.

Das Publikum wählte als besten Langfilm PAPICHA von Mounia Meddour, die sich über 1.000 EUR, gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden, freuen darf.

Im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb setzte sich HEIMAT? vom Team des Diakonischen Werks Rheingau-Taunus im Publikumsvoting durch. Der erste Platz ist dotiert mit 500 EUR, gestiftet vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Den zweiten Platz belegte SCHRITTE IN DIE ZUKUNFT von Lena Krüger-Lorenzen, die sich über einen Einkaufsgutschein des Apple-Fachhändlers ergo sum im Wert von 150 EUR freuen kann.

Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb

Regisseur Alexander Conrads gewann mit LÖWIN im Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb. © Foto: Diether v Goddenthow
Regisseur Alexander Conrads gewann mit LÖWIN im Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Publikumswettbewerb um den besten Wiesbadener Kurzfilm konnte LÖWIN von Alexander Conrads überzeugen. Neben dem Preisgeld von 500 EUR, gestiftet vom Medienpartner Wiesbadener Kurier, kann der Gewinner außerdem mit dem Sachpreis „Filmsound Special“ an zwei Tagen Technik und Know-how des Wiesbadener Tonstudios klangBezirk im Wert von 2.000 EUR für die finale Tonmischung seines nächsten Films nutzen.
exground-Gong-Show

Trash ist Kult – das bewiesen in diesem Jahr erneut die Teilnehmer*innen der legendären exground-Gong-Show. Verdiente Gewinner von 50 EUR Preisgeld sowie der Goldenen exground-Gurke sind Patrik Pezelj und Marius Hofmann für ihren sensationellen Trailer-Nachdreh EXGROUND 32 TRAILER (FREI VON PUNKT PUNKT PUNKT).

Übersicht aller Preisträger*innen

Termin für das exground filmfest 33: 13. bis 22. November 2020.
exground filmfest dankt allen Förderern und Sponsoren.

exground 32 filmfest startete mit brasilianischen Mystery-Thriller „THE FATHER’S SHADOW“

Feierliche Eröffnung des 32. exground filmfestes in der CaligariFilmbühne Wiesbaden, am 15.11.2019.© Foto: Diether v Goddenthow
Feierliche Eröffnung des 32. exground filmfestes in der CaligariFilmbühne Wiesbaden, am 15.11.2019.© Foto: Diether v Goddenthow

Am Freitagabend, 15. November 2019, eröffnete Festival-Leiterin Andrea Wink mit einer beeindruckenden Bilanz der zumeist ehrenamtlich geleisteten Festival-Arbeit gemeinsam mit Staatssekretärin Ayse Asar vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende sowie Karin Wolff, Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain in der vollbesetzten CaligariFilmbühne Wiesbaden das exground filmfest 32 mit dem diesjährigen Länderschwerpunkt Brasilien.

Staatssekretärin Ayse Asar sprach zur Eröffnung ein Grußwort. © Foto: Diether v Goddenthow
Staatssekretärin Ayse Asar sprach zur Eröffnung ein Grußwort. © Foto: Diether v Goddenthow

Ayse Asar  stellte in ihrem Grußwort eine Erhöhung der diesjährigen Fördersumme von 65 000 Euro für das nächste Jahr in Aussicht. Denn das exground filmfest habe sich über all die Jahre zu einem bedeutenden Forum für Filmemacherinnen und -macher avanciert und sei nicht nur ein wichtiger Anziehungspunkt für Filmbegeisterte aus nah und fern, „sondern auch ein wichtiges Diskussionsforum für rund 280 akkreditierte Journalisten, Fachbesucher und Gäste aus der Filmbranche – also für wichtige Multiplikatoren aus der Branche und darüber hinaus. Die Gäste aus aller Welt sorgen für das einzigartige internationale, aber gleichzeitig intime Flair dieses Festivals und weiten den Blick für andere Kulturen und Mentalitäten. Ganz besonders freue ich mich darüber, dass unter den gezeigten Filmen im Wiesbadener Kurzfilm Wettbewerb sich auch Filme von Studierenden der Hochschule RheinMain Wiesbaden und eine Diplomarbeit der Hochschule für Gestaltung Offenbach befinden“, sagte die Staatssekretärin.

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende. © Foto: Diether v Goddenthow
Oberbürgermeister Gert Uwe Mende. © Foto: Diether v Goddenthow

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende,  nur in seiner Oberbürgermeisterfunktion zum ersten Mal beim Exground-Filmfestival dabei, stellte insbesondere die weit über Wiesbadens Grenzen hinweg strahlende Leuchtkraft des ältesten Wiesbadener Filmfestivals heraus, und fand die Wahl des diesjährigen Länderschwerpunktes angesichts der brasilianischen Ereignisse besonders gelungen. Mende versprach ebenfalls, dass die Stadt Wiesbaden, wie  im neuen Kulturetat für die nächsten beiden Jahre vorgesehen, den städtischen Zuschuss für das Festival zu erhöhen. Er dankte allen Beteiligten, die dieses Festival auch in diesem Jahr wieder ermöglicht haben, insbesondere allen ehrenamtlich Tätigen.

Karin Wolff, Geschäftsführerin Kulturfonds RheinMain. © Foto: Diether v Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin Kulturfonds RheinMain. © Foto: Diether v Goddenthow

Karin Wolff, die seit 1. November 2019 Dr. Helmut Müller als Geschäftsführerin des Kulturfonds RheinMain nachfolgte, unterstrich die hohe Qualität der Hessischen Filmfestivals, durch die mehr Menschen in Hessen, „insbesondere auch Jugendliche für den kulturell anspruchsvollen Film gewonnen“ werden sollen. Die Vorführung in unterschiedlichen Städten des Rhein-Main-Gebiets trüge dem Anliegen des Kulturfonds Rechnung, das exground filmfest weit in der Region bekannt zu machen. Eine schöne Tradition sei zudem, eine Brücke in andere Kultursparten zu schlagen. Auch sie wünschte wir ihre Vorredner/innen dem exground filmfest zahlreiche Besucher und besonders den brasilianischen Gästen einen schönen Aufenthalt in der Region.

Zum Schluss hat die neunjährige Dalva ihr toten Eltern kraft ihrer Gedanken - zumindest in ihrem Traum - wieder zum Leben erwecken können. Hier die Anfangsszene des Mystery-Thrillers "The father's shadow" bei der feierlichen Eröffnung des 32. exground filmfestes in der CaligariFilmbühne Wiesbaden am 15.11.2019.
Zum Schluss hat die neunjährige Dalva ihr toten Eltern kraft ihrer Gedanken – zumindest in ihrem Traum – wieder zum Leben erwecken können. Hier die Anfangsszene des Mystery-Thrillers „The father’s shadow“ bei der feierlichen Eröffnung des 32. exground filmfestes in der CaligariFilmbühne Wiesbaden am 15.11.2019.

Zum Einstieg zeigte das exground filmfest anschließend als Deutschland-Premiere mit englischen und deutschen Untertiteln den brasilianischen Mystery-Thriller THE FATHER’S SHADOW von Gabriela Amaral Almeida.

Dieser skurrile Streifen und weitere ausgewählte Filme aus dem Länderschwerpunkt des Festivals werden nochmals im „Nachspiel“ gezeigt in Frankfurt und Darmstadt.

 exground-Festivalleiterin Andrea Wink im Gespräch mit Amos Borchert,  Kurator der Reihe „Fokus Brasilien“  © Foto: Diether v Goddenthow
exground-Festivalleiterin Andrea Wink im Gespräch mit Amos Borchert, Kurator der Reihe „Fokus Brasilien“ © Foto: Diether v Goddenthow

Im Anschluss an den Startfilm „The Father’s Shadow“ wurde um 22 Uhr DER GEBURTSTAG von Carlos A. Morellis gezeigt. Hierin ging es um einen Kindergeburtstag, der in einem heillosen Durcheinander endet. Dieser Film ist mit den anderen Filmen der Reihe „Made in Germany“ im Rennen um den Gefangenen-Jurypreis DAS BRETT, der zum vierten Mal von Insassen der JVA Wiesbaden verliehen wird.
Nichts für „Eckensteher“ war die anschließende Eröffnungsparty im Kesselhaus des Kulturzentrums Schlachthofs mit DJ MAM.

Das Gesamtprogramm

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

exground filmfest 32 startet am 15.11. mit Schwerpunkt „Brasilien“ – bis zum 24.11. großer Reigen internationaler Filmbeiträge und spannende Gäste

The Father's Shadow Brasilien 2018, Deutschland-Premiere von Gabriela Amaral Almeida. 92 Min. Omd+eU © exground
The Father’s Shadow Brasilien 2018, Deutschland-Premiere von Gabriela Amaral Almeida. 92 Min. Omd+eU © exground

Am Freitagabend startet exground filmfest 32 in der Caligari FilmBühne mit der Deutschland-Premiere des brasilianischen Mystery-Thrillers THE FATHER’S SHADOW (A SOMBRA DO PAI) von Gabriela Amaral Almeida.

Vom 15. bis zum 24. November präsentiert das Festival 200 unabhängig produzierte Lang- und Kurzfilme aus 52 Ländern auf der großen Leinwand, darunter 18 Welt-, vier internationale, sechs Europa- und 36 Deutschland-Premieren. Neben dem Filmprogramm erwartet die Gäste ein spannendes Rahmenprogramm mit Diskussionsrunden, Ausstellungen, Partys und Events. Rund 100 internationale und nationale Filmgäste werden in Wiesbaden erwartet, um mit dem Publikum über ihre Filme zu diskutieren.
Das Gesamtprogramm

In den 10 Festivaltagen von  exground filmfest 32  werden wieder zahlreiche internationale Filmgäste erwartet,  dieses Mal unter anderem aus Brasilien, Costa Rica, Iran, Israel, Kanada, Kolumbien, Polen sowie aus Afghanistan zur Eröffnungsfilm der Youth days.

Brasilien
Aus dem Programm des diesjährigen Länderschwerpunktes Brasilien reisen etliche Filmschaffende an, darunter die Regisseurinnen Brunna Laboissière (FABIANA) und Juliana Antunes (BARONESA) sowie der Regisseur Rodrigo Lima (CALYPSO).

Deutschland
Im deutschen Wettbewerb „Made in Germany“ kommen zur Vorführung des Regiedebüts MEIN ENDE. DEIN ANFANG. (19.11. I 20 Uhr I Murnau-Filmtheater) die Regisseurin Mariko Minoguchi mit Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl, die bereits als Schülerin für ihre Hauptrolle in Cate Shortlands preisgekröntem Antikriegsdrama LORE (2012) international Beachtung fand. Seitdem wirkte sie in vielen Kino- und TV-Filmen mit, unter anderem in WERK OHNE AUTOR von Florian Henckel von Donnersmarck, dem deutschen Oscar-Beitrag 2019.

Costa Rica & Polen
Von den Oscar-Einreichungen aus Costa Rica und Polen werden ebenfalls zwei Darstellerinnen nach Wiesbaden anreisen: Daniella Valenciano stellt am 22. November um 18 Uhr dem Publikum in der Krypta der Marktkirche HORMIGAS vor (Regie: Antonella Sudasassi Furniss; Costa Rica/Spanien 2019), in dem sie das traditionelle Frauenbild in ihrer Familie auf den Kopf stellt. Eliza Rycembel aus Polen reist zur Vorführung von CORPUS CHRISTI (Regie: Jan Komasa; Polen/Frankreich 2019) am 22. November um 20 Uhr im Murnau-Filmtheater an. Für ihre Rolle in CORPUS CHRISTI wurde sie beim polnischen Filmfestival in Gdynia mit dem Preis für die beste Nebenrolle ausgezeichnet.

Kanada
Aus Kanada begrüßt das Festivalteam die Dokumentarfilmregisseurin Christy Garland, die in diesem Jahr Teil der internationalen Jury ist und vergangenes Jahr mit ihrem Film WHAT WALAA WANTS im exground-Programm vertreten war. Zur Vorführung der kanadischen Produktion HARPOON (Regie: Rob Grant) am 21. November um 22 Uhr in der Caligari FilmBühne reist Produzent Michael Peterson an.

Afghanistan
Zum Eröffnungsfilm der exground youth days, THE ORPHANAGE (Regie: Shahrbanoo Sadat), kommt Anwar Hashimi aus Afghanistan, um bei der Vorstellung am 16. November um 17.30 Uhr über den Film zu sprechen. Hashimi, der in THE ORPHANAGE in der Rolle eines Waisenhausleiters zu sehen ist, wirkte bereits bei Shahrbanoo Sadats preisgekröntem WOLF AND SHEEP als Regieassistent und Drehbuchautor mit.

Kurzfilme: Israel, Iran & Kolumbien
Auch zu den diversen Kurzfilmrogrammen bzw. -vorstellungen werden zahlreiche Filmgäste erwartet. Aus Israel werden zum Programm BEIT BERL (17.11 I 15:30 Uhr I Murnau Filmtheater) der Regisseur Vitali Agronov (FAREWELL) und die Regisseurin Karin Haber (TRUE TRUE LOVE) anreisen sowie die Schauspielerin Bar Ackerman (THE BIGONYA GARDEN). Ebenfalls aus Israel kommt die Regisseurin Thekra Mkalde für ihren Kurzfilm GIRL ON A BIKE, der als Vorfilm zu PAPICHA (17.11. I 17.30 Uhr I Caligari FilmBühne) bei den exground youth days läuft.

Vom Kurzfilmprogramm IRAN (21.11. I 17.30 Uhr I Murnau-Filmtheater) werden neben Regisseur Pouya Nabi (SLEEPWALKER) weitere Filmemacher in Wiesbaden erwartet.

Aus Kolumbien kommt der Regisseur Santiago León Cuéllar angereist, um seinen Kurzfilm ALMA vorzustellen, der als Deutschland-Premiere vor GIRL in den exground youth days läuft (20.11. I 10.30 Uhr I Caligari FilmBühne).

Das Gesamtprogramm

exground filmfest 32: Programm komplett und online // 15. – 24. November 2019

200 Filme aus 52 Ländern // 64 Premieren // Geld- und Sachpreise im Wert von über 20.000 EUR // Krypta neuer Spielort

Ab sofort ist das vollständige Programm von exground filmfest 32 online verfügbar und der Vorverkauf gestartet. Insgesamt präsentiert das Festival vom 15. bis 24. November 200 unabhängig produzierte Lang- und Kurzfilme aus 52 Ländern auf der großen Leinwand, darunter 18 Welt-, vier internationale, sechs Europa- und 36 Deutschland-Premieren. In diesem Jahr sichtete das Kuratorenteam über 2.500 Einreichungen aus 121 Ländern. In insgesamt sieben Wettbewerben werden Geld- und Sachpreise im Wert von über 20.000 EUR vergeben.

Neben dem Filmprogramm erwartet die Gäste ein spannendes Rahmenprogramm mit Diskussionsrunden, Ausstellungen, Partys und Events wie die traditionellen Publikumslieblinge, die exground-Gong-Show und das Filmquiz mit Rex Kramer. Letzteres findet in der Krypta der Marktkirche statt, die als neue Festival-Location ausgewählte Veranstaltungen im Programm beherbergen wird. Daneben öffnen die angestammten Spielstätten Caligari FilmBühne, Murnau-Filmtheater und das Kulturzentrum Schlachthof ihre Pforten für das Publikum. Ausgesuchte Filme aus dem Länderschwerpunkt Brasilien sind nicht nur in Wiesbaden, sondern auch in Darmstadt (programmkino rex) und Frankfurt am Main (Pupille Kino, ORFEO’S ERBEN) zu sehen.

(v.li.) Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Gerald Pucher, von Organisationsteam exground für Youth days, Andrea Wink Leitung des Orgateams exground sowie Axel Imholz Kulturdezernent und Kämmerer der Landeshauptstadt Wiesbaden © Foto: Diether v Goddenthow
(v.li.) Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Gerald Pucher, von Organisationsteam exground für Youth days, Andrea Wink Leitung des Orgateams exground sowie Axel Imholz Kulturdezernent und Kämmerer der Landeshauptstadt Wiesbaden posieren bei der  Pressekonferenz vor einem mit dem Festival-Plakat dekorierten ESWE-Bus. ESWE sponsert u.a. mit kostenlosen, in den Veranstaltungstickets enthaltenen Busfahrkarten und  mit kostenfreier Festival-Werbung in den Bussen   © Foto: Diether v Goddenthow

Starke Frauen vor und hinter der Kamera

Der Anteil der Regisseurinnen im gesamten exground-Filmprogramm liegt in diesem Jahr bei rund 60 Prozent, in den Wettbewerben halten sich die Filmemacherinnen in etwa die Waage mit ihren männlichen Kollegen. Allein im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb stammen fünf der insgesamt acht Langfilme von Frauen (JAWLINE, THE ORPHANAGE, PAPICHA, FLESH OUT und YOUR TURN).

Auch inhaltlich nehmen viele Beiträge im Programm Geschichten starker Frauen in den Fokus. In Andreas Horvath LILLIAN (Österreich 2019) will die titelgebende Heldin Lillian, als Emigrantin in New York gestrandet, zu Fuß in ihre Heimat Russland zurückgehen. Horvaths bildgewaltiges Roadmovie basiert auf einer wahren Geschichte.

Costa Ricas Oscar-Beitrag HORMIGAS (Costa Rica/Spanien 2019) von Antonella Sudasassi Furniss thematisiert das Frauenbild in einer traditionellen Familie. Isabel kümmert sich als gute Mutter, Ehefrau und Schwiegertocher um ihre Familie. Der zunehmende Druck der Familie nach einem weiteren Kind, dem ersehnten „Stammhalter“, leitet ihre Fantasie in eine andere Richtung. Hauptdarstellerin Daniella Valenciano wird zum Festival nach Wiesbaden kommen.

Caitlin Gerard in THE WIND © exground
Caitlin Gerard in THE WIND © exground

Emma Tammi zeigt in ihrem Frauenwestern THE WIND (USA, 2018), der bei exground filmfest als Deutschlandpremiere laufen wird, das Schicksal der Ehefrauen, die ihren Männern um 1800 ins Niemandsland folgten, um Land zu kultivieren. Die Isolation trieb viele Frauen in den Wahnsinn – so auch Lizzy, die mit Isaac in der Einöde strandet. Mit einem Team von Frauen (Kamera, Schnitt) setzt Tammi das schwere Los dieser Frauen in grandiose Landschaftsaufnahmen und beklemmende Bilder der Abkapselung um.

Musikfilme

Ein trauriges Schicksal nimmt Richard Lowenstein in seinem Dokumentarfilm MYSTIFY: MICHAEL HUTCHENCE (Australien 2019) in Augenschein. Lowenstein taucht mit unveröffentlichtem Material in die Gedankenwelt des „Inxs“-Sängers Michael Hutchence ein, der sich 1997 das Leben nahm. Weggefährtinnen wie Kylie Minogue und Paula Yates erinnern an den Ausnahmekünstler.

Eine Liebeserklärung an die Musik und an diese eine Kneipe, die jeder kennt, liefert Christian Klandt in der deutschen Produktion LEIF IN CONCERT (2019). Der Film erzählt von einem turbulenten Tag in einer Jazz-Blues-Bar irgendwo in Deutschland, in der die Barfrau Lene den Musiker Leif (aka „Poorboy“) für ein Konzert am Abend gebucht hat. Es kommen Freunde und Bekannte vorbei, Lieferanten – und das Stammpublikum (u. a. Bela B und Tilo Prückner) darf natürlich auch nicht fehlen. Zum Festival wird Regisseur Christian Klandt anreisen.

Ebenfalls nach Wiesbaden kommt der Filmemacher Joel Zito Araújo, um seinen Dokumentarfilm MY FRIEND FELA (Brasilien 2019) vorzustellen. Der Film bringt das komplexe Leben des nigerianischen Musikers und politischen Aktivisten Fela Kuti hinter dem bekannten Narrativ des exzentrischen Popstars aus dem Ghetto ans Licht. Araújo gelingt nicht nur das Porträt eines einzigartigen Musikers, sondern auch einer ganzen panafrikanischen Generation.

Gesellschaftskritische Werke

FARMING von Adewale Akinnuoye-Agbaje. © exground
FARMING von Adewale Akinnuoye-Agbaje. © exground

Mit Gesellschaftskritik befassen sich etliche Produktionen im Programm von exground filmfest. In dem Regiedebüt FARMING (Großbritannien 2018) erzählt der nigerianisch-britische Schauspieler Adewale Akinnuoye-Agbaje seine eigene Lebensgeschichte: Als Sohn nigerianischer Einwanderer muss sich Enitan erst in der Obhut einer weißen Familie in London, dann in der fremden Heimat seiner Eltern zurechtfinden. Traumatisiert bekommt Enitan es, zurück in London, auch noch mit Skinheads zu tun und entschließt sich zu einem ungewöhnlichen Schritt.

In Ulaa Salims Spielfilm SONS OF DENMARK (Dänemark 2019) befeuert ein Bombenanschlag die Radikalisierung der Gesellschaft. Während an einem Ende ein ultrarechter Nationalist das Amt des Premierministers ansteuert, schließt sich am anderen Ende des Spektrums der erst 19-jährige Zakaria dem islamistischen Untergrund an. Eindrucksvoll zeigt Salim in seinem Debüt, wie Hass und Gewalt Konflikte immer weiter verstärken.

Wettbewerbe beim exground filmfest

In insgesamt sieben Wettbewerben vergibt das exground filmfest Geld- und Sachpreise im Wert von über 20.000 EUR (Alle Preise und Preisstifter). Die internationale Jury des 18. Internationalen Kurzfilm-Wettbewerbs besteht aus Burkhard Althoff, Redakteur in der ZDF-Nachwuchswerkstatt „Das kleine Fernsehspiel“ aus Mainz, Christy Garland, Dokumentarfilmregisseurin (WHAT WALAA WANTS) aus Toronto/Kanada, und Brunna Laboissière, Regisseurin (FABIANA) und Produzentin aus São Paulo/Brasilien.

exground filmfest I 15.–24. November 2019 I Wiesbaden
exground filmfest I 15.–24. November 2019 I Wiesbaden

Förderer und Sponsoren

Weitere Infos: exground filmfest

Eva Menasse startet amüsant, pointiert und klangvoll in die 21. Wiesbadener Literaturtage – noch bis zum 21.09.2019

Schriftstellerin und Gastgeberin Eva Menasse mit Mezzosopranistin Silke Gäng (beide Mitte) und dem Streichquartett des Baseler Sinfonie-Orchester bei der Eröffnung der 21. Wiesbadener Literaturtage am 15. September 2019 im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Schriftstellerin und Gastgeberin Eva Menasse mit Mezzosopranistin Silke Gäng (beide Mitte) und dem Streichquartett des Baseler Sinfonie-Orchester bei der Eröffnung der 21. Wiesbadener Literaturtage am 15. September 2019 im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden. © Foto: Diether v Goddenthow

Gestern Abend eröffneten Kulturdezernent Axel Imholz und Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain u. früherer Oberbürgermeister, gemeinsam mit der diesjährigen Gastgeberin und Kuratorin, der Schriftstellerin Eva Menasse, die 21. Wiesbadener Literaturtage (15. bis 21.09.2019)  im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden.

Kulturdezernent Axel Imholz. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Kulturdezernent Axel Imholz. © Foto: Diether v Goddenthow

Axel Imholz freute sich, dass die Stadt Wiesbaden in der Wienerin und Wahlberlinerin eine so lautstarke Stimme in der deutschsprachigen Literatur-, Kunst- und Kulturszene als Gastgeberin gewinnen konnte, die insbesondere durch ihre hervorragend zu lesenden Romane wie „Quasikristalle“ (KiWi 2013) beziehungsweise den Erzählband „Tiere für Fortgeschrittene“ (KiWi 2017) auch einem breiteren Publikum bekannt wurde. „Nicht nur ihre Romane und Erzählungen, sondern auch ihr wortgewaltiges Engagement als Essayistin oder politische Rednerin macht Eva Menasse zur idealen Kuratorin der Wiesbadener Literaturtage. Sie schlägt nicht nur eine Brücke zu anderen Künsten, sondern vor allem auch eine Brücke von den Künsten zu unserer Gesellschaft“, unterstrich der Kulturdezernent. Er dankte der Leiterin des Wiesbadener Literaturhauses Susanne Lewalter und ihrem Team, Eva Menasse gewonnen zu haben.

Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des  Kulturfonds-Frankfurt-RheinMain und Wiesbadener Ex-Oberbürgermeister. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds-Frankfurt-RheinMain und Wiesbadener Ex-Oberbürgermeister. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Geschäftsführer des Kulturfonds RheinMain und Wiesbadener Ex-Oberbürgermeister Dr.  Helmut Müller, glaubt, dass Literatur, Kunst und Kultur bei der Erneuerung der Gesellschaft eine wichtige Rolle haben, nämlich genau die Anstöße geben können, sich zu äußern über das, was bewegt, was ärgert oder freut, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Es sei wichtig, „Orte zu haben, wo man wirklich miteinander sprechen oder streiten kann, oder lernt, erstmals wieder seine Meinung zu äußern und sich zu trauen und das nicht hinter einer Maske im Internet zu tun, sondern analog visavis“, so Dr. Müller. Er ist mit Eva Menasse überzeugt, dass die Beschreibung der Welt in der Literatur einen Zugang zu ihr  bietet und dabei hilft, „zu verdauen, was sich in der Welt tut“, insbesondere in Zeiten, „wo alle Gewissheiten zerbröseln, wo gemeinsame Ansichten irgendwie flöten gehen“, so Dr. Müller. Seine Generation sei mit der Idee aufgewachsen, „dass Aufklärung, Rationalität etwas ist, was Stück für Stück verwirklicht wird.“ Und seit einigen Jahren wäre er ziemlich verblüfft darüber, „dass das Irrationale fröhliche Urständ feiert“, so Dr. Müller, der es daher hervorragend findet, „dass wir dieses Programm diese Woche haben“, und er freue sich, einmal auch Autoren live kennenzulernen, auf die man nicht durch Bestsellerlisten gestoßen wäre.  Besonders spannend fände er auch die Veranstaltung  „Wie frei ist sie noch die Kunst?“ ( Mittwoch, 18.09.2019 im Museum Wiesbaden).

Autorin und Gastgeberin   Eva Menasse. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Autorin und Gastgeberin Eva Menasse. © Foto: Diether v Goddenthow

Als vor einem Jahr die Leiterin des Wiesbadener Literaturhauses, Susanne Lewalter, bei Eva Menasse anfragte und bat, die Gastgeberinnen-Rolle der Wiesbadener Literaturtage zu übernehmen, hatte diese  sich gerade an einem idyllischen Ort, dem berühmten Salzburger Hotel Seehof, eingerichtet, um – fernab von jeglichen Ablenkungen – ihren neuen Roman zu beginnen. „Vielleicht können sie sich vorstellen oder erahnen, dass das ein nicht sehr häufiger, und auch sehr empfindlicher Moment in einem Schriftstellerleben ist. Man spürt da am Rand eines furchtbar großen Wassers, das man in den nächsten Jahren durchschwimmen will, und steckt gerade probeweise den ersten Zeh hinein“, so Eva Menasse. Und dann kam dieses Angebot „einer einwöchigen Kuratoren-Tätigkeit, was erst einmal bedeuten würde: Ablenkung! Also Gift für den Roman!“ Ihre Spontanreaktion war daher: „Nein! Auf keinen Fall, vielleicht irgendwann später!, auf alle Fälle Bedenkzeit!“ Doch Susanne Lewalter versicherte ihr, dass es gar nicht so viel Arbeit sei. Und schließlich der Gedanke: „Eine ganze Woche im jugendstilgesättigten Wiesbaden“ zu weilen, könne eigentlich nicht ganz falsch sein,“ wenn sie ansonsten nichts anderes annähme.

Was die Autorin auf der Suche nach   Zeit für ihren nächsten Roman nicht bedachte, waren jedoch die Aufgaben, die „man nicht absagen kann“, weil diese nicht einfach Aufgaben seien, sondern auch Ehre bedeuteten, wie etwa der Mainzer-Stadtschreiber-Preis. Diesen habe sie, „zwei Monate später zugesprochen bekommen“. „Dabei wussten weder die Mainzer, ich schwöre es, dass ich die Wiesbadener Literaturtage eröffnen würde, weil das ja noch nicht bekannt war. Noch wussten natürlich die Wiesbadener, dass die Mainzer Jury auf so eine Idee kommt“, und nun war  im Oktober 2018 das Jahr 2019 „mit einem Schlag bis an die Decke voll!“. Die Brisanz dieser Entscheidung sei ihr „ auch bald klar“ geworden, „als die Wiesbadener dann auch nicht so entzückt waren darüber, weil es eben diese berühmte, liebevolle Konkurrenz zwischen den beiden Landeshauptstädten“ gäbe.

Und immer wieder würde sie seit Monaten „von Journalisten nach meinen Eindrücken zu den Unterschieden zwischen den beiden Städten befragt“ – für Gemeinsamkeiten habe sich „interessanterweise nie jemand interessiert“. Deshalb wolle sie „heute anlässlich der Eröffnung der Wiesbadener Literaturtage herzlich darum bitten, von dieser Frage in Zukunft abzusehen“.

Die 21. Wiesbadener Literaturtage zu organisieren, war sehr viel Arbeit und habe hunderte E-Mails gekostet. „Frau Lewalter möge sich als widerlegt betrachten“, meinte die Autorin augenzwinkernd, denn es sei zwar eine riesige Menge Arbeit „auch für die Kuratorin, die angeblich nur einlädt.“ Aber Frau Lewalter habe Recht gehabt, sie „sanft zu überreden“, wofür sie ihr sehr dankbar sei, denn diese Arbeit sei „ genau von derselben Art wie die Geburt eines Kindes: Wenn es dann da ist, hat man alles vergessen, die Dauer und die Schmerzen! Ich möchte Frau Lewalter selbst und dem ganzen Team des Wiesbadener Literaturhauses ganz, ganz herzlich für die fantastische, kompetente und vor allem gutgelaunte Zusammenarbeit danken.“, bekräftigte Eva Menasse, bevor sie nach einem Veranstaltungs-Überblick der nächsten Tage mit dem eigentlichen Programm des Abends begann.

Das Abendprogramm – Lesung und musikalische Einlagen

Im anschließenden Eröffnungsprogramm faszinierte Eva Menasse die Besucher des bis auf den letzten Platz gefüllten Vortragssaals des Museums Wiesbaden mit drei Lesungen, unter anderem aus ihrem autobiographischen Essay „Stell Dir vor, du hättest den Hintern von Montserrat Caballé“. Darin erzählt sie amüsant und pointiert von ihrem späten Gesangsunterricht „Warum ist Gesangsunterricht mit so viel Peinlichkeit verbunden?“ und der Kunst des Scheiterns „Gesangsunterricht hat mich gelehrt, mir das eigene Scheitern zu verzeihen!“

Mezzosopranistin Silke Gäng.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Mezzosopranistin Silke Gäng.© Foto: Diether v Goddenthow

Die Mezzosopranistin Silke Gäng sang hierzu, begleitet vom Sinfonieorchesters Basel, passend die Arie aus dem 3. Akt von Christoph Willibald Glucks „Orpheus und Eurydike“, anschließend auch aus Werken von Händel und Hayden, jeweils passend zu Eva Menasses gehaltvollen Textpassagen.

 

Eva Menasses letzter Text an diesem  Abend „Variationen über Klage, Gelächter, Anfang und Ende“ ging anhand biographischer Fragmente des Musiker-Genies Joseph Haydn vielschichtig der Frage nach, „ob für Kunstwerke ein knalliger Anfang wichtiger ist oder ein donnernder Schluss“. „Natürlich beides“, am besten auch „die Mitte“. Auf’s eigene Dasein bezogen, habe man nicht „im Geringsten Einfluss“, „wie das Geglückte auf dem Zeitstrahl des eigenen Lebens verteilt ist“, so die Autorin, die beispielhaft hierfür die sehr unterschiedlichen Anfänge und Schlüsse der Leben von Amadeus Mozart und Joseph Haydn gegenüberstellte: „Während Mozart mit umjubeltem Wunderkindanfang beschenkt“ (…) „schließlich doch jung und zudem elend zugrunde geht“, scheint es bei Joseph Hayden genau andersherum: In ärmliche Verhältnisse eines Wagenmachers geboren und mit 6 Jahren von Zuhause weggegeben, erwuchs aus dieser „harten Herkunft (…) ein biblisch langes Leben voller Erfolg und Ruhm“. „Und dennoch ist den beiden, Mozart und Hayden, so viel gemeinsam, nicht nur ihre Freundschaft, nicht nur ihr Genie, auch ihre Ewigkeit“, so Eva Menasse.

Auffällig habe sich Josef Haydn während seines langen, reichen Schaffens immer wieder für Schlüsse interessiert. „Ständig versuchte er etwas, was vor ihm noch nie probiert worden war: Eines seiner Streichquartette lässt er keck mit einer Schlussformel beginnen. Ein anderes hat wegen seines exzentrischen, in Stücke gehackten Schlusses den Beinamen „The Joke“ bekommen“, und am berühmtesten unter „Haydns innovativen Schlüssen“ sei die Abschiedssinfonie.
Laut einer Entstehungs-Anekdote aus der Not heraus entstanden, komponierte Hayden diese so, dass „ein Musiker nach dem anderen aufhört, seine Noten packt, und den Raum leise verlässt“, bis schließlich „am Ende der Bratsche auch die beiden Geigen gehen“. Damit war den Musikern erspart, „länger als geplant, im Landsitz Schloss Esterhazy bleiben“ zu müssen. Ein Streik wäre in Zeiten, da Musiker kaum mehr galten als Leibeigene, undenkbar gewesen.

Eva Menasse. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Eva Menasse. © Foto: Diether v Goddenthow

Amüsant, brillant und atmosphärisch dicht schildert Eva Mesnasse  abschließend  die Anekdote vom vermeintlichen Ableben Haydns. Besonders Verrücktes „hielt das Schicksal für Haydn“ bereit, „der so gerne mit Schlüssen spielte, Witz und Finesse hervorhob“ (…) nämlich „einen eigenen vorgezogenen Schluss“, (…) „als wäre er von ihm selbst komponiert“ (…)   „1805, vier Jahre vor dem eigentlichen Ereignis, wurde irrtümlich Haydns Tod gemeldet. Er selbst soll es in der Zeitung gelesen und sich sogleich in die betreffende Redaktion fahren lassen haben, um der Nachricht leibhaftig entgegen zu treten. Doch sie verbreitete sich rasend schnell. Das Dementi kam 201 Jahre vor Twitter einfach nicht hinterher. Luigi Cherubini komponierte in Paris einen Chant sur la mort de Joseph Haydn, und Rodolphe Kreutzer, der berühmte Geiger und Komponist, schrieb ein Violinkonzert zu Ehren des Verstorbenen über einige seiner Themen. Schließlich wurde in Paris noch eine Gedenkveranstaltung angesetzt, auf der Musik von Mozart und Haydn gespielt werden sollte. Und was sagte Haydn dazu? Man könnte es schon ahnen. Sein Witz hatte wieder einmal mehrere Ebenen. Er hüpfte lustig zwischen Raum und Zeit, Logik und Groteske hin und her. Haydn sagte nämlich: Wenn sie es mir nur früher gesagt hätten, dann wäre ich hingefahren, und hätte selbst dirigiert.“

Tosender Applaus, ein toller Abend, wunderbar ergänzt und  abgerundet von Silke Gäng und dem Streichquartett des Sinfonieorchesters Basel –  ein super Start in die 21. Wiesbadener Literaturtage mit vielen weiteren großartigen Highlights:

Informationen und Programmhinweise

MONTAG 16. SEPTEMBER 2019
18.00 UHR — EINFÜHRUNG + WORKINGMAN’S DEATH

WORKINGMAN’S DEATH BILDER ZUR ARBEIT IM 21. JAHRHUNDERT

122 Min., Österreich/Deutschland 2005
Buch und Regie: Michael Glawogger
UNTITLED

EIN FILM VON MICHAEL GLAWOGGER & MONIKA WILLI
107 Min., Österreich/Deutschland 2017,
Sprecherin: Birgit Minichmayr
UNTITLED

CALIGARI FILMBÜHNE
MARKTPLATZ 9, 65183 WIESBADEN
EINTRITT: JEWEILS € 7 / ERM. € 6 · KOMBITICKET FÜR BEIDE FILME: € 10

DIENSTAG 17. SEPTEMBER 2019 19.30 UHR
ZORA DEL BUONO & IRIS WOLFF
LESEN SIE DOCH MAL…
MODERATION: ILKA PIEPGRAS (DIE ZEIT)
LITERATURHAUS VILLA CLEMENTINE
FRANKFURTER STRASSE 1, 65189 WIESBADEN
EINTRITT: VVK: € 10 / ERM. € 6 PLUS GEBÜHR ABENDKASSE: € 13 / 8

MITTWOCH 18. SEPTEMBER 2019 19.30 UHR
NAIKA FOROUTAN, ROBERT PFALLER, HANNO RAUTERBERG WIE FREI IST SIE NOCH, DIE KUNST?
MODERATION: PEER TEUWSEN (NZZ)
MUSEUM WIESBADEN
FRIEDRICH-EBERT-ALLEE 2, 65185 WIESBADEN
EINTRITT: VVK: € 10 / ERM. € 6 PLUS GEBÜHR, ABENDKASSE: € 13 / ERM. € 8

DONNERSTAG 19. SEPTEMBER 2019 19.30 UHR
ZSUZSA BÁNK, INES GEIPEL, BARBARA VINKEN
SCHREIBENDE FRAUEN
MODERATION: URSULA MÄRZ
FRAUEN MUSEUM WIESBADEN
WÖRTHSTRASSE 5, 65185 WIESBADEN
EINTRITT: VVK: € 10 / ERM. € 6 PLUS GEBÜHR, ABENDKASSE: € 13 / ERM. € 10

FREITAG 20. SEPTEMBER 2019 19.30 UHR
SANDRA KREISLER & JOCHEM HOCHSTENBACH
KREISLER SINGT KREISLER
STAATSTHEATER WIESBADEN STUDIO
CHRISTIAN-ZAIS-STRASSE 3, 65189 WIESBADEN
EINTRITT: € 18 / ERM. € 12

Abschluss am SAMSTAG 21. SEPTEMBER 2019 mit Senta Berger im Caligari
Die Schauspielerin liest Auszüge aus dem Werk Heimito von Doderers, dem ausgesprochenen Lieblingsschriftsteller von Eva Menasse. Im Anschluss an die Lesung wird der Film „Das Diarium des Dr. Döblinger“ aus dem Jahr 1986 gezeigt, der sich lose an dem österreichischen Autor und seinem Leben orientiert.
19.00 UHR (LESUNG), 21.00 UHR (FILM)
CALIGARI FILMBÜHNE
MARKTPLATZ 9, 65183 WIESBADEN
EINTRITT: € 15 / ERM. € 12

Während des Eröffnungsempfangs signiert Eva Menasse ihre Bücher begeisterter  Leser/innen. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Während des Eröffnungsempfangs signiert Eva Menasse ihre Bücher begeisterter Leser/innen. © Foto: Diether v Goddenthow
VERÖFFENTLICHUNGEN von EVA MENASSE (AUSWAHL)
  • Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess um David Irving (2000)
  • Vienna, Roman (2005)
  • Lässliche Todsünden, Erzählungen (2009)
  • Quasikristalle, Roman (2013)
  • Lieber aufgeregt als abgeklärt, Essays, (2015)
  • Leben in Bildern: Heimito von Doderer (2016)
  • Tiere für Fortgeschrittene, Erzählungen (2017)

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN (AUSWAHL)

  • 2005 Rolf Heyne Debütpreis
  • 2013 Heinrich-Böll-Preis
  • 2015 Villa-Massimo-Stipendium 2017 Friedrich-Hölderlin-Preis 2017 Österreichischer Buchpreis 2019 Mainzer
  • Stadtschreiberin 2019 Ludwig-Börne-Preis

Vom „Lustprinzip“ zum Selbstporträt: das Programm der 21. Wiesbadener Literaturtage mit Eva Menasse

Eva Menasse bei der Amtseinführung als Mainzer Stadtschreiberin 2019. ©  Foto: Diether v Goddenthow
Eva Menasse bei der Amtseinführung als Mainzer Stadtschreiberin 2019. © Foto: Diether v Goddenthow

Die für ihren Kampf für Meinungsfreiheit in Zeiten von linker wie rechter politischer Gesinnungs-Korrektheit bekannte österreichische Autorin Eva Menasse wird vom 15. bis 21. September 2019 die 21. Wiesbadener Literaturtage kuratieren. In der Pressemeldung  Wiesbadener Literaturhauses Villa Clementine heißt es, dass mit Veranstaltungen zu dem Dokumentarfilmemacher Michael Glawogger, dem Komponisten Georg Kreisler oder dem Schriftsteller Heimito von Doderer nicht nur der Bezug zu ihrem Heimatland sofort ins Auge falle, sondern sich darin auch Eva Menasses Vorlieben und Interessensgebiete in allen Sparten der Künste abbildeten. „Zu den Highlights gehören so bekannte und hochkarätige Künstler wie Sven Regener oder Senta Berger. „Die Veranstaltungen hängen untergründig zusammen. Ich vermute, ein Knoten ist ein gewisses Forschen nach dem Verhältnis von Freiheit und struktureller Ordnung in den Künsten“, so die Kuratorin über ihr Programm.

Seit 1986 bieten die Wiesbadener Literaturtage eine Plattform für den spartenübergreifenden Dialog und machen die hessische Landeshauptstadt zum Mittel- und Austauschpunkt für Persönlichkeiten und Interessierte aller Kunstsparten. Das Festival wird vom Kulturamt Wiesbaden ausgerichtet. „Ich freue mich sehr, dass wir mit Eva Menasse eine wortstarke Gastgeberin gewinnen konnten, deren kreatives Wirken in den verschiedenen Künsten so wunderbar zur Ausrichtung der Wiesbadener Literaturtage passt und sich auch in ihrem Programm widerspiegelt“, so Kulturdezernent Axel Imholz, „Vor allem möchten wir an dieser Stelle dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain danken, ohne dessen Förderung dieses Festival in diesem Umfang nicht würde stattfinden können.“

Zum Auftakt des Festivals liest Eva Menasse am Sonntag, 15. September, um 17 Uhr im Museum Wiesbaden aus zwei autobiographischen Texten über Musik, Komponisten und die Kunst des Scheiterns. Dazu präsentieren die junge Mezzosopranistin Silke Gäng und Mitglieder des Sinfonieorchesters Basel Musikstücke von Händel, Haydn oder Gluck, die in ihrem Schreiben Erwähnung finden.

Der zweite Festivaltag bringt dem Publikum den österreichischen Filmemacher und Schriftsteller Michael Glawogger näher, ihren „künstlerischen Sparring-Partner“, wie Eva Menasse ihn nennt. Der enge Freund und renommierte Autor Sven Regener führt dabei in dessen Leben und Werk ein. Im Anschluss werden die Filme „Workingman’s Death“ und „Untitled“ in der Caligari Filmbühne gezeigt.

Mit der Lesung von Zora del Buono und Iris Wolff am Dienstag, 17. September im Literaturhaus Villa Clementine, sowie der Diskussionsrunde über schreibende Frauen am Donnerstag, 19. September im Frauenmuseum, stehen in Eva Menasses Programm gleich zwei Tage ganz im Zeichen der Sichtbarmachung von Autorinnen und literaturschaffenden Frauen. Dass der Kuratorin gerade die in ihren Worten „engagierte Zeitgenossenschaft“ besonders wichtig ist, zeigt sich auch am Mittwoch, 18. September, wenn hochrangige Diskutanten im Museum Wiesbaden über die Frage „Wie frei ist sie noch, die Kunst?“ sprechen.

Der Freitag, 20. September, hält ein weiteres musikalisches Highlight bereit. Auf der Studiobühne des Hessischen Staatstheaters wird Sandra Kreisler weitgehend unbekannte und teilweise unveröffentlichte Chansons ihres Vaters Georg Kreisler – einem der bekanntesten Chansonkomponisten und Dichter Österreichs – neu interpretieren und so mit einer ganz eigenen Note versehen.

Zum Abschluss der Literaturtage in Wiesbaden ist die Grande Dame der Film- und Fernsehlandschaft, Senta Berger, in der Caligari FilmBühne zu Gast. Sie liest Auszüge aus dem Werk Heimito von Doderers, dem ausgesprochenen Lieblingsschriftsteller von Eva Menasse. Im Anschluss an die Lesung wird der Film „Das Diarium des Dr. Döblinger“ aus dem Jahr 1986 gezeigt, der sich lose an dem österreichischen Autor und seinem Leben orientiert.“

Das ausführliche Programm liegt aus und ist online verfügbar unter www.wiesbaden.de/literaturtage

VORVERKAUF
Tourist Information Wiesbaden
Marktplatz 1
Telefon: 0611 – 1729930

Ticketbox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof
Kirchgasse 28, Eingang Friedrichstraße
Telefon: 0611 – 304808

Online-Vorverkauf (u.a. Print@Home)
www.wiesbaden.de/literaturtage

Karten für den Abend im Studio des Staatstheaters erhalten Sie auch an der Kasse im Theater oder online unter www.staatstheater-wiesbaden.de.

Karten für den Abend in der Caligari FilmBühne gibt es nur an der Kinokasse im Caligari: täglich 17 bis 20.30 Uhr, reservierung-caligari@wiesbaden.de und in der Tourist-Information (plus VVK-Gebühr).

Das 19. Festival des mittel- und osteuropäischen Films goEast mit glanzvoller Preisverleihung abgeschlossen

Goldenen Lilie – Hauptpreis

ACID (KISLOTA, Russland 2018, Regie: Alexander Gorchilin; Produktion: Sabina Eremeeva) ist der Gewinner des Hauptpreises der 19. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden – der mit 10.000 Euro dotierten Goldenen Lilie. Die fünfköpfige internationale Jury unter dem Vorsitz von Teona Strugar Mitevska begründete ihre Entscheidung damit, dass der meisterhafte Debütfilm die Energie und die Verzweiflung der Millennial-Generation spürbar mache. „Die Geschichte ist brillant geschrieben und konstruiert. Sie überzeugt von Anfang bis Ende in der Art, wie sie den Charakteren durch das urbane zeitgenössische Setting folgt“, betonte die Jury.

Der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis, die "Goldene Lilie für den Besten Film" ging an  ACID (KISLOTA). v.l.n.r.:Teona Strugar Mitevska (Juryvorsitzende), Arina Shevtsova, Hauptdarstellerin Vanya, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ellen-Harrington, Direktorin  des DFF, Deutsches Filminstitut Deutsches Filmmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow
Der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis, die „Goldene Lilie für den Besten Film“, ging an ACID (KISLOTA). v.l.n.r.:Teona Strugar Mitevska (Juryvorsitzende), Arina Shevtsova, Hauptdarstellerin Vanya, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ellen-Harrington, Direktorin des DFF, Deutsches Filminstitut Deutsches Filmmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne bildete den krönenden Abschluss von goEast. Nach einer Woche voller Kino, Virtual Reality, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen und Ausstellungen, bei der 109 Filme gezeigt wurden und mehr als 200 Filmschaffende aus der internationalen Filmbranche zu Gast waren, wurden die Sieger des Wettbewerbs gekürt und Preise im Gesamtwert von 36.000 Euro verliehen.

Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie

Den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie erhielt Adilkhan Yerzhanov für "DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT" (l.n.r.:) Adilkhan Yerzhanov (Regisseur), Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow
Den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie erhielt Adilkhan Yerzhanov für „DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT“ (l.n.r.:) Adilkhan Yerzhanov (Regisseur), Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Adilkhan Yerzhanov gewann mit THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD (LAZKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA; Kasachstan, Frankreich 2018) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. „Der Film, der in einer Welt voller Absurdität und Gleichgültigkeit spielt, ist ein visuell beeindruckendes und bewegendes Drama über Liebe, die Komplexität der menschlichen Bedingungen und Beziehungen, gewürzt mit einem staubtrockenden Humor. Das ist modernes und klassisches Kino in einem, was die Kraft des Regisseurs als Auteur unterstreicht“, so die Jury. Der Regisseur zeige sein künstlerisches Talent für Details: Einstellungen voller poetischer Schönheit, minimalistische, gleichzeitig stilisierte Innenräume, ruhige aber ausdrucksstarke Gesichter, reiche und farbenfrohe Landschaften, lobte die Jury.

Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt 

 Film HOME GAMES (DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, wurde mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt ausgezeichnet. l.n.r.: ALISA KOVALENKO, Regisseurin, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ayse-Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow
Film HOME GAMES (DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, wurde mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt ausgezeichnet. l.n.r.: ALISA KOVALENKO, Regisseurin, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ayse-Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow

Der Film HOME GAMES (DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, Regie: Alisa Kovalenko) wurde mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt und einem Preisgeld von 4.000 Euro ausgezeichnet. Der Film über eine junge Ukrainerin, die mit Beharrlichkeit und Überzeugung den Traum einer professionellen Fußball-Karriere inmitten ihrer sozial prekären Familiensituation verfolgt, mache Hoffnung, betonte die Jury. „Dieser Film thematisiert die Idee neuer familiärer Strukturen in vielfacher Hinsicht und in verschiedenen Formen.“

Lobenden Erwähnung

Eine "Lobende Erwähnung" der Jury für den Film "Kalter November". Bild: Hauptdarsteller Fatmir Spahiu (r.) und ISMET SIJARINA, Regisseur, mit Festivalleiterin Heleen-Gerritsen,  © Foto: Diether v. Goddenthow
Eine „Lobende Erwähnung“ der Jury für den Film „Kalter November“. Bild: Hauptdarsteller Fatmir Spahiu (r.) und ISMET SIJARINA, Regisseur, mit Festivalleiterin Heleen-Gerritsen, © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einer lobenden Erwähnung bedachte die Jury COLD NOVEMBER (NËNTOR, FTOHTË, Kosovo, Albanien, Nordmazedonien 2018, Regie: Ismet Sijarina) dafür, dass der Film „auf mutige und ehrliche Weise die Geschichte eines nationalen Traumas durch die Augen einer ganz gewöhnlichen Person“ zeige. Der Film thematisiert den Krieg in Jugoslawien 1992 in Prishtina und erzählt vom (Über-)Leben in bösen Zeiten.

Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow
Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Festivalleiterin Heleen Gerritsen freute sich über einen erfolgreichen Jahrgang von goEast: „goEast 2019 wurde erneut von einer unglaublichen Genrevielfalt und von echtem Austausch geprägt: Bei den Filmgesprächen, im Kino, aber auch bei den Parties und bei der interdisziplinären Veranstaltungsreihe ,Paneuropäisches Picknick‘ trafen Filmschaffende und Künstler*innen aus Mittel- und Osteuropa und das Publikum aus Wiesbaden und Umgebung aufeinander. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, das Festival verstärkt in die Stadt hineinzutragen.“

Impression aus der Caligari-Filmbühne. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus der Caligari-Filmbühne. © Foto: Diether v. Goddenthow

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI Spiel- und Dokumentar-Film

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging an THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD (LAZKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA; Kasachstan, Frankreich 2018, Regie: Adilkhan Yerzhanov) „für ein farbenfrohes Märchen, mit kamera-geleitetem Humor“, wie es in der Jurybegründung hieß. Der Film erzählt die bittersüße Geschichte einer kasachischen Familie als Mafia-Tragikomödie à la Camus.

Die Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI für Dokumentar- und Spielfilm gingen an Andrei Kutsila (mitte rechts) für den Dokumentarfilm STRIP AND WAR, und an Adilkhan Yerzhanov für DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI für Dokumentar- und Spielfilm gingen an Andrei Kutsila (mitte rechts) für den Dokumentarfilm STRIP AND WAR, und an Adilkhan Yerzhanov für DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT. © Foto: Diether v. Goddenthow

In der Kategorie Dokumentarfilm gewann STRIP AND WAR (Belarus, Polen 2019, Regie: Andrei Kutsila) den Preis der FIPRESCI. Die Jury zeichnete den Dokumentarfilm über einen Kriegsveteranen und dessen strippenden Enkelsohn aus, der bei goEast seine Weltpremiere feierte, und zwar „für die gelassene Darstellung einer möglichen Koexistenz verschiedener Werte und Generationen“.

Open Frame Award

Das  Künstler-Duo Alexey Furman and Sergiy Polezhaka mit Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin und Stefan Mumme, Geschäftsführer der BHF Bank Stiftung.© Foto: Diether v. Goddenthow
Das Künstler-Duo Alexey Furman and Sergiy Polezhaka mit Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin und Stefan Mumme, Geschäftsführer der BHF Bank Stiftung.© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Künstler-Duo Alexey Furman and Sergiy Polezhaka wurde für AFTERMATH VR: EUROMAIDAN mit dem von der BHF Bank Stiftung für Virtual-Reality-Werke ausgelobten Open Frame Award ausgezeichnet, der mit einem Preisgeld von 5.000 Euro dotiert ist. In dem VR-Projekt schlüpft der Betrachter in die Rolle eines Demonstranten während der Proteste auf dem Maidanplatz in Kiew. Durch die Kombination aus kraftvollem immersivem Storytelling und dem interaktiven Poztenzial von VR mache das Werk den Betrachter zu einem aktiv Handelnden, der in das Geschehen eingreifen könne, erklärte die Jury. „Die VR-Erfahrung hinterlässt einen bleibenden Eindruck und konserviert Erinnerungen mit diesem einzigartigen journalistischen Format, das große gesellschaftliche Relevanz besitzt.“

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für TRAIL OF ANGELS von Kristina Buožytė für die herausragende Kreativität aus. „Die Herausforderung einer poetische Reise durch die Bilderwelt eines traditionellen Malers wurde respektvoll und intelligent gelöst“, so die Jury.

RheinMain Kurzfilmpreis

RheinMain Kurzfilmpreis. gestiftet vom  Kulturfonds Frankfurt RheinMain ging an Leon Lučev. Bild: Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain (ganz rechts), Leon Lučev (mitte) mit der Festivalleiterin und der Jury,  © Foto: Diether v. Goddenthow
RheinMain Kurzfilmpreis. gestiftet vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain ging an Leon Lučev. Bild: Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain (ganz rechts), Leon Lučev (mitte) mit Festivalleiterin und der Jury, © Foto: Diether v. Goddenthow

Erstmals wurde in diesem Jahr der vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gestiftete RheinMain Kurzfilmpreis (2.500 Euro) vergeben. Die Jury aus Vertreter*innen von Kulturvereinen mit Osteuropa-Bezug aus dem Rhein-Main-Gebiet entschied sich für I CAN BARELY REMEMBER THE DAY (MALO SE SJEĆAM TOG DANA, Kroatien 2018) – das Regiedebüt des kroatischen Schauspielers Leon Lučev, und begründete ihre Entscheidung damit, dass der Film die gegensätzlichen Themen Tod und Leben, Trauer und Heiterkeit geschickt miteinander verwebe. „Was der Protagonist nicht aussprechen kann, entwickelt der Regisseur über Kameraführung, die Wahl seiner Stilmittel sowie die ausgezeichnete schauspielerische Leistung. Der Film berührt“, betonte die Jury.

Renovabis-Recherchestipendium

Das Projekt THE MOTHERS‘ CRUSADE (Belarus, Regie: Alexander Mihalkovich) gewann das in diesem Jahr erstmals ausgelobte Renovabis-Recherchestipendium (3.500 Euro) für dokumentarische Vorhaben zu den Themen Menschen- und Minderheitenrechte. Die Jury zeichnete die Geschichte über Frauen aus, die in Weißrussland gegen Missbrauch in einer mächtigen männlich dominierten Institution, dem Militär, kämpfen. „Durch die Perspektive einer Mutter erhalten wir damit Einblick in eine viel umfassendere Kultur der Gewalt“, so die Jurybegründung.

East-West Talent Lab

LANDING von Ksenia Ciuvaseva aus Moldawien wurde als bestes Projekt im Rahmen des East-West Talent Lab mit dem von Russian Standard Vodka gestifteten goEast Development Award in Höhe von 3.500 Euro bedacht. Es sei eine sehr persönliche Geschichte, die so große Themen wie Verlust, Abwesenheit und Liebe auslotet, betonte die Jury. „Sowohl die Filmemacherin als auch ihr Vater versuchen, Zeit und Raum durch Videobotschaften zu überwinden. Wir sind gespannt, wohin dieses Abenteuer beide führen wird.“

Abschlussfoto mit allen Gewinnern, Juroren, Mitarbeitern und Helfern des Festivals goEast zum Abschluss der Preisverleihung am 16. April 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Abschlussfoto mit allen Gewinnern, Juroren, Mitarbeitern und Helfern des Festivals goEast zum Abschluss der Preisverleihung am 16. April 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Film des Programms anbietet, fiel 2019 auf den Wettbewerbsfilm MOMENTS (CHVILKY, Tschechische Republik, Slowakische Republik 2018) von Beata Parkanová. Der Film soll zum goEast Festival 2020 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Die 19. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 10. bis 16. April in Wiesbaden statt. Zu den Höhepunkten gehörten neben einem spannenden Wettbewerb die Besuche international gefeierter Filmemacher*innen wie Krzysztof Zanussi, Sergei Loznitsa und Jury-Präsidentin Teona Strugar Mitevska. Große Resonanz erfuhren auch das Symposium unter dem Titel „Konstruktionen des Anderen. Roma und das Kino Mittel- und Osteuropas“ sowie die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe „Paneuropäisches Picknick“

Alle Preisträger*innen im Überblick:

 © Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Goldene Lilie für den Besten Film
ACID /KISLOTA, Russland 2018, Regie: Alexander Gorchilin; Produktion: Sabina Eremeeva

Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD / LASKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA, Kasachstan,
Frankreich 2018, Regie: Adilkhan Yerzhanov

Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt
HOME GAMES / DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, Regie: Alisa Kovalenko

Lobende Erwähnung
COLD NOVEMBER / NËNTOR, FTOHTË, Kosovo, Albanien, Nordmazedonien 2018, Regie: Ismet
Sijarina

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD / LAZKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA, Kasachstan,
Frankreich 2018, Regie: Adilkhan Yerzhanov

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
STRIP AND WAR / Belarus, Polen 2019, Regie: Andrei Kutsila

Open Frame Award
AFTERMATH VR: EUROMAIDAN, Ukraine 2018, Regie: Alexey Furman and Sergiy Polezhaka

RheinMain Kurzfilmpreis
I CAN BARELY REMEMBER THE DAY / MALO SE SJEĆAM TOG DANA, Kroatien 2018, Regie: Leon
Lučev

Renovabis-Recherchestipendium
THE MOTHERS‘ CRUSADE, Belarus, Regie: Alexander Mihalkovich
goEast Development Award
LANDING, Moldawien, Regie: Ksenia Ciuvaseva

Siehe „goEast“