Kategorie-Archiv: Buchkultur

Buchmesse: Zwischen Zeilen: Literatur aus Kriegs- und Krisengebieten in Frankfurt am Main

freewordsturkey_pressebildwSchriftstellerinnen und Schriftsteller lesen Texte von Kollegen aus Kriegs- und Krisengebieten. Während der Frankfurter Buchmesse lädt die Geschäftsstelle des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels zur Veranstaltungsreihe „Zwischen Zeilen – eine Stunde Schönheit“ in die Katharinenkirche an der Hauptwache ein. Vom 18. bis zum 22. Oktober 2016 machen die Lesungen auf Literatur aufmerksam, die trotz Gewalt und Leid in den betroffenen Regionen geschrieben wird.

Zum Auftakt diskutieren am 18. Oktober um 20 Uhr die syrische Autorin Rasha Abbas und die syrischen Autoren Mohammad Al Attar und Aref Hamza mit Najem Wali und Christine Thalmann über die eigene Identität in einem fremden Land. Sie stellen dabei die Anthologie „Weg sein – hier sein“ (Secession Verlag) vor, die sie gemeinsam mit weiteren syrischen Autoren und Autorinnen geschrieben haben.

Bei „Zwischen Zeilen“ lesen in diesem Jahr außerdem Juri Andruchowytsch, Sherko Fatah, Felicitas Hoppe, Ursula Krechel, Michael Krüger, Martin Mosebach, Edgar Rai, Antje Rávic Strubel, Moritz Rinke, Janne Teller, Ilija Trojanow und Najem Wali Literatur aus dem Irak, Iran, Haiti, Gaza, Türkei und weiteren Ländern im Unruhezustand.

„Die Literatur ist für das gegenseitige Verstehen unabdingbar und deswegen wollen wir mit diesen Lesungen ein Zeichen der Solidarität mit den im Krieg lebenden Menschen und ihren Schriftstellerinnen und Schriftstellern setzen“, so die Initiatoren der Veranstaltungsreihe, die dänische Autorin Janne Teller, Verlegerin Felicitas von Lovenberg und Deutschlandfunk-Korrespondent Stephan Detjen.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

Karrierenetzwerk Buchmesse: Know-how und wertvolle Netzwerke für den Branchennachwuchs

Foto-Collage: atelier-goddenthow
Foto-Collage: atelier-goddenthow

Um eine innovative, zukunftsweisende Publishinglandschaft sicherzustellen, setzt die Frankfurter Buchmesse auf die Förderung angehender Verlags- und Buchexperten

Auch in diesem Jahr trifft sich vom 19. bis zum 23. Oktober die internationale Publishingbranche auf der weltgrößten Buchmesse. Und auch angehende Fachleute finden auf der ältesten Messe ihrer Art einen besonderen Zugang zur Verlags- und Buchbranche – seien es Informationen rund um Aus- und Weiterbildungsformate oder Kontakte zu Personalern, Machern der Branche oder innovativen Köpfen mit unkonventionellen Ideen.

Der Stand des mediacampus frankfurt als Anlaufpunkt
Der mediacampus frankfurt ist die zentrale Aus- und Weiterbildungseinrichtung für Fach- und Führungskräfte der Buch- und Verlagsbranche. Auf der Buchmesse informiert er in Halle 3.1, Stand H 65 gemeinsam mit der Abteilung Berufsbildung im Börsenverein über Einstiegs- sowie Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche von Ausbildung über Studium bis zu Fortbildungen.

Im Azubistro (Halle 4.1 A 89), der traditionelle Treffpunkt für den Branchennachwuchs von Frankfurter Buchmesse und mediacampus frankfurt, finden zahlreiche Lesungen und Veranstaltungen statt. Dort bietet sich zum Netzwerken abseits des Messerummels die ideale Gelegenheit.

Der Nachwuchslunch des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und seiner Landesverbände mit der Nachwuchssprecherin Catharina Schölzel (Thalia) findet am Messedonnerstag zwischen 12 und 14 Uhr ebenfalls im Azubistro statt. Die Referentinnen und Referenten der Berufsbildung der Länder und des Bundesverbandes sind vor Ort und stehen für alle Fragen rund um Ausbildung zur Verfügung. Am 22. Oktober lädt der mediacampus frankfurt außerdem ab 17 Uhr zu einer Happy Hour für alle Alumni ein.

Ebenfalls am Samstag lädt der mediacampus frankfurt mit dem Börsenverein Berufseinsteiger und Interessierte zum Young Professionals Day ein. Zum Speed-Dating mit Branchengrößen können Interessierte um 14:30 Uhr in den Raum Entente (Halle 4c) kommen.

Berufsbildung im Börsenverein

Neben der Beratung am Stand des Börsenvereins bietet die Berufsbildung verschiedene Veranstaltungen für Ausbilder, Personaler und Nachwuchskräfte an.

Zu einer Podiumsrunde zum Thema „Arbeit 4.0“ lädt der Börsenverein am Messemittwoch um 10 Uhr ein. Zudem präsentiert er die neuen „Dummies“ zur Ausbildung in der Buch- und Medienbranche. Im Fachforum für Personaler erfahren HR-Experten, wie man junge Menschen frühzeitig für die Verlags- und Buchbranche begeistern kann und sie zu künftigen Führungskräften weiterbildet. In Kooperation mit dem mediacampus frankfurt eröffnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels das dritte Fachforum für Personaler am Messemittwoch.

Reduzierte und kostenfreie Tickets
Buchhändler und Medienkaufleute, die sich noch in der Berufsausbildung befinden, erhalten, ebenso wie branchennahe Studierende beispielsweise Buchwissenschaftler, Hersteller, Verlagswirtschaft oder Bibliothekare, Freikarten für den gesamten Zeitraum der Messe.

Zusätzlich dazu bietet die Frankfurter Buchmesse eingeschriebenen Studierenden aller Fachrichtungen in diesem Jahr ein besonders günstiges Angebot für die Fachbesucher-Tage vom 19. bis zum 21.Oktober. Gegen Vorlage eines gültigen Studentenausweises erhalten sie das Ticket für nur 16 Euro an den Kassenschaltern.

Internationale Förderprogramme
In Kooperation mit führenden Fachmagazinen der Verlagsbranche, unterstützt die Frankfurter Buchmesse sechs Nachwuchs-Förderprogramme in Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, den USA, China und Brasilien. Junge Publishing-Professionals in den jeweiligen Ländern können sich für die Programme bewerben oder vorgeschlagen werden. Die Gewinner werden auf die Frankfurter Buchmesse eingeladen, erhalten ein kostenloses Ticket für den Business Club und partizipieren während der Messetage an einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm.

Medienpartner der Förderprogramme sind: The Bookseller (UK), Publishers Weekly (USA), Börsenblatt – Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel (Deutschland), Publish News (Brasilien), China Publishers (China).

Eines der Förderprogramme ist der Young Excellence Award (Deutschland). Der Preis für herausragende junge Macher und Macherinnen in der Buchbranche ist eine Initiative des Branchenmagazins Börsenblatt in Kooperation mit dem Börsenverein, der Frankfurter Buchmesse und dem mediacampus frankfurt. Ausgezeichnet werden exzellente Persönlichkeiten bis 39 Jahre, die etwas bewegen – sei es als Mitarbeiter in einer Buchhandlung, im Verlag, bei einem Dienstleistungsunternehmen oder als Selbstständige. Gefragt sind Leute in Verlagen, Buchhandlungen oder bei Dienstleistern, die mit eigenständigem Denken und Handeln Spuren hinterlassen.

Ein weiteres internationales Förderprogramm der Frankfurter Buchmesse ist das Fellowship Programm, das jährlich seit 1998 stattfindet. Mit 100 Lektoren, Rechtemanagern und Literaturagenten aus 34 Ländern haben sich in diesem Jahr so viele Interessenten beworben wie nie. 16 Verlagsmitarbeiter aus 16 verschiedenen Ländern, darunter erstmals Branchenvertreter aus der Ukraine und Slowenien, erhalten als Teilnehmer die Chance, sich auf internationaler Ebene auszutauschen und ein länderübergreifendes berufliches Netzwerk aufzubauen. www.buchmesse.de/fellows

Weitere Formate
In Kooperation mit der Goethe-Universität findet ein Berufsperspektiven-Seminar statt. Auch der Plakatwettbewerb für junge Gestalter bewährt sich bereits seit einigen Jahren und erfreut sich immer größerer Resonanz in den Medien und an den Design-Hochschulen. Zusätzlich finden Führungen im Gastlandpavillon statt, die sich direkt an Studierende richten. http://willkommen-ehrengast.de/

ZDF-„aspekte“-Literaturpreis 2016 geht an Shortlist-Autor Philipp Winkler für sein Debüt „Hool“ – Verleihung auf der Buchmesse am 20.11.16

Jungautor Philipp Winkler, hier in lässiger "Hool-Pose" beim Shortlistabend im Frankfurter Literaturhaus, erhält den ZDF-"aspekte"-Literaturpreis Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Jungautor Philipp Winkler, hier in lässiger „Hool-Pose“ beim Shortlistabend im Frankfurter Literaturhaus, erhält den ZDF-„aspekte“-Literaturpreis Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der ZDF-„aspekte“-Literaturpreis geht 2016 an Shortlist-Autor Philipp Winkler für seinen Roman „Hool“. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt:

„Ist es möglich, ein leises Buch über Lärm zu schreiben? Ein vorsichtiges, ein tastendes Buch über Gewalt? Ein Hooligan-Buch über die Einsamkeit? Vielleicht ist es möglich, denkt man sich noch, aber würde man ein so verrutschtes Buch auch lesen wollen? Und dann also: Liest man Philipp Winklers Roman ‚Hool‘ über diesen einsamen, hasserfüllten Hannoveraner Hooligan Heiko Kolbe und seine Freunde, über ihre Kämpfe, ihre Träume, ihren irrsinnig starken Wunsch zusammen zu gehören, stark zu sein, Helden zu bleiben, jung zu bleiben, dann weiß man sofort, dass wir hier einen neuen Schriftsteller entdeckt haben. Eine neue, eigenwillige, starke literarische Stimme, die sich erhebt, um die Stummen hörbar zu machen, lesbar, erfahrbar, mit großer, sprachlicher Kraft und Einfühlungsmacht. Philipp Winkler hat sein Buch wie eine Leuchtrakete in die Fankurve der deutschen Literatur hineingeschossen, und wir gratulieren ihm herzlich zu diesem Buch und diesem Preis.“

Zur aktuellen Jury des ZDF-„aspekte“-Literaturpreises gehören Jana Hensel (Autorin), Ursula März (Die Zeit), Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin) und Volker Weidermann (Das Literarische Quartett, Der Spiegel).

Philipp Winkler Hool. Aufbau Verlag, Berlin 2016,  310 Seiten, EUR 19,95 ISBN-13: 978-3351036454
Philipp Winkler Hool. Aufbau Verlag, Berlin 2016,
310 Seiten, EUR 19,95
ISBN-13: 978-3351036454

Der ZDF-„aspekte“-Literaturpreis wird in diesem Jahr zum 38. Mal vergeben. Er ist mit 10 000 Euro dotiert und die bedeutendste Auszeichnung für deutschsprachige Erstlingsprosa.

Die Preisverleihung findet statt am Donnerstag, 20. Oktober 2016, 11.30 Uhr, im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf dem Blauen Sofa am ZDF-Stand.

http://aspekte.zdf.de
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Frankfurter Buchmesse kooperiert mit documenta 14 – Aufruf zu Buchspenden für das Kunstwerk „The Parthenon of Books“

fbm_logo_2016_ehrengastFrankfurt, 06.10.2016 – Das erste Kunstprojekt der documenta 14 wird am 20. Oktober 2016 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Das Pressegespräch mit der Künstlerin Marta Minujín, Adam Szymczyk, dem Künstlerischen Leiter der documenta 14, und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, findet um 14:30 Uhr an der Open Stage auf der Agora statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich.

Für „The Parthenon of Books“ sammelt die argentinische Künstlerin Marta Minujín bis zu 100.000 Bücher, die einst verboten waren und nun wieder verlegt werden oder deren Verbreitung noch immer durch Zensur verhindert wird. Am 10. Juni 2017, zur Eröffnung der documenta 14 in Kassel, wird die Installation der Öffentlichkeit präsentiert und dann für 100 Tage zu sehen sein.

Marta Minujín, die documenta 14 und die Frankfurter Buchmesse laden die Öffentlichkeit, Verlage und Autorinnen und Autoren vom 19. bis zum 23. Oktober 2016 herzlich ein, Bücher für „The Parthenon of Books“ zu spenden und so selbst ein Teil des Werks zu werden. Auch über die Zeit der Frankfurter Buchmesse hinaus können Buchspenden per Post nach Athen oder Kassel geschickt oder persönlich dort abgegeben werden.
Die gesammelten Bücher werden in Kassel als Kunstwerk nach dem Vorbild des Tempels auf der Athener Akropolis errichtet, der ästhetisch und politisch das Symbol der ersten Demokratie repräsentiert.

„The Parthenon of Books“ geht zurück auf eine ähnliche Installation Minujíns aus dem Jahr 1983 mit dem Titel „El Partenón de libros“. Sie zeigte kurz nach dem Zusammenbruch der argentinischen Militärdiktatur jene Bücher, die während der Diktatur verboten waren. Nach fünf Ausstellungstagen wurden die Bücher in einer öffentlichen Aktion von den Anwesenden abgenommen und verteilt. Auch für den neuen Parthenon ist zum Ende der documenta 14 eine gemeinsame Aktion mit der Öffentlichkeit geplant, um die Bücher wieder kursieren zu lassen.

„Eine Demokratie ohne Bücher ist keine Demokratie.“
–Marta Minujín

„Zensur, die Verfolgung von Schriftstellern und das Verbot ihrer Texte, motiviert durch politische Interessen und mit dem Ziel, unsere Gedanken, Vorstellungen und somit unser ganzes Leben zu beeinflussen, sind heute wieder weit verbreitet. „The Parthenon of Books“ setzt ein Zeichen gegen Gewalt, Diskriminierung und Intoleranz.“
–Adam Szymczyk

„Bücher besitzen die Kraft, Macht und Politik zu hinterfragen. Das macht sie so wichtig für eine liberale Gesellschaft. Das Verbot von Büchern verrät deshalb auch sehr viel über die jeweilige Zeit und politische Ordnung. Die Installation „The Parthenon of Books“ von Marta Minujín greift ehemals verbotene Bücher auf und präsentiert sie auf der documenta 14 in Kassel. Wir freuen uns, dass auf der diesjährigen Buchmesse der Grundstein für diese inspirierende Arbeit gelegt wird und hoffen auf die rege Teilnahme unserer ausstellenden Verlage und Autoren.“
–Juergen Boos

Zusätzlich zum Programm der documenta 14 auf der Agora der Frankfurter Buchmesse wird das documenta Archiv im Areal von THE ARTS+ zu Gast sein. In diesem Zuge findet am 21. Oktober ein Workshop im THE ARTS+ Areal statt, bei dem Strategien entwickelt werden sollen, wie das documenta Archiv digitalisiert und global zugänglich gemacht werden kann. THE ARTS+ findet zum ersten Mal während der Frankfurter Buchmesse statt, um die Chancen der Digitalisierung in der Kultur- und Kreativindustrie zu diskutieren. http://theartsplus.com/

Über die documenta 14
Die documenta gilt als weltweit bedeutendste internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Die vierzehnte Ausgabe der Ausstellungsreihe findet in Athen (8. April–16. Juli 2017) und Kassel (10. Juni–17. September 2017) statt. Der künstlerische Leiter der documenta 14, Adam Szymczyk, hat für die Ausstellung eine Doppelstruktur vorgeschlagen, die sich in dem Arbeitstitel „Von Athen lernen“ widerspiegelt. Im Jahr 2017 werden Kassel und die griechische Hauptstadt gleichberechtigte Gastgeber der Ausstellung sein: Die bislang wenig hinterfragte Position Kassels als zentraler Standort der documenta wird zugunsten einer anderen Rolle aufgegeben, nämlich der eines Gastes in Athen. Die verschiedenen Orte und die divergenten historischen, sozioökonomischen und kulturellen Gegebenheiten in Kassel und Athen wirken sich ebenso auf den Prozess der Entwicklung beider Teile der Ausstellung aus, wie sie zugleich die einzelnen Kunstwerke inspirieren und beeinflussen. www.documenta14.de

Über die Frankfurter Buchmesse
Die Frankfurter Buchmesse ist mit 7.100 Ausstellern aus über 100 Ländern, rund 275.000 Besuchern, über 4.000 Veranstaltungen und rund 10.000 anwesenden akkreditierten Journalisten, darunter 2.000 Blogger, die größte Fachmesse für das internationale Publishing. Darüber hinaus ist sie ein branchenübergreifender Treffpunkt für Player aus der Filmwirtschaft und der Gamesbranche. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet seit 1976 der jährlich wechselnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur präsentiert. Die Frankfurter Buchmesse organisiert die Beteiligung deutscher Verlage an rund 20 internationalen Buchmessen und veranstaltet ganzjährig Fachveranstaltungen in den wichtigen internationalen Märkten. Mit der Gründung des Frankfurt Book Fair Business Clubs bietet die Frankfurter Buchmesse Unternehmern, Verlegern, Gründern, Vordenkern, Experten und Visionären ideale Voraussetzungen für ihr Geschäft. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunternehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. www.buchmesse.de

Kinderbuchhandlung Nimmerland Mainz erhält Deutschen Buchhandlungspreis 2016

© Susanne Lux
© Susanne Lux

(gl) Die Gonsenheimer Kinderbuchhandlung Nimmerland ist als eine der drei besten Buchhandlungen in Deutschland ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Michael Ebling gratuliert.

Oberbürgermeister Ebling: „Ich gratuliere Susanne Lux und ihrem Team ganz herzlich zu dieser Auszeichnung, die Sie bei der Verleihung des Deutschen Buchhandlungspreises 2016 entgegen nehmen dufte. Ein großartiger Erfolg, der ihr unermüdliches und kreatives Engagement für die Kinderbuchhandlung Nimmerland würdigt.“

„Seit vielen Jahren bereichert Susanne Lux das Programm des Bundesweiten Vorlesetags hier in Mainz und hat mit dazu beigetragen, dass wir 2014 als „Öffentlichkeitswirksamste Vorlesehauptstadt“ ausgezeichnet wurden. Einer von vielen Erfolgen, die sie in den zurückliegenden elf Jahren feiern konnte. Neben mehrfachen Auszeichnungen durch die avj – Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen und das rheinland-pfälzischen Kultusministerium, wurde die Buchhandlung Nimmerland auch 2015 als ausgezeichneter Ort der Kultur des Deutschen Buchhandlungspreises prämiert. Unter all diesen Preisen nimmt die aktuelle Auszeichnung zu einer der drei besten Buchhandlungen in Deutschland zu gehören sicherlich einen ganz besonderen Stellenwert ein“, so Oberbürgermeister Ebling.

Nimmerland – Alles zum Lesen und Spielen
Susanne Lux
Breite Str. 63
55124 Mainz
Tel. 06131 97 11 760
Fax 06131 97 11 879

Nimmerland auf facebook

Literaturbahnhof zur Frankfurter Buchmesse 2016 im Dommuseum im Frankfurter Dom vom 19. bis 23.10.2016

openbookslog1Das umfassende Rahmenprogramm rund um die Frankfurter Buchmesse mit Lesungsprogrammen wie“Open Books“ und „Literatur im Römer“ beinhaltet auch den Literaturbahnhof im Frankfurter Dom:

 

 

Literaturbahnhof zur Frankfurter Buchmesse 2016
Veranstalter: Kultur & Bahn e.V., Frankfurt
Ort: Dommuseum im Frankfurter Dom
19. bis 23. Oktober

Programm

Mittwoch, 19.10. / 13 Uhr
Anne Siegel „Senora Gerta“
Wie eine Wiener Jüdin auf der Flucht nach Panama die Nazis austrickste Spannender als jeder Roman: Die unglaubliche Lebensgeschichte der 100-jährigen Gerta Stern.
Eine Frau, die in einer aussichtslosen Situation ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, um die Liebe ihres Lebens vor der Gestapo zu retten, und dabei in einem Deutschen einen unerwarteten Helfer findet. Mod. Catherine Mundt (hr2-kultur)

Mittwoch, 19.10. / 14 Uhr
André Postert „Hitlerjunge Schall“
Franz Albrecht Schall (1913 – 2001) stammte aus einem bildungsbürgerlichen protestantischen Elternhaus in Thüringen. Der Vater war mit Hermann Hesse befreundet und verfolgte besorgt die Krise der Demokratie. Doch der Sohn trat bereits mit 17 der Hitlerjugend bei. Während der Vater wegen Kontakten zur Opposition verhaftet wurde, machte der Sohn Karriere in der NS Diktatur. Fast bis Kriegsende war sein Glaube an das NS-Regime ungebrochen. Mod. Christoph Schröder

Mittwoch, 19.10. / 15 Uhr
Clemens Berger „Im Jahr des Panda“
Der neue Roman des hochgelobten österreichischen Autors Macht Geld glücklich? Kann uns Geld zumindest freier machen? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Und was passiert, wenn wir uns plötzlich aus der gewohnten Umlaufbahn unseres Lebens herauskatapultieren? Dies sind die Fragen, die Clemens Berger in seinem neuen großen Roman umkreist.
Der international gefeierte Künstler Kasimir Ab, dessen Werke bei Ausstellungen regelmäßig astronomische Preise erzielen, stößt an die Grenzen seines sorgenfrei abgefederten Lebens und entdeckt seine subversive Ader.
Mod. Martin Maria Schwarz (hr2-kultur)

Mittwoch, 19.10. / 16–17 Uhr
Sparda Bank Autorenstammtisch
Dola de Jong „Das Feld in der Fremde“
Die niederländische Verlegerin Eva Cossée und die deutsche Verlegerin Antje Kunstmann im Gespräch Dola de Jong (1911-2003) erzählt in diesem eindringlichen Roman auch ihre eigene Geschichte. Sie stammt aus einer assimilierten jüdischen Familie und muss Anfang der 1940er Jahre vor den Nazis aus ihrer Heimat fliehen.
Ein Klassiker der niederländischen Literatur – siebzig Jahre nach Erscheinen von erschreckender Aktualität
Mod. Daniella Baumeister (hr2-kultur), Deutscher Text liest Antje Kunstmann

Mittwoch, 19.10. / 17.15–18.15 Uhr
Gastlandstunde Niederlande und Flandern
Die Kunst des Verschwindens mit Niña Weijers (NL) und ihrem Roman „Die Konsequenzen“ und Fikry el Azzouzi (FL) mit dem Roman “Wir da draußen” Bei Niña Weijers hat die Protagonistin die Sehnsucht einfach zu verschwinden. Der Held in Fikry el Azzouzis Roman wird von seinen Eltern aus dem Haus geschmissen und ist ständig auf der Flucht.
Mit deutschem Leser Jochen Nix / Dolmetscher: Pieter Zandee
Mod. Ruth Fühner (hr2-kultur)

Donnerstag, 20.10. / 13 Uhr
Kris van Steenberge (FL) „Verlangen“
Elisabeth, die Tochter des Schmieds, sehnt sich danach, ihrem Heimatdorf Woesten zu entkommen. Sie heiratet den jungen Arzt Guillaume Duponselle. Als kurz darauf Zwillinge zur Welt kommen, ist der Zweitgeborene so entstellt, dass der Vater sich weigert, ihm einen Namen zu geben. Doch Namenlos überlebt und hält fortan dem Vater und den anderen Dorfbewohnern den Spiegel vor.
Eine außergewöhnliche Leseperformance (in deutscher Sprache) mit dem Autor
Mod. Ursula Steffens

Donnerstag, 20.10. / 14 Uhr
Simone Hirth „Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft“
Das Elternhaus: zertrümmert. Eine junge Frau, Mitte 20, sitzt nach dem Abriss ihres Elternhauses im Schutt und versucht einen Wiederaufbau. Wie besessen räumt und schleppt sie das Vergangene in ihre Notunterkunft. Dabei entsteht nicht nur eine solide Bleibe, sondern auch ein Gegenmodell zur gesellschaftlichen Norm.
Ein außergewöhnliches Romandebüt!
Mod. Gerwig Epkes (SWR)

Donnerstag, 20.10. / 15 Uhr
Susanne Bienwald „Wittensee“
Die Studentin Xenia hat sich in ein einsames Holzhaus am Wittensee zurückgezogen. Das Leben hat sie aus der Bahn geworfen. Ungewollt hat sie ein tragisches Geheimnis ihres Freundes Ludwig entdeckt – für den charismatischen Filmemacher Grund genug, sich von ihr zu trennen. Xenia beschließt, Ludwig einen Brief zu schreiben und ihm darin ihre Geschichte zu erzählen. Nach und nach spürt sie, dass dies nicht der richtige Weg für sie sein kann.
Mod. Harry Oberländer

Donnerstag, 20.10. / 16-17 Uhr
Sparda Bank Autorenstammtisch
„Fragile” – Europäische Korrespondenzen mit den Gästen Kathrin Röggla, Ruth Schweikert und Antje Rávic Strubel 28 Autorinnen und Autoren aus Europa sind vom Netzwerk der Literaturhäuser eingeladen, in einen mehrmonatigen Austausch einzutreten: Sie schreiben in einem Briefwechsel mit einem Partner ihrer Wahl über aktuelle gesellschaftliche, kulturelle oder politische Themen, die Ihnen kostbar und wertvoll erscheinen, deren Zerstörung oder Infragestellung droht. Sie werden ihre Briefe und die Erfahrungen mit den Briefwechseln im Frühjahr 2017 in einer Veranstaltungsreihe in den Literaturhäusern des Netzwerks vorstellen. Zur Buchmesse schon im Literaturbahnhof!
Mod. Daniella Baumeister (h2-kultur)

Donnerstag, 20.10. / 17.15-18.15
Gastlandstunde Niederlande und Flandern
Die Kunst der Sehnsucht mit Ilja Leonard Pfeijffer (NL) mit seinem Roman „Das schönste Mädchen von Genua“ und Bregje Hofstede (NL), mit ihrem Roman „Der Himmel über Paris“. In beiden Romanen werden die Protagonisten von der Sehnsucht nach Liebe getrieben
Mit deutschem Leser Jochen Nix / Dolmetscher: Pieter Zandee
Mod. Ruth Fühner (hr2-kultur)

Freitag, 21.10. / 13 Uhr
Ralph Roger Glöckler „Die männliche Unreife des Todes“
Der Tod lauert immer und überall. „Ein Geräusch, draußen. Schritte auf dem Flur, langsame, überlegte Schritte. Die Dielen knarren. Der Tod bleibt stehen, überlegt wohl, wo er anklopfen soll, hat er dieses verborgene Zimmer bisher doch nie besucht, mein Herz beginnt zu rasen, kann’s nicht verhindern, erhebe mich, drehe mich um, atme durch den offenen Mund, da stößt er die Tür auf, tritt ein.
Ich fasse es nicht, verdammt, Du?“
Mod. Martin Maria Schwarz (hr2-kultur)

Freitag, 21.10. / 14 Uhr
Kees van Beijnum „Die Zerbrechlichkeit der Welt“
mit Dolmetscher und deutschem Leser – Jochen Nix
Tokio 1946: Eine dramatische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Kriegsverbrecherprozesse Tokio 1946: Der Richter Rem Brink ist vom niederländischen Außenministerium zu den sogenannten Tokioter Prozessen gesandt worden, um mit den Siegermächten die japanischen Kriegsverbrechen aufzuarbeiten. Brink ist sich seiner besonderen  Verantwortung bewusst, sucht gleichzeitig aber auch Zerstreuung in einer Liaison mit der jungen Sängerin Michiko.
Mit deutschem Leser Jochen Nix / Dolmetscher: Pieter Zandee
Mod. Martin Maria Schwarz (hr2-kultur)

Freitag, 21.10. / 15 Uhr
H.C. Buch „Elf Arten das Eis zu brechen“
Mit seinem neuen Roman betritt H.C. Buch unbekanntes Terrain. Zum ersten Mal im literarischen Kosmos von H.C. Buch steht die Familie des Autors im Mittelpunkt: sein Vater, der Diplomat, der Shakespeare und das Neue Testament im Original las, seine Mutter Rut, die nach einer Kopfoperation zu malen begann und im Jahr 1958 Picasso besuchte, sein Großvater, der Ende des 19. Jahrhunderts nach Haiti auswanderte, die Pharmacie Buch gründete und eine Haitianerin heiratete. Doch damit nicht genug, denn „jede Familie birgt ein dunkles Geheimnis, das nicht besprochen, sondern beschwiegen werden soll“.
Mod. Martin Maria Schwarz (hr2-Kultur)

Freitag, 21.10. / 16-17 Uhr
Sparda Bank Autorenstammtisch
Karen Nölle „Wär mein Klavier doch ein Pferd“ (Anthologie)
Als Gast ist dabei die Autorin Anneloes Timmerije,(NL) die im Gespräch ihren Text aus der Anthologie vorstellt.
Von der Herausforderung in der Fremde heimisch zu werden, erzählen die niederländischen Autorinnen Elisabeth Augustin, Anneloes Timmerije, Helga Rübsamen und Maren Uphoff.  Die Geschichten handeln von Verlorenheit und Wurzelschlagen, Respekt und Missachtung sowie der Einengung durch fremde Konventionen. Dolmetscherin und deutscher Text Karen Nölle Mod. Daniella Baumeister (hr2-kultur)

Freitag, 21.10. / 17.15-18.15 Uhr
Gastlandstunde Niederlande und Flandern
Die Kunst des Verunglückens mit Wytske Versteeg (NL) und ihrem Roman „Boy“ und Peter Verhelst (FL) mit seinem Roman „Die Kunst des Verunglückens“ ACHTUNG: Neuer Titel: „Eine Handvoll Sekunden“ Bei Wytske Versteeg deponiert der schöne und stille Boy einen Zettel mit seinen letzten Worten in der Manteltasche seiner Theaterlehrerin. Als sie ihn findet, ist es längst zu spät.
Der Protagonist in dem Roman von Peter Verhelst überlebt einen schlimmen Unfall. In beiden Romanen sind es Unfälle mit gravierenden Folgen.
Mit deutschem Leser Jochen Nix / Dolmetscher: Pieter Zandee
Mod. Ruth Fühner (hr2-kultur)

Freitag, 21.10. / 19 – ca. 22.15 Uhr
Kriminacht im Literaturbahnhof im Dommuseum
Mit Sophie Bonnet („Provenzalische Intrige“), Christian Ditfurth („Zwei Sekunden“), Frank Goldammer („Der Angstmann“) Jürgen Heimbach („Offene Wunden“), Sunil Mann („Schattenschnitt“), Sabina Naber („Flamencopassion“), Melanie Raabe („Die Wahrheit“), Arno Strobel („Die Flut“)
Mod. Miriam Semrau (bekannt als „Krimimimi“)

Samstag, 22.10. / 13 Uhr
Christoph Peters „Diese wunderbare Bitterkeit – Leben mit Tee“
Tee ist in unserer hektischen, vom Burn-out bedrohten Gesellschaft zum heilenden, Körper und Seele wohltuenden Getränk avanciert und holt mächtig gegen den Kaffee auf. Es wird Zeit, für eine kleine persönliche Kulturgeschichte des Tees, für ein Buch zum Genießen, das klug und amüsant vom Leben mit „dem neuen Wein“ erzählt.
Der Leser erfährt außerdem von ersten Tee-Initiationsriten im Internat, von Begegnungen mit Zollbeamten, die ratlos vor einer antiken Teekanne standen, und davon, wie der Tee für den Autor irgendwann den Genuss von Alkohol ersetzt hat.
Mod. Christoph Schröder

Samstag, 22.10. / 14 Uhr
Maiken Nielsen „Unter uns die Welt“
Maiken Nielsen lässt eine scheinbar vergessene Ära wiederauferstehen: Die große Zeit der Zeppeline, als die Luftschifffahrt noch die Welt bedeutete und ihr technischer Fortschritt außer Frage stand – bis zu dem tragischen Absturz der „Hindenburg“ im Jahr 1937. In ihrem Roman verarbeitet sie dabei das faszinierende Leben des eigenen Großvaters, der jenes Unglück überlebte.
Mod. Christoph Schröder

Samstag, 22.10. / 15 Uhr
Thomas Vogel „Höchste Eisenbahn“
Mit diesem „Zugbegleiter“ hält man jede Verspätung aus.
Seit die Eisenbahn fährt, erregt sie die Gemüter nicht nur der Reisenden, sondern ganz besonders auch die der Literaten und Geschichtenerzähler. Euphorisch begrüßt von den einen, zum Teufel gewünscht von den anderen. Und tausendfach entdeckt als Ort der Handlung – und oft als deren Wendepunkt.
Von der Eisenbahn erzählen fast alle, mal romantisch, mal unromantisch: Hermann Hesse, Sten Nadolny, Thomas Mann und viele mehr.
Mod. Catherine Mundt (hr2-kultur)

Samstag, 22.10. / 16-17 Uhr
Autorenstammtisch Krimiautoren im Gespräch
Doris Gercke mit „Wo es wehtut – Ein Milena-Proháska-Krimi“ und Tatjana Kruse mit „Glitzer, Glamour, Wasserleiche“.
Doris Gercke ist wieder da: Milena hat es nach Kiew verschlagen, wo sie für den Bundesnachrichtendienst arbeitet. Doch sie steht im Verdacht, ein doppeltes Spiel zu treiben: Man vermutet, dass sie nicht nur für Deutschland und die Ukraine, sondern auch für
Russland arbeitet. Den Auftrag, der Sache auf den Grund zu gehen, erhält ausgerechnet Beringer, der bemüht ist, seine Milena zu vergessen.
Krimödien von Tatjana Kruse: schrill, lebensklug und urkomisch!
Der Bodensee gibt seine Toten nicht mehr her? Denkste! Die voluminöse Opernsängerin Pauline Miller hat in Bregenz Quartier genommen. Und wo Pauly ist, ist das Drama nicht weit – typisch für eine wahre Diva. Ein brutaler Dognapper hat ihren Radames entführt. Und sowie der Hund abtaucht, taucht plötzlich eine Wasserleiche auf.
Mod. Daniella Baumeister (hr2-kultur)

Samstag, 22.10. / 17.15 – 18.15 Uhr
Gastlandstunde Niederlande und Flandern
Die Kunst des Verzehrens mit Gustaaf Peek (NL) und seinem Roman „Göttin & Held“ und Yves Petry (FL) mit seinem Roman „In Paradisum“ In dem Roman von Gustaaf Peek geht es um eine verbotene Liebe, während es sich bei Yves Petry sogar um einen Hauch von Kannibalismus in der Liebe dreht.
Mit deutschem Leser Jochen Nix / Dolmetscher: Pieter Zandee
Mod. Ruth Fühner (hr2-kultur)

Sonntag, 23.10. / 11 Uhr
LiteraturLounge im Haus am Dom
Miroslav Nemec „Die Toten von der Falkneralm“
Der erste Roman des beliebten Tatort-Kommissars Miroslav Nemec, den viele als Ivo Batic aus dem Münchner „Tatort“ kennen, soll bei einem „Mörderischen Wochenende“ aus einem Krimi lesen und über „Mord in Fiktion und Wirklichkeit“ diskutieren. Und so fährt er an einem Freitag im August in das Berghotel „Falkneralm“, zu dem nur eine einsame Steilbahn führt. Doch das Wochenende wird alles andere als erfreulich: Nicht nur kommt ein gewaltiger Gewittersturm auf, plötzlich kommen nacheinander auch drei Gäste zu Tode. Unfall oder Mord? Doch Nemec und ein anderer Gast, die Polizeimeisterin Bergending aus Augsburg, beginnt zu zweifeln, ob wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Und so muss der Kommissardarsteller Nemec selbst zum Ermittler werden.
Mod. Ruth Fühner (hr2-kultur)

 

Ort:
Dommuseum im Frankfurter Dom
Eintritt frei

Wer wird Vorlese-Champion? Der bundesweite 58. Vorlesewettbewerb beginnt

© Börsenverein des Deutschen Buchhandels
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Bundesweiter Meldeschluss für Schulsieger am 15. Dezember 2016 / TV-Sendetermine des diesjährigen Bundesfinales: 8. Oktober im KiKA, am 22. Oktober in Das Erste und am 5. Dezember im rbb Fernsehen

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bietet kleinen Vorlesestars eine Bühne: Rund 600.000 Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen in Deutschland stehen in den Startlöchern. In den kommenden Tagen beginnt die 58. Runde des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels. Bis Dezember lesen Mädchen und Jungen an 7.200 Schulen im ganzen Bundesgebiet aus ihren Lieblingsbüchern vor. Die Schulsieger der größten deutschen Leseförderungsaktion kommen eine Runde weiter. Die beste Vorleserin oder der beste Vorleser jedes Bundeslandes darf im Juni 2017 beim großen Bundesfinale in Berlin teilnehmen.

Der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck. Seit 1959 lädt er Schülerinnen und Schüler dazu ein, spannende Geschichten und die Freude am Lesen zu entdecken.

Unter www.vorlesewettbewerb.de sind alle Informationen und Formulare für Veranstalter, Lehrer und Teilnehmer zu finden. In den nächsten Tagen erhalten 17.000 Schulen in Deutschland die aktuellen Wettbewerbsunterlagen zudem per Post. Alle Schüler der sechsten Klassen von teilnehmenden Schulen können beim Vorlesewettbewerb mitmachen; die Klassen- und Schulentscheide finden im November und Dezember 2016 statt. Bundesweiter Meldeschluss für Schulsieger ist der 15. Dezember 2016. Danach stehen die Entscheide auf Stadt-/Kreis-, Bezirks- und Landesebene an. Höhepunkt ist das Bundesfinale mit den 16 Landessiegern am 21. Juni 2017 in Berlin.

Die Landessieger kommen dann sogar ins Fernsehen. Das Bundesfinale wird vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) aufgezeichnet. Wie es in diesem Jahr ablief, ist am Samstag, 8. Oktober 2016 um 17.45 Uhr im KiKA, am Samstag, 22. Oktober 2016 um 7.35 Uhr in Das Erste und am Montag, den 5. Dezember 2016 um 5:50 Uhr im Rahmen der Sendung „Wissenszeit“ im rbb Fernsehen zu sehen.

Der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Medienpartner sind der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und das Kindermagazin „Dein SPIEGEL“.

Alle Informationen zum Vorlesewettbewerb und die Wettbewerbsunterlagen sind online abrufbar unter www.vorlesewettbewerb.de.

Forsa-Umfrage zur Meinungsfreiheit in der Türkei: Bürger fordern stärkeren Einsatz der Bundesregierung


Über zwei Drittel der Menschen in Deutschland sprechen sich für stärkere Kritik an Verletzungen der Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei aus / Umfrage von Forsa im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels / 80.000 Unterzeichner bei Online-Petition #FreeWordsTurkey unter www.freewordsturkey.de/petition / Schwerpunkt Meinungsfreiheit auf der Frankfurter Buchmesse

Die Mehrheit der Bundesbürger fordert ein entschiedeneres Eintreten der deutschen Politik für Meinungsfreiheit in der Türkei. Über zwei Drittel der Menschen (69 Prozent) sind der Ansicht, dass die Bundesregierung die Verletzungen der Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei stärker kritisieren sollte, auch wenn damit Nachteile für Deutschland verbunden wären. Das ergab eine repräsentative Umfrage von Forsa im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels unter 1.000 Bundesbürgern in Deutschland ab 18 Jahren. Ein Großteil der Menschen verfolgt die Entwicklungen in der Türkei aufmerksam. Insgesamt 63 Prozent der Befragten interessieren sich stark für die Geschehnisse, 22 Prozent sogar sehr stark.

Rund 80.000 Menschen haben bereits die Online-Petition #FreeWordsTurkey unter www.freewordsturkey.de/petition unterzeichnet, die vom Börsenverein gemeinsam mit dem PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen initiiert wurde. Sie fordern darin die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, die Meinungsfreiheit in ihren Entscheidungen, Handlungen und Äußerungen kompromisslos und aktiv einzufordern und sie nicht zum Verhandlungsgegenstand zu machen.

„Keine Woche vergeht ohne neue Meldungen über Schließungen von Medienhäusern und über verfolgte Journalisten und Autoren in der Türkei. Mit der Verlängerung des Ausnahmezustandes hat sich Präsident Erdoğan für weitere drei Monate einen Freibrief ausgestellt, um unbequeme und regierungskritische Medien zum Schweigen zu bringen. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland will von der Bundesregierung ein klares Signal sehen. Die Politik muss sich endlich zu Wort melden und bei der türkischen Regierung die Wahrung der Presse- und Meinungsfreiheit unmissverständlich einfordern“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

Seit dem Putschversuch im Juli 2016 hat sich die Lage für Medien- und Kulturschaffende in der Türkei erheblich verschärft. Erst kürzlich berichteten Medien über neue Schließungen prokurdischer TV- und Radiostationen. Mehr als 140 Medienhäuser wurden seit Juli geschlossen, darunter 29 Buchverlage. Über 120 Journalistinnen und Journalisten, Autorinnen und Autoren sind derzeit inhaftiert.

Meinungsfreiheit auf der Frankfurter Buchmesse

freewordsturkey_pressebildwDie Freiheit des Wortes ist auch eines der zentralen Themen des Börsenvereins auf der Frankfurter Buchmesse, die am 19. Oktober 2016 startet. Unter dem Motto „Für das Wort und die Freiheit“ finden Veranstaltungen und Aktionen statt. Alle Veranstaltungen an dieser Stelle: http://www.boersenverein.de/de/portal/Veranstaltungen_Meinungsfreiheit/1239255. Hier eine Auswahl:

Lauter werden! Die Verteidigung der Meinungsfreiheit
Freitag, 21. Oktober, 17 Uhr | Forum Börsenverein, Halle 3.1 H 85
Wie ist die Lage von Autorinnen und Autoren, Journalistinnen und Journalisten in der Türkei und in anderen Ländern? Welche Verantwortung hat die Buch- und Medienbranche für die Verteidigung der Meinungsfreiheit? Podiumsdiskussion mit Zeynep Oral (Autorin, PEN Türkei), Daniel Kampa (Hoffmann und Campe Verlag), Moritz Rinke (Autor), Alexander Skipis (Börsenverein), Moderation: Sabine Kieselbach (Deutsche Welle).

Meinungsfreiheit und Populismus in Europa
Mittwoch, 19. Oktober, 11 Uhr | Forum Börsenverein, Halle 3.1 H 85
Zwei Autoren des Ehrengastes Niederlande und Flandern diskutieren mit einer deutschen Autorin. Wie ist es um die Meinungsfreiheit in Belgien, den Niederlanden und Deutschland bestellt? Und welcher Zusammenhang besteht zum Erstarken populistischer Strömungen in den drei Ländern? Podiumsdiskussion mit Khola Maryam Hübsch, Tom Lanoye und Frank Westerman.

Raif Badawi Award for courageous journalists 2016
Mittwoch, 19. Oktober, 15 Uhr | Raum EFFEKT, Halle 3.C Ost
Die Journalistinnen des Dange NWE Flüchtlingsradios aus Halabja (Irak) erhalten in diesem Jahr den Raif Badawi Award. Der Preis würdigt den Einsatz mutiger Journalistinnen und Journalisten in der islamischen Welt und ihre Leistungen für die Meinungsfreiheit. Er wird von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verliehen, der Börsenverein unterstützt die Auszeichnung.

SWRlive extra: Lesung Offene Wunden: Mainzer Ansichten der Nachkriegszeit mit Zeitzeugen am 13.10.2016

Autor Stefan Moster © SWR
Autor Stefan Moster © SWR

Donnerstag, 13.10., 19 Uhr
SWRlive extra:
Offene Wunden: Mainzer Ansichten der Nachkriegszeit mit Jürgen Heimbach, Stefan Moster und Herbert Bonewitz

Ein Abend mit Lesungen von Jürgen Heimbach & Stefan Moster aus deren aktuellen Romanen über das Mainz der Nachkriegszeit. Mit dabei ist auch Herbert Bonewitz. Er liest unter anderem aus seiner Autobiographie und diskutiert mit den beiden Autoren der jüngeren Generation über die Nachkriegsjahre in der Stadt, die er als Zeitzeuge miterlebt hat.

SWRlive! im Foyer des SWR Funkhauses Mainz, Am Fort Gonsenheim 139, 55122 Mainz.
Einlass: 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn; Eintritt frei;
Infotelefon: 06131/929-32244; swrlive@swr.de; www.swr.de/swrlive

Deutscher Buchpreis 2016: Literarischer „Catwalk“ der Finalisten am Shortlist-Abend im Frankfurter Literaturhaus

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Knisternd spannende Atmosphäre herrschte als über 200 Buchfreunde am gestrigen 1. Oktober im ausverkauften Frankfurter Literaturhaus sich bei halbstündigen Lesungen und Autoren-Gesprächen  einen ersten Eindruck von fünf auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016  stehenden Autoren und ihren Werken verschaffen konnten. Leider fehlte Bodo Kirchhoff, einer der Buchpreis-Favoriten,  beim literarischen  „Catwalk“, da er im Ausland weilte. Sein Werk „Widerfahrnis“ präsentiert er am 5.Oktober im Literaturhaus.

shortlist16-coverBereits zum neunten Mal präsentierten das Kulturamt Frankfurt am Main und das Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der den Preis vergibt, die Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises vor der Preisverleihung Mitte Oktober. Moderiert haben die Autorengespräche Sandra Kegel (F.A.Z.), Gert Scobel (3sat) und Alf Mentzer (hr2-kultur). Die „besten“  Ausschnitte der über vierstündigen Veranstaltung werden vom 10.10. bis 15.10. um 9.30 und 15.05 Uhr in hr2-kultur gesendet.

Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt eröffnete den Abend. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt eröffnete den Abend. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Um  18.00 Uhr eröffnete Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt,  den Shortlist-Abend, stellte Grußwort-Redner, Autoren und Moderatoren vor,  dankte insbesondere der Deutschen Bank-Stiftung für die Stiftung des Deutschen Buchpreises, erläuterte den organisatorischen Ablauf des Abends und lud namens der Veranstalter alle Gäste zu vertiefenden Gesprächen in der Pause und im Anschluss der Veranstaltung ein .

Grußworte
Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Dr. Ina Hartwig, seit Mai dieses Jahres Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und als Literaturkritikerin und  freie Autorin im Literaturhaus keine Unbekannte, ging mit ihrem Grußwort gleich in media res, als sie den Juroren zurief, aus eigener Erfahrung als Literaturkritikerin und Buchpreis-Jurorin 2011 zu wissen, „welch eine Mammutaufgabe das für die Jury sei“, insbesondere, „als Kritiker selbst in der Kritik zu stehen, was aber eine ganz heilsame Erfahrung wäre“. Denn „egal wen man auswählt“, so Hartwig; „es hagelt immer Kritik!“ „Man erlebe somit auch mal das, was man normalerweise als Kritiker anderen antue“. Man solle so etwas ruhig selbst mal erleben, obgleich „es gar nicht so leicht ist, das wegzustecken“, so die Kulturdezernentin. Für sie sei der Deutsche Buchpreis – eine Mischung aus Herzblut und Kalkül –  weit mehr als nur symbolisches Kapital. Obgleich der Deutsche Buchpreis weltweit bekannt wäre, sei er im Kern auch ein Preis der Stadt Frankfurt, weil er dort gestiftet wurde und bis heute im Kaisersaal des Römers am Montag vor der Buchmesse traditionell vergeben wird, verbunden mit einem großen Rahmenprogramm am Tag danach rund um die Buchmesse wie: „Literatur im Römer“, „Open Books“, „Ausstellungen“ und zahlreiche weitere kulturelle Angebote im Kontext der Buchmesse des diesjährigen Gastlandes „Flandern und die Niederlande“. Das freue sie als städtische Kulturdezernentin mit ihrer Leidenschaft für zeitgenössische Literatur in der neuen Berufung selbstverständlich ganz besonders.

Dem deutschsprachigen Roman Geltung verschaffen

Alexander Skipis, Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Alexander Skipis, Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

In seinem Grußwort formulierte Alexander Skipis, Geschäftsführer des Deutschen Börsenvereins, die Intention des Abends und des Deutschen Buchpreises drastisch: Eigentlich sei es „etwas Unerhörtes“, 6 Romane auf die Shortlist zu setzen und zu behaupten, „dass wir den besten Autor oder die beste Autorin und den besten deutschsprachigen Roman der Saison prämieren“, so Skipis.  „Ich glaube, es würde jedem von uns schwerfallen, zu sagen, der oder die ist es. Es sind hervorragende Autoren, die mit Sicherheit jeder den Preis verdient hätten. Sie „sind jetzt alle Sieger“. Aber im Grunde „zeichnen wir etwas anderes aus. Wir zeichnen die deutschsprachige Romanliteratur aus, nicht in erster Linie um Bestseller zu generieren, sondern um der deutschsprachigen Romanliteratur Geltung zu verschaffen.

Das habe zunächst weniger mit Verkaufszahlen zu tun, als vielmehr mit einer Buchkultur, die von Menschen in „unserer Branche“ getragen wird, „die den Anspruch haben, einen wertvollen Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft beizutragen“, so Skipis. Der deutsche Buchmarkt, der zweitgrößte der Welt, sei ein Vorbild an Qualität und Vielfalt, und das sei ein „Wert, der in unserer Branche steckt. Deswegen möchten wir mit diesem Buchpreis diesen Wert darstellen“, betonte Skipis.

Appell an die „Freiheit des Wortes“ weltweit!

banner-turkey-250pxDiese Vielfalt und Qualität des deutschen Buchmarktes wäre aber nicht  möglich, mahnte Skipis, wenn es in Deutschland nicht eine völlige Publikations- und Meinungsfreiheit gäbe. Die Freiheit des Wortes sei der Kern unserer Buchkultur. Sie sei aber auf der Welt  nicht selbstverständlich. Das zeige eine „Karte der Rangliste der Pressefreiheit“ von Reportern ohne Grenzen, auf der lediglich eine Handvoll Staaten auf der Welt über Meinungs- und Publikationsfreiheit verfügten. Deshalb setze sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels so massiv für die Meinungsfreiheit und Publikationsfreiheit weltweit ein, zuletzt mit der  vor drei Wochen gestarteten Petition „FreeWordsTurkey“, die schon 80 000 Menschen unterzeichnet haben. Skipis lud alle Anwesenden ein, soweit noch nicht geschehen, diese Petition ebenfalls zu unterzeichnen. „Bis zur Buchmesse dürften wir die 100 000er Grenze kappen.“

Die Autoren-Gespräche und Lesungen

André Kubiczeck – mit Gerd Scobel über „Skizzen eines Sommers“ (Rowohlt Berlin)

André Kubiczeck, Shortlist-Autor von Skizzen eines Sommers (Rowohlt-Verlag),Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
André Kubiczeck, Shortlist-Autor von Skizzen eines Sommers (Rowohlt-Verlag),Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Augenzwinkernd an André Kubiczeck gerichtet,  „Es wäre immer so bescheuert, einen Autor zu fragen, wie autobiographisch sein Roman denn sei“, eröffnete Gert Scobel den Gesprächsreigen über das erste Buch des Abends:„Skizzen eines Sommers“ (Rowohlt Berlin). Worauf hin Shortlist-Autor Kubiczeck, der die Frage gar nicht so bescheuert fand, unumwunden einräumte: „Warum soll ich mir ein kompliziertes Setting ausdenken, wenn ich sozusagen mein Leben dafür nehmen kann, um das zu erzählen, was ich erzählen will“. Der Roman aus dem eigenen Nähkästchen der Pubertätsjahre Mitte der 80er in der ehemaligen DDR sei wie im Rausch innerhalb von nur vier Monaten entstanden. Verblüfft stellte Scobel fest, dass darin zwar auch Ossi-Jargon vorkäme, aber „diese in der Literatur immer wieder hochstilisierten Ost-West-Unterschiede“ seien „völlig unterschnitten“, kämen praktisch nicht vor, ob das „denn eine identische Pubertät in Ost und West“ gewesen sei: „Ja, wenn man die ‚richtige‘ Musik gehört hat im Jahr 1986“, dann habe man mehr Gemeinsamkeiten mit allen Gleichaltrigen in der Welt, als beispielsweise mit denen der „Modern Talkingfraktion“.

Gerd Scobel (3Sat-Moderator)  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Gerd Scobel, (3Sat-Moderator) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Im Grunde genommen sei das Buch eine riesige Playlist. „Sie haben einen Roman geschrieben, den man hören kann“, so Scobel. Selbst der Titel des Romans, so der 3Sat-Moderator, sei eigentlich ein Titelsong „Sketch for Summer“. „Ja, klar“, er habe eine riesengroße Plattensammlung „und eine Plattensammlung ist wie ein Tagebuch“, so der 1969 in Potsdam geborene und heute in Berlin lebende Autor.

André Kubiczeck versucht aber nicht, mit möglichst vielen Songs inhaltlich nachzulegen. In seinem Roman verhält es sich genau umgekehrt, da ein Doppel-Kassettenrekorder aus dem Westen, den ihm seine Oma „wohl zur Ablenkung von der Trauer über seine mit 14 Jahren sehr früh verlorene Mutter“ besorgt hatte, eine zentrale Rolle spielt, nicht nur für ihn ganz persönlich, auch für die Entwicklung seine Freundeskreises, „da alle bei ihm Musik hören kommen wollen“.

André Kubiczek: Skizze eines Sommers Gebundene Ausgabe: Rowohlt Berlin 2016, 384 Seiten, EUR 19,95. ISBN-13: 978-3871348112
André Kubiczek: Skizze eines Sommers
Gebundene Ausgabe: Rowohlt Berlin 2016, 384 Seiten, EUR 19,95. ISBN-13: 978-3871348112

Die Musik bleibt dabei lediglich Medium und zugleich eine Metapher des Leitmotivs seines Romans, nämlich die Suche nach dem perfekten Moment. Die sei sozusagen das Hauptmotiv eines großen Schriftstellers wie bei Proust, so Scobel, nämlich „diese verlorenen perfekten Momente in irgendeiner Form noch einmal wiederzubekommen“. „Ja, aus diesem Grund habe ich das Buch eigentlich geschrieben, die verdeckten Momente der eigenen Jugend nochmal aufleben zu lassen und zu bannen!“, so Kubiczeck „Was ihnen großartig gelungen ist“, lobte Gert Scobel.

 

Reinhard Kaiser-Mühlecker mit Sandra Kegel über „Fremde Seele, dunkler Wald“ (S. Fischer, Frankfurt)

Shortlist-Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker im Gespräch mit FeuilSandra Kegel, FAZ-Redakteurin  im Feuilleton über das Buch „Fremde Seele, dunkler Wald“ (S. Fischer, Frankfurt)  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Shortlist-Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker im Gespräch mit FeuilSandra Kegel, FAZ-Redakteurin im Feuilleton über das Buch „Fremde Seele, dunkler Wald“ (S. Fischer, Frankfurt) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Ein wenig zäh verlief das Gespräch zwischen Reinhard Kaiser-Mühlecker und Moderatorin Sandra Kegel (F.A.Z.) über seinen Roman „Fremde Seele, dunkler Wald“ (S. Fischer). Vielleicht lag es an zu tiefst bedrückenden  thematischen Alternativlosigkeit, die alle Energie zu absorbieren schien, wie eine Art melancholischer Nebel, durch den die Moderatorin mit noch so vielen Anläufen nicht wirklich zum Autor  durchzudringen vermochte.  „Das ist ihre Beobachtung und die muss ich zur Kenntnis nehmen“, war beispielsweise eine der Absagen Kaiser-Mühleckers auf einen erneuten Anlauf der Moderatorin, etwas mehr über Beweg- und Hintergründe zu erfragen. Dennoch konnte Sandra Kegel  ihrem Gesprächspartner zuletzt doch noch ein paar persönliche Bekenntnisse entlocken, etwa, dass er als Autor kein Makro-Planer sei, der eine Geschichte vorkonzeptioniere. Alles entstünde im Raum. Er wolle beim Schreiben Schritt für Schritt einen Raum erkunden, und zwar im eigenen Tempo.

Errettend aus dem schleppenden Gesprächsverlauf war schließlich die Leseprobe, die einmal mehr die hohe literarische Qualität des großartigen Autors bezeugte, und einen sofort mitnahm in die grauen, subtilen Stimmungen dieses düsteren, wie aus der Zeit gefallenen Familiendramas mit der hilflosen Stummheit seiner Protagonisten und ihren existentiellen Untiefen, und der Ausweglosigkeit einer beengten verlogenen Heimat-Idylle, die bis zum Schluss mit krimihafter Spannung aufgeladen bleibt.

Reinhard Kaiser-Mühlecker. Fremde Seele, dunkler Wald. Fischer Verlag, Frankfurt 2016, Gebundene Ausgabe: 304 Seiten, EUR 20,00 ISBN-13: 978-3100024282
Reinhard Kaiser-Mühlecker. Fremde Seele, dunkler Wald. Fischer Verlag, Frankfurt 2016,
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten, EUR 20,00
ISBN-13: 978-3100024282

Worum geht es im Werk? Alexander kehrt von seinem Auslandseinsatz als Soldat internationaler Truppen in die Heimat zurück. Seine Unruhe treibt ihn bald wieder fort. Sein jüngerer Bruder Jakob führt unterdessen den elterlichen Hof. Als sich sein Freund aufhängt, wird Jakob die Schuldgefühle nicht mehr los. Der Vater fabuliert von phantastischen Geschäftsideen, während er heimlich Stück für Stück des Ackerlandes verkaufen muss. Mit großer poetischer Ruhe und Kraft erzählt Reinhard Kaiser-Mühlecker von den Menschen, die durch Verwandtschaft, Gerede, Mord und religiöse Sehnsüchte aneinander gebunden sind. Es ist die Geschichte zweier Brüder, die dieser Welt zu entkommen versuchen – eine zeitlose und berührende Geschichte von zwei Menschen, die nach Rettung suchen.

Philipp Winkler mit Alf Mentzer über „Hool“ (Aufbau, Berlin)

Shortlist-Autor Philipp Winkler im Gespräch mit hr-2-Kulturredakteuer Alf Mentzer  über sein Buch "Hool" (Rowohlt-Verlag9 Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Shortlist-Autor Philipp Winkler im Gespräch mit hr-2-Kulturredakteuer Alf Mentzer über sein Buch „Hool“ (Rowohlt-Verlag9 Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Das  vor der Pause letzte Autorengespräch mit Philipp Winkler (Hool, Aufbau) begann hr-2-Kulturredakteuer Alf Mentzer mit der Feststellung: „Nachdem ich im vergangenen Jahr mit Frank Witzel, der für den längsten Roman verantwortlich war, der jemals auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stand, gesprochen habe, geht es in diesem Jahr um ein Buch mit den kürzesten jemals in einem Buchjahr shortgelisteten Titel“, nämlich um den der Roman „Hool“.

Ob man nun die Materie Gewalt mag oder nicht – literarisch handelt es sich um ein Meisterwerk. Auf Mentzers mehr rhethorisch gestellte Frage, ob er, der Autor dieses Werkes, denn auch so einer wäre, kam wie aus der Pistole geschossen ein schlichtes energisches: „Nein!“.

Alf Mentzer, hr-2-Kulturredakteuer. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Alf Mentzer, hr-2-Kulturredakteuer. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Ihn habe, so Winkler, diese Hooligan-Szene schon lange fasziniert. „Ich bin selber von Kindheit an Fußballfan gewesen, und egal in welchem Bereich: Ich interessiere mich vor allem für Extremsituationen, für Dunkelzonen, für Randgebiete“ und dazu gehöre natürlich auch der Hooliganismus. Besonders interessiert den Autor, „was Leute dazu treibt, diesem Hobby oder dieser Leidenschaft, oder wie man es immer nennen will, nachzugehen.“ Grundsätzlich müsse man zwischen zwei Hauptgruppen, den  Ultras und Hooligans, unterscheiden.

Shortlist-Autor Philipp Winkler in lässiger "Hool-Pose" Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Shortlist-Autor Philipp Winkler in lässiger „Hool-Pose“ Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Ultras seien die Gangs, die man als Fangruppen im Stadion sähe, die immer organisiert seien, die die Fan-Gesänge machten und die Doppel-Banner hochhielten. Mit Hooligans hingegen, um die es in seinem Buch ginge, bezeichnete man in Deutschland Leute, „die sich außerhalb dieses ganzen Stadion- und Fußball-Kontextes zum Beispiel auf dem Acker, ob auf einem Feld oder in einem entlegenen Industriegebiet, verabredet träfen, um sich gegenseitig auf die Schnauze zu hauen.“

 

Philipp Winkler Hool. Aufbau Verlag, Berlin 2016,  310 Seiten, EUR 19,95 ISBN-13: 978-3351036454
Philipp Winkler Hool. Aufbau Verlag, Berlin 2016,
310 Seiten, EUR 19,95
ISBN-13: 978-3351036454

Interessant sei auch das sehr an Traditionen orientierte Weltbild der Szene im Gegensatz zu anderen Jugendbewegungen, die sich gegenüber Erwachsenen abgrenzten. Tradition spiele eine sehr große Rolle. Hools seien das Gegenteil von Jugendkultur, eher mit einem Rasse-Geflügel-Zuchtverein vergleichbar, der unter Nachwuchsproblemen leide und durch die voranschreitende Überalterung zum Aussterben verurteilt sei. So alterspyramidenorientiert kommt Winklers Werk „Hools“ allerdings nicht daher. Es geht häufig heftig zur Sache, Fäuste fliegen, Nasen bluten oder werden gebrochen, und es herrscht mitunter eine archaische Stimmung, des Rechts des Stärkeren,  wobei es der Autor stets hervorragend versteht, Szenen spannend und wirklichkeitsgetreu, schnörkellos und detailliert zu erzählen, und durch das mitunter richtige „Weglassen“ einen Sog äußerster Spannung erzeugt. „Es ist ein Sog, den man sich kaum entziehen kann, und ich kann Ihnen nur raten, sich diesem Sog auszusetzen, diesen Roman zu lesen, „Hool, von Philipp Winkler!“, verabschiedete  Mentzer den Autor und die Gäste in die Pause.

Nachtrag: Am 7.Oktober 2016 gab das ZDF bekannt, dass Philipp Winkler den ZDF-„aspekte“-Literaturpreis erhält. Die Verleihung findet am 20.Oktober 2016 auf der diesjährigen Buchmesse statt.

 

In der Pause, bei guten Gesprächen und einem Glas Wein, konnten die am Bücherstand erworbenen Werke signiert werden. Das Bild zeigt Reinhard Kaiser-Mühlecker beim Eintrag in sein Werk "Fremde Seele, dunkler Wald" (S.Fischer, Frankfurt).
In der Pause, bei guten Gesprächen und einem Glas Wein, konnten die am Bücherstand erworbenen Werke signiert werden. Das Bild zeigt Reinhard Kaiser-Mühlecker beim Eintrag in sein Werk „Fremde Seele, dunkler Wald“ (S.Fischer, Frankfurt).

 

Eva Schmidt mit Gert Scobel über „Ein Langes Jahr“ (Jung und Jung, Salzburg)

Shortlist-Autorin Eva Schmidt im Gespräch mit Gert Scobel über ihr Werk "Ein Langes Jahr" (Jung und Jung, Salzburg) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Shortlist-Autorin Eva Schmidt im Gespräch mit Gert Scobel über ihr Werk „Ein Langes Jahr“ (Jung und Jung, Salzburg) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Auf Gert Scobels Frage, weswegen ihr Werk „Ein Langes Jahr“ die erste Buchpublikation nach 19 Jahren ihres letzten Werkes sei, bekannte die in Bregenz lebende Autorin Eva Schmidt, dass ihr das Schreiben schwer falle, dass schreiben für sie ein sehr erschöpfender Prozess sei, der sie verausgabe. „Irgendwann waren wir eine Familie mit vielen Kindern. Es war wie eine Flucht vom Schreibtisch in die Wirklichkeit“. Es sei vor allem einem befreundeten Agenten zu verdanken, der „mich in den vergangenen 20 Jahren immer ein bisschen ermuntert hat“, wodurch dieses  Buch „Ein Langes Jahr“ letztlich entstehen konnte. Ich hatte tatsächlich mal eine Geschichte fertig, eine Geschichte aus diesem Werk, „und dann hat er gesagt: ‚wie geht es weiter?‘“, und dann habe sie weitergeschrieben bis schließlich ein ganzes Buch daraus wurde.

Es handelt sich nicht um einen Roman im klassischen Sinne, eher um ein Romanmosaik, nämlich um eine Sammlung von 38 verschieden langen Kurz-Geschichten aus wechselseitigen Perspektiven erzählt, die parallel innerhalb eines Jahres in einer fiktiven Stadt geschehen. Es geht um Kinder, Alte, alleinerziehende Frauen und einen Obdachlosen. Beziehungen zwischen diesen Protagonisten kommen gar nicht und später nur sehr zart zustande. Engere Bezüge gibt es eigentlich immer nur zwischen „Mensch und Hund“. Doch auch das treue Haustier kann die Lücken von Einsamkeit und Vereinzelung nicht schließen, allenfalls unzureichend lindern. Dieses ungleiche Seelenverhältnis zwischen Mensch und Hund als Krücke zur Erleichterung der Einsamkeit ist ein alle Episoden verbindendes Element.

Eva Schmidt. Ein langes Jahr. Jung u. Jung, Salzburg 2016 212 Seiten, EUR 20,00 ISBN-13: 978-3990270806
Eva Schmidt. Ein langes Jahr. Jung u. Jung, Salzburg 2016
212 Seiten, EUR 20,00
ISBN-13: 978-3990270806

Wie der Klappentext beschreibt, lebt „Benjamin  mit seiner Mutter allein, die Wohnung in der Siedlung am See ist klein, den Hund, den er gerne hätte, kriegt er nicht. Als er Joachim davon erzählt, will der sich einen schenken lassen, am besten zwei, aber Benjamin findet, Hunde sind fast wie Menschen und kein Geschenk. Eines Tages begegnet Benjamin Herrn Agostini, einem alten Mann aus der Nachbarschaft, auch er wollte sein Leben lang einen Hund. Früher als er ist seine Frau nach einem Sturz ins Pflegeheim umgezogen, jetzt hat er endlich einen, Hemingway heißt er. Aber Herr Agostini ist nicht mehr gut auf den Beinen, er weiß nicht, was aus »Hem« werden soll. Ähnlich wie Karin, die gerne wüsste, wer sich um ihren Hund kümmert, wenn ihr was zustößt, wie sie sagt. Karin ist krank, sie hat Schmerzen, niemand weiß davon. Im Baumarkt kauft sie eine Leiter, vom Nachbarn borgt sie eine Bohrmaschine …  „

Thomas Melle mit Sandra Kegel über „Die Welt im Rücken“ (Rowohlt, Berlin)

Shortlist-Autor Thomas Meller im Gespräch mit Sandra Kegel, FAZ-Redakteurin  im Feuilleton, über "Die Welt im Rücken" (Rowohlt, Berlin) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Shortlist-Autor Thomas Melle im Gespräch mit Sandra Kegel, FAZ-Redakteurin im Feuilleton, über „Die Welt im Rücken“ (Rowohlt, Berlin) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Publikumsliebling Thomas Melle stellte als letzter Gesprächspartner des Abends seinen Shortlist-Titel „Die Welt im Rücken“ (Rowohlt, Berlin) vor. Melle ist Literaturwissenschaftler, Philosoph und Autor viel gespielter Theaterstücke. Melle übersetzte u.a. William T. Vollmanns Roman „Huren für Gloria“. Sein Debütroman „Sickster“ (2011) war für den Buchpreis nominiert und wurde mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet. Es wäre  „fast eine Mogelpackung gewesen, sein Werk ‚Die Welt im Rücken‘ Roman zu nennen“, antwortet er  Sandra Kegel auf ihre Frage nach der Genre-Einordnung seines Werkes. Aus bibliographisch-organisatorischen Gründen hatte ihn der Rowohlt-Verlag der Rubrik Belletristik zugeordnet, da sein aktueller Titel eben auch kein typisches Sachbuch ist. Vielmehr handelt es sich bei Melles genialem Werk „Die Welt im Rücken“ um eine hammerharte, schonungslos ehrliche,  fiktional aufgeladene Geschichte seiner bipolaren Störungen mit abgrundtiefen, länger anhaltenden Absturzphasen im Wechsel  mit euphorischen „Was-kostet-die-Welt“-Episoden. Sandra Kegel brachte es auf den Punkt, als sie bemerkte: „Sie schreiben, als würden Sie um  ihr  Leben schreiben“. „Ja, natürlich, das habe ich  auch!“, so Melle, der sich mitunter am liebsten ganz verkriechen und keinerlei Interview geben würde. Aber er wolle jetzt doch ein wenig zur Aufklärung über seine Krankheit beitragen, unter  der mehr Menschen litten, als bekannt wäre, so Melle. Deswegen habe er sich entschieden, nunmehr doch persönlich mit seinem Gesicht und Namen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Denn über die bipolare Störung würde hinweg geschwiegen wie über die meisten psychischen Erkrankungen. Im Englischen gäbe es die bekannte Wendung «the Elephant in the Room», eine Metapher für ein offensichtliches Problem, das ignoriert würde, so Melle. Da stehe also ein Elefant im Zimmer, nicht zu übersehen, und dennoch redete keiner über ihn. Vielleicht sei der Elefant peinlich, vielleicht sei seine Präsenz allzu offensichtlich, vielleicht denke man, der Elefant werde schon wieder gehen, obwohl er die Leute fast gegen die Zimmerwände drückte. „Meine Krankheit ist ein solcher Elefant“, so Melle.

Sandra Kegel, FAZ-Redakteurin  im Feuilleton.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Sandra Kegel, FAZ-Redakteurin im Feuilleton. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Bei dieser Krankheit, die in Schüben verlaufe, zerfalle das Ich in verschiedene Phasen, in die eines Manikers, die des Depressiven und in die, in der ich jetzt bin. Wenn Sie manisch-depressiv sind, hat Ihr Leben keine Kontinuität mehr. Was zuvor als einigermaßen durchgängige Geschichte erzählt oder erlebt wurde, zerfällt rückblickend zu unverbundenen Flächen und Fragmenten.“, so Melle. Seine Krankheit habe ihm die Heimat genommen, jetzt sei seine Krankheit seine Heimat.

Thomas Melle. Die Welt im Rücken. Rowohlt-Verlag, Berlin 2016, 352 Seiten, EUR 19,95 ISBN-13: 978-3871341700
Thomas Melle. Die Welt im Rücken. Rowohlt-Verlag, Berlin 2016, 352 Seiten, EUR 19,95
ISBN-13: 978-3871341700

Aber jetzt gehe es ihm seit zwei Jahren besser, und nicht alles sei Krankheit. Sein größter Trost sei, dass nach Erfahrung der Medizin zwischenzeitlich immer die vollkommene Genesung möglich, ja sogar die Regel sei, wenngleich man nicht wisse für wie lange, ob für Monate oder Jahre. Der Wahnsinn bestehe also fast immer nur vorübergehend und endete höchst selten in ewiger Umnachtung oder Demenz, so Melle. Wer mehr aus der Binnenperspektive eines Genies mitunter am Rande des Wahnsinns  über verglühende Nächte, Tage und Wochen erfahren möchte, sollte unbedingt  „Die Welt im Rücken“ von Thomas Melle lesen.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

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