Kategorie-Archiv: Buchkultur

Deutscher PEN schreibt Lyrikpreis aus

buchkultur-2Das PEN-Zentrum Deutschland schreibt den Kurt Sigel-Lyrikpreis 2018 aus. Er wird an eine/n Lyriker/in für Gedichte von hoher ästhetischer Qualität verliehen und ist mit € 4.000 dotiert. Stifter des Preises ist der Frankfurter Schriftsteller Kurt Sigel, der sich als Autor von Romanen, Erzählungen, Gedichtbänden sowie von Büchern in hessischer Mundart, die er teilweise mit eigenen Zeichnungen und Cartoons illustrierte, einen Namen gemacht hat. Kurt Sigel ist seit 1974 Mitglied im deutschen PEN.

Einsendeschluss für den Kurt Sigel-Lyrikpreis 2018 ist der 1. Oktober 2017. Die Ausschreibungsbedingungen finden sich auf der Homepage des PEN unter www.pen-deutschland.de. Hierzu gehört als Voraussetzung, einen eigenständigen Gedichtband in einem Verlag veröffentlicht zu haben, der von den Autoren keine Kostenzuschüsse verlangt.

Der Kurt Sigel-Lyrikpreis wurde 2016 im Rahmen der PEN-Jahrestagung in Bamberg erstmals an den Lyriker Daniel Falb verliehen. Er wird alle zwei Jahre ausgeschrieben.

Ausschreibungs-Infos

PEN-Zentrum Deutschland e.V.,
Kasinostr. 3,
64293 Darmstadt

Du hast das Wort! – Deutsch-französisches Jugendcamp fördert Meinungsfreiheit und Demokratie über Grenzen hinweg

Header_DhdW_mit-Claim2Jugendcamp „Du hast das Wort! Tu as la parole!“ / 15. bis 22. Juli 2017 auf dem mediacampus frankfurt / Workshops, Exkursionen und Medienprojekte zu Meinungsbildung und -vielfalt / Kamingespräch mit Tanja Kinkel und Hayko Bazdat

15 Jugendliche aus Deutschland, 15 Jugendliche aus Frankreich, ein Thema: Meinungsfreiheit in Europa. Vom 15. bis 22. Juli 2017 findet auf dem medicacampus frankfurt das deutsch-französische Jugendcamp „Du hast das Wort! Tu as la parole!“ statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigen sich anhand von Workshops, Seminaren und Exkursionen mit demokratischen Werten, Meinungsbildung und -vielfalt. In Online- und Videoprojekten setzen sie sich selbstständig mit den Themen auseinander. Zu Gast sind unter anderem die Autorin Tanja Kinkel und der türkische Journalist Hayko Bazdat.

„Das Jugendcamp führt Jugendliche aus zwei Ländern zusammen, die mehr als enge politische Beziehungen verbindet. Frankreich und Deutschland teilen freiheitliche und demokratische Werte. Beide Länder sehen sich aber auch gesellschaftlichen Entwicklungen gegenüber, die die Grundpfeiler von Demokratie und Freiheit verstärkt in Frage stellen. Im Jahr des Ehrengastauftritts Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse will das Camp die Auseinandersetzung mit demokratischen Werten wie Meinungsfreiheit über Grenzen hinweg fördern“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

„Wir wollen jungen Menschen nicht allein fachliche Kompetenzen mitgeben, sondern ihnen auch vermitteln, dass sie selbst gesellschaftlichen und politischen Einfluss nehmen können und einen wichtigen Beitrag zum Gelingen einer demokratischen Gesellschaft leisten“, ergänzt Monika Kolb-Klausch, Geschäftsführerin des mediacampus frankfurt. „Junge Menschen haben eine besondere Verantwortung, die gemeinsamen Werte weiterzutragen. Sie gestalten den europäischen Diskurs der Zukunft.“

Das Jugendcamp findet im Rahmen von „Francfort en français – Frankfurt auf Französisch: Frankreich Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2017“ statt. Die Jugendlichen präsentieren ihre Medienprojekte auf der Buchmesse im Oktober 2017.

Das Camp ist ein Projekt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung in Kooperation mit dem mediacampus frankfurt. Förderer sind die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main und die Gemeinnützige Hertie-Stiftung. Das Jugendcamp wird unterstützt von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Wort und Freiheit – Jugendcamp

Eine Bibel des Komischen oder „Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch“, herausgegeben von Uwe Wirth, erschienen im Metzler- Verlag

komik-coverDieses Buch war längst überfällig: „Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch“, jetzt erschienen im Stuttgarter Metzler-Verlag, herausgegeben vom Gießener Literaturprofessor Uwe Wirth und mit verfasst von 20 hochkarätigen Co-Autoren, entführt uns in ganz unterschiedliche gesellschaftspolitische, philosophische, psychologische, kulturelle, religiöse und mediale Welten des Komischen.
Erst jetzt beginnt man – auch in der akademischen Welt – wohl zu begreifen, was Komik als Forschungsgegenstand ist: der Brückenkopf für jede Erforschung der Kultur – vor allem der eigenen. Hierbei leistet Uwe Wirths „Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch“ wahre Pionierarbeit: Auf 400 Seiten haben 20 Autorinnen und Autoren aus 10 verschiedenen Disziplinen (darunter etliche Beiträger mit praktischer Erfahrung in der Komikproduktion, so dass sich der Begriff ‚interdisziplinär‘ auch auf die ‚Praxeologie‘ des Komischen beziehen lässt) in sechsjähriger Arbeit alles zusammengetragen, was sich zurzeit über das Phänomen Komik wissen lässt.

Neben der Erschaffung einer Enzyklopädie des Komischen geht es den Autoren auch auch darum, die interkulturellen Verschiedenheiten in der Wertschätzung des Komischen und so etwas wie eine Binnenperspektive auf die Kulturen des Komischen aufzuzeigen. So werden auch die unterschiedlichen Stile des Komischen, die mitunter sogar Komikschulen hervorgebracht haben, dargestellt: Man denke nur an Loriot, Otto Waalkes, Monty Python, und natürlich an die von Robert Gernhardt mitbegründete Neue Frankfurter Schule, aus der die Satire Zeitschrift Titanic 2 hervorgegangen ist. Freilich gibt es auch – wie man zuletzt im Fall Jan Böhmermann gesehen hat, unterschiedliche Stile – und Kulturen – der Humorlosigkeit. Dabei zeigt sich gerade am Widerstand gegen das Komische, insbesondere am Wunsch, dem Witz und der Satire Grenzen aufzuzeigen, welch außergewöhnlich interessanter Untersuchungsgegenstand das Phänomen Komik ist.

„Komik“ ist das erste wissenschaftlich fundierte Kompendium des Humors, eine höchst empfehlenswerte Bibel des Komischen für alle, die sich ernsthaft mit den Phänomen des Humoristischen beschäftigen wollen. In „Komik“ erhalten sie erstmals einen breiten Überblick über die vielfältigen Formen und Themen des Komischen, methodische Zugänge und somit eine Bestandsaufnahme der aktuellen Komikforschung insgesamt.

In einem ersten Teil werden die Grundbegriffe wie Komik, Humor, Witz, Ironie, Satire, Parodie, Komödie, aber auch Randphänomene wie Dummheit, Groteske, Sarkasmus dargestellt.

Im zweiten Teil werden die vielfältigen Ansätze und methodischen Zugänge zur Komikforschung in verschiedenen Disziplinen beleuchtet: von der Anthropologie und Philosophie über die Hirnforschung, die Psychologie und die Psychoanalyse, bis hin zu Sprach- und Literaturwissenschaft, Soziologie, Gender-Forschung und Interkulturalität.

Im dritten Teil stehen die historischen Erscheinungsformen des Komischen in verschiedenen Gattungen und Medien im Fokus: von Literatur und Theater über Presse, Malerei und Grafik bis zu Film, Fernsehen, Rundfunk und den neuen Medien.

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Uwe Wirth (Hg.) Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch
Metzler-Verlag, Stuttgart 2017, Gebundene Ausgabe: 415 Seiten, 69,95 Euro
ISBN-13: 978-3476023490

 

 

 

 Aus dem Inhaltsverzeichnis

I Grundbegriffe des Komischen
1 Komik Tom Kindt 2
2 Humor Tom Kindt 7
3 Witz Stefan Willer 11
4 Ironie Uwe Wirth 16
5 Satire Rüdiger Zymner 21
6 Parodie Uwe Wirth 26
7 Komödie/Tragikomödie Bernhard Greiner 30
8 Das Groteskkomische Günter Oesterle 35
9 Spaßmacher Hans Rudolf Velten 42
10 Lachen Christiane Voss 47
11 Dummheit Uwe Wirth 52
12 Wortspiel Alexander Brock 56
13 Sarkasmus Burkhard Meyer-Sickendiek 61

II Methodische Zugänge zum Komischen
14 Philosophie Achim Geisenhanslüke 68
14.1 Zum Begriff der Komik 68
14.2 Komik und Witz in der Philosophie 68
14.2.1 Komik und Witz in der englischen
Aufklärung: Shaftesbury, Addison,
Hutcheson 69
14.2.2 Kant, der Witz und das Wissen 71
14.2.3 Ästhetik des Komischen: F. Schlegel
– Schopenhauer – Nietzsche 72
14.2.4 Witz bei Bergson und Freud 73
14.2.5 Anthropologie des Witzes: Plessner,
Ritter und Marquard 75
15 Anthropologie
Tom Kindt / Robert Vellusig 78
15.1 Bioanthropologie 78
15.2 Philosophische Anthropologie 80
15.3 Anthropologische Psychologie 83
15.4 Kulturanthropologie 86
16 Psychologie, Medizin, Hirnforschung
Willibald Ruch / Jennifer Hofmann 89
16.1 Der Lustigkeitseindruck 89
16.2 Lächeln 90
16.3 Lachen 92
16.4 Erheiterung 93
16.5 Struktur und Prozesse: Die Verarbeitung
von Komik 94
16.6 Motivationale Prozesse 95
16.7 Stimmung und Persönlichkeit 96
16.8 Humor als Tugend/Charakterstärke 96
16.9 Messverfahren 97
16.10 Weitere Aspekte einer Psychologie des
Humors 98
17 Komik, Witz und Humor in der Psychoanalyse
Michael Wetzel 101
17.1 Freuds ursprüngliche Einsicht 101
17.2 Sparsamkeit und Verausgabung 105
17.3 Andere Schauplätze des Lachens 108
18 Linguistik und Humor Helga Kotthoff 112
18.1 Sprachspiele, Rahmungsspiele,
Necken 112
18.2 Pointen und (semantische) Inkongruenzen
113
18.3 Humor, Ironie und die Griceschen
Maximen der Kommunikation 115
18.4 Komik, Humor und Ironie in der
Interaktionsforschung 117
18.5 Humor in der Gruppe und in den
Medien 118
18.6 Lachen im Gespräch 119
19 Literaturtheorie 122
19.1 Rhetorisch-poetologische Ansätze
Arne Kapitza 122
19.2 Sprechakttheorie und Komiktheorie 125
19.3 Bachtins Ansatz im Spannungsfeld von
Karneval und Literatur 128
19.4 Neuere (analytische, systemtheoretische,
performanztheoretische) Ansätze
Uwe Wirth 129
20 Komik, Gesellschaft und Politik
Arne Kapitza

usw. über: komik-inhaltsverzeichnis

24. Mainzer Minipressen-Messe startet erfolgreich in der Rheingold-Halle – Stomps-Preisverleihung im Gutenberg-Museum

Kulturdezernentin Marianne Grosse, unterstützt von Johannes Gutenberg, eröffnet die Mainzer Minipressen-Messe im Foyer der Rheingold-Halle am 29. Juni 2017 gegen 14 Uhr.
Kulturdezernentin Marianne Grosse, unterstützt von Johannes Gutenberg, eröffnet die Mainzer Minipressen-Messe im Foyer der Rheingold-Halle am 29. Juni 2017 gegen 14 Uhr.

„In Zeiten von IPad und digitalen Medien ist es so schön und wichtig für die Seele, wenn wir hier Bücher sehen, von denen wir uns gar nicht vorstellen konnten, dass sie überhaupt verlegt wurden“, schwärmte Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz bei ihrer gestrigen Eröffnung der 24. Mainzer Minipressen-Messe in der Rheingold-Halle. Unterstützt wurde sie dabei von „Johannes Gutenberg“, alias Harro Neuhardt von „Die Jünger Gutenbergs“, Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums, Prof. Dr. Jürgen Hardeck, Geschäftsführer Kultursommer Rheinland-Pfalz und Jürgen Kipp, Leiter der Minipressen-Messe.

Jürgen Kipp, auch Mister Minipressen-Messe genannt. Foto: Diether v. Goddenthow
Jürgen Kipp, auch Mister Minipressen-Messe genannt. Foto: Diether v. Goddenthow

Jürgen Kipp wird auch Mister Minipressen-Messe genannt, da er seit 31 Jahren mit viel Herzblut und großer Professionalität das Mekka für Kleinverlage, Handdruckpressen und Autoren  mit einem guten Händchen für Individualisten erfolgreich organisiert.

 

 

In diesem Jahr, so Jürgen Kipp, gibt es über 50 Prozent Neuanmeldungen. Insgesamt seien 260 Ausstellende auf der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und Handpressen vertreten. Die bekannte Vielfalt der Minipressen-Messe konnte hierdurch noch einmal gesteigert werden.

Die insgesamt 260 Aussteller haben ihre  Stände aufgeschlagen in der großen Wandelhalle, im Übergang und im Westflügel der Rheingoldhalle. Es ist das dritte Mal, dass die Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle und nicht mehr in zwei Großzelten am Konrad-Adenauer-Rheinufer untergebracht ist. Foto: Diether v. Goddenthow
Die insgesamt 260 Aussteller haben ihre Stände aufgeschlagen in der großen Wandelhalle, im Übergang und im Westflügel der Rheingoldhalle. Es ist das dritte Mal, dass die Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle und nicht mehr in zwei Großzelten am Konrad-Adenauer-Rheinufer untergebracht ist. Foto: Diether v. Goddenthow

Ein absoluter Rekord sei auch, so Marianne Grosse, dass sich 120 Autorinnen und Autoren zu Lesungen angemeldet haben. Die Internationale Mainzer Minipressen-Messe sei vor allem auch Ausdruck einer unglaublichen Energie. Leidenschaft und Kreativität ihrer Macher.

Museum Papiermühle Homburg. Johannes Follmer informiert nicht nur an seinem Stand, sondern zeigt als Sonderaktion an allen Messetagen wie Papierschöpfen geht. Foto: Diether v. Goddenthow
Museum Papiermühle Homburg. Johannes Follmer informiert nicht nur an seinem Stand, sondern zeigt als Sonderaktion an allen Messetagen wie Papierschöpfen geht. Foto: Diether v. Goddenthow

Zu finden gibt es fast alles: Vom traditionellen Pressendruck über das eBook bis zum illustrativen Holzschnitt, von der Originallithographie bis zum hochwertigen Einband, vom liebenswerten Kinderbuch bis zum illustrierten Klassiker, von Büchern in Packpapier bis zur Literaturzeitschrift im Hochglanzdruck, vom papiermechanischen Objekt bis zum dreidimensionalen Popup, von der Publikationsinitiative bis zu Poetry Slam, von der persönlichen Biographie bis zu print on demand, von regionalen Autoren bis hin zu international gefeierten Schritstellern, von bibliophilen Ausgaben, mittelalterlicher Buchmalerei, von Kalligrafie bis PopArt. Dies sowie ein breites Rahmenprogramm  finden Besucher noch bis zum 2. Juli 2017 auf der  Mainzer Minipressen-Messe, der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen.

V.O.Stomps-Preisverleihung 
Stomps-Preis 2017, v.li.: Frédéric Guille u. Gisa Schraml  vom Kollektiv Tod Verlag, waren aus Paris angereist. Hauptpreisträger Svato Zapletal und Kulturdezernentin Marianne Grosse , die die Preise überreichte. Foto: Diether v. Goddenthow
Stomps-Preis 2017, v.li.: Frédéric Guille u. Gisa Schraml vom Kollektiv Tod Verlag, waren aus Paris angereist. Hauptpreisträger Svato Zapletal und Kulturdezernentin Marianne Grosse , die die Preise überreichte. Foto: Diether v. Goddenthow

Zu Ehren des legendären Gründer der Eremitenpresse Victor Otto Stomps (1897 – 1970) vergibt die Stadt Mainz seit 1979 anlässlich der Minipressen-Messe den  Stomps-Preis „für herausragende kleinverlegerische Leistungen.  Mit dem V.O. Stomps-Preis werden Qualität und persönliches Engagement im Bereich der Kleinverlagsszene honoriert. Diese Auszeichnung gilt nicht dem wirtschaftlichen Erfolg, sondern hervorragenden Leistungen, die unter den schwierigen Bedingungen für Kleinverleger besonderes Talent und Einfallsreichtum erkennen lassen.

Der 20. V.O. Stomps-Preis wurde am Donnerstag, 29. Juni 2017, im Rahmen einer Feierstunde mit anschließendem Empfang gegen 20 Uhr im Gutenberg-Museum von Kulturdezernentin Marianne Grosse überreicht.

70 hochkarätige Bücher des Savato-Verlags, abgebildet auf einem Plakat. Etliche Titel können auf der Minipressen-Messe angeschaut werden. Foto: Diether v. Goddenthow
70 hochkarätige Bücher des Savato-Verlags, abgebildet auf einem Plakat. Etliche Titel können auf der Minipressen-Messe angeschaut werden. Foto: Diether v. Goddenthow

„Meine Bücher sind wie eine Frucht; an den Kern, die Literatur, ist oft schwer heranzukommen. Umso wichtiger sind eine schöne Schale und ein gutes Fruchtfleisch”, sagt Svato Zapletal, Hamburger Verleger, der den  mit 3.500 Euro dotierten V.O.Stomps-Preis aus den Händen von Kulturdezernentin Marianne Grosse erhielt. Seit 40 Jahren hat Zapletal 70 Bücher anspruchsvolle Werke illustratorisch bereichert, gedruckt und in originelle Einbände verpackt. Darunter so bedeutende Autoren wie Franz Kafka, Kurt Tucholsky, Daniil Charms, Doris Dörrie und Hans Magnus Enzensberger. Selbst  Martin Heidegger hat den Kleinverleger nicht abgeschreckt. 2001 wurden seine Bücher im Gutenberg-Museum ausgestellt. Die Jury zeichnet mit dem 20. V.O. Stomps-Preis einen Verleger aus, der mit seinem buchkünstlerischen Werk eine beachtliche Kontinuität aufweist: Zur diesjährigen 24. Minipressen-Messe legte er sein 71. Buch vor.

Laudator: Dr. Lothar Schöne. Foto: Diether v. Goddenthow
Laudator: Dr. Lothar Schöne. Foto: Diether v. Goddenthow

Grafik, Gestaltung, Illustrationen stammen bei allen Büchern vom Verleger. Die Bücher und Drucke werden im Handsatz und in guter handwerklicher Qualität hergestellt, auf einer Andruckpresse gedruckt und zu erschwinglichen Preisen angeboten.  Svato Zapletal bereichere mit visuellen Kunst die Bücher, bringe sie mit seinen Illustrationen zum „Erleuchten“, indem er „mir meine Geschichte neu erkläre“, so der Laudator Dr. Lothar Schöne.

Den V.O. Stomps-Förderpreis in Höhe von  1.500 Euro erhielten Gisa Schraml und Frédéric Guille, Betreiber des Berliner Kollektiv Tod-Verlages.
Der Kollektiv Tod Verlag ist ein Kollektiv von Druckern, die hauptsächlich in Siebdruck und Holzdruck arbeiten. Seit etwa acht Jahren ist Kollektiv Tod mit seinen handgefertigten Kunstdruckbüchern regelmäßig auf Buchmessen von Paris bis Barcelona anzutreffen.

Laudator Oswald Buss. Foto: Diether v. Goddenthow
Laudator Oswald Buss. Foto: Diether v. Goddenthow

Darüber hinaus gibt es immer wieder kleinere Ausstellungen und Street-Art-Projekte zu sehen. Die erste vom Kollektiv Tod produzierte Arbeit, der Friedrichshainer Totentanz, beschäftigte sich mit den langsam aussterbenden kollektiven Strukturen in der Berliner Hausbesetzerszene. Im Kern ginge es dem Kollektiv Tod Verlag um das Thema „Freiheit“, so Oswald Buss, Laudator.

Festredner Harry Oberländer. Foto: Diether v. Goddenthow
Festredner Harry Oberländer. Foto: Diether v. Goddenthow

Harry Oberländer, bis 2016 langjähriger Leiter des Hessischen Literaturforum/Mousonturm erinnerte in seinem Festvortrag an Victor Otto Stomps, der 1897 in Krefeld geboren wurde, und mit seinen Eltern in jungen Jahren nach Berlin umzog als sein Vater Syndikus bei der Deutschen Reichsbank wurde. Nach Studiums-Abbruch und kurzer Zwischenstation bei der Ufa absolvierte Stomps 1923 eine Lehre bei der Deutschen Bank. 1926 gründete er den legendären Verlag „Die Rabenpresse“. Hier erschien unter anderem die Literaturzeitschrift „Der Fischzug“. Die Redaktion oblag Walther G. Oschilewski. Nach fünf Ausgaben musste diese jedoch im gleichen Jahr ihr Erscheinen wieder einstellen. Es folgte 1932 bis 1934 die Literaturzeitschrift Der weiße Rabe. Auf auf Druck der Nationalsozialisten und aus finanziellen Gründen musste Stomps 1937 den Verlag verkaufen.

Um die Rabenpresse kristallisierte sich in dieser Zeit ein literarischer Zirkel, der sich zumeist nur privat traf. Im gehören unter anderem an: Walther G. Oschilewski, Gertrud Kolmar, George A. Goldschlag, Jens Heimreich, Horst Lange und dessen Frau Oda Schaefer, Peter Huchel, Werner Bergengruen, Georg Zemke, Herbert Fritsche, Joachim Maass, Robert Seitz, Rolf Bongs, Werner Helwig, Eberhard Meckel, Heinz Oskar Wuttig und Hans Gebser, der in der Schweiz als Philosoph Jean Gebser bekannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Stomps 1949 in Frankfurt am Main einen neuen Verlag, die Eremitenpresse, mit der er 1954 nach Stierstadt im Taunus umzog. 1967 verließ er den Verlag, ging nach West-Berlin und gründete seinen dritten Verlag, die Neue Rabenpresse.

Veranstaltungsort
Rheingoldhalle
Rheinstraße 66
55116 Mainz
Telefon: 49 (0)61 31 / 242-0
Veranstalter

Gutenberg-Museum
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Telefon: 06131/12 26 40
gutenberg-museum@stadt.mainz.de
www.gutenberg-museum.de

24. Mainzer Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle vom 29. Juni bis 2. Juli 2017 mit Lese-Marathon u. Rekordbeteiligung

Minipressenmesse Impression 2015 Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Minipressenmesse Impression 2015
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Eröffnung am 29. Juni, 14 Uhr
Lese-Marathon mit Rekordbeteiligung
Mainz. Endlich ist es wieder so weit, zwei Jahre Warten haben ein Ende: Wenn Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz, am 29. Juni 2017 um 14 Uhr in der Rheingoldhalle die „Mainzer Minipressen-Messe“ eröffnet, verwandelt sich die Gutenberg-Stadt zum 24. Mail in ein Mekka der Kleinverlage, Buchkünstlerinnen und -künstler sowie Autorinnen und Autoren.

260 Ausstellende zeigen auf der MMPM, der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und Handpressen, die vom Gutenberg-Museum organisiert wird, ihre neuesten Ideen und Trends zum Thema Drucken und Verlegen von Literatur und Kunst. Während der Messetage vom 29. Juni bis 2. Juli ist Zeit um eigene Entdeckungen zu machen und persönliche Favoriten zu finden.
Marianne Grosse freut sich bereits über einen Rekord, der ein wahres Lesefest in Aussicht stellt: Mehr als 120 Autorinnen und Autoren wurden über ihre Verlage zu Lesungen angemeldet!
Das umfangreiche Rahmenprogramm aus Poetry Slam, Lesungen, Workshops, Performances, Seminaren und Ausstellungen lässt kaum Wünsche offen.

Genannt sei etwa Klaus Wilinski, dessen Karikaturen – nicht nur zur Mainzer Lebensart – in über 30 Jahren Kultstatur erlangt haben. Er zeichnet live per Beamerpräsentation vor dem Publikum. Der Rotopol-Verlag aus Kassel steht für grafisches Erzählen und zeigt in seiner Rotopol-Mystery-Show, was Illustration, grafische Techniken und Comic heute leisten können. Der Mainzer „Brandstifter“ verbindet in seiner „antipodes Installation“ visuelle Poesie, Mailart und Copy Art. Dass alte Bücher ein zweites Leben als Wandregal oder Zeitungshalter finden und zum ästhetischen Objekt werden können, demonstriert Johanna Kuhn mit „Bücher falten in 3D“ in Workshops. Dirk Lange kann man zuschauen, wie er Papier durch die schwierige Technik des Marmorierens verwandelt.

Zum Besuchermagnet wird sicher auch wieder Loves Bites – die erotische Nacht im Gutenberg-Museum. Claudia Gehrke und ihr Team vom Tübinger Konkursbuch-Verlag versprechen anregende Texte, aufregende Stimmen, sinnliche Körperkunst und vieles mehr bei Live-Musik –ein Abend für alle Sinne.
Für Kinder gibt es eigene Programme. Die Arbeiterwohlfahrt hilft mit, dass den Eltern ein entspannter Messebesuch ermöglicht wird, während der Nachwuchs sich im Büchermachen übt. Die Papiermühle Homburg schöpft Papier mit Mainzelmännchen-Wasserzeichen. Lucia Bornhofen präsentiert am Sonntag ihr wunderbares Bilderbuchkino für Kinder ab vier Jahren – Alles bei freiem Eintritt.

Ehrengastauftritt Frankreich: „Öffnung hin zu einem Europa der Gastfreundschaft“

ehrengast-frankreich2Ehrengastpräsentation im Zeichen der Vielstimmigkeit / Wajdi Mouawad ist der literarische Eröffnungsredner / Kulturprogramm: 134 französischsprachige Autoren und Künstler reisen nach Frankfurt

logo-Francfort-en-français2Vergangene Woche wurden in Beisein der Französischen Ministerin für Kultur Fraçoise Nyssen während einer Pressekonferenz zum Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse (11.–15. Oktober 2017) Details zum literarischen Programm und zur Ehrengastpräsentation bekannt gegeben. 134 Autoren und Künstler aus Frankreich, der französischen Schweiz, Belgien, Luxemburg, Kanada sowie aus Afrika, Asien und dem Maghreb werden auf der Frankfurter Buchmesse vorstellen. Wajdi Mouawad wird als literarischer Redner zur Eröffnung der Buchmesse (Dienstag, 10. Oktober 2017) erwartet. Wajdi Mouawad ist Autor, Schauspieler und Dramaturg libanesischer Herkunft und aktuell Direktor des Théâtre national de la Colline in Paris. Er repräsentiert den Ehrengastauftritt in optimaler Weise durch seinen Werdegang und seine Art, mit Sprache in ihrer ganzen Vielfalt umzugehen. Der Ehrengastauftritt wird von einer beeindruckenden Anzahl von Übersetzungen begleitet: 130 deutschsprachige Verlage übertragen 473 Romane, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher und Graphic Novels ins Deutsche (Stand Juni 2017).

„Mit weit mehr als hundert französischsprachigen Autoren, die auf der Frankfurter Buchmesse anwesend sein werden, und hunderten Kulturveranstaltungen inner- und außerhalb der Buchmesse, steht „Francfort en français“ als Symbol eines neuen Aufschwungs zwischen Frankreich und Deutschland und vermittelt eine sehr starke Öffnung in Richtung eines Europas der Gastfreundschaft“, sagte Paul de Sinety, Vorsitzender des Ehrengastauftritts.

„In einer Zeit, in der Europa politisch zunehmend unter Druck gerät und in dessen Bevölkerung wir tiefe Risse beobachten, festigt der Auftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Gleichzeitig entsteht hier ein lebendiger kultureller Raum, der weit über geographische Grenzen hinausweist. In wenigen Wochen werden wir in Frankfurt Autoren erleben, die sich mit ihrer (Wahl-)Heimat auseinandersetzen, das Bild Frankreichs in der Welt hinterfragen und neu erfinden, mit Vorurteilen und Klischees aufräumen. Und dies unabhängig davon, ob sie nun in Frankreich geboren sind oder aus beruflichen, politischen oder persönlichen Gründen das Französische als ‚langue de préférence‘ angenommen haben“, so Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, auf der Pressekonferenz.

Ehrengastpräsentation: Experimentierraum der Vielstimmigkeit

Im Zentrum des Gastlandauftritts steht die Ehrengastpräsentation. Auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern entsteht im Forum, Ebene 1, ein dreidimensionales Gesamtkunstwerk, an dem die große Vielfalt der frankophonen Literatur erfahrbar wird. „Der Pavillon ist konzipiert als Raum für Ausstellungen, Diskussionsrunden und Begegnungen mit Autoren. Er ist eine Bibliothek, welche die Vielfalt der französischsprachigen Literatur beherbergt. Gleichzeitig verleiht ihm ein Tragwerk aus Holzleisten die Anmutung eines Baugerüsts, das den Prozess des Entstehens und des Werdens symbolisiert. Schließlich soll der Pavillon aber auch Orientierung bieten. Im Zeichen der Gastfreundschaft und des Austauschs wird die Ehrengastpräsentation der lebendigen und grenzenlosen französischsprachigen Literatur eine Bühne bereiten“, sagte Ruedi Baur, der Künstlerische Leiter des Ehrengastauftritts. Im Pavillon werden mehrere Ausstellungen präsentiert, darunter eine Auswahl belgisch-französischer Graphic Novels und eine Darstellung der über 200-jährigen französischen Verlagsgeschichte.

Im Pavillon lässt sich anhand einer Nachbildung der berühmten Gutenberg-Presse die Geschichte des Buchdrucks erforschen. Die Gestaltung der Ehrengastpräsentation entsteht nach einem Entwurf der Hochschuldozenten Denis Coueignoux und Éric Jourdan in Zusammenarbeit mit den Studierenden der Hochschule für Kunst und Design Saint-Etienne und mit Unterstützung der Stadt Saint-Etienne.

Ehrengastprogramm in Frankfurt

Kulturfreunde können im Oktober in der gesamten Stadt Frankfurt französischsprachige Autoren und Künstler entdecken. Am Sonntag, 8. Oktober 2017, finden sich Schriftsteller, Historiker und Philosophen zur Veranstaltung „Je vous écris d’Europe“ ein, bei der erörtert wird, was man über Europa schreibt, denkt, erinnert und vergisst. Im Schauspiel Frankfurt werden unter anderem Michel Houellebecq und Yasmina Reza auftreten. Weitere Lesungen und Diskussionen mit französischen Intellektuellen finden in der Romanfabrik, im Literaturhaus Frankfurt und in der Goethe-Universität statt.

Das Französische Kulturjahr
Der Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse (11.–15. Oktober 2017) bildet den Höhepunkt eines französischen Kulturjahrs in ganz Deutschland mit einem vielfältigen und spartenübergreifenden Programm, das gemeinsam mit dem Institut français Deutschland umgesetzt wird. Mehr als 300 Veranstaltungen finden 2017 unter dem Label „Frankfurt auf Französisch“ bundesweit statt: Theater, aktuelle Musik, Bildende Kunst, Kino, Literaturbegegnungen und vieles mehr mit 250 beteiligten KünstlerInnen und französischsprachigen AutorInnen.

Über die Frankfurter Buchmesse
Die Frankfurter Buchmesse ist mit über 7.150 Ausstellern aus 106 Ländern, rund 278.000 Besuchern, über 4.000 Veranstaltungen und rund 10.000 akkreditierten Journalisten, davon 2.400 Blogger, die größte Fachmesse für das internationale Publishing. Darüber hinaus ist sie ein branchenübergreifender Treffpunkt für Player aus der Filmwirtschaft und der Gamesbranche. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet seit 1976 der jährlich wechselnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur präsentiert. Die Frankfurter Buchmesse organisiert die Beteiligung deutscher Verlage an rund 20 internationalen Buchmessen und veranstaltet ganzjährig Fachveranstaltungen in den wichtigen internationalen Märkten. Mit der Gründung des Frankfurter Buchmesse Business Clubs bietet die Frankfurter Buchmesse Unternehmern, Verlegern, Gründern, Vordenkern, Experten und Visionären ideale Voraussetzungen für ihr Geschäft. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunternehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. www.buchmesse.de

Detaillierte Informationen zum Ehrengastprogramm

Maike Wetzel und Daniela Dröscher sind Robert Gernhardt Preisträger 2017

Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat die Jury-Entscheidung für den Robert Gernhardt Preis 2017 bekannt gegeben. Die Autorinnen Maike Wetzel und Daniela Dröscher erhalten den gemeinsam vom Land Hessen und der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) ausgelobten Robert Gernhardt Preis 2017 und teilen sich das Preisgeld in Höhe von 24.000 Euro.

Herausragende Autorenförderung

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Ich gratuliere den beiden Preisträgerinnen Maike Wetzel und Daniela Dröscher zu diesem Erfolg und wünsche ihnen, dass die Auszeichnung dazu beitragen kann, ihre im Entstehen begriffenen Werke zu vollenden und zu veröffentlichen. Der Robert Gernhardt Preis zeigt auch in diesem Jahr wieder, wie wichtig und fruchtbar eine gute Zusammenarbeit verschiedener Institutionen sein kann.“

Zudem dankte der Minister der Fachjury sowie der WIBank für das Engagement, das eine herausragende Autorenförderung in Hessen ermögliche.

„Kunst und Kultur sind Ausdruck unserer offenen Gesellschaft. Allerdings müssen sie gepflegt und gefördert werden, um sich frei entwickeln zu können. Die WIBank möchte mit dem Robert Gernhardt Preis einen Beitrag dazu leisten, und freut sich, auch in diesem Jahr zwei besondere Romanprojekte zu unterstützen“, so Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen.

Dröscher: Orientierung beim Erwachsenwerden

Daniela Dröscher erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Alle, die mich kennen“ über die Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden. © Stefka Ammon
Daniela Dröscher erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Alle, die mich kennen“ über die Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden.
© Stefka Ammon

Daniela Dröscher erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Alle, die mich kennen“, das über die Schwierigkeit einer Siebzehnjährigen erzählt, die sich an der Schwelle des Erwachsenwerdens zu orientieren versucht, die wissen will, was wichtig ist, wie es aussieht, was zählt. Die Jury überzeugte das Projekt, „dass sich einfühlen kann in die Lebenswelt junger Mädchen, ohne ihre Sprache zu imitieren, sondern versucht, ihr Ausdruck zu geben“.

Wetzel: Einbruch des Unerhörten

Maike Wetzel erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Elly“, das von einem verschwundenen Mädchen handelt. © Dirk Räppold
Maike Wetzel erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Elly“, das von einem verschwundenen Mädchen handelt.
© Dirk Räppold

Maike Wetzel erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Elly“, in dem vom Einbruch des Unerhörten ins Leben einer ziemlich normalen Familie erzählt wird: Die elfjährige Tochter verschwindet spurlos am helllichten Tage und lässt ihre Eltern sowie die zwei Jahre ältere Schwester mit einem kaum zu bewältigenden Rätsel zurück. „Die Autorin bewegt sich souverän im Bereich zwischen Alltagswirklichkeit und der Welt immer neuer ungeheuerlicher Phantasien über ein Verschwinden, das nur Fragen hinterlässt und keine einzige Gewissheit; sie weiß spannend zu erzählen und ihren Figuren glaubhaft Leben einzuschreiben,“ so die Jury zur Auszeichnung des Projekts.

Der Robert Gernhardt Preis wird am 19. September 2017 im Theatersaal des Künstlerhauses Mousonturm in Frankfurt übergeben.

10 Jahre „Lesesommer Rheinland-Pfalz“ – die erfolgreichste Leseförderaktion des Landes feiert Jubiläum!

buchkultur-2180 Bibliotheken im ganzen Land stellen für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren während der Sommerferien exklusiv Bücher für die Lesesommer-Mitglieder bereit und bieten rund ums Lesen zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen.
Wer beim Lesesommer mitmacht, kann neben der Buchbewertung in der Bibliothek auch online unter www.lesesommer.de einen Buchtipp abgeben. Wer in den Sommerferien mindestens drei Bücher liest, erhält eine Urkunde.
Im Lesesommer-Jubiläumsjahr werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zehn Hauptpreise sowie weitere 30 Buchgutscheine verlost.

24. Mainzer Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle Vom 29. Juni bis 2. Juli 2017

minipressenmesse17Mainz. Zum Mekka der Kleinverleger, Buchkünstler und Autoren verwandelt sich die Gutenberg-Stadt Mainz, wenn am 29. Juni 2017 in der Rheingoldhalle die „24. Mainzer Minipressen-Messe“ eröffnet wird. Auf der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und Handpressen, die vom Gutenberg-Museum alle zwei Jahre organisiert wird, zeigen 260 Aussteller die neuesten Ideen und Trends zum Thema Drucken und Verlegen von Literatur und Kunst. Während der Messetage vom 29. Juni bis 2. Juli gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Poetry Slam, Lesungen, Workshops, Performances, Seminaren und Ausstellungen. Die Veranstalter rechnen auch in diesem Jahr wieder mit rund 10.000 Besuchern.
Informationen zur Messe auf www.minipresse.de

Margaret Atwood erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2017

Margaret Atwood © Jean Malek
Margaret Atwood © Jean Malek

Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat die kanadische Schriftstellerin, Essayistin und Dichterin Margaret Atwood zur diesjährigen Trägerin des Friedenspreises gewählt. Das gab Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der Eröffnung der Buchtage Berlin 2017 bekannt. Die Verleihung findet zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 15. Oktober 2017, in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Die kanadische Schriftstellerin, Essayistin und Dichterin zeigt in ihren Romanen und Sachbüchern immer wieder ihr politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen. Als eine der bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit stellt sie die sich wandelnden Denk- und Verhaltensweisen ins Zentrum ihres Schaffens und lotet sie in ihren utopischen wie dystopischen Werken furchtlos aus. Indem sie menschliche Widersprüchlichkeiten genau beobachtet, zeigt sie, wie leicht vermeintliche Normalität ins Unmenschliche kippen kann. Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz prägen die Haltung Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und Sorgen für uns so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich formuliert. Durch sie erfahren wir, wer wir sind, wo wir stehen und was wir uns und einem friedlichen Zusammenleben schuldig sind.“

Margaret Atwood, geboren am 18. November 1939 im kanadischen Ottawa, gilt als wichtigste und erfolgreichste Autorin Kanadas. Ihr Werk, bestehend aus Romanen, Kurzgeschichten, Essays, Lyrik, Theaterstücken, Drehbüchern und Kinderbüchern ist mittlerweile in mehr als 30 Sprachen erschienen. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Graeme Gibson, in Toronto.

Margaret Atwood studierte von 1957 bis 1962 in Toronto und Cambridge/Massachusetts Englisch und Literatur. Ab 1964 war sie als Literaturwissenschaftlerin an verschiedenen Universitäten tätig. Erste Gedichte (wie „The Circle Game“) publiziert sie bereits Anfang der 1960er Jahre im „Selbstdruckverfahren“. Mit der Veröffentlichung ihres ersten literaturkritischen Werks „Survival: A Thematic Guide to Canadian Literature“ (1972) und ihrer ersten beiden Romane „Die essbare Frau“ (1969; dt. 1985) und „Der lange Traum“ (1972; dt. 1979) erlangte sie national wie auch international erste größere Bekanntheit.

In ihren literarischen und essayistischen Werken setzt sich Atwood intensiv mit gesellschaftlichen und politischen Fragen auseinander. In ihrem 1985 (dt. 1987) erschienenen utopischen Roman „Der Report der Magd“ beschreibt sie in der Tradition George Orwells eine totalitäre Gesellschaft, in der Frauen als Gebärmaschinen benutzt und unterdrückt werden. In ihrer Endzeit-Trilogie „Oryx und Crake“ (2003), „Das Jahr der Flut“ (2009) und „Die Geschichte von Zeb“ (2013, dt. 2014) entwirft sie eine postapokalyptische Welt, durch die sie die ökologischen Auswirkungen und gefährliche Strömungen in der Gesellschaft ins Auge nimmt. Ihr Essay „Payback. Schulden und die Schattenseiten des Wohlstands“ (2008) thematisiert die Voraussetzungen und Folgen der weltweiten Finanzkrise. Auch über ihr künstlerisches Schaffen hinaus engagiert sich Atwood politisch und gesellschaftlich, etwa als Umweltaktivistin. Gemeinsam mit Salman Rushdie führt sie seit Mai 2017 eine Kampagne des PEN International an, die verfolgten und von Zensur bedrohten Menschen Unterstützung und größere Aufmerksamkeit geben will.

Margaret Atwood wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Booker Prize for Fiction (2000), dem Nelly Sachs-Preis (2009), dem Canadian Booksellers‘ Lifetime Achievement Award (2012) und dem PEN Printer Prize (2016). Zuletzt erschien ihr Roman „Hexenjagd“ (2016, dt. 2017). Ende 2017 wird der Essayband „Aus Neugier und Leidenschaft“ veröffentlicht, in dem der schriftstellerische Kosmos von Margaret Atwood mit Rezensionen, Reisebereichten, Schriften zu ökologischen Themen und Erzählungen vorgestellt wird.