Kategorie-Archiv: Buchkultur

Literaturhaus Villa Clementine – Termine im Februar 2018

© atelier-goddenthow Foto: Diether v. Goddenthow
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Auch im Februar bietet das Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine wieder eine Fülle spannender Veranstaltungen an:

Do 01.02. | 19.30 Uhr Lesung aus Etty Hillesum Tagebüchern „Das denkende Herz“

Im Rahmen des „27. Januar – Gedenktag für die Opfer des NS-Regimes“ findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesbaden eine Veranstaltung über das Leben der Jüdin Etty Hillesum im Literaturhaus statt. Die Schauspielerin Evelyn Faber vom Hessischen Staatstheater Wiesbaden liest aus den Tagebüchern von 1941-1943, die unter dem Titel „Das denkende Herz“ erschienen sind. Dr. Gotthard Fuchs erschließt Biografie und Werk Hillesums.

Am 30. November 1943 wurde die kreative Niederländerin Etty Hillesum, Tochter einer liberal jüdischen Familie, mit 29 Jahren in Auschwitz ermordet. Die Tagebücher der studierten Juristin geben einen bewegenden Einblick in die Selbstfindung einer hochbegabten und vor Lebensfreude sprühenden Frau, welche die fortschreitende Knechtung durch die Nazi-Besetzung miterlebt und reflektiert hat. Politisch hellwach gehen spirituelle Entwicklung und soziales Engagement bei ihr Hand in Hand und werden eindrücklich beschrieben. Zunächst als freiwillige Sozialarbeiterin im Auffanglager Westerbork engagiert, wurde sie Mitte 1943 dort mit ihrer Familie inhaftiert bis zur Deportation am 7.9.1943. Ihre Tagebücher sind wie die der jüngeren Anne Frank und doch ganz anders. Sie stellen ein großes Dokument jüdischer Menschlichkeit dar und sind bis zuletzt ohne jeden Hass und voll Zuversicht. Entschieden und klar zeigt sich darin die Hoffnung auf ein versöhntes Leben nach dem Krieg.

€ 5 / erm. € 3 zzgl. VVG. Kartenvorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Tel.: 06 11 – 17 29 930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Tel.: 06 11 – 30 48 08, online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus. Abendkasse: € 8 / erm. € 6
Veranstalter: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesbaden in Kooperation mit dem Literaturhaus
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Di 06.02. | 10.30 Uhr Autorenlesung – Stefanie Höfler aus ihrem Roman „Tanz der Tiefseequalle“
Die Autorin Stefanie Höfler ist mit ihrem Roman „Tanz der Tiefseequalle“ im Jungen Literaturhaus in der Themenreihe „Ich – Wer ist das?“ zu Gast.

Manchmal ist es diese eine Sekunde, die alles entscheidet: Niko, der ziemlich dick ist und sich oft in Parallelwelten träumt, rettet die schöne Sera vor einer Grapschattacke. Sera fordert Niko daraufhin zum Tanzen auf, was verrückt ist und so aufregend anders, wie alles, was in den nächsten Tagen passiert. Vielleicht ist es der Beginn einer Freundschaft von zweien, die gegensätzlicher nicht sein könnten – aber im entscheidenden Moment mutig über ihren Schatten springen.
Stefanie Höfler, geboren 1978, studierte Germanistik, Anglistik und Skandinavistik in Freiburg und Dundee/Schottland. Sie arbeitet als Lehrerin und Theaterpädagogin und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort im Schwarzwald. Ihr Roman „Mein Sommer mit Mucks“ wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. „Tanz der Tiefseequalle“ erhielt den Monats-LUCHS (ZEIT/ Radio Bremen) im März 2017 und war zu finden auf der Mai-Liste 2017 von „Die besten 7 Bücher für junge Leser“ des Deutschlandfunks.
Moderation: Falk Ruckes (Freier Journalist)
€ 2 – Geschlossene Veranstaltung für Schulklassen – Infos unter: 0611 – 31 57 46 Veranstalter: Literaturhaus und Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V.
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Mi 07.02. | 19.30 Uhr Autorenlesung – Jan Wagner liest u.a. aus „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ – freier Eintritt

In der letzten Veranstaltung der „Poetikdozentur: junge Autoren“ stellt Jan Wagner seinen Lyrikband „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ sowie weitere Betrachtungen aus dem Essayband „Der verschlossene Raum“ vor.

In „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ lotet Jan Wagner anhand von drei erfundenen Poeten – dem schlesischen Bauerndichter Anton Brant, dem Berliner Anagrammdichter Theodor Vischhaupt und dem in Rom lebenden Elegiker Philip Miller – mit Witz und Empathie sowohl poetische Traditionen als auch sein eigenes Schaffen aus. Jan Wagner selbst tritt als Herausgeber auf, der biografische Details, Stellenkommentare, Sekundärliteratur und Bibliografien der drei Poeten beisteuert. Ein kluges und amüsantes Spiel und zugleich die Entdeckung dreier nicht zu verachtender Lyriker. Entstanden ist dieser vor Sprachwitz sprühende Band, der auch als Selbstparodie gelesen werden kann, während Jan Wagners Jahr in der Villa Massimo und durch die dortige Erkenntnis, dass nach Goethe kein Dichter mehr in Rom unbefangen Gedichte schreiben kann.

Außerdem liest Jan Wagner an diesem Abend aus seinem Essay-Band „Der verschlossene Raum“. Darin begeistert er mit genauen Beobachtungen über Kunst und Lyrik sowie charmanten Anekdoten, etwa über die Liebe zu Buchhandlungen.

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. 2001 erschien sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“. Es folgten „Guerickes Sperling“ (2004), „Achtzehn Pasteten“ (2007), „Australien“ (2010), „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ (2012) und zuletzt der Sammelband „Selbstporträt mit Bienenschwarm“ (2016). Zudem ist er Mitherausgeber der Minnesang-Anthologie „Unmögliche Liebe (Die Kunst des Minnesangs in neuen Übertragungen, 2017). Für seine Lyrik wurde Jan Wagner vielfach ausgezeichnet. Mit seinem Gedichtband „Regentonnenvariationen“ (2014) gewann er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse. 2017 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Moderation: Beate Tröger (Freie Kritikerin)
Eintritt frei.
Veranstalter: Hochschule RheinMain in Kooperation mit dem Literaturhaus / Kulturamt Wiesbaden
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Do 15.02. | 19.30 Uhr Autorenlesung – Verena Boos liest aus Debütroman „Blutorangen“

Die Schriftstellerin Verena Boos – bekannt für ihren gelobten Debütroman „Blutorangen“ – liest im Literaturhaus aus ihrem neuen Roman „Kirchberg“.

Eine Frau kehrt in ihr Heimatdorf zurück. Einst wurde sie hier von ihren Großeltern aufgezogen, nachdem sich ihre Mutter gegen sie entschieden hat, weil sie sich zu jung gefühlt hat für ein Kind und als Stewardess in die Welt hinaus ziehen wollte. Nun ist die Erzählerin zurück in dem alten Schulhaus, in dem sie aufgewachsen ist und das seit dem Tod der Großeltern leer steht. Die Rückkehr ist auch eine Flucht nach einem Schlaganfall, der Hanna ihre Sprache gekostet hat. Ein tiefer Schlag für sie, die stets eine Frau des Wortes war. Hier will sie nun zur Ruhe kommen. Doch ist dies wirklich ihre Heimat? Gibt es eine solche überhaupt? Und wie geht man mit der plötzlich wieder allzu präsenten Vergangenheit um in der Gestalt alter Jugendfreunde? Denn da sind auf einmal Patrizio, der Freund aus Jugendtagen, und ihre Nachbarin Sabrina, die Hannas selbstgewählte Einsamkeit aufbrechen.

Präzise schildert Verena Boos die Geschichte einer Krankheit und die sowohl aufwühlende als auch heilsame Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Verena Boos wurde 1977 in Rottweil geboren. Sie studierte Anglistik und Soziologie und promovierte in Zeitgeschichte. Es folgten mehrjährige Aufenthalte in Italien, Großbritannien und Spanien. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie als Journalistin und Referentin tätig. Sie nahm am Klagenfurter Literaturkurs und der Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung teil, wurde für die Bayerische Akademie des Schreibens ausgewählt und las beim Open Mike. Für ihren Roman „Blutorangen“ wurde sie mit dem Mara-Cassens-Preis für das beste Debüt, dem Debütpreis des Buddenbrookhauses Lübeck, dem Grimmelshausen-Förderpreis sowie dem Gerhard-Beier-Preis ausgezeichnet.
Moderation: Ruth Fühner (hr2-kultur)
€ 8 / erm. € 5 zzgl. VVG. Kartenvorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Tel.: 06 11 – 17 29 930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Tel.: 06 11 – 30 48 08, online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus. Abendkasse: € 11 / erm. € 8
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

So 18.02. | 11 Uhr Heiner Boehncke und Hans Sakowicz in der Reihe „Gespräche in der Villa“
Im Rahmen der Reihe „Gespräche in der Villa“ sind Heiner Boehncke und Hans Sakowicz zu Gast und sprechen mit Armin Conrad über ihre Zusammenarbeit bei zahlreichen Buchprojekten.

Der Detektiv an sich ist ja Einzelkämpfer. Aber, wenn es darum geht, der Geschichte – und insbesondere der hessischen Kulturgeschichte – okkulte Fakten und Zusammenhänge zu entlocken, da ist das ‚Team‘ der Schlüssel zum Erfolg.

Prof. Heiner Boehncke (Ex-HR) und Hans Sarkowicz (HR) – haben in den letzten Jahren Hessens bewegte Geschichte im Zentrum europäischer Verstrickungen, Umwälzungen und Kultur gemeinsam und erfolgreich und sauber filetiert. Mehr als ein Dutzend hochinteressanter Bücher sind inzwischen dabei herausgekommen.

Ein Autorenteam, das an seinen Steckenpferden und auch an sich selbst nicht satt wird. Jetzt
sind sie schon wieder einschlägig unterwegs, in der Verwandtschaft des Geheimrats Johann
Wolfgang von Goethe, wie man hört.

Moderation: Armin Conrad

€ 10 – Nur Tageskasse, kein Vorverkauf
Veranstalter: Literaturhaus Villa Clementine, Förderverein Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine e.V. und Presseclub Wiesbaden
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Literaturhaus Frankfurt e.V. : Januar-Februar-Programm 2018 – Litprom-Literaturtage – WÖRTERMEER –

© atelier-goddenthow Foto: Diether v. Goddenthow
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Wie das Literaturhaus Frankfurt mitteilt, befindet es sich bis einschließlich 19. Januar 2018 noch in der Winterpause. Am 20.1. startet es in das neue Literatur-Jahr mit der – bereits ausverkauften – Lesung von David Constantine. Dieser Abend richtet sich exklusiv an Mitglieder des Literaturhausvereins und findet in einer Mitgliederwohnung statt.

Mit Volker Weidermann (23.1.) und Arno Geiger (29.1.) geht es dann richtig los. Sie stellen ihre neuen Bücher vor.

Am 26. und 27.1. finden bereits zum 7. Mal die Litprom-Literaturtage statt. Dieses Mal zum Thema „Ausgezeichnet. Kartographien des Weiblichen“ mit Laksmi Pamuntjak, Claudia Piñeiro, Madeleine Thien, Anna Kim u.a.

Am 31.1. sind bei der alljährlich stattfindenden Debütantenrunde „Qualitätskontrolle“ Luise Maier („Dass wir uns haben“), Juliana Kálnay („Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“) und Jovana Reisinger („Still halten“) zu Gast.

Ferdinand Lutz und Dominik Müller laden alle Schüler der 3. und 4. Klassen am 25.1. zu ihrer BildKlangLesung ein.

In den Februar startet das Literaturhaus Frankfurt mit dem Illustrator und Grafiker Christoph Niemann (2.2.), außerdem im Literaturhaus: Szczepan Twardoch (5.2.), Wilhelm Genazino (14.2.), Esther Kinsky (15.2.), Helmut Böttiger (20.2.), Peter Stamm (26.2.) und Adam Zagajewski (28.2.) mit ihren neuen Büchern.

Am 6.2. beginnt die neue Reihe „Gelebtes Leben. Denker der Freiheit im Porträt“ kuratiert und moderiert von Rainer Hank (F.A.Z.). Zum Auftakt geht es mit Christiane Dahrendorf und Robert Falkner um den deutsch-britischen Soziologen Ralf Dahrendorf.

Am 7.2. ist Silke Scheuermann zum Abschluss der Poetikdozentur zu Gast, am 8.2. stellen Heinrich Detering, Ursula Krechel und die Schauspielerin Mechthild Großmann das Werk von Irmgard Keun vor, die Jugendlichen der Schreibwerkstatt „Schreibzimmer“ präsentieren am 22.2. ihre Anthologie und wie jedes Jahr wird im Literaturhaus der Preis für das Hörspiel des Jahres verliehen (24.2.). Verschoben wurde die Premiere von „Stimmen einer Stadt“ im Schauspiel Frankfurt vom 17.2. auf den 5.5. Details dazu folgen im März.

„WÖRTERMEER – Literatur erleben“ – Schulklassen für Angebote im Bereich kultureller Bildung gesucht!

Das Projekt „WÖRTERMEER – Literatur erleben“ für Schüler aus Frankfurt und der Region geht nach zwei erfolgreichen Jahren in die dritte Runde. Rund 800 Frankfurter und Offenbacher Schüler waren 2016 und 2017 für Comic-, Übersetzer-, Poetry Slam-Workshops, Rhetorikkurse, Schreibwerkstätten und Lesungen im Literaturhaus zu Gast. Dank der Stiftung Polytechnische Gesellschaft können ab Februar 2018 wieder Schüler der Klassen 5 bis 13 mit u.a. Arne Rautenberg, Ferdinand Lutz, Lenka Wolf und Fridtjof Küchemann „Literatur erleben“. Gesucht werden hierfür interessierte Lehrer mit ihren Klassen. Bewerbungsschluss ist der 19.1.18. (PM anbei)

Auch das Junge Literaturhaus bietet wieder Veranstaltungen für Kinder zwischen 4 und 16 Jahren. Gäste in den nächsten Monaten sind u.a. Paul Maar, Philip Waechter und Jutta Richter. Siehe Flyer: Junges Literaturhaus Januar bis Juni 2018

Das Programm im Detail:
© atelier-goddenthow Foto: Diether v. Goddenthow
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AUSVERKAUFT!
In einer Mitgliederwohnung in Kelkheim – Exklusiv für Mitglieder
Samstag 20.01.18 / 19.30 h / Eintritt 18 / 14 Euro
Mitglieds Heim IX mit David Constantine: Wie es ist und war

Nur für Mitglieder: ein Abend im Privaten mit dem Poeten und Mentor deutscher Dichtung
Mitglieds Heim, das sind Abende, an denen das Literaturhaus exklusiv die Mitglieder des Literaturhaus Frankfurt e.V. zum Austausch über Bücher und Autoren einlädt. Und zwar in die Wohnungen von Mitgliedern. Also in solche vier Wände, in denen Literatur gelebt wird. Zum Auftakt des Jahres erwarten wir den Poeta doctus David Constantine aus Oxford. Constantine lehrte deutsche Literatur am Queen’s College in Oxford, er übersetzte Hölderlin und Goethes Faust – beide Teile. Unter dem Titel „Etwas für die Geister“ erschien vor zehn Jahren hierzulande eine Auswahl seiner Gedichte (Wallstein Verlag). Nun bringt der Kunstmann Verlag seine hoch empfindsamen Erzählungen. Eine davon wurde mit Charlotte Rampling verfilmt: „45 Years“. Constantine lesend und redend zu erleben, ist ein hoher Gewinn für ein literarisches Leben. Dazu wie immer Wein und Käse. Begrenzte Platzzahl. Keine Abendkasse. Kartenvorverkauf und Angaben zum genauen Veranstaltungsort in Kelkheim bei Julia Ketterer unter ketterer@literaturhaus-frankfurt.de.

Dienstag 23.01.18 / 19.30 h / Eintritt 9 / 6 Euro
Volker Weidermann: Träumer – Als die Dichter die Macht übernahmen

Der Gastgeber des Literarischen Quartetts über Dichter an der Macht
1919 ist München die Mitte. Revolution – und diese Männer sind vor Ort: Ernst Toller, Thomas Mann, Erich Mühsam, Rainer Maria Rilke, Gustav Landauer, Oskar Maria Graf, Victor Klemperer, Klaus Mann … Die Münchner Räterepublik, durch die die Dichter an die Macht gelangten. Ein Lidschlag in der Geschichte, ein Moment, in dem alles möglich schien. Was da war, zwischen November 1918 und April 1919, davon erzählt der Spiegel-Literaturchef, Publizist und Gastgeber des Literarischen Quartetts Volker Weidermann. Die Leser werden zu Augenzeugen der turbulenten, komischen und tragischen Wochen, die München, Bayern und Deutschland erschütterten. Radikaler Pazifismus, direkte Demokratie, soziale Gerechtigkeit, die Herrschaft der Phantasie. Und vorneweg Toller, Landauer und Mühsam. „Träumer“ – ein historischer Thriller einerseits, wohl eher aber Science-Fiction aus gegenwärtiger Zukunftserwartung.

Donnerstag 25.01.18 / 10.30 h / Eintritt 3 Euro
Ferdinand Lutz & Dominik Müller: Rosa und Louis
BildKlangLesung für 3. und 4. Klassen

Was beim Lesen eines Comics normalerweise nur im Kopf passiert, geschieht in dieser BildKlangLesung auf der Bühne!
Ein Schloss, zwei Kinder und jede Menge Geister. In Ferdinand Lutz’ neuem Kindercomic „Rosa und Louis“ (Reprodukt) zieht ein Geschwisterpaar mit ihren Eltern in das echte Schloss ihrer Oma. Hier warten die tollsten Abenteuer – denn die ehemaligen Bewohner des altehrwürdigen Gemäuers sind allesamt noch da: als Geister! „Rosa und Louis“ erscheint seit 2016 in Dein SPIEGEL, „Geisterstunde“ ist der erste Sammelband der witzigen Serie, den auch Eltern unbedingt mal heimlich lesen sollten. Mit Stimmen und Geräuschen, mit Musik und kleinen Animationen erwecken Ferdinand Lutz und Multiinstrumentalist Dominik Müller die Comics zum Leben. Anschließend zeigen sie, wie die Figuren entstehen und gezeichnet und wie Musik und Geräusche gemacht werden.

Das Junge Literaturhaus wird unterstützt von der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung.

Litprom-Literaturtage 2018

Freitag 26.01.18 ab 16.00 h & Samstag 27.01.18 ab 11.00 h
Litprom-Literaturtage 2018 – Ausgezeichnet: Kartographien des Weiblichen
Mit Raja Alem, Ken Bugul, Meena Kandasamy, Laksmi Pamuntjak, Claudia Piñeiro, Fariba Vafi u.a.

30 Jahre LiBeraturpreis: zur Neuvermessung der Weltliteratur aus weiblicher Sicht.
2018 wird der LiBeraturpreis – der ausschließlich Autorinnen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und der arabischen Welt auszeichnet – im 30. Jahr überreicht. Der Preis hat längst internationale Strahlkraft erlangt – für Litprom ein freudiger Anlass zum Feiern, aber auch zum Nachdenken über Grundsätzliches: Ist solch ein Preis eigentlich noch opportun? Oder brauchen wir gar – wie die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie fordert – „Mehr Feminismus“? Die Litprom-Literaturtage 2018 fragen deshalb ausgezeichnete sowie nominierte Preisträgerinnen: Welche Themen treiben sie um? Was bedeutet für sie weibliches Schreiben – unter Berücksichtigung aller regionalen, sprachlichen, generationsspezifischen Diversität und über die Grenzen von ‚Nord’ und ‚Süd’, ‚race’ und ‚class’ hinweg? Die Literaturtage bieten Podiumsdiskussionen, Lesungen, Werkstattgespräche und Filmvorführungen. Alle Veranstaltungen werden gedolmetscht. Das ausführliche Programm finden Sie unter http://www.litprom.de/events/literaturtage/
Zum Abschluss spielt am Samstagabend um 20.30 h das Frankfurter Kick La Luna-Trio.

Karten:
Im Vorverkauf: Kombiticket für beide Tage 28 / 19 Euro
An der Einlasskasse: Einzelticket 8 / 6 Euro & Konzertticket Kick La Luna 12 / 10 Euro
Das Kombiticket gilt auch für das Konzert.

Montag 29.01.18 / 19.30 h / Eintritt 9 / 6 Euro
Arno Geiger: Unter der Drachenwand
Moderation: Christoph Schröder

Der erste Deutsche Buchpreisträger und Autor von „Der alte König in seinem Exil“.
Der österreichische Autor Arno Geiger wurde einem Riesenpublikum bekannt als erster Gewinner des Deutschen Buchpreises („Es geht uns gut“, 2005). Aber auch seine Romane davor und sein durchdringendes Vaterporträt „Der alte König in seinem Exil“ etablierten ihn. Nun veröffentlicht er mit „Unter der Drachenwand“ (Hanser) einen Roman über den einzelnen Menschen und die Macht der Geschichte, über das Persönlichste und den Krieg, über die Toten und die Überlebenden: Es ist 1944, der Weltkrieg aus deutsch-österreichischer Sicht verloren, doch dauert er noch. Veit Kolbe verbringt ein paar Monate Fronturlaub am Mondsee, unter der Drachenwand eben, und trifft hier zwei junge Frauen. Was Margot und Margarete mit ihm teilen, ist die Hoffnung, dass irgendwann wieder das Leben beginnt. Das Gespräch mit dem Autor führt der freie Literaturkritiker Christoph Schröder.

Mittwoch 31.01.18 / 19.30 h / Eintritt 7 / 4 Euro
Qualitätskontrolle 0118 mit Juliana Kálnay, Luise Maier und Jovana Reisinger
Moderation: Nils Husmann (chrismon)
Mit den Gebärdensprachdolmetschern Anette Kumant und Yvonne Barilaro

Drei neue Autorinnen, drei Debüts
„Ich darf niemals Kinder haben“, so beginnt Luise Maiers „Dass wir uns haben“ (Wallstein Verlag), ein Satz, immer und immer wiederholt, ein ganzes Notizheft lang. Nicht vollständig beschrieben hingegen sind die Buchseiten in diesem Kammerspiel. So entsteht Raum zum Durchatmen, wenn man die häusliche Gewalt und das karge Leben auf der einen und das Ringen nach Zärtlichkeit und Nähe auf der anderen Seite kaum noch erträgt. Einen wundersamen Kosmos eröffnet Juliana Kálnays preisgekrönte „Kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ (Wagenbach). Im Haus mit der Nummer 29 geht es rätselhaft zu: Ein Mann erstarrt zum Baum, ein Obdachloser zieht in den Aufzug. Episoden einer Hausgemeinschaft mit Wesen, bei denen die Übergänge zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen fließend sind. Den Zerfall einer jungen Frau beschreibt Jovana Reisinger in „Still halten“ (Verbrecher Verlag). Diese titelgebende Untätigkeit durchzieht den ganzen Roman: Eine Frau wartet und fragt sich dabei wieder und wieder „Was für eine Frau bin ich?“ Das Porträt einer Verlorenen auf der Suche nach sich selbst. Das Gespräch führt der chrismon-Redakteur Nils Husmann.

In Kooperation mit dem Journal Frankfurt. Der Abend wird, gefördert durch die Aktion Mensch, von Gebärdensprachdolmetschern übersetzt.

 

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Literaturhaus Frankfurt am Main e.V.
Schöne Aussicht 2
60311 Frankfurt am Main
T +49 69 – 75 61 84 0
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Meistverkaufter Roman 2017: „Die Geschichte der Bienen“ – Buchmarkt-Umsätze leicht rückläufig

die.geschichte.d.bienenJahresergebnis des Publikumsmarkts 2 Prozent unter dem Vorjahr / Wachsende Medienkonkurrenz, rückläufige Kundenfrequenz im Einzelhandel / Branchen-Monitor BUCH meldet erste Jahreszahlen

Der Buchmarkt ist in Bewegung: Nach einem Umsatzplus von 1 Prozent in 2016 kam der Umsatz mit Büchern 2017 nicht ganz an das starke Vorjahresergebnis heran. Rückläufige Kundenfrequenzen in den Innenstädten und eine zunehmende Medienkonkurrenz machten sich im Buchhandel verstärkt bemerkbar. Das Jahresergebnis des Publikumsmarkts (Sortimentsbuchhandel, E-Commerce inkl. Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhäuser, Elektro- und Drogeriemärkte) lag 2 Prozent unter dem Vorjahr, der Buchhandel vor Ort kam mit seinem stationären Geschäft auf minus 3 Prozent. Das zeigt der Branchen-Monitor BUCH, der heute erscheint.

„2017 war für den Buchhandel ein herausforderndes Jahr. Das Buch behauptet sich in der Medienlandschaft, sieht sich aber in einem zunehmenden Wettbewerb um Zeit und Aufmerksamkeit der Menschen. Es zeichnet sich ab, dass gerade die sozialen Medien mit ihrer hohen Kommunikationsdichte die Zeitbudgets der Nutzer immer stärker beanspruchen. Rückläufige Kundenfrequenzen in den Innenstädten führten weniger Käufer in die Buchhandlungen vor Ort. Die Branche blickt dennoch optimistisch ins neue Jahr. Der Buchhandel reagiert auf die Wünsche der Kunden und betreibt inzwischen fast flächendeckend Cross-Channeling. Er kombiniert die Vorteile des Handels vor Ort mit denen des Online-Einkaufs. Buchhandlungen wie Verlage sind weiterhin gefragt, überzeugende Konzepte zur Kundenansprache und -bindung zu entwickeln, um den Stellenwert des Buches und des Lesens in der Gesellschaft zu festigen. Um die Kundenfrequenz in den Innenstädten langfristig zu verbessern, fordern die Händler von den Kommunen, dass sie sich verstärkt für vitale Innenstädte und einen starken Einzelhandel einsetzen“, sagt Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

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Die Umsätze waren über alle Warengruppen hinweg leicht rückläufig. Ein kleines Minus von 1 Prozent verzeichnete die weiterhin bedeutendste Warengruppe, die Belletristik. Das Kinder- und Jugendbuch hielt sich nach dem Umsatzsprung von +9 Prozent durch den Harry-Potter-Effekt in 2016 mit nur 2,3 Prozent weniger Umsatz weiter auf hohem Niveau. Einbußen gab es auch bei Reiseliteratur (-2 Prozent), Sachbüchern (-2,3 Prozent) und Ratgebern (-2,5 Prozent).

Der meistverkaufte Roman 2017 (Belletristik Hardcover) war laut Media Control „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde. Auf Rang 2 folgt „Origin“ von Dan Brown, den dritten Platz belegt Daniel Kehlmanns neuer Roman „Tyll“. Bei den Sachbüchern (Hardcover) dominierten Gesundheits- und Naturthemen: Platz 1 bei den Jahresbestellern belegt „Wunder wirken Wunder“ von Dr. Eckhart von Hirschhausen, „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben schafft es auf Platz 2 und „Heilen mit der Kraft der Natur“ von Prof. Dr. Andreas Michalsen auf Platz 3.

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Die jetzt veröffentlichten Daten für die Vertriebswege Sortimentsbuchhandel, E-Commerce inkl. Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhaus sowie Elektro- und Drogeriemärkte bieten eine erste Tendenzaussage für die Entwicklung des Buchmarkts 2017. Vollständige Buchmarktzahlen, die alle weiteren Vertriebswege (Verlage direkt, Versandbuchhandel, sonstige Verkaufsstellen, Buchgemeinschaften) umfassen, liegen im Juni 2018 vor.

Der Branchen-Monitor BUCH wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels monatlich herausgegeben. Er basiert auf den Daten des Handelspanels von Media Control.

18. Mainzer Büchermesse im Rathaus am 18. und 19. November 2017

mainzer-buechermesse.logo18Am 18. und 19. November 2017 öffnet die 18. Mainzer Büchermesse im Rathaus. Dabei zeigt das regionale Verlagswesen, darunter auch etliche wissenschaftliche Institutsverlage, wieder ihr interessantes Programm und Neuerscheinungen. Lesungen verschiedener – nicht nur lokal – bekannter Autoren runden die Bücherschau ab. Der Eintritt ist frei.

Detaillierte Informationen 

Die Aussteller

20. Wiesbadener Literaturtage erfolgreich im Museum Wiesbaden eröffnet

Gelungener Auftakt zu den 20. Wiesbadener Literaturtagen. Foto: Diether v. Goddenthow
Gelungener Auftakt zu den 20. Wiesbadener Literaturtagen. Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Bildbetrachtungen ganz besonderer Art eröffnete gestern Abend unter dem Motto „Wiesbadener Heimsuchung“ im Museum Wiesbaden der  preisgekrönte Schriftsteller Frank Witzel gemeinsam mit Museumsdirektor Dr. Alexander Klar, Kulturamtsleiterin Ingrid Roberts und Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die 20. Wiesbadener Literaturtage. Volker Zimmermann begleitete die Veranstaltung auf seiner Gitarre.

Kulturamtsleiterin Ingrid Roberts.  Foto: Diether v. Goddenthow
Kulturamtsleiterin Ingrid Roberts. Foto: Diether v. Goddenthow

„Dass wir hier im Museum Wiesbaden sind“, sei kein Zufall, begrüßte Kulturamtsleiterin Ingrid Roberts das Publikum, welches sich vielleicht fragte, was Bilder mit Literatur zu tun haben. Denn, so die Kulturamtsleiterin weiter: Frank Witzel, der Kurator und Gastgeber der diesjährigen Wiesbadener Literaturtage, sei Wiesbadener und habe – vor allem in jungen Jahren – viele Stunden seines Lebens in den Ausstellungsräumen dieses Hauses verbracht, wo er zum ersten Mal mit Bildender Kunst in Kontakt kam. Er habe sich für die Literaturtage ein Programm erdacht, das vielfältige Verbindungen zu seiner Heimatstadt wie auch zu dem Museum Wiesbaden knüpfe.

Als Frank Witzel mit der Idee, Bilder, die ihn in der Jugend sehr bewegten, auf den Literaturtagen vorzustellen, zu Dr. Alexander Klar kam,„leuchteten bei uns alle grünen Lichter auf“, so der Museumsdirektor. Der ausschlaggebende Moment war dabei, dass wir einen Audio-Guide machen wollten“, es passte alles zusammen. Im Schriftsteller Witzel hatte das Museum einen ausgezeichneten Autor mit Kunstverstand gefunden, und Witzel konnte sein Projekt als Kurator und Gastgeber der Literaturtage voranbringen, nämlich die für ihn wichtigsten Bildwerke seiner Jugend aus subjektiver Sicht der Öffentlichkeit  vorstellen.

Alexander Klar dankte Frank Witzel herzlich dafür, seinen subjektiven Blick auf das Museum durch einen Audio-Guide erschrieben zu haben. Heraus  kam dabei ein umwerfend origineller, hintergründiger wie pointierter 90minütiger virtueller Rundgang durch eine gekonnt ausgewählte Bilderwelt des Wiesbadener Museums. Vor begeisterten Zuhörern las Frank Witzel 18 seiner Bildinterpretationen, die in ihrer anregenden, informativen und bisweilen humorvollen Art selbst Kunstkenner staunen oder auch schmunzeln ließen.

Schriftsteller Frank Witzel, Kurator und Gastgeber der 20. Wiesbadener Literaturtage begeisterte mit seinen Bildbetrachtungen im Rahmen eines virtuellen Rundgangs durch das Museum Wiesbaden. Foto: Diether v. Goddenthow
Schriftsteller Frank Witzel, Kurator und Gastgeber der 20. Wiesbadener Literaturtage begeisterte mit seinen Bildbetrachtungen im Rahmen eines virtuellen Rundgangs durch das Museum Wiesbaden. Foto: Diether v. Goddenthow

Frank Witzels virtueller Lese-Rundgang durch das Museum Wiesbaden begann mit Wilhelm Trübners Werk „Ökonomiegebäude in Amorbach“ von 1899. Das idyllische Örtchen im Odenwald wurde nicht nur durch seine Abteikirche berühmt, sondern auch legendär durch Wilhelm Adornos Liebe zu diesem Fleckchen Erde. Frank Witzel ließ uns bei dieser Bildbetrachtung nicht nur an seinen subjektiven Eindrücken teilhaben, sondern verschaffte uns auch einen Blick durch Adornos Brille. Adorno, so erfahren wir von ihm, habe den Ort Amorbach verklärt, den Ort, den der Philosoph und Mitbegründer der Frankfurter Schule als kleiner Junge mit seinem Vater, einem Frankfurter Weinhändler, regelmäßig besuchte. Auch später nach der Rückkehr aus dem Exil in den USA habe Adorno seine Ferien im geliebten Hotel Post verbracht. Anderthalb Jahre vor seinem Tod habe Adorno Amorbach zum „einzigen Ort auf diesem fragwürdigen Planeten“ erklärt,“ in dem ich mich im Grunde zuhause fühle!“

Einen starken Bezug, wenn vielleicht nicht ganz so intensiv wie Adorno zu Amorbach, empfand Frank Witzel immer auch zu Eltville, wie er uns beim Blick auf das zweite an diesem Abend an die Wand des Vortragsraums projizierte Bild „Ansicht von Eltville“ (Christian Georg Schütz, 1774) verrät. „Warum“, fragt Witzel, erscheine dieses Städtchen Eltville an sich beinahe unwillkürlich idyllisch und sei von Sentimentalität aufgeladen? Sei Idylle vielleicht das, was man aus der Distanz betrachte von der anderen Rheinseite, hier ausgelöst im gelblichen Abenddunst, der von den Weinbergen langsam nach unten in Richtung Fluss sinke? (…)

Christian Georg Schütz „Ansicht von Eltville“ , 1774. Foto von der Wandprojektion: Diether v. Goddenthow
Christian Georg Schütz „Ansicht von Eltville“ , 1774. Foto von der Wandprojektion: Diether v. Goddenthow

Um sie als Idylle zu erhalten, suche er unwillkürlich auf dem Bild nach Hinweisen, die diese Harmonie als Schein entlarve: “Zieht die dunkle Wolke in der Mitte des oberen Bildes bereits wieder ab, oder senkt sie sich auf das Städtchen? Liegt der Ort nicht allzu ungeschützt am Wasser? Liegt es daran, dass es für mich als Kind diesen Schatten Eltvilles tatsächlich gab?“, legt Witzel nach.

Ja, Witzels Rhein-Idyll war wohl stets bedroht. Die Schatten von Eltville lagen seiner Meinung nach „hinter dem malerischen Anblick des Rheinufers, hinter sieben Hügeln versteckt, und hieß „Eichberg“. „Dort“, so Witzel augenzwinkernd weiter, “war der unregierbare Wahnsinn untergebracht, und dort drohte auch ich selbst hinzukommen, wenn ich nicht aufpasste, vor allem mich nicht anpasste, oder es mir nicht vorher gelingen sollte, Lehrer oder Eltern durch meinen Eigensinn dorthin zu bringen. Denn die Drohung: ‚Du landest noch auf dem Eichberg‘, klingt mir noch heute in den Ohren“. Ortsunkundigen gibt der Autor den Hinweis, dass auf dem Eichberg die Psychiatrie ist. Bereits 40 Jahre nachdem Schütz seine Ansicht von Eltville im Jahre 1774 gemalt habe, sei das Irrenhaus Eberbach ins Leben gerufen worden, was Witzel ein wenig schmunzelnd zur dialektischen Frage drängt, „ob die Idylle den Wahnsinn bedinge oder diese sich allein auf dessen Ausgrenzung gründe“.

Die nächste Bildstation im virtuellen Museumsrundgang hieß „Schindelfabrik“, 1910 von Marianne von Werefkin gemalt. Diese ließ sich gemeinsam mit Alexej Jawlensky, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky im bayerischen Oberau vom – gleichfalls idyllischen – Dorf und der Landschaft inspirieren.

Das nächste Werk, Ernst Ludwig Kirchners Bild „Seehorn“, setzt Witzel in Beziehung zu den Schrecken des Ersten Weltkriegs. Auf dem anscheinend harmlosen Wanderweg erblickt er die von naiver Ruhe ins eigene Verderben wandernden Menschlein. Und so weiter, ging es virtuell von „Station zur Station“, bis zum letzten Bild „Die  Wiesbadener Heimsuchung“ aus dem 16. Jahrhundert, welches der erfolgreichen  Auftakt-Veranstaltung zu den  20. Wiesbadener Literaturtagen den Namen gab.
Mit einem Gläschen Sekt und kleinen Leckereien wurde der Abend bei anregenden Gesprächen im Museums-Café fortgesetzt. Es waren durchweg nur positive Kommentare und viel Zustimmung zu hören, wie etwa: „Bei jedem Bild hatte man das Gefühl, munterer zu werden.“ oder „Bei solch interessantem Kunstunterricht, hätte ich früher weniger geschwänzt“  Eine ältere Dame stellte ganz erfreut fest: „Stellen Sie sich vor: heute ist mein Mann, der bei Konzerten immer gleich wegnickt, kein einziges Mal eingeschlafen!“

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Das weitere Programm der 20. Wiesbadener Literaturtage:

Aber auch die weiteren Veranstaltungen der diesjährigen Wiesbadener Literaturtage versprechen, äußerst spannend zu werden, zumal sie nicht auf Literatur beschränkt, sondern spartenübergreifende Veranstaltungen der Kunst wie Kurzfilm, Musik an den zentralen Orte Wiesbadener Kultur anbieten: im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine, im Kleinen Haus des Staatstheaters, im Thalhaus im Nerotal und in der Filmbühne Caligari.

Montag, 6. November, um 19.30 Uhr – kann man Frank Witzel zusammen mit dem Posaunisten Uwe Dierksen vom Ensemble Modern im Literaturhaus unter dem Motto „Grund unter Grund“ erleben. Witzel liest im ersten Teil des Abends aus seinem neuen Roman „Direkt danach und kurz davor“. Das Gespräch mit ihm führt Shirin Sojitrawalla, DLF und taz. Im zweiten Teil verbindet sich Witzels Lyrik mit den Klängen von Uwe Dierksen. Ein Chor unterschiedlicher Stimmen fragt in Frank Witzels neuem Roman „Direkt danach und kurz davor“ nach dem, was wirklich geschah. So steigt der Leser in die Bodenlosigkeit von Geschichte und sieht hinab in das Grauen des Menschenmöglichen. Mit dem Roman war Frank Witzel für die Longlist des Wilhelm Raabe-Literaturpreises nominiert. Im zweiten Teil des Abends trifft Witzel auf den Posaunisten Uwe Dierksen vom Ensemble Modern. Für die Frankfurter Lyriktage haben die beiden ein Projekt erarbeitet, das die Gründe und Untergründe aufzeigt, die sich durch das Aufeinandertreffen, Ineinandergreifen, Ergänzen und Kontrastieren von Musik und Lyrik ergeben.

Ein ganz besonderes Gastspiel findet am Dienstag, 7. November, um 19.30 Uhr im Kleinen Haus des Hessischen Staatstheaters statt: Zum ersten Mal bringen die Schauspielerinnen Jule Böwe, Julia Riedler und Julischka Eichel das ihnen von Frank Witzel gewidmete Stück „Jule, Julia, Julischka“ zu Gehör. Darin geraten drei Schauspielerinnen auf einer Probebühne derart aneinander, dass bald nicht mehr zu sagen ist, wo ihre Rollen anfangen und ihre Figuren enden. Jule Böwe ist Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne. Außerdem kann man sie in vielen Hörspielen und Filmen erleben. Julischka Eichel gehört zum Ensemble im Schauspiel Stuttgart. Neben ihrer Theaterarbeit spielt sie in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen. Julia Riedler ist Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Außerdem wirkt sie in Film- und Fernsehproduktionen sowie als Sprecherin in Hörspielen mit. Eingerichtet wurde das Stück von Thomas Martin. Er war von 2010 bis 2017 Chefdramaturg und Hausautor der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.

Am Mittwoch, 8. November, um 20 Uhr ist das Trio „Thumbscrew“ um die bekannte amerikanische Gitarristin Mary Halvorson, den Bassisten Michael Formanek und Schlagzeuger Tomas Fujiwara im thalhaus in Wiesbaden zu Gast. Thumbscrew hat zwar keinen Chef oder Leader, doch mit der gefeierten amerikanischen Gitarristin Mary Halvorson einen Star, der in vielen Genres zu Hause ist: Jazz, Neue Musik, Folk, Rock. Die Musik der drei umfasst zahllose Texturen und Strategien, die zu einem offenen, transparenten, intensiven und kurvenreichen Sound führen.

Am Donnerstag, 9. November, kann man mit Frank Witzel und Museumsdirektor Alexander Klar in einem Literaturtage Extra ab 16 Uhr bei einem Rundgang im Museum Wiesbaden der Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Projektes „Wiesbadener Heimsuchung“ folgen. Frank Witzel hat für den Mediaguide seine Geschichten zu zwei Dutzend Gemälden der umfangreichen Sammlung des Museums in einem literarischen Text festgehalten. Der Guide ist ab 7. November und über die Literaturtage hinaus im Museum erhältlich. Die Teilnehmerzahl für die Führung ist begrenzt.

Am Abend des 9. November findet im Literaturhaus Villa Clementine um 19.30 Uhr eine Lecture-Performance des Philosophen Marcus Steinweg statt. In einem freien Vortrag zeigt er den performativen Akt des Philosophierens. An dem Abend geht es vor allem um die Arbeit der bekannten französischen Schriftstellerin Marguerite Duras. Diese zeige, dass zum Schreiben immer eine gewisse Selbstentmächtigung gehöre, eine Art präziser Wahnsinn.

Am Freitag, 10. November, um 19.30 Uhr wendet sich Frank Witzel im Gespräch mit dem Historiker Philipp Felsch in der Caligari Filmbühne einem Thema zu, das jedem Wiesbadener, der in den 1960ern hier aufgewachsen ist, noch geläufig sein dürfte: die Entführung Timo Rinnelts. Der Abend findet in Kooperation mit der Caligari FilmBühne statt. Mit dem „Fall Timo Rinnelt“ begann beim Deutschen Fernsehfunk der DDR eine neue Sendereihe: „Kriminalfälle ohne Beispiel“. In den einzelnen Folgen sollten Fälle thematisiert werden, die in Ländern wie der BRD für großes Aufsehen sorgten und Ansatzpunkte lieferten, die kapitalistische Gesellschaft kritisch zu betrachten. An diesem Abend werden die Erstsendung aus dem Jahr 1967 und Ausschnitte aus zwei Sendungen von 1969 gezeigt.

Für Mittwoch, 8. November, 20 Uhr, im thalhaus, Nerotal 18, kostet der Eintritt 15 Euro, ermäßigt 11 Euro plus Gebühr, an der Abendkasse 19 Euro, ermäßigt 15 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei: Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon: (0611) 1729930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 304808; Frankfurt Ticket, Frankfurt Hauptwache (B-Ebene), Telefon (069) 1340400; online unter www.wiesbaden.de/literaturtage.

Für Donnerstag, 9. November, 16 Uhr, Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2, kostet der Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro plus 3 Euro für die Führung. Karten sind an der Kasse des Museums erhältlich.

Für Donnerstag, 9. November, 19.30 Uhr, im Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, kostet der Eintritt 10 Euro, ermäßigt 6 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühr. An der Abendkasse ksotet der Eintritt 13 Euro, ermäßigt 9 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei: Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon: (0611) 1729930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 304808; Frankfurt Ticket, Frankfurt Hauptwache (B-Ebene), Telefon (069) 1340400; online unter www.wiesbaden.de/literaturtage.

Für Freitag, 10. November, 19.30 Uhr, Caligari Filmbühne, Marktplatz 9, kostet der Eintritt 8 Euro. Der Kartenvorverkauf findet an der Kinokasse im Caligari täglich 17 bis 20.30 Uhr statt, reservierung-caligari@wiesbaden.de und in der Tourist-Information Wiesbaden (plus VVK-Gebühr), Marktplatz 1, Telefon (0611) 1729930.

Abschlussveranstaltung:
Gerhard Roth zu Gast am 11. November, um 19.30 Uhr zum Abschluss der Wiesbadener Literaturtage im Literaturhaus Villa Clementine :

Zum Abschluss der Literaturtage in Wiesbaden ist der große österreichische Schriftsteller Gerhard Roth am Samstag, 11. November, um 19.30 Uhr im Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, zu Gast. Der Abend umkreist Gerhard Roths Kosmos in Gesprächen, Selbstauskünften und Lesungen. Frank Witzel spricht mit dem Autor und seinem Lektor Jürgen Hosemann vom S. Fischer Verlag. Christian Brückner, Kurator der Wiesbadener Literaturtage 2015, liest aus Roths Büchern. Eine gute Gelegenheit, Gerhard Roth und sein umfangreiches Werk neu zu entdecken.

Gerhard Roth wurde 1942 in Graz geboren und lebt in Wien und der Südsteiermark. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke, darunter den 1991 abgeschlossenen siebenbändigen Zyklus „Die Archive des Schweigens“. Anschließend erschienen die Romane des „Orkus“-Zyklus, die literarischen Essays über Wien „Die Stadt“ sowie der Erinnerungsband „Das Alphabet der Zeit“. Zuletzt veröffentlichte Roth „Grundriss eines Rätsels“ und als ersten Band einer geplanten Venedig-Trilogie „Die Irrfahrt des Michael Aldrian“. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, 2016 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis sowie den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis.

Der Eintritt kostet im Vorverkauf zwölf, ermäßigt neun Euro plus Gebühr. An der Abendkasse sind 16, ermäßigt 13 Euro zu zahlen. Kartenvorverkauf bei: Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon (0611) 1729930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 304808; Frankfurt Ticket, Frankfurt Hauptwache (B-Ebene), Telefon 069 1340400; Online unter www.wiesbaden.de/literaturtage.

Die „Wiesbadener Literaturtage“ werden jährlich veranstaltet vom Kulturamt Wiesbaden und dem Literaturhaus Villa Clementine mit Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Sie verstehen sich als spartenübergreifendes Festival und finden mit Begleitveranstaltungen auch in Darmstadt und Frankfurt statt. In diesem Jahr feiert die Veranstaltung  das Jubiläum ihres 20. jährigen Bestehens.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.wiesbaden.de/literaturtage.

20. Wiesbadener Literaturtage starten am 5. Nov. 2017 – spartenübergreifendes Programm

wsbn.littage5.-9.11.17wDas spartenübergreifende Festival Wiesbadener Literaturtage – veranstaltet vom Kulturamt Wiesbaden / Literaturhaus Villa Clementine mit Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain – feiert in diesem Jahr sein 20. Jubiläum.

Der Auftakt der Literaturtage findet am Sonntag, 5. November, um 18 Uhr im Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2, statt. Das Museum ist einer der Orte, die Frank Witzel bereits als Jugendlichen geprägt haben. Besonders die Gemälde von Jawlensky haben einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen. Zum Auftakt der Literaturtage kann sich der Besucher mit Frank Witzel auf einen virtuellen literarischen Rundgang mit dem Titel „Wiesbadener Heimsuchung“ begeben. Dabei offenbart sich sein individueller Zugang zu bildender Kunst, jenseits von kunsthistorischen Bildbetrachtungen. Seine Geschichten zu zwei Dutzend Gemälden der umfangreichen Sammlung hat Frank Witzel in einem literarischen Text festgehalten, der auch als Mediaguide in Kooperation mit dem Museum und hr2 produziert worden ist. Musikalisch wird der Auftakt der Literaturtage von dem Gitarrenvirtuosen Volkmar Zimmermann untermalt. Geboren in Wiesbaden, lebt dieser seit langer Zeit in Kopenhagen und gehört zu den besten Interpreten zeitgenössischer Gitarrenmusik.

Am Tag darauf – Montag, 6. November, um 19.30 Uhr – kann man Frank Witzel zusammen mit dem Posaunisten Uwe Dierksen vom Ensemble Modern im Literaturhaus unter dem Motto „Grund unter Grund“ erleben. Witzel liest im ersten Teil des Abends aus seinem neuen Roman „Direkt danach und kurz davor“. Das Gespräch mit ihm führt Shirin Sojitrawalla, DLF und taz. Im zweiten Teil verbindet sich Witzels Lyrik mit den Klängen von Uwe Dierksen. Ein Chor unterschiedlicher Stimmen fragt in Frank Witzels neuem Roman „Direkt danach und kurz davor“ nach dem, was wirklich geschah. So steigt der Leser in die Bodenlosigkeit von Geschichte und sieht hinab in das Grauen des Menschenmöglichen. Mit dem Roman war Frank Witzel für die Longlist des Wilhelm Raabe-Literaturpreises nominiert. Im zweiten Teil des Abends trifft Witzel auf den Posaunisten Uwe Dierksen vom Ensemble Modern. Für die Frankfurter Lyriktage haben die beiden ein Projekt erarbeitet, das die Gründe und Untergründe aufzeigt, die sich durch das Aufeinandertreffen, Ineinandergreifen, Ergänzen und Kontrastieren von Musik und Lyrik ergeben.

Ein ganz besonderes Gastspiel findet am Dienstag, 7. November, um 19.30 Uhr im Kleinen Haus des Hessischen Staatstheaters statt: Zum ersten Mal bringen die Schauspielerinnen Jule Böwe, Julia Riedler und Julischka Eichel das ihnen von Frank Witzel gewidmete Stück „Jule, Julia, Julischka“ zu Gehör. Darin geraten drei Schauspielerinnen auf einer Probebühne derart aneinander, dass bald nicht mehr zu sagen ist, wo ihre Rollen anfangen und ihre Figuren enden. Jule Böwe ist Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne. Außerdem kann man sie in vielen Hörspielen und Filmen erleben. Julischka Eichel gehört zum Ensemble im Schauspiel Stuttgart. Neben ihrer Theaterarbeit spielt sie in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen. Julia Riedler ist Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Außerdem wirkt sie in Film- und Fernsehproduktionen sowie als Sprecherin in Hörspielen mit. Eingerichtet wurde das Stück von Thomas Martin. Er war von 2010 bis 2017 Chefdramaturg und Hausautor der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.

Der Eintritt für den Auftakt frei. Für die Veranstaltung am Montag, 6. November, Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, kostet der Eintritt 12 Euro, ermäßigt 9 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühr. An der Abendkasse kostet der Eintritt 16 Euro, ermäßigt 13 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei: Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon (0611) 1729930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 304808; Frankfurt Ticket, Frankfurt Hauptwache (B-Ebene), Telefon (069) 1340400; online unter www.wiesbaden.de/literaturtage.

Für die Veranstaltung am Dienstag, 7. November, im Staatstheater Wiesbaden, Kleines Haus, Christian-Zais-Straße 3, kostet der Eintritt 18 Euro, ermäßigt 12 Euro. Kartenvorverkauf: An der Kasse im Theater oder online unter www.staatstheater-wiesbaden.de; Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon (0611) 1729930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 304808; online unter www.wiesbaden.de/literaturtage.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.wiesbaden.de/literaturtage.

„Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen“ von Yuval Noah Harari ist bestes Wirtschaftsbuch – Wirtschaftsbuchpreis 2017 verliehen

Yuval Noah Harari  erhielt für „Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen“ aus dem C.H.Beck –Verlag, den Wirtschaftsbuchpreis 2017 - Foto aus der Videobotschaft - (Handelsbltt)
Yuval Noah Harari erhielt für „Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen“ aus dem C.H.Beck –Verlag, den Wirtschaftsbuchpreis 2017 – Foto aus der Videobotschaft – (Handelsbltt)

Der mit 10 000 Euro dotierte Wirtschaftsbuchpreis 2017 geht an Yuval Noah Hararis für sein opulentes Werk „Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen“ aus dem C.H.Beck –Verlag München. Das Werk wurde international bereits über eine Millionen mal verkauft, und sprengt alle Denk-Dimensionen.  Der israelische Autor und Historiker Yuval Noah Harari gilt als einer der letzten Universalgelehrten und wurde mit seinem Weltbestseller «Eine kurze Geschichte der Menschheit» berühmt.

Yuval Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von morgen. Beck, 576 Seiten, 24,95 Euro

Gabor Seingart, Herausgeber des Handelsblatts, Jury-Vorsitzender und Laudator.
Gabor Seingart, Herausgeber des Handelsblatts, Jury-Vorsitzender und Laudator.

Obwohl Hararis Werk weit über einen Wirtschaftsbuchtitel hinausragt, ist es von einer hochkarätigen Experten-Jury zum besten Wirtschaftsbuch des Jahres 2017 gekürt worden. „Wer dieses Buch liest, nimmt eine Weltbibliothek des Wissens in sich auf. Er nimmt an einem ‚Studium Generale‘ teil, das mit einem Zertifikat in Futurologie endet.“, sagte Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblatts und Juryvorsitzender des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises. Der Juryvorsitzende machte es bei der Preisverleihung am vorigen Freitagabend im Steigenberger Frankfurter Hof mit der Bekanntgabe des Siegertitels aus 10 Finalisten des Wirtschaftsbuchpreises spannend.

Jury-Mitglied Professor Ann-Kristin Achleitner. Foto: Diether v. Goddenthow
Jury-Mitglied Professor Ann-Kristin Achleitner. Foto: Diether v. Goddenthow

Eröffnet hatte die Präsentation der 10 Finalisten-Titel Jury-Mitglied Professor Ann-Kristin Achleitner mit einer fulminanten Keynote über das Lesen und was gute Bücher ausmacht. Auf neuropsychologische Studienergebnisse gestützt, sei es nun auch wissenschaftlich bewiesen, dass gute Bücher unsere Neugierde und damit die Ausschüttung von Dopamin anregten, kurzum: „ein gutes Buch kann glücklich machen und hält jung“, so Achleitner, die mit Voltaires – nun posthum neurowissenschaftlich belegten – Worten schloss: „Die nützlichsten Bücher sind die, die den Leser dazu anregen, sie zu ergänzen.“.

Anschließend stellten die Shortlist-Autoren bzw. vertretungsweise ihre Verleger in zweiminütigen Statements, in einem so genannten „elevator pitch“, die 10 Finalisten-Titel vor. Das Publikum, Mitglieder des Handelsblatt-Wirtschaftsclubs, Verleger, Medienleute usw., war begeistert.

Die Spannung stieg, und bevor Gabor Steingart, in Beisein von Buchmessen-Geschäftsführer Juergen Boos und den Co-Vorstandsvorsitzenden der Goldman Sachs AG, Dr. Wolfgang Fink und Dr. Jörg Kukies die Katze aus dem Sack ließ, wurde das Saalpublikum um ein Votum gebeten. Die Handzeichen-Abstimmung brachte jedoch keinen bestimmten Trend für eins, zwei Titel.
Schließlich lüftete Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart das Geheimnis: „Der Sieger des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2017 ist Yuval Noah Harari mit seinem im Beck-Verlag erschienenen Buch „Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen.“ In der Begründung der Jury heißt es: „Es geht um die Folgen des technisch-zivilisatorischen Umbruchs, in dem wir uns befinden. Der Autor bietet brillant geschriebene Denkanstöße und startet eine Debatte, die von uns allen fortgeführt werden muss“. Das Buch sei keine Science-Fiction und Harari sei auch kein Zukunftspessimist. Der Autor habe extrem spannende Ansätze, eine neue Sicht der Dinge, um auf die Themen der Zukunft zu fokussieren, erläuterte Steingart.

Harari wurde von seinem Verleger Jonathan Beck vertreten. Denn einmal im Jahr zieht sich der Historiker und Universalgelehrte Harari für zwei Monate zum Meditieren nach Indien zurück, wo er zur Zeit verweilt, und zwar: ohne E-Mails, Computer, Telefon und sogar ohne Bücher. Wie er in einer Videoeinspielung mitteile, spräche er während seiner Auszeit mit niemandem und versuche,  ganz im Jetzt zu leben und  seinen Körper und Geist tz hören. Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart hatte Yuval Noah Harari in Tel Aviv besucht und dabei die Video-Aufzeichnung des Interviews anfertigen lassen.
Per Video erläutert  Harari den Ansatz seines neuen Buches: Er habe in seinem letzten Werk «Eine kurze Geschichte der Menschheit» beschrieben, wie die einzigartige Fähigkeit des Menschen, an kollektive Mythen wie „Gott, Menschenrechte oder Geld“  glauben zu können, ihn befähigt habe, diesen Planeten zu erobern.
In seinem neuen Werk «Homo Deus» untersuche er nun, was passieren könnte, wenn unsere alten Mythen mit revolutionären neuen Technologien verbunden würden. Wie würde der Islam mit der Gentechnik umgehen? Wie würde der Sozialismus auf den Aufstieg der Nichtarbeiterklasse reagieren? Wie würde der Liberalismus mit einem Big Brother, der mit Big Data gefüttert wird, zurechtkommen? Würde das Silicon Valley am Ende nicht nur neue Geräte, sondern auch neue Religionen produzieren? Was würde mit der Demokratie passieren, wenn Google und Facebook unsere Vorlieben und unsere politischen Einstellungen besser kennen als wir selbst? Was würde aus dem Wohlfahrtsstaat, wenn Computer die Menschen vom Arbeitsmarkt verdrängen und eine gigantische Klasse der «Unnützen» schaffen? Was wäre, wenn die Biotechnologie die menschliche Lebenserwartung radikal verlängerte und es uns erlaubte, sowohl unserem Körper als auch unserem Geist ein Upgrade zu gönnen. Würden diese Verbesserungen dann für alle und jeden verfügbar sein? Oder würden wir eine noch nie dagewesene biologische Ungleichheit zwischen Arm und Reich erleben? Harari meint, dass der  Unterschied zwischen technologisch aufgerüsteten «Übermenschen» und den einfachen Menschen aus Fleisch und Blut sogar größer sein könnte, als der zwischen dem Homo Sapiens und dem Neandertaler.

Harari geht von der Grundüberzeugung aus, dass Erfolg nicht Glück bedeute, sondern  das Verlangen nach mehr hervorrufe, weswegen der Mensch letztlich alles, was machbar sei, auch zu realisieren versuche, und keine Grenzen kenne. Im Kern geht es um die Erkenntnis, dass alles in unserer Welt mehr oder weniger datengesteuert sei, und dass Jene, die die Algorithmen programmierten und Datenströme beherrschten, die Macht und das Sagen hätten. Hier setzt Hararis Erklärungsmodell der Welt an, ein Erklärungsmodell  wie wir es noch nie kennengelernt haben, so Gabor Steingart. Harari spekuliert über eine neue Datenreligion und verknüpft diese mit der Menschheitsgeschichte. „Wir sollen uns trauen, auch das bisher Undenkbare zu denken. Denn wenn wir eine Chance haben wollen, den Algorithmus zu schlagen, dann müssen wir disruptiv denken. Wir müssen den Computer erst durchschauen und dann überlisten.“, so Handelsblatt-Herausgeber Cabor Seingart in seiner Laudatio.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Siehe auch  im Handelsblatt die Beiträge: von Regina Krieger:  Gegen die Gegenwartsverliebtheit von Gabor Steingart„Das System ist erstarrt“

Wer liest am besten? Der Vorlesewettbewerb startet in eine neue Runde – Meldeschluss 15. Dez. 2017

vorlesewettbewerb2017

9. Vorlesewettbewerb beginnt / Bundesweiter Meldeschluss für Schulsieger am 15. Dezember 2017 / Vier Sparda-Banken fördern den Wettbewerb

Der Vorlesewettbewerb schlägt ein neues Kapitel auf: Für rund 600.000 Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen in Deutschland beginnt in den kommenden Tagen die 59. Runde des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels. Bis Dezember lesen Mädchen und Jungen an 7.200 Schulen im ganzen Bundesgebiet aus ihren Lieblingsbüchern vor. Die Schulsieger kommen eine Runde weiter. Die beste Vorleserin oder der beste Vorleser jedes Bundeslandes darf im Juni 2018 beim großen Bundesfinale in Berlin antreten.

Zum Start der nächsten Runde kann der Vorlesewettbewerb einen neuen Förderer begrüßen: Der Gewinn-Sparverein der Sparda-Bank München e. V. fördert erstmalig den Wettbewerb. Die Sparda-Bank Hamburg erweitert ihre Förderung auf Schleswig-Holstein. Weiterhin fördern die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg und der Gewinn-Sparverein der Sparda-Bank Hessen den Schülerwettbewerb.

„Mit dem Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels setzen wir uns seit fast 60 Jahren dafür ein, bei Mädchen und Jungen die Lust am Lesen und an Büchern zu wecken. Wir freuen uns, mit den vier Sparda-Banken starke Partner für diese wichtige Aufgabe gefunden zu haben“, sagt Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Wettbewerbsunterlagen jetzt verfügbar

Unter www.vorlesewettbewerb.de können Veranstalter, Lehrer und Teilnehmer alle Informationen und Formulare für das neue Wettbewerbsjahr abrufen. In den nächsten Tagen erhalten rund 15.000 Schulen in Deutschland die aktuellen Unterlagen zudem per Post. Alle Schüler der sechsten Klassen von teilnehmenden Schulen können beim Vorlesewettbewerb mitmachen; die Klassen- und Schulentscheide finden von Oktober bis Dezember 2017 statt. Bundesweiter Meldeschluss für Schulsieger ist der 15. Dezember 2017. Danach stehen die Entscheide auf Stadt- bzw. Kreis-, Bezirks- und Landesebene an. Höhepunkt ist das Bundesfinale mit den 16 Landessiegern am 20. Juni 2018 in Berlin.

Der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels ist einer der größten und ältesten Schülerwettbewerbe in Deutschland. Seit 1959 lädt die Initiative der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung Mädchen und Jungen dazu ein, spannende Geschichten und die Freude am Lesen zu entdecken.

Der Vorlesewettbewerb steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Medienpartner sind der rbb und das Kindermagazin „Dein SPIEGEL“. Alle Informationen zum Vorlesewettbewerb und die Wettbewerbsunterlagen: www.vorlesewettbewerb.de.

Landesmuseum Mainz bietet erstmals inklusive Lesung an „Mainz liest bunt“: Zum bundesweiten Vorlesetag wird Buch in Leichter Sprache vorgelesen

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Zum bundesweiteten Vorlesetag veranstaltet das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) am Donnerstag, 16. November, in Kooperation mit der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz e.V. zum ersten Mal eine inklusive Lesung. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr und findet im Rahmen der Reihe „Mainz liest bunt“ statt. Die Vorleser sind: der ehemalige Kulturdezernent der Stadt Mainz, Peter Krawietz und Claudia Presser, die für ihre Vorlesearbeit unter anderem für die Stiftung Lesen bereits mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.

Zudem lesen Anja Geißler, sie ist von Geburt an blind und präsentiert bei der Lesung eine ganz besondere Lesetechnik, das Lesen mit den Fingern (Braille), sowie Johannes Instinsky vom Landesbeirat behinderter Menschen der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz. Alle vier lesen aus dem kürzlich erschienenen Buch „Geschichten aus Rheinland-Pfalz in Leichter Sprache“ vor.

Zusätzlich wird die Lesung live in Gebärdensprache gedolmetscht. Der Ausdruck „Leichte Sprache“ steht für eine leicht verständliche Art der Kommunikation. Dabei werden zum Beispiel kurze Sätze und einfache Wörter verwendet sowie unterstützende Bilder eingesetzt. Es wird zudem auf eine leicht lesbare und große Schrift geachtet. Ziel ist es, den Zugang zu Texten zu erleichtern.
„Die Themen „Inklusion und Barrierefreiheit“ liegen uns ganz besonders am Herzen.

Für unsere aktuelle Ausstellung „vorZEITEN – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ haben wir bereits einen Ausstellungsführer in Leichter Sprache erstellt. Mit der ersten inklusiven Lesung in unserem Haus gehen wir diesen Weg weiter“, betont Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums.
„Geschichten aus Rheinland-Pfalz in Leichter Sprache“ enthält fünf Sagengeschichten: Das Mainzer Rad, Der Binger Mäuseturm, Die Braut von der Burg Rheinstein, Der Schatz im Feuer von Bacharach und Die Loreley. Die Erzählungen wurden von Anne-Kathrin Berg vom Zentrum für Leichte Sprache nacherzählt. Im Anschluss wurden die Geschichten dahingehend geprüft, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten die erstellten Texte und Bilder vorab begutachten und ihre Eindrücke schildern konnten. Diese wichtige Aufgabe übernahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der in.betrieb GmbH Gesellschaft für Teilhabe und Integration. Grafikerin Julia Disser aus Landshut hat die Erzählungen liebevoll illustriert und die Wünsche und Anregungen der „Probeleser“ umgesetzt.

Der bundesweite Vorlesetag, eine Initiative der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und der Deutsche Bahn Stiftung findet seit 2004 statt. Leidenschaft für das Lesen und Vorlesen zu wecken und Kinder möglichst früh mit dem geschriebenen und erzählten Wort in Kontakt zu bringen, ist das Anliegen der Initiative. In diesem Jahr steht unter dem Titel „Lesespaß für alle“ das Thema Inklusion im Fokus. Ganz unterschiedliche Vorleserinnen und Vorleser werden Leser und Hörer mit und ohne Behinderung den Spaß am Lesen entdecken lassen und sie für inklusive Leseveranstaltungen oder inklusive Leseclubs begeistern.

Besucherrekord bei OPEN BOOKS, OPEN BOOKS KIDS und „Literatur im Römer“ anlässlich der Frankfurter Buchmesse

Besucherinnen und Besucher Besucherinnen und Besucher standen vor "Literatur im Römer" wieder Schlange. Foto: Alexander Paul
Besucherinnen und Besucher Besucherinnen und Besucher standen vor „Literatur im Römer“ wieder Schlange. Foto: Alexander Paul

Das von der Stadt Frankfurt veranstaltete Lesefest OPEN BOOKS erlebte im neunten Jahr seines Bestehens wieder einen deutlichen Besucherzuwachs. Das Kulturamt Frankfurt als Veranstalter zählte 2017 an den Tagen vom 10. bis zum 15. Oktober 16.000 Zuschauer, die an 120 Lesungen mit 200 Mitwirkenden teilnahmen. Wie die Jahre zuvor konzentrierten sich die Veranstaltungen auf fünf Orte rund um den Römerberg. OPEN BOOKS verwandelte die Buchmesse in ein lebendiges Fest des Lesens, das auch dank des freien Eintritts für Menschen aller Generationen und Interessen offen war. Für junge Besucher gab es erstmals den Lesungsreigen OPEN BOOKS KIDS.

Die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Ina Hartwig, sagt zum Abschluss: „Ich bin begeistert, dass ein so dichtes und hochkarätiges Programm wie das von OPEN BOOKS einen so großen Zuspruch findet. Das Buch erweist sich als großes Kulturereignis und Frankfurt kann mit Stolz sagen, dass es seinem Ruf als Buch- und Literaturstadt mehr denn je gerecht wird. Ganz besonders freue ich mich, dass bei OPEN BOOKS KIDS auch die kommende Lesegeneration angesprochen wird und die Kinder erleben konnten, was für ein Erlebnis für Augen und Ohren ein Buch sein kann.“ Die Leiterin von OPEN BOOKS, Dr. Sonja Vandenrath, ergänzt: „Wir haben in diesem Jahr einen regelrechten Wahrnehmungssprung gemacht. OPEN BOOKS gehört zu Frankfurt wie die Buchmesse selbst. Ich bin stolz und glücklich, dass unser Konzept aufgegangen ist, 120 Veranstaltungen an rund vier Tagen anzubieten und dies alles rund um den Römer. Der Römerberg war quirlig und lebendig wie noch nie zu BuchmessenTagen.

Neben dem Römer war die deutschsprachige Belletristik auch im Frankfurter Kunstverein vertreten. Foto: Alexander Paul
Neben dem Römer war die deutschsprachige Belletristik auch im Frankfurter Kunstverein vertreten. Foto: Alexander Paul

Wir hatten ein großartiges Publikum, das dankbar für das Angebot war, Lesungen aus den wichtigsten Büchern des Herbstes bei freiem Eintritt und auf kurzen Wegen erleben zu können. Die Besucherströme bei OPEN BOOKS zeigen, dass Lesungen für die Buchkultur immer wichtiger werden.“

Bereits der erstmalig in der Deutschen Nationalbibliothek stattfindende Auftakt am 10. Oktober mit doppelt so vielen Plätzen wie die Jahre zuvor war ausverkauft. OPEN BOOKS erlebt eine furiose Eröffnung, zu der die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Dr. Ina Hartwig, und die stellvertretende Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Ute Schwens, begrüßten.

Auf dem legendären „Blauen Sofa“ nahmen anschließend der frischgekürte Buchpreisträger des Jahres 2017 Robert Menasse, der Büchner-Preisträger 2014 Jürgen Becker, der französische Soziologe Didier Eribon und die Frankfurter Schriftstellerin Eva Demski Platz. Das Programm bot an den drauffolgenden Tagen eine Auslese der wichtigsten Neuerscheinungen des Herbstes, zu denen der diesjährige Ehrengast Frankreich hochkarätige Autoren wie Leila Slimani, Hédi Kaddour, Annie Ernaux und Marie NDiaye beitrugen. Sie lasen in der Evangelischen Akademie Frankfurt. Das Sachbuch im Haus am Dom erwies sich erneut als Besuchermagnet. Die deutschsprachige Belletristik in den Römerhallen und dem Frankfurter Kunstverein war mit den wichtigsten Titeln prominent vertreten. Die von Jakob Hoffmann kuratierte Comicreihe ist aus dem Programm nicht mehr wegzudenken. Vor den Römerhallen, dem traditionsreichen Veranstaltungsort von „Literatur im Römer“, stand das Publikum schon lange vor Beginn Schlange und wartete geduldig auf den Einlass, um die 16 besten Romane des Herbstes in kurzen Gesprächen und Lesungen präsentiert zu bekommen. Rund um den Römer war der Eintritt zu allen Veranstaltungen frei.

Besonderen Interesses erfreute sich in diesem Jahr das Kinderbuchprogramm OPEN BOOKS KIDS. Am Buchmesse Wochenende stellten unter anderem der bekannte Kinderbuchillustrator Ole Könnecke sein Buch „Sport ist herrlich“ und Tanya Stewner ihren zehnten Band der Erfolgsreihe „Liliane Susewind“ im kinder museum frankfurt vor und antworten auf die vielen Fragen der jungen Zuhörer. OPEN BOOKS KIDS, der erstmalig veranstalteten Lesungsreigen für Kinder im Frankfurter Kindermuseum, wird aufgrund des großen Erfolgs im kommenden Jahr fortgesetzt.

Solilesung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel im Haus am Dom. Foto: Alexander Paul
Solilesung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel im Haus am Dom. Foto: Alexander Paul

Am Samstag ging OPEN BOOKS mit der langen Lyriknacht „Teil der Bewegung“ und einer Solidaritätsveranstaltung für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel im Haus am Dom zu Ende. Gefeiert wurde bei der OPEN PARTY im Literaturhaus.