Kategorie-Archiv: Buchmesse Frankfurt

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019: Wim Wenders hält Laudatio auf Sebastião Salgado

Wim Wenders Foto: Anne Wilk
Wim Wenders Foto: Anne Wilk

Der Autor und Filmregisseur Wim Wenders hält die Laudatio auf Sebastião Salgado, der in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wird. Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 20. Oktober 2019, um 11 Uhr in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live im ZDF übertragen.

Wim Wenders, geboren 1945 in Düsseldorf, studierte zunächst Medizin und anschließend Philosophie sowie Soziologie. Nach einem Aufenthalt in Paris wechselte er 1967 an die neu gegründete Hochschule für Film und Fernsehen in München. Noch während seiner Ausbildung schuf er erste Kurzfilme und war als Filmkritiker für die Zeitschriften „Filmkritik“, die „Süddeutsche Zeitung“, „Der Spiegel“ sowie das Magazin „Twen“ tätig. 1971 gehörte Wenders zu den Gründungsmitgliedern des Filmverlags der Autoren und machte mit der Verfilmung von „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ von Peter Handke zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Mit dem Roadmovie „Alice in den Städten“ (1974) feierte er seinen künstlerischen Durchbruch.

2014 porträtierte er in dem für den Oscar nominierten Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ den diesjährigen Friedenspreisträger Sebastião Salgado. Weitere Oscar-Nominierungen erhielt er für „Buena Vista Social Club“ (1999) und „Pina“ (2011). „Der Stand der Dinge“ (1982) wurde in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, mit „Paris, Texas“ (1984) erhielt Wenders die Goldenen Palme in Cannes, mit „Der Himmel über Berlin“ (1987) den Preis der Besten Regie. Seine Fotografien sind mittlerweile weltweit ausgestellt. Seit 1996 ist Wim Wenders Präsident der Europäischen Filmakademie und Mitglied des Ordens Pour le Mérite. Seine 2012 gegründete Stiftung führt seine künstlerische Arbeit zusammen und unterstützt junge Filmschaffende. Für sein Lebenswerk erhielt er 2014 auf der Berlinale den Goldenen Ehrenbären.

Weitere Informationen sind abrufbar unter www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de.

Deutscher Wirtschaftsbuchpreis 2019: Die Shortlist

logo-dtsch-wirtschaftsbuchpDie Finalisten des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2019 stehen fest. Zehn Bücher haben es in die Endauswahl geschafft. Eine hochkarätige Jury wählt aus den Titeln der Shortlist das beste Wirtschaftsbuch des Jahres. Den Vorsitz der Jury hat Hans-Jürgen Jakobs, Senior Editor und Autor des Handelsblatts. Der Preis wird im Rahmen der Frankfurter Buchmesse am 17. Oktober 2019 um 20 Uhr im Frankfurter Hof verliehen. Einen Tag später, am Freitag den 18. Oktober, wird sich der Preisträger um 11 Uhr im Pavilion auf der Agora vorstellen.

Der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis steht unter dem Motto „Wirtschaft verstehen“. Das Handelsblatt, die Frankfurter Buchmesse und die Investmentbank Goldman Sachs vergeben den Preis, um die Wirtschaftsliteratur zu fördern. Die drei Partner wollen mit der Auszeichnung die Bedeutung des Wirtschaftsbuches bei der Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge unterstreichen. Zu den Auswahlkriterien gehören deshalb neben innovativer Themensetzung oder einem neuen Blickwinkel auch Verständlichkeit und Lesbarkeit. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die zehn Bücher der Shortlist stellt das Handelsblatt in den kommenden Wochen ausführlich auf der Literaturseite in der Wochenendausgabe vor. Alle weiteren Informationen zum Preis und die Rezensionen sind auch zu finden unter: www.deutscher-wirtschaftsbuchpreis.de

Die Shortlist (in alphabetischer Reihenfolge):

Heike Buchter: Ölbeben. Wie die USA unsere Existenz gefährden

Campus, Frankfurt 2019, 304 Seiten, 24,95 Euro

John Carreyrou: Bad Blood. Die wahre Geschichte des größten Betrugs im Silicon ValleyDVA, München 2019, 400 Seiten, 24 Euro

Paul Collier: Sozialer Kapitalismus. Mein Manifest gegen den Zerfall unserer GesellschaftSiedler, München 2019, 320 Seiten, 20 Euro

Jörg Dräger, Ralph Müller-Eiselt: Wir und die intelligenten Maschinen – Wie Algorithmen unser Leben bestimmen und wir sie für uns nutzen können
DVA, München 2019, 272 Seiten, 20 Euro

Daniel Goffart: Das Ende der Mittelschicht. Abschied von einem deutschen ErfolgsmodellBerlin Verlag, Berlin 2019, 400 Seiten, 22 Euro

Alexander Hagelüken: Lasst uns länger arbeiten!
Droemer, München 2019, 224 Seiten, 16,99 Euro

Ernst-Wilhelm Händler: Das Geld spricht
S.Fischer, Frankfurt 2019, 400 Seiten, 22 Euro

Kai-Fu Lee: AI Superpowers. China, Silicon Valley und die neue Weltordnung
Campus, Frankfurt 2019, 320 Seiten, 26 Euro

Nils Ole Oermann, Hans-Jürgen Wolff: Wirtschaftskriege. Geschichte und Gegenwart
Herder, Freiburg 2019, 272 Seiten, 24 Euro

Thomas Straubhaar: Die Stunde der Optimisten. So funktioniert die Wirtschaft der ZukunftEdition Körber, Hamburg 2019, 368 Seiten, 22 Euro

Die Jurymitglieder (in alphabetischer Reihenfolge):

Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner, Wirtschaftswissenschaftlerin an der TUM School of Management
Dr. Simone Bagel-Trah, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Henkel AG & Co. KGaA
Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse
Dr. Wolfgang Fink, Deutschland-Chef von Goldman Sachs
Lutz Goebel, Präsident des Verbands DIE FAMILIENUNTERNEHMER
Prof. Bodo Hombach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung
Hans-Jürgen Jakobs, Senior Editor des Handelsblatts
Prof. Dr. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Instituts
Prof. Dr. Malcolm Schauf, Präsident des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb)

Buchblog-Award 2019: NetGalley und Börsenverein suchen die besten Buchblogs #bubla19

Nominierung und Abstimmung bis 30. August 2019 möglich / Auszeichnung für Blogs, Social-Media-Kanäle und Podcasts / Erstmals Preise für den besten Verlags- und Buchhandlungsblog / Neue Jurybesetzung / Preisverleihung am 18. Oktober 2019 auf der Frankfurter Buchmesse.

NetGalley und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels suchen die besten deutschsprachigen Buchblogs. Mit dem Buchblog-Award, dem einzigen genre-übergreifenden Preis für Buchblogs im deutschsprachigen Raum, zeichnen sie Blogs aus, die das öffentliche Gespräch über Bücher bereichern. Ab sofort können Leser*innen und Blogger*innen ihre Lieblings-Buchblogs unter www.buchblog-award.de/nominieren/ vorschlagen und bereits Nominierten eine Stimme geben. Als Buchblogs zählen auch Social-Media-Kanäle sowie Podcasts mit Buchbezug. Die Nominierung des eigenen Blogs ist ebenfalls möglich. Gewinnen können Buchblogs in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“. Erstmals können Leser*innen zudem in den Kategorien „Bester Buchhandlungsblog“ und „Bester Verlagsblog“ abstimmen. Die Frist für die Nominierungen und Abstimmung in allen Kategorien ist der 30. August 2019.

„Die Buchblog-Szene verändert sich schnell, da muss auch der Buchblog-Award agil sein. Buchblogs sind nicht mehr nur klassische Blogs, sondern auch Social-Media-Kanäle, auf denen die Blogger*innen direkte und persönliche Gespräche über Bücher mit Leser*innen führen. Verlage und Buchhandlungen beteiligen sich auf den eigenen Blogs und Kanälen daran. Mit dem Buchblog-Award 2019 möchten wir den gesamten online geführten, kreativen und für Bücher und das Lesen so wichtigen Austausch abbilden und honorieren“, sagt Karina Elm, Leiterin NetGalley Deutschland.
„Buchblogger*innen sind für Verlage und Buchhandlungen im Austausch mit ihren Leser*innen nicht mehr wegzudenken. Sie tragen Bücher und ihre Themen in den Alltag der Menschen, vermitteln die Besonderheiten des Lesens und begeistern für Literatur. Der Buchblog-Award macht im dritten Jahr die stetig wachsende Vielfalt der Szene sichtbar“, sagt Anne-Mette Noack, Leiterin Kulturprojekte, Marketing und Kommunikation des Börsenvereins.

Die jeweils zehn Blogs, die in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ die meisten Stimmen erhalten, kommen ins Finale. Eine unabhängige Jury wählt aus den 20 Finalisten die Siegerblogs aus. Über die Auszeichnungen „Bester Buchhandlungsblog“ und „Bester Verlagsblog“ entscheidet ausschließlich die Zahl der Online-Stimmen, die bis 30. August eingehen.

Im dritten Jahr erhält der Buchblog-Award eine neue Jury. Die Jurymitglieder des Buchblog-Awards 2019 sind: Antonia Baum (freie Autorin, ZEIT), Jo Lendle (Verleger, Carl Hanser Verlag), Tina Lurz (Mitbegründerin, Agentur ehrlich&anders), Carolin Wolf (Inhaberin Buchhandlung Carolin Wolf) und Torsten Woywod (Online-PR und Social-Media-Manager, DuMont Verlag).

Teilnahmeberechtigt sind deutschsprachige Blogs, Social-Media-Kanäle und Podcasts, die sich überwiegend mit Büchern befassen und auf denen regelmäßig Beiträge erscheinen. Blogs in der Kategorie „Bester Newcomer“ dürfen nicht älter als zwölf Monate sein. Verlage können sich ausschließlich mit einem Blog oder Podcast und nicht mit ihren Social-Media-Kanälen bewerben. Für Buchhandlungs- und Verlagsblogs gilt, dass der letzte Beitrag nicht älter als einen Monat alt sein darf und sie mindestens seit Juli 2019 bestehen müssen.

Die Preisverleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am 18. Oktober um 12 Uhr im Frankfurt Pavilion statt. Wer gewonnen hat, geben NetGalley und der Börsenverein erst vor Ort bekannt.

Die Gewinner*innen in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ dürfen sich jeweils über zwei Übernachtungen für zwei Personen im Gutshotel Groß Breesen, dem ersten Bücherhotel Deutschlands, freuen. Sie bekommen außerdem einen BücherScheck im Wert von je 100 Euro. Die Teams des Verlagsblogs und des besten Buchhandlungsblogs erhalten einen Präsentkorb für die gemeinsame Siegesfeier. Das Börsenblatt veröffentlicht auf www.boersenblatt.net ausführliche Porträts aller Gewinner*innen.

Sponsoren des Buchblog-Awards 2019 sind JETZT EIN BUCH!, die Initiative der deutschen Buchbranche, und die Frankfurter Buchmesse.

Die Initiatoren
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist die Interessenvertretung der deutschen Buchbranche gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit. Er wurde 1825 gegründet und vertritt rund 4.500 Buchhandlungen, Verlage, Zwischenbuchhändler und andere Medienunternehmen. Er veranstaltet die Frankfurter Buchmesse, vergibt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie den Deutschen Buchpreis, engagiert sich in der Leseförderung und für die Freiheit des Wortes.

NetGalley ist eine Online-Plattform und ein Netzwerk für Buchverlage und professionelle Leserinnen und Leser. NetGalley ermöglicht Rezensenten, Bloggern, Journalisten, Buchhändlern, Bibliothekaren und Lehrenden kostenlosen Zugang zu digitalen Lese- und Rezensionsexemplaren und unterstützt Verlage beim Bekanntmachen neuer und noch unveröffentlichter Titel.

Ansprechpartnerin für Fragen zum Wettbewerb: Karina Elm, info@buchblog-award.de, +49 (0) 30 23456 340

Hashtag zum Award: #bubla19
Website: www.buchblog-award.de
Facebook: www.facebook.com/BuchblogAward
Twitter: @BuchblogAward

„Mittsommer“ – Norwegens berühmtester Landschaftsmaler, Harald Sohlberg, erstmals auf EU-Festland im Museum Wiesbaden ab 12. Juli – in Kooperation zur Buchmesse Frankfurt

1996 wählten die Norweger "Winternacht" zu ihrem beliebtestem Bild. Fast 15 Jahre lang hat Harald Sohlberg an seinem 1915 fertiggestellten Meisterwerk gemalt. Erst als sich 1917 eine Farblithografie von „Winternacht“ bestens verkaufte, nahm das Osloer Nationalmuseum das einst von ihr abgelehnte Werk als Geschenk eines privaten Erwerbers an. Sohlberg hat  auch mit diesem Bild die Seele der Norweger getroffen: Ein außergewöhnliches Werk, welches das erste Mal überhaupt vom Osloer Nationalmuseum verliehen wurde und den Höhepunkt der Wiesbadener Ausstellung "Mittsommer" darstellt. © Foto: Diether v. Goddenthow
1996 wählten die Norweger „Winternacht“ zu ihrem beliebtesten Bild. Fast 15 Jahre lang hat Harald Sohlberg an seinem 1914 fertiggestellten Meisterwerk gemalt. Erst als sich 1917 eine Farblithografie von „Winternacht“ bestens verkaufte, nahm das Osloer Nationalmuseum das einst von ihr abgelehnte Werk als Geschenk eines privaten Erwerbers an. Sohlberg hat auch mit diesem Bild die Seele der Norweger getroffen: Ein außergewöhnliches Werk, welches das erste Mal überhaupt vom Osloer Nationalmuseum verliehen wurde und den Höhepunkt der Wiesbadener Ausstellung „Mittsommer“ darstellt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Volker Bouffier zeigt das Museum Wiesbaden mit der Sommerausstellung „Mittsommernacht: Harald Sohlberg – Ein norwegischer Landschaftsmaler“ in enger Kooperation mit dem Nationalmuseum Oslo die erste Retrospektive des norwegischen Künstlers Harald Sohlberg (1869–1935) auf dem europäischen Festland. Anlass ist der 150. Geburtstag des Malers sowie unter anderem eine Kooperation mit NORLA, Norwegian Literature Abroad im Rahmen des Gastlandauftritts auf der diesjährigen  Frankfurter Buchmesse (siehe unten). Harald Sohlberg gehört neben Edvard Munch (1863–1914) und Nikolai Astrup (1880–1928) zu den wichtigsten Künstlern Norwegens an der Schwelle zur Moderne. Sein Hauptwerk „Winternacht in Rondane“ gilt als ikonisch und wurde nach Erwerbung des Nationalmuseums im Jahr 1918 noch nie verliehen. Das Gemälde in Wiesbaden zu präsentieren ist außergewöhnlich und zählt zu den rund 70 ausgestellten, und aus internationalen Sammlungen zusammengetragenen Werken. In sechs thematischen Räumen wird Sohlbergs Entwicklung vom 12. Juli bis 27. Oktober 2019 repräsentativ abgebildet, von seinen frühsten Arbeiten als 20-Jähriger bis zu seinem letzten Lebensjahr.

Harald Sohlbergs „Sommernacht“, 1899, zeigt den kurzen Moment des nordischen Mittsommers am 21. Juni mit Blumen, deren Blüten sich nicht schließen und mit einen offenen Blick von der Terrasse aus in die Ferne als symbolische Fragestellung nach menschlicher Identität, Existenz und Entwicklung. Das „Existenzielle“ ist sein Grundthema. Anders als bei Edvard Munch und Caspar David Friedrich bleiben Sohlbergs Bilder menschenleer und beschränken sich eher auf Wege oder Wegmarken und auf Metaphern. © Foto: Diether v. Goddenthow
Harald Sohlbergs „Sommernacht“, 1899, zeigt den kurzen Moment des nordischen Mittsommers am 21. Juni mit Blumen, deren Blüten sich nicht schließen und mit einen offenen Blick von der Terrasse aus in die Ferne als symbolische Fragestellung nach menschlicher Identität, Existenz und Entwicklung. Das „Existenzielle“ ist sein Grundthema. Anders als bei Edvard Munch und Caspar David Friedrich bleiben Sohlbergs Bilder menschenleer und beschränken sich eher auf Wege oder Wegmarken und auf Metaphern. © Foto: Diether v. Goddenthow

Harald Sohlberg kam 1869 als Sohn eines Pelzhändlers in Kristiania (Oslo) zur Welt. Seine künstlerischen Wurzeln liegen in der Dekorations- und Theatermalerei. Er lernte unter Wilhelm Krogh und nahm Unterricht an der Königlichen Kunst- und Handwerksschule in Kristiania. Nach nur vier Jahren wandte er sich jedoch von der klassischen Handwerkerlehre ab, um sich vollständig auf eine Karriere als Künstler zu konzentrieren. Sohlberg bereiste Ende des 19. Jahrhunderts Kopenhagen (1891), Paris (1895) und Weimar (1896/97). Insbesondere der mehrmalige Besuch an der Kunstschule Weimar und das Umfeld um Arnold Böcklin (1827-1901) spiegeln sich in seinem künstlerischen Interesse an der Kunstrichtung Symbolismus wieder sowie auch die romantischen Werke Caspar David Friedrichs (1774–1840) Einfluss auf sein Schaffen nahmen. Einen eigenen Stil erarbeitete der Norweger kurz vor der Jahrhundertwende, nachdem er bei Künstlern wie Eilif Peterssen, Eik Werenskiold oder Harriert Backer Techniken und Malstile auslotete und seine Arbeit an dem Gemälde „Abendrot“ ihm zum Durchbruch auf der Suche nach einem eigenen Stil verhalf. Seine Kunst erfährt in den Folgejahren durch internationale Ausstellungsbeteiligungen, darunter Helsinki, Rom, Wien, New York, London und Barcelona Anerkennung. 1935 verstirbt der Künstler im Alter von 66 Jahren nach langer Krankheit.

Ausstellungsimpression - Blick auf Harald Sohlbergs "Landstrasse II", 1916. Öl. aus Privatbesitz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsimpression – Blick auf Harald Sohlbergs „Landstrasse II“, 1916. Öl. aus Privatbesitz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die oft menschenleeren Landschaften Sohlbergs stehen künstlerisch zwischen der traditionellen Landschaftsmalerei und der Moderne. In ihnen verbinden sich Elemente der Romantik, des Symbolismus und der Neuen Sachlichkeit. Die Gemälde zeigen Städteszenen, lichtdurchflutete Landschaften, Bauten und nur vereinzelt Menschen. Unter den grafischen Arbeiten befinden sich Studien für Gemälde aber auch Experimente mit welchen Sohlberg neue Techniken erprobte. Ferner machte sich der Landschaftsmaler das Medium der Fotografie zu nutzen, arbeitete unter freiem Himmel und suchte unentdeckte Orte und Szenerien in seiner Heimat. Das Besondere am Œuvre des Künstlers ist die Sichtbarkeit der innigen Beziehungen, die er zu den eingefangenen Motiven aufbaut, und in seinen Bildern atmosphärisch aufzuladen wusste. Sohlberg bannt Lichtstimmungen wie kaum ein anderer auf die Leinwand. Auch das Spirituelle und Themen wie Sehnsucht, Leben, Tod und Paradiesvorstellungen sind in Sohlbergs Landschaften verankert. Er ergründet verborgene Verbindungen zwischen der äußerlich wahrnehmbaren Welt und den inneren Befindlichkeit des Menschen. Sein Hauptwerk „Winternacht in den Bergen“ 1914 vereint Romantik, Jugendstil und Symbolismus. In einem Schneefeld kurz unterhalb des höchsten Gipfels Høgronden ist unauffällig eine Kreuzform dargestellt. Sie befindet sich auf der gleichen Höhe wie der helle Stern, der im Zentrum der Komposition leuchtet. In dieser Verbindung von christlichem Symbol und Stern wird der spirituell überzeitliche Anspruch des Werks offensichtlich. Das Bild wurde in den 1990er-Jahren zum beliebtesten Gemälde Norwegens gewählt. Wiederholt beschäftigen ihn die Gebirgslandschaft von Rondane oder die Minenstadt Røros. Die atmosphärische Beschaffenheit der skandinavischen Landschaft wird durch gezielte Interpretationen des Ortes festgehalten. Die Landschaften wirken monumental, oft sind Vordergründe detailgetreu ausgearbeitet während die Landschaft im Hintergrund in vereinzelten groben Flächen dargestellt wird.

„Ich habe alle meine Fähigkeiten mobilisiert, um diese schwierige Aufgabe zu lösen: Die Details, das Monumentale und die großen dekorativen Effekte, zu einer Gesamtheit zu kombinieren, wie ich es am persönlichsten sehe und fühle. Dies ist der zentrale Punkt in meiner Kunst.“ Harald Sohlberg.

Ausstellungsimpression . © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsimpression . © Foto: Diether v. Goddenthow

„Mittsommernacht: Harald Sohlberg – Ein norwegischer Landschaftsmaler“ (12. Juli – 27. Oktober 2019) zeigt 56 Gemälde und zehn Zeichnungen Sohlbergs auf einer Ausstellungsfläche von rund 400 qm. In sechs Ausstellungskapiteln verfolgt die Retrospektive den Werdegang des Landschaftsmalers. Die ersten Räume widmen sich den künstlerischen Anfängen des Malers. Frühe Hauptwerke aus den Jahren 1896 bis 1905 sind Thema des zweiten Ausstellungsraums. Im dritten Raum stehen Zeichnungen und Experimente zwischen 1889 und 1898 auf Sohlbergs Suche nach einem eigenen Stil im Fokus. Der heutigen UNESCO Weltkulturerbestadt Røros ist mit Werken der 1902er- bis 1905er-Jahre ein eigener Raum gewidmet. Der folgende Ausstellungsbereich zeigt Landschaften aus Gullikstad, Kerringvik, Ranviken und Sagen(1906-1911). Die letzte Station der Ausstellung präsentiert das Rondane-Gebirge mit Arbeiten zwischen 1899-1915 sowie das Spätwerk des Künstlers bis 1932.

unendlichelandschaften2Zur Ausstellung ist der Katalog „Harald Sohlberg – Unendliche Landschaften“ im Hirmer Verlag (ISBN: 978-3-7774-3206-9, 25,– Euro) sowie das Kinderbuch „Der Maler und sein Hund. Eine Erzählung über Harald Sohlberg“ im Nasjonalmuseet (ISBN: 978-82-8154-133-7; 12,– Euro) erschienen.

Die Ausstellung ist in enger Kooperation mit dem Nasjonalmuseet Oslo und der Dulwich Picture Gallery, London entstanden. Gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Sparebankstiftelsen DnB.

Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen finden in Kooperation mit NORLA, Norwegian Literature Abroad die Konzerte „EXPLORING AND ADVENTURES – Norway and the Sea“ (22.09.2019, 11 Uhr, Vortragssaal Museum Wiesbaden) und „STORY TELLING IN TIMES OF CHANGE – Crossover Folk and Flute Ensemble“ (13.10.2019, 11 Uhr, Vortragssaal Museum Wiesbaden) statt. Darüber hinaus widmet die FilmBühne Caligari Wiesbaden der Schau eine Filmreihe mit Schwerpunkt Norwegen.

2 Konzerte im Rahmen der Harald Sohlberg Ausstellung im Museum Wiesbaden:

Datum: 22.09.2019, Museum Wiesbaden, Konzertsaal, Matinee, 11h
EXPLORING AND ADVENTURES – Norway and the Sea
Trio Sørlandet
Veronika Keber, Flöte
Aldo Hodja, Violoncello
Lars Fredrik Nystad, Klavier

Programm:
Philippe Gaubert, 3 Water Colours
Trygve Madsen, Divertimento for fløyte, cello og klaver, op. 152 (Uraufführung)
George Crumb, Vox Balanae – Gesang der Wale

Das Trio Sørlandet hat sich an der Universitetet i Agder in Kristiansand zusammengefunden. In dem Ensemble begegnen sich drei Musiker unterschiedlicher Nationalitäten: die deutsche Flötistin Veronika Keber, der albanische aus Tirana stammende Cellist Aldo Hodja und der norwegische Pianist Lars Fredrik Nystad.

Gemeinsam widmen sich die Mitglieder des Trios hauptsächlich der Kammermusikliteratur der Romantik und der Moderne. Im aktuellen Programm stellt das Ensemble unter anderem eine Uraufführung eines norwegischen Werks (Trio op. 152 des zeitgenössischen norwegischen Komponisten Trygve Madsen) sowie ein wegweisendes Werk für diese Besetzung vor: Vox Balaenae von George Crumb, das Prof. Cordula Hacke, die viele Jahre mit dem Komponisten zusammenarbeitete und die die Mitwirkung der UiA Ensembles bei der diesjährigen Ehrengastland Reihe initiierte, mit dem Trio einstudiert hat.

Alle drei Ensemblemitglieder haben Erfahrung in der Kammermusik und konzertieren in unterschiedlichen Besetzungen.
Die Flötistin Veronika Keber ist Mitglied im Wiesbadener Ensemble „I Giocosi“ und ist an verschiedenen Schulen und Projekten im Rhein-Main-Gebiet als Instrumentalpädagogin tätig.
Der junge Cellist Aldo Hodja ist Teilnehmer und erster Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und in verschiedenen Orchestern und als Solist aktiv.
Vielfach ausgezeichnet und Teilnehmer zahlreicher internationaler Wettbewerbe ist auch der Pianist des Trios, Lars Fredrik Nystad, der 2012 sein Debut als Solist mit dem Philharmonischen Orchester Bergen gab. Sein Klaviertrio gewann 2014 den ersten Preis des Kammermusikwettbewerbs der Norwegischen Musikakademie.

Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen
logo-gastland-norwegen

Datum: 13.10.2019, Museum Wiesbaden, Konzertsaal, Matinee, 11h

STORYTELLING IN TIMES OF CHANGE – Crossover Folk and Flute Ensemble

Norwegian Flute Ensemble
Marin Stallemo Bakke, Hardingfele

Das Norwegische Flötenensemble wurde 2008 auf Anregung von Prof. Jørn Schau gegründet und ist das einzige Ensemble dieser Art in Norwegen. In Originalbesetzung vereint das Ensemble Flöten-studierende und -profis der Universität Agder, Kristiansand, Norwegen. Das norwegische Flötenensemble tritt regelmäßig bei Internationalen Festivals auf. Die Anzahl der Ausführenden variiert zwischen 6 und 24. Eines der Hauptziele des Ensembles besteht darin, norwegische Komponisten und Komponistinnen zu ermutigen, Werke für unterschiedliche Flöten zu schreiben (von Piccolo bis Kontrabaß Flöte) und so das Repertoire für Flötenensembles weiter auszubauen. Das Ensemble hat bereits 4 CDs aufgenommen. Einige der aufgenommenen Werke norwegischer Komponisten sind dem Ensemble gewidmet.

Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen wird das Norwegian Flute Ensemble von Flötistinnen und Flötisten aus dem Rhein-Main-Gebiet ergänzt. Solistin ist Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielt. Marin Stallemo Bakke wurde schon früh in das Young Musicians Program der Universität Agder aufgenommen und hat kürzlich ihr Studium an der norwegischen Musikakademie in Oslo als klassische Geigerin abgeschlossen. Neben ihrer Orchester- und Solotätigkeit spezialisiert sie sich auf Volksmusik und tritt als Hardingfele-Solistin mit mehreren professionellen Symphonieorchestern in Norwegen auf.

Daten Biografie Harald Sohlberg

Harald Sohlberg (1869 - 1935), Selbstporträt um 1896, Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v. Goddenthow
Harald Sohlberg (1869 – 1935), Selbstporträt um 1896, Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v. Goddenthow

1869
Harald Oskar Sohlberg wird am 29. November in Kristiania (Oslo) als achtes von zwölf Kindern geboren. Vater Johann Sohlberg ist Pelzhändler.

1885
Lehrling beim Dekorateur- und Malermeister Wilhelm Krogh und Schüler der Königlichen Kunst- und Handwerksschule in Kristiania.

1889
Schließt die Handwerksausbildung ab, verbleibt aber bis Ende 1890 in der Akt-Klasse der
Kunst- und Handwerksschule und konzentriert sich fortan auf seine Karriere als Künstler.

1890
Schüler des Malers Sven Jorgensen in Slagen (Provinz Vestfold).

1891
Verbringt den Winter und Frühling auf dem Hof Rotnes (Provinz Nittedal), wo er ohne Anleitung arbeitet. Sommeraufenthalt mit Thorvald Erichsen in Gausdal (Provinz Oppland). Im Herbst Arbeit unter Anleitung bei Eilif Peterssen und Erik Werenskiold, bevor er im Dezember nach Kopenhagen reist.

1892
Januar bis Mai Schüler bei Kristian Zahrtmann in Kopenhagen. Wehrpflicht in der Festung Oscarsborg (Drobak). Künstlerisches Debüt mit zwei Zeichnungen auf der Schwarz-Weiß-Ausstellung in der Galerie Tostrupgarden in Kristiania.

1893
Verbringt den Sommer mit seinen Eltern auf der Insel Nordre Langoy im Bunnefjorden (bei Kristiania), bis 1897 jeden Sommer. Eröffnet sein eigenes Atelier in Kristiania.

1894
Das Gemälde Abendrot wird von Eilif Peterssen auf der Staatlichen Kunstausstellung gekauft, der es an die Nationalgalerie weiterverkauft. Vier Monate lang Schüler in der Malereischule von Harriet Backer und Eilif Peterssen.

1895
Reist im Herbst mit 1500 Kronen, die er von der Stiftung A. C. Houens legat erhalten hat, nach Paris.

1896/97
Weitere finanzielle Mittel aus A. C. Houens legat. Reist im Dezember nach Weimar, wo er an der Kunstschule Weimar Schüler von dem norwegischen Portrait- und Genremaler Frithjof Smith wird.

1898
Der Kunstverein Trondheim kauft das Gemälde Studie aus einem Arbeiterviertel in Oslo, das 1901 auf der internationalen Kunstausstellung in München gezeigt wird (und das beim Rücktransport bei einer Explosion auf dem Dampfschiff »Kong Alf« zerstört wird).

1899
Zu Ostern im Rondane-Gebirge. Sommernacht wird auf der Herbstausstellung gezeigt und von der Nationalgalerie angekauft.

1900
Verlegt seinen Wohnsitz ins Rondane-Gebirge und wohnt dort an verschiedenen Orten, um an den Entwürfen zu Winternacht in den Bergen zu arbeiten.

1901
Harald Sohlberg und Lilli Hennum heiraten.

1902
Zieht nach Røros um. Der erste Sohn Harald wird geboren. Die Mutter Johanne und der Bruder Einar sterben.

1903
Sohn Einar wird geboren.

1904
Zieht von Røros aus 4 bis 5 Kilometer nach Norden auf den Hof Gullikstad.

1905
Zieht in die Tostrups Gate in Kristiania. Sohn Dag wird geboren. Sohlberg bekommt das Henrichsens Stipendium.

1906
Reist mithilfe des Stipendiums über Amsterdam – Haag – Haarlem – Antwerpen – Brüssel nach Paris. In Paris ist er in Gesellschaft mit Jens Thiis und dem Maler Ludvig Karsten. Den Sommer verbringt er in Slagen bei Asgardstrand am Kristianiafjord (Oslofjord).

1907
Von Januar bis Mai reist er über Hamburg und München nach Venedig. Ein Haus an der Küste wird bei der Biennale ausgestellt. Reist über Verona, Burano und Hamburg nach Norwegen zurück. Aufenthalt in Kjerringvik im Bezirk Vestfold.

1908
Reist nach Kopenhagen, um eine Ausstellung zur englischen Malerei zu besuchen.

1909
Der Kunstsammler Rasmus Meyer bestellt bei Sohlberg drei Gemälde. Der Vater Johan stirbt.

1910
Zieht nach Skovly in Nordberg/Vestre Aker vor den Toren von Kristiania.

1911
Erneut Aufenthalt im Rondane-Gebirge, wo er zeichnet und fotografiert. Stellt bei der norwegischen Ausstellung in Helsinki und bei der Esposizione Internazionale di Roma aus.

1912
Stellt beim Künstlerbund Hagen in Wien und bei der Wanderausstellung The Scandinavian Exhibition in den American Art Galleries in New York aus. Die Ausstellung wurde dann 1913 in der Albright Gallery in Buffalo, im Kunstmuseum von Toledo, im Art Institute of Chicago und schließlich im Boston Museum gezeigt. Verbringt den Sommer in Hoxtvedt in As südöstlich von Kristiania, bis einschließlich 1916 jeden Sommer. Die Tochter Kari wird geboren.

1913
Zieht in sein Arbeitszimmer in der neuen Frauenklinik in Kristiania, wo er an Winternacht in Rondane arbeitet. Zahlreiche grafische Arbeiten.

1914
Nimmt u.a. mit Winternacht in Rondane an der Jubiläumsausstellung (100-jähriges Verfassungsjubiläum in Norwegen) in Kristiania teil. Die Nationalgalerie spricht sich gegen einen Kauf des Werkes aus.

1915
Nimmt an der Weltausstellung in San Francisco teil und wird mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet. Ist auf der norwegischen Ausstellung im Schloss Charlottenborg in Kopenhagen vertreten.

1916
Malt Motive aus der Gegend um As im Bezirk Akershus und arbeitet an der Farblithografie Winternacht in Rondane.

1917
Den Sommer verbringt die Familie in Hvalstad/Asker, während Sohlberg versucht, die Farblithografie Winternacht in Rondane fertigzustellen, die er dann aber erst im folgenden Jahr beendet.

1918
Winternacht in Rondane geht als Schenkung von Jorgen Breder Stang an die Nationalgalerie.

1919
Erkrankung an der Spanischen Grippe.

1920
Reist im Sommer nach Varvagen bei Helgeroa im Bezirk Vestfold, wo er bis einschließlich 1923 jeden Sommer verbringt. Wird wegen Gallensteinen operiert.

1921–1923
Verbringt die Sommer in Helgeroa und arbeitet an mehreren Bildern. Erkrankt an Nierensteinen.

1924
Verbringt den Sommer in Kristiania und fertigt Studien der Festung Akershus an.

1925
Verbringt den Sommer in Tingelstad, Gemeinde Hadeland, wo er das große Gemälde Historische Landschaft malt.

1928
Verbringt den Sommer in der Provinz Hedmark, wo er auch arbeitet. Nimmt an der Exhibition of Norwegian Art in London teil.

1929
Aufenthalt in Stockholm. Nimmt an der Weltausstellung in Barcelona teil und wird mit dem Diplom Ersten Ranges ausgezeichnet.

1930
Sommer in Narsnes bei Slemmestad, Gemeinde Royken, Buskerud. Hier verbringt er von da ab und bis 1932 jeden Sommer.

1932
Wird als Kandidat für ein staatliches norwegisches Künstlergehalt vorgeschlagen, doch der Antrag wird vom Parlament abgelehnt. Als Protest erteilt der Künstlerverband Sohlberg für ein Jahr ein Künstlergehalt.

1935
Drei Monate vor seinem Tod durch Rückenmarkkrebs wird ihm vom norwegischen Parlament das staatliche Künstlergehalt gewährt. Harald Sohlberg stirbt am 19. Juni. Seine Witwe Lilli sorgt in unermüdlicher Arbeit dafür, den künstlerischen Ruf von Sohlberg aufrechtzuerhalten.

1936
Große Gedenkausstellung im Kunstnernes Hus in Oslo. Andere größere Ausstellungen gab es 1971 im Kunstverein Oslo, 1985 im Trondheim Kunstforening, 1986 in der Galleri K in Oslo und 1991 im Henie Onstad Kunstsenter bei Oslo.

Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019

Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019.  Foto: Yann Arthus-Bertrand
Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019. Foto: Yann Arthus-Bertrand

Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt. Das gab Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der Eröffnung der Buchtage Berlin 2019 bekannt. Die Verleihung findet zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 20. Oktober 2019, in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein 2019 an den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado und zeichnet mit ihm einen Bildkünstler aus, der mit seinen Fotografien soziale Gerechtigkeit und Frieden fordert und der weltweit geführten Debatte um Natur- und Klimaschutz Dringlichkeit verleiht. Zugleich hat Sebastião Salgado mit seinem ,Instituto Terra‘ eine Einrichtung geschaffen, die einen direkten Beitrag zur Wiederbelebung von Biodiversität und Ökosystemen leistet. Mit seinem fotografischen Werk, das in zahlreichen Ausstellungen und Büchern veröffentlicht ist, nimmt er die durch Kriege oder Klimakatastrophen entwurzelten Menschen genauso in den Fokus wie jene, die traditionell in ihrer natürlichen Umwelt verwurzelt sind. Dadurch gelingt es Sebastião Salgado, Menschen weltweit für das Schicksal von Arbeitern und Migranten und für die Lebensbedingungen indigener Völker zu sensibilisieren. Indem der Fotograf seine aufrüttelnden, konsequent in schwarz-weiß gehaltenen Bilder als ,Hommage an die Größe der Natur‘ beschreibt und die geschändete Erde ebenso sichtbar macht wie ihre fragile Schönheit, gibt Sebastião Salgado uns die Chance, die Erde als das zu begreifen, was sie ist: als einen Lebensraum, der uns nicht allein gehört und den es unbedingt zu bewahren gilt.“

Sebastião Ribeiro Salgado, geboren am 8. Februar 1944 in Aimorés im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, wuchs auf einer großen Rinderfarm im Regenwaldgebiet auf und studierte später Wirtschaftswissenschaften. Während der brasilianischen Militärdiktatur engagierte er sich in der linken Oppositionsbewegung, weswegen er 1969 nach Paris emigrieren musste. Ab 1971 betreute Sebastião Salgado als Ökonom Entwicklungshilfeprojekte in Afrika. Hier entdeckte er seine Leidenschaft für die Fotografie und entschied sich 1973, seinen Beruf aufzugeben und ganz als Fotograf zu arbeiten.

Von Beginn an waren bei seinen Langzeitprojekten Armut, Flucht, Heimatlosigkeit und Krieg die Hauptmotive seiner ausnahmslos in schwarz-weiß gehaltenen Fotografien. Zahlreiche dieser Projekte und der sie begleitenden Fotobände sind in Zusammenarbeit mit Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, UNICEF, UNESCO oder Reporter ohne Grenzen zustande gekommen. Mit den Büchern „Migration“ und „The Children: Refugees and Migrants“ (dt. „Kinder der Migration“), die beide 2000 veröffentlicht wurden, machte er auf das Schicksal von damals 30 Millionen Flüchtlingen weltweit aufmerksam und sammelte Geld für die Kinderhilfsorganisation UNICEF.

Aus gesundheitlichen Gründen und weil ihn durch die direkte Konfrontation mit dem Völkermord in Ruanda Zweifel an seiner Arbeit überkamen, hörte er Mitte der 1990er Jahre für eine Zeit mit seiner fotografischen Arbeit auf. Gemeinsam mit seiner Frau, der Architektin Lélia Wanick Salgado, mit der er seit 1967 verheiratet ist, kehrte er nach Brasilien zurück und begann, die Fazenda seiner Eltern wieder aufzuforsten. 1998 wurden die 680 Hektar in ein Naturschutzgebiet umgewandelt und das gemeinnützige „Instituto Terra“ gegründet. Seither ist es ihnen gelungen, 2,7 Millionen Bäume zu pflanzen und den Wald wieder in einen weitgehend ursprünglichen Zustand mit einer großen Vielfalt an Pflanzen und Tieren zu versetzen.

Auch in seinem Werk wandte sich Sebastião Salgado ab den 1990er Jahren verstärkt der Landschaftsfotografie zu. Es entstanden die Werke „Africa“ (2007) und „Genesis“ (2013). Mit letzterem Projekt gab er seine Eindrücke der unberührten Natur, den dort angesiedelten Tieren und isoliert lebenden Menschen aus ursprünglichen Kulturen wieder, um zu zeigen, wie fragil die Welt mittlerweile geworden ist.

Sebastião Salgado erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Schaffen, u.a. die Ehrenmitgliedschaft der American Academy of Arts and Letters (2019), den Save the Children International Prize (2010), den Rio-Branco-Orden (2004), die Jahrhundertmedaille der Royal Photographic Society of Great Britain (1994), den Grand Prix National de la Photographie (1994), den Prinz-von-Asturien-Preis (1998) sowie den World Press Photo Award (1985). 2016 wurde er als Mitglied in die Académie des Beaux-Arts des Institut de France aufgenommen, eine der wichtigsten kulturellen Ehrbekundungen Frankreichs.

Das Ehepaar Salgado lebt in Paris und hat zwei Söhne, Juliano (geboren 1976) und Rodrigo (geboren 1981).

Frankfurter Buchmesse und Lappan Verlag rufen zum Deutschen Cartoonpreis 2019 auf – Preisverleihung am 19.10.2019

Archivbild: Deutscher Cartoonpreis 2018 Freiluftausstellung mit den besten 50 Cartoons des Wettbewerbs. © Foto: Diether v Goddenthow
Archivbild: Deutscher Cartoonpreis 2018 Freiluftausstellung mit den besten 50 Cartoons des Wettbewerbs. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Lappan Verlag und die Frankfurter Buchmesse (16.-20. Oktober 2019) rufen auf zum Deutschen Cartoonpreis 2019: BESTE BILDER – DIE CARTOONS DES JAHRES 2019!

Wir laden alle Cartoonisten dazu ein, ihre besten, seit November 2018 entstandenen Cartoons einzureichen. Die genaue Anzahl der eingereichten Cartoons bleibt den Einsendern überlassen.

Die Cartoons (nicht größer als 10 MB) bitte senden an: 2019@deutschercartoonpreis.de

Die Vorschläge können auch über eine Cloud (z.B. WeTransfer oder Dropbox) übermittelt werden.

Einsendeschluss ist Freitag, der 06. September 2019.

Ablauf
Die Cartoons werden zunächst für das Buch Beste Bilder 10 (Lappan Verlag) gesichtet. Auf der Grundlage der im Buch enthaltenen Cartoons entscheidet die Jury, wer dieses Jahr den Deutschen Cartoonpreis gewinnt. Die drei Gewinner werden bis zum 25. September 2019 kontaktiert und auf die Frankfurter Buchmesse eingeladen.

Termin
Die Preisverleihung findet auf der Frankfurter Buchmesse am Samstag, den 19. Oktober 2019, um 13.00 Uhr im Frankfurt Pavilion auf der Agora statt. Im Anschluss signieren die Preisträger das Buch Beste Bilder 10 (Lappan Verlag).

Preis
Der Deutsche Cartoonpreis ist dotiert mit:
3.000 Euro für den 1. Preis
2.000 Euro für den 2. Preis
1.000 Euro für den 3. Preis

Die Jury setzt sich zusammen aus:
Rolf Dieckmann, ehemaliger Humorchef beim STERN
Antje Haubner, Programm Lappan Verlag
Hendrik Hellige, Director Business Development Visual Culture & Kinder- u. Jugendbuch der Frankfurter Buchmesse
Wolfgang Kleinert, Chef der Berliner Cartoonfabrik
Dieter Schwalm, Programm Lappan Verlag
Martin Sonntag, Leiter der Caricatura in Kassel

Auswahl
Grundlage für die Auswahl sind die eingesandten Cartoons, die im Buch BESTE BILDER 10 – CARTOONS DES JAHRES 2019, enthalten sind.
Alle im Buch vertretenen Autoren können die Teilnahme am Wettbewerb zum Deutschen Cartoonpreis 2019 selbst entscheiden. Jeder Teilnehmer wird namentlich genannt.

Ausstellungen
Auf der Agora der Frankfurter Buchmesse wird eine Freiluftausstellung mit den besten 50 Cartoons des Wettbewerbs präsentiert. Ab 23. November 2019 wird die Ausstellung BESTE BILDER – DIE CARTOONS DES JAHRES 2019 in der Caricatura in Kassel präsentiert.

Buch
Das Buch BESTE BILDER 10 enthält auf 168 Seiten die ca. 250 besten Cartoons des Jahres und erscheint Ende Oktober 2019. Vorab wird das Buch auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Alle Cartoonisten, die im Buch abgedruckt werden, erhalten einen Vertrag und ein angemessenes Honorar. Das Buch wird herausgegeben von Wolfgang Kleinert, Dieter Schwalm und Antje Haubner und wird für 12 Euro im Handel erhältlich sein.

Die Veranstalter freuen sich auf witzige, hintersinnige, politische und unpolitische
Cartoons aus dem aktuellen Schaffen der Teilnehmer.

Jana Legal, Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH,
Tel.: +49 (0)40 39 804 -121,
E-Mail: j.legal@lappan.de

CONTENTshift: Accelerator fördert die besten Content-Start-ups – Bewerbung bis 15. Mai

Wettbewerb führt Start-ups, Branchenunternehmen und Investoren zusammen / Gründer können sich ab sofort bewerben / Förderprogramm beginnt am 1. Juli 2019 – Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse

Der CONTENTshift-Accelerator sucht die besten Geschäftsmodelle von Start-ups der Buch- und Medienbranche. Das internationale Programm der Börsenvereinsgruppe führt Investoren, Gründer und Experten der Branche zusammen. Gemeinsam diskutieren sie neue Ideen und entwickeln sie weiter. Die Gründer erhalten dabei die Gelegenheit zur Validierung ihres Geschäftsmodells und Kontakte aus einem Netzwerk hochrangiger Entscheider. Die etablierten Unternehmen profitieren vom direkten Kontakt zu und Austausch mit den Start-ups sowie dem kuratierten Zugang zu neuen Ideen. Start-ups aus aller Welt können sich ab sofort und bis zum 15. Mai bewerben.

„Seit 2016 zeigt CONTENTshift, dass unsere Branche nah dran ist an den aktuellsten Tech-Entwicklungen und -Trends. Die Gewinner-Geschäftsmodelle der vergangenen Jahre beschäftigten sich mit Künstlicher Intelligenz, Chatbots, mit der Verbindung von digitaler und analoger Welt und Collaboration. Auch im vierten Jahr seines Bestehens wird der Accelerator Bühne und Sprungbrett sein für die vielversprechendsten Start-ups der Content-Branchen“, sagt Detlef Büttner, Vorstandsmitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Geschäftsführer der Lehmanns Media GmbH und Jury-Mitglied des CONTENTshift-Accelerators.

Branchenunternehmen beteiligen sich finanziell am Accelerator und erhalten damit einen Platz in der Jury sowie direkten Kontakt zu den Start-ups. Dieses Jahr unterstützen u.a. die Buchhandlungen Hugendubel und Thalia, die Ravensburger Gruppe und Karger Publishers das Programm. Die Börsenvereinsgruppe gewährleistet mit Unterstützung professioneller Berater, dass die teilnehmenden Unternehmen aus einem Pool qualifizierter Start-ups schöpfen können. Weitere europäische Medienverbände unterstützen den Accelerator.

Für die fünf ausgewählten Kandidaten beginnt das Förderprogramm am 1. Juli 2019. Im Laufe des Wettbewerbs werden die Start-ups umfassend gecoacht und von Experten beraten. Die Jury besteht aus den sponsernden Unternehmen und Vertretern der Börsenvereinsgruppe. Kern des Wettbewerbs sind gemeinsame Workshop-Tage für Jury und Start-ups Anfang September. Auf der Frankfurter Buchmesse finden die abschließenden Pitches und die Preisverleihung statt, bei der am 17. Oktober 2019 das Content-Start-up des Jahres gekürt und mit 10.000 Euro gefördert wird.

Website mit detailliertem Programm und Bewerbungsmöglichkeit: www.contentshift.de
Twitter: @ShiftingContent
Hashtag: #cosh19

Deutscher Buchpreis 2019: Die Jury ist gewählt – Bis 27. März können Titel vorgeschlagen werden

buchkultur-2Sieben Jurymitglieder benannt / Titelmeldung für Verlage bis 27. März 2019 / Ausschreibung unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung

Die Jury für den Deutschen Buchpreis 2019 steht fest. Die Akademie Deutscher Buchpreis hat diese sieben Literaturexpertinnen und -experten in die Jury berufen:

  •  Petra Hartlieb, Inhaberin der Buchhandlung „Hartliebs Bücher“ in Wien, Autorin, Jurorin beim Österreichischen Buchpreis 2017 und beim Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur 2018
  • Hauke Hückstädt, seit 2010 Leiter des Literaturhauses Frankfurt, Publizist, Kritiker und Lehrbeauftragter
  • Björn Lauer, Leitung Marketing und Einkauf der Buchhandlung Hugendubel in Frankfurt am Main
  • Jörg Magenau, freier Autor und Literaturkritiker für die Süddeutsche Zeitung, den rbb, Deutschlandfunk Kultur u.a., zuletzt Veröffentlichung des Titels „Bestseller“ (Hoffmann und Campe)
  • Alf Mentzer, Redakteur beim Hessischen Rundfunk, seit 2006 Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur, seit 2014 Ressortleiter des hr2-Tagesprogramms
  • Daniela Strigl, Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin, Jurymitglied u.a. des Ingeborg Bachmann Preises, des Deutschen Buchpreises 2009 und von 2013 bis 2015 Jurorin des Preises der Leipziger Buchmesse
  • Margarete von Schwarzkopf, Journalistin, Autorin und Moderatorin, Tätigkeiten u.a. bei der Katholischen Nachrichtenagentur, DIE WELT und dem Norddeutschen Rundfunk

Die Jurymitglieder entscheiden, wer den Deutschen Buchpreis 2019 erhält. Um eine größtmögliche Unabhängigkeit der Auszeichnung zu gewährleisten, wählt die Akademie Deutscher Buchpreis die Jury in jedem Jahr neu. Eine mehrmalige Jurymitgliedschaft ist möglich.

Verlage können Titel einreichen

Verlage können ab sofort ihre Titel für den Deutschen Buchpreis 2019 unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung benennen. Bis zum 27. März 2019 können jeweils zwei deutschsprachige Romane aus dem aktuellen oder geplanten Programm eingereicht und zusätzlich bis zu fünf weitere Titel aus dem aktuellen oder geplanten Programm empfohlen werden. Voraussetzung für die Bewerbung ist die Mitgliedschaft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband oder im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Die Bücher müssen zwischen 1. Oktober 2018 und dem 17. September 2019 (Bekanntgabe der Shortlist) erscheinen. Die Titel, Lese-Exemplare, E-Books und Fahnen können bis zum 14. Juni 2019 nachgereicht werden.

Der Roman des Jahres wird in einem mehrstufigen Verfahren ermittelt. Zunächst sichtet die Jury alle von den Verlagen eingereichten Romane und stellt eine 20 Titel umfassende Longlist zusammen. Diese wird am 20. August 2019 bekannt gegeben. Daraus wählen die Juroren sechs Titel für die Shortlist, die am 17. September 2019 veröffentlicht wird. An wen der Deutsche Buchpreis geht, erfahren die sechs Autorinnen und Autoren erst am Abend der Preisverleihung.

Die Verleihung findet am 14. Oktober 2019 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Den Deutschen Buchpreis 2018 gewann Inger-Maria Mahlke für ihren Roman „Archipel“.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Alle Informationen und das Online-Bewerbungsformular können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.

Der Hashtag zum Deutschen Buchpreis 2019 lautet #dbp19.

Rückblick: Deutscher Buchpreis 2018

„Smartphone-Epidemie“ – Kurzsichtigkeit, IQ-Verlust, Notenverschlechterung – Manfred Spitzer warnt dringend vor einer weiteren Digitalisierung von Kindergärten, Schulen und sonstigen Lernorten

Bärbel Schäfer talkt mit Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer im ARD-Forum auf der 70. Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober 2018 über die Risiken und Nebenwirkungen  unkontrollierten Smartphone-Konsums bei Kindern und Jugendlichen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Bärbel Schäfer talkt mit Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer im ARD-Forum auf der 70. Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober 2018 über die Risiken und Nebenwirkungen unkontrollierten Smartphone-Konsums bei Kindern und Jugendlichen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Manfred Spitzer warnt auf der diesjährigen Buchmesse beim Talk mit Bärbel Schäfer im ARD-Forum dringend vor einer weiteren Digitalisierung von Lernmedien und unkontrolliertem Smartphone-Konsum bis zum 25. Lebensjahr. Seine zentralen, wissenschaftlich abgesicherten Aussagen über Negativfolgen wie Kurzsichtigkeit, IQ-Verlust, Notenverschlechterung und Suchtentwicklung hat Spitzer in seinem neuen, im Klett-Cotta-Verlag erschienen Werk „Smartphone-Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft“ festgehalten. Das 360 Seiten umfassende Werk nennt allein 100 internationale Studien auf 45 Seiten, die belegen, wie gefährlich insbesondere für Kinder und Jugendliche ungezügelter Handykonsum und eine Verdigitalisierung ihrer Lernmittel sind.

Gefahr Kurzsichtigkeit
Die Studien zeigten insgesamt, „dass das Ding (Smartphone) wirklich massive Risiken und Nebenwirkungen macht“, so  der Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer. Beispielsweise wisse man seit drei, vier Jahren, „dass sich bei Heranwachsenden Kurzsichtigkeit entwickelt, wenn sie zu viel in die Nähe auf einen Bildschirm schauten. Wenn das heranwachsende Auge versuche scharf zu stellen, schaffe es das nur durch Längenwachstum, wodurch zwangsläufig Kurzsichtigkeit entstünde, und zwar nur im Alter zwischen 0 und 25 Jahren“, so Spitzer. Zudem sei das Dumme halt, dass das Smartphone, welches das am meisten benutzte digitale Endgerät sei, auch noch den kleinsten Bildschirm habe, „weswegen man es, um zu lesen, besonders nah vor die Augen hält“, so der Neurowissenschaftler.
In Südkorea wären bereits 95 Prozent der Unter20jährigen  kurzsichtig. „Das nennt man Epidemie, und zwar Sehbehinderungs-Epidemie, eine erworbene Sehbehinderung, die normalerweise ein bis fünf Prozent der Bevölkerung betrifft“, erklärt Spitzer. In Europa liege die Kurzsichtigkeitsrate bei den Unter20jährigen mittlerweile bei 30 Prozent und in China, einem ähnlich wie  Korea hoch digitalisiertem Land,  bei 80 Prozent.

Gefahr Suchtpotential
Woran es denn liege, hakt Moderatorin Bärbel Schäfer nach, dass wir sehenden Auges auf eine medizinische Katastrophe zusteuerten und dass junge Menschen ein so emotionales Verhältnis zu ihrem Gerät entwickelten und sagten „das ist mein Leben“?
Unter anderem läge es daran, so Spitzer, dass viele Anwendungen, die auf dem Smartphone laufen, Sucht erzeugten. Das haben Programmierer selbst publiziert. In Südkorea gäbe es bereits 30 Prozent Smartphone-Süchtige, so der Neurowissenschaftler.

Das Smartphone macht süchtig. Das sei auch seit Sommer 2017 von der WHO als Krankheit anerkannt. „Über Jahre hinweg war es nur für die Forschung anerkannt, um es weiter zu untersuchen. Mittlerweile sind Internet und Computersucht eine anerkannte Krankheit“ und die laufe zumeist über das häufigste benutzte digitale Endgerät, nämlich über das Smartphone, genauso wie die Facebook-Sucht untersucht und bestätigt sei. Es wäre nachgewiesen, dass bei der Facebook-Sucht die gleichen Hirnzentren wie bei der Kokainsucht beteiligt wären. „Wir wissen darüber ganz viel. Ich wollte das Buch schreiben, damit keiner mehr sagen kann: ‚Hey, Sie wussten das alles, und Sie haben nichts gesagt. Wäre doch wichtig gewesen!‘ Jetzt kann keiner mehr sagen: ‚Wir haben’s nicht gewusst!‘“, erklärt Spitzer sein kompromissloses Engagement gegen den leichtfertigen, vom allgemeinen Mainstream und der Bitkom-Industrie befeuerten  Smartphone-Konsum von Kindern und Jugendlichen.

smartphone-epidemie4Die Facebook-Sucht funktioniere beispielsweise über die Verstärkung von bestimmten Verhaltensweisen: „Wir sind neugierige Menschen vor allem auf soziale Sachverhalte“, so Spitzer, und bei Facebook gäbe man Zeit rein und kriege Likes raus! „Menschen mögen gemocht werden – das ist eines unserer Grundbedürfnisse. Genauso sind wir von Grund auf neugierig: wir wollen wissen, was die anderen machen. Und wenn die uns dauernd Nachrichten schicken, gucken wir auch dauernd rein.“, erklärt der Neurowissenschaftler.

Gefahr IQ-Verlust
Es sei mittlerweile sogar wissenschaftlich nachweisen, dass Leute dann einen wesentlich geringeren IQ haben, wenn sie bei ihrer Arbeit ein Smartphone neben sich auf dem Schreibtisch liegen haben, selbst, wenn es ausgeschaltet ist: „Sie könnten es ja einschalten und etwas nachgucken. Und sie müssen dauernd versuchen, aktiv das nicht zu tun. Und weil wir diesen Impuls dauernd unterdrücken müssen, fehlt ihnen der Gehirnschmalz, zum Beispiel, wenn Sie einen IQ-Test machen, was sich so auswirkt, dass einer, der mit einem IQ von Gymnasiasten sein Smartphone auf den Tisch legt, dann bloß noch einen IQ von einem Hauptschüler hat“, erklärt der Neurowissenschaftler. Das habe eine große amerikanische Studie herausgefunden.
Selbst wenn das Smartphone ausgeschaltet in einer Handtasche läge, könne es die Konzentration beeinträchtigen, aber nicht ganz so schlimm, als wenn es auf dem Tisch läge. Auch das wurde untersucht, so Spitzer. Am ‚sichersten‘ sei es natürlich das Smartphone ausgeschaltet im Nachbarzimmer zu lassen, damit man es gar erst nicht sähe.

Gefahr von Lernverhinderung
„Wenn ich mich dem jetzt entziehe, bin ich ja plötzlich gestrig, old school, old fashion und gar nicht mehr vorne, wo angeblich alles passiert“, so Bärbel Schäfer und fragt: „Was antworten Sie denn  denen, die sagen: Sei nicht von gestern, wir müssen nach vorne?“. „Die sollten besser ihre Hausaufgaben machen, so Spitzer, denn es könne doch nicht sein, „dass wir dieses Ding kaufen, nur weil es alle kaufen, nur weil jemand sagt, das sei die Zukunft!“, so der Neurowissenschaftler. Er habe zwar auch Smartphone und Computer, weil es „ein tolles Werkzeug ist, wenn man bestimmte geistige Arbeiten verrichten will“. Aber tauge nicht zum Lernen!  Denn gelernt werde ja nicht durch Downloaden: „Mein Gehirn macht sowas nicht, kann es nicht. Gehirne lernen, indem sie arbeiten. Denn Gehirne müssen arbeiten, und wenn sie dann arbeiten, dann ändern sich die Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Die nennt man Synapsen, und die werden wirklich stärker. Und diesen Prozess nennen wir lernen“, erläutert Spitzer die neuronalen Basics des Lernens und legt noch ein Schippchen drauf: „alles, was ich dem Geist an Arbeit abnehme, verhindert Lernen. weswegen Computer Lernverhinderungsmaschinen sind!“, warnt der Neurowissenschaftler uns schimpft: Es sei daher ein Skandal, dass aber all unsere Schulen wider besseren Wissens dennoch digitalisiert werden sollen.

Gefahr von Notenverschlechterung

Längst sei nachgewiesen, dass, wenn Schulen digitalisiert würden, „der Lernerfolg um zirka 20 Prozent abnimmt“. Dazu gäbe es große, riesige Studien, die Spitzer alle in seinem Buch benennt. Wenn man Pisa-Daten der letzten 10 Jahre analysiere und schaue, wie sich Schüler der etwa 60 miteinander verglichenen Nationen in Pisa verändert haben und wie viel in jedem dieser Länder in digitale IT-Technik an Schulen investiert wurde, sähe man, dass überall dort, wo am meisten in die digitale schulische Infrastruktur gesteckt wurde, die Noten der Schüler am meisten heruntergegangen seien. Australien zum Beispiel investierte im Jahr 2008 rund 2,4 Milliarden mit der Folge, dass hier die Schüler in den PISA-Ergebnissen am heftigsten abgeschmiert sind und sich massiv verschlechtert hätten, so Spitzer. Der Neurowissenschaftler warnt dringend davor, hierzulande entgegen aller neuen Erkenntnisse der Neurowissenschaft   Kitas und Klassenzimmer digital aufrüsten zu wollen, während man in anderen Ländern aufgrund negativer Erfahrungen wie Verschlechterung der Schulnoten zurückrudere. So habe beispielsweise der französische Präsident Macron ab Herbst 2018 ein Smartphone-Verbot an Schulen durchgesetzt.

Marcron habe vielleicht eine große Londoner Studie von Wirtschaftswissenschaftlern über Telefonverbote zwischen 2002 und 2012 an 90 Schulen für 30 000 Schüler  gelesen. Der Effekt war, dass sich innerhalb der fünf Jahre nach dem Handyverbot die Notendurchschnitte im Vergleich der fünf Jahre vor dem Handybot deutlich verbessert hatten.

Gefahr, dass die Lernschwachen noch schwächer werden

Aber die Studie, die aufgrund der enormen Datenmenge Subgruppen-Analysen ermöglicht habe, hätte außerdem gezeigt, dass die Schwächsten, zirka 20 Prozent der Schüler, sich durch Smartphone-Verbot am meisten verbessert hätten. Der Notenschnitt der 20 Prozent besten Schüler änderte sich hingegen  nicht. In den Leistungsgruppen dazwischen ginge es mit der Notenverbesserung wie  in Treppchen. Es stimme also nicht, das man Bildungs-Gegerechtigkeit dadurch schaffe, indem man jedem Hartz-IV-Empfängerkind ein Smartphone oder anderes digitales Endgerät kostenlos zur Verfügung stelle, damit „ein Arbeiterkind den gleichen Zugang zur Bildung habe“, so der Neurowissenschaftler. Das wäre ideologisches Wunschdenken, da Fakt sei: „Wenn sie ‚den Schwachen‘ digitalisieren, wird der noch schwächer, und das ist das Unsozialste, was sie machen können!“
Mit Digitalisierung des Unterrichtes werde vor allem denen geschadet, „die sowieso schon schwach sind. Das ist nachgewiesen, nicht nur in der Studie, die ich gerade erwähnt habe, sondern in fünf, sechs anderen auch“, so Spitzer.

Vorwissen entscheidet über Digitalnutzen
Um überhaupt digitale Medien produktiv nutzen zu können, benötige man weder große Medienkompetenz noch einen Internet-Führer-Schein, sondern entsprechendes Vorwissen, so Spitzer. Denn „je mehr Sie wissen, desto besser können Sie auch googlen. Ihr Vorwissen hilft Ihnen, das, was ihnen Google auf den Bildschirm schmeißt, zu werten. Wenn Sie kein Vorwissen haben, dann nützt Ihnen Google null.“, so der Neurowissenschaftler.

Es sei daher ganz wichtig, dass in Kindheit und Jugend das Gehirn massiv auftrainiert werde, weil es nur so funktioniere. Das kindliche Sprachzentrum, lerne beispielsweise dadurch sprechen, dass mit dem Kind gesprochen werde. Es sauge sozusagen aus dem Gespräch die Information, die Bedeutung des Gesagten, was in den Synapsen abgebildet werde. Der Witz dabei sei, so Spitzer: „Wenn Sie dann noch eine zusätzliche Sprache lernen, werden die Sprachzentren noch trainierter, und wenn sie noch eine weitere Sprache lernen, noch trainierter. Und mein Punkt ist: Wenn einer fünf Sprachen kann, dann lernt er dann besser noch eine sechste, als einer, der nur die Muttersprache kann, weil er schon fünf Sprachen kann.“ Es sei ein Irrglaube, wenn man sage „Meine Sprachzentren sind langsam voll. Ich kann schon fünf Sprachen.“ Daraus folge, dass das Gehirn im Gegensatz zu einer Festplatte, die irgendwann voll ist, umso mehr noch weitere Informationen aufnehmen kann, „je mehr schon da drin ist“.

Es stimme einfach nicht, wenn gesagt werde, die Digital Natives seien gut dran, weil sie Informationen auslagerten und deswegen mehr Platz für anderes in ihrem Gehirn reservierten. „Wenn sie in der Schule kein Englisch lernen, dann haben sie nicht 20 Prozent mehr Platz für Chinesisch, das ist dummes Zeug.  Alles, was sie in ihrer Jugend nicht gelernt haben, erschwert Ihnen weiteres Lernen im Alter, weswegen es so wichtig ist, dass wir im Gegenteil in der Jugend nichts auslagern. Rechtschreiben, Kopfrechnen, auf Bäume klettern, Fußballspielen, sich mit den Händen beweisen, all das ist Lernen, ist wichtig zum Lernen“, so Spitzer. Es wäre zudem für die Hirnentwicklung ganz furchtbar, dass sich in den letzten 30 Jahren der Aktionsradius von Kindern auf 10 Prozent verringert habe.

Apple baut Haftungsansprüchen wegen Smartphone-Risiken vor

Selbst Apple-Chef Tim Cook empfiehlt zu einem maßvolleren Umgang mit Smartphones, weswegen auf den letzten Entwicklerkonferenzen Software vorgestellt wurde, „die uns besser erlaubt, auch unsere eigene Smartphone-Nutzung zu begrenzen und vor allem auch Eltern ermöglicht, den Smartphone-Konsum der Kinder besser zu kontrollieren.“ Der Hintergrund dieser Entwicklung sei gewesen, erläutert Spitzer,  dass im Januar 2018 Apple-Investoren  besorgt auf die gesundheitlichen Nebenwirkungen von Smartphones hingewiesen und angefragt hätten, was  Apple eigentlich täte, wenn 5 Milliarden Nutzer den Konzern verklagten: „dann seid sogar ihr, die reichste Firma der Welt, pleite. Apple hat das sehr ernst genommen, und hat tatsächlich reagiert: Daran sieht man ja auch, wie schlimm es schon ist“, unterstreicht der Neurowissenschaftler.

„Was ich sage, ist ja nur das, was in der medizinischen Literatur steht. Daten, die zeigen, dass Kinder in der Schule besserwerden, wenn sie Computer einführen oder Smartphone, Tablets, die gibt es nicht!“, resümiert Spitzer und schimpft mit Recht: „Wenn man weiß, dass dieses Ding (Smartphone) dem Lernen von Schülern massiv schadet, und andere digitale Medien an Schulen auch, dann bin ich doch dagegen, dass erstens die Regierung dafür 5 Mrd. in die Hand nimmt, zweitens, eine Grundgesetzänderung macht, um das Lernen zu stören und gleichzeitig noch die Bildungshoheit den Ländern zu entziehen und sie nach Kalifornien weiterreicht an die reichsten Firmen der Welt, die sich um unsere Kinder nicht kümmern, aber um ihren eigenen Profit. Das ist ein Skandal!“

Pflichtlektüre für alle, der die Lerngesundheit unserer Kinder ernsthaft am Herzen liegt:

smartphone-epidemie4 Manfred Spitzers höchst empfehlenswertes, fundiertes und trotzdem für interessierte Laien sehr lesbares und verständlich geschriebenes Werk „Smartphone-Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft“, Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2018, sollte Pflichtlektüre werden für alle, die politisch, beruflich oder privat mit Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sei es in Kindergarten, Schule, Freizeit oder Zuhause.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Zur Person des Autors

Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer. © Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Manfred Spitzer, Prof. Dr. Dr., geboren 1958, studierte Medizin, Psychologie und Philosophie in Freiburg. Von 1990 bis 1997 war er als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg tätig. Zwei Gastprofessuren an der Harvard-Universität und ein weiterer Forschungsaufenthalt am Institute for Cognitive and Decision Sciences der Universität Oregon prägten seinen Forschungsschwerpunkt im Grenzbereich der kognitiven Neurowissenschaft und Psychiatrie. Seit 1997 hat er den neu eingerichteten Lehrstuhl für Psychiatrie der Universität Ulm inne und leitet die seit 1998 bestehende Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm. Seit 1999 ist er Herausgeber des psychiatrischen Anteils der Zeitschrift Nervenheilkunde; seit Frühjahr 2004 leitet er zudem das von ihm gegründete Transferzentrum für Neurowissenschaft und Lernen in Ulm und moderiert eine wöchentlich in BR-alpha ausgestrahlte Fernsehserie zum Thema Geist und Gehirn.

Kleines Addendum:

Auch in den Niederlanden weiß man seit Sommer 2018, dass der „Traum von der digitalisierten Schule“ geplatzt ist. Hollands Digital-Schulen waren ein Flop: Was Deutschland aus den Fehlern lernen kann
Siehe auch Vortrag von Peter Hensinger, M.A. bei der GEW in Gelsenkirchen. Er weist nach, dass die Forderung nach digitalisiertem Unterricht nicht von der Erziehungswissenschaft, sondern von der Industrie kommt: Trojanisches Pferd „Digitale Bildung“: Big Brother ist teaching you!,

 

 

 

Erfolgreich und im Geiste von Menschenrechten und Meinungsfreiheit – das war die 70. Frankfurter Buchmesse

70. Frankfurter Buchmesse: internationale Beteiligung wächst / dynamisches Lizenzgeschäft / Menschenrechte im Fokus / BOOKFEST begeistert das Publikum. © Foto: Diether v. Goddenthow
70. Frankfurter Buchmesse: internationale Beteiligung wächst / dynamisches Lizenzgeschäft / Menschenrechte im Fokus / BOOKFEST begeistert das Publikum. Rechts im Bild der neue, futuristisch anmutende Pavilion der Frankfurter Buchmesse © Foto: Diether v. Goddenthow

 

Frankfurt, 14.10.2018 – Mit einem Besucherplus von 0,8 Prozent am Messewochenende und einem leichten Rückgang von 1,8 Prozent an den Fachbesuchertagen ist die 70. Frankfurter Buchmesse zu Ende gegangen. Die Zahl der Fachbesucher, die aus dem Ausland nach Frankfurt anreisten, ist deutlich gestiegen. 285.024 (2017: 286.425) Besucherinnen und Besucher kamen auf das Messegelände, das entspricht einem Rückgang von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Ausstellern verzeichnete die Frankfurter Buchmesse einen leichten Anstieg: 7.503 Aussteller aus 109 Ländern nahmen in diesem Jahr teil. Das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) ist mit 528 gebuchten Tischen (2017: 500 Tische), 795 Agenten (788) und 337 Agenturen (321) aus 31 Ländern, davon 19 Neuaussteller, erneut gewachsen. 3000 Besucherinnen und Besucher nahmen an den Konferenzen und Workshops im THE ARTS+ Bereich teil, 125.000 Messegäste besuchten das innovative Areal in der Halle 4.1. Die Veranstaltungen des BOOKFEST im Frankfurt Pavilion und in der Stadt lockten 25.000 Besucherinnen und Besucher an.

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Als internationalste Veranstaltung ihrer Art ist die Frankfurter Buchmesse der ideale Ort um über globalgesellschaftliche Themen zu diskutieren. Wir beobachten ein erkennbar wachsendes Bedürfnis an politischer Teilhabe; der Wunsch, die eigene Position zu bestimmen und am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen, nimmt zu. Gespräche über die Bedeutung der Menschenrechte, Flucht und Migration, Populismus und zivilgesellschaftliches Engagement prägten das Messegeschehen. An den Fachbesuchertagen standen internationale Buchmärkte und Branchentrends im Mittelpunkt“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

v.l.n.r.:Prof. Dr. Carlos Collado Seidel, Generalsekretär des PEN-Zentrum Deutschland e.V., Günter Wallraff, Journalist und Schriftsteller und Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels im "Weltempfang", Halle 3.1. vor der Veranstaltung Weltempfang  "Das freie Wort unter Druck? Selbstzensur in Deutschland"  © Foto: Diether v. Goddenthow
v.l.n.r.:Prof. Dr. Carlos Collado Seidel, Generalsekretär des PEN-Zentrum Deutschland e.V., Günter Wallraff, Journalist und Schriftsteller und Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels im „Weltempfang“, Halle 3.1. vor der Veranstaltung Weltempfang
„Das freie Wort unter Druck? Selbstzensur in Deutschland“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Heinrich Riethmüller, der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: „Die 70. Frankfurter Buchmesse war am Puls der Zeit. Die Buchbranche hat deutlich Flagge gezeigt für Menschenrechte, für Freiheit, Vielfalt und Respekt. Fünf Tage lang war Frankfurt der weltweit größte Handelsplatz für Inhalte und Geschichten. Die Buchmesse zeigte sich als ein Ort der Ideen und Debatten und ein großes Fest des Lesens zugleich. Die Begeisterung für Bücher und die Bedeutung der Literatur für die Menschen ließen sich deutlich erleben. Verlage und Buchhandlungen arbeiten intensiv an neuen Wegen zu den Kunden von heute, das war auf der Messe greifbar.“

Junge Leute aus aller Welt schreiben ihre Botschaften zur Aktion I'm on the same page auf das große weiße Brett im Foyer der Halle 4.0. © Foto: Diether v. Goddenthow
Junge Leute aus aller Welt schreiben ihre Botschaften zur Aktion I’m on the same page auf das große weiße Brett im Foyer der Halle 4.0. © Foto: Diether v. Goddenthow

Internationale Beachtung hat die Kampagne On The Same Page gefunden, die von der Frankfurter Buchmesse gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert wurde und in Kooperation mit ARTE/ZDF und DER SPIEGEL sowie mit Unterstützung der Vereinten Nationen und von Amnesty International durchgeführt wurde. Die Kampagne wird in den nächsten Monaten weiterentwickelt.

Lesung im Ehrengast-Pavillon mit der in Deutschland lebenden und schreibenden Georgischen Autorin Nino Haratischwill aus ihrem für den Deutschen Buchpreis 2018 nominierten Werk"Die Katze und der General". © Foto: Diether v. Goddenthow
Lesung im Ehrengast-Pavillon mit der in Deutschland lebenden und schreibenden Georgischen Autorin Nino Haratischwill aus ihrem für den Deutschen Buchpreis 2018 nominierten Werk“Die Katze und der General“. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zum Ehrengastauftritt Georgiens sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse: „Georgiens Auftritt in Frankfurt hat die Herzen der Buchmessebesucher berührt. . Eine Präsentation, in der das georgische Alphabet mit Leichtigkeit und Eleganz raumgreifend inszeniert ist, Performances, Musik, kulinarische Entdeckungen, Lesungen und vor allem eine beeindruckende Vielfalt literarischer Stimmen. Das Team um Medea Metreveli hat ein fulminantes Programm auf die Beine gestellt und uns in wenigen Tagen Georgiens ‚Characters‘ und ihre jahrtausendealte Kultur nahegebracht. Georgien hat uns auf eine Entdeckungsreise eingeladen – wir sind dieser Einladung sehr gern gefolgt.“ Nach einem literarischen Gespräch mit dem georgischen Autor Zurab Karumidze und der norwegischen Autorin Åsne Seierstad wurde heute Nachmittag die Gastrolle an Norwegen übergeben. Die Musiker Mathias Eick, Kjetil Bjerkestrand und Herborg Kråkevik aus Norwegen bereicherten die feierliche Übergabe mit Klängen aus dem hohen Norden.

Der neue Frankfurt Pavilion war Publikumsmagnet und ist neues Wahrzeichen der Frankfurter Buchmesse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der neue Frankfurt Pavilion war Publikumsmagnet und ist neues Wahrzeichen der Frankfurter Buchmesse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein Publikumsmagnet war der neue Frankfurt Pavilion, der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet wurde. Autoren von Weltrang machten die Frankfurter Buchmesse zu einem Fest für Literatur: Chimamanda Ngozi Adichie setzte den Ton mit ihrer eindrücklichen Rede zu brandaktuellen Themen wie Migration, Rassismus und Frauenrechten. An fünf Messetagen begeisterten Paul Beatty, Dmitry Glukhovsky, Ana Kordsaia-Samadischwili, Maja Lunde, Laksmi Pamuntiak, David Sedaris, Nguyen Ngoc Tu, Meg Wolitzer und viele andere Autoren ihr Publikum.