Kategorie-Archiv: Buchmesse Frankfurt

Die Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 präsentieren im ausverkauften Schauspiel Frankfurt ihre Werke

Am 9. Oktober 2022 stellten sich im Schauspiel Frankfurt die sechs Nominierten der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2022 vor. v.li.: Daniela Dröscher „Lügen über meine Mutter“, Kim de l’Horizon „Blutbuch“, Fatma Aydemir „Dschinns“, Kristine Bilkau „Nebenan“, Eckhart Nickel „Spitzweg“, Jan Faktor „Trottel“- © Foto: Diether von Goddenthow
Am 9. Oktober 2022 stellten sich im Schauspiel Frankfurt die sechs Nominierten der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2022 vor. v.li.: Daniela Dröscher „Lügen über meine Mutter“, Kim de l’Horizon „Blutbuch“, Fatma Aydemir „Dschinns“, Kristine Bilkau „Nebenan“, Eckhart Nickel „Spitzweg“, Jan Faktor „Trottel“- © Foto: Diether von Goddenthow

Zum 15. Mal präsentierten am 9. Oktober 2022 das Kulturamt Frankfurt am Main und das Literaturhaus Frankfurt die Nominierten der Shortlist eine Woche vor der 18. Preisverleihung des Deutschen Buchpreises in Kooperation mit der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die den Preis vergibt.

Alle sechs Finalistinnen und Finalisten und eine Finalist*In, die in diesem Jahr in der Endauswahl für den deutschsprachigen Roman des Jahres stehen, wurden in Lesungen und Gesprächen von Sandra Kegel (F.A.Z.), Alf Mentzer (hr) und Christoph Schröder (freier Kritiker) vorgestellt. Die Veranstaltung fand im beinahe ausverkauften Schauspiel Frankfurt statt. Was ihre Freude „heute noch einmal steigere“, sei die Tatsache, „dass wir einander nach der Pandemie erstmals wieder in so großer Runde uns begegnen können“, freute sich Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Dr. Sonja Vandenrath-© Foto: Diether von Goddenthow
Dr. Sonja Vandenrath-© Foto: Diether von Goddenthow

Ausgangsüberlegung war 2008, der Geburtsstunde des Deutschen Buchpreises, „mit dieser Gemeinschaftsveranstaltung Frankfurt als Buch- und Literaturstadt ein weiteres Highlight zu verschaffen, und gleich den großen Scheinwerfer auf die Autorinnen und Autoren der Shortlist zu richten und als Win-Win-Win-Situation dem Frankfurter Publikum die exklusive Chance geben, alle Nominierten kompakt an einer Veranstaltung zu erleben“ so Dr. Sonja Vandenrath, Literaturreferentin der Stadt Frankfurt am Main. Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt, unterstrich in seinem Grußwort, dass die sechs Nominierten der Shortlist, „denen heute unsere ganze Aufmerksamkeit und die Aufmerksamkeit der Buchwelt gelte, unter mehr als 200 geprüften Büchern von einer Fachjury ausgewählt worden seien“.

Fatma Aydemir „Dschinns“, Moderation: Alf Mentzer

Alf Mentzer im Talk mit Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow
Alf Mentzer im Talk mit Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow

Als erste im Reigen präsentiert Fatma Aydemir im Gespräch mit Moderator Alf Mentzer ihr im Carl Hanser Verlag erschienenes Werk „Dschinns“. Eher rein zufällig habe sie einen Familienroman geschrieben, denn Ziel sei es gewesen, wie sie sagt, mehr über die erste Generation der türkischen Arbeitsmigranten zu erfahren. Die Hauptfigur Hüseyin, angelehnt an ihren Vater, hat dreißig Jahre in Deutschland gearbeitet, Doppelschichten geschoben, vier Kinder ernährt und trotzdem immer etwas Geld beiseitegelegt, um sich im 59. Lebensjahr endlich seinen Traum von einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllen zu können. Er hat aber nicht lange davon, denn nicht mal 12 Tage später erleidet er, angekommen in seiner Sehnsuchtswohnung, einen tödlichen Herzinfarkt. Jetzt, im Moment der Trauer und des Verlustes, beginnt der eigentliche Roman: Zur Beerdigung reisen Ehefrau und ihre vier Kinder auf unterschiedlichen Wegen nach Istanbul. Aus deren Perspektiven, sich eigentlich recht fremd gebliebener Personen, entfaltet Fatma Aydemir nach und nach diese spannungsreiche Geschichte .

Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow
Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow

„Für mich hat dieser Zusammenhalt dieser Personen überhaupt nichts heimeliges, im Gegenteil, es ist eher unheimlich, es gibt so eine unheimliche Spannung bei dieser Familie. Woher kommt diese Spannung?“, fragt Alf Mentzer. „Ich glaube“, so Fatma Aydemir , „das kommt aus dem Konzept Familie, das ist universell“ Und je tiefer sie in diese Thematik einstieg, umso mehr verstärkte sich dieses Gefühl: „Ja eigentlich ist das ganz absurd, davon auszugehen, dass dieses Gruppe von Menschen, in die man hineingeboren wird, irgendwie per sé das Beste ist, was einem passiert ist, und dass man sich da wiederfinden muss“, so die Autorin, die auch für neue Formen des Zusammenlebens plädiert. Denn für viele Menschen sei Familie kein besserer Ort, kein Ort, an dem es heimelig sei, eher unheimlich, und im Buch sei es für jede Figur  ein bisschen anders. Sie habe versucht, die Familie im Prozess des Auseinanderbrechens zu zeigen.

Das „Unheimliche“ stecke ja auch schon im Titel des Romans „Dschinns“, so Mentzer. „Dschinns“ wären in der islamischen Vorstellung unsichtbare Geister, die die Welt bevölkerten, deren Namen man wahrscheinlich auch gar nicht laut aussprechen dürfte. „Auch meine Kindheit war von der Angst vor Dschinns geprägt“, so Aydemir. Dinge, die uns Angst machten, seien ja meistens genau deswegen so angsteinflößend, weil sie so vage und nicht greifbar seien, so wie bei Dschinns. Ihre Geschichte und die Idee von Familie passten dazu, „da ‚es‘ eben im Raume ist, wir davon wissen, ‚es‘ uns Angst macht, und dass wir ‚es‘ deswegen nicht mehr aussprechen.“ Familienzusammenkünfte wie Treffen auf Beerdigungen seien schon davon geprägt, „dass wir Menschen auf Grundlage eines Kompromisses zusammenkommen, nämlich, dass sie nicht alles auspacken, sehr zurückhaltend seien und nicht alles dem Gegenüber zumuten, weil es sonst einfach eskalieren und auseinanderbrechen würde“, erläutert Aydemir, die dem Schweigen in bestimmten Situationen  als sozialen Kitt auch eine positive Seite zubilligt.  Aber „in dieser Familie“, lässt Aydemir ihren Bruder Harkan im Roman sagen, „kämpft man mit dem Schweigen als Waffe“, wirft Mentzer ein. Einen Grund hierfür, so Aydemir, sei auch in der kurdischen Herkunft der Familie begründet, in der zum Schutz der Kinder mehr als üblich geschwiegen wurde,  und man ihnen nicht mal mehr die kurdische Sprache beigebracht wurde. Es sei ein Schweigen innerhalb dieser Familie, und ein Schweigen, was in der türkischen Geschichtsschreibung und Gesellschaft existiere.

Kommentar der Jury:
„Dschinns“ vereint Fragen nach Identität, Geschlecht und Herkunft ebenso wie die Themen Rassismus und Diskriminierung, während gleichzeitig ein Teil jüngerer deutscher Geschichte behandelt wird, der bisher kaum in der Literatur zu finden ist.

Biographie:

Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow
Fatma Aydemir © Foto: Diether von Goddenthow

Fatma Aydemir wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Sie lebt in Berlin und ist Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. Bei Hanser erschien 2017 ihr Debütroman Ellbogen, für den sie den Klaus-Michael-Kühne-Preis und den Franz-Hessel-Preis erhielt. 2019 war sie gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah Herausgeberin der Anthologie Eure Heimat ist unser Albtraum. Ihr zweiter Roman Dschinns (Hanser, 2022) wurde mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet.

 

Jan Faktor „Trottel“, Moderation: Sandra Kegel

Sandra Kegel-im Talk mit Jan Faktor  © Foto: Diether von Goddenthow
Sandra Kegel-im Talk mit Jan Faktor © Foto: Diether von Goddenthow

„Die stille Frage meiner Jugend lautete, ob ein Trottel im Leben glücklich werden kann. Und im Grunde war es keine Frage“, beginnt Jan Faktor sein  bei Kiepenheuer & Witsch erschienenes Buch „Trottel“. Diese Frage, so  Faktor,  habe ihn schon ein Leben lang beschäftigt. Als er diese Frage, notiert auf einem Zettel, den er Jahrelang in der Hosentasche hatte, vor zwei Jahren hervorholte, habe sich daraus intuitiv ein Buch mit  über 400 Seiten entwickelt. Der Roman besteht aus vielen Geschichten, die   „an einem Stück“ hintereinander aus ihm wie aus einer „Magma-Blase“  herausgeplatzt wären, gleich ganz zu Beginn die, vom  Selbstmord seines Sohnes vor 10 Jahren, der auch so ein Trottel gewesen sei wie er selbst, über den er eigentlich gar nicht schreiben wollte, was aber auf einmal unvermeidbar war.

Jan Faktor  © Foto: Diether von Goddenthow
Jan Faktor © Foto: Diether von Goddenthow

Ob es denn einen Unterschied zwischen „Schelm“ und „Trottel“ gäbe, will Moderatorin Sandra Kegel wissen: „Einen gewaltigen“, so Faktor: Der Trottel sei nicht schlau, sondern dumm, er gäbe Dinge von sich preis, ohne zu spüren, dass er sich damit lächerlich mache, ganz anders wie ein Schelm, der sei schlau und berechnend. Der Trottel sei ehrlich, aber seiner Welt ausgeliefert. Auch er sei ein Trottel, deswegen der Titel.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels, eine Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht, dabei in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er erste groteske Erfahrungen mit der Liebe, langweilt sich in einem Büro für Lügenstatistiken und fährt schließlich Armeebrötchen aus. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, »emigriert« er nach Ostberlin, taucht ein in die schräge, politische Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, stattet seine besetzte Wohnung gegen alle Regeln der Kunst mit einer Badewanne aus, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR, die Wende und entdeckt schließlich seine Leidenschaft für Rammstein.

Kommentar der Jury:
Jan Faktors Roman „Trottel“ verbindet Zeitgeschichte und Lebensgeschichte auf sehr besondere Weise: Er beschreibt den Weg eines Außenseiters von Prag nach Berlin, vom Arbeitnehmer im realexistierenden Sozialismus zu einem Schriftsteller, der literarische Trauerarbeit leistet. Im Kern des Romans steht der Verlust eines Sohnes. Faktor gelingt das große Kunststück, mit einer Geschichte über Trauer Witz zu erzeugen. Er zielt auf die DDR ebenso wie auf die bundesdeutsche Gegenwart, auf den Literaturbetrieb und nicht zuletzt auf das eingestandene „Trotteltum“ seines Erzählers. Dabei entsteht ein provokanter, bisweilen verstörender Schelmenroman über die Frage, „ob ein Trottel im Leben glücklich werden kann“. Es ist ein Buch, das auch gnadenlose, aber sehr hilfreiche Kritik an unserer Gesellschaft übt.

Biografie:

Jan Faktor  © Foto: Diether von Goddenthow
Jan Faktor © Foto: Diether von Goddenthow

Jan Faktor, 1951 in Prag geboren, übersiedelte 1978 nach Ostberlin. Arbeit als Kindergärtner und Schlosser. Entdeckt in den 1980er-Jahren das „Rückläufige Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache“ für die experimentelle Dichtung. Bis 1989 fast ausschließlich in der inoffiziellen Literaturszene engagiert. 1989/90 Mitbegründer der Zeitung des Neuen Forums.

 

Kim de l’Horizon „Blutbuch“, Moderation: Christoph Schröder

Christoph Schroeder im Talk mit Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow
Christoph Schroeder im Talk mit Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow

Die Erzählperson in „Blutbuch“, erschienen bei DuMont Buchverlag, indentifiziert sich als nonbinär, also weder als Mann noch als Frau, so wie die Autor*In Kim de l’Horizon selbst. Mehr noch: Sie sei, erzählt Kim de l’Horizon, auch als „Hexer*In“ unterwegs und mache auch Rituale und habe hier einen Kristall mitgebracht, „um mir ein bisschen Kraft zu geben.“ Im Zusammenhang mit dieser Publikation „seien wahnsinnig viele Dinge auf mich zugekommen, Energien und Geschichten werden an mich herangetragen, liebevolle, aber auch hasserfüllte, und dieser Kristall hilft mir zu klären, was gehört zu mir, und was gehört zu anderen Menschen.“

Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow
Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow

Blutbuch ist in der grundsätzlichen Form eigentlich ein langer Brief, den die Ich-Erzählperson an ihre/seine die Familie dominierende Großmutter schreibt, als diese an Demenz erkrankt und Erzähler-Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie. „Gleichzeitig ist es für mich auch eben nichts Lineares, sondern ich habe versucht, mit diesem Roman einen Hexenkessel zu bauen, in dem alles Platz hat, was irgendwie so an einen herangetragen wird, wenn man irgendwie ein Körper ist auf dieser Welt. Und deshalb ist es nicht binär. Es hat Zirkelbewegungen für mich drin, und es fängt auch nicht an einem Anfang an, sondern wie für mich, so mitten im Satz, und das war das Ziel eigentlich, dass, wenn Menschen das lesen, sie so gerade reingezogen werden in diese Hexensuppe“, so die Autor*In.

Kommentar der Jury:
Die Blutbuche im Garten ist Ursprung und Fluchtpunkt im Leben von Kim, der non-binären Hauptfigur dieses Romans. Gepflanzt wurde sie zur Geburt der Großmutter – der Großmeer, wie sie im Berndeutschen genannt wird. Im Meer dieser Überfigur droht das Kind Kim zu versinken, gleichzeitig ist sie aber von einer magischen Faszination. Als die Großmeer ihr Wissen und ihre Dominanz an die Demenz verliert, beginnt Kim eine eigene Sprache zu bilden: für Identität und Körperlichkeit, für Herkunft und Prägung. Da es in diesem Gemenge keinen geraden Weg gibt, kann die Form des Romans nicht linear sein. Sie ist experimentell und gewagt, in einem Moment jäh derb und obszön, im nächsten wieder zart und intensiv. Sie nutzt überraschende Ebenen und Sichtweisen. Ein Roman, der berührt und bewegt.

Biografie:

Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow
Kim de l’Horizon- © Foto: Diether von Goddenthow

Kim de l’Horizon, 1992 bei Bern geboren, studierte Germanistik, Film- und Theaterwissenschaften in Zürich sowie Literarisches Schreiben in Biel. Zurzeit Masterstudiengang Transdisziplinarität an der ZHdK. They ist Mitglied des Kollektivs e0b0ff und der Redaktion des Literaturmagazins delirium, außerdem Gewinner*in des Treibhaus- und OpenNet-Wettbewerbs der Solothurner Literaturtage für Prosa, des Textstreich-Wettbewerbs für Lyrik, des Dramatiker*innenförderpreises Dramenprozessor 2020 und eines Kurzfilmwettbewerbs der HAZ. Publikationen in verschiedenen Literaturmagazinen.

 

Daniela Dröscher „Lügen über meine Mutter“, Moderation: Sandra Kegel

Sandra Kegel- im Talk mit Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow
Sandra Kegel- im Talk mit Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow

Als vierte der Nominierten betritt Daniela Dröscher mit ihrem bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen Roman „Lügen über meine Mutter“, die Bühne. Auch das sei ein Roman, der, so Moderatorin Sandra Kegel, aus einer autobiographischen Wunde heraus geschrieben sei. Die Autorin wuchs wie ihr Alter Ego, die kindliche Protagonistin Ela, in der örtlichen Welt des Hunsrücks auf. Vordergründig geht es um  das übermäßige Körpergewicht ihrer Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie, entscheidet ihr Ehemann. Und die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag, wobei sie sich selbst nicht als zu dick empfindet, ihre größte Lebenslüge, gleich zu Romanbeginn.
Eigentlich hatte die Mutter, Tochter schlesischer Flüchtlinge, mehr vom Leben gewollt, doch der karrierebewusste Ehemann, dessen Vorankommen sie aber ständig  selbst befeuert, kontrolliert mittlerweile alles: die Haushaltsfinanzen, den tagtäglichen Streit, ihr Übergewicht, für das sich selbst das eigene Kind schon schämt. Die Fassade der kleinbürgerlichen Aufsteigerfamilie zerbröckelt endgültig, als die Mutter in einem skurrilen Akt der Notwehr ihr unverhofftes größeres Erbe, von dem sie jedoch völlig überfordert ist und es auch nicht nutzt, um sich vom Mann zu befreien, verschleudert.

Hintergründig geht es in Dröschers Roman um die destruktiven Auswirkungen eines unbedingten Aufstiegswillen einer kleinbürgerlichen Familie. Es geht um ewiges Vergleichen mit anderen, um Konkurrenz und um das Patriarchat in den 80er Jahren einer westdeutschen Landschaft. Als Daniela Dröscher 1977 geboren wurde, wurde erst in Deutschland Frauen das Recht zugestanden, ohne Zustimmung des Ehemannes erwerbstätig sein zu können.

 Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow
Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow

Vor diesem Hintergrund erzählt die Autorin auf zwei Ebenen: aus kindlicher Perspektive einer Zehnjährigen und, strukturierend, aus der einer Erwachsenen. Erzählt wird  vom Aufwachsen in dieser dysfunktionalen Familie im Hunsrück der 1980er Jahre, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Es ist diese zum  Tunnelblick verkommene fixe Idee von Prestige- und  Wohlstandsmehrung, der die Seelen abgestumpft hat: Da lässt niemand dem anderen  auch nur irgendwie einen Zentimeter. Es gibt nur Konkurrenz. Erbarmungslos sind alle gefangen in dieser unheilvollen Struktur des Aufstiegs. „Es geht darum: ‚Was hat der Nachbar?‘, ‚Wer hat überhaupt?‘, ‚Wessen Wohlstand ist eigentlich legitim?‘, und ‚Weswegen sind die, die zugezogen sind, wohlhabender, als wir?‘. Es gibt den gesellschaftlichen Druck, unter dem auch der Vater steht, oder er steckt in diesem Aufstiegsmärchen fest und ich meine, dieses System, das Wirtschaftssystem ist ja kein Geheimnis, das produziert halt Ellbogen und Konkurrenz. Davon zehrt es ja. Es ist das Lebenselixier“, so die Autorin.

Kommentar der Jury:
Daniela Dröscher erzählt ihre von essayistischen Einschüben unterbrochene literarische Mikrosoziologie aus der Kinderperspektive. Beendet ist die Geschichte vom nicht mehr wunschlosen Unglück der Mutter erst, wenn ein neues Spiel beginnt – das der eigenen Familie.

Biografie:

 Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow
Daniela Droescher © Foto: Diether von Goddenthow

Daniela Dröscher, 1977 geboren, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Sie schreibt Prosa, Essays und Theatertexte. Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik in Trier und London, Promotion im Fach Medienwissenschaft an der Universität Potsdam. Ihr Romandebüt „Die Lichter des George Psalmanazar“ erschien 2009 im Berlin Verlag, es folgten der Erzählband „Gloria“ und der Roman „Pola“ sowie das Memoir „Zeige deine Klasse“ bei Hoffmann & Campe. Sie wurde unter anderem mit dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet.

 

Kristine Bilkau „Nebenan“, Moderation: Alf Mentzer

Alf Mentzer im Talk mit Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow
Alf Mentzer im Talk mit Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow

Als Vorletzte der Shortlist-Matinee präsentiert Kristine Bilkau im Talk mit Alf Mentzer ihr bei Luchterhand erschienenes Werk „Nebenan“. Die Geschichte spielt in einem kleinen Ort am Nord- Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt (Rendsburg) und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Familie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt.

Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow
Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow

Und dann ist da das mysteriöse Kind, das im Garten der verschwundenen Familie auftaucht. Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheimnisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zugehörigkeit und Vertrautheit. „Wir haben alle Sehnsüchte, ich finde es hochinteressant“, so die Autorin, „sich mit Sehnsüchten zu beschäftigen, weil sie auch eben so brisant sein können:“ Sehnsüchte können kommerziell ausgebeutet werden, wie zum Beispiel in der Werbung, aber auch politisch, „und da kann es richtig problematisch werden, finde ich, wenn Sehnsucht nach häuslichem Glück, nach einen einfachen Leben, einer vermeintlich besseren Vergangenheit, die es mal gegeben hat“, Menschen so beherrschten, dass sie von ihrem eigentlichen Leben abkommen.

Kommentar der Jury:
Die Keramikkünstlerin Julia führt eine liebevolle Partnerschaft, leidet aber unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch. Astrid, Mutter von drei erwachsenen Söhnen, will sich langsam aus dem Berufsleben als Ärztin zurückziehen. Meisterhaft zeigt Kristine Bilkau anhand der Schicksale zweier Frauen in der norddeutschen Provinz, welche Abgründe in einem scheinbar alltäglichen Leben lauern. Die Stärke dieses subtil erzählten Romans liegt in den Details und den kleinen Kippmomenten – zwischen Fruchtbarkeitskliniken und verschwundenen Müttern, traumvergessenen Landschaften und illegalen Müllkippen. Nicht nur den Figuren, auch den Lesenden wird immer wieder der scheinbar sichere Grund unter den Füßen weggezogen. Doch dass Leben ohne Vertrauen nicht gelingen kann, auch davon erzählt „Nebenan“.

Biografie:

Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow
Kristine Bilkau © Foto: Diether von Goddenthow

Kristine Bilkau, 1974 geboren, studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Ihr erster Roman „Die Glücklichen“ wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne- Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Vor „Nebenan“ erschien „Eine Liebe, in Gedanken“ im Luchterhand Literaturverlag. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

 

Eckhart Nickel „Spitzweg“, Moderation: Christoph Schröder

Christoph Schroeder im Talk mit Eckhart Nickel. © Foto: Diether von Goddenthow
Christoph Schroeder im Talk mit Eckhart Nickel. © Foto: Diether von Goddenthow

Als letzter in der Runde stellt Moderator Christoph Schröder den   Autor Eckhart Nickel mit seinem im Piper Verlag erschienen Roman „Spitzweg“ vor. Man könne sich fragen, so Schröder, ob das ein Roman sei, der die Kunst feiere, in dem junge Menschen in der Kunst aufgingen oder erst sie selbst würden, indem sie sich eine Kunstwelt schüfen. Es geht um drei junge Menschen kurz vor dem Abitur, um ein Selbstporträt, das von einer Lehrerin geschmäht wird, um Bilder, wie man sie anschaut, und immer wieder um den Gegensatz von Künstlichkeit und Natur. Das sei etwas, was Eckhard Nickel schon in seinen vorangegangenen Roman „Hysteria“ rumgetrieben habe. „Man kann sich in diesem Buch wunderbar verlieren“, schwärmt der Moderator. Bereits den Einband ziere ein Bild von Karl Spitzweg: „Der Hagestolz“. Auf diesen werde im Roman ein Loblied gesungen:  „Was hat der Hagestolz mit diesem Roman zu tun? Wer singt dieses Loblied? Wie kommt der Hagestolz in das Buch?“, fragt Schröder.

Eckhart Nickel  © Foto: Diether von Goddenthow
Eckhart Nickel © Foto: Diether von Goddenthow

Der Bildausschnitt wäre bewusst so ausgewählt, „weil darauf eigentlich nur noch drei Figuren zu sehen sind, und damit auch schon sozusagen die Vielbezüglichkeit dieses Gemäldes eigentlich ganz gut repräsentiert wird“, erklärt Eckhart Nickel. Denn beim Hagestolz ginge es eigentlich um eine Familientragödie als Figur. „Der Solitär des Hagestolz, das ist der zweitgeborene Sohn, der dann leider nicht den Hof erbt, sondern für den zwar noch genügend übrig bleibt, dass er sich ganz ordentlich anziehen kann, wie man auf dem Bild sieht, der sich auch ein Zeitungs-Abonnement leisten kann. Aber für alles andere reicht es nicht mehr, und wie jedes Gemälde in diesem Roman, ist auch dieses nicht nur ein Bild, sondern auch ein Bilderrätsel, ein Imaginationsraum, in den sich Figuren hineinversetzen“, so der Autor, der sich einstmals eigentlich nie viel aus Kunst gemacht hatte, bis ihn  Carl, ein bewunderter Freund mit seiner Spitzweg-Begeisterung angesteckt habe. In der Mitte des Geschehens: eine Dreiecksbeziehung, ein hochbegabtes Mädchen und der verräterische Diebstahl eines Gemäldes. Durch raffinierte Rachepläne wird die Schülerfreundschaft auf ihre schwerste Probe gestellt.

Kommentar der Jury:
Eckhart Nickel gelingt mit seinem Roman „Spitzweg“ Großes: was als Schülergeschichte beginnt, wandelt sich zu einer meisterhaften Reflexion über die Beziehung von Kunst und Leben. Sehr bewusst setzt er sich mit ästhetischen Fragen auseinander, und indem er die Leser*innen zu Schüler*innen macht, werden auch komplexe Diskurse verständlich. Sprachlich souverän und voller Ironie spielt „Spitzweg“ mit einer übertriebenen Gelehrsamkeit, mit verschachtelten Satzkonstruktionen und einem antiquiert anmutenden Vokabular. Dabei ist der Roman aller philosophischen Tiefe zum Trotz äußerst temporeich, in manchen Passagen gar komödiantisch. Ein großes intelligentes Lesevergnügen, das uns veranschaulicht, wie auch über Kultur diskutiert werden kann.

Biografie:

Eckhart Nickel  © Foto: Diether von Goddenthow
Eckhart Nickel © Foto: Diether von Goddenthow

Eckhart Nickel, geboren 1966 in Frankfurt am Main, studierte Kunstgeschichte und Literatur in Heidelberg und New York. Er gehörte zum popliterarischen Quintett „Tristesse Royale“ (1999) und debütierte 2000 mit dem Erzählband „Was ich davon halte“. Nickel leitete mit Christian Kracht die Literaturzeitschrift „Der Freund“ in Kathmandu. Heute schreibt er vorwiegend für die FAS, die FAZ und ihr Magazin. 2019 erhielt er den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis der Stadt Bad Homburg.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis.

Deutscher Buchpreis 2022: Die Preisverleihung live erleben

Literaturbegeisterte können online dabei sein, wenn der Roman des Jahres gekürt wird: Die Verleihung des Deutschen Buchpreises wird am 17. Oktober 2022 um 18 Uhr auf www.deutscher-buchpreis.de live aus dem Frankfurter Römer übertragen.
Gleichzeitig senden Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur die Veranstaltung live über den Sonderkanal „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Stream auf https://www.deutschlandradio.de/dokumente-und-debatten-102.html.

Der Stream der Preisverleihung ist auch über die Webseite der Frankfurter Buchmesse www.buchmesse.de erreichbar.

Der Deutsche Buchpreis begleitet die Veranstaltung außerdem auf Twitter: www.twitter.com/buchpreis, Hashtag: #dbp22.

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main.

„Sprühende Kreativität“ – Ehrengast Spanien Spanien präsentiert sich mit starken Stimmen und sprachlicher Vielfalt

Spanien-auf-ffm-buchmesse-2022Diesjähriger Ehrengast zeigt seine vielseitige Literatur auf der Frankfurter Buchmesse | 200-köpfige Delegation reist nach Frankfurt | Spanisches Königspaar besucht die Messe | Irene Vallejo und Antonio Muñoz Molina sprechen zur Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse | Programm im Zeichen der Vielsprachigkeit und Diversität | Starke weibliche Stimmen | Kulturelles Rahmenprogramm in der Stadt

Spaniens sprühende Kreativität auf der Frankfurter Buchmesse
Mit einer 200 Personen starken Delegation reist der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2022 unter dem Motto „SPANIEN – Sprühende Kreativität“ in diesem Jahr nach Frankfurt. Mit dabei sind die spannendsten literarischen Stimmen und Kreativen des Landes. Darunter Kiko Amat, Elena Medel, Elizabeth Duval, Rosa Montero, Sara Mesa und Fernando Aramburu, die ihre Bücher und Neuerscheinungen präsentieren. Bis zum Ende des Jahres werden es über 400 Bücher sein, die seit 2019 anlässlich des Übersetzungsförderungsprogramms des Ehrengasts erschienen sind.

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse: „Wir freuen uns, dass sich unser diesjähriger Ehrengast Spanien mit einer großen literarischen und sprachlichen Diversität sowie mit allen Facetten der Kreativität auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Der Aspekt der Mehrsprachigkeit des Landes nimmt eine entscheidende Rolle ein, neben dem Castellano schreibt ein Viertel der Autor*innen, die nach Frankfurt kommen, auf Katalanisch, Galicisch oder Baskisch. Mit Autorinnen wie Cristina Morales, Elvira Sastre, Esther Paniagua und Elena Medel kommen starke weibliche Stimmen auf der Messe zusammen, die sich mit zentralen aktuellen Themen wie der Macht des Internets, der Rolle der Frau oder der Bedeutung von Mutterschaft und Beziehungen im 21. Jahrhundert beschäftigen. Die Besucher*innen der Frankfurter Buchmesse bekommen die Möglichkeit, der spanischen Literatur, den Autor*innen des Landes und den gesellschaftspolitischen Themen, die die Kreativszene Spaniens aktuell beschäftigen, näher zu kommen“

Royaler Besuch aus Spanien auf der Frankfurter Buchmesse
König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien haben ihren Besuch auf der Frankfurter Buchmesse angekündigt und krönen damit den Ehrengastauftritt Spaniens. Der royale Besuch auf der Messe unterstreicht die literarische, kulturelle und politische Bedeutung der Präsentation des Landes als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2022.

Irene Vallejo und Antonio Muñoz Molina sprechen zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse
Die Autor*innen Irene Vallejo und Antonio Muñoz Molina werden auf der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse (18.10.2022, 17.00 Uhr) sprechen. Irene Vallejos Buch Papyrus (Diogenes, 2022), in dem sie die Geschichte der Welt in Büchern beschreibt, war in Spanien bereits ein enormer Erfolg und wurde mehrfach übersetzt und ausgezeichnet. Antonio Muñoz Molina ist ebenfalls ein vielfach prämierter Schriftsteller und Journalist. 2013 erhielt er den „Premio Príncipe de Asturias de las Letras“ (heute Prinzessin-von-Asturien-Preis). Zuletzt sind seine Romane Gehen allein unter Menschen (Penguin, 2021) und Tage ohne Cecilia (Penguin, 2022) in deutscher Sprache erschienen.

Programm auf dem Messegelände im Zeichen der Vielsprachigkeit und Diversität
Der Ehrengast-Pavillon, das Herzstück des spanischen Programms auf der Frankfurter Buchmesse, wird in diesem Jahr vom spanischen Architektur- und Designstudio ENORME aus Madrid gemeinsam mit dem Designteam Vitamin gestaltet. Der konzeptionelle Ansatz „Die Theorie der Kirschen“ geht auf die spanische Schriftstellerin Carmen Martín Gaite zurück, die sagte, dass Geschichten wie Kirschen sind, denn wenn man an einer zieht, bekommt man die nächste dazu.

Die Besucher der Messe sollen für fünf Tage Teil der spanischen Literatur und Kultur werden: Auf über 2.000 qm bietet der Pavillon nicht nur Bücher, Lesungen und Austausch zu Themen der Buchbranche, sondern auch Einblicke in den spanischen Kreativbetrieb.

Dank künstlicher Intelligenz füllen sich die Wände im Pavillon wie die Seiten eines überdimensionalen Buches mit den Worten und Textfragmenten, die während der Messe hier zu hören sind, und Worte wandeln sich in bunte Farbwelten. Der Ehrengast-Pavillon will Orte des Zuhörens, des Lesens, der Begegnung und Erholung, aber auch Räume der stillen Reflexion schaffen.

Teil des Pavillon-Programms auf der Messe werden unter anderem große Stimmen der Belletristik sein. Dazu gehören Rosa Montero, Arturo Pérez-Reverte, Elvira Lindo und Manuel Vilas. Star-Autor Javier Cercas wird gemeinsam mit Daniel Gascón und José Carlos Llop über „Die Vergangenheit als Fiktion“ sprechen (19.10.2022, 13.00 Uhr).

Über den Pavillon hinaus können die Besucher*innen den Ehrengast an allen Tagen der Messe auf dem gesamten Gelände erleben. Mehr als 320 Aussteller*innen aus Spanien präsentieren sich auf der Messe. In Halle 4.1. haben die Comunidades autónomas Baskenland, Galizien, Katalonien und Valencia einen eigenen Stand. Neu dabei sind Asturien und Andalusien. In Halle 3.0 stellen sich spanische Illustrator*innen vor und Valencia World Design Capital präsentiert sich bei THE ARTS+ (Halle 4.0).

Auch im Literary Agents & Scouts Centre (LitAg, Halle 4.2) der Messe zeigt Spanien Präsenz. Die Agent*innen des Landes sind nach Großbritannien und den USA am drittstärksten vertreten.

Starke weibliche Stimmen aus Spanien
Spaniens diesjähriger Ehrengastauftritt wird von starken weiblichen Stimmen geprägt. Junge Autorinnen wie Esther Paniagua, Cristina Morales, Elvira Sastre, Katixa Agirre und Elena Medel reflektieren über die Macht des Internets, die Rolle der Frau, die Bedeutung von Mutterschaft und Beziehungen im 21. Jahrhundert. Paloma Chen, Nadia Hafid und Margaryta Yakovenko stehen für die neue literarische Generation von Autor*innen aus Asien und Europa. Ada Salas, Ángela Segovia und Raquel Lanseros verkörpern die neue lyrische Generation Spaniens und María Hesse, Núria Tamarit und Elisa McCausland stellen grafische und illustrierte Romane vor. Daneben ist eine Hommage an Almudena Grandes geplant.

Literatur- und Kulturprogramm in Frankfurt im Zeichen des Ehrengasts
Das Projekt “Der Prado in den Straßen” zeigt 50 Reproduktionen aus der berühmten Kunstgalerie in Madrid auf dem Frankfurter Messegelände. Die Besucher der Buchmesse erleben faszinierende Werke in Originalgröße, in deren Genuss sie sonst nur bei einem Besuch des Museums in der spanischen Hauptstadt kommen würden.

Auch außerhalb des Messegeländes werden spanische Autor*innen zu Gast sein, etwa im Rahmen des Lesefests OPEN BOOKS, bei dem ein Fokus auf der Literatur des Ehrengasts 2022 liegen wird. In der Romanfabrik finden gleich drei Veranstaltungen unter spanischem Vorzeichen statt: vom Flamenco-Abend bis zur Lesung mit Najat El Hachmi und Elvira Sastre. Die IG Metall wird zu einer Gesprächsrunde mit Isaac Rosa, José Ovejero und Rosa Ribas einladen. Die Stadtbücherei Frankfurt organisiert im Zusammenhang mit Spaniens Ehrengastauftritt Lesungen in Schulbüchereien mit Elia Barceló, Aina Bestard, Rocio Bonilla sowie Patxi Zubizarreta und Jokin Mitxelena. Auch in den Museen der Stadt zeigt Spanien seine sprühende Kreativität: Ausstellungen und Veranstaltungen im Frankfurter Kunstverein (Twelve art stories told from Spain), dem Fotografie Forum Frankfurt (Carlos Pérez Siquier) sowie Portikus, Künstlerhaus Mousonturm, DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum und natürlich im Instituto Cervantes, das ganz im Zeichen des Ehrengast-Auftritts steht, laden die Besucher*innen ein, Spanien in Frankfurt zu erleben.

Einen Überblick über Spaniens Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse 2022 finden Sie auf www.buchmesse.de/ehrengast.

Die Neuerscheinungsliste der Frankfurter Buchmesse bietet einen Überblick über die auf Deutsch erschienen Werke aus Spanien seit Januar 2021.

OPEN BOOKS, Literatur im Römer und OPEN BOOKS Kids – Das Lesefest der Stadt Frankfurt zur Buchmesse bei freiem Eintritt vom 19. bis 20.10.2022

logo-open-booksOPEN BOOKS: 18. bis 22. Oktober 2022, rund um den Römer
Literatur im Römer: 19. und 20. Oktober 2022, in der Römerhalle
OPEN BOOKS Kids: 22. und 23. Oktober 2022, in der Deutschen Nationalbibliothek

Rund 100 Veranstaltungen, über 150 Autor:innen, 9
Veranstaltungsorte

  • Eröffnung OPEN BOOKS mit dem Blauen Sofa in der Deutschen Nationalbibliothek
    Dienstag, 18. Oktober, 20 Uhr
  • OPEN BOOKS rund um den Römer
    Mittwoch bis Freitag, jeweils 16 bis 21 Uhr, Samstag, 16 bis 21 Uhr
  • OPEN BOOKS KIDS in der Deutschen Nationalbibliothek
    Samstag, 22. Oktober, 11.30 bis 18 Uhr, und Sonntag, 23. Oktober, 10 bis 18 Uhr
  • Literatur im Römer in der Römerhalle
    Mittwoch, 19. Oktober und Donnerstag, 20. Oktober, 20 bis 22 Uhr

OPEN BOOKS, das große Lesefest der Stadt Frankfurt zur Buchmesse, findet 2022 vom 18. bis 22. Oktober wie immer bei freiem Eintritt statt: 100 Veranstaltungen mit rund 150 Autor:innen aus Deutschland und der Welt sind geplant. Präsentiert werden Neuerscheinungen aus der deutschsprachigen und internationalen Belletristik, dem Sachbuch, dem Comic, der Lyrik und dem Kinderbuch. Lesen werden u.a. der Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah, Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Serhij Zhadan, Lukas Bärfuss, Karen Duve, Lutz Rathenow, Andrea Wulf, Péter Nádas, Andrej Kurkow, Tanja Maljartschuk, Feridun Zaimoglu, Susanne Schröter, Harald Meller, Kai Michel, Meron Mendel, Ulrike Herrmann, Edgar Reitz, Joshua Groß, Alain Claude Sulzer, Helene Bukowski, Zaza Burchuladze, Jan Faktor, Jennifer Nansubuga Makumbi, Hanns-Josef Ortheil, Daniela Dröscher, Mohamed Amjahid, Theresia Enzensberger, John Burnside, Vera Tschechowa, Stefan Schulz, Omri Boehm, Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey, Marlene Engelhorn, Reinhold Messner, Judith Holofernes, Nils Minkmar, Manja Präkels, Jürgen Kaube, Angela Steidele, Durs Grünbein sowie der/die frisch gekürte Buchpreisträger/in.

Dr. Ina Hartwig, Kultur- und Wissenschaftsdezernentin, stellt fest: „Ich bin froh und glücklich, dass das beim Publikum so beliebte Lesefest zur Buchmesse in diesem Jahr wieder ganz offen und ohne Beschränkungen durchgeführt werden kann. Der freie Eintritt und spontane Besuche gehören zum Markenkern von OPEN BOOKS genauso wie die Konzentration der Lesungen rund um den Römer. Die Stadt Frankfurt unterstützt so die Frankfurter Buchmesse und arrondiert deren breitgefächertes Angebot an Veranstaltungen auf dem Messegelände und in der Stadt.

Dr. Sonja Vandenrath, die das städtische Lesefest OPEN BOOKS verantwortet, ergänzt: „OPEN BOOKS 2022 bietet ein vielfältiges Programm, mit dem wir ganz gezielt ein breites Publikum ansprechen. Wie in einer gut sortierten Buchhandlung wollen wir das Interesse an den Neuerscheinungen des Herbstes wecken.“

Neben einem Schwerpunkt zum diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse – Spanien – liegt ein Fokus im internationalen Programm auf Autor:innen aus der Ukraine, u.a. mit Oksana Sabuschko, Juri Andruchowytsch und Tanja Maljartschuk. Zudem ist der Schweizer Buchpreis mit den nominierten Autor:innen der Shortlist vertreten.

Bis auf die Eröffnungsveranstaltung, die gemeinsam mit dem Blauen Sofa in der Deutschen Nationalbibliothek durchgeführt wird, und dem Lyrikabend „Teil der Bewegung“ (Abendkasse) gilt bei allen Lesungen freier Einlass.

OPEN BOOKS Kids findet statt am Buchmesse-Wochenende (22./23.10.2022) in der DNB. Es lesen Margit Auer, Anna Benning, Tom Gauld mit Jörg Mühle, Ilona Koglin und Marek Rohde, Hans und Ole Könnecke, Ute Krause, Anke Kuhl, Volker Mehnert, Kirsten Reinhardt und Stephanie Schneider.

Literatur im Römer findet am Buchmessen-Mittwoch und -Donnerstag in den Römerhallen statt. Jeweils acht Autorinnen und Autoren stellen ihre neuen Romane vor: Daniela Dröscher, Theresia Enzensberger, Amelie Fried, Norbert Gstrein, Martin Kordić, Shelly Kupferberg, Andrej Kurkow, Robert Menasse, Martin Mosebach, Christoph Peters, Melanie Raabe, Sascha Reh, Bettina Scheiflinger, Norbert Scheuer, Alexandra Stahl und Julia Wolf.

OPEN BOOKS ist eine Kooperation des Kulturamts Frankfurt am Main mit deutschsprachigen Verlagen und den Veranstaltungsorten. Medienpartner sind hr2-kultur und Journal Frankfurt.

Detailliertes Programm Open Books

Die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022: Sechs Romane im Finale

Deutscher Buchpreis 2022: Sechs Romane im Finale- Die sechs Titel der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 (c) vntr.media
Deutscher Buchpreis 2022: Sechs Romane im Finale- Die sechs Titel der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 (c) vntr.media

Die Jury hat diese sechs Romane für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 ausgewählt:

  • Fatma Aydemir: Dschinns (Carl Hanser, Februar 2022)
  • Kristine Bilkau: Nebenan (Luchterhand, März 2022)
  • Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter (Kiepenheuer & Witsch, August 2022)
  • Jan Faktor: Trottel (Kiepenheuer & Witsch, September 2022)
  • Kim de l’Horizon: Blutbuch (DuMont, Juli 2022)
  • Eckhart Nickel: Spitzweg (Piper, April 2022)

Jurysprecherin Miriam Zeh, Deutschlandfunk Kultur: „Ein Roman gibt sich eigene Gesetze und steht doch unweigerlich in Kontakt zur Gegenwart, in der er geschrieben und gelesen wird. Alle sechs Titel der Shortlist 2022 konnten uns in ihrer ästhetischen Eigenheit überzeugen. Mit sprachlicher Brillanz und formaler Innovationskraft beschreiben sie soziale Realitäten und Phantasmen, vermessen Mitte und Ränder, umkreisen Trauer und Komik. Damit bilden die nominierten Autor*innen die thematische wie stilistische Vielfalt der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ab. Gemeinsam ist ihnen: eine künstlerische Unbedingtheit. Mit ihren Büchern beziehen sie Position, zeigen sich streitbar und zugleich offen für den Dialog. So laden wir mit der Lektüre dieser Shortlist auch ein, in einen Austausch zu treten und den eigenen Blick auf die Welt neu zu justieren.“

Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 233 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2021 und dem 20. September 2022 erschienen sind. Der Jury gehören neben Miriam Zeh an: Erich Klein (freier Kritiker, Wien), Frank Menden (stories! Die Buchhandlung, Hamburg), Uli Ormanns (Agnes Buchhandlung, Köln), Isabelle Vonlanthen (Literaturhaus Zürich), Selma Wels (Kuratorin und Moderatorin, Frankfurt) und Jan Wiele (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Mit dem Deutschen Buchpreis 2022 zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der oder die Preisträger*in erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 17. Oktober 2022 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt und wird live übertragen. Interessierte können die Preisverleihung unter www.deutscher-buchpreis.de verfolgen.

Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur übertragen die Veranstaltung live über den Sonderkanal „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Livestream auf Dokumente und Debatten | deutschlandradio.de.

Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Ab 4. Oktober 2022 werden Auszüge aus den Shortlist-Titeln in englischer Übersetzung und ein englischsprachiges Dossier zur Shortlist auf dem Internetportal www.new-books-in-german.com präsentiert.

Auf der Webseite und den Social-Media-Kanälen des Deutschen Buchpreises vermitteln Videoporträts einen Eindruck von den nominierten Werken und ihren Autor*innen.

Der Hashtag zum Deutschen Buchpreis lautet: #dbp22

Literarische Events vom Ehrengast Spanien rund um die Frankfurter Buchmesse

Spanien-auf-ffm-buchmesse-2022100 spanische Autor:innen kommen nach Frankfurt Hommages an Almudena Grandes und Carlos Ruiz Zafón Lesungen auch in Frankfurt, Köln und Berlin

Frankfurt. Spaniens Literaturszene begeistert durch ihre „sprühende Kreativität“ – und unter diesem Motto präsentiert sich Spanien vom 19. bis 23. Oktober 2022 als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse mit über 50 Veranstaltungen. Rund 100 spanische Autor:innen gehören der spanischen Delegation an, darunter so namhafte Vertreter:innen wie Elvira Sastre, Irene Vallejo und Fernando Aramburu, Sara Mesa, Javier Cercas und Ray Loriga. In feierlichen Hommages werden im Ehrengast-Pavillon die großen spanischen Schriftsteller:innen Almudena Grandes und Carlos Ruiz Zafón geehrt. Und auch in Frankfurt, Berlin, Bonn und anderen Städten gibt es im Oktober spannende literarische Begegnungen mit spanischen Autor:innen.

Von Identität, Illusionen und Immobilienboom
In Lesungen, Buchvorstellungen und Diskussionsrunden präsentiert der Ehrengast die ganze Bandbreite seines literarischen Schaffens und seiner Sprachenvielfalt mit weltbekannten Autor:innen wie Rosa Montero (22. Oktober, 12 Uhr), Arturo Pérez-Reverte (20. Oktober, 14 Uhr), Enrique Vila-Matas (20. Oktober, 12 Uhr) und Antonio Muñoz Molina – er spricht mit dem Leiter der Frankfurter Buchmesse Juergen Boos Über die Grenzen der Vorstellungskraft hinaus (19. Oktober, 16 Uhr). Das Programm im EhrengastPavillon greift aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf: Paloma Chen, Mohamed El Morabe, Nadia Hafid und Margarita Yakovenko gehören der ersten Generation spanischer Schriftsteller:innen aus Migrant:innenfamilien an und beschäftigen sich mit Themen wie Familie, Entwurzelung und der Suche nach Identität (21. Oktober, 10 Uhr). Die beiden erfolgreichen jungen Autor:innen Elisabeth Duval und Cristina Morales reden über Liebe, Begehren und Schmerz in der Literatur und geben dabei denen eine Stimme, die von der Mehrheitsgesellschaft als „alternativ“ oder „andersartig“ angesehen werden (23. Oktober, 14 Uhr). Sara Mesa, Patricio Pron und Isaac Rosa schreiben über Liebesbeziehungen, die von Geld und Arbeit durchkreuzt werden, über Illusionen und Prekarität, Macht und Politik – und diskutieren über das Verhältnis von Gesellschaft und Literatur (19. Oktober 2022, 14 Uhr). Und Sergio del Molino und Jorge Dioni López liefern bedrückende Portraits eines Landes zwischen Landflucht und Immobilienboom (20. Oktober, 10 Uhr).

Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Die Natur, zerbrechlich und unberechenbar zugleich, ist auch in der zeitgenössischen spanischen Literatur ein wichtiges Thema – Anna Ballbona, Jesús Carrasco und María Sánchez diskutieren, wie die Natur zu uns spricht (20. Oktober, 16 Uhr). Wie Literatur ein kollektives Gedächtnis schafft und welche Beziehung zwischen der Vergangenheit und der literarischen Erzählung besteht, darüber reden Javier Cercas, Daniel Gascón und José Carlos Llop (19. Oktober, 13 Uhr). Und wie wollen wir die Zukunft gestalten? Das fragen angesichts einer Welt im permanenten Krisenmodus die spanischen Philosoph:innen Marina Garcés, César Rendueles und Daniel Innerarity (21. Oktober, 16 Uhr).

Fachdiskussionen, Musik und szenische Lesungen
Interessierte Fachgäste erhalten im Ehrengast-Pavillon einen vertiefenden Einblick in die spanische Buchbranche: Spanische Verleger:innen benennen die aktuellen Herausforderungen für unabhängige Verlage (19. Oktober, 14 Uhr), Vertreter:innen des spanischen Buchhandels erörtern die Chancen für Buchhandlungen im digitalen Zeitalter (20. Oktober, 14 Uhr). Spaniens Klänge bringen die Komponistin und Pianistin Sheila Blanco, die Sängerin Silvia Pérez Cruz und der Flamenco-Gitarrist Fraskito mit seiner Hommage an den spanischen Dichter Miguel Hernández in den Ehrengast-Pavillon, dramatisierte Lesungen mit Stücken von Chaves Nogales und María Velasco runden das Programm ab.

Spanien in Frankfurt…
vor und während der Messetage steht auch die Stadt Frankfurt ganz im Zeichen der „sprühenden Kreativität“ Spaniens. So zeigt das Instituto Cervantes Frankfurt mit verschiedenen Partnern ein vielseitiges Programm: Zum Europäischen Tag der Sprachen am 26. September lesen die Lyrikerinnen Yolanda Castaño auf Galicisch, Sònia Moll auf Katalanisch, Castillo Suárez auf Baskisch und Rosa Berbel auf Spanisch. Paul Ingendaay stellt am 13. Oktober in der Romanfabrik den Romancier und Essayisten Rafael Chirbes und dessen Werk vor (20 Uhr). Am selben Ort gibt es am 21. Oktober eine Begegnung mit der Dichterin und Poetry-Slammerin Elvira Sastre, die ihren Debütroman Tage ohne Dich präsentiert. Rosa Ribas, José Ovejero und Isaac Rosa diskutieren am 19. Oktober um 18 Uhr beim IG Metall Vorstand im Main Forum über Leben im Zeichen des Prekariats.

…und zahlreichen anderen Städten
In zahlreichen deutschen Städten finden im Oktober Veranstaltungen mit spanischen Autor:innen statt. Das Instituto Cervantes Berlin lädt etwa zu Lesungen mit Jesús Carrasco (12. Oktober, 19 Uhr), Berna González Harbour (18. Oktober, 19 Uhr) und Sara Mesa (28. Oktober, 19 Uhr). Najat El Hachmi, Fernando Aramburu und Aroa Moreno Durán nehmen am 6. Oktober um 19 Uhr Platz auf dem berühmten Blauen Sofa Berlin (Bertelsmann Repräsentanz Unter den Linden). Im Kölner Comedia Theater beginnt am
14. Oktober um 19 Uhr die Lange Nacht der spanischen Literatur mit Cristina Morales, Miqui Otero, Kiko Amat, José Ovejero und Aroa Moreno Durán. Das Literaturhaus Bonn lädt traditionell am Vorabend der Frankfurter Buchmesse zu einer Lesung mit
Autor:innen des Ehrengastlandes ein – in diesem Jahr sind es die spanischen ShootingStars Andrea Abreu und Elena Medel sowie Bestsellerautor Isaac Rosa (Bundeskunsthalle, 17. Oktober, 19 Uhr). Beim Berleburger Literaturpflaster treffen sich José F.A. Oliver und Mario Martín Gijón zu einer deutsch-spanischen Dichterlesung (18. Oktober, 19:30 Uhr). Javier Cercas liest am 20. Oktober aus seinem aktuellen Roman Terra Alta – Die Erpressung, es folgen Events mit Kiko Amat (23. Oktober, 19:30 Uhr) und Miqui Otero (27. Oktober, 19:30 Uhr) sowie die Ausstellungseröffnung Illustrationen von Marià Hesse (24. Oktober, 19:30 Uhr). Und bei den diesjährigen Literaturtagen im schweizerischen Zofingen stehen ebenfalls spanische Autor:innen im Fokus: Den Auftakt macht am 29. Oktober um 11 Uhr Ibizas poetische Stimme Vicente Valero, gefolgt von Miqui Otero (13 Uhr), Maria Sánchez und Elena Medel (16 Uhr) sowie José Ovejero um 17:30 Uhr. Am 30. Oktober stehen dann María Castrejón (10 Uhr), Sergio del Molino (11:30 Uhr), Ray Loriga (13:30 Uhr) und Irene
Solà (15 Uhr) auf der Bühne.

Weitere Informationen zum Gesamtprogramm: https://spainfrankfurt2022.com/de/

Spanisches Königspaar und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnen die 74. Frankfurter Buchmesse

"Übersetzt zu werden ist, als würde eine fremde Sprache dich penetrieren. Es ist ein Vertrauensbeweis für meine Übersetzerinnen und Übersetzer, so wie es auch immer um Vertrauen geht, wenn man sich in die Arme einer oder eines neuen Geliebten wirft. Wenn zwei sich zum ersten Mal streicheln, verfügen sie noch über keinen gemeinsamen Code, nur den Willen, einander zu verstehen.", begann die spanische Ehrengast-Autorin Christina Morales, ihre Rede anlässlich der Vorschau-Pressekonferenz zur 74. Frankfurter Buchmesse- Hier im Bild mit dem Übersetzer /Dolmetscher Ferran Ferrando Melia beim anschließenden Interview in der Evangelischen Akademie Frankfurt. © Foto Diether von Goddenthow
„Übersetzt zu werden ist, als würde eine fremde Sprache dich penetrieren. Es ist ein Vertrauensbeweis für meine Übersetzerinnen und Übersetzer, so wie es auch immer um Vertrauen geht, wenn man sich in die Arme einer oder eines neuen Geliebten wirft. Wenn zwei sich zum ersten Mal streicheln, verfügen sie noch über keinen gemeinsamen Code, nur den Willen, einander zu verstehen.“, begann die spanische Ehrengast-Autorin Christina Morales, ihre Rede anlässlich der Vorschau-Pressekonferenz zur 74. Frankfurter Buchmesse- Hier im Bild mit dem Übersetzer /Dolmetscher Ferran Ferrando Melia beim anschließenden Interview in der Evangelischen Akademie Frankfurt. © Foto Diether von Goddenthow

Die Zahl der Voranmeldungen zur Frankfurter Buchmesse (19. bis 23. Oktober) sei im Vergleich zum Vorjahr bereits doppelt so hoch. Das sei mehr als wir uns gewünscht haben, gab Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, heute auf einer Pressekonferenz in der Evangelischen Akademie in Frankfurt bekannt. Auch hat sich die Zahl der Aussteller, die aus 85 Ländern erwartet werden, gegenüber 2021 erfreulicherweise auf 4000 erhöht. Vor allem seien die  größten Buchmärkte der Welt in diesem Jahr wieder vertreten, nämlich unter anderem Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Italien und Frankreich. In diesem Jahr werden bereits die Hallen 3, 4 und 6 sowie das Forum und das Freigelände mit Agora und Frankfurt Pavilion wieder belegt sein. Die Halle 3, in der traditionell vornehmlich deutschsprachige Verlage ihre Titel präsentieren, sei  nahezu ausgebucht. Eine wesentliche Neuerung sei, dass die Buchmesse schon ab Freitag, 21. Oktober, ihre Tore  für das Privatpublikum öffne.

 Die Messe stehe für eine diverse Gesellschaft, für Pluralität und gegen jede Art von Diskriminierung. so Buchmesse-Direktor Juergen Boos, © Foto Diether von Goddenthow
Die Messe stehe für eine diverse Gesellschaft, für Pluralität und gegen jede Art von Diskriminierung. so Buchmesse-Direktor Juergen Boos, © Foto Diether von Goddenthow

Als eine besondere Wertschätzung der Arbeit der Buchmesse, einer der größten Kulturveranstaltungen der Welt, wertet Boos die Zusagen des Spanischen Königspaars. König Felipe VI und Königin Letizia, sowie des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, die 74. Frankfurter Buchmesse zu eröffnen.
Ebenfalls zu den Eröffnungsrednern werden gehören: die Vertreter des Landes Hessen, die Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs und die literarischen Festredner aus Spanien, Irene Vallejo und Antonio Muñoz Molina. Die Eröffnungsfeier findet am Dienstag, dem 18. Oktober 2022, mit geladenen Gästen statt und wird live gestreamt.

„Übersetzen“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Buchmesse
Mit der Kampagne „Translate. Transfer. Transform.“ richtet die Frankfurter Buchmesse das Scheinwerferlicht auf das Übersetzen, eine Tätigkeit, die im Verborgenen stattfindet, ohne die Verständigung jedoch unmöglich wäre. „Das Verstehen ist der erste Schritt zur Verständigung“, so Boos. „Ohne Übersetzung kein Verstehen, und ohne Verstehen keine Verständigung“. Auch die Adaption von literarischen Stoffen sei eine Form des medialen Transfers. So zieht sich das Thema Übersetzen wie ein roter Faden durch alle Bereiche der Frankfurter Buchmesse: Im Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) wird mit Übersetzungsrechten gehandelt, im Zentrum eines jeden Gastlandauftrittes steht ein großes Übersetzungsförderungsprogramm. Gemeinsam mit dem Verband der Übersetzer*innen VdÜ wird im Internationalen Zentrum für Übersetzung (Halle 4.0) ein abwechslungsreiches Programm angeboten: Hier wird für mehr Sichtbarkeit von Lektor*innen und Übersetzer*innen gestritten oder über die Rezeption von arabischer Literatur in Europa diskutiert. Es geht um Übersetzung für blinde Menschen und um die Herausforderung, umgangssprachliche Wendungen in ein eine andere Sprache zu übertragen, etwa bei Comics. Des Weiteren geht es u.a. um Themen wie Sensitivity Reading und postkoloniales Übersetzen.

Ehrengastland Spanien
„Ein boomender Buchmarkt, lebendige Sprachenvielfalt und vielschichtige Literaturen: 31 Jahre nach dem ersten Gastlandauftritt lädt Spanien erneut dazu ein, den kulturellen Reichtum des drittgrößten europäischen Landes kennenzulernen. Und es gibt viel zu entdecken: Die Delegation aus Spanien umfasst rund 200 Autoren und Autorinnen, Übersetzer und Übersetzerinnen und Kreative – ausgewiesene Experten und Expertinnen für die Gegenwartsliteraturen des Landes. Unter dem Motto „Creatividad desbordante – Überbordende Kreativität“ wird der Ehrengast-Pavillon Raum für Begegnungen bieten: Er ist als lebendiges Wörterbuch konzipiert, das Worte, Sprachen und Geschichten verbindet. Ich bin sehr gespannt auf die Präsentation und freue mich, dass das spanische Königspaar und unser Bundespräsident die Frankfurter Buchmesse aus diesem Anlass besuchen“, sagte Juergen Boos. Mit Javier Cercas, Daniel Gascón, Elvira Lindo, José Carlos Llop, Rosa Montero, Arturo Pérez Reverte, Elvira Sastre, Manuel Vilas und der auch bei der heutigen Pressekonferenz in Frankfurt anwesenden Schriftstellerin Cristina Morales sind renommierte literarische Stimmen aus Spanien auf der Buchmesse vertreten.

Auch ein Statement gegen Ukraine-Krieg und für die Freiheit
Von einer Zeitenwende ist in diesem Jahr häufig die Rede – angesichts des verheerenden und völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, der Millionen Menschen in die Flucht zwingt und zahllose Opfer fordert. Unter dem Motto „Was können sie uns anhaben, solange wir einander hören“ bestimmen ukrainische Stimmen und Themen am Messefreitag und -samstag (21.-22. Oktober 2022) das Programm im Frankfurt Pavilion auf der Agora.
Serhij Zhadan, Katja Petrowskaja, Kateryna Mishchenko, Nataliya Gumeniuk, Peter Pomerantsev, Aliona Karavai, Andrej Kurkow, Karl Schlögel und viele mehr: Schriftsteller*innen, Kulturschaffende und Wissenschaftler aus der Ukraine und aller Welt diskutieren über Kultur, Politik, Medien, die Situation der Frauen und Fluchterfahrungen in Zeiten des Krieges. So spricht die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja über die Wahrnehmung der Ukraine in Europa. Die Verlegerin Kateryna Mishchenko teilt ihre Erfahrungen als Frau im Krieg und auf der Flucht. Die ukrainische Galeristin Aliona Karavai setzt sich mit der gegenwärtigen Kulturpolitik auseinander. Andrei Kurkow und Ljubov Jakymchuk thematisieren den Angriff auf plurale Identitäten in der Ukraine. Und der ukrainische Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Friedenspreisträger Serhij Zhadan trägt Gedichte vor. Das Programm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Goethe-Institut Ukraine und der Frankfurter Buchmesse in Zusammenarbeit mit dem Ukrainian Book Institute kuratiert und richtet sich an alle Messebesucher*innen.

Alle Veranstaltungen sind in Kürze unter www.buchmesse.de/kalender abrufbar.

Deutscher Buchpreis 2022: Die 20 nominierten Romane stehen fest

© Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.
© Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

20 Romane hat die Jury für den Deutschen Buchpreis 2022 nominiert. Seit Ausschreibungsbeginn hat sie 233 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2021 und dem 20. September 2022 (Bekanntgabe der Shortlist) erschienen sind oder noch erscheinen.

Jurysprecherin Miriam Zeh, Deutschlandfunk Kultur:
„In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur rumoren die großen Fragen unserer Zeit: nach Herkunft und Identität, nach Formen und Zukunft unseres Zusammenlebens. Sie können sich in der deutschen oder österreichischen Provinz ebenso entfalten wie in Kabul oder Pjöngjang, in einer herannahenden Dystopie oder der real-historischen Ostberliner Vorwendezeit. Aus über 200 Titeln und so vielen Einreichungen wie noch nie haben wir epische Erzählungen ausgesucht, poetische Sprachschöpfungskaskaden sowie formale Experimente, die klassische und realistische Formen des Romans aufbrechen. Die Auswahl auf unserer Longlist folgt dabei verschiedenen Kriterien, so wie auch in der Jury Perspektiven aus Literaturvermittlung und -kritik zusammenfinden. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 sind etablierte Autor*innen ebenso wie eine Vielzahl noch weniger bekannter und jüngerer Stimmen. Und wenn wir die so verschiedenen Romane damit einem neugierigen Lesepublikum näherbringen können, freuen wir uns umso mehr.“

Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Fatma Aydemir: Dschinns (Carl Hanser, Februar 2022)
  • Kristine Bilkau: Nebenan (Luchterhand, März 2022)
  • Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter (Kiepenheuer & Witsch, August 2022)
  • Carl-Christian Elze: Freudenberg (edition AZUR, Februar 2022)
  • Theresia Enzensberger: Auf See (Carl Hanser, August 2022)
  • Jan Faktor: Trottel (Kiepenheuer & Witsch, September 2022)
  • Marie Gamillscheg: Aufruhr der Meerestiere (Luchterhand, März 2022)
  • Kim de l’Horizon: Blutbuch (DuMont, Juli 2022)
  • Yael Inokai: Ein simpler Eingriff (Hanser Berlin, Februar 2022)
  • Reinhard Kaiser-Mühlecker: Wilderer (S. Fischer, März 2022)
  • Anna Kim: Geschichte eines Kindes (Suhrkamp, August 2022)
  • Esther Kinsky: Rombo (Suhrkamp, Februar 2022)
  • Dagmar Leupold: Dagegen die Elefanten! (Jung und Jung, Februar 2022)
  • Eckhart Nickel: Spitzweg (Piper, April 2022)
  • Gabriele Riedle: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. (Die Andere Bibliothek, März 2022)
  • Slata Roschal: 153 Formen des Nichtseins (homunculus, Februar 2022)
  • Anna Yeliz Schentke: Kangal (S. Fischer, März 2022)
  • Jochen Schmidt: Phlox (C.H.Beck, September 2022)
  • Andreas Stichmann: Eine Liebe in Pjöngjang (Rowohlt, März 2022)
  • Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf (Rowohlt, Juni 2022)

Der Jury gehören neben Miriam Zeh an: Erich Klein (freier Kritiker, Wien), Frank Menden (stories! Die Buchhandlung, Hamburg), Uli Ormanns (Agnes Buchhandlung, Köln), Isabelle Vonlanthen (Literaturhaus Zürich), Selma Wels (Kuratorin und Moderatorin, Frankfurt) und Jan Wiele (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Im nächsten Schritt wählen die Jurymitglieder aus den Titeln der Longlist sechs Romane für die Shortlist aus, die am 20. September 2022 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Autor*innen, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Der oder die Preisträger*in erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 17. Oktober 2022 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt und wird live übertragen.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weiterer Partner ist die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Die nominierten Romane kennenlernen: Leseproben, Hörproben, Videoclips, Blogger*innen-Rezensionen

Ab dieser Woche ist das Taschenbuch „Deutscher Buchpreis 2022: Die Nominierten“ deutschlandweit in vielen Buchhandlungen kostenlos erhältlich. Es enthält Leseproben aller Bücher und weiterführende Informationen, kuratiert vom Fachmagazin Börsenblatt des Technologie- und Informationsanbieters MVB, und lädt zum Entdecken der Geschichten und ihrer Autor*innen ein.

Das Podcast-Radio detektor.fm hat Hörproben der 20 nominierten Titel produziert. Die Podcast-Episoden sind abrufbar unter www.deutscher-buchpreis.de/longlist oder detektor.fm/deutscher-buchpreis und über die detektor.fm-App. Auf den Plattformen Amazon Music, Apple Podcasts, Google Podcasts, Deezer und Spotify sind alle Audios als Podcast direkt zu hören. Als Kooperationspartner des Deutschen Buchpreises bespricht Papierstau Podcast ab dem 31. August alle nominierten Titel, die Shortlist und den Roman des Jahres. Der Podcast ist kostenlos auf allen gängigen Streaming-Plattformen sowie über die Website www.papierstaupodcast.de abrufbar.

Ab September stellen kurze Videoclips die nominierten Autor*innen und ihre Romane vor. Sie stehen dann auf der Website des Deutschen Buchpreises, auf YouTube und Instagram zur Verfügung.

Unter dem Hashtag #buchpreisbloggen stellen in den kommenden Wochen 20 Literaturblogger*innen je einen nominierten Titel vor. Die Rezensionen werden unter www.deutscher-buchpreis.de/news veröffentlicht und über die Social-Media-Kanäle des Deutschen Buchpreises geteilt.

Frankfurter Buchmesse wieder zurück mit Besuchern aus über 80 Ländern und prominenten Autoren vom 19.-23.10.2022

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Mit Ausstellern aus über 80 Ländern und prominenten Autorinnen und Autoren aus aller Welt wird die 74. Frankfurter Buchmesse (19.-23. Oktober 2022) in diesem Jahr meldet sich die Frankfurter Buchmesse in fast alter Vorcorona-Größe zurück. Die größte Bücherschau der Welt wird wieder zum Gradmesser der internationalen Buch- und Verlagsbranche.

„Als Leitmesse hat die Frankfurter Buchmesse eine Monopolstellung innerhalb der Buchbranche inne. Sie ist jedoch weit mehr als ein Handelsplatz: Die Messe steht für eine diverse Gesellschaft, für Pluralität und gegen jede Art von Diskriminierung. Dieses Wertefundament wird in unserem diesjährigen Veranstaltungsprogramm sichtbar: Wir haben viele Akteur*innen zu Gast, die in ihren Büchern Antworten auf aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen suchen“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. Der Schriftsteller Mohsin Hamid wird eine der Keynote-Reden auf der Eröffnungspressekonferenz halten (Dienstag, 18. Oktober 2022, 11.00 Uhr im Frankfurt Pavilion). In seinem gerade erschienenen Buch „Der letzte weiße Mann“ (DuMont) entwirft er ein Szenario, in dem die Gemeinschaft einer unbenannten Stadt auf surreale Weise mit ihren Ängsten und Vorurteilen konfrontiert wird. Im Frankfurt Pavilion, der von der Buchmesse kuratierten kulturpolitischen Bühne der Frankfurter Buchmesse auf der Agora, werden u.a. Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah sowie Friedenspreisträger Serhij Zhadan und viele weitere Autor*innen ihre neuen Bücher vorstellen. Das vollständige Programm im Frankfurt Pavilion wird in Kürze bekannt gegeben. „Bei der Planung der Frankfurter Buchmesse berücksichtigen wir, dass sich die pandemische Lage im Herbst ändern kann. Wir stehen im Austausch mit der zuständigen Behörde und werden alle im Oktober geltende Anforderungen an das Hygiene- und Sicherheitskonzept erfüllen“, sagt Juergen Boos weiter.

Big Player aus dem In- und Ausland zeigen in Frankfurt Präsenz

Alle großen Verlagsgruppen haben sich zur Frankfurter Buchmesse angemeldet: die Verlagsgruppe Penguin Random House, die deutschsprachigen Holtzbrinck und Bonnier-Verlage und die Ganske Gruppe, aber auch Aufbau, C.H. Beck, Diogenes, Dumont, Klett-Cotta, Hanser und Suhrkamp sowie die Verlage der Kurt-Wolff-Stiftung. Ebenfalls vor Ort sind alle großen multinationalen Verlagsgruppen mit Sitz in den USA und in Großbritannien, darunter Penguin Random House, Simon & Schuster, Hachette, Scholastic, HarperCollins, Macmillan, Ingram, Taylor & Francis und Springer Nature. Der Streamingdienst Spotify und – erstmals – das Videoportal TikTok sind mit Programmangeboten auf der Buchmesse vertreten. Rund 70 Länderstände werden in Frankfurt ausstellen. Wieder Präsenz zeigen auch die asiatischen Buchmärkte, darunter China, Japan, Korea, Malaysia, die Philippinen, Taiwan, Thailand. Auch die bedeutenden europäischen Buchmärkte Frankreich, Italien, Norwegen, Polen sind mit großen Gemeinschaftsständen in den Hallen vertreten. Mit 456 Tischen ist das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) ausgebucht. In diesem Jahr befindet es sich in Halle 4.2.
Einen Überblick über das Hallenlayout der Frankfurter Buchmesse 2022 gibt der Hallenplan: https://www.buchmesse.de/besuchen/hallenplan. Alle Aussteller  der Frankfurter Buchmesse sind im Ausstellerverzeichnis zu finden: https://www.buchmesse.de/besuchen/ausstellerverzeichnis

Themenschwerpunkt Ukraine

Ukrainische Buchverlage und Institutionen stellen an einem 100 Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand mit eigener Bühne aus (Halle 4.0). Das umfangreiche Programm am Stand beleuchtet die aktuelle Situation der ukrainischen Verlagsbranche. Der Gemeinschaftsstand der Ukraine wird durch die Zusammenarbeit der Frankfurter Buchmesse mit dem Goethe-Institut Ukraine und dem Ukrainian Book Institute ermöglicht. Ergänzend richtet die Frankfurter Buchmesse mit Mitteln des Auswärtigen Amts einen Workshop für Verleg*innen aus Mittel- und Osteuropa mit Schwerpunkt Ukraine aus. Die Teilnehmer*innen aus der Ukraine, Armenien, Georgien, Kasachstan, Polen, Rumänien, der Slowakei und der Tschechischen Republik erwartet ein vielfältiges Fachprogramm und ein professioneller Dialog über Ländergrenzen hinweg. Am Messe-Samstag präsentieren sich zahlreiche ukrainische Autor*innen im Frankfurt Pavilion. Konzipiert wird das Programm von der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse – dazu in Kürze mehr. Zur Frankfurter Buchmesse widmet die Zeitschrift OSTEUROPA (Berlin) der Ukraine das Kompendium „Kultur in Zeiten des Krieges“. Auf 500 Seiten stellen Autor*innen die facettenreiche ukrainische Kultur vor.

Konjunkturprogramm „NEUSTART KULTUR“ stärkt die Buch- und Verlagsbranche

Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, unterstützt die Frankfurter Buchmesse (19.-23. Oktober 2022) erneut mit einer Förderung aus dem Programm NEUSTART KULTUR der Bundesregierung. Die Förderung dient der weiteren Stärkung der Buch- und Verlagsbranche, indem sie die Durchführung des wichtigsten Branchenevents unter den weitreichenden Auswirkungen der Pandemie ermöglicht. Gefördert werden Aussteller*innen, die einen Einzelstand gebucht haben oder sich an einem Gemeinschaftsstand beteiligen. Prozentual beträgt der Nachlass je nach Standgröße bis zu 30 Prozent. Um die Diversität und Vielfalt der Aussteller*innen auf der Buchmesse sicherzustellen, profitieren insbesondere Aussteller*innen mit kleineren Standflächen von der Förderung. Die Kund*innen der Frankfurter Buchmesse werden dazu im Detail informiert.

Ehrengast Spanien

Unter dem Motto „Creatividad Desbordante – Sprühende Kreativität“ präsentiert Spanien sich als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. 31 Jahre nach dem ersten Ehrengast-Auftritt 1991 stehen Themen wie Mehrsprachigkeit und die Bedeutung der spanischen Sprache als Brücke zu Lateinamerika im Fokus. Der interaktive Ehrengast-Pavillon (Forum, Ebene 1) gibt auf zwei Bühnen und an fünf Tagen einen Eindruck von der reichen und pulsierenden Literatur- und Kulturlandschaft Spaniens und Raum für spannende Begegnungen mit 200 Protagonist*innen aus Spanien. Wer Lust hat, aktuelle Literatur aus Spanien zu entdecken, muss nicht bis zum Herbst warten: Auf der aktuellen Neuerscheinungsliste, die die Frankfurter Buchmesse für jedes ihrer Gastländer zusammenstellt, sind aktuell 186 Titel von Autor*innen aus Spanien oder Literatur über Spanien verzeichnet. Die Neuerscheinungen sind in über 90 deutschsprachigen Verlagen erschienen. Für die internationale Ausstellung „Books on… Spain“, die die Frankfurter Buchmesse traditionell im Ehrengast Pavillon zeigt, können aktuell noch Titel eingereicht werden. Weitere Informationen zum Programm:
https://www.buchmesse.de/themen-programm/ehrengast.

Translate. Transfer. Transform.

Unter dem Motto „Translate. Transform. Transfer.“ widmet die Frankfurter Buchmesse dem Übersetzen als Kulturtechnik und der bedeutenden Rolle von Übersetzer*innen als Mittler zwischen Kulturkreisen und Sprachräumen einen Schwerpunkt. Dabei steht nicht nur die Übertragung von Texten in eine andere Sprache im Fokus, auchdie Übersetzung als kommunikativer Akt: Etwa wenn Expert*innen und Laien, Personen mit unterschiedlichen politischen Haltungen oder Angehörige verschiedener Generationen versuchen, sich einander mitzuteilen. Die Buch- und Verlagsbranche kann hier wichtige Aufgaben erfüllen. Auch die Adaption von literarischen Stoffen in andere Medien ist eine Form der Übersetzung. Das Thema Übersetzen zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche der Frankfurter Buchmesse: Im Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) wird mit Übersetzungsrechten gehandelt, im Zentrum eines jeden Gastlandauftrittes steht ein großes Übersetzungsförderungsprogramm. Gemeinsam mit dem Verband der Übersetzer*innen VDÜ wird im Internationalen Übersetzungszentrum (Halle 4.0) ein vielfältiges Programm angeboten: Hier wird für mehr Sichtbarkeit von Lektor*innen und Übersetzer*innen gestritten oderüber die Rezeption von arabischer Literatur in Europa diskutiert. Des Weiteren geht es u.a. um Themen wie Sensitivity Reading und postkoloniales Übersetzen. Nina George, Präsidentin des European Writers‘ Council, wird die Initiative Free All Words präsentieren, die Fördergelder für die Übersetzung von Autor*innen aus der Ukraine und Belarus bereitstellt. Und das Netzwerk junger Literaturübersetzer*innen rund um TraLaLit – Zeitschrift für übersetzte Literatur ist ebenfalls mit Veranstaltungen präsent.
Das Programm im Internationalen Übersetzungszentrum wird vom VDÜ und der Frankfurter Buchmesse kuratiert, Partner sind europäische Literaturvermittler wie Czech Lit, ENLIT, FILI, das Goethe Institut, Litprom e.V., die Slowenische Buchagentur, Die Weltlesebühne e.V. u.v.m.

Kooperation mit Bund für Antidiskriminierungs- und Bildungsarbeit e.V.

Die Frankfurter Buchmesse möchte allen Teilnehmenden ein gutes Messe-Erlebnis bieten – unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung, Behinderungen, ethnischer Herkunft, Nationalität, Alter, Sprache, Religion oder Weltanschauung. Im Bereich der Sensibilisierung und Maßnahmenerarbeitung wird das Team der Buchmesse dabei vom Bund für Antidiskriminierungs- und Bildungsarbeit e.V. (BDB) beraten. Zudem wird in der Messewoche ein dreiköpfiges Awareness-Team, bestehend aus BDB-Mitarbeiterinnen, auf dem Messegelände im Einsatz sein. Das Awareness-Team wird aktiv gegen jedes Verhalten, das gegen den Code of Conduct der Frankfurter Buchmesse verstößt, vorgehen. Buchmesse-Besucher*innen, die belästigt werden oder bemerken, dass eine andere Person belästigt wird, können dies unverzüglich dem Awareness-Team melden. Das Awareness-Team wird zentral in Halle 4.0 verortet sein, darüber hinaus stehen geschützte Räumlichkeiten für individuelle Gespräche zur Verfügung.

Spot on: Medienpartner auf der Frankfurter Buchmesse

In diesem Jahr ist die ARD-Bühne wieder im Forum zu finden, wo Besucher kluge Köpfe erleben, die in Gesprächen über ihre Bücher und Ideen diskutieren. Fortgesetzt wird die von Jagoda Marinić moderierte Reihe SHEROES u. a. mit Luisa Neubauer, Maja Göpel oder Ulrike Herrmann. Außerdem werden Wigald Boning, Amelie Fried, Francis Fulton-Smith, Elke Heidenreich, Judith Holofernes, Richard David Precht, Leïla Slimani, Harald Welzer, Liao Yiwu, der oder die Buchpreisgewinner/in 2022 und viele mehr mit ihren Neuerscheinungen zu Gast sein. Bärbel Schäfer ist mit mehreren Ausgaben von „Bärbels-Bücher-Talk” dabei.

Das Blaue Sofa, das gemeinsame Autorenforum von Bertelsmann, ZDF, Deutschlandfunk Kultur und 3sat, ist wieder an seinem Standort in Halle 3.1 zu finden. Geplant sind Gespräche mit rund 80 Autoren und Autorinnen, darunter Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah, Friedenspreisträger Serhij Zhadan, Donna Leon, Robert Menasse, Péter Nádas, Fernando Aramburu, die Mainzer Stadtschreiberin Dörte Hansen, Charlotte Link, Andrej Kurkow, Ian Kershaw, David Van Reybrouck, Stefanie Stahl, Vanessa Mai, Melanie Raabe, Andrea Wulf und Takis Würger. Erstmalig kommt der Deutsche Jugendliteraturpreis auf das Blaue Sofa: die nominierte Autorin Kirsten Boie diskutiert mit zwei Experten der Jugend-Jury über den Preis, Vivian Perkovic (3sat) moderiert das Gespräch. Am Messe-Mittwoch, 19. Oktober 2022, wird live auf der Messe die 3sat-Sendung „Buchzeit“ mit Moderator Gert Scobel aufgezeichnet. Unter der Überschrift „Crime time“ diskutieren Sandra Kegel, Katrin Schumacher und Barbara Vinken mit ihm über spannende Romane für die dunkle Jahreszeit. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Wochenzeitschrift Die Zeit und Deutschlandfunk Kultur planen jeweils ein eigenes Bühnenprogramm. Darüber hinaus werden auch die Neue Zürcher Zeitung und Brand Eins mit eigenen Ständen in Frankfurt Präsenz zeigen. ARTE widmet u.a. dem Projekt Und jetzt? Internationales Festival der Ideen von Morgen einen Nachmittag im Frankfurt Pavillon. Weitere Informationen unter: Und jetzt?. Der Spiegel und Brigitte sind mit hochkarätigen Veranstaltungsformaten in die Programmplanung involviert.

Internationales Fachprogramm

Was macht ein gutes Kinderbuch heute aus? Wie werden Geschichten für junge Leser*innen zeitgemäß erzählt? Und welche Rolle spielt Diversität in diesem Kontext? Diese und weitere Themen stehen im Fokus der von der Buchmesse kuratierten Frankfurt Kids Conference, die in diesem Jahr zum ersten Mal im Rahmen der Frankfurter Buchmesse stattfindet. Am Messe-Mittwoch, 19. Oktober 2022, diskutieren Experten und Expertinnen  der Publishing Branche mit Vertreterinnen und Vertretern von Kinder- und Jugendorganisationen über das Kinderbuch im gesellschaftspolitischen Kontext und aus internationaler Perspektive. Die Frankfurt Kids Konferenz findet am Messe-Mittwoch von 9.30 bis 12.00 Uhr im Congress Center, Ebene 3, Konferenzraum Illusion statt.
Tickets und weitere Informationen: https://www.buchmesse.de/themen-programm/fachprogramm/frankfurt-kids

Internationale Branchengrößen und Meinungsmacher kommen am 19. und 20. Oktober beim Publishing Perspectives Forum zusammen. Das zweitägige Programm, das vom internationalen Fachmagazin Publishing Perspectives in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse kuratiert wird, bringt führende Stimmen der globalen Verlagsbranche zusammen, um über neue Herausforderungen zu diskutieren und Trends zu analysieren. Die Referenten und Referentinnen reichen von Top-Führungskräften multinationaler Unternehmen bis hin zu einflussreichen Unternehmern  und Kleinunternehmern, die sich aktiv an der Gestaltung der Zukunft des Verlagsgeschäfts beteiligen. Das Programm findet am Mittwoch, 19. Oktober von 10-16 Uhr und am Donnerstag, 20. Oktober von 10-14 Uhr im Congress Zentrum der Messe Frankfurt, Raum Spektrum statt. https://publishingperspectives.com/pp-forum/

Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse wird es ein digitales Fachprogramm geben: Vom 10.-14. Oktober 2022 finden die MasterClasses statt. Unternehmen, die ihre Business Cases in 60-minütige Onlinesessions präsentieren möchten, können sich jetzt noch dafür bewerben. Nach erfolgreicher Bewerbung können Interessierte kostenlos daran teilnehmen. Informationen dazu hier: https://www.buchmesse.de/themen-programm/fachprogramm/masterclasses. Die Networkingreihe „The Hof“ wird ebenfalls fortgesetzt: Die Sessions finden am Donnerstag, 8. und 29. September sowie am Mittwoch, 19. Oktober jeweils um 17.00 Uhr statt. Zur Anmeldung geht es hier: https://www.buchmesse.de/themen-programm/fachprogramm/hof

Frankfurt Studio

Mit dem Frankfurt Studio (Saal Europa, Halle 4.0) bietet die Frankfurter Buchmesse erneut einen Raum für hybride Veranstaltungen an. Jede Veranstaltung im Frankfurt Studio wird aufgezeichnet und im Anschluss für die Mediathek der Frankfurter Buchmesse aufbereitet. Im Frankfurt Studio können bis zu 150 Personen die Events live vor Ort verfolgen. Hier finden sowohl Fachveranstaltungen als auch Events für das Publikum statt. Am Messe-Mittwoch um 14 Uhr wird traditionell der Global 50 CEO Talk stattfinden; die Sprecher und Sprecherinnen werden in Kürze bekannt gegeben. Weiterhin geplant ist ein Veranstaltungsschwerpunkt zum Thema „Data in Publishing“, an dem sich u.a. die World International Property Organization (WIPO), die Federation of European Publishers (FEP) und buchreport beteiligen (Messe-Mittwoch). Der Messe-Donnerstag steht im Zeichen der Wissenschaft, u.a. mit Panels von Wiley-VCH, ProQuest, Taylor & Francis und CCC. Neben Veranstaltungen vom europäischen Buchmessen-Netzwerk Aldus up wird erneut der STARTS-Day im Frankfurt Studio am Messe-Freitag stattfinden. Ein weiteres Highlight steht am Messe-Sonntag an, wenn Alok Vaid-Menon das neue Buch „Mehr als binär“ (Zuckersüß Verlag) vorstellt. Kraftvoll und offen spricht Alok Vaid-Menon über das binäre Geschlechtersystem, den Weg zur eigenen Identität und die Vorurteile und Vorwürfe, mit denen sich gendernonkonforme Menschen jeden Tag konfrontiert sehen.
Alle Veranstaltungen im Frankfurt Studio sind zeitnah im Online-Veranstaltungskalender auf buchmesse.de abrufbar.

BOOKFEST

Mit über 40 Veranstaltungen an 20 Orten in Frankfurt wartet das diesjährige BOOKFEST auf. Hörbuchwelten, Kriminächte oder Verlagsabende – etwa von Kein & Aber und der Frankfurter Verlagsanstalt – das Programm ist so vielfältig wie die auftretenden Autor*innen: Die Bildungsexpertin Florence Brokowski-Shekete spricht über ihr neues Buch „Raus aus den Schubladen! Meine Gespräche mit Schwarzen Deutschen“ (Orlanda), Volker Weidermann, Mithu Sanyal und Florian Illies denken über die Bücher ihres Lebens nach, und mit Elvira Sastre, Najat El Hachmi, Isaac Rosa, José Ovejero, Rosa Ribas ist auch der Ehrengast Spanien prominent vertreten. Bei einem BOOKFEST extra stellt sich Donna Leon den Fragen von Shelly Kupferberg (Bookfest extra: DONNA LEON | Ticket-Shop (www.eventim-light.com). Das Programm steht in Kürze online: www.buchmesse.de/bookfest.

 

Deutscher Buchpreis 2022: Lesungen und Gespräche mit den Nominierten bundesweit – am 9.10.2022 Autoren der Shortlist im Schauspiel Frankfurt

Autoren der Shortlist im Frankfurter Schauspiel am 9. Oktober 2022 ab 11.00 Uhr  © Foto Diether von Goddenthow
Autoren der Shortlist im Frankfurter Schauspiel am 9. Oktober 2022 ab 11.00 Uhr © Foto Diether von Goddenthow

Deutscher Buchpreis 2022: Lesungen und Gespräche mit den Nominierten bundesweit. Blind-Date-Lesungen mit nominierten Autor*innen als Überraschungsgast / Longlist-Abend in Hamburg am 1. September und Shortlist-Veranstaltung am 9. Oktober in Frankfurt am Main

Literaturbegeisterte in ganz Deutschland können im September und Oktober die Autoren und Autorinnen  der für den Deutschen Buchpreis 2022 nominierten Titel kennenlernen. Auf zehn Blind-Date-Lesungen und zwei großen Leseabenden stellen sie ihre Romane vor. Das Besondere an den Blind Dates: Erst am Abend selbst erfährt das Publikum, welche*r der nominierten Autoren und Autorinnen zu Gast ist. Eine Übersicht über die nominierten Titel ist ab 23. August, 10 Uhr, unter www.deutscher-buchpreis.de abrufbar.

Bundesweite Blind-Date-Lesungen
Unter teilnehmenden Mitgliedsbuchhandlungen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels wurden neun Gewinner*innen ausgelost, die in den kommenden Wochen eine Blind-Date-Lesung mit einem oder einer Nominierten veranstalten. Zudem richtet die Deutsche Bank Stiftung, Hauptförderer des Deutschen Buchpreises, eine moderierte Lesung in den Zwillingstürmen in Frankfurt am Main aus. Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen und Kontaktdaten erhalten Interessierte über die Online-Kanäle der Buchhandlungen bzw. Veranstalter.

Die Blind-Date-Lesungen 2022 im Überblick:

8. September 2022, 19.30 Uhr
Buchhandlung Schulz-Ebrecht
Idar-Oberstein
https://schulz-ebrecht.buchkatalog.de/

14. September 2022, 19.30 Uhr
Buchhandlung Neue Collibri
Bamberg
https://neuecollibri.buchkatalog.de/

14. September 2022, 20 Uhr
Buchhandlung Lehmanns Media
Marburg
https://www.lehmanns.de/buchhandlung/380-marburg

15. September 2022, 19 Uhr
Der andere Buchladen
Krefeld
Veranstaltungsort: Mediathek Krefeld
https://der-andere-buchladen-krefeld.webflow.io/

15. September 2022, 19.30 Uhr
Bücher im Kiez
Berlin
https://www.kiezbuch-wilhelmsruh.de/

16. September 2022, 19.30 Uhr
Buchhandlung Kolibri
Bretten
https://kolibrionline.buchhandlung.de/shop/

16. September 2022, 20 Uhr
Bücher Herzog
Wasserburg
https://buecherherzog.buchhandlung.de/

17. September 2022, 15 Uhr
Findus Buchhandlung
Tharandt
https://findusbuch.de/

17. September 2022, 20 Uhr
Der Buchladen
Worpswede
https://buchladen-worpswede.de/

19. September 2022, 19 Uhr
Deutsche Bank Stiftung
Veranstaltungsort: Deutsche Bank Frankfurt
https://www.deutsche-bank-stiftung.de/blinddate

Alle Details für Anmeldungen auch gesammelt unter:
www.deutscher-buchpreis.de/lesungen
Longlist-Abend am 1. September

Zum sechsten Mal lädt das Literaturhaus Hamburg zum „Großen Longlist-Abend“ ein: vor Ort im Literaturhaus und im Livestream. Ab 17.30 Uhr lesen mehrere der nominierten Autor*innen aus ihren Romanen und stellen sich den Fragen von Rainer Moritz und Julia Westlake. Die Karten sind auf der Seite des Literaturhauses Hamburg erhältlich: Saalticket 18 Euro, erm. 14 Euro, Streamingticket 7 Euro.

Deutscher Buchpreis 2022: „Die Autor*innen der Shortlist“ am 9. Oktober im Schauspiel Frankfurt
Ebenfalls bereits verfügbar sind Tickets für die Veranstaltung mit den nominierten Autoren und Autorinnen der Shortlist am Sonntag, 9. Oktober. Ab 11 Uhr präsentieren sich die Finalisten und Finalistinnen des Deutschen Buchpreises 2022 im Schauspiel Frankfurt, die Moderation übernehmen Sandra Kegel (F.A.Z.), Alf Mentzer (HR) und Christoph Schröder (freier Kritiker). Eine gemeinsame Veranstaltung von Kulturamt Frankfurt am Main und Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt. Partner ist die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Aktuelle Informationen unter https://www.deutscher-buchpreis.de/news/eintrag/die-autorinnen-der-shortlist-in-frankfurt

Der Deutsche Buchpreis wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weiterer Partner ist die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2022: Sasha Marianna Salzmann hält Laudatio auf Serhij Zhadan

Sasha Marianna Salzmann Sasha Salzmann, Laudatorin für den Friedenspreisträger 2022 © Vera Tammen
Sasha Marianna Salzmann Sasha Salzmann, Laudatorin für den Friedenspreisträger 2022 © Vera Tammen

Die nichtbinäre deutsche Dramatikerin, Essayistin, Kuratorin und Romanautorin Sasha Marianna Salzmann, wird die Laudatio auf Serhij Zhadan halten, der in diesem Jahr mit dem Friedens­preis des Deutschen Buchhandels geehrt wird. Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, den 23. Oktober 2022, um 10:45 Uhr in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live in der ARD übertragen.

Sasha Marianna Salzmann, geboren 1985 in Wolgograd (Russland), wuchs in Moskau auf und kam 1995 nach Deutschland. Salzmann studierte Literatur, Theater und Medien in Hildesheim sowie Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. 2002 gehörte Salzmann zu den Mitbegründer*innen des Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext und gab dieses elf Jahre lang mit heraus. 2013 wurde Salzmann Hausautor*in am Maxim Gorki Theater Berlin und übernahm im selben Jahr bis 2015 die Künstlerische Leitung des STUDIO Я. Mit Max Czollek zusammen initiierte die Kurator*in den Desintegrationskongress 2016 sowie 2017 die Radikalen Jüdischen Kulturtage am Maxim Gorki Theater. Außerdem gehörte Salzmann 2017/2018 zum Leitungsteam der Literaturwerkstatt „Krieg im Frieden“ am Literarischen Colloquium Berlin.

Salzmanns Debütroman „Außer sich“ (Suhrkamp Verlag) stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2017. Erzählt wird von Alissa, die sich in der queeren Szene Istanbuls und in der eigenen Familiengeschichte auf eine Suche begibt: nach dem verschwundenen Zwillingsbruder und nach Zugehörigkeit jenseits von Herkunft, Muttersprache oder Geschlecht. Salzmanns zweiter Roman, „Im Menschen muss alles herrlich sein“, 2021 erschienen und ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert, spielt in der späten, zerfallenden Sowjetunion, in der Ukraine während der Perestroikajahre sowie im heutigen Deutschland und handelt von der unauflöslichen Verstrickung zweier Frauen-Generationen über politische Umbrüche und Auswanderung hinweg.

Im eigenen Werk bezieht sich Salzmann immer wieder auf die Texte Serhij Zhadans, der zu den literarischen Vorbildern der Autorin zählt.

Die beiden Romane sowie Salzmanns international gespielte Theaterstücke wurden mehrfach ausgezeichnet: unter anderem mit dem Mara-Cassens-Preis (2017), dem Nestroy-Theaterpreis (2018) und dem Kunstpreis Berlin (2020). Im Jahr 2020 erhielt die Autor*in die Ricarda-Huch-Poetikdozentur für „Gender in der literarischen Welt“, 2022 den Preis der Literaturhäuser.

Weitere Informationen zum Friedenspreis 2022 sind abrufbar unter: www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de